ERASMUS in Nizza - Heinrich-Heine
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ERASMUS in Nizza - Heinrich-Heine
Erfahrungsbericht Wintersemester 2012/2013 Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf – Université Nice Sophia Antipolis ERASMUS in Nizza Schon zu Beginn meines Studiums stand fest, dass ich gerne ein Auslandssemester in Frankreich machen wollte. Da das Institut für Medien –und Kulturwissenschaft Düsseldorf mit der Université Nice Sophia-Antipolis in Frankreich kooperiert, reiste ich in den wunderschönen Süden Frankreichs. Vorbereitung Von meiner Heimatsuniversität wurden keine besonderen Bedingungen gefordert. Wer sich vor Papierkram nicht scheut kann Auslands BAföG beantragen, da jedoch unendlich viele Unterlagen eingereicht werden müssen, wurde mir selbst nach Ende des Auslandsaufenthalts noch kein Bescheid erteilt. Bis Ende Mai ist die Bewerbung an der Uni Nizza im Internet möglich. Das ausgefüllte Onlineformular muss zusammen mit dem von der Heimatuniversität unterschriebenen Learningagreement, sowie einem Transcript of Records an die Universität in Nizza geschickt werden. Die Zusage der Universität erhielt ich erst nach Verschicken von unzähligen Emails der Nachfrage im Juli. Auf weitere Informationen für Erasmusstudierende oder über die Universität kann man vergeblich warten. Emails mit Nachfragen werden allesamt an Hr. Lupukisa (Bureau des Relations Internationales, Fac. des Lettres) oder Fr. Rasse (Relations Internationales, CROUS) weitergeleitet, die jedoch nicht beantwortet werden. Auf der Seite der Fakultät fand ich dann schließlich ab August Hinweise zu Einführungsveranstaltungen und Beginn der Kurse. Auf jeden Fall sollte man Passbilder, Kopien von Ausweis und Krankenversicherung mitnehmen, da diese Dokumente für alles Mögliche benötigt werden. Sich über alles weiter vorher zu informieren bringt meistens nichts, da die Zuständigen selber noch nicht Bescheid wissen. Die meisten Dinge stehen erst kurz vor oder nach Semesterbeginn fest und Emails werden zudem prinzipiell nicht beantwortet. Unterkunft Wenn man im Studentenwohnheim unterkommen möchte sollte man sich rechtzeitig bei CROUS bewerben. Auf eine Antwort habe ich jedoch vergeblich gewartet, auch das Schreiben unzähliger Emails und Anrufen der zuständigen Madame Rasse zeigten keine Wirkung. Aus diesem Grund habe ich mich im Internet auf der Seite http://www.lokaviz.fr/ nach privaten Wohnungsangeboten umgeschaut. Letztendlich habe ich ein Zimmer in einer möblierten 7ner WG gefunden, nur 3 Minuten von der Promenade des Anglais am Meer entfernt. Die Mietpreise sind zwar relativ hoch, doch die WG war in einem sehr guten Zustand, gut ausgestattet und mein Zimmer hatte Zugang zu einem großen Balkon. Zudem hatte ich vom ersten Tag an gleich Kontakt zu Franzosen und internationalen Studierenden. Für die Wohnungskosten kann man vom Staat CAF beantragen. Caf übernimmt etwa 1/3 der Mietkosten ab dem 2. Mietmonat. Da bei mir in der Nähe ein CAF Büro war konnte ich die Unterlagen schnell persönlich abgeben. Auch hier sollte man sich so früh wie möglich bewerben, da man im Gegensatz zu den französischen Studenten meist erst nach Nachhaken über einen Monat auf eine Antwort warten muss. Besonders ärgerlich ist es, dass man trotz persönlicher Abgabe nicht vom Anfang an über alle benötigten Unterlagen in Kenntnis gesetzt wird, sondern erst nach und nach Post über noch nachzureichende Dokumente erhält. Einen Monat vor Ende meines Aufenthalts habe ich das Geld schließlich erhalten. Studium an der Gasthochschule Die Fakultät Ich habe an der Faculté des Lettres, Campus Carlone studiert. Die Fakultät liegt am Berghang im östlichenTeil Nizzas. Während der eher kleine Campus insgesamt eine Betonplattformästhetik aufweist, kann man jedoch von einigen Seminarräumen aus hervorragend den Meeresblick genießen. In der Mensa kann man für 3,10€ ein Hauptgericht mit Vorspeise und Nachtisch essen. Des Weiteren verfügt die Fakultät über eine Cafeteria, in der Sandwiches, Salate, Croque Monsieurs und vor allem leckere Tartes verkauft werden. In der Bibliothek stehen Studenten Computer mit Internetzugang, Kopierer und Drucker zur Verfügung. Besonders positiv fand ich das Sportgebäude auf dem Campus, in dem nicht nur Unisportveranstaltungen stattfanden, sondern auch ein Hallenbad war. Einschreibung und Organisatorisches Die Universität bietet internationalen Studierenden keine gute Betreuung. Es gab weder einen offiziellen Empfang noch eine Einführung für uns. Informationen werden Erasmusstudenten nicht zur Verfügung gestellt. Sie müssen immer erfragt werden oder man bekommt sie nur zufällig, wenn man zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist. Die Universität und Verständigung zwischen dem Personal ist in Nizza sehr desorganisiert. So wird man meistens von Büro zu Büro geschickt, da keiner genau Bescheid weiß. Nichts Ungewöhnliches ist außerdem, dass Dokumente verschlampt oder verlegt werden. Deswegen sollte man lieber immer eine Kopie von Dokumenten machen, bevor man sie abgibt. Um Informationen zu erhalten oder Unterschriften für Unterlagen und Dokumente zu bekommen, sollte man das „ Bureau des Relations internationales“ öfters aufsuchen. Zu Beginn des Semesters sollte man sich auf eine lange Warteschlange gefasst machen. Das erste was man tun sollte ist die Immatrikulation, um einen Studentenausweis und das „Certificat de scolarité“ zu erhalten, da diese in der Regel benötigt werden, um ein Studentenbankkonto zu eröffnen, eine Bus Karte zu abonnieren, die Bibliothek und Uni-Wlan zu nutzen, das Caf zu beantragen… Dieser Prozess kann sich jedoch über 2 Wochen ziehen: erst waren die Formulare noch nicht vorhanden, dann war die Anmeldung noch nicht möglich, dann brauchte man einen Termin um die Anmeldung abzugeben, dann stürzte der Uniserver ab… Äußerst schwierig waren auch die Zusammenstellung des Stundenplans und die Anmeldung für die Kurse. Dafür muss man jedes zuständiges Sekretariat einzeln aufsuchen. Die Zeiten der Kurse stehen selbst einen Tag vor Kursbeginn noch nicht fest und können sich nach Beginn des Semesters wieder ändern. Es wird erwartet täglich die Aushänge zu beachten. Für Erasmusstudenten wird ein 15 stündiger kostenloser Sprachkurs angeboten. Außerdem kann man für 250€ einen 60 stündigen Sprachkurs machen. Kurse und Prüfungen Ich habe „Sciences de l’Information et de la Communication“ studiert. Die Kurse, die ich belegt hatte waren aus dem 3. und 5. Semester. Zusätzlich habe ich einen Arabischkurs belegt. Der Arabischkurs war sehr gut und der Professor war Erasmusstudenten gegenüber sehr zuvorkommend. Die meisten anderen Kurse waren Frontalvorlesungen, die konzentriertes Mitschreiben und Auseinandersetzung mit der Bibliographie erforderten. Zu den Vorlesungen erschien meistens nur ein Bruchteil des Kurses und die Mitschriften der Anwesenden wurden dann übers Internet verbreitet. Um ECTs zu erhalten muss man in der Regel nach Ende des Semesters im Januar oder Dezember eine Prüfung schreiben (Partielles) oder während des Semesters Klausuren (Contrôle Continu). Die Prüfungen bestanden aus dem Verfassen eines Aufsatzes innerhalb von 2 Stunden in Bezug auf ein Buch oder ein Zitat. Ich habe am außerdem am 60 stündigen französisch Kurs „soutien linguistique“ teilgenommen. Der Kurs fand dreimal die Woche abends statt. Es wurde Grammatik wiederholt, Hörverständnis trainiert, sowie Sprechen und Texte Schreiben geübt. Der Kurs hat mir insgesamt Spaß gemacht und war ein gutes Training. Alltag und Freizeit Nizza ist eine wunderschöne Stadt an der Côte Azur. Bis in den Oktober kann man vom sommerlichen Wetter, Meer und Strand profitieren. Auch im Winter wird es kaum unter 5 Grad, sodass selbst im Januar noch einige mutige im Meer schwimmen. Während meines Wintersemesters fand außerdem zum Beginn Septembers ein Hafenfest (sehr empfehlenswert) und im Dezember der Weihnachtsmarkt statt. Wer bis in den Februar bleibt kann zudem denn Karneval in Nizza erleben. Da Nizza eine touristische Stadt ist, sind die Einkaufspreise, Restaurants sowie allgemein Lebensunterhaltskosten ziemlich teuer. Loben muss man allerdings die Preise der öffentlichen Verkehrsmittel. Für Vielfahrer empfiehlt es sich ein monatliches oder jährliches Studentenabonnement zu holen. Zusätzlich kann man sich auch ein Velo Bleu Fahrrad mieten. Von Nizza aus lassen sich viele andere wunderschöne Städte an der Côte d’Azur erreichen. Da der öffentliche Nahverkehr günstig ist, empfiehlt es sich davon zu profitieren und z.B. Monaco, Cannes, Antibes, Eze und Cap St. Jean Ferrat zu besuchen (je nur 1€ mit dem Bus!). Auch lohnt sich ein Abstecher ins nahe gelegene Italien. Selbst vom Sprachenzentrum der Universität werden von Zeit zu Zeit für ausländische Studenten Ausflüge nach Monaco, Genova oder andere Sehenswürdigkeiten in der Gegend angeboten. Angesichts dieser Tatsache habe ich viele Ausflüge gemacht und in den Herbstferien einige Tage in Italien verbracht. Das berüchtigte Erasmusleben bereitet auf jeden Fall eine Menge Spaß und man lernt viele aufgeschlossene Leute unterschiedlicher Nationalitäten kennen. Schwieriger ist es hingegen die Einheimischen selber kennen zu lernen. Zu Beginn des Semesters empfiehlt es sich den Aktivitäten der Gruppe ESN-Nice anzuschließen. So wurde ein Kennenlern-Picknick am Strand organisiert und im Verlauf des Semesters werden weitere Events wie zum Beispiel Kino, Salsa Abende, Partybus, Eachone-Teach-one und Partys organisiert. Ein Erasmussemester ist außerdem die ideale Gelegenheit neue Sachen auszuprobieren. Der angebotene Unisport hat ein vielseitiges Programm. Man kann unbedenklich verschiedene Kurse ausprobieren, sodass ich in Yoga, Salsa, Tango Argentino und Dance oriental Kurse geschnuppert habe. Fazit Ich habe insgesamt 5 wundervolle Monate in Frankreich verbracht. Auch wenn das bürokratische Organisationschaos und die schlechte Betreuung einen zunächst zu Orientierungslosigkeit und Aufregung führen, lernt man jedoch ein neues Universitätssystem und Lehrmethoden kennen. Die meisten Dinge klären sich mit der Zeit, also Ruhe und Gelassenheit bewahren. Ich kann einen ERASMUs Aufenthalt nur weiter empfehlen. Ich habe viel Abwechslung erlebt, Sonne, Meer und Reisen genossen und meine Französischkenntnisse verbessert. Aber vor allem habe ich nette und aufgeschlossene Menschen kennengelernt, sodass ich über die französische Kultur hinaus eine multikulturelle Erfahrung erlebt habe.