Erstberatung Herr P. 149 Herr P.: „Da hat man sich ein dickes Fell
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Erstberatung Herr P. 149 Herr P.: „Da hat man sich ein dickes Fell
Erstberatung Herr P. Abschnittnummer Herr P.: „Da hat man sich ein dickes Fell zugelegt.“ 149 Themen 1 2 02.08.02 3 Anruf von Frau Y. Zugang: über Tochter Rolle der Kinder: Initiative ergreifen 4 Ihre Mutter sei 78 Jahre alt, Alter der Patientin: 78 5 leide seit Jahren an einer Zyklothymie, Vorgeschichte: chronische psychische Erkrankung 6 neuerdings auch an Parkinson und Demenz. 7 Sie werde von ihrem Ehemann (und Vater der Anruferin) betreut. 8 Sie sei jetzt „völlig durch den Wind“, „sie zieht Pampers über den Kopf“. Problemverhalten der Patientin: Agnosie 9 Der Vater habe bisher immer externe Hilfen abgelehnt, Allein zurecht kommen wollen 10 jetzt aber habe er Hilfebedarf signalisiert. Hilfen suchen 11 Die Tochter berichtet, sie lebe im selben Haus wie die Eltern, in eigener Wohnung, sei berufstätig. Wir vereinbaren einen Beratungstermin. Sie wird den Vater mitbringen. Sie möchte, dass er einen Überblick über mögliche Hilfen erhält. Rolle der Kinder: Stütze 12 13 09.08.02 14 Persönliche Beratung in der Gerontopsychiatrischen Beratung 15 Frau Y. und Herr P. kommen gemeinsam in die Beratungsstelle. 16 Beratung für Ehemann und Tochter Erstberatung Herr P. 150 Abschnittnummer Herr P.: „Da hat man sich ein dickes Fell zugelegt.“ Themen 17 Herr P. berichtet, er selbst sei 79, seine Frau 78 Jahre alt. Alter des ratsuchenden Ehemannes: 79. Ehefrau: 78 18 Seine Frau leide seit 30 Jahren an Depressionen, sie habe oft versucht, sich das Leben zu nehmen. Vorgeschichte: chronische psychische Erkrankung, Suizidalität 19 Seit einigen Jahren sei eine Parkinson-Erkrankung dazu gekommen, außerdem Diabetes. Zusätzliche altersassoziierte Erkrankungen 20 Vor 14 Tagen habe der Psychiater, bei dem seine Frau seit Jahren in Behandlung sei, ihm eröffnet, dass sie nun auch noch eine schwergradige Demenz habe. Erfahren der Demenzdiagnose Er selbst sei auch nicht gesund, habe Darmkrebs. Eigene Erkrankungen des ratsuchenden Ehemanns 23 Seine Frau sei tagsüber sehr schläfrig, sie schlafe jetzt auch nachts durch (früher nicht), Verhalten der dementen Ehefrau: Schläfrigkeit 24 sie interessiere sich für nichts mehr. Verhalten der dementen Ehefrau: Interesselosigkeit 25 Sie erkenne die Tochter und auch ihn nicht mehr. Verhalten: nicht Erkennen der Tochter und des Ehemannes 26 Schwierig für ihn sei es, sie zum Essen zu bewegen. Er müsse sie füttern, Pflegeproblem: Nahrungsaufnahme 27 sie wehre sich. Problemverhalten: mangelnde Kooperation 28 Auch das Anziehen morgens sei nicht einfach. Sie wehre sich dagegen: „Das ist, als ob sie vier Hände hätte.“ Problemverhalten: mangelnde Kooperation 29 Sie habe täglich Durchfälle Pflegeproblem: Inkontinenz, Verdauungsprobleme 30 und wehre sich dann mit Händen und Füßen gegen das notwendige Baden und Umziehen. Problemverhalten: mangelnde Kooperation 31 Den Haushalt versorge er selbst. Er tue das seit 30 Jahren. „Da ist man drin geübt.“ Übernahme von Aufgaben, für die zuvor die Partnerin zuständig gewesen war 21 Demenzstadium: fortgeschritten 22 32 Erstberatung Herr P. 151 Abschnittnummer Herr P.: „Da hat man sich ein dickes Fell zugelegt.“ 33 Ich bestätige, dass er nicht nur bezogen auf den Haushalt in diesen vielen Jahren ein Experte geworden ist, sondern sicher auch im Umgang mit seiner kranken Frau. Auf meine Frage, wie er es immer wieder schafft, die notwendigen pflegerischen Dinge trotz der Gegenwehr seiner Frau durchzuführen, 34 erzählt er: „Sie will immer raus: raus aus der Badewanne, wenn sie sich waschen soll; raus aus der Küche, wenn sie essen soll; raus aus dem Schlafzimmer, wenn sie sich anziehen soll. Problemverhalten: mangelnde Kooperation 35 Ich sage dann immer: 'Nee, Männeken, Du kommst mir hier nicht raus!'" Lösungsversuch: spielerisch 37 Ich spreche Herrn P. darauf an, dass er in den letzten 30 Jahren viel mit seiner Frau durchgemacht habe, und frage nach seinen Überlegungen zur Zukunft. Zukunftsperspektive 38 Als Antwort auf diese Frage macht er eine wegwerfende Handbewegung und sagt dann: „Da hat man sich ein dickes Fell zugelegt.“ Selbstschutz 39 Auf die Frage, ob er schon mal daran gedacht hat, seine Frau in ein Heim zu geben, gibt er keine Antwort. Statt dessen: „Da gibt man sich einen Ruck, und dann geht's weiter.“ Disziplin 40 Aber er mache sich Sorgen: „Was passiert, wenn ich mal ausfalle?“ Sich für die Partnerin verantwortlich fühlen Die Tochter berichtet, sie habe vor einem Jahr einen Antrag auf Leistungen der Pflegeversicherung gestellt, der aber damals abgelehnt worden sei. Bei der Begutachtung durch den MDK sei sie unglücklicherweise nicht anwesend gewesen, und der Vater habe den tatsächlichen Bedarf wohl nicht angemessen darstellen können. Sie habe jetzt erneut einen Antrag gestellt. Pflegeversicherung 44 Ich informiere Herrn P. über das Krankheitsbild der Demenz und über Unterschiede zur depressiven und manischen Erkrankung, an der seine Frau bisher gelitten hat. Symptomatik und Verlauf der Demenz 45 Dann spreche ich über Belastungen bei der Pflege Demenzkranker, Belastungen Themen 36 41 42 43 Erstberatung Herr P. 152 Abschnittnummer Herr P.: „Da hat man sich ein dickes Fell zugelegt.“ Themen 46 über die krankheitsbedingt fehlende Einsicht und die daraus resultierenden täglichen „Kleinkriege“. Er bestätigt lebhaft durch häufiges Kopfnicken. Verstehenshilfen und Umgang 47 Ich spreche über Risiken für die eigene Gesundheit und die Notwendigkeit der Entlastung. Belastungen 48 Ich erkläre Grundzüge der Ansprüche nach dem SGB XI. Pflegeversicherung 49 Mit der Tochter bespreche ich Einzelheiten der Leistungsansprüche und Vorbereitung auf die Begutachtung. Rolle der Kinder: Stütze Ich informiere über ambulante Pflegedienste, Tagespflege, Kurzzeitpflege, Verhinderungspflege, Alzheimer-Gesellschaft (Gesprächskreis) (verneindende Kopfbewegung: „Nee, das brauch’ ich nicht.“), ehrenamtlichen Besuchsdienst LichtBlick und über unsere Pflegekurse. Wir sprechen auch über eine vorsorgliche Anmeldung auf der Warteliste einiger Heime. Hilfeoptionen: amb. Pflegedienst, Tagespflege, Kurzzeitpflege, Gesprächskreis, ehrenamtlicher Besuchsdienst, Pflegekurs, Altenpflegeheim 50 51 52 53 Vereinbarungen: 54 Sie gehen anschließend zu einem ambulanten Pflegedienst, um Hilfen für die tägliche Grundpflege zu organisieren. 55 Wenn der Bescheid der Pflegekasse da ist, wird er mit seiner Tochter überlegen, welche weiteren Hilfen er in Anspruch nehmen will. Denkbar sind für ihn 2 Tage Tagespflege in der Woche. 56 Wenn dann konkrete FragenH zu klären sind, melden sie sich wieder in der Beratungsstelle. 57 Wir laden ihn zu unserem nächsten Kurs „Verwirrtheit im Alter“ ein, und er erhält den Geronymus. Er erhält eine Demenzbroschüre. 58 59 Erstberatung Herr P. 153 Abschnittnummer Herr P.: „Da hat man sich ein dickes Fell zugelegt.“ 60 13.08.02 61 Anruf von Frau Y. (Tochter) 62 Sie führten bereits ein Pflegetagebuch zur Vorbereitung auf die MDK-Begutachtung. Sie sei zuversichtlich, dieses Mal eine Einstufung begründen zu können. Pflegeversicherung 63 Sie habe einen Aufnahmeantrag für das Altenheim H. besorgt, den der Vater vorsorglich stellen wolle. Altenpflegeheim 64 Dabei habe sich herausgestellt, dass die Mutter unterschreiben müsse, was sie gar nicht mehr könne. Beratung über gesetzliche Betreuung. Themen Rolle der Kinder: Stütze 65 66 Der Vater habe in den Broschüren über den Umgang mit Demenzkranken gelesen. Sie habe den Eindruck, er sei dadurch ruhiger im Umgang mit seiner Frau. Verstehens- und Umgangshilfen 67 Frau Y. fragt nach Möglichkeiten der Wohnraumanpassung. Beratung zu SGB-XI-Ansprüchen und Verweis an die Wohnraumberatung der Stadt. Pflegeversicherung