Broschüre abi extra 2009

Transcrição

Broschüre abi extra 2009
ausgabe 2009
Frauen und Technik
Vorurteile auf die Bretter schicken
female
Reportagen und mehr
Starke Frauen in Hightech-Fächern
abi extra
Familie und Beruf
Eins-Zwei-Kombination mit Erfolgsgarantie
REGINA HALMICHS
ERFOLGSREZEPT
abi extra
Technisch
brillant
Foto: Bundesagentur für Arbeit
Editorial
Liebe Leserin,
Sie erwartet eine spannende Zeit: Das Abi haben Sie in wenigen
Monaten in der Tasche und Sie suchen wahrscheinlich mit Hochdruck nach einer Antwort auf die Frage: „Welcher Beruf passt zu
mir? Was soll ich studieren?“ Eine aktuelle Untersuchung des CHE
Centrums für Hochschulentwicklung hat ergeben, dass die meisten
Abiturientinnen das Studienfach entsprechend ihrer Neigungen und
Begabungen wählen. Das ist eine wichtige und sehr gute Grundlage
für eine Entscheidung im Bereich der Studien- und Berufswahl. An
dritter und vierter Stelle nannten die Befragten günstige Arbeitsmarktchancen und gute Verdienstmöglichkeiten. Das bieten Ihnen
beispielsweise die so genannten MINT-Fächer. MINT bezeichnet
Mathe, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Gemeint sind
hier auch die Ingenieurwissenschaften.
Trotz dieser günstigen Prognosen nutzen sehr wenige junge
Frauen die Chance, ein MINT-Fach zu studieren. Das sieht man
laut CHE-Angaben beispielsweise im ingenieurwissenschaftlichen
Bereich: Interesse an einem solchem Studiengang äußerten 17
Prozent der Jungen, aber nur sechs Prozent der Mädchen.
Erklärungen für diese Diskrepanz gibt es viele. Eine ist sicher
falsche Bescheidenheit. Mädchen haben es sehr wohl drauf. Wie
aktuelle Studien belegen, sind Frauen, die sich für MINT-Fächer
entscheiden, häufig erfolgreicher, weil sie seltener ihr Studium
abbrechen. Deshalb: Trauen Sie sich und wählen Sie MINT! Viele
Hochschulen und Unternehmen bieten Schnupperveranstaltungen, Workshops oder -camps und auch Probestudiengänge an.
Wenn Sie Spaß an Mathe und Naturwissenschaften haben, testen
Sie Ihre Möglichkeit aus.
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abi female 2009
Für eine persönliche Beratung stehen Ihnen die Berufsberaterinnen und -berater für akademische Berufe in den Agenturen
für Arbeit zur Verfügung. Sie bieten kompetente und individuelle
Unterstützung bei der Berufs- und Studienwahl, kennen die Anforderungen der Hochschulen und des Arbeitsmarktes. Außerdem
können Sie dort ebenfalls kostenlos an den sogenannten studienfeldbezogenen Beratungstests (SFBT) teilnehmen. Diesen Test gibt
es unter anderem für Informatik und Mathe, Naturwissenschaften
sowie Ingenieurwissenschaften.
Bevor Sie eine Entscheidung treffen, sollten Sie sich möglichst
umfassend informieren. Als Leitmedium dient das Internet mit
„abi >> dein Weg in Studium und Beruf“ und die Datenbanken
BERUFENET und KURSNET. In abi >> wird mit anschaulichen Berufs- und Studienreportagen sowie hilfreichen Tipps rund um das
Hochschulstudium der Einstieg in die Thematik leicht gemacht.
Raimund Becker, Mitglied des Vorstandes der Bundesagentur für Arbeit
INHALT
Chancen erkennen
Impressum
Mit viel Biss in den Beruf – mehr Frauen in MINT-Berufe: Bei dieser
Forderung schauen viele noch immer ungläubig, andere winken entnervt ab.
Aber Frauen und Technik passen super zusammen. .................................................................... 4
Herausgeber
Bundesagentur für Arbeit
Studium & Arbeitsmarktchancen
Trau dich! – junge Frauen wählen eher selten ein technisches oder
naturwissenschaftliches Studium. Dabei gibt es hier interessante Berufs- und
Studienmöglichkeiten und gute Arbeitsmarktchancen. .......................................................... 6
Schülerumfrage
Was Frauen wollen – wer kommt freiwillig ohne Laptop oder MP3-Player aus?
Sechs Abiturientinnen erzählen, auf welche Erfindung sie nicht mehr
verzichten wollen. . ........................................................................................................................ 10
Reinschnuppern
Studieren probieren – bei Veranstaltungen wie dem Girls’Day oder bei
Schnupperstudiengängen können sich junge Frauen im MINT-Bereich testen. ............... 13
Promi-Zitate
Sternschnuppen und Navis – die Moderatorinnen Barbara Eligmann und Kristina
zur Mühlen sprachen mit abi >> über ihre Arbeit und die Naturwissenschaften. ................ 16
MINT-Berufsfelder im Überblick
Mädels, ab in den MINT-Bereich! – was auch immer du machen willst, es gibt
für Jede den passenden Zugang. abi >> bietet dir einen groben Überblick. ................... 18
Reportagen Mathematik & Informatik
Bits, Bytes und Bio – vier Frauen erzählen von ihrer Ausbildung, ihrem
Studium oder ihrem Beruf im Bereich von Mathe und IT. ................................................... 20
Reportagen Naturwissenschaften
Arzneimittel erforschen – eine Pharmazeutin, eine Physiklaborantin, eine Hydrologin und eine Molekularbiologin berichten von Ausbildung, Studium und Beruf. ........... 22
Herausgeberbeirat
Stefan Biernath (Agentur für Arbeit Würzburg),
Wolfgang Biersack (Institut für Arbeitsmarkt- und
Berufsforschung), Werner Brendli (Agentur für
Arbeit München), Heike Hessenauer (Studienrätin),
Milena Kern (Schülervertreterin), Stella Kneifel
(Schülervertreterin), Georg Leibold (Studiendirektor), Natascha Rediske (Studienrätin), Lukas Reither
(Schülervertreter), Julia Schadt (Schülervertreterin),
Dr. Franziska Schreyer (Institut für Arbeitsmarktund Berufsforschung), Katarina Stein (Technische
Universität Dresden), Christian Strijewski (Bundesagentur für Arbeit, Zentrale SP III 21), Axel Weidehoff
(Agentur für Arbeit Essen), Judith Wüllerich (Zentrale
der Bundesagentur für Arbeit)
Redaktion
Gesamtleitung: Rainer Möller
Chefin vom Dienst: Carmen Lauble, Textchefin: Heike
Weber, Redaktion: Matthias Dittmann, David Fiedler
(Redaktionsassistenz), Manuela Meier (Auszubildende),
Daniela Obermeyer, Sonja Peschutter, Verena RathmannEisele, Anna Scholz, Meike Vögele
Autoren
Ilona Hörath, Heike Lissen, Bettina Mehltretter, Yukiko
Tanaka, Katharina Vähning
Anschrift der Redaktion
Gutenstetter Straße 8d, 90449 Nürnberg,
Telefon 0911/937739-0, Fax 0911/937739-99,
E-Mail: [email protected]
Verlag
Willmy Consult & Content GmbH, Gutenstetter Straße 8d,
90449 Nürnberg, Telefon 0911/937739-0,
Fax 0911/937739-99, E-Mail: [email protected]
Reportagen Technik
Geschäftsführung
Rainer Möller
Auf den Millimeter genau – von der Bauingenieurin bis hin zur Vermessungstechnikerin – vier Frauen geben dir einen Einblick in ihre Ausbildung, ihr Studienund Berufsleben. ............................................................................................................................. 24
Gestaltung und Layout
KonzeptQuartier ® GmbH
Art Direktion: Linda Spokojny
Vorbilder
„Zu wenige Frauen kämpfen um ihre Rechte“ – die ehemalige Bundesministerin
Renate Schmidt und die „Jugend forscht“ – Gewinnerin Maria Hoyer. . ................................. 26
Familie & Beruf
Von wegen kinderleicht – ein Kinderspiel ist die Verbindung von Beruf
und Familie tatsächlich nicht – aber es wird einiges dafür getan, es Familien
einfacher zu machen. ..................................................................................................................... 28
MINT-Coaching
Frag’ doch mal die „große Schwester“ – an wen könntest du dich wenden,
wenn du dich für einen MINT-Studiengang interessierst? Zum Beispiel an eine
Mentorin von CyberMentor! . ...................................................................................................... 34
Boxweltmeisterin Regina Halmich
„Ich bin nie einen Schritt zurückgegangen – es sei denn, um Anlauf
zu nehmen“ – die ehemalige Boxweltmeisterin Regina Halmich gibt dir zum
Abschluss noch ein paar ermutigende Worte mit auf den Weg. .......................................... 35
Rubriken
Vorwort von Raimund Becker .................................................................................................... 2
Impressum ........................................................................................................................................ 3
Elternstatements ........................................................................................................................ 14
Im abi >> Portal ............................................................................................................................ 35
Medien- und Beratungsangebote der BA . ......................................................................... 36
Titelfoto
KonzeptQuartier ® GmbH
Mit freundlicher Unterstützung vom
Box-Club „Hell’s Kitchen“ in Nürnberg.
Druckvorstufe
IRS – Integrated Realization Services, Nürnberg
Druck
Westermann, Braunschweig
Copyright 2009 für alle Beiträge
abi >> dein Weg in Studium und Beruf
Nachdruck nur mit vorheriger Zustimmung des
Verlags und nur mit Quellenangabe sowie Einsendung eines Belegexemplars gestattet. Mit Namen
gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt die
Meinung der Redaktion und des Herausgebers wieder.
Keine Gewähr für unverlangte Einsendungen und
Besprechungsstücke.
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beim Verlag zuzüglich Versandkosten. Jahresabonnement: 18,00 EUR (inkl. MwSt. und Porto). Preis für
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ISSN 0343-8546
abi female 2009
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Chancen erkennen
Eignung
Mit viel Biss in den Beruf
Mehr Frauen in MINT-Berufe: Bei dieser Forderung schauen viele noch immer ungläubig, einige zucken mit den Achseln, andere
winken entnervt ab. Abiberaterin Mechthild Schikowski-Simons hat eine gut umsetzbare Antwort für alle Zweifler und Ignoranten: „Wenn Begabung und Interesse da sind, passen Mädchen und Technik super zusammen.“
Und sie muss es wissen: Mechthild Schikowski-Simons ist Diplom-Agraringenieurin und Berufsberaterin im Team akademische
Berufe bei der Agentur für Arbeit Koblenz. Sie betreut drei Gymnasien, die einen Schwerpunkt auf die Fächer Mathe, Informatik, Naturwissenschaften und Technik gelegt haben. Dabei profitiert sie
bei der Beratung und Förderung von Mädchen, die in die Technik
gehen wollen, von ihren Erfahrungen. „Ich habe nach dem Studium zwei Jahre in der Forschung bei der Staatlichen Lehr- u. Versuchsanstalt für Landwirtschaft, Weinbau und Gartenbau in Trier
gearbeitet“, erzählt die Ingenieurin. Sie war das einzige weibliche
Teammitglied, und der Chef wollte sie, weil sie gute Noten hatte
und eben weil sie eine Frau ist.
Rückhalt in der Familie
Neben der wissenschaftlichen Arbeit hat Beraterin Schikowski-Simons immer auch Jugendliche beraten und mit ihnen Perspektiven
entwickelt. Als sie dann eine Stellenanzeige zur Berufsberaterin bei
der Bundesagentur für Arbeit las, hat sie sich beworben und wurde
genommen. Ihre Erfahrung der vergangenen Jahre: „Die Mädchen,
die zu mir in die Beratung kommen, trauen sich Technik zu. Sie haben
in der Regel Mathe und Physik als Leistungskurs gewählt und gute
bis sehr gute Noten.“ Aber die Zensuren sind nicht das Entscheidende. „Frauen brauchen Biss“, sagt Mechthild Schikowski-Simons.
Sie müssen von ihrem Studienwunsch wirklich überzeugt sein. „Sie
treffen diese Berufswahlentscheidung sehr bewusst. In der Regel
prüfen sie sehr genau die Studienangebote und die Arbeitsfelder.“
Pro und contra werden kritisch hinterfragt. Positiv wirkt sich dabei
auch der Rückhalt in der Familie und bei den Freunden aus.
Um das Selbstvertrauen zu stärken, setzt Beraterin Schikowski-Simons auch Tests ein. Sie bietet den Studienfeldbezogenen
Beratungstest in Ingenieurwissenschaften und auf Wunsch auch
in den Naturwissenschaften an. „Die Ergebnisse der Teilnehmerinnen liegen eigentlich immer über dem Durchschnitt“, erzählt sie aus der Beratungspraxis. Aber das sei keinesfalls das
entscheidende Kriterium: „Wenn eine Schülerin im Test nicht so
super abgeschnitten hat und auch keine Leistungskurse in Mathe und den Naturwissenschaften belegt hat, frage ich nach. Zum
Beispiel: Warum wollen Sie Biotechnologie studieren? Wenn dann
die Antwort kommt, weil es mein Wunsch ist und ich schon immer
etwas mit Technik machen wollte, dann weise ich die Ratsuchende noch darauf hin, dass das Studium sehr lernintensiv werden
kann.“ Überhaupt: Damit der Start ins Studium gut gelingt, empfiehlt die Berufsberaterin Vorkurse etwa in Mathe und Physik zu
besuchen. Die Veranstaltungen werden inzwischen von vielen
Hochschulen angeboten. Auf den jeweiligen Webseiten kann man
sich auch über die Termine informieren.
Seine Erfolge wertschätzen
Aber: Über eines darf man sich keine Illusionen machen: „Ihr müsst
euch im Studium und im Job mehr beweisen als Männer“, sagt die
Abiberaterin. Also: Nicht damit rechnen, dass alle Kommilitonen
die Leistungen im Studium anerkennen. Es kann passieren, dass
sie gute Noten mit einem „Klar, du bist ja auch eine Frau“, kommentieren. Fällt eine Klausur mal schlechter aus, kann auch der Spruch
kommen: „Na, doch nicht so talentiert“. Dagegen kann man sich
wappnen. Ansporn und Ehrgeiz können helfen, das Studium erfolgreich abzuschließen. „Sucht euch das Umfeld, das euch gut tut“,
rät Berufsberaterin Schikowski-Simons. Es ist wichtig auch selbst
seine Erfolge zu sehen und sich selbst wertzuschätzen. Und ganz
wichtig: „Macht euch unabhängig vom Urteil anderer.“
Klischees zum Thema Frauen und Technik
Kommentiert von Berufsberaterin Mechthild Schikowski-Simons:
Frauen haben kein logisches Verständnis: Stimmt so nicht.
Die Begabungsstrukturen von Frauen und Männern sind unterschiedlich. Zwar überwiegt bei Frauen der geisteswissenschaftlich-sprachliche Bereich, aber dennoch gibt es einige, deren Begabungen sehr wohl im technisch-naturwissenschaftlichen Bereich
liegen.
Alle großen Wissenschaftler waren Männer: Stimmt so nicht.
Marie Curie beispielsweise hat den Nobelpreis in Physik und Chemie bekommen. Die männlichen Wissenschaftler waren deshalb in
der Mehrzahl, weil Frauen früher nicht an die Hochschule durften.
Wie sollten sie dann forschen? Zur Info: Jahrhundertelang waren
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abi female 2009
die Hochschulen eine (fast ausschließlich) männliche Domäne.
Erst seit Ende des 19. Jahrhunderts wurde an deutschen Universitäten allmählich die Immatrikulation von Frauen erlaubt.
Frauen brechen ja schon beim Tippen die Fingernägel ab: Liebe Leserinnen: Lasst euch nicht aus der Ruhe bringen. Eine Frau
kann gepflegt und schön sein und trotzdem in einem Männerberuf
arbeiten. Die Ingenieure laufen ja auch nicht alle ölverschmiert im
Blaumann rum.
Fallen euch noch weitere Klischees ein? Dann schickt uns
eine E-Mail an [email protected]. Wir sorgen dann dafür, dass
die falschen Vorstellungen im abi >> Portal kommentiert und
veröffentlicht werden.
Eignungstests & Co.
Mein Berufsweg
Kostenfreier, ausführlicher Onlinetest zur Ermittlung
persönlicher Talente und Stärken und potenziellen
beruflichen Lebenswegen von der Ruhr-Universität
Bochum.
http://www.ruhr-uni-bochum.de/borakel/meinberufsweg.htm
IT-Test
Der kostenlose Test ermittelt die allgemeine Eignung
für eine Tätigkeit in der IT-Branche und prüft mit
berufsspezifischen Testteilen, welcher IT-Beruf für die
Testperson in Frage kommen könnte.
http://www.it-berufe.de/index.php?node=6
Studienfeldbezogene Beratungstests
Mit diesen kostenlosen Tests der Agenturen für
Arbeit kann die Eignung für folgende sechs Studienfelder getestet werden: Wirtschafts-, Ingenieur- und
Naturwissenschaften sowie Informatik/Mathematik,
philologische Studiengänge und Rechtswissenschaften. Interessenten wenden sich an die Berufsberatung für Abiturienten der Agentur für Arbeit vor Ort.
http://www.arbeitsagentur.de
Eignungstest Berufswahl
Kostenpflichtiger, umfangreicher Test mit ausführlicher Auswertung. Der Test misst persönliche,
soziale und methodische Kompetenzen, sprachliche
und rechnerische Leistungen, logisches Denkvermögen, räumliche Vorstellung, Konzentrationsfähigkeit,
Allgemeinwissen und Berufsmotive und -interessen.
http://www.geva-institut.de
Eignungstest Informatik
Kostenfreier, umfangreicher Onlinetest zu Kenntnissen in den Bereichen Logik, Algorithmisches Denken,
Abstraktionsvermögen, Analytisches Denken, Mathematik, Englisch und Deutsch.
Institut für Informatik der Ludwig-Maximilians-Universität München.
http://www.pms.ifi.lmu.de/eignungstest/
Berufsinteressentest Persokomp
Kostenpflichtiger Test zu Interessen, Fähigkeiten und
Schlüsselqualifikationen, der Unterstützung bei der
Entscheidung für den persönlichen beruflichen Weg
bietet.
http://www.persokomp.de/pk_testcenter/
Eignungstest Ingenieurwesen
Der kostenlose Ingenieur-Eignungstest von THINK ING
beurteilt die Eignung für ein Ingenieurstudium. Der
Test umfasst 40 Fragen aus den Bereichen Mathematik, Logik, Technik und allgemeine naturwissenschaftliche Begabung.
http://www.think-ing.de/think-ing/die-qualifikationen/eignungstest
Explorix
Explorix ist die kostenpflichtige deutschsprachige
Fassung des weltweit angewendeten Self-directed
Search (SDS) Tests.
http://www.explorix.de
tasteMINT
Potenzial-Assessment-Verfahren, das Abiturientinnen an der Schnittstelle Schule – Hochschule die
Möglichkeit bietet, ihre Stärken für den MINT-Bereich
zu erproben.
http://www.tastemint.de
Foto: KonzeptQuartier®
Portal des Vereins Kompetenzzentrum TechnikDiversity-Chancengleichheit
Vorrangiges Ziel des gemeinnützigen Vereins Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit ist
es, den Weg Deutschlands in die Informations- und
Wissensgesellschaft aktiv mitzugestalten. Dazu
werden vielfältige Initiativen und Projekte entwickelt
und durchgeführt, die die Potenziale von Frauen
und Männern nutzen, um Chancengleichheit in allen
gesellschaftlichen und beruflichen Bereichen zu
verwirklichen.
http://www.kompetenzz.de
Studium & Arbeitsmarkt
Trau dich!
Foto: KonzeptQuartier®
Junge Frauen wählen eher selten ein technisches oder naturwissenschaftliches
Studium. Das ist schade, denn hier gibt es nicht nur interessante Berufs- und
Studienmöglichkeiten, sondern auch prima Arbeitsmarktchancen.
STUDIUMSTUDIUM
& ARBEITSMARKTCHANCEN
& ARBEITSMARKT
Problem Studiengangsbezeichnung?
Die technischen Berufe haben sich also gewandelt. Nur wissen
das die Wenigsten. Und aus den Titeln der Studiengänge wird
das auch selten deutlich. „Die Bezeichnungen der technischen
Studiengänge haben eine ausgrenzende Wirkung“, ist Dr. Regina
Buhr überzeugt. Von „Informatik“ oder „Elektrotechnik“ fühlten
sich junge Frauen kaum angesprochen, da kein konkreter Anwendungsbezug klar werde.
Dass die Bezeichnung eines Studienganges in der Tat Auswirkungen auf den Anteil weiblicher Studenten haben könnte,
vermutet auch Professor Wolfgang Langguth von der Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes. Er hat einen
Bachelor- und Masterstudiengang „Biomedizinische Technik“
eingerichtet und freut sich über einen Frauenanteil von 40 bis
männlich weiblich
Bauingenieurwesen
Elektrotechnik
40.000
35.000
30.000
25.000
20.000
15.000
10.000
5.000
0
Maschinenbau/Verfahrenstechnik
Woran liegt es also, dass Frauen sich eher für die sprachlichen und
sozialen Fächer als für die Ingenieurwissenschaften entscheiden?
„Den EINEN Grund gibt es nicht“, glaubt Dr. Regina Buhr von der
VDI/VDE Innovation + Technik GmbH. „Es ist vielmehr ein ganzes
Bündel an Gründen.“ Einer hat beispielsweise viel mit der Wahrnehmung der Studienanforderungen in den Ingenieurwissenschaften zu
tun. Das Studium gilt als „hart“, und im Gegensatz zu jungen Männern trauen Frauen ihren schulischen Vorkenntnissen nicht und fragen sich beispielsweise, ob ihre Mathekenntnisse ausreichend sind.
„Die Art, wie unterrichtet und im Grundstudium radikal ausgesiebt
wird, schreckt viele Mädchen ab“, weiß Dr. Regina Buhr.
Auch (veraltete) Vorurteile gegenüber den späteren Arbeitsfeldern
spielen beispielsweise eine Rolle. So sind für viele junge Leute Ingenieure und Naturwissenschaftler entweder seltsame Typen im Karohemd, die alleine in einem Labor vor sich hinwerkeln, oder Männer,
die mit Sicherheitshelm und Blaumann in einer lauten und schmutzigen Produktionshalle an großen Maschinen hantieren. Aber dieses
Bild hat nur in den wenigsten Fällen mit der Realität zu tun. Das
wichtigste Arbeitsmittel ist inzwischen der Computer, an dem Berechnungen vorgenommen, Maschinen konstruiert oder Simulationen durchgeführt werden. Und von Ingenieuren und Ingenieurinnen
werden, neben Fachkenntnissen, auch Kundenorientierung, Teamund Kommunikationsfähigkeit sowie – weil viele Unternehmen im
Ausland tätig sind – gute Fremdsprachenkenntnisse verlangt.
Studierende im ersten Fachsemester
im Studienjahr 2007
Informatik
Vielfältige Gründe
50 Prozent, „obwohl der Studiengang im Fachbereich Elektrotechnik angesiedelt und sehr techniklastig ist“, sagt er. Dieselben Erfahrungen hat auch Professor Friedhelm Mündemann von
der Fachhochschule Brandenburg gemacht. Er kann gleich drei
Informatik-Studiengänge präsentieren, bei denen der Frauenanteil jeweils zwischen 20 und 30 Prozent liegt: „Digitale Medien“,
„Medieninformatik“ sowie „Medizininformatik“. Die Professoren
Mündemann und Langguth haben beide festgestellt, dass Studentinnen in der Regel erfolgreicher sind als ihre männlichen
Kommilitonen und bessere Noten erzielen. „Sie haben ein größeres Durchhaltevermögen und erweisen sich als leistungsfähiger“, weiß Professor Langguth. Professor Mündemann sagt, an
die Adresse der Abiturientinnen gerichtet: „Wenn du dich traust,
bist du besser als die Männer.“
Quelle: Statistisches Bundesamt
Arbeitslose im MINT-Bereich
Durchschnittlicher Jahresbestand
Im Studienjahr 2007 entschieden sich rund 30 Prozent aller Studienanfängerinnen für einen Studiengang aus dem MINT-Bereich,
also Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik.
Gar nicht so schlecht, könnte man meinen. Ein Blick auf die einzelnen Fächergruppen zeigt aber deutliche Unterschiede. Während
der Frauenanteil bei den Studienanfängern in Architektur und
Innenarchitektur bei 58 Prozent und in Biologie sogar bei 65 Prozent lag, waren Informatik (17 Prozent Frauen), Maschinenbauund Verfahrenstechnik (19 Prozent Frauen) sowie Elektrotechnik (neun Prozent) sehr männerlastig. Aber warum wollen junge
Frauen eigentlich nicht Ingenieurin werden?
Antworten auf diese Frage gibt es viele, aber eine ist garantiert
nicht dabei: mangelnde Begabung. Im Gegenteil: Frauen haben
die besseren Schulnoten, und diejenigen die sich für ein technisches oder naturwissenschaftliches Studienfach entscheiden,
brechen ihr Studium, laut Studienabbruchstudie des HochschulInformations-Systems (HIS) von 2008, auch seltener ab als ihre
männlichen Kommilitonen.
20.000
18.000
16.000
14.000
12.000
10.000
8.000
6.000
4.000
2.000
0
2000
2002
2004
Jahr
2006
2008
Ingenieure im Agrar-, Landschafts- und Forstbereich
Sonstige Ingenieure
Maschinen- und Fahrzeugbauingenieure
Chemiker, Chemieingenieure
Elektroingenieure
Architekten
Bauingenieure
Wirtschaftsingenieure
Physiker, Physikingenieure,
Mathematiker
Informatiker (Akademiker)
Quelle: Bundesagentur für Arbeit
abi female 2009
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STUDIUM & ARBEITSMARKTCHANCEN
ARBEITSMARKT
Was den Grund für den verhältnismäßig hohen Frauenanteil in
ihren Studiengängen angeht, sind die beiden Professoren einer
Meinung: Es handelt sich um Studiengänge, mit denen sich Frauen
identifizieren können: „Mit medizintechnischen Geräten beispielsweise hilft man Menschen, man arbeitet im zwischenmenschlichen
Bereich“, erklärt Professor Langguth. Bei einem Studiengang „Elektrotechnik“ oder „Informatik“ kann man sich diesen Nutzen nicht gleich
erschließen – obwohl es ihn natürlich ebenfalls gibt.
Dass Frauen sich dann für Technik begeistern, wenn nicht das
„Wie“ sondern das „Wofür“ im Fokus steht, glaubt auch Dr. Christina
Haupt. Die Physikerin schreibt in dem Buch „Innovationen – Technikwelten, Frauenwelten“: „Frauen interessieren sich für Technik und
Technologie, wenn der Nutzen und der Mehrwert für den Menschen
und dessen Leben im Vordergrund stehen, wenn Technologie dazu
führt, dass positive Veränderungen für die Gesellschaft herbeigeführt werden können und sich damit die Lebensqualität erhöht.“
Gute Arbeitsmarktchancen
Unabhängig davon, was im Einzelfall die Gründe sind, die technik- und naturwissenschaftlich interessierte Abiturientinnen davon abhalten, ein Studium in diesem Bereich anzufangen – die
Arbeitsmarktchancen sind prima. Vor allem Elektro- und Maschinenbauingenieure werden gesucht. „Hier zeichnet sich zunehmend
ein Fachkräftemangel ab“, sagt Judith Wüllerich, Arbeitsmarktexpertin von der Bundesagentur für Arbeit (BA). Insgesamt wurden
der BA 2008 zirka 40.000 freie Ingenieurstellen gemeldet. Judith
Wüllerich weist allerdings darauf hin, dass nicht alle freien Stellen bei der Bundesagentur gelistet werden. „Die tatsächliche Zahl
der gesuchten Ingenieure war, je nachdem welche Studie man
heranzieht, doppelt bis sogar sieben Mal so groß“, weiß sie. Wie
die Wirtschaftskrise den Arbeitsmarkt für Ingenieure beeinflussen
wird, kann man zwar noch nicht mit Sicherheit sagen, aber Judith
Wüllerich ist davon überzeugt, dass Elektro- und Maschinenbauingenieure auch weiterhin gesucht werden, da viele Ingenieure
altersbedingt ausscheiden und die Zahl der Studienanfänger und
-anfängerinnen bei weitem nicht ausreicht, um diese zu ersetzen.
Hinzu kommt, dass die Studienabbruchquoten in den Ingenieurwissenschaften überdurchschnittlich hoch sind: Während insgesamt
etwa 20 Prozent der Uni- und FH-Studierenden keinen Abschluss
machen, bricht etwa ein Drittel aller Maschinenbau- und Elektrotechnik-Studierenden vorzeitig ab.
Aber nicht nur bei den Ingenieuren und Ingenieurinnen sind die
Chancen auf einen Job mehr als gut. Auch Informatiker(innen),
Mathematiker(innen) und Naturwissenschaftler(innen) sind auf
dem Arbeitsmarkt gefragt. „Der Arbeitsmarkt für IT-ler hat sich
sehr dynamisch entwickelt. Während 2004 noch 15.700 arbeitslose Informatiker gemeldet waren, waren es 2008 nur noch 6.800“,
sagt Arbeitsmarktexperte Ralf Beckmann von der Bundesagentur
für Arbeit. „Durch die noch immer größer werdenden Arbeitsfelder
bleiben die Chancen für Informatiker weiterhin sehr, sehr gut“, ist
er überzeugt. Von fehlenden Informatikern auf dem Arbeitsmarkt
profitieren zurzeit beispielsweise die Mathematiker. Sie sind durch
ihre Ausbildung sehr flexibel und kommen häufig in IT-Unternehmen unter.
Bei den Naturwissenschaftlern wie Chemikern, Physikern und Biologen ist die Beschäftigung nicht ganz so deutlich gestiegen, „aber
auch hier ist die Zahl der Arbeitslosen in den vergangenen Jahren
überdurchschnittlich weit zurückgegangen“, erklärt Ralf Beckmann.
„Für Biologen ist der Berufseinstieg zwar ein wenig schwieriger, aber
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abi female 2009
wer sich hier auf Fachrichtungen wie beispielsweise Biotechnologie
oder Molekularbiologie spezialisiert hat, hat derzeit gute Karten.“
Zwei Seiten der Medaille
Prima Arbeitsmarktchancen, abwechslungsreicher Job – alles perfekt? Wie eigentlich immer, gibt es auch im MINT-Bereich zwei Seiten der Medaille, denn nicht alles hier ist rosarot. Zum Beispiel sind
viele Studentinnen der Fächer Physik, Informatik, Maschinenbau
und Elektrotechnik/Informationstechnik der Meinung, dass Frauen
ihre Fähigkeiten in diesen Fächern stärker als Männer beweisen
müssen, um anerkannt zu werden. Zu diesem Ergebnis kommt
eine vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)
geförderte Studie von Prof. Dr. Susanne Ihsen von der Technischen
Universität München zum Thema „Wer sind die Studenten und
Studentinnen an den T9-Universitäten (ein Zusammenschluss der
neun größten Technischen Universitäten)?“ Insgesamt wurden für
die Studie bisher mehr als 1.000 Studierende befragt. Nachteile
kennt auch Dr. Franziska Schreyer vom Institut für Arbeitsmarktund Berufsforschung (IAB). Sie hat die Berufssituation von Frauen
mit technischen und naturwissenschaftlichen Abschlüssen mit der
ihrer männlichen Kollegen verglichen. Dabei kommt sie zu dem Ergebnis, dass diese Frauen vor allem gegenüber ihren männlichen
Fachkollegen, teils aber auch gegenüber Frauen aus anderen Fächern, Nachteile in der Beschäftigung haben und doppelt so häufig
arbeitslos sind. „Bei den Ingenieuren liegt die Arbeitslosenquote
2008 bei 2,5 Prozent, bei den Ingenieurinnen bei 6,6“, sagt Franziska Schreyer. Als Gründe dafür vermutet sie neben „tradierten Geschlechterstereotypen in manchen Personalerköpfen“ auch einen
Zusammenhang mit der Quote der Teilzeitarbeitnehmenden. Sie
beträgt bei den Ingenieurberufen nur vier Prozent, im Durchschnitt
liegt sie bei 18 Prozent.
Unterstützung durch Unternehmen
Dass sich die Unternehmen mehr Frauen in den MINT-Berufen wünschen, betont der Vizepräsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände Dr. Gerhard F. Braun: „Der Bedarf an
Fachkräften aus dem MINT-Bereich wird weiter steigen. Es gibt viele
Frauen, die sehr gute Voraussetzungen für MINT mitbringen, sich
aber trotzdem dagegen entscheiden. Hier liegt Potenzial brach.“
Aber nicht nur wegen des Fachkräftemangels werden Frauen gebraucht. „Das Berufsbild hat sich geändert. Inzwischen kommt es
auch darauf an, Projekte zu leiten, interdisziplinär und in Teams zu
arbeiten. Das alles liegt Frauen sehr.“ Die Arbeitgeber versuchen
mit verschiedenen Aktivitäten, Frauen für technisch-naturwissenschaftliche Berufe zu begeistern: mit Mentorenprogrammen für
Studentinnen und Berufseinsteigerinnen, mit neuen Kinderbetreuungsmodellen und dem Angebot von flexibleren Arbeitszeitmodellen beispielsweise. Aber „die Vereinbarkeit von Familie und Beruf
ist nicht nur Frauensache, sondern wird auch für Männer immer
wichtiger“, erklärt Dr. Gerhard F. Braun.
Abiturientinnen, die ein naturwissenschaftliches oder technisches Interesse haben, sich aber noch unsicher sind, ob ein Studium in diesem Bereich das Richtige ist, gibt der Arbeitgebervertreter
die folgenden Tipps: „Nicht von der Frauenquote im Studiengang
abschrecken lassen, ein Netzwerk aufbauen, langen Atem und
Durchhaltevermögen mitbringen. Wer ein MINT-Studium absolviert,
wird mit der Aussicht auf einen interessanten und zukunftsträchtigen Job, mit guten Karrieremöglichkeiten, gutem Gehalt und tollen
Möglichkeiten, im Ausland zu arbeiten, belohnt.
Frauenanteil an den Arbeitslosen 2008 (in Prozent)
0 10 20 30 40 50 60
Ingenieure im Agrar-, Landschaftsund Forstbereich
Elektroingenieure
49,5
13,9
9,9
49,5
Architekten
32,3
Bauingenieure
26,7
Sonstige Ingenieure
25,2
Wirschaftsingenieure
Physiker, Physikingenieure,
Mathematiker
Informatiker (Akademiker)
24,5
12,6
56
Weitere Naturwissenschaftler
Quelle: Bundesagentur für Arbeit
Frauenanteil in den MINT-Berufen (in Prozent)
0 5 10 15 20 25 30 35 40
31,3
Agrar-, Landschafts- und Forstberufe
Maschinen- und Fahrzeug
bauingenieure
5,4
Elektroingenieure
4,9
Vermessungs-, Bergbauingenieure,
Nautiker u.a.
Sonstige Ingenieure,
insb. Wirschaftsingenieure
Informatiker
12,2
12,9
Physiker, Physikingenieure,
Mathematiker
Naturwissenschaftler
dib deutscher ingenieurinnen bund e. V.
Postfach 110305
64218 Darmstadt
Tel. 07 00/34 23 83 42
E-Mail: [email protected]
http://www.dibev.de
Verein Deutscher Ingenieure e.V. (VDI)
Beim VDI gibt es viele Informationen rund um Studium und Arbeitsmarkt.
Graf-Recke-Straße 84
40239 Düsseldorf
Tel. 02 11/62 14-0
Fax: 02 11/62 14-175
http://www.vdi.de
Femtec
Die Femtec ist ein Hochschulkarrierezentrum für Frauen in den
Ingenieur- und Naturwissenschaften mit Sitz an der Technischen
Universität Berlin.
http://www.femtec.org
16,9
25,4
Chemiker, Chemieingenieure
Hochschul-Informations-System GmbH (HIS)
Die HIS untersucht unter anderem die berufliche Situation von Hochschulabsolventen.
http://www.his.de
Ingenieurkarriere.de
Das vom VDI eingerichtete Karriereportal hat unter anderem
Informationen zu Bewerbung und Gehalt
http://www.ingenieurkarriere.de/gehalt/
25,3
Architekten, Bauingenieure
Verein Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit
Viele Informationen, Links und Adressen rund um das Thema Frauen
und Technik.
Wilhelm-Bertelsmann-Straße 10
33602 Bielefeld
Tel. 05 21/1 06-73 22
Fax: 05 21/1 06-71 71
http://www.kompetenzz.de
Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB)
Unter der Rubrik Publikationen sind auch die IAB-Kurzberichte archiviert.
Dort ist auch der IAB-Kurzbericht 16/2007 zum Thema Ingenieurmangel
zu finden.
http://www.iab.de
43,1
Chemiker, Chemieingenieure
MINT Zukunft schaffen
Portal zu den MINT-Initiativen in Deutschland
Spreeufer 5
10178 Berlin
Tel. 0 30/2 12 30-28
E-Mail: [email protected]
http://www.mintzukunft.de
15,2
39,1
WiTEC – the European Association for Women in Science,
Engineering and Technology (SET)
Internationales Netzwerk
http://www.witec-eu.net
Quelle: Bundesagentur für Arbeit
Foto: KonzeptQuartier®
Maschinen- und Fahrzeugbauingenieure
Adressen und Links
schülerumfrage
Technische Errungenschaften
Was Frauen wollen
„Ich hab’ mit Technik nichts am Hut!“ Wer das meint, lebt nicht im 21. Jahrhundert. Denn welche junge Frau kommt freiwillig ohne
Laptop, Auto, MP3-Player & Co aus? Sechs Abiturientinnen erzählen, auf welche Erfindung sie nicht mehr verzichten wollen.
Handy
Digitale Spiegelreflexkamera
„Handys sind eine nützliche Erfindung: Ich habe mein erstes mit 13
Jahren bekommen und bin seitdem ständig erreichbar. Natürlich
telefoniere ich gerne, schreibe durchschnittlich vier SMS pro
Tag und fotografiere mit der Handykamera. Ein Technikfreak
bin ich aber nicht. Funktionen wie den Internetzugang über das
Handy nutze ich zum Beispiel nicht, weil ich mit dem Computer
einfacher und günstiger online gehen kann. Ich finde es gut,
wenn sich Frauen zumindest ein kleines bisschen mit Technik
auskennen.“ Hanna Piehler
„Ich habe mir vor einem Jahr in den USA eine digitale Spiegelreflexkamera gekauft. Seitdem fotografiere ich alles, was mir vor
die Linse kommt. Mir macht es richtig Spaß, die Funktionen der
Kamera auszutesten. Zurzeit besuche ich auch einen Fotokurs in
der Schule – schließlich will ich mehr als nur ein bisschen rumknipsen. Gegenüber den analogen Fotoapparaten haben Digitalkameras ganz klare Vorteile: zum Beispiel, dass man die Fotos
sofort auf dem Display anschauen und schlechte löschen kann.
Das spart Kosten.“ Lisa Renner
Hintergrund: Einen Vorläufer des Mobilfunks gab es schon im
Jahr 1926: In den Zügen der Deutschen Reichsbahn und Reichspost wurde den Reisenden der 1. Klasse erstmals ein Telefondienst
angeboten. Als Nutzer eines der ersten Autotelefone der Welt gilt
Deutschlands erster Bundeskanzler Konrad Adenauer. Schon 1955
informierte er sich vom Dienstwagen aus über aktuelle Geschehnisse. Damals waren die Geräte aber noch ziemlich unpraktisch:
Das Telefon von Konrad Adenauer wog 16 Kilogramm und füllte
den Kofferraum seines Wagens. Die Anschaffungskosten betrugen
damals teilweise das Dreifache eines fabrikneuen VW-Käfers. Inzwischen hat sich in punkto Handlichkeit und Preis einiges getan.
Handys werden immer kleiner und günstiger, und das hat Folgen:
Seit April 2008 gibt es in Deutschland mehr als 100 (!) Millionen
Mobilfunkanschlüsse, elf Prozent der Haushalte telefonieren ausschließlich über ihr Mobiltelefon.
Hintergrund: Digitalkameras wurden ab Mitte der 1980er-Jahre
zunächst vorwiegend von professionellen Fotografen im Bereich
Studio-, Mode- und Werbefotografie eingesetzt. Seit 2002 gibt es
auch digitale Spiegelreflexkameras. Inzwischen haben, laut einer
Umfrage von TechConsult, 54 Prozent aller Haushalte mindestens
eine Digitalkamera und knapp sieben Prozent eine digitale Spiegelreflexkamera. Übrigens: Als Spiegelreflexkameras bezeichnet
man Fotoapparate und Filmkameras dann, wenn das aufgenommene Motiv vom Objektiv über einen Spiegel umgelenkt und auf
eine Mattscheibe projiziert wird. Darauf kann es direkt oder über
einen Sucher gesehen werden.
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schülerumfrage
Fotos: Mehltretter
Jennifer Hertlein, 18 Jahre,
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Navigationssystem
Laptop
„Ohne meinen Laptop könnte ich nicht leben! Ich habe ihn
schon zwei Jahre und in dieser Zeit fast jeden Tag benutzt. Als
Nachwuchsjournalistin brauche ich meinen PC dauernd: zum
E-Mails und Artikel schreiben, zum Recherchieren und natürlich,
um mit vielen Menschen in Kontakt zu bleiben. Deshalb schalte
ich morgens gleich nach dem Aufstehen als erstes den Laptop
ein. Und wie der Name ‚Notebook’ schon sagt, dient auch mein
Laptop tatsächlich als Notizbuch: für alle kreativen Ideen und
anderen wichtigen Dinge!“ Jennifer Hertlein
Hintergrund: Der Berliner Bauingenieur Konrad Zuse gilt als Vater
des modernen Computers. 1941 entwickelte er den ersten funktionsfähigen Digitalrechner. Dieser Prototyp - Zuse nannte ihn „Z3“ wog rund eine Tonne. Mit fünf Kilogramm brachte dagegen der erste Laptop nur einen Bruchteil davon auf die Waage: Das Modell
GRiD Compass 1100 wurde im Jahr 1982 erstmals verkauft.
„Ich selbst nutze gerne mein Navi, besonders wenn ich weitere
Strecken oder in die Großstadt fahre. So muss ich keine Straßenkarten lesen und kann relaxter Auto fahren. Überhaupt finde
ich die Autotechnologie spannend. Meine Eltern haben ein Autohaus. Als ich klein war, habe ich den Mechanikern in unserer
Werkstatt oft über die Schulter geschaut. Deshalb war klar, dass
ich später zu Hause eine Ausbildung zur Kfz-Mechatronikerin
absolvieren würde. Während der Ausbildung habe ich von Kundendienst und Wartungsarbeiten bis hin zum Austausch eines
Motors alles gelernt. Nach der Fachhochschulreife möchte ich
Wirtschaftsingenieurwesen studieren – eine Mischung aus 40
Prozent Wirtschaft und 60 Prozent Technik“. Regina Lohbauer
Hintergrund: Anfang der 90er-Jahre sind die ersten Kfz-Navigationssysteme als Sonderausstattung bei einigen Auto-Modellen aufgetaucht. Anfang 2006 hatten rund acht Prozent aller Haushalte
ein Navigationsgerät. Inzwischen werden mehr portable als fest
eingebaute Geräte verkauft. Außer im Straßenverkehr werden sie
beispielsweise beim Wandern, im Radsport und im Geocoaching,
einer Art GPS-Schnitzeljagd, genutzt. Mit GPS (Global Positioning
System) bezeichnet man übrigens jedes weltweite satellitengestützte Navigationssystem.
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Fotos: Privat, Mehltretter
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Jasmin Kiefmann, 18 Jahre,
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Physik und Mathematik
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MP3-Player
„Ohne meinen MP3-Player wären die täglichen Busfahrten zur
Schule wirklich langweilig. Stöpsel ins Ohr, den Schalter auf „on“
und fertig – zum Wachwerden höre ich am liebsten „Linkin Park“.
Meinen MP3-Player habe ich mir vor fünf Jahren für 80 Euro gekauft, heute gibt’s die ein Gigabyte-Geräte für weniger als die
Hälfte. Vorher hatte ich immer meinen tragbaren CD-Player dabei,
aber der war längst nicht so handlich und passte auch nicht in
jede Hosentasche. Wenn es um Technik geht, habe ich keine Berührungsängste: Ab Oktober will ich in Regensburg Mechatronik
studieren.“ Jasmin Kiefmann
Hintergrund: 2005 war das Boom-Jahr für den MP3-Player:
Allein in Deutschland gingen 8,4 Millionen Geräte über die Ladentheken. Heute besitzen laut Informationen des Hightech-Verbands BITKOM über 40 Prozent der deutschen Haushalte einen
MP3-Spieler. Den ersten Player hatte 1995 das Unternehmen
Pontis konstruiert, verkauft wurde der allerdings nie: Das Gerät
war zu teuer, zu unpraktisch und hatte keinen eigenen Speicher. Der erste massenmarkttaugliche MP3-Spieler kam 1998
auf den Markt.
12
abi female 2009
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Auto
„Ich lebe in Ostbayern, auf dem Land. Weil in meinem Dorf nur
vier Mal täglich ein Bus hält, bin ich auf mein Auto angewiesen.
Mein VW Golf ist mir wichtig – er macht mich unabhängig. Seine
Reifen wechsle ich selbst, und auch den Ölstand überprüfe ich
regelmäßig. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie ich heute leben
würde, wenn Carl Benz und Gottlieb Daimler damals nicht die ersten Autos mit Verbrennungsmotor entwickelt hätten.“ Anja Bauer
Hintergrund: Zwei deutschen Erfindern gelang 1886 fast zeitgleich
der Durchbruch: Gottlieb Daimler entwickelte einen leichten, transportablen Benzinmotor, der für den Antrieb von Fahrzeugen geeignet war. Und Carl Benz baute das erste Benzinauto, ein dreirädriges Fahrzeug mit Verbrennungsmotor und elektrischer Zündung,
das immerhin eine Geschwindigkeit von 16 km/h erreichte. Heute
sind mit moderner Technik über 400 Stundenkilometer möglich. In
Deutschland waren Anfang 2008 insgesamt 49,3 Millionen Kraftfahrzeuge zugelassen.
REINSCHNUPPERN
Reinschnuppern
Studieren probieren
Initiativen wie der Girls’Day oder Schnupperstudiengänge sollen MINT schmackhaft machen und zugleich das weibliche Vertrauen in sich selbst und die eigenen Fähigkeiten stärken. Auch Mariette Bantel (17) aus Heidelberg hat in die Naturwissenschaften geschnuppert.
Es war ihr Lehrer, der Mariette Bantel auf das Schnupperstudium der Universität Freiburg aufmerksam gemacht hat. Eine
Anregung, die die junge Frau dankbar aufgriff. „Ich bin mir noch
nicht sicher, was ich studieren möchte. Ich dachte mir, je früher
ich mir mögliche Studiengänge anschaue, desto besser.“
Gesagt – getan. In den vergangenen Sommerferien ging die
heute 17-Jährige zur Uni Freiburg, um mehr über Hydrologie,
Meteorologie und Bioinformatik zu erfahren. In der einen Woche
hörte sich Mariette Bantel Vorträge zu den verschiedenen Disziplinen an. Aber natürlich durfte sie auch Experimente machen.
„In Hydrologie haben wir beispielsweise getestet, wie schnell
verschiedene Böden Wasser aufnehmen.“ In Blumentöpfe gaben sie und ihre Mitstreiterinnen Sand, Lehm oder Erde, gossen
Wasser darauf und stoppten die Zeit, die das Wasser zum Versickern braucht. „Das war eine Sauerei.“
Mariette Bantel hat es gefallen: „Ich würde jedem Mädchen
raten, ebenfalls ein Schnupperstudium zu machen. Es ist eine
gute Methode, um unnötige Ängste vor den Naturwissenschaften zu verlieren.“ Aber sicher, ob sie selbst ein Studium
im MINT-Bereich beginnen wird, ist sie sich nicht: „Hydrologie
würde mich schon interessieren. Und ich bin mir jetzt sicher:
Bioinformatik auf keinen Fall.“
Anlaufstellen
Komm mach MINT
Hier findest du unter anderem eine Übersichtskarte, in der alle Veranstaltungen aufgelistet sind, mit denen du in MINT schnuppern kannst.
http://www.komm-mach-mint.de
Girls’Day – Mädchen-Zukunftstag
Am Girls‘Day können Schülerinnen ab der fünften Klasse einen Tag lang in
Forschungszentren, Unternehmen und andere Einrichtungen in die Berufsbereiche schnuppern, in denen bisher eher weniger Frauen arbeiten. Was
in deiner Region angeboten wird, erfährst du über die Aktionslandkarte auf
der Webseite.
http://www.girls-day.de
tasteMINT
Potenzial-Assessment-Verfahren, das Abiturientinnen an der Schnittstelle
Schule – Hochschule die Möglichkeit bietet, ihre Stärken für den MINTBereich zu erproben.
http://www.tastemint.de
Schnupperstudiengänge
Das ist natürlich nur eine kleine Auswahl. Am besten erkundigst du dich
bei deiner Wunschhochschule, ob diese Schnuppergelegenheiten wie
Schnupperstudium oder Sommeruniversität anbietet.
Schnupperstudium Uni Freiburg
Eine Woche lang können Mädchen sich in verschiedenen naturwissenschaftlichen Fächern an der Universität Freiburg testen.
http://www.schnupperstudium.uni-freiburg.de
Schnupperstudium Uni Bremen
Das Schnupperstudium bietet jungen Frauen der 10. bis 13. Jahrgangsstufe einen Einblick in die naturwissenschaftlichen und technischen
Studiengänge.
http://www.schnupperstudium.uni-bremen.de
Sommeruniversität TU Dresden
Vier Wochen lang lernen Mädchen ab der 10. Klasse den Uni-Alltag und
MINT-Studiengänge ganz unter sich kennen. Das Angebot gibt es übrigens
auch für Jungs.
http://tu-dresden.de/studium/angebot/sommeruni
Probestudium Trau Dich
Das Probestudium an der Universität Duisburg soll den Teilnehmerinnen
aus der Oberstufe einen Einblick in die ersten zwei Jahre des regulären
Physikstudiums geben.
http://zfh.uni-duisburg-essen.de/node/3449
http://www.abi.de
•Möglichkeiten der Studienvorbereitung
•Neue Studiengänge
•Mehr Infos über Praktika und Schnupperangebote
Foto: KonzeptQuartier®
Elternstatements
Statements
Das denken die Eltern …
Egal, ob die Eltern in einem technischen oder naturwissenschaftlichen Bereich arbeiten oder nicht – sie sehen dort oft gute
Chancen für ihren Nachwuchs. Klar liegt die Entscheidung für einen bestimmten Beruf bei dir, aber vielleicht findest du mehr
Unterstützung, als du gedacht hast? Wie Mütter und Väter mit ihren Kindern und dem Thema Berufswahl im MINT-Bereich
umgehen, kannst du hier nachlesen.
„Meine 24-jährige Tochter Romy studiert Elektrotechnik und hat davor eine Ausbildung zur Energieanlagenelektronikerin absolviert.“
„Eigentlich dachte ich, dass Romy eine kaufmännische Ausbildung
macht, etwa als Industrie- oder Bürokauffrau. Bei uns in der Gegend
gab es dafür Ausbildungsplätze, und explizite berufliche Interessen hatte sie zu dem Zeitpunkt nicht. Dass sie sich dann für eine technische
Ausbildung als Elektronikerin entschieden hat, kam sehr überraschend.
Anfangs war ich skeptisch, ob sie das schafft, denn Mathe und Physik
gehörten in der Schule nie zu ihren Lieblingsfächern. Die Leidenschaft
für diese Themen kam aber offensichtlich durch die praktische Anwendung in der Ausbildung, denn sie hat sich wirklich super durchgeboxt.
Als sie von ihrer Firma gefragt wurde, ob sie ein Studium anschließen möchte, haben wir ihr dazu geraten. Ich seh’s ja oft in der Zeitung,
wie viele Leute im Ingenieurbereich gesucht werden. Um die berufliche Zukunft meiner Tochter mache ich mir deshalb keine Sorgen
mehr: Sie findet auf jeden Fall eine Stelle, und sie kann sich aussuchen, wo sie arbeiten möchte, auch in der Region.“
Martina Lehwald (51), Betriebswirtin aus Hoyerswerda
„Meine älteste Tochter studiert Medizin, die mittlere Tochter Maschinenbau/Verfahrenstechnik und
die Jüngste interessiert sich für Hydrologie.“
„Ich habe als Kind selbst experimentiert, und das hat mir viel Freude bereitet. Deswegen habe ich immer versucht, die naturwissenschaftliche Neugier meiner Töchter zu wecken und ihre Talente zu
fördern. Abstrakte Themen wollte ich ihnen mit Experimenten veranschaulichen.
Bei der schiefen Ebene beispielsweise geht es unter anderem
um Geschwindigkeitsmessung. Bei unserem Versuch haben wir
also verschiedene Gegenstände von einer geneigten Fläche herunterrollen lassen, die Zeit mit einer Lichtschranke gemessen und so
die Geschwindigkeit ermittelt. Als ich meinen Töchtern etwas über
Optik beibringen wollte, haben wir das Wohnzimmer abgedunkelt,
bis auf einen kleinen Spalt am Fenster, durch den etwas Licht fiel.
Wenn man dann nämlich in diesen Lichtstrahl eine einfach Leselupe
und dahinter ein Blatt Papier hält, bekommt man eine Abbildung von
dem, was vor dem Fenster passiert – nur auf dem Kopf.
Natürlich habe ich auch Befürchtungen, dass meine Töchter das
Studium nicht schaffen. Aber diese Ängste hat man immer. Warum
sollten Frauen das nicht packen? Ich weiß aus meiner Lehrtätigkeit,
dass Frauen zäher und erfolgreicher sind. Ich bin stolz auf meine
Töchter – unabhängig davon, was sie studieren. Wichtig ist mir nur,
dass sie etwas machen, das ihnen Freude bereitet und womit sie
ihren Lebensunterhalt verdienen können.“
Professor Dr. Michael Bantel (53), Sensorikdozent
an der Hochschule Karlsruhe
„Ob meine Tochter beruflich in Richtung MINT geht, lässt sich noch nicht abschätzen.“
„Meine Tochter Marie Lena (14) besucht die achte Klasse eines humanistischen Gymnasiums. Sie ist eine gute Schülerin und hat darüber hinaus viele Interessen, spielt Klavier und betreibt Kampfsport.
Das heißt, ihr stehen viele Wege offen, und sie kann einiges erstmal
ausprobieren, emotional an Neues herangehen – auch an technische Dinge.
Dabei unterstütze ich sie mit verschiedenen Angeboten. So waren
wir beispielsweise auf einer Technik-Messe für Schüler und Studieninteressierte. Einige Bereiche fand sie auch ganz interessant, etwa
Life Sciences oder Nanotechnik. Außerdem unternehmen wir immer
wieder Familienausflüge in Museen, etwa ins Mitmach-Museum
„Mathematikum“ nach Gießen. Das Wichtigste ist, dass der Spaß
am Lernen und die Lust auf das Entdecken von Neuem erhalten bleiben. Da sind auch die Eltern gefragt.
Wenn Marie Lena später noch gute Noten in naturwissenschaftlichen Fächern, aber kein Interesse an einem rein technischen Studium hat, würde ich zumindest auf Schnittstellen-Studiengänge mit naturwissenschaftlichem Anteil hinweisen, zum Beispiel Psychologie.“
Lothar Vandeven (45), Berater für Akademische Berufe
in der Agentur für Arbeit Nürnberg
abi female 2009
15
PROMI-ZITATE
Sternschnuppen und Navis
Die eine ist direkt in den Journalismus eingestiegen, die andere hat zunächst Physik studiert.
Heute moderieren beide Wissenschaftssendungen im Fernsehen: Barbara Eligmann und Kristina zur Mühlen. Mit abi >> sprachen sie über ihre Arbeit und die Naturwissenschaften.
Barbara Eligmann
Über Naturwissenschaften:
Das ganze Leben besteht aus Physik, Biologie, Chemie und Mathematik. Wir sind tagtäglich davon umgeben. Viele Dinge kann man
sich mit naturwissenschaftlichem Wissen einfach besser erklären.
Außerdem ist Technik Zukunft. Sie spielt eine immer größere Rolle
in unserem Leben, und wenn man sich diesem Gebiet öffnet, hat
man im besten Fall die Nase vorn, weil man zukunftsorientiert ist.
Meine Lieblingserfindung ist das Telefon. Es gibt aber viele Sachen,
ohne die ich nicht mehr leben kann. Ich saß zum Beispiel letztens
im Auto und dachte darüber nach, wie ein Leben ohne Navigationsgerät aussehen würde. Seien wir mal ehrlich, wie viel Streit in
Partnerschaften wird dank des Navis verhindert?
Über ihre Arbeit:
Mich haben wissenschaftliche Themen und vor allen Dingen wissenschaftliche Experimente schon immer fasziniert. Als ich dann
für die Moderation angefragt worden bin, fiel es mir recht leicht,
mich dieser Aufgabe zu stellen. Im Wesentlichen läuft meine Arbeit
so ab: Die Redaktion sucht Experimente aus, die gut sichtbar und
unterhaltsam sind. Ich schreibe daraufhin meine Moderationstexte
und bereite mich mit Recherche auf meine Gäste vor. Und dann
heißt es: Proben, proben, proben. Für mich ist das Schönste zu sehen, wie aus trockener Materie, mit der man sich vielleicht schon in
der Schule gequält hat, eine unterhaltsame Show wird. Wir wollen
den Menschen mit „clever!“ die Scheu vor den Naturwissenschaften
16
abi female 2009
nehmen. Man muss sich sehr viel Mühe geben beim Erklären. Die
meisten sind nicht zu blöd, es zu verstehen, sondern der Erklärende
macht es falsch. Man muss also die Fähigkeit mitbringen, andere zu
gewinnen, für diese Themen zu öffnen und zu begeistern.
Ihr Tipp für junge Frauen:
Traut euch! Ich glaube, man kann immer mehr, als man denkt. Und
genau in diesem Bereich gibt es eine Fülle von Möglichkeiten. Ich
persönlich habe den Leistungsgedanken verinnerlicht und glaube,
dass Leistung der Schlüssel zu allem ist. Und gerade als Frau sticht
man in einem technischen Studium zwischen all den Männern heraus – das kann später mal ein Bonus sein.
Lebenslauf
Barbara Eligmann, geboren am 6. November 1963 in Ludwigshafen, volontierte nach dem Abitur beim Westfalen-Blatt in Bielefeld. Als freie Mitarbeiterin erstellte sie Beiträge für SAT.1 und RTL. Von 1992 bis 2000 war sie das
Gesicht des Boulevardmagazins „Explosiv“ auf RTL. Seit 2004 moderiert sie
mit Wigald Boning „clever! - die Show die Wissen schafft“, für die sie 2005
den „Deutschen Fernsehpreis“ erhielt. In der Show müssen Prominente
die Ursachen naturwissenschaftlicher Phänomene erraten, die Auflösung
erfolgt mit spektakulären Experimenten. Ab Mai ist sie als Jurymitglied bei
„Die beste Idee Deutschlands“ auf SAT.1 zu sehen.
Fotos: Sat 1, WDR/Bettina Fürst-Fastré, KonzeptQuartier®
PROMI-ZITATE
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Barbara Eligm
KRISTINA ZUR MÜHLE
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Kristina zur Mühlen
Über Naturwissenschaften:
Ihr Tipp für junge Frauen:
Ich glaube, das steckt bei mir in den Genen. Die meisten aus
meiner Familie sind Mediziner, streng genommen bin ich als
Physikerin ja das schwarze Schaf. Als Mädchen habe ich mir in
klaren Nächten immer die Sterne und Sternschnuppen angesehen, die so unendlich weit weg sind. Das war der Auslöser. In
einem Schulaufsatz habe ich dann auch geschrieben „Ich will
Erforscherin werden“, denn ich wollte ferne Sterne und Planeten
entdecken. Also beschloss ich, Physik zu studieren, denn in der
DDR war Astronomie dort eingebunden. Ich hatte keine Ahnung,
wie schwer ein Physikstudium ist. Ich musste sehr viel lernen
und viele Prüfungen bestehen.
Zunächst sollten sie Kontakte knüpfen. Vielleicht mal bei einem
Tag der offenen Tür zu Unternehmen oder Universitäten gehen
und den Wissenschaftlern dort über die Schulter schauen. Wir
bieten zum Beispiel auch das „nano“-Camp für Schülerinnen
und Schüler an, wo man verschiedene Sachen, zum Beispiel
Wasserqualität oder das Verhalten von Affen, erforschen kann.
Man muss Eigeninitiative zeigen. Und ehrlich zu sich selbst sein.
Wenn man spürt, dass man vielleicht doch nicht so gut ist, dann
hat das keinen Sinn.
Über ihre Arbeit:
Morgens um halb zehn ist erstmal Redaktionssitzung, in der die
Themen besprochen werden. Dann geht es richtig los, ich arbeite mich in die verschiedenen Beiträge ein und schreibe meine
Moderation. Um 14 Uhr geht es in die Maske, und um 15 Uhr
zeichnen wir die Sendung auf. Um 16 Uhr werden dann noch die
Knackpunkte der Sendung besprochen, also was nicht so gut
lief, oder Lob verteilt. Wir behandeln viele Themen, zum Beispiel
aus der Technik oder Medizin und sogar Psychologie. Besonders
gefragt sind derzeit Sendungen rund um das Thema Umwelt. Ab
und zu natürlich auch Physik, dann freuen sich alle, dass eine da
ist, die sich damit auskennt.
Lebenslauf
Kristina zur Mühlen wurde am 23. März 1969 in Berlin geboren. Schon als
junges Mädchen fand sie naturwissenschaftliche Themen spannend. Nach
dem Abitur, das sie mit 1,0 abschloss, studierte sie Physik an der FriedrichSchiller-Universität in Jena. Zusätzlich war sie für Georgische Sprache, Literatur und Geschichte eingeschrieben. Nach ihrem Diplom 1993 wechselte
sie in die Medienbranche und volontierte beim Ostdeutschen Rundfunk
in Brandenburg. Seit 2006 ist die 40-Jährige Wissenschaftsmoderatorin
und präsentierte zunächst das Wissensmagazin „Q 21“ im WDR. Seit 2007
moderiert die Wahl-Hamburgerin auf 3sat die Sendung „nano“.
abi female 2009
17
MINT-BERUFSFELDER IM ÜBERBLICK
Ausbildungen und Studiengänge
Mädels, ab in den MINT-Bereich!
Na, Lust auf eine Ausbildung oder ein Studium im MINT-Bereich bekommen? Was auch immer du machen willst, es gibt für Jede
den passenden Zugang. abi >> bietet dir einen groben Überblick.
Mathematik und Informatik
Naturwissenschaften
Mathematik begegnet uns im alltäglichen Leben häufig, ohne dass
wir es merken. Vom Navigationsgerät über die Wahlanalyse bis hin
zur Wettervorhersage - überall steckt Mathe drin. Viele technische
und naturwissenschaftliche Errungenschaften sind ohne diese traditionsreiche Disziplin undenkbar. Deswegen sind Mathematiker
auch in verschiedenen Arbeitsfeldern zu finden.
Ähnlich steht es mit der Informatik. Ob im Auto oder im Handy,
überall steckt Software, die unser Leben erleichtert. Da fast alle
Prozesse der modernen Arbeitswelt durch Software gesteuert oder
digital abgebildet werden, gibt es für Informatiker viele Einsatzmöglichkeiten. Neben dem klassischen Informatikstudium bieten Hochschulen so genannte „Bindestrich-Studiengänge“ an, mit deren Hilfe
man sich auf ein Anwendungsgebiet spezialisieren kann.
Aber natürlich kann man auch Ausbildungen machen. Zum Beispiel zur Fachinformatikerin, die sowohl technische als auch kaufmännische Grundlagen lernt. Außerdem gibt es einige schulische
Ausbildungen zur Informatikerin oder Informatik-Assistentin. Wer
im Bereich Mathematik eine Ausbildung machen will, kann etwa
mathematisch-technische Softwareentwicklerin werden. Diese lernen, Softwaresysteme auf Basis mathematischer Modelle zu konzipieren und zu realisieren.
Ob Chemiker, Biologen oder Physiker – Naturwissenschaftler sind
weder auf eine Branche noch auf eine Tätigkeit festgelegt. Denn
neben ihrem Fachwissen besitzen sie die Fähigkeit, analytisch und
strukturiert an verschiedenste Aufgaben heranzugehen. Sie sind
vor allem im Bereich Forschung und Entwicklung an Hochschulen
und in Unternehmen zu finden.
Wer in die Chemie-, Biologie- oder Pharmabranche will, muss
aber nicht unbedingt studieren. Es gibt auch eine Vielzahl an Ausbildungen im naturwissenschaftlichen Bereich, wie beispielsweise
zur Laborantin Chemie. Auch schulische Ausbildungen werden angeboten, zum Beispiel zur biologisch-technischen und pharmazeutisch-technischen Assistentin.
Beispiele für Studienrichtungen
•Mathematik
•Wirtschaftsmathematik
•Informatik
•Wirtschaftsinformatik
Beispiele für Studiengänge mit besonderem
Anwendungsbezug
•Technomathematik (Studienreportage auf Seite 21)
•Computermathematik
•Biomathematik
•Bioinformatik (Studienreportage auf Seite 20)
•Softwaretechnik
•Medieninformatik (Berufsreportage auf Seite 20)
•Geoinformatik
Beispiele für Berufsausbildungen
•Fachinformatikerin
•Assistentin Informatik
•Mathematisch-technische Softwareentwicklerin
(Ausbildungsreportage auf Seite 21)
18
abi female 2009
Beispiele für Studienrichtungen
•Chemie
•Physik
•Biologie
•Biochemie
•Pharmazie (Studienreportage auf Seite 22)
•Geowissenschaften
Beispiele für Studiengänge mit besonderem
Anwendungsbezug
•Ökotrophologie
•Molekularbiologie (Berufsreportage auf Seite 23)
•Polymerchemie
•Hydrologie (Berufsreportage auf Seite 23)
•Geophysik
•Biochemie
Beispiele für Berufsausbildungen
•Laborantin Chemie
•Biologisch-technische Assistentin
•Physiklaborantin (Ausbildungsreportage auf Seite 23)
•Laborantin Biologie
•Laborantin Textil
Frauenanteil in technischen Ausbildungsberufen
7.00
0
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6.00
0
4.00
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0
0
3.00
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1.00
0
0
• Auszubildende Gesamt • Frauenanteil (in Prozent)
Laboranten Biologie
71,8
Augenoptiker
Beispiele für Berufsausbildungen
•Mikrotechnologin
•Fachkraft für Veranstaltungstechnik
•Vermessungstechnikerin (Ausbildungsreportage auf Seite 24)
•Hörgeräteakustikerin
•Mechatronikerin
•Augenoptikerin
•IT-System-Elektronikerin (Ausbildungsreportage auf Seite 25)
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unter: h
55,2
Zahntechniker
55,6
Bauzeichner
53,0
Laboranten Physik
36,5
Technische Zeichner
38,4
Vermessungstechniker
28,0
Mikrotechnologen
26,7
Wertstoffprüfer
20,9
Baustoffprüfer
18,7
Fachkräfte für Veranstaltungstechnik
9,9
Elektroniker für luftfahrttechnische Systeme
10,5
Fluggerätemechaniker
8,5
Fachinformatiker
21.675
6,1
Informations- und Telekommunikationssystem-Elektroniker
3,7
Mechatroniker (IH)
4,5
24.278
Quelle: Statistisches Bundesamt, Fachserie 11, Reihe 3, 2007
Frauenanteil in MINT-Studiengängen
00
70.0
00
60.0
00
50.0
40.0
00
30.0
00
• Studierende Gesamt • Frauenanteil (in Prozent)
00
Beispiele für interdisziplinäre Studiengänge
•Biotechnologie
•Nanotechnologie
•Umwelttechnik
•Medizintechnik/Biomedizinische Technik
•Mikrosystemtechnik
•Photonik
63,0
Laboranten Chemie
20.0
Beispiele für Studienrichtungen
•Maschinenbau
•Elektrotechnik
•Bauingenieurwesen (Berufsreportage auf Seite 25)
•Wirtschaftsingenieurwesen (Studienreportage auf Seite 24)
72,0
Hörgeräteakustiker
10.0
00
Sie haben in fast allen Projekten der Wirtschaft ihre Finger im Spiel:
Ingenieure. Sie entwickeln innovative Technologien und konstruieren
neue Produkte. Maschinenbau-, Elektrotechnik- und Bauingenieure
gelten als die größten Gruppen unter den Ingenieuren.
Viele Hochschulen bieten aber auch Studiengänge an, die eher
eine Schnittstellenfunktion zwischen zwei Fachbereichen übernehmen. Ein gutes Beispiel hierfür ist das Wirtschaftsingenieurwesen,
eine Kombination aus Wirtschafts- und Ingenieurwissenschaften.
Viele Studiengänge beschäftigen sich außerdem mit den sogenannten Zukunftstechnologien. In der Nanotechnologie beispielsweise
geht es um Teilchen im Nanometerbereich, mit denen Computerchips
hergestellt werden können.
Aber natürlich gibt es auch im technischen Bereich die Möglichkeit,
eine Ausbildung anstelle eines Studiums zu absolvieren. Als Mikrotechnologin zum Beispiel stellst du Mikrochips oder Halbleiter her.
0
Technik/Ingenieurwesen
75,2
Textillaboranten
Elektrotechnik
Informatik
8,3
15,0
Ingenieurwesen allgemein
122.063
16
Maschinenbau
137.537
17,2
Physik
18,5
Wirtschaftsingenieurwesen
20,8
Bauingenieurwesen
23,6
Vermessungswesen
28,5
Geowissenschaft
Chemie
40,4
45,8
Mathematik
49,3
Biologie
63,8
Pharmazie
73,5
Quelle: Statistisches Bundesamt, Fachserie 11, WS 2007/2008
Reportagen Mathematik & Informatik
Studienreportage Bioinformatik
Bits, Bytes und Bio
Moderne Computertechnik begeistert Eva Hoffmann. Doch sie muss ihren Sinn haben. Die 24-Jährige
will etwas bewegen – zum direkten Nutzen der Menschen. Deshalb studiert sie Bioinformatik.
Universität München im siebten Semester studiert. Sie träumt
eher davon, in ihrem späteren Beruf dabei zu helfen, neue Medikamente zu entwickeln und der Ursache von Krankheiten auf die
Spur zu kommen.
Tatsächlich liefert die Bioinformatik wichtige Erkenntnisse auf
den Gebieten der Medizin und Biologie. „Biologische oder medizinische Experimente sind sehr zeit- und kostenaufwändig. Mithilfe
der Bioinformatik kann man die biologischen Zusammenhänge
am Computerbildschirm simulieren und Ergebnisse voraussagen“,
erklärt Eva Hoffmann, der schon in der Schule der Informatik-Unterricht sehr viel Spaß gemacht hat.
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Foto: Privat
Verschiedene Disziplinen
„Mich interessiert nicht unbedingt, welche Technik in einem
Handy steckt“, sagt Eva Hoffmann, die den gemeinsamen Studiengang der Ludwig-Maximilians-Universität und der Technischen
In ihrem Studium belegt sie auch die Fächer Biologie, Chemie und
Informatik. „Am Anfang ist das Studium schon sehr stark auf die
Informatik und Mathematik ausgerichtet. Da hat man viel zu tun.“
Das Programmieren gefällt ihr: „Da ist viel logisches Denken gefragt, man ist also geistig gefordert.“ Und wenn hinter all den Daten und Zahlen dann eine Lösung für ein medizinisches Problem
auftaucht – dann weiß Eva Hoffmann, dass sie den richtigen Weg
eingeschlagen hat.
Berufsreportage Medieninformatikerin
Auf dem neuesten Stand der Forschung
Als eine Art Google für Forscher kann man das bezeichnen, woran Friederike Kleinfercher (29) täglich mitarbeitet: Die Medieninformatikerin programmiert eine Bibliothek, in der Forscher Informationen finden und Forschungsergebnisse veröffentlichen können.
„Etwa 70 Prozent meiner Arbeitszeit sitze ich am Computer und
programmiere. Dabei treffe ich viele Designentscheidungen“, sagt
die 29-Jährige. Allerdings gehe es nicht nur um das Aussehen der
Benutzerformulare, sondern auch um die so genannte Softwarearchitektur, also das Zusammenspiel einzelner Software-Komponenten. „Wir versuchen, die Suche nach Forschungsdaten noch intelligenter zu gestalten, als das bei Internet-Suchmaschinen üblich ist.“
Die Logik hinter dem
Programmieren
fasziniert Friederike
Kleinfercher.
Kreativität gefragt
20
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Foto: Privat
Zwar habe ihr die Mathematik im Studium schon ein wenig zu
schaffen gemacht, doch die Informatik und das Programmieren
haben ihre Reize: „Es steckt sehr viel Logik hinter dieser Arbeit –
diese zu durchschauen, macht den Job attraktiv. Immer wieder
gibt es neue offene Fragen, die mit einer Software gelöst werden
müssen. Dabei ist man auch sehr kreativ.“ Keineswegs arbeite
man abgeschottet von seinem sozialen Umfeld. „Weil der digitalen
Bibliothek so eine große, umfassende Softwarestruktur zugrunde
liegt, arbeitet ein großes Team daran. Das bedeutet, man muss
sich sehr viel mit den Kollegen, aber auch mit Nutzern und anderen Kooperationspartnern absprechen.“
Reportagen Mathematik & Informatik
Studienreportage Technomathematik
Kein Studium für Faule
An neuer Fahrzeug-Technologie in der Autoindustrie forschen oder eine Karriere an der Universität machen – beides kann sich
Veronika Kräck (22) für ihre Zukunft vorstellen. Sie studiert Technomathematik und ist begeistert: „Es wird nie langweilig.“
Viel büffeln musste
Veronika Kräck für
ihr TechnomathematikStudium.
Aber sie sieht
sich auf dem
richtigen Weg
Foto: Privat
Mathe hat Veronika Kräck bereits in der Schule fasziniert –
sie wählte das Fach auch als Leistungskurs. „Aber Mathematik allein wollte ich nicht studieren“, erzählt die 22-Jährige,
die inzwischen im siebten Semester des Diplom-Studiengangs
Technomathematik an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg studiert. Die Studierenden müssen Module in
Mathematik, Informatik und einem technischen Anwendungsfach absolvieren. Bei letzterem können sie sich entscheiden
zwischen Elektrotechnik, Maschinenbau und Chemieingenieurwesen.
„Das Interdisziplinäre des Studiengangs hat mich am meisten
interessiert. Es ist ja heute wirklich so, dass Geräte und Maschinen das Produkt des Wissens verschiedener Fachgebiete sind.
Es steckt Technik darin, die programmiert werden muss. Und
dem allen zugrunde liegt die Mathematik.“
Und wie fühlt sich die 22-Jährige in den klassischen Männerdomänen der Wissenschaft? „Außer mir haben vier Frauen das
Studium begonnen. Oft sitze ich alleine mit Männern in Vorlesungen oder Seminaren.“ Ihr mache das allerdings überhaupt
nichts aus. Auch im späteren Beruf würde sie sich allein unter
Männern nicht verloren fühlen. „Aber ich rechne nicht damit,
dass ich die einzige Frau sein werde.“
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Ausbildungsreportage Mathematisch-technische Softwareentwicklerin
Mit Mathe Moleküle drücken
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Wie lässt sich die Bewegung von Molekülen simulieren? Mit Fragen wie dieser beschäftigt sich Anna Jakobs (21). Sie
macht eine Ausbildung zur Mathematisch-technischen Softwareentwicklerin (MATSE) am Forschungszentrum Jülich.
Simulieren für die Forschung
„Wir programmieren sehr viel. Dabei bauen wir häufig auf vorhandene Software auf. Eine meiner Aufgaben war es beispielsweise,
ein Simulationsprogramm in eine andere Programmiersprache zu
übersetzen, um die Anwendung direkt über das Internet nutzbar zu
machen.“ Am Bildschirm simuliert Anna Jakobs beispielsweise, wie
Moleküle auf Druck reagieren.
Und nach der Ausbildung? Paul Jansen, Professor am Supercomputing Centre, ist überzeugt: „Nach meiner Erfahrung sind die Berufsaussichten sehr gut. Die Vergangenheit hat gezeigt, auch wenn
Mathematik lag ihr
schon in der
Schule: Anna Jakobs
programmiert
Software für die
Wissenschaft.
Foto: Elmar Westphal
Probleme aus Forschung, Technik oder Wirtschaft mithilfe von
mathematischen Methoden zu lösen, das macht Anna Jakobs Spaß.
„Ich hatte in der Schule Matheleistungskurs und wollte unbedingt
einen Beruf lernen, der damit zu tun hat“, erzählt die 21-Jährige,
die mittlerweile im zweiten Ausbildungsjahr der dreijährigen Ausbildung in Kombination mit einem dualen Bachelorstudiengang Scientific Programming beim Forschungszentrum Jülich ist.
es mit der Konjunktur einmal auf und ab geht, zahlt sich eine Berufsausbildung aus, die Wert auf eine solide breite Basis legt. Dies
ist beim MATSE in hohem Maße der Fall.“
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Foto: KonzeptQuartier®
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Studienreportage Pharmazie
Arzneimittel erforschen
„Welche neuen Wirkstoffe gegen Diabetes können aus Pflanzenextrakten gewonnen werden?“ Mit diesen und ähnlichen Fragen
beschäftigt sich Anka Röhr, Pharmaziestudentin an der Universität Würzburg. Die 24-Jährige ist im achten Semester und steht
kurz vor dem Staatsexamen.
Foto: Privat
„Ich interessierte mich für Biologie und Chemie und finde es
jetzt noch faszinierend, wie viele naturwissenschaftliche Fächer
das Studium umfasst“, begründet Anka Röhr ihre Studienwahl.
Und in der Tat: Im Grundstudium liegt der Schwerpunkt auf anorganischer und organischer Chemie sowie auf Analytik, also den
Untersuchungstechniken zur Zusammensetzung von Stoffen. Im
Hauptstudium werden dann pharmazeutische Themen vertieft
wie Arzneiformenlehre, pharmazeutische Chemie und Biologie,
klinische Pharmazie und Biochemie.
„Vormittags Vorlesungen besuchen und nachmittags im Labor
arbeiten – so sieht ein typischer Tagesablauf aus“, schildert die
Pharmaziestudentin. Im Labor stellt Anka Röhr je nach Thema
des Semesters Arzneistoffe oder Arzneiformen wie Tabletten,
Zäpfchen, Lösungen und Salben her. Sie erarbeitet auch biochemische Analysen. „Wir lernen verschiedene Methoden kennen,
um beispielsweise die Konzentration von Thyroxin, einem Schilddrüsenhormon, in einer Flüssigkeit zu bestimmen. Die Ergebnisse
werte ich graphisch aus.“
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REPORTAGEN NATURWISSENSCHAFTEN
Ausbildungsreportage Physiklaborantin
Physik in der Praxis
Interesse an Naturwissenschaften – das war der Grund für die Berufswahl von Janina Geiger (21). Sie macht eine Ausbildung
zur Physiklaborantin bei ELMOS Semiconductor in Dortmund.
Janina Geiger ist im ersten Lehrjahr und hat sich bisher intensiv
mit der Qualitätsanalyse von Halbleiterchips beschäftigt. „Um mögliche Defekte der Chips zu finden, überprüfen wir die Produkte genau. Falls nötig, öffnen wir im Einzelfall sogar die Bauteile“, erläutert
die 21-Jährige. Und da ist Fingerspitzengefühl gefragt: „Als erstes
fräse ich das Bauteil an der Stelle, an der sich der Chip befindet, an,
und lege es auf eine Heizplatte. Sobald das Bauteil warm ist, lasse
ich etwas Salpetersäure auf die angefräste Stelle tropfen und halte
das Bauteil kurz in das Lösungsmittel Aceton, das in einem Ultraschallbad steht. Dann lege ich den Chip erneut auf die Heizplatte.“
Diesen Vorgang wiederholt Janina Geiger so lang, bis der Chip sicht-
bar ist. Zum Schluss kontrolliert sie ihn unter dem Mikroskop und
analysiert die mögliche Fehlerquelle. Die Informationen leitet sie an
die Fertigung weiter.
„Das Öffnen und Testen der Bauteile und die Arbeiten am Mikroskop gefallen mir am besten“, sagt sie. Sie lernt aber auch,
wie elektrische Schaltungen funktionieren, welche Fehler dabei
auftreten können und wie man sie lokalisiert. „Ich hatte mir erhofft, in meiner Ausbildung möglichst viel darüber zu erfahren,
wie die Physik in der Praxis, also beispielsweise in der Industrie, angewandt wird. Und bisher haben sich meine Erwartungen
erfüllt.“
Berufsreportage Hydrologin
„Wasser kennt keine politischen Grenzen“
Jane Korck (32) ist wissenschaftliche Angestellte am Bayerischen Landesamt für Umwelt. Im Referat „Klimawandel, Klimafolgen und Wasserhaushalt“ der Dienststelle Hof arbeitet die Diplom-Hydrologin an verschiedenen EU-Projekten, die mit dem
Klimawandel und dessen Auswirkungen auf Europa zu tun haben.
Jane Korck wollte schon immer einen international ausgerichteten Beruf ausüben. „Wasser hält sich an keine politischen Grenzen. Ein Studium der Wasserwirtschaft mit Vertiefung Hydrologie
an der TU Dresden erschien mir daher genau richtig“, erinnert sie
sich. Diese, zugegebenermaßen etwas ungewöhnliche Begründung
für die Studienwahl, war offensichtlich zielführend. Aktuell arbeitet die Hydrologin an einem großen EU-Projekt namens AdaptAlp
(Adaptation to Climate Change in the Alpine Space). „Darin geht
es um die Klimafolgen im Alpenraum und um Schutzmaßnahmen“,
erläutert die 32-Jährige. „Ich beschäftige mich dabei mit hydrologischen Fragestellungen, beispielsweise, wie sich Abflüsse und
Niederschläge bis 2050 ändern und wie sicher oder unsicher unsere Prognosen sind.“
Manche Aufträge vergibt das Amt auch an externe Ingenieurbüros.
„Dann kümmere ich mich um das Konzept, die Ausschreibung und die
Vertragsvergabe“, erzählt die Mutter von zwei Kindern. „Sobald die Ergebnisse vorliegen, prüfe ich, ob der Auftrag korrekt bearbeitet wurde
und unsere Erwartungen erfüllt wurden. Diese Aufgabe ist sehr interessant und lehrreich.“ Besonders viel Spaß macht es ihr, die Ergebnisse
zu veröffentlichen und in Vorträgen zu präsentieren. „Am liebsten halte
ich Vorträge auf englisch, wie vor zwei Jahren auf dem Kongress der
Gemeinden und Regionen des Europarates in Straßburg.“
Berufsreportage Molekularbiologin
Prüfkoffer für die Kriminalistik
Manja Böhme (29) ist in der Forschungs- und Entwicklungsabteilung der Biotype AG in Dresden beschäftigt. „Ich bin für die
Entwicklung molekulargenetischer Testkits verantwortlich“, erläutert die Projektleiterin und promovierte Molekularbiologin.
Manja Böhme entwickelt Testkits, also eine Art „Prüfkoffer“,
sowohl für Vaterschaftstests als auch für die Erstellung von genetischen Fingerabdrücken, die in der Kriminalistik eine wichtige
Rolle spielen. „Mit einer speziellen Methode, die sich PolymeraseKettenreaktion nennt, können wir bestimmte DNA-Abschnitte
im Reaktionsgefäß vervielfältigen“, erklärt die 29-Jährige. „Dafür vermische ich mit Pipetten die genomische DNA - spezielle
DNA-Stücke - Salzlösungen und Enzyme.“ An ihrem Arbeitsalltag
schätzt sie den Wechsel zwischen theoretischen Arbeiten am PC
und praktischen Tätigkeiten im Labor sowie an modernen technischen Analysegeräten.
Für naturwissenschaftliche Themen hat sich Manja Böhme
schon während ihrer Schulzeit begeistert, besonders für Biologie.
„Die Natur umgibt uns ständig, in welcher Form auch immer. Zu
verstehen, wie das Leben funktioniert, wie alles zusammenhängt
und welche komplexen Vorgänge dafür nötig sind, hat mich besonders gereizt. Daher stand für mich sehr schnell fest, dass ich
Molekularbiologie studiere.“
abi female 2009
23
REPORTAGEN TECHNIK
Ausbildungsreportage Vermessungstechnikerin
Studienreportage Wirtschaftsingenieurwesen
Auf den Millimeter genau
Zinseszins und Hebelwirkung
Präzision ist gefragt, wenn Katrin Klibingat (22) ihr Handwerkszeug zusammenpackt und ins Gelände geht: Die Auszubildende im zweiten Lehrjahr wird Vermessungstechnikerin.
„Ein frauentypisches Studium wollte ich nicht absolvieren.“
Deshalb hat sich Carolin Hoffmann (21) für den Bachelorstudiengang Wirtschaftsingenieurwesen entschieden, den
sie im vierten Semester studiert.
„Die Daten, die wir aufnehmen und auswerten, dienen unter
anderem als Grundlage, um zum Beispiel Kartenmaterial zu erstellen“, erklärt Katrin Klibingat. Ihr Ausbildungsbetrieb ist das
Landesvermessungsamt Niedersachsen (LGN). Dieser Landesbetrieb in Hannover hat die Aufgabe, die Geländeoberfläche des
Bundeslandes darzustellen.
Lot und GPS
Ihre Arbeit erläutert sie so: „Wenn man beispielsweise die Höhe
einer Erhebung in der Landschaft vermisst, bewegt man sich von
einem Vermessungspunkt zum anderen, führt jeweils Vermessungen durch und rechnet am Ende die Daten zusammen.“ Dazu
benutzt sie spezielle Computerprogramme.
Zum Handwerkszeug von Katrin Klibingat gehören zudem Winkelprisma, Lot (zur Messung von Geraden entweder ein Laser
oder ein Metallstück, das an einem Faden hängt) und optische
Messgeräte. Auch neueste Technologien kommen zum Einsatz:
„Ich lerne unterschiedliche Messverfahren kennen, zum Beispiel
das Satellitenmessverfahren mit GPS (Global Positioning System)
oder den Umgang mit dem elektronischen Tachymeter, mit dem
man Entfernungen oder Höhenunterschiede ermitteln kann.“
Dass die 22-Jährige sich für einen technischen Ausbildungsberuf entschieden hat, liegt wohl auch an ihren Eltern, die beide in
technischen Berufen arbeiten. Doch auch persönlich war es die
richtige Wahl: „Der Beruf passt einfach zu mir“, findet sie.
Das Studium traut sie sich zu, obwohl sie weder Physik noch
Chemie oder Mathe im Leistungskurs hatte. „Die Verbindung
von Technik und Wirtschaft finde ich spannend“, sagt Carolin
Hoffmann. Sie hat sich bewusst für die Ingenieurwissenschaften
entschieden, weil sie sich davon bessere Chancen auf dem
Arbeitsmarkt erhofft. Außerdem, so meint die 21-Jährige: „Der
Studiengang ist schon lange keine Männerdomäne mehr.“
Hebelkraft und Aktienmärkte
In den ersten drei Semestern büffelte sie die Grundlagen, wie
Mathematik, Mechanik und Elektrotechnik. „Wenn man etwas
nicht sofort versteht, dann fragt man einfach die Kommilitonen“,
erklärt Carolin Hoffmann. Zusätzlich gibt es jede Menge Tutorien
und Übungen. „In einer Übung im Fach Mechanik haben wir berechnet, wie viel Kraft man bei einem Hebel aufwenden muss, um
eine bestimmte Last zu bewegen.“ Und im Fach Investitions- und
Finanzierungsrechnung lernte sie zum Beispiel viel über Aktienmärkte, über Zins- und Tilgungsrechnung oder Kapitalbedarfsschätzung.
Nach dem Bachelor möchte sie „in jedem Fall“ noch ein Masterstudium anschließen. Wo sie später einmal arbeiten möchte,
kann sie noch nicht sagen. „Sich schon jetzt festzulegen wäre
schade, denn ich werde noch sehr viele neue spannende Bereiche kennen lernen.“
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REPORTAGEN TECHNIK
Berufsreportage Bauingenieurin
Ausbildungsreportage IT-System-Elektronikerin
„Tacheles reden“
Computer konfliktfrei vereinen
Ohne Eva Gerner (27) würde auf ihrer Baustelle wohl das
Chaos ausbrechen, denn sie plant, koordiniert und kontrolliert dort den Bau eines sechsstöckigen Büro- und Geschäftsgebäudes.
Wenn es um IT-Netzwerke geht, dann werden sie gerufen:
IT-System-Elektronikerinnen wie Peggy Kübe (20).
Seit April 2007 ist Eva Gerner Bauleiterin bei dem Schweinfurter
Architekturbüro Rudloff, Wild & Partner. Die Hälfte ihrer Arbeitszeit
verbringt sie auf Baustellen. „Das Wichtigste ist, Termine zu
kontrollieren und auf die Qualität des Materials und der Arbeiten
sowie auf die Kosten zu achten“, erklärt die Bauingenieurin. Im
Auftrag des Bauherrn überwacht sie den Bau und sorgt dafür,
dass alles reibungslos vonstatten geht. „Ich koordiniere die beteiligten Firmen und Handwerker und plane, wer wo und wann
bestimmte Leistungen ausführt“, erklärt sie. Eva Gerner ist Bauingenieurin aus Leidenschaft.
Von Beginn an dabei
Meist ist die 27-Jährige bereits an den Planungen beteiligt, zeichnet die sogenannten Ausführungspläne. „Ich lege zum Beispiel
fest, welche Wände betoniert, gemauert oder als Leichtbauwand
erstellt werden. Später in der Detailplanung gebe ich etwa vor,
welchen Schichtenaufbau das Dach hat und wie diese Schichten an die Wandkonstruktion angeschlossen werden.“ Gerade
beim Zeichnen der Pläne ist räumliches Vorstellungsvermögen
gefragt.
Dass sie es in ihrem Beruf meist mit Männern zu tun hat, stört
Eva Gerner nicht im Geringsten. Ganz im Gegenteil: „Es ist einfacher, wenn man mit Männern zusammenarbeitet“, findet Eva
Gerner. „Denn da wird Tacheles geredet.“
„Mein Beruf ist sehr vielfältig – und zukunftssicher“, sagt
Peggy Kübe. Sie befindet sich im zweiten Lehrjahr beim
europäischen Energieversorgungsunternehmen Vattenfall. Ihr
Ausbildungsort ist Boxberg in der Oberlausitz, wo sich eines von
zahlreichen Ausbildungszentren des Konzerns befindet.
Schaltungen bauen, Stromkreise überprüfen oder Widerstände berechnen – Peggy Kübe machen solche Übungen während
ihrer Ausbildung Spaß. „Elektrotechnische Grundkenntnisse
gehören einfach dazu“, sagt die 20-Jährige. Weiter meint sie:
„Auch ohne technisches Verständnis geht es nicht.“ Daneben
müsse man logisch denken können.
Geduld bei Steckverbindungen
In ihrer Ausbildung lernt die angehende IT-System-Elektronikerin aber auch, wie sich Informations- und Telekommunikationssysteme unterscheiden oder wie man Geräte anschließt, Leitungen verlegt und Steckverbindungen montiert. „Bei solchen
Feinarbeiten haben Frauen meist mehr Geduld“, meint Peggy
Kübe augenzwinkernd. Gleichzeitig bekommt sie auch kaufmännisches Wissen vermittelt und eignet sich Programmierkenntnisse an.
„Ich finde es spannend, dass ich immer auf dem neuesten
Stand der Technik bin“, sagt die Auszubildende. Dass es sich
lohnt, weiß sie bereits jetzt: „Es ist einfach schön, wenn man für
das Zusammenspiel von Hardware und Software Verantwortung
übernehmen kann.“
Mehr Infos
Hier gibt es ausführliche Informationen über die Berufe
http://www.berufenet.arbeitsagentur.de
abi.de
Weitere Reportagen unter:
http://www.abi.de
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25
Vorbilder
Ehemalige Bundesministerin Renate Schmidt
„Zu wenige Frauen kämpfen
um ihre Rechte“
Renate Schmidt (65), ehemalige Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, sitzt auch heute noch für die SPD
im Bundestag und ist unter anderem Mitglied des Bildungsausschusses. Mit abi >> sprach die gelernte Programmiererin und
Mutter dreier Kinder über Frauen in IT-Berufen, Vorurteile, Durchhaltevermögen und Aufstiegschancen.
Vor Ihrer politischen Karriere waren Sie als Programmiererin
und Systemanalytikerin tätig. Warum haben Sie sich damals für
eine Ausbildung im Bereich IT entschieden?
Renate Schmidt: Ich habe mich nicht entschieden, sondern meine Tätigkeit als Anfangsprogrammiererin hat sich zufällig ergeben.
1961 gab es noch keine geregelte Ausbildung, kein Informatikstudium, sondern nur „Learning by doing“. Ich musste wegen Schwangerschaft ein Jahr vor dem Abitur die Schule verlassen, musste
unbedingt Geld verdienen, und so war es ein Glücksfall, dass ich
im fünften Monat schwanger noch zwei Stellenangebote bekam.
Meine einzige Qualifikation war meine mathematische Begabung,
ansonsten hatte ich keine Ahnung, was mich erwartete.
Hatten Sie als Frau in dieser technischen Branche zu kämpfen?
Welche Vorurteile sind Ihnen begegnet?
Renate Schmidt: Ich war die Jüngste, die einzige Frau und schwanger. Zuerst versuchten die Herren mich zum Schreibmaschineschreiben (was ich Gott sei Dank nicht konnte), zum Kaffeekochen (der
Kaffee war zu schlecht) und zum Aufräumen des Lochkartenschranks
abzustellen. Erst als ich nicht aufgab, mir einen Programmierlehrgang
erkämpfte und – nachdem ich nach der Geburt meiner Tochter nach
der Mutterschutzfrist* wieder zurückgekommen war – mein erstes
Programm erfolgreich schrieb, waren die Männer plötzlich so stolz
auf mich, als ob sie mich „gemacht“ hätten. Als ich nach der Geburt
meines zweiten Kindes nach der Mutterschutzfrist allerdings auch
wieder zurückkam – Elternzeit und Elterngeld gab es noch nicht –
geriet das Welt- und Familienbild der Herren ganz schön ins Wanken.
Was raten Sie jungen Frauen, die sich für eine technische Ausbildung interessieren, sich jedoch nicht sicher sind, ob die Entscheidung richtig ist und sie dafür geeignet sind?
Renate Schmidt: Ich würde jeder jungen Frau, die dazu eine Neigung verspürt, empfehlen, Informatik zu studieren – oder Ingenieurwissenschaften oder ähnliches – weil diese Berufe in der Regel
krisenfester sind, mehr Aufstiegschancen und höhere Bezahlung
garantieren als andere, sogenannte Frauenberufe.
Hat Ihre Ausbildung auch Ihre politische Karriere beeinflusst –
in welcher Hinsicht?
Renate Schmidt: Ich habe von meiner beruflichen Tätigkeit in
der Politik profitiert, weil auch dort systematisches Denken von
Vorteil ist. Und natürlich haben meine beruflichen und familiären
Erfahrungen mein späteres gewerkschaftliches und politisches
Engagement beeinflusst, ohne dass ich jemals vorgehabt hätte,
hauptberuflich Politikerin zu werden. Auch das hat sich eher zufällig ergeben.
Als Mutter von drei Kindern – was sind Ihrer Meinung nach die
größten Probleme bei der Vereinbarkeit von Job und Familie?
Renate Schmidt: Die Mentalität in der Wirtschaft bei den meist
männlichen Entscheidungsträgern. Zu wenige trauen einer Frau
und dann noch einer Mutter berufliches Engagement zu. Zu viele
schieben Mütter nach der Elternzeit in schlechter bezahlte, geringer qualifizierte Tätigkeitsfelder ab. Zu wenige Frauen kämpfen um
ihre gesetzlichen Rechte. Dazu kommt die Schwierigkeit, in ausreichendem Umfang gute Betreuungsmöglichkeiten für die Kinder zu
finden, und die vorherrschende Meinung, dass es ausschließlich
Sache der Frauen sei, ihren Beruf und ihre familiären Pflichten unter einen Hut zu bringen. Nur selten wird ein dreifacher Vater von
einem Personalchef gefragt, wie er denn sein Vatersein mit seinem
Beruf vereinbare, eine Frau immer.
Welche Tipps können Sie Frauen mit auf den Weg geben, die
nach Möglichkeit beides kombinieren möchten?
Renate Schmidt: Erstens: Mit dem Partner vereinbaren, wer was
in der Familie tut, und sich nicht mit der herkömmlichen Rollenaufteilung zufrieden geben. Zweitens: Einen Beruf lernen, der dafür
gut geeignet ist, gerade IT-Berufe gehören dazu. Und drittens: Im
Betrieb klar machen, dass Work-Life-Balance ein Geben und Nehmen von beiden Seiten ist. Ich war immer bereit, auch zu ungewöhnlichen Zeiten in den Betrieb zu kommen, wenn es nötig war.
Umgekehrt nahm man dann auch Rücksicht auf meine familiären
Verpflichtungen.
*Die Mutterschutzfrist beginnt sechs Wochen vor dem berechneten Geburtstermin und endet regulär acht
Wochen nach der Entbindung.
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abi female 2009
Maria Hoyer, Bundessiegerin „Jugend forscht“ 2008
„Alte Vorurteile sind teilweise
noch sehr lebendig“
Vergangenes Jahr hat Maria Hoyer, damals Abiturientin am Gymnasium Gröbenzell in Bayern, beim Bundeswettbewerb „Jugend
forscht“ den ersten Preis im Bereich Chemie gewonnen. Die 19-Jährige studiert mittlerweile an der Münchner Ludwig-MaximiliansUniversität (LMU) Chemie und Biochemie im ersten Semester und sprach mit abi >> über Farbstoffe, Forschung und Vorurteile.
Was ist deiner Meinung nach das Faszinierende an Naturwissenschaften?
Maria Hoyer: Die Wahrheit. Mit jeder wissenschaftlichen Erkenntnis
gewinnt man ein Stück Wahrheit über uns und unsere Welt. Das ist
ziemlich wertvoll, angesichts der vielen verschiedenen Ansichten, die
Religion und Politik so zu bieten haben.
Wie kam es zu deiner Teilnahme bei „Jugend forscht“?
Maria Hoyer: Wir haben in der 9. Klasse mikroskopiert, was mich sehr
fasziniert hat. Da wir zu Hause ein altes Mikroskop hatten, habe ich
dort weitergemacht und kam schließlich zur Fluoreszenzmikroskopie
(siehe Info-Kasten), was mein erstes Projekt bei „Jugend forscht“ war.
Insgesamt hast du dann ja dreimal mitgemacht und deine Ideen
jeweils weiterentwickelt. Was, glaubst du, braucht man als guter
„Forscher“?
Maria Hoyer: Neugier natürlich, und eine hohe Frustrationstoleranz,
schließlich läuft es nicht immer so, wie man sich das denkt. Dann
kommt es aber darauf an, dass man das Ergebnis nicht sofort als
falsch oder schlecht ansieht, dass man nicht stur an der eigenen Idee
festhält, sondern versucht, andere Erkenntnisse daraus zu ziehen,
neue Hinweise zu gewinnen.
Kannst du in einfachen Worten erklären, was genau du bei „Jugend forscht 2008“ gemacht hast und wie du auf diese Idee gekommen bist?
Maria Hoyer: Mein Projekt hieß „Fluoreszenzpolarisation – Drehungen im Gigahertzbereich“. Dabei habe ich mein selbst gebautes
Jugend forscht
Mehr Infos zum jährlich stattfindenden Wettbewerb in Naturwissenschaften, Mathematik und Technik für alle Jugendlichen bis
21 Jahre findest du online unter http://www.jugend-forscht.de.
Fluoreszenzmikroskopie
Die Fluoreszenzmikroskopie ist eine spezielle Form der Lichtmikroskopie. Mit
Fluoreszenzmikroskopen werden Proben untersucht, die entweder von selbst
fluoreszieren (das heißt, sie lassen sich durch sehr energiereiches Licht zum
Leuchten bringen), oder mit Fluoreszenzfarbstoffen eingefärbt werden. Nur das
Fluoreszenzlicht gelangt zum Auge, sodass man leuchtende Farben vor einem
dunklen Hintergrund sieht. Dadurch, dass man bestimmte Bereiche vorher
eingefärbt hat, weiß man beim Blick durchs Mikroskop genau, was man sich
gerade ansieht, was einer der großen Vorteile der Fluoreszenzmikroskopie ist.
Fluoreszenzmikroskop weiterentwickelt und verbessert. So bin ich
schließlich auch zur Fluoreszenzpolarisation gelangt – das ist ein
physikalischer Effekt, mit dem man zum Beispiel etwas über die Größe von Farbstoffen oder sogar etwas über ihre Umgebung aussagen
kann, etwa ob sie irgendwo eingelagert sind oder frei in der Lösung
schwimmen. Ich habe mir dann einen eigenen Aufbau konstruiert
und damit verschiedene Messungen gemacht, die vor allem auf biologische Fragestellungen abzielten. Den Preis gab es letztlich für das
Gesamtprojekt: den Messaufbau, die Untersuchung an sich und die
Auswertung der Ergebnisse – das Forschen als Ganzes.
Hattest du während des Wettbewerbs das Gefühl, dass in den naturwissenschaftlichen und technischen Fächern Jungs und Mädchen gleich stark vertreten sind?
Maria Hoyer: Bei „Jugend forscht“ machen immer noch mehr Jungs
mit, außer im Fachbereich Biologie. Aber es werden jedes Jahr mehr
Mädchen, und wenn man sich die Platzierten ansieht, kommen prozentual gesehen meistens mehr Mädchen als Jungs nach oben.
Was sind deiner Meinung nach die Gründe für das Ungleichgewicht?
Maria Hoyer: Ich glaube, das alte Vorurteil, dass Mädchen sich am
besten nicht für Physik und Chemie interessieren, sondern sich eher
an die Sprachen halten sollten, ist an manchen Schulen teilweise noch
sehr lebendig. Aus Gesprächen mit anderen Teilnehmerinnen, aber
auch aus eigenen Erfahrungen weiß ich, dass oft gar nicht erwartet
wird, dass Mädchen in naturwissenschaftlichen Fächern gute Noten
schreiben, was meiner Ansicht nach ziemlich blockierend wirkt.
Und jetzt, wie geht‘s weiter? Was sind deine Pläne
für die Zukunft?
Maria Hoyer: Ich mache jetzt erstmal meinen Bachelor in Chemie und
Biochemie, am besten mit einem
Auslandssemester. Dann muss ich
mich entscheiden, ob ich Chemie
oder Biochemie weiterstudiere,
wobei ich eher zu Biochemie
tendiere, weil ich gerne in der
medizinischen und pharmakologischen Forschung
arbeiten würde.
Familie & Beruf
Kinder und Karriere
Von wegen kinderleicht
Kind und Karriere – für viele junge Frauen, die sich Gedanken über ihre Zukunft machen, schließt sich das
immer noch aus. Besonders, wenn sie sich für einen der straff organisierten MINT-Studiengänge interessieren
und einen Beruf anstreben, der weiterhin von männlichen Kollegen und einem Vollzeit-Arbeitsmodell dominiert
wird. Ein Kinderspiel ist die Verbindung von Beruf und Familie tatsächlich nicht – aber es gibt Hoffnung.
Ob im Studium oder Berufsleben – den „richtigen Zeitpunkt“ für
ein Kind gibt es nicht. „Ein Kind führt aber nicht zwangsläufig dazu,
dass man als Frau auf der Karriereleiter zurückgeworfen wird“, betont Dr. Ulrike Kéré, Geschäftsführerin des MentorinnenNetzwerks
für Frauen in Naturwissenschaft und Technik. Der weitere berufliche
Werdegang hänge jedoch stark von äußeren Faktoren ab wie etwa
flexiblen Arbeitszeiten, Optionen wie Teilzeit und Homeoffice, betrieblicher Kinderbetreuung und Job-Sharing.
Dass diese „Optionen“ ausgebaut werden müssen, zeigt auch die
2008 veröffentlichte Brigitte-Studie „Frauen auf dem Sprung“: In der
Umfrage wurden über 1.000 junge Frauen zwischen 17 und 19 sowie
zwischen 27 und 29 Jahren zu ihren Lebensentwürfen befragt. 90
Prozent von ihnen gaben an, dass sie später Kinder haben möchten
und sich deshalb mehr Flexibilität, mehr Teilzeit- und Betreuungsangebote wünschen. Das Fazit: Kinder ja, aber bitte nicht auf Kosten
der Karriere.
Am liebsten in Teilzeit
Die Wünsche sind klar – sie lassen sich nur gerade in MINT-Berufen
noch nicht so leicht umsetzen. Und das scheint viele junge Frauen
abzuschrecken, wie der Verein Deutscher Ingenieure (VDI) in seiner 2008 veröffentlichten Studie „Ingenieurinnen und Ingenieure im
Spannungsfeld zwischen Beruf, Karriere und Familie“ herausgefunden hat: Die Tatsache, dass es weiterhin schwierig bleibt, Familie
und Karriere zu vereinbaren, ist der Studie zufolge einer der Hauptgründe dafür, dass sich prozentual gesehen so wenige Frauen für
eine ingenieurwissenschaftliche Karriere entscheiden.
Neben fehlender Kinderbetreuung ist laut VDI-Studie die Reduzierung der Arbeitszeit ein Hauptproblem: Während sich die Mehrheit
der weiblichen Befragten weniger Überstunden oder einen Teilzeitjob wünscht, ist das Teilzeitangebot in naturwissenschaftlich-technischen Berufen noch recht gering. Immerhin bietet bislang rund ein
Drittel der befragten Unternehmen Teilzeitarbeit sogar für Führungskräfte an.
Dabei haben Eltern nach dem Bundeselterngeld- und Elternzeitgesetz (BEEG) einen begründeten Rechtsanspruch auf Teilzeit. Der Arbeitgeber kann den Wunsch nur aus dringenden betrieblichen Gründen ablehnen: „Ich würde allen Eltern, die eine
Arbeitszeitreduzierung planen, dringend raten, diesen Anspruch
während der dreijährigen Elternzeit zu verwirklichen. Dem Arbeitgeber dürfte es dann nach den drei Jahren schwer fallen, eine
Teilzeit aus betrieblichen Gründen abzulehnen“, so der Tipp von
Maria Kathmann vom Deutschen Gewerkschaftsbund. Falls dennoch Probleme auftreten, sollten sich Frauen mit ihren Wünschen
auch an den Betriebsrat wenden. Grundsätzlich sieht sie jedoch
positive Tendenzen: Aufgrund des Wettbewerbes um gut ausgebildetes Personal stehen zunehmend auch kleine und mittelständische Unternehmen flexiblen Arbeitszeitmodellen aufgeschlossen gegenüber.
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abi female 2009
Auch in einer betrieblichen Ausbildung ist es möglich, auf Teilzeitmodelle umzusteigen. Im neuen Berufsausbildungsgesetz (2005)
sind „familiäre Verpflichtungen“ explizit als Grund dafür genannt,
zum Beispiel die wöchentliche Arbeitszeit im Betrieb zu verkürzen
und gleichzeitig die Ausbildungszeit insgesamt zu verlängern. Ein
solches Modell muss dann bei der zuständigen Kammer beantragt
werden.
Keine Karrierebremse
Die weit verbreitete Annahme, dass Kinder die berufliche Entwicklung zwangsläufig behindern, kann man so nicht stehen lassen –
das belegen die Ergebnisse einer aktuellen Studie der Soziologin Dr.
Yvonne Haffner, die im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung
und Forschung (BMBF) die Chancengleichheit zwischen Männern
und Frauen in ingenieurwissenschaftlichen Berufen und dabei auch
den „Einflussfaktor Kinder“ untersucht hat. Die Befragung von rund
9.000 Personen ergab, dass der Verzicht auf Kinder nicht automatisch die Chance erhöht, beruflich erfolgreich zu sein. Im Gegenteil,
so die Soziologin: „Vergleicht man den beruflichen Erfolg von berufstätigen Müttern und Vätern mit dem ihrer kinderlosen Kolleginnen
und Kollegen, so stellt sich heraus, dass sowohl Frauen als auch
Männer erfolgreicher sind, wenn sie Kinder haben.“ Voraussetzung
für die Mütter ist dabei allerdings, dass sie nach relativ kurzer Elternzeit wieder in den Beruf zurückkehren.
Letzten Endes kommt es darauf an, wie stabil das eigene soziale
Netzwerk ist und wie gut die Teilung der Familienpflichten mit dem
Partner funktioniert, bringt es Dr. Ulrike Kéré auf den Punkt: „Wenn
die Rahmenbedingungen stimmen, sind Kinder eher motivierend für
die eigene Karriere, da sich der Sinn für das Wesentliche schärft und
man sehr pragmatische Vorgehensweisen und effektive Organisationsformen entwickelt.“
Studieren mit Kind
Organisationstalent, Pragmatismus und Durchhaltevermögen sind
also gefragt – und was für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie
gilt, lässt sich auch auf die Kombination von Kind und Campus übertragen. Rund sieben Prozent aller angehenden Akademikerinnen und
Akademiker an deutschen Hochschulen, 67.000 Frauen und 56.000
Männer, studieren mit Kind. Und der Spagat zwischen Vorlesung
und Vorlesen ist weiterhin schwierig: Laut der 18. Sozialerhebung
des Deutschen Studentenwerks führt ein Studium mit Kind oft zu
überdurchschnittlich langen Studienzeiten, auch die Abbrecherquote, heißt es, sei hoch.
Doris Neubauer, Beraterin im Studentenwerk Mannheim, kennt
jedoch auch Frauen, die alleinerziehend ein Studium mit drei Kindern durchgezogen haben: „Die Frage ist, wie gut sich die Frau organisiert und wie ihr Netzwerk funktioniert.“ Vor allem der Austausch
mit anderen studierenden Müttern sei wichtig: „Hier werden Tipps
weitergegeben, und man merkt, dass man nicht allein dasteht.“
Foto: KonzeptQuartier ®
Familie & Beruf
Arbeiten mit Kind
Mobiler Arbeitsplatz, flexible Zeiten
Für eine erfolgreiche Kombination von Familien- und Berufsleben ist viel Flexibilität und Organisationstalent gefragt. Das zeigt auch
der Alltag der beiden berufstätigen Mütter Manja Gerhardt (32) und Tanja Lückert (32).
Bevor Manja Gerhardt in Elternzeit ging, hatte sie Projekte verantwortet, an denen bis zu 20 Mitarbeiter beteiligt waren. Befürchtungen, dass sie nach ihrem Wiedereinstieg Aufgaben mit weniger
Verantwortung übernehmen muss, hatte sie nicht: „Ich hatte während der Elternzeit regelmäßig Kontakt zu meinen Kolleginnen und
Kollegen, wusste über Umstrukturierungen Bescheid und war gut
informiert, als ich wieder anfing.“ Außerdem sei ihre Situation kein
Einzelfall für das Unternehmen, viele Kolleginnen befinden sich in
einer ähnlichen Lage.
In Kürze bekommt die Projektmanagerin ihr zweites Kind. Geplant ist, dass sie nach kurzer Elternzeit erneut erst einmal in Teilzeit
einsteigt: „Längerfristig möchte ich aber wieder Vollzeit arbeiten“,
ist sich Manja Gerhardt sicher.
In den Augen vieler Arbeitgeber sollte sie das auch, schließlich
erscheint es schwierig, im Rahmen einer Teilzeitarbeit eine leitende
Position in vollem Umfang wahrzunehmen. „Wir fragen uns jedoch
inzwischen, inwieweit es sich bei dieser Erkenntnis um ein Vorurteil
handelt, da es durchaus Mitarbeiterinnen gibt, die bei Vodafone schon
erfolgreich das Gegenteil bewiesen haben und mit hoher Motivation
und Einsatzbereitschaft durchaus in der Lage sind, eine Führungsposition wahrzunehmen“, so die Überzeugung von Gerda Köster.
Sohn Lukas
Wichtig: In Kontakt bleiben
nach ihrer Ausbildung als Chemielaborantin beim Pharma- und
Chemieunternehmen Merck berufsbegleitend BWL studiert und
kurz nach Abgabe der Diplomarbeit ihren Sohn Lukas bekommen.
Noch während der Schwangerschaft hat sie sich für ein Traineeprogramm beworben, das sich unter anderem an Wirtschaftsingenieure und BWLer richtet. „Ich war erst skeptisch, ob man mich
als genauso belastbar einstufen würde wie die anderen Bewerberinnen und Bewerber“, berichtet sie. Als ihr Sohn fünf Monate alt
war, begann sie mit dem Traineeprogramm und wechselte noch
vor Ablauf des Programms in eine feste Vollzeit-Stelle. In der Kindertagesstätte Merck – getragen von der Familie Merck – werden
Kinder von Mitarbeiterinnen ab einem Jahr betreut. Sind die Kinder jünger, steht den Angestellten die betriebseigene Tageselternvermittlung zur Verfügung.
Leicht sei es ihr am Anfang nicht gefallen, ihren Sohn bei der Tagesmutter einzugewöhnen, gesteht Tanja Lückert. Aber nach und
nach sei der Ablauf Routine geworden. Mit einem guten Betreuungsplatz allein sei es aber noch nicht getan: „Wichtig ist, dass
meine Vorgesetzten das Prinzip des mobilen Arbeitsplatzes unterstützen“, erklärt sie. Das heißt, sie kann den Laptop auch mal mit
nach Hause nehmen: „Wenn in einer intensiven Planungsphase
die anderen länger im Büro arbeiten, ich aber wegen meines Kindes pünktlich gehen muss, kann ich auch noch von zu Hause aus
meinen Beitrag leisten.“
Aber nicht nur im Unternehmen, auch im Privaten ist es wichtig,
Strukturen zu schaffen. Ein zentraler Punkt ist für Tanja Lückert,
dass sie sich in Sachen Kinderbetreuung auch auf ihren Partner
verlassen kann: „Das ist eine gemeinsame Aufgabe, um die wir
uns beide kümmern – jeder von uns organisiert sich so, dass es
klappt. Und wenn es im Büro später wird oder die Kindertagesstätte mal geschlossen hat, wechseln wir uns mit der Betreuung
auch mal mit anderen Eltern ab, so dass wir diese Zeiten auch
überbrücken können“, fügt Tanja Lückert hinzu.
Vollzeit-Einstieg dank Unternehmenskita
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abi female 2009
Foto: Privat
Vieles ist machbar, wenn sich der Arbeitgeber flexibel zeigt – das
belegt das Beispiel von Tanja Lückert. Die heute 32-Jährige hat
Tanja Lückert und ihr
Manja Gerhardt ist Wirtschaftsinformatikerin. Sie kehrte
nach einem Jahr Elternzeit in Teilzeit wieder auf ihre Position als
Projektmanagerin bei Vodafone in Düsseldorf zurück. Dass der
Übergang reibungslos funktioniert hat, hängt eng mit dem Betriebskinderkarten zusammen: „Einen guten Betreuungsplatz für
Kleinkinder zu finden, ist wie ein Sechser im Lotto. Insofern ist
unser Betriebskindergarten ein Luxus“, weiß Manja Gerhardt. Die
Wege sind kurz, der Kindergarten liegt nur ein paar Gehminuten
von ihrem Büro entfernt. Auch die Öffnungszeiten sind arbeitnehmerfreundlich: „In der Regel bringe ich meinen Sohn um neun
Uhr morgens hin und hole ihn gegen halb vier wieder ab. Die Öffnungszeiten gehen aber weit darüber hinaus, so dass ich keine
Probleme habe, wenn ich mal länger im Büro bleiben muss oder
ein Meeting in den frühen Abendstunden stattfindet.“
Vodafone hatte im Frühjahr 2007 die erste betriebseigene Kita
für die Betreuung von Kleinkindern mit 50 Plätzen in Düsseldorf
eröffnet. Das bedarfsgerechte Betreuungsangebot soll in den
kommenden Jahren kontinuierlich auch auf die Niederlassungen
in ganz Deutschland ausgeweitet werden. „Viele Eltern arbeiten
während der Elternzeit oder direkt nach dem Mutterschutz in Teilzeit, meistens sind es dann 15 bis 30 Wochenstunden“, erklärt
Gerda Köster, Familienbeauftragte bei Vodafone Deutschland.
Akademikerinnen nähmen ihre Tätigkeit oft innerhalb von sechs
bis zwölf Monaten nach der Geburt des Kindes wieder auf, teilweise aber auch nach Beendigung des Mutterschutzes.
Foto: KonzeptQuartier®
Arbeitszeitmodelle im Überblick
Gleitzeit
Es gibt eine Kernarbeitszeit sowie eine Gleitzeit/Flexitime. Die
Kernzeit ist eine vereinbarte feste Arbeitszeit, darüber hinaus
kann der Arbeitnehmer in der Gleitzeit in gewissem Maß über Beginn und Ende der täglichen Arbeitszeit selbst entscheiden.
beitszeitkonto), einer bestimmten Projektlaufzeit (bis zu drei Jahren) oder der gesamten Erwerbsdauer (Lebensarbeitszeitkonto)
eines/einer Beschäftigten.
(Alternierende) Telearbeit
Vollzeitnahe Teilzeit bezeichnet die Reduzierung der Arbeitsstunden, die einer Vollzeitstelle entsprechen, um wenige Stunden
während der Woche. Vollzeitferne Teilzeit meint die Reduzierung
um eine größere Stundenanzahl.
Telearbeit bedeutet, dass der Arbeitsort außerhalb des Betriebs
liegt und meistens nach Hause verlagert wird. Wenn dies nur an
bestimmten Wochentagen geht, spricht man von alternierender
Telearbeit.
Arbeitszeitkonten
Wenn die Arbeitszeit eines/einer Beschäftigten unregelmäßig auf
Wochentage, Wochen oder das ganze Jahr verteilt wird, werden
diese Arbeitszeiten auf Arbeitszeitkonten verwaltet. Die vertraglich vereinbarte Arbeitszeit wird innerhalb eines festgelegten
Zeitraums ausgeglichen, etwa während eines Jahres (Jahresar-
Vollzeitnahe und vollzeitferne Teilzeit
Job-Sharing
Job-Sharing ermöglicht es Arbeitnehmern, in Teilzeit auch auf solchen Stellen zu arbeiten, die ganztägig besetzt sein müssen: Ein
Arbeitsplatz wird dann auf mehrere Kolleginnen gesplittet. Wichtig ist die gegenseitige Abstimmung der Arbeitszeiten. Traditionell wird eine Vollzeitstelle auf je eine Halbzeitstelle am Vor- und
Nachmittag verteilt.
abi female 2009
31
Familie & Beruf
Studieren mit Kind
Zwischen Kurs und Kita
Derzeit organisieren etwa 123.000 Studierende mit Kind ihren Alltag zwischen Hörsaal, Krippe und Schreibtisch. Eine von ihnen ist
Anjela Schieron. Die 27-Jährige studiert im fünften Semester Chemie an der Fachhochschule Reutlingen. Ihre elf Monate alte Tochter
Amelie besucht von morgens, kurz nach sieben, bis um fünf Uhr nachmittags die hochschuleigene Kita.
„Ohne den Kitaplatz wäre das Studium gar nicht denkbar“,
erzählt Anjela Schieron. Sie ist alleinerziehend, Eltern und Verwandte wohnen nicht in der Nähe. Den Alltag und das Studium organisiert sie allein – manchmal helfen Freundinnen und Freunde.
Die Kita liegt direkt auf dem Campusgelände. Das spart Wege und
Zeit, kostbare Minuten, denn das Pensum der Mutter ist enorm.
Der Tag beginnt um sechs Uhr – Aufstehen, Wickeln, Waschen,
Anziehen, Frühstücken: „Die tägliche Routine ist für Amelie sehr
wichtig“, erklärt sie.
Nach der Uni ist Familienzeit
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eigene kita.
Foto: Privat
Dann geht es ab ins Auto, das Anjela Schieron sich so oft es geht von
einem Bekannten leiht – sonst greift sie auf die öffentlichen Verkehrsmittel zurück. Weil es günstiger ist, wohnt sie außerhalb der Stadt
und nimmt die regelmäßigen Fahrtwege zu Campus und Kita auf sich.
Dann trennen sich die Wege, Anjela geht in die Uni und bleibt auf dem
Campus, bis sie Amelie abends wieder abholen kann. Die Zeit zwischen den Veranstaltungen nutzt sie, um in der Bibliothek zu lernen.
Wenn sie ihre Tochter von der Kita abholt, ist erst einmal Familienzeit. Sobald die Kleine schläft, geht es abends weiter mit Lernen für
die Prüfungen und Vorbereitungen auf die Seminare. Und wann wird
gewaschen, geputzt und eingekauft? „Unter der Woche erledige ich
da nur das Nötigste, mein eigentlicher Tag für die Hausarbeit ist der
Samstag. Da steht dann auch der Großeinkauf für die gesamte Woche
an.“ Für andere Aktivitäten neben Studium und Kind bleibt kaum Zeit,
aber das ist ihr auch nicht so wichtig. „Vielleicht wäre das anders,
wenn ich nicht alleinerziehend wäre“, überlegt die Studentin.
Sie hat ihr Studium nach einem Urlaubssemester wieder aufgenommen und belegt jetzt die gleiche Anzahl an Kursen und Seminaren wie ihre Kommilitoninnen und Kommilitonen. Hilfreich wäre
es sicherlich, wenn sie die ein oder andere Vorlesung online belegen
könnte, aber das gebe es noch nicht. Dennoch: „Die Professoren
und Assistenten kennen meine Situation. Wenn ich mal länger im
Labor arbeiten muss, dann nehme ich meine Tochter auch mal mit.
Ich habe da sehr großen Rückhalt“, sagt sie. Wenn sie Hilfe braucht,
etwa, weil sie ihr Praktikum um ein Semester verschieben möchte,
wendet sie sich direkt an ihre Professoren.
Die ganze Organisation sei schon sehr anstrengend, gesteht Anjela Schieron. „Man muss wirklich studieren wollen, sonst hält man
das nicht durch!“ Beklagen aber will sie sich nicht – für sich selbst
könnte sie sich gar keine andere Lösung vorstellen.
Gütesiegel für familienfreundliche
Unternehmen und Hochschulen
1998 hat die Gemeinnützige Hertie-Stiftung die berufundfamilie
gGmbH gegründet, die sich intensiv um Fragen der Vereinbarkeit von Beruf und Familie kümmert. Die Gesellschaft hat ein
sogenanntes audit (Untersuchungsverfahren) entwickelt, das
Unternehmen dabei unterstützt, eine familienfreundliche Personalpolitik umzusetzen. Wer sich der Herausforderung erfolgreich
stellt, darf künftig das Qualitätssiegel „audit berufundfamilie“
tragen, das die Initiative verleiht. Auch das Unternehmen Merck
ist 2008 in Deutschland zum zweiten Mal von der Hertie-Stiftung
als familienfreundliches Unternehmen zertifiziert worden und
hat sich im Lauf des audit-Prozesses laut Personalmitarbeite-
32
abi female 2009
rin Silke Mündlein selbst das Ziel gesteckt, das Thema mobiler
Arbeitsplatz für Vorgesetzte und Mitarbeiter noch konkreter zu
gestalten.
Nach dem gleichen Prinzip funktioniert das „audit familiengerechte Hochschule“, das Managementinstrument und Zertifikat in
einem ist: Hochschulen, die ein solches Zertifikat erhalten, haben
bewiesen, dass sie eine nachhaltig familienbewusste Personalpolitik betreiben.
Mehr Infos gibt es unter http://www.beruf-und-familie.de.
Unter „Best Practice“ werden auf dieser Seite auch vorbildliche
Unternehmen und Hochschulen vorgestellt.
Surftipps
Erfolgsfaktor Familie
Unternehmensnetzwerk und -wettbewerb, gemeinsame Initiative des
Bundesfamilienministeriums und des Deutschen Industrie- und Handelskammertages. Hier kannst du dir einen Überblick über familienfreundliche Unternehmen verschaffen.
http://www.erfolgsfaktor-familie.de
Das vbm-Dschungelbuch – Leitfaden für berufstätige Mütter und
solche, die es (noch) werden wollen.
6. Auflage 2008
Die Servicebroschüre kann für 6 Euro plus 2 Euro Versandkosten beim
Verband berufstätiger Mütter bestellt werden:
http://www.berufstaetige-muetter.de
Studieren mit Kind – Die Vereinbarkeit von Studium und Elternschaft:
Lebenssituationen, Maßnahmen und Handlungsperspektiven.
Herausgegeben von Waltraud Cornelißen und Katrin Fox:
Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2007, 194 Seiten,
26,90 Euro.
Frauen machen Karriere
Informationsplattform des Bundesfamilienministeriums
http://www.frauenmachenkarriere.de
Deutscher Gewerkschaftsbund (DGB)
Informationen über Arbeitszeitmodelle
http://www.familie.dgb.de > Service > Material
Deutsches Studentenwerk
Sonderbericht „Studieren mit Kind“ der 18. Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks
http://www.studentenwerke.de/pdf/Studieren_mit_Kind_Februar_2008.pdf
Familienfreundliche Hochschule
Forschungsprojekt der FH Magdeburg und der Universität Leipzig
http://www.familienfreundliche-hochschule.de
Foto: KonzeptQuartier®
Literaturtipps
MINT-Coaching
CyberMentor
Angenommen, du interessierst dich für Biotechnologie oder
fragst dich, was man eigentlich in einem Wirtschaftsinformatikstudium lernt. An wen könntest du dich wenden, ohne Angst
vor schrägen Kommentaren haben zu müssen? Zum Beispiel
an eine Mentorin von CyberMentor!
Das kostenlose E-Mentoring-Programm bietet bundesweit Schülerinnen der sechsten bis zwölften Klassen die Möglichkeit, sich
mit einer persönlichen Ansprechpartnerin aus dem MINT-Bereich
auszutauschen – insgesamt ein Jahr lang. Die Kommunikation
zwischen Mentorin und der betreuten Schülerin, der sogenannten
Mentee, läuft über E-Mails, wofür etwa zehn bis 15 Minuten pro
Woche eingeplant sind.
Teilnehmerin Desiree Özgün (18) beschreibt die Beziehung zu
ihrer Mentorin: „Der Kontakt zu ihr war sehr locker. Sie hat mir
ausführlich über ihren Beruf berichtet und erzählt, welche Projekte sie gerade macht. Das fand ich sehr hilfreich, um einen guten Einblick in die Tätigkeit zu bekommen. Außerdem hat sie mir
Tipps für die Schule gegeben.“
Die Mentorinnen studieren ein MINT-Fach oder arbeiten in
diesem Bereich – in Konzernen wie SAP oder Bosch, mittelständischen Firmen oder als selbstständige Unternehmerinnen, in Bereichen wie Informatik, Physik, Biochemie oder Medizintechnik.
Eine echte Unterstützung
Ann-Katrin Arning (l.) und Desiree
dem
Özgün (R.) sind begeistert von
Mentoring-Programm.
geben, die ab April 2009 miteinander in Kontakt treten. Anmelden
kann man sich auch danach noch, da auf mögliche freie Plätze
nachgerückt werden kann. Diana Schimke, Projektverantwortliche
von der Universität Regensburg, betont außerdem: „Man muss
sich noch nicht auf einen Beruf festgelegt haben. Das Programm
ist für alle jungen Frauen offen, die neugierig auf MINT sind.“
Betreut wird CyberMentor von den Universitäten Regensburg
und Ulm. Das Projekt wird aus Mitteln des Bundesministeriums
für Bildung und Forschung sowie des Europäischen Sozialfonds
der Europäischen Union gefördert. Diana Schimke beschreibt
die Idee, die hinter dem Mentoring-Programm nur für Mädchen
steckt: „Jungen Frauen fehlt nicht das Talent für MINT, sondern
oft ein weibliches Vorbild. Über CyberMentor können sie verschiedene Vorbilder kennenlernen.“
Anlaufstellen & Surftipps
Neben dem E-Mail-Kontakt steht für die Schülerinnen unter www.cybermentor.de eine geschützte Community parat, mit Profilseiten der
Teilnehmerinnen, Foren, Chats und News. So kann man mit anderen
über MINT-Themen diskutieren oder sich weitere Infos holen.
Der persönliche Kontakt zur „großen Schwester“ kommt aber
nicht zu kurz, denn es werden immer wieder gemeinsame Ausflüge
organisiert, etwa zu Universitäten, Forschungsinstituten oder den
Firmen der Mentorinnen.
Dass CyberMentor bei der Entscheidung helfen kann, beweist
das Beispiel der Teilnehmerin Ann-Katrin Arning (18): „Durch die
Wettbewerbe und Kurse, die im Rahmen von CyberMentor angeboten werden, etwa das Erstellen einer Homepage, bin ich auf meinen jetzigen Studienwunsch Wirtschaftsinformatik gekommen.“
Und auch Desiree Özgün schwärmt von der Unterstützung: „Ich
würde die Teilnahme jeder jungen Frau empfehlen, die Interesse
daran hat, mehr über MINT-Berufe zu erfahren, oder die ganz einfach neue Erfahrungen in dem Bereich machen möchte.“
Weitere Mentoren- und Coaching-Programme
im MINT-Bereich (Auswahl):
Offen für alle Interessierte
Programme im MINT-Bereich einzelner Hochschulen (Auswahl):
Die Teilnahme ist einfach: Mädchen ab der sechsten Klasse, die
sich für MINT interessieren, melden sich online an. Auf Basis der
Anmeldedaten, wie speziellen Interessen im MINT-Bereich (beispielsweise Mathematik, Physik, Biologie), Hobbys, Wohnort,
Studiengang oder Beruf der Mentorin, werden Paare gebildet, die
möglichst gut zusammenpassen. Insgesamt wird es 800 Tandems
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Foto: Privat
Frag’ doch mal die
„große Schwester”
abi female 2009
Technikum
Das Technikum ist ein bundesweites Berufsorientierungspraktikum für
junge Leute mit Hochschulreife, um das Interesse für ein technisches
oder naturwissenschaftliches Studium zu wecken. Während des mehrmonatigen Praktikums in Unternehmen oder Forschungseinrichtungen
sammeln sie grundlegende Erfahrungen in Praxis und Hochschule.
So gewinnen sie Kompetenzen für ein erfolgreiches Studium und den
späteren Beruf. Voraussichtlicher Beginn: Sommer 2009.
http://www.technikum.de
Forum Mentoring
Das ist die Dachorganisation aller Mentoring-Programme, die bundesweit an Hochschulen angeboten werden. Hier kannst du gezielt nach
Programmen für Schülerinnen in deiner Region suchen.
http://www.forum-mentoring.de
Ada-Lovelace-Projekt
Studentinnen technisch-naturwissenschaftlicher Studiengänge und
junge Frauen in technischen Ausbildungsberufen informieren, beraten
und betreuen Schülerinnen der Klassen 5 bis 13 als Mentorinnen. Das
Projekt beschränkt sich auf Standorte in Rheinland-Pfalz.
http://www.ada-lovelace.com
RWTH Aachen: TANDEMSchool
http://www.igad.rwth-aachen.de/tandemschool
Universität Bochum: MINT Schülerinnenprojekte
http://www.ruhr-uni-bochum.de/schuelerinnen
Universität Bremen: MINT Coaching
http://www.meta.uni-bremen.de/MINT-Coaching
PORTAL
Im abi >> Portal
Wenn du noch mehr wissen willst
Brauchst du weitere Informationen zum Thema „Frauen in Naturwissenschaft und Technik“? Oder ganz allgemein zu Studienund Berufsmöglichkeiten? Das abi >> Portal hilft dir weiter.
Wenn du in der Suche im abi >> Portal die Stichworte „Frauen“
oder „MINT“ eingibst, erhältst du eine Übersicht über Berufs-, Ausbildungs- und Studienreportagen, in denen Frauen im Mittelpunkt
stehen (http://www.abi.de/archiv.htm). Du kannst zum Beispiel
nachlesen, an welchen Projekten die CAD-Konstrukteurin Patricia
Ruf gerade arbeitet, was die angehende Fachinformatikerin Lena
Horbach in ihrer Ausbildung lernt oder was Maj Svea Grieb an ihrem
Studium der Bio- und Nanotechnologie besonders gut gefällt.
Eine andere Herangehensweise bietet dir die Schulfachsuche:
Dort kannst du das Schulfach auswählen, das dich am meisten interessiert, etwa Physik oder Biologie. Dann bekommst du verschiedene
Artikel angezeigt, die mit deinem Lieblingsfach zusammenhängen.
Spiele, Blogs und Videos
Wenn du erstmal ein wenig rumprobieren möchtest, klick doch
mal die abi >> Games an (http://www.abi.de/games.htm). Hier
gibt es verschiedene Tests, Rätsel und Spiele – auch aus Technik
und Naturwissenschaft. Teste dein Wissen beispielsweise mit dem
Quiz „Optische Technologien“ oder dem Bilderrätsel „Hast du ein
Maschinenbauer-Auge?“.
Außerdem findest du im Portal animierte Grafiken, über die du
beispielsweise etwas über verschiedene Hightech-Technologien erfährst. Videoclips informieren dich kurz und knackig darüber, was
du zum Thema Berufs- und Studienwahl wissen musst oder warum
abi >> Leser sich für ein Studium entschieden haben (http://www.
abi.de/video.htm). Mit anderen Jugendlichen kannst du dich im
Forum austauschen und Fragen stellen. Und wer sozusagen live
miterleben möchte, wie ein Ingenieurstudium abläuft oder welche
Gedanken sich eine junge Frau kurz vor dem Abi macht, die einen
technischen Studiengang belegen will, der sollte mal einen Blick in
die abi >> Weblogs werfen, vor allem in „Zukunft Ingenieurin?“ und
„Ingenieurwesen? Ja, bitte!“ (http://www.abi.de/blog.htm).
Natürlich findest du im abi >> Portal auch jede Menge Beiträge,
News, Arbeitsmarktinfos, Experteninterviews und Hintergrundberichte, die sich nicht nur um Technik oder Naturwissenschaften
drehen. Klick doch mal rein!
Boxweltmeisterin Regina Halmich
„Ich bin nie einen Schritt zurückgegangen –
es sei denn, um Anlauf zu nehmen.“
„Schon als kleines Mädchen haben mich Kampfsportarten begeistert. Mit elf Jahren begann ich mit Judo. Aber bald fand ich
Kickboxen spannender und entdeckte dann für mich den Boxsport. Das war anfänglich sehr schwer, denn für eine Frau im Ring
konnte sich niemand erwärmen. Frauen im Sport sah man eher
bei ‚typisch weiblichen’ Sportarten wie Ballett, Gymnastik, Rhönrad oder ähnlichem. Aber ich habe durch Leistung überzeugt.
Mein Erfolgsrezept ist: Disziplin, Beharrlichkeit, Trainingsfleiß,
der unbedingte Wille zum Erfolg, sich nicht von Rückschlägen entmutigen zu lassen und nach der Devise ‚Träume nicht dein Leben –
lebe deinen Traum’ loszulegen.
Mein Rat an alle Mädchen und jungen Frauen ist deshalb: Nicht
entmutigen lassen. Zielstrebig nach vorne schauen und alles geben. Es geht nicht darum, immer allen zu gefallen, sondern den
eigenen Weg zu gehen. Meine Devise: ‚Ich bin nie einen Schritt
zurückgegangen – es sei denn, um Anlauf zu nehmen.’“
Foto: “Box dich fit” - DVD/Polyband
Starke Frauen „boxen“ sich durch. So auch Regina Halmich. Sie war von 1995 bis 2007
ungeschlagene Weltmeisterin im Profi-Boxen. Die „Queen“ erzählt abi >>, wie sie sich
durchgesetzt hat und macht jungen Frauen Mut.
Medien- und Beratungsangebote
Du willst mehr?
Du hast noch weitere Fragen zu Studium, Beruf, Karriere und MINT? Die Bundesagentur für Arbeit und ihre „Paktpartner“ bieten
dir viele Informationsmöglichkeiten, in gedruckter Form und im Internet.
Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)
Die Bundesregierung hat mit der Qualifizierungsinitiative „Aufstieg durch Bildung“ den Weg
frei gemacht für weitreichende Reformen. Diese Initiative stärkt Bildungschancen, erhöht
die Durchlässigkeit im Bildungssystem und setzt wesentliche Impulse für eine Zukunftsvorsorge. Mit dem „Nationalen Pakt für Frauen in MINT-Berufen“, einer wichtigen Säule der Initiative,
hat das BMBF die Erweiterung des Berufswahlspektrums von Frauen und deren Unterstützung
beim beruflichen Einstieg sowie während ihres Karriereweges in die politische Agenda aufgenommen. Informationen über die Qualifizierungsinitiative sowie über Ausbildung, Studium und
Chancengleichheit gibt es auf der Internetseite.
http://www.bmbf.de
Komm mach MINT
erfährst du etwas über die Studienwahl, Auslandsaufenthalte, Kosten eines Studiums und
Fördermöglichkeiten.
Das Angebot von Studien- & Berufswahl gibt es auch im Internet unter
http://www.studienwahl.de mit vielen Extras, wie einer Suchmaschine für Studiengänge.
netzwerk – Wege ins Studium
Wichtige Informationen sowie zahlreiche Anlaufstellen und weiterführende Links zum Thema
Studium sind auf dieser Website zu finden, wie die Wahl des passenden Studiengangs,
Zulassungsvoraussetzungen, Finanzierung, Bachelor-/Masterstudium und Berufseinstieg.
http://www.wege-ins-studium.de
KURSNET
Auf der Internetseite des „Nationalen Paktes für Frauen in MINT-Berufen“ findest du viele Informationen zum Pakt, zum Thema MINT und außerdem eine Veranstaltungsübersicht über alle angebotenen Events, die im Rahmen des nationalen Paktes von den Partnern angeboten werden.
http://www.komm-mach-mint.de
Im KURSNET kannst du nach Studiengängen, Berufsausbildungen und Weiterbildungen
sowie Adressen von Hochschulen und Berufsakademien in deiner Region suchen.
http://www.kursnet.arbeitsagentur.de
Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit e.V.
Im BERUFENET werden neben Ausbildungsberufen auch Berufe detailliert beschrieben, für die
ein Studium Zugangsvoraussetzung ist (Filter: Studienberufe). Du kannst dich hier über den
Ablauf des Studiums, Tätigkeiten im Berufsleben, Weiterbildungsmöglichkeiten und vieles mehr
informieren.
http://www.berufenet.arbeitsagentur.de
Der gemeinnützige Verein setzt sich für die Chancengleichheit von Männern und Frauen
ein. Dazu gibt es verschiedene Projekte und Initiativen, zum Beispiel den Girls’Day oder
die Aktion Neue Wege für Jungs. Informationen darüber und noch vieles mehr findest du
auf der Internetseite.
http://www.kompetenzz.de
Berufsberatung der Agentur für Arbeit
Bei deiner Agentur für Arbeit vor Ort findest du Ansprechpartner, die dich bei deiner Berufsund Studienwahl unterstützen. Ob in einer persönlichen Beratung oder bei Podiumsdiskussionen und Seminaren – hier wird dir geholfen.
http://www.arbeitsagentur.de
Medien im Berufsinformationszentrum (BiZ)
Im BiZ erhältst du Informationsmappen über Berufe, Bücher und Zeitschriften zum Thema
Berufswahl und Infomaterial zum Mitnehmen. Außerdem findest du dort auch spezielle
Broschüren für Frauen und Mädchen.
Veranstaltungsdatenbank
In den Berufsinformationszentren (BiZ) oder den Agenturen für Arbeit werden oft Infoveranstaltungen für Jugendliche zum Thema Studium und Berufswahl angeboten, aber auch
Veranstaltungen speziell für Frauen und Mädchen. In der Veranstaltungsdatenbank der
Bundesagentur für Arbeit kannst du nach Terminen dafür recherchieren.
http://vdb.arbeitsagentur.de
Studien- & Berufswahl
In diesem Buch werden lexikonartig Studiengänge an Hochschulen aller Art, die Ausbildung im öffentlichen Dienst sowie ausgewählte Ausbildungsberufe beschrieben. Außerdem
Herausgeber
BERUFENET
Zentrale Auslands- und Fachvermittlung (ZAV)
Wer etwas zu Studium, Jobs oder Praktika im europäischen Ausland wissen möchte, ist auf
den Seiten der Zentralen Fach- und Auslandsvermittlung der Bundesagentur für Arbeit an
der richtigen Stelle.
http://www.ba-auslandsvermittlung.de
Regionale Infos
Hier findest du Informationen über Studiengänge und Hochschulen, weiterführende Adressen
und Links sowie regionale Ansprechpartner speziell auf deine Region bezogen.
http://regionalinfo.ba-medianet.de
JOBBÖRSE
Über die JOBBÖRSE der Bundesagentur für Arbeit kannst du nach Jobs und Praktikumsstellen
in deiner Region suchen. Du bekommst zu den jeweiligen Angeboten auch gleich die wichtigsten Infos mitgeliefert, wie gewünschter Eintrittstermin, Anforderungen an den Bewerber
und Ansprechpartner im Unternehmen.
http://jobboerse.arbeitsagentur.de
Hochschulkompass
Der Hochschulkompass ist ein Informationsangebot der Hochschulrektorenkonferenz über
alle deutschen Hochschulen, deren Studienangebot und internationale Kooperationen.
http://www.hochschulkompass.de
Verlag