Die Wiesn und ihre Zaun-Gäste - Asyl Helferkreis Eurasburg

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Die Wiesn und ihre Zaun-Gäste - Asyl Helferkreis Eurasburg
Das gesamte
Programm auf
der Seite R15
FOTOS: FLORIAN PELJAK, DPA
Kino & Theater
Neue Heimat: Lillian Ikulumet hat
sich in München anfangs gewundert,
dass Menschen hier Händchen halten
Keine Heimat: Viele gut gemeinte
Unterkunftsangebote für Flüchtlinge
scheitern an der Bürokratie
Grüne Heimat: Wolfgang Schreil ist
am liebsten im Bayerischen Wald.
Dort fotografiert er Flora und Fauna
Leute, Seite R6
Thema des Tages, Seite R2
Bayern, Seite R14
NR. 153, DIENSTAG, 5. JULI 2016
Mit Tempo 130
in die Röhre
ABGESPERRTES OKTOBERFEST
Gefahr
versus Gaudi
Im Luise-Kiesselbach-Tunnel sind
viele Autofahrer zu schnell
von franz kotteder
D
DAS WETTER
▲
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26°/ 15°
▼
NACHTS
Mal scheint die Sonne, mal ziehen Wolken
vorüber. Im Tagesverlauf steigt die Gewitterneigung nur etwas an.
Seite R11
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Wird das Oktoberfest in diesem Jahr erstmals abgesperrt, wenn es auf dem Gelände zu voll wird?
CSU-Bürgermeister Schmid will es so – die SPD ist aber skeptisch, und die Polizei reagiert reserviert
Nimmt der Andrang trotzdem nicht ab,
so käme „als letzte Maßnahme noch die
temporäre Sperrung der Zugänge zum Oktoberfest-Festplatz“ in Frage. Zum einen
durch die Polizei und die städtischen Ord-
Oktoberfest 2016
Gollierstraße
Neue Rollzäune
Schwanthalerhöhe
bestehende
Absperrungen
ner, zum anderen mit ausrollbaren Zäunen, jeweils 50 Meter lang, die im Notfall
entlang der Theresienhöhe zwischen dem
Behördenhof und dem Marstallfestzelt aufgestellt werden sollen. Zehn solcher „SecuFence“-Boxen zum Stückpreis von
5000 Euro will die Stadt dafür anschaffen.
Sie sollen verhindern, dass Besucher, die
an den Eingängen abgewiesen wurden,
sich sozusagen hintenrum reinmogeln.
Diese Sicherheitszäune sind es, die nun
für Unruhe sorgen, denn sie würden im
Notfall die einzige größere Zugangsmöglichkeit über offenes Gelände absperren.
Ansonsten ist das Oktoberfest in diesem
Jahr – wegen des Zentrallandwirtschafts-
Theresienwiese
Paul-Heyse-Straße
Ab zwei Personen pro
Quadratmeter wird es kritisch:
Dann kommt der „Secu-Fence“
Schießstättstraße
NeueHeAbsperrungen
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straße
Goethestraße
Zaun zum ZLF
Theresienwiese
Zugang
Goetheplatz
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Landwirtschaftsfest
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München – Zaun oder kein Zaun? Was unter Nachbarn gerne mal zu Streit führt,
sorgt jetzt auch für Unruhe im Rathausbündnis zwischen Schwarz und Rot. Denn
während der Zweite Bürgermeister und
Wirtschaftsreferent Josef Schmid (CSU)
als oberster Wiesn-Chef für eine zeitweise
Absperrung durch einen ausrollbaren
Zaun plädiert, wenn der Andrang aufs Oktoberfest zu groß wird, ist die SPD nun
doch dagegen. Diskutiert werden die Pläne
schon seit einigen Monaten, darüber abgestimmt wird an diesem Dienstag aber im
zuständigen Stadtratsausschuss für Arbeit
und Wirtschaft. Und die Zeichen stehen
auf Ablehnung.
Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD)
hatte sich in der vergangenen Woche skeptisch über einen Zaun geäußert, SPD-Fraktionschef Alexander Reissl sprach sich am
Wochenende dagegen aus. Die SPD-Fraktion im Wirtschaftsausschuss will erst am
Dienstagmorgen über ihr Abstimmungsverhalten beraten, am Montag war bis Redaktionsschluss kein Fraktionsmitglied zu
erreichen. Sollten die Sozialdemokraten ihrem Führungspersonal folgen, so wird der
Zaun wohl abgelehnt: Die kleineren Fraktionen sind fast alle dagegen.
Teil des künftigen Sicherheitskonzepts
für die Wiesn ist auch das Vorgehen an den
Tagen mit besonders starkem Andrang, also meist von Freitag bis Sonntag sowie am
Tag der Deutschen Einheit. Künftig soll es
nun eine automatisierte Besucherzählung
geben. Über soziale Medien von Facebook
bis Twitter, über den Rundfunk und mit
Lautsprecherdurchsagen soll vom Oktoberfestbesuch abgeraten werden, wenn
die Menschenmenge auf der Theresienwie-
se sich der problematischen Marke von
zwei Personen pro Quadratmeter nähert.
In diesem Fall werden die U- und S-Bahnhöfe Hackerbrücke, Hauptbahnhof und
Theresienwiese nicht mehr angefahren.
e
von franz kotteder
Theresienhöh
München – Halter von Schlangen dürfen
ihre Haustiere nur mit toten Mäusen füttern und diese nicht eigens zur Fütterung
züchten. So entschied am Montag das
Münchner Verwaltungsgericht und wies
damit die Klage einer 46-jährigen Bibliotheksassistentin ab, die sich gegen einen
Bescheid des Kreisverwaltungsreferats
richtete. Die Behörde hatte die Fütterung
von lebendigen Tieren untersagt. Die Klägerin hält vier junge Königspythons und
hatte eigens zur Fütterung der Tiere Mäuse gezüchtet. Das hatte eine Amtstierärztin
der Münchnerin bei einer Kontrolle im Januar verboten. Dieses Verbot hat das Verwaltungsgericht nun bestätigt. Die Pythons an totes Futter zu gewöhnen, dauere
Monate und könne auch misslingen, sagte
der Leiter der Auffangstation für Reptilien
in München in der Verhandlung. Dazu
müssten die Mäuse auf 38 Grad erwärmt
und wie lebendige Tiere bewegt werden.
Außerdem dürften sie keinen Fremdgeruch aufweisen. Eine Begründung des Gerichtsbeschlusses steht noch aus.
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FOTO: SCHELLNEGGER
Die Wiesn und ihre Zaun-Gäste
aße
Schlangenhalterin darf
keine Mäuse züchten
Gut besucht oder besorgniserregend voll? So sah es am mittleren Wiesnsamstag vor zwei Jahren am abgesperrten U-Bahnhof Theresienwiese aus.
Ganghoferstr
ie Wiesn hinter Gittern: eine Vorstellung, die bei vielen Besuchern offenbar Schrecken auslöst. Dabei ist das eigentlich gar nichts
Besonderes. Das Oktoberfest ist ja längst
schon weitgehend umzäunt und abgesperrt, niemand kann einfach so zwischen irgendwelchen Buden oder unter
der Achterbahn hindurch auf das Festgelände schlüpfen. Insofern ist die Ankündigung, notfalls den noch freien nordwestlichen Teil des Straßenzugs Theresienhöhe abzusperren, längst nicht so
aufregend, wie es klingt. Dorthin kommt
und geht wegen der steilen Böschung ohnehin nur ein Bruchteil der Wiesn-Gäste. Selbst dann nicht, wenn das Gelände
schon ziemlich überfüllt ist, wie an schönen Wochenenden oder am Tag der Deutschen Einheit.
Insofern kann man durchaus fragen,
ob so ein ausrollbarer Zaun überhaupt
nötig ist oder nicht doch bloß reine Kosmetik. Wenn die Leute schon von der
Theresienhöhe her in Scharen auf das Gelände strömten oder es verlassen wollten: Wie mag es dann erst dort aussehen? Das eigentliche Sicherheitsproblem besteht doch darin, dass das Festgelände an manchen Tagen heute bereits
heillos überfüllt ist. Nicht auszudenken,
was passieren würde, müsste man ein
großes Festzelt an so einem Tag evakuieren, zum Beispiel weil ein Feuer ausbricht. Dafür gibt es zwar detaillierte Pläne, die aber außerhalb des Zeltes ein Problem haben. 2400 Quadratmeter Freifläche, hat die Stadt für ein internes Papier
ausgerechnet, bräuchte man für die Menschen aus einem großen Zelt mindestens. Diese Fläche stünde bei Hochbetrieb jedoch „nicht annähernd zur Verfügung“.
Merkwürdig eigentlich, dass die Politiker im Rathaus das nicht bedenklicher
finden als die Sache mit dem Zaun? Aber
andererseits ist halt auch wieder wahr:
Eine völlig harmlose Wiesn, bei der jeder
denkbare Gefahrenfall von vornherein
ausgeschlossen ist, müsste eine nahezu
menschenleere Wiesn sein, aber dann
wäre es schnell vorbei mit der Gaudi.
Bleiben also vor allem zwei Möglichkeiten: hingehen an den Tagen, an denen es
nicht so voll ist. Und alle anderen so früh
wie möglich warnen, dass es sehr voll
werden wird und man mit den öffentlichen Verkehrsmitteln möglicherweise
gar nicht erst hinkommt.
Hans-Fischer-Straße
va
Ba
ria
200 m
SZ-Grafik; Quelle: Stadt München
fests und der dadurch kleineren Wiesn –
nur über elf Eingänge zu betreten. Der Rest
des Geländes ist ohnehin schon umzäunt:
wegen der Absperrungen um die Schaustellerbetriebe und deren Fahrzeuge. Neue, zusätzliche Absperrungen, das ist ein sehr
emotionales Thema. Viele denken da sofort an Duisburg und die Love Parade von
2010, bei der nach einer Massenpanik
21 Menschen ums Leben kamen.
Um eine komplette Absperrung des Geländes gehe es freilich nicht, sagt Bürgermeister Schmid. Der Rollzaun komme
höchstens in Spitzenzeiten für kurze Zeit
zum Einsatz: „In Sachen Sicherheit gehe
ich keine Kompromisse ein“, sagte er am
Montag, „ich berufe mich dabei auf die
Fachbehörden, die da in mehreren Besprechungen zugestimmt haben.“ Der neue
Kreisverwaltungsreferent Thomas Böhle
(SPD) hatte bereits vergangene Woche von
einer „naheliegenden Überlegung“ gesprochen, und Polizei-Pressesprecher Thomas
Baumann sagt: „Wir sehen einen Zaun als
eine von mehreren Möglichkeiten, die Sicherheit zu erhöhen. Wir pochen nicht auf
den Zaun, es gibt mehrere andere Möglichkeiten, aber wir sind da offen. Und wir sind
auch nur einer von mehreren Playern, die
für die Sicherheit zuständig sind.“ Helle Begeisterung sieht bei Behörden zwar anders
aus, Ablehnung aber auch.
Eine andere Sorge kann Josef Schmid
den Wiesn-Besuchern jedenfalls nehmen:
Wie komme ich an meinen reservierten
Wiesntisch, wenn das Gelände wegen Überfüllung gesperrt wird? Für diesen Fall erhalten die Reservierungsgäste von den Wirten besondere Bändchen, mit denen sie an
Extra-Eingängen nördlich der Bavaria und
an der Beethovenstraße/Bavariaring eingelassen werden.
Kommentar
München – Ein Jahr alt ist der Luise-Kiesselbach-Tunnel. Doch aktuelle Zahlen des
Polizeipräsidiums zeigen, dass die Autofahrer noch immer nicht damit zurechtkommen – vor allem nicht mit den Tempolimits. Allein im Mai kassierten sage und
schreibe 13 000 Autofahrer Verwarnungen, weil sie die erlaubte Höchstgeschwindigkeit um bis zu 20 Stundenkilometer
überschritten. 688 Autofahrer, die noch
schneller durch den Untergrund sausten,
bekamen Anzeigen, 60 ein Fahrverbot. Angesichts der Gesamtzahl von etwa drei Millionen Pkw, die pro Monat durch den Tunnel fahren, ist der Anteil der Temposünder
zwar niedrig – er liegt bei 0,31 Prozent. Das
ist aber etwa dreimal so hoch wie im Richard-Strauss-Tunnel im Nordosten des
Mittleren Rings. Und der Mai war kein Ausreißer: Auch im April wurden 9400 Verwarnungen ausgesprochen, im RichardStrauss-Tunnel waren es nur 1657.
Ist der Kiesselbach-Tunnel also eine riesige Radarfalle, wie der Automobilclub
„Mobil in Deutschland“ bei der Eröffnung
geunkt hatte? Von „rund 30 Blitzern“ war
damals die Rede. Polizeisprecher Peter
Beck weist das zurück. Im KiesselbachTunnel gibt es demnach genau so viele
Blitzer wie im Richard-Strauss-Tunnel, an
sechs Stellen mit insgesamt 13 Kameras.
Problemzone ist offenbar vielmehr die Einfahrt aus Richtung Garmischer Autobahn.
Im Tunnel wird danach wegen der engen
Kurven der Rampen die Geschwindigkeit
ziemlich schnell auf 40 beziehungsweise
30 Stundenkilometer reduziert. Zu wenig
für manche Autofahrer, die mit vermeintlich sportlicher Autobahn-Attitüde in die
Röhre rauschen. Der Spitzenreiter im April
hatte 130 Sachen drauf, der Schnellste im
Mai immerhin noch 111. Die Radarkontrollen sind laut Polizei also keine Abzocke,
sondern bittere Notwendigkeit. In diesem
Jahr ereigneten sich im Luise-KiesselbachTunnel schon 39 Unfälle. Dreimal kamen
dabei Menschen zu Schaden.
martin bernstein
Was macht
München mit ...
„Was macht München mit dir?“ Diese Frage hat die SZ vielen jungen Münchnerinnen und Münchnern gestellt – auf der Suche nach ihrem individuellen Lebensgefühl. Die Antworten werden in einer Serie
vorgestellt. Heute die Antwort von Elif, 19:
„München grenzt mich aus.“
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Bewohner vertreiben
Einbrecher
München – Dass Einbrecher die Begegnung mit Bewohnern meiden: Dieser Satz
der Polizei gilt so offenbar nicht mehr. In
jüngster Zeit häufen sich Fälle, bei denen
Eigentümer oder Mieter unvermittelt Tätern gegenüberstanden. Am Samstag versuchten um 16 Uhr zwei Täter in Pasing,
über ein Garagendach einzudringen. Die
Bewohner konnten sie durch lautes Rufen
vertreiben, die Polizei nahm die beiden
Männer fest. In der Nymphenburger Döllingerstraße verjagten Nachbarn am Sonntagabend einen athletisch gebauten Mann,
der eine Balkontür aufhebeln wollte. bm
Dallmayr sticht Konkurrenten Käfer bei der Staatsoper aus
Zum Saisonstart am 18. September übernimmt das Haus aus der Dienerstraße die Bewirtung des Kulturpublikums. Es ist der erste Caterer-Wechsel in 53 Jahren
München – Intendanten kommen und gehen. Sechs hatte die Bayerische Staatsoper
seit der Wiedereröffnung des Staatstheaters im Jahr 1963. Die kulinarische Leitung
dagegen war immer in der Hand des Feinkostunternehmens Käfer. Das ist nun Geschichte: Zum Saisonstart am 18. September übernimmt der Konkurrent Dallmayr
die Bewirtung der Opernbesucher vor Beginn und zu den Pausen der Aufführungen.
Michael Käfer spricht von einer
der „größten beruflichen
Niederlagen“, die er je erlebt hat
Für Käfer, den Marktführer unter Europas Luxus-Caterern, ist dies in etwa so, als
verlöre der FC Bayern seine Bundesligalizenz. Entsprechend geknickt klang Michael Käfer am Montag, als die Entscheidung
feststand. „Es ist eine der größten beruflichen Niederlagen, die ich jemals hatte“,
sagt er. Die Staatsoper zu verlieren, sei „extrem traurig“, vor allem, weil schon sein
Großvater Paul Käfer Mitte der Fünfzigerjahre das Publikum im Prinzregententheater bewirten durfte, das damals als Ausweichquartier der Staatsoper diente. „Da
hängen sehr viele Emotionen dran.“
Dass Käfer nach 53 Jahren einem Konkurrenten Platz machen muss, liegt daran,
dass die Oper kein Erbhof ist. Etwa alle
fünf bis sieben Jahre sei die Bewirtung ausgeschrieben worden, sagt Michael Käfer,
bislang ohne Probleme. Dallmayr hatte
sich 2009 erstmals beworben und war damals noch gescheitert.
Die Bewerber mussten nach Auskunft
der Staatsoper das Organisations-, das Personal- und das Bewirtungskonzept vorlegen. Einzelne Kriterien wurden nach einem Punktesystem bewertet; welche De-
Klassiker wie Vanilleeis mit heißen Himbeeren sollen die Opernbesucher auch
künftig serviert bekommen.
FOTO: IMAGO
tails letztlich für die Entscheidung ausschlaggebend waren, darüber gibt es keine
Auskunft. Nur so viel: „Als staatliche Einrichtung sind wir zur Ausschreibung der
Gastronomie verpflichtet“, teilt Geschäftsführer Roland Schwab mit. „Dabei konnte
Dallmayr am meisten überzeugen.“
Selbst bei Dallmayr, wo am Montag eine
freudige Stimmung herrschte, kann man
nicht so genau sagen, wie sie den bisherigen Platzhirschen abgehängt haben. Was
für die Nummer zwei unter den Münchner
Caterern zählt, ist letztlich der Zuschlag.
Die Verpachtung umfasst die Räumlichkeiten im Foyer und den Rängen, einschließlich der „Rheingold-Bar“ im Eingangsbereich, sowie das Restaurant im Erdgeschoss, das offiziell „Erfrischungsraum“
heißt. Dallmayr-Sprecherin Sunny Randlkofer sagt, dass man manches ändern, etwa vermehrt auf saisonal wechselnde Speisen setzen werde. Eine fertige Speisekarte
könne man aber noch nicht präsentieren.
Erst in den kommenden Wochen werde
man „gemeinsam mit der Staatsoper und
im Dialog mit den Gästen des Hauses“ das
Angebot erarbeiten.
Gerade in kulinarischen Fragen ist das
Münchner Opernpublikum konservativ.
Während viele den Opernteller mit Hummer, Roastbeef und anderen Köstlichkeiten schätzen, schwärmen andere schon
seit ihrer Kindheit vom Vanilleeis mit heißen Himbeeren. Wer jetzt bangt, dass lieb
gewonnene Gerichte künftig nicht mehr
auf der Karte stehen werden, den kann
Randlkofer beruhigen. Man werde die Klassiker beibehalten, verspricht sie.
Ein Jahr Probezeit hat Dallmayr nach
Auskunft der Oper. Die nächste Ausschreibung gibt es dann wieder 2021. Das ist übrigens das Jahr, in dem der aktuelle Intendant Nikolaus Bachler seinen Abschied
nehmen will.
andreas schubert
R2
THEMA DES TAGES
Dienstag, 5. Juli 2016, Nr. 153 DEFGH
Wohnraum für Flüchtlinge Auf der einen Seite wollen Privatpersonen einzelnen Asylbewerbern während ihres Verfahrens
eine Unterkunft bieten und dürfen das nicht. Auf der anderen Seite stehen mehrere Tausend anerkannte Flüchtlinge,
die eigentlich aus ihren Sammelunterkünften ausziehen müssten, aber am schwierigen Wohnungsmarkt scheitern
Eigeninitiative
unerwünscht
Viele gut gemeinte Angebote
scheitern an den Behörden
Ungenutzte Villa
Der Münchner Dieter Meier hat eine Villa
gekauft, die er für Flüchtlinge zur Verfügung stellen will. Kostenlos. Das Gebäude
ist in Garmisch-Patenkirchen und hat drei
Wohnungen, doch sie sind auch nach einem halben Jahr immer noch unbewohnt.
Meier, der in Wirklichkeit anders heißt, besitzt dort ein Ferienhaus, und nachdem
das Nachbargebäude zwei Jahre lang leer
stand, kaufte der 78-Jährige die Villa und
bot dem zuständigen Ausländeramt an, die
Wohnungen vier Jahre für Flüchtlinge zu
nutzen. Erst habe es Interesse gegeben,
sagt Meier. Doch als er nach einem Monat
nachfragte, „da hieß es, sie hätten die Anweisung von oben, dass sie keine Wohnungen mehr anmieten dürfen.“ Dann habe er
sich an das Jobcenter gewandt, das zuständig für anerkannte Asylbewerber ist. Bis
heute habe er nichts von ihnen gehört.
Zimmer für den Mitarbeiter
Die Geschäftsführerin eines Betriebs im
Landkreis Ebersberg hat einen Flüchtling
eingestellt. Eigentlich muss dieser aber in
einer etwa 40 Kilometer entfernten Gemeinschaftsunterkunft wohnen. Doch das
ist viel zu weit weg, um mit öffentlichen
Verkehrsmitteln morgens pünktlich zur Arbeit zu erscheinen. Deswegen hat die Chefin ihm in der Nähe ihres Betriebs ein Zimmer zur Verfügung gestellt. Offiziell darf er
dort aber nicht wohnen. Sein Platz in der
Gemeinschaftsunterkunft bleibt belegt.
Beim Bruder auf dem Sofa
Auf Anhieb gut verstanden: Angelika Schretter würde gerne einem jungen Flüchtling aus Afghanistan ein Zimmer überlassen – aber sie darf nicht.
FOTO: CATHERINA HESS
Zimmer frei
Angelika Schretter will einen jungen Afghanen bei sich aufnehmen. Doch solange das Asylverfahren läuft, ist das im Freistaat nicht erlaubt.
Fünf Münchner Organisationen versuchen, das mit der Kampagne „Platz da!“ zu ändern – und sammeln private Wohnangebote
von inga rahmsdorf
S
eit einem halben Jahr unterstützt Angelika Schretter einen jungen Mann
aus Afghanistan. Durch Zufall hat die
66-jährige Münchnerin den Flüchtling kennengelernt, die beiden haben sich auf Anhieb gut verstanden, seitdem hilft sie ihm
bei Behördengängen, bei Arztbesuchen
und bei der Arbeitssuche. Der 27-Jährige,
der nicht mit Namen in der Zeitung stehen
will, hat einen Bachelor-Abschluss in Computerwissenschaften und spricht vier Sprachen. Er wurde einer Unterkunft in einem
Dorf im Landkreis Rosenheim zugewiesen. Schretter hat Platz in ihrem Haus in
München, er könnte sofort bei ihr einziehen, hätte unkompliziert sozialen Anschluss und Unterstützung. Doch er darf
nicht. Flüchtlinge in Bayern müssen, solange ihr Asylverfahren läuft, in Gemeinschaftsunterkünften leben.
Der 27-Jährige will unbedingt Deutsch
lernen und arbeiten. „Aber wie soll er auf
dem Land einen Job finden?“, fragt Schretter. Seine derzeitige Wohnsituation sei unzumutbar. Er könne dort nichts machen.
Drei Stunden Deutsch hat er in der Woche.
Schretter hat einen Sprachkurs für ihn in
München organisiert, fünf Tage in der Woche. Doch das tägliche Pendeln ist zu teuer.
Die Münchnerin hat vor sechs Wochen einen Antrag bei der Regierung von Oberbayern gestellt, damit er bei ihr einziehen darf.
Bisher hat sie keine Antwort erhalten.
Solche Beispiele gibt es in Bayern viele.
Eine private Unterbringung von Asylbewer-
bern ist im Freistaat nicht vorgesehen –
und von der Politik nicht erwünscht, solange das Verfahren läuft. Und das kann sich
über Monate oder Jahre hinziehen. Selbst
wenn Flüchtlinge in dieser Zeit eine Wohnung finden, wenn ihnen ein Zimmer angeboten wird, wenn sie bei Freunden unterkommen können, dürfen sie dort nicht einziehen. Auch Menschen, die nur eine Duldung erhalten, müssen noch vier Jahre
nach Abschluss des Asylverfahrens in einer Unterkunft wohnen. Häufig mit vielen
anderen gemeinsam in einem Raum, ohne
Privatsphäre, nur durch Stellwände getrennt. Ausnahmen werden nur bei Krankheiten und bei Familien zugelassen oder
wenn die Asylsuchenden ausreichend Geld
verdienen. Aber selbst dann ist es oft ein
langes und bürokratisches Prozedere, das
nicht immer bewilligt wird.
Viele Probleme ließen sich
nach Meinung der
Initiatoren leicht entschärfen
Eine Regelung, die absolut unverständlich ist, wie einige Münchner Flüchtlingsorganisationen finden. Sie haben deswegen
die Kampagne „Platz da!“ initiiert und fordern, auch in Bayern eine private Unterbringung von Flüchtlingen zu ermöglichen
– so, wie es in vielen Bundesländern bereits gehandhabt wird.
Auf die Frage, wo Flüchtlinge wohnen
sollen und wie sie am besten integriert werden können, gibt es keine einfache Ant-
wort. Das behaupten auch die fünf Münchner Organisationen nicht, die sich zu der
Kampagne zusammengeschlossen haben:
die Lichterkette, Bellevue di Monaco, Refugio, der Bayerische Flüchtlingsrat und der
Verein für Sozialarbeit. Aber sie sind der
Überzeugung, dass es kaum eine bessere
Form der Integration gibt, als wenn Flüchtlinge möglichst schnell raus aus der Traglufthalle ziehen können, wenn sie nicht
mehr in großen Gewerbegebäuden schlafen, sondern stattdessen in Wohnungen
oder privaten Zimmern leben. Am besten
mit sozialer Anbindung. Die Initiatoren behaupten nicht, damit alle Probleme lösen
zu können. Aber vieles ließe sich so ihrer
Ansicht nach entschärfen und erleichtern.
Seit die Kampagne „Platz da!“ Anfang
Mai gestartet ist, sind mehr als 300 Unterstützer auf der Internetseite dem Aufruf gefolgt (www.platz-da-bayern.de). Darunter
auch bekannte Personen, vom Liedermacher Konstantin Wecker über den Würzburger Oberbürgermeister Christian Schuchardt (CDU), den Miesbacher Landrat
Wolfgang Rzehak (Die Grünen) bis zur
Schauspielerin Wiebke Puls. Die Zahl der
Unterstützer steigt täglich. Die Initiatoren
hoffen, so Druck auf die Politik auszuüben.
Das bayerische Sozialministerium verteidigt die bestehende Regelung damit,
dass Asylbewerber für das Bundesamt für
Migration und Flüchtlinge (Bamf) erreichbar sein müssen. Zudem bräuchten private
Wohnangebote in Bayern nicht ungenutzt
bleiben, sagt eine Sprecherin. Von den etwa 150 000 Asylbewerbern im Freistaat sei-
en bereits 19 000 anerkannt und könnten
jederzeit ausziehen. Viele würden jedoch
auf dem angespannten Immobilienmarkt
keine Wohnung finden. „Wir begrüßen daher jeden Beitrag, der es Flüchtlingen in
Bayern ermöglicht, eine eigene Wohnung
zu finden“, so die Sprecherin.
Je mehr Kontakte da sind,
desto schneller schwindet die
Angst vor dem Fremden
So weit die Theorie. Tatsächlich aber
geht es, wie im Fall von Angelika Schretter,
häufig darum, einen Flüchtlinge aufzunehmen, den man bereits kennt, einen
Freund, Verwandten oder einen Mitarbeiter – auch wenn sein Asylverfahren noch
läuft. „Es will uns einfach nicht in den
Kopf, warum eine private Unterbringung
nicht möglich sein soll“, sagt Matthias
Weinzierl vom Bayerischen Flüchtlingsrat.
„Andere Bundesländer haben das doch
auch sehr viel pragmatischer gelöst.“ Stattdessen zeige sich in Bayern eine absurde Situation, so Weinzierl. „Die Flüchtlingszahlen gehen zurück und wir erleben, dass die
dezentralen Unterkünfte zugemacht werden und stattdessen bayernweit auf große
Unterkünfte gesetzt wird. Dabei will kein
Kommunalpolitiker große, isolierte Unterkünfte bei sich haben.“
Und wer erst einmal lange Zeit in einer
Leichtbau- oder Gewerbehalle gelebt hat,
für den könne es schwierig bis unmöglich
werden, sich zurechtzufinden und zu inte-
grieren, sagt Anni Kammerlander, Mitbegründerin und Geschäftsführerin von Refugio, dem Beratungs- und Behandlungszentrum für Flüchtlinge. „In den Gemeinschaftsunterkünften hört, riecht und sieht
man alles, was der Nachbar macht. Der einzige Rückzugsraum ist das Bett. Aber
selbst da kommt niemand zur Ruhe, man
hört die anderen nachts in den Albträumen
schreien.“ Sobald ein Flüchtling in einem
Wohnumfeld lebe, gelinge die Integration
sehr viel besser, sagt Johannes Seiser vom
Verein für Sozialarbeit. Eine private Unterbringung wäre zudem eine Entlastung für
den Staat. Und je mehr Kontakte da sind,
desto schneller schwinden auch Ängste
vor dem Fremden.
In einem nächsten Schritt geht es den Initiatoren nun darum, interessierte Vermieter und Flüchtlinge zusammenzubringen,
eine Vermittlungsbörse zu schaffen. Wer
ein Wohnungsangebot hat, kann das auf
der Internetseite melden. Die Adressen
werden vertraulich behandelt. Mehr als 30
Menschen hätten schon freie Zimmer,
Wohnungen oder Häuser in Bayern, vor allem in München, gemeldet, sagt Harriet
Austen von der Lichterkette. Die Stimmung sei immer noch so, dass viele Menschen Asylsuchenden helfen wollen, sagt
Weinzierl. Und da setze auch die Kampagne an. „Wir wollen eigentlich nur, dass etwas ermöglicht wird, was auf der Hand
liegt.“ Es spreche nichts dagegen, dass
Flüchtlinge privat wohnen. „Es sei denn,
man möchte nicht, dass die Menschen integriert werden.“
Mehrere Monate hat Mohammed S. bei seinem Bruder im Landkreis München im
Wohnzimmer auf dem Sofa geschlafen.
Das hat ihm das Ankommen in Deutschland erleichtert. Er war froh, dass er nicht
mit mehr als 100 Menschen in einer Halle
schlafen musste. Trotzdem blieb auch für
ihn ein Bett in der Flüchtlingsunterkunft
besetzt. Dort musste Mohammed S. auch
regelmäßig hin, um Post abzuholen, sonst
hätte er sein Asylverfahren gefährdet.
Mitbewohner kennenlernen
Die Kinder von Heinz W. sind längst aus
dem Haus, er hat viel Platz und vermietet
Zimmer an Reisende. Dann kam ihm die
Idee, Flüchtlinge aufzunehmen. Er wandte
sich an die zuständige Behörde im Landkreis Weilheim-Schongau. „Doch die Bedingungen sind inakzeptabel“, sagt W. „Ich
muss doch erst einmal jemand kennenlernen können, bevor er für längere Zeit bei
mir einzieht.“ Doch das sei nicht möglich,
habe man ihm gesagt. Ihm werde ein
Flüchtling zugewiesen. Zudem könne man
keine Einzelpersonen vermitteln, sondern
nur Familien. „Und sie haben mir gesagt,
ich müsse das Zimmer ausräumen, damit
sie einen Spind und ein Standardbett dort
hineinstellen können.“
Getrennte Geschwister
Vor einem halben Jahr lernten Marita Biel
und ihr Mann drei junge syrische Brüder
kennen. Das Ehepaar aus dem Landkreis
Fürstenfeldbruck bot den Flüchtlingen an,
bei ihnen einzuziehen. Doch die drei durften nicht, ihr Asylverfahren lief noch. Es
folgten viele Briefwechsel und Anrufe bei
den Behörden. Nun hat der mittlere Bruder
eine Aufenthaltsgenehmigung erhalten, er
darf jetzt bei den Biels wohnen. Den jüngsten, noch minderjährigen Bruder können
die Biels wahrscheinlich als Pflegekind aufnehmen. Doch der älteste Bruder muss in
der Unterkunft im Kreis Traunstein bleiben, sein Verfahren läuft noch.
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Vom Asylbewerber zum Obdachlosen
Rund 2500 anerkannte Flüchtlinge in der Region leben weiter in Gemeinschaftsunterkünften, weil sie keine Wohnungen finden
München – Fehlbeleger – so nennt das Verwaltungsdeutsch die anerkannten Flüchtlinge, die trotzdem weiter in den Asylbewerberunterkünften leben, weil sie keine
eigene Bleibe finden. In der Stadt und in
der Region München, wo Wohnraum
knapp und teuer ist, trifft das derzeit auf etwa 2500 Menschen zu. Die Gemeinden, die
sich eigentlich um die Unterbringung kümmern und diese auch bezahlen müssen,
fühlen sich von der Politik im Stich gelassen, suchen aber doch nach Wegen, das Problem zu lösen. Denn es ist klar, dass in den
kommenden Monaten noch viel mehr geflüchtete Menschen ein Bleiberecht erhalten werden. Der Landkreis München zum
Beispiel erwartet, dass die Zahl der momentan 450 Fehlbeleger bis Ende 2016 um das
Fünffache auf 2500 ansteigen wird.
In der Gemeinde Höhenkirchen-Siegertsbrunn gibt es seit 14 Jahren eine Gemeinschaftsunterkunft für bis zu 150 Asylbewerber. Bürgermeisterin Ursula Mayer
(CSU) schlug schon früh Alarm, was die Unterbringung derer betrifft, die ein Bleiberecht erhalten und damit die Gemeinschaftsunterkünfte verlassen müssen. Das
werde auch anderen Kommunen so gehen,
prophezeite sie. In ihrer Gemeinde wurde
improvisiert, indem man gebrauchte
Wohnwägen kaufte und ein kleines Dorf errichtete, in dem – neben anderen Menschen ohne Obdach – auch anerkannte
Flüchtlinge leben. Derzeit sind das zehn Bewohner, für sie gibt es aber die Zusage,
dass sie bald in eines der sogenannten FeelHome-Häuser umziehen können, die der
Landkreis gerade baut.
Anderswo bleiben die anerkannten
Flüchtlinge meist in den Gemeinschaftsunterkünften. Das wird problematisch, wenn
Familienangehörige nachkommen, denen
der Zutritt zur Unterkunft nicht erlaubt ist.
In Hebertshausen im Landkreis Dachau
zum Beispiel will deshalb der Vater einer syrischen Familie, die demnächst auf sechs
Personen wächst, sogar seinen Job aufgeben, um eine Wohnung zu suchen. Er habe
versucht, den Mann von diesem Plan abzubringen, berichtet Peter Barth vom örtlichen Helferkreis, „ohne Erfolg“. Die Wartelisten für Sozialwohnungen sind nicht nur
im Landkreis Dachau lang. Deshalb hat im
Kreis Starnberg der Verband Wohnen, dem
fast alle Kreiskommunen angehören, sein
Wohnbauprogramm erweitert. Doch die
zusätzlichen Bauten sind erst in Planung,
den Bedarf aber gibt es schon jetzt. Die
Stadt Starnberg hat deshalb vom Landkreis einen Teil einer Aylbewerberunter-
kunft angemietet, um dort ihre „Anerkannten“ unterzubringen. An diesem Modell zeigen auch andere Kommunen Interesse,
denn in vielen der auf dem Höhepunkt des
Flüchtlingszustroms gebauten Quartiere
sind derzeit Plätze frei.
„Wenn wir Wohnraum schaffen, muss
auch sicher sein, dass der genutzt wird“,
fordert Freisings Landrat Josef Hauner
(CSU). Er ist für die derzeit von der Bundesregierung diskutierte Wohnsitzauflage,
die vorsieht, Flüchtlingen einen dreijähri-
Wohnwagenburg mit afghanischer Flagge in Höhenkirchen.
FOTO: ANDREAS GEBERT/DPA
gen Verweil an einem Ort vorzuschreiben.
Spezielle Projekte für die derzeit etwa 220
Fehlbeleger im Landkreis Freising gibt es
allerdings nicht, man duldet sie in den unterbelegten Gemeinschaftsunterkünften.
Im Landkreis Ebersberg hat man Vorsorge getroffen für den Fall, dass die Unterbringung der Anerkannten in Gemeinschaftsunterkünften untersagt wird. Landrat und Bürgermeister haben sich auf einen Verteilungsschlüssel der anerkannten
Flüchtlinge nach der Einwohnerzahl der
einzelnen Gemeinden geeinigt. Frustration rief zuletzt die Maßnahme der Regierung hervor, dass auch Fehlbeleger in Traglufthallen umziehen sollen, weil dort wieder Plätze frei werden. Ehrenamtliche Helfer aus Kirchseeon holten einen Teil ihrer
Schützlinge, die bereits aus der dortigen
Turnhalle in die Plieninger Traglufthalle
umgesiedelt waren, wieder zurück. Ihnen
war es gelungen, doch noch freien Wohnraum zu finden. Diese behördlich veranlassten Umzüge von einer Gemeinschaftsunterkunft in eine andere haben auch im
Landkreis Erding Unmut erregt. So soll etwa eine Flüchtlingsfamilie, die seit drei Jahren in einer Wohnung in Erding lebt, in den
winzigen Ort Thann weit draußen auf dem
Land umziehen.
Das Landratsamt Fürstenfeldbruck verschickt zwar an jeden der Fehlbeleger – im
Moment etwa 320 – eine Auszugsaufforderung, dabei aber belässt man es. Sollte sich
die Gesetzeslage ändern und dies nicht
mehr erlaubt sein, hat Landrat Thomas
Karmasin (CSU) vorgeschlagen, die Quartiere, in denen die anerkannten Flüchtlinge schon jetzt leben, in reguläre Unterkünfte umzuwandeln – in Obdachlosenunterkünfte der Gemeinde zum Beispiel.
Rund 400 Fehlbeleger verzeichnete die
Stadt München Ende Mai. Generell versuche man, für die anerkannten Flüchtlinge
Wohnraum auf dem freien Markt zu finden, sagt Ottmar Schader, Pressesprecher
im Sozialreferat. „Wir haben aber einen
sehr knappen Wohnungsmarkt“, erklärt
Schader, deshalb greife das Programm zur
Wohnungslosenunterbringung der Stadt.
Dies könne aber nur eine „Übergangslösung sein“. Die Stadt will deshalb selbst verstärkt neuen Wohnraum schaffen oder anmieten. Der könne eventuell auch durch eine Umwidmung der jetzigen Gemeinschaftsunterkünfte entstehen, sagt Schader. Das Sozialreferat geht davon aus, dass
mit Familiennachzug Ende des Jahres etwa 3000 Fehlbeleger in München leben
werden.
sz
Fußweg für
Fahrgäste
MÜNCHNER MOMENTE
Linienbusse dürfen nicht mehr auf den Marienplatz, sie halten
künftig am Rindermarkt – dort gibt es schon erste Probleme
Bier kann man
auch trinken!
von günther knoll
B
ier-Süppchen, Bier-Soße, Bieramisu, Bier-Sabayon, Bier-Trüffel: Ja, auch mit dem Löffel beziehungsweise der Gabel lässt sich heutzutage anstoßen. Dass ausgerechnet zum
Jubiläum des Reinheitsgebots das Bier
in allen möglichen Varianten verkocht,
verrührt, geschäumt oder sonstwie geschmacksbildend verarbeitet wird, das
hätte vor 500 Jahren wohl niemand geglaubt. Zuletzt hat das Bier eine Wandlung vom ordinären Grundnahrungsmittel zum Grand-Cru-Getränk erfahren.
Für manches Gebräu in der Edelflasche
werden zehn Euro und mehr verlangt
und auch bezahlt, was den Preis für die
Mass auf der Wiesn schon wieder etwas
relativiert.
Aus Rücksicht auf die 500 Jahre Reinheitsgebot sollen die Mixgetränke an dieser Stelle unberücksichtigt bleiben. Wer
sich aber heute in mancher Münchner
Gaststätte einfach „eine Halbe“ bestellen will, dem kann passieren, dass er
nicht verstanden wird. Er kann aber
auch auf einen beflissenen Kellner stoßen, der einem aus dem Stegreif an die
zwanzig verschiedene Biere aus der Getränkekarte herunterrattert. Der Gast
sollte sich da nicht verunsichern lassen,
sondern am besten nach dem Bier-Sommelier des Hauses verlangen. Die gehobene Gastronomie in der Hauptstadt des
Bieres wird auch diesen Wunsch gerne
erfüllen.
Ein wenig Brausachverstand ist aber
heute auch im Alltag unerlässlich. Es
kann einem passieren, dass Kollegen,
die sich bisher über den richtigen Gebrauch des Semikolons Streitgespräche
geliefert hatten, plötzlich über Maisch
und Gärprozesse unterhalten. In keinem
Volkshochschulprogramm rund um
München fehlt jedenfalls ein Kurs zum
Thema „Hopfen und Malz für den Garagensud daheim“, und so mancher Gast
bringt zum Grillabend beim Nachbarn
längst sein Selbstgebrautes mit. Auch
der Betreiber einer kleinen Eisdiele in
der Au hat sich wohl von diesem Hype
rund ums Bier anstecken lassen. Auch er
habe nun schon mit Bier in seinem Eis experimentiert, aber das Ergebnis sei „ned
so guad“ ausgefallen, gestand er im
schönsten Münchnerisch. Sein erhellender Tipp: Bier lässt sich auch einfach pur
trinken, am besten schön kühl und
frisch gezapft.
Vater wegen Missbrauchs
der Tochter vor Gericht
Wegen schweren sexuellen Missbrauchs
seiner leiblichen Tochter muss sich ein 46
Jahre alter Mann seit Montag am Landgericht München I verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft Helmut F. vor, sein Kind
vom sechsten Lebensjahr bis ins Jugendalter zeitweise täglich zu sexuellen Handlungen bis hin zum Geschlechtsverkehr gezwungen zu haben. Es geht um mehr als
350 Fälle. Der Tankstellenmitarbeiter, der
im September 2015 festgenommen wurde,
soll sich nicht nur in der Wohnung der Familie an dem heute 15 Jahre alten Mädchen
vergangen haben, sondern auch bei
Schwimmbadbesuchen und in Hotels.
Die Staatsanwaltschaft wirft F. vor, die
körperliche Nähe zu seiner Tochter bereits
im Kleinkindalter gesucht zu haben. Vom
Grundschulalter an soll er das Kind missbraucht haben. Später habe er ihr Kleidung, Handys und Kosmetikartikel geschenkt, um seine Tochter gefügig zu machen. Er soll ihr auch gedroht und sie geschlagen haben. Als sie mit 14 Jahren einen
Freund hatte und dieser sich von ihr trennte, bot sich laut Staatsanwaltschaft der Vater als „Freundersatz“ an. Die Tochter lehnte das ab. Der Vater reagierte eifersüchtig,
verfolgte das Mädchen zu Treffen mit anderen Jugendlichen und überwachte sein
Handy. Die Mutter hatte sich bereits 2010
von F. scheiden lassen, sie tritt gemeinsam
mit der Tochter als Nebenklägerin auf.
Der Angeklagte wurde vom Gericht
noch nicht zu den Vorwürfen befragt. Weil
sein eigentlich mit dem Fall befasster Anwalt krankheitsbedingt nicht zum Prozessauftakt erschienen ist, stand nur ein Ersatzverteidiger zur Verfügung.
chro
R3
MÜNCHEN
DEFGH Nr. 153, Dienstag, 5. Juli 2016
von marco völklein
T
axis müssen draußen bleiben. Ebenso die Radler und die Busse der
Münchner
Verkehrsgesellschaft
(MVG). Seit Mitte Februar gelten am Marienplatz neue Regeln. Damals startete der
Umbau des Hugendubel-Hauses; die
Durchfahrt vom und zum Rindermarkt ist
seither zu eng, um Bussen und Taxis genügend Raum zu geben. CSU und SPD nutzten die Gelegenheit und beschlossen, Radler, Taxler und Busse komplett auszusperren. Künftig soll der Marienplatz auf seiner gesamten Fläche bis zum Alten Rathaus nur Fußgängern vorbehalten sein.
Seither tobt ein Streit darum, wo die
vom Marienplatz vertriebenen Verkehrsarten unterkommen sollen. So hatten sich zuletzt 5500 Bürger in einer Petition dafür
eingesetzt, zumindest den 52er-Bus wieder zur zentralen Haltestelle auf dem Marienplatz zu führen, ebenso verschiedene Bezirksausschüsse sowie die Opposition im
Rathaus. Derzeit führt die MVG den 52er
vom Gärtnerplatz kommend durch die Blumenstraße zum Sendlinger Tor und lässt
ihn wegen der Tramgroßbaustelle in der
Sonnenstraße bis zum Stachus weiterfahren. An eine Rückkehr der Linie auf den Marienplatz aber ist nicht zu denken: „Am Beschluss, den Marienplatz als reine Fußgängerzone zu widmen, wird festgehalten“, erklärt Bürgermeister Josef Schmid (CSU).
Damit sei eine Wiedereinrichtung der früheren Haltestelle dort „ausgeschlossen“.
Dem Wirtschaftsausschuss des Stadtrats wird Schmid am Dienstag dennoch eine neue Routenvariante für den 52er-Bus
vorschlagen, um „zeitnah eine möglichst
gute Anbindung des Marienplatzes und
des Viktualienmarktes zu erreichen“, wie
er sagt. So soll von Mitte September an der
52er-Bus durch die Blumenstraße zum
Sendlinger Tor und weiter über den Oberanger geführt werden bis zum Südzipfel
des Rindermarkts. Dort sollen MVG und
Baureferat eine neue Haltestelle mit der Bezeichnung „Marienplatz Süd“ einrichten.
Über das Rosental und die Prälat-ZistlStraße fahren die Busse anschließend wieder zurück Richtung Au und Untergiesing.
Vorteil dieser Variante: Vom neuen Haltepunkt am Rindermarkt aus „sind es nur
noch circa 200 Meter Gehstrecke zum Mari-
enplatz“, argumentiert Schmid. Zudem
bleibe so die Anbindung der Linie an die
U-Bahn am Sendlinger Tor erhalten. Allerdings zeichnen sich bereits Probleme ab:
Denn von Frühjahr 2017 an plant die MVG
einen Komplettumbau des U-Bahnhofs unter dem Sendlinger Tor, der sich über mindestens fünf Jahre ziehen wird. Schon jetzt
sind – insbesondere im Berufsverkehr –
lange Staus auf der Blumenstraße programmiert. In diese werden dann auch die
52er-Busse unweigerlich hineingeraten.
Deshalb schlägt Schmid eine weitere
Route vor, die von März 2017 an bis zum Abschluss der Bauarbeiten am Sendlinger
Tor befahren werden soll. Denn mit Beginn
der U-Bahn-Arbeiten soll die Einbahnrichtung in der Straße „An der Hauptfeuerwache“ umgedreht werden. Die Busse könnten dann am Oberanger nach links abbiegen und das Gebäude der Kreissparkasse
umkurven – und würden so nur noch einen kurzen Abschnitt lang im Blumenstraßen-Stau stehen. Laut Schmid kann „diese
Linienführung bis zur Beendigung der
U-Bahn-Baustelle beibehalten werden.“
Buslinien in der Innenstadt vom 14. September 2016 an
Marienhof
Neue Haltestelle
Haltestelle entfällt
Marienplatz Süd
erhöhte Staugefahr
Viktualienmarkt
Isartor
Sendlinger Tor
M
Isartor/
Zweibrückenstrasse
Klinikum der LudwigMaximilians-Uni
Mit Beginn der
Großbaustelle am
Sendlinger Tor drohen
verstärkte Staus von
März 2017 an.
Museumsinsel
Isar
Fraunhoferstrasse
SZ-Grafik; Quelle: MVG
Buslinien in der Innenstadt von März 2017 an
Marienhof
„Keine überzeugende
Alternative zur bisherigen
Haltestelle“, sagen die Kritiker
Neue Haltestelle
Zufrieden aber sind auch mit diesen Vorschlägen nicht alle. Die für Untergiesing sowie für Au-Haidhausen zuständigen Bezirksausschüsse lehnen sie ab. Schmids
Leute hätten „keine überzeugenden Alternativen zur bisherigen Haltestelle am Marienplatz gefunden“, klagen etwa die Stadtviertelvertreter aus der Au. Insbesondere
fehle eine direkte Anbindung des 52ers an
die S-Bahn. Und auch der Radfahrerverband ADFC ist sauer: Denn eigentlich war
geplant, die Fahrbahn über den Viktualienmarkt, die seit Sperrung des Marienplatzes als Umfahrung für Tausende Radler
dient, verkehrsrechtlich zur „Fahrradstraße“ umzuwidmen – Radler hätten dann
dort Vorrang. Nun aber sieht die MVG „sicherheits- und haftungsrechtliche Gründe“, die dagegen sprechen. Sollte die Stadt
den Abschnitt dennoch umwidmen, droht
der städtische Verkehrsbetrieb damit, den
132er-Bus komplett aus der Altstadt abzuziehen und am Isartor wenden zu lassen.
erhöhte Staugefahr
Haltestelle entfällt
Marienplatz
bestehende Haltestelle
Marienplatz Süd
Viktualienmarkt
Isartor
Sendlinger Tor
M
Isartor/
Zweibrückenstrasse
Klinikum der LudwigMaximilians-Uni
Museumsinsel
Isar
Fraunhoferstrasse
Áfram München
Kindergeld illegal kassiert
Immerhin 60 Isländer leben in der Stadt – sie nehmen die Niederlage wie einen Sieg
Gericht verhängt Verwarnung gegen eine junge Mutter
Enttäuschung? Das ist kein Gefühl für echte Wikinger. „Wir haben trotzdem gewonnen“, sagt der Isländer Bjarni Magnússon
über das Ergebnis seiner Mannschaft bei
der Fußball-EM mit einer Mischung aus
Trotz und Augenzwinkern. Trotzdem gewonnen, da ist viel dran: Als die Isländer gegen Portugal standhaft blieben und die Briten rauskickten, flogen ihnen europaweit
die Herzen zu. Auch an diesem Sonntagabend im Biergarten des Münchner Augustinerkellers, als sie einen Gegentreffer
nach dem nächsten kassierten: „Alles trotzdem Íslandsvinir“, sagt Bjarni stolz mit
Blick in die Runde. Rund 60 Münchner, die
sich erklärtermaßen solidarisch zeigten
mit weniger als einer Handvoll echter Isländer, die das Spiel dort auf großer Leinwand
verfolgten. Selbst wer vor der EM die Insel
im Nordatlantik höchstens mit Tiefdruckgebieten gleichsetzte, trug an diesem
Abend blau-rot-weiße Herzchen im Gesicht und skandierte mit: „áfram Ísland“,
zu deutsch: vorwärts Island.
Íslandsvinir, Freunde Islands, ein
Schlüsselwort und stete Sehnsucht.
Schließlich ist der kleinen Nation mit
knapp 330 000 Einwohnern ein enormes
Gemeinschaftsgefühl zu eigen – egal wo.
„Bei uns ist das so, jeder ist maximal zwei
Telefonnummern weit weg“, erklärt der in
München als Fluglotse arbeitende Sigurvin Finnbjarnason. Doch ausgerechnet
München ist islandtechnisch gesehen eher
Diaspora. In anderen deutschen Großstädten, vor allem in Küstennähe, gibt es größere Isländervereine, die regelmäßig Feste
und Veranstaltungen ausrichten. In der
bayerischen Landeshauptstadt aber sind
die dort ansässigen Isländer eher ein lose
organisierter Haufen von gerade mal 60,
Kind und Kegel, Mann und Maus schon
mitgezählt. Also braucht es Freunde, um
sich wohlzufühlen, und der Erfolg ihrer Nationalmannschaft kam da gerade recht.
Vergessen durch sie die negativen
Schlagzeilen, die das Land jüngst machte:
Icesave, Finanzkrise, Panama Papers. Und
unerwähnt blieben an diesem Sonntag
auch jene Seltsamkeiten, die abschreckend sein könnten für den gemeinen
Münchner Biergartengänger: Kein „Há-
Zum Glück gibt es keinen
vergammelten Hai zur Halbzeit.
Sie essen lieber Schnitzel
karl“, vergammelter Hai, kein „Svið“, angesengter Schafskopf, als Halbzeitsnack. Das
mögen zwar tradierte isländische Spezialitäten sein, „doch in Deutschland schwer zu
bekommen“, lacht Ragnar Finnbogason.
Was er nicht sagt: Schnitzel und Weißbier
schmecken auch ihnen besser.
Doch man muss keine Klischees heranziehen für Geschichten, die das Land hervorbringt – überall, selbst in München. So
weiß Ragnar etwa, dass die Bavaria-Statue
von einem Isländer konstruiert wurde.
Nicht von Klenze? Na ja, zwinkert er zu, ein
Isländer habe sie „ein bisschen mit konstruiert“. Genauer gesagt sei es Bertel Thorvaldsen gewesen, halb Däne, halb Isländer.
Genauigkeit hin oder her, es macht einfach
Spaß, das Inselvölkchen zu mögen.
Und Ragnar genießt seinen Exotenbonus. Jeder würde ihm als Isländer mit Freude und Neugierde begegnen, sagt er. Nur
einmal habe er sich seiner Nationalität geschämt: Als er 2009, nach der Finanzkrise,
ein Taxi nahm und der Fahrer zweifelte, ob
er genügend Geld dabei habe. Deshalb sei
ja nun so wichtig, was die isländischen Fußballspieler geschafft hätten: „Eine Katharsis“, sagt Ragnar stolz. Island wieder im positiven Licht glänzen zu lassen, „das tut
richtig gut“. Früher, da habe tatsächlich
auf der Insel die Putzfrau in der heißen
Quelle mit dem Präsidenten geplaudert. Inzwischen sei Island aber auch zur Klassengesellschaft geworden. Was die Fußballer
nun Europa gezeigt hätten, seien die alten
Werte, auf die er als Isländer so stolz ist:
das Miteinander, sich auf Augenhöhe zu begegnen, die flachen Hierarchien. Es sei nie
ein Spiel gegen andere Spieler gewesen,
„sondern Underdog gegen Establishment.
Echte Freunde gegen Geldbündnisse.“
Ähnlich wohl fühlt sich auch Anna Sigrún Jónsdóttir wieder mit ihrer Staatsbürgerschaft. Ihr Mann sei gerade im isländischen Trikot zur Tankstelle geradelt, da habe ihm der Tankwart glatt das Bier geschenkt. „Vielleicht sollte ich das Trikot
von jetzt an beim Shoppen tragen“, lacht
sie. Ihre Fußballhelden werden sie auf jeden Fall weiter unterstützen, und in München vielleicht das neue Gemeinschaftsgefühl künftig mit weiteren Aktivitäten füllen – auch für all die neuen Íslandsvinir.
Die können derweil den wichtigsten Anfeuerungsruf lernen: Áfram Ísland, gesprochen aufram Island. claudia koestler
Jeden Monat 184 Euro aus der Staatskasse,
das ist ein nettes Zubrot. Allerdings kassierte eine Österreicherin diesen Betrag als
Kindergeld 20 Monate lang unberechtigt.
Trotzdem kam sie mit einem blauen Auge
davon: Die 23-Jährige wurde vom Amtsgericht München wegen Steuerhinterziehung lediglich verwarnt, weil sie sich einsichtig zeigte.
Die junge Frau ist österreichische Staatsangehörige. Sie war allerdings mit Hauptwohnsitz in München gemeldet, als im Mai
2012 ihre Tochter auf die Welt kam. Bei der
Familienkasse Bayern Süd beantragte die
junge Mutter für ihr Neugeborenes Kindergeld. Zusammen mit ihrem Antrag hatte
sie aber dem Amt gegenüber durch Unterschrift bestätigen müssen, dass sie das
„Merkblatt über Kindergeld“ erhalten habe: Darin wird erklärt, dass der Familienkasse unverzüglich alle Änderungen der finanziellen Verhältnisse mitzuteilen seien,
die Eltern und Kinder betreffen und für
den Kindergeldanspruch relevant sind.
Mitte Dezember 2012 zog die junge Mutter in die Schweiz um. Deshalb hatte sie
von Januar 2013 an keine Berechtigung
mehr, Kindergeld zu kassieren. Doch die
Österreicherin meldete sich erst Ende Oktober 2014 rückwirkend beim Einwohnermeldeamt in München ab. Die Behörde informierte die Staatsanwaltschaft und der
Fall kam vor Gericht. Dort versuchte sich
die Frau zu entschuldigen: Sie habe ge-
dacht, dass die Abmeldung automatisch erfolge. Dass sie trotzdem unberechtigt 20
Monate lang insgesamt 3690 Euro Kindergeld überwiesen bekam, soll ihr nicht aufgefallen sein? Dazu schwieg die junge
Frau. Die Richterin stellte daraufhin fest:
„Die unrechtmäßige Gewährung des Kindergelds hat die Angeklagte wissentlich
und willentlich herbeigeführt, indem sie
entgegen der (...) Verpflichtung der Familienkasse den Umzug in die Schweiz nicht
unverzüglich angezeigt hat.“
Dennoch kam die 23-Jährige glimpflich
davon. Sie war zum Tatzeitpunkt noch Heranwachsende. Das Gericht hat deshalb Jugendstrafrecht angewendet. Eine Verwarnung im Jugendstrafrecht „ist ein Zuchtmittel, das der Erziehung dienen soll“, sagt
Gerichtssprecherin Monika Andreß. „Es
ist eine eindringliche förmliche Zurechtweisung und hat die Rechtswirkung einer
Strafe.“ Bei der Höhe der Strafe wurde auch
berücksichtigt, dass die Frau nicht vorbestraft war und ein Geständnis abgelegt hat.
Strafmildernd fiel zudem ins Gewicht,
dass sie umgehend eine Vereinbarung mit
der Familienkasse geschlossen hatte und
das Geld ratenweise zurückbezahlte: Zum
Zeitpunkt des Urteils hatte die Österreicherin insgesamt bereits 1900 Euro wieder an
die bayerische Staatskasse zurücküberwiesen. Das Urteil (Az.: 1021 Ds 303 Js
215827/15) ist rechtskräftig.
ekkehard müller-jentsch
Klau auf Bestellung
30 Motorräder in München gestohlen und nach Prag geschafft
Die Motorräder sind verschwunden, der
mutmaßliche Dieb immerhin sitzt in Untersuchungshaft. Der 37-jährige Petr S. soll zusammen mit unbekannten Helfern binnen
eines Jahres 30 hochwertige Motorräder in
München gestohlen und nach Tschechien
verschoben haben. Wegen schweren Bandendiebstahls wird dem Mann seit Montag
vor der 8. Strafkammer am Landgericht
München I der Prozess gemacht.
Wohnung verbrannt,
junges Paar unverletzt
Nach dem Brand ihrer Wohnung in der Lerchenauer Straße können ein junger Mann
und seine schwangere Frau nach Auskunft
der Berufsfeuerwehr vorerst nicht mehr
dorthin zurück. Die Ursache des Feuers im
ersten Obergeschoss eines Wohn- und Geschäftshauses ist noch unklar. Als die Feuerwehr am Montagvormittag kurz nach 10
Uhr eintraf, hatten alle Bewohner schon
das Haus unbeschadet verlassen. Die junge Familie ist vorerst im privaten Umfeld
untergekommen. Der Sachschaden bewegt sich nach ersten Schätzungen der Feuerwehr mindestens im mittleren fünfstelligen Bereich.
bm
Marienplatz
bestehende Haltestelle
Mindestens 4000 Euro
soll der Angeklagte für jede
Maschine erhalten haben
„Vielleicht sollte ich das Trikot von jetzt an beim Shoppen tragen“: Die Mitglieder der kleinen
isländischen Gemeinde in München freuen sich über die neue Aufmerksamkeit. Enttäuschung
gibt es auch, vor allem aber Stolz auf das Erreichte. FOTOS: ALESSANDRA SCHELLNEGGER
Die Staatsanwaltschaft geht davon aus,
dass der Mann, der „selbständiger Unternehmer“ als Beruf angibt, in seiner Heimat
Bestellungen für Motorräder entgegen genommen und diese dann auf kriminelle
Weise beschafft hat. Seit September 2014
soll er in München mit zumindest einem
Helfer nach den gewünschten Marken Ausschau gehalten und die entsprechenden
Maschinen dann mit einem Kleintransporter weggeschafft haben. Laut Anklage klaute S. die Motorräder von der Straße weg,
wobei Lenkradschlösser für ihn offenbar
kein Hindernis darstellten. Aber auch in
Tiefgaragen schlug er mit seinem Komplizen zu, so am 28. Mai 2015 am Frankfurter
Ring. Hier verschwanden aus einer Tiefgarage über Nacht vier BMW S 1000 RR im Gesamtwert von 85 000 Euro. Der Wert aller
geklauten Maschinen beläuft sich laut
Staatsanwaltschaft auf rund 520 000 Euro.
Motorräder der Marke BMW waren mit Abstand die beliebtesten bei den Kunden des
mutmaßlichen Diebes, und der BMW-Konzern ist auch einer der Hauptgeschädigten:
In etlichen Fällen ist BMW Eigentümer der
gestohlenen Fahrzeuge. Die Tatorte befinden sich im gesamten Stadtgebiet: am Helene-Mayer-Ring, in der Riesenfeldstraße,
Straubinger Straße oder auch in der Bayrischzeller Straße.
Mindestens 4000 Euro je entwendetem
Motorrad soll Petr S. von seinen Abnehmern in Tschechien erhalten haben. Die
Übergabe wurde laut Anklage in einem
von S. angemieteten Haus am Stadtrand
von Prag abgewickelt. Der Angeklagte sagte nichts dazu. Weil sich seine beiden Verteidiger nicht einigen konnten, ob sie sich
auf einen Deal mit dem Gericht einlassen
sollen, ist der Prozess bis September ausgesetzt worden.
christian rost
R4
MÜNCHEN
Dienstag, 5. Juli 2016, Nr. 153 DEFGH
Was macht München mit dir?
„München grenzt mich aus“ – Elif, 19 Jahre
SZ-Serie / Folge 3
„Das ist doch mein Zuhause!“
SCHO SCHEE
Gschlamperte
Verhältnisse
München ist bunt? Ja, schon. Aber die Farben mischen sich nicht. Und Rassismus ist nach wie vor ein Alltagsphänomen. Ein Gespräch über blöde Sprüche
in der U-Bahn, das Schwimmen im Burkini und die Frage, warum sich nicht jeder auf der Wiesn übergeben darf
E
in Freitagabend im Büro der Initiativgruppe e. V., einem interkulturellen
Begegnungszentrum für Menschen
mit Migrationsgeschichte an der Karlstraße. Aus dem Nebenzimmer Gitarrenklänge. Kinder und Jugendliche, die sich die
Musikschule nicht leisten können, bekommen hier Unterricht; auch Deutschkurse
gibt es und eine Nachmittagsbetreuung
für Schüler. „Die Initiativgruppe ist ein
Schutzraum“, sagt Naim Balikavlayan, 34.
„Wir können hier unter unseresgleichen
sein und über unsere Erfahrungen mit Ausgrenzung sprechen.“ Und über ihre Heimatstadt München.
Dazu treffen sich an diesem Abend: Sarra Chaouch, 23, die in München geboren ist
und deren Eltern aus Tunesien stammen.
Gemeinsam mit Charlotte Schneegans, 25,
studiert sie Politikwissenschaften. Charlotte kommt aus Mexiko und lebt seit drei Jahren in München. Tamina Rahimi, 19, ist geborene Münchnerin und macht ihr Fachabitur; ihre Eltern stammen aus Afghanistan.
Und eben Naim Balikavlayan, der das Projekt „Selfstarter“ leitet, bei dem sich Sarra,
Charlotte und Tamina engagieren: Durch
Workshops und Seminare bekommen sie
und andere junge Menschen die Chance,
aktiv am politischen Leben teilzunehmen.
SZ: Was stört euch an München?
Sarra: Ich komme mit der Pegida nicht
klar. Ich habe in der Bibliothek an der Ludwigsstraße gearbeitet, meine Schicht war
montags. Abends musste ich oft an der Pegida-Demo am Odeonsplatz vorbei. Meine
Freundin traut sich gar nicht vorbeizugehen. Es verletzt sie zu sehr, dass es solche
Menschen gibt. Ich sage immer: Da gibt es
genug Polizisten. Uns wird nix passieren.
Tamina: Alte Menschen werfen einem böse Sachen an den Kopf.
Was wird euch an den Kopf geworfen?
Tamina: Wenn ich mit Freundinnen in der
U-Bahn sitze, kommen Sprüche wie
„Allahu akbar“ oder „Jetzt geht die Bombe
hoch“. Man hat schon alles gehört. Das
macht mich wütend.
Sarra: „Ausländer raus“, „geh’ nach
Hause“, „zieh das Kopftuch aus“ . . .
Naim: Letztens lief ich auf der Straße,
da fuhr ein hupendes Auto, winkende Männerhände schauten heraus. Da hörte ich,
wie deutsche Menschen vorbeiliefen und
sagten: „Ah, Kanaken feiern Hochzeit.“ In
solchen Momenten merke ich, dass die Leute unverhohlener werden. Die Pegida lässt
über Lautsprecher den Muezzinruf ertönen. Da fehlen mir die Worte. Und wenn ich
abends in der Schwulenszene unterwegs
bin, werde ich mit dem Vorwurf konfrontiert: Ihr Muslime seid doch alle homophob.
Erfährst du als homosexueller Türke doppelt Ausgrenzung?
Naim: Entweder werde ich exotisiert: Ein
türkischer schwuler Mann, das ist spannend. Oder mir werden Dinge an den Kopf
geworfen: War es für deine Familie besonders schlimm, als du dein Outing hattest?
Da kommen verquere Ideen: Muslime seien antisemitisch, homophob, frauenfeindlich. Es kommt mir manchmal vor, als wären die Muslime, die ja eine total heterogene Gruppe sind, all das, was die deutsche
Mehrheitsgesellschaft nicht mehr sein
mag. Da kommt Angst auf und immer wieder das Gefühl von Wut. Es kotzt mich an.
Ist München multikulturell?
Tamina: Die Leute bleiben in ihren Grüppchen. Sie vermischen sich sehr wenig.
Charlotte: Das ist in anderen Städten anders. In Hamburg oder Köln tauschen sich
die Leute mehr aus.
Woran liegt das?
Sarra: Ich glaube, es hat mit der Einstellung der Menschen zu tun. Die Bayern sind
besonders stolz auf ihre Traditionen, auf ihre Geschichte. Ich finde das auch schön.
Ich mag die Wirtshäuser, ich mag den Dialekt, auch die Dirndl finde ich hübsch. Aber
sie müssen mich auch akzeptieren. Ich würde München noch viel mehr lieben, wenn
man mir das Gefühl gäbe, das ist meine Heimat.
Gibt München euch manchmal das Gefühl, dass das nicht so ist?
Sarra: Die Menschen, ja. Wenn die Leute
sagen, ich soll nach Hause gehen.
Dann denke ich: Das ist doch mein Zuhause!
Tamina: Vor zwei Jahren waren wir zusammen auf der Wiesn und sind Achterbahn gefahren. Einer Freundin ist danach
übel geworden, sie musste sich übergeben.
Eine Frau ist voll ausgerastet und hat gesagt: „Das kannst du in deinem Land machen, benimm dich!“ Ich habe geantwor-
tet: „Wenn die ganzen Betrunkenen hier
kotzen, ist das kein Problem.“
Sarra: Und dann meinte sie zu mir:
„Zieh erst mal dein Kopftuch aus, bevor du
mit mir sprichst.“
Gibt es bestimmte Orte, die ihr meidet?
Tamina: Bogenhausen. Da wurde die Moschee geschlossen, die wir öfters besucht
haben, weil die Leute sich beschwert haben.
Sarra: Ich mag die Innenstadt nicht so
gern, weil da so viele Menschen sind. Fast
immer kommt ein blöder Spruch.
Tamina: Am Hauptbahnhof und am Stachus ist es besonders schlimm. Die Orte,
wo man sich wohlfühlt, sind Neuperlach
und Messestadt.
Sarra: Ich bin mal zum Walchensee gegangen. Und da waren nur diese Bio-Deutschen . . .
Naim: Das steht übrigens für Biografisch-Deutsche, also ein korrekter Begriff.
Gut gewählt!
Sarra: . . . die haben mich alle angeguckt, als wäre ich ein Sonderexemplar.
Ich wollte eigentlich schwimmen gehen,
aber eben mit meinem Burkini. Wegen der
Blicke wollte ich nicht mehr. Meine Mutter
hat mich dann überredet, ins Wasser zu gehen. Ich habe mich so unwohl gefühlt. Alle
haben mich beobachtet. Wäre ich allein gewesen, hätte ich mich nicht getraut.
Habt ihr das Gefühl, dass die Münchner
verschiedene Nationalitäten unterschiedlich bewerten?
Charlotte: Ja. Ich denke, Menschen aus
muslimischen Ländern werden negativer
bewertet. Aber auch über Mexiko gibt es
Stereotype: Viele machen Späße über den
Drogenhandel, über Tequila und Burritos
und über die fehlende Bildung. Aber es ist
halt ein Schwellenland. Mexiko-Stadt ist
ein Wirtschaftszentrum!
Tamina: Wenn ich sage, dass ich aus Afghanistan komme, reagieren die Leute
schockiert: Was? Du bist Afghanin? Aber
du bist doch voll normal. Du kommst gar
nicht rüber wie eine Afghanin.
Sarra: Bei den Afghanen gibt es immer
die Verbindung zu den Taliban. Und früher
war Tunesien ja immer das exotische Urlaubsland. Seit der Kölner Silvesternacht
werden Nordafrikaner mit ganz anderen
Augen betrachtet.
Mehr Offenheit, mehr Gespräche – das täte dieser Stadt gut und würde dem ständigen Gefühl der Ausgrenzung entgegenwirken. Von dieser Erfahrung berichten Sarra
Chaouch, Naim Balikavlayan, Charlotte Schneegans und Tamina Rahimi (von links).
FOTO: CATHERINA HESS
Was wünscht ihr euch für München?
Tamina: Die Leute sollen uns ansprechen.
Man kann ja über alles reden. Ich sehe die
Blicke. Und ich wünsche mir, dass sie das,
was sie denken, einfach aussprechen. Dass
sie offener sind.
Charlotte: Die Leute sind hier sehr
gleichgültig. In der Bahn lächelt sich niemand an. Es ist, als wäre zwischen den
Menschen eine Wand. Weniger Verschlossenheit und weniger Hierarchie wären
schön. Dass wir einfach alle auf gleicher
Ebene sind. Egal, ob wir gutes oder schlechtes Deutsch sprechen.
Sarra: Man sagt ja immer, München ist
bunt. Ich wünsche mir, dass München
noch bunter wird. Oder dass dieser Slogan
erst mal Realität wird. Dass wir uns durchmischen. Jetzt ist München zwar bunt,
aber die Farben sind voneinander getrennt.
FOTO: IMAGO
von marlene mengue
von carolina heberling
I
ch laufe mit ungeputzten Schuhen
durch das Ruhrgebiet und fühle mich
hübsch. Ich trage eine löchrige Mütze
in Berlin und denke: Scheiße, bin ich ein
Hipster. Neulich morgens in München:
Der Wecker klingelt. Fuck. Uni. Verpennt.
Raus aus dem Bett, rein in die Klamotte.
Zu irgendeiner Hose ziehe ich irgendein
Oberteil aus dem Schrank und drehe mir
das Haar zu irgendetwas namens Frisur
auf. Schuhe an, losgesprintet. In der
U-Bahn lasse ich mich schwer atmend
auf einen Sitz fallen und erblicke plötzlich jemanden in der Spiegelung der Zugfenster. Aha, was ist das für eine fertige Alte? Ungeschminkt, fette Augenringe,
Fleck auf der Jacke. Schnell weggucken.
Dann fällt mir auf: Das bin ja ich.
Alles halb so wild. Bis am Odeonsplatz
eine Studentin in die Bahn steigt: cremefarbener Mantel, top geschminkt, Nagellack im Farbton Eierschale, und mir klebt
noch der Grind unter den Nägeln. Da denke ich: Mei, wie schaust du denn wieder
aus?
Rein empirisch betrachtet waren wahrscheinlich 80 Prozent der Deutschen an
besagtem Morgen schlechter angezogen
als ich. 80 Prozent. Das war in der Schule
eine zwei. Das sollte doch zufrieden machen. Aber, diese 80 Prozent, sie leben
nicht in München, habe ich das Gefühl.
Nein, hier begegnet mir immer nur jenes
restliche Fünftel, das sich die Schuhe wienert, seine Hemden bügelt und stets den
perfekten Lidstrich zieht.
Vielleicht müsste man eine Quote einführen für Menschen wie mich. Eine
Schlamper-Quote für München, wie die
Frauenquote in Großkonzernen. Nur
dass die eben kein Geschlechterverhältnis regelt, sondern die Frage, wie viele
Knöpfe deine Hose noch hat. Ich sollte
mit gutem Beispiel vorangehen, finde
ich. Und rotze beim Aussteigen aus der
U-Bahn noch mal so richtig fies in ein Taschentuch. Farbton: Eierschale.
Was macht
München mit ...
Unter uns
Mehrere tausend Sinti und Roma leben in München – in einem ständigen Spagat zwischen ihrer alten Kultur und der Angst vor Vorurteilen
Wenn Sonja abends auf Kneipentour in
Schwabing geht, sieht sie anders aus.
Nicht anders als die anderen dort – schwarze Haare und einen leicht dunklen Teint
haben viele. Sondern anders als bei ihrer
Familie. Bei der trägt sie nur Röcke. Für einen Bar-Abend schlüpft Sonja in Jeans,
setzt ihren Nasenring ein und entblößt ihre Tattoos. „Da kann ich ich sein“, sagt sie.
Ich sein – das bedeutet für die 24-Jährige,
als junge Münchnerin gemeinsam mit ihrem sechs Jahre alten Sohn Mario und ihrem Hund in Laim zu leben. Aber es bedeutet für sie auch, mit alten Traditionen aufgewachsen zu sein. „Das schränkt manchmal ein, aber Familie ist für mich trotzdem das Wichtigste“, sagt sie.
Außer ihrer Verwandtschaft wissen
nicht viele, dass Sonja eine Sintiza ist. Untereinander sei man stolz darauf. „Aber gegenüber anderen gibt das kaum einer
preis“, sagt die junge Frau, die wie alle Sinti und Roma in diesem Text nicht mit vollständigem Namen erscheinen will.
Zwischen 5000 und 10 000 Sinti und Roma leben in München, schätzt Rainer Burger, sozialpädagogischer Beteuer für junge Sinti und Roma im Projekt „Drom“ der
Diakonie Hasenbergl. Doch viele blieben
aus Angst vor Vorurteilen, Benachteiligungen im Beruf oder Mobbing in der Schule
unerkannt. Und das nicht unbegründet:
Laut einer Studie des Berliner Zentrums
für Vorurteilsforschung von 2014 will ein
Drittel der Deutschen keine Sinti und Roma als Nachbarn haben, zwei Drittel hegen eine generelle Antipathie. „Da laufen
sofort Zigeunerklischees im Kopf ab“, sagt
Burger. „Von wegen: Die klauen, wollen
gar nicht arbeiten und man muss auf seine
Kinder aufpassen.“ Deswegen sei es gang
und gäbe, dass sich Sinti und Roma selbst
verleugnen statt ehrlich mit ihrer Identität umzugehen, erzählt Sonja. „Wenn
mich jemand fragt: Welche Landsfrau bist
du denn, will ich nicht Sintiza sagen. Ich sage dann einfach, ich bin aus Ungarn.“ Son-
Sonjas sechsjähriger Sohn kennt
Deutsch nur aus dem Fernseher –
sie spricht Romanes mit ihm
ja stört sich an den oft rassistischen Klischees. „Die kennen uns doch gar nicht“,
sagt sie und streicht ihrem Sohn über den
Kopf. Bis jetzt hat sie Mario zu Hause erzogen, doch im Herbst wird er eingeschult.
Dort wird er viele Kinder kennenlernen,
die keine Sinti sind. Deutsch hat er übers
Fernsehen gelernt. Seine Mutter spricht
nur Romanes mit ihm, die Sprache der Sinti und Roma.
Anders macht das Jelena, 28. Sie
spricht nur deutsch, auch mit ihren beiden
Töchtern, zwei und fünf Jahre alt. Als Kind
von einem österreichischen Rom und einer Deutschen sei sie moderner aufgewachsen, „halb deutsch, halb als Romni“,
wie sie sagt. Hosen tragen, das lässt sich Jelena nicht verbieten – auch nicht von ihrem traditionell erzogenen Freund. Der Vater der beiden Mädchen bringt den Kindern noch Romanes bei, sie wachsen zweisprachig auf. Henry sei eben mehr Zigeuner, sagt Jelena. Sie fühlt sich mehr als
Deutsche.
Während Jelena zu vielen Traditionen
der Sinti und Roma keinen Bezug mehr
hat, fühlt sich Sonja ihren Wurzeln noch
stärker verbunden. Bis vor fünf Jahren, als
ihr Vater schwer krank wurde, fuhr sie mit
ihrer Familie als einer der letzten reisenden Clans auch noch regelmäßig „aufn
Platz“. Sie zogen im Wohnwagen von Ort
zu Ort, sechs bis sieben Monate im Jahr,
trafen die verstreute Verwandtschaft.
„Dann wird den ganzen Tag Musik gemacht und gefeiert, rein geht man nur
zum Schlafen.“ Trotzdem zog es sie immer
wieder nach München zurück – ihr Zuhause.
Berührungspunkte mit Jugendlichen,
die keine Sinti sind, hatte Sonja nur in der
Schulzeit. „Ich hab mich schnell angepasst
und Freunde in der Schule gehabt“, erzählt sie. Damit sei sie aber die Ausnahme
gewesen. Ihre sieben Geschwister seien
unter sich geblieben. „Die haben da auch
keinen reingelassen“, sagt Sonja. Heute
sind alle ihre Freunde zumindest entfernt
Verwandtschaft und ebenfalls Sinti. Dieses Gefühl kennt auch Jelena. Trotz der
kulturellen Anpassung bleibt man eher unter sich. Ihr engster Freundeskreis besteht
aus Roma, Sinti oder Jenische, einem weiteren ursprünglich fahrendem Volk.
Jelena will, dass ihre Töchter
von klein auf auch
andere Kulturen kennenlernen
Viele junge Sinti und Roma in München
leben wie Jelena oder Sonja eher zurückgezogen. Vorurteile und nicht aufgearbeitete
Traumata der Verfolgung sind die Ursachen, wie Rainer Burger sagt. Nach dem
Zweiten Weltkrieg dauerte es lange, bis
eingestanden wurde, dass Sinti und Roma
zu Unrecht verfolgt wurden. „Das Trauma,
das nicht aufgearbeitet wurde, wurde an
Kinder und Kindeskinder weitergeben“,
sagt Burger. Deshalb sei das Thema Verfolgung nach wie vor in jeder Familie präsent, auch bei jungen Menschen. Sonjas Urgroßeltern zum Beispiel starben im Konzentrationslager, Jelenas Opa war der einzige von sieben Geschwistern, der überlebte. „Der Rest wurde vergast, auch seine
jüngste Schwester mit nur drei Jahren“, erzählt sie.
Trotz der Erfahrungen ihrer Vorfahren
findet Jelena es nicht gut, wenn Sinti und
Roma auch heute noch nach mehreren Generationen so sehr unter sich bleiben. Dafür müssten Traumata überwunden und
Vorurteile abgebaut werden. Bei ihren
Töchtern solle sich das ändern, hofft Jelena. „Sie sollen nicht nur mit ihren Cousinen und Cousins aufwachsen, sondern
von klein auf auch andere Kulturen kennenlernen – und sie ihre“, sagt die 28-Jährige. Der erste Schritt: Die ältere der beiden
geht bereits in den Kindergarten.
„Sie wird mal die Schlaue in der Familie“, glaubt die Mutter. Sie selbst hat den
Hauptschulabschluss nicht geschafft, lebt
von Hartz IV. Wenn die Kinder größer
sind, will sie wieder arbeiten – im Einzelhandel, so wie auch ihre Mutter. Jelenas
Freund hat immer wieder Minijobs, der Vater geht, seit er 13 ist, „schrottln“. Auch ihr
Bruder hat früher Altmetall gesammelt
und es zum Schrotthändler gebracht. Nun
aber hat er sich mit einer Reinigungsfirma
selbständig gemacht. Er sucht seinen
Platz in der deutschen Leistungsgesellschaft.
Das will auch Sonja, wenn ihr Sohn eingeschult wird. Am liebsten würde sie ihr
Geld mit Singen verdienen. Schon jetzt
tritt sie auf Hochzeiten und Festen auf. Neben Englisch und Deutsch singt sie auch
auf Romanes. elisabeth kagermeier
Moritz und Angelika
von Two in a Row
Alter: 24 und 23
geboren in: München
Beruf: Blogger
SELFIE: PRIVAT
. . . mehr aus als nur Bier
und Oktoberfest und uns Heimweh,
wenn wir woanders sind.
. . . mehr Spätis,
mehr Vertrauen in seine Kreativen.
. . . jede Woche neu –
www.twoinarow.com/tag/
track-of-the-week
R5
MÜNCHEN
Nr. 153, Dienstag, 5. Juli 2016
SZ Langstrecke:
die besten langen Lesestücke
aus Deutschlands großer
Tageszeitung als Magazin
u.a. 63 Leseminuten
PANAMA PAPERS SPECIAL
Hier wohnten Amalie und Joseph Schuster: Gunter Demnig verlegt Stolpersteine in der Franz-Joseph-Straße.
FOTO: RUMPF
Privates Gedenken
Erneut hat Gunter Demnig Stolpersteine unmittelbar vor Wohnhäusern verlegt,
um an ermordete Juden zu erinnern. Das städtische Verbot greift dort nicht
von wolfgang görl
E
ine Kelle Zement, einige Spritzer
Wasser, drei, vier Hammerschläge –
fertig. Nein, nicht ganz. Zum Schluss
fegt Gunter Demnig noch Zementkrümel
mit dem Pinsel weg. Soeben hat der Künstler zwei Stolpersteine vor den Eingang des
Jugendstilhauses in der Franz-JosephStraße 19 gesetzt. Sie erinnern an Amalie
und Joseph Schuster, die hier gewohnt haben und von Nazis ermordet wurden.
Auch die Eigentümer
votierten einstimmig
für die Initiative
Demnigs Stolpersteine auf öffentlichem Grund zu verlegen, hat der Stadtrat
untersagt. Doch die schmale Fläche vor
dem Jugendstilportal ist Privatgrund, hier
greift das Verbot nicht. Und es gibt Menschen wie Dieter Allers und Heinz Gottberg, die diese Form des Gedenkens für angemessen halten. Die beiden Architekten
haben das Haus in den Siebzigerjahren saniert und darin eine Wohnung bezogen.
Bei Recherchen zur Geschichte des Anwesen sind sie auf die Schusters gestoßen: Joseph Schuster, geboren 1879 in Köln, hatte
es nach Jahren im Ausland nach München
verschlagen, wo er im März 1911 Amalie Rei-
chenberger heiratete, die Tochter eines Königlichen Hoflieferanten. Schuster war als
Vertreter für Jutesäcke an der Produktenbörse tätig und musste das Gewerbe im Oktober 1938 aufgeben. Am 17. Juli 1942 wurden er und seine Frau abgeholt und nach
Theresienstadt deportiert. Dort starb Joseph Schuster im Januar 1943 an „Herzbräune“, wie es damals hieß. Amalie Schuster wurde 15 Monate später ermordet.
Allers und Gottberg hat das Schicksal
des ermordeten jüdischen Paares nicht losgelassen. Sie wollten die Erinnerung an diese Opfer der Nazis wachhalten, sie wollten
die Stolpersteine, und auch die Eigentümergemeinschaft votierte einstimmig dafür – ein eindrucksvolles Beispiel von „Bürgersinn“, lobt Terry Swartzberg, der Vorsitzende des Vereins „Stolpersteine für München“, bei der Zeremonie am Montagnachmittag. Anschließend wandern Swartzberg, Demnig und die Aktivisten der Stolperstein-Initiative in die Widenmayerstraße und die Bayerstraße, wo sie ebenfalls
Stolpersteine auf Privatgrund verlegen.
Der Stein in der Widenmayerstraße 16
erinnert an Ernst Basch, Sohn einer wohlhabenden jüdischen Familie aus München. Er hatte Jura in Berlin studiert, wurde aber wegen seiner Herkunft nicht als Beamter in den Justizdienst übernommen.
Basch erkannte rasch, welche Gefahr von
den Nazis ausging. Bereits im Frühjahr
1933 floh er zusammen mit seiner Frau in
die USA. Auch seine Eltern wollte er zur
Flucht bewegen, doch sie blieben. Der Vater starb unter ungeklärten Umständen
am 1. Oktober 1940 in München. Seine Witwe wurde 1942 gezwungen, eine „freiwillige Spende“ in Höhe von 15 000 Reichsmark zur Finanzierung des Lagers Milbertshofen zu leisten. Kaum hatte sie den
Betrag bezahlt, wurde sie nach Theresienstadt deportiert und dort am 18. Juni 1942
ermordet. Ernst Basch, der sich in den USA
Ernest Ashton nannte, arbeitete als Schriftsteller und Übersetzer in der Nähe von New
York, wo er am 20. Februar 1983 starb.
Helene Simons verbrachte ihre letzten
Monate in Freiheit in der Pension Royal in
der Bayerstraße 25. Die Konzertsängerin
war Anfang der 1920er Jahre mit ihrem
zweiten Ehemann, dem Arzt Ernst Simons,
nach Bad Reichenhall gezogen, wo Simons
zeitweise als Kurarzt wirkte. Obwohl die
Eheleute zum Protestantismus konvertiert
waren, wurden sie wegen ihrer jüdischen
Abstammung verfolgt. Nach dem Tod des
Gatten 1938 quartierte sich Helene Simons
in der Pension Royal ein. In den Morgenstunden des 20. November 1941 wurde sie
gefangen genommen und mit rund 1000
Münchner Juden nach Kaunas in Litauen
deportiert. Am 25. November 1941 wurden
alle Deportierten auf Befehl des Standartenführers Karl Jäger erschossen.
Trotz Förderung kaum Nachfrage
Für städtische Zuschüsse zu Schallschutzfenstern sollen nun die Lärmgrenzwerte sinken
Ganze nicht wahnsinnig viel Erfolg hat.“
Ein „mageres Programm mit magerem Ertrag“ hätten CSU und SPD da aufgelegt, ergänzt Sabine Krieger (Grüne).
Tatsächlich hätten sich die meisten Anwohner lauter Straßen „bereits vor Einführung des Schallschutzfensterprogramms
selbst vor den Lärmeinwirkungen geschützt“, erklärt Umweltreferentin Stephanie Jacobs. In aller Regel seien in den meisten betroffenen Gebäuden schon Schallschutzfenster eingebaut. „Die Nachfrage
nach einer Förderung ist somit gering.“
Jacobs will nun die Richtlinien ändern,
um doch noch eine Nachfrage zu erzeugen.
So soll das Programm nicht, wie bislang geplant, im Herbst 2017 enden, sondern weitergeführt werden – und zwar so lange, bis
das noch vorhandene Geld im Fördertopf
in Höhe von 670 000 Euro aufgebraucht
ist. Zudem sollen die Grenzwerte sinken:
Bislang konnten nur Haushalte die Förderung in Anspruch nehmen, wenn sie einem
Lärm von 70 Dezibel am Tag beziehungsweise 60 Dezibel nachts ausgesetzt waren.
Künftig soll dies schon bei 67 Dezibel tags-
über und 57 Dezibel in der Nacht möglich
sein. Jacobs schätzt, dass so die Zahl der potenziell förderfähigen Gebäude von derzeit 5800 auf etwa 10 000 steigt.
Grünen und ÖDP begrüßen zwar Jacobs
Initiative, grundsätzlich aber reicht ihnen
das nicht. Sie fordern, „deutlich mehr für
den Lärmschutz zu tun“, wie Haider sagt –
also beispielsweise neben Tempoabsenkungen auch die Einführung einer City-
CSU und SPD setzen vor allem
auf den Bau neuer Autotunnel,
etwa an der Landshuter Allee
Maut oder einen massiven Ausbau des Radverkehrs. CSU und SPD setzen indes vor allem auf den Bau neuer Autotunnel, etwa an
der Landshuter Allee, um die Anwohner
vor dem Lärm zu schützen. Tempoabsenkungen lehnen sie ab: Dann, fürchtet zum
Beispiel Heide Rieke (SPD), würden Autofahrer von den Haupt- auf die Nebenstraßen ausweichen – und dort nur neue Lärmprobleme schaffen.
marco völklein
MÜNCHEN IN KÜRZE
vor konnten sich Abonnenten, die bei der
SZ-Aktion Karten gewonnen hatten, in der
Tollwood-Tanzbar bei sommerlichen Gerichten und Getränken auf den Abend einstimmen. Am Ende war allen klar: Kuba
liegt in Bayern. Oder anders herum.
sz
16-Jährige randaliert
Eine 16-Jährige hat in der Nacht zum Samstag am S-Bahnhof Fasanerie und am
Hauptbahnhof gewütet und fünf Menschen verletzt. Zunächst war die bei der Polizei als Intensivtäterin registrierte junge
Frau gegen 23.15 Uhr Mitarbeitern der Sicherheit von der Deutschen Bahn gegenüber tätlich geworden. Vier Bahnschutzmitarbeiter hatten beobachtet, wie sich
zwei weibliche Jugendliche an den Haaren
zogen und sich schubsten. Als sie die beiden trennten, soll die 16-Jährige einem
Mann ins Gesicht geschlagen und bei der
Festnahme weitere verletzt haben. Als eine
Bundespolizei-Streife eintraf, verhielt sich
die junge Moosacherin hochaggressiv. Sie
bedrohte auch die Beamten. In der Hauptbahnhofwache schlug sie einem Bundespolizisten, der ihr einen Papierfächer abnehmen wollte, ins Gesicht. Daraufhin wurde
sie in eine Gewahrsamszelle gebracht, dabei trat das angetrunkene Mädchen einer
Beamtin gegen das Schienbein.
bm
Nonstop-Flug nach Teheran
Kubanische Klänge für SZ-Leser
Es war ein schöner Sommerabend, und
mehr als 300 SZ-Leser machten Sonntagabend das Beste daraus: Sie waren der Einladung der Süddeutschen Zeitung auf das
Tollwood-Festival (FOTO: ALES) gefolgt, um in
der Musikarena die CubaBoarischen zu erleben. Die Band begeisterte das ausverkaufte Zelt mit ihrer speziellen Mixtur aus
bayerischen und kubanischen Klängen. Zu-
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Die Lufthansa fliegt seit Montag wieder
nonstop von München nach Teheran. Die
Strecke wird mit einem Airbus A330-300
dreimal wöchentlich bedient. „Durch die
zunehmenden Wirtschaftsbeziehungen erwarten wir eine deutlich erhöhte Nachfrage“, sagt Thomas Winkelmann, der München-Statthalter des Konzerns. Auch Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse Aigner
(CSU) begrüßte das neue Angebot: Der Iran
sei ein interessanter Absatzmarkt, „bayerische Unternehmer können ihre Chancen
im Iran nun noch besser nutzen“. Die Verbindung München–Teheran hatte die Lufthansa bereits von Frühjahr 2004 bis Sommer 2006 angeboten.
mvö
Von den Autorinnen
und Autoren der
Süddeutschen Zeitung
Ein Angebot der Süddeutsche Zeitung GmbH, Hultschiner Str. 8, 81677 München
Sonja Haider von der ÖDP erinnert sich
noch gut an die Debatte im Stadtrat vor einigen Jahren, als es um den Plan zur Lärmminderung an großen Straßen ging. Anwohner hatten sich in den Streit eingeschaltet, hatten Vorschläge gemacht, wie die
Stadt den Straßenlärm eindämmen könnte. Mehr Tempo-30-Zonen an großen Straßen oder zumindest die Absenkung auf
Tempo 50 am Mittleren Ring hatten sie gefordert, den Einbau von lärmmindernden
Straßenbelägen sowie Glaswände, um Baulücken gegen Lärm abzuschotten. „Umgesetzt wurde damals eigentlich nur eines“,
sagt Stadträtin Haider: Die Stadt versprach, die Anwohner beim Kauf neuer
Lärmschutzfenster zu unterstützen.
Doch nun zeigt sich: Das städtische Förderprogramm dazu wird kaum genutzt.
Für den Zeitraum von September 2013 bis
September 2016 hatte die Stadt insgesamt
810 000 Euro zur Verfügung gestellt. Davon wurden bislang nur 140 000 Euro abgerufen oder von den Sachbearbeitern im
Umweltreferat zur Auszahlung eingeplant.
Die Zahlen zeigten, sagt Haider, „dass das
Gedruckt oder als eBook: Jetzt bestellen!
Alle 4 Ausgaben 2016 oder eine Einzelausgabe:
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089 / 2183 18 10
R6
LEUTE
Dienstag, 5. Juli 2016, Nr. 153 DEFGH
N E U E H E I M AT
Händchenhalten
mit Verspätung
von lillian ikulumet
M
Uli Bez will mit ihrem Film anderen Bauherren Mut machen, ebenfalls ein Wagnis einzugehen.
Miteinander 53 Wohnungen planen, bauen und dann mit den Nachbarn friedlich zusammenleben – kann das gut gehen?
Ja, in der Baugenossenschaft Wagnis im Ackermannbogen. Filmemacherin und Bewohnerin Uli Bez hat darüber nun eine Dokumentation gedreht
von martina scherf
U
Noch mehr beschäftigt mich die Gepflogenheit der Deutschen, vor anderen
Händchen zu halten. Ich war überrascht,
dass sich in München sogar gleichgeschlechtliche Partner in der Öffentlichkeit küssen – in Uganda werden Schwule
und Lesben schließlich ausgegrenzt und
vom Gesetz verfolgt. In meiner früheren
Heimat können Homosexuelle oder Unterstützer der Schwulen-und Lesben-Bewegung bis heute lebenslänglich eingesperrt werden. Als Journalistin hätte ich
die Freiheit haben müssen, den Gesetzesentwurf zur „Uganda Gay Bill“ im Jahr
2010 in Frage zu stellen, wo die Todesstrafe für Homosexuelle gefordert wurde. Wegen meiner Veröffentlichungen dazu wurde ich jedoch angegriffen und verwundet.
Uli wusste, dass ich von Uganda geprägt war. Er merkte, dass ich meine
Hand zurückzog, wenn er mir seine gab,
und dass ich ihm nur nahe kam, wenn
wir uns alleine in einem Raum befanden.
Ich glaube, dass das am Anfang gar nicht
einfach für ihn war, aber Uli kennt meine
Geschichte und hat das akzeptiert. Vier
Jahre ist es mittlerweile her, seit Uli aus
Freising sich zu mir an den Tresen stellte. Seither haben wir beide viel über
Deutschland und Afrika gelernt.
Uli suchte eine Frau, die – langfristig
gesehen – zu Hause auf ihn wartet. Dafür
war ich jedoch die Falsche. Ich habe mittlerweile ein Masterstudium absolviert
und möchte mich als Autorin etablieren.
Jetzt, wo ich endlich frei bin, will ich diese Möglichkeiten nutzen. Uli und ich hatten uns in 13 Monaten Partnerschaft auf
unsere interkulturellen Marotten eingestellt. Dass wir uns getrennt haben, hatte
einen anderen Grund – weswegen die
meisten Beziehungen auseinander gehen: Ulis Pläne passten nicht zu meinen.
FOTO: ROBERT HAAS
Das Dorf inmitten der Großstadt
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im
Neue
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ein Ex-Freund Uli ist in Freising
aufgewachsen, ich komme aus
dem östlichen Teil von Uganda.
Zwischen Ulis und meiner früheren Heimat liegen 10 000 Kilometer, und doch
führte uns das Leben zusammen – im
Sommer 2011, als wir uns auf einer afrikanischen Party in München trafen. Er hat
mich angelächelt, ich habe zurückgelächelt, so fing alles an. Weil ich manchmal
danach gefragt werde: Als ich Uli kennen
gelernt hatte, war ich seit einem Jahr als
Flüchtling anerkannt.
Ein wichtiges Thema in Deutschland,
das habe ich sowohl in meiner Zeit in Berlin, Hamburg als auch in München erfahren, ist Pünktlichkeit. In Afrika gibt es dafür nicht mal ein richtiges Wort. Oder anders gesagt: Die Europäer haben Armbanduhren, die Afrikaner haben die Zeit.
Ich bin mit der Einstellung in die Beziehung mit Uli gegangen, dass er schon auf
mich warten wird, auch wenn ich eine halbe oder sogar eine ganze Stunde zu spät
zu einem Treffen erscheine. In Uganda
war das so üblich, Termine sind in Afrika
nicht mehr als eine Orientierungshilfe,
besonders bei Privattreffen. Einmal habe ich Uli fast eineinhalb Stunden warten
lassen. Er hatte sich gefreut, dass wir zusammen zu Abend essen. Ich dachte mir,
es macht nichts, weil wir keinen Restauranttisch reserviert hatten. Uli sah das anders, wir haben dann nicht gegessen, sondern gestritten. Beim Thema Pünktlichkeit gibt es in Deutschland keine Verhandlungsbasis, also habe ich beschlossen, mich zu bessern.
li Bez steht auf dem Dach ihres Hauses. Sie trägt einen Strohhut auf
dem Kopf und lächelt zufrieden. Es
duftet nach Thymian und Salbei, Erdbeeren und Jasmin. „Wenn die Sonne im Westen untergeht, ist das der schönste Platz
hier oben“, sagt sie. Ein Haus in Schwabing,
ein Dorf in der Großstadt, ein Bekenntnis
zum Gemeineigentum, so etwas hatte ihr
immer vorgeschwebt. Jetzt hat sie es erreicht. Zusammen mit 100 anderen. Wagnis 4, das vierte Projekt der Münchner
Wohnbaugenossenschaft, war ein Experiment für jeden einzelnen von ihnen. Es ist
geglückt. Wie sie das schafften, zusammen
ein Haus zu bauen, alle Hochs und Tiefs gemeinsam durchzustehen, von der Planung
bis zum Einzug, das hat die Münchner Filmemacherin dokumentiert.
Es war ein echtes Wagnis, als sich die
100 wildfremden Menschen vor sechs Jahren zusammenfanden, mit dem Ziel, gemeinsam einen Lebensraum zu schaffen,
in dem sie alt werden wollen. Vorbilder gab
es in der Nachbarschaft: Die Wagnis-Genossenschaft, im Jahr 2000 gegründet, hatte
schon zwei Wohnanlagen im Ackermannbogen unweit des Olympiageländes realisiert. Dort wohnten sichtlich zufriedene Genossen. Trotzdem: Ein solch großes Objekt
– insgesamt drei Häuser mit 53 Wohnungen, Café, Laden, Spielplatz, Pflegestützpunkt, Gemeinschaftsgarten – planen, bauen und dann mit den Nachbarn dauerhaft
friedlich zusammenleben – konnte das gut
gehen?
Uli Bez hatte selbst lange von so einem
Projekt geträumt. Sie hatte WG-Erfahrungen, die teils gescheitert waren, hinter sich
und sie war mit Ende 50 in einem Alter, wo
sie die Sicherheit einer Gemeinschaft suchte, aber auch die Privatsphäre ihrer eigenen vier Wände. Sie wurde Mitglied der Genossenschaft, und als Wagnis 4 konkret
wurde, war sie vom ersten Moment an mit
der Kamera dabei. Sie wollte das Projekt
für sich und ihre Mitbewohner dokumentieren, aber auch beweisen, dass man sich
sein eigenes Stückchen Utopie schaffen
kann, wenn man nur will – und kompro-
missbereit ist. Entstanden ist ein Film, der
die Genossen einfühlsam begleitet auf ihrem Weg zum eigenen Heim.
Herbst 2011: Im Workshop mit den Architekten werden Ideen entwickelt, Träume
auf das Machbare reduziert, Kosten kalkuliert. Auf dem Tisch ist ein Komplex aus
übereinander getürmten Schuhschachteln
aufgebaut: Das soll die Raumvorstellung erleichtern. Die Genossen stehen drum herum und diskutieren: „Hier kommen die
Maisonette-Wohnungen hin und da die
Aufzüge.“ Noch kann sich das keiner so
recht vorstellen, noch darf man auch ein
bisschen herumschieben, aber die Zeit
läuft, es ist noch ein halbes Jahr bis zum
Grundstückskauf. Danach sollen die Bagger anrücken.
„Es bedeutet, dass wir uns
ein Stückchen Macht
zurückerobern.“
Die Architekten Stefan Lautner und Kai
Krömer vom Büro A2Freising sagen:
„Wenn man für einen Bauträger baut,
muss man umsetzen, was der haben will,
auf Biegen und Brechen, aber man hat keinen Kontakt zu den Menschen, die später
mal in den Häusern wohnen werden.“ Die
Baugenossen hingegen diskutieren wie
wild, aber sie können auch zuhören, manchmal muss man „wie ein Dompteur“ dirigieren, „aber sie haben auch gute Ideen und
sind einsichtig“.
„Konventionell“, meint Elisabeth Hollerbach im Film, seien ihre jüngsten Genossen
von Wagnis 4. Sie hat die Wohnbaugenossenschaft vor sechzehn Jahren gegründet
und alle Projekte bisher koordiniert. Die
Frau mit den kurzen grauen Haaren und
den präzisen Sätzen ist die Seele und der
Motor von Wagnis. Das Modell ist einfach:
Jeder hat eine Einlage in die Genossenschaft bezahlt und ist sowohl Mieter als
auch Miteigentümer im eigenen Haus. Alles gehört allen, auf Lebenszeit. Wer dennoch ausziehen will, bekommt seine Einlage zurück. Mieten und Nebenkosten sind
dank ökologischer Bauweise und der vielen
Eigenleistung vergleichsweise günstig.
Ein paar Monate später. Als die Grube
ausgehoben wird, steht Genosse Willi Wagner breitbeinig daneben, Vollbart, Hawaiihemd, ein Amulett über der Brust. Er ist
ganz in der Nähe aufgewachsen. Jetzt kommen Erinnerungen hoch. „Wir haben hier
Kriegsmunition gesammelt, jede Menge Patronenhülsen, das war ein riesiger Abenteuerspielplatz für uns Kinder“, sagt der
Münchner. Wagner ist das lebendige Gedächtnis an die Geschichte des Ortes. Dass
er jetzt selbst hier baut, „nicht als Individualist, Millionär oder Porschefahrer“, erfüllt
ihn mit sichtlicher Genugtuung, „es bedeutet auch, dass wir uns ein Stückchen Macht
zurückerobern und dem Klassenkampf
von oben etwas entgegensetzten“, sagt er
zufrieden. Seine Frau Barbara-Christine
bringt es auf den Punkt: „Es geht hier etwas vorwärts, und ich darf mitmachen, das
gibt Power.“
Oktober 2012, Grundsteinlegung: Jeder
künftige Bewohner legt ein persönliches
Andenken in die Alu-Kiste, eine Kette, einen Brief, ein Kuscheltier, dann wird die
Kiste im Fundament versenkt – und gefeiert. Noch bevor die erste Wand steht, sind
die Genossen schon zu einer Gemeinschaft
zusammengewachsen. Nicht jeder kriegt
seine Traumwohnung, es müssen Abstriche an Fassaden, Balkonen, Bädern gemacht werden. Nach der Wohnungsvergabe ist es „ein Hoffen und Bangen, dass es
mit den Leuten klappt“, bekennt ein künftiger Bewohner vor der Kamera. Und auf die
Frage von Uli Bez nach „Risiken und Nebenwirkungen“ antwortet eine junge Mutter:
„Da können wir niemand fragen, die erfahren wir selber“.
Oktober 2014: Der Rohbau steht, jetzt
werden Apfelbäume gepflanzt. Alle packen
mit an, die Kinder schmieren die Stämme
mit Lehm ein und haben einen Riesenspaß.
Auf allen Stockwerken sind Genossen jetzt
am Sägen, Hämmern, Schrauben, Putzen.
Zwei Jahre lang haben sie unzählige Stunden debattiert und geschuftet, aber auch
gelacht und auf der Baustelle gefeiert. Gartenbau, Wärmedämmung, Sonnenenergie,
Bodenbelag, „wir haben enorm viel gelernt. Das macht man ja nur einmal im Leben“, sagt eine ältere Bewohnerin und
Martin Prötzel begleitete
die Bauarbeiten auf der Gitarre
und hat die Filmmusik komponiert.
FOTO: PRIVAT
Genossenschaft
Die Wagnis Genossenschaft wurde im Jahr
2000 von 21 Genossen gegründet und hat
inzwischen mehr als 1000 Mitglieder. Vier
Häuser sind im Ackermannbogen entstanden, ein Projekt im Domagkpark ist bald
fertig, zwei weitere Projekte sind in Planung. Die Wohnungen sind zum Teil von
der Stadt gefördert, zum Teil freifinanziert. In Zeiten, in denen Rentner und Familien sich bald keine Wohnung mehr in München leisten können, wird das Modell Genossenschaft immer beliebter. Der Film
„Wer wagt beginnt“ von Ulrike Bez hat an
diesem Dienstag, 5. Juli, um 16 Uhr in der
Seidlvilla, Nikolaiplatz in Schwabing, Premiere. Er wird am 13. Juli um 19 Uhr im Monopol-Kino in der Schleißheimerstraße gezeigt. Informationen über Wagnis unter
www.wagnis.org.
MSE
schneidet Dämmstoff in kleine Quadrate.
Andere pflanzen Tomaten auf dem Dach.
Bis zum Sommer 2015 sind sie dann
nach und nach eingezogen. Was ist ein guter Nachbar? fragt Bez eine Mitbewohnerin: „Jemand, der kommunikativ ist, aber
das richtige Verhältnis von Nähe und Distanz kennt“, lautet die Antwort. Sie haben
sich Leitlinien für ihr Miteinander gegeben, oberstes Gebot: miteinander, nicht
übereinander reden. Psychologen sind unter den Genossen, sie moderieren und helfen beim Streitschlichten. Aber wer hier
mitmacht, ist von Natur aus kein Solist, sondern eher ein Orchestermusiker, sagt Martin Prötzel. Der Musiker ist mit seiner Familie eingezogen. Er gibt Unterricht im gemeinschaftlichen Musikraum, und er hat
die Musik zu Bez’ Film komponiert. Und siehe da: Schon während der Bauzeit fand sich
unter den Genossen eine ganze Musikgruppe zusammen, mit Laute, Gitarre, Posaune,
Flöte.
„Es ist wichtig, dass man sich zurückziehen kann“, sagt Uli Bez. Das sagen auch viele andere. Andererseits: Wenn jemand ein
Problem hat, sei es, dass eine Bohrmaschine fehlt, dass jemand krank wird oder
Schulprobleme auftauchen: Es ist immer jemand da, den man um Hilfe bitten kann.
„Es ist wie auf dem Dorf, du machst die Tür
auf und da ist jemand, der dich mit Namen
anspricht“, sagt Barbara-Christine Wagner. Auch der Dorfladen ist mittlerweile in
Betrieb. Maria Müller hatte genug von ihrem alten Job, jetzt steht sie hinter dem Tresen, verkauft Süßigkeiten und Panini-Bildchen an die Kinder, Getränke und Geburtstagskarten an die Erwachsenen. „Ich habe
immer von guter Nachbarschaft geredet,
jetzt mache ich sie mir selber“, sagt sie im
Film noch während der Bauzeit.
Apfelernte: Schon im ersten gemeinsamen Herbst tragen die Bäume Früchte.
Goldgelbe Äpfel werden gepflückt, die Kinder füllen die Kisten. Und wieder wird gefeiert. Uli Bez lässt die Kamera in der Abendsonne durch den Garten und über die Häuser gleiten. Sie hat gefunden, was sie suchte, ein vertrautes Dorf in der anonymen
Großstadt. Ihr Film soll anderen Mut machen, es ebenfalls zu versuchen.
Bescheiden an die Macht
Es ist ein Zeichen dafür, dass auch ein Politiker der FDP eine Wahl in Bayern gewinnen kann: Peter Münster wird Bürgermeister von Eichenau
Übersetzung aus dem Englischen: koei
Lillian Ikulumet, 36,
stammt aus Uganda. Bis
2010 arbeitete sie dort
für die Zeitungen Daily
Monitor, New Vision und
The Observer, ehe sie
flüchtete. Seit fünf
Jahren lebt Ikulumet in
München, hat dort ihren
Master gemacht.
FOTO: FLORIAN PELJAK
In dieser Reihe schreiben geflüchtete Journalisten
über ihren neuen Alltag in Oberbayern. Die gesammelten Texte finden Sie unter sz.de/neueheimat. Die
nächste Kolumne erscheint am kommenden Freitag.
LEUTE DES TAGES
Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und
Oberbayern, erhält den Eugen-BiserPreis. Knobloch, so heißt es in der Preisbegründung, „gestaltete eine zukunftsorientierte Erneuerung jüdischen Lebens im
Deutschland der Nachkriegszeit bis heute“. Der Preis wird am 12. September 2016
in der Allerheiligen Hofkirche in München
überreicht.
sz
Eichenau – Es ist kein Revival der Liberalen. Aber es ein Zeichen dafür, dass auch
ein Politiker der FDP eine Wahl in Bayern
gewinnen kann. Denn mit der Wahl des
50 Jahre alten Anwalts Peter Münster zum
Bürgermeister der 12 000 Einwohner zählenden Gemeinde Eichenau im Landkreis
Fürstenfeldbruck hat die bayerische FDP
einen Spitzenkommunalpolitiker mehr
auf ihrer recht sonst kurzen Liste. Münster, der am Sonntag in der Stichwahl den
fünf Jahre jüngeren Kandidaten der CSU,
den IT-Unternehmer Dirk Flechsig, bezwang, dürfte künftig in einem Atemzug
genannt werden mit dem FDP-Bürgermeister Rainer Erdel im mittelfränkischen Dietenhofen und der Gemeindechefin Josefa
Schmid im niederbayerischen Kollnburg.
In der ansonsten von CSU, Freien Wählern
und SPD bestimmten Oberschicht bayerischer Kommunalpolitiker sind liberale Politikerpersönlichkeiten sonst rar.
Doch die Parteizugehörigkeit kann es
nicht allein gewesen sein, wegen derer die
Eichenauer Münster gewählt haben.
Schon eher dessen Persönlichkeit, dessen
Herkunft und dessen Präsenz. Münster ist
in Eichenau aufgewachsen, kennt viele
noch aus dem Kindergarten und der Volksschule und hat sich als Rechtsanwalt in seiner Heimatgemeinde niedergelassen. Man
kennt sich von den Vereinen, die Familie
Münster ist bekannt, man vertraut sich.
Partei hin, Partei her.
Als es auf das Bürgermeisterwahljahr
2016 zuging und zuerst CSU und SPD und
ein wenig später auch die Freien Wähler ihre Kandidaten nominierten, hatte kaum jemand mehr an die FDP und ihren einzigen
Gemeinderat gedacht. Seit 1968 wird in Eichenau zeitlich abweichend von der Ge-
meinderatswahl der Bürgermeister gewählt. Eine Harmonisierung der Wahltermine war bisher, auch vor der Wahl in diesem Jahr, nicht wirklich ernsthaft im Gespräch. Der seit 26 Jahren amtierende Gemeinderat Münster wurde überraschend
von nicht einmal einer Handvoll FDP-Mit-
Einer der wenigen FDP-Bürgermeister in Bayern: Peter Münster schaffte eher im Stillen eine Aufholjagd und gewann in Eichenau die Stichwahl.
FOTO: GÜNTHER REGER
glieder nominiert. Es schien fast so zu sein,
als habe da erst einer überredet werden
müssen.
Münster, der verheiratet ist und zwei
Kinder hat, als Anwalt eine Kanzlei in Eichenau betreibt und vor einigen Jahren als
Geschäftsführer mittelständischer Firmen in Norddeutschland tätig war, legte
im Wahlkampf nicht so los wie einer seiner
Konkurrenten, der kaum einen Alleebaum
und Laternenmasten ausließ, um seine
Wahlplakate flächendeckend zu verbreiten. Marktschreierisch durch den Ort zu
laufen, ist Münsters Art nicht. Sich selbst
mit eher leisen Tönen, auf sachlich-verbindliche Art bei den Wählern vorzustellen
und sich so zu vermarkten, dagegen schon.
Das Volkstümliche ist ebenfalls nicht seine
Sache – es ist wie die Mundart in dem
Münchner Vorort weniger präsent als einige Kilometer weiter, wo deutlich mehr
Grün um die Häuser ist als auf den gepflegten Grundstücken der Gartenstadt. Also
blieb er so seriös, wie er sich seit einem
Vierteljahrhundert in der Eichenauer Politik präsentiert.
Doch fast bis zum Ende des Wahlkampfs schien den Menschen, die sich an
den Ständen der Bewerber informierten,
das Gespräch suchten, nicht klar zu sein,
welche Unterschiede es zwischen den zunächst vier Kandidaten gab. Auch in den
beiden Wochen nach dem ersten Wahlgang wurden die Wahlkampfteams von
CSU und FDP mit dieser Fragen konfrontiert. Da tat CSU-Kandidat Dirk Flechsig etwas, was ihn irgendwie herausheben sollte
und wegen des sonst so harmonischen Miteinanders in der Eichenauer Kommunalpolitik niemand vermutet hätte. In einem
leicht denunziatorischen Werbebrief kurz
vor dem Wahltag suggerierte er, dass
Münster eine Gefahr für den Gartenstadtcharakter sein könnte, er ließ die Eichenauer wissen, dass Münster über mehrere Jahre hinweg Gemeinderatssitzungen verpasst habe, er, Flechsig, aber nur vier.
Miteinander statt gegeneinander:
Münster traf die Stimmung
der Eichenauer
Doch es wäre nicht der Stil des FDP-Kandidaten, mit den gleichen Mitteln zum Gegenangriff überzugehen. Statt dessen verbreitete er nur eine Stellungnahme zu den,
verglichen mit anderen Wahlkämpfen, vergleichsweise harmlosen Vorwürfen und beschwor das Eichenauer Credo: miteinander statt gegeneinander. Das musste genügen. Letztlich traf der stets bescheiden auftretende Münster damit genau die Stimmung der Eichenauer und schaffte eher im
Stillen eine Aufholjagd, die ihm, im Vergleich zum Ergebnis des ersten Wahlgangs, 1190 mehr Stimmen und damit den
Sieg brachte.
erich c. setzwein
DEFGH Dienstag, 5. Juli 2016
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Zeit zur Ruhe: Marco Paulo hat
im Rosengarten der Kurstadt ein
Labyrinth aus Steinen geschaffen
Zeit für die Historie: Ein Ehepaar
restauriert einen alten Hof und
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FOTO: HARTMUT PÖSTGES
Der „Bikepark“ am Fuß des Brauneck soll um ein Übungsgelände erweitert werden, damit Anfänger
erst im Flachen trainieren können, bevor es auf die Strecken mit Holzrampen und Pisten geht
von petra schneider
von klaus schieder
A
m Samstagabend war es wieder soweit: Deutschland gegen Italien,
1:1, Verlängerung, dann Elfmeterschießen. Mühsam versucht unsereiner,
vor dem Bildschirm seine inneren Unruhezustände zu bekämpfen, was aber
nicht funktioniert, weil die Profi-Kicker
ihre Strafstöße so ausführen, wie wir sie
auch versemmeln würden. Das Adrenalin schießt durch den Körper des Betrachters, sein Blutdruck steigt nach oben wie
ein auf die Tribüne gedroschener Ball,
das Herz dribbelt in kurzen Stößen auf
den Infarkt zu. Alles sehr ungesund. Zu
verdanken hat der Fußballfan derlei physische Fährnisse jenem Karl Wald aus
Penzberg, der ja unbedingt das Elfmeterschießen erfinden musste. Alleine wegen seiner Kürze wäre das Münzenwerfen wie früher dem Kreislauf weitaus zuträglicher: Kopf oder Zahl? Kopf! . . . und
tschüss. Aber Gott sei Dank leben wir ja
in Bad Tölz, dieser Stadt des Zur-RuheKommens, des Loslassens. Besonders
gut ist dafür der Rosengarten geeignet.
Zwischen Pavillon, Beeten und Lauben ist dort eigentlich nie was los, wenn
nicht gerade Rosentage oder Herbstzauber angesetzt sind. Der Erholungsbedürftige sitzt in Stille da, schaut den Bienen beim Schwirren zu, der Sonne beim
Scheinen. Auf Dauer ist das ein wenig fade, weshalb der Künstler Marco Paulo
ein Labyrinth aus mehr als 900, in konzentrischen Kreisen angelegten Granitsteinen geschaffen hat. Auf ihnen kann
man bedächtig dahinschreiten wie ein
Fußballer, der zum Elfmeterpunkt geht,
und an das denken, was Bürgermeister
Josef Janker zur Eröffnung des Labyrinths gesagt hat: Am Ende des Lebenswegs ist die Mitte das Ziel, oder das Ziel
in der Mitte, oder mittendrin im Lebensweg das Ende, oder so. Außerdem gehört
der Rosengarten künftig zu den Tölzer
Vital-Orten, wo man Natur als heilsam
für die Psyche erleben kann, wobei im
Mittelpunkt „vor allem die Themen Mentale Balance und Besinnung“ stehen, wie
es in einer Pressemitteilung von TouristInfo und Tourismusseelsorge heißt.
Leider ist unsereiner in solchen Übungen nicht mal ersatzbankreif. Wir haben
keinerlei Training im Tantra, versagen
regelmäßig im esoterischen Gespräch
mit transzendenten Wesen, wissen
nichts über die transpersonale Psyche.
Hätten wir da mal was gelernt, könnten
wir einen Elfmeterkrimi sicher leichter
wegstecken. Wir würden es vielleicht
mit Meditation in vedischer Tradition
probieren, wenn Schweinsteiger den
Ball vom Elfmeterpunkt auf die Tribüne
drischt. Aber so bleibt uns nichts übrig,
als sonntags im Rosengarten auf Granitsteinen so richtig herumzutrampeln,
um emotional wieder runterzukommen.
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Der Aufstieg der Münchner Brauereien im 19.
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Redaktion: David Costanzo (Leitung),
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Büro Bad Tölz: Marktstraße 4, 83646 Bad Tölz,
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Der Gemeinderat will sich vor
einer Genehmigung erst
vor Ort ein Bild machen
Veranstalter „TrailXperience“, der auch
Fahrtechniktrainings anbiete und mit dem
DAV zusammenarbeite, will er ein Übungsgelände auf der Wiese Richtung Zielhanglift anlegen – als Vorstufe zum Bikepark
mit Kids-Parcours, wo die Technik im Flachen geübt werden kann.
Der Gemeinderat hat noch nicht entschieden, will sich erst bei einem Ortstermin ein Bild machen. Das Areal liegt planungsrechtlich im Außenbereich und ist
im Flächennutzungsplan, der zurzeit neu
aufgestellt wird, als „Grünfläche“ dargestellt. Mit der Brauneckbahn, dem Hochseilgarten, der Bullcartbahn, dem Falkenhof, der Alten Mulistationund dem Jägerstüberl ist der Bikepark Teil des „Freizeitzentrums Brauneck“, eines ganzjährig genutzter Wirtschaftsbergs.
Der Bikepark, der in den vergangenen
zehn Jahren immer wieder erweitert wurde, habe in der Szene einen Namen, sagt
Senftinger. Etwa 2500 Besucher kämen
pro Saison von Mai bis Oktober an den Wochenenden und Feiertagen, in den Sommerferien ist schon ab Mittwoch geöffnet.
Die Bullcart-Bahn sei mehr für die Allgemeinheit, für Ausflügler, Familien, Junggesellenabschiede geeignet. Die 40 Kilogramm schweren, TÜV-geprüften Fahrzeuge werden in einer Schlaufe am Liftbügel
eingehängt und samt Fahrer bergauf geschleppt. Dann geht es mit bis zu 50 Sachen wieder bergab. Die Gäste sind bunt gemischt. Senftinger hat schon Urlauber aus
Illegales Rennen
auf der Autobahn
Zwei Sportwagenfahrer bringen
Münchnerin in Lebensgefahr
Die „Lines“ genannten Strecken heißen „Big Ball-Line“ oder „JJ 1 bis 3“. Sie haben unter Bikern einen guten Namen. Bikeparks liegen im Trend.
FOTO: MANFRED NEUBAUER
Arabien und China mit seinen Carts über
die Piste geschickt, auch immer mehr Frauen seien dabei. Bis zu 7000 Fahrten zählt er
pro Saison auf der Bullcartstrecke. Heuer
sei der Sommer allerdings eine Katastrophe, sagt Senftinger. „Der schlechteste Juni seit zehn Jahren“. Der viele Regen habe
die Piste oft in eine Schlammwüste verwandelt; den Bikepark habe er deshalb nur an
eineinhalb Tagen im Juni aufmachen können. Wer ihn fahren will, braucht ein Mountainbike mit Federgabel mindestens vorne
und gut funktionierende Bremsen. Schutzausrüstung – Helm, Ellenbogen- und Knieschützer – sind Pflicht.
Senftinger und sein Fünf-Mann-Team
bieten auch Fahrtechnikkurse an. Im Bikepark darf jeder fahren, Schwierigkeitsgrad
und Können müssen freilich zusammenpassen. Passiert sei in all den Jahren nichts
Schlimmes, sagt Senftinger, obwohl Sprünge von bis zu fünf Meter hohen Holzrampen abenteuerlich sind. Auch die Fahrt mit
dem Schlepplift ist eine Herausforderung:
Po im Sattel, Bügel im Rücken, eine Hand
am Lenker. Kinder dürfen erst ab zwölf Jahren mit dem Lift fahren.
Senftinger ist seit Jahrzehnten begeisterter Mountainbiker: Das Gefühl, mit
dem Bike eins zu sein, „der Flow“, das sei
Spaß pur, schwärmt er. Nicht die Geschwindigkeit sei das Entscheidende, sondern
Körperbeherrschung und Gleichgewicht.
Über zehn Jahre lang hat der 45-Jährige in
Bad Tölz ein Fahrradgeschäft betrieben,
nun arbeitet er beim Seilbahnhersteller
LST im Tölzer Farchet. Der Bikepark erfüllt für ihn nicht nur eine sportliche, sondern auch eine soziale Funktion. „Das ist
ein Treffpunkt vor allem für jüngere Leute.“ Senftinger findet nicht, dass die Rampen, Mulden und Fahrwege dem Berg schaden. „Das schaut doch gut aus“, sagt er.
Zu 80 Prozent sei für die Anlage Aushubmaterial vom Hang verwendet worden, die
Schanzen sind aus Holz. Die nötige Infra-
struktur mit Schlepplift und Parkplätzen
der Brauneck Bergbahn sei ja vorhanden.
Friedl Krönauer, Kreisvorsitzender des
Bund Naturschutz, kann mit dem Bikepark leben. Man müsse gewissen Tendenzen im Freizeitverhalten Rechnung tragen,
sagt er, der selbst begeistert Mountainbike
fährt. „Dann sollen sich die Leute lieber in
Bikeparks austoben als in der unberührten
Natur.“ Wenn die geplante Erweiterung
nicht in einem schützenswerten Bereich liege, „habe ich kein Problem damit.“
Bikeparks liegen im Trend: Der nächst
gelegene ist am Samerberg, demnächst
wird einer in Oberammergau eröffnet. In
Österreich und der Schweiz sei man ohnehin Jahrzehnte voraus, sagt Senftinger.
Der Lenggrieser Gemeinderat habe den Bikepark 2005 „unproblematisch genehmigt“ – unter der Bedingung, dass er bei
Nutzungsaufgabe zurückgebaut und der
Eingriff in die Landschaft möglichst gering gehalten werde.
Teddybärenehre für kleine, coole Retter
Weil sie sich nach einem Unfall ihrer Lehrerin umsichtig verhalten haben, zeichnet das BRK Montessori-Schüler aus
Trike-Fahrer
schwer verletzt
Egling – Schwere Verletzungen hat der
Fahrer eines dreirädrigen Motorrads, eines sogenannten Trike, am Sonntag bei einem Unfall auf der Staatsstraße 2070 von
Egling nach Wolfratshausen erlitten. Laut
Polizei war ein 70-jähriger Autofahrer aus
Icking dort um 11.15 Uhr in Richtung Wolfratshausen unterwegs und musste vor der
Kreuzung nach Neufahrn abbremsen, weil
ein Fahrzeug vor ihm nach links abbiegen
wollte. Dies erkannte der Trike-Fahrer zu
spät. Er versuchte zwar noch nach rechts
auszuweichen, prallte aber gegen das Auto
des Ickingers und schleuderte von der Straße auf einen Landwirtschaftsweg. Er wurde schwer verletzt in die Unfallklinik Murnau gebracht. Seine 53-jährige Mitfahrerin zog sich leichte Verletzungen zu. Sachschaden: rund 6000 Euro.
sci
Dietramszell – Für ihr umsichtiges Eingreifen hat der Kreisverband des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) acht Schülern
als Anerkennung Teddy-Bären überreicht:
Die zwei Mädchen und sechs Buben der
Montessori-Schule Dietramszell im Alter
von sechs bis zehn Jahren waren mit zwei
Betreuern vor knapp zwei Wochen in unwegsamem Waldgelände unterwegs. Als
ein Baum umstürzte, wurde eine Betreuerin von herabfallenden Teilen am Kopf getroffen und schwer verletzt – sie ist inzwischen wieder auf dem Weg der Genesung.
Die Grundschulkinder aber waren nach
dem Unfall diszipliniert zur Straße gelaufen, um den Rettungskräften den Weg zur
Unglücksstelle etwa ein Kilometer außerhalb von Dietramszell zu zeigen.
Das Kreis-BRK lobte das Verhalten der
Schüler als vorbildlich. „Die Kinder waren
richtig cool“, sagten Rettungssanitäter Tobias Hallinger und Rettungsassistent Michael Weisenbacher. Die Notärzte alarmier-
KOMMEN SIE SCHNELL ZU UNS
ten die Tölzer Bergwacht, um die Frau im
unwegsamen Gelände bergen zu können.
Mit dem Rettungshubschrauber wurde sie
schließlich in das Universitätsklinikum
München-Großhadern geflogen und ins
künstliche Koma versetzt.
Montessori-Schulleiter Michael Rettinger erklärte auf Nachfrage, dass es der Lehrerin inzwischen besser gehe. Sie werde
nächste Woche in eine Reha-Klinik kommen. Dauerhafte Beeinträchtigungen würden nicht zurückbleiben.
Laut Rettinger ist der Unfall in der Nachmittagsbetreuung passiert. Er sieht keinen
Grund, am Konzept der Waldpädagogik
und damit den Exkursionen etwas Grundsätzliches zu verändern. Sie würden sich
mit den Kindern so achtsam wie bisher im
Gelände bewegen. Die Montessori-Pädagogik setze gerade darauf, dass die Kinder
den Mut zur Verantwortung übernähmen.
„Sicherheitsdenken ist das Ende aller Kreativität“, sagte er.
benjamin engel
SA
Juli
Umsicht im Unglück: Das Rote Kreuz zeichnete die acht Montessori-Schüler aus DietFOTO: PRIVAT
ramszell für ihr vorbildliches Verhalten bei einem Rettungseinsatz aus.
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Starnberg – In hohem Tempo sind ein weißer Ferrari und ein roter Audi TT am Sonntag gegen 21.15 Uhr am Starnberger Autobahndreieck in Richtung München über
die Beschleunigungsspur der A 952 an eine
42-jährige Autofahrerin heran gerast, um
sie von rechts zu überholen. Beide Sportwagen zogen unmittelbar vor dem Wagen der
Frau wieder nach links. Die Münchnerin
musste laut Polizei voll abbremsen. Sie verlor die Kontrolle über ihr Auto, das sich um
die eigene Achse drehte und in die rechte
Leitplanke prallte. Die rücksichtslosen
Sportwagenfahrer gaben noch mehr Gas
und flüchteten gen München. Die Polizei
vermutet, dass sie sich ein „illegales Rennen“ geliefert haben könnten.
Diese absolut gefährdende Fahrweise
habe Renncharakter gehabt, sagt Hubert
Schwaiger, Chef der Verkehrspolizeiinspektion Weilheim. Womöglich hätten
sich die beiden Fahrer spontan über Funk
verständigt, ein Rennen zu veranstalten.
Anderen Autofahrern waren bereits vor
dem Starnberger Dreieck die hohe Geschwindigkeit und der riskante Fahrstil
der „Rennpiloten“ aufgefallen. Der weiße
Ferrari 458 soll ein Münchner Kennzeichen und an einer Seite ein Tigeremblem
aufweisen. Hinweise auf den Fahrer erbittet die Polizei unter Telefon 0881/640302.
Es sei schwierig, derartige Rennen nachzuweisen, sagt Schwaiger. Der Erste Polizeihauptkommissar weiß, dass die 68 Kilometer lange Garmischer Autobahn A 95 in
der Szene beliebt ist: Sie hat kaum Tempolimits, wenig Lkw-Verkehr und ist recht kurvig. Auf Youtube und in Internetforen wird
gern darauf hingewiesen – oder mit eigenen PS-starken Fahrten geprahlt. Tenor:
Zu bestimmten Zeiten könne man es auf
dieser Piste „krachen lassen und auch mal
richtig heizen“. Deswegen sind die Autobahnpolizisten auf der Hut und gehen jedem Hinweis auch im Netz nach. Offenkundig wissen auch die Veranstalter illegaler
Rennen inzwischen, dass die A 95 zu einem
heißen Pflaster geworden ist. Denn die Polizei will diese Rennpiloten möglichst noch
vor einem Start stoppen. Man sei auch „präventiv tätig“, daher wichen diese Sportwagenfahrer wohl zunehmend auf andere
Strecken aus, sagt Andreas Guske, Sprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern
Süd. „Wir haben das ganz gut im Griff.“ Weniger Chancen hat die Polizei, wenn sich
kleine Gruppen oder zwei Fahrer heimlich
zum Raserduell verabreden. Sollten die Raser ermittelt werden, werden laut Polizei ihre Sportwagen sichergestellt. Zudem müssen sie mit Strafverfahren rechnen. deu
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Besinnung am
Elfmeter-Punkt
Lenggries – Der Streidlhang unterhalb
des Braunecks gehört im Winter den Skifahrern, im Sommer den Bikern. Neben
dem Schlepplift sind dort Holzrampen,
Steilkurven, Bodenwellen, Sprungschanzen eingegraben und aufgebaut – viel Erde
und Holz auf einer Streckenlänge von 120
Höhenmetern. Biken im Gelände ist angesagt, über Hindernisse, die Double heißen,
Drops oder Table. Sieben verschiedene
Strecken, sogenannte Lines, mit drei unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden kann
man fahren. Die „Big Ball-Line“ zum Beispiel, für die man „schon Eier braucht“, wie
Thomas Senftinger sagt.
Eine Rampe heißt „JJ 1 bis 3“ – gewidmet dem Braunbären JJ 1, genannt Bruno,
der hier im Juni 2006 über das Gelände
aufs Brauneck gestreift ist. Seine „Fußtapper“ seien damals deutlich zu sehen gewesen, erzählt Senftinger. Also wurden die
neu gebauten Rampen nach dem Bären benannt. Vor zehn Jahren hat der 45-Jährige
den Lenggrieser Bikepark eröffnet. Ein
Jahr länger gibt es die Bullcart-Bahn auf
der anderen Seite des Lifts, die Senftinger
heuer dazu gepachtet hat. Kürzlich hat er
bei der Gemeinde Lenggries einen Bauantrag für eine Erweiterung gestellt: Zusammen mit dem Lenggrieser Mountainbike-
R8
KULTUR IM LANDKREIS
PWO
Dienstag, 5. Juli 2016, Nr. 153 DEFGH
Satirische
Kunststücke
Ein Abend
über Loriot
Egbert Greven stellt in der
Komischen Pinakothek aus
Comic-Forscher Grünewald
bei der Pocci-Gesellschaft
München/Penzberg – Der Grafiker und
Galerist Egbert Greven liebt den feinen
Strich genauso wie den virtuosen Klang.
Dafür steht etwa die Zeichnung „Meister
unter sich“: Da lehnt sich Johann Sebastian Bach an ein Cello und lauscht den Klängen aus dem Plattenspieler im Gehäuse,
am Boden liegen Noten und ein Heft mit
dem Namen Pablo Casals. Der katalanische Musiker entdeckte schon als Jugendlicher die Noten von Bachs Suiten für Cello
Solo. Die Zeichnung ist neben anderen Werken von Greven unter dem Titel „Kunststücke“ in der Komischen Pinakothek in München ausgestellt. Der 75-jährige Grafiker
zeigt sich bewegt: „Für mich ist das wie eine Streicheleinheit, dass meine Werke in
München zu sehen sind. Ich komme ja mit
Penzberg aus der Prärie.“
Das Leben von Greven changiert zwischen klassischer Musik und Zeichenkunst. 1990 begründete er die Iffeldorfer
Meisterkonzerte . Neben der Klassikreihe
eröffnete er vor 18 Jahren die Galerie
„schön + bissig“ in Iffeldorf, mit der er inzwischen nach Penzberg übergesiedelt ist.
In München ist derzeit ein Querschnitt der
Arbeiten von Greven zu sehen. Dazu zählen Werke aus seiner Musikerreihe mit Motiven von Wolfgang Amadeus Mozart bis
zum Dirigenten Mariss Jansons, Darstellungen und Plakaten zu Opern bis hin zu
„Carmina Burana“. Außerdem sind Motive
aus einem Zyklus zum Verhältnis von Arzt,
Patient und Krankheit ausgestellt.
Münsing – Die Steinlaus – ein vom Humoristen Loriot erfundenes Nagetier – hat es
vor mehr als 30 Jahren mit einem Eintrag
sogar in das medizinische Nachschlagewerk Pschyrembel geschafft. Doch sich
wissenschaftlich mit Comics, Cartoons
und Karikatur auseinanderzusetzen bleibt
nach wie vor eine junge Forschungssparte.
In Münsing wird sich der emeritierte Professor Dietrich Grünewald unter dem Titel
„Loriot und die Zeichenkunst der Ironie“
am Donnerstag, 7. Juli, mit dem 2011 verstorbenen Humoristen als Genre-Repräsentanen der „zeichnerischen Satire“ beschäftigen. Die Münsinger Pocci-Gesellschaft hat den Professor – er ist auch Mitglied im Verein „Gesellschaft für Comicforschung – in das Bistro „Freiraum“ eingeladen.
Die Veranstaltung soll auch Gelegenheit
dazu bieten, über den Umgang mit dem Erbe des Künstlers Loriot zu diskutieren. Derzeit plant die Kommune Münsing eine etwa drei Tonnen schwere Skulptur des Sketches „Drei Herren im Bad“ als Denkmal für
Vicco von Bülow, besser bekannt als Loriot.
Die aus Granit gefertigte Badewanne und
die Herren in Bronze sollen noch in diesem
Herbst auf dem kleinen Dorfplatz aufgestellt werden.
Doch die Pocci-Gesellschaft beruft sich
auf Kulturhistoriker, die es für ein Vernunftgebot kommunaler Kulturpolitik halten, Denkmäler für Künstler erst dann aufzustellen, bis sich Werk und Person des Geehrten historisiert haben. In Deutschland
seien mehrere Denkmäler für den Humoristen aufgestellt worden – nicht zum Vorteil überzeugenden Gedenkens oder öffentlicher Kultur-Bekundung. Das drohe auch
in Münsing.
benjamin engel
„Für mich ist das
wie eine Streicheleinheit“
Derzeit sind satirische Zeichnungen
zum Weltuntergang von Greven bereits neben Werken anderer Humoristen und Karikaturisten im Heimatkundlichen Museum
Sankt Gilgen in Österreich zu sehen. Sie
stammen ebenfalls aus dem Fundus für
das Projekt der Komischen Pinakothek in
München. Darin bemühen sich Meisi und
ihr Mann Helmut Grill mit ihrem Förderverein darum, in der bayerischen Landeshauptstadt ein Museum für Satire zu gründen. In Ausstellungen zeigten sie unter anderem Werke aus dem Nachlass des großen Humoristen Loriot im Literaturhaus.
Jetzt fanden sie es an der Zeit, Greven in
München mit der Querschnittsschau die
Beachtung und Achtung zu geben, die er
verdiene, wie Meisi Grill betont. Sie zeigt in
ihren früheren Galerieräumen in der Herzog-Rudolf Straße fast nur Originale des
Grafikers. Sie fasziniert vor allem, dass Greven sich darstellerisch mit vielfältigen
Richtungen beschäftigt habe.
Mit seinen satirischen Zeichnungen
zum Weltuntergang löste Greven vor
20 Jahren hitzige Diskussionen aus. Und in
jüngster Zeit beschäftigte er sich in Illustrationen beispielsweise mit der Abhängigkeit des Menschen von Smartphone-Apps
und Co. Von der Vernissage zur aktuellen
Münchner Ausstellung „Kunststücke“ am
vergangenen Donnerstag zeigt sich Greven gerührt. Er freue sich, dass so viele Gäste gekommen seien. Die Laudatio habe Thomas Goppel gehalten. „Ich habe fast Tränen in den Augen gehabt.“
benjamin engel
Egbert Greven, Ausstellung Kunststücke, Förderverein Komische Pinakothek, Herzog-Rudolf-Straße 9, München; bis 11. August, Montag bis Donnerstag, 14 bis 18 Uhr
Mit diesem Plakatmotiv illustriert Egbert Greven Igor Strawinskys Ballett
FOTO: OH
„Der Feuervogel“.
Maximilian Beck hat auf einer China-Reise herrliche Motive in Schwarz-Weiß eingefangen.
FOTO: HARRY WOLFSBAUER
Pop-up am Obermarkt
Das Wolfratshauser „Kunstgewölbe“ ist neu bestückt. Malerin Sandra Eder hat
neben drei erfahrenen Kollegen auch drei Jugendliche zur Ausstellung gebeten
Kunstsommer
im Schloss
von felicitas amler
Wolfratshausen – Ein Pferd ist ein Pferd
ist ein Pferd, könnte man in Anlehnung an
eine berühmte Gedichtzeile von Gertrude
Stein über die Rose sagen. Nicht so beim
15-jährigen Fazel. Sein Bild eines Pferdekopfs ist mehr: Bei genauem Hinsehen gibt
er sich als Hand zu erkennen, mit abgespreiztem Daumen, gewölbtem Ballen und
starker Faltenzeichnung. Wie kommt ein
Junge auf so eine Idee? Und wieso kann er
überhaupt derartig gut zeichnen und malen? Fazel stammt aus Afghanistan. Er hat
die Flucht nach Deutschland allein hinter
sich gebracht, lebt hier inzwischen seit
acht Monaten. Seine neunköpfige Familie
samt Zwillingsschwester Lida kam erst
vier Monate später nach. Kunstunterricht
jedenfalls hat Fazel bisher nicht genossen.
Er hat einfach enormes Talent. Im temporären „Kunstgewölbe“ am Wolfratshauser
Obermarkt 23 kann man sich davon überzeugen.
Die aktuelle Ausstellung in dem Raum,
der früher ein Optikergeschäft beherbergte und in dem von Oktober an das „Studio il
Bagno“ seine Produkte und Dienste anbieten wird, trägt den Titel „Professionals
meet Youngsters“. Die jungen Künstler
sind die Geschwister Sharifi sowie der
Penzberger Maximilian Beck; die erwachsenen Annette Girke, Kerstin Vetter, Daniela Satzinger und Sandra Eder. Was und wie
die beiden Letztgenannten arbeiten, können Kunstneugierige von diesem Dienstag
an täglich beobachten – im „Pop-up-Atelier“, in das sich das Kunstgewölbe parallel
zur Ausstellung befristet verwandelt hat.
Dieses Kunstgewölbe ist eine wunderbare Sache: Luise und Walter Seemayer, deren Familie das Haus am Obermarkt 23 gehört, stellen das leer geräumte Ladengeschäft mit seinen 156 Quadratmetern wechselnden Kuratoren zur Verfügung, die sich
jeweils eine Ausstellungscrew zusammensuchen. Er selbst könne nicht über Kunst
entscheiden, sagt Seemayer, das überlasse
er anderen. Zurzeit eben Sandra Eder, die
fürs Publikum junge und etablierte Künstler miteinander konfrontiert. Die Initiative
der Eigentümergemeinschaft macht allerdings auch ein starkes Defizit in der Stadt
sichtbar: Es gibt hier keinen ausgewiesenen Raum für Kunst. Umso stärker ist die
Resonanz auf das Kunstgewölbe, Seemayer hat reichlich Anfragen.
Sandra Eder, 36, hat eine Ausbildung
bei Markus Lüpertz, einem der bekanntesten und als exzentrisch geltenden deut-
Bad Tölz – Der Kunstverein Tölzer Land
ruft alle Künstler in der Region auf, sich für
die Ausstellung „Kunstsommer im Schloss
Reichersbeuern“ zu bewerben, die Ende Juli zum ersten Mal stattfindet. Die Ausstellung soll einen umfassenden Überblick
über die Bandbreite künstlerischen Schaffens in der Region geben. Die Anmeldefrist
wurde bis 15. Juli 2016 verlängert.
Der Kunstverein Tölzer Land präsentiert die Schau am Wochenende 29. bis 31.
Juli. Bilder, Collagen, Skulpturen, literarische Werke, Aktionskunst und Workshops
werden vorgestellt. Die Ausstellung findet
mit der Unterstützung des Max-Rill-Gymnasiums statt. Die Schule feiert an diesem
Wochenende mit Schülern, Eltern, dem
Lehrerkollegium und allen interessierten
Gästen ein großes Sommerfest. Es spielt
die Schulband des Gymnasiums. Der Eintritt ist frei. Parkplätze sind ausgeschildert. Informationen im Internet unter
www.kunstverein-toelzerland.de
oder
www.max-rill-gym.de
sz
Künstlerische Freiheit: Hand und Pferdekopf verschmelzen in eins. Gezeichnet hat dies Fazel (Bild unten zusammen
mit seiner Schwester Lida, links, und Sabine Turpeinen). Den Bronze-Hasen hat Annette Girke geschaffen. FOTOS: HAWO
schen Maler, absolviert. Sie bekennt sich
zur gegenständlichen Malerei und zu deren „akademischen Richtlinien“. Im Kunstgewölbe ist eines ihrer farbintensiven
Acryl-Gemälde auf eine Staffelei gestellt:
ein Trabbi, der in eine Mauer gefahren ist,
alles von üppigem Grün umwuchert. Eder
hat erkennbar Freude am Talent der jungen Leute, die sie an den Obermarkt 23 ge-
Maria Urban, 90 Jahre, Requiem am Mittwoch, 6. Juli um 10 Uhr
in der Pfarrkirche Wackersberg mit anschließender Beerdigung in
Arzbach.
Gaißach
Josef Albin, 71 Jahre, Requiem am Mittwoch, 6. Juli um 10 Uhr in
der Pfarrkirche mit anschließender Beerdigung auf dem
Gemeindefriedhof.
Königsdorf
Ignaz Walser, 79 Jahre, Seelengottesdienst am Mittwoch, 6. Juli
um 10 Uhr in der Marienkirche in Beuerberg, anschließend
Beerdigung in Königsdorf.
. Ach, was i alles dies, was wir für kölich achten.
Noch will, was ewig i, kein einzig Mensch betrachten.
Andreas Gryphius
holt hat. Und auch Walter Seemayer zeigt
sich beeindruckt: Er fotografiere ja selbst,
sagt er, aber was dieser 16-jährige Maxi
Beck könne! Die Exponate des Penzberger
Gymnasiasten sind tatsächlich außergewöhnlich: Motive einer China-Reise, aufgenommen in der guten alten Schwarz-WeißFotografie. Gesichter, die den Betrachter
anschauen, wach, skeptisch, versonnen.
„Fotografie erzählt Geschichten“: Mit diesem Credo wird der junge Mann in der Vita
zur Ausstellung zitiert. Welche Geschichten? Man sollte es selbst erkunden.
Professionals meet Youngsters, Kunstgewölbe,
Obermarkt 23, Wolfratshausen; Dienstag bis Freitag 11 bis 18 Uhr, Samstag 10 bis 14 Uhr
Bücherei-Jubiläum
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DEFGH
Wolfratshausen
Dietrich Grünewald: „Loriot und die Zeichenkunst
der Ironie“, Pocci-Gesellschaft, Donnerstag, 7. Juli,
19.30 Uhr, Bistro Freiraum, Bachstraße 1a, Münsing, Eintritt zehn Euro
Geretsried feiert mit Lesungen, Musik und Buffet
Geretsried – Mit Lesungen, Tanzeinlagen
und einer Ausstellung feiert die Stadtbücherei Geretsried am Freitag, 8. Juli, ihr
20-jähriges Bestehen an der Adalbert-Stifter-Straße. Bürgermeister Michael Müller
begrüßt um 14 Uhr die Besucher, weitere
Festreden halten Büchereileiter Björn Rodenwaldt und (ehemalige) Mitarbeiter. Neben einem kalten Buffet und Getränken
gibt es einen Auftritt der Cheerleader des
Eissportclubs Geretsried.
Krimi-Autor Jörg Steinleitner unterhält
von 15 Uhr an Familien mit einer Mitmachlesung und einem Detektivrätsel. Rainer
Rudloff, bekannt als Stimmwandler, liest
von 16 Uhr an Kindern ab sechs Jahren aus
Klassikern wie „Michel aus Lönneberga“
von Astrid Lindgren oder „Sams“ von Paul
Maar vor. Von 17 Uhr an findet eine kabarettistische Krimi-Lesung aus der Anne-LoopSerie von Jörg Steinleiter statt. Den Abschluss bildet eine Lesung aus dem mit
dem Jugendliteraturpreis prämierten
Buch „tschick“ von Wolfgang Herrndorf
(Beginn 20 Uhr). Zwischendurch spielt das
Ensemble Weltmusik der Musikschule Geretsried unter Leitung von Heini Zapf.
Eine Ausstellung zeigt die Geschichte
der Stadtbücherei Geretsried seit 1996. Außerdem können Besucher die KalligrafieAusstellung des Künstlers Jörg Schwarzenbach in der Bücherei anschauen. Alle Veranstaltungen und das kalte Buffet sind kostenlos.
floh
Chor-Kurs
in den Ferien
Benediktbeuern – Der Verein KlangKunst im Pfaffenwinkel unter Leitung von
Andrea Feßmann lädt Chorsänger und solche, die es werden wollen, zum 3. Ferienkurs für die ganze Familie ins Kloster Benediktbeuern ein. Von 8. bis 14. August werden Chorwerke von Rutter, Rheinberger,
Bach, Nystedt einstudiert – Altes, Traditionelles und Neues. Das Abschlusskonzert
findet am 13. August in der Basilika in Benediktbeuern statt. Es sind keine Vorkenntnisse nötig, allerdings sollten einfache Melodien nachgesungen werden können. Täglich gibt es bis zu sechs Stunden intensive
Probearbeit, Stimmbildung, die Möglichkeit zur Einzelstimmbildung bei Martin
Petzold, der auch wieder mit im Kloster ist,
eine Menge Spaß und viele zusätzliche Freizeitangebote, darunter ein eigenes Kinderprogramm.
Der Workshop findet ab 30 Teilnehmer
statt. Anmeldung bis 1. August unter
www.klangkunst-im-pfaffenwikel.de. Informationen auch bei Christa Clauß, Telefon 08856/36 95.
sz
Weihnachten mit den
„Bananafishbones“
Bad Tölz – Die Sonnwendfeiern sind gefeiert – Zeit, an Weihnachten zu denken, zumindest wenn man sich eine Karte für eines der traditionellen BananafishbonesKonzerte sichern will. Die drei Tölzer haben am 21., 22. und 23. Dezember wieder
das Tölzer Kurhaus gebucht (Beginn jeweils 20 Uhr). Ab sofort gibt es in der Tourist-Information (Max-Höfler-Platz 1) Karten zu 25 Euro (ermäßigt 18 Euro). Die
Band Bananafishbones wurde 1987 am
Gymnasium Bad Tölz gegründet. Die aktuelle Besetzung mit Florian Rein (Schlagzeug), Sebastian Horn (Bass/Gesang) und
Peter Horn (Gitarre) besteht seit 1991. Die
drei haben mittlerweile neun Album-CDs
und diverse Singles veröffentlicht. Nach
mehr als 1000 Konzerten im Laufe der vergangenen zehn Jahre stehen sie noch immer gerne live auf der Bühne. Legendär
sind ihre stets ausverkauften unpluggedKonzerte im Tölzer Kurhaus.
sz
LANDKREIS BAD TÖLZ – WOLFRATSHAUSEN
DEFGH Nr. 153, Dienstag, 5. Juli 2016
Zur Ruhe kommen im Labyrinth
LESERBRIEFE
T I E R E A N B A D E G E WÄ S S E R N
Strafen statt
Schulterzucken
Zu „Ärger über Hunde am Starnberger
See“ in der Süddeutschen Zeitung vom 24.
Juni:
Letztes Jahr habe ich mich beim Landratsamt Bad Tölz wegen dem damals extrem
grässlichen Gänsedreck beschwert. Alles
was man zu hören bekam, war, dass man
dies in Kauf nehmen müsse.
Jetzt sind die Hunde an der Reihe, die
nicht nur Dreck machen, sondern auch gefährlich sein können, gerade für kleine Kinder. Auch hiergegen könne man so gut wie
gar nichts machen, ist von allen Seiten zu
hören.
In den vergangenen Jahren habe ich
mehrfach beobachtet, dass der vom Landratsamt engagierte Wachdienst Hundebesitzer selbst bei großem Badebetrieb nicht
auf dieses Hundeverbot hinweist. Der
Buchscharner Wirt führt sein riesiges Tier
regelmäßig über das Badegelände zu seiner Wirtschaft. Wo das Hundeverbot angeblich nicht durchzusetzen ist, die Gänse
nicht zu reduzieren sind, da ist man mit
Strafen für Falschparken (zum Teil durch
dieselben Kommunen) viel schneller.
Das Naturschutzgebiet Isarauen ist
längst zum Hundeübungsplatz geworden,
obwohl es dort eine Leinenpflicht gibt, mit
gutem Grund. Hier werden sogenannte
Isarranger bezahlt, und trotzdem werden
die unangeleinten Hunde immer mehr
und die Hundebesitzer immer unverschämter.
Am Starnberger See gibt es genug Stellen, wo man mit dem Hund Gassi gehen
kann. Aber muss es gerade am Badestrand
und zur Badesaison sein? Ein Hinweisschild auf 20 Euro Strafe bei Verstoß gegen
das Verbot könnte ein erster Schritt sein.
Ich persönlich habe meine Entscheidung
getroffen. Ich gehe dort nicht mehr hin,
zum ersten Mal seit meiner Kindheit.
P. Jäger, Geretsried
EHEMALIGE WIEDEMANN-KLINIK
Unseriöser
Eindruck
Fritz Noppes, Münsing
Leserbriefe stellen keine redaktionelle Meinungsäußerung dar, dürfen gekürzt und digital publiziert werden. Briefe ohne Nennung
des vollen Namens werden nicht veröffentlicht. Bitte geben Sie für Rückfragen immer
Adresse und Telefonnummer an.
Als „Bereicherung für den Rosengarten“ bezeichnete Bürgermeister Josef Janker (re.) das Labyrinth, das Künstler Marco
Paulo aus runden Granitsteinen geschaffen hat.
FOTO: HARRY WOLFSBAUER
der Künstler. In Bad Tölz, das sich wie viele
Kurstädte im Wandel befinde, hoffe er damit einen Platz zu schaffen, wo sich Menschen selbst wiederfinden und begegnen
können. Der circa 600 Meter lange Gang
über die Steine, den man auch „barfuss
oder strumpfsockert“ absolvieren könne,
sei wie der Lebensweg voller Umwege und
Windungen, es gebe dabei kein Richtig
oder Falsch, auch keine Belehrungen.
„Wenn wir uns das bewusst machen, dann
können wir aus dem Lebensweg Glück
schöpfen.“ Das Zentrum des Labyrinths ist
wie eine Rose gestaltet, am Eingang zu die-
sem inneren Kern liegt ein gelber Stein,
der zum Innehalten einladen soll.
Bürgermeister Janker wurde in seiner
Ansprache ungewohnt philosophisch. Die
neue Anlage sei ein Symbol des Lebens,
„am Ende des Wegs wartet die Mitte, das
Ziel“, sagte der Bürgermeister. Bis dahin
müsse alles gegangen werden, mit guten
und mit schlechten Erfahrungen, nichts
könne man überspringen. Es sei denn,
man verweigere den Weg, was allerdings
nicht zum Ziel führe. „Das gilt im Privaten
wie in der Politik“, sagte Janker. Künstler
Paulo widmete sein Werk seinen beiden
Töchtern und allen Kindern: „Mögen sie ihren Lebensweg finden und dabei glücklich
sein“, erklärte er.
Und am Ende erzählte er noch von einer
anderen Begegnung während seiner Arbeiten im Rosengarten. Ein Spaziergänger
wollte ebenfalls erfahren, was er denn da
treibe. Als Paulo ihm den Sinn zu erklären
versuchte, winkte der Mann ab und meinte
nur kurz: „Esoterischer Quatsch.“ Daraufhin fragte ihn der Künstler, ob er an Gott
glaube. Ja, erwiderte der Passant. Nun, gab
Paulo ihm mit auf den Weg, „das ist ja hochesoterisch“.
Die eigene Meinung vertreten
Laura Diebl und Felix Leipold berichten, was sie durch ihre Arbeit im Jugendrat gelernt haben
Geretsried – Was spricht denn gegen eine
Eisdiele auf dem Neuen Platz und weshalb
lässt sich dort nicht mal eben eine Kletterwand aufstellen? Wer im Jugendrat sitzt,
der kennt nicht nur diese Fragen, sondern
auch die richtigen Antworten. Das ermöglicht „der Blick hinter die Kulissen“, sagt
die Geretsriederin Laura Diebl: Das zurückliegende Jahr im Jugendrat, deren Sprecherin sie ist, habe sie verändert. „Früher habe
ich auch gedacht: Warum geht das nicht
einfach, was dauert da so lange?“ Inzwischen könne sie viel besser einschätzen,
wie lange die Verwaltung für einen Vorgang brauche, und welche Grenzen dem Jugendrat gesetzt seien.
Das Kino Open-Air auf der Böhmwiese,
Stände auf dem Kinder- und Jugendtag sowie auf dem Waldfest, der Tag der offenen
Tür im Rathaus und monatliche Nachmittage mit Flüchtlingen im Gemeindehaus Maria Hilf: Der Jugendrat hat seit seiner Gründung am 1. Mai 2015 einiges auf die Beine
gestellt. Dieses Jahr konzentrierten sich
die jungen Leute auf ein Online-Voting für
die „Young Music Night“ auf dem Kulturherbst im Oktober, darüber hinaus besuch-
te von der Mehrheit abgelehnt werden, hat
Felix Leipold im Jugendrat lernen müssen.
Anfang Juni ist er zum zweiten Sprecher gewählt worden, nachdem Julia Huptas wegen eines Umzugs aus dem Jugendrat ausgeschieden war. Leipold hatte sich für eine
Neuauflage der 2012 zuletzt abgehaltenen
„Blade Night“ eingesetzt, die vom Jugendrat trotzdem nicht auf die To-Do-Liste gesetzt worden war: Der Vorschlag hatte 2015
gegen Diebls Idee vom Kino Open-Air den
Kürzeren gezogen, und in diesem Jahr war
der Kulturherbst wichtiger.
„Im Jugendrat lernt man viel“, sagt der
17-jährige Fachoberschüler, „wie Teamund Kritikfähigkeit.“ Für ihn sei der Jugendrat Ort der politischen Grundlagenbildung, die man gut brauchen könne, „wenn
man später weitermachen will“. Er selbst
mache sich schon Gedanken darüber, ob er
sich in drei Jahren für den Stadtrat aufstellen lassen oder sich bundesweit auf ein Volontariat beim Radio bewerben werde. Die
15-jährige Diebl hat noch keine konkreten
Pläne, ob sie nach der Mittleren Reife noch
politisch aktiv bleiben wolle. Eines aber habe sie im Jugendrat fürs Leben gelernt:
„Man sollte seine eigene Meinung vertreten und nicht immer der Herde nachlaufen.“
thekla krausseneck
Laura Diebl und Felix Leipold sitzen dem Geretsrieder Jugendrat vor, den es nun seit
etwas mehr als einem Jahr gibt.
FOTO: HARTMUT PÖSTGES
Der Jugendrat stellt sich am Mittwoch, 6. Juli, im
„Saftladen“ vor. Die Runde beginnt um 18 Uhr.
ten sie die Bayerische Vertretung des Europaparlaments in Brüssel und den Bayerischen Landtag. Mitte Juni stellte sich das
zehnköpfige Gremium im Steiner Jugendzentrum „Ein-Stein“ vor.
Dass demokratische Teilhabe auch heißen kann, dass die eigenen Herzblutprojek-
Behutsame Instandsetzung
Ehepaar Reimnitz bekommt Denkmalschutzmedaille für Erhaltung des Heiglditt-Hof in Königsdorf
Königsdorf – Donata und Philipp Reimnitz aus Königsdorf sind kürzlich für die Instandsetzung des ehemaligen Bauernhofs
Heiglditt mit der Denkmalschutzmedaille
ausgezeichnet worden. Der Einfirsthof
wurde im Jahr 1768 erbaut und blieb über
die Jahrhunderte beinahe unverändert.
Als das Ehepaar das Wohnstallhaus Heiglditt kaufte, war es unbewohnbar. Heute
lebt die Familie darin. Für die behutsame
Instandsetzung wurde das Ehepaar nun
ausgezeichnet. Der historische Wohnteil
Der Schrein des Heiligen Ulrich
wird in Benediktbeuern gefeiert
von klaus schieder
Bad Tölz – Als Marco Paulo dabei war, runde Granitsteine in konzentrischen Kreisen
zu verlegen und sich soeben mit dem siebten Ring beschäftigte, kam ein kleiner Junge in den Rosengarten. Was er da mache,
wollte das Kind von dem Tölzer Künstler
wissen. Er baue ein Labyrinth, erwiderte
Paulo. Zweite Frage: Was könne man denn
damit anfangen? Da könne man drübergehen. Dritte Frage: Und was bringe das? Paulo stutzte einen Moment, worauf sich der
Bub die Antwort selbst gab. „Ich weiß, was
es bringt – es bringt Glück.“ Die Begebenheit erzählt der Künstler am Freitag bei der
Eröffnung des neuen Labyrinths im Rosengarten zwischen der Tourist-Information
und dem Pavillon. Der Junge habe ganz
Recht, sagte er. „Genau das ist es.“
Mehr als 900 Granitsteine haben Paulo
und seine sechs Helfer für die Anlage mit einem Durchmesser von 16,4 Metern in den
Rasen gesetzt. Als Vorbild diente das Labyrinth in der Kathedrale von Chartres, das
im 13. Jahrhundert entstand, allerdings
nur zwölf Meter Durchmesser hat. Die Idee
dazu kam Paulo, der dem Tölzer Kunstverein angehört und sich in der Region mit der
„Brücke der Menschlichkeit“ auf dem
Blomberg einen Namen gemacht hat, im
März dieses Jahres. Zunächst stieß er damit allenthalben auf Verblüffung. Im Rathaus wusste man mit seinem Projekt erst
einmal wenig anzufangen, bis sich Stadträtin Margit Kirste (FWG) einschaltete und
Überzeugungsarbeit leistete. Das passe
doch zu einem Gesundheitsstandort wie
Bad Tölz, der auf das Zur-Ruhe-Kommen,
auf Entspannung und Meditation setze,
meinte sie. Auch Kurdirektorin Brita Hohenreiter war im Gespräch mit Paulo nicht
gleich Feuer und Flamme, zeigte sich dann
aber doch zunehmend interessiert. Bürgermeister Josef Janker (CSU) sprach bei der
Eröffnung nun von „einem tollen Projekt“,
das eine „wesentliche Bereicherung für
den Rosengarten“ sei. Die Stadt zahlte
5000 Euro für Material und Marketing.
Das Labyrinth sei eines der ältesten
Symbole der Menschheit und auf der ganzen Welt zu finden, sagte Paulo. Die Suche
nach einem geeigneten Platz in Tölz gestaltete sich schwierig, der Kurpark kam aus
Denkmalschutzgründen nicht in Frage.
„Aber das Labyrinth hat so eine Kraft, dass
es dafür sorgte, dass es gebaut wird“, sagte
war als Blockbau erhalten geblieben, zum
Teil waren noch die Originalfenster aus
dem 18. Jahrhundert vorhanden. Die Bauherren entwickelten ein Konzept, bei dem
sie die Nutzung der Räume an die Eigenheiten des Denkmals anpassten. Die Wohnbereich, für deren Nutzung größere Eingriffe
nötig waren, wurden im ehemaligen Wirtschaftsteil des Gebäudes untergebracht.
Dort waren wegen des schlechten Erhaltungszustands aufwendige Arbeiten notwendig. Die Außenwände, der Fußboden
Der Heiglditt-Hof in Königsdorf wurde im Jahr 1768 erbaut. Für seine gelungene Instandsetzung wurden die heutigen Besitzer ausgezeichnet.
FOTO: PRIVAT/OH
und die Deckenkonstruktion mussten erneuert werden, alle technischen Einrichtungen wurden von Grund auf neu erstellt.
Die historisch besonders wertvollen Bereiche wie der fast 250 Jahre alte Blockbau seien dank dieses Konzepts nahezu unangetastet geblieben, heißt es in der Beschreibung des Projekts.
„Die Holzkonstruktion des Gebäudes,
insbesondere der Blockbau, die Balkone
und die Tenne wurden meisterhaft repariert“, loben die Denkmalschützer. Sie befinden auch, dass Donata und Philipp
Reimnitz die zahlreichen historischen Bauteile, die heute nur noch selten vorhanden
sind, darunter Kreuzstockfenster, Fensterläden, Laubenbrüstungen oder Bundwerk,
„vorbildlich restauriert“ hätten.
Sämtliche moderne Ergänzungen fügten sich mit großer Rücksicht in den alten
Bestand ein. „Die auf das Denkmal abgestimmte Instandsetzung des Bauernhauses Heiglditt findet in der Region keinen
Vergleich“, erklärt die Jury. Der Einsatz des
Ehepaar Reimnitz sei außergewöhnlich.
Kultusminister Ludwig Spaenle überreichte heuer 27 Denkmalschutzmedaillen
an „Menschen, die sich in beispielhafter
Weise für das kulturelle Erbe in Bayern einsetzen“, wie er sagte. Die Auszeichnung
wird jährlich vergeben.
Die Preisträger „haben in jüngster Vergangenheit einen wertvollen Beitrag zur
Bewahrung der bayerischen Geschichte geleistet“, erklärte Mathias Pfeil, Generalkonservator des Bayerischen Landesamtes für
Denkmalpflege.
brib
Süddeutsche Zeitung
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Montag bis Freitag 9.00 Uhr bis 20.00 Uhr,
Samstag 9.00 Uhr bis 16.00 Uhr und
Sonntag 10.00 Uhr bis 16.00 Uhr
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R9
Reliquien
besuchen Kloster
Der Tölzer Künstler Marco Paulo hat im Tölzer Rosengarten mehr als 900 Granitsteine verlegt.
Die Anlage ist allen Kindern gewidmet und soll zum Innehalten einladen
Zu: „Patientendaten frei zugänglich“ in der
Süddeutschen Zeitung vom 1. Juli
Die ehemalige Arzt-Praxis Wiedemann
war am 4. Juli, etwa zwei Wochen nach Inbesitznahme durch das Kuratorium Wohnen im Alter (KWA), immer noch zugänglich. Das Schloss der offenen Tür war versperrt, so dass man die Tür nicht einmal zumachen konnte. Türen und Fenster waren
nicht beschädigt, so dass das Gebäude versperrt und die Daten problemlos gesichert
werden können. Im Erd- und Kellergeschoss aber sind Patientenakten mit Namen, Alter und Röntgenaufnahmen mit Befund weiterhin zugänglich. Es ist an der
Zeit, dass sich der bereits eingeschaltete
Staatsanwalt der Sache annimmt.
Ich empfinde es unerhört, wenn sich die
KWA hinter dem Namen des ehemals wohl
beleumdeten Sanatorium versteckt. Es
wirft kein gutes Licht auf Zukünftiges und
macht einen unseriösen Eindruck.
PWO
Benediktbeuern – Der Augsburger Bischof Ulrich war und ist in vielerlei Hinsicht ein großer Heiliger: Er wird bis zum
heutigen Tag im Bistum verehrt – und wie
Chronisten berichten, muss Ulrich mit 1,83
Meter Körpergröße eine stattliche Erscheinung gewesen sein. An die 50 Jahre seines
langen Lebens – Ulrich starb mit über 80
Jahren – war er unentwegt unterwegs zu
den Gläubigen in seiner seelsorgerischen
Zuständigkeit. „Ein bewegtes Leben in bewegten Zeiten“, nennt es Pfarrer Ulrich
Lindl von der Diözese Augsburg. Eine Tradition, die das Bistum aufgegriffen hat:
Am Mittwoch, 6. Juli, kommt der Schrein
mit Ulrichs Reliquien ins Kloster Benediktbeuern – eine Rückkehr nach mehr als
1000 Jahren. Im vergangenen Jahr machte
der Schrein im Kloster Ottobeuren Station.
Das Kloster Benediktbeuern verdankt
dem Heiligen Ulrich viel. Er veranlasste
dessen Wiederaufbau nach der Zerstörung
durch die Ungarn im Jahr 955. Der Bistumspatron wird daher nach dem heiligen Bonifatius als „zweiter Gründer“ des Klosters
verehrt. Bischof Ulrich blieb Benediktbeuern verbunden. Er unterhielt dort einen bischöflichen Nebensitz, um den Menschen
am Rande des Pfaffenwinkels näher zu
sein. So scheint es logisch, dass sein silberner Rokoko-Schrein im Rahmen der Ulrichswoche den Weg ins Loisachtal findet.
Die Salesianer Don Boscos seien jedenfalls
darüber erfreut, sagte Pater Heiner Heim,
ehemaliger Kloster-Direktor, und jetziger
Pfarrer von Benediktbeuern.
Das Programm unter dem Motto „Terra
Benedicta – Gesegnetes Land “ ist umfang- und abwechslungsreich: Um 10 Uhr
wird der Ulrichsschrein im Klosterhof empfangen, es folgt eine Prozession in die Basilika. Dort hält der Augsburger Bischof Konrad Zdarsa ein Pontifikalamt. Anschließend mischt sich Zdarsa unters Volk. Im
Klosterinnenhof ist ein Mittagessen geplant. Von 13 Uhr an gibt es diverse Führungen und Vorträge im Kloster. Zu entdecken
gilt es Klassiker wie den Barocksaal, die Basilika oder den Maierhof. Laut Heim sollen
den Besuchern und Pilgern aber auch Teile
des Klosters zugänglich gemacht werden,
die sonst der Öffentlichkeit verschlossen
sind. Schulen haben ihren Besuch angekündigt. Für Kinder gibt es ein eigenes Programm. Der Tag endet um 16 Uhr mit einer
Pontifikalvesper mit dem Diözesanbischof
und um 19 Uhr mit einem Jugendgebet
„Youth meets Ulrich“, bei dem der Schrein
verabschiedet wird.
Gespannt sind die Organisatoren, wie
groß die Resonanz am Mittwoch sein wird.
„Wir stellen uns auf bis zu 400 Gäste ein“,
sagte Heim. „Die Basilika wird sicher gut
gefüllt sein.“2015 reiste der Schrein des
Heiligen nach Ottobeuren, wo Ulrich am
Ende seines Lebens Abt war. „1000 Pilger
haben den Heiligen dort gefeiert“, sagte
Lindl.
alexandra vecchiato
Pater Heiner Heim (v.l.), Pfarrer Ulrich
Lindl und Klosterdirektor Pater Reinhard Gesing.
FOTO: MANFRED NEUBAUER
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SPORT IN DER REGION
Dienstag, 5. Juli 2016, Nr. 153 DEFGH
MELDUNGEN
EHC München startet in Köln
München – Der deutsche Meister
EHC München startet mit zwei Auswärtsspielen in die neue Saison der
Deutschen Eishockey Liga (DEL). Die
Neuauflage des Halbfinales der vergangenen Spielzeit bei den Kölner Haien ist
der Höhepunkt des ersten Spieltags am
Freitag, 16. September (19.30 Uhr). Neuling Bremerhaven beginnt mit einem
Heimspiel gegen den Vorjahresfinalisten Grizzlys Wolfsburg. Bereits am
18. September (16.30 Uhr) kommt es in
Wolfsburg zur Finalrevanche zwischen
den Grizzlys und dem EHC München.
Die Hauptrunde der 23. DEL-Saison
endet am 26. Februar 2017. Die Playoffs
beginnen am 1. März. sid
Erding schafft Titel-Hattrick
Erding – Inline-Hockey-Bundesligist
Erding Crowns ist zum dritten Mal in
Serie deutscher Meister geworden. In
der Erdinger Eissporthalle gewannen
die Crowns am Samstagabend das finale Spiel um den Titel gegen die Rolling
Wanderers Germering deutlich mit 15:7
(7:0, 2:2, 4:1, 2:4). Die Vorentscheidung
fiel bereits im ersten Viertel. Um die
2014 als Meister abgelösten Germeringer auch als Rekord-Champion zu
verdrängen, fehlen den Erdingern allerdings noch einige Titel. Zwischen 2005
und 2013 gewannen die Rolling Wanderers neun Meisterschaften in Serie. sz
Die Mischung macht’s:
Skateboarder (li. Micky
Papa), Wakeboarder (ganz
oben William Klang, darunter Lokalmatador Dominik
Gührs bei der Siegerehrung)
und Mountainbiker (Emil
Johannson) lockten 85 000
Besucher in den Olympiapark. FOTOS: JOHANNES SIMON
Sieg für Dollinger/Wickler
München – Die Beachvolleyballer Armin Dollinger und Clemens Wickler
(VfR Garching/TV Bad Tölz) haben beim
Smart-Beach-Cup in Duisburg ihren
ersten gemeinsamen Turniersieg 2016
gefeiert. Im Endspiel schlug das Duo
die Paarung Paul Becker/Jan Romund
vom USC Münster glatt in zwei Sätzen
(21:19, 21:16). Für Dollinger/Wickler war
es nach Wicklers langwieriger Knieverletzung erst der zweite gemeinsame
Auftritt in dieser Saison. Wickler wurde
außerdem als wertvollster Spieler ausgezeichnet. In der Vorwoche in Jena hatten beide Platz vier belegt. sjo
Extrem mit System
Smolinski im Quali-Finale
85 000 Zuschauer an drei Tagen: Das Actionsport-Festival im Olympiapark erreicht eine neue Besucher-Bestmarke.
Impressionen vom dritten Munich Mash, der sicher nicht der letzte war
von jan geissler und ralf tögel
„Wow, Wahnsinn!“
München – Der Slopestyle-Wettbewerb
der Mountainbiker war nicht nur die spektakulärste Disziplin beim 3. Munich Mash,
sie war die einzige, bei der es ein paar Klippen zu umschiffen galt. Erst musste der
Wettbewerb wegen Regens auf Sonntag
verschoben werden, dann begann er wegen zu starken Winds erst um 19 Uhr. Dennoch waren noch 20 000 Zuschauer auf
dem Coubertinplatz, um sich die Show der
fliegenden Fahrrad-Akrobaten, deren Bester der Amerikaner Nicholi Rogatkin vor
dem Schweden Max Frederiksson und
dem Kanadier Logan Peat war, anzusehen.
Nico Scholze musste sein Interview im Zielraum kurz unterbrechen: „Wow, geeeeil,
Backflip Double Tailwhip, das ist einfach
der Wahnsinn!“ Gerade war der erst 17-jährige Schwede Emil Johannson über die Big
Mama – so nannten die Biker die letzte riesige Rampe – ins Ziel geflogen, mit einem
geglückten Rückwärtssalto inklusive doppelter Drehung des Fahrrads, was auch
Scholze freute. Ein Konkurrent? Quatsch,
„alles Kumpels“, sagte Scholze. Und die
kennen jetzt auch den Dude aus Germany,
denn der 21-Jährige war noch nie vorher
auf einem so großen Contest. Als er die
Strecke das erste Mal sah, habe er sich
schon ein paar Gedanken gemacht: „So große Sprünge und so eine lange und schwere
Strecke bin ich vorher noch nie gefahren.“
Dafür hat er es aber ganz gut hinbekommen: Scholze war der einzige Deutsche im
Finale und wurde im Feld der Weltbesten
überraschend Sechster – hinter Johannson, der auf den fünften Platz kam.
Pilgrim hinterlässt eine Lücke
Natürlich musste sich Sam Pilgrim einigen
Spott gefallen lassen. „Mal sehen, ob es
nach dem Brexit und dem Fußball-Exit für
Sam reicht“, plärrte es aus den Lautsprechern über den Coubertinplatz. Ein bisschen Spaß muss sein, gerade bei den Actionsportlern, da nimmt man nichts bierernst. Also stand der Engländer Pilgrim
hoch oben auf dem 14 Meter hohen Turm
auf der Südseite des Olympiastadions,
grinste in die Kamera und zeigte sein Markenzeichen, die große Zahnlücke. Dann
stürzte er sich über Kicker und Rampen
nach unten. Und was soll man sagen: Er
fügte sich ins Bild. Pilgrim verpasste das Finale und – grinste das frühe Aus einfach
weg. Mit Zahnlücke, besser geht nicht.
kommen, schwärmten wieder einzelne
Gruppen aus – mal Skater, mal Biker. Alle
mit einem Ziel: Möglichst schnell zu Eissportzentrum, Olympiasee und Coubertinplatz gelangen, um dort den Besten der
Welt bei ihrem Handwerk zuzuschauen.
Evan, der Publikumsliebling
Sprünge über die Werbebande, Handstand
auf dem Brett, Tricks an der Grenze des
Möglichen: Die Rede ist nicht von Superstar Nyjah Huston, nicht von Shane O’Neill
und auch nicht von Paul Rodriguez, dem
Gewinner des Skateboard-Wettbewerbs.
Der US-Amerikaner Evan Smith, der
knapp in der Qualifikation scheiterte, war
es, der mit seiner unbekümmerten Art das
Publikum am meisten begeisterte. Auch er
fand es offenbar ganz gut: „Es ist einfach irre, hier zu sein“, sagte Smith. Und verschwand in der Fan-Gemeinde.
Zickzackläufer
Münchens größter Zelt-Platz: 20 000 Besucher relaxen am Sonntag im Park und
schauen den Mountainbikern zu. FOTO: SIJ
Anlaufpunkt Olympiapark
Spätestens am Samstagmorgen hatten
wohl auch die letzten Münchner begriffen,
dass wieder Mash-Wochenende in der
Stadt war. Während die Actionsportler –
das heißt lockere Klamotten, bunte Basecaps, gute Laune und meist in Begleitung
von Skateboard, Mountainbike oder BMX
unterwegs – an normalen Tagen nur ver-
einzelt in den S- und U-Bahnen anzutreffen sind, war diese Spezies am Wochenende eindeutig in der Überzahl. Jedenfalls
auf den Strecken Richtung Olympiapark.
Trotz des vor allem am Samstag eher mäßigen Wetters zog der Mash insgesamt
85 000 Zuschauer an –Rekord. Dort ange-
Gibt es einen schöneren Ort als den Olympiapark zum Joggen? Wohl kaum. Aber
während des Munich Mash, zwischen den
Menschenmassen hindurch? Kein Problem, immer wieder hechelten rotgesichtige Läufer im Zickzack durch die Besucherströme, was neben der körperlichen Anstrengung auch noch höchste Aufmerksamkeit erforderte. Von Unfällen wurde
nichts bekannt, einen echten Jogger haut
so schnell nichts um.
Feuchte Versuchung
„So nah wie hier sind die Zuschauer bei keinem anderen Contest dran“, hatte der drittplatzierte Wakeboarder Nico von Lerchenfeld nach der Siegerehrung treffend angemerkt. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt,
jedenfalls bekamen dies ein paar Zuschauer zu spüren. Nicht von Lerchenfeld, der widerstand der Versuchung. Der Münchner
Lokalmatador Dominik Gührs konnte dagegen einfach nicht widerstehen und
schickte eine ordentliche Wasserfontäne
in Richtung der drei Dirndl-Damen, die
später die Siegerehrung flankierten. Getroffen hat er sie allerdings nicht. Dafür
war die erste Reihe, die dem Ufer am nächsten saß, zwischenzeitlich leergespritzt.
Fortsetzung folgt
Wie sollte das Fazit von Olympiapark-Geschäftsführer Arno Hartung auch anders
ausfallen: „Ich denke, wir haben das ganz
gut hinbekommen“, sagte der scheidende
Geschäftsführer in seiner wohltuend leisen Art. Vor allem, dass die Wakeboarder
als neue Disziplin so gut angenommen wurden, freute den OMG-Chef. Der dritte war
zugleich Hartungs letzter Mash, Marion
Schöne wird im Januar seine Nachfolge
übernehmen. Hartung ließ sich dennoch
zu einem Versprechen hinreißen: „Wir haben ja fünf Jahre grünes Licht von der
Stadt, aber ich glaube, auch der Mash Nummer sechs und sieben sind gesichert.“
Olching – Speedway-Fahrer Martin
Smolinski hat das Finale der Qualifikation für die Grand-Prix-Weltserie 2017
erreicht. Beim Halbfinale im italienischen Lonigo belegte der Olchinger, der
in der Speedway-Bundesliga für den
AC Landshut fährt, am Wochenende
mit fünf Punkten Rang sieben. Das
Finale mit 16 Fahrern findet am 3. September im schwedischen Vetlanda statt.
Die besten drei Fahrer qualifizieren sich
dort für den Grand Prix im kommenden
Jahr. 2013 gelang Smolinski als bislang
einzigem Deutschen schon einmal der
Sprung in die Weltserie. sz
Dachau spielt Bundesliga
Dachau - Die Herren-30-Mannschaft
der Spielgemeinschaft TeG DachauSüd hat dank des besseren Matchverhältnisses den Aufstieg in die TennisBundesliga geschafft. Am letzten Spieltag besiegte der Klub den TC Aschaffenburg mit 6:3 und profitierte dabei von
der 4:5-Niederlage des bisherigen Tabellenführers TC RC Sport Leipzig beim
TVA 1860 Aschaffenburg. Gegen Leipzig
hatte Dachau die einzige Saisonniederlage kassiert. In der nächsten Saison trifft
die TeG in der Bundesliga Süd nun auf
den MTTC Iphitos und den TC Großhesselohe. schma
Sport in der Region
Telefon: 089/21 83-75 37, Fax -96 75 37
[email protected]
Bescheiden in eine goldene Zukunft
Während die Gemeinde einen riesigen Sportpark plant, nehmen sich Unterföhrings Fußballer nur den sicheren Verbleib in der Bayernliga vor. Ihr Aufstieg gilt eher als mittelfristiges Ziel
Unterföhring – Wohl dem, der sich um
Geld keine Gedanken machen muss. Das
gilt in Unterföhring zwar nicht uneingeschränkt für den Fußball-Club, wohl aber
für die Gemeinde an sich: Nicht zuletzt wegen einer Vielzahl von Medienunternehmen, die im östlichen Landkreis München
ansässig sind, verbucht die Kommune so
hohe Gewerbesteuereinnahmen, dass sie
2015 sogar Grünwald hinter sich ließ, seit
Jahrzehnten ein Synonym für Reichtum.
Zu Jahresbeginn teilte die Kämmerei mit,
man sei komplett entschuldet und verfüge
über 424 Millionen Euro Erspartes.
Kaum verwunderlich, dass davon auch
die örtlichen Sportler profitieren: Vor wenigen Jahren erhielten Turner und Ringer eine topmoderne, riesige Sporthalle, nun
plant die Gemeinde einen gigantischen
Sportpark an der Mitterfeldallee. Inklusive eines Stadions, das bis zu 3000 Zuschauern Platz bieten und womöglich sogar eine
Rasenheizung haben soll. Andreas Pummer, Trainer der Bayernliga-Fußballer des
FC Unterföhring, glaubt: „Wenn das Projekt in drei bis fünf Jahren realisiert ist, hat
der Verein keine Sorgen mehr.“
Sein Job ist es nun, die sportlichen Voraussetzungen zu schaffen, dass der Fünfte
der abgelaufenen Saison auch künftig in
der Bayernliga eine gute Rolle spielt. Mit
der Option, irgendwann in die Regionalliga
aufzusteigen. Denn das ist zumindest mittelfristig ein Ziel, auch wenn es keiner der
Verantwortlichen allzu laut ausruft. „Ich
will immer den größtmöglichen Erfolg,
das liegt bei mir in den Genen“, sagt immerhin Klubpräsident Franz Faber, der den
Verein seit März 2007 leitet. Unter seiner
Regie gelangen 2011 der Sprung in die Landesliga und 2012 der Bayernliga-Aufstieg.
Pipinsried unterliegt Egg
Erste Qualifikationsrunde im Verbandspokal
ASV Dachau – TSV 1865 Dachau 2:3 (1:2)
Tore: 0:1 Schäffer (24./FE), 0:2 Lamotte
(28.), 1:2 Schmidt (37.), 2:2 Bergner (53.),
2:3 Lippert (55.) - Zuschauer: 150
VfB Hallbergmoos – Unterföhring 6:5 n.E.
Tore: 1:0 Held (11.), 1:1 Faber (61.); letzter
Elfmeter: Hornof - Zuschauer: 200
TuS Geretsried – SV Heimstetten 1:4 (0:3)
Tore: 0:1 De La Motte (17.), 0:2 Duhnke
(24.), 0:3 Riglewski (36.), 0:4 Akkurt (56.),
1:4 Carr (81.) - Zuschauer: 100
TuS Holzkirchen - SV Pullach
3:4 (1:2)
0:1 Ngu'Ewodo (4./FE), 0:2 Erten (33.), 1:2
Lechner (42.), 1:3 Kinshofer (47./ET), 2:3
Hahn (68.), 3:3 Lechner (70.), 3:3 Ngu'Ewodo (90.) - Zuschauer: 150
SV Egg/Günz – FC Pipinsried
4:1 (1:0)
1:0 Jehle (35.), 2:0 Schedel (65.), 3:0 Steck
(68.), 3:1 Popa (84.), 4:1 Schuhwerk (90+1);
Rote Karte: Lushi (49./Pipinsried) - ZS: 150
Weitere Erstrundenpartien: SV Raisting –
BCF Wolfratshausen, SC Oberweikertshofen – FC Gundelfingen (bd. Di. 19 Uhr),
SC Freising – FC Ismaning (Di. 19.30 Uhr)
Bei allem Ehrgeiz bleibt der Vorsitzende
realistisch: „Das Niveau in der Bayernliga
wird von Jahr zu Jahr höher. Dass ein Landesliga-Meister wie Ruhmannsfelden im
folgenden Jahr mit acht Punkten und ohne
Heimsieg wieder absteigt, sagt alles.“ Deshalb werde es schwer genug, die Liga zu halten: „Ich will nicht als selbst ernannter Aufstiegsfavorit in die Saison gehen, sondern
möglichst sorgenfrei die Klasse halten.“
Sein Trainer sieht das ähnlich: „Wir sind
weit davon entfernt, Platz eins bis fünf als
Ziel auszugeben, ein einstelliger Tabellenplatz wäre erstrebenswert“, sagt Pummer.
„Noch wichtiger allerdings ist, dass wir weiterhin attraktiven Fußball spielen.“
„Die beiden Weggänge tun uns
sehr weh“, sagt Klubchef Faber
über Jungwirth und Irmler
Die Kaderplanung war nicht unkompliziert, nachdem in Daniel Jungwirth und Patrick Irmler zwei Stützen der Mannschaft
den Verein verließen. „Die beiden Weggänge tun uns sehr weh“, sagt Faber, und Pummer ergänzt wehmütig: „Zwei absolute
Stammspieler, die nicht leicht zu ersetzen
sind.“ Während es Irmler „aus persönlichen Gründen“ zur SpVgg Landshut zog,
heuerte Jungwirth beim TSV 1860 München an – als Scout. Die beiden Personen,
die ihn zu den Löwen geholt hatten, Necat
Aygün und Oliver Kreuzer, mussten den
Verein allerdings bereits wieder verlassen,
das könnte auch Auswirkungen auf Jungwirths Engagement haben. „Momentan
wird ihm versichert, dass er noch dabei
ist“, sagt Pummer. „Aber bei Sechzig weiß
man momentan nicht, wie sich alles entwickelt. Sollten sie ihn doch nicht brauchen:
Wir nehmen ihn mit offenen Armen.“
Die übrigen Weggänge betreffen eher
die Rubrik Ergänzungsspieler. So wechselt
Korbinian Gillich zum TSV Grünwald in die
Bezirksliga, Florian Holzapfel schließt sich
dem SC Baldham-Vaterstetten an, Ersatztorwart Max Gillmeier geht zu Grüne Heide Ismaning. Abwehrspieler Alexander
Schneider, auf den Pummer große Stücke
hält, kann aus gesundheitlichen Gründen
nicht mehr auf Bayernliga-Niveau spielen,
er wechselt zum Kreisliga-Aufsteiger Fasanerie Nord. Der bulgarische Keeper Kiril
Akalski ist wegen familiärer Probleme im
Frühjahr in seine Heimat gereist, seither
hat Pummer nichts mehr von ihm gehört.
Und Arbnor Segashi, der in Unterföhring
den Sprung in die Stammelf nicht schaffte,
landete beim Ligakonkurrenten FC Pipinsried. „Für ihn ist dieser Schritt wichtig, er
muss sich entwickeln. Das ist ihm zuletzt
bei uns nicht mehr gelungen“, so Pummer.
Der Kern der Mannschaft mit den Abwehrstützen Uwe Schlottner, Andreas
Brandstetter und Michael Eder, den Mittelfeldspielern Atilla Arkadas, Leo Mayer,
Martin Büchel oder Yasin Yilmaz sowie den
Offensivkräften Alexander Hollering und
Andreas Faber bleibt beisammen. „Wir haben vor allem versucht, uns etwas zu ver-
jüngen und insbesondere auf den Kaderpositionen zwölf bis 18 durchzutauschen“,
sagt der Trainer. Dennoch hätten einige
der Neuen laut Pummer das Zeug dazu,
sich in die Top Elf zu spielen: Allen voran
Der Kern des Teams bleibt – auch Torjäger Andreas Faber, der gerade erst bei der
Pokal-Niederlage in Hallbergmoos wieder getroffen hat.
FOTO: CLAUS SCHUNK
Arthur Kubica, der aus Pipinsried kommt,
jedoch noch unter den Folgen eines Muskelrisses leidet. „Er gehört zu den Besten
der Liga“, sagt Präsident Faber. Zunächst jedoch gelte es für den Offensivallrounder,
fit zu werden. „Ich will ihn nicht verheizen,
er wird erst Mitte bis Ende August seine ersten Einsätze bekommen“, kündigt Pummer an. Ebenfalls ein Kandidat für die
Stammmannschaft ist Yakub Dora, der zuletzt in der Türkei vergeblich sein fußballerisches Glück suchte und nun zurück in
Föhring ist. Und Michael Krabler, 19,
kommt von der SpVgg Unterhaching, wo er
verletzungsbedingt zuletzt ebenfalls nicht
zum Zug kam. „Er wird bei mir geformt, bekommt seine Einsatzzeiten“, verspricht
Pummer, der den Transfer durch seine guten Verbindungen zu seinem früheren
Klub einfädelte. Ursprünglich wollte Haching ein Leihgeschäft, doch nun wechselte Krabler fest an die Bergstraße.
Torwart Patrick Nothhaft, zuletzt beim
SV Planegg und wie Dora mit einer Unterföhringer Vergangenheit, kommt ebenfalls zurück. Dazu ergänzen Markus Kreuzeder (SpVgg Unterhaching U19), Christos
Ketkidis (FC Ismaning), Arjanit Kelmendi
(FC Deisenhofen) und Nimat Torah (eigene
Reserve) den Kader. „Ich denke, wir sind
nicht schlechter aufgestellt als im Vorjahr“,
sagt Präsident Faber. Die erste Gelegenheit, das unter Beweis zu stellen, hat der
FCU im Eröffnungsspiel der neuen Saison.
Am Freitag, 15. Juli geht es gegen Aufsteiger FC Ismaning.
stefan galler
R11
FORUM & LESERBRIEFE
DEFGH Nr. 153, Dienstag, 5. Juli 2016
★
F E E D B A C K F Ü R PÄ D A G O G E N
KRATZERS WORTSCHATZ
„Die witzvolle
Lehrerin . . .“
„Schüler sollen ihre Lehrer benoten“ vom
22. Juni:
Was Fußballernamen
alles verraten
Stranitzl
Mitarbeiter der Kultursendung Capriccio
(Bayerisches Fernsehen) haben neulich
Passanten auf der Straße gefragt, was
denn ein Stranitzl sei. Das Ergebnis war ernüchternd. Obwohl fast alle Befragten
mehr oder weniger Mundart sprachen, hat
nur eine Dame dieses Wort gekannt, allen
anderen war es fremd. Selbst so vertraut
klingende Wörter wie Stranitzl verschwinden also lautlos und unbemerkt aus unserer Alltagssprache. Vor einigen Jahrzehnten hätte noch jedes Kind diesen Begriff gekannt – damals, als die Ware im Kramerladen noch nicht in chemisch müffelnde Plastiktaschen, sondern in braune Spitztüten
eingepackt wurde. In den Häusln und Aborten fanden diese Stranitze(l)n in Zeiten ohne Toilettenpapier schließlich ihre finale
Verwendung. In Niederbayern und in Österreich sagte man auch Stanitzel oder Staritzl, während im nördlichen Bayern Rogel
das übliche Wort für die Papiertüte war.
SZ-ZEICHNUNG: DIETER HANITZSCH
Kleinhäusler
Bei der Fußball-Europameisterschaft
(EM) sind neben den göttergleichen Superstars auch einige Spieler aus der zweiten
Reihe ins Rampenlicht gerückt, etwa der
ungarische Dauerläufer László Kleinheisler. Überdies trägt dieser einen interessanten Nachnamen. Geboren in der nordungarischen Industriestadt Kazincbarcika,
steht Kleinheisler heute beim Bundesligisten Werder Bremen unter Vertrag, der ihn
aber nur selten spielen lässt. Dafür brilliert
er in der ungarischen Nationalelf. Seinem
Namen nach zu urteilen dürfte Kleinheisler österreichische Vorfahren gehabt haben. Der Begriff Kleinhäusler war einst im
bairischen Sprachraum, der ja auch weite
Teile Österreichs umfasst, ein gängiger,
wenn auch abwertend verwendeter Begriff. Ein Kleinhäusler besaß zwar ein Anwesen, bewirtschaftete aber keine Grundstücke. Am Stammtisch der Großbauern
war für den Kleinhäusler kein Platz. Der
Fußballer László Kleinheisler hat dem Namen bei der aktuellen EM indessen große
Anerkennung verliehen. Der Spieler ist
mittlerweile sogar eine Nummer zu groß
für den Zweitligisten 1860 München, der
zuletzt vergebens um ihn geworben hat.
KORREKTUREN
→ Im Beitrag „Schlechter
Witz“ vom 28. Juni hieß es,
die Deutsche Bahn habe im Juni bei 200 von insgesamt
20 000 Zugfahrten einzelne Bahnhöfe ausgelassen, um ihre Pünktlichkeit im Gesamtsystem der Münchner S-Bahn zu verbessern. Tatsächlich waren es aber nur 20
von insgesamt 20 000 Fahrten.
→ In „Vision aus Sichtbeton“ (29. Juni)
geht es um die Glaskathedrale in Amberg,
die letzte große Arbeit des Mitbegründers
der Moderne, Walter Gropius. Dessen revolutionärer Anfang, das Fagus-Werk aus
dem Jahr 1911, befindet sich aber nicht, wie
es im Text heißt, „im niederländischen Alfeld“, sondern in Alfeld an der Leine, zwischen Göttingen und Hannover – also in
Niedersachsen. Jenes Gropius-Werk steht
inzwischen auf der Liste des Unesco-Weltkulturerbes, während auf das Glaswerk in
Amberg bislang nicht einmal ein Schild hinweist.
→ In „Böllerschützen verletzen sich auf
Beerdigung“ (4. Juli) heißt es, die beiden
beim Hantieren mit einer Kanone in Finsing verletzten Männer seien Söhne des
beigesetzten 90-Jährigen. Sie sind indes
nicht die Söhne des Beerdigten.
W E N N D I E S – B A H N H A LT E S T E L L E N A U S L Ä S S T
Verspätungen reinholen – Vertrauen verspielen
„Schlechter Witz“ vom 28. Juni über ausgelassene S-Bahn-Haltestellen:
Geht’s auch schneller?
Man muss die Fähigkeit zur geschmeidigen Formulierung relativ übler Zustände
seitens der Verantwortlichen gelegentlich
durchaus bewundern. Hier geht es also um
das unangenehme Auslassen von S-BahnHaltestellen. Dies diene „zur Stabilisierung des Gesamtsystems", heißt es von DBSeite, damit „sich das Gesamtsystem nach
einer Betriebsstörung möglichst schnell
wieder erholt“. Auf gut deutsch: Schneller
werden und notfalls durchfahren, damit
der Zug am Ziel pünktlich ankommt.
Naja, alle mitnehmen und trotzdem
schnell genug sein, geht das nicht auch anders? Eigentlich schon, man müsste doch
nur das Tempo erhöhen. Geht das nicht
oder darf man das nicht? Warum nicht zwischendurch mal auf 100 Stundenkilometer? Das wäre mein Vorschlag, in Zeiten der
Hochtechnologie müsste es gehen. Alternativ – wenn es nicht machbar sein sollte:
Lieber alle mitnehmen nach dem Motto
„kommt nicht immer pünktlich – aber sie
kommt, die S-Bahn“. Wie die Rente – hoffentlich.
Gerhard Faßrainer, München
Verzweifelte Maßnahme
Es freut mich, dass diese hässliche Thematik endlich aufgegriffen wird. Sätze wie diese wüsste ich aber ganz gerne in einen weiteren Kontext eingebettet: „Seit Jahren tüftelten die Fahrplan-Entwickler der DB immer wieder an Konzepten, um auch mit vergleichsweise kleinen Maßnahmen das
S-Bahn-System zu stabilisieren – dazu zähle nun auch das Durchrauschen einzelner
Züge.“
Man müsste aber keine solchen verzweifelten Maßnahmen an Fahrplänen betreiben, wenn man die Kapazitätsengpässe
auch mal anginge. Seit Jahren tüftelt die
Bahn aber am zweiten Stammstreckentunnel. Der genau keines der Probleme lösen
wird, die zum Beispiel eingleisige Streckenabschnitte in einem an der Lastgrenze arbeitenden System hervorrufen. Oder keinen einzigen bremsenden Bahnübergang
im Außenbereich aufheben wird. Oder
auch kein einzelnes zusätzliches Fahrzeug
auf die Schiene bringt.
Gleichzeitig wird der zweite Stammstreckentunnel aber so viel Geld aus dem System saugen, dass auch in den kommenden
Jahrzehnten auf den Außenästen Ausbauten unbezahlbar bleiben. Es ist die deut-
sche Krankheit: Je größer das Projekt, desto begeisterter die Politik. Mit kleinen Projekten mehr erreichen scheint einfach
nicht „sexy“. Und im Gegensatz zur
Schweiz, wo Projekte erst nach einer gewissen Planungsreife dem Volk zur Entscheidung vorgelegt werden, herrscht hier immer noch die Losung „Unsicherheiten ignorieren, billig rechnen, dann erst planen,
am Ende Überraschung vortäuschen“ vor.
Und dann polemisiert die SZ wieder gegen „Wutbürger“, indem zum Beispiel eine
technische und planerische Meisterleistung wie der Gotthard-Basistunnel ernsthaft mit stümperhaftem Quatsch wie Stuttgart 21 verglichen wird. Mir scheint die
Bauwirtschaft einfach einen deutlich zu
großen Einfluss auf die Politik zu haben.
Anders ist es für mich nicht zu erklären,
dass der Schienenverkehr in Deutschland
durch fragwürdige isolierte Großprojekte
dermaßen blockiert wird, während einfach und relativ preiswert zu hebende Verbesserungen unbezahlbar sind.
Helmut Fuchs, München
Freibrief für Willkür
Solange die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG) die Haltung einnimmt, die
Herr Oeser äußert (Zugwenden und Auslassen von Haltestellen sind Mittel, um das Gesamtsystem durch „eigenverantwortliche
Entscheidungen“ nach einer Störung
rasch zu stabilisieren; d. Red.), kann es
doch bei der S-Bahn gar nicht besser werden.
„Eigenverantwortlich“ ist ein Freibrief
des eigentlich verantwortlichen Auftraggebers an die Deutsche Bahn (DB). Und es
kann auch nicht immer nach der „Mehrzahl der Fahrgäste“ gehen. Die S-Bahn
lässt ja systematisch immer die gleichen
Halte aus – es trifft also immer wieder dieselben Fahrgäste. Das gilt auch für vorzeitiges Wenden von Zügen. Es bezahlen aber
alle Fahrgäste den gleichen MVV-Tarif –
die weiter draußen wohnen oder arbeiten
im Zweifelsfall sogar deutlich mehr. Die
Fahrgastrechte des Staatskonzerns DB
sind aber so aufgebaut, dass S-Bahn-Pendler praktisch keine Chance haben, für ausgefallene Halte oder Züge je einen Ausgleich zu bekommen. Wenn aber der monetäre Druck fehlt und gleichzeitig die BEG einen Freibrief erteilt, kann es nur immer
schlechter werden. Genau das beschreibt
aber die Entwicklung der letzten Monate
und Jahre.
Edmund Lauterbach, Unterschleißheim
WEITERE BRIEFE
Böse Überraschung
Zu den Berichten „Zu früh gefeiert“ (vom
28. Juni) und „Landratsamt: Neues Satellitenterminal ist kein Schwarzbau“ (vom
29. Juni): Dass ein öffentlich rechtlicher
Groß-Auftrag ein hochrenommiertes Architekturbüro in die Pleite treibt – das dürfte einmalig sein in der deutschen Architekturszene!
Dr. Jürgen Franz, München
Wo bleibt die Rechtsaufsicht?
Raffinierter Dreh oder Verbiegung des
Rechts? Nach Grundgesetz und Bayerischer Verfassung sind alle Menschen in diesem Land vor dem Gesetz gleich, so lernte
das jeder mal in der Schule. Was hier über
über das Verhalten des Gemeinderates von
Gmund dargestellt wird („Raffinierter
Dreh“ in der SZ vom 25. Juni), um einem
wohlhabenden Gastronomen zu weiteren
Verdienstmöglichkeiten zu verhelfen, em-
pört mich zutiefst, sowohl als Bürger dieses Landes wie auch als Gemeinderat einer
bayerischen Gemeinde.
Meine Fragen vom banalen zum grundsätzlichen Rechtsverständnis: Erstens, für
Gastwirtschaften gibt es Stellplatzverordnungen, die eingehalten werden müssen;
danach müssten die Parkplätze vor Genehmigung des Betriebes bereits vorhanden
sein, beziehungsweise vor einer Erweiterung beantragt werden. Zweitens, die Herausnahme aus dem Landschaftsschutz
kann eine Gemeinde nicht beschließen,
das müsste der Kreistag – wie im Artikel bereits dargestellt – übernehmen. Die hier
praktizierte Konstruktion eines privaten
„öffentlichen“ Parkplatzes ist so offensichtlich eine Verbiegung öffentlichen
Rechts, dass die Rechtsaufsicht sofort einschreiten müsste.
Wenn sich einzelne politische Gruppierungen, Parteien oder Gemeinderäte zu solchen abenteuerlichen rechtlichen Kons-
truktionen bereitfinden, dann bin ich mit
meinem Rechtsempfinden als Gemeinderat wohl eine Fehlbesetzung! So wundert
es mich nicht, dass Politikverdrossenheit
und rechter Rand im politischen Spektrum
immer mehr zunehmen.
Walther Galli, Andechs
Wolkenkuckucksheime
„Große Vision, kleines Karo“ (30. Juni) ist
sicher ein interessanter Artikel, der zwar einige der gescheiterten „Visionen“ aufzählt,
aber leider nicht beantwortet, warum sie
scheitern. Vielleicht wäre die einfachste
Antwort: „Wer Visionen hat, sollte zum
Arzt gehen.“ (Helmut Schmidt). Denn viele
der Planungen sind schwer zu realisierende, teilweise sinnlose und kaum finanzierbare Wolkenkuckucksheime. So plant man
nicht das Realistische sondern die „Vision“,
etwa bei der zweiten Stammstrecke. Bei guten Willen der DB könnten heute schon ein
Süd- und Nordring kostengünstig für Entlastung sorgen.
Erschwert wird dies noch durch Streitigkeiten im Stadtrat, die sich wie Religionskriege anfühlen, etwa „Trambahn“ gegen
„autogerechten Ausbau“ (der dann dilettantisch geplant ist, wie beim Isarring).
Übertroffen wird das noch durch die Unfähigkeit der Regierung von Oberbayern, zusammen mit der MVG Regeln für ein Zulassungsverfahren a priori festzulegen und
dieses dann mit geeignetem, verfügbaren
Personal auch durchzuziehen. Die dabei beteiligten Personen hätten schon längst ausgetauscht gehört – aber vielleicht ist dies
die Fortsetzung des Streits CSU gegen SPD
auf anderer Ebene.
Übrigens eine kleine Anmerkung: Die
Verlängerung der U-Bahn von Laim nach
Pasing wäre schon seit Jahren notwendig,
um eine kleine Alternative beim Ausfall
der Stammstrecke zu haben.
Peter Ehrensperger, München
Aschaffenburg
25° bis 30°
24°
25°
Westwind
25 km/h
24°
Bamberg
Stubaier
Alpen
6°
24°
20° bis 25°
1500
28°
Verona
Das Wetterpanorama
Zugspitze
Nullgradgrenze 3900 Meter
2000
Bayreuth
24°
Würzburg
7°
Dolomiten
2500
22°
23°
Main
29°
Riva
29°
25°
Bozen
26°
Innsbruck
Lindau
26°
Rosenheim
26°
München
Weiden
Mittwoch
15° bis 20°
25°
23°
10° bis 15°
25°
Regensburg
5° bis 10°
Don
au
24°
Neu-Ulm
Augsburg
-10° bis -5°
Lindau
unter -10°
26°
Samstag
Großer Arber
r
Isa
25°
20°/12°
20°/12°
21°/13°
Nordbayern
Passau
26°
Mühldorf
26°
MÜNCHEN
26°
17°/10°
27°
Landshut
-5° bis 0°
Freitag
17°
27°
Ingolstadt
0° bis 5°
Donnerstag
Nürnberg
Ansbach
Kempten
Wassertemperaturen: Ammersee 21°, Brom bachsee 23°, Chiemsee 21°, Schliersee 21°, Staffelsee 23°, Starnberger See 21°, Tegernsee 20°,
Walchensee 18°, Wörthsee 22°
Hof
Coburg
21°/10°
23°/12°
24°/13°
25°/14°
Mittelbayern
Inn
Biowetter: Zurzeit wirkt sich das Wetter vor allem auf das Wohlbefinden von Herz-Kreislauf-Patienten mit Bluthochdruck aus. Sie sollten auf ungewohnte körperliche Anstrengungen verzichten.
Außerdem verstärken sich bei Rheumakranken
die Schmerzen in den Gliedern und Gelenken.
23°
Lech
In den Bergen: Teils Sonne, teils auch dicht bewölkt und zeitweise Regengüsse mit Blitz und
Donner. In den Tälern 18 bis 22 Grad. Alpenvorland: Sonne und Wolken im Wechsel, vor allem
in Alpennähe ansteigende Schauer- und Gewitterneigung. 23 bis 26 Grad. Donaugebiet: Locker
bis wechselnd bewölkt, im äußersten Osten
Schauer- und Gewitter möglich. 24 bis 27 Grad.
Oberfranken, Oberpfalz und Bayerischer Wald:
Mal Sonne, mal Wolken, örtlich Schauer oder Gewitter. 17 bis 24 Grad. Unter- und Mittelfranken:
Zum Teil Sonne, dann auch wieder Wolken, eher
selten Schauer. 23 bis 25 Grad.
8°
3000
Bad Kissingen
über 30°
23°
Garmisch 24°
Zugspitze 6°
Wendelstein
14°
Quelle: www.wetterkontor.de
Mal fragen,
wie’s schmeckt
Die Reaktionen der Verbände auf die
Ankündigung des Kultusministeriums,
Feedback für Lehrpersonen verbindlich
einzuführen, sind schon sehr erstaunlich. Sie zeigen die unglaublichen Ängste, die bei diesem Thema offenbar aufkommen. Man stelle sich vor, ein Koch
würde nie fragen, wie sein Essen
schmeckt. Feedback ist eine Rückmeldung für den Lehrer/die Lehrerin, die
dazu dient, auf blinde Flecken aufmerksam zu werden und zu erkennen, wie
Schüler(innen) den eigenen Unterricht
wahrnehmen. In Wirklichkeit gibt es
kein einziges Argument, welches dagegen spricht. Und wenn Herr Schmidt
hier die Spiegelung „höchst subjektiver
Eindrücke“ befürchtet, dann muss ich
entgegnen, dass wegen dieser – im
Gegensatz zu ebenfalls höchst subjektiven Eindrücken wie Noten – kein Lehrer sitzenbleiben wird.
Josef Holzinger, Regensburg
ter so!“ – „Sie hatten manchmal Ihre Macken, aber die hat jeder. Sie haben den Unterricht gestaltet, dass es Spaß gemacht
hat. Meine Meinung ist, ich bin mit Ihrer
Hilfe bereit für das Leben.“ – „Sie unterstützen schwache Schüler und schützen verspottete Schüler. Schlecht finde ich, dass
sie sich zu leicht umstimmen lassen, wir
können Sie zu leicht überreden.“
„Wenn wir wollen, dass Lehrer Schüler
ernst und diese sich ernst genommen fühlen“ (Simone Fleischmann, Präsidentin
des BLLV), könne niemand gegen Schülerfeedback sein. Genau! Ob Schülerfeedback
nun verpflichtend eingeführt wird oder
nicht – in welcher Form auch immer, ich
kann es jedem Lehrer aller Schularten nur
wärmstens empfehlen.
Barbara Bittner, München
Leserbriefe stellen keine redaktionelle Meinungsäußerung dar, dürfen gekürzt und digital veröffentlicht werden. Briefe ohne Nennung des vollen Namens werden nicht veröffentlicht. Bitte geben Sie für Rückfragen Ihre
Adresse und Telefonnummer an. Das Leserforum des SZ-Ressorts „München-RegionBayern“ erreichen Sie per E-Mail unter [email protected], per Fax unter
089/2183-8295. sz
IMPRESSUM
DAS WETTER
Unterschiedlich bewölkt, hier
und da Schauer oder Gewitter
Mit seiner Offensive, Schülerfeedback
langfristig an allen Schulen verpflichtend
einzuführen, hat Bildungsstaatssekretär
Georg Eisenreich eine breite Diskussion
entfacht. Befürworter wie Skeptiker melden sich zu Wort. Damals Junglehrerin an
einer Dorfschule, fragten mich meine Schüler zur Zeugniszeit, ob auch sie mir ein
Zeugnis schreiben dürften. Überrascht
von dieser ungewöhnlichen Idee, stimmte
ich spontan zu. Die Ehrlichkeit, Aufrichtigkeit, Treffsicherheit, mit der diese Zeugnisse geschrieben waren, haben mich so beeindruckt, dass ich diese Form mein langes
Lehrerleben beibehalten habe. Niemand
kann mich besser beurteilen als meine
Schüler.
Aus ihrer Kritik habe viel über meine
Stärken und Schwächen gelernt, Nutzen
für meine pädagogische Aufgabe daraus
gezogen und auch immer wieder Ermutigung erfahren, wie diese Beispiele zeigen:
„Als Lehrerin sehen Sie auch ihre Fehler
ein und entschuldigen sich rechtmäßig.
Ihr Vertrauen macht uns stark und hilft
uns immer weiter.“ – „Die witzvolle Lehrerin machte den Unterricht sinnvoll und
schmückte ihn mit tollen Ideen aus.
Manchmal teilte sie die Hausaufgaben
nicht richtig ein.“ – „Es gab zwar manchmal Tage, da waren Sie nicht so gut in Stimmung, aber das muss auch mal sein. Kein
Mensch ist vollkommen. Machen Sie wei-
20°/9°
23°/11°
24°/12°
Südbayern
25°/12°
Das Wetter gestern Mittag:
München: heiter, 21 Grad
Nürnberg: wolkig, 21 Grad
Regensburg: wolkig, 23 Grad
Würzburg: wolkig, 22 Grad
Augsburg: wolkig, 21 Grad
Österreich: Heiter bis wolkig. Erst im
Tagesverlauf vor allem über den Bergen örtlich Schauer oder Gewitter.
Höchstwerte 24 bis 30 Grad.
Südtirol: Zunächst Sonnenschein
und Föhn. Später immer mehr Quellwolken und gebietsweise Regengüsse und Gewitter. 23 bis 29 Grad.
Italien: Über den Alpen und den
Apenninen im Tagesverlauf örtlich
Schauer oder Gewitter. Sonst viel Sonnenschein. Höchstwerte 27 bis 34 Grad.
ANSCHRIFT: Hultschiner Straße 8, 81677 München
Telefon (089) 2183-0, Telefax (089) 2183-8295
RESSORTLEITER: Nina Bovensiepen, Christian Krügel
STELLVERTRETER: Sebastian Beck, Frank Müller, Kassian Stroh
CHEF VOM DIENST, ONLINE: Stefan Simon
MÜNCHEN: Florian Fuchs (-7511); THEMA DES TAGES:
Martin Hammer (-475); LEUTE: Michael Bremmer (-437);
STADTVIERTEL: Thomas Kronewiter (-7293);
LANDKREIS MÜNCHEN: Lars Brunckhorst (-7294);
BAYERN: Nadeschda Scharfenberg (-437); SPORT: Johannes
Schnitzler (-7537); KULTUR: Susanne Hermanski (-403);
LESERBRIEFE: Thomas Soyer (-475);
MULTIMEDIALE PROJEKTE: Birgit Kruse (-475).
LAYOUT: Christian Tönsmann, Stefan Dimitrov (verantwortlich);
Dennis Schmidt; FOTO: Jörg Buschmann (verantwortlich); Petra Payer.
BAD TÖLZ-WOLFRATSHAUSEN: David Costanzo, Untermarkt 2,
82515 Wolfratshausen, Telefon (08171) 4316-0; DACHAU:
Helmut Zeller, Färbergasse 4, 85221 Dachau, Telefon (08131) 5685-0;
EBERSBERG: Karin Kampwerth, Ulrichstraße 1, 85560 Ebersberg,
Telefon (08092) 8266-0; ERDING: Antonia Steiger, Lange Zeile 10, 85435
Erding, Telefon (08122) 9730-0; FREISING: Kerstin Vogel, Johannisstraße 2, 85354 Freising, Telefon (08161) 9687-0; FÜRSTENFELDBRUCK: Christian Hufnagel, Schöngeisinger Straße 38-40, 82256
Fürstenfeldbruck, Telefon (08141) 6114-0; STARNBERG: Sabine Bader,
Gautinger Straße 9, 82319 Starnberg, Telefon (08151) 3605-0.
AUGSBURG: Stefan Mayr, Philippine-Welser-Straße 13,
86150 Augsburg, Telefon (0821) 517025; NÜRNBERG: Olaf Przybilla,
Kaiserstraße 23, 90403 Nürnberg, Telefon (0911) 2055503;
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LESERMARKT MÜNCHEN UND REGION: Robin Routledge;
VERANTWORTLICH FÜR DEN INHALT DER ANZEIGEN:
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ZENTRALE ANZEIGENABTEILUNG MÜNCHEN: Telefon
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ABO-SERVICE:
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R12
SERVICE
PWO
Dienstag, 5. Juli 2016, Nr. 153 DEFGH
Kultur
Kino
Wolfratshausen
Bad Tölz: C A P I TO L
Amortplatz 1, t 08041/9658
Birnenkuchen mit Lavendel, Di, Mi 20 Uhr
Money Monster, 12 Jahre, Di und Mi jeweils um
20 Uhr
Vor der Morgenröte – Stefan Zweig in Amerika, Di,
Mi 20 Uhr
Ich tanze mit dir in den Himmel hinein. Deutsche Schlager von 1929 bis 1969. Mit Anatol Regnier, Julia von Miller und Frederic Hollay. Bei Regen im Foyer der Loisachhalle. Garten, Stadtbücherei, Hammerschmiedweg 3;
Donnerstag, 20 Uhr.
Sommerkonzert der Realschule. Aula, Realschule,
Franz-Kölbl-Weg 2; Donnerstag, 19 Uhr.
Task Force Voralpenland. Lesung von Dinesh Bauer und
Georg Unterholzner, Musik von Gregor und Raphael
Mayrhofer. Garten der Stadtbücherei, Hammerschmiedweg 3. (Bei Regen im Foyer der Loisachhalle) Freitag,
20 Uhr.
Duo ASAP – achtsaitig, vielseitig. Werke für Violinduo
von Prokofjew, Milhaud und anderen. Eintritt frei, Spenden erbeten. Kirche St. Michael; Samstag, 19.30 Uhr.
Bad Tölz: I SA R - KI N O C E N TER
Moraltpark 1 h, t 08041/795240
Bastille Day, 16 J., Di, Mi 20 Uhr
Central Intelligence, 12 Jahre, Di, Mi 17.30 und um
20 Uhr
Ein ganzes halbes Jahr, 12 Jahre, Di, Mi 17.30 und um
20 Uhr
Ice Age 5: Kollision voraus! (3D), Di und Mi
17.30/20 Uhr
The Conjuring II, 16 J., Di, Mi 17.15/20 Uhr
Warcraft: The Beginning (3D), 12 Jahre, Di, Mi
17.30 Uhr
Bad Tölz
Bayerisch-Amerikanisches Chorfestival. Kurhaus, Ludwigstraße 25; Dienstag, 19.30 Uhr.
Duo Via Corda. Konzert für Hackbrett und Harfe, Kleiner
Kursaal, Ludwigstraße 11; Mittwoch, 19.30 Uhr.
Momo. Tanz-Akrobatik-Stück des Gymnasiums gemeinsam mit Jugendlichen der Lebenshilfe, Gabriel-von-SeidlGymnasium, Hindenburgstraße 26; Freitag und Samstag, 20 Uhr; Donnerstag, 19 Uhr.
Tölzer Orgelfesttage. Vom Prater zum Matterhorn,
Stadtpfarrkirche, Marktstraße; Donnerstag, 19.30 Uhr.
Jazz mit Peter Zoelch & Friends. Kleiner Kursaal, Ludwigstraße 11; Freitag, 20.30 Uhr.
Fürstlich Löwensteinische Hofmusic. Kleiner Kursaal,
Ludwigstraße 11; Samstag, 19.30 Uhr.
Konzert mit der Tölzer Jugendstadtkapelle. Kurhaus,
Ludwigstraße 25; Sonntag, 10.30 Uhr.
Tanzcafé mit Rudis Musikexpress. Kurhaus, Ludwigstraße 25; Sonntag, 14.30 Uhr.
Kochel am See: F I LM S T U D IO HEIMAT B ÜHNE
Mittenwalder Str. 14, t 08851/61242
Everybody Wants Some!!, 12 Jahre, Di und Mi um
20 Uhr
Penzberg: K I N O P.
Fraunhoferstr. 8, t 08856/8020882
Das Talent des Genesis Potini, 12 J., Di 20 Uhr
Das Talent des Genesis Potini, OmU, 12 Jahre, Mi
20 Uhr
Ice Age 5: Kollision voraus!, Di, Mi
15/17.30/20.30 Uhr
Power to Change – Die EnergieRebellion, Di um
18 Uhr
Tomorrow: Die Welt ist voller Lösungen, Mi um
18 Uhr
Starnberg: KI N O BR E I T WAND
Wittelsbacherstr. 10, t 08151/971800
Ein ganzes halbes Jahr, 12 J., Di, Mi 17.15 Uhr; Di
auch 19.30 Uhr
Ice Age 5: Kollision voraus! (3D), Di
15.30/17.30/19.30 Uhr; Mi 17 Uhr
Sand Dollars, OmU, Mi 19 Uhr
Tomorrow: Die Welt ist voller Lösungen, Mi
19.30 Uhr
Herrsching: KI N O BR E I T WA ND
Luitpoldstr. 5, t 08152/399610
Das Talent des Genesis Potini, 12 Jahre, Di um
21.15 Uhr
Die Frau mit der Kamera – Abisag Tüllmann, Mi
18 Uhr
Schau mich nicht so an, 16 J., Di 19.30 Uhr
Vor der Morgenröte – Stefan Zweig in Amerika, Mi
19.45 Uhr
Seefeld: K I N O BR E I T WA ND IM SCHLOSS
Schlosshof 7, t 08152/981898
Cafe Belgica, OmU, 12 J., Mi 17.15 Uhr
Cafe Belgica, 12 J., Di 21.45 Uhr
Caracas, eine Liebe, 16 Jahre, Di 21.15 Uhr
Lou Andreas-Salome, 6 J., Di, Mi 19.30 Uhr; Mi auch
17 Uhr
Mr. Turner – Meister des Lichts, 6 Jahre, Mi um
20 Uhr
Nur wir Drei gemeinsam, 12 Jajre, Di um 19.15 Uhr
Nur wir Drei gemeinsam, OmU, 12 Jahre, Mi
19.15 Uhr
Vor der Morgenröte – Stefan Zweig in Amerika, Mi
15 Uhr
Tutzing: K U R -T H E AT E R
Kirchenstr. 3, t 08158/6380
Himmelskind, 6 J., Di 20.15 Uhr
Überraschungsfilm, Mi 20.15 Uhr
Vor der Morgenröte – Stefan Zweig in Amerika, Di,
Mi 18 Uhr
Weilheim: S TA R LI GH T
Schützenstr. 4, t 0881/9011410
Sing Street, Mi 20 Uhr
Tomorrow: Die Welt ist voller Lösungen, Di um
20 Uhr
Weilheim: T R I F T H O F KI N OC ENT ER
Trifthofstr. 58, t 0881/417336
Central Intelligence, 12 J., Di, Mi 20 Uhr
Ein ganzes halbes Jahr, 12 Jahre, Di, Mi 17.30 und um
20 Uhr
Ice Age 5: Kollision voraus! (3D), Di, Mi 17.30 und um
20 Uhr
The Conjuring II, 16 J., Di, Mi 17.15 Uhr
München: K I N O S O LLN
Sollner Str. 43 a, t 089/7499210
Ice Age 5: Kollision voraus!, Di, Mi
14/16.10/18.20/20.30 Uhr
Nur wir Drei gemeinsam, 12 J., Di, Mi 18 Uhr
Vor der Morgenröte – Stefan Zweig in Amerika, Di,
Mi 15.40 Uhr; Di auch 20.15 Uhr; Mi auch 20 Uhr
Murnau: G R I E S B R Ä U K I N O
Murnaustr. 6, t 0611/9770841
Ice Age 5: Kollision voraus!, Di, Mi 15/17/19/21 Uhr
Ice Age 5: Kollision voraus! (3D), Di, Mi
15/17/19/21 Uhr
Vor der Morgenröte – Stefan Zweig in Amerika, Mi
19 Uhr
Gilching: F I LM S TAT I O N
Römerstr. 11, t 081 05 / 27 59 27
Central Intelligence, 12 J., Di, Mi 18.15 Uhr; Mi auch
20 Uhr
Ein ganzes halbes Jahr, 12 J., Di, Mi 16/20.30 Uhr
Ice Age 5: Kollision voraus!, Di 20 Uhr; Mi 16 Uhr
Ice Age 5: Kollision voraus! (3D), Di, Mi 18 Uhr; Di
auch 16 Uhr
Dießen: K I N OWE LT A M AMMERSEE
Fischerei 12, t 088 07 / 94 09 91
Die Poesie des Unendlichen, 6 J., Di, Mi 20.30 Uhr
Ice Age 5: Kollision voraus!, Di, Mi 16.15 Uhr
Ice Age 5: Kollision voraus! (3D), Di, Mi 16/18/20 Uhr
Tomorrow: Die Welt ist voller Lösungen, Di, Mi
18.15 Uhr
Gräfelfing: F I L M E C K I M B Ü R G E R H AU S
Bahnhofsplatz. 1, t 089 / 85 18 22
Die Kommune, 12 J., Mi 19.45 Uhr
Ice Age 5: Kollision voraus!, Di, Mi 17.45 Uhr; Di auch
19.45 Uhr; Mi auch 15.45 Uhr
Benediktbeuern
Momo und die Grauen Herren
„Sie werden doch wissen, wie
man Zeit spart! Einfach schneller arbeiten, alles Überflüssige weglassen, wie zeitraubende Unterhaltungen und nicht
so oft singen, lesen, Sport treiben, wischen und schneller essen können Sie auch. Ist
doch ganz einfach, oder? Ich darf Sie also hiermit in der großen Gemeinschaft der Zeitsparer als neues Mitglied begrüßen. Getreu unserem Motto: Gesparte Zeit ist doppelte
Zeit.“ Entgegen diesem Motto der „Grauen Herren“ aus Michael Endes Buch „Momo“
lädt die Tanz-Theater- und Akrobatikgruppe des Gabriel-von-Seidl-Gymnasiums Bad
Termine
Wolfratshausen
Bauausschusssitzung. Rathaus, Mittwoch, 18 Uhr.
Gemeinsam schmeckt’s besser – Senioren-Mittagstisch. Anmeldung und Fahrdienst: t 08171/16514 oder
29066; Evangelischer Gemeindesaal St. Michael; Dienstag, 12 bis 13 Uhr.
Gesprächskreis ADS/ADHS. Für Interessierte und Betroffene. Anmeldung: t 08171/239699, Landhaus Café,
Sauerlacher Straße 10; Mittwoch, 19.30 Uhr.
Handarbeitskreis flotte Masche. Veranstaltung von Bürger für Bürger. Evangelisches Gemeindehaus, Bahnhofstraße 2; Dienstag, 14 Uhr.
Jochen P. Pabst – Licht und Farbe. Die Ausstellung ist in
der Galerie der Kreisklinik bis 30. September zu sehen.
Mit Bewegung und Musik in den Tag. Bürger-für-Bürger-Angebot, Mehrzweckhalle Farchet, Dienstag, 10
Uhr.
Pop Up. Von Sandra Eder und Daniela Satzinger. Zu sehen bis 20. Juli, Obermarkt 23.
Sektionsabend des DAV-Sektion Wolfratshausen. Mit
Vortrag, Genusstouren Elbsandsteingebirge, Via Alpina
zur Wolfratshauser Hütte. Gasthaus zur Flößerei; Mittwoch, 19.30 Uhr.
Seniorentreff – Bewegung im Sitzen. Angebot von Bürger für Bürger, Evangelisches Gemeindehaus, Bahnhofstraße 2; Dienstag, 10 Uhr.
Bad Heilbrunn
Diavortrag: Mit offenen Augen durch unsere heimische Tier- und Pflanzenwelt. Fachklinik, Wörnerweg 30;
Mittwoch, 19 Uhr.
Führung durch den Kräuterpark. Mit Anmeldung in der
Gästeinformation 08046/323, Treffpunkt: Gästeinformation; Mittwoch, 14.30 Uhr.
Gemeinderatsitzung. Rathaus; Dienstag, 19.30 Uhr.
Wochenmarkt. Auf dem Parkplatz neben dem Rathaus;
Dienstag, 9 bis 13 Uhr.
Bad Tölz
Am Fluss dahoam. WWF-Fotoausstellung: Alpenflusslandschaften – Vielfalt leben von Ammersee bis Zugspitze. Zu sehen bis 15. Juli im Foyer, Landratsamt Bad TölzWolfratshausen, Professor-Max-Lange-Platz 1.
Art meets Fashion. Immer mittwochs von 11 bis 18 Uhr
im Künstlerviertel, Jungmayr-/Fritzplatz.
Atelier- und Handarbeitscafé. Mehrgenerationenhaus,
Klosterweg 2; Dienstag, 14 bis 17 Uhr.
Australien im Kleinformat. VHS-Diavortrag, Kleiner Kursaal, Ludwigstraße 11; Dienstag, 19.30 Uhr.
Bridge-Club. Jeden Mittwoch und Freitag, Anmeldung:
t 08171/3345, Haus am Park, Buchener Straße 6; Mittwoch, 14.30 Uhr.
BRK-Kleidermarkt. Montag bis Donnerstag von 9 bis
13 Uhr; Freitag von 9 bis 14 Uhr und Montag und Dienstagnachmittag von 15 bis 18 Uhr geöffnet, BRK-Kleidermarkt, Am Ried 3.
Der Aufstieg der Münchner Brauereien im 19. Jahrhundert. Vortrag, Stadtmuseum, Marktstraße 48; Dienstag,
19.30 Uhr.
Energieberatung der Verbraucherzentrale Bayern. Jeden ersten Dienstag im Monat. Bitte anmelden unter
t 08041/505-288 oder 0800/809802400. Landratsamt
Bad Tölz-Wolfratshausen, Dienstag, 13 bis 16.45 Uhr.
Geführte Wanderung zum Tegernsee. Mit Bustransfer,
Treffpunkt: Vichyplatz; Dienstag, 13.45 Uhr.
Meditative Wanderung in die Sommernacht. Informationen und Anmeldung bei der Tourismusseelsorge, Treffpunkt: Kurhaus, Ludwigstraße 25; Dienstag, 17 Uhr.
Musizierkreis. Mehrgenerationenhaus, Klosterweg 2;
Mittwoch, 19 Uhr.
Rosa. Kühe und Wasserkarren. Von Christian Stadelbacher. Zu sehen vom 2. bis 10. Juli, 3. bis 7. August und von
7 bis 11. September. Jeweils von 10 bis 17 Uhr, Öha Kunstraum, Jungmayrplatz 11.
Stadtführung. Brunnen, Max-Höfler-Platz; Mittwoch,
14.30 bis 16 Uhr.
Wandern mit dem DAV. Von Inneralpbach (1031 m) auf
den Großen Galtenberg (2424m) Busabfahrt: 7 Uhr am
BOB-Bahnhof (weitere Zustiege möglich). Anmeldung:
t 08041/730451.
Wochenmarkt. Jungmayr-/Fritzplatz; Mittwoch, 8 Uhr.
Benediktbeuern
Kräuter in der Klosterheilkunde. Ausstellung von alten
medizinischen Handschriften, Rezepturen. Bis 11. September, ZUK-Rezeption, Maierhof.
Tölz dieses Jahr zu einer „Zeitverschwendung“ ein: Endes Geschichte um Momo wird
auf der Bühne lebendig. Als Zeitbe- und Zeitentschleuniger treten dabei neben den
Tänzern, Akrobaten, Skatern und Schauspielern des Gabriel-von-Seidl-Gymnasiums
auch ein P-Seminar in Kooperation mit der Lebenshilfe Bad Tölz sowie die Tanzgruppe
der Grundschule Bad Heilbrunn auf. Premiere ist am Donnerstag 7. Juli, um 19 Uhr.
Weitere Aufführungen finden am Freitag, 8. Juli, und Samstag, 9. Juli, jeweils um 20
Uhr statt in der Dreifachturnhalle an der Jahnstraße in Bad Tölz. Karten sind für zehn,
ermäßigt fünf Euro sind online unter www.gvs-momo.de erhältlich. FOTO: VERANSTALTER/OH
Geretsried
Freizeitclub. Evangelisches Gemeindehaus, Petruskirche, Egerlandstraße 39; Mittwoch, 18 Uhr.
Haupt- und Finanzausschusssitzung. Rathaus; Dienstag, 17 Uhr.
Mitgliederversammlung. Verein zur Förderung der gemeinsamen Erziehung behinderter und nichtbehinderter Kinder, Evangelisches Gemeindehaus Petruskirche,
Egerlandstraße 39; Dienstag, 19.30 Uhr.
Radlwerkstatt. Kurt Schäfer hilft bei Radreparaturen (Ersatzteile sind mitzubringen), Garage am Saftladen, Adalbert-Stifter-Straße 15; Mittwoch, 16 bis 18 Uhr.
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Treffen der Selbsthilfegruppe. Angehörige psychisch erkrankter Menschen, 3. Stock, Caritas-Tagesstätte Ausblick, Sudetenstraße 51; Mittwoch, 17 Uhr.
Dietramszell
Icking
Inka-Feuerzeremonie. Schamanenabend. Einöd, Grabenmühle 5; Mittwoch, 19 bis 21.30 Uhr.
Bilderserie Flucht 2015. Zeitbilder von Reinhild Stötzel.
Zu sehen während der gewohnten Öffnungszeiten bis
Ende Juli in der Rathausgalerie.
Ickinger Freizeitspaß. Hüpfburgen, Kletterburgen,
Tischtennis. Geöffnet Freitag 13 bis 19 Uhr, Samstag
und Sonntag 11 bis 19 Uhr, bis 31. Juli, Isarweg 24.
Ickinger Krabbelgruppe. Treffen für Mütter mit kleineren Kindern zum Spielen, Basteln und Kennenlernen,
Evangelische Auferstehungskirche; Dienstag, 16 Uhr.
Klausur – Vom Leben im Kloster. Einblicke in den Alltag
der Beuerberger Ordensschwestern. Zu sehen mittwochs bis sonntags und an Feiertagen 11 bis 19 Uhr, bis
16. Oktober. Kloster Beuerberg.
Kochel am See
Seegespräche Sommerfest. M-U-T Festival, Ausstellungen, Konzerte, Kabarett, Filmvorführungen, 8. bis 10. Juli
im Schloss Kempfenhausen.
Geretsried
Ein Märchenhafter Kriminalfall. Theaterprojekt des Arbeitskreises für Menschen mit Behinderung in Kooperation mit der Komischen Gesellschaft, Pfarrzentrum Heilige Familie, Johannisplatz 21; Sonntag, 12.15 Uhr.
Sara Sucks. Rock und Covermusik, Village im Kulturtal
Obermühle, Obermühle 1; Freitag, 21 Uhr.
Königsdorf
Icking
Heimatmuseum. Sonderausstellung: Schule einst in
Bayern, Königsdorf und Geretsried. Bis Oktober sonntags von 9.30 bis 12 Uhr geöffnet. Gruppen nach Vereinbarung unter t 08179/776, Heimatmuseum, Beuerberger Straße 6.
Die fremde Tochter. Von Gerlind Reinshagen. Theateraufführung der Mittel- und Oberstufe des Gymnasiums,
Pädagogisches Zentrum Rainer-Maria-Rilke-Gymnasium, Ulrichstraße 1-7; Dienstag, Freitag, 20 Uhr.
Lenggries
Lauftraining für jedermann. Angebot des Skiclubs Lenggries. Für Mitglieder und interessierte Sportler. Treffpunkt bei der Dionysius Kirche, Schloss Hohenburg;
Dienstag, 18 bis 19 Uhr.
Mittagsstammtisch. Offene Gruppe, Landgasthof Wieserwirt, Karwendelstraße 25; Mittwoch, 12 Uhr.
Habach
Lenggries
Schul-Theater: Aus dem Leben einer Prinzessin. Komödie, Eintritt frei, Mittwoch und Freitag um 19.30 Uhr, St.
Ursula Gymnasium, Schloss Hohenburg.
Münsing
Vortrag und Diskurs: Loriot und die Zeichenkunst der
Ironie. Mit Dietrich Grünewald, Kunstwissenschaftler.
Freiraum, Bachstraße 1 a; Donnerstag, 19.30 Uhr.
Großweil
Münsing
Leben in den Bergen. Alpen – Himalaya. Sonderausstellung zu sehen bis 11. November, Freilichtmuseum Glentleiten, an der Glentleiten 4.
Spielenachmittag für Jung und Alt. Pfarrheim, Holzhausener Straße 2; Mittwoch, 14.30 Uhr.
Penzberg
Penzberg
Kunst & Wein – Wein & Kunst. Mit Führung durch das
Museum. Museum Penzberg, Am Museum 1, Donnerstag, 19 bis 21 Uhr.
Flow. Werke von Clemens Büntig. Täglich zu sehen von
10 bis 12 und 14 bis 17 Uhr, bis 10. Januar, ZIST, Zist 3.
Kinderchor. Für Kinder ab sechs Jahren, Information unter t 08856/82543, Musikzentrum Penzberg, Im Thal 4;
Dienstag, 17 bis 18 Uhr.
Vocalensemble Penzberg. Chorprobe, Information:
t 08856/9857, Grundschule an der Südstraße; Mittwoch, 19.30 Uhr.
Exprompt. Weltmusik aus Russland, Seeresidenz Alte
Post, Alter Postplatz 1; Donnerstag, 20 Uhr.
Der Räuber Hotzenplotz. Mit dem Figurentheater Ingolstadt, Gemeindesaal im Feuerwehrhaus; Sonntag, um
16 Uhr.
Seeshaupt
Grillnachmittag für Senioren. Nachbarschaftshilfe, Tiefentalweg 9; Mittwoch, 14.30 Uhr.
Juschi Bannaski & Sebastian Heinsdorff. Malerei und
Skulpturen. Zu sehen bis 23. Juli, Seeresidenz Alte Post,
Alter Postplatz 1.
Starnberg
An diesem Dienstag, 5. Juli, 19.30 Uhr, lädt
die Tölzer Volkshochschule zur Multivisions-Show „Australien im Kleinformat“ in den Kleinen Kursaal ein. Trauminseln, Regenwald, Outback, Aborigines: Australiens Bundesstaat Queensland bietet viele Attraktionen und Freizeitmöglichkeiten. Reisejournalist Harald Mielke präsentiert seine abwechslungsreiche Tourin Bildern mit den Inseln der Whitsundays, dem Great
Barrier Reef sowie dem Süden Queenslands mit der weltgrößten Sandinsel Fraser Island und der angesagten Sunshine Coast.
FOTO: VERANSTALTER/OH
Seeshaupt
Sachsenkam
Männerchor Sachsenkam. Chorprobe. Neue Stimmen
sind willkommen, Ehemaliges Schulhaus; Dienstag, 20
Uhr.
Queensland erkunden
Berg
Gemeinderatssitzung. Rathaus, Kalmbachstraße 11;
Dienstag, 19 Uhr.
Offener Mutter-Kind-Treff. Gemeindekindergarten,
Badstraße 1; Mittwoch, 15 bis 17 Uhr.
10:00Uhr - stä ndig aktuell
Lebensfreude – Lichtgestalten. Arbeiten von Lioba Siemers, zu sehen bis 17. Juli, Kloster, Kreuzgang, Don-Bosco-Straße 1.
Ulrichswoche. Mittwoch um 10 Uhr Empfang des Ulrichschreins im Klosterhof Benediktbeuern, anschließend
Prozession in die Basilika. Von 13.30 Uhr an Angebote
rund um das Kloster, 16 Uhr Pontifikalvesper, 19 Uhr
„Youth meets Ulrich“ – Jugendgebet und Verabschiedung des Ulrichschreins.
Eurasburg
Ickinger Teestube. Treffpunkt für Flüchtlinge und
Ickinger Bürger, Gespräche und Brettspiele, Evangelisches Gemeindehaus, Ichoring 47; Dienstag von 15 bis
18 Uhr.
Norbert Rosenthal liest Lena Christ und Ludwig Thoma. Gasthof Zur Post, Dorfplatz 1; Samstag, 19 Uhr.
Patrozinium und Primiz. Mit der Spatzenmesse von
W. A. Mozart. Chor und Basilikaorchester, Kloster, Basilika, Don-Bosco-Straße 1; Sonntag, 10 Uhr.
Kneipp-Aktionstag. Kneippanlage, Am Mühlbergschlössl; Mittwoch, 16 Uhr.
Film- und Videoclub Starnberger See. Kambodscha –
Das Reich der Khmer und Thailand – Bootsfahrt durch einen Mangrovenwald, Schlossberghalle, Vogelanger 2;
Dienstag, 19.30 Uhr.
Franz Graf von Pocci – ein Multitalent vom Starnberger See. Ausstellung im Museum Starnberger See, Possenhofener Straße 5.
Hinaus. Bilder von Wald und See von Sibylle Thebe. Zu
sehen bis 4. August. Dienstag bis Freitag von 10 bis 18
Uhr; Samstag von 10 bis 13 Uhr. Fee am See.
Tegernsee
Sonderausstellung. Horst Janssen – Ich will Norweger
werden. Horst Janssens Reise nach Skandinavien mit Gesche Tietjens. Ausstellung zu sehen bis 11. September,
Dienstag bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr. Olaf-Gulbransson-Museum, Im Kurgarten 5.
Notdienste
Polizei 110
Feuerwehr 112
Rettungsdienst/Notarzt 112
Apotheken-Notdienst
Festnetz (0800) 0022833 (kostenfrei)
Handy 22833 (bis zu 69 Cent/Min.)
Dienstag: Ahorn-Apotheke, Geretsried, Sudetenstraße 41, (08171) 818070; Alte Apotheke, Lenggries, Tölzer Straße 10, (08042)
8767; Bahnhof-Apotheke, Wolfratshausen,
Bahnhofstraße 15, (08171) 29550; Kur-Apotheke, Bad Heilbrunn, Ferdinand-Maria-Straße 3, (08046) 1466; Seemüller-Apotheke im
HEP, Holzkirchen, Rosenheimer Straße 21,
(08024) 3030459;
Kassenärztlicher Notdienst
116 117
Privatärztlicher Notdienst
(089) 19257
Zahnärztlicher Notdienst
(089) 7233093
Krisendienst Psychiatrie
(0180) 655 3000
Sucht-Hotline
(089) 282822
Frauennotruf
(089) 763737
Katholische Telefonseelsorge
(0800) 1110222
Evangelische Telefonseelsorge
(0800) 1110111
BAYERN
DEFGH Nr. 153, Dienstag, 5. Juli 2016
R13
★
POLITIKUM
Einfach nur
noch widerlich
von andreas glas
W
enn Politiker ihr Ehrenwort geben, dann kann man sich
schon an Uwe Barschel erinnert fühlen. So gesehen war es nicht
klug, dass der Regensburger Oberbürgermeister Joachim Wolbergs zu seiner
Verteidigung die gleichen Worte benutzte wie einst Barschel, der ja nicht nur der
berühmteste Ehrenwortgeber der deutschen Politikgeschichte war, sondern
auch der berühmteste Ehrenwortbrecher. Das hat sich wohl auch Peter Kittel
gedacht, Unternehmer und Herausgeber der Regensburger Stadtzeitung, die
zwar Zeitung heißt, aber im Grunde ein
Anzeigenblatt ist. Welche Fantasien der
Barschel-Gedanke in Kittels Hirn noch
so ausgelöst hat, war in der neuesten Ausgabe der Stadtzeitung zu sehen. Dort
war das berühmte Schwarz-Weiß-Foto
abgebildet, das den toten Uwe Barschel
zeigt, der in Anzughose, Hemd und Krawatte in einer Badewanne liegt. Mit einem Unterschied: dem Gesicht von Wolbergs als Fotomontage.
Hat sich der OB von Baufirmen
schmieren lassen? Um diesen Verdacht
geht es in der Regensburger Parteispendenaffäre, die Justiz ermittelt. Ein Verdacht, so ungeheuerlich, dass die Frage
erlaubt sein muss, ob Wolbergs noch ein
glaubwürdiger Oberbürgermeister sein
kann. Und zwar unabhängig davon, ob
die Vorwürfe strafrechtlich relevant
sind. Es ist die Pflicht der Journalisten,
diese Frage zu stellen. Was sich Herausgeber Kittel erlaubt, hat damit aber
nichts zu tun – es ist nur widerlich. Zumal neben dem Foto geschrieben steht,
dass Wolbergs „allenfalls ein Warmduscher“ sei, „heiße Vollbäder sind wohl
eher nichts für ihn“. Geht’s noch? Man
könnte das natürlich ignorieren, zumal
Kittel das Foto inzwischen aus der Online-Ausgabe der Stadtzeitung entfernt
hat. Wäre da nicht die dauernde Hetze gegen Flüchtlinge in Kittels Blatt. Und wären da nicht dessen Anzeigenkunden
und die Regensburger Society, die Kittel
hofiert. Die Presse feiert ihn für seine
Events, die er auf die Beine stellt, unter
anderem hat Kittel den Papstbesuch
2006 organisiert, und jedes Jahr veranstaltet er den Weihnachtsmarkt auf
Schloss Thurn und Taxis – im Auftrag
von Fürstin Gloria. All diese Leute sollten sich mal Gedanken machen, ob sie
die Widerlichkeiten protegieren wollen.
Grüne sehen Windkraft
wegen 10 H am Ende
München – Bei den Landratsämtern in
Bayern ist im ersten Quartal 2016 kein einziger Antrag auf Genehmigung eines Windrads eingangen. Das hat das Wirtschaftsministerium jetzt auf eine Anfrage der Landtags-Grünen geantwortet. Insidern zufolge gilt das auch für das zweite Quartal
2016. Damit hat sich erfüllt, was WindkraftFans und Experten seit Langem vorhergesagt haben: Das 10-H-Gesetz der Staatsregierung, nach dem der Abstand zwischen
Windrädern und Siedlungen das Zehnfache der Anlagenhöhe betragen muss, hat
den Ausbau der Windenergie in Bayern
komplett gestoppt.
Der
Grünen-Abgeordnete
Martin
Stümpfig übt deshalb heftige Kritik: „Der
Schaden, den Staatsregierung und CSU
mit 10 H angerichtet haben, ist immens“,
sagt er. „Nimmt man ihre selbstgesteckten
Ziele, dann ist der Ausbau der Windkraft
nicht einmal auf der Hälfte der Wegstrecke
stecken geblieben.“ In ihrem Energieprogramm von 2011 hatte die Staatsregierung
davon gesprochen, dass sie bis zur Abschaltung des letzten Atomkraftwerks in Bayern im Jahr 2021 tausend bis 1500 neue
Windräder aufstellen wolle. Bis Ende 2015
wurden 527 Anlagen errichtet. Derzeit sind
noch 118 Anträge in der Bearbeitung. Experten rechnen damit, dass davon allenfalls die Hälfte genehmigt wird. „Dann ist
endgültig Schluss mit der Windkraft in
Bayern“, sagt Stümpfig. Er verlangt eine
neue Debatte über die umstrittene Abstandsregelung. „Wir haben eindringlich
davor gewarnt, dass die Windkraft mit
10 H an die Wand gefahren wird. Genau das
ist jetzt passiert“, sagt er. „Deshalb muss
10 H auf den Prüfstand, wie uns das die
CSU vor einem Jahr im Wirtschaftsausschuss des Landtags versprochen hat.“
Auch bei Ostwind, einer der führenden
bayerischen Windkraft-Firmen, sieht man
keine Perspektiven für die Windenergie im
Freistaat mehr. Das Unternehmen errichtet derzeit in den Staatswäldern nahe dem
mittelfränkischen Weißenburg den Windpark Reichertshüll. Er wird einmal zehn
Windräder mit jeweils 3,3 Megawatt umfassen und Strom für 22 500 Haushalte liefern. Damit ist er nicht nur der größte WaldWindpark in Bayern. „Sondern auch für absehbare Zeit das letzte bayerische Windprojekt dieser Dimension“, wie Ostwind-Geschäftsführer Rolf Bungart anlässlich des
Spatenstichs sagte. Als Grund nannte er
das 10-H-Gesetz.
christian sebald
„Wer nicht an Engel glaubt, ist dir nie begegnet“, steht auf Peggys Gedenkstein auf dem Friedhof in Nordhalben. Als Todesdatum ist der Tag des Verschwindens eigetragen. Doch das Grab ist leer.
FOTO: D. EBENER/DPA
Endlich Gewissheit
Kann der Fall Peggy nach 15 Jahren geklärt werden? Die Skelettreste, die ein Pilzsammler gefunden hat, stammen nach Angaben der Ermittler
„höchstwahrscheinlich“ von dem Mädchen. Die Mutter kann ihr Kind beerdigen. Aber wer es getötet hat, weiß man noch immer nicht
von katja auer
und olaf przybilla
Nordhalben/Rodacherbrunn – Es ist eine
beliebte Gegend zum Pilzesammeln, das
Waldstück an der ehemaligen deutschdeutschen Grenze. Steinpilze soll es geben
und Pfifferlinge. Die Vögel zwitschern, die
Sonne sucht sich ihren Weg durch die dunklen Fichten, als am Montagmorgen ein Polizeibus nach dem anderen vorfährt. Am
Samstag hat ein Pilzsammler Skelettreste
gefunden, die eines Kindes wohl, wahrscheinlich die Überreste von Peggy. Das
Mädchen aus dem oberfränkischen Lichtenberg ist seit 15 Jahren verschwunden,
die damals Neunjährige kam nach der Schule nicht nach Hause. Es ist einer der spektakulärsten Vermisstenfälle der deutschen
Justizgeschichte, mit all ihren Auswüchsen, Verdächtigungen, Verschwörungstheorien. Einen Täter gibt es nicht, nicht mehr,
und lange gab es auch keine Leiche.
In dem Wald wurden auch
Gegenstände entdeckt,
die auf Peggy hindeuten
Nun könnte die Ungewissheit ihr Ende
in diesem letzten Ausläufer des Frankenwaldes gefunden haben, im ehemaligen
Grenzstreifen, zwischen Nordhalben in
Oberfranken und Rodacherbrunn in Thüringen. Gar nicht weit weg von Peggys Heimatort Lichtenberg. Das endgültige Ergebnis der Rechtsmedizin steht zwar noch aus.
Die Ermittler gehen trotzdem davon aus,
dass sie Peggy gefunden haben.
Eine Hundertschaft der Bereitschaftspolizei rückt an, in festen Stiefeln und mit Stöcken in der Hand. Leichensuchhunde sind
im Einsatz, sie bellen in der Ferne. Rot-weißes Flatterband, von Baum zu Baum gespannt, sperrt das Waldstück von der Straße ab. Holzlaster fahren vorbei, auf dem
Weg zum Sägewerk. Seit Samstag ist die Polizei auf der Suche, die Skelettreste wurden
geborgen und werden rechtsmedizinisch
untersucht. Am Sonntag musste die Aktion unterbrochen werden, das Wetter war
zu schlecht. Eine Dame auf der thüringischen Seite sieht schon den ganzen Vormittag die Polizeiautos vorbeifahren, sie hat
gehört, was los ist. Sie gehe da selber gerne
Pilze sammeln, sagt sie, aber an so was ha-
be ja niemand gedacht. Die Geschichte von
Peggy kennt sie natürlich, Lichtenberg ist
ja nur etwa 15 Kilometer entfernt.
Noch näher ist das leere Grab des Mädchens, das seine Mutter in einem Ortsteil
von Nordhalben hat anlegen lassen. Ausgerechnet. Dahin war sie nach dem Verschwinden des Kindes umgezogen. Das
Grab ist inzwischen verwildert, der Löwenzahn sprießt und der Buxbaum wurde lange nicht mehr geschnitten. Vom Grabstein
lächelt das Mädchen, als Todestag ist der
7. Mai 2001 angegeben, der Tag seines Verschwindens. „Wer nicht an Engel glaubt,
ist dir nie begegnet“, steht auf dem Stein geschrieben, aber die Schrift verschwindet
langsam hinter dem wuchernden Grün.
Es ist ein turbulenter Tag, und die Ermittler tragen einen Teil dazu bei: Der
Oberstaatsanwalt in Gera, Thomas Villwock, dementiert noch am Mittag Spekulationen, wonach es sich bei dem Skelett
wahrscheinlich um Überreste von Peggy
handeln könnte. Auch von Informationen,
es seien Gegenstände in der Nähe des Fundorts entdeckt worden, die auf Peggy deuten, will er nichts wissen. „Davon ist mir
nichts bekannt“, sagt der Staatsanwalt.
Erst am Dienstag wolle er über Details sprechen, wenn alles klar ist. Fragt man kurz
darauf bei Ermittlern in Bayreuth nach,
klingt das ganz anders. „Wir gehen mit hoher Wahrscheinlichkeit davon aus, dass es
sich um Peggy handelt“, sagt einer. Immerhin seien Gegenstände, die auf Peggy deuten, in der Nähe entdeckt worden.
Stunden später will der Leitende Oberstaatsanwalt in Bayreuth, Herbert Potzel,
zwar nicht konkret sagen, welche Gegenstände im Wald gefunden wurden, ob es
sich um Kleidungsstücke handelt oder womöglich um Peggys Schulranzen. Dass es
sich bei den Überresten aber „höchstwahrscheinlich“ um das Mädchen handele, lasse sich sowohl aus ersten Ergebnissen der
rechtsmedizinischen Untersuchung wie
auch aus den gefundenen Gegenständen
schließen. Die Leiche war wohl vergraben,
auch wenn der Pilzsammler einige Knochen auf dem Waldboden gefunden hat.
Potzel sagt, er gehe nicht davon aus, dass
der Fundort auch der Tatort war.
Für Gudrun Rödel, die ehrenamtliche
Betreuerin von Ulvi K., ist es ein schwieriger Tag. Sie hat gekämpft dafür, dass der
heute 38-Jährige die Psychiatrie verlassen
konnte. Ulvi war 2004 nach einem Geständnis wegen Mordes an Peggy verurteilt worden. Aber Rödel sammelte so viele Indizien, sie kämpfte so lange, bis endlich ein
Wiederaufnahmeverfahren
eingeleitet
wurde. An dessen Ende stand: Es gibt keinen Tatzeugen, es gibt keine Spuren, auch
keinen Tatort und keine Leiche. Letzteres
könnte sich jetzt geändert haben. Ulvi K.
wurde vor zwei Jahren freigesprochen.
Und jetzt? Rödel hielt es immer für wahrscheinlich, dass Peggy noch lebt, dass sie
verschleppt wurde. Und sie kann aus dem
Stegreif Argumente aufzählen, welche Augenzeugen Peggy wann und wo gesehen ha-
„ich selbst bin da schon oft gewandert“.
15 Jahre lang diese Ungewissheit, ständig
neue Verdächtigungen. Einmal wurde ein
Grab am Friedhof geöffnet, sogar der Hof
eines Lichtenbergers wurde umgegraben.
Immer ohne Ergebnis. Fanden sich irgendwo verdächtige Knochenreste, dann waren
sie nie von Peggy. Die Hoffnung des Ortes?
„Dass alle irgendwann zur inneren Ruhe
kommen und Frieden mit dem Fall schließen können.“ Endlich.
Michael Euler ist der Anwalt, der das
Wiederaufnahmeverfahren für Ulvi K. beantragt hat. Auch er hofft, dass durch den
Fund „endlich mal klar wird, was mit dem
der Stelle kam, war dort nichts dergleichen
zu finden. „Womöglich ist da jemand gestört worden und ist weiter gefahren“, vermutet Euler. Eines immerhin könne man
jetzt schon ausschließen: Konsequenzen
für Ulvi K. Egal, was herauskomme jetzt,
das Verfahren gegen seinen ehemaligen
Mandanten sei abgeschlossen: „Erneut angeklagt werden kann er so oder so nicht.“
Neben Ulvi K. gab es in dem Fall immer
wieder Verdächtige. Ein Mann aus der Nähe von Halle stand lange besonders im Fokus. Er war schon kurz nach Peggys Verschwinden ins Visier der Ermittler geraten. Ermittler entdecken ein Amulett mit
dem Buchstaben „P“ und ein Foto des Mädchens bei ihm. Er hatte offenbar auch Peggys Namen an die Wand seiner Wohnung
geschrieben. In Vernehmungen gab er an,
er tue dies, um sich an Peggy zu erinnern.
2012 wurde der Mann vom Landgericht
Halle wegen sexuellen Missbrauchs seiner
eigenen Tochter zu sechs Jahren Haft verurteilt. Nur: Für einen dringenden Tatver-
Einen Verdächtigen gibt es
aktuell nicht, aber eine neue
Soko mit 30 Mitgliedern
Eine Hundertschaft der Polizei durchkämmte das Waldstück an der ehemaligen deutschdeutschen Grenze, wo die Knochen eines Kindes gefunden wurden. FOTO: BODO SCHACKOW/DPA
ben wollen. Unter anderem in der Türkei.
Rödel hat sehr viele Akten gelesen, aber
jetzt sieht es doch ganz anders aus. „Ich
kann das nicht glauben“, sagt sie.
In Lichtenberg wissen sie stundenlang
gar nicht mehr, was sie glauben sollen am
Montag. „Das elektrisiert hier jeden“, sagt
der Sprecher der fränkischen Kleinstadt,
der Schriftsteller Rudolf von Waldenfels.
Schon deshalb, weil ja die Überreste nicht
„Hunderte Kilometer entfernt“ gefunden
wurden, sondern gleich in der Umgebung,
Kind tatsächlich passiert ist“. Dass ein Pilzsammler auf ein Skelett gestoßen ist, hält
er für einen Hinweis darauf, dass die Überreste wohl nicht weit unter dem Boden gelegen haben können. Wenn sich nun wirklich
herausstelle, dass es sich um Peggy handelt, könnte das mit der Beobachtung eines Zeugen in Einklang zu bringen sein,
sagt er. Der Zeuge wollte nach dem Verschwinden Peggys im Jahr 2001 einen leblosen Mädchenkörper im Norden Oberfrankens gesehen haben. Als die Polizei aber zu
dacht reichte keines der Indizien aus, wie
auch bei weiteren Verdächtigen. Momentan gebe es „kein Verfahren mehr gegen eine konkrete Person“, sagt Oberstaatsanwalt Potzel. Nur ein Ermittlungsverfahren
gegen unbekannt ist noch anhängig. Und
natürlich erhoffen sich die Ermittler nun
neue Erkenntnisse, nachdem es so aussieht, als müssten sie nicht mehr in einem
Mordfall ohne Leiche ermitteln. Am Montag wurde die bisherige Ermittlergruppe
„Peggy“ zur Sonderkommission erweitert
und auf 30 Mitglieder aufgestockt.
Egal wie: Gudrun Rödel kämpft weiterhin darum, Ulvi K. vollständig zu rehabilitieren. Er war zwar im Mai 2014 vom Mordvorwurf freigesprochen worden, nicht
aber vom Vorwurf sexuellen Missbrauchs.
Der inzwischen 38 Jahre alte Mann lebt
seit seiner Entlassung aus der Psychiatrie
in einer Einrichtung für behinderte Menschen in der Nähe von Bayreuth und arbeitet in einer Werkstatt. „Es zeigt dort tadelloses Verhalten“, berichtet Rödel. Alle seien
angetan von ihm, es habe seit seiner Entlassung „keinerlei Vorkommnisse“ gegeben.
Die lange Suche nach Peggy
Am 7. Mai 2001 verschwand das neunjährige Mädchen auf dem Schulweg, es gab mehrere Verdächtige und einen nachträglichen Freispruch. Eine Chronologie
Lichtenberg – Der spektakuläre Fall Peggy beschäftigt seit Jahren Ermittler und Öffentlichkeit. Eine Chronik der Ereignisse:
7. Mai 2001: Die neunjährige Peggy aus
dem oberfränkischen Lichtenberg verschwindet auf dem Heimweg von der Schule. Sogar Flugzeuge werden bei der Suche
nach ihr eingesetzt, ohne Erfolg.
September 2001: Die Polizei nimmt den
23 Jahre alten Ulvi K. fest. Der geistig behinderte Mann gibt an, sich an Peggy und weiteren Kindern sexuell vergangen zu haben.
22. Oktober 2002: Die Ermittler präsentieren Ulvi K. als mutmaßlichen Mörder. Er
wird in einer Psychiatrie untergebracht.
7. Oktober 2003: Vor dem Landgericht
Hof beginnt der Prozess gegen Ulvi K.
30. April 2004: Ulvi K. wird wegen Mordes an Peggy zu lebenslanger Haft verurteilt. Nach einem Indizienprozess hält ihn
das Gericht für schuldig, Peggy erwürgt zu
haben. Er habe eine Vergewaltigung vertuschen wollen, urteilen die Richter.
17. September 2010: Ein wichtiger Belastungszeuge widerruft seine Aussage. Er habe falsch ausgesagt, um sich Hafterleichterungen zu sichern. Ulvi K. habe in der Haft
keinen Mord gestanden, gibt er nun an.
4. April 2013: Der Anwalt des geistig behinderten Mannes, Michael Euler, beantragt
die Wiederaufnahme des Falls.
8. Januar 2014: Auf dem Friedhof Lichtenberg öffnen die Ermittler ein Grab einer
81-Jährigen. Sie vermuten, dass Peggys Leiche dort abgelegt sein könnte. Doch sie fin-
den keine Hinweise. Ermittler hatten Hinweise darauf erhalten, dass Peggys Leiche
in dem Grab versteckt sein könnte. Die
81-Jährige war kurz nach dem Verschwinden des Mädchens beerdigt worden.
B 90
10. April 2014: Auf Anordnung des Landgerichts Bayreuth beginnt das Wiederaufnahmeverfahren. Zum Prozessauftakt erhebt
der Anwalt von Ulvi K. schwere Vorwürfe
gegen die damaligen Ermittler.
Rodacherbrunn
THÜRINGEN
Fundort
Lichtenberg
7. Mai 2014: Das Gericht beendet seine Beweisaufnahme. Eine Woche später wird Ulvi K. vom Mordvorwurf freigesprochen.
BAYERN
B 173
2 km
SZ-Karte
18. Februar 2015: Die Staatsanwaltschaft
stellt ihre Ermittlungen gegen konkrete
Personen ein. Ein Ermittlungsverfahren
gegen Unbekannt wird aufrechterhalten,
um mögliche Spuren weiterzuverfolgen.
19. März 2015: Das Oberlandesgericht
Bamberg entscheidet, dass Ulvi K. aus der
Psychiatrie entlassen werden soll.
3. Juni 2015: Die ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY... ungelöst“ greift den Fall auf.
Mai 2016: Ein im Fall Peggy ehemals verdächtigter Mann fordert Schadenersatz
von mehr als 20 000 Euro. Ermittler hatten
2013 auf der Suche nach dem verschwundenen Mädchen sein Grundstück in Lichtenberg zum Teil metertief durchsuchen lassen. Die Ermittler hatten dabei zwar Knochenreste gefunden. Diese stammten aber
nicht von Peggy.
2. Juli 2016: Ein Pilzsammler findet in einem Wald in Thüringen Skelettreste. Laut
Staatsanwaltschaft stammen sie „höchstwahrscheinlich“ von Peggy.
prz, dpa
R14
BAYERN
Dienstag, 5. Juli 2016, Nr. 153 DEFGH
BAYERN IN KÜRZE
Gabriele Goderbauer
gestorben
Abweisung der Klage begrüßt
München – Staatsregierung und Landtags-Grüne haben begrüßt, dass das
Landgericht Hannover eine millionenschwere Schadenersatzklage des Energiekonzerns Eon wegen der Stilllegung
von Isar 1 und anderer Atomkraftwerke
im Jahr 2011 abgewiesen hat. „Wir haben der Klage von Anfang an gelassen
entgegengesehen, weil die Rechtsposition ziemlich eindeutig war“, sagte eine
Sprecherin von Finanzminister Markus
Söder (CSU). „Das ist vom Gericht jetzt
bestätigt worden.“ Das Finanzministerium vertrat den Freistaat vor Gericht.
Für Umweltministerin Ulrike Scharf
(CSU) bestätigt der Gerichtsbeschluss
den Konsens über den Atomausstieg.
„An ihm wird nicht gerüttelt – spätestens 2022 geht der letzte Reaktor vom
Netz.“ Grünen-Fraktionschef Ludwig
Hartmann sprach von einem zu Recht
gescheiterten „Erpressungsmanöver“.
Eon hatte geklagt, weil die zunächst auf
drei Monate befristete Stilllegung von
Isar 1 und den anderen Reaktoren eine
Enteignung gewesen sei. Dabei hatte
Eon die Anlagen freiwillig abgeschaltet,
bevor die Anordnung erging. cws
41-Jähriger ertrinkt in Bach
Memmingen – Ein 41 Jahre alter Mann
ist in Memmingen betrunken in einen
Bach gestürzt und ertrunken. Wie die
Polizei am Montag mitteilte, fand ein
Nachbar den Mann am Freitagmorgen.
Rettungskräfte konnten nur noch seinen Tod feststellen – und fanden heraus, dass er schon mehrere Stunden tot
im Bach gelegen hatte. Nach einer Obduktion steht fest, dass der Mann ertrunken ist. Auch der Alkohol im Blut
sei festgestellt worden. Die Polizei geht
von einem Unfall aus: Der 41-Jährige sei
eine Böschung hinabgestürzt und im
flachen Wasser liegen geblieben. dpa
Nur im Wald fühlt sich der 40-jährige Wolfgang Schreil, genannt Woid Woife, richtig wohl. Am liebsten ist er nur mit Hund Else unterwegs.
Woid Woifes Welt
Mann droht mit Messer
Regensburg – Ein 55 Jahre alter Mann
soll an der Universität Regensburg mehrere Menschen mit einem Messer bedroht haben. Die Beamten hätten den
Mann widerstandslos festgenommen,
teilte die Polizei am Montag mit. Der
55-Jährige habe sich offensichtlich in
einem psychischen Ausnahmezustand
befunden. In der Nähe des Tatorts entdeckten die Beamten, die mit einem
Großaufgebot angerückt waren, zwei
Messer. Verletzt wurde niemand. dpa
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Mehr Kinder in der Kita
Fürth – Die Zahl der unter Dreijährigen
in Bayern, die in einer Kinderkrippe
betreut werden, steigt. Anfang März
verzeichneten die Kitas 88 235 Kinder
aus dieser Altersgruppe, wie das statistische Landesamt am Montag mitteilte.
Das bedeutete einen Anstieg von fast
drei Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Bei den Kindergartenkindern lag das
Plus bei gut zwei Prozent, bei den
Sechs- bis unter 14-Jährigen bei mehr
als drei Prozent. Insgesamt seien zum
Stichtag mehr als 533 000 Minderjährige in Tageseinrichtungen betreut worden, 2,6 Prozent mehr als im Vorjahr.
Die Zahl der Plätze habe sich im selben
Zeitraum um 2,1 Prozent auf gut
596 000 erhöht. kna
Wanderer stirbt bei Bergtour
Marktschellenberg – Ein Wanderer
aus Nordrhein-Westfalen ist bei einer
Tour in den Berchtesgadener Alpen
ums Leben gekommen. Der 71-Jährige
aus Overath war zusammen mit einer
Gruppe aus seiner Heimat zu einer Bergwanderung am Untersberg aufgebrochen, wie die Polizei am Montag berichtete. Plötzlich brach der pensionierte
Sportlehrer zusammen und rutschte
30 Meter über steiles Wiesengelände
ab. Wanderfreunde stiegen zu ihm hinunter und versuchten ihn wiederzubeleben – vergebens. Auch der mit einem
Hubschrauber eingeflogene Notarzt
konnte nur noch den Tod des Wanderers feststellen. Die Bergwacht barg die
Leiche, die anschließend ins Tal geflogen wurde. Laut Polizei starb der Mann
eines natürlichen Todes. dpa
Bayern und Wirtschaft
Telefon: 089/21 83-437, Fax -83 81
[email protected]
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FOTO: STEPHANIE PROBST
Wolfgang Schreil ist am liebsten im Bayerischen Wald unterwegs, beobachtet und fotografiert Flora und Fauna:
Dort fühlt er sich als Teil des Ganzen und als Gast auf dieser Welt. Und er möchte ein guter Gast sein
von stephanie probst
Bodenmais – Auf Handtüchern und Decken liegt ein Rehkitz in einer geschützten
Nische zwischen Couch und Wand, mit einer blutenden Verletzung am Hals und glasigen Augen. Wolfgang Schreil streichelt
mit seinen großen Händen behutsam über
das Fell, die Stirn in viele Sorgenfalten gelegt. Vor einer halben Stunde wurde ihm
das Kitz gebracht, ein Hund hatte es angefallen und verletzt. „Warum können die
Leute ihre Hunde nicht einfach anleinen“,
sagt Schreil und schüttelt den Kopf. Vor allem im Frühjahr werden bei dem 40-Jährigen immer wieder verletzte oder verwaiste
Tiere abgegeben. Auch Findlingsvogel Fridolin wohnt seit ein paar Wochen bei
Schreil und seiner Frau Sabine. Als der Bodenmaiser die Käfigtür öffnet, flattert der
kleine Vogel heraus und landet auf dem Anhänger von Schreils Kette, einem kleinen
Rehhorn. „Er glaubt, ich bin seine dicke Mama“, sagt Schreil und lacht.
Mit seinen Fotos konnte er
sogar den Bau
einer Gondelbahn verhindern
Im Bayerischen Wald ist der große, kräftige Mann als „Woid Woife“ bekannt. Es
heißt, er sei ein Tierflüsterer. Nicht zuletzt,
weil er Hunderte Wildtiere mit seiner Kamera auf der Hochzell, seinem Heimatberg, festgehalten hat. Ganz ohne ProfiAusrüstung ist er den Wildtieren ganz nah
gekommen. „Ich bin schon mein ganzes Leben in diesem Wald, ich glaube die Tiere
kennen mich einfach“, so erklärt es sich
Wolfgang Schreil.
Obwohl es regnet und ungemütlich ist,
wird er auch heute wieder durch die Wälder seines Berges ziehen – wie jeden Tag.
Mit dunkelgrünem Trachtenhut und einem Wanderstock ausgerüstet, läuft der
Woid Woife nur ein paar Meter auf der breiten Schotterstraße. Nach ein paar Höhenmetern verschwindet der große Mann
dann zwischen den Bäumen und Sträuchern im grünen Dickicht. Es riecht nach
Laub, Moos und Regen. „Es ist wie nach
Hause kommen“, sagt Schreil und greift
mit beiden Händen in den Waldboden. Diese Mischung aus schwarzer Erde, Fichtennadeln, Laubblättern und kleinen Ästen
hält sich der bärtige Mann dicht unter die
Nase. „Das ist der Geruch meiner Heimat.
Ich glaube, je älter ich werde, desto intensiver wird meine Bindung zum Wald“, sagt er
in einem brummenden, fast bellenden Dialekt, den man im Landkreis Regen nur in
dieser Gegend spricht.
Bei seinen Ausflügen hat er seine Kamera immer dabei. Fünf Jahre lang fotografiert der Woid Woife schon die Tiere in seinem Wald. „Fotograf bin ich sicher nicht.
Und auch kein Künstler“, sagt er. Denn angefangen hatte alles aus einem ganz anderen Grund: Niemand glaubte ihm, dass die
unscheinbare Hochzell Heimat vieler seltener Tierarten ist. „Für viele im Dorf war ich
lange Zeit nur ein Spinner, ein verrückter
Außenseiter“, sagt Schreil. Als vor ein paar
Jahren beschlossen wurde, dass auf seinem Hausberg eine Gondelbahn gebaut
werden soll, fing er an, die seltenen Tiere
seines Waldes zu fotografieren. Mit Erfolg:
Mit den Beweisbildern konnte Schreil den
Bau verhindern. Seither ist die Hochzell sogar Auerwild-Schutzgebiet. Und Schreil
selbst genießt den Ruf eines Tierflüsterers.
Vorbei an kleinen Bächen und hohen Felsen führt Schreils Weg durch den Wald zu
einer riesigen Buche, die quer über dem
Weg liegt und das Weiterkommen behindert. Der tote Baum ist zu hoch, um einfach
rüberzuklettern, darum sucht sich Schreil
kurzerhand eine passende Stelle und
kriecht unter dem Stamm hindurch. Unwegsames Gelände scheut der Woid Woife
nicht, am liebsten bewegt er sich fernab
der Wanderwege. „Wenn ich dem Trubel
entgehen will, dann komme ich hierher“,
sagt er und schiebt Ast um Ast im immer
dichter werdenden Wald sanft zur Seite.
Plötzlich bleibt er stehen, biegt einen letzten Ast nach hinten und es öffnet sich ein
atemberaubender Ausblick auf die Weite
des Bayerischen Waldes.
Wie wertvoll das Leben ist,
musste er vergangenes Jahr
am eigenen Leib erleben
An diesem Platz hat er schon viele Stunden verbracht. Ganz ruhig sitzt Schreil
dann auf einem Felsen oder im Laub,
lauscht den Vögeln und dem Wind. Er wartet auf nichts. Auf kein Tier, kein Ereignis.
Langeweile kennt er nicht. „Ich fühle mich
dann als Teil des Ganzen“, sagt er. „Was
wirklich wichtig ist, geht immer mehr verloren. Der Mensch beutet die Natur aus
und vergisst dabei, dass er die Natur zum
Leben braucht.“ Wenn er könnte, wäre er
immer im Wald. Mit dem „System“, wie
Schreil es nennt, habe er kaum Berührungspunkte, doch ganz lossagen kann er
sich nicht: „Geld ist mir absolut unwichtig,
ich weiß nicht mal, wann mein Lohn
kommt. Ganz ohne geht es aber leider auch
nicht.“ Deswegen arbeitet der gelernte KFZMechaniker seit zehn Jahren als Totengräber in der Nachbarstadt. „Ohne den Tod
gibt es kein Leben“, sagt er und streicht im
Vorbeigehen sanft über die Blätter der Farne, „wie hier im Wald eben auch.“
Wie wertvoll das Leben ist, musste
Schreil vergangenes Jahr am eigenen Leib
erleben. Innerhalb von neun Monaten hatte er zwei Schlaganfälle, andere gesundheitliche Probleme kamen dazu. „Darum
versuche ich heute umso mehr, mein Leben so zu führen, wie ich es für richtig halte“, sagt er. Das einzige, das sich seither verändert hat: Seiner Frau zuliebe hat er sich
ein kleines Handy gekauft – für Notfälle.
Viel mehr als telefonieren kann es nicht,
doch das reicht dem Woid Woife. Ein „Handy zum Wischen“ brauche er keines. Trotzdem hat es der Technik-Verweigerer auf
Facebook geschafft: 1400 Fans zeigt er regelmäßig seine Fotografien und teilt mit ihnen seine Gedanken. Das habe aber alles einen guten Grund: „Vielleicht denken manche ein bisschen um. Es wäre besser, wenn
jeder ein bisschen mehr Wert auf die Natur
legen würde und weniger Wert darauf, was
für ein Auto er fährt oder welche Marke er
trägt“, sagt Schreil.
Zurück in der Wohnung sieht der Tierfreund gleich nach dem Rehkitz. Schreils
Frau konnte dem kleinen Geschöpf mittlerweile mit einer Saugflasche etwas Ziegenmilch schmackhaft machen. Jetzt schläft
das Wildtier und atmet ruhig. Der Woid
Woife ist erleichtert, doch die Nacht wird er
neben dem Kitz verbringen und noch heute Abend in Facebook darum bitten, Hunde an die Leine zu nehmen. „Wir sind nur
Gäste auf dieser Welt. Und ich versuche ein
guter Gast zu sein“, sagt Schreil.
Staatsminister auf Genusstour
Ilse Aigner und Ludwig Spaenle stellen gemeinsam zwei neue Bücher über bayerische Brauereien und Bäder vor
München – Das Ambiente stimmt schon
mal. Draußen im Biergarten mit den Kastanienbäumen hat die Schänke geöffnet, der
Kellner wartet auf Gäste. Drinnen im Augustiner Keller schauen Hirsche von der
Wand. Unter einem der größten Hirschköpfe sitzen die Staatsminister Ilse Aigner und
Ludwig Spaenle, vor sich ein Weißbier. Auf
einem Tisch am anderen Ende des Raums
liegen Bücher aus. „Ein Stück Selbstvergewisserung“, sagt Spaenle über deren Inhalt
und zitiert Franz Josef Strauß: „Man muss
wissen, woher man kommt, damit man
weiß, wohin man geht.“ Aigner souffliert:
„Wir haben so viel zu bieten, wir müssen
nur drüber reden.“
„Genuss mit Geschichte“, so heißen die
Bücher auf dem Tisch, die Aigner und Spaenle an diesem Montag in München präsentieren. Der Name ist Programm, in der Reihe werden denkmalgeschützte Ausflugsziele aus ganz Bayern vorgestellt. 2009 erschien der erste Band über historische
Gasthöfe, Wirtshäuser und Weinstuben.
Der war so erfolgreich, dass es jetzt zwei
Nachfolger gibt. Und weil sich darin Geschichte und Tourismus vereinen, sind
gleich beide zuständigen Staatsminister
gekommen, um sie vorzustellen. Spaenles
Wissenschafts- und Aigners Wirtschaftsministerium fungieren als Herausgeber,
neben dem Landesamt für Denkmalpflege, dem Bayerischen Verein für Heimatpflege und dem Bayerischen Hotel- und Gaststättenverband. Die Bücher sind sozusagen hochoffiziell.
An den Erstling über bayerische Wirtshäuser knüpft der neue Band über Brauhäuser, Bierkeller, Hopfen und Malz direkt
an. Es geht einmal quer durch Bayern, von
Nord nach Süd, zu 50 alten Brauereien, jede „ein authentisches, ein erleb- und begehbares Zeugnis bayerischer Biergeschichte“, wie in der Einleitung steht. Oder
wie Aigner in Richtung Spaenle formuliert:
„Die Bierkultur ist uns beiden sehr nah –
sag bitte ja, Ludwig.“
Die Aufmachung des Buchs ist edel, das
Layout übersichtlich und mit schönen Bildern. Jeder Ort wird mit einem längeren
Text vorgestellt. Die Fotos machen Durst.
Bekannte Braustuben wie das Münchner
Hofbräuhaus finden genauso Erwähnung
wie kleine Dorfbrauereien, die wohl nur
Einheimische kennen, etwa das Brauhaus
im unterfränkischen Schönau an der
Brend, das eine Schrotmühle aus dem
19. Jahrhundert beherbergt. Bierreisen
Das Brauhaus im unterfränkischen Schönau, das eine Schrotmühle aus dem 19. Jahrhundert beherbergt, gehört zu den eher unbekannten Braustätten in Bayern. FOTO: OH
durchs Bierland im Jubeljahr des Reinheitsgebots, das vor 500 Jahren erlassen wurde
– mehr Bayern geht eigentlich nicht.
Der zweite neue Band sieht ähnlich aus
und geht genauso vor. Er konzentriert sich
aber auf einen Aspekt der bayerischen Geschichte, der bislang vernachlässigt wurde: das Badewesen. Zugegeben, Bayern ist
bislang nicht als Schwimmnation aufgefallen. Trotzdem haben die Herausgeber
34 historische Thermen, Naturbäder und
Schwimmhallen in Text und Bild porträtiert. So lockt das Bamberger Hainbad mit
einem Sprung in die Regnitz und das
Strandbad Feldafing mit einer Liegewiese
am Starnberger See. Schwimmuntauglich
sind hingegen die Reste eines römischen
Bads in Weißenburg, das vor 1700 Jahren
trocken- und in den Siebzigerjahren von
Archäologen freigelegt wurde.
Draußen hat sich der Biergarten inzwischen bereits ein wenig gefüllt. Der Augustiner Keller ist auch eines der Ausflugsziele
aus dem neuen Brauereibuch. „Ich hätte
mir vorgestellt“, sagt Spaenle gegen Ende
seiner Präsentation, „dieses Pressegespräch hätte in einer Badeanstalt stattgefunden – auch das wäre interessant gewesen.“
maximilian gerl
Aus der Reihe „Genuss mit Geschichte“: „Reise zu
bayerischen Denkmälern – Brauhäuser, Bierkeller,
Hopfen und Malz“, 240 Seiten, und „Baden in bayerischen Denkmälern – Thermen, Schwimmhallen, Naturbäder“, 224 Seiten; Volk Verlag; je 19,90 Euro.
Landshut – Dass sie sich so einen Termin entgehen ließ, passte nicht zu ihr.
Als der Landshuter Alt-Oberbürgermeister Josef Deimer Ende Mai seinen
80. Geburtstag feierte, waren alle gekommen: die bessere Stadtgesellschaft, Politiker, sogar Ministerpräsident Horst Seehofer. Nur Gabriele Goderbauer-Marchner, die Deimer zu ihren frühen Förderern zählen durfte
und in diesem Herbst selbst Landshuter Oberbürgermeisterin werden wollte, fehlte unerwartet. Wenige Tage später gab sie überraschend ihren Verzicht
auf die OB-Kandidatur bekannt – aus
gesundheitlichen Gründen, wie sie mitteilte. Nun weiß man, wie schwerwiegend diese Gründe gewesen sein mussten: Am Freitag starb GoderbauerMarchner im Alter von 56 Jahren.
Freunde und politische Gegner zeigten sich von der Nachricht gleichermaßen geschockt. Bayernweite Aufmerksamkeit erlangte die gelernte Journalistin, als sie Ende 2010 gegen den damaligen Staatskanzleichef Siegfried Schneider erfolglos als Präsidentin der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien
antrat. In ihrer Heimatstadt war sie da
längst keine Unbekannte mehr. Als Gesamtredaktionsleiterin der Landshuter Zeitung berichtete sie über Politik,
ehe sie mehr und mehr selbst zur politischen Akteurin wurde. Für die CSU zog
sie 2002 in den Stadtrat ein, gründete
mit Vertrauten später allerdings ein
konkurrierendes Bündnis namens
Landshuter Mitte. Im Februar gab sie
bekannt, dass sie sich damit gegen die
CSU und deren Chef Helmut Radlmeier
um das Amt als Oberbürgermeisterin
bewerben werde – durchaus mit Chancen, wie hinter vorgehaltener Hand sogar von Christsozialen zu hören war.
Goderbauer-Marchner war bestens
vernetzt in der niederbayerischen Bezirkshauptstadt: Sie führte den größten Sportverein, gehörte zum Förderzirkel der Landshuter Hochzeit und bewies Geschick, wenn es darum ging, eigene Interessen durchzusetzen. Mit ihrer Art, nicht nur sich, sondern auch
Mitmenschen unbequeme Entscheidungen zuzumuten, eckte sie hin und
wieder auch an. Nach ihrem Abschied
von der Zeitung arbeitete sie als Professorin an mehreren Hochschulen, zuletzt für Print- und Onlinejournalismus an der Bundeswehr-Universität
München. Bis 2009 hatte sie für den
Freistaat fast zehn Jahre lang den Medien-Campus Bayern geleitet.
So sehr sie als ambitionierte Politikerin die Öffentlichkeit suchte, so sehr
bat sie als Privatperson um Zurückhaltung, was ihre Krankheit anging. Sie bedauere ihren Rückzug „zutiefst“, erklärte sie, von Nachfragen möge man bitte
absehen. Gabriele Goderbauer-Marchner hinterlässt einen Mann und zwei
Kinder.
wolfgang wittl
Gabriele Goderbauer-Marchner
wollte OB von
Landshut werden.
Sie zog ihre
Kandidatur aus
gesundheitlichen
Gründen zurück.
Nun starb sie mit
56 Jahren. FOTO: DPA
Asylbewerber bereit zur
Rückkehr in Unterkunft
München – Die Asylbewerber, die seit
mehr als vier Wochen vor der Münchner
Bayernkaserne campieren und gegen die
Verhältnisse in ihrer Unterkunft im oberbayerischen Ruhpolding protestieren, zeigen sich erstmals zu einer Rückkehr bereit.
Nach langem Abwarten der Behörden hatten sich Ende vergangener Woche Vertreter des zuständigen Landratsamts Traunstein, der Regierung von Oberbayern und
von Sozialdiensten aus Traunstein und
München die Klagen der Männer angehört. Die hoffen nach eigenen Worten nun
darauf, dass die Behörden für eine andere
Personalkonstellation in der Unterkunft
sorgen. Unter dieser Bedingung wollen sie
wieder zurück nach Ruhpolding fahren.
Von den anfangs 27 Afghanen und Pakistanern verbringen noch 24 ihre Tage und
Nächte unter einem schmalen Blechdach
vor der Kaserne. Einer sei mittlerweile in
Frankfurt und zwei im Ausland, heißt es
unter den verbliebenen Männern. Die haben an diesem Dienstag zwar den muslimischen Fastenmonat Ramadan überstanden, doch einige sind im Dauerregen der
ersten Juniwochen krank geworden. Außerdem geht ihnen das Geld aus, denn das
Landratsamt zahlt den Männern alle Leistungen nur in Ruhpolding aus. Eine Rückkehr dorthin wäre ohnehin nur vorübergehend, denn das Landratsamt hat dem Betreiber der umstrittenen Unterkunft inzwischen auch dieses letzte seiner einstmals
drei Häuser zum 1. Dezember gekündigt,
weil es die Asylbewerber auf billigere Unterkünfte verteilen will. Angesichts dieser
Perspektive wollen die Männer nun dem
Druck der Behörden zur Rückkehr nachgeben, falls die Mitarbeiter, unter denen sie
am meisten gelitten hätten, dort nicht
mehr das Sagen hätten. Unabhängig davon
bleiben sie bei ihren Vorwürfen, die neben
einer unwürdigen Behandlung etwa auch
schlechte Verpflegung, Postzensur und Denunziationen bei den Behörden betreffen.
Der Betreiber der Unterkunft, seine Angestellten und einige andere Asylbewerber
widersprechen dem in allen Punkten. kpf
Kino
AB C- K I N O
Herzogstr. 1, t 332 300
Vor der Morgenröte - Stefan Zweig in
Amerika, 14.45/17/19.15/21.30 Uhr
AR RI - KI N O
Türkenstr. 91, t 38 89 96 64
Nur wir Drei gemeinsam, 12J,
16.30/20.30 Uhr
Vor der Morgenröte - Stefan Zweig in
Amerika, 18.30 Uhr
ASTO R LO U N GE I M BAYER. HOF
Promenadeplatz 2 - 6, t 212 0811
Ein ganzes halbes Jahr, 12J,
17/19.30 Uhr
Money Monster, 12J, 22 Uhr
ATEL IE R KI N O
Sonnenstr. 12, t 591 918
7 Göttinnen, 12J, 14.45/19 Uhr
Kill Billy, 6J, 17 Uhr
The Neon Demon (OmU), 16J,
21.15 Uhr
Vor der Morgenröte - Stefan Zweig in
Amerika, 15/17.30/20 Uhr
C ADIL LAC U N D V E R A N DA
Rosenkavalierplatz 12, t 912 000
Ein ganzes halbes Jahr, 12J, 16/20 Uhr
Ice Age 5: Kollision voraus!,
15.30/17.45/20.15 Uhr
Money Monster (OV), 12J, 18.15 Uhr
C I N C I N N AT I KI N O
Cincinnatistr. 31, t 690 22 41
Ice Age 5: Kollision voraus! (3D),
18.30/20.30 Uhr
C I N EMA OV
Nymphenburgerstr. 31, t 555 255
Ein ganzes halbes Jahr - Me Before
You (OV), 12J, 15 Uhr
High-Rise (OV), 16J, 19.30 Uhr
Ice Age 5: Kollision voraus! - Ice Age:
Collision Course (OV), 17.15 Uhr
The Nice Guys (OV), 16J, 22.15 Uhr
C I N EMA X X
Isartorplatz 8, t 040 / 80 80 69 69
Alice im Wunderland: Hinter den
Spiegeln (3D), 6J, 17.15 Uhr
Angry Birds: Der Film, 14.45 Uhr
Bastille Day, 16J, 19 Uhr
Central Intelligence, 12J,
14.30/17.15/20/22.45 Uhr
Ein ganzes halbes Jahr, 12J,
14.15/17/20/22.45 Uhr
Einmal Mond und zurück, 14 Uhr
Ice Age 5: Kollision voraus! (3D),
14/16.30/20.15/23 Uhr
Ice Age 5: Kollision voraus!,
15/17.30/19.15/22 Uhr
Money Monster, 12J, 18.45 Uhr
The Conjuring II, 16J,
16/21.10/23.15 Uhr
Preview: Verräter wie wir, 16J,
19.45 Uhr
★ Unser Tipp für Sie
● Neue Veranstaltung
Theater
N ATI O N A LT H E AT E R
Max-Joseph-Pl. 2, t 21851920
South Pole von Miroslav Srnka, OpernFestspiele, 19 Uhr
RESIDE N Z T H E AT E R
Max-Joseph-Pl. 1, t 21851940
Iwanow von Anton Tschechow, 19 Uhr
C U VI L L I É S -T H E AT E R
Residenzstr. 1, t 21851940
Wiener Blut von Johann Strauß, Gärtnerplatztheater, 19.30 Uhr
M AR STA LL
Marstallpl. 4, t 21851940
Die vierzig Tage des Musa Dagh R: Nuran David Calis, 20 Uhr
K A M M E R S P I E LE
Die Opernbude Eröffnung Opernbude,
Klanginstallationen von Paul Brody,
Charlottehof der Kammerspiele, Eingang Maximilianstraße, 22 Uhr
KAMMER 1, Maximilianstr. 26 - 28,
t 23396600
50 Grades of Shame 20 Uhr
KAMMER 2: AK Eurokrise Diskussion,
20 Uhr
Warcraft: The Beginning, 12J,
16.15/21 Uhr
Zoomania, 14 Uhr
CIT Y-F ILMT HEAT ER
Sonnenstr. 12, t 591 983
Birnenkuchen mit Lavendel, 16 Uhr
Caracas, eine Liebe, 16J, 15.20/20 Uhr
Peggy Guggenheim: Ein Leben für die
Kunst, 14 Uhr
The Assassin - Nie yin niang (OmU),
12J, 18.20/20.45 Uhr
The Lobster (OmU),
15.10/17.50/20.30 Uhr
Tomorrow: Die Welt ist voller Lösungen, 17.30 Uhr
ELDORA DO
Sonnenstr. 7, t 557 174
Athos - Im Jenseits dieser Welt,
16 Uhr
Nur wir Drei gemeinsam, 12J,
13.45/18.10/20.30 Uhr
F ILMMUSEUM IM STA DTMUS EUM
St.-Jakobs-Platz 1, t 23322370
Walsh: Der große Treck - The Big Trail
(OmU), 20 Uhr
F ILMT HEAT ER SENDLIN GER TOR
Sendlinger-Tor-Platz 11, t 554 636
Ein ganzes halbes Jahr, 12J,
15.30/18/20.30 Uhr
NEUES ROTTMANN
Rottmannstr. 15, t 521 683
Jussi Adler-Olsen: Erlösung, 16J,
20.30 Uhr
Nur Fliegen ist schöner, 18.15 Uhr
OPE N -A I R K I N O,
MON D U N D S TE R N E
Seebühne im Westpark,
Kino, Mond & Sterne: Dämonen und
Wunder - Dheepan, 16J, 21.15 Uhr
G LORIA PA LA ST
Karlsplatz 5, t 120220120
Ein ganzes halbes Jahr, 12J,
17.15/20.45 Uhr
KINO A M OLY MPIA SEE
im Olympiapark, t 550 56 60
Angry Birds: Der Film (3D), 21.15 Uhr
KINO MÜNCHNER F REIHEI T
Leopoldstr. 82, t 383 89 00
Central Intelligence, 12J,
15/19.45/22 Uhr
Der Moment der Wahrheit, 16.30 Uhr
Ice Age 5: Kollision voraus! (3D),
15/17.15/19.30/21.45 Uhr
Lou Andreas-Salome, 6J, 17.15 Uhr
Nur wir Drei gemeinsam, 12J,
14.15/19 Uhr
The Assassin, 12J, 14.45/19.45/22 Uhr
The Conjuring II, 16J, 17/21.15 Uhr
KINO SOLLN
Sollner Str. 43 a, t 749 92 10
Ice Age 5: Kollision voraus!,
14/16.10/18.20/20.30 Uhr
Nur wir Drei gemeinsam, 12J, 18 Uhr
Vor der Morgenröte - Stefan Zweig in
Amerika, 15.40/20.15 Uhr
LEOPOLD
Leopoldstr. 78, t 331 050
Ein ganzes halbes Jahr, 12J,
14.30/16.45/19.30 Uhr
High-Rise, 16J, 19/21.30 Uhr
Ice Age 5: Kollision voraus!,
14.45/19.15 Uhr
KAMMER 3: La Sonnambula Oper von
Vincenzo Bellini und Felice Romani, R:
David Marton, 20 Uhr
VOLKST HEAT ER
Brienner Str. 50, t 5234655
Nathan der Weise R: Christian Stückl,
19.30 Uhr
SC HAUB URG
Franz-Joseph-Str. 47, t 23337155
Frosch und die Anderen (4 J.),
10.30 Uhr
KO M Ö D I E I M B AY E R I S C H E N H O F
Promenadepl. 6, t 29161633
Mit 17 hat hat man noch Träume
20 Uhr
BLUTENBURGTHEATER
Blutenburgstr. 35, t 1234300
Veronicas Zimmer 20 Uhr
DEUT SC HES T HEAT ER
Schwanthalerstr. 13, t 55234-444
Für Hund und Katz ist auch noch Platz
Junges Theater Bonn (4 J.), 10 Uhr
TOLLWOOD
Olympiapark Südt 38385024
Pepe Arts: Will Amphitheater, Eintritt
frei, 19 Uhr
Schön und gefährlich
Eine ebenso schöne wie gefährliche Frau, die mittelalterliche chinesische Schwertkämpferin Nie Yin-Niang (Shou Qui), hin- und
hergerissen zwischen Liebe und Politik. Seit Kindestagen in einem taoistischen Nonnenkloster zur Profikillerin ausgebildet, soll sie
als junge Frau für die chinesische Zentralregierung einen unliebsamen Provinzgouverneur beseitigen: Tian Jan (Chang Chen), dem
sie als Kind zur Ehefrau versprochen wurde. So weit, so vorhersehbar der Plot. Hätte da nicht Hou Hsiao-Hsien seine Finger im
Spiel. Die Bilder, die der taiwanesische Meisterregisseur dem Stoff entlockt, greifen tief in die Sinneswelt der Zuschauer ein und bleiben dort haften. In langen, bedächtigen Einstellungen bauen sich Kriegerprozessionen aus der Tang-Dynastie auf, in SchwarzWeiß gehaltene Flusstäler nehmen langsam Farbe an. Ebenso stetig und unbeirrbar wie die Bilder sich aufbauen, surren im Film
auch die Schwerter und Pfeile, und man spürt förmlich den zuckenden Widerstand, wenn sie sich in menschliche Körper bohren.
thomas jordan
„The Assassin“ (FOTO: WILDBUNCH ) ist ein subtiles Experiment mit dem Sehen und Fühlen der Zuschauer.
The Assassin, Regie: Hou Hsiao-Hsien, läuft im City und in den Kinos Münchner Freiheit, siehe Programm auf dieser Seite
Ice Age 5: Kollision voraus! (3D),
14.30/16.45 Uhr
Money Monster, 12J, 17/21.30 Uhr
The Nice Guys, 16J, 21.45 Uhr
MATHÄS ER FI L MPAL AS T
Bayerstr. 5, t 51 56 51
Alice im Wunderland: Hinter den
Spiegeln, 6J, 16.30 Uhr
Angry Birds: Der Film,
10.15/13/15.30 Uhr
Bastille Day, 16J, 20.30 Uhr
Central Intelligence, 12J,
13.45/17/20/22.45 Uhr
Der Marsianer: Rettet Mark Watney,
12J, 20.30 Uhr
S CHLOS S NYMPHENBURG
Schloss Nymphenburg 1,
Kammermusikfest Gautier Capucon (Violoncello), Jerôme Ducros
(Klavier), Werke: Beethoven, Hubertussaal, 19.30 Uhr
S CHWER E R EI TER MUS I K
Dachauer Str. 114, t 21898226
NEOS live: Johannes X. Schachtner
20 Uhr
ST.-JOHANNES-KIRCHE
Preysingpl. 1, t 481522
Sommerkonzert des Kantatenchors
Werke: Bach, Brahms, Reger u.a.,
Leitung: Andreas Hantke, Eintritt frei,
20 Uhr
VER S I CHER UN GS KAMMER
BAYER N
Maximilianstr. 53,
Schülerkonzert Gesangs- und Instrumentalschüler, Eintritt frei, Großer
Sitzungssaal, 19.30 Uhr
★
Pop & Jazz
Kabarett
LACH- & SC HIESS
Ursulastr. 9, t 391997
Sven Kemmler: Englischstunde aktualisierte Version 20 Uhr
Klassik
G A ST EIG
Rosenheimer Str. 5, t 480980
Jazznacht 2016: Jubiläumskonzert
25. Jubiläum des Jazz-Institutes der
Hochschule für Musik und Theater;
Leitung: Claus Reichstaller, Carl-OrffSaal, 20 Uhr
Prospektbeilagen
Telefon 0 89/21 83-77 63
E-Mail:
[email protected],
www.sz.de
Central Intelligence (OV), 12J,
23.05 Uhr
Doktor Proktors Zeitbadewanne, 6J,
14 Uhr
Ein ganzes halbes Jahr - Me Before
You (OV), 12J, 18.15/20.30 Uhr
High-Rise (OV), 16J, 20.45 Uhr
Ice Age 5: Kollision voraus! - Ice Age:
Collision Course (OV),
16/18.10/20.20/22.50 Uhr
Kaiserschmarrn, 12J, 23.10 Uhr
Kung Fu Panda III, 14 Uhr
Money Monster (OV), 12J, 18.30 Uhr
Professor Love - How to Make Love
Like an Englishman (OV), 12J,
16.15 Uhr
Rico, Oskar und der Diebstahlstein,
14 Uhr
Sing Street (OV), 16.10 Uhr
The Jungle Book (2016) (OV), 6J,
16 Uhr
The Nice Guys (OV), 16J, 20.45 Uhr
X-Men: Apocalypse (OV), 12J,
22.30 Uhr
FILMTIPP DES TAGES
G A B RIEL F ILMT HEAT ER
Dachauer Str. 16, t 594 574
Bastille Day, 16J, 16/18.30/21 Uhr
Der Moment der Wahrheit, 13.30 Uhr
The Neon Demon, 16J,
11.15/18.30/21 Uhr
Beilagenhinweis
In einer Teilauflage
dieser Ausgabe
liegen Prospekte
folgender Firmen bei:
R15
KULTUR
DEFGH Nr. 153, Dienstag, 5. Juli 2016
PA SING ER FA B RIK
August-Exter-Str. 1, t 82929079
Solina Cello Ensemble: Filmreif Kleine
Bühne, 20 Uhr
REA KTORHA LLE
Luisenstr. 37 a,
Das Studio-Orchester Werke: Mozart,
Hartmann, Hindemith; Solisten: Christoph Poppen und Hariolf Schlichtig,
Ltg.:Christoph Adt, 19 Uhr
GAS TEI G
Rosenheimer Str. 5, t 480980
Jazznacht der Hochschule für Musik
und Theater München (Jazz) Carl-OrffSaal, 20 Uhr
BACKS TAGE
Reitknechtstr. 6, t 1266100
Hypnos, Godsground (Metal, Stonerrock) Club, 20 Uhr
Six Feet Under, Unbound, Mindreaper
(Death Metal, Doomcore) Halle, 20 Uhr
FEI ERWER K
Hansastr. 39 -41, t 724880
Suuns, Mynth (Neo-Psychedelia, Elektro-Pop) Kranhalle, 21 Uhr
GLOCKENBACHWERKSTATT
Blumenstr. 7, t 268838
Open Mic Session (Hip-Hop) Saal,
20 Uhr
PI MPER N EL
Müllerstr. 56, t 23237156
Deep Down Dave 22 Uhr
R ES I DEN Z
Residenzstr. 1, t 290671
Münchener Freiheit (Pop-Rock, NDW)
Brunnenhof, 20 Uhr
TOL LWOOD
Olympiapark Südt 38385024
Claudia Cane & Friends (Rhythm &
Blues) FassBar, 17 Uhr
Melanie Dekker (Folk-Pop) Andechser
Zelt, 16.30 Uhr, 22 Uhr
Seehof Musi (Stubenmusik) HackerBrettl, 19 Uhr
The Sweet Simones (Swing, Jump
Blues) Andechser Zelt, 22 Uhr
ZZ Top (Rock) Musik-Arena,
19.30 Uhr
★
Ein ganzes halbes Jahr, 12J,
14/16.45/19.30/22.20 Uhr
Einmal Mond und zurück, 11.15 Uhr
High-Rise, 16J, 19.45 Uhr
Ice Age 5: Kollision voraus!,
11.30/14.30/17/17.50/19.45/22.15 Uhr
Ice Age 5: Kollision voraus! (3D), OV,
17.20 Uhr
Ice Age 5: Kollision voraus! - Ice Age:
Collision Course (OV), 12.30/20 Uhr
Ice Age 5: Kollision voraus! (3D),
10/15/17.30/20.15/22.30 Uhr
Money Monster, 12J, 17.15/19.30 Uhr
The Conjuring II (OV), 16J, 22.30 Uhr
The Conjuring II, 16J,
16.30/19.45/22.30 Uhr
The First Avenger: Civil War, 12J,
17 Uhr
The Jungle Book, 6J, 16.45/19.45 Uhr
The Nice Guys, 16J, 22.45 Uhr
Warcraft: The Beginning (3D), 12J,
16.45/20.15 Uhr
X-Men: Apocalypse, 12J, 20.45 Uhr
X-Men: Apocalypse (3D), 12J, 17.30 Uhr
High-Rise (OmU), 16J, 21 Uhr
Ma ma - Der Ursprung der Liebe
(OmU), 12J, 19.15 Uhr
Miss Hokusai - Sarusuberi Miss Hokusai (OmU), 6J, 21.20 Uhr
Tomorrow: Die Welt ist voller Lösungen, 17 Uhr
Treppe aufwärts, 12J, 17.20 Uhr
MON OPOL A M N OR D BA D
Schleißheimer Str. 127, t 38 88 84 93
Cafe Belgica (OmU), 12J, 21.10 Uhr
Caracas, eine Liebe - Desde Alla
(OmU), 16J, 19.10 Uhr
Everybody Wants Some!! (OmU), 12J,
19.45 Uhr
MU S E U M- L I CH TS PI E L E
Lilienstr. 2, t 482 403
Alice im Wunderland: Hinter den
Spiegeln - Alice Through the Looking
Glass (OV), 6J, 18.30 Uhr
Bibi & Tina: Mädchen gegen Jungs,
14.05 Uhr
UN TER FAHRT
Einsteinstr. 42, t 4482794
Franz Dannerbauers Music Liberation
Unit (Jazz, Klassik) 21 Uhr
MU S E U M BR A N D H OR S T
Theresienstr. 35 a, t 238052286
Cy Twombly: In the Studio. bis 26.
Aug.; Schiff Ahoy - Zeitgenössische
Kunst aus der Sammlung Brandhorst.
bis 23. April 2017; Di, Mi , Fr bis So
10-18 Uhr; Do 10-20 Uhr;
MU S E U M FÜ N F KON TI N E N TE
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Boxing Cuba. bis 11. Sep.; Últimos
Testigos. Die letzte Rebellion der
Maya in Yucatán. bis 29. Jan. 2017; Di
bis So 9.30-17.30 Uhr;
A N TI K E N SA MMLU N G E N
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Führung in italienischer Sprache mit
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erforderlich t 74 63 21 22 oder [email protected] So. 10., 11.30 Uhr
Mord und Todschlag auf griechischen
VasenFlorian Knauß Mi. 6., 18 Uhr
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Pompidou. bis 4. Sep.; João Maria
Gusmão & Pedro Paiva. bis 18. Sep.;
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Sep.; Sara MacKillop. bis 18. Sep.; Mo
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30. April 2017; Mi bis So 10-18 Uhr; Di
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zehn Jahre, Sammlung Fotografie. bis
31. Juli; Samuel Henne. bis 25. Sep.; Di
bis So 10-18 Uhr;
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S TE PH E N H OFFMA N
Prannerstr. 5, t 25540844
Muhammad Ali in Original-Photographien von Michael Brennan ,
von 5. Juli bis 13. Aug.;
Wissen/Führungen
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WOCH ICK
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ALTE PINAKOTHEK
Barer Str. 27, t23805216
Cicerone Simone Ebert und Catrin
Morschek So. 10., 12.30 Uhr
Kunst im Kontext – Historische Funktionen, Gebrauchszusammenhänge und
Aufstellungsorte der Gemälde in der
Alten Pinakothek. Susanne Thürigen Fr.
8., 15 Uhr
Neue Nachbarschaften III Mirjam
Neumeister. Teilnahmemarken ab einer
Stunde vor Beginn an der Informatoin
Di. 5., 18.30 Uhr
BAYE R I S CH E S
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Überleben – Christoph Brech Petra
Ludstock Do. 7., 18 Uhr
Überleben – Christoph Brech Raphael
Beuing So. 10., 11 Uhr
BAYE R I S CH E S TA ATS BI BL I OTH E K
Ludwigstr. 16, t286380
Bilderwelten – Buchmalerei zwischen
Mittelalter und Neuzeit Kostenlose
Führung. Treffpunkt: Schatzkammern
der Bibliothek (1. OG) Di. 5., 14 Uhr; Do.
7., 16.30 Uhr
GLYPTOTHEK
Königspl. 3, t28927502
Der gewaltsame Tod – Bilder von
Sterbenden Jörg Gebauer Do. 7., 18 Uhr
MU S E U M BR A N D H OR S T
Theresienstr. 35 a, t238052286
Cy Twombly: In the Studio Angelika
Grepmair-Müller. Teilnahmemarken ab
einer Stunde vor Beginn an der Information Di. 5., 15 Uhr
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Barer Str. 29, t23805195
„...edle Einfalt, stille Größe“: Skulptur
des 19. Jahrhunderts zwischen Antikenrezeption und radikaler Moderne
Angela Maria Opel Mi. 6., 18.30 Uhr
PINAKOTHEK DER MODERNE
Barer Str. 40, t23805360
Avantgarde und Eigensinn: Große
Künstlerpersönlichkeiten und ihre
Werke MVHS So. 10., 13.30 Uhr
Dialog: Konstantin Grcic: The Good,
The Bad, The Ugly Tim Bechthold und
Hubert Filser. Teilnahmemarken ab
einer Stunde vor Beginn an der Informatoin Fr. 8., 12.30 Uhr
Kunst und Gesellschaft – Die Kunst der
20er und 30er Jahre Alina Langer Do. 7.,
18.30 Uhr
Murano. Milano. Venezia. Spitzenstücke aus Glas Italienischsprachige Führung von Urte Ehlers. Teilnahmemarken
ab einer Stunde vor Beginn an der
Information Mi. 6., 15 Uhr
Murano. Milano. Venezia. Spitzenstücke aus Glas Josef Straßer Do. 7., 18 Uhr
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Residenzstr. 1, t290671
Auf den Spuren Pfälzer Wittelsbacherinnen in der Münchner Residenz Dirk
Klose So. 10., 13.30 Uhr
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Sammlung Schack Herbert W. Rott Mi.
6., 18.30 Uhr
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Ein ganzes halbes Jahr, 12J,
16/20.30 Uhr
Hannas schlafende Hunde, 12J, 18 Uhr
Peggy Guggenheim: Ein Leben für die
Kunst, 18.15 Uhr
Vor der Morgenröte - Stefan Zweig in
Amerika, 15.45/20.30 Uhr
ROYA L FI L MPA L A S T
Goetheplatz 2, t 53 39 56
Alice im Wunderland: Hinter den
Spiegeln, 6J, 15.15/20.15 Uhr
Central Intelligence, 12J,
14.30/17/19.30/22 Uhr
Ein ganzes halbes Jahr, 12J,
14.45/17.15/20/22.30 Uhr
Ice Age 5: Kollision voraus!,
15/17.15/19.30 Uhr
Ice Age 5: Kollision voraus! (3D),
13.30/15.45/18/20.15/22.30 Uhr
The Nice Guys, 16J, 17.45/22.45 Uhr
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Caracas, eine Liebe - Desde Alla
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Bastille Day, 16J, 20.15 Uhr
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14.30/15/17.30/20 Uhr
Ice Age 5: Kollision voraus!,
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Central Intelligence, 12J, 20.10 Uhr
Ice Age 5: Kollision voraus! (3D),
18/20.15 Uhr
Money Monster, 12J, 18 Uhr
Mehr Kino . . .
. . . ist auf den täglichen ServiceSeiten der Landkreisausgaben
zu finden. Das vollständige Kinoprogramm für die ganze Woche
gibt es jeden Donnerstag im SZExtra.
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Alfons-Goppel-Str. 7, t 29071819
Uwe Neumahr: „Miguel de Cervantes. Ein wildes Leben“ Buchpräsentation mit dem Autor zum 400. Todestag
von Miguel de Cervantes, Gespräch mit
Paul Ingendaay 19.30 Uhr
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„Hak mir nit keyn tshaynik“:
Herkunft und Entwicklung jüdischer
Ausrücke und Redewendungen Vortrag von Michael Wex in jiddischer
Sprache, Begrüßung: Prof.Dr. Michael
Brenner, Einführung: Evita Wiecki
19 Uhr
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Lothringerstr. 13, t 4486961
Tum Talks on Architecture Buchvorstellung: „Germania, Venezia. Die deutschen Beiträge zur Architekturbiennale
Venedig seit 1991“, mit den Herausgebern Stephan Trüby und Verena Hartbaum, Gespräch mit Matthias Görlich
und Andres Lepik 19 Uhr
LYR I K K A BI N E T T
Amalienstr. 83 a, t 346299
Dada today Im Rahmen der Reihe „Gä
weida Dada: 100 Jahre Dada und München“, mit Christian Steinbacher, Franz
Josef Czernin, Dagmara Kraus, Nikolai
Vogel, Christian Uetz 20 Uhr
Literatur
LITERATURHAUS
Salvatorpl. 1, t 29193427
„Ich und die anderen“ Öffentliche
Abschlusslesung der Schreibwerkstätten für Gymnasien 2016 Saal, 19 Uhr
BU CH I N D E R AU
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Su Turhan: Anstich Lesung mit dem
Autor, Musik: Bernhard Seidel (Kontrabass) und Theo Degler (Ziehharmonika)
19.30 Uhr
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R16
KULTUR
Glatt und Gloria
von rita argauer
R
ussland und Bayern haben ein speziell liebevolles Verhältnis derzeit.
Vielleicht hat es deshalb so überraschend schnell funktioniert, dass das russische Kultur-Export-Festival „Feel Russia“
nach München kam. Nur um die drei Monate brauchte die Stadt für die Organisation
von Open-Air-Bühne und Ausstellungspavillons auf dem Münchner Marienhof. Das
überrascht, weiß man doch, wie träge
manch andere Genehmigungen für größere und kleinere Veranstaltungen so ablaufen können. Doch seit Kultusminister Ludwig Spaenle im vergangenen Frühjahr mit
einer Delegation nach Russland gereist
war, um die kulturellen und wissenschaftlichen Beziehungen zu vertiefen, klappt das
mit dem russisch-bayerischen Austausch,
trotz deutscher Bürokratie.
So sitzen Spaenle und die stellvertretende russische Kulturministerin Alla Manilowa am Tag vor dem Festival auch recht einig im russischen Konsulat in München
und erzählen hinter Blumenbouquets in
den russischen Nationalfarben von ihren
gemeinsamen Plänen, während zuvor im
Hintergrund Tschaikowskys „Blumenwalzer“ lief und eine Stimme vom Band immer wieder „Feel Russia“ verkündete. Ja,
das Gefühl wird großgeschrieben bei dieser Veranstaltung. Die politischen Beziehungen zu Putins Russland sind ange-
Dienstag, 5. Juli 2016, Nr. 153 DEFGH
Höllisch
Puschkin, Putin, Propaganda? Wenn die Russen kommen, um auf dem Marienhof ein
offizielles Kulturprogramm vorzustellen, erwartet man viel – und doch das Falsche
Ob Gergiev oder Zelensky –
russische Künstler-Importe halten
Bayerns Kultusminister auf Trab
spannt, Kultur und Kunst sind da ein unverfängliches Thema. Man hält sich an Valery Gergiev – auch während der Pressekonferenz, die das Konzept präsentieren
sollte, spricht man von der „Kultur als Brückenbauer“ und wiederholt damit ein Bild,
das der russische Chefdirigent der Münchner Philharmoniker benutzte, als er sich
hinter Putins Krim-Politik stellte und dafür stark in der Kritik stand. „Die Kultur
steht über der Politik“, sagt aber Kultusminister Ludwig Spaenle während der Konferenz, „egal, was passiert, so etwas sollte
weiter organisiert werden“. Damit meint er
nicht nur das Festival, es geht generell um
den russisch-bayerischen Kulturaustausch, der ja – etwa durch Kandinsky in
München – eine weitreichende Vergangenheit hat. Und da sind durchaus einige sehr
sinnvolle Sachen dabei, insbesondere die
geplante gemeinsame „Erinnerungsarbeit“, bei der russische und deutsche Archive zusammen die Schicksale sowjetischer
Kriegsgefangener in Deutschland aufarbeiten sollen – „ein wichtiges Anliegen der
Bayerischen Staatsregierung“, wie Spaenle
betont. Und in der Kunst, da birgt Russland unzweifelhaft sehr viel sehr Spannendes, Vielschichtiges, Divergentes und Faszinierendes.
Beim Festival am vergangenen Wochenende transportierte sich das aber nur in Details. Etwa in der Ausstellung über russische Tuchmalerei: Die Motive, im kitschigrealistischen Stil auf Seide, zeigen, was in
diesem Land allein an geschichtlicher und
gegenwärtiger Bildlichkeit steckt: Ein
Tuch zeigt arktische Eisbrecher, eines bil-
Russland erfühlen – etwa mit der Rock-Balalaika-Crossover Truppe „Bis Quit“ aus Moskau. Doch trotz der stilistischen Vielfalt, die beim „Feel Russia“-Festival in
München gezeigt wird, bleibt der künstlerische Ausdruck des Bühnenprogramms an einer folkloristischen Oberfläche.
FOTO: ROBERT HAAS
det an den sowjetischen Realismus erinnernd moderne Baumaschinen ab, dann
ein Wolf-Mensch-Fabelwesen, daneben
die Basilius-Kathedrale, schließlich eine
zaristische Ballszene, die an Anna Karenina denken lässt, am Ende noch abstrakt
schöne Blumenornamente. Am nächsten
Tag sind die Tücher Landschaftsfotografien in knallenden Farben gewichen – doch
abgesehen von der etwas brüllenden Ästhetik ist die hier abgebildete Breite, von der
Tundra bis Alanien, faszinierend: „Das ist
schon krass groß, das Land“, murmelt ein
Teenager zu seinem Kumpanen. Beeindruckte Pubertierende, das heißt etwas.
Doch so subtil zu faszinieren wie hier,
das geht dem Bühnenprogramm maßgeblich ab. Draußen auf dem Platz klingelt,
schmettert und geigt es von allen Seiten:
„Kalinka, Kalinka, Kalinka moja. . .“ Hier
dominiert das Klischee in Holzhammer-
Manier, in fast jeder der Bühnendarbietungen, die sich über zwei Tage hinweg wiederholen, kommt mindestens einmal diese
Melodie vor. Sei es mehr perkussiv bei der
Trommeltruppe „Ritmy Gor“, oder bei den
Sängern des Mariinsky-Theaters (der Tenor Alexander Trofimow und die Sopranistin Katarzyna Mackiewic), die diesen Prototyp des russischen Volkslieds in opernhafter Künstlichkeit auf die Klänge der Moskauer Balalaika-Rock-Truppe Bis-Quit setzen. Es ist die dritte Station, die das Festival in diesem Jahr macht – zuvor war es in
Wien und Almaty; Athen, Madrid und Helsinki sollen folgen. Es ist aber auch eine affirmative Werbeveranstaltung für einen
Staat mit angeschlagenem Image: folkloristisch, gefühlig und glatt.
Wer es nicht selbst kapiert, dem wird in
superlativreichen Moderationen erklärt.
Besonders zur Eröffnung am Samstag
Nachmittag wirkt das etwas verkrampft.
Aus den Lautsprechern fließt Orchestermusik, während die Moderatoren (die
Schauspieler Michael Dangl und Katharina Pichler) im werbeaffinen Sing-Sang die
„fantastisch begabten Kinder“ aus der
Trommelgruppe vorstellen oder die „einzigartigen
Gemälde-Reproduktionen“
preisen. Werke des russischen romantischen Realismus, die Münchner Kultureinrichtungen, etwa dem Gasteig oder dem
Kultusministerium überreicht werden. Davor spricht die Kulturministerin Alla Manilowa – verweist wie schon in der Pressekonferenz auf die kunst- und musikgeschichtsträchtigen Verbindungen von Russland
und Bayern und zählt aktuelles Wirken russischer Künstler in München auf: Gergiev,
Petrenko und die im vergangenen Jahr verstorbene Ballerina Maja Plissezkaja. In diesen Beispielen, sei es klassische russische
Musik oder abstrakte Malerei, geht es jedoch um Kunst, die eine Oberfläche aufraute, die ihre Gegenwart zu zersplittern vermag, um auf darunter Liegendes hinzuweisen. Alles Eigenschaften, die dem auf dem
Marienhof präsentierten Programm fehlen. Hier wird Liebliches zum Wohlfühlen
gezeigt. Das kann durchaus Spaß machen:
Vor allem am Sonntag Nachmittag reagiert
ein gut durchmischtes Publikum aus Familien, Touristen und hängen gebliebenen
Passanten euphorisch auf die slawischen
Techno-Gesänge von Folk Beat, feuert die
artistisch fliegenden Beine der KasatschokTänzer an oder schwelgt in den vollen Stimmen der Opernsänger. Doch die Faszination für ein Land, das an Divergenzen und
Brüchen kulturell wie landschaftlich und
geschichtlich so reich ist, die vermag das
glatt gescheuerte Bühnenprogramm nicht
zu vermitteln.
Akademietheater mit Suppés
Operette „Der Teufel auf Erden“
München – Der Teufel steckt im Detail – in
diesem Fall aber auch im großen Ganzen:
Da treffen spiel-, tanz-, stepp- und sangesfähige und -wütige Studentinnen und Studenten der Theaterakademie auf einen
nicht minder energiegeladen Regisseur wie
Till Kleine-Möller. Zwei Komponisten und
Arrangeure (Tom Smith, der auch Piano
spielt, und Jacopo Salvatori) sowie Julia Hornung (E-Bass), Leonhard Kuhn (E-Gitarre)
und Sebastian Wolfgruber (Schlagzeug)
kommen hinzu, und es geht so richtig die
Post ab. Von der Vorlage, Franz von Suppés
Operette „Der Teufel auf Erden“ von 1878,
bleibt im Akademietheater nicht viel mehr
übrig als der Plot.
Und der geht so: In der Hölle probt das
Volk den Aufstand und will eine Verfassung
erzwingen. Weil aber gerade drei Minister
inkognito Urlaub auf der Erde machen, ist
Satanas (eher eine wunderbare schwarze
Mama denn eine gefährliche Höllenfürstin:
Amina Namugenyi Görsch) regierungsunfähig und macht sich mit Mephisto auf die Suche. Philip Ceglarski spielt den herrlich witzig und frech, steuert auch allerlei Philosophisches und Gesellschaftskritisches von
Kant bis heute bei. Zwei Minister entlarven
sich auf der Erde durch ihr Verhalten, einer
bleibt verschollen, denn: In jedem Menschen steckt ein unsichtbarer Teufel. Und
beim Theater sind sie sowieso alle welche.
Atemlos fährt das Publikum (bereits gekürzte) pausenlose 120 Minuten szenisch
und musikalisch Geisterbahn auf einer originellen, immer wieder anders mit Videos
verwandelten Klettergarten-Bühne von Nicole Marianna Wytyczak. Ihr sind auch die
prägnant charakterisierenden Kostüme zu
danken. Regisseur und Choreograf Till Kleine-Möller hält seine Protagonisten fortwährend auf Trab, lässt sie wild agieren und grimassieren, tanzen, steppen und klettern.
Wäre da nicht immer mal wieder ein
A-cappella-Vokalquartett im Stile Schuberts, bei dem alle Gott sei Dank auch still
stehen oder sitzen, es gäbe überhaupt keine
Verschnaufpause in diesem Leistungsschau-Reigen, bei dem immer alles irgendwie over the top klingt und auch so aussieht. Da rockt das Musical, singen Andromahi Raptis (Amanda) und Elizabeth Marshall (Isabella/Rosine) immer wieder in den
höchsten Tönen, gerne auch im Wechsel
oder zusammen mit Wiebke Isabella Neulist, Anahita Dittmann, Rebecca Lorenz
oder Antonia Hoffmann. Zwei Baritone
(Gustavo Castillo Estrada und Manuel Wagner) sowie der feine Tenor Tom Amir mischen ebenfalls erfolgreich mit. Allesamt
hätten sie es nicht nötig, dass der Tonmeister (Matthias Schaaff) sie derart laut aussteuert, weshalb der Eindruck eines permanenten Überdrucks sich noch potenziert
und mit Gewalt in die Ohren bohrt. Schade
um fähige singende Schauspieler, aber
auch um die Musik von Suppé, die, wenn
überhaupt identifizierbar, zu Tode arrangiert war.
klaus kalchschmid
Der Teufel auf Erden, Akademietheater im Prinzregententheater, 6., 8., 9., 14. Juli, 20 Uhr
Der Weg zur Erkenntnis
„Schwein gehabt“
„Mauerschau“ aus der staatlichen Opernwerkstatt
Nach 19 Jahren verlässt Intendant Walter Weyers das Landestheater Schwaben
München – Man sieht fast nichts. Man
schaut ins Programmheft und denkt sich,
da ist eine neon-orange Schnecke übers Papier gekrochen. Was sie hinterließ, lässt
sich nicht lesen. Fast nicht. Aber das ist ein
erkenntnistheoretisches Programm, denn
legt man eine grüne Folie aufs Papier, erscheint der Text gut lesbar. Ein Spiel mit einem Grundgedanken dieses Abends, dieses Stücks, dieser Opernaufführung: Man
sieht etwas und weiß nicht, was es ist,
glaubt etwas zu wissen, will etwas wissen.
Das ist an sich ganz aufregend, und die
Worte Colin Powells über Chemiewaffenfabriken im Irak, die kein Mensch auf den Satellitenfotos erkennen kann, einfach deshalb, weil sie nicht da sind, die aber in der
Interpretation eines solchen Fotos auf einmal entstehen, so klar, dass man gleich einen ganzen Krieg deshalb anzetteln kann,
diese Worte sind der Diskussion wert. Einer Diskussion, die sich in der Reithalle, in
welcher die Opernwerkstatt der Bayerischen Staatsoper während der Opernfestspiele ihr Zuhause gefunden hat, allein
schon im extrem stilsicher stilisierten Bühnenbild von Luftwerk und dem fabelhaften Licht von Benedikt Zehm manifestiert.
Da sieht man ein Foto aus dem Krim-Krieg
von 1855: ein Talweg, übersät mit Kanonenkugeln. Nur: Als das Foto gemacht wurde,
waren die gar nicht da, die kamen erst auf
dem Weg in die Zeitung hinzu.
Aber wie zum Teufel gelangt man über
diese Frage zu Kleists HerzrausreißerStück „Penthesilea“? Denn „Mauerschau“
ist dann doch im Kern eine „Penthesilea“-Oper von Hauke Berheide (Libretto:
Amy Stebbins), und zwar eine aufregende,
beklemmende, die Nervenenden zersägende Studie des Aufeinandertreffens der Küsse und Bisse. Natürlich, auch hier ist Krieg,
und gerade Penthesilea handelt in Verkennung der Tatsachen. Aber im Rausch, nicht
als Kalkül. Bei Berheide gibt es beide je
drei Mal, drei Penthesileen und drei
Achills, je zwei Handelnde und ihre Schatten, hoch und tief (Stimmlage). Die HauptPenthesilea ist Adriane Bastidas-Gamboa,
eine expressionistische Sensation, dazu
kommt die große Hildegard Schmahl als
Botin des Unheils. Das ist alles umwerfend,
extrem, auch wegen des Orchesters, das einen in der Reithalle umzingelt, messerscharf agierend unter Oksana Lyniv – ein
krasses Erlebnis.
egbert tholl
Memmingen – Wenn man Walter Weyers
sagt, bei uns der Redaktion gebe es einige,
die ihn für ziemlich wahnsinnig halten,
guckt er zuerst erstaunt, dann breitet sich
ein wohliges Grinsen in seinem Gesicht
aus. Ob man das ernst meine? Ja, man
meint das ernst. Weil Weyers 19 Jahre lang
als Intendant des Landestheaters Schwaben, dessen vor sechs Jahren grandios erweitertes Stammhaus im proper herausgeputzten Memmingen liegt, Theater gemacht hat, das man über weite Strecken
kaum in einer 40 000-Einwohner-Stadt erwarten würde.
Mit „Hamlet“ trat er an, mit den „Rosenkriegen“ hört er auf. Weyers’ Inszenierung
der zu einem vierstündigen Abend zusammengebauten Shakespeare-Dramen um
Heinrich VI. plus ein bisschen „Richard
III.“ ist sein noch ein paar Tage lang sichtbares Vermächtnis; dazu kommt die „Walter
Weyers Abschiedsshow“ am 9. Juli mit Buffet, Party und überhaupt. An der Existenz
dieser Show an sich könnte man gleich
auch etwas anderes bemessen, was in der
Außenwahrnehmung zu Weyers dazugehört. Eine Aura, die auch ein bisschen zwischen Guru und König liegt, auch wenn der
durchtrainierte Charmeur sicherlich ein
Menschenfänger ist, wobei sich keineswegs alle, die mit ihm arbeiteten, von ihm
fangen ließen. Zum Ende der Ära erschien
ein dicker, großer Prachtbild- und -textband. Auf dem Cover Weyers selbst, grübelnd, in sich gekehrt, die Augen geschlossen, die Linke vor dem Gesicht. Weyers,
wie er sich sieht. Als Denker. Nicht ganz
falsch, aber vielleicht auch das, was manchen erregte. Denn es wirkt eitel.
statt. Weyers holte behinderte Menschen,
Asylbewerber und Strafgefangene auf die
Bühne, erfand eine Afrika-Trilogie, die Kindersoldaten in den Fokus rückte. Es gab Artauds „Theater der Grausamkeit“ ebenso
wie Heiner Müller oder Fassbinder.
Weyers konnte dem Publikum vieles
vorsetzen, auch seine Frau Joséphine, die
er, auf Vorschlag seines Oberspielleiters,
wie er im Gespräch betont, als PR-Chefin
installierte – offenbar durchaus zum Segen des Hauses, folgt man Weyers. Eigentlich ist die Gattin Schauspielerin und Sängerin, auch bei den „Rosenkriegen“ ist sie
dabei, als Beaufort, als eine Art Ultrakardinal, streng, tönend, als rufe ihre Stimme
aus einem anderen, längst vergangenen
Jahrhundert der Schauspielerei herüber.
Wie überhaupt die ganzen „Rosenkriege“
eine eher spröde Veranstaltung sind. Weyers will Machtmechanismen sezieren, in-
szeniert „Game of Thrones“ im Gewande
von „House of Cards“. Ein bisschen wirkt
das wie Luk Percevals „Schlachten“ im Allgäu, nur fehlen hier Blut, Schweiß und Tränen. Statt dessen gibt es der Worte vieler,
ausgestellt auf weißer, leerer Bühne wie
Fundstücke aus dem Sprechseminar.
Die Zahlen sind nicht das
Entscheidende, das ist bei
Weyers schon der Inhalt
Landestheater, das bedeutet einen Etat
von 3,1 Millionen Euro, zwölf Schauspieler
im Ensemble, 13 Eigenproduktionen im
Jahr – „weniger Geld darf’s nicht werden,
dann geht es nicht mehr“. Die Zahlen sind
aber nicht das Entscheidende, das ist bei
Weyers schon der Inhalt. Erzählt er von diesem „Drittel seines Lebens“, das er, in länd-
licher Abgeschiedenheit wohnend, in Memmingen verbracht hat, dann kehren immer
zwei Aspekte wieder – das Publikum in
Memmingen und was dieses bereit ist mitzumachen: „Hier gibt es eine ungewöhnlich hohe liberale Qualität.“ Und, zweiter
Aspekt, so Produktionen wie eine Lesung
von Briefen aus Guantanamo, zu der er
Henryk M. Broder aus Prag ankarrte, der
nur schimpfte, aber halt doch teilnahm.
„Ich habe jetzt 38 Jahre Theater gemacht, und ich habe echt Schwein gehabt
mit dem Vertrauen, das mir hier entgegen
gebracht wurde.“Als Intendant geht er nun
in Ruhestand, aber „als Künstler nicht“.
Und sagt dann doch auch, dass ein Riesenvorteil des Intendanten-Berufs sei, dass
man seine eigenen Projekte selbst gestalten kann. In Memmingen genoss er völlige
künstlerische Freiheit. Und Memmingen
freute sich.
egbert tholl
Heavy-Metal-Opern,
philosophische Gespräche, eine
Werner-Fritsch-Uraufführung
Penthesilea, Trias einer Person: Hanna Herfurtner, Adriana Bastidas-Gamboa und
Leela Subramaniam.
FOTO: WILFRIED HÖSL
Weyers konnte den Einwohnern von
Memmingen und den vielen kleinen Orten, die das Landestheater mit Abstechern
in die Umgebung mit Theater versorgt, erstaunliche Sachen vorsetzen: Heavy-MetalOpern, die vielleicht sogar als Erfindung eines Genres durchgehen, philosophische
Gespräche, eine Werner-Fritsch-Uraufführung über den Supermarkt auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslager
Flossenbürg. Die fand auf dem ehemaligen
Starfighter-Flughafen bei Memmingen
Michaela Fent, Chris Urwyler und Julian Ricker in
Walter Weyers’ Abschiedsinszenierung der „Rosenkriege“, oben der Intendant selbst. FOTOS: FORSTER