Le Chardonnay – Burgund, Chablis, Champagne
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Le Chardonnay – Burgund, Chablis, Champagne
Das Wein- und Genussmagazin Weinkeller Riegger AG www.riegger.ch Sommer 2011 Le Chardonnay – Burgund, Chablis, Champagne Karin und Peter Riegger Chardonnay ist, zusammen mit Pinot noir, die Rebsorte des Burgunds. Wir widmen die beiden Hefte in diesem Jahr diesen grandiosen Rebsorten. Und wir konzentrieren uns auf die Gebiete, in denen sich Chardonnay und Pinot noir am eindrücklichsten präsentieren. Wir sind ins Burgund gefahren, ins Chablis, wo für viele Geniesserinnen und Geniesser die elegantesten Chardonnays gekeltert werden, und in die Champagne, wo die beiden Sorten zu unvergleichlichen, unkopierbaren Kompositionen assembliert werden. Wir haben uns für die Ursprünge der Rebsorten interessiert und dazu den Walliser Biologen José Vouillamoz befragt. Zuerst Chardonnay, im Herbst dann Pinot noir. Wir folgen den Terroirs von Pernand-Vergelesses am Hügel von Corton über die Climats im Chablis bis nach Chouilly an der berühmten Côte des Blancs, wo Julien Barbier erstmals seinen exklusiven Evanescence 2002 entkorkt hat, einen Blanc de blancs brut nature, also ohne Dosage. Wie immer in der Sommerausgabe stellen wir Ihnen die Bordeaux Primeurs vor sowie neu Château Bouscaut im Graves, das uns mit seinem ausgezeichneten Preis-Leistungs-Verhältnis aufgefallen ist. In diesem Zusammenhang möchten wir auch erwähnen, dass wir die Entwicklung des Euro genau im Auge behalten – wie in diesem Heft zu sehen ist. Wir wünschen Ihnen viel Vergnügen bei der Lektüre – am besten mit einem köstlichen Glas Chablis in der Hand oder einer prickelnden Coupe de Blanc de blancs. Peter Riegger Foto: Dick Vredenbregt Karin Riegger 21 21 21 26 26 26 26 32 32 32 33 33 33 37 37 38 39 39 39 39 Schweiz Frankreich Burgund /Côte de Beaune Côte de Nuit Beaujolais/Loire/Rhonetal Südfrankreich Bordeaux Italien Norditalien Piemont Toskana Süditalien Sizilien/Sardinien Spanien Portugal Österreich Neue Welt Argentinien /Mendoza Südafrika Australien 37 Porto 37 Madeira 39 39 39 39 Schweiz Frankreich Italien Spanien WEISSWEIN Schweiz Frankreich Italien Deutschland Österreich Ungarn Spanien Portugal Neue Welt ROTWEIN Mit diesem Fokus auf Landschaften und ihre Menschen bemühen wir uns, das Verständnis für die Weine zu vertiefen, die in so unterschiedlichen charakteristischen Gebieten wachsen – wie im letzten Jahr, als wir zuerst das Bordelais besuchten und dann eine Schweizer Reise in Angriff nahmen. Wir haben regionale Eigenheiten vom Keller bis zum Teller kennengelernt, darüber hinaus aber immer wieder Rebsorten angetroffen, die offenbar überall gedeihen können. Allen voran Chardonnay. 11 11 17 20 20 20 20 20 20 PORTWEIN In den letzten drei Jahren haben wir unser Wein- und Genussmagazin in eine fast monothematische Richtung weiterentwickelt. Wir sind der Rhone vom Gletscher im Wallis bis in die Camargue am Mittelmeer gefolgt und haben entlang des Rhonetals Domaines besucht, deren Weine wir Ihnen anbieten dürfen. Der Duero hat uns ins Ribera del Duero geführt, nach Rueda und Toro, und nach einer langen Fahrt von Spanien nach Portugal an die wunderschönen Lagen an den Ufern des Doueros, einige Kilometer vor der Mündung in Porto. Inhalt ANGEBOT SCHAUMWEIN Liebe Leserinnen, liebe Leser 4 Eine Sorte von Welt Le Chardonnay 6 Insel des wahren Geschmacks Le Chablis 10 Ein Hang mit sieben Gipfeln Régnard – sieben Grands Crus 12 Der um die Trauben tanzt José Vouillamoz, Sion 18 Die Stadt der Gaumenfreuden Beaune 22 Am Hügel von Corton gehört die Krone Charlemagne Domaine Rapet, Père et Fils, Pernand-Vergelesses 27 Bordeaux 2010 Hinweise zur Subskription 28 Phönix aus der Asche Château Bouscaut, Cadaujac 31 Die Weisse Fee des Bordelais Sémillon 34 Ungesüsst und unverblümt – die Essenz des Hauses Champagne R&L Legras, Chouilly Impressum Herausgeber Weinkeller Riegger AG Texte Paul Imhof Fotografien und Kreation Dani Schranz, Weinkeller Riegger AG Korrektorat Françoise Reutimann, Hirzel Druck Druckerei Kyburz, Dielsdorf Auflage 148000 Exemplare; 10. Jahrgang, 17. Ausgabe; erscheint zweimal jährlich © by Weinkeller Riegger AG, Juli 2011 Weinkeller Riegger AG, Langgass, 5244 Birrhard, Tel. 056 201 41 41, E-Mail [email protected], www.riegger.ch Öffnungszeiten: Montag bis Freitag, 9 bis 18.30 Uhr durchgehend, Samstag, 8 bis 16 Uhr durchgehend. Der Hügel von Corton: dichter Wald auf dem Kopf, edle GrandCru-Lagen auf den Flanken. Le Chardonnay Eine Sorte von Welt Chardonnay reist gerne und wird heute auf der ganzen Welt angebaut. Nicht nur zu seinem Glück. C hardonnay findet man oberhalb, Chasselas südwestlich von Mâcon. Zwischen den beiden Dörfern liegen 43 Strassenkilometer. Chardonnay und Chasselas, so nahe beieinander? Zufall, mag man denken. Oder vielleicht ein Hinweis darauf, dass die beiden gleichnamigen Rebsorten aus dem Burgund stammen, präziser aus dem Mâconnais? Die ältesten Spuren des Chasselas führen freilich ins Genferseegebiet, wie der Ampelograph José Vouillamoz herausgefunden hat (RieggerMagazin, Herbst 2010). Dass Chardonnay aus dem Burgund stammt, liegt im Bereich des Möglichen, lässt sich geografisch jedoch nicht kleinräumig bestimmen, wie im Interview mit José Vouillamoz nachzulesen ist (Seite 12). Ein Kuriosum ist die Herkunft des Namens – ganz und gar nicht schmeichelhaft, denn Chardonnay basiert auf dem lateinischen cardonnacum, Ort der vielen Disteln. Dornenvoll mutet das Schicksal des Chardonnays tatsächlich an, wenn man seinen Weg von der regionalen Sorte des Chablis und des Burgunds zur Rebe von Welt bis hin in die Niederungen einer gesichtslosen Allerweltsrebe betrachtet. Ursprünglich sollte Chardonnay in Übersee die gleichen Weine erbringen wie im Chablis und im Burgund, doch rasch entdeckten die winemakers 4 eine besondere Eigenschaft des Chardonnays: seine Bereitschaft nämlich, Handschriften aufzunehmen. Chardonnay «spricht auf ein viel breiteres Spektrum an Kellertechniken an als die meisten weissen Rebsorten», schreibt Jancis Robinson in ihrem «Guide to Wine Grapes». Man liess Frische und Strenge bleiben, die sich beim Chardonnay in der Neuen Welt ohnehin nicht richtig einstellen wollten, vollzog eine Spitzkehre und überliess den weissen Most dem Eichenholz, dessen würzige Wucht den Chardonnay bald so stark prägen sollte, dass man ihn als Vanillesaft zu verachten begann. Auch Prügel sind eine Handschrift... «In Bestform», so Robinson, «bildet er aber wie der Pinot noir vor allem das Vehikel für den Charakter der Lage, in der er gewachsen ist.» Ihm fehlt ein gewisses Mass an Eigenheit. Sein Charakter ist nicht so ausgeprägt wie jener eines Sauvignon blanc, nicht so auffällig wie der eines Savagnins (Heida), vielmehr saugt er sein Umfeld auf und verinnerlicht es – im Rebberg wie im Keller. Ähnlich wie Chasselas. Beide sind «passive» Rebsorten, sie nehmen das Terroir auf, wenn man sie lässt. Rebsorten wie Sauvignon blanc und Savagnin oder auch Petite Arvine sind «aktiv», sie bilden einen markanten Eigengeschmack. Aus beiden Wesenszügen lassen sich Weine keltern. Chasselas und Chardonnay, die beiden passiven, müssen sich im schlechtesten Fall einem selbstverliebten Önologen unterordnen, oder sie entwickeln im besten Fall einen identifizierbaren, lokalen Ausdruck, elegant komponiert aus den Säften des Terroirs, die durch die porte-greffe, die Unterlagsrebe, in die aufgepfropfte Pflanze fliessen. Während aktive Rebsorten auch üppig Holz im Zaum halten können, sind passive der Gefahr ausgesetzt, ihrer zarten, anfälligen Identität beraubt und zu Designertropfen degradiert zu werden. Bernard Billaud, Patron von BillaudSimon, vinifiziert im Chablis sehr tiefgründige, elegante und eigenwillig mineralische Weine. «Es gibt banalen Chardonnay und komplexen», sagt er. «Wenn ein Wein irgendwo keine Struktur, keinen Bodensatz hat, muss man eben Holz dazugeben.» Das hat man vielerorts mit Chardonnay gemacht. Andernorts hat man deswegen Chardonnay als simple Rebsorte verurteilt. «Das ist er aber nicht! Chardonnay ist generös in der Traubenproduktion, da ist dann beides möglich, Masse und Klasse – aber nicht beides gleichzeitig. Chardonnay ist ein Produzent, einer, den man kontrollieren muss. Er ist die eleganteste Rebsorte, wenn man damit umzugehen weiss.» 5 Wie die Spinne im Netz: Chablis inmitten von Weinbergen, gesehen von der Grand-Cru-Lage Les Clos. Le Chablis Insel des wahren Geschmacks Chardonnay ist die einzige Sorte, die auf den Rebhängen von Chablis gepflanzt werden darf. Aus gutem Grund. Auf gutem Grund. Nirgendwo sonst auf der Welt offenbart sich Chardonnay unverfälschter und reiner als auf dieser geologisch auffallenden Insel zwischen Beaune und Paris. 6 E s klingt gewiss etwas überheblich, zu behaupten, der einzig wahre Chardonnay könne nur ein Chablis sein, doch so verwegen ist die Behauptung nun auch wieder nicht, denn hier kann sich die Sorte ehrlich und ungeschminkt präsentieren, frei von Holz und andern Hilfsmitteln. Ausserdem gilt ein perfekter Chablis immer noch als Vorbild für alle andern Chardonnays – doch letztlich unkopierbar. Zum Glück. Chardonnay nach Art des Chablis besticht durch herbe Frische, aparte Mineralität, strahlende Eleganz und den Geschmack des Terroirs mit einer Prise Stein und Meer. Gut 160 Kilometer nördlich von Beaune gelegen (und 180 Kilometer südlich von Paris), ist das Chablis der Champagne näher als dem Burgund. Im Chablis wachsen Weine, die sich von den Burgunder Verwandten komplett unterscheiden – auch wenn Chardonnay im Chablis Beaunois genannt wird, die Rebe aus Beaune. Sie mag ja aus dieser Gegend stammen, doch vergleichbar sind die Weine ebenso wenig wie die Landschaften. Burgund entwässert in die Rhone, Chablis in die Seine; die unterschiedlichen, kleinräumigen Burgunder Böden ruhen auf › 7 Bernard Billaud zur KimmeridgeSchicht: «Für diesen Boden ist Chardonnay die beste Rebsorte.» Stahl vor Eiche: Billaud-Simon setzt Holz sehr zurückhaltend ein. einem Fundament aus dem Mittleren Jura, die Reben von Chablis beziehen ihren besonderen Charakter aus einem speziellen Gesteinsband, das der Geologe James E. Wilson (einst für Shell in der Forschung tätig) plastisch in «Terroir – Schlüssel zum Wein» beschreibt: «Wie ein Satz ineinandergestellte Schüsseln senken sich die Gesteinsschichten im Pariser Becken zur Mitte hin. Der Rand einer dieser ‹Schüsseln› im Südosten des Beckens, das Kimmeridge, ist ein bemerkenswert gleichmässiges Band aus kreidehaltigem Mergel mit einer Deckschicht aus hartem Portlandkalkstein.» Fährt man von Beaune hinauf Richtung Chablis, lässt sich fast nirgends irgendein Hinweis auf Weinbau erkennen. Die Reise führt über das Plateau de Langres und die MorvanHöhen, welche die Gebiete nach Entwässerung trennen, durch eine satte, grüne Landschaft aus Wäldern, Feldern und Dörfern, deren Häuser so eng stehen wie im Widerstandsnest von Asterix und Obelix. Kurz vor Auxerre biegt man dann in coupiertes Gelände Richtung Chablis ein und befindet sich unversehens umgeben von Reblagen, als wären sie aus dem Nichts aufgestiegen. Chablis ist eine Insel, entstanden durch die Vorgänge im Erdreich. Wilson: «Die Schichten der Kreide8 zeit und des Juras setzten sich in grossen Mengen ab. Das erneute Absinken des Pariser Beckens im späten Tertiär und im Quartär ermöglichte es der Erosion, in konzentrischen Streifen Höhenzüge und Flächen entstehen zu lassen. Die Flussläufe von Seine, Aube, Yonne und Loire bestanden schon, ehe das Pariser Becken einzusinken begann. Die Absenkbewegung war so langsam, dass sich die Flüsse einen Weg durch die aufsteigenden Ränder bahnen konnten. So zerschnitten sie das KimmeridgePortland-Aufschlussband in einen Archipel von Weinbauinseln.» Man muss sich das vorstellen wie das vergrabene Skelett einer Schlange, das stellenweise aus dem Boden gneisst. Kimmeridge: versteinerte MiniAustern der Art exogyra virgula, «Komma-Austern», die mit der weissen Tonerde den Geschmack der Chablis-Weine prägen. Chablis wirkt fast idyllisch. Die Ortschaft liegt in einer Senke, im Tal des Flüsschens Serein, das noch dünnere Gewässer aus Seitentälern aufnimmt. Wie die Spinne im Netz dieser Wasseradern sitzt Chablis inmitten von Reblagen, im Norden zusammenhängend am Stück die sieben Grands Crus Bougros, Les Preuses, Vaudésir, Grenouilles, Valmur, Les Clos und Les Blanchots, flankiert von Premiers Crus und den anderen Klassierungen, die sich alle auch gegenüber auf der südwestlichen Talseite erstrecken. Insgesamt versammeln sich unter dem geschützten Begriff Chablis 4000 Hektaren Rebfläche. 20 Hektaren gehören der Familie Billaud-Simon. Wir stehen am Rand ihrer Parzelle von Les Clos. Unter uns bieten die Häuser von Chablis den Anblick trauter Gemeinsamkeit, die gegen aussen gewiss auch nötig ist, um die Interessen der Weinproduzenten zu verteidigen. Gegen innen dürfte es anders aussehen, alle produzieren den gleichen Wein, aber in zahlreichen Variationen, eben den Nuancen, die im Saft, den der Rebstock aus dem Boden zieht, in die Beeren gelangen. «Diese jodige Note macht den Chablis so einzigartig», sagt Bernard Billaud, Patron des Unternehmens. Die Note stammt von versteinertem Meeresgetier, aus dem die Kimmeridge-Schicht entstanden ist, und so heben wir einen Stein auf und schauen genau hin: Von blossem Auge kaum zu sehen, liegen unzählige, von der Wucht der Jahrtausende zusammengepappte, zwei, drei Millimeter lange Würmchen eng nebenund aufeinander, gekrümmt wie Kommas. Das sind versteinerte MiniAustern der Art exogyra virgula, «Komma-Austern», die mit der weissen Tonerde den Geschmack der Chablis-Weine prägen. «Die feinen Haarwurzeln der Stöcke dringen 60, 80 Meter in die Tiefe», erklärt Billaud und greift sich mit beiden Händen ins Haar. «Für diesen Boden ist Chardonnay die beste Rebsorte.» Chablis ist aber auch ein Frostloch, man sieht es an den Öfen, die auf diversen Parzellen zwischen Rebzeilen stehen. Spätfrost bedroht immer wieder im dümmsten Moment die Stöcke, wenn sie blühen, zudem «sind wir zwei Wochen später dran als an der Côte d’Or», so Billaud. Nicht nur tiefere Temperaturen als im Kernstück der weissen Burgunder herrschten im Chablis, auch das Licht sei kühler. «Chablis est un vin de lumière» – kein Wein der Wärme. Das schlanke Licht des nördlichen Burgunds bekommt dem Chardonnay bestens, das zeigt sich bei der Degustation eindeutig. Die Weine sind von einer manchmal fast ariden Klarheit, einer prickelnden, elektrisierenden Strenge, sie haben mit ihren übergewichtigen runden Verwandten aus der Neuen Welt, aus dem Süden und den europäischen Anbaugebieten ausserhalb Frankreichs nichts gemein. Vor zehn, zwanzig Jahren geisterten bei Verkostungen vergleichende Bilder aus der Welt von Glanz und Gloria durch die Degustationsnotizen, da wurde ein praller, süsslicher Chardonnay mit Gina Lollobrigida auf der Motorhaube eines Ferrari Testarossa verglichen (in welchem Alter, stand nie zur Debatte) – als Inszenierung für den klassischen Chablis würde sich ein ausgemergelter Bruder Kellermeister auf dem Betstuhl anbieten. › 9 WEISSWEIN Preise inkl. Mehrwertsteuer pro 70-/75-cl-Flasche Gibt es fettes Licht? Schlankes Licht? «Boden, Licht, Kultur: Das ist unser Terroir», sagt Bernard Billaud, «und ein Terroir wächst während Jahrhunderten.» Die Kelten haben das Chablis entdeckt, die Zisterzienser haben es entwickelt. Eine Zeit lang versuchte man auch im Chablis, Chardonnay burgundischer Ausprägung zu keltern, und liess die Säfte in Pièces reifen, in burgundischen Eichenbarriques. Die Weine verloren ihren Charakter, burgundisch wurden sie trotzdem nicht. Man fuhr den Holzeinsatz zurück, gab ihn freilich nicht vollständig auf. Es wäre jammerschade, den Hauch des Meeres im Chablis mit Vanille zu verkleistern. Zur Verfeinerung der Weine kann der Einsatz von Eiche durchaus etwas beitragen, es ist eben alles bloss eine Frage der Verhältnismässigkeit. Chablis brilliert durch seine einmalige Typizität, die gilt es vor allem andern zu erhalten. Haben Sie, Monsieur Billaud, schon einmal Wein getrunken, den sie nicht als Chablis erkannten? Und Sie haben ausgerufen: «Aah, ein Chablis!?» «Nein.» Chablis, 1er Cru, Les Vaillons Leichte Zitrusnase, im Gaumen von feinster Mineralität, ausgewogen und frisch. Ausgebaut im thermoregulierten Inox-Tank. Ohne Holz. Jahrgang 2008, Fr. 31.30 Weine der Domaine Billaud-Simon auf der gegenüberliegenden Seite. 10 Schweiz Maison Régnard Ein Hang mit sieben Gipfeln Das Chablis umfasst 4000 Hektaren. Davon sind 100 Hektaren als Grand-Cru-Lagen definiert worden, sieben insgesamt. Zürich Höcklistein AOC, Müller-Thurgau, Tradition Höcklistein AOC, Räuschling, Tradition Chardonnay, Weingut Jürg Saxer, Neftenbach Nobler Weisser, Weingut Jürg Saxer, Neftenbach Sauvignon blanc, Weingut Jürg Saxer, Neftenbach Graubünden Chardonnay «Tradition», Malans AOC, Donatsch Chardonnay «Passion», Malans AOC, Donatsch Completer Selvenen, Malans AOC, Donatsch Pinot gris, Malans AOC, Donatsch Pinot gris, Malans AOC, Föhnbeerenauslese, 37,5cl Donatsch Mayenfelder Chardonnay AOC, Schloss Salenegg Das Haus Régnard besitzt in jeder Grand-Cru-Lage des Chablis eigene Reben. A ls «aussergewöhnlich strahlig» bezeichnet das Oxford Weinlexikon den Chablis, als «trocken und alterungsfähig». Und merkt an, dass der Name Chablis in der Neuen Welt – und dort vor allem in Nordamerika, wo ein so strenger Wein wie Chablis gar nicht heranreifen kann – «seltsamerweise als Gattungsbezeichnung für trockenen Weisswein ungewisser Herkunft und ohne Angabe einer bestimmten Rebsorte, der keine irgendwie geartete Ähnlichkeit mit echtem Chablis hatte, ausgeborgt und missbraucht» worden sei. Vergleicht man einen richtigen Chablis, das Vorbild für knisternd kühlen, unverfälschten Chardonnay, mit einem dieser pflaumigen Allerwelt-Chardonnays, kann man tatsächlich nur staunen. In den 4000 Hektaren des Chablis selber gibt es keinen Quadratzentimeter «ungewisser Herkunft», da ist alles parzelliert und kleinräumig aufgeteilt, sodass jeder Zipfel Boden seine Bedeutung und Bewertung hat. Allein sieben Grand-Cru-Climats (climat: vor allem im Burgund gebräuchlicher Ausdruck für eine vorwiegend klimatologisch und geografisch definierte, auch als Terroir bezeichnete Weinberglage) sind auf einem Hang mit südwestlicher Ausrichtung oberhalb der Gemeinde Chablis ausgesteckt worden – zusammen gibt das 100 Hektaren. Sieben Terroirs, sieben Namen: Les Clos, Les Blanchots, Bougros, Vaudésir, Valmur, Les Preuses und Grenouilles. Verschiedene Güter besitzen und vinifizieren Reben von diesen exklusiven Lagen – aber nur eines kann Wein von allen sieben climats vorweisen: La Maison Régnard. 1860 gegründet von der Familie Régnard, gelangte das Gut 1984 in den Besitz von Patrick de Ladoucette. Der Baron pflegt und veredelt den Stil dieser Weine, und um die Bedeutung der sieben Grands Crus zu unterstreichen, gibt er eine Kiste mit allen sieben Weinen heraus. Liebhaber von Chablis können anhand dieser sieben Flaschen die Unterschiede zwischen den climats zu ergründen versuchen und dabei testen, wie fein ihre Geschmackspapillen eingestellt sind. PORTWEIN 2010 13.30 2010 2010 2009 2009 2010 14.90 16.80 18.50 15.60 18.50 2009 2009 2009 2008 2008 25.40 34.60 47.– 27.50 48.60 Défi blanc du Valais AOC, Les Titans, Provins Domaine du Chapitre AOC, Provins Domaine Tourbillon AOC, Provins Heida du Valais AOC, Grand Métral, Provins Heida du Valais AOC, Maître de Chais, Provins Humagne blanche AOC, Maître de Chais, Provins Humagne blanche du Valais AOC, Grand Métral, Provins Marsanne blanc AOC, Maître de Chais, Provins Petite Arvine du Valais AOC, Grand Métral, Provins Petite Arvine du Valais AOC, Maître de Chais, Provins Vieilles Vignes AOC, Maître de Chais, Provins Chardonnay du Valais AOC, Grand Métral, Provins Chardonnay du Valais AOC, Maître de Chais, Provins Dôle blanche AOC, Maître de Chais, Provins Fendant AOC, Vins des Chevaliers Fendant du Valais AOC, Grand Métral, Provins Saint-Léonard AOC, Maître de Chais, Provins Johannisberg AOC, Maître de Chais, Provins 2009 36.– Tessin Biel / Neuenburg Neuchâtel AOC, Château d’Auvernier 2010 12.40 Terre Alte, Bianco di Merlot DOC, Feliciano Gialdi Biancospino, Ticino DOC, Feliciano Gialdi Bianco Rovere DOC, Guido Brivio Bucaneve, Bianco di Merlot DOC, Cantina Giubiasco Vinattieri Bianco DOC, Vinattieri Chablais Yvorne AOC, Domaine de l’Ovaille Yvorne AOC, Chant des Resses, AVY Yvorne AOC, Petit Vignoble, Henri Badoux Aigle AOC, Les Murailles, Henri Badoux 2010 2010 2010 2010 23.70 17.80 19.20 18.– 2010 2009 2010 2010 2009 2010 2010 2009 2009 2009 2009 2010 2010 13.40 17.50 13.90 16.40 17.– 25.60 21.– 22.70 24.50 23.80 17.80 16.70 18.90 Westschweiz Lavaux Château du Châtelard AOC, Patrick Fonjallaz Epesses AOC, Clos du Boux, Luc Massy Epesses AOC, La Trinquette, Pascal Fonjallaz Epesses AOC, La République, Patrick Fonjallaz Epesses AOC, Terre à Boire, Louis-Philippe Bovard Dézaley AOC, Chemin de Fer, Luc Massy Dézaley AOC, Clos des Moines, Ville de Lausanne Dézaley AOC, L’Evêque, Patrick Fonjallaz Dézaley AOC, Médinette, Louis-Philippe Bovard Ribex, Sauvignon blanc, Louis-Philippe Bovard St-Saphorin AOC, L’Archevèsque, Louis-Philippe Bovard St-Saphorin AOC, La Roche aux Vignes, Bernard Bovy St-Saphorin AOC, Domaine du Burignon, Ville de Lausanne St-Saphorin Faverges AOC, Etat de Fribourg La Côte Abbaye de Mont, Mont-sur-Rolle AOC, Ville de Lausanne Mont le Vieux, Tartegnin AOC, Mont le Vieux Tartegnin AOC, Vigne du Baron, Mont le Vieux Féchy AOC, Mon Pichet, Jacques Pélichet SCHAUMWEIN Wallis Deutschschweiz Aargau Schinznacher AOC, Riesling × Sylvaner, Auslese, Weinbaugenossenschaft Schinznach ROTWEIN 2009 2006 2006 2010 2009 2008 2007 29.20 37.60 59.40 15.– 22.– 25.– 15.– 2007 2010 2009 2008 2008 2007 2009 2009 2009 2010 2009 23.50 15.– 23.– 25.90 15.– 19.70 15.– 13.50 13.90 14.40 16.– 2010 2008 2009 2010 2009 16.40 27.50 30.– 14.60 21.50 Frankreich Burgund 2009 16.70 Montagny AC, 1er Cru, Louis Latour Pouilly-Fuissé AC, Louis Latour Chablis AC Chablis, Louis Latour Chablis, 1er Cru, Louis Latour Chablis, Domaine Billaud-Simon Chablis, 1er Cru, Les Vaillons, Domaine Billaud-Simon Chablis, 1er Cru, Montée de Tonnèrre, Domaine Billaud-Simon Chablis, Grand Cru, Bougros, Régnard Chablis, Grand Cru, Les Preuses, Régnard Chablis, Grand Cru, Valmur, Régnard Chablis, Grand Cru, Vaudésir, Régnard 2008 18.90 2009 26.90 2009 2009 2009 2008 2008 21.50 30.– 21.50 31.30 36.70 2005 2005 2005 2005 52.90 52.90 52.90 52.90 2010 15.– 2010 11.30 2009 15.70 2010 11.80 Unter riegger.ch und im Weinkeller in Birrhard bieten wir Ihnen über hundert Weiss- und Rotweine in Kleinflaschen zu 37,5cl Inhalt an. 11 DNA-Verwandtschaftstests im Humanbereich viel weiter; mit Reben hatte man es noch nie versucht. Bowers fand dann 1997 heraus, dass Cabernet Sauvignon ein Kind von Cabernet franc und Sauvignon blanc ist. Die Kreuzung geschah natürlich, vermutlich in der Gironde. Natürlich? Ja. Spontan. José Vouillamoz, Sion Der um die Trauben tanzt Der Walliser Biologe José Vouillamoz ist ein Forscher der Traubensorten, ein Ampelograph*. Heute arbeitet er mit Kräutern, bekannt geworden ist er mit seinen genetischen Untersuchungen und Herkunftsbestimmungen von Rebsorten. Im Wallis sind seine wissenschaftlichen Erkenntnisse nicht überall auf positive Resonanz gestossen, denn Vouillamoz hat fast alle Legenden über die Herkunft der «heimischen» Walliser Rebsorten durch DNA**-Analysen pulverisiert. Viel übrig geblieben an einheimischen Walliser Rebsorten ist da nicht, José Vouillamoz – sind Sie jetzt zum Feindbild der Traditionalisten geworden? José Vouillamoz: Ach, nur ein Teil der Winzer ist mir deswegen böse. Ich beschäftige mich mit Ampelographie seit 2001. Ich habe an der Uni Lausanne eine Dissertation zum Thema der Klassifikation von Pflanzen anhand ihrer DNA geschrieben und mich mit einer Pflanze befasst, die auf der ganzen Welt noch zwei weitere Forscher interessierte – aber nicht die Öffentlichkeit. Ich fragte mich also, ob man dieselbe Technik nicht auch bei andern Pflanzen anwenden könnte. Zum Beispiel bei der Rebe, denn j’étais passionné par le vin. Nach Abschluss der Doktorarbeit schaute ich mich um, ob es schon Arbeiten über Rebe und DNA gab, und natürlich gab es die: An der University of California war ein brillanter Doktorand, John Bowers, damit beschäftigt, die Sammlung der Universität in Ordnung zu bringen; er analysierte das DNA-Profil jeder Rebe in der Sammlung. Als er zum Cabernet Sauvignon kam, stiess er immer wieder auf Verbindungen zu Cabernet franc und Sauvignon blanc. Damals waren die Erfahrungen mit Wie kann man das wissen? Bei einer Spontankreuzung gibt es ja wohl keine Notizen? Man weiss erst seit dem Ende des 17. Jahrhunderts, dass die Pflanzen eine Sexualität haben. Die ersten Kreuzungen von Reben wurden 1750 vorgenommen. Vom Cabernet Sauvignon sprach man aber bereits vorher. Wer eine Kreuzung durchführen konnte, hatte das gelernt. Wenn jemand wusste, wie man Pflanzen kreuzte – ein Mönch zum Beispiel –, wurde das festgehalten. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Bordelaiser Winzer vor Carl von Linné wusste, dass die Pflanzen eine Sexualität haben und wie man eine Kreuzung durchführt. Kommt dazu, dass die Kreuzung von Reben viel schwieriger ist als die von – beispielsweise – Tulpen. Die Tulpe öffnet sich, ist voll von Pollen, da muss man nur ein bisschen mit dem Stempel schwenken, und schon läuft die Sache. Die Kreuzung von Reben liegt nicht so einfach auf der Hand, da sind viel mehr * Ampelographie (vom griechischen ampelos = Weinstock) bedeutet Rebkunde, Rebsortenkunde, also die Lehre von Bestimmung und Beschreibung der Rebsorten sowie ihrer wissenschaftlichen Klassifizierung. ** Desoxyribonukleinsäure DNS (DNA = deoxyribonucleic acid) ist ein Biomolekül, das in allen Lebewesen vorkommt, und Trägerin der Erbinformation. Sie enthält die Gene, welche die Information für die Herstellung der Ribonukleinsäuren (RNS/RNA) enthalten. Schritte erforderlich. Wer das kann, der kann auch schreiben, der notiert sich die Schritte, die er gemacht hat. ist es aber nicht. Es gab Legenden, in den Augen einiger hat der liebe Gott die noblen Sorten erschaffen. Zurück zur Entdeckung der Eltern des Cabernet Sauvignon ... ...die uns erstmals die Genetik für eine historische Erklärung geliefert hat und daraus die Idee der noblen Sorte. Chardonnay ist eine der bekanntesten Sorten. Kennt man die Eltern? 1999 haben Carole Meredith, ihr Doktorand John Bowers und Jean-Michel Boursiquot vom Institut National de Recherche Agronomique in Montpellier eine der bedeutendsten Entdeckungen gemacht: Pinot noir und Gouais blanc haben sich mindestens 16-mal spontan gekreuzt, an 16 verschiedenen Orten zu 16 verschiedenen Momenten. Daraus sind mindestens 16 neue Rebsorten entstanden. Eine davon ist Chardonnay. Auch Gamay, Aligoté und Melon de Bourgogne, bekannt aus der Region Muscadet. Natürlich hat jede Rebsorte Eltern, aber in vielen Fällen kennt man sie nicht, weil sie ausgestorben sind. Wozu braucht es eine noble Sorte? Als Marketinghilfe? Um die spontane Entstehung einer noblen Rebsorte rankt sich ein Mythos. Die neuen Kreuzungen im Stil von Gamaret, Garanoir und anderen, die auf Forschungsstationen entwickelt worden sind, haben das nicht, bei denen ist alles klar, der ganze Vorgang ist in allen Schritten festgehalten worden. Sie sind gewollt gemacht worden, sie sind nicht spontan entstanden. Welches ist die älteste, bewusst gekreuzte Rebsorte? Weiss man das überhaupt? Nein. Die ersten Kreuzungsversuche gehen auf 1750 in Frankreich zurück. Bis 1850 hat man vor allem in Frankreich und Deutschland Rebsorten entwickelt, im Verlauf des 20. Jahrhunderts gab es in Frankreich einen fast kompletten Stopp wegen der Appellation d’Origine Contrôlée (AOC). In Frankreich waren nach der Einführung von AOC neue Rebsorten verboten. In der Schweiz war es viel einfacher als in Frankreich, Neuheiten zu testen und auf den Markt zu bringen. Mit Erlaubnis des Bundesamtes für Landwirtschaft? Ja, die Behörde war viel weniger rigide als in Frankreich. Übrigens wurde auch in Italien eine rechte Anzahl an Kreuzungen vorgenommen, vor allem Ende 19., Anfang 20. Jahrhundert. 1997 also führte zu einer echten Neuigkeit: Auch die klassischen, noblen Rebsorten haben Eltern, sie existieren nicht einfach seit Ewigkeiten. Das klingt so selbstverständlich, Gouais blanc kennt man aus dem Oberwallis als Gwäss. Die Sorte war vor allem im Mittelalter in ganz Westeuropa verbreitet, von Frankreich bis Ungarn. Die Forscher kannten sie allerdings nicht, die Sorte befand sich zwar in der Sammlung von Montpellier, war aber praktisch unbekannt. Gouais blanc hatte aber auch noch andere Bezeichnungen, Heunisch auf Deutsch. Im Wallis wurde sie 1539 erstmals erwähnt als Gwäss, die germanisierte Bezeichnung von Gouais. Die Sorte war also weit verbreitet, gab aber Weine von minderer Qualität. Man pflanzte Gwäss um die Rebgärten, um Traubendiebe abzuschrecken. Der Wein ist sauer, praktisch untrinkbar. Glücklicherweise gibt es Leute, die mit der Sorte umgehen können. Leute wie Josef-Marie Chanton in Visp, der beherrscht Gwäss, er lässt maximal ein Kilo pro Quadratmeter wachsen. Neben der Säure bietet die Sorte eine Palette interessanter Aromen. Gwäss ist immerhin der Vater des Chardonnays. Der Vater? Oder die Mutter. Auf alle Fälle ein › 13 Elternteil. Der andere ist Pinot noir. Wenn die beiden Elternteile genetisch sehr verschieden sind, wird das Kind meistens interessant. Pinot noir und Gwäss sind sehr verschieden, nobel und einfach. Wenn Bruder und Schwester ein Kind zeugen, führt das im Allgemeinen zu keinem guten Resultat. Wenn man heute Pinot noir und Gwäss kreuzen würde, gäbe das keinen Chardonnay mehr, denn zwei Elternteile haben nie das gleiche Kind. Man wird Geschwister des Chardonnays erhalten. Es wäre durchaus möglich, dass eines Tages ein Geschwister besser ist als Chardonnay. Die besten oder beliebtesten Rebsorten kennt man schon lange. Es ist doch erstaunlich, dass man keine neuen Kreuzungen gefunden hat, die es zum Beispiel mit Pinot noir aufnehmen können. Die alten Sorten sind nicht nach einem Plan und nicht unter Kontrolle menschlicher Intelligenz gemacht worden. Sie sind vielmehr entstanden, weil Vater und Mutter am gleichen Ort lebten und die Möglichkeit hatten, sich Seite an Seite zu finden. Welcher Elternteil ist der bessere? Das weiss man nie. Wenn Sie Pinot noir und Gwäss kreuzen, erhalten Sie vielleicht ein Kind, das dem Pinot noir gleicht, und eines dem Gwäss. Das vielversprechendste ist vielleicht jenes, das in der Mitte steht. Chardonnay gleicht sehr stark dem Pinot noir. Man nannte Chardonnay auch lange Zeit Pinot blanc. Bis Ende des 19. Jahrhunderts, sogar bis Anfang des 20. hat man in der ampelografischen Literatur den Pinot blanc, der eine Farbmutation des Pinot noir ist, oft mit Chardonnay verwechselt, einem Kind des Pinot noir. Im Burgund, wo sich Pinot noir in den alten Weingärten seit Jahrhunderten vermehrt, finden Sie manchmal am gleichen Stock einen Zweig mit roten Trauben und einen mit weissen. Das ist eine Mutation, ein genetischer Unfall bei einem Individuum. 14 Welche Eltern hat der Pinot noir? Das möchte man gerne wissen. Aber je weiter man zurückgeht, desto seltener sind bekannte Rebsorten, desto häufiger sind die Eltern verschwunden. Natürlich hat Pinot noir Vater und Mutter gehabt. Die sind aber so alt, dass sie verschwunden sind. Beim Chasselas dieselbe Geschichte, beim Nebbiolo auch, bei allen alten Rebsorten. Pinot noir und Nebbiolo schmecken hervorragend, manchmal auch ziemlich ähnlich. Ist es möglich, dass sie die gleichen Eltern haben? Nein. Unmöglich. Der Geschmack ist ein Element der Darbietung, es gibt noch viele andere. Wenn Sie einen Schluck Sauvignon blanc trinken und dann einen Schluck Cabernet Sauvignon, würden Sie dann sagen, der Cabernet Sauvignon sei das Kind des Sauvignon blanc? Nur aufgrund des Geschmacks? Nein. Nein. Konvergenzen und Divergenzen sind so eine Sache. Man kann zwei komplett verschiedene Rebsorten haben, die im Laufe ihrer Entwicklung das gleiche Aroma gebildet haben. Nehmen Sie Muscat. Das ist eine Gruppe von Rebsorten, die im Laufe der Zeit die gleichen aromatischen Mutationen entwickelt haben. Es gibt sogar Chasselas musqué. Durch einen genetischen Unfall hat ein Chasselas-Stock ein muscatähnliches Aroma erhalten: Er schmeckt wie Muscat, ist aber Chasselas. Welche Rebsorte ist die älteste? Mit DNA-Analysen kann man das Alter nicht bestimmen. Da braucht es Literatur, historische Dokumente. Pinot gehört dazu, ohne Farbe. Savagnin, also Traminer, ebenfalls ohne Farbe. Savagnin, also Heida, Païen, Jura ... ...und Traminer. Alles dasselbe. Und dann Chenin blanc. Die frühste erwähnte Rebsorte in Italien ist der Nebbiolo. Und die Römer? Die haben doch Wein angebaut. Sind da nicht Rebsorten ... ...völlig abwegig! Es gibt keine einzige, wissenschaftlich seriöse Möglichkeit, eine Identität von Namen und Beschreibungen von römischen Autoren – sehr vage, oft poetisch, elliptisch – und dem, was man heute unter Rebsorte versteht, festzustellen. Die Verbindung von Namen und Wein basiert häufig auf einer Region, auf Namen von Weinbergen. Falerno ist ein Weinbaugebiet; Falerner, die bekannteste Weinbezeichnung aus der Antike, lautet der Name des Weins aus dieser Gegend in Kampanien. Da werden allerhand Rebsorten angebaut, die weisse Falanghina, die roten Aglianico, Piedirosso, Barbera und Primitivo – aber kein Falerner, weil Falerner keine Rebsorte ist. Gibt es indigene schweizerische Rebsorten? Mehrere. Lafnetscha ist die einzige geprüfte indigene Rebsorte im Wallis. Indigen bedeutet: an Ort geboren, eingeboren, einheimisch. Dafür braucht es einen Beweis, und den haben wir im Wallis nur für Lafnetscha. Die Sorte ist eine natürliche Kreuzung zwischen dem Humagne blanc, der im Wallis seit dem 14. Jahrhundert präsent ist, und dem Completer aus Graubünden. Als ich das herausfand, dachte ich: Das kann doch nicht sein, der Bündner Completer hat doch nie im Wallis existiert. In diversen Büchern hiess es, Lafnetscha und Completer seien ein und dasselbe. Ich hatte aber schon bei der DNA-Analyse gesehen, dass das nicht stimmt. Josef-Marie Chanton und ich gingen dann auf die Suche, und ein älterer Mann zeigte uns in der Nähe von Visp eine alte Weinlaube. Was ist das? Kleine Lafnetscha. Und das da? Grosse Lafnetscha. Im Labor untersuchte ich die Sorten: beide Completer. Bondoletta ist das Kind von Bondola und Completer, die sich natürlich gekreuzt haben. Bondola war die Hauptrebsorte des Tessins, bevor 1906 Merlot eingeführt wurde, der José Vouillamoz: «Ohne Eltern fehlen die Beweise. Für mich ist Arvine ein Waisenkind.» heute die Tessiner Rebberge zu mehr als 90 Prozent dominiert. Completer, einst Weisser Malanser genannt, hiess auch Zürirebe, was irreführend ist, denn die Zürirebe ist der Räuschling, und der wiederum ist eine indigene Rebsorte der Region Zürich. Completer nennt man auch Lindauer – Sie sehen, Completer ist eine alte Sorte, einst verbreitet von der Bündner Herrschaft bis ins Zürcher Weinland, vom Bodensee bis ins Tessin. Die traditionelle, historische Rebsorte der Ostschweiz. Ist Completer denn auch indigen? Man kennt seine Eltern nicht. Sicher ist Completer sehr alt, 1321 erstmals schriftlich erwähnt. Es ist sehr selten, dass Rebsorten früher erwähnt worden sind. Zusammenfassend kann man als indigene Schweizer Rebsorten Lafnetscha nennen, Hitzkircher, Bondoletta und noch ein paar. Weitere sind mit einem Elternteil verwandt, dann gibt es Onkel, Tante, Grosseltern... Und Petite Arvine? Diese Sorte gilt als Inbegriff eines grossen Walliser Weissen. Bei Arvine habe ich die Eltern nicht gefunden. Die sollen doch aus dem Aostatal stammen? Aber nein, das ist Unsinn. Das behaupten die Winzer im Aostatal. Dort taucht sie erstmals 1970 auf. Der Leiter des Landwirtschaftlichen Forschungszentrums von Aosta, ein Mann mit Walliser Wurzeln, führte 1970 Arvine ein. Heute behaupten die Aostaner, Arvine sei alteingesessen. 40 Jahre nach der Einführung! Aus dem Aostatal stammen Humagne rouge und Cornalin. Für mich ist Arvine ein Waisenkind, ich habe neben den Eltern auch nicht die Grosseltern finden können. Was man sicher weiss: Arvine existiert nirgendwo sonst auf der Welt, sie ist autochthon im Wallis. Möglich wäre natürlich, dass Arvine in einem andern Gebiet entstanden ist, vor ein paar Jahrhunderten, und dann im Wallis eingeführt wurde. Aber wie gesagt, ohne Eltern fehlen die Beweise. Arvine wurde auch andernorts angepflanzt. Das hat ja eigentlich nie funktioniert. Arvine reist nicht gern. Es gibt Sorten, die ohne Probleme reisen, Syrah zum Beispiel. Stammt aus dem Rhonetal, hält sich hervorragend in Australien. Und Merlot findet man überall auf der Welt, wo Reben wachsen können. Michel Chapoutier hat im französischen Rhonetal Arvine gepflanzt, ohne grossen Erfolg. Angelo Gaja hat Arvine im Piemont angepflanzt, ich treffe ihn regelmässig im Rahmen der Académie Internationale du Vin. Ich sprach ihn auf Arvine an, seit Jahren heisse es, Gaja arbeite mit Arvine, Achtung, da komme etwas Aussergewöhnliches – wie war das wirklich? Und er: un disastro. Gaja hat Arvine vinifiziert, war aber immer enttäuscht vom Resultat. Umgekehrt scheint es, dass Chardonnay gerne reist? Chardonnay ist eben kein Walliser. Wie Gwäss? Gwäss ist auch nicht Walliser. Burgunder, heisst es. Das ist wieder so eine Geschichte. Zuerst hiess es, Gouais blanc oder eben Gwäss stamme ursprünglich aus Ungarn. Dann sagte mein Prof Carole Meredith in Kalifornien: «Nein, die Sorte stammt aus Dalmatien.» Ich selber bin überzeugt, dass Gwäss aus einem europäischen, für alte Rebsorten sehr fruchtbaren Boden stammt, und dieses Gebiet erstreckt sich zwischen dem Burgund und dem Rheingau. Die Region zwischen dem Nordosten Frankreichs und dem Südwesten Deutschlands war die Wiege von einigen hyperwichtigen Rebsorten: Pinot, Gouais blanc, Traminer-Savagnin, Riesling. Das sind die vier fundamental wichtigen Rebsorten der westeuropäischen Weinkultur. Aber – Entschuldigung, jetzt wirds wieder kompliziert: Gewisse Leute wenden ein, dass diese Rebsorten von wilden Sorten › 15 WEISSWEIN Preise inkl. Mehrwertsteuer pro 75-cl-Flasche Côte de Beaune AC Chassagne Montrachet, 1er Cru, Louis Latour Puligny Montrachet, Louis Latour Puligny Montrachet, 1er Cru, Louis Latour Meursault, 1er Cru, Château de Blagny, Louis Latour Corton-Charlemagne, Grand Cru, Domaine Rapet Corton-Charlemagne, Grand Cru, Louis Latour Pernand-Vergelesses, Les Combottes, Domaine Rapet 2009 2006 2009 2009 2009 2009 2009 47.50 45.40 50.80 47.50 85.30 118.80 34.60 abstammten, die lokal bereits vor den ersten Menschen existierten. Es gibt doch nur eine einzige wilde Spezies, vitis sylvestris, eine Liane. Vitis vinifera war eines ihrer Kinder? (Etwas gequält) Oui – oui – oui – aber bitte nicht Kind sagen. Onkel? Cousine? Non – non – non. So einfach ist das nicht. Die wilde Rebe ist eine botanische Spezies, die Jahr für Jahr Kinder produziert. Wie alle Pflanzen. Dank der Samen. In der Schweiz gab es wilde Reben an einigen Orten, heute existiert nur noch eine Population von Bedeutung bei Martigny – dort ist alles natürlich geblieben, eine fast gänzlich ursprüngliche Landschaft. Ich habe etwa 30 wilde Rebstöcke aus Martigny analysiert und mit Walliser Rebsorten verglichen: Genetisch haben die nichts miteinander zu tun, da war gar nichts, die sind völlig verschieden. Das heisst, man kann nicht sagen, die Walliser Rebsorten stammten von wilden Reben ab. Mit dem Archäologen Professor McGovern habe ich über dieses Thema geforscht – wir waren bei Niepoort am Douro, in der Türkei, in Georgien und Armenien; wir haben archäologische Stätten besucht und Orte mit wilden Reben und lokalen Rebsorten. Kurz: Die wilden Reben sind zweihäusig, es gibt entweder einen weiblichen Stock oder einen 16 männlichen; die kultivierten Sorten haben aber beide Geschlechter in einer Pflanze, sind also hermaphroditisch, zweigeschlechtlich, wie 90 Prozent aller Pflanzen. Das ist ein fundamentaler Unterschied. In der Türkei haben wir festgestellt, dass 2 Prozent der wilden Reben zweigeschlechtlich sind. Wir sind überzeugt, dass die Ursprünge der Rebkultivierung durch den Menschen auf diesen minimalen Prozenten von zweigeschlechtlichen wilden Reben basieren. Die heutigen Rebsorten sind fast zu 100 Prozent zweigeschlechtlich. Wenn sie das nicht wären, wenn der weibliche Stock auf die Pollen eines männlichen warten, sich auch in schlechten Jahren Hoffnung machen müsste, gäbe es viel weniger Wein. Wo liegen die Anfänge der Weinkultur? Nach unseren archäologischen und genetischen Recherchen im Südosten Anatoliens, zwischen Euphrat und Tigris in Nordmesopotamien. Diese Region bezeichnet man als croissant fertile, fruchtbaren Halbmond; dort sind Weizen, Roggen, Gerste und weitere Nutzpflanzen entstanden, auch wurden dort einige bedeutende Haus- und Nutztiere domestiziert. Nach all Ihren Studien und Untersuchungen, welches sind Ihre Lieblingssorten? Im Wein suche ich vor allem Terroir und Säure. Ich schätze Savagnin aus den Regionen, wo er traditionell wächst: Wallis, Jura, Österreich. Dann Furmint. Assyrtiko, eine griechische Sorte mit phänomenaler Frische. Chenin blanc. PORTWEIN SCHAUMWEIN Beaumes-de-Venise AC Muscat de Beaumes-de-Venise, Domaine Durban Graves AC Château Carbonnieux, Cru Classé Château Pape Clément, Cru Classé Domaine de Chevalier, Cru Classé 2008 44.– 1997 93.70 2008 89.– Sauternes AC Château Coutet, Cru Classé Château de Fargues Château Doisy-Védrines, Cru Classé Château Guiraud, Cru Classé Château Lafaurie-Peyraguey, Cru Classé Château Raymond-Lafon, Cru Classé Château Rieussec, 1er Cru Château Suduiraut, 1er Cru 2005 2005 2006 2005 2005 2005 2006 2005 67.20 129.50 45.40 69.30 59.20 59.20 74.50 86.30 2007 28.60 Südfrankreich Pays d’Oc Chardonnay d’Aussières VDP, Domaines Barons de Rothschild (Lafite) Provence Tramontane, Vaucluse IGP, Aureto Blanc de blancs AC, Clos Mireilles, Domaine Ott Bordeaux Kampfkuh auf dem Teller: Entrecôte parisienne vom Eringerrind mit Rucola und Parmesan. Restaurant Piccolo Agape, Sion. ROTWEIN 2009 15.70 2010 18.40 2009 35.10 Italien Norditalien Venetien / Friaul Baroncino IGT, Chardonnay, Cantina Valpantena Garganega Falasco IGT, Cantina Valpantena Chardonnay del Piave DOC, Azienda Astoria Pinot grigio IGT, Azienda Astoria Pinot grigio, Collio DOC, Tenuta Villanova Sauvignon blanc, Collio DOC, Tenuta Villanova 2010 2010 2010 2010 2010 2007 12.90 11.30 10.– 10.– 15.50 16.40 2009 2010 2010 2010 2010 2007 2008 22.10 13.50 26.60 22.50 16.– 28.– 13.50 2010 2009 2010 2008 15.90 29.70 25.40 22.– Elsass Und Rote? Die lieben Sie nicht? Habe ich nur Weisse genannt? Grossen Nebbiolo von einem gewissen Alter schätze ich sehr. Cornalin, der so kompliziert ist. Sangiovese, da gibt es eine riesige Diversität. Gewürztraminer AC, Léon Beyer Riesling d’Alsace AC, Léon Beyer Crémant d’Alsace AC, Léon Beyer 2009 18.70 2009 17.– 17.80 Loire Mögen Sie als Sortenanalytiker eigentlich Assemblages? Natürlich interessiert mich die Reinheit einer Sorte. Aber wenn Sie mir ein Glas Château Lafite-Rothschild 2003 einschenken möchten, werde ich sicher nicht hineinspucken. Ich habe nichts gegen Assemblages, aber vergessen Sie nicht, dass Cabernet franc, Cabernet Sauvignon und Merlot genetisch eng miteinander verbunden sind, wie ich am Anfang gesagt habe. Und die Eltern des Merlots? Merlot ist ein Kind des Cabernet franc und einer Sorte, von der man auf dem ganzen Planeten noch fünf Stöcke in Frankreich gefunden hat: Magdeleine noire des Charentes. Bordeaux – eine Familienaffäre? Deshalb stimmt die Assemblage. Wie beim Dôle. Pinot ist ja der Vater des Gamays. Sauvignon blanc, Les deux Tours, Touraine AC, Baron de Ladoucette Pouilly-Fumé AC Pouilly-Fumé, Baron de Ladoucette Pouilly-Fumé, Baron de L, Baron de Ladoucette Sancerre AC Sancerre, Moulin des Vrillères Sancerre Comte Lafond, Baron de Ladoucette Sancerre Grande Cuvée, Baron de Ladoucette Sancerre La Poussie, Baron de Ladoucette 2009 16.70 2008 28.90 2006 64.30 2009 2010 2008 2010 20.– 25.40 37.80 24.30 Piemont Arneis Blange DOC, Ceretto Arneis Roero DOCG, Mauro Sebaste Arneis Roero DOCG, Bruno Giacosa Arneis Roero DOCG, Vietti A Taj, Chardonnay, Piemont DO, Cascina Castlèt Avié Moscato Passito DOC, Cascina Castlèt 37,5cl Gavi Principessa DOC, Villa Banfi Toskana La Fonte IGT, Terrabianca Duca di Montemaggiore IGT, Terrabianca Gagliole IGT, Gagliole Terre di Tufi IGT, Teruzzi Süditalien Côtes du Rhône Vin de pays d’Ardèche Chardonnay Ardèche, Louis Latour Chardonnay Grand Ardèche, Louis Latour 2008 12.50 2009 16.70 Châteauneuf-du-Pape AC Domaine La Solitude, Tradition 2009 35.60 Abruzzo DOC Trebbiano d’Abruzzo DOC, Azienda Vini Valori 2008 14.60 Kampanien Donnaluna, Paestum IGT, Bruno de Conciliis Kràtos, Paestum IGT, Luigi Maffini Pietraincatenata, Paestum IGT, Luigi Maffini 2009 19.40 2009 21.30 2008 29.70 17 Beaune Die Stadt der Gaumenfreuden Das Patrimoine culinaire des Burgunds ist reichhaltig und köstlich, etwa Escargots à la bourguignonne, Bœuf bourguignon, Jambon persillé oder Œufs en meurette, pochierte Eier in Weinsauce, und natürlich Epoisse. In Beaune gibt es ein interessantes Angebot an Läden und Restaurants, man braucht sich nicht über einen Haubenparcours zu stressen. Als Hauptstadt des Herzogtums Burgund hat Beaune nicht lange gedient, aber als Hauptstadt der Burgunderweine spielt der Ort noch heute eine bedeutende Rolle. Besucher sollten sich in Musse üben und das Angebot geniessen, das Beaune besonders auszeichnet: Spazieren, Essen und Trinken. D er Wein sei immer noch der beste rote Faden, um die Geschichte von Beaune zu erzählen, schreibt der Reiseführer «Le guide du routard», man müsse ja nicht gleich bis zu den Häduern zurückgehen, dem einst grössten keltischen Stamm Galliens, «dennoch – die Erfindung des Fasses anstelle der guten alten Amphoren haben wir trotz allem ihnen zu verdanken». Bei einer ersten Begegnung mit Beaune, dem Zentrum des burgundischen Weinhandels, prägt sich eine deutliche Zweiteilung ein: eine in alle Richtungen ausufernde Agglomeration an neuen Häusern, Gewerbe- und Industriebauten und mittendrin das alte Beaune. Die Altstadt ist kompakt und als architektonische Einheit gut erhalten. Bis man den richtigen Eingang gefunden hat, kann man die Stadt auf einem Ring umkreisen. Aber am besten erkundet man sie zu Fuss und parkiert das Auto auf der Place Madeleine – das hat einen besonderen Vorteil, denn auf dem Weg ins Zentrum kommt man an interessanten Restaurants vorbei, die einen Besuch lohnen. Das «Piqu’ Bœuf» lässt sich kaum verpassen, es befindet sich in einem auffallend roten Haus an der Ecke des Boulevards Perpreuil (Ringstrasse) und der Rue Faubourg Madeleine, wo man zur Place Madeleine abbiegen muss. Beim Eintritt riecht man sofort den Duft gebratenen Fleisches, und sogleich entdeckt man auch den mächtigen Grill, der mit Scheiten, lang und dick wie halbe Baumstämme, befeuert wird. Die Glut zieht der Koch nach vorne unter den Rost, auf dem feinste Stücke 18 des Charolais-Rindes gebraten werden. Diese legendäre Fleischrasse stammt aus der Gegend, auf den Weiden fallen die Tiere durch ihr helles, fast weisses Fell auf. Am besten schmeckt nicht etwa das Filet, sondern das Côte de bœuf, ein Fetzen mit Knochen für zwei Personen zum Preis von 52 Euro. Das Restaurant bietet noch andere Gerichte an, zum Beispiel für 42 Euro das Menü «Comme les ducs de Bourgogne» – wie die Herzöge von Burgund – mit Foie gras, Jakobsmuscheln, Cassis-Sorbet, Charolais-Filet mit Epoisse-Sauce, Käse aus dem Burgund und Dessert. Gestärkt von Chardonnay und Charolais gehts weiter auf einen Nachmittagsbummel durchs historische Beaune. Der Name basiert weder auf Beau noch Bacchus, sondern auf Belenus, dem keltischen Gott des Lichts, der so lange verehrt wurde, bis ihn Julius Cäsar im Jahr 52 verscheuchte und durch Apollo ersetzte. Weinbau war schon vor den Römern bekannt, wie eine wohl keltische Gottheit auf einem Grabstein in der Dorfkirche von Corgoloin zeigt: Die Gottheit hält eine Rebe in der rechten Hand. Doch wie überall im antiken Europa brachten die Römer auch im Burgund die Landwirtschaft auf den neusten Stand der Technik. Mit Schenkungen wurde die Weinlandschaft Burgund langsam und durchaus unabsichtlich in die Richtung gesteuert, die sie zum Land der exquisiten Gewächse werden liess. Adelige wie Charlemagne überschrieben Weinberge diversen Orden und christlichen Gemeinschaften, die das römische Erbe pflegten und weiterentwickel- Piqu’ Bœuf 2, rue Faubourg Madeleine, Beaune (vgl. Haupttext) Im Schatten des wuchtigen Hôtel-Dieu lebt das kulinarische Erbe des Burgunds munter weiter. ten. Im Gegensatz zu den einfachen Bauern konnten sich die Klöster organisieren, sie waren des Schreibens mächtig und so auch in der Lage, ihre Beobachtungen festzuhalten. Das Kloster von Cîteaux mit dem Weinberg Clos de Vougeot ist das bekannteste Beispiel. Aber auch in Beaune setzte sich der weinproduzierende Klerus fest, zusammen mit Händlern, die bereits im Mittelalter zu wirken begannen. Beaune wurde Hauptort der Herzöge von Burgund, verlor dann die Stellung an Dijon und ward fortan der Pflege der Rebe überlassen. Im 17. Jahrhundert besetzten die Orden mehr als die Hälfte der bewohnbaren Fläche von Beaune und gaben der Stadt mit ihren Bauten das Gesicht. Im 18. Jahrhundert verlor Beaune weiter an Bedeutung. Die Festungsgräben wurden aufgefüllt und in Gärten verwandelt, und der Auszug der politischen Macht liess leere Bastionen und Keller zurück, die vom aufstrebenden Négoce gerne übernommen, in Lagerhallen umgenutzt und in Stand gehalten wurden. Beaune wurde zwar keine Stadt von Welt, aber, wie der französische Schriftsteller Raymond Dumay bemerkte, zur einzigen Stadt der Welt, «die mit einem Schutzwall aus Flaschen umgeben ist». Grosszügigkeit und vermutlich auch Bedenken über den Status im Jenseits liegen einem Ereignis zugrunde, das seit 1851 am dritten Sonntag im November in Beaune über die Bühne geht: der Versteigerung der Weine aus dem Besitz der Stiftung Hospices de Beaune zugunsten des Hôtel-Dieu und des Hôpital de la Charité. 1443 gründete Nicolas Rolin, Kanzler des Herzogtums Burgund, das Hôtel-Dieu und alimentierte es mit Reblagen. Durch die Jahrhunderte wurde der Besitz durch weitere Stiftungen aufgestockt, und das Hospital wurde zu einem der grössten Weinbergbesitzer des Burgunds mit mehr als 30 Lagen – eine Art Krankenversicherung, die einmalig ist auf der Welt. Die Weine der Hospices tragen die Namen ihrer Stifter und werden in Fässern versteigert. Die Auktion, begleitet von einem dreitägigen Fest, gilt als wichtige Preisvorgabe für den entsprechenden Jahrgang. Das Hôtel-Dieu prägt mit seiner Wucht und seiner markanten Architektur die Stadt. Patienten nimmt es freilich keine mehr auf; bis 1971 diente es als Altersheim, heute ist es ein Museum. Ma Cuisine Passage Sainte-Hélène, Altstadt, Beaune An der Tafel die Gerichte, auf der Karte die Weine – und die ist sensationell bestückt, auch mit Flaschen der Domaine RomanéeConti. Die Küche ist solide und schmackhaft. Caves Madeleine 8, rue Faubourg Madeleine, Beaune Eine kleine Weinhandlung mit Biss. Ein paar Tische und viele Flaschen. Man lässt sich beraten oder sucht sich selber den Wein aus und isst, was auf dem Menü steht. La Régalade 164 bis, route de Dijon, Beaune Maria, die Chefin, strahlt so viel Freude aus, dass man das kleine Restaurant an der Route de Dijon am liebsten gar nicht mehr verlassen möchte. Cuisine du Terroir mit einem Schuss Gastro drin, feine Ambiance. Es kann sein, dass Maria mit ihrem Team bereits ins Stadtzentrum umgezogen ist. Athenaeum de la Vigne et du Vin 5, rue de l’Hôtel-Dieu, Beaune – gegenüber Hospices de Beaune Legendäre Buchhandlung. Hier findet man alles, was man übers Burgund wissen und nicht missen möchte – neben Büchern auch Zapfenzieher, Degustationsgläser, Tastevins... 19 WEISSWEIN ROTWEIN PORTWEIN Sizilien IGT Benedé, Alessandro di Camporeale Castello Svevo, Azienda Milazzo Terre della Baronia, Azienda Milazzo Maria Costanza, Azienda Milazzo Selezione di Famiglia, Azienda Milazzo SCHAUMWEIN 2009 2010 2008 2008 2008 17.80 15.70 16.70 21.50 31.90 Preise inkl. Mehrwertsteuer pro 75-cl-Flasche Montsant DO Sola Fred, El Masroig 2010 10.80 Rías Baixas Albariño DO, Bodegas Castro Martin 2009 19.– Rueda DO José Pariente Verdejo, Bodegas José Pariente José Pariente Sauvignon blanc, Bodegas José Pariente José Pariente Barrica, Bodegas José Pariente Tierra Buena, Grupo Yllera Viña Cantosan, Verdejo, Grupo Yllera Weitere Länder 2010 17.– 2010 17.– 2008 22.60 2010 10.50 2010 12.60 WEISSWEIN Preise inkl. Mehrwertsteuer pro 70-/75-cl-Flasche Schweiz Rheingau PW Riesling, Spätlese, trocken, Schloss Johannisberg 2007 37.80 Österreich Burgenland QW Grüner Veltliner, Weingut Zantho Muskat, Weingut Zantho Sauvignon blanc, Josef Umathum Beerenauslese, Scheurebe, Josef Umathum Trockenbeerenauslese, Scheurebe, Josef Umathum Wagram-Donau QW Grüner Veltliner, Hohenberg, Josef Ehmoser Aurum, Grüner Veltliner, Josef Ehmoser Riesling vom gelben Löss, Josef Ehmoser, Weissburgunder, Josef Ehmoser Eiswein, Grüner Veltliner, Josef Ehmoser Carnuntum QW Grüner Veltliner, Weingut Trapl Pinot blanc, Weingut Trapl 2010 2009 2010 37,5cl 2010 37,5cl 2007 2010 2009 2010 2008 37,5cl 2009 13.90 13.90 18.90 21.– 29.70 19.40 29.70 19.40 18.– 27.50 Deutschschweiz Aargau Tegerfelder Pinot noir, Steimüri, Lukas Baumgartner 2009 16.– Tessin Zürichsee Höcklistein AOC, Blauburgunder, Tradition Nobler Blauer, Weingut Jürg Saxer, Neftenbach Œil de Perdrix, Weingut Jürg Saxer, Neftenbach Tête de Cuvée, Weingut Jürg Saxer, Neftenbach 2010 2009 2009 2008 16.80 17.50 14.60 23.70 2010 2009 2008 2009 2010 2006 13.80 22.70 37.80 26.50 17.80 27.50 2010 12.20 Graubünden Maienfelder Blauburgunder AOC, Pola-Sprecher-Gut Mayenfelder Blauburgunder AOC, Schloss Salenegg Malanser Blauburgunder AOC, Plantahof Pinot noir «Tradition», Malans AOC, Donatsch Pinot noir «Passion», Malans AOC, Donatsch Pinot noir «Unique», Malans AOC, Donatsch Cuvée noir «Picado», Malans AOC, Donatsch 2009 2008 2010 2009 2008 2008 2008 21.– 25.40 22.– 25.40 34.60 59.– 34.60 Westschweiz Biel / Neuenburg Œil de Perdrix Neuchâtel AOC, Château d’Auvernier 2010 16.40 Neue Welt Argentinien Chardonnay, Finca Altorfer 2010 14.60 Südafrika Baroness Nadine, Rupert & Rothschild Creation Sauvignon blanc, Creation Wines Creation Viognier, Creation Wines 2009 29.70 2010 16.70 2010 16.70 Australien Chardonnay, Lindemans Bin 65 2009 17.60 Chablais Yvorne AOC, Domaine de l’Ovaille Yvorne AOC, Pinot noir, Feu d’Amour, AVY Aigle AOC, Monseigneur, Henri Badoux 2007 42.70 2009 18.60 2009 20.50 Lavaux Epesses AOC, La République, Patrick Fonjallaz St-Saphorin AOC, Bourg de Plait, Bernard Bovy Dézaley Grand Cru AOC, Louis-Philippe Bovard 2009 17.– 2009 17.60 2007 36.20 Wallis 50cl 2005 84.80 50cl 1999 62.60 Spanien Bierzo DO Esencial, Godello 2010 15.70 Granada DO Calvente, Bodegas H. Calvente 2009 20.– 20 Dócil, Vinho Verde DOC, Dirk Niepoort Redoma, Douro DOC, Dirk Niepoort Redoma Reserva, Douro DOC, Dirk Niepoort Tiara, Douro DOC, Dirk Niepoort Herdade dos Grous, Vinho Regional Alentejano Herdade dos Grous Reserva, Vinho Regional Alentejano Quinta de Cabriz, Dão DOC, Dão Sul 2010 16.– 2010 16.– Ungarn Tokaj Aszù 6 Puttonyos, süss, Domaine Disznókö Portugal Am einfachsten und bequemsten bestellen Sie im Internet. Unter www.riegger.ch bieten wir Ihnen einen intuitiv zu bedienenden Onlineshop. Über 1000 Weine sind beschrieben und bebildert, zu jedem Wein finden Sie detaillierte Degustationsnotizen, Kommentare und Kundenbewertungen sowie – wenn immer möglich – einen Link zu den Webseiten der Produzenten. Je nach Bestellumfang werden die Weine persönlich durch unsere Chauffeure ausgeliefert oder per Post zugestellt. Ab 6 Flaschen pro Sorte liefern wir in der Regel in den Originalgebinden (Karton oder Holzkisten) per Vinolog. Für Verpackung und Versand verrechnen wir pauschal 15 Franken, ab 36 Flaschen ist die Lieferung innerhalb der Schweiz und nach Liechtenstein kostenlos. PORTWEIN Pinot noir Domaine Tournelette AOC, Provins Pinot noir des Chevaliers AOC, Vins des Chevaliers Pinot noir du Valais AOC, Maître de Chais, Provins Deutschland Baden Grauburgunder Bassgeige, Weingut Schwarzer Adler 2009 18.90 Weissburgunder Bassgeige, Weingut Schwarzer Adler 2010 18.90 ROTWEIN SCHAUMWEIN 2007 44.30 2008 16.70 2008 20.40 Nostrano Ticinese, Zamberlani Castello Luigi, Rosso del Ticino DOC Estro, Ticino Rosso VDT, Feliciano Gialdi 12.50 2008 110.– 2007 30.– Merlot Ticino DOC La Roca, Zamberlani Choix, Zamberlani Tre Valli Viti, Feliciano Gialdi Biasca Premium, Feliciano Gialdi Giornico Oro, Riserva, Feliciano Gialdi Sassi Grossi, Feliciano Gialdi Trentasei, Feliciano Gialdi Roncaia Riserva, Vinattieri Ligornetto, Vinattieri Vinattieri, Vinattieri Platinum, Guido Brivio Quattromani, Brivio/Gialdi/Delea/Tamborini Riflessi d’Epoca, Guido Brivio Ronco del Persico, Daniel Huber Roncobello, Fratelli Valsangiacomo San Zeno, Tamborini SA Selezione d’Ottobre, Matasci Villa Jelmini, Matasci Sinfonia, Chiericati Vini Tenuta Montalbano, CS Mendrisio 2009 2008 2009 2008 2008 2009 2005 2009 2008 2008 2007 2009 2008 2008 2007 2009 2009 2009 2007 2009 25.60 52.70 16.70 17.80 20.– 45.70 105.80 20.50 39.40 89.10 81.80 52.20 37.30 36.20 22.60 20.– 16.– 16.– 35.10 17.90 2009 2006 2009 2007 2009 2007 2009 1998 2007 2009 2009 2009 2009 2009 2009 23.80 45.90 40.– 49.70 56.50 30.80 41.– 45.90 30.– 31.30 40.– 36.70 46.40 74.50 38.90 Frankreich Burgund Domaine Evêché AOC, Diolinoir, Provins Clos Corbassières AOC, Provins Cornalin du Valais AOC, Grand Métral, Provins Cornalin AOC, Maître de Chais, Provins Défi noir du Valais AOC, Les Titans, Provins Humagne rouge du Valais AOC, Grand Métral, Provins Humagne rouge AOC, Maître de Chais, Provins Rouge d’enfer AOC, Maître de Chais, Provins Sherpa Assemblage AOC, Vins des Chevaliers Domaine de Ravoire 2007 2006 2009 2009 2008 2009 2009 2008 2009 2006 37.60 44.30 15.– 26.50 29.20 15.– 21.50 27.– 19.70 43.– Dôle Dôle de Sion AOC, Maître de Chais, Provins Dôle des Chevaliers AOC, Vins des Chevaliers 2009 15.80 2009 16.– Syrah Syrah du Valais AOC, Grand Métral, Provins Syrah du Valais AOC, Maître de Chais, Provins 2009 15.– 2008 24.60 Côte de Beaune Santenay AC, Louis Latour Volnay AC, Louis Latour Volnay AC, Vieilles Vignes, Domaine J.-J. Girard Pommard AC, Louis Latour Pommard AC, Les Epenots, Louis Latour Beaune AC, Louis Latour Beaune, 1er Cru AC, Clos du Roi, Domaine J.-J. Girard Beaune AC, Clos des Avaux, Hôspices de Beaune Savigny-lès-Beaune AC, Louis Latour Savigny-lès-Beaune, 1er Cru AC, J.-J. Girard Aloxe-Corton AC, Domaine J.-J. Girard Aloxe-Corton AC, Domaine Latour Aloxe-Corton AC, Les Chaillots, Louis Latour Château Corton-Grancey AC, Grand Cru, Louis Latour Pernand-Vergelesses, 1er Cru AC, Domaine Rapet 21 Pernand-Vergelesses zwischen Beaune und Corton gilt als eines der schönsten Weindörfer im Burgund. Domaine Rapet, Père et Fils, Pernand-Vergelesses Am Hügel von Corton gehört die Krone Charlemagne Pernand-Vergelesses ist ein Weindorf nahe Beaune im Burgund. Man kennt es weniger, wohl weil sich der Name nicht so einfach im Gedächtnis behalten lässt. Doch Pernand-Vergelesses ist ein Nachbardorf von Aloxe-Corton und hat Teil an den Grand-Cru-Lagen von Corton-Charlemagne. G eschichte beginnt mit einem Beweis. Sonst kann sie gar nicht stattfinden. Mündliche Überlieferungen oder Indizien, die keine klaren Schlüsse gestatten, werden ganz gerne diskutiert und als Hinweise in Erwägung gezogen, 22 aber ernst genommen wird erst etwas Handfestes. Meistens ein Schriftstück. Die Familie Rapet verfügt natürlich auch über diverse Dokumente, die Geschichte und Besitzstand ihres Weinguts in PernandVergelesses identifizieren und ab- sichern – doch das älteste Beweisstück ist etwas anderes, etwas Ungewöhnliches für den Normalsterblichen, aber nicht für einen Weinbauern: ein Tastevin aus dem Jahr 1765, auf dem der Name der Familie eingraviert worden ist. Roland und Vincent – Rapet, Père et Fils. Der Tastevin ist eine kleine runde Schale mit einem Henkelgriff, zumeist aus Silber gewirkt und mit Einbuchtungen und Erhebungen auf dem Boden des Gefässes versehen, und diente im Burgund schon vor Jahrhunderten der Weinprobe. Da Winzer und Händler den Wein früh degustieren, also frisch vom Fass, müssen sie in die Keller hinuntersteigen, und dort herrscht meistens Dämmerlicht. In der flachen, glänzend polierten Tastevin-Schale von etwa 7 Zentimetern Durchmesser lässt sich trotzdem gut erkennen, ob der Wein trüb oder klar ist. Ausserdem zersplittert der Tastevin nicht, wenn man ihn fallen lässt, und spülen braucht ihn der Besitzer ohnehin nur dann, wenn der Glanz ermattet oder er es für nötig hält. Trotz dieser nützlichen Eigenschaften bezeichnen moderne Menschen den Tastevin als anachronistisches Spielzeug, das längst durchs Degustationsglas ersetzt worden sei. Die Familie Rapet also betreibt erwiesenermassen seit 246 Jahren Weinbau – länger, als der Ausbruch der Französischen Revolution zurückliegt. Dass Bauern damals eigenes Land besessen hatten, war keine Selbstverständlichkeit und gewiss nicht typisch für die Epoche. Erst später, nachdem die Revolution den Adel aus den Schlössern und den Klerus aus Klöstern und Kirchen vertrieben hatte, begann auch im Burgund die «Zivilisierung» des Grundbesitzes. Heute ist diese Region ein hochkomplexes Puzzle an Parzellen und climats (Lagen), denn nicht nur die unterschiedlichen Terroirs (alle auf Jurakalk als Mutterboden) sind Grund für die komplizierte Ord- nung, auch das Erbrecht fördert die Zersplitterung von Generation zu Generation. Im Burgund werden 5 Prozent der Weine Frankreichs produziert, davon gehören einige Gewächse zum Feinsten und Besten, was je in Flaschen abgefüllt worden ist. Man braucht die legendären Namen gar nicht erst aufzuzählen, man kann sich höchstens wundern und sich fragen, wer wohl die 0,75-Liter-Flasche RomanéeConti des Jahrgangs 2005 gekauft hat, welche die Galeries Lafayette in Paris im Oktober 2008 für 18000 Euro angeboten haben. Die Grand-CruAppellation Romanée-Conti umfasst nur 1,8 Hektaren, was bei einem durchschnittlichen Output von 42 Hektolitern im Jahr gegen 5500 Flaschen ergibt. Diese 1,8 Hektaren haben keinen Preis, sie dürften, auch wenn sie unverkäuflich sind, die teu- › 23 erste Landwirtschaftszone der Welt sein, umgeben von anderen climats, deren Umwandlung in Bauzonen Verschwendung und Schande wäre. Aber es geht ja nicht um die Topweine mit Spitzenprestige, es geht – wie im Bordelais auch – um Weine, die man noch bezahlen und auch mit Freude trinken kann. Beim Burgunder heisst es noch öfter und deutlicher, dass man sich gute Provenienzen gar nicht mehr leisten könne. Die Klage ist verständlich, das Burgund ist ein relativ kleines Anbaugebiet, aber dort wachsen die besten Pinots und, zusammen mit dem Chablis, die besten Chardonnays. Auf einer Linie von rund 160 Kilometern im westlichen Teil des SaôneTals zwischen Dijon und südlich von Mâcon sind auf einer Rebfläche von 26 500 Hektaren 101 AOC-Lagen mit insgesamt 622 climats definiert worden. Auf einer Karte von www.vinsbourgogne.fr sind die unterschiedlichen Klassifizierungen in Farbe eingetragen: Um die Grands Crus zu entdecken, braucht es fast eine Lupe, auch sind Vorkenntnisse hilfreich, um an den richtigen Stellen zu suchen. 33 gibt es, eine bekannter als die andere, die meisten, fast ausschliesslich Rotweine, an der Côte de Nuits von Gevrey-Chambertin bis Vosne-Romanée, etwas weniger, und fast ausschliesslich Weissweine, an der Côte de Beaune von Ladoix-Serrigny bis Chassagne-Montrachet. Pernand-Vergelesses, ein schmuckes Dorf an einem Hang hinter Aloxe-Corton. Die Kirchturmuhr schlägt zehn, ein stiller Morgen in einem ruhigen Ort. Wir stehen auf einem Strässchen, das von PernandVergelesses über die Grand-CruLage Corton-Charlemagne hinunter auf die Talstrasse führt. In den Reben Tastevin (kleines Bild oben); Spitzenlage für Chardonnay: Corton-Charlemagne, 265 Meter über Meer. 24 sind Landarbeiter damit beschäftigt, die baguettes zu bändigen: Sie drücken die frisch gewachsenen Zweige flach auf den Draht des Erziehungssystems und befestigen sie. Vincent Rapet zeigt uns die Parzellen, die seiner Familie gehören, und erzählt die Geschichte von Charlemagne, Karl dem Grossen, der diese Rebgärten im Jahr 775 dem Stift von Saulieu geschenkt hatte. Wie überall im Burgund, wo Klöster im Rebbau Hand anlegten, schafften sie auch hier am Hügel von Corton Grosses – 72 Hektaren Grand-Cru-Lage Corton-Charlemagne, davon 17 Hektaren auf dem heutigen Gemeindebann von Pernand-Vergelesses. Und während wir über die Rebzeilen und zum Dorf hinüberschauen, donnern zwei Militärjets über unsere Köpfe und den Hügel von Corton, der mit seinem Wald oberhalb der Reben aussieht wie die Schädeldecke eines Punks: auf der Seite rasiert, oben voll behaart. «Die Jets fliegen nach Dijon», sagt Rapet, «die sind auf dem Heimflug von Libyen.» Die Weine von Charlemagne haben eine kernige Note, etwas Kantiges im Ausdruck, das mit den Aromen und der Dichte zu einem harmonischen Gesamtkunstwerk verbunden wird. Eine weitere Besonderheit beschreibt das Oxford Weinlexikon: «Die Weissweine aus Pernand weisen einen harten, aber attraktiven Feuersteincharakter auf, der sich während der Flaschenalterung schön entwickelt.» Schon der Village Pernand-Vergelesses 2009 gefällt uns in dieser Ausrichtung, frisch, mineralisch, mit feiner Säure und dezent eingebautem Holz. Die nächste Stufe, 1er Cru Sous Frétille 2009, tritt reichhaltiger auf als der Village. Die Krone der Weissen gehört dann eindeutig Charlemagne. Der Jahrgang 2009 kündigt sich mit toller Nase an und beglückt den Gaumen mit einer Vielzahl von Aromen, einem eleganten Säurespiel und knisternder Mineralität. Der Wein darf noch fünf bis zehn Jahre im Keller liegen oder noch ein paar Vincent Rapet arbeitet gerne mit Zement-Cuves, weil sich die gewünschte Temperatur lange halten lässt. mehr, wie uns der Corton Grand Cru 1976 demonstriert, den Vincent Rapet quasi als Dessert reicht: ein trockenes Jahr, die Trauben reif, aber mit wenig Zucker, weil die Blätter verdorrten (und keinen Zucker produzieren konnten). Der Wein schmeckt fein, nervig, ausgesprochen mineralisch – es lohnt sich einfach zu warten! Père et Fils Rapet arbeiten auch mit Pinot noir, das Verhältnis von Weiss und Rot beläuft sich auf jeweils 50 Prozent. Wir versuchen Pernand 1er Cru Les Vergelesses 2009 und sind beeindruckt von der Feinnervigkeit des Weins. Er wirkt schon ziemlich dicht und aromatisch, zeigt aber auch eine gewisse Zurückhaltung – auch er braucht noch Ruhe in Fass und Keller. Welches sind eigentlich die auffallenden Unterschiede, wenn man mit beiden Rebsorten arbeitet? Vincent Rapet: «Beim Pinot noir gibt es mehr Arbeit im Rebberg als beim Chardonnay, auch muss man ihn im Ge- gensatz zum Chardonnay sorgfältig verlesen. Da verliert man rasch einiges an Ernte. Beim Chardonnay gibts mehr Regeln und mehr Technik. Aber nie katastrophale Jahre, auch mit viel Säure lässt sich etwas Feines machen.» Und mit einem nur ansatzweise süffisanten Seitenblick auf berühmte Assemblages setzt Rapet nach: «Bei uns erhält der Wein seine ganze Identität von der Parzelle. In einer Parzelle muss alles drin sein. Hier kann man nicht mit Assemblages korrigieren.» Pernand basiert auf dem keltischen Wort für Quelle. Quellwasser rinnt hinter dem Keller der Rapets über den Fels und hält Raum und Wein auf natürliche Weise feucht und frisch. 25 WEISSWEIN ROTWEIN PORTWEIN SCHAUMWEIN Côte de Nuits Nuits-St-Georges AC, Louis Latour Nuits-St-Georges AC, 1er Cru, Boudots, Domaine Mugneret Vosne-Romanée AC, Louis Latour Vosne-Romanée AC, Vieilles Vignes, Domaine Mugneret Chambolle-Musigny AC, Louis Latour Chambertin AC, Grand Cru, Domaine Rebourseau Gevrey-Chambertin AC, Louis Latour 2009 49.10 2009 51.80 2009 2009 2009 1996 2009 42.10 41.90 47.50 149.90 41.– Preise inkl. Mehrwertsteuer pro 75-cl-Flasche Bordeaux St-Julien AC Bordeaux / Premières Côtes de Bordeaux AC Crus Bourgeois Château Gloria Château Bolaire, Bordeaux Supérieur Château Duplessy, Premières Côtes de Bordeaux Château Launay, Les Vignes de Julia, Bordeaux Supérieur Grands Crus Classés Château Branaire-Ducru, 4e Grand Cru Classé Château St-Pierre, 4e Grand Cru Classé 2008 17.– 2005 26.10 2005 22.– Médoc / Haut-Médoc AC Beaujolais Château Talbot, 4e Grand Cru Classé Fleurie AC, Château des Déduits, Georges Dubœuf 2009 16.70 Moulin-à-Vent AC, La Tour du Bief, Georges Dubœuf 2009 16.– Crus Bourgeois Château Citran Château La Tour Carnet Château Ramafort Loire Sancerre, La Poussie AC, Baron de Ladoucette Sancerre Rosé, La Poussie AC, Baron de Ladoucette 2007 26.50 2009 24.40 Château Sociando-Mallet Clos du Jaugueyron 2008 2004 1998 2008 2007 2006 2006 2005 2006 25.– 28.60 41.90 22.– 19.10 22.70 52.90 66.20 23.80 Château Lagrange, 3e Grand Cru Classé Château Langoa Barton, 3e Grand Cru Classé Château Léoville-Las Cases, 2e Grand Cru Classé Château Léoville-Poyferré, 2e Grand Cru Classé 2008 39.– 2006 42.10 2006 2008 2006 2005 1997 2008 2006 2006 2005 2008 2006 2005 2001 1999 2006 2006 68.– 49.– 63.70 69.10 47.30 46.– 52.90 56.20 69.10 54.– 69.10 95.40 58.20 193.30 268.90 85.30 Moulis / Listrac AC 2006 2006 2008 2009 2005 2005 62.60 55.10 63.70 35.60 50.80 29.70 Château La Garricq Crus Bourgeois Château Chasse-Spleen Château Poujeaux Pauillac AC 2006 23.80 2008 37.– 2006 37.80 2008 39.– Crus Bourgeois Château Pibran Grands Crus Classés Château Batailley, 5e Grand Cru Classé Südfrankreich Margaux AC Languedoc-Roussillon Domaine Ferrer Ribière, Vignes de plus que 100 ans, 2008 16.60 Vin de Pays Catalan Empreinte de Temps, Domaine Ferrer Ribière, 2008 19.90 Vignes de 131 ans, Vin de pays Catalan Corbières AC Château Cascadais, Philippe Courrian Blason d’Aussières, Domaines Barons de Rothschild (Lafite) Château d’Aussières, Domaines Barons de Rothschild (Lafite) Provence A d’Aureto, VdP Vaucluse, Aureto Tramontane, Vaucluse IGP, Aureto Autan, Rosé Ventoux AOP, Aureto Autan, Ventoux AOP, Aureto Petit Miracle, Lubéron AOC, Aureto Maestrale, Ventoux AOC, Aureto Château de Selle Cœur Grain, Rosé Côtes de Provence AOC Rosé Côtes de Provence AC, Maître Vignerons de St-Tropez 26 Grands Crus Classés Château du Tertre, 5e Grand Cru Classé Château Marquis d’Alesme Becker, 5e Grand Cru Classé Château Prieuré-Lichine, 4e Grand Cru Classé 2005 15.90 2008 17.80 Château Ferrière, 3e Grand Cru Classé 2007 26.90 2008 2009 2010 2009 2009 2009 2010 13.50 18.40 14.– 16.20 17.80 21.60 35.50 2010 15.70 Château Giscours, 3e Grand Cru Classé Château Kirwan, 3e Grand Cru Classé Château Brane-Cantenac, 2e Grand Cru Classé Château d’Issan, 2e Grand Cru Classé Château Lascombes, 2e Grand Cru Classé Château Rauzan-Gassies, 2e Grand Cru Classé Château Rauzan-Ségla, 2e Grand Cru Classé Château Clerc-Milon, 5e Grand Cru Classé Château d’Armailhac, 5e Grand Cru Classé 2008 39.– 2006 47.50 2005 49.20 2008 2006 2005 2008 2007 2006 2006 2005 2006 2008 2006 2005 2006 2005 2005 2006 54.– 49.70 59.30 39.– 39.20 49.10 63.70 69.20 61.60 48.– 58.30 79.30 82.10 98.30 52.20 85.30 Château Grand-Puy-Lacoste, 5e Grand Cru Classé Château Haut-Bages Libéral, 5e Grand Cru Classé Château Lynch-Bages, 5e Grand Cru Classé Château Pontet-Canet, 5e Grand Cru Classé Château Pichon Longueville Baron, 2e Grand Cru Classé Château Mouton Rothschild, 1er Grand Cru Classé 2008 37.80 2006 37.80 2008 2007 2006 2008 2006 2006 2005 2008 2006 2004 2008 2006 2005 2004 2005 2006 2004 2006 2005 2006 2005 39.– 36.10 37.80 49.– 52.90 47.50 59.20 49.– 74.50 74.50 39.– 49.10 49.20 47.50 160.60 96.10 79.30 128.50 170.30 777.60 985.– St-Estèphe AC Crus Bourgeois Château Beau-Site Bordeaux 2010 – Hinweise zur Subskription Der Handel mit Bordeaux «en primeur» erfolgt nach eigenen Regeln. Wir empfehlen Ihnen, folgende Punkte zu beachten. Mehrwertsteuer Damit ein Angebot günstig aussieht, publizieren einige Anbieter ihre Subskriptionsweine exklusive Mehrwertsteuer. Dies widerspricht der aktuellen Gesetzgebung. Unsere Preise schliessen die Mehrwertsteuer ein. Rhonetal Côte-Rôtie Maugiron AC, Delas Frères Hermitage AC, Les Tourettes, Delas Frères Châteauneuf-du-Pape, Clos des Papes, Paul Avril Châteauneuf-du-Pape, Domaine la Solitude, Tradition Cornas Chante-Perdrix AC, Delas Frères St-Joseph François Tournons AC, Delas Frères Laurent Cogombles auf Château Bouscaut. 2008 25.– 2007 24.10 Kein Aufpreis auf Einzelflaschen Wir bieten jeden Wein ohne Aufpreis flaschenweise an. Ab sechs Flaschen pro Sorte liefern wir, wenn immer möglich, in Originalholzkisten. Preise für Gross- und Kleinflaschen Magnumflaschen und «Schöppli» sind im Vergleich zu 75-cl-Flaschen im Einkauf teurer. Die Aufschläge betragen 1.50 Franken auf halbe Flaschen, 3 Franken auf Magnumflaschen. Angebot und Nachfrage Die Châteaux verkaufen ihre Weine den Zwischenhändlern vor Ort portionenweise, um die Preise möglichst rasch auf die Nachfrage abzustimmen. Dies führt dazu, dass wir Weine in mehreren Tranchen einkaufen müssen. Preisanpassungen sind daher möglich. Informieren Sie sich am besten im Internet unter riegger.ch, dort wird das Angebot laufend aktualisiert. Jäger und Sammler Die Nachfrage nach den Premiers Grands Crus und anderen, hoch bewerteten Weinen übertrifft das Angebot bei weitem. Um der Spekulation entgegenzuwirken, können in Einzelfällen Zuteilungen vorgenommen werden. Wenn etwas schiefgeht Sollte bei der Auslieferung im Frühling 2013 ein Lastwagen ausgeraubt werden oder den Weinen durch höhere Gewalt etwas zustossen, erstatten wir den einbezahlten Betrag zuzüglich 5 Prozent Jahreszins zurück. 27 I m Wettstreit der bekanntesten Châteaux im Bordelais um Preis und Prestige fallen die Güter im Graves eher selten auf. Klar, HautBrion, La Mission, Pape Clément, das sind keine Kleingeister. Doch weiter? Graves ist weiträumig, fast so gross wie Haut-Médoc. Deshalb lässt sich umgekehrt daraus schliessen – und darauf hoffen –, dass man dort, südsüdöstlich von Bordeaux entlang der Garonne, noch auf Überraschungen stösst. Auf Weingüter, die im Laufe der letzten fünf, zehn Jahre im Windschatten der berühmten und durchwegs überteuerten Konkurrenz ihre Reb- und Kellerarbeit so verändert und verbessert haben, dass sie heute Weine mit erfreulichem PreisLeistungs-Verhältnis anbieten können. Weine, die nicht auf der polierten Schreibtischplatte eines Etiketten-Parvenüs ausgestellt, sondern auch von Kennern mit Vergnügen getrunken werden. Die Appellation Pessac-Léognan ist das obere, bessere Ende von Graves, es erstreckt sich von Ausläufern der Stadt Bordeaux, wo im Umfeld von Château Haut-Brion Rebland teurer ist als Bauland, bis nach Martillac. Kurz vorher, bei der Gemeinde Ca- Eichenwald und Eichenhaut: Die Bäume sind 300 Jahre alt, der neue Weinkeller ist vor einem Jahr gebaut und mit Eiche verkleidet worden. daujac, steht Château Bouscaut. Im 16. Jahrhundert sind hier erstmals Reben angepflanzt worden. Früher hiess das Gut Haut-Truchon, bis es Ende des 19. Jahrhunderts umbenannt wurde und den Flurnamen Bouscaut erhielt. Das Hauptgebäude, ein gelblich-bleiches Château typischer Bordelaiser Art, brannte 1960 nieder und wurde wieder aufgebaut. 1969 kauften amerikanische Investoren das Gut und überliessen es der Verantwortung von Haut-Brion. 1979 veräusserten sie es an Lucien Lurton. Und damit begann die neue Geschichte von Château Bouscaut. Lucien Lurton war eine prägende Figur im Bodelaiser Weinbau. Er lebte ab 1954 auf Château Brane-Cantenac, das ihm gehörte, und war zeitweise gar Mitbesitzer von Château Margaux. Nachdem 1956 ein Frostüberfall im Bordelais riesigen Schaden verursacht hatte, gelang es Lurton dank einer alten Vermehrungsmethode, die Wiederbelebung der Reblagen zu verkürzen. Er gewann auf die Konkurrenz zwei Ernten Vorsprung, indem er mit pieds couchés arbeitete, eingebetteten Rebstöcken: Man lässt einen Zweig am Draht bis gegen 2 Meter lang wachsen, zieht ihn dann nach unten, vergräbt ein etwa 20, 30 Zentimeter langes Stück als Schlaufe im Boden, einen halben Meter vom Mutterstock entfernt, und lässt das Ende herausschauen. Das Stück im Boden schlägt Wurzeln, ein neuer Stock beginnt zu wachsen. Nach zwei bis drei Jahren kann man das Verbindungsstück zwischen altem und neuem Stock kappen. › Château Bouscaut, Cadaujac Phönix aus der Asche Vor einem halben Jahrhundert durch Feuer zerstört, blüht das Weingut Château Bouscaut im Graves jetzt wieder richtig auf. Dank dem Besitzerpaar Sophie und Laurent Cogombles-Lurton. Dauben von 200 ausrangierten Barriques: «Der Keller soll nicht wie ein Supermarkt aussehen.» Sophie und Laurent Cogombles-Lurton. 28 29 Sémillon Pied couché, eingebettete Rebe: Ein Zweig wird heruntergezogen und eine Schlaufe in den Boden gesteckt. Die Schlaufe schlägt Wurzeln, bald spriesst ein neuer Ableger. Zum Beispiel von diesem Sémillon, der 1895 gepflanzt worden ist. Wer Wein verkaufen kann, wenn die anderen nichts anzubieten haben, erzielt gewiss nicht rudimentäre Profite. Lurton jedenfalls, ein einfallsreicher, leidenschaftlicher Winzer, war bald in der Lage – auch dank eines wohlgesinnten Marktes –, von 1970 bis 1980 in verschiedenen Appellationen zehn weitere Güter zu kaufen. 1992 überschrieb Lurton die Châ- Château Bouscaut Eine besondere Assemblage: Cabernet Sauvignon im Hintergrund, Merlot und Malbec als potentes Gespann. Frucht und eine leicht süssliche Opulenz prägen den Geschmack dieses Weins. Château Bouscaut, 2008, Fr. 33.– 30 teaux seinen zehn Kindern. Bouscaut übergab er Sophie und Louis. 1999 zahlte Sophie ihren Bruder aus. Seit 1997 führt sie das Gut zusammen mit ihrem Mann Laurent Cogombles, einem gross gewachsenen Ingénieur agronome aus dem Béarnais am Rande der Pyrenäen. Ganz anders als beim letzten Besuch vor einem Jahr ungefähr zur gleichen Zeit, als wir in einem eisigen Wind schlotternd vor Château DoisyVédrines standen, brennt die Sonne aufs Land. Seit Tagen hat es nicht geregnet, die Rebkulturen haben einen Vorsprung von gut drei Wochen auf die übliche Vegetationszeit. Château Bouscaut steht, symbolisch ausgedrückt, mitten im Leben, zwischen Arbeit und Erholung: Auf der Seite gegenüber dem Haupteingang liegen vor allem Rebparzellen, auf der Rückseite überragen 300 Jahre alte Stieleichen den Schlosspark. Ein paar Parzellen wachsen auch hier, zum Beispiel Sauvignon blanc. In PessacLéognan wie im ganzen Graves wird neben Rotwein auch Weisswein produziert, auf Bouscaut rund ein Viertel, der zu einem Drittel ausgebaut werden soll. Nachdem Lucien Lurton das Gut gekauft hatte, renovierte und modernisierte er es Schritt für Schritt. So- phie Lurton Cogombles und Laurent Cogombles haben die Arbeiten abgeschlossen: mit einem meisterlichen Werk, dem neuen Barriquekeller. Umweltbewusstsein spiele natürlich eine wichtige Rolle, erklärt Cogombles beim Rundgang, nicht nur bei der Rebarbeit, auch bei der Kellerarbeit – da vor allem im Energiebereich. Zwei neue Barriquekeller sind seit 2010 in Betrieb, im einen werden die Weine vinifiziert, im andern, einem veritablen Kasten, gelagert. Den einen Keller lässt Cogombles mit feinen Wassersprinklern befeuchten, weil er aus hygienischen Gründen den alten Erd- und Kieselboden durch Beton ersetzt hat. So fehlt die natürliche Feuchtigkeit, doch die feinen Wolken, die in regelmässigen «Pfupfern» in den Raum gestossen werden, erreichen annähernd die gewünschten 74 Prozent Luftfeuchtigkeit. Ist es zu feucht, tritt Schimmel auf, ist es zu trocken, droht Weinverlust. Den andern fensterlosen Keller schützt Cogombles vor allzu grosser und direkter Sonnenbestrahlung mit einer Hülle aus Fassdauben. «Der Keller sollte nicht wie ein Supermarkt aussehen», erklärt der Patron. Mit seiner Glanzidee – «immerhin Eiche!» – konnte er nicht nur 200 ausrangierte Barriques sinnvoll verwerten, er zeigte auch ein Flair für Gestaltung. Bei der Fassdegustation des Jahrgangs 2010 fällt eindrücklich auf, wie beinahe symbiotisch sich Sémillon und Sauvignon blanc umschlingen. Probiert man die Säfte einzeln, lernt man ihren Charakter kennen: erfrischende Fruchtigkeit, prickelnde Mineralität, Nervigkeit und kräftige Aromatik beim Sauvignon, Breite, Weichheit und eine eigenwillige Aromatik beim Sémillon, der klassischen weissen Rebsorte des Bordelais. Nimmt man dann einen Schluck des fertigen Weins, wird rasch klar, dass sich die Rebsorten verschnitten (50:50) nicht bloss gut ergänzen, sondern sich zu einem herausragenden, charakteristischen Geschmackserlebnis verbinden. 1 × 1 = ganz klar 3. Eine Besonderheit auf Château Bouscaut sind die 5 Prozent Malbec, die der Bordeaux-Mischung beigegeben werden. Warum Malbec? «Der wurde vor 40 Jahren gepflanzt», sagt Laurent Cogombles. Warum, kann er auch nicht sagen. Verboten ist die Sorte jedenfalls nicht. Aber nicht allzu üblich in einem Bordeaux. Malbec ist eine Wucht, vor allem in Argentinien, und Wucht kann Finesse erdrücken. Wir beginnen sortenrein: Der Merlot schmeckt samtig, fruchtig, das Polster im Verschnitt; der Cabernet Sauvignon erfüllt seinen Part ebenfalls mit Bravour: virile Struktur, eine gewisse Härte, Tannine – und dann der Malbec: weich, wuchtig, konzentriert. Wir erinnern uns ans Nachtessen auf Château Bouscaut am Abend zuvor. Zu gebratenen Kalbsmilken wurde eine Flasche Château Bouscaut 2008 entkorkt und zum Käse der Jahrgang 2005. Auffallend war, dass Cabernet Sauvignon nicht auffiel, sich im Hintergrund hielt; Merlot und Malbec sind ein potentes Gespann, Frucht und eine leichte süssliche Opulenz prägen den Geschmack im Gaumen. Die MalbecNote, denken wir, wird wohl schon spürbar sein, die Weine sind eher weich und rund. Die Weisse Fee des Bordelais Sémillon gehört nicht zu den Primaballerinen im Rebverzeichnis, trotzdem ist diese Sorte etwas Spezielles: Mit Sauvignon blanc verbindet sie sich zum typischen Bordeaux-Weissen, und dank der Edelfäule prägt sie den Charakter der Süssweine aus Sauternes und Barsac. W er von Weinen aus dem Bordeaux spricht, meint meistens rote – natürlich, Sauternes und Barsac sind gewiss keine quantité négligeable, aber im Vergleich zu den andern? Die honigweichen, dank der Botrytisfäulnis eigenwillig schmeckenden Süssweine stehen klar im Schatten der berühmten Rotweine. Das war nicht immer so. Man mag es gar nicht glauben, doch 1968 war die meistangebaute Rebe im Bordelais nicht etwa Cabernet Sauvignon oder Merlot, es war Sémillon. Seither ist der Anbau reduziert worden, Sémillon bedeckt heute noch gut 9200 Hektaren. Während Sémillon also in Sauternes und Barsac den Geschmack der Weine prägt – seine dünnen Traubenschalen sind besonders anfällig auf den Botrytispilz –, spielt er im Graves, wo ausgezeichnete Weissweine gekeltert werden, nicht mehr den Solopart, sondern teilt sich den Auftritt redlich mit Sauvignon blanc. Sémillon soll nirgendwo besser gedeihen als im Bordelais, trotzdem wird die Sorte auch andernorts angebaut, in Chile zum Beispiel und besonders auch in Australien. In einer entfernten Ecke der Reblagen von Château Bouscaut zeigt uns Laurent Cogombles SémillonReben, die das Attribut vieilles vignes mehr als verdienen: Sie sind 1895 gepflanzt worden, stehen aber noch voll im Saft, wie ihre Blätter und spriessenden Trauben eindrücklich demonstrieren. Die Stöcke auf dieser knappen Hektare bilden bizarre Formen, entstanden durch Wind und Wetter, aber auch durch menschliche Handhabung. Diese alten, urwüchsigen Stöcke sind keine Klone, es sind Persönlichkeiten, jeder ein Individuum aus einer sélection massale, also entstanden aus der Menge (und nicht im Labor) durch natürliche Vermehrung und Ableger, pieds couchés (Beschreibung im Text über Château Bouscaut). Heute stellen diese Sémillon-Stöcke einen besonderen Wert dar, ihr Genmaterial ist willkommen, «wer sich so weiterpflanzen kann, muss besonders stark sein», betont Cogombles. Die SémillonRebe neigt zu Übererträgen, sie muss durch grünen Schnitt unter Kontrolle gehalten werden. Anders als Sauvignon blanc, der eine interessante, tiefgründige Aromatik hat, neigt Sémillon eher zur Breite, deshalb verbinden sich die beiden Sorten so hervorragend. «In den grossen, langlebigen trockenen Weissweinen von Graves und Pessac-Léognan herrscht Sémillon meist vor und lässt reichhaltige, goldene, vollmundige, honigwürzige Weissweine entstehen, die ganz anders sind als Sémillon aus anderen Gegenden», schreibt das Oxford Weinlexikon. 31 WEISSWEIN ROTWEIN PORTWEIN Château Domeyne Château de Pez Château Les Ormes de Pez Château Phélan Ségur Grands Crus Classés Château Lafon-Rochet, 4e Grand Cru Classé Château Montrose, 2e Grand Cru Classé SCHAUMWEIN 2006 1996 1997 2008 21.40 31.90 36.50 36.– Preise inkl. Mehrwertsteuer pro 75-cl-Flasche Château La Croix du Casse Château L’Evangile Château Petit Village 2005 55.10 2005 169.60 Château Rouget Clos du Clocher Vieux Château Certan 2001 2006 2001 1999 1997 2008 2005 2006 2006 1997 38.10 214.90 179.70 204.90 145.50 57.– 79.30 45.40 42.10 100.– Graves / Pessac-Léognan AC Grands Crus Classés Château Bouscaut Château Haut-Bailly Château La Tour Haut-Brion Château Smith Haut Lafitte Domaine de Chevalier Château Haut-Brion Fronsac AC 2008 2005 2001 2006 2005 2005 2006 33.– 98.30 71.30 71.30 89.30 79.30 745.20 Château Moulin Haut-Laroque Château Villars 2008 2007 2008 2007 25.– 27.10 22.– 23.80 Dolcetto Dolcetto d’Alba DOC, Bruno Giacosa Dolcetto d’Alba DOC, Trevigne, Vietti 2009 21.90 2009 19.90 Nebbiolo Nebbiolo Parigi DOP, Mauro Sebaste Nebbiolo DOC, Perbacco, Vietti 2009 20.– 2008 22.50 Barbaresco Barbaresco DOC, Masseria, Vietti Barbaresco DOCG, Beni di Batasiolo 2007 81.30 2006 27.90 Uceline Uceline VdT, Cascina Castlèt 2007 39.70 Barolo Barolo Prapo DOCG, Mauro Sebaste Barolo DOCG, Beni di Batasiolo Barolo Castiglione DOCG, Vietti 2007 43.– 2006 27.90 2005 50.– Côtes de Castillon AC Toskana St-Emilion AC Grands Crus Classés Château Beau-Séjour Bécot Château Berliquet Château Canon-la-Gaffelière Château Destieux Château Faugères Château Fombrauge Château Grand Mayne Château La Couspaude Château La Dominique Château Larmande Château Monbousquet Château Moulin St-Georges Clos de l’Oratoire 1ers Grands Crus Classés B Château Figeac Château La Gaffelière Château Trottevieille Château d’Aiguilhe 2005 2001 2005 2008 2006 2005 2006 2005 1998 1997 2001 2000 1999 2004 2003 2000 2006 2006 2005 110.40 52.90 120.– 46.– 47.50 55.20 42.10 45.10 72.10 67.80 57.20 85.– 74.50 39.40 49.80 149.60 50.80 45.40 57.20 2005 159.50 2005 97.20 2008 59.– Pomerol AC Blason de l’Evangile, 2e vin du Château l’Evangile Château Beau Soleil Château Clinet Château du Domaine de l’Eglise Château La Conseillante 32 2007 1998 2005 1999 2008 2006 2005 1996 49.20 64.50 139.50 118.50 38.– 48.60 57.20 135.80 2005 39.20 Italien Norditalien Valpolicella Amarone Valpolicella Classico DOC, Masi Amarone Valpolicella Classico DOC, Vigneto Monte Urbano, Speri Amarone Valpolicella DOC, Cantina Valpantena Amarone Valpolicella DOC, Falasco, Valpantena Ripasso Superiore Valpolicella DOC, Falasco, Cantina Valpantena Ritocco Valpolicella DOC, Cantina Valpantena Bardolino Cabernet Piave DOC, No Exuse, Azienda Astoria Cabernet Sauvignon Piave DOC, Azienda Astoria Merlot del Piave DOC, Azienda Astoria 2007 40.90 2005 52.20 2008 32.10 2006 45.10 2008 19.40 2008 14.90 2007 9.60 2010 10.– 2009 10.– Piemont Barbera Barbera d’Asti DOC, «Vespa», Cascina Castlèt Litina, Barbera d’Asti DOC, Superiore, Cascina Castlèt Passum, Barbera d’Asti DOC, Superiore, Cascina Castlèt Castlèt Rosé, Cascina Castlèt Policalpo Monferrato DOC, Cascina Castlèt Barbera d’Asti DOC, La Crena, Vietti 2009 14.60 2007 20.– La Fonte IGT, Terrabianca Principessa IGT, Terrabianca Campaccio IGT, Terrabianca Campaccio Riserva IGT, Terrabianca Cipresso IGT, Sangiovese, Terrabianca Ceppate IGT, Cabernet/Merlot, Terrabianca Il Tesoro IGT, Merlot, Terrabianca Peàn Bolgheri DOC, Batzella Tàm Bolgheri DOC, Batzella Gagliole, Colli Toscana IGT, Gagliole Pecchia, Colli Toscana IGT, Gagliole Vino Nobile, Montepulciano DOCG, Fattoria del Cerro Vino Nobile, Montepulciano DOCG, Poderi Boscarelli Vino Nobile Riserva, Montepulciano DOCG, Poderi Boscarelli Nocio dei Boscarelli, Vino Nobile di Montepulciano DOCG Le Volte VdT, Tenuta dell’Ornellaia Magari, Angelo Gaja 2008 2008 2007 2006 2006 2005 2006 2008 2007 2007 2007 2008 2008 2006 15.90 18.60 35.– 44.90 35.– 53.70 40.50 26.60 45.10 56.70 105.80 17.– 24.60 40.50 Chianti Scassino, Chianti Classico DOCG, Terrabianca Croce, Chianti Riserva DOCG, Terrabianca Peppoli DOCG, L. und P. Antinori Rubiolo, Chianti Classico DOCG, Gagliole 2008 2007 2007 2009 2009 14.60 2006 30.– 2006 48.20 Marken Piceno Rosso DOC, Saladini Pilastri Spinetoli Atto I IGT, Pantaleone Boccascena IGT, Pantaleone Apulien Primitivo di Manduria DOC, Lirica, Consorzio Produttori Primitivo di Manduria DOC, Dolce Madrigale, Consorzio Produttori Rubente, Primitivo Salento IGT, Masseria Celentano Salice Salentino Riserva DOC, Torre Saracena Pezzalaruca, Castel del Monte DOC, Conte Spagnoletti Zeuli Vigna Grande, Castel del Monte DOC, Conte Spagnoletti Zeuli Terranera, Castel del Monte DOC, Conte Spagnoletti Zeuli 2009 2008 2005 2008 2007 14.60 19.70 44.60 20.– 42.90 2008 15.60 2008 21.50 2009 11.80 2006 14.30 2007 14.60 2007 19.– 2005 26.70 Sizilien Castello Svevo IGT, Azienda Milazzo Terre della Baronia IGT, Azienda Milazzo Fancello IGT, Azienda Milazzo Maria Costanza IGT, Azienda Milazzo Duca di Montalbo IGT, Azienda Milazzo DonnaTá IGT, Alessandro di Camporeale Kaid IGT, Alessandro di Camporeale 2008 2005 2005 2005 1998 2009 2007 15.70 22.60 24.60 31.90 41.30 18.60 29.10 Sardinien 2009 21.10 2008 59.40 2005 42.70 2005 50.80 Süditalien Kampanien Bacio il Cielo, Paestum IGT, Viticoltori de Conciliis Donnaluna, Paestum IGT, Aglianico, Vitic. de Conciliis Naima, Paestum IGT, Viticoltori de Conciliis Klèos, Paestum IGT, Luigi Maffini Cenito, Paestum IGT, Luigi Maffini 2008 16.60 2005 38.90 2005 42.10 2006 53.70 Brunello Brunello di Montalcino DOCG, Castello Banfi Brunello di Montalcino DOCG, Terralsole 2006 32.70 Abruzzen Montepulciano d’Abruzzo DOC, Azienda Vini Valori Inkiostro IGT, Azienda Vini Valori Vigna Sant’Angelo, Montepulciano d’Abruzzo DOC, Azienda Vini Valori 20.– 26.50 20.– 19.– 2009 11.30 2008 14.60 2007 24.60 Ajana, Isola dei Nuraghi IGT, Ferruccio Deiana Cannonau di Sardegna DOC, Piero Mancini Antiche Cussorgie, Colli del Limbara IGT, Piero Mancini Korem, Isola dei Nuraghi IGT, Argiolas 2003 46.40 2008 15.70 2003 23.80 2007 42.70 Ein Weinangebot unterliegt einem ständigen Wandel. Neue Jahrgänge treffen ein, ältere werden ausverkauft. Unter riegger.ch orientieren Sie sich über das aktuell verfügbare Angebot, dort finden Sie ebenfalls Klein- und Grossflaschen zum online Bestellen. Wünschen Sie eine persönliche Beratung? Unsere ausgebildeten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stehen Ihnen während der Bürozeiten unter 056 201 41 41 zur Verfügung. Und jederzeit per E-Mail an [email protected]. 33 Julien Barbier in seinem neuen, klar und licht gestalteten Empfangsraum in Chouilly: «Wir suchen die Säure, nicht den Zucker.» Champagne R&L Legras, Chouilly Ungesüsst und unverblümt – die Essenz des Hauses Einst diente Chardonnay nur als Element der Frische und Säure in der klassischen Assemblage der Champagne mit Pinot noir, Pinot meunier und Chardonnay. Blanc de blancs kennt man erst seit den 1920er-Jahren. Der sortenreine Chardonnay schmeckt meistens etwas herber und kantiger als die Assemblage. Aber genauso tiefgründig. G ood stuff», soll Elizabeth Taylor dem Schriftsteller Truman Capote gesagt haben, «I really like only champagne.» Etwas mehr in die Analyse wagte sich Gustave Flaubert vor in seinem «Wörterbuch der Gemeinplätze», einem Abc der gehobenen Phrasen, und notierte zum Stichwort Champagner: «lässt die kleinen Leute in Verzückung geraten». Die Taylor konnte nicht gemeint sein, sie war nicht klein, sondern Diva und zu Flauberts Lebzeiten noch gar nicht geboren. Punkto Aussage indessen liegen zwischen Flauberts «Wenn die Korken knallen, geraten die Gäste ausser sich» und Taylors «Good stuff» keine substanziellen Unterschiede, bestenfalls Nuancen des Stils. Erhellender, ja wie eine frohe Botschaft der Lebensfreude, klingt die 34 Antwort, die Lily Bollinger, die das berühmte Champagnerunternehmen von 1941 bis 1971 leitete, einem Journalisten in London auf die Frage gab, zu welchen Gelegenheiten sie Champagner trinke. Tante Lily (wie sie genannt wurde): «Ich trinke Champagner, wenn ich froh bin und wenn ich traurig bin. Manchmal trinke ich davon, wenn ich allein bin; und wenn ich Gesellschaft habe, dann darf er nicht fehlen. Wenn ich keinen Hunger habe, mache ich mir mit ihm Appetit, und wenn ich hungrig bin, lasse ich ihn mir schmecken. Sonst aber rühre ich ihn nicht an, ausser wenn ich Durst habe.» Es ist erstaunlich, wie Champagner die Sinne kitzelt. Daran hat sich nie etwas geändert, seit es ihn gibt, egal, ob nun Dom Pérignon oder englische Weinhändler die zweite Gärung und ihre Folgen entdeckt haben, und egal, in welchen Tönen Prosecco gepriesen und Cava hochgelobt wird. Egal auch, wie heftig Neue-Welt-Produzenten die Bedeutung des Terroirs zu zerreden versuchen. «Schaumweine aus Australien, aus Südafrika und den USA? Das kann man nicht mit uns vergleichen», sagt Julien Barbier, Patron des Hauses R & L Legras in Chouilly, «önologisch nicht, geologisch nicht, geografisch nicht.» Und geschmacklich? «Chardonnay stammt aus dem Burgund», sagt er rücksichtsvoll. «In der Champagne war zuerst der Pinot noir.» Champagner ist einzigartig. Er lässt sich nicht kopieren. Schon beim blossen Gedanken an das Prickeln im Glas gerät das Blut in Wallung. Man muss Champagner direkt verabscheuen, um die weit verbreitete Be- geisterung nicht nachvollziehen zu können. Was halten Sie von anderen Schaumweinen?, möchten wir von Julien Barbier weiter wissen. Von Crémant, zum Beispiel? «Kenne ich nicht. Woher auch? Mir fehlt die Gelegenheit.» Und wie zur Entschuldigung seiner Unschuld fügt er an, anlässlich einer Blindverkostung einen interessanten italienischen Schaumwein degustiert zu haben, Ferrari brut, metodo classico, sortenreiner Chardonnay aus dem Trentino. Ein Blanc de blancs, wie man in der Champagne sagen würde. Legras keltert nur Blanc de blancs, abgesehen von etwas Rosé aus Pinot noir. «Schauen Sie sich um, bei uns in Chouilly geht es nicht anders, da gibts nur Kreide, da liegt die Côte des Blancs», der weisse Hang. Ein Boden für Chardonnay, dem Pinot noir bekommt er nicht. Dieser Rücken mit Ostlage erstreckt sich südlich von Epernay 14 Kilometer von Chouilly bis nach Vertus hinunter. 1808 gelang es Honoré Legras, einen der schönsten Weingärten der Côte des Blancs zu erwerben. Seither konzentriert sich der Familienbetrieb auf Blanc de blancs, frei von jeglichen Allüren, frei auch von Holz, aber voll auf der Hefe ausgebaut und ausgereift. Blanc de blancs, sortenreiner Champagner aus Chardonnay, gibt es weniger lang als die klassische Assemblage aus Pinot noir, Pinot meunier und Chardonnay. Die weisse Rebsorte diente stets dazu, die Assemblage mit Säure und Frische zu versorgen. «Sicherlich, einige Winzer zwischen Le Mesnil-sur-Oger und Chouilly produzierten um die Jahrhundertwende einen Mono-CruChampagner aus Chardonnay», schreibt Christian Göldenboog in seinem Buch «Champagner» (KlettCotta, Stuttgart 1998), «aber nur für den privaten Konsum, nur wenige Flaschen.» Auf den Weinkarten der Gastronomie existierte Blanc de blancs nicht. Erst der Pariser Pelzhändler Eugène-Aimé Salon schuf dank seiner Verbundenheit mit der Champagne (er wurde 1867 in der Nähe von Epernay geboren), seinem Vermögen und einer gepflegten Exzentrik, seinem Freundeskreis im Maxim’s in Paris stets etwas Besonderes bieten zu wollen, den Blanc de blancs. Er kaufte eine Hektare Rebfläche in Le Mesnil-sur-Oger, «in jenem Dorf, das den Ruf hatte, weit und breit die schlechtesten weissen Trauben überhaupt zu ernten». 1914 gründete Salon seine Champagnerfirma, und bald wurde Salons Blanc de blancs zur Hausmarke im Maxim’s. «Hier arbeitet man mehr mit dem Wein als mit der Rebe», erklärt Julien Barbier an seiner Empfangstheke, die er neu gestaltet und eingerichtet hat. Alles wirkt licht und frisch wie der Champagner, den er produziert, die Transparenz der modernistischen Stühle lässt nicht den Hauch eines Gedankens an Eichenfässer aufkommen, und doch hat auch Barbier Champagner geschaffen, der in seiner aromatischen Kraft und Dichte an einen Wein erinnert, der durch lange Fassreifung zu Komplexität gefunden hat – aber eben nicht im Holz, sondern in der Flasche. Lässt man nämlich die Flaschen nach der zweiten Gärung ein paar Jahre liegen, nimmt der Champagner Geschmackssubstanz aus der toten Hefe auf, deren Zellen sich aufzulösen beginnen – diese Aromen bilden erst den wahren Charakter des Weins. Laut Oxford Weinlexikon «scheint es, dass sich grössere Auswirkungen erst nach etwa 18 Monaten Lagerdauer ergeben und dass die stärksten Veränderungen nach etwa fünf bis zehn Jahren Berührung mit dem Hefesatz spürbar werden». Julien Barbier hat neun Jahre gewartet, bis er seine Spitzencuvée Evanescence gerüttelt, degorgiert und verzapft hat. Auf die Dosage, die unmittelbar nach dem Degorgieren erfolgt, hat er verzichtet. Evanescence 2002 ist knochentrocken. So soll er auch schmecken. Aber auch frisch und elegant, mit einem finessenreichen Hefeton, tiefgründiger Komplexität und feiner Perlage. › 35 WEISSWEIN Preise inkl. Mehrwertsteuer pro 75-cl-Flasche Spanien Die Endphase der Champagnerproduktion beginnt mit dem Rütteln nach der Lagerung auf dem Hefesatz. Rütteln bedeutet, dass man die Flaschen von leicht schräger bis in fast senkrechte Lage positioniert und dabei mit einem kleinen Ruck dafür sorgt, dass sich das Hefe- und Partikeldepot im Flaschenhals sammelt. Früher hat man die Flaschen in Rütteltische gesteckt und von Hand bewegt. Cava-Produzenten haben dann in den 1970er-Jahren die Gyropalette erfunden, einen Metallkasten, in dem man maschinell 504 Flaschen innerhalb von drei Tagen fertig rütteln kann. Nach dem Rütteln taucht man die Flaschen in ein Kältebad, bis der Inhalt des Flaschenhalses gefroren ist, stellt dann die Flaschen auf, öffnet den Kronkorken und lässt den gefrorenen Depotzapfen herausschiessen. Die ausgespickte Menge wird im Normalfall durch liqueur d’expédition (Dosage) ersetzt, eine Mischung aus Lagerwein und Zuckersirup, sofort verzapft und mit dem Drahtkorb abgesichert. Seltener verzichtet man auf den liqueur d’expédition und füllt die Lücke mit dem gleichen Champagner auf, wenn man einen Champagner brut nature haben möchte. Die Dosierungen befriedigen unterschiedliche Geschmäcke; die meisten Champagner werden brut angeboten, also mit weniger als 15 Gramm Zucker pro Liter – demi-sec hingegen enthält 33 bis 50 Gramm Zucker pro Liter, wie in einer EU-Bestimmung der Süssegrade für Champagner vorgeschrieben ist. Generell gilt eine Faustregel, die nicht in einer Verordnung steckt, sondern auf der Erfahrung der Champagnerproduzenten fusst: Je länger der Champagner auf der Hefe liegt, desto weniger Dosage braucht er. Dass alles eine Frage der Verhältnismässigkeit ist, hat der einstige Basler Stadtarzt und Professor für Medizin, Paracelsus, in einem legendären Satz festgehalten: «All Ding’ sind Gift und nichts ohn’ Gift; allein die Dosis macht, dass ein Ding kein Gift ist» (Septem Defensiones – Die Selbstverteidigung eines Aussenseiters, Basel 1589). «Wir suchen die Säure, nicht den Zucker», hat Julien Barbier bei unserem letzten Besuch vor drei Jahren betont. «Wenn die Trauben zu süss sind, hält der Wein nicht lange.» Bei Legras fällt auf, wie markant sich das Terroir, die Kreideböden der Côte des Blancs, auf den Wein auswirkt. Es ist kein Wonnetropfen an Lieblichkeit, sondern ein Wein mit herbem Charakter; ein Wein, der Frische und Fülle mit reifen Hefenoten und, speziell in Présidence Vieilles Vignes, der Spitzencuvée, einer gewissen mineralischen Nervigkeit und etwas Röstaromen vereint – dabei liegt der Champagner nie im Holz. «Für den Unterschied sorgen die Arbeit im Rebberg, die Vinifikation, die Selektion der Hefe.» Die Selektion der Hefe? Was steht denn da alles zur Auswahl? «Da gibts ein paar Geheimnisse.» Auch Evanescence hat er damals als Geheimnis für sich behalten, doch in diesem Jahr hat Barbier die 5000 nummerierten Flaschen, die er mit Trauben der besten Parzellen in Eigenbesitz (insgesamt 9 Hektaren) alimentiert hat, freigegeben. Es soll die Essenz der Legras-Philosophie sein, ungesüsst und unverblümt, und um den vergleichsweise kleinen Familienbetrieb für die nächste Generation zu wappnen, hat Julien Barbier Escence mit Evan kombiniert, dem Namen seines Erstgeborenen, Jahrgang 2002. PORTWEIN SCHAUMWEIN Portugal Bierzo DO Castro Bergidum, Bodegas Agribergidum Esencial Crianza, Victor Arroyo 2005 13.60 2007 17.– Castilla-León DO Yllera Roble, Grupo Yllera 2006 15.90 Granada DO Calvente Guindalera, Bodegas H. Calvente Calvente, Vendimia Seleccionada, Bodegas H. Calvente ROTWEIN 2006 18.90 2005 28.60 Alentejo Herdade dos Grous, Vinho Regional Herdade dos Grous, Reserva, Vinho Regional Monte dos Cabaços, Margarida Cabaço Terra do Zambujeiro, Vinho Regional 2009 2008 2005 2006 Dão DOC Quinta de Cabriz, Dão Sul Quinta de Cabriz, Reserva, Dão Sul 2008 12.90 2008 16.80 2008 2008 2008 2007 2007 2007 2009 2008 16.70 16.70 24.30 40.– 96.10 96.10 16.70 11.80 1998 2005 2003 2005 18.– 18.30 18.30 23.50 23.50 35.90 60.20 49.70 39.40 96.90 96.90 Katalonien DO Clos d’Agon, Bodegas Clos d’Agon 2004 63.70 Montsant DO Castell de les Pinyeres, Celler el Masroig Les Sorts Vinyes Velles, Celler el Masroig Sycar, Celler el Masroig 2006 16.70 2005 24.30 2004 20.– Douro DOC Fabelhaft, Dirk Niepoort Allez Santé, Dirk Niepoort Vertente, Dirk Niepoort Redoma, Dirk Niepoort Batuta, Dirk Niepoort Charme, Dirk Niepoort Redoma Rosé, Dirk Niepoort Vinha da Palestra, Encostas do Douro Penedès DO Pas Curtei, Alemany i Corrio 2005 25.40 Portwein / Madeira Priorat DO Petit Batllet, Cellers Ripoll Sans Closa Batllet, 2 Vinyes, Cellers Ripoll Sans Closa Batllet, Cellers Ripoll Sans Les Terrasses, Alvaro Palacios 2008 2005 2005 2008 28.60 96.10 48.60 36.60 Ribera del Duero DO Carmelo Rodero Roble Carmelo Rodero Crianza Carmelo Rodero Reserva Carmelo Rodero T.S.M. Condado de Haza, Alejandro Fernandez Tinto Pesquera Crianza, Alejandro Fernandez Vega-Sicilia Unico 2009 2008 2007 2005 2006 2007 1996 18.30 29.10 40.– 72.90 28.60 31.10 378.– Ribera del Guadiana DO Valdegracia Crianza, Cooperativa San Marco 2007 12.20 Rioja DO Rioja Crianza, Conde de Valdemar Rioja Crianza, Puerta Vieja, Bodegas Riojanas Rioja Crianza, Izadi, Villabuena Rioja Reserva, Conde de Valdemar Rioja Reserva, Albiña, Bodegas Riojanas Rioja Reserva, Regalo, Izadi, Villabuena 2007 2007 2006 2005 2004 2004 12.40 16.– 17.80 18.30 21.10 25.40 Toro DO Elias Mora Semi Crianza, Bodegas Elias Mora Elias Mora Crianza, Bodegas Elias Mora Gran Elias Mora, Viña Dos Victorias 2V Premium, Viñas Dos Victorias 2009 2008 2007 2005 17.90 23.– 52.70 99.40 Porto Niepoort Dry White Ruby Tawny Ruby, Fabelhaft Max Tawny, Fabelhaft Moritz Tawny, 10 years old Tawny, 20 years old Colheita Late Bottled Vintage, L.B.V. Vintage 19.90 48.60 21.50 42.70 Portweine lassen sich fast unbegrenzt lagern. Der älteste, zurzeit bei uns noch verfügbare Jahrgang wurde 1934 abgefüllt. Portweine, die im Fass gereift sind (Tawny-Typ), bleiben nach dem Öffnen der Flasche über mehrere Monate in einwandfreiem Zustand. Rubys und Vintage-Ports hingegen reifen in der Flasche und sollten nach dem Öffnen derselben innert weniger Tage konsumiert werden. Jahrgangsportweine sind übrigens ein wertvolles Geschenk für Ihre Kinder oder Patenkinder. Madeira Vinhos Barbeito Madeira, dry Madeira, Sweet Madeira, Malvasia, 30 years old Madeira, Verdelho 23.10 23.80 129.60 1978 135.– Transparente Verpackung, komplexer Inhalt: Mit Evanescence hat Julien Barbier einen hochklassigen, eigenwilligen Blanc de blancs komponiert. 36 37 WEISSWEIN Preise inkl. Mehrwertsteuer pro 75-cl-Flasche Der Laden in Birrhard Zeitgemäss gestaltet, bestückt mit dem aktuellen Sortiment und einem Zacken mehr – der Laden von Weinkeller Riegger in Birrhard bietet ein breites Spektrum an Weinen sowie kulinarische Leckerbissen. Für Kenner und Einsteiger gleichermassen. Die städtischen Zentren werden bald nur noch von Grossverteilern, Ketten- und Kleiderläden belegt sein. Essen und Trinken wird verdrängt – deshalb muss eben öfter aufs Land fahren, wer das Spezielle sucht, wer seine Weinkollektion erweitern oder eine neue, eigene aufbauen möchte. Lassen Sie sich von unseren kompetenten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern beraten – der Riegger-Laden bietet neben dem aktuellen Weinsortiment, das in diesem Magazin und auch im Internet vorgestellt wird, weiter Weine mit trinkreifen Jahrgängen, gesuchte Gewächse der Spitzenklasse wie auch Weine für Einsteiger, die zu degustieren sind. Ausserdem eine grosse Auswahl an Ports und Spirituosen sowie ausgesuchte kulinarische Spezialitäten von Pasta bis Paprika. Öffnungszeiten Montag bis Freitag, 9 bis 18.30 Uhr Samstag, 8 bis 16 Uhr Weinkeller Riegger AG Langgass 5244 Birrhard Österreich Carnuntum Zweigelt, Weingut Trapl St. Laurent, Weingut Trapl Rubin, Weingut Trapl Spitzerberg, Weingut Trapl Tilhofen, Weingut Trapl Stix, Neusiedel, Blaufränkisch, Weingut Trapl Spitzerberg, Blaufränkisch, Muhr-Niepoort 2009 2008 2009 2007 2007 2006 2006 17.– 21.– 25.60 42.10 41.– 48.60 42.70 Burgenland Blaufränkisch, Weingut Zantho St. Laurent, Weingut Zantho Zweigelt, Weingut Zantho St. Laurent, Josef Umathum Zweigelt, Josef Umathum Haideboden, Josef Umathum St. Laurent vom Stein, Josef Umathum Ried Hallebühl, Josef Umathum Joiser Kirschgarten, Josef Umathum 2009 2009 2009 2009 2009 2008 2007 2006 2006 15.60 15.– 15.– 20.– 20.– 29.90 57.80 57.80 59.90 Teilen Sie Ihre Meinung mit andern: Auf riegger.ch kann jeder Wein kommentiert werden. Anonym oder in Ihrem Namen. ROTWEIN PORTWEIN SCHAUMWEIN Neue Welt Schaumweine Argentinien / Mendoza Schweiz Blanc de blanc, Yvorne AOC, AVY Crémant brut, Malans AOC, Donatsch 20.– 31.90 Frankreich / Champagne Deutz Brut classic Brut millésimé Blanc de blancs Cuvée William Deutz Amour de Deutz Rosé Rosé millésimé Rosé millésimé, Cuvée William Deutz 41.– 60.– 69.70 124.40 160.40 50.20 2006 63.20 2000 145.50 Frankreich / Champagne Legras Blanc de blancs Présidence, Vieilles Vignes, Blanc de blancs Evanescence, Blanc de blancs, sans dosage Rosé 37.60 2002 56.20 2002 75.– 48.60 Almaviva, Baron Philippe de Rothschild/ Concha y Toro Amancaya, Gran Reserva, Bodegas Caro Caro, Bodegas Caro Decero Amano, Remolinos Vineyard Decero Cabernet Sauvignon, Remolinos Vineyard Decero Malbec, Remolinos Vineyard Decero Petit Verdot, Remolinos Vineyard Decero Syrah, Remolinos Vineyard Malbec Rosado, Finca Altorfer Malbec, Finca Altorfer Malbec/Cabernet Sauvignon, Finca Altorfer Cabernet Sauvignon, Finca Altorfer Syrah, Finca Altorfer 2008 96.10 2008 2007 2008 2008 2009 2008 2009 2009 2010 2010 2008 2008 20.– 52.70 59.40 23.– 23.– 31.90 23.– 14.60 15.70 15.70 14.60 14.60 2005 2002 2009 2008 23.70 31.30 20.– 20.– Südafrika Classique, Western Cape, Ruppert & Rothschild Baron Edmond, Coastal Region, Rupert & Rothschild Creation, Merlot, Costal Region, Creation Wines Creation, Merlot/Cabernet Sauvignon/Petit Verdot, Creation Wines Creation, Syrah/Grenache, Creation Wines Shiraz, Paarl, Boland Cellars 2008 20.– 2005 14.90 2006 2004 1998 2002 Italien Prosecco DOC, brut, Valdobbiadene, Canevel Prosecco DOC, extra dry, Valdobbiadene, Canevel Prosecco DOC, extra dry, Valdobbiadene, Montelliana Spumante rosato, extra dry, Mont Rosè, Montelliana Prosecco Val de Brun, extra dry, Azienda Astoria Prosecco DOC, superiore, brut, Valdobbiadene, Ninofranco Moscato d’Asti DOCG, Cascina Castlèt 2010 15.30 15.60 13.60 14.60 11.80 15.70 17.60 Telefon 056 201 41 41 [email protected] www.riegger.ch 38 Wagram-Donau Primissimo, Josef Ehmoser St. Laurent, Josef Ehmoser Australien 2009 18.60 2007 20.– Shiraz-Cabernet, Koonunga Hill, Penfolds 2008 17.60 Spanien Cava Traditional, José Colet Cava A Priori, José Colet Cava Vatua!, extra brut, José Colet Cava Assemblage, José Colet Cava Navazos, extra brut, José Colet Cava Navazos, extra brut, Reserva, José Colet 15.10 15.60 18.90 24.60 2007 28.60 2006 35.90 39 Burgund, Chablis, Champagne und dazu noch Bordelais – alles Frankreich, alles begehrte Lagen, die Liebhaber träumen lassen. Rasch heisst es aber auch: begehrt und deshalb teuer. Zu teuer? – In diesem Heft stellt Ihnen Weinkeller Riegger Gewächse und Domaines vor, die interessante, feine Weine zu vernünftigen Preisen bieten. Und dies unter dem Stern des Chardonnays, der Rebsorte von Welt.