Exkursion in die Champagne
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Exkursion in die Champagne
Exkursion in die Champagne vom 16. – 18. Mai 2011 zusammengefasst von Astrid Vollmer, WB 4 Inhaltsverzeichnis Die Unterschiede von Cava zu Champagner ....................................................... 3 Die Herstellung eines Champagners .................................................................... 5 Die Appellation Champagne ................................................................................. 9 Die Geschichte des Champagners ..................................................................... 11 Die 10 wichtigsten Champagnerhäuser und ihre Besonderheiten .................. 14 Was macht Champagner so einzigartig ............................................................. 17 Exkursion in die Champagne vom 16. – 18. Mai 2011 ....................................... 19 Champagne De Castellane .................................................................................. 21 Champagne Launois ............................................................................................ 23 Champagne Mailly Grand Cru ............................................................................. 24 Comité interprofessionnel du vin de Champagne ............................................ 27 Champagne Penet-Chardonnet .......................................................................... 29 Seite | 2 Die Unterschiede von Cava zu Champagner von Bärbel Strecker & Christof Weibler, beide WB6 Die Champagne liegt über dem 48°N Breitengrad und ist das nördlichste Weinbaugebiet Frankreichs. Hier herrscht ein kontinentales Klima. Die Böden sind überwiegend aus Kreide. Die Niederschläge sind gering bei ca. 650 mm/ Jahr. Im Vergleich dazu hat Bordeaux 800 mm Niederschläge. Die Champagne ist in folgende Unterregionen unterteilt: Vallée de la Marne (um Epernay) und Montagne de Reims (um Reims). In diesen beiden Regionen finden sich die namhaftesten Champagnerhäuser. Weitere Regionen sind die Côte de Blancs (südl. von Epernay), die Côte de Sézanne (im Süden der Champagne). Außerhalb und separat der Hauptgebiete existieren noch die Côte de Bar, Bar-sur-Seine und Barsur-Aube. Ausschließlich die 3 Rebsorten Pinot Noir, Pinot Meunier und der Chardonnay dürfen in den Champagner. Letzerer liefert Eleganz und Finesse, der Pinot Noir Körper und Sinnlichkeit und der Pinot Meunier Frische und Frucht. Ein Blanc de Blanc besteht ausschließlich aus Chardonnay, wohingegen der Blanc de Noir aus Pinot Noir und/oder Pinot Meunier besteht. Die erlaubten Erziehungsmethoden sind Cordon de Royat für die Rotweinsorten und die Taille Chablis für den Champagner. Die Besonderheit dabei ist die niedrige Erziehungsform wegen des Frostes. Im Gegensatz zum Cava dürfen beim Champagner aus 160 kg Traubengut 100 l Most gepresst werden. Ein weiterer Unterschied ist die Gärung im Holzfass (300 l oder 205 l). Ebenso wie beim Cava kann aber auch hier die Gärung im Edelstahltank stattfinden. Beim Champagner wird meist BSA betrieben, beim Cava möglichst nicht. Die 1. Gärung beim Champagner dauert ca. 2 – 3 Wochen. Die Chaptalisierung ist Standard. Bei der 2. Gärung liegt der Champagner mindestens 15 Monate auf der Hefe, Jahrgangschampagner mindestens 3 Jahre. Beim Cava erfolgt eine 9 monatige Reifung auf der Hefe. Die traditionelle Methode (Méthode champenoise), die sowohl beim Cava als auch beim Champagner angewendet wird, hat folgenden Ablauf: Handlese, Pressen, 1. Gärung, Assemblage, Zugabe von Liquer de Tirage (Grundwein, Zucker, Hefe, Hefenährstoffe, Schönungsmittel), dadurch 2. Gärung, Reifung, Rütteln (remuage), Degorgieren (dégorgement) und zuletzt die Dosage mit dem Liqueur d’Expédition (Grundwein, Zucker), danach verkorken & versandfertig machen. Erst bei der Dosage wird die Kategorie festgelegt: brut, extra brut, etc. Das Rütteln darf von Hand oder maschinell geschehen, ebenso wie das Degorgieren. Seite | 3 50 % des Champagner werden über Genossenschaften erzeugt, jedoch werden nur 7 % unter dem Genossenschaftsnamen vermarktet. 264 Handelshäuser sind für 70 % des Champagnerumsatzes verantwortlich, besitzen aber nur 12 % der Gesamtrebfläche. Der Champagner ist der einzige französische ACWein, auf Contrôlée dessen stehen Etikett nicht muss, Appelation allerdings muss Champagner auf dem Korken stehen. Der Cava kommt aus Nordspanien, hauptsächlich aus Katalonien. Er ist der zweitgrößte Produzent von Schaumwein und wird mit der traditionellen Methode hergestellt. Hier gibt es keinen Unterschied zum Champagner. Für den Cava dürfen nur folgende Rebsorten verwendet werden: Xarel-lo, Parellada, Macabeo (Viura in Rioja) und Chardonnay. Der Xarel-lo kommt aus Katalonien, ist starkwüchsig und ertragreich. Die Rebsorte treibt früh aus, ist aber frostempfindlich. Ein hoher Anteil von Xarel-lo ist im Cava schmeckbar. Die Parellada Rebsorte stammt ebenso aus Katalonien, hat aber den kleinsten Anteil im Cava. Ansonsten wird der Parellada oftmals als Cuvéepartner für den Sauvignon Blanc oder den Chardonay verwendet. Der Macabeo ist die meistangebaute Rebsorte Nordspaniens. Die Rebe treibt spät aus, hat aber eine gute Hitzeverträglichkeit. Der Wein hat eine relativ schwache Säure und einen leicht blumigen Charakter. Beim Cava sind im Gegensatz zum Champagner pneumatische Pressen erlaubt. Der Ertrag darf für ihn nur bei 150 kg für 100 l Most liegen. Die Edelstahltanks statt. Holzfässer Gärung Es verwendet. findet werden Der Cava in keine darf frühestens 1 Jahr nach der Lese in den Handel. Ein Reserva reift 18 Monate lang. Eine Besonderheit des Cava ist der Stern, der im Korken eingebrannt werden darf. Im Gegensatz zum Champagner ist Cava nur selten zur langen Lagerung bestimmt. Seite | 4 Die Herstellung eines Champagners von Felix Wagemann & Matthias Lex, beide WB 6 Für die Herstellung eines Champagners sind drei Rebsorten zulässig: Chardonnay, Pinot Noir und Pinot Meunier. Die Weine haben eine leicht bekömmliche Fruchtigkeit, Pinot Meunier ist besonders für jung zu trinkende Weine wichtig. Pinot Noir stellt mit seinem vollem Körper und dem langen Abgang das Rückgrat der meisten Assemblages. Chardonnay ist die wichtigste Sorte der Côte des Blancs. Durch das Verbot der Maschinenlese werden in der Champagne alle Trauben von Hand gelesen. Zudem werden, um das Zerquetschen der unteren Traubenschichten beim Transport zur Presse zu vermeiden, die Trauben in kleine, flache Behälter gefüllt. Bei der Champagnerherstellung ist ein schnelles und schonendes Pressen, vor allem bei roten Rebsorten wichtig. Gewöhnlich gibt es in der Champagne in jedem Ort ein Presshaus um sicherzustellen, dass die Trauben ohne Verzögerung gepresst werden können. Durch die schonende Pressung ist der Most reich an Säure und Zucker. Heutzutage verwendet man horizontale pneumatische Pressen, die den Druck sehr viel schonender und kontrollierter aufbringen. Die Mostmenge ist unabhängig von der Art der verwendeten Presse gesetzlich geregelt. Aus 160 kg Traubengut dürfen maximal 102 Liter Most gepresst werden. Dies entspricht 2550 Liter aus 4000 kg Most. Der Most selbst wird in zwei Chargen aufgeteilt, die ersten 80 %, also 2050 Liter aus 400 kg werden cuvée genannt, die restlichen 20 %, also 500 Liter taille. Zusätzlich gepresster Most ist nur für die Destillation zugelassen. Cuvée und taille aus jeder Rebsorte werden separat gelagert und vergoren. Dies findet normalerweise in temperaturgeregelten Edelstahlstanks statt, einige Erzeuger kehren jedoch zur alten Praxis zurück und lassen zumindest für einen Teil ihrer Trauben die Gärung in neuen Eichenholzfässern stattfinden. Méthode traditionel Der zweite Teil der Herstellung des Champagners findet nach der traditionellen Methode (méthode traditionel) statt. Diese klassische Methode findet nicht nur ausschließlich bei der Herstellung von Champagner Anwendung, sondern wird auch in anderen Regionen, z. B. für Crémants in Frankreich und Luxemburg, zur Produktion von hervorragenden Schaumweinen genutzt. Nachdem die erste Gärung abgeschlossen ist und somit der Stillwein erzeugt wurde findet der Verschnitt der Weine statt, die sog. Assemblage. Die Herausforderung hierbei besteht darin, aus den zur Verfügung stehenden Weinen Seite | 5 jedes Jahr den gleichen Stil und die gleiche Qualität zu erzeugen. Ist die Assemblage fertiggestellt wird dem Wein die Fülldosage oder auch liqueur de tirage, eine Mischung aus Grundwein, Zucker, Hefe, Hefenährstoffen und Schönungsmittel, zugegeben und anschließend in Flaschen gefüllt und mit einem Kronkorken verschlossen. Durch die Zugabe der Fülldosage wird die zweite Gärung eingeleitet wodurch Alkohol und Kohlensäure entsteht. Zur Gärung und Lagerung liegen die Flaschen waagerecht. Nachdem die zweite Gärung abgeschlossen ist bilden die abgestorbenen Hefen an der Seite liegenenden Flaschen ein Depot. Während der anschließenden Reife beginnt die Hefe sich selbst aufzuspalten. Dieser Vorgang wird auch als Autolyse bezeichnet und hat wesentlichen Einfluss auf die Aromenstruktur des Weines. Bei der Autolyse entwickeln sich Hefe-, Biskuit-, Brot- und Toastnoten und geben Schaumweine die nach dieser Methode hergestellt werden einen besonderen Charakter. Auch die Qualität des fertigen Schaumweines hängt stark von der Lagerungszeit auf der Hefe und damit von der Dauer der Autolyse ab. Champagner ohne Jahrgang müssen mindestens 15 Monate, Jahrgangschampagner mindestens drei Jahre ein Hefelager vorweisen. Bei anderen hochwertigen Schaumweinen wie Crémant oder Cava sind diese Zeiten deutlich kürzer und liegen bei neun Monaten. Ist die Mindestlagerzeit bzw. die interne Zeitvorgabe des Herstellers erreicht wird die das Hefedepot wieder aus der Flasche entfernt. Hierbei wird zunächst nach einem bestimmten Rüttelverfahren (remuage) die Flasche aus ihrer waagerechten Position auf den Kopf gestellt, so dass das Hefedepot in den Flaschenhals rutscht. Früher wurden hierzu Rüttelpulte aus Holz verwendet und dies von Hand getan. Heutzutage werden sog. Gyropaletten verwendet in denen 504 Flaschen gleichzeitig maschinell abgerüttelt werden können. Dieses Verfahren hat sich etabliert, da es sich als zeit- und kostensparend erwiesen hat. Die meisten Hersteller greifen heute auf Gyropaletten zurück. Klassische Rüttelpulte werden nur noch für ungewöhnliche Flaschengrößen sowie zu Vorführungen für Touristen vorgehalten. Ist das Abrütteln der Hefe abgeschlossen kann das Hefedepot nun aus der Flasche entfernt werden. Beim sog. Degorgieren werden die Flaschenhälse in eine Kühlflüssigkeit getaucht. Bei ca. -25 °C gefriert das Hefedepot vollständig. Aufgrund des in der Flasche herrschenden Kohlesäuredrucks von ca. 5 – 6 bar schießt der Hefepfropf durch ruckartiges entfernen des Kronkorkens aus der Flasche. Auch dieser Vorgang ist heute automatisiert. Da beim Degorgieren auch immer eine kleine Menge Wein verloren geht wird diese im nächsten Arbeitsschritt durch Hinzugabe der Versanddosage Seite | 6 (liqueur d’expédition) wieder hinzugefügt. Die Versanddosage ist eine Mischung aus Grundwein und Zucker. Sie erfüllt weiterhin den Zweck den fertigen Schaumwein auf die gewünschte Süße bzw. Trockenheit einzustellen. Je nach Restzuckergehalt trägt das Endprodukt eine andere Bezeichnung. Die folgende Aufstellung stellt die unterschiedlichen Bezeichnungen sowie deren Restzuckergehalte dar: Schaumweinbezeichnungen & Restzuckergehalte Bezeichnung brut nature/ brut zero/ ultra brut extra brut brut extra sec/ extra dry sec/dry/secco/ seco/trocken demi-sec/riche/ halbtrocken/ semi-dulce/ abbocato doux/sweet/ dolce/ doce/ dulce Geschmacksstufe Restzuckergehalt (g/l) Extra trocken 0 bis 2 sehr trocken bis 6 trocken bis sehr trocken Leicht bis halbtrocken mittel- bis 15 12 bis 20 halbtrocken 17 bis 35 süß 33 bis 50 lieblich über 50 Ist die Flasche mit der Versanddosage aufgefüllt wird sie mit einem Korken wieder verschlossen. Der Korken besteht aus zwei Teilen. Zum einen aus zwei bis drei Naturkorkscheiben die miteinander verklebt wurden und darüber Presskork. Obwohl der Korken sehr fest in der Flasche sitzt wird er noch zusätzlich mit einem Drahtkorb (Aggraffe) gesichert. Nachdem die Flasche wieder fest verschlossen ist kann die Flasche komplett mit Kapsel und Etikett ausgestattet werden. Dies muss nicht direkt nach dem Degorgieren erfolgen. Manche Erzeuger lassen die Flaschen noch einige Zeit „ruhen“ damit sich die Versanddosage besser integriert und der Schaumwein sich vom Degorgieren erholen kann. Transvasierverfahren Mit dieser Methode versucht man die Vorteile der Flaschengärung auszunutzen ohne die Nachteile in Kauf nehmen zu müssen, die bei der komplizierten und kostenintensiven Entfernung des Hefedepots entstehen. Die zweite Gärung sowie Seite | 7 die Hefeautolyse finden auch hierbei in der Flasche statt. Anschließend wird aber der Inhalt jeder einzelnen Flasche unter Druck in Tanks gefüllt, die Hefe abfiltriert und der Schaumwein wieder in neue Flaschen abgefüllt. Dieses Verfahren findet vorwiegend in der „Neuen Welt“ Anwendung. In Europa wird es lediglich für Sonderflaschengrößen (meist ab drei Liter) angewandt. Quellen: vgl. Fielden, C. & WSET(2005): Alles über Wein und Spirituosen, London, S. 168 ff vgl. o. V. (2009): Der Brockhaus Wein, Mannheim/Leipzig, S.394 ff Seite | 8 Die Appellation Champagne von Siegrid Ronowski & Marcel Straub, beide WB 6 Das AOC-Gebiet der Champagne erstreckt sich über 35.000 Hektar und beherbergt 280.000 einzelne Weinbergsparzellen. Die kalkhaltigen Böden, der ozeanische Einfluss auf das Klima und eine Sonneneinstrahlung von 1.650 Stunden pro Jahr, ermöglichen den Winzern einen außergewöhnlichen Schaumwein zu produzieren. Das AOC-Gebiet besteht, seit 1927, aus vier großen Regionen, welche sich aufgrund ihrer Eigenschaften bezüglich des Terroirs und der Hauptrebsorten unterscheiden: www.champagnesdevignerons.com La Montagne de Reims: Pinot Noir (Kreide) La Vallee de la Marne: Pinot Meunier (Mergel, Ton, Sand) La Côte des Blancs: Chardonnay (Kreide) La Côte des Bar: Pinot Meunier (Mergel) Seite | 9 Nur Schaumwein aus diesen vier Regionen darf den Namen Champagner tragen. Neben diesen Appellationen für Champagner findet man noch zwei Appellationen für Stillwein: CôteauxChampenoise und Rosé de Riceys. Die Weinberge der vier AOC-Regionen befinden sich in mehreren Départements: Marne, Aisne, Seine-et-Marne, Bar-sur-Aube und Bar-sur-Seine. Im Département Marne befinden sich die größten Champagnerhäuser Frankreichs, nämlich in den Städten Épernay und Reims. Die Mehrheit der Winzer liefert ihre Trauben an große Champagnerhäuser. Der Traubenpreis wird nicht anhand der Weinbergslage festgemacht, sondern anhand der Gemeinde. Die Gemeinden werden in einer Skala von 80 % - 100 % von Traubenmaklern eingestuft. Die mit 100 % eingestuften Gemeinden dürfen die Bezeichnung Grand Cru führen. Bei einer Einstufung von 90 % - 99 % ist die Bezeichnung Premier Cru zulässig. Die Gruppe mit einer Bewertung von 80 % 89% sind nicht-klassifizierte Gemeinden. Bei einer Klassifizierung von unter 80 % ist die Produktion von Champagner untersagt. Neben den Rebsorten für Champagner sind auch Grau- und Weißburgunder für das Anbaugebiet zugelassen. Aus diesen Trauben darf jedoch kein Champagner hergestellt werden. Die Grand-Cru Gemeinden der Champagne Montagne de Reims Vallée Marne Aÿ de la Côte des Blancs Ambonnay Puisieulx Beaumont-sur- Sillery Chouilly Vesle Tours-sur- Cramant Bouzy Marne Le Louvois Verzenay Oger Mailly- Verzy Oger Champagne Avize Mesnil-sur- Oiry www.wikipedia.org/wiki/Champagne_(Weinbaugebiet) Seite | 10 Die Geschichte des Champagners von Katharina Zimmer & Verena Waigand, beide WB6 Die Römer bauten als erste Weinreben in der Champagne an. Der Wein, den sie daraus herstellten, war still. Aufgrund seiner Nähe zu Paris und der Aktivitäten der Klöster von Reims und Châlons-en-Champagne blieb der Weinbau erhalten, ohne wirklich große Popularität zu erreichen. Während der Herrschaft von Heinrich IV setzte sich in der Hauptstadt Paris der Name Vin de Champagne durch, nachdem er vorher in der anonymen Masse der Weine aus der Region rund um Paris unterging. Die Bezeichnung wurde in seiner Herkunftsregion anfangs nicht gerne gesehen, da der Begriff Champagne (von lateinisch campania = Feld, offene Landschaft) einen unfruchtbaren Boden bezeichnet, der nur noch als Weidegrund für Schafe dient. Ungeachtet dessen gewann der Wein in der Folgezeit immer mehr Freunde an den königlichen Höfen Frankreichs und Englands. Erst 1670 wurden die Weichen für den jetzt bekannten Champagner gestellt und aus dem ursprünglich stillen Weißwein wurde ein Schaumwein. Im 17. Jahrhundert hatte man begonnen, den Wein schon im Anbaugebiet in Flaschen zu füllen, um seine Frische zu erhalten, da der Wein den Transport im Fass nicht gut überstand. Aufgrund des frühen Abfüllens gärte der Wein unbeabsichtigt in den Flaschen weiter. Hätten die Engländer diesen sprudelnden Wein nicht sehr gemocht, wäre die Flaschenabfüllung vermutlich wieder abgeschafft worden. Die Winzer jedenfalls waren von den herausspringenden Korken nicht begeistert weil dies viele Verluste bedeutete und nannten den Wein sogar „Wein des Teufels“. Erst die Entwicklung der kontrollierten Flaschengärung machte es möglich, diesen Prozess zu beherrschen. Bereits am 17. Dezember 1662 beschrieb Christopher Merret in einem bei der Royal Society eingereichten Schreiben „some observation sconcerning the ordering of wines“, in dem er den gezielten Zuckerzusatz erwähnt, der zum Ziel hat, den Weinen Frische und Perlage zu verleihen. Wesentlich weiterentwickelt wurde die Methode vom Benediktinermönch Dom Pérignon (1638 - 1715), damals Kellermeister der Benediktinerabtei Hautvillers. Auf ihn geht auch die Kunst des Verschnitts und des Weißkelterns roter Traubensorten zurück. Er verschloss seine Flaschen mit einem Korken, der mit Kordeln am Flaschenhals gesichert wurde. Die Qualität des entstehenden Weines unterlag jedoch immer noch dem Zufall. Erst durch die Untersuchungen von Louis Pasteur verstand man schließlich die Grundlagen der Gärung. Im Jahr 1729 gründete Nicolas Ruinart das älteste heute noch bestehende Champagner-Haus. Für die Familie Gosset ist zwar Seite | 11 bereits 1584 der Handel mit Wein belegt, die Kontinuität ist aber nicht gesichert. Mit den Handelshäusern (wie z.B. Heidsieck, Moët, Perrier-Jouët und Bollinger) kam es zu einer internationalen Vermarktung und der Wein gewann den Ruf, den er jetzt noch hat. Im Gegensatz zu vielen anderen Berufszweigen haben Frauen in der Entwicklung des Champagner eine gewichtige Rolle gespielt. Bekannt sind heute noch die Namen der Damen Pommery, Perrier und Clicquot. Bis ins 19. Jahrhundert war Champagner trüb, da sich die Hefe der zweiten Gärung in der Flasche befand. Dann erfand 1806 Nicole-Barbe Cliquot („Veuve Cliquot-Ponsardin“, heute die Prestigemarke des Champagner-Hauses Veuve ClicquotPonsardin) zusammen mit ihrem deutschstämmigen Kellermeister Antoine Müller und mit Alfred Werlé das Rütteln und Degorgieren. Ursprünglich soll das erste Rüttelpult ein Küchentisch gewesen sein. 1813 wurde diese Technik in André Julliens „Manuel du Sommelier“ dann erstmals erwähnt. Im 19. Jahrhundert entwickelte sich der Champagner zu einem weltweit verbreiteten Luxusgut. So wurden 1882 36 Millionen Flaschen erzeugt, von denen drei Viertel exportiert wurden. Nach Großbritannien waren die USA der größte Markt. Dem Aufschwung des 19. Jahrhunderts bereitete jedoch die Reblausinvasion ein Ende. Die Champagne wurde erst relativ spät, um 1895, von ihr erfasst. In der Folge wurden zahlreiche Weinberge aufgelassen. Auch der Rebsortenspiegel veränderte sich zugunsten der heute dominierenden Pinot Noir, Pinot Meunier und Chardonnay. 1908 wurde der Gebrauch des Namens Champagne per Gesetz auf Weine aus den Départements Marne und Aisne beschränkt. Nach heftigen Protesten erhielten die Winzer des Départements Aube im Jahr 1911 ihre Rechte zurück, was wiederum in der Marne zu Unruhen führte. Als Kompromiss wurde schließlich die Bezeichnung Champagne auf die Marne beschränkt, während die übrigen Gebiete bis 1927 als Champagne Deuxième Zone klassifiziert wurden. Ferner wurde 1911 alle Gemeinden auf einer ProzentSkala eingestuft, auf deren Basis fortan die Traubenpreise ermittelt wurden. Unter dem Ersten Weltkrieg litt die Champagne besonders stark, da sie häufig Schauplatz von Kampfhandlungen war. Dem Champagner brachen zudem mit der Russischen Revolution und der Prohibition in Amerika wichtige Exportmärkte weg. Erst in den Dreißigerjahren konnte dies durch einen steigenden Absatz im Inland kompensiert werden. Die Not zwang damals viele Winzer dazu, sich von den großen Häusern zu lösen und eigene Absatzwege zu suchen. So entstanden viele kleine, familiäre Betriebe, die noch heute existieren. Dem besiegten Deutschland wurde im Vertrag von Versailles der Schutz der Herkunftsbezeichnung Seite | 12 Champagner auferlegt. Unter der deutschen Besetzung im Zweiten Weltkrieg wurde das „Comité Interprofessionnel du Vin de Champagne“ gegründet, das heute als Dachverband die Produktion beaufsichtigt und die Interessen der Erzeuger vertritt. Der zunehmende Wohlstand seit 1945 brachte dem Champagner schließlich einen neuen Aufschwung, der die Produktion auf nie erreichte Höhen führte. 1999 wurde das feste Verfahren zur Ermittlung der Traubenpreise auf Basis der Prozent-Einstufung aller Gemeinden außer Kraft gesetzt. Zur Erweiterung der Anbaufläche wurden in den letzten Jahren auch die nach der Reblauskrise aufgelassenen Weinberge der Côte de Sézanne und bei Vitry-le-Francois wieder bestockt. Es gibt inzwischen sogar Bestrebungen, die ehemaligen Weinberge in der Nähe der Stadt Soissons in das Anbaugebiet einzubeziehen. Seite | 13 Die 10 wichtigsten Champagnerhäuser von Marc Strobel & Jonas Hald, beide WB 4 1. Moët & Chandon Gründung: 1743 Rebfläche: ca. 1000ha Gründer: Claude Moët Sitz: Épernay 50% Gran, 25% Premier Absatz: 62,2 Mio. Flaschen (LVMH) Besonderheiten: Teil der LVMH, Aufkauf von Dom Pérignon, Ruinart, Mercier, Krug Heute ist das Haus Marktführer für Champagner mit gut 18% der Gesamtproduktion und ist im Besitz des prestigeträchtigen Hauses Dom Pérignon Der Firmensitz Épernay verfügt zudem über ein Kreidekellernetz, das mit 110km bei Weitem das Größte der Champagne darstellt. 2. Veuve Clicquot Gründung: 1772 Gründer: Philippe Clicquot Sitz: Reims Rebfläche: ca. 363 ha Großteil Gran und Premier Absatz: 18 Mio. Flaschen Besonderheiten: Erfinder des Rüttelverfahren, Teil der LVHM Veuve Clicquot wurde 1772 als Weinhandel von Philippe Clicquot gegründet, dessen Frau Barbe-Nicole sorgte jedoch erst für den rassanten Aufstieg des Hauses. Georg Christian von Kessler arbeitete Anfang des 19. Jahrhunderts bei Veuve Clicquot, was ihn 1826 dazu ermutigte, die erste deutsche Sektkellerei zu gründen. 3. Krug Gründung: 1843 Gründer: Johann-Joseph Krug Sitz: Reims Rebfläche: ca. 15 ha 100% Gran Cru Absatz: ca. 500.000 Flaschen Besonderheiten: Besitzer des „Clos du Mesnil“, Teil der LVHM Krug wurde 1843 von dem Deutschen Johann-Joseph Krug gegründet und gilt als Flakschiff der Champagnerhäuser. Spätestens seit der Übernahme seines Sohnes Paul Krug, gilt das Haus als Hersteller der hochwertigsten Champagner, was nicht zuletzt am außerordentlichen Können und Wissen der Familie über die Kunst der Assemblage liegt. Seite | 14 4. Laurent-Perrier Gründung: 1812 Rebfläche: ca. 64 ha Gründer: Alphonse Pierlot Sitz: Tours-sur-Marne Absatz: ca. 7,5 Mio. Flaschen Besonderheiten: größtes Familienunternehmen der Champagne, Das Haus besitzt u.a. Salon und De Castellane Das Haus wurde 1812 von dem Küfer Alphonse Pierlot gegründet, der das Weingut mit nur zwei Parzellen in Tours-sur-Marne begann und erhielt seinen heutigen Namen vom damaligen Kellermeister Eugéne Laurent. Während der Weltkriege erwarb die De Nonancourt Familie das Unternehmen und hält bis heute den Großteil der Unternehmensaktien, was Laurent-Perrier zum größten Familienunternehmen der Champagnerhäuser macht. 5. Louis Roederer Gründung: 1776 Rebfläche: ca. 200 ha Gründer: Dubois Familie Sitz: Reims Absatz: ca. 2,6 Mio. Flaschen Besonderheiten: Zarencuvée Cristal von 1876 wird noch heute produziert 700000 Liter Reserveweinkeller aus den besten Jahrgängen zum Veredeln Das Haus wird 1776 von der Dubois Familie in Reims gegründet und vom Erben Louis Roederer benannt. Heute ist das Unternehmen eines der letzten großen Champagnerhäuser in Familienbesitz. Roederer zählt zudem wie Krug zu den qualitativ hochwertigsten Produzenten, da auch hier die Kunst der Assemblage aus bis zu 40 Weinen zelebriert wird. 6. Bollinger Gründung: 1829 Rebfläche: ca. 150 ha Gründer: Hennequin de Villermont, Paul Renaudin und Jacques Bollinger Sitz: Ay Absatz: ca. 2,1 Mio. Flaschen Besonderheiten: teilweise traditionelle Vergärung in Holzfässern Prestige Cuvee: Vieille Vignes Francaises Die Champagner des Hauses Bollinger gehören, aufgrund der teilweisen Vergärung in Holzfässern, zu den teureren Champagnern. Auch hier findet man die Kunst der Assemblage in Perfektion. Große Bekanntheit erlangt das Champagnerhaus Bollinger durch die James Bond Filmreihe. Seite | 15 7. Ruinart Gründung: 1729 Rebfläche: ca. 14 ha Gründer: Nicolas Irénée Ruinart Sitz: Reims Absatz: Besonderheiten: ältestes noch aktives ca. 150.000 Flaschen Champagnerhaus Mitglied der Handelsgruppe LVMH Ruinart ist das älteste ( noch aktive ) Champagnerhaus. Mit seinen 14 ha gehört es zu den kleinen Champagnerhäusern jedoch gehört der hergestellte Champagne zu den besten der Region. 8. Piper-Heidsieck Gründung: 1785 Gründer: Florens-Louis Heidsiecks Sitz: Reims Rebfläche: 0 ha Absatz: ca. 5 Mio. Flaschen Besonderheiten: Besitzt keine Rebflächen Piper-Heidsieck bezieht seine Trauben von 60 Weingütern aus der Region. Seit 1990 ist Piper-Heidsieck ein Teil der Remi Cointreau wine and spirits group. 9. Nicolas Feuillatte Gründung: 1976 Gründer: Nicolas Feuillatte Sitz: Chouilly Rebfläche: ca. 2100 ha Absatz: ca. 9 Mio. Flaschen Trotz des recht neuen Champagnerhauses erreicht Nicolas Feuillatte inzwischen einen Absatz von ca. 9 Mio. Flaschen und ist dadurch die dritt größte Marke in der Champagne. 1986 wurde das Champagnerhaus von Nicolas Feuillatte an den Centre Vinicole de la Champagne verkauft. 10. Lanson Gründung: 1760 Gründer: François Delamotte Sitz: Reims Rebfläche: 0 ha Absatz: ca. 1,3 Mio. Flaschen Bis 1980 gehörte Lanson zu dem beliebtesten Champagnern. Durch den Verkauf im Jahr 1980 und die schnell wechselnden Eigentümer ist die Bekanntheit von Lanson stark zurückgegangen. Inzwischen steigt das Image von Lanson wieder, dies erreicht Lanson durch die große Anzahl an Werbung mit Sportlern und Prominenz. Seite | 16 Was macht Champagner so einzigartig? von Bastian Mengel & Verena Armbruster, beide WB 4 Champagner ist einzigartig - durch ein Zusammenspiel von zahlreichen Details, die im Folgenden näher erläutert werden, lässt sich diese Einzigartigkeit nachvollziehen. Einzig und allein in dem Bereich der Champagne darf nach einer gesetzlichen Bestimmung der edle Schaumwein hergestellt werden. Hierdurch erlangt der Champagner bereits einen Sonderstatus in der Riege der Schaumweine aus Frankreich. Die Weinbauregion umfasst ca. 34000 Hektar, wovon fast die gesamte Fläche mit Reben bestockt ist. Sie liegt zwischen 48° und 49,5° nördlicher Breite und stellt somit eine der nördlichsten Anbauregionen dar. Mit einer durchschnittlichen Jahrestemperatur von 10,5°C befindet sich das Weinanbaugebiet an der unteren Grenze der Anbauvoraussetzungen für den Weinbau. Allgemein lässt sich jedoch aufgrund des Klimawandels beobachten, dass sich die Grenze für den Weinbau stets nach Norden verschiebt. Die gängige Erziehungsform in der Champagne ist der Kopfschnitt, d.h. die Reben werden stets kurz geschnitten, so dass während der Vegetationsperiode immerzu die Strahlungswärme des Bodens genutzt werden kann. Dies hat zur Folge, dass die Trauben im Sommer nur sehr langsam reifen und durch die frühe Ernte im August einen hohen Säuregehalt und nur wenig Zucker aufweisen. Ein Grundwein mit diesen Eigenschaften bringt Finesse und Spritzigkeit als Voraussetzungen für einen guten Champagner mit sich. Um die Exklusivität des Champagners zu wahren und den Markt nicht zu überfüllen, werden jedes Jahr Hektarhöchsterträge vom Champagner- Gesamtverband festgelegt. Dieser Verband setzt sich aus Mitgliedern der Champagner-Häusern sowie Champagner-Winzern zusammen. Bis zu einem festgelegten Limit dürfen Trauben geerntet werden, der Rest wird teilweise für Reservewein verwendet oder bleibt an den Stöcken zurück. Als Ernteverfahren ist ausschließlich die Handlese zugelassen. Champagner wird fast ausschließlich aus den Rebsorten Pinot Meunier, Pinot Noir und Chardonnay hergestellt, obgleich auch noch einige wenige andere Rebsorten zugelassen sind, diese sind mit der Reblauskrise des 19. Jahrhunderts jedoch nahezu vollständig verschwunden. Der Anbau dieser drei Hauptrebsorten ist durch gesetzliche Bestimmungen stark beschränkt. Regionale Unterschiede, welche auch gesetzlich festgelegt sind, ergeben sich auch beim Anbau der jeweiligen Seite | 17 Rebsorten. So wird beispielsweise Chardonnay fast ausschließlich südlich von Epernay im Gebiet „Côte de Blancs“ angebaut, Pinot Meunier oder Pinot Noir hingegen sowohl im Bereich von „Vallée de la Marne“ als auch im Norden und im Süden der Champagne. Sehr hochwertige Champagner werden fast ausschließlich aus den Rebsorten Pinot Noir und Chardonnay hergestellt, da diesen beiden Rebsorten ein besseres Alterungspotenzial als dem Pinot Meunier beigemessen wird und die Fähigkeit zur Flaschenreife ist beim Champagner als eine der wichtigsten Eigenschaften herauszustellen. Um eine Extraktion von Phenolen zu vermeiden, werden die Trauben nach der Ernte möglichst schnell, oftmals als ganze Trauben und ohne das Entfernen des Stielgerüstes, gepresst und je nach technischer Möglichkeit und Auffassung des Produzenten im Temperaturbereich von 10 bis ca. 22 °C vergoren. Sobald der Grundwein fertig vergoren wurde, ist das Können des Kellermeisters gefragt. Dieser verschneidet verschiedene Jahrgänge und Rebsorten miteinander um eine möglichst ausgeglichene und harmonische Cuvée zu erhalten. In einem besonders guten Jahrgang wird der Grundwein nicht mit anderen Jahrgängen verschnitten und darf nach ausgiebiger Flascheneife mit Hefelager den Namen „Millésime“ tragen. Champagner wird ausschließlich im Flaschengärverfahren hergestellt, hierzu wird der Grundwein mit Zucker und Hefe in Flaschen abgefüllt, mit einem Kronkorken verschlossen und somit die zweite Gärung eingeleitet – dieses Verfahren nennt sich auch „Méthode traditionnelle“ oder „Méthode champenoise“. Nach wenigen Wochen ist die zweite Gärung abgeschlossen, die Lagerung auf der nun abgestorbenen Hefe dauert jedoch mindestens 15 Monate, in der Regel mehrere Jahre. Je länger der Champagner in den Kellern auf der Hefe lagert, desto feinperliger wird seine Perlage durch die gute Einbindung der bei der Gärung entstandenen Kohlensäure. Desweiteren erhält er auf diesem Weg seine typischen Aromen, die an Nüsse und frisches Brot erinnern. All diese Details im Zusammenspiel machen den Champagner zu einem einzigartigen Schaumwein. Diese Tradition wurde seit Jahrhunderten gepflegt und es wird auch in der Gegenwart und Zukunft alles daran gesetzt, diese zu wahren und vor Kopien aus dem Ausland zu schützen. Seite | 18 Exkursion in die Champagne vom 16.-18. Mai 2011 von Sarah Augenstein & Corinna Dauns, beide WB 4 Am frühen Montagmorgen brachen – wir 25 Studierende der Weinbetriebswirtschaft sowie Prof. Dr. Michael Brysch-Herzberg, Kristina Kramer und Bastian Klohr – mit dem Bus zur Exkursion in Richtung Champagne auf. Nach der Ankunft in Épernay waren wir zur Kellerbesichtigung und anschließender Verkostung beim Champagnerhaus De Castellane angemeldet. Im Anschluss ging es zum Weingut Launois Père et Fils in Mesnil-sur-Oger, wo wir eine kleine Museumsführung Grand Reise Cru und Champagner genießen ersten unserer durften. gemeinsame Abendessen den Das Champagnerrundete den ersten Exkursionstag ab. Am Dienstagmorgen wurden wir herzlich bei der Cooperative Champagne Mailly Grand Cru empfangen, welche im gleichnamigen Dorf Mailly in der Unterregion Montagne de Reims liegt und – wie der Name schon sagt – zu 100% Champagner aus Grand Cru Lagen produziert. Eine ausführliche Vorstellung des Unternehmens mit Kellerführung durch den Exportleiter Xavier Millard und die anschließende Verkostung von vier Champagnern begeisterten sowohl Studenten als auch Dozenten. Nachmittags wurden wir durch Philippe Wibrotte, Leiter der PR-Abteilung des CIVC (Comité Interprofessionnel du Vin de Champagne), in Épernay willkommen geheißen. Das CIVC legt die Regelungen der Champagnerbereitung fest und besteht in allen Entscheidungsgremien zu gleichen Teilen aus Vertretern der Häuser und Vertretern der Weingüter der Champagne. Zum Abschluss unserer Besichtigungen machen wir Halt in Verzy beim Weingut Penet-Chardonnet, welches sich auf hochpreisige Zero-Dosage-Champagner spezialisiert hat und hauptsächlich in Exportmärkten aktiv ist. Seite | 19 Der letzte Tag unserer Exkursion war mit der Besichtigung der imposanten Kathedrale von Reims und einem freien Stadtrundgang der Kultur gewidmet. Die Rückfahrt nach Heilbronn wurde von einem Picknick mit Champagnerprobe unterbrochen. Zum Vergleich zu den Eindrücken der Exkursionstage werden bei verschiedenen Champagnern aus dem Supermarché die Qualitäts- und Produktionsunterschiede deutlich. Als Krönung wird ein Millésime aus dem Jahr 2001 von Penet-Chardonnet verkostet. Ein herzliches Dankeschön für die Organisation dieser schönen Exkursion geht an die Dozenten, allen voran an Frau Kramer, sowie Herrn Josephi, Repräsentant des Comité Champagne in Deutschland. Seite | 20 Champagne de Castellane von Lena Holzwarth & Isabell Pfeffer, beide WB 4 Nach 6 Stunden Fahrt trafen wir pünktlich um 14 Uhr bei dem Champagner- Haus de Castellane in Epernay ein. Die bekannte Weinstadt wird auch häufig als Hauptstadt des Champagners bezeichnet und befindet sich im Westen des Départements Marne. Neben de Castellane haben zahlreiche berühmte Champagnerhäuser ihren Sitz in Epernay. Dies nicht zuletzt auf Grund der Kalkfelsen die als Keller für die hochwertigen Champagner dienen. Insgesamt lagen in den 110 km lagen Stollen unter der Stadt über zweihundert Millionen Flaschen Champagner. Das Vallée de la Marne ist eine der 6 Großregionen in der Champagne und umfasst rund 11 000 ha Rebfläche. Angebaut werden hauptsächlich die Rebsorten Pinot Noir und Pinot Meunier. Champagne de Castellane wurde 1895 von Vicomte Florens de Castellane gegründet wurde. De Castellane ist einer der ältesten französischen Familiennamen. Er stammt aus dem 10. Jahrhundert von den Comtes d’Arles und den Comtes de Provence ab. Schon der Gründer wählte das noch immer aktuelle rote Kreuz von Saint- André als Markenzeichen. Heute gehört das Champagner-Haus zur Laurent- Perrier-Gruppe der Familie Nonancourt. Laurent- Perrier ist ebenfalls ein Champagner- Haus, welches in dem Dorf Tours-sur-Marne zu finden ist. Beide Champagner- Häuser gehören zwar derselben Familie, sind aber dennoch eigenständig. Nach einer kurzen Begrüßung im Verkaufsraum begann auch schon die Führung. Diese verschaffte uns einen Überblick über die Lagerräume, die Abfüllung, so wie die Etikettierung und Verpackung der Flaschen. Derzeit sind 55 Personen zur Champagnerherstellung beschäftigt. Die Basischampagner werden mit Hilfe von 200 Geräten maschinell gerüttelt und danach degogiert. So können pro Stunde Seite | 21 über 4000 Flaschen fertig gestellt werden. Zur Champagnerproduktion werden alle drei zugelassene Rebsorten der Region verwendet, d.h. Pinot Noir, Pinot Meunier und Chardonnay. Insgesamt werden fünf Champagner hergestellt, darunter ein Jahrgangschampagner. Die Basischampagner Brut Croix Rouge, Brut Rosé und Blanc de Blancs reifen drei Jahre auf der Hefe und werden ohne Jahrgangsbezeichnung vermarktet. In überdurchschnittlich guten Jahrgängen wird ein Brut Millésime kreiert, welcher sechs Jahre in der Flasche reift. Sowie ein Cuvée Commodore, dessen Reifezeit fünf bis zehn Jahre beträgt. Ausschließlich die Jahrgangschampagner werden manuell gerüttelt. Sehr interessant für uns waren die zur Champagnerlagerung genutzten Keller, welche Ende des 19. Jahrhunderts erstellt wurden und über etliche Gänge verfügen. Insgesamt beträgt die Länge des Kellertunnelsystems ungefähr 6 km. Mit Hilfe von Gabelstapler und anderen Elektrofahrzeugen werden die Champagnerflaschen transportiert. Eine hauseigene Sammlung der bisher besten Champagner ist ebenfalls im Gewölbekeller zu finden. Nach der Führung durften wir den Basischampagner Brut Croix Rouge verkosten, welcher vor Ort zum Preis von 18,90 € erstanden werden kann. Zum Vergleich gönnten wir uns noch das höherwertige Cuvée Commodore aus dem Jahr 2002. Dieses liegt preislich bei 29,90 €. Der sensorische Unterschied lag darin, dass der Basischampagner einem sehr trockenen Sekt ähnelte und der Jahrgangschampagner deutlich den für Champagner typischen hefigen Geschmack aufwies. Zum Abschluss unserer Besichtigung nahmen wir noch die 237 Stufen des bekannten Kuppelturm von De Castellane auf uns. Von 66 Metern Höhe genossen wir die Aussicht über Epernay, das Marnetal und die Weinberge. Seite | 22 Champagne Launois Pere&Fils von Georg Berthold & Jakob Thamm, beide WB 4 Das Familiengeführte Champagnerhaus wurde 1872 in Mesnil-sur-Oger gegründet, wo es bis heute beheimatet ist. Séverine und Caroline Launois führen das 30 ha große Champagnerhaus in der achten Generation. Das Haus liegt im Herzen der Côte des Blanches, dem Hauptanbaugebiet für Chardonnay in der Champagne, alle Rebberge des Hauses sind als Grad Cru klassifiziert. Die jährliche Produktion beläuft sich auf 250.000 Flaschen, jedoch wird lediglich 40% des gewonnen Stillweins selbst zu Champagner ausgebaut. Die restlichen 60% werden an befreundete Champagnerhäuser weiterverkauft. Launois kreiert neun verschieden Champagner, darunter ein Rosé dessen Grundwein zugekauft wird, sowie acht Blanc de Blancs. Die Gemeinde Le Masnil-sur-Oger beheimatet ebenso die Berümte Lage „Clos du Mesnil‘‘, welche sich mitten in der Gemeinde befindet und im Alleinbesitz des Champagnerhauses Krug ist. Vor der mit Spannung erwarteten Verkostung führte uns ein Angestellter des Champagnerhauses noch durch das hauseigen Museum, welches mit buchstäblich allem was auch nur im Entferntesten etwas mit Weinbau zu tun haben könnte, bestückt ist. Anschließend wurden sowohl ein Blanc de Blanc Grand Cru Reserve, als auch ein Rosé Valentine, verkostet. Während der Verkostung wurde das Problem erörtert, dass der Absatz an Champagner schrumpft sowie das die Marktmacht de großen Champagnerkonzerne wie Moët&Chando oder VeuveClicquot stetig wächst. Desweiteren prägen diese Massenchampagner dem Geschmack der Kunden was dazu führt, dass individuelle Champagner noch weniger Absatz finden. Dies ist besonders für Lauonis schädlich, da das Champagnerhaus seinen Kunden die Kunst des Champagnermachens vermitteln will. Abschließend lässt sich sagen, dass es noch besonders interessant gewesen währe die Kelleranlagen von Launois anstatt der imposanten Wurzelkoboldsammlung, zu besichtigen. Da jedoch die verkosteten Champagner darüber hinweg trösteten und auch die anschließende Diskussion sehr aufschlussreich war, bleibt der Besuch doch positiv in Erinnerung Seite | 23 Champagne Mailly Grund Cru von Dominika Gach & Matthias Stütz, beide WB 2 Am Dienstag Morgen sind wir bei sonnigem Wetter durch die Weinberge Mailly´s gefahren und erreichten gegen 10:00 Uhr das Champagnerhaus Mailly Grand Cru. Das erste Erscheinungsbild des eleganten, modernen und gepflegten Gebäudes machte einen positiven Eindruck, welcher durch den Empfang von Herrn Xavier Millard unterstrichen wurde. Er begrüßte uns auf Deutsch und führte nach der Frage ob wir Englisch sprechen die Führung auf Englisch fort. Das machte sofort einen sympathischen Eindruck und sein Englisch war sehr verständlich. Wir bekamen einen guten und interessanten Überblick über das Haus sowie die gesamten Strukturen der Champagne, die wir im folgenden Text zusammengefasst haben. Mailly Grand Cru Mailly gehört zu einem der 17 klassifizierten Grand Cru-Dörfern in der Champagne. Mailly Grand Cru bezeichnet sowohl den Namen des Dorfes sowie den Namen des Champagnerhauses. Dieses wurde 1929 mit 5 Familien gegründet und wuchs bis Mitte des 20. Jahrhunderts auf 25 Familien an. Diese 25 Familien gruben selbstständig jeweils einen Kellergang des Champagnerhauses, wo die Flaschen auch heute noch lagern. Dies war zu der damaligen Zeit eher ungewöhnlich da meist die Champagnerhäuser auf bereits bestehenden alten Kellergängen gebaut wurden. Dies ist auch der Grund für den starken Zusammenhalt und das Zugehörigkeitsgefühl der Mitglieder zum Champagnerhaus. Produziert werden derzeit jährlich 500.000 Flaschen. Eine Ausweitung ist nicht möglich, da die Anbaufläche in Mailly begrenzt ist und bereits alle zulässigen Rebflächen bestockt sind. Rebsorten und Anbau In den seltensten Fällen ist in Grand Cru –Dörfern die Rebsorte Pinot Meunier zu finden. So ist es auch in Mailly, hier werden 75% Pinot Noir und 25% Chardonnay angebaut. 15 Hektar der Rebfläche wird biologisch bewirtschaftet und auf den übrigen Rebflächen wird der Einsatz chemischer Pflanzenschutzmittel verringert. Seite | 24 Zwischen den Winzern und dem Champagnerhaus besteht eine enge Zusammenarbeit, die von Beratung im Weinberg, gemeinsame Bewertung der Traubenqualität bis hin zur Festlegung des Lesezeitpunktes reicht. Der Kilogrammpreis für Trauben aus einer Grand Cru-Lage gehört mit zu den höchsten auf der Welt und liegt zwischen 5,80 € und 6 € pro Kilogramm. In anderen Champagne-Lagen liegt der Kilogrammpreis zwischen 5 € und 5,20 € Die Auszahlung erfolgt in diesem Haus in drei Raten innerhalb von 12 Monaten. Da die 25 Familien gleichzeitig als Shareholder fungieren profitieren sie gleichermaßen von den guten Ergebnissen mit. Daher ist es stets rentabel und motivierender die Qualität der Trauben hoch zu halten. Anders als in Deutschland ist es in der Champagne unüblich unterschiedliche Preise für verschiedene Qualitäten auszubezahlen. Die zugelassene Erntemenge wird jedes Jahr neu festgelegt. Dabei werden die Aspekte wie Wirtschaft und Natur berücksichtigt, die miteinander in Balance gebracht werden sollen. Beispielsweise lag der festgesetzte Ertrag im Jahr 2008 bei 15 Tonnen Trauben/ha. Im Jahr 2009, durch die Wirtschaftkrise bedingt, wurde der Ertrag auf 9,6 Tonnen Trauben/ha reguliert. Im Jahr 2010 stieg er wieder auf 10,7 Tonnen Trauben/ha an. Die Übermenge darf gelesen werden und zu maximal 15% im Keller als Stillwein eingelagert. Bei noch höheren Erträgen wird durch die Grünlese die Menge reguliert. Nach drei Jahren wird der eingelagerte Stillwein, insofern er nicht mehr gebraucht wird, unentgeltlich zum Brennen abgegeben. Der eingelagerte Stillwein dient zur Regulierung für unvorhersehbaren Bedarf am Markt und zur Kompensation bei großen Wetterkatastrophen wie Hagel- oder Frostschäden. Kellerwirtschaft Die schonende Weinbereitung wird im Hause Mailly groß geschrieben. Die Weine werden nicht gepumpt sondern gelangen durch die Schwerkraft in die weiteren drei Kellergeschosse. Die schonende Pressung erfolgt mit den ganzen Trauben, die werden vorher nicht entrappt werden. Diese wird in drei Abschnitte gegliedert. Die erste Pressung ist von höchster Qualität und wird für die Herstellung von Champagner verwendet. Auch die zweite Pressung darf für Champagner verwendet werden, aber Mailly verkauft diesen Seite | 25 Most innerhalb Frankreichs. Die dritte Pressung darf nicht zur Herstellung von Champagner verwendet werden und wird an Destillieren geliefert. Aus 1,6 kg Trauben wird ein Liter Most gewonnen. Durch den hohen Anteil an roten Trauben muss eine schnelle Pressung innerhalb von drei bis vier Stunden gewährleistet werden. Alle Weinberge liegen maximal zwei Kilometer von der Genossenschaft entfernt was eine schnelle Verarbeitung der Trauben erleichtert. Die verschiedenen Parzellen werden in 150 Tanks separat vergoren was für eine Genossenschaft dieser Größe unüblich ist. Bei 90% der Weine folgt eine malolaktische Gärung. Die Philosophie des Hauses besteht darin, ein gleichbleibendes Geschmacksbild und Qualität Jahr für Jahr zu erzeugen. Ein wichtiger Faktor dafür ist der Kellermeister, der für das Haus die wichtigste Person darstellt und seit vielen Jahren diesen Posten belegt und somit den Weinen seine Handschrift verleiht. Zudem kommt hinzu, dass bei der Herstellung der Basisqualitäten 5% der Gesamtmenge in 100 Barriquefässern lagern. Dadurch bekommt der Champagner eine unverkennbare Aromatik, welche die Stilistik des Hauses jedes Jahr auf das Neue widerspiegelt. Die Fülldosage besteht aus 24 Gramm Zucker und Hefe. Die Flaschen werden von Hand im Keller gestapelt und lagern dort mindestens für drei Jahre, obwohl nur 15 Monate gesetzlich vorgeschrieben sind. Nachdem wir die beeindruckenden Kellergeschosse besichtigt haben und eine sehr informative Führung genossen konnten, durften wir einen tollen Querschnitt der verschiedenen Qualitäten verkosten. Vollbeladen mit Champagner fuhren wir über die malerischen Hügel der Montagne de Reims zum Mittagessen und hatten Mailly Grand Cru in sehr positiver Erinnerung. Seite | 26 Comité interprofessionnel du vin de Champagne Von Irina-Maria Gabelmann & Sarah Schmitt, beide WB 6 Am Dienstag, den 17. Mai 2011 besuchten wir das Comité interprofessionnel du vin de Champagne. Herr Philippe Wibrotte, Leiter der PR-Abteilung, Gesamtverband und stellte die uns den Champagne- Besonderheiten der Herkunftsbezeichnung AOC Champagne vor. Die Organisation wurde, als eine der ersten Organisationen für Wein überhaupt, im Jahr 1941 gegründet um die Interessen der Winzer und die der großen Häuser der Champagne zu vertreten. Sie ist zwischen dem privaten und dem öffentlichen Sektor positioniert und definiert sich somit als eine halböffentliche Einrichtung. Zu den Aufgaben des Comité Interprofessionnel du Vin de Champagne (CIVC) gehört es, die kontrollierte Herkunftsbezeichnung Champagne in der ganzen Welt zu schützen und deren Image zu fördern. Der Schutz des Begriffs Champagner ist sehr aufwendig und in jedem Jahr gibt es zahlreiche Verstöße dagegen. Außerdem bietet die CIVC für die Weinbauern Hilfe bei Fragen bezüglich des Exports und der Registrierung von Marken an. Des Weiteren gibt es eine Abteilung für Forschung und Entwicklung die bestehende Absatzmarkt analysiert und neue Märkte erforscht. Ebenso werden dort neuste önologische Methoden untersucht und auf deren Relevanz für die Winzer in der Champagne hin beurteilt. Von deren Forschungsergebnissen können die Mitglieder des CIVC profitieren. Ein weiteres Anliegen der Organisation ist das Thema Nachhaltigkeit. Der „carbon footprint“ soll, unter anderem, durch Recycling so gering wie möglich gehalten werden. Ebenso zu den Aufgaben des CIVC gehört die Kommunikation und die Öffentlichkeitsarbeit der Region. Es werden Pressereisen, Pressekonferenzen und Verkostungen organisiert. Weltweit gibt es 13 Champagnerbüros, welche dem CIVC direkt unterstellt sind. Das zuständige Informationsbüro für Deutschland und Österreich hat seinen Sitz in Stuttgart. Das Gesamtbudget der Organisation beträgt 20 Millionen Euro und wird, jeweils zu 50 %, für die Interessen der Winzer und die der großen Champagnerhäuser verwendet. Die Champagne ist eine seit 1927 kontrollierte Herkunftsbezeichnung (Appellation d`origine contrôlée) und umfasst 34 000 Hektar Rebfläche sowie 319 „Crus“ (Gemeinden). Das Anbaugebiet befindet sich 150 km östlich von Paris und lässt sich in vier Gebiete aufteilen: Montagne de Reims, Vallée de la Marne, Côte des Blancs und Côte de Bar. 17 Ortschaften dürfen die bedeutenden Bezeichnungen Seite | 27 „Grand Cru“ und 44 Ortschaften die Bezeichnung „Premier Cru“ führen. In der Champagne gibt es insgesamt drei Appellationen für verschiedene Weinstile. Eine für Champagner, eine für Stillwein und eine für Roséwein. Es werden zur Champagnerproduktion nur drei verschiedene Rebsorten benutzt: Pinot Noir (39%), Pinot Meunier (32%) und Chardonnay (29%). Im Jahr 2010 wurden 10 903 kg/ha geerntet, was einer Anzahl von etwa 10 000 Flaschen pro Hektar entspricht. Die Rebflächen liegen auf einer Höhe von 90 bis 300 Höhenmetern und sind meistens nach Süden, Südosten oder Osten ausgerichtet. Die Hangneigungen können im Einzelfall auch knapp 60% erreichen. Normalerweise ist eine Neigung von 12% typisch für die Region. Die Champagne wird sowohl von kontinentalen, als auch dem mediterranen Klima geprägt, womit eine nahezu optimale Wasserversorgung gewährleistet ist. Jedoch gibt es auch klimatische Probleme, wie etwa Spätfröste, Regen-und Kälteperioden im Juni und Hagelunwetter im Sommer. Der Boden wird vor allem von Kreide dominiert. Es gibt jedoch auch Bereiche in denen Kieselsand, Mergel oder Ton vorherrschend sind. In der Champagne gibt es etwa 15 000 Champagne Winzer, von denen 5000 den Champagner selbst vermarkten. Es existieren 66 Genossenschaften und 293 Weinhändler. Insgesamt wurden etwa 320 Millionen Flaschen produziert. 69% davon produzierten die Champagnerhäuser und 31% die Winzer und Genossenschaften. Der Vertrieb der Flaschen geht zu 58 % nach Frankreich und 42% ins Ausland. Wobei der Export mit 86% von den Champagnerhäusern dominiert wird. Die wichtigsten Exportländer sind Großbritannien mit 35 Millionen Flaschen, gefolgt von den Vereinigten Staaten mit 16 Millionen Flaschen und Deutschland mit 13 Millionen Flaschen. Der deutsche Markt entwickelte sich mit 21,6 Prozent Wachstum sehr dynamisch. Die weiteren wichtigen Exportländer sind Belgien, Japan, Italien, Schweiz, Spanien und Australien. Seite | 28 Champagne Penet-Chardonnay von Stefan Lönartz, WB 4 Dieser Exkursionsbericht befasst sich mit dem Besuch bei Penet-ChardonnayChampagne am 17. Mai 2011 in Verzy, Champagne, Frankreich. Bei unserer Ankunft wurden wir herzlich empfangen und ein Mitarbeiter des Hauses erklärte zunächst einige Eigenschaften, Zahlen, Daten und Fakten über dieses Champagne-Weingut. Wenig später wurde der Mitarbeiter durch Alexandre Penet, den Besitzer des Weinguts abgelöst, der die weitere Führung sowie die Beantwortung der Fragen der Zuhörer und die anschließende Verkostung übernahm. Er erklärte, wie das sechs Hektar große Champagnergut mit 35.000 produzierten Flaschen jährlich strukturiert ist und wie es sich vermarktet. Als größtes Alleistellungsmerkmal wird die „Non-Dosage-Politik“ des Familienbetriebes gesehen. Es wird Jahr für Jahr Wert darauf gelegt, komplett ohne Dosage oder nur mit einem Minimum zu arbeiten, und so Champagner der trockensten Sorte herzustellen. Begründet wird dies neben der erwähnten Alleinstellungsmöglichkeit mit der Herstellungstradition, da in der Familie schon immer sehr dosagearm produziert wurde. Dieser USP wird für die Kommunikation des Champagners herausgestellt und z. B. auf Messen präsentiert. Produziert wird der Champagner nur aus Pinot Noir-Reben und Chardonnay-Reben. Pinot Meunier ist nicht vertreten. Beim Vertrieb versucht der Winzer immer mehr Augenmerk auf den Export zu legen, da der französische Markt seiner Meinung nach zu überlaufen ist und gerade für seinen USP auf dem internationalen Markt ein breiteres Publikum empfänglich ist. Im Jahr 2010 betrug der Exportanteil der verkauften Champagner ca. 65 %, bis 2012 soll dieser jedoch auf 85 % gesteigert werden. Hauptexportländer von Penet-Chardonnay sind UK und die USA. Aber auch in Länder wie China, Brasilien, Abu Dhabi oder andere europäische Länder (Deutschland, Niederlande, Schweden, Spanien) wird exportiert. Neben Abu Dhabi sollen in Zukunft auch mehr Kunden aus Dubai gewonnen werden, da der arabische Markt noch sehr viel mehr Spielraum bietet als z. B. der europäische. Hier wird unter anderem versucht, mit Champagner in Kombination mit dem dazu am besten passenden Menü anzupreisen und Kooperationen mit Catering-Firmen zur Ankurbelung des Absatzes zu nutzen. Desweiteren wurde in den letzten Jahren sehr viel mehr darauf geachtet, ein edles Flaschendesign zu entwickeln und insgesamt dem Unternehmen einen neuen Seite | 29 Touch zu geben. So wurde auf den Etiketten modernes mit traditionsbewusstedlem verbunden: auf dem Vorderetikett ein silberner Hintergrund mit edlem, schlicht gehaltenem Schriftzug und auf dem Rückenetikett u. a. ein EAN-Code, um dem Kunden die Möglichkeit zu geben, mit einem iPhone das Produkt zu scannen sich darüber zu informieren. Als nächstes ging Monsieur Penet auf die Arbeiten in den Rebanlagen ein, wo jede Parzelle der sechs Hektar einzeln je nach Lage, Terroir und Jahrgang behandelt wird. Die sechs Hektar sind nach Ansicht des Winzermeisters auch in Zukunft für die Unternehmensziele ausreichend, allerdings wurde auch darauf hingewiesen, dass der Kauf von neuen, zusätzlichen Rebanlagen in der Champagne fast unmöglich bzw. unbezahlbar ist. Im Anschluss wurde die Exkursionsgruppe in den Keller geführt um sich über den Ausbau der Champagner zu informieren. So wie die Parzellen individuell bearbeitet werden, werden sie auch individuell gelesen, gepresst und verarbeitet. Der Betrieb arbeitet zudem komplett ohne malolaktische Gärung und ohne BSA, was nur auf ungefähr 2 % der Champagner-Hersteller zutrifft. Auch diese Eigenschaft von Penet-Chardonnay entstammt der Familientradition. Der Ausbau der Champagner findet größtenteils im Barrique statt, die Zahl der Barriqueausbaue steigt weiter stetig. Manche Cuveés sind bis zu 100 % aus dem Fass, andere bis zu 80 %. Die hierfür verwendeten Fässer stammen aus dem Burgund. Die Rüttelung findet z. T. manuell und z. T. mechanisch statt. Zum Abschluss unseres Besuchs wurden zwei der Champagner verkostet: Die erste Probe war Brut Selection, eine Cuveé aus 90 % Chardonnay und 10 % Spätburgunder. Die zweite Probe war Millésime 2005 Extra-Brut, mit dezenter 5 g-Dosage, bestehend aus 70 % Chardonnay und 30 % Spätburgunder. Seite | 30