Niederbayerische Schule
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Niederbayerische Schule
B 3647 F Juni 2011 3 Niederbayerische Schule Zeitschrift des Bezirksverbandes Niederbayern im BAYERISCHEN LEHRER- UND LEHRERINNENVERBAND e.V. Inklusion braucht Zeit und klare Ziele „Voll krank, auf ne’ andere Schule zu müssen“ Differenzierung – aller Anfang ist schwer Selektion oder Inklusion? Editorial / Inhalt Inhalt 3 Kommentar Inklusion Liebe Leserinnen, liebe Leser, Schule ist für alle da! Bisher werden Kinder mit Behinderungen oder mit besonderem Förderbedarf in separaten Förderschulen unterrichtet. Das soll sich in Zukunft ändern. „Inklusion“ lautet das Stichwort. Der BLLV Niederbayern hat sich auf zwei Tagungen mit diesem Thema auseinandergesetzt. Ohne Heil- und Sonderpädagogen werden inklusive Schulen nicht funktionieren können, stellte Professor Ulrich Heimlich auf dem Niederbayerischen Förderschultag fest. Förderschulen werden zu Kompetenzzentren umgewandelt werden, die verschiedene Regelschulen, Betriebe, Frühförderstellen und Kindergärten betreuen. Die Forderung, Förderschulen zu schließen oder radikal zu reduzieren, sieht Prof. Dr. Reinhard Lelgemann sehr differenziert. Auch mit diesen Schulen gelinge eine Inklusion, betonte der Würzburger Professor auf dem Kindergarten-/Grundschultag des BLLV in Landshut. Inklusion stelle die Systemfrage! Inklusion wolle das real existierende selektive Schulsystem komplett durch eine Schule der Vielfalt für alle ersetzen. In einer inklusiven Schullandschaft sei weder für Sonderschulen noch für Gymnasium ein legitimer Platz vorgesehen, betont der Inklusionsexperte Hans Wocken. Inklusion übereilt und ohne entsprechende Ressourcen in ein Schulsystem zu pfropfen, das bisher in hohem Maße von Selektion und Segregation gekennzeichnet ist, davor warnt die BLLV-Vorsitzende Judith Wenzl. Inklusion brauche klare Ziele, Zeit, personelle und finanzielle Ressourcen, damit sie erfolgreich umgesetzt werden kann, fordert Wenzl. Ich wünsche Ihnen eine interessante Lektüre Toni Gschrei Schriftleiter [email protected] 2 Niederbayerische Schule Ausgabe 3 Juni/2011 4 Förderschultag: Die Inklusion kommt 6 Kindergarten-GS-Tag: „Voll Krank auf ’ne andere Schule zu müssen“ 7 Judith Wenzl: Inklusion braucht Zeit 8 Schöne neue Welt – Inklusion oder Selektion? 13 Tagung FAMOS: Prof. Hans Wocken – Die inklusive Schule ist eine Schule der Vielfalt 14 Umsetzung von Inklusionsmaßnahmen 15 Lehrer fordern Islamunterricht 16 Herausforderung Einwanderugnsgesellschaft Recht 17 Neue Medien und Urheberrecht 17 Jugendmedienschutz Unterricht 18 Differenzierung – aller Anfang ist schwer 21 Keine Angst vor Zahlen Pensionisten 24 Besuch in Landshut Kreisverbände 25 KV Dingolfing / KV Landau 27 KV Regen 28 KV Viechtach 29 KV Grafenau 30 KV Vilshofen 30 KV Wolfstein Kinderhilfe 31 „Helfen Sie mit!“ Service 32 „Schulhausschlüssel“, Wirtschaftsdienst 34 Termine 36 Meditation IMPRESSUM Herausgeber: Bezirksverband Niederbayern des Bayerischen Lehrerund Lehrerinnenverbandes BLLV, www.bllv.de/niederbayern Bezirksvorsitzende: Judith Wenzl, Eisvogelweg 18, 84051 Oberahrain; Tel.: 0 87 03/85 79, Fax: 0 87 03/71 01, E-Mail: [email protected] Redaktion: Toni Gschrei, Alte Bahnhofstr. 3, 84556 Kastl; Tel.: 0 86 71/13 22 6, Fax: 13 23 6, E-Mail: [email protected] Druck: Erdl Druck Medienhaus GmbH, Geschäftsführer: Renate Zuber, Hans Zuber, Gabelsbergerstr. 4-6, 83308 Trostberg/Obb., Tel: 0 86 21/808-0 Layout: Profil, medien & design, Gerberberg 6, 84529 Tittmoning Tel.: 0 86 83/8 97 48-10, e-mail: [email protected] Adressänderungen an: Inge Bölsterl, Weingartenstraße 8, 84180 Loiching; Tel.: 0 87 31/ 4944; E-Mail: [email protected] Der Bezugspreis ist für Verbandsmitglieder im Mitgliedsbeitrag enthalten. Für Nichtmitglieder beträgt der Bezugspreis jährlich € 10,50. Nichtmitglieder können die „Niederbayerische Schule“ bestellen bei: Sebastian Hutzenthaler, Adolph-Kolping-Str. 1, 84061 Ergoldsbach. Namentlich gekennzeichnete Beiträge stellen die Meinung der Verfasser dar. Die Zeitschrift erscheint jährlich zehnmal. ISSN 0350-9953, 27. Jahrgang Kommentar INKLUSION – mehr als nur ein neuer Begriff??? Der Begriff „Inklusion“ begegnet uns Pädagogen und an Schule Interessierte immer öfter und scheint „modern“ zu sein. Nun ist es ja nicht so, dass dies der erste „moderne“ Begriff zum Thema Schule und Unterricht in den letzten Jahren ist und damit verbunden stellen sich die Fragen: Ist er wichtig? Ist es wert, sich damit näher zu beschäftigen? Oder geht er genauso schnell, wie er gekommen ist? Fragt man nach dem Begriff „Inklusion“, erhält man vielfältige Antworten: Menschen, die mit Schule nichts zu tun haben, wissen oft gar nicht, was das eigentlich ist. Lehrer reagieren bisweilen mit Unverständnis ob des Raumes, das dieses Thema nun einnimmt, wo doch praktisch nichts Neues an den ganzen Bestimmungen sei. Integrieren müsse man ohnehin schon lange und der Elternwille würde sowieso immer mächtiger. Eltern schulpflichtiger Kinder haben Angst vor der inklusiven Schule – oder schöpfen Hoffnung, je nachdem, mit welchen Voraussetzungen sich ihr Kind in der Unterrichtswelt bewegt. Allein diese unterschiedlichen Antworten zeigen, dass bei diesem Thema noch viel Ungewissheit, Fehlinformation und Fehlinterpretation herrscht. Dabei ist es eigentlich ganz einfach: Inklusion bezeichnet die gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit und ohne Behinderung am gesellschaftlichen Leben von Anfang an. Also doch Integration? Nun könnte man sagen, um eine Menschengruppe integrieren zu können, muss man sie erst absondern. In einer inklusiven Gesellschaft kann man also nicht mehr integrieren, weil es nichts mehr zu integrieren gibt. Die Heterogenität wird als Selbstverständlichkeit begriffen und gleichzeitig als Chance. Und ich glaube ganz fest daran, dass dies auch möglich ist, ABER… Natürlich kommt nun wieder das große Aber. Aber eine inklusive Schule ohne entsprechende Ressourcen ist nicht möglich. Und eine Inklusion braucht Verständigung aller Beteiligten und Betroffenen aller Schulen und Schularten. Leider haben wir nicht nur einmal erlebt, dass Neuerungen (manchmal auch durchaus sinnvolle Entwicklungen) viel zu schnell, ohne Konzept, von oben oktroyiert und erst recht ohne die Bereitstellung finanzieller Mittel durchgeführt wurden und so von Anfang an zum Scheitern verurteilt waren. Hier bleibt nur die Hoffnung. Zum Scheitern könnte aber auch die Einstellung beitragen. Die Angst der Eltern beispielsweise, gemeinsamer Unterricht mit behinderten Kindern könne der Förderung des eigenen Kindes schaden. Oder der Irrglaube mancher Pädagogen, nur homogene Gruppen (die es in der Organisation Schule ohnehin nie gegeben hat und nie geben wird) sind Grundlage gewinnbringenden Unterrichts. Natürlich verlangt eine derartige Veränderung Mut. Und Kraft. Die Schullandschaft wird verändert und damit verbunden auch das Berufsbild mancher Lehrkräfte. Die Klassenbildung wird mit Sicherheit nicht einfacher und das Unterrichten darin wahrscheinlich auch nicht – oder doch? Dass behinderte mit nicht behinderten Kindern z. B. in denselben Kindergarten gehen ist für viele Eltern, Erzieher und v.a. für die Kinder nicht nur eine Selbstverständlichkeit sondern eine Bereicherung. Die Erzieher berichten von verschwindend geringer Berührungsangst, gegenseitiger Rücksichtnahme und großen Lernfortschritten auf beiden Seiten. Warum sollte dies mit zunehmendem Alter plötzlich aufhören? Eine Sicht durch die rosarote Brille? Vielleicht! Aber allemal einen Versuch wert!!! Ich wünsche uns allen den nötigen Mut und genügend Kraft, diesen Prozess gewinnbringend zu unterstützen, denn Inklusive Bildung ist ein Menschenrecht und kein Gnadenakt! Petra Hübl-Ostermeier 3. Vorsitzende des BLLV Niederbayern Niederbayerische Schule Ausgabe 3 Juni/2011 3 Inklusion Die Inklusion kommt – noch diesen Herbst Professor Ulrich Heimlich informiert auf dem 4. Niederbayerischen Förderschultag „Inklusion und Sonderpädagogik. Zur Weiterentwicklung sonderpädagogischer Förderung in Bayern“, so lautete das Thema des diesjährigen niederbayerischen Förderschultag. Rund 60 Sonderpädagogen und Lehrer anderer Schularten waren in die Herzog-GeorgSchule nach Dingolfing gekommen, um von Professor Ulrich Heimlich zu hören, wie Inklusion in Bayern umgesetzt werden könnte und wie es um die Zukunft der Förderschulen bestellt ist. Zwei Jahre ist es nun her, dass Stefan Bauer, Leiter der Fachgruppe Förderschulen im BLLV, zum letzten niederbayerischen Förderschultag geladen hatte. Der Tag stand unter dem Thema „Ganztagesschulen“. Damals hatten sich niederbayerische Sonderpädagogen der Frage gestellt, wie man die Umstellung auf ein Ganztagesangebot meistert. Ein Thema, das mittlerweile keines mehr ist. Ganztagesschulen sind heute Alltag. Beim Thema des diesjährigen Förderschultages wird die Umsetzung hingegen wohl viel länger auf sich warten lassen, waren sich alle Beteiligten einig. Und schon gar nicht könne Inklusion als „Billigmodell“ verwirklicht werden. „Dann ist es zum Scheitern verurteilt“, warnte Organisator Stefan Bauer. Gastgeber Manfred Madersbacher, Rektor des Sonderpädagogischen Förderzentrums in Dingolfing, stimmte dem zu. Auch die Position des BLLV ist eindeutig, wie Petra Hübl-Ostermeier, 3. Vorsitzende des BLLV Niederbayerns, betonte: „Wir warnen vor einer übereilten Inklusion ohne entsprechende Ressourcen.“ Und doch soll es ganz schnell gehen. So ist es jedenfalls politischer Wille aller Fraktionen im Bayerischen Landtag. Derzeit wird ein entsprechender Gesetzesentwurf, der Grundlage für die Inklusion an Bayerns Schulen sein wird, im Landtag gelesen. Die zweite Lesung soll im Juli stattfinden. In Kraft treten soll und wird, so die überzeugte Meinung der Politiker, das Gesetz noch dieses 4 Niederbayerische Schule Ausgabe 3 Juni/2011 Jahr, nämlich pünktlich zum neuen Schuljahr. Geredet wird viel über Inklusion und doch wissen nur die wenigsten, was das eigentlich ist. Inklusion kommt aus dem Lateinischen und bedeutet so viel wie „Einschluss“ und „Enthaltensein“. Wenn Politiker und Pädagogen von „Inklusion“ sprechen, dann meinen sie damit, dass Menschen mit und ohne Behinderung in gleicher Weise Zugang zu allen gesellschaftlichen Institutionen haben. In Bezug auf Schule bedeutet dies, dass Kinder mit Behinderung die Regelschulen wie Haupt- und Realschulen sowie Gymnasien besuchen dürfen. Grundlage der Inklusion-Debatte ist die UN-Konvention zum Schutz der Menschenrechte von Menschen mit Behinderung, die am 13. Dezember 2006 verabschiedet wurde. Damals ahnte noch niemand, was für weitreichende Folgen diese Konvention auf die Zukunft der Schulen haben wird. Nicht mal Ludwig Spaenle, Bayerns Kultusminister, war sich damals dieser Tragweite bewusst, weiß Professor Ulrich Heimlich. „Was hat mich diese Konvention zu interessieren“, soll Spaenle noch 2009 gesagt haben laut Heimlich. Mittlerweile hört man hingegen von Bayerns Schulchef Nummer eins ganz andere Töne. Jetzt kann es nicht schnell genug gehen. Inklusion bedeutet allerdings, dass sich Bayerns Schulen grundlegend verändern müssen. Nicht nur in der Zusammensetzung der Klassen wird sich das bald zeigen, sondern auch Unterricht und Notengebung werden ein anderes Gesicht haben, als Schüler und Eltern das bislang von den Schulen gewohnt waren. Inklusion, das bedeutet laut Professor Ulrich Heimlich, dass Kinder mit und ohne Behinderung von Anfang an miteinander lernen und gemeinsam zur Schule gehen. Das bedeutet, dass von vornherein auf eine Trennung zwischen Kindern ohne und mit sonderpädagogischen Förderbedarf verzichtet wird. Auch auf eine Verteilung auf be- sondere Schulen, wie das bisher üblich war, wird damit verzichtet. Weshalb vor allem nun Sonderpädagogen um ihre Förderschulen bangen. „Das Denken in Gruppen steht nun auf dem Prüfstand. Die Grenzen, wie wir sie bisher gezogen haben zwischen Behinderten und NichtBehinderten, wird dann aufgehoben sein“, so Ulrich Heimlich. Der Professor für Lernbehindertenpädagogik an der Ludwigs-Maximilian-Universität betont aber auch, wie schwer uns diese Umstellung fallen dürfte: „Unsere Gesellschaft muss sich erheblich umstellen – eine Gesellschaft, die bislang die Tendenz zum Ausschließen hatte.“ Professor Ulrich Heimlich, der als Mitglied des wissenschaftlichen Beirats die bayerischen Politiker berät, sieht die Inklusion als Chance für behinderte Menschen. Er erinnerte die Pädagogen daran, was das Etikett „Förderschüler“ für manche Schützlinge bisher bedeutet hatte. Dieses Etikett habe sich bei manchen Kindern negativ auf die Persönlichkeitsentwicklung ausgewirkt. Für einige habe sich damit ein regelrechter Teufelskreis in Gang gesetzt. Dieses „Etikettierungs-Dilemma“ sei man durch die Inklusion los, so Heimlich. Dafür habe man ein neues Problem: Inklusive Schulen bräuchten einen hohen Qualitätsstandard. Und der kostet. Und deshalb werde Inklusion nicht überall so schnell umsetzbar sein, ist sich der Professor sicher. Aber ebenso sicher ist sich Heimlich: „Jede Schule in Bayern kann eine inklusive Schule werden.“ Auch Realschulen und Gymnasien. Die allerdings müssten sich in Zukunft sehr umstellen. Verstärkt müssten sie offenere Unterrichtsformen wie Freiarbeit, Arbeiten nach einem Wochenplan, Projektarbeiten oder Lernen an Stationen anbieten. Den Schülern müsste viel mehr Material bereit gestellt werden, aus dem die Kinder je nach ihrem Leistungsstand passendes Material auswählen und bearbeiten könnten. Behinderte Schüler Inklusion derten Schüler eine Erörterung zum Thema „Piercing“, während ein Kind mit Down-Syndrom zählen durfte, wie viele in der Klasse einen solchen Körperschmuck hatten. „So nicht“, kommentierte Professor Ulrich Heimlich den Artikel. „Vielmehr müsste inklusive Schule so aussehen: Die nicht-behinderten Schüler bearbeiten das Thema mit Hilfe von Arbeitsblättern, während das Kind mit Down-Syndrom ebenfalls zum Thema arbeitet, aber dafür mit einem Arbeitsblatt, das viele Bilder enthält.“ Beide Gruppen könnten danach voneinander profitieren. könnten in Teamarbeit von nicht-behinderten Mädchen und Buben lernen und umgekehrt. Kooperatives Lernen in heterogenen Gruppen nennen Pädagogen das. Problem: Das bayerische Schulsystem ist auf Selektion und das Bilden von homogenen Gruppen ausgerichtet. Der Lehrer werde, so der Professor, verstärkt zum Unterstützer von Lernprozessen. Bayerns Pädagogen müssten vor allem Methoden vermitteln, damit die Schüler mit dem vermittelten Handwerkszeug dann selbstständig Inhalte erarbeiten. Aber keinesfalls sollte die Realität so aussehen, wie es die Süddeutsche Zeitung erst kürzlich in einem Bericht geschildert hatte. In einer Münchner Realschule verfassten die nicht-behin- Aber nicht nur der Unterricht, auch die Leistungsmessung müsse sich ändern, so Heimlich. Bisher stand die Notengebung auch unter dem Gesichtspunkt: Wie steht der Einzelne im Vergleich zu der Klasse da? Dieser Aspekt des sozialen Vergleichs könne an einer inklusiven Schule nicht mehr aufrecht erhalten werden. In Zukunft dürfe nur noch von Relevanz sein, ob der zu behandelnde Stoff bewältigt worden ist. Der individuelle Lernfortschritt des einzelnen Schülers rücke damit in den Vordergrund. „Schrieb ein Kind im Diktat eine Sechs und beim zweiten Diktat eine Fünf, dann war beides bisher eine Katastrophe. Für das Kind aber war die Fünf vor allem eines: eine Leistungssteigerung“, so Heimlich. Und die müsste in Zukunft im Vordergrund stehen. Auf die Frage, wie Lehrer das in Zeugnisnoten ausdrücken sollten, antwortete Heimlich, dass es mittlerweile Kollegen gebe, die das Dilemma gut gelöst hätten. Zum Zeugnis bekäme jedes Kind von ihnen einen persönlichen Brief, in dem der Lehrer das Kind für seine Fortschritte lobe und ermuntere, in manchen Bereichen noch intensiver zu arbeiten. Professor Ulrich Heimlich vermittelte den Teilnehmern des 4. Niederbayerischen Förderschultages vor allem aber auch eines: Ohne Heil- und Sonderpädagogen werden inklusive Schulen nicht funktionieren können. Zukünftig werden Förderschulen zu regelrechten Kompetenzzentren umgewandelt werden, die verschiedene Regelschulen, Betriebe, Frühförderstellen und Kindergärten betreuen. „Wir dürfen nicht mehr in Institutionen denken, sondern in regionalen Netzwerken“, legte Professor Heimlich den Zuhörern nahe. Einige Heil- und Sonderpädagogen werden in Zukunft nicht mehr in diesen Förderzentren arbeiten, sondern auch fest zum Kollegium einer Regelschule gehören. Hauptaufgaben werden sein: Die Kollegen vor Ort zu beraten, ebenso Eltern und Schüler, Förder- und Therapieangebote ausarbeiten und anbieten, Diagnosen erstellen und Lernmaterial zusammenzustellen. „Die heil- und sonderpädagogische Fachkompetenz ist unverzichtbar!“ Das sagt nicht nur Professor Ulrich Heimlich. Auch Ludwig Spaenle weiß das. Der bayerische Kultusminister hat für den Herbst, in dem die inklusiven Schulen starten, 100 neue Stellen für Sonderpädagogen versprochen. Claudia Rothhammer Buchtipp: 99 Tipps: Erfolgreiche Elternarbeit Grundlagen und praktische Hinweise für eine gelingende Zusammenarbeit aller Beteiligten bietet der neue Band 99 Tipps: Erfolgreiche Elternarbeit. Lehrkräfte erhalten hier unter anderem Anregungen zur Motivation der Eltern, zur Durchführung von Elterngesprächen und Elternabenden, zur transparenten Kommunikation der Benotung oder zum Umgang mit Eltern aus anderen Kulturkreisen. Auch die Situation von Berufsanfängern wird dabei beleuchtet. Martin Kohn: 99 Tipps: Erfolgreiche Elternarbeit. Verlag Cornelsen Scriptor. Preis: 15,50 € Niederbayerische Schule Ausgabe 3 Juni/2011 5 Inklusion „Voll krank, auf ’ne andere Schule zu müssen“ 8. Niederbayerischer Kindergarten-Grundschultag stellt sich der inklusiven Pädagogik Ende März hat der Bayerische Lehrerund Lehrerinnenverband e. V. (BLLV), Bezirk Niederbayern, zu seinem 8. Niederbayerischen KindergartenGrundschultag in die Fachakademie für Sozialpädagogik Seligenthal eingeladen. Dr. Stefan Brembeck, Leiter der Fachakademie für Sozialpädagogik Seligenthal sowie Judith Wenzl, Bezirksvorsitzende BLLV, begrüßten hier– zu viele Interessierte. Für den Grundschultag 2011 wählte man das Thema „Ist Integration schon Inklusion?“. Wie aktuell man dabei war, zeigte die in dieser Woche erfolgte Vorstellung eines Gesetzentwurfes des Bildungsausschusses im Bayerischen Landtag zur Behindertenrechtskonvention, einer UN-Resolution. Prof. Dr. Reinhard Lelgemann von der Universität Würzburg und beratend im Bildungsausschuss tätig, hielt hierzu einen sehr aufschlussreichen Fachvortrag. Ausführlich und praxisnah ging er auf das in Paragraph 24 zugesicherte Recht auf Bildung in einem inklusiven Bildungssystem ein. In Deutschland sei schon früh aufgrund von Elterninitiativen mit der Förderung körperlich und geistig behinderter Kinder angefangen worden. Bevor andere Staaten Mitte der 70er Jahre eine Schulpflicht für diese Kinder eingeführt hätten, habe es bei uns schon ein Netz von Förderschulen und Einrichtungen gegeben, welche die Bildung betroffener Kinder gewährleistet haben. Heute gehe es nun darum, den normalen Schulbetrieb für Kinder mit Handicap weiter zu öffnen. Der Wunsch der Betroffenen, in sozialer Gemeinschaft zu leben, sei absolut nicht zu hinterfragen. Dazu müsse das Schulsystem klare Signale aussenden und die erforderlichen Ressourcen schaffen. Selbst sieht er die Forderung, Förderschulen zu schließen oder radikal zu reduzieren, sehr differenziert. Auch mit diesen Schulen gelinge eine Inklusion. 6 Niederbayerische Schule Ausgabe 3 Juni/2011 Prof. Dr. Reinhard Lelgemann bei seinem Vortrag „Auf dem Weg zu einem inklusiven Schulsystem“ Sein Wunsch sei es, die Lehrkräfte und Erzieher zu inspirieren sich der Problematik anzunehmen, die Frage in ihrem Umfeld zu reflektieren und in „Wertschätzung des Kindes“ umzusetzen. Ein an eine Förderschule weitergeleitetes Kind sei ein Scheitern des Kindes. Untersuchungen hätten ergeben, dass Betroffene es als „Voll krank, auf ne’ andere Schule zu müssen“ empfinden. Aber natürlich gebe es viele Arten der Behinderung und so müsse Raum geschaffen werden, für jedes Kind die bestmögliche Bildung zu ermöglichen. Dafür bedürfe es vor allem des gesellschaftlichen Konsens und eines Schul- systems mit klaren Signalen. Für die Umsetzung sind unter anderem genügend notwendige Ressourcen, Fort- und Weiterbildung der pädagogischen Mitarbeiter, Qualifizierung regionaler Einrichtungen, Verfügbarkeit sonderpädagogischer Kompetenz aber auch ein Stärken des Elternwahlrechts erforderlich. Dann könnten alle Kinder voneinander profitieren. Inklusion setze auch voraus, dass eine Behinderung offen angesprochen werde. Nur so könne auf die speziellen Bedürfnisse der Kinder eingegangen und vorurteilsfrei mit ihnen umgegangen werden. Im Anschluss an den Vortrag fanden sechs Workshops statt. Verschiedene Schwerpunkte der alltäglichen Arbeit wurden gesetzt und die Teilnehmer hatten so die Gelegenheit, sich in einer für sie besonders wichtigen Frage weiterzubilden und von anderen Erfahrungen zu profitieren. Das von Veranstalter und Besucher gezogene sehr positive Resümee zeigte, wie wichtig die Frage nach einem inklusiven Bildungssystem ist, aber auch, dass hier noch viele Antworten ausstehen. Freda Bauer Buchtipp: Jugendjahre unterm Hakenkreuz enden in Sibirien In seinem Buch beschreibt Heinz Hager aus eigenem Erleben eines der dunkelsten Kapitel deutscher Geschichte – von Hitlerjugend, Krieg und Gefangenschaft in Sibirien. Die inhaltlich gedrängte Rückschau auf die wichtigsten Stationen seines Lebensweges berge nichts Sensationelles, nichts Besonderes, sondern „nur“ den Werdegang eines ganz normalen Menschen mit Höhen und Tiefen, Freud und Leid, schreibt Heinz Hager. Und doch zeigt das Buch gerade auch in der Rückschau auf die Zeit der Kriegsgefangenschaft in Sibirien was der Mensch unter extremen äußerlichen Bedingungen körperlich zu leisten und psychisch zu verkraften vermag. Heinz Hager: Jugendjahre unterm Hakenkreuz enden in Sibirien. Verlag Duschl. Preis: 12,80 € Inklusion Inklusion braucht Zeit und klare Ziele Judith Wenzl fordert auf dem Kindergarten-Grundschultag des BLLV Ressourcen zur Umsetzung der Inklusion Wenn Sie den Begriff „Inklusion“ bei Google eingeben, erhalten Sie binnen kürzester Zeit die Information, dass es dazu 615 000 Einträge gibt. Das könnte einen zu der Ansicht verleiten, als wäre dieses Thema schon sehr stark im öffentlichen Bewusstsein angekommen. Fest steht, dass seit der Ratifizierung der UN-Behindertenrechtskonvention 2009 das Thema bei den Fachleuten an Bedeutung gewonnen hat. Fest steht aber auch, wenn man die öffentliche Diskussion der letzten Monate verfolgte, dass es bei diesem Thema noch viel Unwissenheit, Fehlinformationen und Fehlinterpretationen gibt. Dabei beabsichtigt bereits das Motto „Ist Integration schon Inklusion?“ auf ein Kernproblem des Themas hinzuweisen. Integration ist in Deutschland seit langem ein fest etablierter Begriff und Bestandteil unseres Schulsystems. Inklusion dagegen ist eine noch recht neue, unbekannte Koordinate im Schulsystem. Unter Fachleuten werden die beiden Begriffe klar voneinander abgegrenzt. In Gesprächen mit Politikern und in der Öffentlichkeit wird allerdings immer wieder spürbar, dass die Begriffe identisch und damit eben falsch verstanden werden. Um dieser Konfusion gegenzusteuern und für Aufklärung zu sorgen, haben wir „Integration und Inklusion“ zum Schwerpunkt des KindergartenGrundschul-Tages gemacht. In Bayern gewinnt die Umsetzung der Konvention mittlerweile konkret an Fahrt. Alle fünf Fraktionen haben sich trotz unterschiedlicher Ausgangsbasis auf einen gemeinsamen Gesetzentwurf zur Änderung des BayEUG geeinigt, der bereits zum Schuljahr 2011/12 in Kraft treten soll. Im Bildungsausschuss wurde von beiden Vorsitzenden, Hans-Ulrich Pfaffmann und Georg Eisenreich, betont, dass es sich bei dem Gesetzent- ist. Dennoch warnen wir davor, Inklusion übereilt und ohne entsprechende Ressourcen in ein Schulsystem zu pfropfen, das bisher in hohem Maße von Selektion und Segregation gekennzeichnet ist. Und wir wissen aus der Vergangenheit, dass gerade im Bildungsbereich Neuerungen zu oft eingeführt wurden, ohne rechtzeitig für die notwendigen Rahmenbedingungen zu sorgen. wurf um einen ersten Schritt handele, dem weitere folgen sollen. Dieser Gesetzentwurf geht weit über den des KM vom Oktober 2010 hinaus und bringt uns Lehrerinnen und Lehrern die vom BLLV eingeforderte Rechtssicherheit. Im Moment tun sich die Schulen ja schwer, Eltern, die ihr behindertes Kind an der Regelschule anmelden wollen, abzulehnen. Die Auskunft, dass die Schulen noch überhaupt nicht auf diese neue Situation vorbereitet sind in personeller und finanzieller Hinsicht, lassen nicht alle Eltern einfach so gelten. Da wird dann schnell dem Rektor oder der Rektorin der schwarze Peter zugeschoben, obwohl diese ja aus gutem Grund einer Aufnahme nicht zustimmen können. Der BLLV - und auch das Forum Bildungspolitik in Bayern - hat sich während der 15-monatigen Arbeit der interfraktionellen Arbeitsgruppe intensiv in die Beratungen eingebracht und Forderungen formuliert. Grundsätzlich begrüßt der BLLV, dass mit dieser Konvention die Frage der Beschulung von Kindern mit sonderpädagogischem Förderbedarf ins öffentliche Bewusstsein gekommen Beispiel:Die Flexible Grundschule. Sie ist im Moment ja noch im Erprobungsstadium. Allerdings wurde bereits vorab angekündigt, dass die flächenweite Einführung nicht unter den günstigen Rahmenbedingungen stattfinden wird, wie dies im Modellversuch geschieht. Damit dies nicht auch bei der Umsetzung der Inklusion der Fall ist, bringen wir uns als BLLV intensiv in die politische und administrative Arbeit ein. Unsere Forderungen sind sehr klar: Inklusion braucht klare Ziele, wie die Umsetzung kurz- mittel- und langfristig von statten gehen soll. Inklusion braucht Zeit. Sie darf nicht übers Knie gebrochen und quasi der Jetztsituation in unseren Schulen übergestülpt werden. Inklusion braucht Verständigung mit allen Beteiligten und Betroffenen. Inklusion betrifft alle Schulen und alle Schularten. Sie ist also keineswegs nur für Grund- und Förderschulen ein Thema. Daher muss Inklusion v.a. auch umgehend in die Ausbildung von Erziehern/innen und Lehrer/innen aller Schularten implementiert werden. Und zu guter Letzt braucht Inklusion die notwendigen Ressourcen: zeitlich, personell und finanziell. Nur dann kann dieser wichtige Prozess erfolgreich für alle umgesetzt werden. Niederbayerische Schule Ausgabe 3 Juni/2011 7 Inklusion Schöne neue Welt – Inklusion oder Selektion? Jeder ist glücklich in der „Schönen neuen Welt“ Im Befruchtungsraum des Aufzuchtund Normierungszentrums tauchen emsige Mitarbeiter im weißen Overall poröse Behälter, voll mit Eizellen, in eine warme Brühe frei schwimmender Samenzellen. In diesem Raum werden Menschen produziert, und zwar in fünf Variationen: Alpha, Beta, Gamma, Delta und Epsilon. Niemand kennt Mutter oder Vater in dieser Welt. Der Menschenfötus reift im Reagenzglas heran. Alpha- und Betamenschen landen gleich nach der Befruchtung in einer gläsernen Gebärmutter, damit ihre Individualität erhalten bleibt. Die übrigen befruchteten Eier werden durch ein kompliziertes Verfahren vervielfältigt. So entstehen tausende von genetisch identischen Menschen, die genauen Aufgaben angepasst sind. Den Epsilons, die die primitivste Arbeit leisten müssen, wird kurz vor der Vervielfältigung die Sauerstoffzufuhr unterbrochen. Sie bleiben lebenslang stumpfsinnig, aber zufrieden. Jeder ist glücklich. Die Alphamenschen, die Elite dieser Gesellschaft, sind schön, intelligent und dank der Wohlfühldroge „Soma“ keinen trüben Gedanken ausgesetzt. Ungezügelter Sex ist der Kitt dieser Welt. Shopping zählt zu den großen Vergnügungen. Oder man geht ins „Fühlkino, wo Sexfilme laufen. „Schöne neue Welt“, heißt diese Zukunftsvision von Aldous Huxley, die im Jahre 632 n.F. spielt. Erschienen ist der Roman im Jahre 1932. Am 1. Januar 1934 ist in Deutschland unter Adolf Hitler das „Gesetz zur Verhinderung erbkranken Nachwuchses“ in Kraft 8 Niederbayerische Schule Ausgabe 3 Juni/2011 getreten. Das schlimmste Verbrechen der Nationalsozialisten war die Selektion von Menschen mit der Absicht einer Absonderung und Vernichtung ganzer Personengruppen, die aus ideologischen Gründen als lebensunwert eingestuft wurden: Physisch und psychisch Kranke, Behinderte, politisch Andersdenkende, Homosexuelle, Priester, Juden, Sinti und Roma und viele andere. Krankheiten und Behinderungen darf es in der schönen neuen Welt von bestimmten Ideologen nicht mehr geben. In der utopischen Welt von Huxley wurden Krankheiten durch pränatale Impfungen ausgemerzt. Mit der Präimplantationsdiagnostik (PID) wollen nun Politiker im Bundestag dieser schönen neuen Welt ein Stück näher kommen. Wir erleben die Ideologie der Selektion in der derzeitigen Gesellschaft in verschiedenen Formen. Da sind einmal diejenigen, die durch Vernichtung von Embryonen, also durch Tötung menschlichen Lebens, Krankheiten aus der Öffentlichkeit verschwinden lassen wollen. Und dann jene, wie die sogenannten Hamburger „Bildungsbürger“, die mit einem Volksentscheid eine „gemeinsame Schule“ verhindert haben, damit ihre Prinzen und Prinzessinen nicht mit „Hartz-IV-Kindern“ in Berührung kommen. Selektion durch Zerstörung menschlichen Lebens Im Rahmen der PID werden menschliche Embryonen gezielt unter der Bedin- gung gezeugt, sie bei auffälligem positivem Befund nicht in den Uterus zu transferieren. Dies führt letztlich zur Selektion von Embryonen. Die GrünenAbgeordnete Birgitt Bender betonte im Bundestag, dass sie für ein Selektionsverbot von Embryonen eintrete. Die PID führe zu bewussten künstlich erzeugten Embryonen zum Zweck des Aussortierens. Diejenigen Embryonen, die nicht gesund genug erscheinen, um dem Kinderwunsch zu genügen, werden verworfen. Bender warnte, die „Option auf Selektion“ werde die Gesellschaft verändern. Und die Situation für Menschen mit Behinderungen hat sich auch schon verändert. Kinder mit DownSyndrom haben heute zwar bessere Chancen zur normalen Schule zu gehen, aber sie haben kaum Chancen, lebendig zur Welt zu kommen. So würden nach der Diagnose Down-Syndrom rund 90 Prozent der Föten abgetrieben, berichtet die Soziologin Silja Samerski. Die Prä- Inklusion nataldiagnostik erzeuge eine neuartige Beziehung zwischen Mutter und Kind. Durch sie werden Mütter zu Entscheidungen über vormals Unverfügbares gezwungen. Gerade die Aufforderung zur vermeintlich freien Selbstbestimmung erzeuge letztlich neuen Zwang, durch den die Mutter für das Sosein ihres Kindes verantwortlich gemacht werde, sagt Silja Samerski. PID führt zur Diskriminierung von Menschen mit Behinderungen Eine PID vorzunehmen, um menschliche Embryonen mit auffälligem Befund nicht zu transferieren, impliziert stets ein Urteil über lebenswertes und nicht lebenswertes Leben. Es liegt nahe, dass ein solches Verfahren zur Aussonderung genetisch geschädigter Embryonen diskriminierende Haltungen gegenüber den Menschen mit Behinderung innerhalb der Gesellschaft verstärkt. Eine Diskriminierung von Menschen mit Behinderung ist aufgrund der Gleichheit aller Menschen und ihrer individuellen Rechte nicht zulässig. Sie ist gemäß Art. 3 Abs. 3 des Grundgesetzes verboten. Im UN-Übereinkommen über die Rechte von Menschen mit Behinderungen, das in Deutschland am 26. März 2009 in Kraft getreten ist, wird vom Gesetzgeber gefordert, die institutionellen Rahmenbedingungen so zu regeln, dass Menschen mit Behinderung nicht länger als defizitär angesehen werden, Diskriminierung unterbunden und eine volle selbstbestimmte Teilhabe an der Gesellschaft ermöglicht wird. Immer wieder sehen sich Paare im Falle der Geburt eines Kindes mit Behinderung mit Schuldzuweisungen konfrontiert. Die Geburt eines Kindes mit Behinderung wird teilweise als vermeidbares Risiko angesehen. Es ist zu befürchten, dass durch die Zulassung der PID der gesellschaftliche Druck nach einer unrealistischen Perfektionserwartung auf das werdende Leben noch mehr zunimmt. Aus diesem Grund fordern Behindertenverbände auch ein Verbot der PID. Dr. Martina Ahmann, die seit ihrer Geburt mit einer cerebralen Bewegungsstörung lebt und im Rollstuhl sitzt, sagt: „ Die PID verletzt gleich in mehrfacher Hinsicht die Würde von uns allen! Menschliches Leben wird technisiert, wird zweckgebunden erzeugt und muss bestimmten Kriterien entsprechen, um sich entfalten und Person werden zu können. Menschen werden bewertet, können nicht mehr mit der Solidarität aller rechnen und müssen sich möglicherweise schon bald für ihr Ja zu der Beeinträchtigung rechtfertigen.“ Auch die Bundesärztekammer befürchtet, dass die Methode zu einer sinkenden Bereitschaft der Gesellschaft führt, behinderte Kinder zu akzeptieren. Die Würde ist unantastbar Was macht die Würde des Menschen aus? Die Menschenwürde ist der Drehund Angelpunkt in dieser Auseinandersetzung. In unserer abendländischen Geschichte finden wir zwei Ursprünge für die Idee der Menschenwürde. Der antike Ursprung liegt in der philosophischen Schule der Stoa. Hier ist es die Entdeckung der grundsätzlichen Gleichheit aller Menschen. Die zweite Quelle ist der jüdisch-christliche Glaube. Der Mensch erfährt sich hier als Abbild Gottes. Das Leben ist daher auch der Verfügbarkeit des Menschen entzogen. Da alle Menschen unter Gottes Schutz stehen, darf sich keiner am Leben des anderen vergreifen. Die Menschenwürde ist somit unantastbar und kommt allen Menschen, unabhängig von der Einschätzung anderer oder ihrer Selbsteinschätzung zu, den Geborenen und Ungeborenen, den Gesunden und Niederbayerische Schule Ausgabe 3 Juni/2011 9 Inklusion Kranken, den Behinderten und Sterbenden. Zwar mag die Menschenwürde für religiöse Menschen anders begründet sein als für nichtreligiöse, doch für die Geltung ist das gleichgültig. Das Grundgesetz definiert die Menschenwürde auch nicht, sondern setzt sie voraus. Die Menschenwürde kommt somit dem Menschen schon allein aufgrund seines Menschseins zu. Menschenwürde ist voraussetzungslos an das Mensch-Sein gebunden. Wann ist der Mensch ein Mensch? Immer wieder wird argumentiert, Embryonen käme noch keine Menschenwürde zu, da es noch nicht voll entwickeltes menschliches Leben sei. Aber auch dem Embryo kommt unabhängig wie er entstand, ob in vivo oder in vitro Menschenwürde zu. Die Würde ist ihm intrinsisch als der Mensch, der er von Anfang an ist. Zu Recht haben die Abgeordneten des Deutschen Bundestages daher festgelegt, dass der Schutz des menschlichen Lebens beginne, wenn es individuelles, in seiner genetischen Identität festgelegtes Leben gebe. Dies sei der Zeitpunkt, an dem Ei und Samenzelle miteinander verschmolzen sind. Der SPD-Politiker und frühere Bundespräsident Johannes Rau stellte fest: „Wer die Auffassung nicht teilt, dass menschliches Leben mit diesem Zeitpunkt beginnt, der muss die Frage 10 Niederbayerische Schule Ausgabe 3 Juni/2011 beantworten: Ab welchem anderen Zeitpunkt sollte menschliches Leben absolut geschützt werden? Und warum genau erst ab diesem späteren Zeitpunkt? ... Es würde bedeuten, das ethisch Verantwortbare stets neu den technischen Möglichkeiten anzupassen.“ Sowohl beim religiösen als auch beim humanistisch-aufklärerischen Menschenbild ist die menschliche Unvollkommenheit etwas Selbstverständliches. Die rasante Entwicklung in der Biotechnologie nährt allerdings immer mehr den Wunsch nach einer heilen, schönen neuen glücklichen Welt, nach einem perfekten Kind. Unvollkommenheit würde dann immer mehr zu einem Makel. Gerade für Behinderte kann dies zu einem Alptraum werden. So könnten Versicherungen eines Tages Druck auf Frauen ausüben, die sich für ein behindertes Kind entschieden. Die Frau würde zur Maschine, die nur ja keinen Ausschuss produzieren dürfe. Dem Fötus gegenüber entstünde eine Wegwerfmentalität nach dem Motto: Das nächste Mal machen wir was „Besseres“. Die Frage nach dem Wert des Lebens stellt sich immer mehr seit extrakorporal produzierte Embryonen auf Genminderwertigkeit getestet werden können. Die vorgeburtliche Selektion hat langfristig auch Auswirkungen auf die geborenen Menschen mit Behin- derungen. Ist es im Übrigen tatsächlich weniger rassistisch, Menschen aufgrund ihrer genetischen Eigenschaften zu selektieren, als aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu einem Volk? Johannes Rau sagte in seiner Berliner Rede „Wir müssen uns darüber klar sein, was die Folgen wären, wenn wir den Wertekanon, den wir in einer langen Geschichte entwickelt haben, als Grundlage allen staatlichen Handelns in Frage stellten. Würden wir dann nicht die Gefangenen einer Fortschrittsvorstellung, die den perfekten Menschen als Maßstab hat? Würden damit nicht Auslese und schrankenlose Konkurrenz zum obersten Lebensprinzip? Das wäre eine völlig andere, das wäre eine neue Welt – keine schöne. ... Wer einmal anfängt menschliches Leben zu instrumentalisieren, wer anfängt zwischen lebenswert und lebensunwert zu unterscheiden, der ist in Wirklichkeit auf einer Bahn ohne Halt.“ Pädagogen sind Anwalt des Menschen und seiner Würde Es geht in dieser Auseinandersetzung um unser Menschenbild in der Bildung. Diese technische Sicht auf den Menschen führt dazu, dass das menschliche Leben nur noch danach bewertet wird, wie weit es gesund, leistungs- und genussfähig ist. Wer das Risiko eines behinderten Kindes eingeht, verfehlt nach Ansicht mancher bereits gegen die Menschlichkeit. Brauchen wir noch Erziehung und Bildung, wenn nur noch die Starken, die Nützlichen, die Gesunden und Produktiven zählen? Der Mensch in dieser schönen neuen Welt wird nur noch Produkt sein. Das wird dann auch das Ende der Bildung sein. Als Lehrer dürfen wir nicht blind sein für die Gefahren der Zukunft. Wir stehen in der Mitverantwortung für eine humane Gesellschaft und Zukunft. Als Pädagogen sind wir Anwalt des Menschen und seiner Würde. Wir müssen den Menschen, sein Recht auf Leben und seine Würde in allen Stadien seines Lebens verteidigen. Wir schulden diese Auseinandersetzung auch den Generationen, die nach uns kommen und für die wir die Grundlagen eines menschenwürdigen Lebens schaffen müssen. Wer die Hoffnung ein Paradies ohne Schmerzen Inklusion erweckt, muss auch die Opfer sehen, die zur Verwirklichung notwendig sind. Eine Entscheidung für die PID führt zum Weg hin zum „Designermenschsein“ Inklusion statt Selektion Das Grundgesetz der Bundesrepublik besagt: „Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit.“ Jegliche Selektion von Menschen ist daher zu unterbinden. Dazu gehört ein Verbot der PID. Dazu gehört auch die Auflösung des selektiven Schulsystems. Inklusion geht von der Vielfalt menschlichen Lebens aus Das Leitbild der Inklusion geht von der natürlichen Vielfalt menschlichen Lebens aus. Gesellschaft und politische Ordnung müssen dieser Vielfalt Raum geben. Ausgrenzende Normalitätsdefinitionen haben daher keine Berechtigung. Damit geht die Inklusion einen Schritt weiter als die Integration. Die Integration setzte nämlich voraus, dass ein Außenstehender in die Gemeinschaft hineingenommen werden muss. Die Inklusion weiß hingegen alle Menschen von vorneherein als Mitglieder der Gesellschaft. Für sie gibt es kein Außen. Inklusion ist unteilbar und schließt alle Menschen ein. Sie zielt auf eine Lebenswelt ohne Ausgrenzung. Der Kern der Inklusion ist die Anerkennung der Vielfalt zwischen den Menschen. Das bedeutet Akzeptanz von Heterogenität und individuellen Unterschiedlichkeiten. Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte aus dem Jahr 1948 legt das Fundament für Inklusion mit universalem Gültigkeitsanspruch. Der Artikel I spricht allen Menschen Freiheit und Gleichheit in Bezug auf ihre Würde und ihre Rechte zu. Der Selektionsauftrag erschlägt die Schulen Der BLLV-Landesausschuss hat sich im Dezember 2010 in einer einstimmig verabschiedeten Resolution gegen den Ausleseauftrag an den Schulen ausgesprochen. In der Resolution heißt es u.a.: „Solange die Hauptaufgabe der Schule Auslese bleibt, solange Lehrkräfte einen Großteil ihrer Energie darauf verwenden müssen, die Eignung oder Nichteignung von Schülern für die einzelnen Schularten möglichst präzise zu erfassen, solange kann sich keine echte Förderkultur etablieren.“ Inklusion zielt auf die volle gesellschaftliche Teilhabe und Teilnahme, unabhängig von Geschlecht, kultureller Herkunft, Religion, sozioökonomischem Status, individuellen Fähigkeiten oder Beeinträchtigungen. Ein inklusives Schulsystem bezieht sich daher nicht nur auf Menschen mit Behinderungen sondern auf alle Menschen. Auch die Menschen am Rande der Gesellschaft sind mit einbezogen wie Flüchtlinge, Straßenkinder und sozial Ausgegrenzte. Ein inklusives Bildungssystem muss auch die Fragmentierung der Lehrerschaft überwinden. In Deutschland entscheidet die soziale Herkunft stärker als in jedem anderen Land über Bildungschancen. In keinem anderen Land der Welt werden 10jährige Schulkinder dermaßen früh ausgesiebt und fallengelassen. Die Auslese überschattet für viele Eltern ab der zweiten Klasse den Schulalltag. Den Kindern bleibt kaum Zeit, einfach mal zweckfrei drauflos zu lernen. Kinderärzte behandeln Drittklässler wegen Stresssymptomen, und an manchen Schulen hat die Hälfte aller Viertklässler Nachhilfe. Es ist schier unerträglich, mitansehen zu müssen, wie einige Kinder anfangen sich einzukapseln, weil sie merken, dass sie, anders als ihre Freunde, es nicht aufs Gymnasium oder die Realschule schaffen. Sie fühlen sich mit zehn Jahren als Loser abgestempelt. Nach Ansicht von Prof. Jutta Allmendinger verletzte das derzeitige Schulsystem die Grundprinzipien der Bildungsgerechtigkeit, da es zu sozialer und ethnischer Abgrenzung führe problematische Lernmilieus schaffe und schwierige Ausbildungs- und Berufschancen zur Folge habe. Die deutschen Schulen seien Sortiermaschinen, kritisieren Experten wie Professor Dr. Theo Klauß von der Lebenshilfe. Oder Türme aus Schubladen. Jedes Kind muss in eine Schublade passen. Und die tragen die Aufschrift Gymnasium, Realschule, Hauptschule oder Förderschule. Herausforderungen für die inklusive Schule Welche gewaltige Herkulesarbeit sich die Inklusion auf der Großbaustelle Schule vorgenommen hat, verdeutlichen u.a. die Ereignisse in Hamburg. „Nirgendwo“, so schreibt der Stern vor wenigen Monaten, „lässt sich der Kampf um den Statuserhalt der Mitte so gut beobachten wie im Bildungssystem. Immer offener stellen Mütter und Väter heute die Kernfrage: Was nutzt meinem Kind? ... in die Sorge um gute Noten mischen sich diffuse Ängste vor zu Niederbayerische Schule Ausgabe 3 Juni/2011 11 Inklusion langsamen Mitschülern, falschen Spielgefährten und schlecht erzogenen Freunden. Diese Bildungspanik ließ sich gerade in Hamburg wie unter einem Brennglas beobachten. In der Hansestadt wurde ein regelrechter Kulturkampf in der Bildungspolitik ausgetragen. Der Anlass: Die Grundschulzeit sollte von vier auf sechs Jahre verlängert werden. Doch vor allem Mütter und Väter aus den besseren Vierteln fürchteten, dass ihre Kinder nicht genug lernen könnten. Sie wollen ihre Söhne und Töchter so schnell wie möglich aufs Gymnasium schicken können. Per Volksentscheid hat die Initiative ‚Wir wollen lernen‘ die neue Primarschule der schwarz-grünen Regierung gekippt. Zu den Anhängern der Initiative zählen Chefärzte, Architekten, Anwälte und Kaufleute. Der Bildungsforscher Jürgen Oelkers sagt: ‚In Hamburg versucht das Bürgertum seine Privilegien zu sichern.‘ ... ‚Wir befinden uns in einem gesellschaftlichen Umbruch‘, sagt Soziologe Berthold Vogel. ‚In der Mitte entsteht eine antisolidarische Haltung, das Recht des Stärkeren droht sich durchzusetzen.‘ ... Die Folgen des sozialen Rückzugs: Das Land wird geteilt. Immer mehr. Und immer früher...“ Als Pädagoginnen und Pädagogen bleibt uns trotz dieser dramatischen Analyse keine andere Antwort als die Herausforderungen anzunehmen und zu versuchen die Zukunft menschlich zu gestalten. Der Pädagoge ist Anwalt des Menschen, seines Potentials, dessen EntwicklungsFähigkeit, seiner Würde. Hinter der Forderung nach einer menschlicheren Zukunft steht die Frage nach dem Bild des Menschen. Diese Frage müssen wir als erstes beantworten. Toni Gschrei Linktipps www.hans-wocken.de www.inklusionspaedagogik.de www.inklusive-menschenrechte.de www.inclusive-education-in-action.org www.institut-fuer-menschenrechte.de www.gemeinsamleben-gemeinsamlernen.de www.nein-zur-selektion.de 12 Niederbayerische Schule Ausgabe 3 Juni/2011 Stellungnahmen zur Selektion Bundestagsvizepräsidentin Kathrin Göring-Eckardt (Bündnis 90 / Die Grünen) hat sich für ein Verbot der PID ausgesprochen. Sie sagte, selektive Gentests seien nicht mit dem Grundgesetz vereinbar. Wörtlich heißt es in einem Beitrag der Grünen-Politikerin: „Unser Grundgesetz ist dem christlichen Menschenbild gefolgt, wenn es in Art. 3, Abs. 3 formuliert: Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden. Die PID relativiere dieses Menschenbild, indem sie auswählt und letztlich festlegt, welches Leben lebenswert ist und welches nicht...“ Ilja Seifert, Linke, sagte im Bundestag, es gebe kein Recht auf ein makelloses Kind. „Es geht um unser humanes Selbstverständnis: Nehmen wir uns an oder sortieren wir einander aus? Niemand bestreitet, dass ein Leben mit schweren Beeinträchtigungen nicht sonderlich wünschenswert ist. Aber wer ein solches Leben hat, für denjenigen gibt es nichts Wichtigeres: Es ist nämlich das einzige.“ Für Ex-Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt gebe es kein Recht auf ein gesundes Kind. Eine Zulassung der PID schränke das Prinzip ein, dass jedes Leben sich um seiner selbst willen entwickeln darf. Betroffen sei sowohl die Würde derjenigen Embryonen, „die nach einer Untersuchung verworfen werden, weil sie ein hohes Risiko von schweren Erkrankungen oder Behinderungen aufweisen“, als auch die „Würde desjenigen Embryos, der sich nach einer PID weiterentwickeln darf; denn er darf sich nur weiterentwickeln, weil er keine genetischen Vorbelastungen und Einschränkungen aufweist“. „Die Struktur und die Organisation der schulischen Bildung befördert die Spaltung der Bundesrepublik Deutschland, statt sie abzubauen. In verstärktem Maße kommt unser Bildungssystem denen zugute, die sowieso schon über die besseren Startchancen aufgrund sozialer Herkunft verfügen. In keinem vergleichbaren Land entscheidet die soziale Herkunft so sehr über den Bildungserfolg, wie bei uns“, sagt Michael Schäfers von der Katholischen Arbeiter-Bewegung (KAB). Inklusion stellt für Hans Wocken die Systemfrage! „Inklusion will das real existierende gegliederte Schulsystem komplett durch eine einzige Schule für alle ersetzen. In einer inklusiven Schullandschaft ist weder für Sonderschulen noch für Gymnasium ein legitimer Platz vorgesehen. Das ist der hohe Anspruch!“ Der frühere BLLV-Präsident Albin Dannhäuser sagte auf dem Bayerischen Förderschultag 2002: „Wir beziehen als Pädagoginnen und Pädagogen klar Position: Keine Form der Behinderung darf ein gesellschaftlicher oder politischer Vorwand dafür sein, Menschen von der sozialen Teilhabe auszugrenzen, in Entfaltungsmöglichkeiten einzuschränken oder ihnen personale Anerkennung zu verweigern. Bildung ist ein universales Menschenrecht und zielt auf die Gleichwertigkeit und Selbstbestimmungsfähigkeit des Einzelnen. Inklusion Die inklusive Schule ist eine Schule der Vielfalt Für Prof. Hans Wocken hat die inklusive Schule noch einen weiten Weg vor sich Nicht die Inklusion bedarf der Begründung, sondern Sonderschulen bedürfen der Begründung. Aufgabe der Erziehung ist die Annahme aller Kinder, betonte Prof. Hans Wocken auf einer Tagung von FAMOS zur Thema Inklusion. Die Wirklichkeit der Förderschulen zeichnen sich durch eine Überrepräsentanz von Jungen, Migranten, Kinderreichen, Armen und Arbeitslosen aus. Die Förderschule eine Harz IV-Schule? Wenn Inklusion wirklich ein Menschenrecht ist, dann sei es nicht akzeptabel, dass ein Menschenrecht an Vorbedingungen und Vorbehalte geknüpft werde. Das Recht auf Leben gelte immer und überall, es sei nicht gebunden daran, ob jemand eine Wohnung oder Arbeit habe, stellte Wocken fest. Eine Inklusive Schule ist eine Schule der Vielfalt Inklusion heiße alle willkommen. Eine inklusive Schule zeichne sich durch die Vielfalt der Kinder aus. Es werden alle Kinder ohne Ausnahme unterrichtet. Inklusion ist die gewollte Heterogenität. Eine inklusive Schule zeichne sich durch gemeinsamen Unterricht aus. Es werden alle Kinder auch gemeinsam unterrichtet. Dazu gehöre aber die Vielfalt des Unterrichts nach Zielen, Inhalten, Me- thoden und Medien. Die homogene Jahrgangsklasse und das Lernen im Gleichschritt gehörten seit Comenius zu den schier unumstößlichen Dogmen der Schulpädagogik. Die Gleichmacherei der Kinder setze sich fort im Sitzenbleiberelend. Die integrative Pädagogik habe mit diesem Homogenisierungswahn der traditionellen Schule radikal gebrochen. Die Didaktik der Vielfalt will gleichermaßen der Verschiedenheit der Einzelnen gerecht werden als auch die Gemeinsamkeit der Verschiedenen fördern. Und eine inklusive Schule zeichne sich durch die Vielfalt der Pädagogen aus, stellte Hans Wocken fest. Dazu gehörten u.a. Kinder, Eltern, Lehrer, Assistenten und Mobile Dienste. Zur Anpassung des Unterrichts gehöre, dass alle Kinder auch differentiell unterrichtet werden. Inklusion als Herausforderung Die ausnahmslose Erfüllung einer voraussetzungslosen Aufnahme aller Kinder in eine Schule für alle ist eine große Herausforderung, der sich die Inklusion zu stellen habe. Das werde keine leichte Aufgabe sein. Denn die Integrationsfähigkeit der Kinder habe eine wichtige Voraussetzung: die Integrationsbereitschaft der Pädagogik. Was nütze es, wenn die Kinder zwar integrationsfähig seien, aber die Schu- len nicht integrationsbereit?, fragte Professor Wocken. Die Pädagogik als Barriere für die Inklusion Die Konzeption einer Schule für alle stößt nach Ansicht Wockens auf zwei erhebliche Barrieren. Die größte Barriere sei die sogenannte Allgemeine Pädagogik. Die allgemeine Pädagogik – vielleicht mit Ausnahme der Grundschule – sei in Theorie und Praxis keine Pädagogik für Alle, sondern eine Pädagogik, die in den Ketten des gegliederten Schulwesens gefangen sei und sich der Logik der Selektion unterworfen habe. Die allgemeine Schule sei genauso aufgeteilt wie die Gesellschaft auch. Sie sei ein Abklatsch einer Stände- und Klassengesellschaft. Unterhalb von Gymnasium, Realschule und Hauptschule ist im Bildungskeller die Sonderschule angesiedelt; sie werde einfach beim sogenannten dreigliedrigen Schulwesen nicht mitgezählt. Die Inklusion sei in der allgemeinen Pädagogik nicht wirklich angekommen. Die zweite Barriere bleibe die traditionelle Sonderpädagogik. Die Sonderpädagogik befinde sich zwar nicht in einem offenen Widerstand, sondern verharre weithin in einer stillschweigenden Opposition und schaue dem inklusiven Treiben mit verschränkten Armen und Niederbayerische Schule Ausgabe 3 Juni/2011 13 Inklusion distanzierter Reserviertheit zu. Inklusion habe die Aufgabe, ihre eigene Exklusion durch die Allgemeine Pädagogik und durch die Sonderpädagogik zu beenden. Inklusion stellt die Systemfrage Inklusion unterscheide sich von Integration und verstehe sich eher fundamentalistisch. Inklusion stelle die Systemfrage! Inklusion wolle das real existierende gegliederte Schulsystem komplett durch eine einzige Schule für alle ersetzen. In einer inklusiven Schullandschaft sei weder für Sonderschulen noch für Gymnasium ein legitimer Platz vorgesehen. Das ist der hohe Anspruch! Wocken bezeichnete sich aber als gealterten Realo, der auch gelten lassen wolle, dass es auch weiterhin Sonderschulen und Gymnasien gebe. Die Zielmarke inklusiver Schulpolitik wird indessen unzweideutig durch die Spit- zenklasse Europas vorgegeben. Die Integrationsquote sollte mittelfristig bei mindestens 80 Prozent liegen. Inklusion in Bayern – Reformen sind notwendig Die Inklusion in Bayern bezeichnete Hans Wocken als quantitativ zu wenig und qualitativ zu halbherzig. Inklusion sei oft nicht viel mehr als Reformrhetorik. Wocken forderte einen inklusiven Reformprozess. Als mittelfristiges Ziel sei bis 2020 eine Integrationsquote von 80 Prozent anzustreben. Der Inklusionsprozess müsse wissenschaftlich begleitet werden. Alle Schulen müssen bei Umbauten barrierefrei gestaltet werden. Die Förderschulen „Lernen, Sprache, Verhalten“ müssen auslaufen. Jahrgangsweise habe eine Verlagerung aller perso- nellen und sächlichen Ressourcen stattzufinden. Die Zahl der Schüler sollte in der Grundschule 20-22 Kinder nicht überschreiten. Max. 3 Kinder sollten sonderpädagogischem Förderbedarf haben. Notwendig sei eine systemische Zuweisung eines Sonderpädagogen für 4 Klassen. Die Frühförderung müsse ausgebaut werden. Ein verpflichtendes, kostenfreies Vorschuljahr im Kindergarten sei einzuführen. Im Bereich der Sekundarstufe müsse man sich von den verschiedenen Schularten, nicht nur von der Hauptschule mit seinem ungünstigem Sozialund Lernklima verabschieden. Toni Gschrei Weitere Infos: www.hans-wocken.de Umsetzung von Inklusionsmaßnahmen an den Grund- und Haupt-/ Mittelschulen im Schuljahr 2011/12 Zur Umsetzung des Art. 24 der UNBehindertenrechtskonvention hat eine interfraktionelle Arbeitsgruppe des Bayerischen Landtags einen Gesetzentwurf zur Änderung des BayEUG eingebracht. Es wird davon ausgegangen, dass der Bayerische Landtag die vorgeschlagenen Änderungen im BayEUG noch vor der Sommerpause beschließen wird, so dass auf dieser gesetzlichen Grundlage weitergehende Maßnahmen für die Unterrichtung von behinderten Schülern an Regelschulen getroffen werden können. Zentrale Anliegen Folgende Schwerpunkte können als zentrale Anliegen der Inklusion in Bayern formuliert werden: Inklusion als Aufgabe aller Schulen 14 Niederbayerische Schule Ausgabe 3 Juni/2011 Ausbau des gemeinsamen Unterrichts für Schülerinnen und Schüler mit und ohne sonderpädagogischen Förderbedarf Vielfältige Formen des gemeinsamen Unterrichts Ausbau der Mobilen Sonderpädagogischen Dienste Einführung der Schule mit dem Schulprofil „Inklusion“ Stärkung der Elternrechte. Schulen mit dem Schulprofil Inklusion Der geplante Art. 30 b Abs. 3 BayEUG-E lautet wie folgt: „Schulen können mit Zustimmung der zuständigen Schulaufsichtsbehörden und der beteiligten Schulaufwandsträger das Schulprofil „Inklusion“ entwickeln. Eine Schule mit Schulprofil „Inklusion“ setzt auf der Grundlage eines gemeinsamen Bildungs- und Erzie- hungskonzepts in Unterricht und Schulleben individuelle Förderung im Rahmen des Art. 41 Abs. 1 und 5 für alle Schülerinnen und Schüler um; Art. 30a Abs. 4 bis 6 gelten entsprechend. Unterrichtsformen und Schulleben, sowie Lernen und Erziehung sind auf die Vielfalt der Schülerinnen und Schüler mit und ohne sonderpädagogischem Förderbedarf auszurichten. 4Den Bedürfnissen der Kinder und Jugendlichen mit sonderpädagogischem Förderbedarf wird in besonderem Maße Rechnung getragen.“ Quelle: Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus. Auszug aus dem KMS zur Inklusion vom Mai 2011. Inklusion Lehrer fordern Islamunterricht Expertentreffen in Riedenburg In Bayern gibt es rund 100 000 muslimische Schüler. Bei einem FachleuteTreffen in Riedenburg ist nun die Forderung erhoben worden, dass diese Kinder und Jugendlichen Islamunterricht an den Schulen erhalten sollen. Wolfgang Brey, BBB-Kreisvorsitzender; Bernhard Aschenbrenner, Realschulrektor; Gül Solgun-Kaps, Referentin; Thomas Dachs, Kreis-und Bezirksvorsitzender des Realschullehrerverbandes; Martin Neumeyer, CSU MdL, Integrationsbeauftragter Zu der Veranstaltung hatten sich zahlreiche Lehrer, Schulleiter und Lehrervertreter aus der Region sowie der Landtagsabgeordnete Martin Neumeyer (CSU), der erste Integrationsbeauftragte der bayerischen Staatsregierung, eingefunden. Hauptreferentin war Gül SolgunKaps. Die in der Türkei geborene 43jährige Grundschullehrerin und Lehrbeauftragte an der Universität Augsburg ist Expertin für die Integration von Muslimen. Solgun-Kaps plädierte deshalb für den Islamunterricht an den bayerischen Schulen, der “einen Beitrag zum Frieden leisten” werde. Die Schüler könnten sich mit kulturellen und lebenspraktischen Fragen beschäftigen und philosophische Probleme erörtern. Damit werde auch der interkulturelle Dialog gefördert und eine religiöse Identität geschaffen, die aber Raum lasse für subjektive und individuelle Glaubensbekenntnisse. Allerdings müsse der Islamunterricht in deutscher Sprache erfolgen und unter Aufsicht des jeweiligen Bildungsministeriums stehen, verlangte Solgun-Kaps. Solgun-Kaps forderte die Einführung eines dauerhaften Islamunterrichts an den bayerischen Schulen. Denn die religiöse Erziehung ihrer Kinder sei eines der obersten Ziele muslimischer Eltern. Wenn die Schulen keinen Islamunterricht böten, würden die Kinder möglicherweise in “so genannte Koranschulen gesteckt, in denen selbst ernannte Imame einen schwarz-weißen zeichnenden Muslim lehren”, bedauerte SolgunKaps. In diesen Koanaschulen müssten die Schüler stundenlang Suren auswendig lernen - “in einer Sprache, die sie kaum verstehen”. Der Integrationsbeauftragte Neumeyer und BBB-Kreisovorsitzender Wolfang Brey schlossen sich diesem Ansinnen an. Derzeit laufe in Bayern bereits ein fünfjähriges Pilotprojekt zum Islamunterricht. Der Freistaat nehme hier gegenüber den anderen Bundesländern eine Vorreiterrolle ein. In drei Jahren müsse die Staatsregierung entscheiden, ob der Islamunterricht fortgeführt werde. “Das wird nicht einfach”, prophezeiten Neumeyer und Brey unisono. Denn es fehle auch an qualifizierten Lehrern. Bernd Aschenbrenner, der Leiter der Staatlichen Realschule, hielt ebenfalls ein klares Plädoyer für den Islamunterricht. Probleme sieht Aschenbrenner aber bei der praktischen Umsetzung. Derzeit würden pro Jahrgangsstufe nur zehn bis 15 Schüler am Ethikunterricht teilnehmen, von denen aber nicht alle Muslime sind. Die Integration der muslimischen Schüler stelle an seiner Schule generell kein Problem dar, so Aschenbrenner, der selbst Religion lehrt. In der Klosterrealschule St. Anna gibt es derzeit keine einzige muslimische Schülerin. Das teilte Konrektor Alfred Henneberger mit. Wir stehen einem Islamunterricht aber aufgeschlossen gegenüber. “Denn jeder echte Glaube, der Achtung vor dem Niederbayerische Schule Ausgabe 3 Juni/2011 15 Inklusion Nächsten lehrt, ist wertvoll für die Gesellschaft”, betonte Henneberger, Ganz anders ist dagegen die Situation an der Mittelschule in Abensberg. Von den etwa 350 Schülern seien rund 25% Muslime, berichtete Schulleiter Wolfgang Brey. Auch er würde sich einen gut ausgebildeten Lehrer für Islamunterricht an seiner Schule wünschen. Voraussetzung sei jedoch die staatliche Aufsicht über diese Person. Laut Brey erhalten die muslimischen Schüler Ethikunterricht. “Einige Muslime gehen sogar zum Abschlussgottesdienst der Christen mit.” Harald Rast/ Donaukurier Zur Person Gül Solgun-Kaps: Gül Solgun-Kaps ist in der Osttürkei geboren worden. Im Alter von sieben Jahren kam die Tochter einer nach Deutschland entsandten Lehrerin in die Bundesrepublik. Die heute 43Jährige lernte rasch Deutsch und machte in Augsburg Abitur. Danach studierte sie Lehramt für Grundschulen (Sozialkunde, Deutsch, Geschichte und Kunst). Solgun-Kaps war die erste muslimische Beamtin in Bayern. Sie hat inzwischen einen deutschen Pass und ist Referentin für Lehrerfortbildung sowie Fachbetreuerin für interkulturelle Erziehung und Islamlehrer. Sie arbeitet Lehrpläne für den Islamunterricht aus und hat dazu ein Schulbuch für die Klassen eins bis vier geschrieben. Solgun-Kaps bekleidet zudem das Amt einer Lehrbeauftragten für Politikdidaktik an der Universität Augsburg. Sie ist Mitglied des Bayerischen Integrationsrates und des Gesprächskreises Christen und Muslime im Zentralkomitee der deutschen Katholiken. Die Beraterin für Integrationsfragen bezeichnet sich selbst als gläubige Muslimin. Sie ist mit einem deutschen Katholiken verheiratet und hat vier Kinder. Sie sieht sich als Türöffnerin ihrer türkischen Landsleute und möchte ihnen die Probleme ersparen, die sie als Kind in Deutschland hatte. Herausforderung Einwanderungsgesellschaft: Schulleitungen bundesweit berichten über Wege zu einer Schule der Vielfalt Broschüre Stolperchancen II erschienen Der Umgang mit gesellschaftlicher Heterogenität kann nur gelingen, wenn an Schulen auf die kulturelle und sprachliche Vielfalt reagiert wird. Bundesweit gibt es zahlreiche wegweisende Impulse für eine interkulturelle Öffnung von Schule: Einen Einblick bietet die neue Broschüre Stolperchancen II in Gesprächen zwischen Schulleitungen und Lehrkräften mit Migrationshintergrund. 14 Beiträge aus verschiedenen Bundesländern berichten über Chancen und Herausforderungen einer Schule für alle – heute und in der Zukunft. Ein Überblick über bundesweite Initiativen und detaillierte Informationen zu den Vorreitern in NRW runden die Broschüre ab. „Stolperchancen II“ ist ein Kooperationsprojekt des Netzwerkes der Lehrkräfte mit Zuwanderungsgeschichte NRW und des Cornelsen Verlags. Die Broschüre wird auf der 16 Niederbayerische Schule Ausgabe 3 Juni/2011 didacta in Stuttgart präsentiert und Schulen kostenlos zur Verfügung gestellt. Wie kann Schule die Vielfalt in den Klassen systematisch und praxisnah berücksichtigen? Ein wichtiger Schlüssel zur Veränderung sind Lehrkräfte mit Migrationshintergrund, doch muss ihre Arbeit in einen Gesamtprozess der interkulturellen Öffnung eingebunden sein. Die Schulaufsicht spielt dabei eine zentrale Rolle: In Stolperchancen II fragen Lehrkräfte mit Zuwanderungsgeschichte ihre jeweilige Schulleitung nach Projekten, Erfahrungen und Perspektiven. Vertreten sind verschiedene Bundesländer, Schulformen und Einzugsgebiete. In der Gesamtheit der Beiträge zeichnet sich ein Mosaik von zukunftsweisenden Maßnahmen ab, von der Personalentwicklung über Unterrichtsangebote bis hin zur Elternarbeit. Die Beteiligten weisen auch darauf hin, wo noch Arbeitsbedarf auf dem Weg zum Ziel besteht – einer Schule für alle. „Stolperchancen II“ ist Teil einer langfristig angelegten Zusammenarbeit des Netzwerkes der Lehrkräfte mit Zuwanderungsgeschichte in NRW und des Cornelsen Verlags, die Unterrichts- und Schulentwicklung im Zeichen von Interkulturalität und Sprachförderung beleuchtet und begleitet. Den Kooperationspartnern ist es ein Anliegen, den Dialog rund um Schule sowie die Vernetzung der Akteure zu fördern. Die Ergebnisse der Kooperation fließen in die Lehrwerke und Unterrichtsmaterialien des Cornelsen Verlags ein. Teil der Zusammenarbeit war bereits die Broschüre „Stolperchancen I“, in der Lehrkräfte mit Zuwanderungsgeschichte aus dem Schulalltag berichten. Die Broschüre steht zum Download bereit unter www.cornelsen.de/presse Quelle: Judith Krieg, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Cornelsen Schulverlage Recht Neue Medien und Urheberrecht Was dürfen wir kopieren? Macht sich strafbar, wer eine CD oder DVD kopiert? Oder sich einen Film auf der Computer-Festplatte speichert? Diese Fragen sind für Laien schwer zu beantworten. Die Veränderungen im Urheberrecht geben bisweilen selbst Juristen Rätsel auf. www.iRights.info , ein Informationsangebot zum Urheberrecht in der digitalen Welt, hilft bei der Orientierung. Die Redaktion von www.iRights.info bietet eine Informationswebsite zu verschiedenen Themen: Eine systematische, sachliche und allgemein verständliche Darstellung der Aspekte und Regelungen des geltenden Urheberrechts. Die Zielgruppe reicht dabei von Nutzern (Jugendlichen, Erwachsenen, Lehrern) bis zu Urhebern, sowohl Laien als auch Profis. Jugendmedienschutz: Eltern erhalten Tipps für den Umgang mit Computer- und Konsolespielen Kinder lieben Spiele. Vor allem die virtuelle Spielwelt bietet ihnen ungeahnte Möglichkeiten, die es für ihre Eltern so nicht gab, als sie jung waren. Diese erkennen daher oft nur schwer, wo der Spaß aufhört und wann ihre Kinder überfordert sind. Mit der Kampagne zum Jugendmedienschutz „Was-spielt-mein-Kind.de“ möchte das bayerische Ministerium für Arbeit und Soziales Eltern Hilfestellung geben für den richtigen Umgang mit Computerund Konsolespielen. Die Kampagne „Was-spielt-meinKind.de“ soll für die Bedeutung des Jugendmedienschutzes werben - vor allem im Bereich der Computer- und Konsolenspiele. Angesprochen sind in erster Linie Eltern, aber auch Lehrkräfte und Personen, die in der Jugendhilfe arbeiten. Herzstück der Kampagne ist der Kinospot „Manche Gefahren sind offensichtlich, andere nicht“. Er zeigt einen Jungen mit einer Axt bzw. einen Jungen mit einer Spielekonsole und ist in vielen bayerischen Kinos zu sehen. Nützliche Informationen für Eltern zum altersgerechten Umgang ihrer Kinder mit Computer- und Konsolenspielen Besonders für Eltern ist es wichtig, bewusst zu beobachten, was ihre Kinder spielen und wie lange sie damit beschäftigt sind. Die Kampagnenseite im Internet gibt konkrete Tipps: Wie können Eltern mit diesem Thema umgehen, wie können sie sich verhalten, wie ihr Kind an den richtigen Umgang heranführen. U.a. finden sich Hilfen zu folgenden Themen: Hinweise über technischen Schutz Erklärungen zur Alterskennzeichnung von Unterhaltungssoftware Auskunft über Angebote und Ansprechpartner in Bayern, die im Bereich Computerspiele und Medienkompetenz Unterstützung und Hilfe anbieten zahlreiche Materialien zur Kampagne, vor allem für Multiplikatoren zum Download: Informationsflyer, Poster und den Filmspot, der das Thema problematisiert Quellen und nähere Informationen zur Kampagne: http://www.was-spielt-mein-kind.de Eine systematische, sachliche und allgemein verständliche Darstellung der politischen und gesellschaftlichen Debatten rund um das Urheberrecht. Aktuelle Nachrichten mit Verknüpfungen zu relevanten Presse- und Fachartikeln. Quellen: www.iRights.info Buchtipp: 99 Tipps: Wenn Schüler Hilfe brauchen Was tun, wenn Schüler/innen gewalttätig sind, selbst zum Mobbingopfer werden oder psychische und emotionale Probleme haben? Der Umgang mit auf verschiedene Weise auffälligen Schüler/innen steht im Zentrum des Praxisbandes 99 Tipps: Wenn Schüler Hilfe brauchen. Lehrkräfte erhalten hier konkrete Hilfestellungen für schwierige und unvorhersehbare Situationen im Schulalltag. Betrachtet wird eine große Bandbreite an Fallbeispielen, von körperlichen, psychosomatischen und psychischen Problemen über auffälliges Sozialverhalten und familiäre Belastungen bis hin zu Lernschwierigkeiten. Die Tipps enthalten jeweils Hinweise auf weitere Informationsquellen und Fachkräfte, die hinzugezogen werden müssen. Hans –Georg Häring, Walter Kowalczyk: 99 Tipps: Wenn Schüler Hilfe brauchen. Verlag Cornelsen Scriptor. Preis: 15,50 € Niederbayerische Schule Ausgabe 3 Juni/2011 17 Unterricht Differenzierung – aller Anfang ist schwer Unterricht „wie bisher“ – mit kleinen Veränderungen und anschließend das leisere Weiterarbeiten starten. Heterogene Klassen in der Grundschule mit Unterschieden im Leistungsvermögen, in der Lernbereitschaft und im Arbeits- und Sozialverhalten fordern immer stärker einen differenzierenden oder sogar individualisierenden Unterricht. Eine gute Klassenlehrkraft gibt den Rahmen vor. Sie gibt Anweisungen zur Bearbeitung der Aufgaben und vereinbart, wo und mit wem diese Aufgaben innerhalb oder außerhalb des Klassenraumes erledigt werden. Klare Regeln werden aufgestellt und mit den Schülerinnen und Schülern diskutiert, damit sie die Notwendigkeit von Grenzen und Konsequenzen verstehen können. Alle diese Vorgaben werden aber nur Erfolge bringen, wenn man als Lehrkraft keine „schnellen“ Lösungen erwartet und die Einhaltung der Regeln auch konsequent verfolgt. Selbstverständlich gibt es in der Anfangszeit „Spaßvögel“, die die Regel unbegründet ausprobieren wollen. Auch kann es in den ersten Tagen nach Einführung dieser Vereinbarung manchmal mehr als drei Minuten dauern bis alle am Unterricht Beteiligten ruhig werden. Nach einer Anlaufphase wird ein gehobener Arm aber schnell von allen bemerkt, da mit der zunehmenden Anzahl der sich meldenden Schüler, der Lautstärkepegel in der Klasse rapide abnimmt. Dabei steht bei dieser Regel auch der Gedanke im Vordergrund, dass nicht allein die Lehrkraft über die Ruhe in der Klasse bestimmt. Besondere Erfolge erzielt diese Übung dann, wenn die Lehrkraft, z. B. wegen intensiver Arbeit mit einer kleinen Gruppe, erst sehr spät das Ruhebedürfnis der Schülerinnen und Schüler bemerkt. In keinem Fall dürfen einzelne Schüler oder die Lehrkräfte etwas zur Klasse sagen, bevor nicht wirklich alle ruhig geworden sind, den Arm gehoben haben und auf die folgende Ansage warten. Ruhe schaffen in den Klassen Viele Lehrkräfte klagen über zu große Unruhe in ihren Klassen. Aber gerade in der Grundschule gibt es noch viele Möglichkeiten, weitgehende Arbeitsruhe herzustellen. Dazu dürfen alle in der Klasse arbeitenden Personen einen Arm heben, um den anderen zu zeigen, dass sie sich durch die Lautstärke beim Arbeiten gestört fühlen. Die Mitschüler oder Lehrkräfte, die den gehobenen Arm sehen, unterbrechen ihre Arbeit, schließen den Mund und heben ebenfalls ihren Arm. Sobald alle Schüler und auch die Lehrkraft ruhig geworden sind und den Arm gehoben haben, darf derjenige, der zuerst sich gestört fühlte, den anderen mitteilen, was ihn vom weiteren Arbeiten abgehalten hat 18 Niederbayerische Schule Ausgabe 3 Juni/2011 Um den Unterschied zu den meldenden und um Hilfe suchenden Schülerinnen und Schülern darzustellen, haben einige Klassen begonnen, die Ruhe durch die Fingerstellung „Ohren spitzen – Mund schließen“ zu verdeutlichen. Vorfahrt achten Viele Lehrkräfte können die Unruhe durch differenzierenden Unterricht nur schwer ertragen. Die Belastungen sind vielfältig: miteinander (zum Thema) sprechende Schüler, im Klassenraum herumgehende Schüler, die Material holen oder in bestimmten „Ecken“ arbeiten wollen, plötzliche Einzelfragen bei der Lehrkraft, eine „Schülerschlange“, die sich am Lehrerpult bildet, weil viele Schüler Fragen haben, Symbole, die den Verkehrsschil-dern aus dem Straßenverkehr nachempfun-den sind, können in der Klasse den Unterrichtsablauf sehr gut regeln, ohne dass die Lehrkraft etwas sagen muss. Hierbei hilft das aus dem Straßenverkehr bekannte „Vorfahrt achten“-Schild (Dreieck mit rotem Rand). Dieses Schild wird immer aufgestellt, wenn die Lehrkraft konzentriert mit einem Schüler am Lehrerpult oder mit einer Fördergruppe am Lehrertisch arbeiten möchte. Es signalisiert den anderen Schülern, dass sie die „Vorfahrt achten“ müssen. Sobald das Schild zu sehen ist, darf der Lehrer nicht gestört werden und ist nicht zu sprechen ist. Die Klasse weiß, wie man selbstständig arbeitet und die Mitschüler bei Fragen und Problemen helfen können. Ganz entscheidend für den langfristigen Erfolg dieser Regel ist das Verhalten der Lehrkraft, die konsequent nur mit den besonders betreuten Kindern spricht und nicht auf Fragen der anderen Schüler eingeht. Erst wenn die Lehrkraft das „Vorfahrt achten-Schild“ umdreht, und der grüne Punkt auf der Rückseite zu sehen ist, wird der Klasse signalisiert „Jetzt habe ich Zeit“. Selbstständig arbeiten Differenzierendes und helfendes Arbeiten in einer Klasse setzt voraus, dass die meisten Schülerinnen und Schüler es gelernt haben, ihre Aufgaben weitge- Unterricht hend selbstständig in Einzel-, Partneroder Gruppenarbeit zu erledigen. Nur dann kann ich als Lehrkraft die Zeit gewinnen, mich um Gruppen oder einzelne Kinder zu kümmern. In einem ersten Schritt sollen alle Schüler lernen, mindestens zwei Mitschüler aus der Klasse zu fragen, bevor sie versuchen, bei der Lehrkraft eine Antwort zu erhalten. Die vier nebeneinanderstehenden Zeichen kennzeichnen die Reihenfolge, in der der Schüler bei Problemen von anderen Hilfe erhalten kann: Ich frage meinen Tischnachbarn. Ich frage die anderen Schüler an meinem Gruppentisch oder in der Klasse. Besonders helfen können mir die „Experten“ der Klasse oder die „Chefs“ bei den Werkstattaufgaben. Ich frage die Lehrkraft erst, wenn ich mindestens zwei Schüler aus der Klasse gefragt habe. Auf diese Weise werden ca. 90% aller Fragen bereits von den Mitschülern beantwortet und die Lehrkraft in ihrer Arbeit wesentlich entlastet. Sie gewinnt die erforderliche Zeit und Ruhe, sich am Lehrerpult oder am Lehrertisch um die schwächeren Schüler zu kümmern. Es gibt auch immer häufiger Zeiten, in denen auch die leistungsstärkeren Kinder besonders gefordert werden können. Schaffen Sie einen Lehrertisch in die Klasse! Eine erste wichtige Veränderung des Unterrichts betrifft die Möblierung des Klassenraumes. Schaffen Sie einen Extratisch in die Klasse! Vielleicht gibt es in der Schule auch noch Tische, die sich von den üblichen Schülertischen unterscheiden. Dieser Tisch soll in den Tafelbuch nächsten Tagen und Wochen zunächst nur einfach im Klassenraum stehen. Lassen Sie sich von diesem Tisch inspirieren: Was könnte man dort alles machen? Welche Kinder könnte man an diesen Tisch setzen? Zu welchen Zeiten könnte man ihn einsetzen? Nach einigen Tagen werden Sie diesen Tisch für die Arbeit mit einzelnen Schülern nutzen. Dort kann eine kleine Schülergruppe unter Anleitung der Lehrkraft arbeiten, wenn diese besonders gefördert oder gefordert werden müssen. Dieser als „Lehrertisch“ benannte besondere Tisch für Förder- und Fordermöglichkeiten sollte sich möglichst in Farbe oder Form von den anderen Tischen unterscheiden. Ein runder Tisch, der aus zwei Hälften zusammengesetzt wird, wird als besonders vorteilhaft empfunden. Die Lehrkraft kann an Beim Förderunterricht am „Fördertisch“, der nicht unbedingt immer in der Nähe der Tafel steht, benötigt die Lehrkraft andere Möglichkeiten, etwas für die zu fördernden Schüler aufzuschreiben. Erste Möglichkeiten bieten Whiteboard oder eine Flipchart. Da aber das Fördern für einzelne Schüler auch immer wieder einmal am Lehrerpult oder auch direkt am Schülerarbeitsplatz stattfindet, können DIN-A4-große Kladden (mit Rechenkästchen, Schreiblinien oder ohne Lineatur) helfen. In dieses Buch werden – wie sonst an die Tafel- die Erklärungen für die zu fördernden Schüler geschrieben. Es entstehen dort (aber mit dicken Filzstiften) die Tafelbilder in einem kleineren aber immer noch gut lesbaren Maßstab. diesem Tisch wegen der geringen Entfernung bei allen Schülern sofort erkennen, wenn nur Ansätze zum Schreiben eines falschen Buchstabens oder einer falschen Lösung gemacht werden. Der Tisch sollte so im Klassenraum stehen, dass leicht um ihn herum gegangen werden kann, um einzelnen Schülern zu helfen. Durch Raumteiler (offene Regale, Schränke usw.) lassen sich Störungen der übrigen Schüler vermindern. Zwei halbrunde Tische können in bestimmten Situationen durch Schülertische, die man zwischen die beiden runden Hälften des Tisches schiebt, schnell unterschiedlichen Bedürfnissen angepasst werden. Ein Vorteil dieses Buches besteht nun darin, dass die durch das Wegwischen am Ende der Stunde „flüchtigen“ Tafelbilder plötzlich dauerhaft vorhanden sind und auch noch wieder für andere Gruppe verwendet werden können. Auch lassen sich in diesen Büchern Tafelbilder sogar zu Hause vorbereiten, wenn besondere Sorgfalt oder Genauigkeit (z. B. im Geometrieunterricht) gefordert ist. Der größte Vorteil in der Arbeit mit dem Tafelbuch besteht jedoch darin, dass bei jedem „Förder- oder Forderunterricht“ Niederbayerische Schule Ausgabe 3 Juni/2011 19 Unterricht neben dem Datum noch die Namen der Schüler aufgeschrieben werden können, die am Lehrertisch unterrichtet wurden. Auf diese Weise werden die Fördermaßnahmen in der Klasse dokumentiert. Jederzeit wird mithilfe dieses Buches nachgewiesen, an welchen Tagen, in welcher Gruppenzusammensetzung und auf welche Weise Schüler gefördert wurden. Für das Erstellen von Schülergutachten genügt es, im Tafelbuch nachzusehen und die Daten und Inhalte der Fördermaßnahmen in dem Bericht zusammenzufassen. Konsequent sein Einer der wichtigsten Tipps auf dem Wege zur Veränderung des eigenen Unterrichts betrifft das eigene konsequente Handeln. Oft scheitern viele Veränderungen im Unterricht daran, dass sie „groß“ in der Klasse eingeführt werden, dann aber – oft von der Lehrkraft- nicht stetig und unbeirrt durchgehalten werden. Eine wesentliche Erleichterung für das konsequente Handeln in der Klasse ist dann gegeben, wenn die Lehrkraft die Verantwortung dafür nicht alleine trägt, sondern ein Teil der Aufsicht über das Einhalten von Regeln an die Schüler weiter gibt. So ist nicht allein die Lehrerin oder der Lehrer für die Arbeitsruhe in der Klasse verantwortlich: Mit dem Heben eines Armes bemühen sich auch die Schülerinnen und Schüler gleichermaßen eine ruhige Atmosphäre in der Klasse zu schaffen. Auch verliert eine Lehrperson einen Teil ihrer Glaubwürdigkeit, wenn das „Vorfahrt-Achten-Schild“ aufgestellt ist und dennoch einzelnen Schülern geantwortet oder geholfen wird, die sich nicht an die Regeln halten. Weiterführende Literatur Boyken, H.-P.: Tobias stört – Vom richtigen Umgang mit schwierigen Schülern – Eine Auswahl erprobter Regeln & Übungen zum Verhaltenstraining in der Grundschule, Academic Transfer Hamburg 2010 – 4. Auflage, 187 S und umfangreiche CD mit Kopiervorlagen und Cliparts., ISBN 978-3938198056 Boyken, H.-P., Kleine Schritte: Vom Frontalunterricht zur Individualisierung, Coverport Hamburg – 2. Auflage, 228 S und umfangreiche CD mit Kopiervorlagen und Cliparts, ISBN 978-3938198285 Boyken, H.-P.: Werkstattunterricht Arbeit in Projekten/ fächerübergreifendes Lernen, Eigenverlag (nur über den Autor zu beziehen), - 2. Auflage, 48 S. und umfangreiche DVD mit druckfertigen Materialien & umfangreichen Kopiervorlagen Boyken, H.-P.: Rechtschreiben ohne Diktate, Eigenverlag (nur über den Autor zu beziehen), - 2. Auflage, 45 S. und umfangreiche CD mit Kopiervorlagen & Cliparts Fortbildungsangebote Zu den Themen „Schwierige Schüler“, „Kleine Schritte vom Frontalunterricht zur Individualisierung“, „Werkstattunterricht“, „Rechtschreiben ohne Diktate“ sowie „Qualitative Fehleranalyse“ werden halb- und ganztägige Fortbildungskurse in Schulen und schulübergreifend angeboten. Kontaktaufnahme: Heinz-Peter Boyken, Brandenburger Straße 8, 26316 Varel, E-Mail: [email protected], Homepage: www.boyken-pädagogik.de Urlaub auf Schloss Fürstenstein 120 Meter über dem Markt Berchtesgaden liegt Schloss Fürstenstein. Steigt man den steilen Kälbersteig hinauf wird man belohnt von einem wunderschönen Blick auf den ge- schichtsträchtigen Ortskern Berchtesgadens mit seinen zahllosen Kupferdächern, über die die beiden Türme der spätgotischen Franziskanerkirche herausragen. Auf Schloss Fürstenstein befinden sich sechs gut ausgestattete Ferienwohnungen, die gerne besucht werden. Alle sechs Ferienwohnungen bestehen aus einem Schlafzimmer und einem Wohnraum (zusätzliche Schlafmöglichkeit für 2 Personen), einer Kochnische, einer Dusche mit WC, einer separaten Toilette und einem Balkon. Außerdem kann das alleinstehende Apothekerhaus gemietet werden. Es besteht aus einem Wohnzim- 20 Niederbayerische Schule Ausgabe 3 Juni/2011 mer, einer Wohnküche mit Essecke, fünf Schlafzimmern, zwei Bädern und zwei Toiletten. Das Apothekerhaus ist die ideale Unterkunft für befreundete Familien mit Kindern oder mehrere Paare. Nähere Infos und Buchungen: über: BLLV-Ferienwohnungen Roswitha Müller-Eisenberger Postfach 15 02 09, 80042 München Telefon: 089 721001 32 Fax: 089 721001 49 E-Mail: [email protected] Unterricht Keine Angst vor Zahlen – Mathematische Kompetenzen bei Kindern fördern Summary: Der schulische Mathematikunterricht stellt bei der Entwicklung von Rechenfähigkeiten nicht die „Stunde Null“ dar – bereits im Vorschulalter wird durch die sogenannten „pränumerischen Fähigkeiten“ das Fundament für grundlegendes mathematisches Verständnis gelegt. Defizite im Bereich der pränumerischen Basiskompetenzen erschweren daher den darauf aufbauenden schulischen mathematischen Kompetenzerwerb in hohem Maße. Förderunterricht und Nachhilfe auf dem Niveau des aktuellen Schulstoffes sind demnach wenig effektiv – eine Schulung pränumerischer Fähigkeiten ist indes intendiert. Wie Schüler mit Defiziten im Bereich der pränumerischen Fähigkeiten erkannt und gefördert werden können, wird im folgenden Artikel näher beleuchtet. Pränumerische Fähigkeiten werden zu großen Teilen schon vor dem Schuleintritt ausgebildet, bilden die Basis eines grundlegenden mathematischen Verständnisses und haben daher einen sehr starken Einfluss auf den mathematischen Kompetenzerwerb im späteren, schulischen Lernprozess (Kaufmann, 2003). Defizite bei diesen elementaren Grundfertigkeiten zeigen sich, wenn SchülerInnen auch im fortgeschrittenen Grundschulalter noch erhebliche Defizite im Bereich des elementaren Zahlenverständnisses und den Grundrechenarten haben. Schnell wird dann der Verdacht einer „Rechenschwäche“ oder „Dyskalkulie“ geäußert. Häufig liegt aber nicht eine schwerwiegende Entwicklungsstörung vor, sondern vielmehr eine unzureichende Ausbildung und Schulung pränumerischer Fähigkeiten. Aber was versteht man nun eigentlich unter pränumerischen Fähigkeiten? Sie beinhalten zwei Aspekte (Laschkowski, 2004): Die allgemein grundlegenden Fähigkeiten beschreiben Kompetenzen wie Merkfähigkeit, grob- und feinmotorische Fertigkeiten, Konzentration sowie sprachliche, intellektuelle, soziale und emotionale Fähigkeiten. Der zweite Bereich umfasst spezielle mathematische Grundfertigkeiten. Darunter werden Kompetenzen wie Klassifikations- und Seriationsleistung, Einschätzung von Größenrelationen, räumliches Vorstellungsvermögen, Zählen und Zahlenkenntnisse subsummiert (Laschkowski, 2004). Im Folgenden werden exemplarisch vier dieser Kompetenzen genauer erörtert und Fördermöglichkeiten beschrieben. „p-q“ oder „b-d“, da Unsicherheiten bei Spiegelungen bestehen. (i) Raum-Lage-Orientierung Raum-Lage-Orientierung beschreibt die Fähigkeit, sich selbst in räumlichen Bezug zu anderen Objekten zu setzen. Dies umfasst den sicheren Umgang mit Begriffen wie „links-rechts“, „vornehinten“, „unter“ oder „über“ und ist von elementarer Bedeutung für die Entwicklung des räumlichen Denkens. Defizite in diesem Bereich äußern sich z. B. durch häufiges Verdrehen von Zehnern und Einern oder durch Probleme, Texte von der vertikalen Tafel-Ebene auf die horizontale Ebene des Schulhefts zu übertragen. Auch beim Umgang mit dem Zahlenstrahl oder der korrekten Anwendung der „Größer-Kleiner-Relation“ werden Richtungsunsicherheiten deutlich. Im Schriftspracherwerb äußern sich Defizite durch Verwechslungen von Die Förderung kann spielerisch im Rahmen des Unterrichtsalltags erfolgen, z. B. durch Spiele wie „Mein rechter Platz ist leer“ oder „Ich sehe was, was du nicht siehst“ mit Raum-Lage-Angaben als Hinweisen, sowie Lockerungsübungen, die ein asynchrones Schwingen/Überkreuzen von Armen und Beinen erfordern (Bettner & Dinges, 2009), (Maras, Ametsbichler, & Eckert-Kalthoff, 2005). Auch der Einsatz von Arbeitsblättern zur gezielten Lagebeschreibung von Gegenständen (siehe Abbildung 1) ist denkbar. Außerdem können z. B. Muster auf Steckbretter oder auf KaroPapier übertragen werden. Abbildung 1: Übung zur Raum-Lage-Orientierung: „Wo liegt was?“ (Merdian, 2005) Abbildung 2: Beispiel zur Figur-Grund-Unterscheidung: „Welches Tier siehst Du?“ (ii) visuelle Fähigkeiten Visuelle Fähigkeiten beinhalten einerseits die Kompetenzen zur Figur-Grund- Niederbayerische Schule Ausgabe 3 Juni/2011 21 Unterricht o“, Probleme beim Erkennen einzelner Ziffern in mehrstelligen Zahlen, Schwierigkeiten beim Stellenwertrechnen oder beim Nachzeichen von Formen und Figuren (Kaufmann, 2003). Alexander Prölß ist Schulpsychologe Unterscheidung, welche es ermöglicht, Formen innerhalb komplexer Strukturen wahrzunehmen. Kinder mit Defiziten in diesem Bereich können beispielsweise die Ente im Liniengewirr in Abbildung 2 nicht erkennen. Andererseits werden auch visuelle Differenzierungsfähigkeiten darunter subsummiert, welche Kinder die kleinen Unterschiede zwischen Formen und Strukturen erkennen lassen. Defizite zeigen sich durch Verwechslungen ähnlich aussehender Buchstaben wie „m-n“, „v-w“, oder „a- Abbildung 3: Übung zur visuellen Differenzierung: „Einige Puzzleteile fehlen. Welche gehören in die Lücke?“ (Merdian, 2005) 22 Niederbayerische Schule Ausgabe 3 Juni/2011 Zur Förderung können Arbeitsblätter zum Erkennen von Figuren in komplexen Strukturen, Vergleichen von Abbildungen oder Ergänzen fehlender Elemente eingesetzt werden oder Übungsmaterial zum Benennen von dargestellten Abbildungen, Farbserien und räumlichen Beziehungen (siehe Abbildung 3). Desweiteren kann haptisches Material zum Ertasten von Gegenständen und Symbolen Anwendung finden, wie z. B. mit dem Spiel „Blinde Kuh“, bei dem verschiedene Einzelfiguren erkannt werden bzw. die ertasteten Formen nachgezeichnet werden sollen (Bettner & Dinges, 2009; Ganser, 2000). (iii) Klassifikation Neben dem Erkennen von Unterschieden zwischen Objekten muss das Kind auch in der Lage sein, diese nach bestimmten Kriterien zu ordnen und zu sortieren, was als Klassifikationsfähigkeit bezeichnet wird. Dies erfordert ein gewisses Abstraktionsniveau, um relevante von irrelevanten Merkmalselementen unterscheiden zu können. Defizite in der Klassifikationsfähigkeit zeigen sich bei folgenden Aufgabentypen: Erfassen von Mengenmächtigkeiten oder von Zahlenrelationen und Zahleigenschaften (gerade-ungerade), Zuordnung von Mengen zu Ziffern, Bündeln/Aufteilen, Bildung von Schnittmengen und Vereinigungsmengen, Gleichungen/Ungleichungen oder Erkennen geometrischer Formen (Ganser, 2000). Die Förderung zielt darauf ab, Mengen bestimmte Oberbegriffe zuzuordnen, Formen nach verschiedenen Kriterien zu klassifizieren oder gleichmächtige Mengen zu markieren (siehe Abbildung 4). Mit haptischem Material kann man beispielsweise Knöpfe, Muggelsteine oder Ähnliches nach Farbe oder Form sortieren lassen (Bettner & Dinges, 2009). (iv) Serialität Unter der Fähigkeit der Serienbildung versteht man die Fertigkeit, Elemente gemäß zeitlicher (zuerst, dann,…), qualitativer (äußere Merkmale bei der Mengenbildung) oder quantitativer Gesetzmäßigkeiten (Anzahl) in einer Reihenfolge anzuordnen. Diese Fertigkeit ist unabdingbar beim Erlernen des ordinalen Zahlenaspekts. Abbildung 4: Übung Klassifikation: „Was passt nicht in die Reihe?“ (Merdian, 2005) Unterricht Literatur: Bettner, M., & Dinges, E. (2009). Komm mit – Rechne mit!: Wahrnehmung / Pränumerik (Vol. 1). Abbildung 5: Übung Seriation I: „Setze das Muster fort!“ (Merdian, 2005) Ganser, B., & Akademie für Lehrerfortbildung Dillingen, D. (2000). Rechenstörungen: Unterrichtspraktische Förderung ; ein Fortbildungsmodell der Akademie für Lehrerfortbildung und Personalführung (1. Aufl.). Donauwörth: Auer. Abbildung 6: Übung Seriation II: „Was passt in die Lücke? Wähle aus!“ (Merdian, 2005) Probleme in diesem Bereich äußern sich durch das Nicht-Einhalten von Reihenfolgen (z. B. beim Auf- und Abwärtszählen), oder dem Ziehen unlogischer Schlüsse (Annahme falscher WennDann-Beziehungen). Teilweise findet auch ein Nichteinhalten der Arbeitsrichtung (von links nach rechts) statt (was allerdings auch bei Linkshändern gehäuft vorkommt) (Maras et al., 2005). Zur Förderung der Serialität können Zeichen-Folgen weiter gemalt oder gelegt (siehe Abbildung 5), Reihen sinnvoll ergänzt (siehe Abbildung 6) oder Formen nach der Größe sortiert werden. Außerdem können viele Elemente der Montessori-Pädagogik Verwendung finden, wie beispielsweise das Auffädeln von unterschiedlichen Perlen in der vorgegebenen Reihenfolge, exaktes Ausführen von Handlungsanweisungen, wie „Wir kochen ein Rezept nach“ oder das gleichmäßige Füllen von Taschen und Kartonagen, wie z. B. beim Befüllen von Nikolaussäckchen (Ganser, 2000). Ein paar abschließende Worte….. Mangelndes grundlegendes mathematisches Verständnis – verursacht durch defizitäre pränumerische Fähigkeiten – haben weitreichende Auswirkungen, da die Lernanstrengungen trotz größter Bemühungen seitens des Kindes, der Eltern und auch der Lehrkraft nicht zum Ziel führen. Dies bedingt beim chronisch überforderten Kind Versagensängste, Resignation und Schulunlust, vielleicht auch Verhaltensauffälligkeiten – Eltern sind durch die problematische Hausaufgabensituation frustriert, überfordert und wissen nicht mehr weiter. Die gezielte Schulung pränumerischer Fähigkeiten im Rahmen des Anfangsunterrichts bietet eine gute Möglichkeit derartigen Problemen prophylaktisch zu begegnen. Alexander Prölß, Schulpsychologe Kaufmann, S. (2003). Früherkennung von Rechenstörungen in der Eingangsklasse der Grundschule und darauf abgestimmte remediale Maßnahmen. Zugl.: Ludwigshafen, Pädag. Hochsch., Diss., 2002. Europäische Hochschulschriften : Reihe 11, Pädagogik: Vol. 880. Frankfurt am Main Wien u.a.: Lang. Laschkowski, W. (2004). Rechenstörung: Hilfen für Kinder mit besonderen Schwierigkeiten beim Erlernen der Mathematik. In Akademie für Lehrerfortbildung und Personalführung Dillingen (Ed.) (pp. 32–58). Donauwörth: Auer. Maras, R., Ametsbichler, J., & Eckert-Kalthoff, B. (2005). Handbuch für die Unterrichtsgestaltung in der Grundschule: Planungshilfen, Strukturmodelle, didaktische und methodische Grundlagen (2. Aufl.). Donauwörth: Auer. Merdian, G. (2005). Training mathematischer Grundfertigkeiten für Vorschule und Schuleingangsphase: 15. Kongress des BVL in der Humboldt-Universität zu Berlin 22. 9. – 25.9. 2005. Retrieved April 02, 2011, from http://www.paepsy-verlag.de/fachinformationen/theorie.pdf. Niederbayerische Schule Ausgabe 3 Juni/2011 23 Pensionisten BLLV – Pensionisten zu Besuch im Agrarzentrum und beim OB im Rathaus von Landshut Landshut. Einen rundum gelungen Pensionistentag verbrachten rund 140 Ruheständler des BLLV-Lehrerbands Niederbayern in Landshut. Schönes Frühlingswetter empfing die Teilnehmer, die wieder aus ganz Niederbayern angereist waren. Als erste Station organisierte die Referatsleiterin und Initiatorin Alexandra Schuster - Grill einen Besuch bei der Blumenausstellung der Fachrichtungen Gartenbau sowie Garten- und Landschaftsbau der Staatlichen Fachschule für Agrarwirtschaft Landshut-Schönbrunn, die dort alljährlich von den Lehrlingen der Einrichtung gestaltet wird. Unter dem Motto „Opflanzt is!“ konnten die Besucher viele Blumenkreationen der Auszubildenden bewundern. Geführt wurde die Gruppe von dem stellvertretenden Leiter des Agrarzentrums Herrn Peter Mair, der intensiven Einblick in die Arbeit des Hauses gab. Nach der Mittagspause, das im Hotel „Sonne“ eingenommen wurde und wo auch wieder genug Zeit zum Gespräch blieb, wurde die Gruppe im Rathaus vom Landshuter OB Hans Rampf und der Stadträtin und MdL a.D. Frau Ingeborg Pongratz zum SektempBLLV – Pensionisten im Landshuter Rathaus v.l. Ingeborg Pongratz MdL a.D., OB Hans Rampf und Referatsleiterin Alexandra Schuster - Grill fang geladen. Hans Rampf informierte die Gruppe über seine Wirkungsfelder und den Stand seiner Arbeit und seine Erfolge für Landshut und lobte das große Interesse der Teilnehmer. Ingeborg Pongratz untermauerte die Ausführungen und begrüßte ebenfalls herzlich in der Hauptstadt des Regierungsbezirkes Niederbayern. Bei den anschließenden Stadtführungen genoss man die Geschichte von und rundum die geschichtsträchtige Stadt. Ausklingen ließen die Pensionisten den Tag in einen der schönen Cafes der Stadt, für den Alexandra Schuster – Grill und der Bezirksgeschäftsführer Otto Paintner viel Lob von den Ausflüglern zu hören bekamen. Herr Mair (dritter von links) informiert die Pensionisten und die Referatsleiterin Alexandra Schuster – Grill (ganz rechts) des BLLV`s über die Frühjahrsaustellung. 24 Niederbayerische Schule Ausgabe 3 Juni/2011 An dieser Stelle möchte ich als Referatsleiterin es nicht versäumen, allen Pensionisten in Niederbayern für Ihr treues Kommen auch im Namen unserer Bezirksvorsitzenden Judith Wenzl herzlich zu danken. Bleiben Sie bis zu einem Wiedersehen im September in Kelheim alle gesund. Ihre Alexandra Schuster - Grill Kreisverbände KV Dingolfing / KV Landau BLLV zu Gast im Kloster Mallersdorf Nähert man sich der Stadt Mallersdorf, liegt weithin sichtbar ein großer Klosterkomplex auf einem „heiligen Berg“. Neugierig geworden machten sich etliche Mitglieder der BLLV-Kreisverbände Dingolfing und Landau auf, dieses Kloster zu erkunden. Sie wurden von Schwester Cäcilie, einer ehemaligen Lehrerin, empfangen. Schwester Cäcilie verstand es, den Teilnehmern kurzweilig und mit großer Sachkenntnis viele Informationen anschaulich zu vermitteln. Gegründet wurde das Kloster 1109 von Benediktinermönchen aus der Benediktinerabtei Michelsberg in Bamberg. Nach einem raschen Aufschwung nahm die Zahl der Mönche in der Reformation ab, lebte ab 1596 wieder auf und kam im 18. Jahrhundert zu einer neuen Blüte. Nun entwickelte sich eine rege Bautätigkeit. So erhielt die Klosterkirche ihre prächtige Ausstattung. Die Abtei erhielt den Titel: „Sedes sapientiae“ (Sitz der Weisheit) und stellte etliche Lehrer und Professoren. Im Zuge der Säkularisation wurde das Kloster 1803 aufgehoben und die Besitztümer in staatliche Sammlungen verbracht oder versteigert. Ein Teil der Gebäude wurde Amtsgericht, Rentamt und Gefängnis. Auch die Klosterkirche ging in den Besitz des Staates über. 1869 begann ein neues Kapitel in der Geschichte des Klosters. Die Ordensgemeinschaft der Franziskanerinnen von der Heiligen Familie kaufte Gebäude des ehemaligen Klosters und siedelte von Pirmasens nach Mallersdorf über. Während der beiden Weltkriege waren in Teilen des Komplexes Lazarette eingerichtet. Erst nach dem zweiten Weltkrieg konnten die Schwestern wieder ungehindert tätig sein. wurde 1821 in Germersheim am Rhein geboren. Nach dem Besuch des Gymnasiums zu Speyer studierte er in Speyer und München und wurde 1846 zum Priester geweiht. 1853 trat er dem 3. Orden des heiligen Franziskus bei und gründete dann 1855 den Orden der Armen Franziskanerinnen. 1862 starb er und wurde 2006 selig gesprochen. Auftrag der Gemeinschaft war und ist die Erziehung und Bildung von Kindern und die Pflege von alten und kranken Menschen. In diesem Sinne wirken auch heute noch Mallersdorfer Schwestern vor allem in Bayern, in der Rheinpfalz, in Südafrika und in Rumänien. Nach einem Rundgang durch einen Teil der Klosteranlage sowie der Besichtigung eines kleinen Nardini-Museums und der neuen Klosterkirche erlebte die Gruppe noch eine Führung durch die ehemalige Klosterkirche Sankt Johannes. Aus der Mitte des 13. Jahrhunderts sind ein Turm und das eindrucksvolle romanische Westportal erhalten. Im 17. und 18. Jahrhundert erhielt die Kirche ihre jetzige Ausstattung, überwiegend im Stil des Rokoko. Gestiftet von dem Freisinger Kaufmann J. Oberbucher, dessen Stiefsohn P. Heinrich Prenner Mönch in Mallersdorf war, erhielt die Kirche 1768 eine kühne Hochaltarkomposition von Ignatz Günther. Aber auch viele andere Künstler hinterließen ihre Werke, beispielsweise Mathias Obermayr, Christian Jorhan oder Johann Adam Schöpf. Zum Ausklang dieses interessanten Nachmittags versammelten sich die Teilnehmer noch im gegenüberliegenden Bräustüberl. Hier stärkte man sich mit dem berühmten, von Schwester Doris gebrauten Mallerdorfer Klosterbräu und einer herzhaften Brotzeit. Hans Fischer Die Ordensgemeinschaft der „Armen Franziskanerinnen von der Heiligen Familie“ zu Mallersdorf wurde von Dr. Paul Josef Nardini gegründet. Nardini Niederbayerische Schule Ausgabe 3 Juni/2011 25 Kreisverbände KV Dingolfing / KV Landau Kulturfahrt führte nach Dresden Monteverdis „L`incoronazione di Poppea“ in der Semperoper besucht Ein Traum für die Teilnehmer an den alljährlichen Kulturfahrten der Kreisverbände Dingolfing und Landau des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes (BLLV) erfüllte sich in diesem Jahr. Auf dem Programm stand eine Aufführung der Oper „L`incoronazione di Poppea“ („Die Krönung der Poppea“) von Claudio Monteverdi an der weltberühmten Semperoper in Dresden. Im herrlichsten Frühlingssonnenschein konnten darüber hinaus das beeindruckende Flair der sächsischen Landeshauptstadt bewundert sowie deren zahlreiche Sehenswürdigkeiten bestaunt werden. erste Eindrücke von den Sehenswürdigkeiten Dresdens zu vermitteln. Über die Augustusbrücke führte der Weg zum Theaterplatz, eingerahmt von Semperoper, Zwinger, Hofkirche und Italienischem Dörfchen. Durch den Zwinger gelangte man zum Residenzschloss und schließlich auf den Neumarkt, wo der imposante Anblick der Frauenkirche und der den Platz umschließenden historischen Bauten heute in keiner Weise mehr erkennen lässt, dass alle diese herrlichen Gebäude seit der Bombennacht vom 13. Februar 1945 bis zur Wiedervereinigung Deutschlands vor 20 Jahren noch Schuttberge waren. Nachdem am frühen Samstagmorgen in Dingolfing und anschließend in Landau alle Mitfahrer in den Bus gestiegen waren, ging es in zügiger Fahrt auf der Autobahn nach Regensburg und von dort in nördlicher Richtung vorbei an Hof, Plauen, Chemnitz nach Dresden. Eine angenehme Unterbrechung während der gut 400 Kilometer langen Anreise bildete die „Weißwurstpause“ etwa auf halbem Weg. Den Höhepunkt des Tages bildete am Abend die Aufführung von „L`incoronazione di Poppea“ in der Semperoper. Die Handlung ist kurz erzählt: Roms Kaiser „Nerone“ verliebt sich in „Poppea“, deren eigentlich vorgesehener Gatte „Ottone“ davon wenig begeistert ist, und noch weniger Nerones Gemahlin, Kaiserin „Ottavia“. Diese zwingt unter Androhung von erfundenen Vergewaltigungsvorwürfen Ottone zur Ermordung Poppeas, welche inzwischen hell begeistert davon ist, Kaiserin der Römer zur werden. Kaum hatte man in einem luxuriösen Hotel in der „Inneren Neustadt“ Quartier bezogen, warteten bereits Stadtführerinnen, um der Reisegesellschaft in zwei Gruppen aufgeteilt bei einem Rundgang An dieser Stelle soll verraten werden, dass alle Sänger und weiteren Akteure Die Reisegruppe in den Gärten von Schloss Pillnitz bei Dresden. 26 Niederbayerische Schule Ausgabe 3 Juni/2011 nicht in historischen Gewändern auf der Bühne stehen, sondern in fast zeitgenössischer Kleidung. Auch die Requisiten entsprechen der Gegenwart, Ottone fährt beispielsweise mit einem Sportwagen vor, als Mordwaffen benützt man Pistolen. Die Handlung wird fortgesetzt mit dem Auftritt des Philosophen „Seneca“, der Nerone Vorwürfe wegen seines Lebenswandels macht und von diesem deswegen die Selbsttötung befohlen bekommt. Das erledigt Seneca in stoischer Ruhe eigenhändig per Kopfschuss mittels Pistole. Ottone hat inzwischen die Liebe zu seiner Verflossenen, „Drusilla“, wiederentdeckt, mit ihrer Hilfe schleicht er in Frauenkleidung zur schlafenden Poppea, wird gestört und flieht unverrichteter Dinge unter Zurücklassung des ausgeliehenen Kleidungsstückes von Drusilla. Diese wird verhaftet, zum Tode verurteilt. Da gibt sich Ottone als wahrer Täter zu erkennen. Kaiser Nerone zeigt sich beeindruckt von so viel Liebe, begnadigt beide und schickt sie in die Verbannung. Das gleiche Schicksal trifft Ottavia als Anstifterin zur Ermordung Kreisverbände KV Regen Schafkopfturnier der Kreisverbände Regen und Viechtach der Konkurrentin, im grünen Hosenanzug tritt sie den Weg ins Exil an. Dankbar für diese elegante Gelegenheit, die Gattin losgeworden zu sein, stimmen Poppea und Nerone eines der berühmtesten Liebesduette der Operngeschichte an „Pur ti mio“ („Dich nur sehen“). Die zunächst ungewöhnlich anmutende Kostümierung und ebenso das Bühnenbild, inszeniert von Florentine Klepper, erschienen vielen der Opernbesucher am Ende dem Musikgenuss eher förderlich gewesen zu sein. Und auch das nur etwa zwölfköpfige Orchester „Capella Sagittariana Dresden“ mit seiner dezenten Begleitung der Sänger unter Stabführung von Rubén Dubrowski wurde als angenehm empfunden. Der Sonntag begann mit einer Stadtrundfahrt zu den Sehenswürdigkeiten außerhalb der Altstadt, bei der untere anderen die im Bau befindliche „Waldschlösschenbrücke“ besichtigt werden konnte. Sie wurde von den Dresdener Bürgern per Volksabstimmung befürwortet. Die Unesco hat der Stadt 2009 allerdings den Titel „Weltkulturerbe“ entzogen, weil durch die Errichtung der Brücke angeblich „die Natur im Stadtraum mit den Elbwiesen“ verbaut werde. Der frühe Nachmittag galt dem Besuch der Schlossanlage Pillnitz mit seinen imposanten Berg- sowie dem gegenüberliegenden Wasserpalais und der sehenswerten Kamelienblüte. Einhelliges Lob aller Teilnehmer an der „Jubiläumskulturfahrt“ nach Dresden galt Marlene Lex, die es nun zum 20. Mal geschafft hat, mit einem beeindruckenden Programm unvergessliche Erinnerungen, in diesem Jahr an die Landeshauptstadt des Freistaates Sachsen mit ihrer Semperoper, bei der Reisegruppe zu hinterlassen. wieder ein voller Erfolg Lehrerinnen und Lehrer aus verschiedenen Schularten kämpften leidenschaftlich um jeden Stich Zum traditionellen Schafkopfturnier der Kreisverbände Regen und Viechtach fanden sich auch dieses Jahr wieder viele Kartenfreunde im Gasthof Tremml in March ein. Kreisvorsitzende Evi Wenig konnte 40 Lehrerinnen und Lehrer aus dem Schulamtsbezirk Regen begrüßen, die für Grund-, Haupt-, und Förderschulen, sowie für das Gymnasium Zwiesel an den Start gingen. Auch heuer waren wieder viele Pensionisten mit von der Partie. Evi Wenig wies darauf hin, dass Spielwitz und mathematisches Denken gefragt sind, jedoch nicht Sieg oder Niederlage im Vordergrund stehe, sondern das gemütliche Zusammensein in geselliger Runde. Die Vorsitzende wünschte allen Teilnehmern einen schönen Spielverlauf und ein „gutes Blatt“. Bevor sie das Wort an Spielleiter Hans Pongratz übergab, dankte sie ihm für seine wertvolle Arbeit und stellte heraus, wie unverzichtbar er für diese Veranstaltung ist. Im Anschluss klärte Pongratz das Organisatorische des Spielablaufs. Er erläuterte in gekonnter Weise die Spielregeln und sorgte wie jedes Jahr für den reibungslosen Ablauf des Turniers. Nach dreistündigem, leidenschaftlichem Dauerschafkopf und 72 Spielen standen die Sieger fest. In der Einzelwertung siegte Josef Köck (88 Punkte) vor Markus Scholz (80) und Franz Grötzner (79). In der Mannschaftswertung wurden die Plätze wie folgt vergeben: Platz 1: VS Kirchberg 2 (269 Punkte), Platz 2: GS Frauenau 1 (260 Punkte), Platz 3: Christopherus-Schule (256 Punkte). Spielleiter Hans Pongratz und Vorsitzende Evi Wenig beglückwünschten die Gewinner und überreichten an die ersten 10 Sieger Sachpreise, die durch Herrn Hermann Hilgart von der Sparkasse Bayerisch Eisenstein zur Verfügung gestellt wurden. Alle Teilnehmer erhielten Presssack und Bauernbrot, so dass niemand enttäuscht oder hungrig nach Hause gehen musste. Evi Wenig v. li. n. re.: Spielleiter Hans Pongratz, die Sieger Markus Scholz (80 P.), Josef Köck (88 P.) und Franz Grötzner (79 P.), BLLV-Kreisvorsitzende Evi Wenig. Niederbayerische Schule Ausgabe 3 Juni/2011 27 Kreisverbände KV Viechtach Minister Brunner und Abgeordneter Sibler stellen sich BLLV Zum 7.schulpolitischen Gespräch hatte der Viechtacher Kreisverband des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenvereins (BLLV) Minister Helmut Brunner und den Abgeordneten Bernd Sibler geladen. Vorsitzender Sigmund Mandl konnte zu dieser Aussprache ebenso die Kreisvorstandschaft, verschiedene Rektoren sowie interessierte Lehrer auch aus dem Nachbarkreis Regen willkommen heißen. Fazit aus allen angesprochenen Problemfeldern: Die Schulen brauchen mehr pädagogische Ressourcen, um die Probleme der Zeit bewältigen zu können. In drastischen Worten umriss Rektorin Hermine Englmeier vom Förderzentrum Viechtach die prekäre Personalsituation an den Förderschulen. 50 % der Schüler hätten emotionalen Förderbedarf, 40 % würden in Ganztagsklassen geführt. Schwierige Familienverhältnisse fänden ihren Niederschlag im Lern- und Sozialverhalten der Kinder, was Einzelbetreuung durch Sozialpädagogen erforderlich mache. Die Ganztagsklassen und die verstärkte personale Hinwendung zum einzelnen Kind zögen Mehrarbeit für alle im sonderpädagogischen Bereich tätigen Lehrer nach sich. Obendrein stünden Schulleitungen keine vollen Verwaltungskräfte zur Verfügung, obwohl Gespräche mit den Eltern und dem Jugendamt viel Zeit in Anspruch nähmen. Stundenermäßigung für Schulleitungen und die Einstellung zusätzlicher pädagogischer Kräfte wären dringend nötig. Zum Modell der „Inklusion“, das die Integration behinderter Kinder in eine Regelklasse vorsieht, meinte Bernd Sibler, es handele sich hierbei nicht um ein Sparmodell, um sonderpädagogischen Mehrbedarf wegzurationalisieren, sondern um eine Maßnahme, die es behinderten Kindern ermögliche, in gewohnter Umgebung, sozusagen auf 28 Niederbayerische Schule Ausgabe 3 Juni/2011 BLLV-Kreisvorsitzender Sigmund Mandl bedankt sich bei Staatsminister Helmut Brunner und beim Abgeordneten Bernd Sibler dafür, dass sie beim 7.schulpolitischen Gespräch Rede und Antwort standen. „Augenhöhe“ zu lernen und am Vorbild der anderen zu wachsen. Allen Unkenrufen zum Trotz könne er entgegenhalten: Um „Inklusion“ zu einem gelingenden Modell zu machen, seien 100 Lehrerstellen zusätzlich geschaffen worden. Allgemeiner Tenor der anwesenden Lehrer war, dass auch in Grund- und Mittelschulen vermehrt Förderbedarf festgestellt werde und auch da noch mehr Sozialpädagogen eingestellt werden sollten. Was die Grundschulen vor allem belaste, sei die stressige Übertrittsphase in den vierten Klassen. Der gesamte Unterricht focussiere sich auf die Proben und auf den dafür zu lernenden Stoff. Der Kraftaufwand für die Fächer Deutsch, Mathematik und Heimat- und Sachkunde verdränge außerdem, so Gisela Altmann-Pöhnl, die Wertschätzung anderer Fächer, die zur emotionalen Persönlichkeitsbildung wichtig seien. Katharina Wenig, Rektorin an der Viechtacher Grundschule, plädierte für die Relativierung der für den gymnasialen Übertritt erforderlichen Durchschnittsnote: Entscheidend für den Übertritt solle der Elternwille sein, so wie es bereits in anderen Bundesländern mit Erfolg praktiziert werde. Ihren Erfahrungen nach könnten die meisten Eltern das Leistungsvermögen ihrer Kinder sehr wohl einschätzen.Demgegenüber äußerte sich Sigmund Mandl überhaupt skeptisch über die zu frühe Auslese, zumal, so Schulleiter Karl Feuerecker, in der Mittelschule mit Blick auf die MKlassen schon wieder sortiert werde. Ob die daraus zu folgernde kulturpolitische „Revolution“ in Bayern realistisch sei, bezweifelte Helmut Brunner. Kritisch betrachtet wurde auch die Tatsache der unzureichenden LehrerReserve. An vielen Schulen müssten Lehrer Überstunden leisten, da Krankheitsfälle nicht ausgeglichen werden könnten. Andererseits sprach sich Inge Ebnet gegen die Verheizung von Fachlehrern als „Mobile Reserve“ aus, da es absolut demotivierend sei, völlig fachfremd unterrichten zu müssen. Schließlich stand die Standespolitik auf dem Prüfstand: Licht und Schatten seien hier zu vermelden. Als Fortschritt in der Gleichbehandlung der Lehrämter wurde das funktionslose Beförderungsamt bezeichnet. Demotivierend auf Junglehrer wirke aber die Absenkung der Eingangsbesoldung: So bleibe man Kreisverbände obendrein von den Eltern finanziell abhängig. Allerdings, so Bernd Sibler, sei dieses – zugegeben – schmale Gehalt auf 18 Monate beschränkt. Brunner und Sibler rechneten vor, dass das neu geschaffene Beförderungsamt und die Erhöhung der Planstellen aufgrund der Mehrung der gebundenen Ganztagsklassen ihren Tribut forderten. Minister Helmut Brunner und der Abgeordnete Bernd Sibler nahmen wohlwollend die Stimmung an der pädagogischen Basis auf und versicherten, die angesprochenen Probleme den zuständigen Gremien weiterzuvermitteln. Thomas Richwien (Mit-arb. 1282) Meldung: Caritas Passau und Budweis – Zusammenarbeit soll belebt werden Seit vielen Jahren besteht zwischen dem Diözesan-Caritasverband Passau und der Caritas Budweis ein unverbindliches partnerschaftliches Kooperationsabkommen. Jetzt soll die Zusammenarbeit neu belebt und verbessert werden. KV Grafenau Es ostert! Was macht man/frau, wenn nach dem Frühjahrsschnitt Hartriegel in verschiedenen Farben, Weidenzweige, Birkenästchen, Buchs, Efeu und Immergrün nutzlos im Garten herumliegen? durch Moos, Heu und Eierschalen wirken sie wie Designstücke. Dazu tragen auch die selbst gefilzten Bänder bei, die zusätzliche Farbe in die Kränze bringen. Richtig! Man trifft sich mit der Fachlehrerbetreuerin Beate Baumandl und gestaltet einen Osterkranz für die Tür oder für den Ostertisch. Aufgepeppt Ein rundum gelungener Nachmittag, der gemütlich und kreativ aufzeigte, wie man aus wenig wirklich etwas ganz Besonderes machen kann. Michaela Cermakova berichtete über die Arbeit der Caritas Budweis und über die Möglichkeiten der Zusammenarbeit, die sich aus Sicht der tschechischen Caritas ergeben könnten. Sie meldete vor allem Bedarf bei den Freiwilligendiensten, im Bereich Migration und bei Projekten für Jugendliche an. Es gebe bei den Jugendhilfe-Projekten bereits Erfahrungen mit anderen deutschen Diözesan-Caritasverbänden, die man sich zunutze machen sollte. „Wir haben miteinander zu tun. Und beide Seiten sehen die Notwendigkeit einer guten partnerschaftlichen Zusammenarbeit auch im sozial-caritativen Bereich“, brachte Dr. Kues den intensiven Austausch auf den Punkt. „Von Seiten der EU stehen Gelder für diverse grenzüberschreitende Maßnahmen und Projekte zur Verfügung. Es muss jetzt geprüft werden, wie sich solche Dinge finanzieren lassen“, meinte Kues, der überzeugt davon ist, dass sich erste Projekte mit relativ wenig Aufwand zeitnah realisieren lassen. Sichtlich Spaß an der Sache hatten Beate Braumandl und Irene Pauli. Niederbayerische Schule Ausgabe 3 Juni/2011 29 Kreisverbände KV Vilshofen/ KV Osterhofen Spielerisch lernen – leichter lernen Neue Erkenntnisse der Gehirnforschung Über eine hochkarätige Referentin sowie ein voll besetztes Haus durften sich die beiden Kreisverbände Vilshofen und Osterhofen bei ihrer letzten gemeinsamen Veranstaltung freuen. Die extra aus Ulm angereiste Referentin, Frau Laura Walk, ist Diplom-Sportwissenschaftlerin und wissenschaftliche Mitarbeiterin am TransferZentrum für Neurowissenschaften und Lernen (ZNL) am Universitätsklinikum Ulm unter der Leitung von Prof. Dr. Dr. Manfred Spitzer. Interessant, fundiert und in charmanter Art und Weise erläuterte Frau Walk anschaulich die Wichtigkeit der sog. „Exekutiven Funktionen“ als Basis für gelingendes Lernen und ein erfolgreiches Sozialleben. „Exekutive Funktionen“, also die Fähigkeiten sich Ziele zu setzen, Impulse zu kontrollieren und die Aufmerksamkeit bewusst zu steuern, enatwickeln sich schon im Kindesalter und sollten so früh wie möglich geför- 30 Niederbayerische Schule Ausgabe 3 Juni/2011 dert werden. Leider erwerben nicht alle Kinder diese Fähigkeit in ausreichendem Maß. Jedoch, so Frau Walk, können diese komplexen Fähigkeiten im Unterrichtsvormittag, besonders im Spiel und durch Sport, ganz beiläufig und mit viel Spaß trainiert, geübt und gelernt werden. Einige praktische Möglichkeiten wurden von ihr aufgezeigt und zum Teil mit dem Plenum erprobt. Bei Getränken und Knabbereien ließ man den Vortrag gemütlich und mit vertiefenden Gesprächen ausklingen. Besonders freuten sich die Initiatorinnen Irmgard Hötzinger, Maxi Springinklee und Susanne Höglinger-Winter, dass so viele Kolleginnen und Kollegen aus dem Realschul- und Gymnasialbereich der Einladung zu dieser schulartübergreifenden Veranstaltung gefolgt sind. Susanne Höglinger-Winter Kreisverbände / Kinderhilfe KV Wolfstein Hans Petzi ist nicht mehr auch zur Stelle, wenn es galt die Interessen der Kollegen zu vertreten. Von 1969 bis 1974 im Alt-Landkreis Wolfstein und von 1974 bis 1990 im Landkreis Freyung-Grafenau erhielt er immer in überwältigender Weise das Vertrauen ausgesprochen, als Personalratsvorsitzender tätig zu werden. Seit dem Eintritt in den Ruhestand (1990) nach einer Karriereleiter vom Hauptlehrer in Kreuzberg, über den Konrektor der HS Freyung und schließlich als Rektor der GS Freyung widmete er sich vermehrt der Erforschung der Heimatgeschichte und ein Regal in seiner Bibliothek mit diesbezüglichen Forschungsarbeiten reichte schon bald nicht mehr aus. Hans Petzi ist nicht mehr, die Erinnerung an ihn lebt im Kreisverband. Die Welt von Hans Petzi, Rektor a. D., ist nicht mehr. Die private, die beruflich-schulische, die politische und die heimatkundliche, forschende Welt ist nicht mehr. Das spitzbübische Lachen wird allen fehlen, die mit ihm in irgendeiner Form zu tun hatten. Im Alter von 84 Jahren wurde das Herz müde, bei einer Persönlichkeit, die nicht nur im Landkreis Freyung-Grafenau, in der Stadt Freyung und besonders im Kreisverband des BLLV fehlen wird. Seine schulpolitische Heimat war mit der 1. Planstelle in Haidmühle immer der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband. Schon als Junglehrer erkannte Petzi, dass Schule auch außerhalb der Schule gemacht werde. Als langjähriger Stellvertreter im Kreisverband Wolfstein griff er dann kräftig in das Verbandsruder, wenn der KV vom Kurs abkommen sollte. Er war zu sehr im Stadtrat (1972 2002) und im Kreistag (1966 -2002) für die SPD engagiert, um im BLLV in der Verbands-Hierarchie hochzuklettern. Er war aber zur Stelle, wenn es galt, einen neuen Vorsitzenden zu küren. Er war Es folgten Ehrungen in Gold, Silber und Bronze im Bereich der Kommunalpolitik, der BLLV ehrte Petzi 2008 für 55 Verbandsjahre mit einer Urkunde und einem Erinnerungsgeschenk. Sein Gegengeschenk war bei jeder Ehrung, die anlässlich der Weihnachtsfeier stattfand, eine Weihnachtsgeschichte, die immer wieder für Überraschung sorgte. Die letzte Weihnachtsfeier fiel für Petzi krankheitsbedingt aus und der Kreisverband war schon in Sorge. Zum Pensionisten-Treffen am Aschermittwoch warteten die Pensionisten vergebens auf die obligatorische telefonische Einladung. Am 24. März kam dann endgültig die Zeit des Abschiednehmens. Besonders schmerzhaft war dies für seine Gattin Julia und seinen Sohn Wolfgang. Msgr. Josef Wagmann, Bürgermeister Dr. Olaf Heinrich, der stellvertretende Landrat Behringer, die SPD-Kreisvorsitzende Rita Hagl, und der Personalratsvorsitzende Reinhold Hartl würdigten in ihren Nachrufen die vielfältige und auch erfolgreiche Schaffensbreite von Hans Petzi. Jeder versuchte aus seiner Sicht, seinem Lebenswerk gerecht zu werden. Georg Koelbl Helfen Sie mit! Chancengerechtigkeit und Lebensglück für alle Kinder! Das BLLV Kinderhaus „Casadeni“ gibt seit 1995 den ärmsten Kindern in Ayacucho (Peru) ein Zuhause. Diese Kinder sind für jede finanzielle Hilfe dankbar. Unterstützen Sie unsere Arbeit im Kinderhaus durch Ihre Spende, als Fördermitglied, indem Sie monatlich einen festen Betrag (ab 10€) spenden durch eine einmalige Spende STADTSPARKASSE MÜNCHEN BLLV-Kinderhilfe Konto: 907 144 141 BLZ: 701 500 00 Wir versichern Ihnen, dass wir mit Ihren Spenden äußerst sorgsam umgehen. www.bllv.de/BLLV-Kinderhilfe Niederbayerische Schule Ausgabe 3 Juni/2011 31 Service Neu für alle BLLV-Mitglieder im Dienst Es gibt Versicherungen, die braucht man einfach! In manchen Fällen besteht hierzu sogar eine gesetzliche Verpflichtung, wie z. B. bei der Kranken- oder der privaten PflegepflichtVersicherung. Andere Versicherungen wie die zusätzliche Pflege- oder eine Hausrat-Versicherung sind freiwillig, aber trotzdem sehr wichtig. Diese hängen jedoch von der jeweiligen Risikobereitschaft ab. Die Diensthaftpflicht- sowie die Schulhausschlüssel-Versicherung sind allerdings für jede Lehrkraft unerlässlich. Denn wie schnell kann einem eine grob fahrlässige Aufsichtspflichtverletzung mit erheblichen Folgen für den anvertrauten Schüler zum Verhängnis werden oder ein verloren gegangener Schulhausschlüssel bringt einen finanziell in Bedrängnis. NEU: Der BLLV bietet ab 01.09.2011 allen aktiven Mitgliedern die beiden Versicherungen kostenlos an, ohne den Mitgliedsbeitrag zu erhöhen! Die Diensthaftpflicht- und Schulhausschlüssel-Versicherung haftet für Schäden, die in Ausübung Ihrer Lehrtätigkeit grob fahrlässig verursacht werden. Die Versicherung übernimmt für Sie die gesamte Prüfung und Abwicklung des Schadensfalles und klärt die Kostenübernahme mit dem Dienstherrn. Mit der kostenlosen Diensthaftpflichtund Schulhausschlüssel-Versicherung hält Ihnen der BLLV-Wirtschaftsdienst den Rücken frei und entlastet Sie von möglichen Schadenersatzleistungen. Denn neben der politischen Arbeit und der individuellen Unterstützung über das Rechtsreferat oder das Referat Dienstrecht und Besoldung stehen Sie als Mitglied mit Ihrer Familie im Vordergrund unserer Arbeit. 32 Niederbayerische Schule Ausgabe 3 Juni/2011 So geht´s Registrieren Sie sich über das Formular in der Bayerischen Schule oder online unter www.bllv-wd.de. Sollten Sie die Diensthaftpflicht- und Schulhausschlüssel-Versicherung auch für Ihre/n Lebens- bzw Ehepartner/in abschließen wollen, benötigen wir die namentliche Nennung, die Angabe der Tätigkeit sowie beide Unterschriften. Grundvoraussetzung für die Aufnahme Ihres Partners ist der gleiche Erstwohnsitz, andernfalls besteht kein Versicherungsschutz. Erzieher, die im öffentlichen Dienst tätig sind, erhalten sowohl die Diensthaftpflicht- sowie die Dienstschlüssel-Versicherung. Erzieher, die nicht im öffentlichen Dienst tätig sind, haben eine Sonderrolle. Da diese in der Regel über den Arbeitgeber eine Berufshaftpflicht haben, erhalten Sie über den BLLV-Wirtschaftsdienst ausschließlich die DienstschlüsselVersicherung. Kündigen Sie zur nächsten Hauptfälligkeit Ihre bisherige Diensthaftpflichtund Schulhausschlüssel-Versicherung, auch wenn Sie diese über den BLLV-Wirtschaftsdienst abgeschlossen haben! Eine Vorlage dazu sowie weitere Informationen finden Sie auf unserer Homepage www.bllv-wd.de. Sobald Ihre Registrierung bei uns eingeht, erhalten Sie vom BLLVWirtschaftsdienst Ihre Versichertenkarte mit der Versicherungsnummer und der entsprechenden Hotline für den Schadensfall. Kostenerstattung für den Schlüsseldienst Ihrer Wahl Service Nach all der Aufregung können Sie dann getrost Kontakt mit uns aufnehmen und uns die Rechnung zukommen lassen. Über unseren Partner, die Nürnberger Versicherung erhalten Sie für das Öffnen der Türe bis zu 150,- €, maximal 2 mal im Jahr. Damit möchte der BLLV-Wirtschaftsdienst zumindest den finanziellen Schaden von allen BLLV-Mitgliedern im Ruhestand fernhalten. Einen ausführlichen Artikel zu diesem Thema sowie das Formular zur Anmeldung finden Sie auf der nächsten Seite und in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift „60… und mehr!“ sowie auf unserer Homepage unter www.bllv-wd.de. Ab sofort für alle BLLV-Mitglieder im Ruhestand Wir bemühen uns immer wieder, unseren BLLV-Mitgliedern einen ganz besonderen Service anzubieten. Deshalb freuen wir uns heute umso mehr, Ihnen ab 1. September 2011 die Kostenerstattung für das Öffnen der Wohnungstür durch einen Schlüsseldienst kostenlos anbieten zu können. Unsere Tipps: Diesen in Deutschland wahrscheinlich einzigartigen Service bieten wir Ihnen als BLLV-Mitglied im Ruhestand kostenlos mit unserem Partner, der Nürnberger Versicherung an. Hinterlegen Sie bei Nachbarn, Kindern oder einer Person Ihres Vertrauens einen Schlüssel für den Notfall. Ein Windhauch – und die Tür fällt zu! Jeder, der das schon einmal erlebt hat, weiß wie anstrengend und teuer das kommen kann! Man steht vor seiner Tür, hat Termine oder den Kuchen im Ofen. Vergleichen Sie zunächst verschiedene Schlüsseldienstanbieter. Geben Sie anfangs nicht Ihre Adresse heraus, denn unseriöse Anbieter schicken sofort einen Monteur zu Ihnen. Hat man beim Nachbarn oder einer Person seines Vertrauens einen Schlüssel hinterlegt, ist dies meist kein Drama. Schwieriger wird es, wenn ein Schlüsseldienst gerufen werden muss. Denn einige Schlüsseldienste nutzen die Notsituation der Betroffenen aus und stellen wesentlich überhöhte Rechnungen. Dennoch sollten Sie auch in dieser unangenehmen Situation auf jeden Fall Ruhe bewahren, die Anbieter in Ihrer Nähe vergleichen und telefonisch im Vorfeld abklären, ob Pauschalen vereinbart werden können und wie hoch mögliche zusätzliche Kosten werden können. Nehmen Sie auf jeden Fall einen Schlüsseldienst vor Ort. Vereinbaren Sie einen Festpreis, bevor sich der Schlüsseldienst zu Ihnen auf den Weg macht und fragen Sie nach zusätzlichen Kosten, etwa einem neuen Türschloss. Nach Möglichkeit sollten Sie einen Freund oder Nachbarn als Zeugen das Gespräch mithören lassen. Niederbayerische Schule Ausgabe 3 Juni/2011 33 Termine / Service „Woche Ganzheitlicher Bildung St. Ottilien 2011“ Kraft schöpfen, den Horizont erweitern 1. August 9.00 Uhr bis 5. August 13.00 Uhr Erzabtei St. Ottilien, 7 km nordwestlich des Ammersees Vortragsreihe und Veranstaltungen zum Thema „Verantwortung für die Schöpfung“. Antworten aus Religion, Politik und Gesellschaft auf Wandel und Veränderungen in der Welt: Die 10 Gebote unter Aspekten des 21. Jahrhunderts Musische Bildung: Kurs: Trommel und Tanz , afrikanisch Chorarbeit: Stimmbildung und Singen S/AT/B, auch Instrumentalisten willkommen Kunst: religiös / profan im Rahmen der Exkursion Persönlichkeitsbildung: Seminar Wertziehung (abhängig von der Anzahl der Teilnehmenden) alternativ Beratungsangebot (s.u.) Weitere Angebote und Inhalte: Morgenmeditation am 2./3./4. August als spirituelles Angebot Exkursion nach Benediktbeuern / Kochel am 3. August Kulturabend am 4. August mit Büfett / Spende für Hilfsprojekt Schlussfeier mit Teilnehmer – Chor am 5. August in der Klosterkirche Gregorianik, Angebot der Teilnahme am spirituellen Leben der Benediktiner Beratungsangebot, z.B. Konfliktlösung, Stressbewältigung, Zeitmanagement, Sinnsuche Verkaufsausstellung: Bücher und Materialien Gedankenaustausch: abends in angenehmer Atmosphäre Detaillierter Wochenplan ab Mai 2011 im Internet www.erzabtei.de siehe Kurse ...Halbjahresprogramm Auskunft bei Herfried Glaab, Tel. 09405 – 963988 Wirtschaftsdienst Anmeldung „Schlüsseldienst“ für alle BLLV-Mitglieder im Ruhestand Planung / Organisation: Herfried Glaab, Bad Abbach / vor Ort mit Jörg Fischer, Donauwörth Spirituelle Begleitung: Prior P. Claudius Bals, Erzabtei St. Ottilien Kosten: je nach Unterbringungskomfort (EZ / DZ) inklusive Teilnahmegebühr 271,50 € bis 343,50 €. Im Preis nicht enthalten sind Mittagund Abendessen am Mittwoch (Exkursion) sowie Abendessen am Donnerstag (Benefizveranstaltung). Übernachtung für Weitreisende (über 2 Std. oder ab 150 km) ist wie bisher schon am Sonntag (31. Juli) möglich. Anmeldung: Sekretariat Exerzitienhaus St. Ottilien, Telefon: 08193 – 71600 Mail: [email protected], verbindliche Anmeldung bis spätestens 1. Juli 2011 erbeten BLLV-Wirtschaftsdienst Postfach 34 02 29 80099 München Tel.: 089 – 28 67 62 6 Fax: 089 – 28 67 62 88 E-Mail: [email protected] Bitte senden Sie uns die kostenlose Anmeldung so bald wie möglich an unser Büro in München, per Fax an 089 286762 88 oder über das Internet unter www.bllv-wd.de. Sie erhalten dann umgehend Ihre Versichertenkarte. Vielen Dank für Ihre Bemühungen! Ja, ich möchte die Kostenerstattung für den Schlüsseldienst meiner Wahl!* Daten zum Antragsteller: Name: _______________________________________________Geb.datum: __________________________________________________ Vorname:_____________________________________________E-Mail: ______________________________________________________ Straße:_______________________________________________Telefon: ______________________________________________________ PLZ, Ort: _____________________________________________Mobil: _______________________________________________________ Ort, Datum:___________________________________________Unterschrift __________________________________________________ Kostenlose Absicherung für den Schlüsseldienst · Versicherungssumme: 150,- € je Schadensfall, max. 2 mal im Jahr. 34 Niederbayerische Schule Ausgabe 3 Juni/2011 Termine Termine Datum Veranstaltung Ort 23./24. September 2011 PT II: „Multiplikatorenschulung Regen zum Umgang mit Aggressionen und Gewalt – Zivilcourage ohne selbst Opfer zu werden“ Referenten: Schulungsteam von „packmas“ 8. Oktober 25. Niederbayerischer Lehrertag 25. November 2011 150 Jahre BLLV 23./24. März 2012 Bezirksdelegiertenversammlung Essenbach Schönberg Redaktionsschluss „Niederbayerische Schule“ Heft Redaktionsschluss Erscheinungstermin Juli 15. Juni 2011 23. Juli 2011 September 20. Juli 2011 10. September 2011 Oktober 20. September 2011 29. Oktober 2011 Dezember 1. November 2011 10. Dezember 2011 Pferdebegegnung und Selbsterfahrung Workshop für Pädagogen vom 24. bis 25.9.2011 Pferdegestütztes Managertraining – stark im Trend. Was können wir von Pferden lernen? Präsenz zeigen kongruente Kommunikation und Authentizität Selbstbewusstsein Beziehungsfähigkeit Lehrer sind FÜHRUNGSKRÄFTE! Beginn: Samstag 10:00 Uhr Ende: Sonntag ca. 16:00 Uhr Anmeldung: bis 30.7.2011 Pferdeerfahrung nicht erforderlich! Der Fährmann von Haunreit Historisches Theaterspiel von Martin Winklbauer im Theaterstadl von Piesing, Gemeinde Haiming Landkreis Altötting Man schreibt das Jahr 1806. Das letzte Fuder Getreide wird eingefahren. Die Ernte ist nicht schlecht ausgefallen und auch die plündernden Soldaten Napoleons sind wieder abgezogen. So sind die Leut’ zwar geschunden und ausgemergelt, aber auch voller Hoffnung und Zuversicht. Da fängt der blinde Knecht Balthes zu erzählen an: Die Sage, wie in finsterer Nacht der Fährmann eine dunkle Gestalt übersetzt und erkennen muss: Es ist der Pest-Tod. Aber das Spiel erzählt nicht nur von der Not sondern auch von den Freuden und Hoffnungen der Menschen, von ihrem Ringen um Glück und Besitz und – worum es uns allen geht – um Leben. Und das Ende? Auch wenn der Pesttod 365 Menschen dahinrafft, kommt einer zu der Erkenntnis: „Du bist nicht der Tod – Du bringst uns das Leben!“. Termine: Sa 4.6., Fr 10.6., Sa 11.6., Fr 17.6., Sa 18.6., Mi 22.6., Fr 24.6. jeweils 20.30 Uhr; Sa 25.6. um 17.00 Uhr. Eintritt: Erwachsene 14 €, Jugendliche bis 16 Jahre 8 €. Vorverkauf ab 2. Mai, Busse ab sofort: Elisabeth Herleder 08678/1678; Infos: www.haiming.de Veranstalter: „Neustart“ – Impulse für Jugendliche und Erwachsene Kontakt: Eva Winter Herrneich 2, 84529 Tittmoning Tel.: 08687/984666 E-mail: [email protected] Aktuelle Fortbildungen des Bildungswerks und der Akademie des BLLV finden Sie unter: www.biwak.bllv.de Niederbayerische Schule Ausgabe 3 Juni/2011 35 Meditation h c e u S l r e e e i T i d r e D Es gab einmal eine Zeit, da hatten die Tiere eine Schule. Der Unterricht bestand aus Rennen, Klettern, Fliegen und Schwimmen, und alle Tiere wurden in allen Fächern unterrichtet. Die Ente war gut im Schwimmen, besser sogar als der Lehrer. Im Fliegen war sie durchschnittlich, aber im Rennen war sie ein besonders hoffnungsloser Fall. Da sie in diesem Fach so schlechte Noten hatte, musste sie nachsitzen und den Schwimmunterricht ausfallen lassen, um das Rennen zu üben. Das tat sie so lange, bis sie auch im Schwimmen nur noch durchschnittlich war. Durchschnittliche Noten waren aber akzeptabel, darum machte sich niemand Gedanken darum, außer: die Ente. Der Adler wurde als Problemschüler angesehen und unnachgiebig und streng gemaßregelt, da er, obwohl er in der Kletterklasse alle anderen darin schlug, darauf bestand, seine eigene Methode anzuwenden. Das Kaninchen war anfänglich im Laufen an der Spitze der Klasse, aber es bekam einen Nervenzusammenbruch und musste von der Schule abgehen wegen des vielen Nachhilfeunterrichts im Schwimmen. Das Eichhörnchen war Klassenbester im Klettern, aber sein Fluglehrer ließ ihn seine Flugstunden am Boden beginnen, anstatt vom Baumwipfel herunter. Es bekam Muskelkater durch Überanstrengung bei den Startübungen und immer mehr „Dreien“ im Klettern und „Fünfen“ im Rennen. Die mit Sinn für’s Praktische begabten Präriehunde gaben ihre Jungen zum Dachs in die Lehre, als die Schulbehörde es ablehnte, Buddeln in den Unterricht aufzunehmen. Am Ende des Jahres hielt ein anormaler Aal, der gut schwimmen und etwas rennen, klettern und fliegen konnte, als Schulbester die Schlussansprache. Quelle: unbekannt 36 Niederbayerische Schule Ausgabe 3 Juni/2011