Welpenverluste unter der Geburt und in den ersten Lebenstagen
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Welpenverluste unter der Geburt und in den ersten Lebenstagen
Welpenverluste unter der Geburt und in den ersten Lebenstagen (Erika Bolt) Wir planen unsere Würfe und erwarten gespannt die Geburt. Die Erfahrung lehrt, dass meistens alles gut geht, denn Papillons sind keine Problemrasse bezüglich Gebärfähigkeit. Doch alle Arten, die mehr als ein Neugeborenes zur Welt bringen, haben verhältnismässig mehr Totgeburten oder Geburten von nicht lebensfähigen Neugeborenen als solche Arten, die pro Geburt nur ein einziges Junges haben, darum verlieren auch wir nicht selten einen Welpen und machen uns darüber Gedanken. Mit der Rassezucht hängt das nicht zusammen, es gibt auch bei normalen Feld-Wald-und-Wiesenkatzen Totgeburten oder Missbildungen wie fehlende Gliedmassen, grosse Nabelbrüche, unterentwickelte oder intrauterin abgestorbene Welpen. Meine Erfahrung mit rund 50 Katzengeburten bei herrenlosen und verwilderten Kätzinnen ist, dass es etwa bei jeder 4. Geburt ein oder mehrere nicht lebensfähige Neugeborene gibt. Bei einem grossen Wurf mit 8 Kätzchen lebten nur deren 3, die andern waren zu klein und unterentwickelt. Für die Tierschutzkatzen hab ich keine Statistik, doch es dürften über alle 15 Jahre, die ich die Auffangstation für Kätzchen führe, etwas mehr 10% der Katzenwelpen tot zur Welt gekommen oder in den ersten 1-4 Tagen gestorben sein. Dabei ist zu bedenken, dass diese Katzenmütter oft in jämmerlichem Zustand eingeliefert werden. Sie sind verwurmt, durch das Einfangen gestresst, manchmal auch ziemlich unterernährt, fauchen oder beissen helfende Hände bei der Geburt. Wenn wir bei den Papillons, die vergleichbar gross sind wie die Kätzinnen, von Welpenverlusten reden, ist das kein Problem der Rasse, es geht darum festzustellen, ob sich die Zahl der Totgeburten oder kurz nach der Geburt gestorbenen Welpen im „natürlichen Rahmen“ der Multipara, der Mehrlingsgebärenden, bewegen. Die Literatur geht davon aus, dass bei Hunden etwa 10% der Welpen tot zur Welt kommen oder kurz nach der Geburt sterben. In manchen Statistiken von Kleintierkliniken werden bis zu 25% nicht lebende Welpen festgestellt, doch ich glaube, dass so hohe Sterberaten gar nicht auf Normalgeburten basieren, sondern auf schwierigen Geburten, die in der Klinik vorgestellt wurden. Sie sind kein „Mass der Dinge“ für unsere Hündinnen. Wie stehen denn die Chancen von ungeborenen Papillonwelpen, Geburt und erste 1-4 Lebenstage gut zu überstehen? Sie sind besser als bei den Tierschutz-Kätzinnen! Denn meine Papillonmütter sind parasitenfrei, gut ernährt, unter der Geburt seriös überwacht und im vertrauten Zuhause. Die Papillonzucht in unserem Haus läuft schon über 2 Generationen, meine Mutter hatte in den 1960-er und frühen 1970-er Jahren Papillonwürfe unter ihrem eigenen Zuchtnamen. Unsere schriftlichen Aufzeichnungen über die Geburten gehen bis 1966 zurück. Man sagt zwar, man solle keiner Statistik trauen – doch in diesem Fall sind die Fehlerquellen gering. Wie im Beitrag über die Kaiserschnitt-Rate dargelegt, gab es in den ersten 25 Jahren unserer Papillonzucht mehr „Normalgeburten“. Anderseits starben mehr Welpen unter der Geburt oder in den ersten Tagen. 600 Papillons v. Rotmonten u. v. Waldguet Anzahl Würfe und Welpen in 2 x 25 Jahren 486 500 376 400 300 200 157 156 100 37 35 0 Würfe Welpen lebend Welpen nicht lebend Erste 25 Jahre Zweite 25 Jahre Die Zahl der Würfe in den ersten und den zweiten 25 Jahren ist identisch. Die Zahl der lebend aufgezogenen Welpen ist von 1990 bis 2015 deutlich höher. Es gingen zwei Welpen weniger verloren als in der ersten „Züchter-Halbzeit“. Die grössere Welpenzahl von 19902015 geht nur zu einem geringen Teil auf mehr überlebende Welpen zurück. Zur Hauptsache geht sie auf grössere Würfe von etwas grösseren Mutterhündinnen zurück. Der Papillon war nicht mehr wie 1966 der kleinste Hund in Europa, von diesem Platz wurde er ab etwa 1975 von Chihuahua und Yorkie verdrängt. Er wurde vom Damen- zum Familien- und Sporthund. Grössere Mütter haben auch grössere Würfe. Papillons v. Rotmonten und v. Waldguet Lebende u. verlorene Welpen sowie Kaiserschnittrate in % 100,00 91,04 93,28 80,00 60,00 40,00 20,00 8,96 6,72 5,73 13,46 0,00 Lebende Welpen % Verlorene Welpen % Kaiserschnitte in% der Geburten Erste 25 Jahre Zweite 25 Jahre Der kleinere Prozentsatz verlorener Welpen geht einher mit einer höheren Frequenz an Kaiserschnitt-Geburten. Die Gründe dafür sind in einem separaten Beitrag dargelegt. Die moderne Veterinärmedizin bietet mit einer Schnittentbindung unter InhalationsNarkose eine sichere, schmerzfreie und für „Mutter und Kinder“ schonende Geburtsmethode an. Bei meinen Papillons hat sich die Kaiserschnitt-Rate von knapp 6% auf gut 13% in je 25 Jahren erhöht, also etwas mehr als verdoppelt. Damit überlebten 2.24% mehr Welpen, das sind in realen Zahlen etwa 11 Welpen mehr als in den 25 Jahren davor. Es gibt heute mehr Tierärzte, gut eingerichtete Kliniken mit 24-Stunden-Betrieb. Wir machen Gebrauch von dieser Chance, alle Welpen des Wurfes lebend zu bekommen. Tatsache ist, dass uns Züchtern von Tierschutzleuten manchmal „Qualzucht“ vorgeworfen wird, wenn die Welpen nicht auf natürlichem Weg zur Welt kommen. Dazu besteht kein Grund. Ich hab es erlebt! Die Geburt eines relativ grossen oder falsch liegenden Welpen mit Einsatz der Geburtszange durch den Tierarzt – damals ohne Sedation der Hündin – war in meinen Augen heute die grössere Tierquälerei als ein rechtzeitig durchgeführter Kaiserschnitt, wenn die Röntgenaufnahme relativ grosse Welpen oder eine ungünstige Geburtslage ergibt. Meine Erfahrungen beschränken sich auf Papillons und herrenlose Tierschutzkatzen. Bei beiden gibt es Welpenverluste unter der Geburt, missgebildete Welpen und Problemgeburten – ich hab auch schon eine Kätzin, deren toter erster Welpe im Geburtskanal steckenblieb, zum Kaiserschnitt gebracht. Wichtig ist, dass die Züchter darauf achten, dass ihre Rassehündinnen eine Anatomie haben, die eine normale Geburt erlauben, dass die Welpen normale Kopfformen haben, die problemlos durchs Becken der Mutter gehen, und dass die mütterlichen Stämme weder unter Veranlagung zu Wehenschwäche leiden noch Instinktdefizite bezüglich Welpenpflege haben. Eine diesbezüglich wirklich „gute“ Mutterlinie ist wertvoll für den Züchter und die Rasse. Bei mir sind vor allem in den ersten 25 Züchterjahren relativ viele Hündinnen nach 1-2 Würfen aus der Zucht gegangen, weil sie schwere Geburten und wir teils auch Angst um das Leben der Hündin hatten. Zum Glück haben wir nie eine Hündin unter der Geburt oder in der Aufzuchtzeit verloren. Das wäre vermutlich das Ende unserer Papillonzucht gewesen.