Kann der Forstetat den Bayerischen Haushalt retten?
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Kann der Forstetat den Bayerischen Haushalt retten?
Anlage 1 Kann der Forstetat den Bayerischen Haushalt retten? Mit Peanuts kann man keinen Haushalt sanieren Der bayerische Gesamthaushalt für das Jahr 2003 beläuft sich auf rd. 35 Mrd. Euro. Der Nettoforstetat über alle im Einzelplan 09 finanzierten Leistungen beträgt nach Abzug der Einnahmen aus dem Staatswald rd. 157 Mio. Euro. Daraus errechnet sich ein Anteil am Gesamthaushalt von 0,45 %. Landesverband Bayern des Bundes für Umweltund Naturschutz Deutschland e.V. Landesfachgeschäftsstelle Nürnberg Bauernfeindstr. 23 90471 Nürnberg Tel. 09 11/81 87 8-0 Fax 09 11/86 95 68 [email protected] www.bund-naturschutz.de Auch ein Vergleich der Planstellen hilft nicht weiter. Von den rd. 180000 bayerischen Beamten sind gerade einmal rd . 2000 Forstleute, ein Anteil von 1,1%. Das Betriebsergebnis des Staatforstes im Jahr 2002 belief sich auf 6 Mio. Euro. Gemessen am Bayerischen Gesamthaushalt macht dies lächerliche 0,017 % aus. Auch Rotenhan´sche Reinerträge bringen keine Rettung Selbst wenn das Betriebsergebnis aus dem Staatswald bei 37.- Euro pro fm läge, wie dies Baron Rotenhan nach eigenen Angaben derzeit aus seinem Wald erwirtschaftet, so würde dies bezogen auf einen nachhaltige Nutzung von 4,5 Mio. fm im Staatswald Bayerns zwar rd. 166 Mio. Euro bedeuten. Der Anteil am Haushalt würde trotzdem erst bei 0,47 %, also nicht einmal einem halben Prozent liegen. Es ist jedoch betriebswirtschaftlich ziemlich unsinnig, einen Rotenhan´schen Wald mit dem Staatwald zu vergleichen. Baron Rotenhan ist nicht verpflichtet, Rücksicht auf Gemeinwohlfunktionen zu nehmen. Baron Rotenhan hat erntegünstige Lagen und beispielsweise keine Hochgebirgsstandorte, bei denen von vornherein die Kostendeckung nicht erreicht werden kann. Baron Rotenhan hat einen hochwertigen naturgemäßen Wald geerbt. Er muss keine Nadelholzreinbestände umbauen. Er hat nicht das zweifelhafte Erbe anzutreten, welches den bayerischen Staatswäldern u.a. ein anderer Adeliger, Graf Törring vor etwa 100 Jahren eingebrockt hat, der als Abgeordneter einen Abbau der „Faulen Gesellen“ forderte und dadurch mit dazu beigetragen hat, dass in den Staatsforsten Tausende Hektar laubbaumreicher Mischwälder in instabile Nadelholzaltersklassenwälder umgewandelt wurden. Bund Naturschutz in Bayern e.V. Baron Rotenhan ist übrigens auch kein repräsentatives Beispiel für andere private oder kommunale Wälder. Der Reinertrag pro Hektar betrug nach den Ergebnissen des Testbetriebsnetzes in den größeren Privatwälder Bayerns im Jahr 2001 19.-Euro und im Jahr 2002 43.- Euro. Umgerechnet auf die Staatwaldfläche sind dies 14 Mio. Euro bzw. 32 Mio. Euro oder 0,04 % bzw. 0,09 %, also nicht einmal ein Promille des Staatshaushaltes. Serienweise sind im Privatwald derzeit Pleiten zu verzeichnen. Fürst Turn und Taxis verkauft ein ganzes Forstamt, Fürst Leiningen hat Wald an seine ehemaligen Beschäftigten verpachtet. In Anbetracht der sinkenden Holzpreise ist die Misere des Privatwaldes kein Wunder. Maßstab für die Wirtschaftlichkeit ist der Erfolg im Wald Die Beurteilung der Wirtschaftlichkeit macht nur dann einen Sinn, wenn „Input“ und „Output“ verglichen werden. Die Broschüre „Der Wald für morgen“ (Heft 39 der Schriftenreihe der LWF) zeigt hier eindeutig, dass sich der „Input“ im Staatswald ausbezahlt hat. Der Wald der bayerischen Bürger ist in den letzten Jahren auf einen guten Weg gebracht worden: • • • • • • • • • Die Fläche der Laubbäume und insbesondere der Buche ist deutlich angewachsen Die Holzvorräte sind kontinuierlich gestiegen und haben einen Höchstwert seit Beginn der geregelten Forstwirtschaft erreicht Ein um 25 % höherer Holzzuwachs ermöglicht eine Nutzung auf hohem Niveau Die Verjüngung der Wälder erfolgt überwiegend über langfristige Naturverjüngungsverfahren Die biologische Rationalisierung hat die notwendigen Aufwendungen für Bestandsgründung und Pflege erheblich verringert. Die Stabilität der Wälder wurde durch mehr Mischbestände und eine höhere Standfestigkeit der Einzelbäume erhöht. Die Wildbestände haben vielerorts ein waldverträgliches Niveau erreicht Die Schutzfunktionen der Wälder wurden gestärkt Die natürliche Vielfalt hat zugenommen All diese Ergebnisse tauchen in keiner Jahresbilanz auf. Milchmädchenhaft werden nur die Kassenstände zu Beginn und am Ende des Jahres verglichen. Inventuren im Warenlager wie in anderen Branchen am Jahreswechsel an der Tagessordnung sind - gibt es nicht. Eine ähnliche gute Bilanz könnte als Ergebnis der Betreuung der privaten und kommunalen Wälder aufgestellt werden. So weisen die nach Wiebke mit Beratung und finanzieller Förderung wiederbegründeten Flächen einen deutlich höheren Laubholzanteil auf als dies vordem der Fall war. 2 Bund Naturschutz in Bayern e.V. Sparen trifft nur den Privat- und Körperschaftswald und die Gemeinwohlaufgaben Der Forstetat Bayerns gliedert sich - grob gerundet - wie folgt: Geschäftsfeld 1 (Produktion) Geschäftsfeld 2 (Gemeinwohlfunktionen/Staatswald) Geschäftsfeld 3 (Privat- und Körperschaftswald) Geschäftsfeld 4 (Hoheit, Schulen, Nationalpark) Pensionslasten + 10 Mio. Euro - 20 Mio. Euro - 60 Mio. Euro - 30 Mio. Euro - 50 Mio. Euro Insgesamt: 150 Mio. Euro Somit wird klar, dass es nicht der staatlicher Betrieb ist, der die Ausgaben verursacht, sondern die Leistungen für die Sicherung der Gemeinwohlfunktionen, die Betreuung und finanzielle Förderung der Kommunal- und Privatwälder sowie der Hoheitsbereich. Sparen am Wald schafft schwere Hypotheken für nachfolgende Generationen In Anbetracht dieser Tatsachen kann man nur davor warnen, den „Input“ zu reduzieren. Bereits in den letzten zwei Jahren konnte beobachtet werden, wohin dies führt: Der Waldumbau ist weitgehend zum Erliegen gekommen. Dadurch entsteht eine riesige Gefahr. Unter den mittelalten Fichtenreinbeständen lauert die Fichtennaturverjüngung. Sie wird - wenn nicht durch Pflanzung von Buchen, Edellaubbäumen oder Tannen bzw. Saat von Eichen gegengesteuert wird - das Kommando übernehmen und künftig erneut instabile Bestände verursachen. Angesichts der zu erwartenden Klimaveränderung hätte dies eine verheerende Entwicklung zur Folge, die nachkommende Generationen teurer zu bezahlen hätten, als die Kosten des Waldumbaus für unsere Generation zu Buche schlagen. Deshalb kann man dem Präsidenten des Bayerischen Landtags Alois Glück nur zustimmen wenn er in der Ausgabe der Bayerischen Staatszeitung Nr. 51/52 (Dez 2003) mit dem Satz zitiert wird: „Mit Sparen allein gewinnen wir nicht die Zukunft“ 3