SEE! Presse 2005
Transcrição
SEE! Presse 2005
SEE! Presse 2005 – 2013 2 Kölner Stadt Anzeiger, Christian Bos, 18.02.2013 3 Stadtrevue, Jürgen Schön, 18.02.2013 4 – 5 StadtRevue, Ulrike Westhoff, Februar 2013 6 Theater der Zeit, Porträt, Tristan Berger, April 2009 7 – 9 Theater der Zeit, Porträt, Dorte Lena Eilers, April 2009 10 Taz, Kultur, Johanna Schweller, 3. Februar 2009 11 SZ, Münchner Kultur, Franz Kotteder, 24. Februar 2009 12 Frankfurter Rundschau, Feuilleton, K. Erik Franzen, 2. Februar 2009 13 Süddeutsche Zeitung, Feuilleton, Alex Rühle, 2. Februar 2009 14 Rheinische Post, Gesa Pölert, 26. November 2005 15 Kölner Stadt-Anzeiger, Nicole Strecker, 29. November 2005 16 – 18 StadtRevue Archiv, Nicole Strecker, September 2005 SEE! Presse / Kölner Stadt Anzeiger, 18.02.2013 SEE! Presse / Stadtrevue, 18.02.2013 Premiere im Schauspiel Das „Sausen der Welt“ spielt mit Wörtern, Klängen und Musik Von Jürgen Schön Auf die Suche nach den Geräuschen der Welt machte sich PeterLicht für das Schauspiel Köln. Entstanden ist mit „Das Sausen der Welt“ ein knapp einstündiges Bühnenstück, ein mitreißendes Spiel mit Wörtern, Geräuschen, Klängen und Musik, mit Monologen, Dialogen und Chorgesang. Ein Hörspiel mit grotesken Körperverrenkungen, Gruppentanz und absurden Spaziergängen. Witzig, abgründig, voller Überraschungen. Zunächst ist es einmal eine Hymne, auf das, was in dieser Welt gleichsam als Hintergrundgeräusch wie bei einem Tinnitus zu hören ist: das Geräusch des schelmisches Blicks, der tiefsten Tiefe, des Umherschwirrens des Geldes, der Zellmembrane und der verschobenen Kontinente. Die Lieder der untergegangenen Stämme, Rassen und Völker, die Sinfonie der Mutationen. Schließlich die Klänge der Krisen, der Teilkrise ebenso wie die der Strukturkrise. Assoziationen führen vom Hölzchen aufs Stöckchen. Ein Wortwirbel, der den Zuhörer wie ein Sog anzieht, dabei langsam seinen Sinn verliert und nur noch Staunen macht, Ein Wortwirbel mal laut, mal leise, untermalt von Summen und Brummen, Zischen und Pfeifen. Und von Musik, die für einen durchgehenden Grundton sorgt, dabei mal treibt, mal bremst oder mit einem Trommelwirbel wachrüttelt. Als „Leben ohne Katastrophe“ wurde die Arbeit vor Beginn der Spielzeit angekündigt. Von wegen – im Alltag gibt es das nicht. Und so baut der Kölner Musiker und Autor PeterLicht ein sich wiederholendes Streitgespräch über eine Espresso-Bestellung ein, lässt eine Protestbewegung über Aktionen und fehlende Schokolade schwafeln. Und dann gibt es noch die faszinierende Szene über die Krise, die buchstäblich alle schüttelt, für die keiner verantwortlich sein will und die hin- und hergeschoben wird. Höchstes Lob für das 15-köpfige Ensemble – acht Schauspielerinnen und Schauspieler, vier Sänger und Sängerinnen, drei Musiker. Mit äußerster Disziplin und Perfektion sowie allerfeinster Sprechkunst – geführt von Alexandra Dederichs und S.E.Struck(See!) – arbeiten sie sich durch den Text mit seinen wechselnden Rhythmen und Lautstärken, sind sowohl Solisten als auch nur Teilchen einer aufs Engste zusammengepressten Gruppe. Ein begeistertes Publikum spendete langen, lauten, mit Bravos gespickten Premierenbeifall. SEE! Presse / StadtRevue, Februar 2013 1/2 »Kapitalismus ist der Tinnitus im Weltohr« Die Künstlergruppe SEE! und PeterLicht sausen durch das Schauspiel Köln Von Ulrike Westhoff Ob »Lieder vom Ende des Kapitalismus«, »Melancholie und Gesellschaft« oder »Das Ende der Beschwerde«, schon auf seinen Alben grub und suchte Indiepop-Musiker PeterLicht in realen Erfahrungswelten und gewann Erkenntnisse wie: ‚Gesellschaft ist toll, wenn nur all die Leute nicht wärn‘. PeterLicht nennt seine Arbeit: ‚Die Gegenwart anbohren. Sehen was raustropft und daraus was machen, was schön ist.‘ Nach zahlreichen Ausflügen in die Theaterwelten in Berlin, Düsseldorf, Basel, München oder Leipzig, hat der Dichter und Denker nun Text und Musik für einen Theaterabend am Schauspiel Köln geschrieben: »Das Sausen der Welt.« Inszeniert wird er von der Kölner Tanz- und Performancegruppe »SEE!«. Dahinter verbergen sich die Künstlerinnen Alexandra Dederichs und Esther Struck. In Köln sorgten die beiden vor fünf Jahren für Aufsehen, als sich ihre Protagonisten in einer Schlaf-Performance auf den Böden öffentlicher Ämter rollten und durch Boutiquen tanzten. Herr Licht, woran haben Sie eigentlich festgestellt, das Ihre Texte ins Theater gehören? Licht: Theater ist die zweite Spur, das finde ich total toll. Es ist ein utopischer Raum, frei und offen. Auch bei dieser Produktion ist diese Offenheit sehr spürbar. Ich mag das gern. Es werden so Art Laborbedingungen angezettelt. Man weiß nicht, was am Ende dabei heraus kommt. Das hat etwas wunderbar Freies. Wie ist es zu der Zusammenarbeit mit SEE! gekommen? Licht: Das war die Idee von Jan Hein, einer der Dramaturgen hier am Haus. Gemeinsam mit Esther Struck habe ich vor vier Jahren an den Kammerspielen in München das »Festival vom unsichtbaren Menschen« kuratiert. Zusammen hatten wir da »Räume räumen« inszeniert, eine begehbare Rauminstallation. Die hatte er gesehen und da kam die Idee auf, daraus ein Stück fürs Schauspiel zu entwickeln mit komplett neuem Text. Für den Kölner Abend haben Sie sich den Titel »Das Sausen der Welt« ausgesucht. Was genau saust denn da herum? Licht: Der Ausgangspunkt war relativ banal. Viele Leute in meinem Umfeld haben Tinnitus. Der hat ja diesen Super-Effekt, dass man etwas hört, was niemand sonst auf der Welt hört. Wenn man sich jetzt vorstellt, dass ganz viele Menschen das haben, dann hören doch alle gemeinsam etwas, was trotzdem niemand hört. Das ist so ein Trennmoment. Wie reagiert man darauf? Man setzt Geräusche zur Überdeckung darüber. Wenn ich jetzt dieses SEE! Presse / StadtRevue, Februar 2013 2/2 Fiepen, dieses Ssssss, mit Begriffen ersetze wie Produkte, Gerechtigkeit oder Kapitalismus, dann wird dieses hochfrequente System, was vor sich hinschwingt, interessant: der Kapitalismus ist der Tinnitus im Weltohr. Und so empfinde ich Gesellschaft. Es saust in mir. Doch ich muss Sinn produzieren und Lebensqualität und um das zu erreichen, müssen die Überdeckungsgeräusche lauter sein als das Ssssss. Der Tinnitus, wie Sie ihn beschreiben, liefert also den Sound für das Stück? Dederichs: Ja, PeterLicht kommt über den Klang und das Rauschen auf den Krach dieser Welt. Krach gleich Krise gleich Kapitalismus. Doppeldeutigkeit macht PeterLichts Poesie aus. Was zunächst harmlos poppig klingt, entwickelt durch seine scheinbare Leichtigkeit oft eine subversive Kraft bis zur revolutionären Pose oder Verweigerungshaltung. Wie erspielt man sich das im Theater? Dederichs: Wir gehen von der Syntax, der Struktur, der Musikalität und dem Rhythmus des Textes aus. Es treffen drei Musiker, vier Sänger, fünf Schauspieler und drei Tanzperformer aufeinander. Wir arbeiten mit der Idee einer Körper-Text-Achse, dass es aus dem Körper herausbricht, spricht und singt. Es wird keine vierte Wand geben. Wir schaffen einen Spielraum, einen Ereignisraum. Struck: Das funktioniert gut, weil der Text aus mehreren heterogenen Flächen besteht. Die Perspektive wechselt ohne Ankündigung. Mal ist er lyrisch, mal ganz banal dialogisch, aber er erzählt immer aus einer Wahrnehmung heraus. PeterLichts Worte mit ihrer hohen Dichte an Bildern eignen sich sehr gut, daraus eine theatrale Installation zu inszenieren fast wie ein lebendiges Gemälde im Raum. Der Abend fordert auf zur Assoziation. Man sollte sich da nicht nur als reiner Konsument reinsetzen. Ohne das eigene Denken, wird einem nichts erzählt werden. Normalerweise produzieren Sie mit SEE! Performances im öffentlichen Raum, weil es Ihnen um die Unmittelbarkeit von Erlebnis, Authentizität und das Aufbrechen von Sehgewohnheiten geht. Was hat Sie dazu bewogen in einen geschlossenen Theaterraum zurückzukehren? Struck: Für uns war es einfacher, weil es die EXPO ist. Hier hat sich die klassische Theatersituation aufgelöst. Das ist für uns unglaublich spannend. Diese Halle mit ihren zwei theatralen Räumen funktioniert wie eine riesige Wohnung, in der der Beton durchgeht und einen nur die Wand vom Nachbarn trennt — beziehungsweise in der EXPO sind es Vorhänge. Diesen Raum wollen wir erobern. Wir werden versuchen, die Wahrnehmung in alle Richtungen zu öffnen. SEE! Presse / Theater der Zeit, Porträt, April 2009 SEE! Presse / Theater der Zeit, Porträt, April 2009 1/3 SEE! Presse / Theater der Zeit, Porträt, April 2009 2/3 SEE! Presse / Theater der Zeit, Porträt, April 2009 3/3 SEE! Presse / Taz, Kultur, 3. Februar 2009 SEE! Presse / SZ, Münchner Kultur, 24. Februar 2009 SEE! Presse / Frankfurter Rundschau, Feuilleton, 2. Februar 2009 SEE! Presse / Süddeutsche Zeitung, Feuilleton, 2. Februar 2009 SEE! Presse / Rheinische Post, 26. November 2005 Entspannter Abend plus Tanz Von Gesa Pölert Kleine glitzernde Discokugeln liegen auf der Bühne, eine Rosasteppjacke, Pappbecher, Plastiktüten. Reste einer Party, die hier gar nicht gefeiert wurde; Zitate, die fast aus einer kollektiven Erinnerung stammen könnten: diese Art Party hat jeder schon einmal selbst erlebt. Das Kölner Performance- Kollektiv „See!“ (betrieben von Alexandra Dederichs und S.E. Struck) zeigt im Tanzhaus stark alltagsverschränkte Kunst, wie sie gerade wieder Hochkonjunktur hat. Bei „See!“ läuft das Konzept, ganz kölsch, auf einen entspannten Abend voller Anknüpfungspunkte heraus. Der Abend beginnt mit einer Lounge-Bar, die in einem der Tanzhaus-Studios aufgebaut ist. In tiefen Sofas kann man hier Bier trinken, Musik hören und auf vier Videobildschirmen verfolgen, wie See!-Performer in Kölner Straßen, Ämtern und H&M-Shops tanzen. Später geht es weiter auf die kleine Bühne. und da spielt eine dreiköpfige Rockband („Yosip“) eine ganze Reihe guter Lieder, voller Energie und Gefühl, Musik zum abtanzen und hüpfen. Das Publikum hockt auf den Stufen, wo sonst die Stühle stehen, und sieht zu was die Tänzer Jennifer Hoernemann und Rainer Knupp aus diesen Songs machen: Nachdenkliches, geheimnisvolle und manchmal auch sehr direkte choreografische Übersetzungen, ehrliche und sehr offene tänzerische Parallelen zu Musik und Text. Von den Songs über die Bühne und in rockiger Sinnlichkeit getrieben fegt Hoernemann auf Hochenergiestufe über die Bühne, den langgliedrigen Körper in alle Richtungen gestreckt. Immer so, als wäre da etwas, was unbedingt herausmuss und sich doch nur immer weiter gebärdet. Manchmal werden aus der Musik kleine, geheime Symbole und Zeichen, manchmal erzählen die zwei Körper von Nähe und Alleinsein, von Liebe, Euphorie und Angst. Bestimmt, engagiert und erfinderisch. Eng angeschmiegt an alles mögliche Popkulturelle, aber dabei ausreichend eigenwillig. Ein Abend, der irgendwie doch aus der Reihe tanzt, und sei es nur in den kleinen, persönlichen Details. SEE! Presse / Kölner Stadt-Anzeiger, 29. November 2005 Kurzkritik: Tanz im Modeladen Von Nicole Strecker „SEE! Special“, Performance und Konzert im Kölner Panoramahaus. – Ein Jahr wollten die Künstlerinnen Alexandra Dederichs und S.E. Struck mit ihrem Serienprojekt „See!“ Köln tänzerisch beleben: mit nachgestellten Fußball-Fotos in der Innenstadt, mit Gruppen-Tanz in Überfüllten Modeläden oder mit Schlaf-Performances in öffentlichen Ämtern. Im Abrissfälligen Panoramahaus präsentierte das Künstlerduo nun die Filmversionen ihrer Performances – und erst als Serie entwickelt das Konzept seine Qualität. Es sind die Zuschauer, die den Aktionen Leben geben: Menschen, die vor den Tanzenden im Modeshop flüchten oder Amtbesucher, dir über die vermeintlich Schlafenden ignorant wegsteigen. Das Unprätenziöse ihrer Improvisation zeigt „See“ler auch bei ihrer Abschlussparty: Vor der Kulisse der erleuchteten Altstadt suchten die Performer Jennifer Hoernemann und Rainer Knupp zum melancholischen Gitarrenrock der dreiköpfigen Band „Yosip“ nach unmittelbarem Ausdruck für ihre Gefühle. In einer der anrührendesten Szenen durchpflügt Knupp mit den Armen rudernd die Halle das Panoramahauses, als sei er ohne seine Partnerin verloren in einem Ozean der Einsamkeit – eines der schönsten Liebeserklärungen durch Tanz. SEE! Presse / StadtRevue Archiv, September 2005 1/3 Tanz den H&M: Performancegruppe »See!« Ein Interview mit Alexandra Dederichs und Esther Struck von der neuen Kölner Tanz- und Performancegruppe »See!« Von Nicole Strecker Kunst ist überall, man muss nur richtig hinschauen, behauptet die Performancegruppe »See!«. Derzeit tritt sie mit einer Reihe von Aktionen an öffentlichen Kölner Orten hervor, darunter ein Tanzstück in einem Designladen oder Tableaux Vivants von Fußballszenen auf dem Offenbachplatz. Die Aktionen verstehen sich als Pilotveranstaltungen für die geplante filmische Dokumentation des Projekts. Im Interview sprechen die Gründerinnen von See!, die Choreografin Alexandra Dederichs und die Performancekünstlerin Esther Struck, über die Hintergründe ihrer künstlerischen Interventionen. StadtRevue: Bei eurer Aktion »WM-Tableaux« habe ich auf dem Opernplatz fünf Darsteller in seltsamen Posen, drei Dokumentationsmedien und zwei Regisseurinnen gesehen. Ich habe mich gewundert. Hätte ich auch etwas verstehen sollen? Struck: Aber es gibt eine Menge zu verstehen, unsere Arbeit ist ja nicht sinnfrei! Wir haben bei dieser Aktion mit Fotografien aus der Zeitung gearbeitet, die Fußballszenarien darstellen. Diese Fotos haben wir aus ihrem Zusammenhang genommen und zu künstlerischen Posen erklärt. Im Grunde ist das nichts anderes als zu sagen: Das ist Kunst. Nimmt einen Wasserkrug. Das nehme ich aus dem Zusammenhang, stelle es woanders hin, gebe ihm einen anderen Auftrag, eine andere Farbe und schon wird er anders rezipiert. Bei euren Performances kommt man tatsächlich schnell zu der Frage »Was ist Kunst?« Wie beantwortet Ihr sie? Dederichs: Wir fragen uns: Wo fängt Kunst an? In unserer ersten See!-Aktion sind wir in ein Ladenlokal für Designmöbel gegangen, haben BeatlesSongs abgespielt und dazu getanzt. Demnächst werden wir in Modeläden gehen und zu der Musik tanzen, die dort läuft. Uns interessiert die Schwelle zwischen Alltag und Inszenierung, das, was passiert, wenn man in Alltagsmomente ein kleines bisschen gestaltend eingreift. Was sicherlich stattfindet, ist eine Irritation im Augenwinkel. Was soll für den zufälligen Passanten, den Ladenbesucher daraus folgen? Struck: Der veränderte Blick! Ich gehe ganz oft herum und sehe überall Choreografie oder Inszenierung. Ich sehe schöne Momente und denke, das ist es schon, wofür man sich als Künstler so abmüht: das zu konservieren oder nachzustellen. Wir wollen, dass der eigene Blick solche Qualitäten SEE! Presse / StadtRevue Archiv, September 2005 2/3 erkennen kann. Das ist mit »See!« unter anderem gemeint: wirklich genau hinzugucken. Perfektion und Handwerk spielen keine Rolle mehr im Kunstbegriff? Struck: Wir richten uns nicht nach den normalen Regeln von Dramaturgie, Inszenierung. Uns interessiert, diese Formen zu öffnen, gezielt nach einem anderen Publikum zu suchen, andere Rezeptionen zu ermöglichen. Das klingt, als wäre See! als kleine Rebellion gegen den Theaterbetrieb entstanden. Was hat euch gestört? Dederichs: Ich habe mich isoliert gefühlt. Ich nehme Themen aus der Welt, gesellschaftliche Themen, dann stecke ich sechs Wochen in einem Studio, einem dunklen Raum, der noch mal die Künstlichkeit erhöht – und bin einfach weg aus der Welt. Ich hatte immer ein Problem mit der Illusion im Theater und habe darin die Welt vermisst. Wie kam es zu eurer Zusammenarbeit? Dederichs: Esther und ich haben unsere Arbeiten gegenseitig beobachtet. Inhaltlich fühlte ich mich sehr verwandt mit ihr, nur die Mittel sind anders. Ich arbeite kinetisch, die pure Bewegung ist für mich sehr wichtig. Esther kommt von der bildenden Kunst. Diese ästhetischen Ansätze wollten wir verbinden zu hybrider Tanzkunst oder Performance-Art. Wie würdet Ihr euch in der Kölner Szene verorten? Geht es euch um den anderen Akzent? Struck: Szene – das ist immer Nische, da will ich gar nicht sein. In den so genannten Szenen vermisse ich, dass man kein Interesse an anderen Künstlern spürt. Uns geht es um Bündelung. Die Künstler, die bei uns arbeiten, machen jeweils ihren eigenen Kram. Eine Videokünstlerin macht eine Filmdokumentation ohne Instruktionen von uns, die zum Abschluss gezeigt wird. Im November kommt eine Rockband zu uns, die ihr eigenes Konzert geben wird. Dederichs: See! bedeutet zwar einerseits das Englische to see, aber auch den deutschen »See«, weil hier viele Einzelströmungen zusammenfließen sollen. Unser Konzept ist, dass wir dies koordinieren und uns Leute suchen, die zu uns passen. Zu euren Aktionen ladet ihr nicht speziell ein. Warum nicht? Dederichs: Wir weisen mit Aufklebern an Laternen und Stromkästen auf unsere Webseite www.seeindeinerstadt.de hin. Dort sind auch die v orangegangenen Aktionen dokumentiert. Struck: Solche Aufkleber sind ja Teil einer Subkultur und werben normaler- SEE! Presse / StadtRevue Archiv, September 2005 3/3 weise für Klamotten oder einen Club, etwas wo man konsumiert, bezahlt, während wir in die Stadt gehen, um gerade dem Alltag, dem Geschäftemachen etwas entgegenzusetzen. Wir nutzen also diese Art der Werbung, wollen damit aber auf eine andere populäre Szene hinweisen: die Tanzszene. Um ein tanzfremdes Publikum zu erreichen? Dederichs: Ja, und wir bekommen positive Reaktionen, weil die Leute sehen, wie nah Tanz an ihnen dran sein kann. Für Theatergänger ist das natürlich nicht Tanz. Das irritiert, macht vielleicht sauer, weil sie das Virtuose im Tanz sehen wollen. Struck: Aber wer darauf pocht, dem würde ich sagen: Theater versaut!