So fröhlich und farbenfroh wie in Rio
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So fröhlich und farbenfroh wie in Rio
Reisen Montag, 8. Februar 2016 Seite 21 So fröhlich und farbenfroh wie in Rio Von Marc Vorsatz Auf den Kapverdischen Inseln wird der bunteste Karneval Afrikas gefeiert. Vorbild ist dabei der große Bruder Brasilien. Fünf Tage werden die Sorgen des Landes einfach weggetanzt. „Heute ist der Tag der Tage“, lacht Cecilia de la Cruz. „Heute zelebrieren wir das Leben, die Liebe, Tanz und Musik.“ Strahlt bis über beide Ohren und bewegt sich wieder geschmeidig im Rhythmus von brasilianischem Samba mit kapverdischem Einf luss. Der wummert aus haushohen Lautsprechertürmen von einem klapprigen Truck herunter. Die afrikanische Schönheit mit europäischem Einschlag ist sich ihrer Wirkung auf Zuschauer und Jury durchaus bewusst. Cecilia zeigt Haut, viel Haut. Sie will am Dienstag als Königin gekrönt werden beim größten und farbenfrohesten Karneval von Afrika. Doch die Konkurrenz ist hart. Es ist Karnevalssamstag und vom frühen Vormittag bis zum späten Nachmittag ziehen bunt kostümierte Sambaschulen durch die Straßen von Mindelo, der inoffiziellen Kulturhauptstadt der Kapverdischen Inseln. Am Freitag haben bereits die Kinder den bunten Reigen eröffnet. Es ist ein einziger Rausch an Farbe und Musik. „Fast wie in Rio“, erklärt Roberto einem brasilianischen Reporterteam stolz. „Naja, vielleicht doch zwei Nummern kleiner,“ ergänzt der Musiker, als er die verwunderten Gesichter der Südamerikaner sieht. Aber es ginge deutlich afrikanischer und europäischer zu als am Zuckerhut. Neben Tänzerinnen in knappstem Federboa-Outfit oder jungen Damen in sündigem Krankenschwesterkittel, fallen andere Karnevalszüge auf. Mit einem Truck scheint eine komplette Tempelruine aus dem pharaonischen Ägypten durch die Straßen zu schweben. Auf den Säulen winden sich Tänzerinnen, bewacht von athletischen MINDELO. Die Sambaschritte erinnern an den Karneval am Zuckerhut, doch die Kostüme und Bilder zeugen auch von den afrikanischen und europäischen Einflüssen auf die Kapverden. FOTOS (3): MARC VORSATZ Moby Dick machte die Inseln berühmt Herman Melville verschaffte Mindelo einen festen Platz in der Weltliteratur. Der amerikanische Schriftsteller ließ den hasserfüllten Kapitän auf seiner Jagd nach dem weißen Pottwal Moby Dick in Porto Grande, dem großen Hafen von Mindelo, landen. Das war im Jahre 1851. Ab dieser Zeit spielte Mindelo eine wichtige Rolle als Kohlebunkerstation für die aufkommende Dampfschifffahrt über dem Atlantik. Seefahrer aus aller Welt vergnügten sich fortan in zahllosen Spelunken und Bordellen im Hafenviertel. 1958, also gut 100 Jahre später, machten die letzten drei Kohlegesellschaften dicht. Die alten Ozeandampfer waren allesamt auf Ölantrieb umgerüstet worden. Das Leben wurde ruhig in der 50 000-Einwohner-Stadt. Einige Kneipen überlebten die Zeit. Allen voran das Café Royal. Dort haben sich an diesem Karnevalssamstag Einheimische wie Segler aus der ganzen Welt einen Logenplatz auf den Umzug Tipps für den Trip auf die Kapverdischen Inseln Allgemeine Auskünfte erteilt die Botschaft der Republik Kap Verde, Stavanger Str. 16, 10439 Berlin, Telefon: 030 20450955, embassy-capeverde.de Tolle Idee: Wer Karneval mit Segeln verbinden will, ist bei Skipper Ulli Baussmann genau richtig. Der Hesse legt alljährlich die Sonderreise CarnivalCruise Kapverden auf. Vom Katamaran in der Marina kann man sich gleich ins farbenfrohe Gewimmel stürzen. Buchbar bei Pagomo, Finkenstraße 4 in 65388 Schlangenbad, Telefon: 06124 6090548 oder pagomo.de. Nächster Törn: 25. – 4. März 2017, rechtzeitig buchen empfiehlt sich. Anreise: Ab Frankfurt oder Stuttgart mit TUIfly, tuifly.com, wahlweise nach Sal oder Boa Vista. Weiterflug nach São Vicente mit Cabo Verde Airlines, flytacv.com. Alternativ mit TAP Portugal via Lissabon direkt nach TZ PZ PAZ HZ MZ SZS AZ AZD DZ MST MSM NBN NBF NBS São Vicente, flytap.com. Essen und Trinken: Das Nationalgericht der Kapverdischen Inseln ist Cachupa, ein deftiger Bohneneintopf mit gestampftem Mais, Zwiebeln, Bananen, Maniok, Süßkartoffeln, Kürbis, Yams, Tomaten und Kohl. Es gibt ihn wahlweise auch als Cachupa Rica mit Fleisch. Empfehlenswert sind die Restaurants, die auch von den Einheimischen frequentiert werden. gesichert. Ulli Baussmann ist einer von ihnen. Der Skipper aus dem hessischen Schlangenbad legt alljährlich eine Karneval-Cruise auf. „Was kann es Schöneres für einen Skipper geben? Eines der anspruchsvollsten Segelreviere im Atlantik und der lebenslustigste Karneval östlich von Rio.“ Das Konzept kommt an bei seinen Mitseglern. Eine willkommene Abwechslung zu den doch ansonsten recht verschlafenen Anlandungen auf den kargen Inseln des Archipels, die ihre Einwohner nicht ernähren können. Die Kapverdischen Inseln sind ein armes Land, sieben Hungersnöte haben die Insulaner allein im vergangenen Jahrhundert überlebt. Viele sind nach Amerika und Europa emigriert und haben „West of Africa“ für immer den Rücken gekehrt. So bezeichnen die Einheimischen ihr Land. Man fühlt sich kulturell als auch ethnisch ohnehin viel Reisemarkt Erzgebirge 2ÆjaÌMjW] ®ÃjÆßjÃÏj 8#Æ^ wÃjØaW^ y MÆ åØ .ÏÃ?a^ ØÃ?ØM?MjW³aj^ çÑoÑÊo ѦÊÑ Harz 4QPSU 8FMMOFTTIPUFM )BS[FS -BOE (NC) $P ,( 5FJDITUS 5IBMF Jahr für Jahr tanzen die Inselschönheiten um die Karnevals-Krone. haben nicht wirklich die Chance auf eine Krone. Da hätte wohl der grimmige Käpt’n Ahap mit seinem Holzbein bessere Karten, würde er plötzlich über den Parcours humpeln. Einen historischen Bezug gäbe es, auch wenn die meisten Insulaner davon noch nie etwas gehört haben. Haremswächtern in Paschahosen. Gefolgt von Kindern in märchenhaften Kleidern aus dem Reich der Schwarzen Pharaonen des antiken Nubiens. Dann Furcht einf lößende, mit gelbem Schlamm beschmierte Krieger. Und in ihrem Schlepptau? Der überdimensionale PappmascheeKopf von Albert Einstein. Ja, manche Züge scheinen wohl einen bildungspolitischen Anspruch repräsentieren zu wollen. Aber die sind in der Ausnahme und mehr Portugal und Brasilien verbunden als Mutter Afrika. Hin und wieder verschlägt es noch heute Europäer auf den windigen Archipel. Den international preisgekrönten Fotografen Joe Würfel zum Beispiel. Wie kaum ein anderer hat der Stuttgarter der Schönheit der kapverdischen Menschen und der rauen Natur Ewigkeit verliehen. Direkt an der Marina betreibt er eine Galerie. Auf den Kapverden findet er Ruhe, Inspiration und vor allem auch ausdrucksstarke Menschen im Überf luss. Oft kommen sie aus den Vororten von Mindelo, den Slums, wo Perspektivlosigkeit und Resignation regieren. Wer irgendwie kann, haut dort ab. Oder macht zumindest eine gute Partie und zieht in ein repräsentatives Stadthaus, so wie es die schöne Cecilia de la Cruz getan hat. Allen anderen bleibt zumindest eine kleine Auszeit. Für fünf Tage sind dann alle Sorgen vergessen beim farbenfrohesten Karneval von ganz Afrika. Und wenn am Aschermittwoch alles vorbei ist, beginnt der genügsame Alltag wieder auf den Kapverden. Wie beim großen Bruder Brasilien. Doch eines weiß man diesseits und jenseits des Atlantiks ganz genau: Nach dem Karneval ist vor dem Karneval. !! #+ (#.40) 3073# , ' 3# 3#+, "#0! 4+ +6* ++ #0+00 # , %+0!* +"! 3# +6,,+ & 4 #",, "0 +$"%! 3# & #0,'### 3",, '+$ +,$# 4!0 5$" &2*81*2*81*&- 81*8* 8*8*&- 3# 18*&8*21*&2*&- »8Ïjà ?Øw 2Æja»^ Ñ^ | ajÃ Ê 5Ì+^ jaj Mja Ñ ?~ jÛ^ ¦à #ÆÏÆjjÏjÃj س .?Ø?MjØÏåØ~^ ®³+³ Ñ !CWÏj ¦|y^çç ^ | !CWÏj ¦Ëy^çç ^ Ê !CWÏj Ö|y^çç ³ ajà MÆ ^ ?Ãj wÃj³ .jjÏj?ÏW?Æ^ jÃ~ÆÏó Ê^ ¦Ê|Ö ?Æ^ ³ ?Þa jÃ^ ßßß³ÆjjÏjM?ÏW³?ÆjÃM?jajóaj 0j³] çÑoÑÊo yÑç 2Ã?ØM ? ajà +ÆWj #ÆÏÆjj Þ³ 禳Öy³çѳ y 0?~j |à 5Ì+ ¦Ö|^ ®³+³^ +jÆ^ j~jjà .Ïj~ ¶ Ïj^ ßßß³Þ?+?óW^ 0j³ çÑÊÑÌ ÖÖçËç^ . F + .jÃÞWj F +ÃaØÏj M^ 7Þjj .Wß?Ãå^ -W?Ãa 8?~jÃ.Ïó Ê^ ¦ÊÑç +?Æjß? ) " 4 & **$ " * ) ""%" *# # #!# #* ( $# $ '''" ) Ostsee 0Ã?ÆÆjjajÌ2Æja .ÏÃ?aÏj .?aaÃ^ ?M y³Ö³ MÆ Ö|³Ñ³¦Ë .Ø®jà Ʈ?Ã?~jMÏ] Ñ5Ì+ Ö| ^ y5Ì+ |¦y ^ #ÆÏjÃ] |5Ì+ |ÊÖ wÛÃ Ö +jÃƳ =^ Ö ³ å³ .ÏÃ?a³^ .Ï?ÃW F .Ï?ÃW M-^ .ÏÃ?aÆÏó ¦ç^ ¦Ê|| 0Ã?ÆÆjjaj^ 0j³] çÑoÑ Ê¦yÑç ßßß³ÆÏÃ?aÏjÆ?aaóaj Ïj jMÏåJJJ ? ajà #ÆÏÆjj åß³ j~ja? 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