Übrigens... 12 2005
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Übrigens... 12 2005
Übrigens... Redaktionsschluß: 31.12.2005 Sehr geehrte Fondsfreunde... Aktueller Börsenüberblick Im Dezember setzten sich an den Aktienmärkten die Aufwärtstrends fort: „Jahresendrallye“. Die meisten Aktienindizes, darunter der DAX, erreichten das Niveau vom Frühjahr 2002. Die Leitbörsen in New York hatten ja bereits im November neue Jahreshochs erreicht, zeigten sich im Dezember aber vergleichsweise wenig dynamisch: Der Dow Jones pendelte um die Marke von 10.900. Der Ölwert ConocoPhillips reagierte mit Kursverlusten auf die Übernahme des Gasproduzenten Burlington Resources. Die Aktien des Medienkonzerns Viacom reagierten dagegen mit Kursgewinnen auf die Übernahme des Filmproduzenten DreamWorks für 1,6 Mrd. Dollar. Der S&P-500 befindet sich in einen leichten Aufwärtstrend. Auch die Nasdaq-Börse, wo vor allem Technologie-Unternehmen ihre Aktien handeln lassen, erreichte Anfang Dezember neue Hochs und bestätigte damit ihren Aufwärtstrend. Angeführt von Finanzwerten erreichte die japanische Börse in Tokio sogar neue Fünf-Jahres-Hochs. Die letzte Unternehmensumfrage „Tankan Report“ hatte unerwartet gute Stimmung in Japans Wirtschaft offenbart. Der Nikkei-225 setzte seine Rallye bis rund 16.000 fort, der Topix bis über 1.600. Auch die europäischen Aktienmärkte erreichten neue Mehrjahreshochs, gebremst von zwischenzeitlichen Gewinnmitnahmen. Dazu trug der Devisenmarkt bei, wo der US-Dollar erstmals in diesem Jahr stärker gegen Euro nachgab. Zeitweilig mussten wieder mehr als 1,20 Dollar für einen Euro gezahlt werden. Wir halten es für gut möglich, dass dies das Ende der rund einjährigen (Zwischen-) Erholung des US-Dollars ist. Denn die volkswirtschaftlichen Daten sprechen nach wie vor gegen den Dollar: Die USA kaufen viel mehr Güter im Rest der Welt ein, als sie selbst an den Rest der Welt verkaufen. Dieses Handelsbilanzdefizit bzw. (bei Einbeziehungen weiterer grenzüberschreitender Leistungen) Leistungsbilanzdefizit der USA beläuft sich auf unvorstellbare zwei Milliarden Dollar pro Tag! Dieses Dollarangebot muss auf den Devisenmärkten täglich von Dollar-Investoren nachgefragt werden, damit der Dollar nicht fällt. Dabei spielt natürlich die Höhe der Zinsen eine entscheidende Rolle: Wenn die Verzinsung für US-Dollar höher ist als für die eigene Währung, ist die Anlage in Fremdwährung attraktiver. Durch die US-Leitzinserhöhungen 2005 war der Zinsvorteil des US-Dollars größer geworden. Jetzt kann man für das erste Halbjahr 2006 mit einem Ende der Leitzinserhöhungen in den USA rechnen. Jede Euro-Leitzinserhöhung würde dann den Zinsvorteil des US-Dollars verkleinern – und wahrscheinlich den Euro gegen Dollar stärken. Vor diesem Hintergrund sollte man bei Dollar-Investments wieder verstärkt das Risiko von Währungsverlusten einkalkulieren. Übrigens... Zwar werden auch Edelmetalle international in US-Dollar gehandelt, so dass entsprechende Anlagen Währungsrisiken bergen. Allerdings stehen die Chancen nicht schlecht, dass etwaige Dollar-Rückgänge vom weiteren Preisanstieg der Edelmetalle übertroffen werden. Im Dezember ging es hier turbulent zu: Nachdem die Edelmetallpreise Anfang Dezember zunächst einen Sprung auf neue Rekordhöhen gemacht hatten (Gold über 525 Dollar pro Unze, Platin erstmals über 1.000 Dollar und Silber über 9 Dollar), kam es Mitte Dezember zu einer ausgeprägten „technischen Reaktion“, also einer Gegenbewegung, in der die allzu kurzfristig auf den Trend aufgesprungene Spekulanten „abgeschüttelt“ wurden. Der mittelfristige Aufwärtstrend ist intakt. Um die Aussichten für die Kapitalmärkte (siehe Stichwort unten) 2006 zu bewerten, muss man zunächst einen kleinen Rückblick wagen: 2005 war ein gutes Jahr für Aktieninvestments. Anders als 2004, als eine große Konsolidierung während der Sommermonate das Bild zeitweise trübte, war 2005 von fast durchgehend intakten Aufwärtstrends gekennzeichnet. Die Weltkonjunktur erwies sich als robust – zwischen einem boomenden China (viertgrößte Volkswirtschaft der Welt) einerseits und einem lahmenden Deutschland (drittgrößte Volkswirtschaft) andererseits. Japan (zweitgrößte Volkswirtschaft) hat den langen Niedergang überwunden und befindet sich auf dem Weg der Besserung. Vor allem aber die USA (weltgrößte Volkswirtschaft) haben sich trotz wachsender Schuldenberge und Störungen durch Naturkatastrophen als stabil erwiesen. Die Börsen – sowohl die Aktien- als auch die Rentenmärkte - haben mittlerweile 13 Leitzinsanhebungen der US-Notenbank gut verkraftet. Für die Aktienmärkte waren die steigenden Unternehmensgewinne die beste Triebfeder – denn trotz der Kursgewinne sind Aktien noch nicht teuer. Gemessen an den niedrigen Zinsen und den Unternehmensgewinnen, die neue Rekordhöhen erreichten (höher als 1999 und 2000!) sind die Aktienmärkte noch immer attraktiv. Fazit: Deshalb muss man auch jetzt, nach drei guten Aktien-Jahren, weiter dazu raten, mehr auf Aktienfonds als auf Renten- oder Immobilienfonds zu setzen. Zumindest bei mehrjährigen Anlagehorizonten. Und die Auswahl der Fonds wird noch wichtiger. Ausblick 2006 Nach den hohen Kursgewinnen im November und Dezember dürfte der Kursaufschwung wieder von Gewinnmitnahmen unterbrochen werden, möglicherweise (entgegen der Statistik) schon im Januar, sonst aber spätestens wohl im Februar. Auch für das Gesamtjahr 2006 ist nicht zu erwarten, dass sich die Aufwärtsbewegung so stürmisch fortsetzen kann. Die Anfälligkeit der Börsen für negative Überraschungen – und damit Kursrückschläge - wird um so größer, je weniger damit gerechnet wird. Angesichts der robusten Entwicklung der Weltkonjunktur und den anhaltenden Gewinnsteigerungen bei Unternehmen sind die Aussichten für Aktieninvestments aber insgesamt weiterhin gut, insbesondere in Europa und Asien, solange der Aufwärtstrend bei den Unternehmensgewinnen Bestand hat. Dagegen bleibt das Chance / Risiko-Verhältnis bei Renteninvestments eher ungünstig. Die Entwicklungen an den Kapitalmärkten müssen also aufmerksam beobachtet werden. Fazit: Der Jahreswechsel erzwingt keine Neudisposition: Gewinne zunächst laufen lassen, Positionen halten, insbesondere gute Europa- und Asien-Fonds, aber auch Depotbeimischungen wie Goldminenfonds. Stichwort: Kapital und Kapitalmarkt Ein „kapitaler Hirsch“ hat nichts mit Geld zu tun, sondern beeindruckt durch seine Größe. Allerdings hat diese Bedeutung die gleichen Wurzeln wie die des Begriffs „Kapital“ für Geld oder Vermögen. Der Wortstamm geht auf das lateinische „caput“ für „Kopf“, „Haupt“ bzw. „Hauptsache“ zurück. Als Bezeichnung für die Kopfzahl einer Viehherde wurde daraus das italienische „capitale“ für „Hauptsumme“ und im übertragenen Sinn für „Reichtum“. Im 16. und 17. Jahrhundert wurden das Substantiv „Kapital“ in dieser Bedeutung und das Adjektiv „kapital“ für „hauptsächlich“ bzw. „besonders“ als Fremdworte ins Deutsche übernommen. „Kapital“ meint heute in der weiter gefassten Bedeutung Geld oder Vermögen und im engeren Sinne Geld für Investitionszwecke („Geldkapital“). Volkswirtschaftlich ist Kapital neben Arbeit und Boden einer der drei Produktionsfaktoren, wobei dann der Wert des Vermögens gemeint ist, mit dem produktiv gearbeitet wird (Produktivvermögen, Mittelver- Übrigens... wendung, „Aktiva“). Buchhalterisch bezeichnet Kapital dagegen die Mittelherkunft, also die Finanzierung des Vermögens, die nach Kapitalquellen in Eigen- und Fremdkapital (auf der Passivseite einer Bilanz) aufgeteilt wird. Von einer Kapitalanlage kann man immer sprechen, wenn Geld zum Zweck der Werterhaltung bzw. Wertsteigerung verwendet wird. Dazu werden Vermögensgegenstände oder Rechte, oft verbrieft in Wertpapieren, erworben, die geeignet erscheinen, ihren Wert zu erhalten oder zu steigern. Der Anleger wird dazu Gläubiger mit Forderungsrechten oder (Mit-) Eigentümer an Vermögensgegenständen. Der Markt für solche Forderungsrechte und Vermögensgegenstände wird als Kapitalmarkt bezeichnet. Hier kommen Angebot und Nachfrage nach langfristigen Krediten und Beteiligungskapital zusammen. Dabei wird Fremdkapital u.a. in Form von Anleihen und Eigenkapital in Form von Aktien gehandelt. Auf dem sogenannten Primärmarkt werden diese Wertpapiere begeben und platziert, auf dem sogenannten Sekundärmarkt, den vor allem die Wertpapierbörsen bilden, werden sie anschließend unter Kapitalanlegern umgeschlagen. Anbieter von Kapital sind Sparer und Kapitalsammelstellen (z.B. Versicherungsunternehmen), Nachfrager nach Kapital sind vor allem die öffentliche Hand und Unternehmen, die so ihre Investitionen finanzieren können. Weil die Überlassung von Kapital grundsätzlich immer mit der Übernahme von Risiken verbunden ist, dient der Kapitalmarkt auch der Übertragung von Risiken. Funktionierende Kapitalmärkte optimieren die Verteilung (Allokation) von Kapital und Risiko durch Marktkräfte. Immobilienfonds: Keine generell Krise Die skandalöse Schließung des offenen Immobilienfonds „grundbesitz-invest“ der DB-Real Estate (Deutsche Bank) Mitte Dezember wirft die Frage auf, wie Anleger nun generell mit offenen Immobilienfonds umgehen sollten. Zunächst einmal muss zur Kenntnis genommen werden, dass jeder Investmentfonds in der Theorie in bestimmten Ausnahmesituationen seine Anteilrücknahme vorübergehend aussetzen kann. Allerdings ist davon bisher in der Vergangenheit nur höchst selten und auch nur in Einzelfällen Gebrauch gemacht worden. So z.B. nach dem 11. September 2001, als nach den Anschlägen in New York die Kurse an mehreren Börsen ausgesetzt wurden. Infolge dessen ließen sich auch für viele Fonds keine Anteilspreise mehr bestimmen. Immobilienfonds dürfen per Gesetz sogar bis zu zwei Jahre ihre Mittel einfrieren, falls sie ohne Schließung unter Verkaufsdruck ihre Immobilien unterhalb der eigentlichen Verkehrswerte verschleudern müssten. Mit dieser Möglichkeit wird der eingeschränkten Liquidation von Immobilien Rechnung getragen. Schließlich können die einzelnen Objekte nicht einfach wie Wertpapiere auf Knopfdruck über die Börse abgestoßen werden. In bisweilen zeitaufwändigen Verfahren müssen Käufer gesucht, Preise ausgehandelt und Verträge geschlossen werden. Somit dient die vorübergehende Möglichkeit der Schließung eigentlich dem Schutz der Anteilsinhaber. Bis zum „grundbesitz-invest“ hat noch keine Immobiliengesellschaft davon Gebrauch gemacht. Aber, wie heißt es so schön: „Never say never again!“ Müssen wir uns nun aus Angst vor weiteren Fondsschließungen von allen offenen Immobilienfonds trennen? Wir meinen „Nein“! Auch dann nicht, wenn es dieser Tage von vielen Seiten Verkaufsempfehlungen für offene Immobilienfonds hagelt. Wir sind davon überzeugt, dass es sich bei der Schließung des „grundbesitz-invest“ bis auf weiteres um einen Einzelfall handelt. Und auch bei diesem Fonds ist die Notwendkeit der Schließung noch zu hinterfragen. Denn weitere Immobilienveräußerungen und Kreditaufnahmen wären möglich gewesen. Es gibt keinen Grund zur Sippenhaft! Es gilt bei den Immobilienfonds zu differenzieren, zwischen Produkten und Anbietern. Einer Verkaufsempfehlung schließen wir uns nur für ältere offene Immobilienfonds mit Anlageschwerpunkt Deutschland an (mehr als 50%). Immobilienfonds, die breit gestreut in Europa, oder sogar weltweit investiert sind, bleiben aber haltenswert, ein großer Teil von ihnen sogar kaufenswert. Nicht zuletzt angesichts der Tatsache, dass Immobilienfonds als Wertpapierklasse auch in Zukunft unter dem Gesichtspunkt der Risikostreuung eine wichtige Depotbeimischung darstellen. Zudem bleiben die häufig sogar steuerlich optimierten Renditen gut gemanagter offener Immobilienfonds von mehr als 3,5% auch weiterhin attraktiv. Fazit: Der Fall „grundbesitz-invest“ ist sehr bedauerlich, hat er doch einen großen Vertrauenschaden angerichtet.Er bietet Anlass, allgemein über offene Immobilienfonds nachzudenken. Gründe für eine Massenhysterie sehen wir allerdings nicht. Die Mittelzu- und abflüsse der meisten uns bekannten Fonds stützen die Annahme, dass der überwiegende Teil der Anleger besonnen mit der Krise umgeht. Übrigens... 10- Jahres-Renditen Die jüngsten Auswertungen der zehnjährigen Renditen verschiedener Fondsarten durch den Bundesverband Investment und Asset Management (BVI) eignen sich einmal mehr als Plädoyer für den langfristigen Vermögensaufbau über Investmentfonds. Zudem untermauern sie, wie wichtig die Konstruktion ausgewogener Investmentdepots unter dem Gesichtspunkt der Risikostreuung ist. Die durchschnittliche jährliche Rendite international investierender Aktienfonds lag im Betrachtungszeitraum bei 8%, europäischer Aktienfonds bei 8,2%. Internationale Rentenfonds verzeichneten einen Wertzuwachs von 6,4% p.a., Euro-Rentenfonds von 5,6% p.a. Offene Immobilienfonds wiesen eine durchschnittliche Performance von 4,2% p.a. auf, Geldmarktfonds von 2,8% p.a. Im Verhältnis dazu schwankte das Risiko, gemessen an der so genannten „Volatilität“ für die internationalen und europäischen Aktienfonds um 18%, für die genannten Rentenfondskategorien zwischen 3,3% und 5,1%. Offene Immobilienfonds wiesen lediglich eine Volatilität von 0,9% auf, Geldmarktfonds sogar nur von 0,3%. Bemerkenswert ist die Tatsache, dass die zehjährigen Renditen der breit streuenden Aktienfonds trotz der Jahrhundert-Baisse immer noch bei attraktiven rund 8% liegen. Umso mehr, als bei der Betrachtung der Ergebnisse der rollierenden Zehnjahres-Zeiträume im Jahre 2003 viele Skeptiker, nicht zuletzt auch Teile der Versicherungsindustrie die damals schlechteren Ergebnisse zum Anlass nahmen, die langfristige Renditestärke der Aktienfonds generell in Frage zu stellen. Das Ergebnis unterstützt zudem die These, nach der an den Aktienmärkten im langjährigen Schnitt eine rund zwei bis drei prozentige Risikoprämie gegenüber den Rentenpapieren erzielt werden kann. Unter Nutzung des Cost-Average-Effekts hätten die Durchschnittsrenditen der Aktienfonds mittels Sparplänen über den Betrachtungszeitraum hinweg noch gesteigert werden können.Langfristige Anlagehorizonte bleiben in diesem Zusammenhang unverzichtbar, sollen kurzfristige Verluste vermieden werden. Die beschriebenen Verhältnismäßigkeiten zwischen den erzielten Erträgen und den dafür eingegangenen Risiken belegen überdies, wie wichtig die Mischung einzelner Wertpapierklassen und Fonds hinsichtlich der risikoadjustierten Renditeoptimierung der Fondsportfolios ist. Je breiter das Depot gestreut ist, umso resistenter bleibt es gegen kurzfristige Störfaktoren und Verluste einzelner Wertpapierklassen. Fazit: Im jüngsten Zehnjahreszeitraum haben sich die unterschiedlichen Fondsarten einmal mehr in ihren Chance-/Risikoverhältnissen in etwa so verhalten und entwickelt, wie es ihnen von Experten gemeinhin unterstellt wird. Auf Basis der im Einzelfall ermittelten Risikoprofile und Anlagehorizonte verschiedener Anleger lassen sich angemessene individuelle Depots konstruieren. Mit freundlichen Grüßen Weitere Informationen erhalten Sie bei: Finanzpartner.DE Michael Freund Gneisenaustraße 10 53721 Siegburg Michael Freund Björn Drescher Telefon: 02241-975810 Fax: 02241-975811 [email protected] www.Finanzpartner.DE Die Übrigens... erscheint bei Drescher & Cie Gesellschaft für Wirtschafts- und Finanzinformationen mbH, Postfach 2165, 53744 Sankt Augustin. Trotz sorgfältiger Auswahl und Zusammenstellung kann für die Richtigkeit des Inhalts nicht gehaftet werden. Die gemachten Angaben können ein Beratungsgespräch nicht ersetzen und sind kein Angebot zum Kauf von Wertpapieren. Allein verbindliche Grundlage ist der jeweils gültige Verkaufsprospekt! Kein Teil der Übrigens... darf (auch auszugsweise) ohne unsere ausdrückliche vorherige schriftliche Zustimmung reproduziert oder nachgedruckt werden. Jede im Bereich eines gewerblichen Unternehmens hergestellte oder genutzte Kopie verpflichtet zur Gebührenzahlung an den Verleger. (c) 2005 Drescher & Cie GmbH Übrigens...