Rätsel: Gedächtnis - Freiherr-vom-Stein

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Rätsel: Gedächtnis - Freiherr-vom-Stein
Rätsel:
Gedächtnis
Abbildung (http://www.akh-wien.ac.at/ophthalmology/neuroophthalmology/gehirn.jpg)
Schule
Fach
Titel
Name
Datum
Ort
Fachlehrer
:
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Freiherr-vom-Stein-Schule
Biologie (LK)
Rätsel: Gedächtnis
Constantin Quambusch
05.05.2004
Hessisch Lichtenau
Herr Siebert-Gitterman
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
…………………………………………………………………………...
Seite 01
I. Die Grundlage des Gedächtnisses: Das Gehirn
a) Anatomie und Funktionsweise ………………………………………………….
Seite 02
b) Abschnitte des menschlichen Gehirns …………………………………………Seite 03
c) Split-Brain
………………………………………………………………….. Seite 05
II. Die verschiedenen Arten des Gedächtnisses
a) Ultrakurzzeitgedächtnis (sensorisches Gedächtnis)
b) Kurzzeitgedächtnis
……………………….. Seite 07
…………………………………………………………..
Seite 07
c) Langzeitgedächtnis
…………………………………………………………..
Seite 08
III. Gedächtnistraining …………………………………………………………………..
Seite 09
IV. Das Netzwerk Lernen
a) Lerntyptest
………………………………………………………………...... Seite 12
V. Entfallen und Vergessen
…………………………………………………………..
Seite 19
VI. Gedächtniserkrankungen
a) Korsakoff-Syndrom
…………………………………………………………..
Seite 21
b) Amnesien
………………………………………………………………….. Seite 21
c) Demenzen
………………………………………………………………….. Seite 21
VII. Forschung – Blick in die Zukunft ………………………………………………….
Seite 22
Nachwort
…………………………………………………………………………... Seite
23
Anhang:
Literaturverzeichnis, Fachbegriffeverzeichnis, Personenregister, Erklärung
Materialsammlung, Protokoll
Literaturverzeichnis
Bücher
1) Duden: Biologie – Basiswissen Schule
Dudenverlag, 2001
2) Frederic Vester: Denken, Lernen, Vergessen
Deutscher Taschenbuch Verlag, 2002
3) Karl R. Gegenfurtner: Gehirn & Wahrnehmung
Fischer Taschenbuch Verlag, 2003
4) Thomas Möbius: Die Facharbeit 11.-13. Jahrgangsstufe
Bange Verlag, 2001
Zeitschriften
5) Funk Uhr: Faszination Wissen
Heftnummer, 50/2003
6) Für Sie: „Unser Gehirn will Spaß!“
Heftnummer, 10/2004
7) P.M. Perspektive: Das Wunder Mensch
Perspektive, 03/2003
8) Spektrum der Wissenschaft: Gedächtnis
Spezial, 2003
9) Spektrum der Wissenschaft: Rätsel Gehirn
Digest, März 2002
Multimedial
10) Der Brockhaus Multimedial 2003 Premium
11) Microsoft Encarta Enzyklopädie 2004
Fachbegriffeverzeichnis
1
AIDS (englisch: acquired immune deficiency syndrome)
Erstmals 1981 in den USA beschriebene sich weltweit ausbreitende Virusinfektionskrankheit,
die zu einer schweren Störung oder zum Zusammenbruch der körpereigenen Abwehrkräfte
(zelluläre Immunschwäche) führt. Da das Abwehrsystem ausgeschaltet ist, führen selbst
harmlose Infektionen, deren Erreger überall verbreitet sind, zu schweren oft tödlichen
Erkrankungen.
Alzheimer-Krankheit
Nach dem Neurologen A. Alzheimer, 1864 – 1915. Seltene, meist zwischen dem 50. und 60.
Lebensjahr auftretende Erkrankung der Großhirnrinde mit charakteristischen Veränderungen.
Erstes Anzeichen ist hochgradige Vergesslichkeit. Als Ursache kommen v.a. genetische und
andere Faktoren, z.B. Stoffwechselstörungen, in Betracht.
Amnesien
Völliger oder teilweiser Verlust des Gedächtnisses, der häufig durch Unfälle oder seelische
Schockerlebnisse hervorgerufen wird. Ein bekanntes Phänomen ist auch der so genannte
Filmriss nach exzessivem Alkoholgenuss.
Chromosomen
1
Der Brockhaus Multimedial 2003 Premium + Microsoft Encarta Enzyklopädie 2004 – Stichwort: „…“
Mikroskopisch kleine Strukturen des Zellkerns, die aus Desoxyribonucleinsäure (DNA) und
Proteinen bestehen und die Erbsubstanz der höheren Organismen oder Eukaryonten (Pilze,
Pflanzen und Tiere) repräsentieren.
Corpus callosum
Verbindungsstelle zwischen den beiden Großhirnhemisphären. Der Balken entwickelte sich erst
bei den Säugern und verbindet stammesgeschichtlich neuere Hirnteile (Neopallium)
miteinander.
Cortex (lateinisch: Rinde)
Ummantelung eines Organs mit einem festen Gewebe. Hirnrinde der Wirbeltiere. Man
unterscheidet Großhirn- und Kleinhirnrinde. Durch die Lokalisation von motorischen
Eigenschaften, wie zielgerichteten Bewegungen, und abstrakten Fähigkeiten, beispielsweise das
Sprachvermögen, kommt der Großhirnrinde besondere Bedeutung zu.
Demenz (abgeleitet von lateinisch mens: Geist, Verstand)
Eine durch äußere Einflüsse hervorgerufene Form organischer Hirnschädigungen, die den
teilweisen oder fast vollständigen Verlust einst besessener intellektueller Fähigkeiten
beinhaltet.
Down-Syndrom
Früher auch Mongolismus genannt (diese Bezeichnung gilt heute als diskriminierend und
unzutreffend). Angeborene Fehlbildung, die von mäßiger bis schwerer geistiger Behinderung
begleitet ist. Ursache ist eine Chromosomenanomalie.
Elektroenzephalographie
Verfahren zur Messung und Aufzeichnung der elektrischen Aktivität des Gehirns mittels
Elektroden, die an der Schädeldecke angelegt werden. Das so gewonnene Kurvenbild
bezeichnet man als Elektroenzephalogramm oder kurz EEG.
Eidetik (griechisch eidos: Bild, Wesen)
Lehre von der bei manchen Menschen (Eidetiker) ausgeprägten Fähigkeit, Gedächtnisbilder bei
Fehlen des Reizgegenstandes als physisch wahrzunehmen und zu beschreiben („fotografisches
Gedächtnis“).
Glukose (griechisch: Glukose, Traubenzucker, Dextrose)
Der biologisch bedeutsamste und in der Natur meistverbreiteter Zucker. Glucose kommt in
vielen Pflanzensäften und Früchten sowie im Honig vor. Die Bestimmung im Blut erfolgt
überwiegend enzymatisch. Glucose ist ein wichtiges Zwischenprodukt im Stoffwechsel der
Kohlenhydrate. In den Pflanzen entsteht Glucose durch Photosynthese. Sie findet als
Bestandteil von Lebensmitteln, Infusionslösungen und Tabletten sowie zur Herstellung von
Sorbit, Ascorbinsäure, Gluconsäure u.a. Verwendung.
Histochemie (griechisch)
Lehre vom chemischen Aufbau der Gewebe und Zellen von Organismen. Teilgebiet der
Histologie.
Multiple Sklerose (lateinisch-griechisch)
Entzündliche Erkrankung des Zentralnervensystems. Bevorzugt zwischen dem 20. und 40.
Lebensjahr in unterschiedlichen Schweregraden auftretend, meist in Schüben, oft von langen
beschwerdefreien Intervallen unterbrochen mit langsam fortschreitendem Verlauf. Frauen
erkranken etwa doppelt so häufig wie Männer. Die mittlere Krankheitsdauer beträgt inzwischen
mehr als 25 Jahre.
Neurotransmitter
Überträgermoleküle, die bei der Erregungsfortleitung im Nervensystem Information von einer
Zelle an eine andere weitergeben.
Personenregister
2
Alfred Binet (1857-1911)
Französischer Psychologe, bekannt als
Schöpfer des standardisierten
Intelligenztestes.
Fergus Craik
Psychologe. Entwickler des „Mehr-SpeicherPhänomen“ des Gedächtnisses.
2
Der Brockhaus Multimedial 2003 Premium + Microsoft Encarta Enzyklopädie 2004 – Stichwort: „…“
Frederic Vester (geboren 1925)
Biochemiker und Fachmann für
Umweltfragen. Ist Gründer und Leiter der
Studiengruppe für Biologie und Umwelt
GmbH in München. Verfasser des Buches
„Denken, Lernen, Vergessen“3.
Marcus Tullius Cicero (106-43 v. Chr.)
Römischer Staatsmann, Redner, Philosoph
und Schriftsteller.
Platon (um 428 bis ca. 347 v. Chr.)
Griechischer Philosoph. Er war der
einflussreichste Denker der abendländischen
Philosophie.
Richard C. Atkinson
Professor für Psychologie an der University
of California in SanDiego.
3
Frederic Vester: Denken, Lernen, Vergessen; Deutscher Taschenbuchverlag 2002
Richard Shiffrin
Gedächtnispsychologe. Entwickler
unterschiedlicher „Speichertheorien“ des
Gedächtnisses.
Robert Lockhart
Gedächtnispsychologe. Entwickler
unterschiedlicher „Speichertheorien“ des
Gedächtnisses.
Sergej Korsakoff
Moskauer Psychiater. Entdecker des
Korsakoff-Syndroms.
Sigmund Freud (1856-1939)
Österreichischer Arzt, Neurologe und
Begründer der Psychoanalyse.
Erklärung
Ich versichere hiermit, dass ich diese Facharbeit selbstständig verfasst, keine anderen als die
angegebenen Hilfsmittel verwendet habe und dass sämtliche Stellen, die benutzten Werken im
Wortlaut oder dem Sinne nach entnommen worden sind, mit Quellenangaben kenntlich
gemacht wurden. Die Versicherung gilt auch für Zeichnungen, Skizzen und bildliche
Darstellungen.
Hessisch Lichtenau, den 05.05.2004
Unterschrift:
Constantin Quambusch
Vorwort
Das Gehirn ist die schlaueste Konstruktion der Schöpfung. Gefühle und Gedanken,
Bewegungen und Instinkte, alles spielt sich in unserem Kopf ab. Doch je besser die
Wissenschaft das Gehirn erforscht, desto größer werden die Rätsel.
Deshalb setzte ich mir zum Ziel meiner Jahresarbeit, einige Teile dieses Rätsels zu lüften.
Erst das Gedächtnis lässt uns den Lebensalltag gestalten und ihm Sinn geben. Es holt die
Vergangenheit in die Gegenwart und verleiht dieser so Bedeutung und es ermöglicht
angepasstes Handeln wie auch eine Ausrichtung auf die Zukunft. Ohne diese zentrale
Gehirnleistung fehlte der Bezug zur Welt und der Mensch könnte als integrierte Persönlichkeit
nicht existieren. Schon gar nicht in einer Gemeinschaft.
Die Gedächtnisforschung ist ein sehr interessantes und aktuelles Thema und ich erhoffe mir
durch diese Arbeit die Möglichkeit, bestehendes Wissen zu erweitern und neue Erkenntnisse zu
erlangen.
Ein weiterer Punkt in meiner Jahresarbeit wird ein Lerntyptest sein. Dadurch versuche ich das
Lernverhalten/die Lernstrategien meiner Mitschüler und von mir selbst herauszufinden. Dieser
Test bezieht sich in abgeänderter Form auf die Vorlage des Buches „Denken, Lernen,
Vergessen“4 von Frederic Vester.
4
Frederic Vester: Denken, Lernen, Vergessen; Deutscher Taschenbuchverlag 2002
Abbildung (http://www.paranormal.de/para/ballabene/okkultes_weltbild/seelegif/gehirn.jpg)
I. Die Grundlage des Gedächtnisses: Das Gehirn
a) Anatomie und Funktionsweise des Gehirns
Was ist das für ein Organ, dass unsere Erinnerung ermöglicht und dem wir ehrfurchtsvoll
gegenüberstehen, weil es uns die Fähigkeit gibt, uns selbst zu betrachten und zu
analysieren?
Es ist ein Organ der absoluten Superlative!
Von der Konsistenz eines weich gekochten Eies bringt es ausgewachsen etwa 1,4 kg auf die
Waage. Bequem hat es auf einer großen Handfläche Platz. Ausgereift weist es etwa 100
Milliarden Neuronen und Nervenzellen auf. Etwa so viele Bäume wie in der großen Lunge der
Erde, dem Amazonaswald, zu finden sind. Jede Nervenzelle der Großhirnrinde, des Cortex, ist
mit bis zu 10.000 anderen Nervenzellen verbunden und die Verschaltung des gesamten Gehirns
ist so ausgeprägt, dass die Anzahl der Nervenverbindungen mit der Anzahl der Blätter des
Regenwaldes zu vergleichen ist.
Ein Gehirnstückchen von der Größe eines Streichholzkopfes weist bis zu einer Milliarde
Verknüpfungen auf. Allein die Anzahl der Verbindungsmöglichkeiten des Cortex übersteigt die
Zahl der positiv geladenen Teilchen im Universum. Dies lässt erahnen, wie hoch die
Anpassungs- und Verarbeitungsfähigkeit des Gehirns ist.
Etwa 80% des gesamten Hirnvolumens nimmt das Großhirn ein. Das Kleinhirn und das
Großhirn bestehen aus Hirnrinde (graue Substanz, bestehend aus Nervenzellenkörpern) und
Hirnmark (weiße Substanz, bestehend aus Nervenfasern). Die Oberfläche des Großhirns sowie
des Kleinhirns ist durch Furchen und Windungen stark vergrößert. Damit steigt die
Leistungsfähigkeit der Gehirnabschnitte.
Der Hirnstamm wird gebildet aus Zwischenhirn, Mittelhirn und Nachhirn.
Das weiche druckempfindliche Gehirn – umgeben von Hirnhäuten – liegt geschützt in der
Schädelkapsel. Es besteht aus den Abschnitten Nachhirn, Kleinhirn, Mittelhirn, Zwischenhirn
und Großhirn. Jeder Abschnitt erfüllt bestimmte Aufgaben.
b) Abschnitte des menschlichen Gehirns5
Gehirnabschnitte
Leistungen
Aufnahme
Verarbeitung
Speicherung
Weiterleitung von Erregungen
Wortsprache
Denken
Großhirn
Lernen
bewusstes Handeln
Zentrum zahlreicher Empfindungen und
Wahrnehmungen
Verhalten
Gefühle
Gleichgewichts- und Bewegungskoordination
Kleinhirn
Orientierung im Raum
Tastsinn
Beeinflussung von Blutdruck
Atmung
Zwischenhirn
Temperaturregulation
Umschaltstelle für Nervenbahnen
Zentrum zahlreicher Reflexe:
Mittelhirn
Seh- und Hörreflexe
Pupillenreflex
Scharfstellen des Bildes auf der Netzhaut
5
Duden: Biologie – Basiswissen Schule; Dudenverlag, 2001 – Seite 217
Atemzentrum
Kreislaufregulation
Herzschlag
Nachhirn
Stoffwechsel
Wasserhaushalt
Umschaltstelle für Nervenbahnen
Zentrum zahlreicher Reflexe
Abbildung: (Duden: Biologie – Basiswissen Schule; Dudenverlag, 2001 – Seite 165)
Auf der Großhirnrinde lassen sich verschiedene sensible und motorische Rindenfelder
abgrenzen. In den sensiblen Hirnfeldern wird bei Aufnahme der Erregungen von bestimmten
Reizen die entsprechende Empfindung und Wahrnehmung ausgelöst, z.B. im Sehfeld das
Sehen, im Hörfeld das Hören. Sollen die Empfindungen und Wahrnehmungen ausgeführt
werden, so werden die motorischen Rindenfelder angeregt. Diese steuern alle bewussten
Verhaltensweisen wie Sprechen, Schreiben und Bewegungen der Gliedmaßen. Bei Schädigung
der Rindenfelder kommt es zu Ausfallerscheinungen.
Abbildung: (Duden: Biologie – Basiswissen Schule; Dudenverlag, 2001 – Seite 217)
Noch ein paar Daten zum Staunen:6
Sauerstoff und Glukose, der „Sprit“ des Körpers, werden im Gehirn zehnmal so schnell
verbrannt wie vom übrigen Körpergewebe. Obgleich der Anteil am Körpergewicht weniger als
2,5% beträgt, ist das Gehirn im Ruhezustand für 20% des Gesamtenergieverbrauches des
Körpers verantwortlich. Die Übertragungsgeschwindigkeit von einer Nervenzelle zu einer
anderen, die „Kommunikation“ zwischen den einzelnen Zellen, geht mit einer Geschwindigkeit
von bis zu 360 km/h vonstatten. Diese elektrischen Impulse können bei ausreichender
Signaldichte von einer einzigen Nervenzelle bis zu 500 Mal in der Sekunde wiederholt werden.
c) Split-Brain
Viele Körperfunktionen sind im Gehirn auf der Gegenseite repräsentiert. Zum Beispiel ist
das linke Gesichtsfeld in der rechten Großhirnhälfte abgebildet und umgekehrt, wie auch
die rechte Hand vom linken Gehirn gesteuert wird und die linke Hand vom rechten Gehirn.
Die Oberarme werden aber von beiden Hälften befehligt. Für die Koordination beider
Hemisphären (Gehirnhälften) sorgen im Gehirn Kommissuren (Verbindung zwischen den
Großhirnhälften), und als größte von ihnen vor allem der Balken – das Corpus callosum.
Beide Gehirnseiten besitzen eine beträchtliche Arbeitsteilung und Spezialisierung. Jede hat
eigene Aufgaben und Kompetenzen beim Denken und Handeln, damit aber auch ihre
Grenzen. Das linke Hirn führt bei Sprache und Sprechen Regie, das rechte Hirn glänzt bei
visuell-motorischen Anforderungen.
Diese Unterscheidung ist bereits so stark ins Alltagwissen übergangen, dass sich der
Sprachgebrauch durchgesetzt hat, Schreiberlinge als Linkshirner und bildende Künstler als
Rechtshirner einzustufen.
6
Funk Uhr: Faszination Wissen; Heftnummer 50/2003 – Seite 4/5
Rechte Hirnhälfte:
•
Gefühle
•
Bilder
Linke Hirnhälfte:
•
logisches Denken/Sprache
•
bringt Erlebnisse in einen Zusammenhang
II. Die verschiedenen Arten des Gedächtnisses
Höher entwickelte Tiere und der
Mensch :sind
in der Lage, ihre im Leben erworbenen
Abbildung
(http://psychotrauma-zentrum.bei.t-online.de/gehirn.gif)
Kenntnisse, Erfahrungen, Erlebnisse und Eindrücke zu speichern und bei Bedarf wieder
abzurufen. Diese Informationen werden in den Nervenzellen des Gehirns und ihren
Verbindungen untereinander gespeichert. Sie bilden die Grundlage für das Gedächtnis.
Platon, ein griechischer Philosoph, verglich das Gedächtnis mit einer Wachsmasse, in der
Erfahrungen Spuren hinterlassen.7 Daher der Begriff der „Einprägung“. Bei einer weichen
Wachsmasse lassen sich Erfahrungen leichter einprägen als bei einer harten Wachsmasse.
Andere Gedächtnispsychologen fanden den Vergleich mit einer Wachsmasse nicht angemessen.
Richard Atkinson und Richard Shiffrin vertreten eine andere Meinung zum Gedächtnis. Nach
ihrer Theorie ist das Gedächtnis in verschiedene Speichersysteme unterteilt. Die verschiedenen
Speichersysteme
nennen
sie
„sensorisches
Gedächtnis“
(„Ultrakurzzeitgedächtnis“),
„Kurzzeitgedächtnis“ und „Langzeitgedächtnis“. Die Gedächtnisarbeit besteht aus zahlreichen
aktiven Prozessen, in denen die Lerninhalte ausgewählt, verarbeitet und in Beziehung gesetzt
werden.
Zwei andere Psychologen, namens Fergus Craik und Robert Lockhart behaupten, dass es neben
dem sensorischen Register nur noch einen Speicher gäbe. Sie verweisen auf unterschiedliche
Verarbeitungsebenen. Lernmaterial mit dem man sich sehr intensiv beschäftigt, behält man
besser und länger, als Material mit dem man sich nur sehr kurz oder nur oberflächig
beschäftigt.
Laut diesen Speichertheorien ist dagegen das Gedächtnis kein einförmiger Prozess, sondern ein
„Mehr-Speicher-Phänomen“.
Das
Gedächtnis
ist
danach
ein
verketteter
Prozess
aufgenommener Sinnesreize, die nach einem sensorischen Register (Ultrakurzzeitgedächtnis)
7
Der Brockhaus Multimedial 2003 Premium – Stichwort: „Gedächtnis“
einen Filter durchlaufen, in einem Primärgedächtnis (Kurzzeitgedächtnis) kurzfristig
aufbewahrt werden und danach entweder verblassen oder über eine Art Sammellinse
(Assoziation) zum Sekundärgedächtnis (Langzeitgedächtnis) weitergeleitet werden, in dem sie
nicht nur aufbewahrt, sondern auch reflektiert werden. Das Gedächtnis ist nach den
Speichertheorien auch die „ Verarbeitung der Vergangenheit“.
Die Anteile des Gedächtnisses sind wie die Hirnleistungen sowohl auf „besondere
Verrichtungen“ wie auf „gemeinsame Wirkung“ ausgerichtet. Gedächtnis verwahrt Gewesenes,
bereitet es für das Erinnern in der Gegenwart auf und ordnet es für das Weiterleben in der
Zukunft. Es ist also weit mehr als eine Vergangenheitsregistratur. Es ist auch ein Instrument der
Lebenshilfe.
Bis heute wurden keine dieser Theorien wissenschaftlich nachgewiesen.
Das Gedächtnis ist in folgende drei Teile unterteilt:
a) Ultrakurzzeit-Gedächtnis – erster Filter für Wahrnehmungen8
Im Ultrakurzzeitgedächtnis oder sensorischen Register kann ein Reiz eine kurze Zeit
nachwirken, nachdem er selbst bereits wieder verschwunden ist. Dieser Effekt lässt sich bei
visuellen Reizen mit einem „fotografischen Gedächtnis“ vergleichen. Jeder zugängliche
Reiz wird in jedem Augenblick, so wie er ist, registriert, noch bevor eine Verarbeitung
einsetzt und der Reiz während eines Prozesses der Wiedererkennung von Mustern einer
Kategorie zugeordnet wird.
In ungezählten Fällen kann man solche Erscheinungen verfolgen, etwa beim schnellen
Bewegen eines Bleistifts, beim Nachzählen von Glockenschlägen oder bei den
Gedächtnisfarben. Auch die Bewegung der Kinobilder beruht auf dem Effekt der
Nachbilder. Das Ultrakurzzeitgedächtnis spielt außerdem beim Lesen eine Rolle. Das Auge
bewegt sich nicht laufend über die Zeile hinweg, sondern ruckt von Unterbrechung zu
Unterbrechung, wobei der Leser je nach Leseübung mehr oder weniger Wörter verarbeitet,
ehe er nach einem weiteren Augenruck eine nächste Wortgruppe erfasst.
b) Kurzzeit-Gedächtnis – zweiter Filter für Wahrnehmungen9
Im Unterschied zum Ultrakurzzeitgedächtnis, dass in seinen vielen Sinnesbereichen kaum
über eine Sekunde hinausreicht, speichert das Kurzzeitgedächtnis etwa 12 bis 20 Sekunden
lang ein begrenztes Bündel von etwa sieben Einzelheiten als Kapazitätsmaximum.
Typisch ist die Situation beim Einprägen einer eben gelesenen Telefonnummer. Man muss
sie ziemlich schnell in einem Zug wählen, um sie nicht zu vergessen. Wird man gestört, ist
8
9
Frederic Vester: Denken, Lernen, Vergessen; Deutscher Taschenbuchverlag 2002 – Seite 59
Frederic Vester: Denken, Lernen, Vergessen; Deutscher Taschenbuchverlag 2002 – Seite 67
die
Gesamtzahl
verloren.
Abweichungen
von
der
mittleren
Dauer
des
Kurzzeitgedächtnisses ergeben sich durch situative Bedingungen, wie zum Beispiel großer
Lärm, Desinteresse, Krankheit oder Sorge.
Eine höhere Kapazität haben die Eidetiker, also Menschen (besonders Kinder), die ein Bild
so speichern können, dass es nach dem Verschwinden vor dem „inneren Auge“ bildhaft
erscheint. Aber auch der Nichteidetiker kann sich durch assoziative Hilfen Informationen
leichter einprägen und so sein Kurzzeitgedächtnis stärken. So half früher ein Knoten im
Taschentuch, um etwas assoziativ in Erinnerung zu behalten.
c) Langzeit-Gedächtnis – Erinnerung fest verankert10
Das Langzeitgedächtnis gilt als im Alltag als das „eigentliche“ Gedächtnis. Seinen
tatsächlichen Umfang im Einzelfall kennt niemand.
Beispielsweise umfasst allein das Wortgedächtnis der meisten Menschen einige Tausend
Wörter, dazu kommt der umfangreichere passive (zwar verstandene, aber nicht verwendete)
Wortschatz. Rechnet man unsere erinnerte Vorstellung, das Gedächtnis für unvergessliche
Erlebnisse, das Zahlen- und Datengedächtnis, das Wissen, wie man bestimmte Dinge
verrichtet oder unser Spezialwissen hinzu, so ergibt das eine ungeheure Menge an
Gedächtnisinhalten. Man nimmt für das Protokollgedächtnis, das heißt, vergangene
Informationen über die Aussagen gemacht werden können, eine Speicherkapazität von 108
bis 1010 Bit an. Außerdem gibt es nachweislich ein Gedächtnis, das nur in
außerordentlichen Situationen zum Beispiel unter Todesgefahr, abrufbar ist.
10
Frederic Vester: Denken, Lernen, Vergessen; Deutscher Taschenbuchverlag 2002 – Seite 84
Abbildung: (Duden: Biologie – Basiswissen Schule; Dudenverlag, 2001 – Seite 216)
III. Gedächtnistraining
Schon Cicero schrieb: „Das Gedächtnis nimmt ab, wenn man es nicht übt.“11
Daraus folgt: Die Gedächtnisleistung ist wandelbar und kann nicht nur vernachlässigt,
sondern auch durch eine gezielte Einprägung oder durch einen verbesserten Abruf vergrößert
und verfeinert werden.
Warum merkt sich der Eine viel und der Andere wenig? Die Gründe dafür sind unterschiedlich.
Es liegt wohl, außer an zumeist unbekannten physiologischen Ursachen, an dem Interesse und
der Methodik, wenn jemand weniger behält als der Durchschnitt der Menschen. Das Interesse
ist der Motor für das Behalten. Der Interessenlose nimmt nur das auf, was sich nicht ignorieren
lässt. Jeder kann sein Wissen vermehren, wenn er es versucht, gezielt Lücken im bereits
Gewussten auszufüllen. Solche Fundstücke werden fast nie wieder vergessen. Wer gewohnt ist,
sein erinnertes Wissen zu ordnen und abzurunden, erzielt höhere Gedächtnisleistungen. Aber
11
Microsoft Encarta Enzyklopädie 2004 – Stichwort: „Gedächtnis“
die Ansätze, wie man Informationen am Besten behalten kann, sind nicht für alle Menschen
gleich.
Den wichtigsten Gegensatz bildet die Neigung zum Wiederholen und zum produktiven
Behalten. Ersteres stützt sich auf das schon fast mechanische Wiederholen, „bis ES sitzt“.
Letzteres nannte der frühere französische Intelligenzforscher Alfred Binet „ideativ“12. Das
heißt, das Festigen neuer Inhalte im Gedächtnis durch verstehendes Begreifen, Vergleichen und
Überdecken mit anderen Merkinhalten. Ein mit diesem Gegensatz zusammenhängender
Unterschied bezieht sich auf die Kanalpräferenz. Über welchen Sinneskanal kann sich jemand
etwas besser einprägen? Durch lautes Lesen (akustischer Kanal), durch Betrachten von Bildern
parallel zum Text (optischer Kanal) oder durch Abschreiben (motorischer Kanal)?
Außerdem gibt es Menschen mit bevorzugten induktiven oder deduktiven Einprägungen. Also
solche, die schneller vom Einzelnen zum Allgemeinen fortschreiten beziehungsweise
umgekehrt einspeichern. Weiterhin können eingeprägte Informationen bei einzelnen Personen
im Gedächtnis nivelliert (ausgeglichen) oder präzisiert werden. Dieses muss man entweder
durch
vergleichende
Beispiele
oder
zunehmend
differenziertere
Wiederholungen
berücksichtigen.
Schließlich unterscheidet die heutige Gedächtnisforschung zwischen Menschen mit
vorherrschenden episodischem oder semantischen Einprägen. Das heißt, solche, die sich besser
den äußeren Ablauf von Geschehnissen merken und solche, die besser durch Worterklärungen
behalten. Sobald man solche Unterschiede für die eigenen Gedächtnisneigungen oder
Behalteigenschaften kennt, sollte man sie möglichst berücksichtigen und versuchen, sich den
Gedächtnisstoff in der passenden Art einzuprägen.
Sich etwas einzuprägen ist eine der Ursprungsleistungen höher entwickelter Tiere. Der Mensch
als unspezifisch angepasstes Lebewesen muss sich im Gegensatz zu reinen Instinktwesen
mehrheitlich auf das Artgedächtnis, den Erfahrungsschatz seiner Artgenossen stützen, um
überleben zu können. Der Mensch lernt unvergleichlich mehr aus den Erfahrungen seiner
Vorfahren als durch eigene Erfahrung. Schon in der Frühzeit des Menschen halfen
weltanschauliche Regeln das Leben körperlich und geistig zu bewältigen. Das Artgedächtnis
reicht bis in die ritualisierten Strategien der Lebensgestaltung. Nicht nur handwerkliches
Wissen und gesellschaftliche Erinnerungen, sogar der Aberglaube gehört zum gespeicherten
Gemeinschaftsgedächtnis.
12
Microsoft Encarta Enzyklopädie 2004 – Stichwort: „Intelligenztest“
In der Literatur dient ein Symbol dazu, eine Idee wieder zu erkennen. Man kann genauso auch
im Alltag Gegenstände oder Sachverhalte als Träger einer symbolischen Unterstützung nutzen,
um sie sich besser einzuprägen.
So unsinnig es scheint, das Lehrbuch beim Schlaf unter das Kopfkissen zu stecken als
Verfahren um sich selbst zu beeinflussen, hat es manchmal seine Wirkung. Besser fördert man
das Gelernte, wenn man es zeitweilig ruhen lässt um es von Zeit zu Zeit, wenn das Wissen
verblasst, wieder aufzufrischen.
Es gibt zahlreiche andere Gedächtnistechniken. Alle haben eines gemeinsam: Sie füllen eine
abstrakte Zahl oder ein abstraktes Wort mit Inhalt und Bedeutung. Da das Gedächtnis
Inhaltsreiches besser abspeichert als Abstraktes, kann man sich leichter erinnern.
Einige Beispiel:
•
Himmelsrichtungen immer parat
Haben Sie Probleme, sich die Himmelsrichtung zu merken? Dazu gibt es einen einfachen
Trick. Merken Sie sich den Satz „Nicht ohne Seife waschen“. Die Anfangsbuchstaben
geben, im Uhrzeigersinn angeordnet, die richtige Reihenfolge.
•
Wie viele Tage haben die Monate?
Bekannt ist hier vielleicht die Knöchel-Abzähl-Methode: Man schließt die Hand zur Faust
und zählt die Monate an den Knöcheln entsprechend den langen, Vertiefungen den kurzen
Monaten. Beginnend an der linken Hand zählt man von links nach rechts. Das erste
Knöchelchen ist der Januar mit 31 Tagen, dann folgt im „Knöcheltal“ der Februar mit nur
28 oder 29 Tagen, der März hat dann wieder 31 Tage usw.. Im August beginnt man wieder
mit dem Knöchel des kleinen Fingers.
•
Planeten leicht gemerkt
Die Namen der Planeten und die Reihenfolge, in der sie um die Sonne kreisen, lassen sich
leicht mit dem folgenden Spruch merken. „Mein verdammt eigensinniger Mann jagt seit
Urzeiten Pinguine“. Jetzt wird man die neun Planeten von innen nach außen (Merkur,
Venus, Erde, Mars, Jupiter, Saturn, Uranus, Neptun und Pluto) nicht mehr so schnell
vergessen.
Die elaborierte Einprägung kannte man schon im Altertum als Eselsbrücke. Man nimmt einen
gut bekannten Ort, zum Beispiel das eigene Zimmer und hängt gedanklich an den Gegenständen
darin abstrakte Merkverläufe auf, um den „Überblick“ zu konkretisieren. Bei einer reduktiven
Einprägung geht man umgekehrt vor. Durch die Wegnahme der unübersichtlichen Vielfalt
werden einige wenige Hauptmerkmale herausgefiltert, die sich leichter einprägen und im
Einzelnen anwenden lassen.
Um die Baustile von Gotik, Renaissance und Barock zu unterscheiden, vergleicht man allein
die Fensterform. Sie variiert vom Spitzbogen über den klaren Bogen bis zum durchbrochenen
Bogen. Fast alle Tabellen, Bilderschriften und Auflistungen nutzen dieses Prinzip der
reduktiven Ordnung.
Wenn wir alle Gedächtnisinhalte ständig parat hätten, bliebe kein Raum im Gedächtnis für
gegenwärtige Erlebnisse oder neue Erfahrungen. Deshalb vergisst das Gedächtnis manches und
stellt Vergangenes nur zur Verfügung, wenn man sich bewusst daran erinnern möchte.
Nachteilig ist das beispielsweise in einer Prüfung, wenn es nicht gelingt, gespeicherte
Informationen hervorzuholen. Kann jemand Wissen schnell abrufen, gilt das häufig als Zeichen
für sicheres Beherrschen des Gelernten. Deshalb sollte man das schnelle Abrufen von
Gedächtnisinhalten üben. Weniger Geübte werfen sich sonst nach einer Prüfung vor: „Das hätte
ich auch noch sagen/schreiben können.“13
Eine mögliche Methode, um sein Wissen schnell parat zu haben, ist der Faktenabruf. Bei ihm
ignoriert man die Fülle der „mitgelernten“ Dinge, das heißt den Ort, die Umstände oder den
Lehrenden, an die man sich beim Gemerkten Miterinnern kann. Das verhindert, ins
Nebensächliche abzuschweifen und nützt der prompten Wiedergabe des gespeicherten Wissens.
Der verlangsamte Abruf nutzt den vielfältigen Abruf von mehreren Suchgegenständen, um die
Abschöpfquote des Gedächtnisses zu erhöhen. Bei schwierigen Prüfungsaufgaben nützen
solche Verzögerungen, um ein breites Wissen hervorzuholen.
Der produktive Abruf erweitert den verlangsamten durch die Einbeziehung verwandter
Themen. Selbst knappe Stichwörter können so einen Abruf auslösen. In guten Prüfungen erlebt
sich der Prüfling als Wissender, weil der produktive Abruf zu neuen Erkenntnissen führen
kann. Eine solche anregende (statt der gewöhnlich ängstigenden) Prüfungssituation ist ein
Beispiel für die oft unterschätzte „Gedächtnispflege“. Eine gesteigerte Gedächtnisarbeit
verbindet Inhalte und verknüpft sie zu höheren Einheiten, deren Zusammenhang jemanden
vorher noch nicht aufgegangen war. Das Gedächtnis erweist sich hier als eine höhere
Verarbeitungsstufe und nicht nur als passiver Besitz an Wissen und Erfahrung aus vergangenen
Zeiten.
IV. Das Netzwerk Lernen
a) Lerntyptest
Wie kann ich mein Lernverhalten kennen lernen?
13
Zitat von Constantin Quambusch nach Klausuren 
Die folgenden Fragen sollen die Beschäftigung mit dem eigenen Lernverhalten anregen,
Interesse an den unterschiedlichen Funktionen des Gehirns wecken und entsprechende Hilfen
geben, den Lernvorgang von "höherer Warte" und dadurch mit mehr Gelassenheit zu
betrachten.
Dieser Exkurs in die eigene Lernwelt ist für den Lernenden und als Auswertungsmittel für
Lehrer gedacht. Es soll hier die Abhängigkeit der Lernfähigkeit von so vielen anderen
Bedingungen und eben nicht nur vom Intelligenzgrad deutlich gemacht werden.
Der allgemein zugeschnittene Fragekatalog kann selbstverständlich für keinen individuellen
Lerntyp vollständig sein. Sicher findet man daher noch weitere (für jeden vielleicht besonders
typische) Fragen zu den einzelnen Gruppen.
Der Fragekatalog zur Bestimmung des Lerntyps basiert auf dem Buch „Denken, Lernen,
Vergessen“14 von Frederic Vester.
Befragt wurde die Jahrgangsstufe 12 der Freiherr-vom-Stein-Schule mit ca. 50 Schülern im
Alter von 17 bis 19 Jahren. Dabei kamen durchaus überraschende Ergebnisse heraus.
(Fertig ausgewerteter Fragebogen)
Meine Eltern unterhalten sich mit mir über den Lernstoff.
Meine Eltern interessieren sich vor allem für die Noten
(Prüfungsergebnisse).
Ich habe Angst vor meinen Eltern, was die Noten (Prüfungsergebnisse)
betrifft.
Meine Eltern interessieren sich nicht für die Schule (Weiterbildung,
Studium).
Ich brauche meist jemanden, der mich antreibt.
Ich habe lieber schriftliche als mündliche Prüfungen.
Mir sind schriftliche wie mündliche Prüfungen gleich recht.
Ich freue mich auf Prüfungen.
Ich hasse Prüfungen.
Bei Prüfungen ist das, was ich gelernt habe, oft wie weggeblasen.
Ich kann gerade während einer Prüfung gut denken.
14
31
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1
4
16
36
19
2
33
19
9
Frederic Vester: Denken, Lernen, Vergessen; Deutscher Taschenbuchverlag 2002 – Seite 201/208
Einen Stoff, den ich für eine Schulaufgabe oder einer Prüfung gelernt habe,
vergesse ich hinterher meist sehr schnell.
Ich kann viele Dinge sehr fest und lange speichern, kann mich jedoch im
geeigneten Moment oft nicht daran erinnern.
Von einem Stoff, den ich für eine Prüfung lernen musste, mag ich hinterher
nichts mehr hören.
Ich mag nicht mehr über einen Stoff wissen, als das, was abgefragt wird.
In bestimmter Umgebung kann ich mich gut konzentrieren, in anderer
schlecht.
Ich habe oft Denkblockaden und verstehe trotz wiederholter Erklärung
nichts.
Wenn ich einen Gegenstand anfasse, kann ich ihn viel besser beschreiben.
Wenn ich bei einem Experiment im Unterricht zuschaue, dann behalte ich es
besser, als wenn ich selbst experimentiere.
Einen Weg durch die Stadt finde ich besser, wenn ich ihn erklärt bekomme.
Den Bau einer Blüte oder eines Blattes verstehe ich besser anhand der
Abbildungen in einem Buch, als wenn ich sie selbst zerlege.
Ich erinnere mich besser an Erlebnisse als an Gelesenes.
45
18
29
7
55
17
28
6
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23
53
Ich lerne mit besonders gutem Ergebnis…
…wenn beim Lernen Musik läuft.
…wenn mich kein Geräusch ablenkt.
…wenn ich allein im Raum bin.
…wenn ich mit meinen Mitschülern zusammen bin.
…wenn ich gut gelaunt, in aufgeräumter Stimmung bin.
…wenn ich verärgert oder „frustriert“ bin.
25
39
51
5
53
2
Einfluss: Eltern
5%
1%
39%
55%
Interesse der Eltern am
Lernstoff
Wichtig für Eltern: Noten
Angst vor Eltern, wegen
Noten
kein Interesse der Eltern
an Schule
Lerntyp
bessere Erinnerung an
Erlebnisse als an
Gelesenes
braucht Antrieb
lieber schriftliche als
mündliche Prüfungen
15%
16%
5%
10%
10%
schriftliche wie
mündliche Prüfungen
gleich
Prüfungen = Freude
Prüfungen = Hass
5%
13%
1%
9%
16%
Denkblockaden "Blackouts" während
Prüfungen
schnelles Vergessen
des Stoffs
kein Interesse am Stoff
Konzentration abhängig
von der Umgebung
Eingangskanäle
32%
35%
akustischer Kanal
motorischer Kanal
optischer Kanal
33%
Lernbedingungen
1%
14%
mit Musik
31%
kein Geräusch
22%
allein
mit Mitschülern
gute Stimmung
3%
verärgert ("frustriert")
29%
Auffällig bei der Umfrage war der Einfluss der Eltern auf den jeweiligen Lerntyp. Nur 39%
aller Eltern zeigen Interesse am Lernstoff ihrer Kinder. Die restlichen 61% wissen
wahrscheinlich nicht einmal, welche Themen in der Schule behandelt werden. Jedoch sind für
55% der Elternschaft die Noten von essentieller Bedeutung. Dies kann bei den Schülern einen
enormen Leistungsdruck hervorrufen und unnötig belasten, oder aber zusätzlich motivieren.
Vorauszusehen war das Ergebnis, dass Prüfungen von Schülern eher gehasst als gemocht
werden. Dabei lässt sich auch feststellen, dass lieber schriftliche als mündliche Prüfungen
bewältigt werden. Jedoch ist es erschreckend, dass 16% der Schülerschaft während Arbeiten
Denkblockaden bzw. „Blackouts“ haben. Somit kommen auf den ganzen Jahrgang acht Schüler,
die darunter leiden. Würde man den Test auf die ganze Schule ausweiten, wäre die Zahl
vermutlich viel höher. Nicht uninteressant ist auch das Ergebnis von 13%, welches besagt, dass
viele Schüler den Lernstoff schnell wieder vergessen. Ein möglicher Grund dafür ist zum
Beispiel das mangelnde Interesse am Lernstoff.
Ein weiterer signifikanter Punkt ist, dass sich 15% der befragten Schüler besser an Erlebnisse
als an Gelesenes erinnern. Das Gelesene wurde wahrscheinlich nur im Kurzzeitgedächtnis
gespeichert, wohingegen die „unvergesslichen“ Erlebnisse sich fest im Langzeitgedächtnis
verankert haben. Interessant war die Bedeutung der verschiedenen Eingangskanäle. Alle sind
relativ gleichmäßig vorhanden. Man sollte jedoch bedenken, dass jeder Lerntyp unterschiedlich
ausgeprägte Eingangskanäle besitzt. In diesem Jahrgang hält es sich die Waage.
Hervorstechend war auch das Resultat, dass bei vielen Schülern (16%) die Konzentration von
der Umgebung abhängig ist. 14% lernen hauptsächlich mit Musik, wohingegen 22% der
befragten Schüler nur ohne Geräusch lernen können. Dies spiegelt sich auch in dem Punkt des
alleine Lernens wieder (29%). Das heißt, dass ca. die Hälfte des Jahrgangs 12 der Freiherr-
vom-Stein-Schule nur alleine und in absoluter Stille arbeiten bzw. sich konzentrieren kann.
Verständlich erscheint es dann auch, dass 31% nur dann gut lernen, wenn sie gute Stimmung
haben und nicht verärgert sind.
Es gibt fünf große Lerngruppen von Menschen:15
•
den visuellen Sehtyp
•
den auditiven Hörtyp
•
den haptischen Fühltyp
•
den verbalen Typ
•
den Gesprächstyp
Diese wichtigsten Lerntypen, auf die ein Lehrer in seiner Klasse grundsätzlich eingehen und
seinen Unterricht entsprechend einrichten sollte, sind jedoch nur eine allgemeine Aufzählung.
Jeder Lerntyp ist individuell und unterscheidet sich von einem Anderen.
Ein Lerntyptest soll dazu dienen, seinen individuellen Lerntyp herauszufinden. So lernt jeder
für sich, das Beste aus jedem Unterricht zu machen. Das Lernen kann auf einmal interessant
werden. Es wird eine ureigenste Sache. Je mehr man darüber herausfindet wie man Besten
Latein, Biologie oder Mathematik lernt, desto mehr wird man von sich selbst verstehen. In
jedem Fall wird man merken, dass man nicht nur selbst, sondern jeder Mitschüler „anders“ als
der Andere lernt und dass der Lerntyp sowohl unabhängig vom Stoff als auch vom
Intelligenzgrad ist. Das heißt: Von der Fähigkeit, Zusammenhänge zu erkennen,
Analogieschlüsse zu ziehen, Gelerntes zu kombinieren und sinnvoll zu verarbeiten.
Statt nur mit Begriffen von Dingen sollte man auch mit den Dingen selbst arbeiten, mit ihren
Wechselwirkungen und mit ihrer Beziehung zur Umwelt. Sofort würden auch die Begriffe sich
im Gehirn nicht nur spärlich, sondern „Vielfach“ verankern können. Sie würden den visuellen,
den haptischen, den gefühlsmäßigen und den auditiven Kanal in gleicher Weise nutzen und
dadurch viel stärkere Assoziationsmöglichkeiten bieten als bei einem realitätsfremden
Eintrichtern.
Bevor ein Schüler nicht weiß, dass er eine Information immer für seinen eigenen Lerntyp
aufbereiten muss, solange wird er sich beim Lernen verkrampfen. Er wird noch so lange
Schwierigkeiten haben, bis er seine eigenen Lernmöglichkeiten verstanden hat.
15
Frederic Vester: Denken, Lernen, Vergessen; Deutscher Taschenbuchverlag 2002 – Seite 127
Das Wissen um das eigene Lernmuster baut Verkrampfungen ab, ermöglicht vielleicht
erstmalig, dem Lehrer unbefangen zuzuhören und erlaubt einem, selbst über denjenigen
Eingangskanal, der einem eigentlich gar nicht liegt, nun weit mehr mitzubekommen als vorher.
Jedes Wissen um den eigenen Lerntyp verbessert neben der schulischen Leistung selbst auch
die gesamte emotionale Struktur („Erfolgserlebnis“).
Die Schulatmosphäre erzeugt vielfach Angst, Abwehr, feindliche Haltung und damit eine
„negative“ Hormonlage. In vielen Fällen (je nach der persönlichen Struktur und dem
Grundmuster) setzt dann der in vielen hunderttausend Jahren genetisch in uns verankerte
Stressmechanismus ein, der zwar schlagartig die Energiereserven des Körpers mobilisiert,
jedoch zu ganz anderem Zweck als zum Lernen. Im Gegenteil: Die Stressreaktion erfolgt in
jedem Fall auf Kosten des Lernens und Denkens. Ganz im Sinne der Natur. Denn in solchen
Fällen sollen andere weit schnellere Reaktionen als das Denken stattfinden, damit wir im
Kampf ums Dasein überleben können. Also: Denkblockade zu Gunsten rascher, reflexartiger
Körperreaktionen.
Neugierde ist der Grundtrieb des Lernens überhaupt. Ein Trieb, der bei allen höheren Tieren
vorhanden ist und die Abwehr gegen alles Fremde überwinden kann. Sie bildet den Antrieb, die
Motivation, auch einen fremden, unbekannten Stoff aufzunehmen, ihm Aufmerksamkeit zu
widmen und geeignete Assoziationen für ihn zu suchen. So bildet die Neugier auf dem
Netzplan eine wichtige Brücke von „fremd-unbekannt“ zur „Motivation“, ohne dass der
hemmende Weg über Stress, Flucht oder Frustration eingeschlagen werden muss.
Auch die Reihenfolge des angebotenen Lernstoffs spielt eine Rolle. So bleiben
Aufmerksamkeit und Einordnung für einen neuen fremden Stoff aus, wenn man ihn nicht so
aufbaut, dass zunächst der größere Zusammenhang, der ihm einen Sinn gibt, aufgezeigt wird.
Man lernt am Besten, wenn man vom Ganzen zum Detail geht.
Wichtig ist es, den Lernprozess von unangenehmen Begleiterscheinungen zu befreien und
gleichzeitig das Lernen mit schönen und angenehmen Ereignissen zu verknüpfen.
Abbildung (Frederic Vester: Denken, Lernen, Vergessen; Deutscher Taschenbuchverlag 2002 – Seite 176)
V. Entfallen und Vergessen
In der griechischen Mythologie trinken die Seelen der Verstorbenen aus dem Fluss Lethe der
Unterwelt das „Vergessen“.16 Nach dieser Vorstellung können verlorene Erinnerungen so
bedrückend sein, dass das Vergessen dieses Verlustes seelisch entlastet. Das Vergessen
bewegt sich daher zwischen den Polen des positiven und negativen Gedächtnisverlusts.
16
Eduard Petiska: Alte griechische Sagen; Verlag Dausien, 1961 – Seite 73
Wenn man Erinnerungen lange Zeit nicht abruft, verkümmern sie wie ein ungebrauchter
Muskel. Sigmund Freud nannte dieses Verschwinden „Usur“, analog zur Bezeichnung für
Knochen- oder Knorpelschwund.17 Um zu verhindern, dass Erinnerungen durch Verzicht auf
das Zurückschauen verkümmern, müssen sie immer wieder aufgefrischt werden. Bei den
meisten Erinnerungen geschieht das nicht. Sie werden dünner, besitzen weniger Einzelheiten
und rücken in die Ferne bis sie schließlich ganz dem Gedächtnis entfallen. Diesem spontanen
Verfall unterliegen grundsätzlich alle Erlebnisse. Bei den „unvergesslichen Erlebnissen“
verhindert ihre oft bis zur Gegenwart reichende Konsequenzen den Spontanverfall. Er bleibt
aus, wenn die Bedingungen für das Erinnern erfüllt sind.
Zum Beispiel:18
•
Priming (sensorisches Wiedererkennen)
•
Prozeduales
Gedächtnis
(Automatisierung
von
Handlungen,
Bewegungen
und
Reaktionsfolgen)
•
Episodisches Gedächtnis (bezogen auf Ereignisse mit starkem emotionalen Gehalt)
•
Enzyklopädisches Wissen (Fakten, die sich gegenseitig zu einem Wissenssystem ergänzen)
Eine ganz andere Form des Vergessens ist die Falscherinnerung. Anstelle der tatsächlich
vergessenen Erinnerung schiebt sich ein Ersatz, der den ursprünglich eingespeicherten
Erlebnissen bestenfalls ähnlich sieht, dazwischen. Ein Ereignis, zum Beispiel eine
Auseinandersetzung mit jemanden, kann so auf eine andere Person projiziert werden.
Man kann auch etwas vergessen, weil man zu sehr mit einer anderen Sache beschäftigt ist.
Dieser Vorgang wird „aktive Hemmung“ genannt und man unterteilt ihn in drei Unterformen:
Lernt man eine Liste von Wörtern und soll sie am nächsten Tag wiedergeben, können sich
früher erworbene Lerninhalte ungünstig auf die Gedächtnisleistung auswirken (proaktive
Hemmung). Auch unmittelbar vor dem Gedächtnistest Gelerntes kann die Wiedergabe der
ursprünglichen Wortliste beeinträchtigen (retroaktive Hemmung). Ähnlich kann die
Übertragung von in einer Aufgabe erworbenen Fähigkeiten oder Lerninhalten auf eine andere
Aufgabe das Lösen behindern. Bei Unfällen, in Paniksituationen und bei ähnlichen
ungewöhnlichen Ereignissen können Gedächtnisinhalte verloren gehen. Je konzentrierter man
bei einer Sache ist, desto nebensächlicher und vergessenswürdiger wird anderes. Dadurch kann
der Hochkonzentrierte leicht konfus wirken.
Wir können Dinge auch vergessen, indem wir versuchen, das Gedächtnis bewusst
auszuschalten. Eine öffentliche Blamage, einen Misserfolg oder ein peinliches Verhalten,
besonders eine unterlassene Hilfeleistung verriegeln wir im Gedächtnis so fest, als ob wir den
17
18
Für Sie: „Unser Gehirn will Spaß!“ – Seite 116/117
Der Brockhaus Multimedial 2003 Premium – Stichwort: „Gedächtnisverlust“
Schlüssel zu seinem Zugang verloren hätten. Jeder Mensch besitzt ein solches „UnGedächtnis“. Eine Reihe verborgener Erinnerungen, die man absichtlich für den Rückruf sperrt
(„Verdrängung“).
Vorgänge des Vergessens können auch durch äußere, körperliche Einflüsse ausgelöst werden.
So können Boxer, die schwere Schläge an den Kopf einstecken mussten, Hirnschäden
davontragen. Gedächtnisausfälle („Blackouts“) treten zunächst verdeckt auf. Einzelne
Ereignisse können nicht mehr erinnert werden und der vom Gedächtnis abhängige Sprachschatz
schrumpft.
Bei traumatischen seelischen oder körperlichen Erschütterungen gibt es Ausfälle von
Gedächtnisinhalten, die eher den jüngeren Zeitraum betreffen. Wogegen intensive, besonders
erfreuliche Erlebnisse aus der „guten alten Zeit“ erhalten bleiben.
Außer diesen Formen von Gedächtniseinbußen gibt es auch noch Abweichungen vom
„Normalgedächtnis“.
Beispielsweise
das
unsichere
Traumgedächtnis
oder
die
Gedächtnisblockade bei Trunkenheit, auch als „Filmriss“ bekannt. Sie alle zeigen wie komplex
das Gedächtnis organisiert ist.
VI. Gedächtniserkrankungen
Im Unterschied zu den Gedächtnisstörungen sind Gedächtniserkrankungen unumkehrbare,
chronische Prozesse, bei denen die Erinnerungsfähigkeit zunehmend geschädigt wird. Es gibt
drei wichtige Gruppen:
a) Korsakoff-Syndrom
b) Amnesien
c) Demenzen
Bei Patienten mit dem Korsakoff-Syndrom (benannt nach dem Moskauer Psychiater Sergej
Korsakoff) bleibt zwar die Intelligenz erhalten, ihre Merkfähigkeit ist jedoch herabgesetzt und
der
Persönlichkeitshorizont
ist
verengt.
Dies
führt
zu
Interesselosigkeit
und
Konzentrationsschwäche.
Neben dem Korsakoff-Syndrom gibt es einige Gedächtniserkrankungen, die durch Hirnschläge,
Gewebewucherungen und entzündliche Prozesse entstehen. Betroffen ist in der Regel das
Großhirn.
Am auffälligsten unter ihnen sind die retrograden und anterograden Amnesien mit einer zeitlich
begrenzten Erinnerungsfähigkeit. Bei einer retrograden Amnesie liegen die Gedächtnisverluste
vor der körperlichen oder seelischen Schädigung (Trauma). Bei anterograden Amnesien
betreffen die Gedächtnisstörungen Ereignisse nach dem Trauma.
Die dritte große Gruppe der Gedächtniskrankheiten sind die Demenzen. Hier handelt es sich um
großflächige Hirnschäden mit einem Verlust an geistigen Leistungen. Am dramatischsten tritt
der Abbau der bisher gefestigten Persönlichkeit mit massiven Zerstörungen des Gedächtnisses
bei der Alzheimer-Krankheit auf.
Weitere Demenzformen:19
•
Pick-Krankheit (mit einem ähnlichen, jedoch früheren und flacheren Verlauf als die
Alzheimer-Krankheit)
•
Multiple Sklerose (eine Nervenerkrankung mit Störungen des Gedächtnisses und der
Motorik)
•
Encephalien (vielförmige Gedächtnisverwirrungen, die oft durch Viren hervorgerufen
werden)
•
Down-Syndrom - früher Mongolismus genannt (die dritten Kopie des Chromosoms 21 führt
unter anderem zu geringer Gedächtnis- und Konzentrationsleistung)
•
Gedächtnisabbau tritt auch bei anderen Erkrankungen wie AIDS auf.
VII. Forschung – Blick in die Zukunft
In der modernen Gehirnforschung versucht man mit vielen verschiedenen Methoden, die
Funktionsweise des Gehirns aufzuklären. Man entfernt zum Beispiel bei Versuchstieren
einzelne Zellgruppen des Gehirns, um die Funktion des betreffenden Gehirnabschnitts zu
ermitteln. Diese Methode hat den Nachteil, dass man den Schaden meist nicht wieder
beheben kann.
Bei der elektrischen oder chemischen Reizung behandelt man einen Gehirnbereich mit Strom
oder einer geeigneten Substanz, um das Gewebe zu reizen und die Wirkung zu beobachten. In
19
Der Brockhaus Multimedial 2003 Premium – Stichwort: „Gedächtniserkrankungen“
großem Umfang setzt man auch das EEG (Elektroenzephalogramm) ein, um die Muster der
im Gehirn auftretenden elektrischen Potentiale festzuhalten. Mit Mikroelektroden kann man
sogar die sehr schwachen elektrischen Entladungen an einzelnen Neuronen (Fortsätze der
Nervenzellen) messen.
Beim Verfahren der Gehirnperfusion (Gehirndurchblutung) stellt man mit Hilfe eines
Schlauchsystems fest, ob an bestimmten Stellen Neurotransmitter ausgeschüttet werden.
Außerdem kann man das Gehirn auf diese Weise über längere Zeit hinweg mit Medikamenten
behandeln. Schließlich untersucht man die Neuronen mit den Methoden der Zellforschung,
Elektromikroskopie und Histochemie, um die Bausteine der einzelnen Gehirnelemente und
ihre Funktionen zu identifizieren.
Wenn die technischen Möglichkeiten sich weiter verbessern, wird man nach und nach die
Funktion aller Teile des Gehirns immer genauer aufklären können. Das sollte letztlich dazu
führen, dass es durch neue chemische Wirkstoffe und chirurgische Verfahren eines Tages
Heilungsmöglichkeiten für viele Krankheiten gibt. Jedoch ist es bis dahin noch ein langer,
kostspieliger und beschwerlicher Weg.
Nachwort
Die Jahresarbeit hat mir viel gebracht. Ich habe gelernt wie das menschliche Gehirn aufgebaut
ist, wie das Gedächtnis funktioniert, wie man am Besten für eine Arbeit lernt und wie man
wichtige Informationen nicht mehr so schnell vergisst. Das Gedächtnis gehört zu den größten
Rätseln der Menschheit. Es ist eines der komplexesten und intelligentesten Systeme, welches
Mutter Natur erschaffen hat. Ohne das Gedächtnis könnten die Menschen gar nicht existieren.
Unsere Schule kann und darf heute nicht das Ziel haben, bloßes Wissen einzutrichtern. Sie
muss dazu anleiten, ein ganzheitliches Verstehen von Zusammenhängen zu erreichen, bei dem
auch das bildhafte Erlassen der Wirklichkeit nicht zu kurz kommt. Ein Verständnis, mit dem
man alleine in der Lage ist, das Gelernte umzusetzen, die Wirklichkeit in ihrer realen
Vernetzung zu verstehen und große Probleme zu meistern. Genau das gelingt aber nur, wenn
man das Zusammenspiel aller Glieder unseres Lebensraums erkennt, es nutzt und nicht
tölpelhaft zerstört. Dazu braucht man neben einem Grundwissen vor allem eine Schulung in der
Fähigkeit weiteres Wissen zu erlangen, es flexibel zu halten und es korrekt einzusetzen. Dies
alles sollte eine zukunftsträchtige Ausbildung vermitteln. Zusätzlich sollten Lehrer ihren
Unterricht so gestalten, dass so viele Eingangskanäle wie möglich angesprochen werden.
Dadurch kann der Lernstoff einer größeren Schülerschaft schneller und einfacher vermittelt
werden. Vielleicht wäre es sinnvoll, am Anfang jeden Schuljahres ein Lerntyptest
durchzuführen, sodass sich die lehrende Person auf seine Klasse bzw. den individuellen Schüler
einstellen kann. Einen Versuch wäre es bestimmt Wert.
Abbildung (http://www.paranormal.de/para/ballabene/okkultes_weltbild/seelegif/gehirn.jpg)