ADHS - Krankheit oder Spiegel des Umfelds?
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ADHS - Krankheit oder Spiegel des Umfelds?
ADHS – eine Krankheit oder nur Spiegel des Umfelds? Diplomarbeit Monika Welik Mai 2012 – Lehrgang Familienmentorin Diplomarbeit Monika Welik „ADHS – eine Krankheit oder nur Spiegel des Umfelds?“ Seite 1 Inhaltsverzeichnis ........................................................ Seite 2 1. Vorwort ................................................................. Seite 3 2. ADS / ADHS / HKS was ist das?................................. Seite 5 3. Zahlen und Fakten .................................................. Seite 5 4. Symptome ............................................................. Seite 6 5. Ursachen ............................................................... Seite 7 5.1. bisherige Erklärungsversuche ................................. Seite 7 5.2. Neue Erkenntnisse aus der Hirnforschung................. Seite 8 5.3. Soziales Umfeld.................................................... Seite 8 5.4. Welche Rolle spielt Empathie im Umfeld für das Kind . Seite 9 5.5. Fazit....................................................................Seite 10 5.7. Sonstige mögliche Ursachen und Risikofaktoren .........Seite 10 6. Diagnostik..............................................................Seite 11 7. Medikamentöse Behandlung......................................Seite 11 8. Alternative Therapiemöglichkeiten .............................Seite 13 9. ADHS aus der Sicht eines „Geistheilers“......................Seite 13 10. Prävention – was kann man tun? ...............................Seite 14 11. Was ist die Norm? ...................................................Seite 16 12. Kann ein Kind spiegeln?............................................Seite 18 13. Vorzüge eines ADHS-Kindes ......................................Seite 20 14. Wie kann eine Familienmentorin weiterhelfen? .............Seite 22 15. Nachwort ..............................................................Seite 22 16. Literaturnachweis ....................................................Seite 24 Diplomarbeit Monika Welik „ADHS – eine Krankheit oder nur Spiegel des Umfelds?“ Seite 2 1. Vorwort Unruhige, zappelige Kinder, denen es schwerfällt, ihre Impulsivität unter Kontrolle zu bringen und sich aufmerksam auf eine Sache zu konzentrieren gibt es nicht erst seit Heinrich Hoffmann’s Geschichte vom „Zappelphilipp“. Damals kümmerte sich niemand um all die Nöte der vielen Eltern, die unfähig waren ihre Zöglinge in Schranken zu weisen. Mittlerweile gibt es fast die Vermutung, eine neue Kinderkrankheit – das Zappelphilipp-Syndrom, wie es auch genannt wird, „wieder“entdeckt zu haben. Ich selbst bin Mutter eines ADHS-diagnostizierten (derzeit 6 jährigen) Mädchens und kann somit aus eigener Erfahrung berichten. Es ist sehr leicht eine Meinung zu etwas abzugeben. Sehr anschaulich wird es jedoch, wenn die Meinung praktischen Bezug hat. So entstand in mir der Wunsch, meine Diplomarbeit in diesem Thema anzusiedeln. Ich war immer eine sehr bemühte Mutter – im nachhinein „überbemühte“ würde ich sagen. Schon in der Schwangerschaft war meine Vorfreude kaum zu bremsen. Gefüttert mit einer Vielzahl an geburtsvorbereitender Literatur sowie Themen rund um die Elternschaft, Erziehung und Förderung startete ich in die Rolle der werdenden Mutter. Voller Euphorie und bunten Bildern über das werdende „Mama“sein, landete ich sehr schnell auf dem harten Boden der Tatsachen. Schon die Schwangerschaft war nicht die, wie ich es aus Büchern oder Erzählungen meiner Freundinnen her kannte…..Ich nahm bis zum 6. Schwangerschaftsmonat einige Kilos ab, statt zu, da ich von heftigsten Kreislauf-, Übelkeits- und sonstigen Babyim-Bauch-Beschwerden „gequält“ wurde. Aber dies alles konnte ich durch meine mentale Stärke als positiv bewerten und ich dachte mir stets: das ist halt so - spätestens bei der Geburt ist ja eh alles wieder vorbei. So kam es auch, als DAS Wunder geschah…mein Engelchen Lisa war da. Die Geburt war, als Abwechslung zur Vorgeschichte, eine Mustergeburt in schöner Atmosphäre in einem Krankenhaus. Papa half auch fleißig mit und war stolz auf Mama und Kind. Alles verlief nach „Plan“….nur das mit dem Stillen war etwas schwierig. Da sagte doch glatt die Hebamme: „na so was habe ich noch nicht erlebt. Dieses Kind hat einen schönen Sturschädl, nur weils nicht sofort geht, dreht sie voll auf“. Dieser Hebamme wandte ich mich damals aufgrund meiner Empörung über ihre Aussage nicht mehr zu. Aber sie hatte gewissermaßen Recht…es zeichnete sich schon damals ab, dass wenn etwas nicht nach ihren Vorstellungen passiert, massivster Protest angesagt war. Die ersten 3 Wochen waren also (fast) wie im Bilderbuch. Keine Wochenbettdepression (ich war aufs Schlimmste eingestellt), kein Schreien, einfach nur ein zufriedenes „braves“ Baby, das schläft und gestillt wird, wieder schläft und so seine Mama als eine „gute“ fühlen lässt…….aber dann fing es an. Ich hatte keine Zeit mehr (in Ruhe) zu duschen, mich um die Wohnung zu kümmern, „anständig“ zu kochen, oder sonst was zu tun….es drehte sich alles nur mehr um das Kind, weil es plötzlich nicht mehr das zufriedene „kleine“ war – sondern sich als forderndes Tiger“baby“ entpuppte. Ich hatte auch leider weder die notwendige psychische noch physische Unterstützung des 2. Elternteils und so schlitterte ich in die postnatale Stress-Falle. Unfähig ein schreiendes Baby zu ertragen, da es mich an mein eigenes seelisches Leid erinnerte, war jeder Tag eine Herausforderung aufs Neue. Hinzu kam noch, dass ich mich dadurch fühlte als köDiplomarbeit Monika Welik „ADHS – eine Krankheit oder nur Spiegel des Umfelds?“ Seite 3 nne ich mein Kind nicht beruhigen und mich folglich insgeheim als eine „schlechte“ Mutter sah. Um Punkt 17h, der Stress war schon nachmittags in meinem Kopf, ging das „Schreien“ los – schnell noch stillen, es könnte ja hungrig sein, dann noch wickeln, und dann herumtragen, Körperkontakt, Schnuller raus,rein….durchhalten, alles ausprobieren war meine Devise…und mich in Schuldgefühlen suhlen. Ich „kompensierte“ das bedürftige Verhalten meines Kindes mit den mir damals zur Verfügung stehenden Mitteln. Irgendwann, so dachte ich, würde ich es schon schaffen und verzichtete daher auf fachkundige Hilfe, um nicht schlecht da zu stehen. Zu meiner Rechtfertigung suchte ich ständig nach einem „augenscheinlichen“ Grund für das Schreien. Anfangs waren es die Koliken, dann begannen ja die Zähne, die Trotzphase und tja…jetzt ist sie 6 und das „Schreien“ gibt es heute noch – in einer abgewandelten Form. Mein Kind zeigte sich immer herausragend – in Form von ANDERSsein als andere – es wurde meist von anderen als laut, unpassend, störend empfunden – mit anderen Worten ein „schlimmes“ Kind und die Mama unfähig es zu erziehen. Dem glaubte ich noch…Ich machte einen Fehler nach dem anderen – und doch mit bestem Wissen und Gewissen. So gerne hätte ich meine Ausbildung zur Familienmentorin schon vor meiner Geburt gemacht. Denn mit dem neugewonnenen Wissen hätte ich mir Vieles erspart…Nerven und noch einiges mehr. Im Nachhinein weiß ich, dass mein Kind mir durch sein Schreien vielleicht nur von SICH und seinem erfahrenen Leid erzählen wollte und sich nach einer emotional stabilen (nicht sofort in Panik verfallenden) Mutter sehnte, um dies mit ihr durchzustehen. Tja, im Nachhinein ist ja man bekanntlich gescheiter… Damals war ich viel zu sehr mit meiner Vergangenheit – in Form von Schuldgefühlen, mit meinen eigenen Ängsten und negativen kindlichen Erfahrungen, mit MIR und meinem EGO verhaftet und konnte somit mein Kind mit seinen Bedürfnissen nicht wirklich wahrnehmen. Es fehlte genau dann Empathie, wenn gerade jenes Feinspitzengefühl so notwendig war, um mein Kind zu beruhigen – in Stresssituationen. Als dann noch ein zweiter Engel, namens Sara hinzukam und die Beziehung zum Partner noch vor der Geburt des 2. Kindes zerbrach, war das Chaos perfekt. Trotzdem sah ich es als etwas, das sein sollte. Denn nur dadurch, dass unter anderem meine Kinder mir den Spiegel vor Augen hielten – konnte ich endlich was tun. Hausfrauen-Burn-out nenne ich es – war die Folge, da ich chronisch überlastet und überfordert war. Als ich nicht mehr aus und ein wusste, und von Ratgeber, Therapie- und Beratungsangebote genug hatte versuchte ich es mit dem spirituellen Weg. Ich begann mit einer Reiki-Ausbildung. Endlich – ich spürte auf allen Ebenen, dass sich wahrhaftig etwas tut und wie sehr alles mit MIR steht und fällt. Es ist ein Werkzeug, das mich gleichermaßen entspannt und auch energetisch auflädt. Dann fiel mir noch die Ausbildung zur Familienmentorin in die Hände und nun konnte ich endlich den Rucksack, den ich so lange mit mir herumtrug – loslassen. Das heißt jetzt nicht, dass mein Kind nicht mehr zappelt oder nicht mehr mit allen Mitteln ihren Willen durchbringen will und mich täglich herausfordert. Nein, das heißt es nicht. Aber es heißt ich habe einen neuen Zugang zu meinem Bewusstsein gefunden – ich sehe die „Sache“ in einem neuen Licht und dadurch gehe ich in Situationen anders um als zuvor. Jede Handlung provoziert eine Auswirkung. Ich spüre mich jetzt besser und kann klarer sehen und somit auch bessere Grenzen in Liebe setzen. Die Wahrnehmung ist eine ganz andere. Diplomarbeit Monika Welik „ADHS – eine Krankheit oder nur Spiegel des Umfelds?“ Seite 4 Aber was hat es mit so einem Kind, welches nun die Diagnose ADHS hat oder möglicherweise auch nur fälschlicherweise, so auf sich und wie ist meine Sicht der Dinge aufgrund meiner eigenen Erfahrungen? Darauf möchte ich im Laufe meiner Arbeit noch näher eingehen. Es ist mir ein persönliches Anliegen, das Thema ADHS auch aus verschiedenen und nicht nur den herkömmlichen Blickwinkeln zu sehen. Vielleicht hilft es den einen oder anderen sich dadurch besser reflektieren zu können. Das ist übrigens auch eines der Dinge, die mich mein Kind gelehrt hat…die Sache „GANZ“ zu betrachten – auch mal anders, als die anderen. So wünsche ich schon jetzt auch allen Lesern und Leserinnen Mut zum ANDERSsein. 2. ADHS – was ist das? Das sogenannte Aufmerksamkeitsdefizit-(ADS) / Hyperaktivitätssyndrom, das auch Aufmerksamkeitsdefizit-/ Hyperaktivitätsstörung bzw. hyperkinetische Störung (HKS) bezeichnet wird, ist eine psychische Störung, welche bereits im Kindesalter beginnt und sich durch Probleme mit der Aufmerksamkeit sowie Impulsivität und häufig auch Hyperaktivität (ADHS) auszeichnet. 3. Zahlen und Fakten • Die Prävalenzrate (Krankheitshäufigkeit) ist aufgrund von unzulänglichen Diagnosewerkzeugen und nicht klar abgrenzbaren Symptomen sehr variabel. Im Schnitt sind 3 – 10% Prozent der Kinder von ADHS betroffen – Tendenz steigend • Das Verhältnis erkrankter Jungen zu dem der Mädchen beträgt eins zu fünf bei Erkrankung mit Hyperaktivität und bei reiner Aufmerksamkeitsstörung eins zu zwei; eine eindeutige Erklärung hierfür gibt es bislang nicht. • Die Unfallgefahr bei hyperkinetischen Kindern ist im Vergleich zu ihren gesunden Alternsgenossen um rund 300% höher! • Leidet ein Elternteil unter ADHS, beträgt das Risiko der Kinder, ebenfalls eine hyperkinetische Störung zu entwickeln, etwa 20 bis 30 Prozent (genetisch bedingte ADHS) • Rund 50 bis zu 80 Prozent der Patienten leiden auch als Erwachsene an ADHS. Allerdings verändern sich die Symptome; so kann etwa die motorische Unruhe verschwinden. • Die Zahl der Verordnungen von Ritalin und anderen Stimulanzien zur Behandlung hyperkinetischer Störungen ist in den letzten Jahren rapide gestiegen: Allein zwischen 1997 und 2000 stieg der Methylphenidat-Verbrauch nach Angaben des Betäubungsmittelreferats der deutschen Bundesregierung um 270 Prozent • Die Zahl der Verordnungen hat sich in Deutschland seit1994 mehr als verzehnfacht. • Sehr zu bedenken ist, dass die derzeit verfügbaren Zahlen das Jahr 2000 meist nicht übersteigen, der Anstieg war davor bereits massiv. Hinzu kommt, dass die Diagnose eigentlich erst aussagekräftig mit Beginn der Lesefähigkeit Diplomarbeit Monika Welik „ADHS – eine Krankheit oder nur Spiegel des Umfelds?“ Seite 5 ist (6 Jahren) – mit anderen Worten – es ist mit einem noch viel größeren Anstieg in den kommenden Jahren zu rechnen. • Experten sind sich einig, dass es früher nicht weniger ADHS-betroffene Kinder und Erwachsene gab. Es tritt heutzutage nur verstärkt und offensichtlicher zutage, sodass sich die Grenze zwischen nicht behandlungsbedürftigen und behandlungsbedürftigen Betroffenen in den letzten Jahrzehnten verschoben hat. Vermutungen gehen in Richtung: fortschreitende Vernetzung der Gesellschaft, Reizüberflutung durch Überangebot an Kommunikation und medialen Reizen, Strukturlosigkeit in der Familie, Schule und Gesellschaft. Daraus ergeben sich größere Herausforderungen für ADHS-Betroffene, Ihr Leben positiv zu gestalten 4. Symptome Erstmals tritt das Störungsbild bei Kleinkindern auf, entweder als schwer stillbare Unruhe und überstarke Empfindlichkeit oder auch als enormer Aktivitätsdrang. ADHS kann laut der derzeitig herrschender Experten-Meinung nicht geheilt jedoch medikamentös sehr gut eingestellt werden. Erst wenn von außen die Leistungsanforderungen zB. in Kindergarten oder Schule zunehmen, wird eine bestehende Abweichung (das Kind fällt durch Verhaltensweisen auf) erst sichtbar und meist wird dann die Diagnose ADHS gestellt. Da ein Aufmerksamkeitsdefizit auch ohne Hyperaktivität auftreten kann, hat sich in den letzten Jahren im deutschsprachigen Raum die Bezeichnung „Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom“ (ADS) durchgesetzt und die ältere Bezeichnung „Hyperkinetisches Syndrom (HKS) abgelöst. In der Medizin werden unter „Syndrom“ seit jeher Auffälligkeiten zusammengefasst, die jede für sich noch nicht pathologisch sind, deren regelhaftes gemeinsames Auftreten aber auf die gemeinsame Störung hinweist. Bei ADHS ist die Liste dieser Auffälligkeiten in den letzten Jahren immer länger geworden und umfasst inzwischen nahezu alles, was am Verhalten eines Kindes auffallen kann: • Hyperaktivität und Ruhelosigkeit • Verbale Hyperaktivität (Ideen- und Redefluss) • Bauchbeschwerden und Schlafschwierigkeiten als Frühmanifestation • Mangelhafte Koordinationsfähigkeit (Balanceschwierigkeit) • Visuell-motorische Koordinationsschwierigkeiten • Minimale Aufmerksamkeitsspanne • Geringe Konzentrationsfähigkeit • Große Ablenkbarkeit • Neigung zu ständigen Wiederholungen • Lernschwierigkeiten (vorwiegend Lese- u. Rechtschreibstörungen) • Niedrige Frustrationstoleranz • Antisoziale Verhaltensweisen (Destruktion, Lügen, Stehlen, Brandstiften, sexuelle Entgleisungen etc.) Diplomarbeit Monika Welik „ADHS – eine Krankheit oder nur Spiegel des Umfelds?“ Seite 6 • Bindungsunsicherheit • Extroversion • Distanzlosigkeit • Erhöhte psychische Labilität • Mangelnde Impulskontrolle (erhöhte Aggressivität) • Gestörte Reaktivität Zu Auffälligkeiten, die viele Kinder, bei denen später eine ADHS festgestellt wurde, bereits im Säuglingsalter vermehrt zeigten, zählen: Schlaf-, Futterstörungen, Dysphorische Unruhe (missmutige, unausgeglichene Stimmung), Exzessives Schreien, gestörte Schlaf-Wach-Regulation, Exzessives Trotzen und Klammern sowie Aggressives und oppositionelles Verhalten. ADHS in Kombination mit einer zusätzlich vorhandenen Sozialverhaltensstörung gilt als besonders problematisch, da dies sehr oft mit kriminellen Tendenzen einhergeht und manchmal als Vorstufe einer manifesten Persönlichkeitsstörung (dissozialer oder impulsiver Typ) im Erwachsenenalter einhergeht. Soviel zu den „worst-case“-Entwicklungen. Die Verhaltensweisen des Kindes werden von den Eltern (manchmal auch Pädagogen) als sehr mühsam und kräfteraubend beschrieben wird. Diese Kinder (mit Hyperaktivität) sind ständig in Bewegung und suchen nach neuen Reizen. Eine Abfolge von Aktivitäten bleiben nur schwer in ihren Köpfen – meist wird ein Teil einfach ausgelassen (Lernschwierigkeiten). Regeln zu befolgen (oppositionelles Verhalten)fällt ihnen sehr schwer und die Rebellion dagegen ist sehr impulsiv. Sie sind sehr starke Persönlichkeiten mit sehr eigenwilligen Ansichten. Nach der hundersten Belehrung folgte die nächste und die nächste...Erfolge stellen sich manchmal sehr lähmend ein. Manchmal hatte ich das Gefühl ein wildes Tier zähmen zu müssen, das nur schwer gelingen konnte. 5. Ursachen 5.1. Bisherige Erklärungsversuche Die klassische Medizin geht bei den betroffenen Kindern von einem multifaktoriell bedingten Störungsbild mit einer genetischen Disposition aus, die zu Veränderungen im Gehirn führt. Diese bewirken eine Störung des Neurotransmitter-Systems, welche die Fähigkeit der Kinder, sich zu regulieren und zu steuern einschränkt. Für den Verlauf und die individuelle Ausprägung sollen daneben psychosoziale Faktoren und Umweltbedingungen eine wichtige Rolle spielen. Allerdings gibt es noch immer kein stimmiges medizinisches Modell zur ADHS. Die bislang sehr konsequent vertretene und in der Öffentlichkeit verbreitete Meinung von Experten der ADHS-Forschung geht also von einem „Dopamindefizit“ im Gehirn aus, welche sich nur durch eine medikamentöse Behandlung mit Dopamin-freisetzenden Substanzen korrigieren lässt. Diplomarbeit Monika Welik „ADHS – eine Krankheit oder nur Spiegel des Umfelds?“ Seite 7 Meiner Meinung nach wird viel zu wenig Augenmerk auf die ebenfalls wichtigen Komponenten wie psychischen und sozialen Faktoren, gelegt. 5.2 Neue Erkenntnisse aus der Hirnforschung Gerald Hüther, Professor für Neurobiologie an der Universität Göttingen, ist einer der renommiertesten Hirnforscher in Deutschland beschreibt in seinem Buch „Neues vom Zappelphilipp“ zusammen mit dem Kinderpsychiater Helmut Bonney sehr anschaulich neue Sichtweisen zum Thema ADHS und diese bringen das althergebrachte ADHS-Ursache-Wirkung-Konzept sehr ins Wackeln. Auf kaum einem anderen Gebiet ist in den letzten Jahren so viel neues Wissen hinzugekommen und sind so viele alte, bisher für gültig gehaltene Annahmen widerlegt und korrigiert worden, wie im Bereich der Hirnforschung. Die Forscher gingen ursprünglich davon aus, dass die während der Hirnentwicklung ausgebildeten, neuronalen Verschaltungen und synaptischen Verbindungen unveränderlich seien, sowie dass psychosoziale Einflüsse nicht in der Lage wären, die Gehirnstruktur zu verändern. Dem ist nicht so, das Gegenteil ist der Fall. Man glaubte auch, dass der Mensch das Gehirn nur zum Denken besitzt und nicht, – wie neueste Forschungsergebnisse zeigen - dass es in besonderer Weise für Aufgaben optimiert ist, die wir unter dem Begriff „psychosoziale Kompetenz“ zusammenfassen. Weiters wurde die Bedeutung von Gefühlen erkannt – vor allem im Zusammenhang mit der Verankerung von frühen emotionalen Erfahrungen im Gehirn und deren Auswirkung auf spätere Grundhaltungen und Überzeugungen. Mittlerweile wurde begriffen, dass der Mensch nur deshalb ein so anpassungsfähiges, zeitlebens lernfähiges Gehirn besitzt, weil die das Denken, Fühlen und Handeln bestimmenden Nervenzellverschaltungen durch genetische Programme eben noch NICHT endgültig festgelegt sind. 5.3 Soziales Umfeld Jeder kommt mit unterschiedlichen Anlagen, Defiziten und Talenten auf die Welt. Die tragende Erkenntnis ist: ob nun die angeborenen Schwächen verstärkt oder kompensiert, ob bestimmte Stärken ausgebaut und weiterentwickelt werden, ob sie verkümmern oder gar eine besondere Begabung zum Ausgangspunkt einer Fehlentwicklung wird, hängt ganz ENTSCHEIDEND davon ab, unter welchen BEDINGUNGEN ein Kind aufwächst und sein Gehirn BENUTZT oder zu benutzen gezwungen ist!! Das Kind wird also von seinem sozialen Umfeld sehr geprägt und ob genetische Dispositionen zum Tragen kommen oder eben nicht, das hängt unter anderem auch von den vorgefundenen Lebensbedingungen ab. Aber es gibt auch mögliche Gründe, dass ein Kind dieses Potential bereits VOR der Geburt nur mangelhaft entwickeln konnte. Dies wären zB während der Schwangerschaft eingenommene Medikamente oder gar Drogen, psychische Überbelastung und körperliche Erschöpfung der Schwangeren (Stress in alles Variationen) sowie auch ein Fehlen von sicheren sozialen und emotional stützenden Beziehungen bei vorhandenen Problemen. Stressbedingte Hormonausschüttungen (Dosis ist auf Mutter nicht Kind abgestimmt) oder andere Signalstoffe, welche durch psychische Belastungen bei der Schwangeren ausgeschüttet werden können, führen zu besonders nachhaltigen Auswirkungen auf die Hirnentwicklung. Besonders „FRÜH“ (während Diplomarbeit Monika Welik „ADHS – eine Krankheit oder nur Spiegel des Umfelds?“ Seite 8 der Individualentwicklung) und vor allem HÄUFIG gemachte Erfahrungen prägen sich „besonders“ in die Hirnstruktur ein und sind im späteren Verlauf des Entwicklungsprozesses oftmals nur schwer durch nunmehr entsprechend modifizierte Nutzungsbedingungen korrigierbar. Aus diesen Gründen ist ein psychisches und physisches Wohlergehen der Mutter während der Schwangerschaft von dringenden Nöten. Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm…sagt man. Ob genetisch weitergereicht oder auch nur von Zeugung an angelernt, darüber scheiden sich die Geister. 5.4 Welche Rolle spielt Empathie im Umfeld für das Kind Ebenfalls zu erwähnen ist der bedeutende Einfluss früher Bindungserfahrungen auf die Hirnentwicklung. Bereits im Mutterleib (oje oder hurra ich bin schwanger?) ist es entscheidend, ob es der Mutter gelingt eine Bindung zu ihrem Kind aufzubauen, erst recht wichtig ist dieses „bonding“ bei der Geburt des Kindes. Hier spielt die besondere Feinfühligkeit der Mutter eine tragende Rolle. Je öfter das Kind erfährt, seine Angst durch vorgefundene Sicherheit und Geborgenheit der Mutter zu überwinden und dadurch sein inneres emotionales Gleichgewicht zu finden, desto tiefer wird die Erfahrung in seinem Gehirn verankert, dass es durch seine eigene Leistung in der Lage ist, seine Angst (mit Hilfe anderer Menschen) zu bewältigen. Das Kind erlebt sich in einer sicheren Bindung zu seiner Mutter und kann sich folglich sicher dem Außen (Erfahrungen, Neues) zuwenden. Ist die Mutter emotional nicht erreichbar ist eine solche Erfahrung nur erschwert möglich und hier erfolgt die Bahnung bestimmter Grundmuster des Denkens, Fühlens und Handelns in Form von Verschaltungen im kindlichen Gehirn in der entsprechenden negativen Variante. Dies wirkt sich dann dahingehend aus, dass das Kind aufgrund mangelnder emotionaler Sicherheit durch verstärkte Selbstbezogenheit zu kompensieren versucht. So schaffen sich diese Kinder eine eigene, allein von ihnen selbst bestimmte Lebenswelt und schirmen sich gegenüber fremden Einflüssen und Anregungen ab, die nicht mit ihren Vorstellungen übereinstimmen. Dies lässt darauf rückschließen, dass möglicherweise hier der Mangel an Empathiefähigkeit bei ADHS-Kindern zu finden ist. Möglicherweise ist das oppositionelle Verhalten des Kindes nur eine Art „Überlebenstechnik“. Empathie zu leben wird für ADHS-Kinder nur schwer möglich. Gelingt es aber einem Kind, neben der Mutter noch weitere Personen zu finden, die ihm bei der Überwindung seiner Ängste behilflich sind und ihm das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit vermitteln, so werden auch deren Grundhaltungen, Fähigkeiten und Fertigkeiten übernommen und im kindlichen Gehirn verankert. Je unterschiedlicher die Grundhaltungen desto besser. Hier kann hervorragend der Vater als liebevoller, einfühlsamer „Programmöffner“ auf die Hirnentwicklung des Kindes einwirken. Dies würde mir auch verständlich machen, dass Alleinerzieherinnen auch eine größere Risikogruppe darstellen, ein Kind mit ADHS-Symptomatik zu „gebären“. Je besser also der Kontakt zu uns selbst ist, umso tiefe kann unser Verständnis für andere sein. Das Gute daran ist: DAS KANN MAN ÜBEN. Um ganz bei uns selbst oder bei anderen zu sein, um mit uns und anderen wirklich in Kontakt zu kommen, muss unser Körper einigermaßen entspannt sein. Eigentlich stellt sich der Körper ganz spontan auf einen entspannten Zustand ein, weil es ein natürlicher Zustand ist. Die meisten von uns Erwachsenen müssen systemaDiplomarbeit Monika Welik „ADHS – eine Krankheit oder nur Spiegel des Umfelds?“ Seite 9 tisch und täglich daran arbeiten, diesen Zustand körperlicher Entspannung und gleichzeitigen Wohlbefindens wieder herzustellen. An dieser Stelle möchte ich das Buch „MITEINANDER – Wie Empathie Kinder stark macht“ von Jesper Juul und Peter Hoeg wärmstens empfehlen. 5.5 Fazit Unsere genetischen Anlagen zeichnen sich also eben nur dadurch aus, dass sie die Herausbildung eines hochkomplexen, zeitlebens lernfähigen Gehirns ermöglichen. Wenn man nun eins und eins zusammenzählt würde das ja heißen, dass die bestehende ADHS-Theorie auf sehr wackeligen Beinen steht. Einerseits sei die Erkrankung großteils genetisch bedingt; wie wir jedoch gerade gehört haben hängen Gene weitgehend von der vorgefundenen Umgebung ab ob diese eingeschalten werden oder abgeschaltet bleiben. Kindergehirne sind leicht form- ja auch VERformbar. Je nachdem in welchem Umfeld ein Kind aufwächst – und dies beginnt bereits im Mutterleib – ENTfalteten sich mögliche Programme oder verkümmern. So stellt sich die Frage, wie weit der Einfluss jenseits der Genetik ist? Des weiteren stellt sich die Frage, ob diese „Anomalien“ im Gehirn überhaupt die wahre Ursache ist – und nicht vielleicht die zwangsläufige FOLGE von einer besonderen Art der Nutzung des Gehirns während der Phase der kindlichen Hirnentwicklung? Was aber primär dazu führt, dass bestimmte Kinder ihr Gehirn anders, eben auf die für ADHS spezifische Weise zu nutzen beginnen, bleibt nach wie vor offen. Auf alle Fälle wäre ADHS mit dieser Sichtweise nicht eine Störung an sich, sondern eine Folge von einer anderen Ursache. Hier wünsche ich mir persönlich noch tiefergehende Forschungen um eventuell die „wahre“ Ursache für die bereits am häufigsten vorkommende psychische Störung im Kinder- und Jugendalter zu finden. Unsere Kinder sind unsere Zukunft und diese liegt uns allen am Herzen. 5.6 Sonstige Ursachen Neben der weit verbreiteten Meinung der genetischen Weitergabe dieses „Gehirndefektes“ gibt es noch andere mögliche Ursachen beziehungsweise Risikofaktoren die die Entstehung einer hyperkinetischen Störung eventuell begünstigen können: • Schwangerschaftsprobleme - (Medikamente, Alkohol, Nikotin aktiv oder auch passiv, Drogen, Schwermetallbelastungen v.a. Blei , physischer oder psychischer Stress der Mutter, fehlende emotionale Bindungen der Mutter und auch ihrerseits dem Kind gegenüber) • Geburtskomplikationen, Frühgeburten • Psychische Belastungen, Depressionen, Stress, Ängste, ungewollte Schwangerschaft, schwere Beziehungsprobleme • Ernährung wird immer wieder erwähnt • Systemische Verstrickungen • Strukturierung des kindlichen Gehirns durch Erziehung und Sozialisation Diplomarbeit Monika Welik „ADHS – eine Krankheit oder nur Spiegel des Umfelds?“ Seite 10 6. Diagnostik Es ist kein Leichtes, ADHS zu diagnostizieren. Nicht alle Kinder, die fleißig herumzappeln sind hyperaktiv und nicht alle sind impulsiv. Es gibt auch 2 ExpertenAnsichten darüber, wie diese unterschiedlichen Erscheinungsformen gruppiert werden können. Zum einen gibt es die von der WHO vorgeschlagenen Klassifikation, den sog. Standard ICD-10 (International Classification of Disease). Hier wird zwischen einer einfachen Aktivitäts- und Aufmerksamkeitsstörung einerseits und einer hyperkinetischen Störung des Sozialverhaltens andererseits unterschieden. Zum anderen gibt es die US-amerikanische Gruppierung DSM-IV (Diagnostic und Statistic Manual of Mental Disorders). Hier gibt es 3 Varianten, die wären: 1) reine Konzentrationsstörungen, 2) vorwiegende Hyperaktivität und Impulsivität 3) „gemischte“ Variante, das sind Hyperkinetiker, die alle drei Kernmerkmale besitzen. Die Diagnose orientiert sich sehr stark an den Symptomen und provozieren allzu leicht symptomorientierte Behandlungsstrategien. Die Ursachen für die Entstehung und die Ausprägung dieser Symptome bleibt bei dieser Art der Diagnose ausgeklammert. 7. Medikamentöse Behandlung Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde ein Mediziner darauf aufmerksam, dass einige Kinder nach einer schweren Hirnentzündung auffällige Verhaltensweisen entwickelten, darunter: motorische Unruhe (Hyperaktivität), Konzentrationsschwierigkeiten (Aufmerksamkeitsstörungen) und mangelnde Selbstbeherrschung (Impulskontrollstörung). In den 40-er-Jahren stellte ein Arzt fest, dass sich die Verhaltensstörungen dieser Kinder durch Zugabe eines Medikamentes deutlich verbesserten. Dieses Medikament war paradoxerweise ein Aufputschmittel (Psychostimulanz) aus der Gruppe der Amphetamine. Dies war die Geburtsstunde von Ritalin®. Mitte der 70-er Jahre (dies gilt bis heute) stand nun fest, das nichts so gut wirkte wie das in den 50-er-Jahren unter dem Namen Ritalin® eingeführte Amphetamin Methylphenidat. Es gibt mittlerweile noch andere Präparate wie Medikinet®, Equasym®, Concerta®, Methylphenidat Hexal®)sowie ein selektiver NoradrenalinWiederaufnahmehemmer mit de m Wirkstoff Atomoxtin (Strattera). Die Präparate wirken bei richtiger Dosierung so, dass die Symptome für ein paar Stunden abnehmen und das Kind das Leben etwas „klarer“ und bewusster wahrnimmt – und somit für den Erwachsenen erreichbar wird. Die Ursache und damit vorhandenen Probleme für den Betroffenen werden hierbei außer Acht gelassen. Die ADHS-Forscher gehen nun von einem Gehirndefekt aus. Da dieser Defekt noch nicht behoben werden könne, bleibe also keine andere Möglichkeit, als die defizitäre Dopaminausschüttung durch Verabreichung eines Medikaments zu korrigieren, das die Freisetzung von Dopamin stimuliert und seine Wiederaufnahme hemmt. Und das genau macht das Methylphenidat, also Ritalin®. Wenn man bedenkt, dass mehrere 100 Millionen Kinder täglich mit Psychostimulanzien behandelt werden, sollte das Ursachen-Konzept von ADHS stich- und nagelfest sein. „Schließlich stammt dieses Konzept aus dem vorigen Jahrhundert und Diplomarbeit Monika Welik „ADHS – eine Krankheit oder nur Spiegel des Umfelds?“ Seite 11 ist nicht viel mehr als ein in sich geschlossener Argumentationsring, der auf Vorstellungen und Annahmen beruht, die damals noch als allgemeingültig betrachtet wurden. Dennoch hat sich dieser Argumentationsring bisher als außerordentlich stabil erwiesen“ – wie Gerald Hüther in seinem Buch „Neues vom Zappelphillip“ schreibt. Je nach Schweregrad werden Kinder und auch Erwachsene medikamentös behandelt. Es gibt bestimmt viele Fälle, in denen aufgrund von unzumutbaren belastenden familiären Zuständen (zB Familie bricht sonst auseinander, Schulbesuch sonst unmöglich, Mitmenschen sind gefährdet) eine Verabreichung eines unter das Betäubungsmittelgesetz fallende Medikament absolut notwendig erscheint. Trotzdem möchte ich darauf hinweisen, dass Ritalin als wirklich letzten Ausweg eingesetzt werden sollte und vor allem nur als Teil einer Gesamtmaßnahme. Mir persönlich scheint der Einsatz von Medikamenten bei ADHS-Betroffenen nach skandinavischem Vorbild am Sinnvollsten: Jeder, der dort eine Behandlung durchführen und begleiten will, muss eine kinderneurologische, kinderpsychiatrische und – psychotherapeutische Fachkompetenz erworben haben und nachweisen können. Der Einsatz von Stimulantien darf erst dann erfolgen, wenn alle psychotherapeutischen Interventionen unter Einschluss der Arbeit mit der Familie erfolglos geblieben sind. Voraussetzung für eine Behandlung mit Medikamenten ist die Bereitschaft zur Kooperation von Eltern und Schule, es gibt eine zeitliche Begrenzung und es gibt Dokumentationspflicht einer behördlichen Stelle gegenüber. Im Vergleich dazu gibt es den USA in einigen Bundesstaaten sogar Förderungen für sozial schwache Familien ($450/Monat) woraufhin die Zahl dieser Kinder von 5% auf 25% anstieg. Noch dazu wurde in den USA im Jahre 2001 ADHS als „Behinderung“ offiziell anerkannt und dies hat positive finanzielle Auswirkungen auf Schul-, Kindergartensystem und in der Familie selbst; Diagnosen wurden dadurch um ein Vielfaches öfter gestellt. Ritalin intravenös injiziert ist mit der Wirkung von Kokain vergleichbar und provoziert einen Handel dieser Pillen auf Schulhöfen. Bei Kindern, die Ritalin regelmäßig einnehmen steigt aufgrund von Wegfallen der Hemmschwelle der Tabletteneinnahme sowie gefühlte körperliche und seelische Veränderungen das Risiko für späteren Drogenkonsum. Seit der offiziellen Anerkennung des Krankheitsbildes ADHS ist die Voraussetzung für die Kostenübernahme einer Behandlung durch Krankenkassen und Gesundheitsbehörden geschaffen worden. Allgemein ist auch bekannt, dass die Pharmaindustrie eine sehr große Lobby darstellt und der Druck auf Ärzte sich auch finanziell verstärkt hat. Ich bin ein absoluter Befürworter der Medizin. Es ist nur sehr wichtig, sie dort einzusetzen, wo sie absolut notwendig ist und deshalb ist die Abklärung eines Krankheitsbildes besonders wichtig. Es ist mir ein persönliches Anliegen, Menschen zu motivieren – auch wenn es manchmal unerträglich scheint – nicht sofort den Weg des geringsten Widerstandes zu gehen. Zugegeben, es wäre sehr praktisch eine Schulblade mit der Aufschrift „ADHS“ zu nehmen, ein Kind in diese hineinzustecken und dann eine weitere mit dem Namen „Ritalin“ zu nehmen um diese dann in die 3. mit der Aufschrift „alles wieder in Ordnung“ einzusortieren. Sehr gerne wird eine Verabreichung dieser Präparate von Ärzten und Psychologen als harmlos abgetan. Tatsächlich es ein Mittel, welches auf das Bewusstsein eines Menschen einwirkt dh. einen Menschen manipuliert! Diplomarbeit Monika Welik „ADHS – eine Krankheit oder nur Spiegel des Umfelds?“ Seite 12 8. Alternative Medizin / Behandlung Auf homöopathischer Seite gibt es seit Ende 2005 das Präparat Zappelin®. Hier wird nicht die Symptomatik behandelt, sondern die Konstitution. Bezüglich der Kernsymptomatik gibt es erfahrungsgemäß leider keine deutlichen Erfolge. Es gibt auch Versuche mit Akupunktur, Akupressur – jedoch auch hier zeigte sich keine effektive Wirkung auf die Symptome. Ich persönlich habe sehr gute Erfahrungen mit anthroposophischem Ansatz gemacht (homöopathische Gaben + spezielle anthroposophische Medizin). Interessanterweise gab es da plötzlich Verschiebungen im Verhalten – dh mein Kind wurde zu Hause sanftmütiger und zugänglicher, im Kindergarten hingegen „auffälliger“ als üblich. Neben einer medikamentösen Behandlung ist es immer notwendig auch noch andere Therapien oder Ansätze beim Kind sowie AUCH bei den Eltern hinzuzufügen: Verhaltenstherapie, Psychotherapie, Elterntraining, Erziehungstraining, systemische Familientherapie, auch Familienaufstellungen sind sehr wirksam. Nicht selten trägt eine Veränderung im Umfeld zur wesentlichen Veränderung der Symptome beim Kind bei. Von großem therapeutischen Wert sind alle Maßnahmen, die das Körperbewusstsein des Kindes und seine Fähigkeit zur Koordination der Bewegung steigern. 9. Ansichten eines Geistheilers Im Folgenden habe ich Matthias A. Exl, MBA - Gründer des Ausbildungszentrum Herzenssache®, Buchautor (vgl. „Befreie dich selbst! Über die Kunst wahrhaftig zu leben“, 2008), Reiki Lehrer, Hypnose Coach sowie Mitglied im Dachverband für Geistiges Heilen (DGH) - gebeten, eine Stellungnahme zum Thema ADHS abzugeben, um den Blickwinkel in Bezug auf ADHS nochmals zu erweitern. „Geistheilung erkennt die Ursache von jeglicher Form von medizinischen oder psychologischen Problematiken in negativ polarisierenden Gedankenbildern der menschlichen Psyche. Jene Gedankenbilder erzeugen in der Wahrnehmung des Betroffenen eine schmerzhafte subjektive Wirklichkeit. Da jene Gedankenbilder vor allem im Unterbewusstsein des Menschen zu finden sind gestaltet sich ein Auflösen der negativ polarisierenden Programme für den Hilfesuchenden selbst als schwierig. Der Ansatz des gesunden Geistes (medica mente) des Geistheilers geht weit über positives Denken hinaus und kann parallel zu einer Schulmedizinischen Behandlung unterstützen. Aus der Sicht der Geistheilung stellt ADHS ein Fluchtverhalten hinter eine „zweite Haut“, einem „zweiten Wesen“ oder einer „weiteren Rolle“ dar. Die Flucht verstärkt sich durch starke Ängste und Zweifel an der eigenen Natur, natürliche Energien und Kräfte werden zurückgehalten und äußern sich durch unbewusste Hyperaktivität. Der Betroffene fühlt sich gespalten, möchte sich vor sich selbst verstecken. Verstärkt wird die Flucht durch die Wahrnehmung, dass der Betroffene sich selbst als „anders“ erkennt. Des Weiteren empfindet der Betroffene auch starke Aggressionen, die jedoch nicht gelebt werden können oder durch selbstauferlegten Fesseln gelebt werden dürfen. Kinder, die die Eltern noch als „gegensätzliches“ Paar wahrnehmen leiden verstärkt unter der inneren Zerrissenheit. Betroffene fühlen Diplomarbeit Monika Welik „ADHS – eine Krankheit oder nur Spiegel des Umfelds?“ Seite 13 sich unsicher, vertrauen sich selbst nicht, wissen nicht, welchem Teil sie in sich selbst vertrauen können oder dürfen. Fehlt hier eine klare gemeinsame ruhige Linie der Eltern verstärkt sich ADHS. Der Mangel an Selbstliebe offenbart sich durch Verhaltensauffälligkeiten. Sind Kinder schon von ADHS betroffen gilt es einen weiten psychischen Raum zu schaffen und die Möglichkeit der Selbstentfaltung durch Musik, Kunst oder Ähnliches ist empfohlen. Kreativität und Freiraum sollte gefördert werden um das Innere gedankliche Muster in das Außen zu bringen. Es gilt die Gedanken zu ordnen und dem Betroffenen in seiner gedanklichen Welt zu helfen zu erkennen, wer er wirklich ist. Aus der Sicht der Geistheilung sollte an der Integration der abgespalteten Seelenanteile gearbeitet und durch Affirmationsarbeit unterstützt werden. Eltern eines Kindes sollten sich um Ruhe und Stabilität und einer gemeinsamen ruhigen Linie bemühen, die die Selbstliebe des Kindes fördert. Begleitend empfehlen sich ausgleichende beruhigende energetische Methoden wie z.B. Reiki.“ Affirmation zur Unterstützung: „Fühle dich ruhig, sicher und entspannt in deinem Selbst. Entdecke deinen Wert und sei stolz auf dein einzigartiges Sein. Setze dich für deine Gedanken und Gefühle ein und manifestiere dich stark als Individuum, egal wie jung du bist. Habe vor nichts und niemanden Angst, dann wird dir auch niemand etwas zu Leide tun. Habe Vertrauen auf deine wahre Natur.“ Prävention – was ist zu tun? ADHS nicht sofort sehen und erkennen zu können, ist die eine Sache. Ausgesprochen kontraproduktiv ist es jedoch, ADHS nicht sehen und erkennen zu wollen. Es ist wünschenswert, stets das „Schöne“ im anderen zu sehen. Jedoch sollte dies keine Ausrede darstellen, nicht handeln zu müssen. Sehr oft gibt es Aussagen wie: „mein Kind hat ja ADHS…“ und entschuldigen das Verhalten ihres Kindes und auch zum Teil ihr eigenes. Zum einen heißt es ja auch, dass ADHS erst ab ca. dem 6. Lebensjahr diagnostizierbar ist und doch sind die ersten 3 Lebensjahre (vor allem auch der Verlauf der Schwangerschaft!) maßgeblich prägend für das ganze weitere Leben. • Neueste Erkenntnisse aus der Forschung belegen, dass die Schwangerschaft so stressfrei wie nur möglich für Mutter und in Folge auch für das Kind erlebt werden, da dies eine Weichenstellung für das beginnende Leben darstellt. • Sollten innerfamiliäre ADHS-Fälle bekannt sein, so ist ja eine Weiterreichung – ob in Form von biologischen oder auch psycho-sozialen Ursachen sei dahingestellt – sehr nahe liegend. Hier gilt es schon sehr früh, Anzeichen eines Babys (siehe unter Symptome beim Kleinkind Seite 7) richtig zu deuten, um entsprechend gegensteuern zu können. • Für jedes Kind ist ein klarer und strukturierter Tagesablauf wichtig, für ADHSKinder (und Eltern) ist das essentiell. Früher oder später werden die Eltern ohnehin (vom Kind) gezwungen ihren Erziehungsstil dahingehen auszurichten, da das Verhalten des Kindes ohne Grenze ausartet. Ein geordnetes klares Umfeld, liebevoll gesteckte Grenzen sowie eine konsequentes Einhalten geben dem Kind Sicherheit und Einschätzungsvermögen, vor allem jenen, die innerlich noch nicht gereift sind. Für Kinder eignen sich hierfür optimal Rituale, welche spielerisch ins Tagesgeschehen eingebaut werden können. Diplomarbeit Monika Welik „ADHS – eine Krankheit oder nur Spiegel des Umfelds?“ Seite 14 • • • • • • • • • Sich immer in gleicher Reihenfolge wiederholende Handlungsabläufe sowie auch liebevolle, stabile emotionale Bindungen zu den engsten Bezugspersonen sind von großer Bedeutung. Ob das Kind nun wenig schläft, viel schreit oder pflegeschwierig ist, das Wichtigste ist, sich darauf einzustellen. Das Kind braucht Akzeptanz seiner „Individualität“ und dies konstant! Ein Kind im ersten Lebensjahr kann NICHT verwöhnt werden und hat somit ein dringendes Bedürfnis, wenn es schreit. Dies ist nun mal die Sprache der Babies und muss vom Umfeld wahrgenommen werden und zwar ohne selbst in Stress zu geraten. Ansonsten entsteht ein Teufelskreis, wie dies bei den sog. „Schreibabies“ oft der Fall ist. ADHS-Kinder fallen meist als Baby in die Kategorie eines Schreibabys. Die Mutter braucht in diesem Falle unbedingt starke emotionale Unterstützung von Partner und Familie, um so ein Kind emotional gut (Konzept der Feinfühligkeit) versorgen zu können. Selbst psychisch stabile Menschen kommen mit solchen Kindern an ihre Grenzen, was erst, wenn die Mutter (im besten Falle) nur relativ stabil ist. Regulationsgestörte Babys können sich selbst nicht mehr beruhigen und brauchen dabei Hilfe. In schwerwiegenden Fällen, wenn die Mutter überfordert ist, kann man „emotionale Erste Hilfe“ in sog. Schreiambulanzen aufzusuchen. An dieser Stelle möchte ich hinweisen, wie wichtig eine begleitende und stärkende Betreuung zB von einer Familienmentorin bereits während der Schwangerschaft ist, um erst gar nicht in einer „Sackgasse“ enden zu müssen. Da Kinder mit Reizen sehr schell überfordert sind, ist dringend darauf hinzuweisen, dass auf eine reizarme Umgebung, sowie reizarme Unternehmungen (keine Massenveranstaltungen), sowie auf Vermeidung von medialen Mitteln geachtet werden sollte. Ein wichtiger Punkt ist jener, dass Eltern eine Art Selbstreflexion (KörperGeist-Seele-Achse) ihrer Selbst sowie der Partnerschaft vornehmen sollten. ADHS-Kinder fungieren als besondere Seismographen gegenüber elterlichen Empfindungen und schlagen bei kleinsten Anzeichen von Unsicherheit, Angst, Stress oder Probleme in der Partnerschaft aus. Eltern sollten auch rechtzeitig Hilfe in Anspruch nehmen, da ein Übersehen seiner körperlichen und / oder psychischen Grenzen weitreichende Auswirkungen hat. Als oberste Regel gilt, rechtzeitig bzw. überhaupt Ressourcen zu schaffen, um den Alltag besser und stressfreier gestalten zu können. In diesem Zusammenhang ist der für mich wichtigste Aspekt zu nennen: Auszeiten nehmen, Möglichkeiten der Erholung auf Körper-Geist-Seele-Ebene schaffen. Es ist nämlich ganz schön kräfteraubend, den ganzen Tag mit solchen Wirbelwinden gut und im besten Falle harmonisch auszukommen. Beachten, dass das Fass nicht nahezu überläuft sondern, wie bereits erwähnt, in guten Zeiten vorbeugend Ressourcen schaffen. Bei älteren Kindern ab ca. 3 Jahren empfehle ich ein sehr gut in der Praxis anwendbares Buch für Änderungen bei vorhandenem Problemverhalten: „Wackelpeter & Trotzkopf“ von Döpfner, Schürmann, Lehmkuhl. Hierbei geht es um Motivation, Regeln einzuhalten, zu kooperieren und Impulskontrolle in Form von positiver Verstärkung von positivem Verhalten. Cordula Neuhaus ist ebenfalls eine ausgezeichnete Autorin, welche den Eltern viele wertvolle praktische Tipps ihn ihren Büchern schenkt. („Das hyperaktive Diplomarbeit Monika Welik „ADHS – eine Krankheit oder nur Spiegel des Umfelds?“ Seite 15 • • • • • Baby und Kleinkind“ – sowie „ADHS bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen“). Das Einsetzen von klar formulierten und sichtbar gemachten Familienregeln und deren Konsequenz bei Nichteinhalten (zB als der „stille Stuhl“ bekannt, od zb das Kind muss eine für ihn sonst „schwere“ Arbeit / Spiel durchführen) hat sich meiner Meinung nach auch sehr gut bewährt. Hierbei entscheidet das Kind selbst, ob es sich lieber an die Regeln hält oder ansonsten eine unangenehme (wenn möglich logische oder vereinbarte) Konsequenz erlebt. Klare und deutliche, möglichst kurz formulierte Anweisungen werden vom Kind am besten verstanden und angenommen. Ein Satz wie: „mach jetzt weiter“ sollte zB in einzelne Handlungsabschnitte zerlegt werden: zieh den linken Schuh an, jetzt nimm den rechten Schuh, jetzt nimmst du die Jacke… Eltern müssen lernen, umzudenken – wie schaffe ich es, dass mein Kind mich versteht. Ein wichtiger Hinweis in diesem Zusammenhang ist der, dass es ADHSKindern hilft, zuerst einen physischen Reiz zu bekommen (Kind am Arm nehmen) und dann Blickkontakt suchen (wenn notwendig Kind auffordern), dann erst mit Anweisung beginnen. Erfahrungen zeigen, dass Kinder auf diese Art der Kommunikationskette sehr gut reagieren. Sehr wichtig ist auch, das Kind immer wieder zu loben, loben, loben – wenn es etwas gut gemacht hat. Dadurch, dass ADHSler um ein Vielfaches mehr an negativem Feedback als „normale“ Kinder erhalten, ist es umso wichtiger, ihr positives Verhalten zu formulieren und hervorzuheben. Dem Kind zu erklären, warum etwas passiert oder nicht ist ok – aber mit einem Kleinkind darüber zu diskutieren geht nicht. Solche Kinder neigen dazu Eltern in eine Diskussion zu verwickeln, ohne dass diese es zu merken, weil sie meist verbal sehr geschickt sind. Sie neigen auch dazu Eltern untereinander auszuspielen – daher ist eine klare, einheitliche und konsequente Erziehungshaltung absolut notwendig. Je früher akzeptiert wird, dass Kinder und Jugendliche mit ADHS NICHT mit dem festen Vorsatz morgens aufstehen, ihr Umfeld zu ärgern und man sie nicht morgens bis abends gereizt drängelt, an ihnen herumnörgelt, sie ständig ausschimpft, ihnen droht, desto weniger entstehen die Komplikationen wie oppositionelles Trotzverhalten, Verlust- und Existenzängste und depressive Verzweiflungseinbrüche. Sie tun sich sehr schwer im Erlernen von Routinen und daher gilt als oberstes Gebot, sich als Elternteil in Geduld zu üben. (dies ist absolut nicht einfach, ich spreche da aus Erfahrung). Was ist die NORM? Eine Aufmerksamkeitsstörung wird laut Weltgesundheitsorganisation nun als eine psychische Störung bezeichnet. Was ist eigentlich eine psychische oder seelische Störung? Laut WIKIPEDIA ist es eine erhebliche Abweichung von der „NORM“ im Erleben oder Verhalten, die die Bereiche des Denkens, Fühlens und Handelns betrifft und mit psychischem Leiden auf Seiten der Betroffenen einhergeht. Diplomarbeit Monika Welik „ADHS – eine Krankheit oder nur Spiegel des Umfelds?“ Seite 16 Nun gut. So stelle ich mit aber die Frage, was ist eigentlich die „Norm“ bzw was wird als „normal“ bezeichnet? Hierzu fällt mir ein, dass Homosexualität noch bis vor wenigen Jahren (genau war das bis zum Jahre 1992) laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) als eigene Krankheit galt und in Folge zu „heilen“. Ich möchte nur darauf aufmerksam machen, dass das was wir als „normal“ bezeichnen, von dem Kulturkreis oder der Gesellschaft in der wir leben also dem sozialen Umfeld abhängt. Immer dann, wenn sich die Verhaltensweise eines Menschen erheblich von dem unterscheidet, was die Mitglieder der Gemeinschaft als akzeptabel und tolerierbar betrachten, wird diese Abweichung als „Störung“ vom „Normalen“ abgegrenzt und durch gezielte Maßnahmen zu korrigieren versucht. (siehe G. Hüther, Literaturnachweis). Was ist aber, wenn sich die Gesellschaft aufgrund von veränderten Lebensbedingungen dahingehend verändert hat, dass vermehrt Kinder geboren werden, die sich nur an das anpassen, was im Außen vorhanden ist? Wir leben in einer sehr schnelllebigen Welt und möglicherweise ist das nur ein logischer Prozess in dem wir uns befinden. Wenn nun die ADHS-Tendenz steigend ist – wie sieht dann zB. Ein Klassenzimmer im Jahre 2050 aus? Wenn nun beispielsweise in einer Klasse von 20 Schülern 11 ADHS-Symptome zeigen – wer ist hier „normal“? Werden dann 9 Personen behandelt, damit sie ADHS bekommen? Als Kind hörte ich auch sehr oft von meinem Vater, welcher noch sehr an traditionellem Denken festhielt: „Das ist ja nicht normal…“ Normal ist das, was den allgemeinen (=Gesellschaft) Verhaltensweisen entspricht. Also das, was ich in meiner Familie erlebt habe – ist für mich normal. Ist es denn „normal“, dass sich mittlerweile so viele Menschen mittels Schönheitschiurgie den von beliebigen Modezeitschriften vorgegeben „Modellen“ auf vielfältige Weise anpassen? Ist es normal, dass sich Menschen Dinge leisten müssen, für die sie eigentlich kein Geld haben, nur weil es der Nachbar besitzt? Ist es normal, dass Kinder bereits im Bauch der Mutter Englisch lernen „dürfen“ um später einmal ein „perfektes“ Kind abzugeben? Wo sind wir alle zusammen da hineingerutscht…Immer wieder ertappe auch ich mich, dass ich da und dort „mit muss“. Aber immer schneller komme ich zu dem Schluss: MUSS ich das überhaupt? Wer sagt mir, was ich zu tun habe und wie ich sein muss oder meine Kinder zu sein haben? Und genau hier sollte man ansetzen. Was ist MIR wichtig, welche Werte sind mir als Mensch in meiner Familie wichtig, auch wenn das rundherum anders aussieht. Ich glaube, es ist wieder an der Zeit, dass unsere Leistungsgesellschaft zu einer Wertegesellschaft wird und dabei ist jeder einzelne gefordert sich selbst treu zu sein oder zu werden. Jedes Kind ist individuell und da sollten wir möglicherweise an unserer Beziehungskompetenz arbeiten, um andere Menschen zu sehen und ihnen so zu begegnen, wie sie sind. Damit meine ich aber nicht, sich seelenruhig zurückzulehnen und wenn das Kind gerade in seiner Zerstörungswut die Wohnung auf den Kopf stellt…Grenzen sind wichtig und notwendig. Sich anpassen zu können ist ebenfalls wichtig aber hierbei einen Kompromiss zu finden zwischen „ich bin mir wichtig und du auch“. Diplomarbeit Monika Welik „ADHS – eine Krankheit oder nur Spiegel des Umfelds?“ Seite 17 Kann ein Kind spiegeln? Ich möchte nur dazu ermuntern, zu hinterfragen, ob ich mir selbst und meiner Familie treu bin. Ist es mir vielleicht einfach nur peinlich, weil ich mit zu wenig Selbstvertrauen ausgestattet bin, dass mein Kind überall „schlecht“ auffällt? Möchte mir mein Kind nicht etwa genau zu dem verhelfen, dass ich mich zum Beispiel zu einem Menschen mit Rückgrat, Integrität und Toleranz entwickle? Ist mir ein „angepasstes“ also „braves“ Kind lieber als ein offenes, ehrliches zu sich selbst stehendes Kind mit einer eigenständigen Meinung? JA, wenn es später um Drogen geht wäre es toll, wenn mein Kind da nicht mitmacht aber wie ist es in anderen Situationen? Wie oft ist es mir passiert, dass mich meine wunderbare Tochter in (mir) peinliche Situationen manövriert hat, bis ich lernte, dass mir das ja gar nicht peinlich sein sollte, denn ein negatives Verhalten eines anderen sollte in mir keine (negativen) Resonanzen auslösen. Wenn doch, dann hat dies möglicherweise mit mir – aber in diesem Falle mit meiner inneren Einstellung zum Außen zu tun. Als ich das begriff, fiel großer Druck von mir ab und vor allem auch bei dem noch viel mehr unter Druck stehenden Kind. Plötzlich waren stressfreiere Begegnungen möglich und das setzen einer Grenze wurde plötzlich auch akzeptiert. Hier hat mir während meiner Reiki-Ausbildung das Hinterfragen durch die Spiegelgesetz-Methode ungemein geholfen. Es besagt dass alles, was im Außen geschieht, eine Reflexion meines inneren Seinszustandes ist. Das mag wirklich verrückt klingen, aber bei näherer Beobachtung trifft es genau ins Schwarze. Wir reagieren aufgrund von eigens erlebten Emotionen, welche im Laufe des Lebens verdrängt wurden oder aber auch aufgrund von Verletzungen in der Kindheit auf den Spiegel. Natürlich hört man nicht gerne, dass mein aufbrausender, vor Wut schäumender und tobender Nachwuchs etwas mit mir zu tun haben soll, sofern es mich stört. In diesem Zusammenhang kann ich das Buch von Matthias A. Exl „Befreie dich Selbst!“ wärmstens empfehlen. Kinder sind aus Liebe zu den Eltern zu sehr viel bereit. Kinder können Krankheiten aus Liebe auf sich nehmen, um mit anderen Worten nur zu sagen, dass im Familiensystem etwas nicht stimmt. Wenn jemand schon einmal an einer Familienaufstellung teilgenommen hat wird sehr schnell bewusst, dass wir aus Liebe zu fast allem bereit sind. So gibt es also eine Art Spiegel, der einem vorgehalten wird, um daraus zu lernen. Je näher die Beziehung desto stärker sind hier die Resonanzen. So sind Partner und Kinder wohl die stärksten Lehrmeister, wie ich an eigenem Leibe erfahren durfte. Aus eigener Erfahrung darf ich auch berichten, dass ADHS-Kinder hierfür eine besondere Begabung in sich tragen, Emotionen, Spannungen und sonstige Ungereimtheiten sofort zu erspüren und darauf zu reagieren. Es gab Menschen, bei deren Zusammentreffen, Lisa aggressiv in allen Formen reagierte. Es wiederholte sich und wiederholte sich – bis ich verstand, dass nicht mein Kind das „Problem“ darstellte, sondern etwas anders im Raum stand. Manchmal sind „gute“ Freunde sehr gut getarnt. Manchmal weiß Mama gar nicht, was sie eigentlich innerlich fühlt. Aber Kinder eben. Ein anderes Beispiel, das ich nennen möchte, war einmal ein Treffen mit einer sehr lieben Freundin und deren Tochter, welche Lisa so annahmen wie sie war und folglich eine nettes Miteinander – wenn auch lauter als vielleicht üblich – möglich war. Plötzlich, wurde das Spielgeräusch der Kinder immer lauter und ich bemerkte bei Diplomarbeit Monika Welik „ADHS – eine Krankheit oder nur Spiegel des Umfelds?“ Seite 18 meiner Tochter erste Anzeichen von „jetzt geht’s gleich los“. Ich fragte noch meine Freundin, ob sie innerlich angespannt wäre und ihr das Ganze zu viel wäre, worauf sie mit „nein“ antwortete. Auch in mir konnte ich nichts Auffälliges wahrnehmen. Kurze Zeit später eskalierte die Situation ein wenig, als Lisa mit Spielsachen herumwarf, massiv unruhig wurde und nicht mehr zu bremsen war, bis sie sich dann wieder einmal selbst aus Unachtsamkeit verletzte. Wir verließen sofort die Wohnung und gingen wieder nach Hause. Kurz darauf sprach ich noch einmal mit meiner Freundin und diese ließ mich wissen, dass sie als ich sie fragte, bereits ein sehr starkes inneres Gefühl von Aggression in Form von Wut in sich trug, welches sie sich selbst erst rückblickend eingestand. Jedenfalls war sie sehr erstaunt, dass dies von jemand anderen gefühlt und auch sichtbar gemacht wurde. Solche Vorfälle habe ich hunderte erlebt, bis ich selbst dem ganzen auf die Schliche kam. Viele schütteln jetzt bestimmt den Kopf, jedoch berichte ich von dem was ich erlebt habe. Zuerst half ich mir mittels Schubladen, einzelne Personen und Situationen zu kategorisieren. Später erkannte ich, dass ich mich dabei manipulierte und eigentlich nur nach einem „Schuldigen“ im Außen suchte. Mittlerweile reagiere ich einfach, wenn Bedarf ist. So ist es und dies ist nur schwer nachvollziehbar, denn wir Menschen können meist Dinge nicht annehmen, die wir nicht sehen oder greifen können. Tja, es gibt einfach Menschen, die mehr fühlen, mehr sehen, mehr hören, mehr riechen – einfach weil sie so sind wie sie sind – anders als die „Norm“. Die Wahrheit tut sehr oft weh und vor allem, wenn einem ein so kleiner Sprössling zeigt, dass in mir versteckte Emotionen wie Eifersucht, Wut, Hass, Trauer, und was sonst noch so sein mag, vorhanden ist. Im Erwachsenenumfeld ist es meist ein Klacks, den „Lustigen“ zu spielen auch wenn man innerlich meilenweit davon entfernt ist. Das Schlimmste an der Sache ist ja, weil ich dem als Mutter nicht auskomme – denn ich muss – nein - ich möchte ja eine schöne Beziehung mit meinen Kindern leben. Wenn mein Kind mir zeigt, dass etwas nicht in „Ordnung“ ist, dann kann ich nicht so tun, als wäre nichts, denn ein kindlicher „Kompass“ ist nicht manipulierbar. Trotzdem kenne ich genügend Menschen, denen eine solche Sichtweise beschämend ja schier unmöglich ist. Solche Menschen nehmen Kinder meist als etwas wahr, das noch nicht „vollwertig“, vielleicht sogar weniger wert als sie ist oder sogar als „Objekt“. Das ist doch „nur“ ein Kind für diese Menschen. Sie wollen die Ursache von sich abwälzen und das Kind als Problem sehen, denn alles andere würde ja heißen, dass sie selbst der „Schuldige“ sind. Für mich stellt sich die Frage des Schuldigen nicht, denn eine Mutter, die zB. aufgrund von eigenen Ängsten weniger die Fähigkeit zur Empathie besitzt, ist nicht „schuld“, dass sie dies in ihrem Familiensystem weiter lebt; auch diese war einmal ein Kind und hat höchstwahrscheinlich auch ihrerseits ähnliche Erfahrungen mit ihrer Mutter erlebt. So gibt es möglicherweise innerfamiliäre Verstrickungen, welche einfach da sind, um erkannt zu werden, damit die Chance einer Auflösung möglich wird. Erledigt das die eine Generation nicht, so wird es wohl oder übel die nächste sein. Offenheit für Neues sowie die Bereitschaft zu lernen bringt hier eine mögliche Lösung herbei anstatt an „Altem“ festzuhalten und der Leidensschiene die Tore offen zu halten. Mittlerweile gibt es auch den wissenschaftlichen Nachweis (Spiegelneuronen), dass es ein „spiegeln“ in vielen Variationen tatsächlich gibt. Dies ist ein weiteres großes Thema und wird eingehend im Buch von Joachim Bauer „Warum ich fühle, was du fühlst“, dargestellt. Diplomarbeit Monika Welik „ADHS – eine Krankheit oder nur Spiegel des Umfelds?“ Seite 19 Bei systemischer Betrachung einer „ADHS-Familie“ wird auch davon ausgegangen, dass das Kind möglicherweise ein Problem im Familienverband aufzeigt. Im Zusammenhang mit ADHS geht wird meist die „Vaterlinie“ auch in Kombination mit Alkohol- oder Suchtproblematik sowie auch ein mögliches „Abwerten des Vaters“ aus Muttersicht, näher betrachtet. Für Franz Ruppert, Psychologischer Psychotherapeut und enger Vertrauter Bert Hellingers sieht als Ursache eine symbiotische Verstrickung mit dem Traumata ihrer Mütter und Großmütter. Deren abgespaltene Traumagefühle wie Angst und Wut werden von ADHS-Kindern emotional übernommen und blind ausgelebt. Sie spüren eine undefinierbare Angst und Unruhe in sich und möchten von diesem Gefühl weglaufen. In der Regel hat das Ursprungstrauma mit sexueller Gewalt zu tun. Somit spiegeln diese Kinder etwas, das nichts mit ihnen selbst zu tun hat. Daher ist es ungemein wichtig das ganze familiäre System in die Behandlung des ADHSKindes einzubeziehen. Die Familie ist die kleinste Zelle der Gesellschaft. Ich bin es – bei mir selber darf ich ansetzen. Indem ich VORlebe wirken sich meine Wertvorstellungen, meine Ideale und mein Gedankengut auf meine Kinder, später deren Kinder, usw. aus. Es ist schon lange erwiesen, dass Kinder durch „abschauen“ dh am Vorbild lernen. Die Vorbildwirkung als Elternteil stellt eine große Verantwortung dar. Ist mein Terminkalender bis aufs Letzte vollgefüllt und folgedessen der meines Kindes auch – wen wundert es da, dass ein Kind nicht zur Ruhe kommen kann, wenn ich es nicht vorlebe? Natürlich gibt es eine Reihe von sozialen, psychischen, physischen und auch genetischen Faktoren, die auf das Kind einwirken können. Aber Tatsache ist, dass wir einen Samen in der Hand halten, der einmal Frucht tragen wird. Wenn wir an uns arbeiten können und nicht das Außen dafür Verantwortung hat, heißt das ja auch mit anderen Worten, dass WIR es in der Hand haben. Wir sind nicht unheilbar unserem Schicksal ausgeliefert. Dies war für mich immer ein Kraftpotenzial und gab mir Hoffnung wenn alles über mir zusammenbrechen schien. Und so wünsche Ich allen Menschen, dass sie Ihre Quelle in sich finden, wie auch immer sie diese nennen wollen und sie auch finden. Für mich heißt diese Quelle GOTT und ich schäme mich auch nicht mehr dafür. Danke liebe Lisa, dass du mir etwas vorgelebt hast, von dem ich abschauen durfte. Ich habe viel von dir gelernt – ich danke dir dafür von ganzem Herzen. Zusammenfassend ist zu sagen, dass jedes Kind sein Umfeld widerspiegelt – das eine mehr, das andere weniger. ADHS-Kinder haben hierfür besonders feine Antennen und benötigen ein sehr liebevolles, verständnisvolles und „klares“ Umfeld und dann werden aus ihnen wundervolle Persönlichkeiten, denn diese Kinder tragen ein ungemein großes Potential in sich, das entdeckt werden möchte. Vorzüge eines ADHS-Kindes Das Leben eines ADHS-Kindes ist meist sehr bunt, spannend und äußerst abwechslungsreich. Gar nicht so selten werden sie später wegen ihrer Kreativität oder zum Teil erstaunlichen Leistungen von Nicht-Betroffenen sogar bewundert und beneidet. Angeblich sollen ja auch Einstein, Mozart, Pestalozzi und Cobain ebenfalls hyperkinetische Persönlichkeiten gewesen sein. Diplomarbeit Monika Welik „ADHS – eine Krankheit oder nur Spiegel des Umfelds?“ Seite 20 Bei guter FÖRDERUNG zeigen sie unter anderem: Hohe Abstraktionsfähigkeit Hohe Konzentrationsfähigkeit Unübliche Lösungsvorschläge Interesse für altersunübliche Themen Starkes Interesse an Herausforderungen Haben Fähigkeiten zu sportlichen Höchstleistungen Segmentale Hochbegabung auf mathematischem und sprachlichem Gebiet, im planerischen Bereich (nicht Umsetzung), musische Talente ⇒ Einfühlsamkeit und Charisma wie für „Heiler“ nötig ⇒ ⇒ ⇒ ⇒ ⇒ ⇒ ⇒ Sie sind zwar anstrengend, weil sie alles „Neue“ lieben, oft wenig schlafen, sehr selbstbewusst scheinen, unentwegt Fragen stellen, zum Teil sehr kompliziert denken und endlose Diskussionen lieben. Sie zeigen aber dann oft ⇒ ⇒ ⇒ ⇒ ⇒ ⇒ ⇒ ⇒ ⇒ ⇒ hohe Leistungsfähigkeit eine schnelle Auffassungsgabe einen Hang zur Perfektion größere Ausgeglichenheit problemlösendes Denken Hilfestellung gegenüber schlechteren Schülern größere Kompromissbereitschaft intuitiver Umgang mit Tieren und Menschen Kreativität auch im künstlerischen Bereich ein unglaubliches „Stehvermögen“ wenn es darum geht, etwas zu erreichen. Sie verfügen über starke soziale Kompetenz von Natur aus, sie sind sehr offene Wesen, handeln bei Ungerechtigkeiten, versuchen Streit zu schlichten, üben Zivilcourage, zeigen ein bei Interesse oft hohes Ausdauervermögen, sind sehr mutig und werden oft eine Bereicherung für die Gemeinschaft – manchmal sogar die Gesellschaft. So kräfteraubend eine Zeit auch mit einem solchen Kind manchmal ist, so WUNDERbar sind die Erfahrungen mit so einer Persönlichkeit. Von klein auf hatte ich das Gefühl mein Kind wäre schon eine Erwachsene, die noch zu lernen hätte, Kind zu sein. So ein Kind stärkt die Persönlichkeit der Eltern in vielfältiger Weise. Das klingt vielleicht paradox – aber ich wurde stark durch sie. Die ständigen Machtkämpfe ließen mich erkennen, dass ich klarer, konsequenter und mit vollster innerer Sicherheit sein muss, damit ich auch akzeptiert werde. Ich habe die Welt in einem neuen Licht entdeckt. Ich sehe vieles jetzt anders, und hinterfrage mehr. Was steckt noch in diesem oder jenem drin – wofür ist es sonst noch da – dies entwickelte sich daraus, weil meine Tochter quasi alles „zerstörte“, was man ihr gab. Zuerst sah ich das so – aber dann dachte ich mir eben – sie ist einfach nur mit vollem Interesse beim Lernen und Erfahren. Meine Sichtweise „sie hat nur Blödsinn im Kopf“ änderte sich auf „sie ist sehr kreativ und entwickelt ständig neue Ideen“. Eigentlich ein sehr praktisches Kind, denn herkömmliches Spielzeug war nur bis zur „Zerlegung“ interessant also erübrigte es sich. Sie bastelt sich was sie braucht selber oder funktioniert es um, wie praktisch. Abgesägte Äste im Garten Diplomarbeit Monika Welik „ADHS – eine Krankheit oder nur Spiegel des Umfelds?“ Seite 21 werden im Nu in ein Indianer-Tipi verwandelt, ein Ast mit Blättern am Ende ist ein Hund mit Leine. Es sind auch sehr fleißige, sozial engagierte Kinder. Hat ein Kollege im Kindergarten seine Tasche verloren, bringt sie nächsten Tag sofort ihre schönste Prinzessinnentasche mit….er braucht ja eine neue, der arme. Jeder Mensch ist einzigartig in seinen Talenten, Charaktereigenschaften und Aussehen. Diese Schönheit gilt es bei jedem zu entdecken. Wie kann die Familienmentorin weiterhelfen? Als Familienmentorin verhelfe ich den Müttern & Vätern zu Selbstvertrauen, innerer Kraft, Sicherheit sowie zu innerer Balance. Ich arbeite nicht therapeutisch sondern begleitend, emotional unterstützend und stärkend. Glückliche Mütter haben glückliche Kinder und in diesem Sinne verhelfe ich der Mutter zur Selbsthilfe. Ein weiterer wichtiger Teil ist die Stärkung ihrer Selbstwahrnehmung durch Entspannungsübungen, leichten Massagen, Vissualisierungen und Aufarbeitung von “alten“ nicht mehr benötigten emotionalen „körperlichen Anker“ durch professionelle Kinesiologie und speziellen Entkoppelungstechniken. Somit wird der „Rucksack“ entleert und dadurch mehr emotionale Ressourcen für die Familie geschaffen. Durch die Beigabe von Bachblütenessenzen können Mutter, Vater und Kind ebenfalls sehr unterstützt werden. Eventuell vorhandene systemische Verstrickungen können erkannt und angesprochen werden und mittels „heilende Geschichten“ an Wirksamkeit verlieren. Das Ziel der Betreuung ist, dass sich Mutter und Vater als kompetent erleben und somit handlungsfähiger werden. Wenn nötig kann zu Hause in der Familie vor Ort direkt an diversen Problemsituationen gearbeitet werden und somit bleiben Intimität und eine vertraute Umgebung bestehen und dadurch der Erfolgsprozess verstärkt. Je nach vorhandenen Schwierigkeiten kann gemeinsam an neuen Lösungsvorschlägen gearbeitet werden. Sofern es Probleme in der Bindung zwischen Mutter und Kind gibt – dies ist meist bei ADHS-Kindern der Fall – bediene ich mich sehr gut wirkenden bindungsfördernden Maßnahmen wie Schmetterlingsmassage und auch Bindungsübungen für Eltern und Kind. Durch meine Reiki-Ausbildung habe ich weiteres Werkzeug, das zur Steigerung des allgemeinen Wohlbefinden sowie innerer Ruhe beiträgt und das Konzept der Familienmentorin abrundet. Als Familienmentorin verbinde ich also Körper, Geist und Seele und gehe auf vorhandene Probleme ganzheitlich zu. Nachwort Ich bin sehr dankbar, die Ausbildung zur Familienmentorin absolviert zu haben. Es stellt eine ausgezeichnete Möglichkeit dar, Erfahrungen die für mich lebensverändernd waren, an andere Menschen weiterzugeben. Es gibt ein reiches Potential an Hilfestellungen, die wir Menschen zur Verfügung gestellt bekommen – zugreifen müssen wir jedoch selbst. Die Arbeit als Familienmentorin bietet eine herrliche Unterstützung und Begleitung von werdenden Eltern – präventiv oder auch reaktiv – wenn bereits „Not an der Frau ist“. Die beste Grundlage für ein gesundes Kind ist eine gesunde Mutter sowie ein gesunder Vater – also besser vorbeugen statt Löcher stopfen. Ich wünsche allen ElDiplomarbeit Monika Welik „ADHS – eine Krankheit oder nur Spiegel des Umfelds?“ Seite 22 tern Mut, ihren Rucksack einmal anzusehen und ihn auszuleeren. Als Empfehlung für jede Schwangere gebe ich die, wie es Terence Dowling, ein bekannter Humanmediziner, Psychologe, Genetiker und Theologe einmal so schön nannte: WELLNESS für die Mutter in der Schwangerschaft. Dies war die Kernaussage eines Vortrages über die Auswirkungen der Schwangerschaft auf das Kind. Er meinte, jenes Land, das „dies“ als erstes anerkennen würde und hierfür die Rahmenbedingungen schaffen würde, müsse sich um die Zukunft des Landes keine Sorgen mehr machen. Ich finde diesen Ansatz sehr interessant und vielleicht dringt diese Information ja auch irgendwann zu den Köpfen unserer Politiker durch. Unsere Kinder sind unsere Zukunft – also behandeln wir sie auch so, dass es eine schöne Zukunft wird. Auch ein Kind mit ADHS-Diagnose oder ADHS-Tendenzen kann ein wundervolles Leben selbst ohne Medikamente führen. Hier lohnt es sich, den „mühsameren“ Weg zu gehen. Ich spreche aus Erfahrung: mit viel Geduld, Disziplin, Offenheit und Liebe können Sie als Mutter oder Vater, idealerweise gemeinsam, großartige Erfolge bei ihrem Kind erzielen. Sehen Sie ihr Kind nicht als „Problem“, nehmen sie es genau so an, wie es im Moment ist und sehen sie es vielmehr als Geschenk. Vielleicht gefällt ihnen gerade die Farbe des Geschenkpapiers nicht - dann packen sie es einfach voller Freude aus und sehen selbst, was dann zum Vorschein kommt. „DU MUSST NUR WOLLEN“ Diplomarbeit Monika Welik „ADHS – eine Krankheit oder nur Spiegel des Umfelds?“ Seite 23 Literaturliste: Cordula Neuhaus, „Das hyperaktive Baby und Kleinkind“ Cordula Neuhaus, „ADHS bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen“ Gerald Hüther / Helmut Bonney, „Neues vom Zappelphilipp, ADHS verstehen, vorbeugen und behandeln“ Jesper Juul / Peter Hoeg, „Wie Empathie Kinder stark macht“ Matthias A. Exl, „Befreie dich selbst – Über die Kunst, wahrhaftig zu leben“ www.herzenssache.at Döpfner Schürmann Lehmkuhl, „Wackelpeter & Trotzkopf“ http://de.wikipedia.org/wiki/Aufmerksamkeitsdefizit/Hyperaktivit%C3%A4tsst%C3%B6rung http://www.geo.de/GEO/mensch/medizin/1015.html?p=1 Diplomarbeit Monika Welik „ADHS – eine Krankheit oder nur Spiegel des Umfelds?“ Seite 24