Nachrichten aus Kaliningrad

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Nachrichten aus Kaliningrad
Einzelpreis mit Zustellgebühr 3,10
G 13120 E
Die Erntezeit
geht ihrem
Ende zu.
Der Getreideertrag 2013
liegt erheblich
über dem aus
dem Vorjahr.
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Nr. 10
Oktober
2013
21. Jahrgang
Das Kunstund Folklorefestival
„Friedensgelände“
gewinnt mit
jedem Jahr
an Beliebtheit.
Seite 10
Die Pregelstadt
wurde erstmals
zum Austragungsort einer
Weltmeisterschaft im
Schiffsmodellbau.
Seite 8
Nachrichten
aus Kaliningrad
Eine wichtige Episode des Ersten Weltkrieges – die Schlacht bei Gumbinnen – wurde 99 Jahre danach am Ufer des
Angerapp-Flusses bei Gusev (ehem. Gumbinnen) nachgestellt. Seite 12 und 13. Fotos: I.S.
Seite 2
Millionen
für besseren
Umweltschutz
Die
Gebietsregierung
plant, die bei Kosmodemjanskij (ehem. Metgethen)
gelegene alte Mülldeponie sowie das Abfalllager
auf dem Betriebsgelände
der Papier- und Zellstofffabrik „Darita“ in Kaliningrad zu schließen und zu
rekultivieren.
Fast 200 Millionen Rubel, die dazu notwendig
sind, sollen aus dem Föderalhaushalt
bereitgestellt werden, so der regionale Pressedienst.
Beide Infrastrukturobjekte genügen schon lange
nicht mehr den Anforderungen an die moderne
Müll- und Abfallentsorgung. Sie gefährden die
Umwelt, verschlechtern
die Lebensqualität der Anwohner und sind seit Jahren ein leidiges Problem
für Entscheidungsträger
auf Stadt- und Gebietsebene gewesen. Die Kosten für
die Rekultivierung des Darita-Abfalllagers werden auf
ca. 55 Millionen, die der
Mülldeponie bei Kosmodemjanskij auf über 140
Millionen Rubel geschätzt.
Polizei räumt
in den eigenen
Reihen auf
NACHRICHTEN
Gebiet kommt ohne
Arbeitsmigranten nicht aus
Die Zahl der Arbeitsmigranten beläuft sich in diesem
Jahr im Gebiet auf fast 12.000 Menschen.
Davon berichtet der Pressedienst der Gebietsverwaltung. Migranten werden im Gebiet meist in der Baubranche eingesetzt, so beispielsweise bei der Errichtung von Wohnblocks für Militärangehörige und beim
Umbau des Kaliningrader Flughafens Chrabrowo. In
einer noch größeren Zahl kommen sie sicherlich bei
der Umsetzung der groß angelegten Infrastruktur- und
Bauvorhaben im Hinblick auf die 2018 bevorstehende
Fußballweltmeisterschaft zum Einsatz.
Zwei weitere Zahlen zum Thema Arbeitsangebot und
-nachfrage: Jeden Monat werden dem regionalen Arbeitsamt im Durchschnitt 12.000 freie Arbeitsstellen gemeldet. Die Zahl der dort registrierten Arbeitssuchenden beläuft sich derzeit auf knapp über 6.000.
Mit airberlin nach Berlin
Direktflüge Berlin-Kaliningrad-Berlin, die seit Juni
2012 von der Fluggesellschaft airberlin ausgeführt werden, erfreuen sich einer immer größeren Beliebtheit.
Die Route wird jetzt nicht mehr wie anfangs dreimal,
sondern siebenmal pro Woche beflogen – eine rasante
Angebotszunahme innerhalb nur eines Jahres! Viele
Russen, nicht nur aus Kaliningrad, nehmen die Dienste
von airberlin bei ihren Reisen nach Deutschland und in
andere Länder Westeuropas in Anspruch. „airberlin ist
die einzige Fluggesellschaft, die Direktflüge von Kaliningrad nach Berlin und weiter in die ganze Welt anbietet“, sagte Paul Gregorowitsch, der Chief Commercial Officer von airberlin – verantwortlich für Netz und
Vertrieb (l. auf dem Bild) – bei einem Treffen mit Journalisten, Reiseanbietern und Geschäftsleuten in Jantarnyj (ehem. Palmnicken).
Mit ihm zusammen kam auch Burkhard Kieker (2. von
r. auf dem Bild) , der Geschäftsführer von visitBerlin,
nach Kaliningrad. Er erhofft sich vom Ausbau der Flugverbindung zwischen Kaliningrad und Berlin gute Perspektiven für seine in den Bereichen Touristenbetreuung und Kongressmarketing tätige Firma: „Wir sind gerne bereit, Fluggäste aus dem Kaliningrader Gebiet mit
unserer deutschen Hauptstadt bekannt zu machen“.
Ein ranghoher Beamter
der Swetlogorsker Polizeiverwaltung wurde auf frischer Tat – beim Erhalt
von Bestechungsgeld in
Höhe von 160.000 Rubel
(ca. 4.000 Euro) – erwischt
und festgenommen.
Mehrere seiner Vorgesetzten sind für die Dauer
der Ermittlungen suspendiert worden. Dies teilt
der Pressedienst der Kaliningrader Polizeiverwaltung mit.
KÖNIGSBERGER EXPRESS
Nr.10/13
Tilsit in 3D
Bis Ende 2015 soll die
Stadt Sowjetsk (ehem. Tilsit) im Norden des Gebietes drei neue Touristenattraktionen bekommen.
Geplant sind ein Königin-Luise-Denkmal
aus
Carrar-Marmor im Tilsiter
Stadtpark, Nachbildungen
von Holzflößen, auf denen
der russische Zar Alexander I. und sein französischer „Amtskollege“ von
damals, Kaiser Napoleon
Bonaparte, Anfang des 19.
Jahrhunderts den berühmten Tilsiter Friedensvertrag
unterzeichnet hatten, sowie
ein dreidimensionaler 70
Quadratmeter großer touristischer Stadtplan.
„Die Straßen und historisch bedeutsamen Stätten
sollen auf dem Stadtplan
ihren alten Namen tragen“,
sagte die Leiterin des Stadtmuseums von Sowjetsk,
Angelika Spilewaja, der
Zeitung „Argumenty i Fakty“. „Es werden darauf die
Königin-Luise-Brücke und
das Haus, in dem Zar Alexander, Kaiser Napoleon
und die preußische Königin Luise damals residierten, zu sehen sein. Der Ort,
an dem mündlichen Überlieferungen zufolge Napoleon eine zweistämmige
Linde als Symbol der französisch-russischen Freundschaft gepflanzt hat, soll in
dem Modell ebenfalls dargestellt werden.“ Das Vorhaben wird mit der finanziellen Unterstützung eines
internationalen Förderprogramms umgesetzt.
Geldfälscher
am Werk
Ein Ortsansässiger hat
in einem Kaliningrader
Restaurant 100 gefälschte
Zweihundert-Euroscheine
für insgesamt 800.000 Rubel erfolgreich „an den
Mann gebracht“.
Jetzt steht er vor Gericht
und ihm droht eine recht
lange Haftstrafe.
Nr.10/13
NACHRICHTEN
Seite 3
Sommer 2013:
warm und
mäßig feucht
Fußgänger sind
auch keine
Unschuldsengel
Nach Angaben des regionalen Wetterdienstes ist es
in unserem Gebiet im
Zeitraum von Mai bis August in diesem Jahr durchschnittlich um 1 bis 3 Grad
wärmer gewesen als gewöhnlich.
Die
Niederschlagsmenge lag von Mai bis Ende
Juli jeweils etwas über
dem üblichen Monatsdurchschnitt, dafür fiel der
Monat August trockener
als sonst aus: Es gab um
35 Prozent weniger Regenfälle, als es in dieser Jahreszeit üblich ist. Es wurden folgende Temperaturspitzen gemessen: 28,2
Grad im Mai, 33,5 Grad im
Juni und 32,7 Grad im August.
Als für unsere Gegend
recht ungewöhnliche Naturerscheinung sei nach Augenzeugenberichten
Ende
August 2013 über dem
nördlichen Teil Kaliningrads eine kleine Windhose
beobachtet
worden.
Diese habe sich jedoch
nur etwa fünf Minuten
lang gehalten und vermochte den Erdboden mit
ihrem „Rüssel“ nicht zu erreichen. Die Meteorologen
bestätigen, dass es am besagten Tag sehr mächtige
Quellwolken
gab,
die
möglicherweise die Bildung einer Windhose begünstigt haben.
Die Verkehrspolizei hat
seit Jahresanfang über
dreitausend Verstöße gegen die Verkehrsregeln zu
Protokoll genommen, die
von Fußgängern verübt
wurden.
Dies teilt der Pressedienst
der Polizeiverwaltung mit.
Allein in der letzten Augustwoche mussten über
300 Fußgänger ein Bußgeld
zahlen, weil sie die Straßen
außerhalb von dazu vorgesehenen
Übergängen
überquert hatten. Wie ein
Verkehrspolizist sagte, laufen die Leute kreuz und
quer über die Straßen, wie
es ihnen eben einfällt, und
machen sich keine Gedanken, dass sie dabei unter
die Räder eines Wagens
kommen könnten .
Laut Gesetz muss ein
Fußgänger für ein solches
Vergehen 500 Rubel (ca. 12
Euro) Bußgeld zahlen.
DEVISENKURSE
Stand: 28.09.2013
1 EUR – 43,65 Rub.
1 US-$ – 32,35 Rub.
Quelle:
Russische Zentralbank
Dreieinhalb Kilo Glück auf dem Arm der Mutter. Foto: I.S.
Statistik verzeichnet Baby-Boom
Im ersten Halbjahr dieses Jahres sind im Gebiet
5.795 Kinder zur Welt gekommen – um 222 mehr als im
gleichen Zeitraum des Vorjahres. Die Geburtenrate
stieg somit um 3,4 Prozent und beträgt jetzt 12,3 neugeborene Kinder pro 1.000 Einwohner.
Experten führen die positive Tendenz auf ein 2012 im
Gebiet verabschiedetes Gesetz über die Familienförderung zurück, demzufolge Familien, die ein drittes oder
viertes Kind zur Welt bringen, eine Geldprämie in Höhe
von je 100.000 Rubel (ca. 2.280 Euro) zusteht. Für ihr
fünftes und jedes nachfolgende Kind erhalten die Eltern
jeweils 200.000 Rubel aus der Gebietskasse überwiesen.
Kommen aber bei einer Geburt Drillinge oder noch
mehr Kinder zur Welt, steht der Familie 1 Million Rubel
zu. Die Experten halten das für einen der wesentlichen
Faktoren, durch die Familien motiviert werden, mehr
Kinder zu bekommen als ursprünglich geplant.
Die positive Wirkung des neuen Gesetzes ist nicht zu
übersehen: Immer mehr Familien im Gebiet sind kinDie
skandinavische
derreich. Laut Statistik machen dritte und nachfolgende Fluggesellschaft SAS hat
Kinder 13 Prozent aller im Jahr 2012 Neugeborenen am 1. September ihre Flüaus, so die Zeitung „Komsomolskaja Prawda“.
ge nach Kaliningrad eingestellt.
Der SAS-Vertreter in Russland, Marek Peterson, begründet die Streichung KaDer Grenzübergang Gusev-Goldap wird in Kürze von liningrads vom Flugplan
seiner Fluggesellschaft mit
Grund auf umgebaut und modernisiert.
Planungen zufolge sollen hier ein mit zwei Waagen aus- mangelnder Belegung der
gestatter Fahrstreifen und eine Zufahrtstraße zum Lkw- SAS-Maschinen bei Flügen
Abfertigungsbereich entstehen. Die Fernmelde-, Brand- von Kopenhagen nach Kaschutz- und sonstige kontrolltechnische Ausrüstung des liningrad und zurück. Von
Grenzübergangs soll auf den neuesten Stand der Technik den insgesamt 50 Sitzen
gebracht werden. Der Kontrollpunkt bekommt außerdem einer SAS-Maschine, die
ein neues Lautsprechersystem. Dieses hat sich bei der diese Route beflog, sei
Durchgabe von Hinweisen und Informationen im Abferti- kaum jemals die Hälfte begungsbereich gut bewährt. Die Gesamtkosten der bevor- legt gewesen.
Zur Erinnerung: SAS bestehenden Modernisierung werden auf rund 600 Milliogann die Linie Kopenhanen Rubel (ca. 14 Mio. Euro) geschätzt.
Der Grenzübergang Gusev-Goldap besteht seit 18 gen-Kaliningrad am 25.
Jahren. Er war anfangs nur für russische und polnische März 2012 viermal pro WoReisende bestimmt, die das jeweilige Nachbarland mit che zu befliegen. Ein Onedem Pkw bereisen wollten. Die Abfertigung von Lkws Way-Ticket kostete auf der
war damals nicht vorgesehen. Heute ist es aber ein völ- Route 4.400 Rubel aufwärts,
lig normaler Grenzübergang, der dem internationalen das sind umgerechnet
knapp über 100 Euro.
Personen- und Güterverkehr in vollem Umfang dient.
Goodbye, SAS!
Im Interesse des internationalen
Personen- und Güterverkehrs
KÖNIGSBERGER EXPRESS
SOZIALES
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Dem Terror keine Chance lassen
In der Eingangshalle der
Kant-Universität ist ein
dem Geiseldrama von
Beslan gewidmetes Diorama enthüllt worden.
Der Terror im nordkaukasischen Beslan begann
am 1. September 2004, als
Lehrer und Schüler im Hof
ihrer Schule zum feierlichen Beginn des neuen
Schuljahres
angetreten
waren. Die Terroristen
brachten über 1.100 Geiseln, die meisten davon
Kinder, aber auch ihre Eltern und Lehrer, in die
große Turnhalle der Schule und hielten sie dort
zwei Tage lang unter unvorstellbar
schweren,
grausamen Bedingungen
gefangen. Das Drama von
Beslan forderte 334 Menschenleben, darunter 186
Kinder.
Das Diorama zeigt das
Schulgebäude mit seinen
teilweise kaputt geschossenen Fenstern, durch die
Soldaten der Antiterrortruppe die Geiseln, meist
Schulkinder, in Sicherheit
bringen. Ein Soldat nimmt
hinter dem Rest einer
Backsteinmauer Stellung
und gibt seinem Kameraden, der zwei kleine Kinder an die Brust gedrückt
hält, mit Störfeuer auf die
Terroristen Deckung. Auf
dem Schulhof sieht man
hier und da Papierfetzen
herumliegen – es sind
Zeichnungen, welche die
Beslaner Schüler früher,
noch in den friedlichen
Malstunden, angefertigt
hatten.
Das Diorama wurde von
der Jugendgruppe „Linii
dejstwija“ (Dt.: Hand-
lungslinien)
erschaffen
und ist Anfang September
2013, als sich das Geiseldrama von Beslan zum
neunten Mal jährte, in der
Vorhalle der Kant-Universität feierlich enthüllt wor-
Nr.10/13
den. Ein Sprecher der Jugendgruppe sagte dabei
der Nachrichtenagentur
„ITAR-TASS“: „Unser Ziel
ist es, die Betrachter an
die Gefahr des Terrorismus zu erinnern und alle
Mitbürger zum Zusammenhalt im Kampf gegen
dieses Übel aufzurufen!“
So etwas darf nie wieder passieren! Wir sagen dem Terror den Kampf an! Foto: I.S.
Helfen, auch wenn es ans Ende geht Paradoxe des kleinen
Im Gebiet wird ein Netz der so genannten Palliativ- Grenzverkehrs
medizin geschaffen. Im regionalen Förderprogramm
für den weiteren Ausbau des Gesundheitswesens in
den Jahren von 2013 bis 2020 ist dazu eine Finanzierung von über 500 Millionen Rubel vorgesehen.
Dies teilt der Pressedienst der Gebietsregierung mit. Die
Palliativmedizin stellt nach der Definition der Weltgesundheitsorganisation eine „aktive, ganzheitliche Behandlung von Patienten mit einer voranschreitenden
bzw. weit fortgeschrittenen Erkrankung und einer begrenzten Lebenserwartung“ dar. Im Vordergrund der
palliativmedizinischen Behandlung steht nicht die Verlängerung der Lebenszeit um jeden Preis, sondern die
Lebensqualität, also die Wünsche, Ziele und das Befinden des Patienten.
Eine erste mobile Einsatzgruppe von Medizinern, die
sich künftig im Rahmen des regionalen Palliativnetzes
um schwerkranke Patienten kümmern werden, entsteht
jetzt im Stadtkrankenhaus Nr. 3 in Kaliningrad. Bis Jahresende soll sie vollständig und einsatzbereit sein.
Das besagte Förderprogramm sieht außerdem die
Modernisierung des Krankenhauses Nr. 2 in Kaliningrad und eines Krankenhauses in Laduschkin (ehem.
Ludwigsort) vor. Insgesamt sollen in diesen beiden
Einrichtungen Abteilungen für 10 Hospizpatienten und
30 pflegebedürftige Patienten eröffnet werden. Demnächst sollen in allen Gebietsteilen palliativmedizinische Angebote entstehen. Zwei Palliativstationen wird
es dann auch in Sowjetsk (Tilsit) und Tschernjachowsk
(Insterburg) geben.
Das Gesundheitsministerium sieht die Schaffung des
Palliativnetzes als eine Aufgabe mit höchster Priorität
an. Bis es soweit ist, stellt das Ministerium eine Liste
von Patienten zusammen, die eine solche Hilfe in Anspruch nehmen würden.
KÖNIGSBERGER EXPRESS
Eine Kaliningrader Bürgerin hat es bis in die Vereinigten Staaten von Amerika geschafft, nachdem sie aus
dem Gebiet mit einem Passierschein des kleinen
Grenzverkehrs über den Grenzübergang MamonowoGronowo nach Polen ausreiste.
Dies teilte das Polnische Kulturzentrum in Kaliningrad
mit. Zur Erinnerung: Solche Passierscheine berechtigen die
Bewohner der russischen Exklave bis zu einer Entfernung
von 50 Kilometern von der Grenze nach Polen einzureisen.
Von Polen begab sich die abenteuerlustige Kaliningraderin nach Deutschland, wo sie von München aus
mit einem Passagier-Jet in Richtung USA startete. „Die
Dame hat sich somit über eine der wichtigsten Forderungen des Abkommens über den kleinen Grenzverkehr hinweggesetzt“, sagte ein Sprecher des polnischen
Kulturzentrums. „Passierscheine, die im Rahmen dieses Abkommens ausgestellt werden, gelten nur für den
Besuch grenznaher Gebiete Polens.“ Wo sich die Dame
heute befindet, ist unbekannt. Man weiß nur, dass sie
mit einem Bußgeld belegt und mit einem einjährigen
Einreiseverbot nach Polen bestraft wurde.
Zur Information: Der polnische Generalkonsul, Marek
Golkowski, hat am 30. Juli dieses Jahres einem Kaliningrader den 100.000sten Passierschein für visafreie Reisen nach Polen überreicht. Er und seine Kollegen sind
überzeugt, dass sich der kleine Grenzverkehr zwischen
dem Kaliningrader Gebiet und Polen gut bewährt hat.
Es wurde bisher nur eine verschwindend geringe Anzahl von Verletzungen der entsprechenden Bestimmungen festgestellt.
Nr.10/13
WIRTSCHAFT
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Der Erdgasspeicher entstand auf dem Gelände, unter Hochqualifiziertes Personal sorgt für die Betriebsicherheit
der Hightech-Anlage. Fotos: I.S.
dem sich riesige Steinsalzhöhlen befinden.
Erdgasspeicher Romanowo betriebsfertig
In den unterirdischen
Gaspeicher bei Romanowo (ehem. Pobethen),
Rayon
Selenogradsk/
Cranz, wird seit Ende August dieses Jahres Erdgas
eingepumpt. Bis Jahresende soll der Gasvorrat
im Speicher einen Stand
von 52 Millionen Kubikmeter erreichen.
Das Fassungsvermögen
des Erdgasspeichers Romanowo wird auf mindestens 500 Millionen Kubikmeter geschätzt. Damit
soll ein eventueller Energiemangel, der im Gebiet
durch unerwartete Lieferungsstopps,
saisonbedingte Verbrauchsspitzen,
technische Pannen und
sonstige Notfälle entstehen könnte, überbrückt
werden.
Die Idee, im Gebiet einen unterirdischen Erdgasspeicher einzurichten,
entstand in den 90er Jahren. „Wir sind heute nahe
daran, sie in vollem Umfang umgesetzt zu haben “, sagte Gouverneur
Nikolaj Zukanow kürzlich
in einem Interview. “Das
Gebiet musste ja bisher
mit lediglich 2,5 Milliarden Kubikmeter Erdgas
pro Jahr auskommen. So
ist eben die Durchsatzleistung der vorhandenen
Erdgasleitung. Ist aber die
Britischer Minister zeigt
Interesse für Kaliningrad
Lord Steven Green, der in der britischen Regierung
für Handel und Investitionen zuständig ist, kam während einer privaten Reise ins Gebiet mit Gouverneur
Nikolaj Zukanow zusammen und besprach mit ihm
Perspektiven für eine mögliche Zusammenarbeit.
Zukanow wies im Gespräch mit Green auf das wachsende Investitionspotenzial der russischen Exklave im
Zusammenhang mit dem kürzlich verabschiedeten
Entwicklungsprogramm für das Gebiet Kaliningrad
und der bevorstehenden Fußballweltmeisterschaft
2018 hin.
„Der Außenhandelsumsatz unseres Gebietes mit
Großbritannien hat sich verdreifacht und betrug Ende
April dieses Jahres über 186 Millionen US-Dollar. Wir
schließen daraus, dass es Ansatzpunkte für einen weiteren Ausbau unserer Handelsbeziehungen gibt. Wir
würden es begrüßen, wenn sich britische Investoren
volle Kapazität des Erdgasspeichers
errreicht
worden, können wir unsere Abnehmer in der Industrie und die Haushalte
auch im Winter stabil mit
Erdgas versorgen. Mehr
noch: Die Zahl von Abnehmern im Gebiet könnte dann aufgestockt werden. Eine stabile Erdgasversorgung trägt letzendlich zur Energiesicherheit
unserer Region bei.“
Der Gouverneur wies in
diesem Zusammenhang
darauf hin, dass Präsident
Putin seinerzeit dem Energiekonzern
Gasprom
den Auftrag erteilt hatte,
eine wirtschaftliche Kos-
tenanalyse für den Bau einer Abzweigung von der
North-Stream-Gasleitung
ins Kaliningrader Gebiet
zu erstellen. Aus einigen
Quellen verlautet indes,
dass die ausländischen
Geschäftspartner
von
Gasprom keine Einwände
gegen den Anschluss der
russischen Exklave an die
North-Stream-Leitung hätten. Es stellt sich nun die
Frage, ob die Abzweigung
über das Territorium von
Nachbarländern zu verlegen sei oder nicht. Falls
dies der Fall sein sollte,
müsste es dann noch mit
den Nachbarländern abgestimmt werden.
am Bau eines Passagier- und eines Tiefseehafens, verschiedener Industriebetriebe, Hotels und Sporthallen
beteiligen würden“, sagte der Gouverneur.
Green brachte seine Überzeugung zum Ausdruck,
dass britische Firmen und gesellschaftliche Organisationen Erfahrungen teilen können, die sie bei der Vorbereitung und Durchführung der Olympischen Spiele
2012 gesammelt haben. Beide Gesprächspartner vereinbarten zu prüfen, ob in Großbritannien im kommenden Jahr eine Präsentation des Investitions-, Kultur- und touristischen Potenzials des Kaliningrader Gebietes durchgeführt werden könnte.
Im Gespräch mit Journalisten sagte Minister Green:
„Bei meinem Besuch handelte es sich um eine Urlaubsreise, die ich mit meiner Frau und ein paar Freunden
in Ihr Gebiet unternommen habe. Übernachtet haben
wir in Kaliningrad, wir konnten aber während der drei
Tage auch Selenogradsk, Swetlogorsk, Jantarnyj und
die Kurische Nehrung besuchen. Was wir gesehen haben, finde ich großartig. Es war mein erster Besuch in
Ihrer Region, ich hoffe aber einmal wiederzukommen“.
KÖNIGSBERGER EXPRESS
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BILDUNG
Das Gymnasium Nr. 40 ist im neuen, dicht besiedelten
Stadtteil Selma gebaut worden.
Nr.10/13
Die Schulglocke läutet zur ersten Unterrichtsstunde der Erstklässler – für manche wohl ein bisschen zu laut. Fotos: I.S.
„Eine solche Schule gibt es sonst nirgendwo in Russland!“
Für fast 2.000 Gymnasiasten, darunter 225
Erstklässler, hat das neue
Schuljahr 2013/2014 im
neu erbauten Gebäude
des Gymnasiums Nr. 40 in
der Matotschkin-Straße
begonnen.
Das Gymnasium verfügt
in seinem neuen Domizil
über insgesamt 90 fachbezogene
Klassenräume,
darunter acht mit spezieller Technik ausgestattete
Sprachlabors für den
Fremdsprachenunterricht,
zwei Informatikräume, je
zwei Räume für den Physik-, Chemie- und Biologieunterricht, zwei große
Hörsäle, eine Bibliothek
und mehrere Werkstätten.
Demnächst soll auch
noch ein schuleigenes
Medienzentrum hinzukommen, das mit moderner und leistungsfähiger
Vervielfältigungstechnik
sowie einem Video- und
Audio-Studio ausgestattet
wird.
Für den Sportunterricht,
die Austragung von Sportwettbewerben und für die
laufende körperliche Ertüchtigung der Gymnasiasten gibt es zwei Turnhallen, ein Schwimmbad mit
vier Schwimmbahnen à 25
Meter für Mittel- und Oberklässler sowie ein eigenes Schwimmbad für
Unterklässler.
Das Stadion des Gymnasiums weist extra Bereiche
für Fußball, Basketball,
Volleyball und Leichtathletik auf. Die Aula mit fast
800 Sitzplätzen ist mit moderner akustischer und visueller Vorführungstechnik sowie mit Kabinen
zum
Simultandolmetschen ausgestattet.
Das Gymnasium verfügt
auch über eine Medizinstation mit je einem
Sprech-, Behandlungs-,
und Massagezimmer sowie über eine Zahnarztpraxis.
Warme Speisen werden
Neue Schullbusse und -bücher
Das regionale Bildungsministerium hat für die im
Gebiet vorhandenen Schulen 67.000 Exemplare neuer
Lehrbücher erworben.
Die Kosten dazu betrugen 21 Millionen Rubel. Mit
den neuen Lehrbüchern sollen in erster Linie die Schulen ausgestattet werden, in denen Physik und Mathematik oder Sprachen in einem größeren Umfang unterrichtet werden. Zusätzlich plant das Bildungsministerium 48 neue Schulbusse für das Gebiet zu bestellen.
KÖNIGSBERGER EXPRESS
nicht angeliefert, sondern
in der schuleigenen Küche zubereitet. Die Mensa besteht aus drei Räumen, die jeweils für
Gymnasiasten der Unter-,
Mittel- und Oberstufe bestimmt sind.
An Schulkinder mit Behinderung ist auch gedacht worden: die Türen
sind breit genug, es gibt
ausreichend Fahrstühle,
Auffahrtsrampen mit Geländer und entsprechend
angepasste Toiletten.
Ein das ganze Gymnasium umfassende PC-Netzwerk macht es möglich,
die Eltern über die Anwesenheit ihrer Kinder im
Unterricht und deren Leistungen auf dem Laufenden zu halten. Mit diesem
Netzwerk lässt sich der
Unterricht besser planen
und es lässt sich effizienter für die Sicherheit der
Schüler während ihres
Aufenthalts im Gymnasium sorgen.
„Wir haben lange auf
den Tag gewartet, an dem
ihr in das neue Schulgebäude einziehen könnt“,
sagte Bürgermeister Jaroschuk in seiner Ansprache
bei der feierlichen Versammlung der Gymnasiasten zum Beginn des neuen Schuljahres. „Es gibt
wohl nirgendwo in Russland eine zweite Schule,
die es mit eurer hier aufnehmen könnte. Ich glaube, wir können alle stolz
darauf sein!“
Zur Information: In den
insgesamt 53 Kaliningrader Schulen, Lyzeen und
Gymnasien lernen jetzt
insgesamt 43.600 Kinder
und Jugendliche – um
rund 1.000 mehr als im
Vorjahr. 4.500 Kinder sind
in diesem Jahr eingeschult
worden. Das Lehrerkollegium setzt sich aus insgesamt 2.951 Pädagogen zusammen. Für rund 100 von
ihnen ist 2013 das erste
Jahr ihrer Berufstätigkeit.
Die dafür erforderlichen 76 Mio. Rubel sollen teils vom
Gebiet, teils von der Zentralregierung zur Verfügung
gestellt werden. Mit den neuen Bussen können die
Fahrtrouten in 17 Städten und Landkreisen des Gebietes sinnvoller geplant werden. Das Bildungsministerium erhofft sich dadurch eine erhebliche Reduzierung
von Benzin- und sonstigen Kosten.
Insgesamt gibt es derzeit im Gebiet 225 Schulbusse,
mit denen über 12.000 Schulkinder zum Unterricht in
ihre Schulen und wieder zurück gefahren werden – so
der Pressedienst der Gebietsregierung.
Nr.10/13
AUF DEM LANDE
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Als Fertigware fungieren u.a. auch Blumentöpfe. Das Versandlager gleicht einem riesigen Teppich. Fotos: I.S.
Blumenzucht ist keine Hexerei
Die 1987 in Swetlyj
(ehem. Zimmerbude) gegründete Produktionsgenossenschaft „Flor“ hat
sich seitdem zum führenden Blumenproduzenten
im Gebiet entwickelt.
Dies wurde dank der
Einführung modernster
Methoden von Blumenzucht und -anbau möglich, bei denen viele Produktionsabläufe weitge-
hend automatisiert sind.
Es gibt bei Flor ganze Betriebsteile, die dank PCgestützter
Steuerung
komplett ohne menschliches Zutun funktionieren.
Flor hat insgesamt 36
Hektar Boden in Nutzung,
davon entfallen 6.000
Quadratmeter auf sogenannte Venlo-Gewächshäuser (eine niederländi-
sche Entwicklung, auch
„Alleskönner“ genannt).
4.000 Quadratmeter nehmen Gewächshäuser anderer Typen ein.
In den Gewächshäusern werden ein- und
mehrjährige Blumen und
Zierpflanzen in Töpfen
und als Setzlinge zur Bepflanzung von Parks und
Grünanlagen angebaut:
Hortensien, Pelargonien
Getreideertrag besser als im Vorjahr
Landwirte hoffen in diesem Jahr nicht weniger als
250.000 Tonnen Getreide
und Körnerhülsenfrüchte
einzufahren. Diese Kulturen nehmen im Gebiet
eine Fläche von 180.000
Hektar ein. Die Erntezeit
2013 geht bereits ihrem
Ende zu.
Die Wintergerste ist bereits abgeerntet worden.
Ihr Bruttoertrag hat einen
Stand von über 9.000 Tonnen erreicht, was das
Sechsfache des Vorjahresertrags ist. Mit über 100
Zentnern pro Hektar hat
die Ergiebigkeit von Gerstenanbau den Stand des
Vorjahres übertroffen.
Mit 60 Zentnern pro
Hektar entspricht die Er-
giebigkeit beim Raps dem
Stand des Vorjahres. Der
Bruttoertrag von Raps beläuft sich in diesem Jahr
auf 80.000 Tonnen.
Der Weizenertrag beträgt
jetzt schon das Doppelte
des Vorjahres. Pro Hektar
können in diesem Jahr 80
bis 100 Tonnen abgeerntet werden. Etwa die gleiche Ergiebigkeit (das An-
Ein Getreidefeld bei Gurjewsk wird abgeerntet. Foto: I.S.
(Geranie u.a.), Petunien,
Nelken, Orchideen, selbstredend auch Rosen und
Tulpen, die nach Schönheit und Qualität denen in
Holland in nichts nachstehen. Flor bietet Interessenten auch weniger bekannte Zierpflanzen wie
Alissum, Ageratum, Wermut, Lupine, Thymian,
Basilie, und Origanum
zum Kauf an.
derthalbfache des Vorjahres) ist beim Winterweizen zu verzeichnen. Dessen Bruttoertrag hat 2013
einen Stand von über
2.000 Tonnen erreicht.
Am zügigsten geht es
mit dem Abernten von
Getreide und Körnerhülsenfrüchten in den Rayons Gurjewsk, Tschernjachowsk
und
Polessk
(ehem. Neuhausen bzw.
Insterburg und Labiau)
voran.
Zur Information: Mit ca.
80 Zentnern pro Hektarertrag bei Getreide und Körnerhülsenfrüchten nimmt
das Kaliningrader Gebiet
den zweiten Platz in Russland hinter dem Gebiet
Krasnodar ein. Letzteres
hat es auf 51 Tonnen pro
Hektar gebracht.
KÖNIGSBERGER EXPRESS
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MARITIMES
Nr.10/13
Wir auf der
„Sail de Ruyter
2013“
Diese Schiffsmodelle ähneln ihren großen Vorbildern bis ins Detail.
Im klaren Wasser des Teichs sehen die Betrachter zugleich das Modell eines Seglers, eines Fracht- oder Kriegsschiffes und dessen Widerspiegelung. Fotos: I.S.
Das
Kaliningrader
Schulsegelschiff „Krusenstern“ hat bei seiner dritten Seereise in diesem
Jahr die Niederlande besucht und am Seefestival
„Sail de Ruyter 2013“ in
Flissingen teilgenommen.
Das Seefestival startete
am 22. August mit einer
Parade von ca. 20 teilnehmenden
Segelschiffen,
die aus dem Hafen in Ostende, Belgien, ausliefen
und Kurs auf Flissingen
nahmen. Tausende interessierter Zuschauer aus
Holland und anderen
Ländern Europas, die sich
am Ufer des Seekanals in
Flissingen
versammelt
hatten, winkten den vorbeifahrenden Seglern begeistert zu. Der erste Tag
des Festivals klang mit einer Lasershow aus.
Bei ihrem Zwischenhalt
in Flissingen war die
„Krusenstern“ für interessierte Besucher geöffnet.
Ca. 5.000 Menschen stiegen an Bord des Segelschulschiffes, um es zu
besichtigen. Dies teilt der
Pressedienst der Baltischen
Fischereiakademie
Kaliningrad mit.
Feinmechanik als Sportart
Vom 16. bis zum 22. August 2013 fand am Oberteich in Kaliningrad die
Weltmeisterschaft
im
Schiffsmodellbau statt.
Am Wettbewerb nahmen
über 200 Schiffsmodellbauer aus insgesamt 12
Ländern teil: Polen, Dänemark, Ungarn, Tschechien, Frankreich, Deutschland, Russland, Weißrussland, Kasachstan, China,
der Ukraine und der
Schweiz.
Schiedsrichter
sollten entscheiden, welche Modelle den konstruktionstechnischen und opti-
schen Eigenschaften der
realen Schiffe, die ihnen
als Muster dienten, am
nächsten kamen.
Es wurde in drei Disziplinen: einer für Segelyachtmodelle und zwei für
mechanisch angetriebene
Modelle, um die Gunst
der Schiedsrichter gewetteifert. Zuschauer, die sich
am Ufer des Oberteichs
versammelt hatten, konnten u.a. die Modelle echter
Militärschiffe der russischen Marine in Aktion
sehen, wie die vom Kreuzer “Admiral Uschakow“ ,
KÖNIGSBERGER EXPRESS
dem Raketenkreuzer mit
Atomantrieb
“Kirow “,
dem Raketenboot “Tagil“
und vielen anderen historischen und modernen
Militär- und Zivilschiffen.
„Wir freuen uns, dass
die Weltmeisterschaft in
so einer malerischen Gegend am Oberteich in Kaliningrad
ausgetragen
wird“, sagte Dieter Matysik, Prasident des Deutschen Dachverbands fur
Schiffsmodellbau
und
Schiffsmodellsport,
der
Zeitung „Komsomolskaja
Prawda“.
Allein beim Anblick wird`s
einem schwindlig! Foto: I.S.
Nr.10/13
LESERBRIEFE
„Ich besinne mich meiner
Wurzeln...“
Ich bin 1939 in Masuren geboren. Jetzt bin ich Witwe
und besinne mich mehr und mehr meiner ostpreußischen Wurzeln. So habe ich mich mit meinem Sohn vor
drei Monaten auf Spurensuche gemacht. Wir waren
zum größten Teil positiv beeindruckt.
Mein Vater (Jahrgang 1901) war absoluter Hitlergegner. Als bei der Feuerwehr der Hitlergruß eingeführt
werden sollte, hat er die Hände in die Hosentasche gesteckt. Persönlichen Aufforderungen leistete er verbal
Widerstand. Daraufhin wurde er nach kurzer Zeit vor
das Königsberger Gericht geladen. Nach kurzem Verhör erklärte der Richter, der kein Nazi war, es müsse
sich um einen Irrtum handeln.
Als mein zweiter Bruder im Herbst 1944 schwer erkrankte, konnte kein Arzt aus der Stadt Hausbesuche
machen. Die Ärzte mussten die jungen, von der Front
zurückkehrenden Soldaten versorgen. Sie taten es sozusagen im Blut stehend, um junge Menschenleben zu
retten. Mein Bruder musste als 13-jähriger Oberschüler
an Diphtherie sterben.
Kurz nach seinem Tod wurde bei Rastenburg die
Wolfsschanze gesprengt. Die Bevölkerung meinte, ein
Erdbeben zu erleben. Nachdem meine Mutter mit uns
vier Kindern geflohen war, wurden in Eichendorf die
neuesten und schönsten Häuser zerstört. Meine Eltern
meinten, das hätten die Russen gemacht, ich weiß aber
auch von Schlesiern, dass der Befehl von der gleichen
Sippe ausging, welche die Sprengung der Wolfsschanze
veranlasst hatte. Traurig!
Mein erster Bruder war erst 15 Jahre alt, als er 1945 in
russische Gefangenschaft geriet. Er sagte den Russen
immer wieder, Hitler habe aus der Geschichte, aus dem
Feldzug Napoleons, nichts gelernt. So wurde er bald
entlassen und von der nächsten Kommandantur wieder aufgefangen. Das wiederholte sich mehrere Male.
Krank und kahlgeschoren kehrte er ein halbes Jahr
später heim.
Adele Taube, geb. Warsewa
Seite 9
Ihre Meinung ist uns wichtig!
Fragebogen des KE
1. Welche Beziehung haben Sie zu
Kaliningrad/Königsberg?
2. Wie und wo haben Sie erstmals
vom KE gehört?
3. Welche Themen interessieren Sie
besonders? Welche Themen halten
Sie für unwichtig?
4. Was gefällt Ihnen an der Zeitung?
5. Was könnte besser sein?
„Königsberger Express“
RUS-236022 Kaliningrad, ul. Chaikovskogo 29-1
E-Mail: [email protected]
1. Ich wurde 1934 in Labiau/Polessk geboren
2. Ich erfuhr vom KE bei meinen Besuchen im Gebiet
ab 1991 und bin Abonnent seit der 1. Ausgabe.
3. Mich interessiert alles, was Sie schreiben, besonders aber Berichte über noch vorhandene Reste der
Vergangenheit jeder Art und wie die Behörden und Bewohner sich um die Rettung und Bewahrung der historischen Kulturgüter bemühen.
Berichte über Militärs und Militärübungen finde ich
überflüssig, es sei denn, sie spiegeln die Zusammenarbeit der Ostseestaaten für Rettungs- und Friedensmissionen wider.
Armin Roski, Hamburg
„Gruss aus dem fernen Kanada...“
Mit großem Staunen habe ich im Königsberger Bürgerbrief über das 20-jährige Bestehen der Zeitung „Königsberger Express“ gelesen. Hatte nicht gewusst, dass
es eine Verbindung zu meiner Heimatstadt in deutscher Sprache gibt. Das Bild von der Holzbrücke im
gleichen Heft hat besondere Erinnerungen ausgelöst.
Mein Schulweg von der Lomse zur Altstädtischen Knabenmittelschule auf dem Kaiser-Wilhelm-Platz ging ja
über die Holzbrücke und später auch über die Honigbrücke, nachdem wir im Jahr 1942 mit dem Kneiphöfschen Gymnasium zusammengeschlossen wurden. Die
Brücken sahen damals anders aus. Mein Spielplatz und
auch der meiner meisten Freunde war die Lomse. Da
hat sich ja sehr viel verändert...
Recht herzlichen Gruß aus dem fernen Kanada.
Ulrich Thomas
„Wenn der KE kommt, bin ich
wieder daheim!“
Ein Familienbild von damals.
Ich bin 1920 bei Königsberg geboren und habe mich
in Ostpreußen schon in meiner Jugend gut ausgekannt
– von Memel bis Danzig, Masuren usw. So war ich auch
in Königsberg jede Woche auf Tour. Es ist deshalb kein
Wunder: Wenn jetzt der KE im Kasten ist, so habe ich für
eine andere Beschäftigung keine Zeit. Es ist dann für
mich ein schöner Tag. Ach, es ist immer etwas Spannendes passiert! Dann bin ich dort, wo meine Heimat ist.
Viele Jahre war ich in kurzen Abständen immer wieder dort. Ich habe mich auch gut mit den jetzigen Bewohnern verstanden. So war es dann immer ein kleines Fest. Sie wollten, dass ich zurückkomme, aber mit
Familie ging es nicht. Aber wenn der KE kommt, bin ich
wieder daheim! Es gefällt mir, weil Sie auch mit Meinungen nicht hinter dem Berg halten. Weiter so!
Elly Unruh, Kehl
KÖNIGSBERGER EXPRESS
STADT & MENSCHEN
Seite 10
Nr.10/13
Es war wohl das erste Mal, dass hier, am Dom in der Pre- Hier und da aufgestellte Märchenfiguren sorgten für eine
gelstadt, Artisten aus China auftraten.
heitere und romantische Stimmung. Fotos: I.S.
Friedensgelände Kant-Insel
Das 2. internationale
Folklorefestival
Friedensgelände hat die Kaliningrader Kunstfreunde
im August fünf Tage lang
mit Konzerten und Shows
begeistert.
Als Teilnehmer waren
fast 1.000 Sänger und Tänzer aus acht Ländern der
Welt angereist. An interessiertem und wohlwollendem Publikum hat es auch
nicht gemangelt: Nach Angaben des regionalen Pressedienstes
sollen
rund
33.000 Menschen das Musikfestival besucht haben.
Insgesamt 950 Künstler,
darunter die Tanzgruppe
“Lord of the Dance“ aus
Irland,
das
Ensemble
“China disabled People“
aus China, die Folkloregruppe “Fluerasch“ aus
Moldawien, die Tanzgruppe “Wajnach“ , Chöre aus
Weißrussland und der zentralrussischen Stadt Woronesch sowie die Donkosaken aus Südrussland traten
im Freien vor dem Königsberger Dom auf.
Unweit der Konzertbühnen hatte eine “Handwerker-Stadt“ ihre Zelte und
Buden aufgeschlagen. Über
150 Holz- und Bernsteinschnitzer, Souvenir- und
Schmuckhersteller
boten
Tier-Logos als Orientierungshilfen
Die Kaliningrader Künstlerin Xenia Ryschkewitsch
(23) schlägt vor, die Fassaden mehrstöckiger Wohnblöcke mit großformatigen Bildern von Elchen, Füchsen und sonstigen Waldbewohnern zu schmücken.
Diese sollen nicht nur als Verzierung dienen, sondern vor allem ortsfremden Leuten helfen, sich in den
mit gleichförmigen Wohnblocks bebauten Bezirken
russischer Städte zurechtzufinden. Bisher müssen die
Bewohner solcher Stadtbezirke öfters zum Handy greifen, um ihrem Besuch, der sich im eintönigen Betongrau hoffnungslos verlaufen hat, den Weg bis zur gesuchten Wohnungstür zu erläutern.
Die junge Künstlerin hat mit ihrer Idee, Tier-Logos
als „Navigationshilfen“ an den Häusermauern anzubringen, den Hauptpreis eines russischen Designwettbewerbs und eine Geldprämie von 60.000 Rubel gewonnen. Sie plant, das Projekt zunächst in den Straßen
Batalnaja, Schewzowa und Gromowa im Südteil von
Kaliningrad (ehem. Stadtbezirk Ponarth) umzusetzen.
„Jede dieser Straßen bekommt eine eigene Farbe, mit
der Bordsteinkanten, Gitterzäune usw. gekennzeichnet
werden sollen. Auch die Fassaden dazugehöriger
KÖNIGSBERGER EXPRESS
ihre Erzeugnisse Interessenten zum Kauf an und
fertigten sie zum Teil direkt
vor den Augen des Käufers
nach dessen individuellen
Wünschen an. Das breite
Programmspektrum
des
Festivals gab auch Schriftstellern, Malern und Fotografen eine günstige Gelegenheit, das Publikum mit
ihren Werken bekannt zu
machen. Köche aus aller
Welt kamen auch nicht zu
kurz: Sie bereiteten ihre
Nationalgerichte zu, boten
sie den Zuschauern zur
Verkostung an und waren
damit bei ihnen besonders
erfolgreich.
Die Hauptidee des Folklorefestivals – die Kaliningrader und Gäste der Pregelstadt mit der Vielfältigkeit und Eigenart der
volkstümlichen
Kulturen
aus verschiedenen Ländern der Welt vertraut zu
machen – konnte somit in
vollem Umfang umgesetzt
werden. Die Veranstalter
des Festivals teilten mit,
dass ihre Landkarte bereits Länder wie China,
Dänemark, Deutschland,
Frankreich, Irland, Italien,
Lettland, Litauen, Moldawien, Polen, Russland,
Schweden und Weißrussland umfasst.
Wohnblöcke sollen mit Tier-Logos in der gleichen Farbe verziert sein“, erläuterte Xenia Ryschkewitsch ihre
Idee der Zeitung „Argumenty i Fakty“. „In Europa findet
die sogenannte street art (Dt.: Straßenkunst), an sich
eine Spielart der visuellen Kommunikation, eine immer breitere Anwendung.“
Der Einfall, bunte Wildtier-Logos als Verzierung und
Erkennungszeichen der Wohnblöcke im ehemaligen
Ponarth zu verwenden, kam der jungen Künstlerin nicht
von ungefähr. Sie möchte damit eine Brücke zum historischen Königsberg schlagen. Damals gab es hier nämlich eine Jägerstraße (heute Batalnaja), einen Elchdamm (heute Avtomobilnaja), eine Hirschgasse (heute
Serschanta Schedrina) und ähnliche Straßennamen.
Xenia Ryschkewitsch arbeitet jetzt an einem fundierten Kostenvoranschlag für die Umsetzung ihres Vorhabens. Ist sie damit fertig, wird sie ihr Projekt der Stadtverwaltung inklusive stichhaltiger Zahlen und konkreter Termine unterbreiten. Sie hofft, dies alles im Rahmen eines städtebaulichen Förderprogramms umsetzen zu können.
Außerdem sieht sie sich nach Freiwilligen um, die bereit
und befähigt sind, Wildtiersymbole mit Hilfe von vorgefertigten Schablonen an die Mauern der Häuser zu malen.
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STADT & MENSCHEN
Uwe Niemeier
„Kwartira“ – Treffpunkt für alle
„Kwartira“
heißt
ins
Deutsche übersetzt «Wohnung». Und in dem heutigen Artikel ist „Kwartira“
keine Wohnungssuchanzeige in Kaliningrad, sondern ein Kulturbegriff.
Dieser Begriff ist eng verbunden mit dem Namen
Artjom Ryschkow – einem
jungen Mann, der sich in
Kaliningrad in wenigen
Jahren zu einem Kulturbegriff entwickelt hat. Artjom ist der Art-Direktor
des Kinotheaters „Saria“,
eines Teils des Traditionskomplexes
„Universal“
auf dem Prospekt Mira.
Lange schon hatte ich
den Wunsch, mich mit Artjom bekannt zu machen.
Aber er ist in einer Art und
Weise in Kaliningrad präsent, dass sich bei mir
eine gewisse psychologische Barriere aufgebaut
hatte. Erst im August hatte
er, unter der Schirmherrschaft des Vertreters des
russischen Präsidenten in
Kaliningrad,
Stanislaw
Woskresenski, die Woche
des russischen Kurzfilms
„Karotsche“
erfolgreich
organisiert und durchgeführt. Und dann erhielt ich
plötzlich eine Einladung
in die «Kwartira» zu einem
TV-Interview. Artjom, einer der Interviewer, erwartete mich dort bereits.
Und er war ganz anders
als ich ihn mir vorgestellt
hatte: unkompliziert und
kommunikabel. Wir fanden schnell eine gemeinsame Sprache. Artjom berichtete von der Geschichte der „Kwartira“.
„Kwartira“ ist die Wohnung, in der er geboren
und aufgewachsen ist. Er
erzählte nicht alle Einzelheiten, sondern drückte
mir einfach nur sein Buch
in die Hand, welches dieser Tage in Russland erschienen ist: „Lesen Sie
und danach schreibe ich
Ihnen
eine
Widmung
rein.»
Artjom hatte sich vor einigen Jahren entschlossen, in dieser elterlichen
Wohnung nicht mehr zu
wohnen,
sondern
die
„Kwartira“ als Art-Kaffee
einzurichten. Die Wohnung, in der ersten Etage
gelegen, ist immer offen.
Ein Treffpunkt für alle:
Jung oder nicht mehr ganz
so jung, Russen oder Ausländer. Es gibt Kaffee oder
Tee, ein wenig zu knabbern und jede Menge Kultur – natürlich auf Rus-
Wissen Sie, dass …
…Kaliningrad bis zum Jahre 2015 das System der
„Marschrutkas“ (Linientaxi) abschaffen wird?
…Kaliningrad bis zum Jahre 2015 sämtliche Fahrzeuge im
öffentlichen Nahverkehr erneuern will?
…Kaliningrad den Anteil des stadteigenen öffentlichen Nahverkehrs an der Personenbeförderung auf mindestens 50 Prozent erweitern will?
…Kaliningrad dem Denkmalschutz verstärkte Aufmerksamkeit widmet? Inaktive Hausbesitzer werden demzufolge zukünftig für versäumte Instandsetzungen zur Kasse gebeten.
…Kaliningrader aktive Autofahrer sind? Fast 400.000 besitzen eine Fahrerlaubnis.
…Kaliningrad vom russischen Verteidigungsministerium
607 militärische Objekte zur weiteren zivilen Nutzung übergeben bekommt?
…Kaliningrad die Einführung der internationalen Rettungsnummer „112“ die Summe von sechs Millionen Euro kostet?
…Kaliningrad nun auch für Touristenbusse besondere Parkmöglichkeiten schafft und diese durch Hinweisschilder kenntlich macht?
…Kaliningrad 40 Mio. Euro für die weitere Entwicklung des
Meeresmuseums ausgibt? Das Meeresmuseum wird eines der
neuen Symbole der Stadt werden.
…Kaliningrad bis zum kommenden Jahr seine Wasserqualität erheblich verbessern wird? Zentrale Wasseraufbereitungs-
sisch. Aber auch diejenigen, die kein Wort Russisch verstehen, sollten
sich diese KULTur-Stätte
einfach einmal anschauen, dort ein paar Augenblicke entspannen und
schauen, wie die neue
russische Jugend ihr Leben und die neue russische Kultur gestaltet.
Tagsüber ist „Kwartira“
ein ART-Kaffee, abends
finden kleine Konzerte,
Musikabende,
Diskussionsrunden und natürlich
jeden
Freitag
„mafia“
statt. Ich habe «mafia»
noch nicht so richtig verstanden – aber das scheint
mehr ein Generationsproblem zu sein.
Man kann auch etwas
kaufen, obwohl das ganze
Projekt von Artjom nicht
gewinnorientiert ist. Alles
was Sie sehen und anfassen – alles ist verkäuflich.
Bringen Sie aber Artjom
nicht in Verlegenheit, indem Sie das Regal kaufen
wollen, wo er tausende
von Büchern und CDs/
Schallplatten lagert.
Artjom bat mich, aus der
riesigen Sammlung von
„Kultur“ irgendetwas auszusuchen, was mir besonders
gefällt und dann meine
Wahl zu begründen. Ich
suchte lange nach bestimmten Büchern, die ich nicht
fand – mir war das Ordnungssystem nicht ganz
verständlich. Und als ich
dann nach bestimmten
Schriftstellern fragte, merkte
ich, dass wir beide unterschiedlichen Kulturgenerationen
angehören.
Ich
nahm mir vor, die Bücher
meiner Generation in Kaliningrad zu suchen und sie
der „Kwartira“ zu schenken.
Wenn Sie das nächste
Mal in Kaliningrad sind,
so besuchen Sie doch einfach einmal die „Kwartira“. Sie befindet sich in
der ul. Koloskowa Nr. 13
mitten im Stadtzentrum.
Wenn Sie wollen – ich
kann Ihnen den Weg zeigen. Danach können Sie
in Deutschland von etwas
erzählen, was der Standardtourist (noch) nicht
zu sehen bekommt.
objekte werden bis dahin in Nutzung überführt.
…Kaliningrad den Ausbildungsberuf „Restaurator“ einführen will? Der Bedarf an dieser Berufsrichtung wird durch die
Pläne der Stadt enorm anwachsen.
...Kaliningrader pro Familienmitglied monatlich 335 Euro
für den Lebensunterhalt ausgeben?
...Kaliningrad weniger Alkohol konsumiert? Um 11,9 Prozent ist der Konsum gegenüber dem ersten Halbjahr 2012
rückläufig.
...Kaliningrad dem Oberteich neues Leben einhauchen will?
Die Stadtverwaltung plant die Aussetzung von drei Karpfenarten.
...Kaliningrad sich finanziell diszipliniert? Zumindest die
Privatkaliningrader, denn deren Verschuldung sinkt beständig durch rechtzeitige Kredittilgung.
...Kaliningrad ein großes Defizit an Lehrern in den Unterstufen hat? Trotz finanzieller und materieller Anreize konnte
das Personalproblem bisher nicht gelöst werden.
...dass Kaliningrader Lehrer im Durchschnitt 580 Euro verdienen?
...Kaliningrad rund 7 Mio. Euro für die Instandsetzung der
Schulgebäude und anderer schulischer Einrichtungen verwendet?
...Kaliningrad im ersten Halbjahr einen Geburtenzuwachs
um 3,4 Prozent zu verzeichnen hatte?
...Kaliningrader im ersten Halbjahr ein Durchschnittsgehalt
von 543 Euro bezogen?
KÖNIGSBERGER EXPRESS
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Nr.10/13
GESCHICHTE & GEGENWART
Man fühlt sich wahrhaft nach 1914 zurückversetzt.
Alles scheint echt, nur tut die Wunde nicht ein bisschen weh.
„Schlacht bei Gumbinnen, August 1914“
So lautet der Titel einer
Massenveranstaltung, bei
der am 25. August dieses
Jahres am Ufer des Angerapp-Flusses bei Gusev
(ehem. Gumbinnen) eine
sehr wichtige Episode des
Ersten Weltkrieges – die
Schlacht bei Gumbinnen –
nachgestellt bzw., wie
man
es
hierzulande
nennt,
„rekonstruiert“
wurde.
An der Rekonstruktion
nahmen Mitglieder von
historischen Rekonstruktionsclubs aus Russland,
Weißrussland, der Ukrai-
ne, Polen, Tschechien und
den baltischen Republiken teil.
Auf dem „Schlachtfeld“
bezogen Formationen der
russischen einerseits sowie der deutschen und
österreichisch-ungarischen Armee andererseits
ihre Stellungen. Vertreten
waren
Waffengattungen
und Truppenteile, die Anfang des 20. Jahrhunderts
üblich waren: Garde, Infanterie, Kavallerie und
Artillerie. Die Kosaken
durften natürlich auch
nicht fehlen. Die Rekon-
struktion enthielt übrigens eine faktische Unstimmigkeit, aus der die
Veranstalter
allerdings
keinen
Hehl
machten:
Österreich-Ungarn war in
Wirklichkeit
an
den
Kriegshandlungen im damaligen Ostpreußen nicht
beteiligt, leistete aber der
russischen Armee im südlichen Frontabschnitt bis
Kriegsende einen erbitterten Widerstand.
Die Rekonstruktion gipfelte in der Einnahme eines stark befestigten ostpreußischen
Gutshauses
durch russische Truppen.
Das Gefecht wurde unweit
der Gegend ausgetragen,
wo die Russen vor 99 Jahren tatsächlich einen ihrer
ersten Siege im Ersten
Weltkrieg errungen hatten.
Das Geschehen am Ufer
des
Angerapp-Flusses
verfolgten ca. 25.000 Zuschauer, darunter auch
Gouverneur Nikolaj Zukanow. Dieser lobte im
Anschluss das Engagement der Veranstalter und
brachte seine Zuversicht
zum Ausdruck, dass histo-
Die Rettung für Paris kam aus Ostpreußen...
Wie allseits bekannt gehört der Erste Weltkrieg zu
den zwei größten militärischen Auseinandersetzungen der Weltgeschichte.
Das zaristische Russland
trat am 1. August 1914 in
den Krieg ein. Es kam so,
dass seine Armee einen
Angriff in Ostpreußen gestartet hatte, noch bevor
die Mobilmachung im
Lande zu Ende ging. Ziel
des Angriffs war es, die
Handlungsinitiative
auf
dem Kriegsschauplatz zu
ergreifen und die kaiserlichen Truppen, die im
nördlichen
Ostpreußen
stationiert
waren,
so
schnell wie möglich zu
zerschlagen.
Dadurch
sollte die Gefahr eines
deutschen
Gegenangriffs
auf die Nordflanke der
russischen Front abge-
wendet und der Weg nach
Berlin für angreifende russische Truppen frei gemacht werden. Den verbündeten
Streitkräften
Frankreichs, Großbritanniens und Belgiens kam
die russische Offensive im
Osten auch sehr gelegen,
weil dadurch ihre Lage an
der Westfront Deutschlands entlastet wurde.
Zu
Kriegshandlungen,
die in die Geschichte des
Ersten Weltkrieges als die
Gumbinner Schlacht eingingen, kam es am 20. August 1914, fast drei Wochen nach Kriegsbeginn
und nur drei Tage nach
dem Einmarsch der 1. russischen Armee unter dem
Kommando von General
Rennenkampf in Ostpreußen.
Das Kräfteverhältnis war
KÖNIGSBERGER EXPRESS
zu Beginn der Kriegshandlungen für die Russen
recht ungünstig: Die 8.
deutsche Armee des Generals von Pritzwitz war ihnen sowohl zahlenmäßig,
als auch an Feuerkraft gemessen überlegen. Den
Deutschen gelang es sogar, die Handlungsinitiative auf dem Kriegsschauplatz im nördlichen Ostpreußen zurückzuerobern,
als die Führung der russischen Armee es verpasste,
den Erfolg ihrer ersten bewaffneten Zusammenstöße mit dem Gegner, zu denen es bereits am 19. August gekommen war, auszubauen.
Am frühen Morgen des
20. Augusts 1914 führte der
1. deutsche Armeekorps
einen mächtigen Schlag
gegen die rechte Flanke
der 28. russischen Infanteriedivision. Das Schicksal
der Letzteren hing ab dem
Moment an einem ganz
dünnen Faden, da ein Teil
ihrer Truppen bereits in
die
Flucht
geschlagen
wurde und der Chan von
Nachitschewan, der einen
russischen
Kavalleriekorps befehligte, den Angriffsbefehl
verweigert
hatte. Eine Befehlsverweigerung im Krieg grenzt an
Hochverrat und es hätte
deshalb für die Russen
ganz schlimm kommen
können, hätte es nicht auf
ihrer Seite ein paar Truppenteile gegeben, die den
Befehl des Divisionskommandeurs “Keinen Schritt
zurück! “ beherzigten und
dem überlegenen Feind
um den Preis ihres Lebens
Paroli boten. Der deutsche
Nr.10/13
GESCHICHTE & GEGENWART
rische
Rekonstruktionen
auch in Zukunft zur Attraktivität des Kaliningrader
Gebietes für Touristen aus
dem In- und Ausland beitragen werden. „Wir waren
soeben Zeugen einer militärhistorischen Nachstellung von hohem technischem und organisatorischem
Niveau.
Solche
Darbietungen sind wichtig, weil sie eine große erzieherische Bedeutung haben. Sie bringen unserer
jungen Generation Heimatliebe bei und wecken
bei ihr das Interesse für
die Geschichte unseres
Landes“, so Zukanow.
Mit der Nachstellung
der Gumbinner Schlacht
startet eine ganze Reihe
von Veranstaltungen, die
dem nahenden Gedenktag zum Beginn des Ersten
Weltkrieges vor 100 Jahren gewidmet sind. Neben
zahlreichen
kulturellen
und
Bildungsveranstaltungen, die zu diesem Anlass geplant sind, sollen
im Gebiet eine Kirche
und ein Gedenkstein zu
Ehren der im 1. Weltkrieg
gefallenen Soldaten errichtet werden.
Zur Information: Der in
der Schlacht bei Gumbinnen erzielte Erfolg machte
es den russischen Truppen möglich, weiter ins
Innere Ostpreußens vorzudringen und Insterburg
(heute Tschernjachowsk)
sowie einige andere deutsche Ortschaften zu erobern. Deutschland musste einen Teil seiner
Truppen von der Westfront abziehen, um ein
militärisches Debakel an
der Ostfront zu verhindern. Das mit Russland
verbündete
Frankreich
war somit gerettet und die
deutsche Offensive im
Westen wurde zu einem
langwierigen und zermürbenden Stellungskrieg.
Vorstoß versackte, sodass
die Russen am frühen
Nachmittag zu einem erfolgreichen
Gegenstoß
übergehen konnten. Sie
warfen die Truppen der 1.
deutschen Division zurück, die dabei auch noch
ins Feuer der eigenen Artillerie gerieten und völlig
desorganisiert den Rückzug antreten mussten.
Nicht weniger hart wurde auf der linken Flanke
der 1. russischen Armee
gekämpft. Ihre 30. Infanteriedivision wehrte hier
den ganzen Tag lang die
erbitterten Angriffe eines
deutschen
Reservekorps
ab. Trotz hoher Verluste
vermochten die Russen
ihre Stellungen zu halten.
Der
Ausgang
der
Schlacht wurde jedoch in
der Frontmitte entschieden, wo der 17. deutsche
Korps des Generals von
Mackensen die Stellungen
des 3. Korps des Generals
Jepantschin vom frühen
Morgen an fast ununterbrochen attakierte. Die
Russen wehrten die Attakken erfolgreich ab und
gingen sogar mehrmals zu
Gegenstößen über, wobei
es ihnen gelang, die taktischen Fehler des Gegners
zu ihrem Vorteil zu nutzen.
Gegen Abend gab General Mackensen den Befehl
zum Rückzug der deutschen Truppen durch.
Dazu war es fast schon zu
spät, weil sich einige
Kompanien seines Korps
zu der Zeit bereits auf der
Flucht vor den Russen befanden. Die 27. Division
des russischen Generals
Adaridi verfolgte den fliehenden Gegner, erbeutete
12
Artilleriegeschütze,
2.000 Gewehre und nahm
ca. 1.000 Angehörige des
kaiserliches Heeres gefangen. General von Pritzwitz
wusste zu dem Zeitpunkt
schon, dass die 2. russi-
Aus Pappe und Holz nachgebaute Fachwerkhäuser.
Seite 13
Count-Down-Kalender tickt
Am Museum für Kunst und Geschichte ist ein CountDown-Kalender aufgestellt worden. Er zeigt an, wie viele
Tage noch bis zum 100. Jahrestag der Schlacht bei Gumbinnen verbleiben.
Der Kalender ist in ein Kunstgebilde eingefasst worden,
welches drei Zungen einer Flamme darstellt. Die Flamme soll
das Andenken an die in den Schlachten bei Gumbinnen und
an der Marne gefallenen Helden symbolisieren. Ihnen zu Ehren soll in Gusev (ehem. Gumbinnen) in genau einem Jahr,
am Tag, an dem der Kalender eine Null anzeigen wird, ein
neues Denkmal eingeweiht werden. Planungen zufolge soll
dieser Festakt eine internationale Dimension erhalten, um die
Weltöffentlichkeit an die historische Bedeutung der Schlacht
bei Gumbinnen zu erinnern.
Die für 2014 in Gusev geplante Gedenkfeier soll die
Schlacht bei Gumbinnen in den Rang eines ruhmreichen Kapitels der einheimischen Geschichte erheben und sie als solches in der Erinnerung der heutigen Gebietsbewohner und
der nachfolgenden Generationen fest verankern.
Die Einweihung des Count-Down-Kalenders. Fotos: I.S.
sche Armee die Grenze
Ostpreußens
übertreten
hatte, um die in den
Kämpfen geschwächte 1.
Armee zu unterstützen.
Also erteilte er seiner
Truppe den Befehl zum
Rückzug. Da die Verluste
der Russen sehr hoch waren, verzichtete General
Rennenkampf auf die Verfolgung der gegnerischen
Truppen.
Obwohl die Schlacht bei
Gumbinnen weltweit nicht
zu den allgemein bekannten historischen Fakten
gehört, hat sie den allgemeinen Verlauf des 1.
Weltkriegs
entscheidend
beeinflusst. Die rusische
Offensive in Ostpreußen
ließ das deutsche Oberkommando zwei Armeekorps und eine Kavalleriedivision von der Westfront
in Frankreich abziehen
und nach Ostpreußen verlegen. Das Kräfteverhältnis zwischen den deut-
schen Truppen einerseits
und den alliierten britischen und französischen
Truppen andererseits wurde dadurch in der Schlacht
am Marne-Fluss in Frankreich zugunsten der Letzteren verschoben. Dies hat
zu einer strategisch wichtigen Wende im Kriegsverlauf an der Westfront geführt. Der anfangs überaus
erfolgreiche Vorstoß der
deutschen Truppen auf
Paris konnte gestoppt werden und ein langwieriger
und beide Seiten zermürbender Positionskrieg setzte ein. Der französische
Marschall Foche schrieb
später in seinen Memoiren: “Dass Frankreich damals nicht von der Weltkarte verschwand, haben
wir in erster Linie Russland
zu verdanken “.
Konstantin Pachaljuk,
Leiter des Internet-Projekts
Helden des 1. Weltkriegs,
www.hero1914.com
KÖNIGSBERGER EXPRESS
Seite 14
ZUSAMMENARBEIT
Nr.10/13
Ostseebrücke fördert
Deutschunterricht
In zehn verschiedenen Orten wie z. B. Königsberg,
Insterburg, Tilsit, Ragnit, Tapiau usw. (heute Kaliningrad, Tschernjachowsk, Sowjetsk, Neman und Gwardejsk – Anm.d.KE-Red.) werden insgesamt 14 Deutschkurse durchgeführt, an denen etwa 250 Kinder, Jugendliche und Erwachsene teilnehmen.
Die Durchführung den Kursen steht im Mittelpunkt
der Arbeit des Fördervereins OSTSEEBRÜCKE e. V. Davon berichtete dessen Vorsitzender, Schulrat a. D. Lothar
Lamb, auf der Mitgliederversammlung des Vereins.
Um den Unterricht, der allen Bewohnern des Gebietes offensteht, effektiv zu gestalten, stehen neue didaktische und methodische Forschungen und Erkenntnisse auf der Tagesordnung der Fortbildungen. Die Nachfrage nach den Kursen ist sehr groß. Wenn genügend
Geld zur Verfügung stehen würde, könnte die Zahl der
Kurse glatt verdoppelt werden.
Schon traditionell ist die Förderung einer Sommerfreizeit für Kinder und Jugendliche aus dem Kreis Tilsit-Ragnit unter der Leitung von Barbara Lamb und
Ludmila Gulajewa. Neben Seminaren im landwirtschaftlichen Bereich durch Dipl.-Landwirt Dr. Peter
Brümmel treffen sich die 14 Dozentinnen und Dozenten monatlich in der Schulzeit von September bis Mai
2013 zur Fortbildung im Deutsch-Russischen-Haus.
Für die jahrelange Förderung der Kulturarbeit wurde
Mag. phil. Renata Reimann aus Graz/Österreich mit der
Ehrenmitgliedschaft gewürdigt.
Nähere Auskünfte über den Förderverein erteilt dessen
Vorsitzender Lothar Lamb, Albert-Koch-Str. 49, 24217
Schönberg/Holst., E-Mail: [email protected]
Erstmals nach dem Krieg
Die am 20. Juli 1897 in Königsberg als AV Tuisconia
gegründete, 1947 in Bonn wiederbegründete Studentenverbindung besuchte nach der Sitzverlegung im Jahr
2012 nach Landshut erstmals nach dem Krieg Anfang
September 2013 mit 29 Personen ihre Gründungsstadt,
das heutige Kaliningrad. Die Gruppe war begeistert vom
Fortschritt des Wiederaufbaus. Natürlich zog es sie auch
zur Kant-Universität, der Nachfolgerin der Albertina.
Dort erlebten sie zu Beginn des Semesters mit Freude
viele junge – auch an der Vergangenheit der Stadt interessierte – Studenten. Hier, vor der Universität, wurde ein
Gruppenbild mit dem derzeitigen Philistersenior der
Verbindung, Dr. Hansjörg Hey aufgenommen. Dr. Hey
sprach den Rektor der Universität, Prof. Dr. Andrej Klemeschew, an und stellte ihm die Gruppe vor.
Die Homepage der AV Tuisconia (Königsberg, Bonn) zu
Landshut im CV: http://www.tuisconia.de
Ein Erinnerungsfoto vor dem Eingang zur Kant-Uni.
KÖNIGSBERGER EXPRESS
Wer kreative journalistische Ideen umsetzen will, muss sich
auch mit der Technik vertraut machen. Foto: Xenia Iwanowa
Nützliche Medienreise nach
Deutschland
Jugendliche aus vier Ländern – Deutschland, Russland, Finnland und Polen – haben am journalistischen
Ostsee-Jugendmediencamp (OJMC) teilgenommen.
Die Jugend-Bildungsstätte „Haus Rothfos“ in Mözen,
Deutschland, gab 2013 angehenden Journalisten aus
dem Ostseeraum das neunte Jahr in Folge die Möglichkeit, ihr berufliches Können in den Bereichen Fernsehen, Rundfunk und Multimedia auf ein höheres Niveau
zu bringen. „Wir sehen unsere Aufgabe darin, bei Jugendlichen noch mehr Interesse für Massenmedien zu
wecken und sie für ein stärkeres Engagement als Journalisten zu motivieren“, sagt John Goss, der Organisator der Sommerschule für angehende Journalisten aus
dem Ostseeraum.
Unter den insgesamt 23 Teilnehmern des Jugendmediencamps-2013 waren auch junge Menschen aus Kaliningrad mit von der Partie. Die Reise nach Mözen
wurde ihnen dank der tatkräftigen Unterstützung durch
das Schleswig-Holstein-Informationsbüro in Kaliningrad ermöglicht.
Weder Sprachbarrieren, noch Meinungsverschiedenheiten oder Differenzen in Zukunftsplänen und Neigungen standen den Teilnehmern des Mediencamps
beim Aneignen neuer Fachkenntnisse oder beim gegenseitigen Erfahrungsaustausch im Wege. Denn sie
haben alle eins gemeinsam: ihr Herz schlägt für den
Journalismus und sie können sich ihr Leben ohne diesen Beruf nicht mehr vorstellen.
Die jungen Leute besuchten im Rahmen ihres Bildungsprogramms das Druckzentrum in Düsseldorf, das Studio
von Radio Schleswig-Holstein in Kiel, das NDR-Fernsehstudio und den Offenen Kanal Rok-TV in Hamburg sowie
die Stasi-Dokumentationsstelle in Rostock. Zur einer Art
journalistischer „Feuertaufe“ wurde für sie die Teilnahme
an Direktübertragungen von Rok-TV und Radio Kiel.
„Die Sommerschule hat uns sehr viel gegeben –
nicht nur die Grundkenntnisse des modernen Journalismus, sondern auch die Möglichkeit, unsere Altersgenossen und Kollegen aus anderen Ländern kennenzulernen“, sagten die Russinnen Elena Baklanowa und
Ilona Petrenko nach ihrer Ruckkehr aus Mozen“. „Das
Wichtigste jedoch ist, dass wir in uns selbst tiefer hineinschauen konnten – ich weiß jetzt, in welcher Richtung ich mich journalistisch entwickeln möchte.“
Anna Nasarenkowa
ZUSAMMENARBEIT
Nr.10/13
Seite 15
- Ubi Caritas et Amor, ubi Deus est -
„Arbeit macht Freude, solange man
damit Menschen helfen kann“
Das sagte mir Theodor
Große-Starmann, Projektleiter der Königsberghilfe
beim Caritasverband für
die Diözese Osnabrück
e.V., als ich ihn fragte, was
denn ihn und seinen
Freund und Kollegen Helmut Buschmeyer motiviere, seit 1992 immer wieder
nach Kaliningrad zu reisen
und sich hier um bedürftige Menschen, vor allem
um Obdachlose und vernachlässigte Kinder, zu
kümmern.
Na ja, Freude und Spaß –
das leuchtet mir ein, nur
muss jedoch auch etwas
Tieferes dahinter stecken.
Ich glaube, den wahren
Beweggrund aus allem,
was ich über Theodor und
Helmut weiß, erkennen zu
können: Es ist die Nächstenliebe, die auf Lateinisch so schön Caritas
heißt. Für mich, einen in
der Sowjetzeit aufgewachsenen Beinahe-Atheisten,
ist die Glaubenskomponente ihres Tuns und Handelns nicht zu übersehen.
Sie muss die wahre Triebfeder sein, die meine beiden Freunde bewegt, sich
seit Jahren für die Belange
der Suppenküche bei der
Katholischen Kirche am
Pregel, des Kinderhauses
im Vorort Kosmodemjanskij (ehem. Metgethen),
des Kinderheims Kolosok
bei Bagrationowsk (ehem.
Preußisch Eylau) und der
Sozialstation in Rasdolnoje bei Laduschkin (ehem.
Ludwigsort) einzusetzen.
Die Projekte der Königsberghilfe können heute
nur noch dank freiwilligen
Spenden aus Deutschland
umgesetzt werden. GroßeStarmann und Buschmeyer werden deshalb nicht
müde, die Geld- und Sachspenden zu besorgen und
für ihre Verwendung nachher den Spendengebern
Ein Gruppenbild vor der Suppenküche im Herbst 2013
(v.l.r.): O. Steffan, G. Sandfort, Th. Große-Starmann,
R. Elsner, V. Krasina, H. Buschmeyer, U. Kupczik. Foto: V.T.
centgenaue Abrechnungen
vorzulegen. Spenden kommen u.a. vom DFB, DBU
und von den Stiftungen
Franz Beckenbauer und
Uwe Seeler. Als Vorsitzender des Niedersächsischen
Fußballverbands e.V. hat
Buschmeyer einen guten
Draht zur deutschen Sportszene und hat dort kürzlich mehrere Garnituren
Sporttrikots akquiriert, die
er dann Inhaftierten des
Kaliningrader Gefängnisses Nr. 9 im Beisein der
Gefängnisleitung
überreichte. Jedes Projekt kostet viel Geld und es wird
leider jedes Jahr schwerer,
die notwendigen Finanzen
aufzubringen. Die Aktivisten der Königsberghilfe
verrichten ihre Arbeit ehrenamtlich. Die einzige
Ausnahme ist ein Lkw-Fahrer, dem seine Fahrten, die
er wegen Sachspenden
macht, mit 200 Euro vergütet werden. Der Mann gibt
aber das Geld für Kraftstoff
aus, arbeitet also praktisch
auch unentgeltlich.
Seit Anfang 2012 werden
die Projekte der Königsberghilfe durch den Caritasverband für die Diözese
Osnabrück e.V. unterstützt.
Man verspricht sich davon
ein noch stärkeres und erfolgreiches Engagement
in Sachen Armen- und
Kinderhilfe in Kaliningrad
und Umgebung.
Im September 2013 kam
die Leitung des Verbandes, vertreten durch die
stellvertretenden CaritasDirektoren Günter Sandfort und Ulrich Kupczik,
sowie den zuständigen
Referenten Ottmar Steffan
nach Kaliningrad, um sich
ein persönliches Bild von
der Arbeit der Königsberghilfe vor Ort zu machen. Sie besichtigten die
Suppenküche, die Kleiderkammer, die Ambulanz für
Obdachlose und überzeugten sich, dass die Arbeit dieser Stellen sinnvoll
organisiert und vom einheimischen Personal ordentlich verrichtet wird.
Die Verantwortlichen des
Caritas-Verbands besuchten weiterhin das Kinderhaus in Kosmodemjanskij
und die Sozialstation in
Rasdolnoje. Sie fanden
beide Einrichtungen wenn
nicht mustergültig – es
fehlt ja noch an vielem
Notwendigen – so doch
gut genug. Es gibt vor Ort
noch einige Probleme zu
lösen, wie beispielsweise
die Installation einer modernen Brandschutz- und
-meldeanlage im Kinderhaus. Obwohl dieses noch
„in den Kinderschuhen
steckt“ und auf Spenden
angewiesen ist, stellt der
Staat an die Leitung in
punkto Sicherheit, Arbeitsschutz und Abgaben die
gleichen Anforderungen
wie an jede andere offiziell eingetragene Sozialeinrichtung.
Als Erfolg ihrer Kaliningrad-Visite können die Caritas-Verantwortlichen u.a.
die Vereinbarung mit der
örtlichen Opel-Vertretung
verbuchen. Diese hat sich
verpflichtet, einen finanziellen Beitrag zum Einkauf
der Lebensmittel für die
Suppenküche zu leisten.
Nach fünf Tagen ging
die gemeinsame Arbeit
von
Große-Starmann,
Buschmeyer und ihrer Caritas-Gäste in Kaliningrad
zu Ende. Nun hieß es eigentlich, das Fazit der
stattgefundenen Besichtigungen und Gespräche zu
ziehen und neue Ziele abzustecken.
Stattdessen
mussten Theodor und
Helmut,
kaum
nach
Deutschland
zurückgekehrt, innerhalb kürzester
Zeit vier Lkws mit Hilfsgütern an die Sozialstation
Rasdolnoje, an das Kloster
der Katharinenschwestern
in Braniewo und das Lazaruswerk in Olsztyn, Polen,
beladen. Es handelte sich
dabei um Tonnen von Bekleidung, Krankenhausbedarf, Schuhe, Bettwäsche,
Kleidung für Pflegepersonal, Windeln und zum Teil
auch um Lebensmittel –
schon rein körperlich eine
kaum zumutbare Belastung!
Caritas, die Nächstenliebe,
Du lässt Menschen, die sich
Dir verschrieben haben,
wahrhaft nicht mehr los!
Viktor Tschernyschov,
Kaliningrad
Internet:
www.hilfekoenigsberg.com
Spendenkonto:
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1551238254, BLZ 26550105
Sparkasse Osnabrück
KÖNIGSBERGER EXPRESS
Seite 16
GEDICHTE
Nr.10/13
„Wer das nich jesehn hat, hat garnuscht jesehn!“
Otto Franz Krauß (1886-1978) in einer Übertragung von Michail Rylskij
Otto Franz Krauß, geboren 1886 in Königsberg, gestorben 1978 in
Bad Salzuflen, war von Beruf Vortrags- und Unterhaltungskünstler.
Er entstammte einer Königsberger Handwerkerfamilie und war das
dritte von acht Kindern. In seinen jungen Jahren arbeitete er als
Schnapsbrenner und Hotelportier, avancierte danach als CoupletSänger auf Jahrmärkten. Krauß‘ Werke zeichnen sich durch eine humorund liebevolle Einstellung zu seiner ostpreußischen Heimat aus.
Wenn einer so prahlt, daß er alles schon sah,
daß Deutschland er kenne, schon hier war und da
und ich frag: „Ja is Ihnen dänn auch bekannt
de scheenste Provinz, unser Ostpreißenland?“
„Was“, sagt er, als hätt’ er nicht richtig geheert,
„Ostpreußen? Ja ist das denn sehenswert?“
„Ostpreißen“, sag ich, „nicht mißzuverstehen,
wer das nicht gesehn hat, hat garnuscht gesehn!“
Was mein’n Se zum Beispiel von Königsberg nur?
Da seh’n Se noch Handel und deitsche Kultur!
Das Schloß und dem Dom und dem Pregel, wo fließt
wie Groch, dem man untere Nase sich gießt.
Dem Hafen, de Schiffe, dem ostpreiß’schen Gaul!
Dem Fischmarkt, de Fischweiber und ihrem Maul.
Einmal auf’em Fischmarkt bloß missen se geh’n
wer das nicht gesehn hat, hat garnuscht gesehn!
Vom Samland, da sind Se auch rein wie behext,
das ist das Land, wo der Bernstein wächst;
der Halbedelstein, unser Ostpreißengold,
womit jede Dame sich schmicken heit sollt.
Davon eine Brosch so am Hals oder Kätt,
da wirken se wie eine Venus so nätt,
da glotzen de Männer, da bleiben se stehn..
Wer das nicht gesehn hat, hat garnuscht gesehn!
Die Bäder der Ostsee! Wo gibt’s solchem Strand?
Da liegt auch kein Stein in dem schneeweißen Sand.
De Steilküste sehen! – Sofort sind sie baff!
De Kurische Nehrung, das Kurische Haff!
Das gibt es bloß einmal - das fassen Se kaum –
da steh’n Se wie’n Kind unter’m Weihnachtsbaum.
Vor Scheenheit, da könn’n Se de Augen kaum dreh’n,
wer das nicht gesehn hat, hat garnuscht gesehn!
Und dann Masuren! Ach, das ist‘ne Pracht!
Das hat unser Herrgott mit Liebe gemacht.
De dreitausend Seen, welch himmlischer Reiz!
Die Wälder! – Die Heide! – Das Angerburgkreiz!
Die Hiegel, die Burgen, manch ritterlich Schloß!
Wer hier war und einmal die Wunder genoß,
der konnt sich nich trännen, der rief noch beim Gehn:
Wer das nicht gesehn hat, hat garnuscht gesehn!
Îòòî Ôðàíö Êðàóññ ðîäèëñÿ â 1886 ã. â ñåìüå ðåìåñëåííèêà â
ʸíèãñáåðãå. Óìåð â 1978 ã. â Áàä Çàëüöóôëåíå.  þíîñòè åìó
äîâåëîñü ïîðàáîòàòü è ðàáî÷èì âèíîêóðåííîãî çàâîäà, è
ãîñòèíè÷íûì ïîðòüå. Ïîçæå îí ñòàë èñïîëíÿòü ñìåøíûå êóïëåòû
íà ÿðìàðêàõ. Èç ýòîãî çàíÿòèÿ ðàçâèëàñü åãî áóäóùàÿ ïðîôåññèÿ
– þìîðèñòà è ìàñòåðà ðàçãîâîðíîãî æàíðà. Êàê àâòîðà åãî âñåãäà
îòëè÷àëà ïîëíàÿ þìîðà ëþáîâü ê âîñòî÷íî-ïðóññêîé ðîäèíå.
«Êòî íå áûë çäåñü, òîò íè÷åãî íå âèäåë»
Êòî õâàñòàåò, ÷òî âñ¸ íà ñâåòå ïîâèäàë,
 Ãåðìàíèè ïîâñþäó ïîáûâàë,
Òîãî ñïðîøó: „Èçâåñòíî ëü Âàì, ìîé äðóã,
Õîòü Âû â Ãåðìàíèè áûâàëè òàì è òóò,
×òî ëó÷øå êðàÿ íåò, ÷åì Ïðóññèÿ ìîÿ.
Ñþäà íå çàíîñèëà Âàñ ñóäüáà?
Âàì ïîñåòèòü å¸ íåëèøíå. Áåç îáèäû:
Êòî íå áûë â Ïðóññèè, òîò íè÷åãî íå âèäåë.“
Äàâàéòå ñðàçó ñ ìåñòà è â êàðüåð,
Âîçüì¸ì, ê ïðèìåðó, ãîðîä ʸíèãñáåðã:
Ñîáîðû, öåðêâè, çàìîê âåëè÷àâûé,
Ñòîÿíêà êîðàáëåé ó êàìåííûõ ïðè÷àëîâ,
Ëàâêè êóïöîâ, òîðãîâêè ðûáîé ñâåæåé,
È Ïðåãåëü, ïîëíîâîäíûé, áåçìÿòåæíûé,
È ëåãêèé áðèç, ÷òî ñ âîëíàìè èãðàë,
Êòî íå áûë òóò, êðàñîò òîò íå âèäàë.
Çåìëàíäèÿ! Íà ñâåòå çåìëþ íå ñûñêàòü òàêóþ,
×òî, êàê êîëäóíüÿ, ñðàçó î÷àðóåò
Ñîöâåòüåì ÿíòàðÿ, ðîæäåííîãî â ãëóáèíàõ,
Îí ïîëüçóåòñÿ ñïðîñîì è ïîíûíå.
Ñòðåìÿòñÿ èì ñåáÿ óêðàñèòü äàìû,
Êóëîíû, áðîøè – ñ÷¸ò èä¸ò íà êèëîãðàììû.
Ìóæ÷èíû ãëàç íå ìîãóò îòâåñòè ñ íàäåæäîé…
Äà, êòî ñåãî íå âèäåë, òîò íåâåæäà.
Áàëòèéñêèå êóðîðòû, çîëîòûå ïëÿæè,
Ãäå âåòåð è ïåñîê ñâîè óçîðû âÿæóò.
Îòêðûâøè ðîò è îíåìåâ îò èçóìëåíüÿ,
Óâèäèòå êîñó, ïåñ÷àíûõ äþí òâîðåíüå,
Çàëèâ è ìîðå, ÷òî ñîñåäñòâóþò áîê î áîê,
Ëèñèö, êîñóëåé, âûõîäÿùèõ íà äîðîãó.
È ëåñ „òàíöóþùèé“, ñêðûâàþùèé îò çíîÿ.
Êòî íå áûë çäåñü, òîò ñàì òîìó âèíîþ.
Òåïåðü Ìàçóðû! Äàëè íåçåìíûå –
Òîëüêî Âñåâûøíèé ìîã ñîçäàòü òàêèå,
Çäåñü â òûñÿ÷àõ îç¸ðàõ íåáî, ñîëíöå,
Êòî ãëÿíåò â íèõ, ñþäà îïÿòü âåðí¸òñÿ.
Íåëüçÿ çàáûòü è Àíãåðáóðãñêèé êðåñò,
È êëàäêó äðåâíèõ ñòåí, è çàìêè ýòèõ ìåñò.
Ñêàæó, ïàêóÿ ÷åìîäàí â äîðîãó:
Êòî íå áûë çäåñü, òîò ïîòåðÿë òàê ìíîãî!
Das Tannenberg-Denkmal vergässen wir nicht.
Das hat auch so’n richtiges Ostpreißengesicht.
So wuchtig – so eigen, so stumm steht es da,
und drunten schläft Hindenburg, unser Papa,
und fragt still die Pilger: Begreift ihr‘s nur schon,
Ostpreißen, das Kernvolk deutscher Nation?
Dies Volk, das nur harte Ostwinde umwehn,
wer das nicht gesehn hat, hat garnuscht gesehn!
Ïðåäñòàâèòü ñåáå òðóäíî çåìëþ ýòó
Áåç ìîíóìåíòà ó ïîäíîæüÿ ñêëåïà,
Íà Òàííåíáåðãå, ÷òî âåòðàì îòêðûò,
×òî Ãèíäåíáóðãà ïðàõ ñâÿòî õðàíèò.
Ìåíÿ ïîéì¸òå âû, è íå íóæíû ñëîâà.
Ñåðäöå Ãåðìàíèè – òû, Ïðóññèÿ ìîÿ.
Ñâåò è äîáðî äà¸ò çåìëÿ ðîäíàÿ,
Äà, êòî íå çíàåò ýòîãî, òîò íè÷åãî çíàåò!
Des Landes Bewohner sind Bauern fürwahr,
und Fischer - und Kaufleut und Künstler sogar.
Berühmte Gelehrte und Größen von Jeist,
die bracht’ es hervor, so behaupte ich dreist.
Ein Name von Weltruf bloß sei hier genannt!
Er ist Deutschland Stolz, der Immanuel Kant!
Das Land solcher Männer – jetzt werden Se’s verstehn,
wer das nicht gesehn hat, hat garnuscht gesehn!
Êðåñòüÿíå, ðûáàêè, òîðãîâûé ëþä,
Èç ïîêîëåíüå â ïîêîëåíüå çäåñü æèâóò
Ïîýòû åñòü, õóäîæíèêè, ó÷åíûå ñâåòèëà,
Ïðîñëàâèâøèå êðàé è ãîðîä âî âñ¸ì ìèðå.
Äîñòàòî÷íî íàçâàòü îäíî ëèøü èìÿ âàì:
Íåìåöêèé ãåíèé è ôèëîñîô Êàíò.
Âñ¸ ýòî Ïðóññèÿ! È ïîâòîðþ ÿ – áåç îáèäû:
Êòî íå âèäàë å¸, òîò íè÷åãî íå âèäåë!
Quelle: www.ostpreussen-humor.de
KÖNIGSBERGER EXPRESS
Ïåðåëîæåíèå Ìèõàèëà Ðûëüñêîãî
Nr.10/13
Seite 17
RESONANZ
Baudenkmäler gehen an Gemeinden zurück
Vor fast drei Jahren hat
die Übereignung von ehemaligen deutschen Kirchen und Burgen an die
Russisch-Orthodoxe Kirche in der Kaliningrader
Öffentlichkeit für Aufsehen und Kritik gesorgt.
Nun scheint ein rückläufiger Prozess einzusetzen.
Nach Angaben der Wochenzeitung “Argumenty i
Fakty“ soll die ROK damals Eigentümerin von
über 600 historischen
Bauten im Gebiet geworden sein. Den Gebäuden
habe die Übereignung leider nicht zum Vorteil gereicht, was jetzt unter anderem auch die regionale
Denkmalschutzbehörde
einsieht. “Wir haben 28
Baudenkmäler, die im Besitz der Kaliningrader
Eparchie sind, begutachtet und festgestellt, dass
sich 18 davon in einem
unbefriedigenden
oder
völlig
vernachlässigten
Zustand befinden“ , bestätigte der stellvertretende Leiter der Denkmalschutzbehörde, Jewgenij
Maslow.
Bei vielen ehemaligen
Kirchen und Schlössern
fehlen nach wie vor Dächer, Fenster und Türen,
die Mauern weisen Risse
und Löcher auf. Die Bauten werden nicht bewacht,
man hat sich nicht einmal
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Burg Schaaken im Rayon Gurjewsk. Foto: Archiv kinfa
die Mühe gegeben, ein
Schild mit dem Hinweis
auf den historischen Wert
dieser Ruinen anzubringen. Kaliningrader Blogger, denen die Geschichte
des ehemaligen Ostpreußens nicht gleichgültig ist,
schlugen jetzt Alarm und
fragten die Gebietsregierung, wie sie gegen diesen
Missstand vorgehen wolle.
Die Regierung erklärte
sich bereit, die verwahrlosten Baudenkmäler von
der ROK in kostenlose
Nutzung oder langfristige
Pacht zu übernehmen. Da-
für gebe es schon konkrete Beispiele, so der Eparchie-Sprecher
Michail
Tscherenkow: “Wir stellen beispielsweise die
Kirche in Osjorsk (ehem.
Darkehmen – Anm.d.KERed.), die Burg Schaaken
im Rayon Gurjewsk und
das ehemalige Labiauer
Schloss in Polessk den
Kulturressorts der örtlichen Gemeinden zur Verfügung. Alle wissen ja,
warum die Übereignung
seinerzeit geschah. Man
wollte dadurch verhindern, dass die Baudenkmäler in die Hand fremdländischer Konfessionen
fallen“.
Tscherenkow
zufolge
sei die ROK bereit, Immobilien mit historischem
Wert in kostenlose Nutzung zu übergeben – allerdings mit der Auflage,
dass diese saniert und als
touristische Attraktionen
weiter genutzt werden.
Beispiele, wo eine solche Sanierung tatsächlich
stattgefunden hat, kann
man aber an den Fingern
einer Hand abzählen. Die
überwiegende Mehrheit
der historischen Bauten
bleibt weiterhin dem Verfall ausgesetzt. Geht das
so weiter, sind bald viele
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KÖNIGSBERGER EXPRESS
VERSCHIEDENES
Seite 18
Nr.10/13
RESONANZ
Dauerbrenner „Wilhelm Gustloff“
(KE-6/2013)
Zum Artikel von Herrn Jeske (KE-Nr.6/2013, S. 17):
Dieser Artikel ist dringend notwendig, denn die bundesrepublikanische Presseberichterstattung ist meines Erachtens durch die Tendenz zu einseitiger und
übertriebener Verunglimpfung der Verhältnisse und
der vor allem staatlichen Handlungsweise in Russland
geprägt.
Ihr macht eine gute Zeitung und mir eine stete Freude, danke!
Botho Riegert, Düsseldorf
Mit Erstaunen habe ich das Traktat Ihres Lesers Jeske
im genannten ganzseitigen Artikel zur Kenntnis genommen und nehme dazu wie folgt Stellung:
Ich weiß nicht, in welcher Beziehung der Verfasser zu
Ostpreußen und der Vertreibung der deutschen Bevölkerung in den Jahren nach 1945 steht. Da ich Zeitzeuge
bin, kann ich mir eine persönliche Beurteilung der Vorgänge vor und nach dem Einmarsch der Roten Armee
erlauben.
Im Februar 1945 gab es nach unserer Evakuierung
aus Königsberg/Pr. in Pillau für uns angeblich keine
Rettung über die Ostsee mehr. Tausende warteten in eisiger Kälte und bei Bordwaffenbeschuss auf ein Schiff,
das sie in Sicherheit bringen würde. Mehr als zwei Millionen Frauen, Kinder und Greise konnten durch den
vorbildlichen Einsatz der deutschen Marine das rettende Ufer im Westen erreichen. Diese einzigartige Rettungsaktion zu diffamieren, scheint mir eine traurige
und menschenverachtende „Leistung“ des Verfassers
zu sein.
Ich empfehle ihm, den Gesamtbericht von Heinz
Schön „Ostsee 45“ zu lesen und daraus die Tatsachen
zu entnehmen, einschließlich der Verlustlisten.
Als 13-jähriger Königsberger musste ich in Nordostpreußen verbleiben und schwerste Kinderarbeit im
Kampf ums Überleben leisten, bis ich Ende 1947 nach
Mitteldeutschland ausgewiesen wurde.
Als gläubiger Christ danke ich Gott, dass ich damals
überleben durfte. Ich bete um Vergebung für die, die
schuldig wurden, auch im Gedenken an die auf See
hilflos Umgekommenen. Herr Jeske, es waren 33.000
wehrlose ostpreußische Flüchtlinge, davon ca. 8.000
auf der „Gustloff“!
Hans-Georg Balzer, Groß Köris
B
E
S
T
E
L
Gezielt wird noch immer mit gutem Auge….
„Hyazinthe“ ist keine Blume…
…sondern ein Artilleriegeschütz, Kaliber 152 Millimeter.
Eine Batterie solcher „Hyazinthen“ sowie eine Batterie der Raketenwerfer vom Typ „Grad“ (Dt.: Hagel) aus
dem Bestand von Küsteneinheiten der Baltischen Flotte haben kürzlich an praktischen Schießübungen auf
dem Schießplatz Pawenkowo bei Prawdinsk (ehem.
Friedland) teilgenommen. Unser Reporter war dabei
und hat auch „geschossen“ – mit seiner Kamera ein
paar Bilder für uns.
... und geladen mit geübten Soldatenhänden. Fotos: I.S.
L
S
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Nr.10/13
Seite 19
IMPRESSIONEN
Russland für Fortgeschrittene –
eine Berlinerin in Kaliningrad
Nachdem ich mich vier
Jahre lang intensiv mit
der Sprache und Kultur
Russlands befasst hatte,
fühlte ich mich gut gerüstet für einen viermonatigen
Auslandsaufenthalt
im Rahmen meines Slawistikstudiums.
Doch
selbst im westlichsten
Zipfel der Russischen Föderation muss man sich
als Ausländer erst einmal
akklimatisieren.
Der erste Eindruck bei
meiner Ankunft Anfang
September ist sehr positiv:
Ich werde von meiner Tutorin vom Flughafen abgeholt, die Luft riecht nach
Meer und sowohl die Straßen als auch das Auto befinden sich in einem guten Zustand. Der Verkehr
läuft flüssig und die Autofahrer halten vor Zebrastreifen an. Aus Südrussland bin ich an den Gedanken gewöhnt, dass
jede Fahrt zum Höllenritt
werden kann, hier aber
kann ich mich entspannt
zurücklehnen
und
die
Stadt durchs Fenster betrachten. Der Himmel ist,
wie es sich für das Baltikum gehört, wolkenverhangen, aber die Stadt
macht dennoch einen gemütlichen Eindruck mit
ihren vielen Grünflächen.
Sowjetische Plattenbauten
wechseln sich mit roten
Backsteingebäuden
ab.
Mein frisch renoviertes
Studentenwohnheim befindet sich im Zentrum
und fast alle Touristenattraktionen sind bequem
zu Fuß erreichbar: das
Bernsteinmuseum, Oberund Unterteich, der zentrale Marktplatz, der Dom,
das
Friedländer
Tor.
Schon in den ersten Tagen
werde ich von Kaliningrader Studierenden zu Spaziergängen in der Stadt
und zu Ausflügen in die
Umgebung
eingeladen.
Ich kann noch ein bisschen Touristin sein, bade
in der Ostsee und suche
nach Bernstein, in der
freudigen Erwartung, dass
das Studium bald anfangen wird.
Dann stellt sich heraus,
dass der Studienanfang
wegen
Renovierungsarbeiten um zwei Wochen
verschoben wird. Ich laufe
auch in der dritten Woche
noch
orientierungslos
durch unzählige Büros
und versuche, einen Stundenplan
zusammenzustellen. Mir wird gesagt,
dass das am Anfang immer so sei. Im Wohnheim
gibt es Kakerlaken und
nicht alle Bewohner halten sich an die Nachtruhe.
Vor der Haustür leben
Straßenhunde
und
manchmal werde ich von
zwielichtigen
Gestalten
nach Alkohol oder Geld
gefragt. Ich fange an,
Heimweh zu verspüren.
Das Urlaubsgefühl verschwindet und das „Auslandsabenteuer“ beginnt.
Mir wird klar, dass ich hier
nicht nur kurz zu Besuch
bin, sondern mir selbst einen Alltag, Bekanntschaften, sprich: ein neues Leben, aufbauen muss.
Zum Glück sind die Kaliningrader sehr kontaktfreudig; schneller als man
denkt, sitzt man zusammen im Café und diskutiert. Dabei werde ich in
Gespräche über die aktuelle Lage in Russland und
Europa verwickelt. Mich
verwundert
die
Vehemenz, mit der mir immer
wieder erzählt wird, dass
es in Kaliningrad unerträglich viele Migranten
gebe, was mir persönlich
aber nicht auffällt, wenn ich
durch die Straßen gehe. Besonders
furchterregend
und gewalttätig seien jene
aus Dagestan und Tschetschenien, dagegen seien
die Usbeken ganz erträglich. Ich zucke jedes Mal innerlich zusammen – Warum werden Menschen aus
Republiken, die zu diesem
Land gehören oder ihm
angehört haben, in einem
Atemzug mit illegalen Migranten
genannt?
Und
nicht erwähnt, dass Russland auf eine gewisse Anzahl von Arbeitsmigranten
angewiesen ist? Warum
wird so selten erwähnt,
dass viele von ihnen in
rechtlich
ungeschützten
Arbeitsverhältnissen unter
menschenunwürdigen Bedingungen arbeiten?
Überhaupt kommen mir
diese
Verallgemeinerungen rassistisch vor. Vielleicht bin ich als Deutsche
in diesem Punkt besonders empfindlich, aber ich
halte es für gefährlich,
Menschen in „gute“ und
„schlechte“
ethnische
Gruppen einzuteilen. Mit
solchen
Anmerkungen
treffe ich bei meinen Gesprächspartnern nur bedingt auf Gehör. Stattdessen werde ich gefragt, ob
mir die ganzen Türken in
Deutschland nicht auch
auf die Nerven gehen und
einmal sogar, warum wir
in Deutschland überhaupt
nicht stolz auf die Helden
des Zweiten Weltkriegs
seien.
Nicht nur ethnischen,
sondern Minderheiten im
Allgemeinen scheint man
nicht besonders wohlwollend gegenüber zu stehen.
Ein weiterer Schock ereilt
mich in meinem ersten
Seminar, das tatsächlich
stattfindet. Es geht um den
Zusammenhang von Sprache und Kultur. Der Dozent kommt auf das kulturelle Konzept der Ehe und
dessen Verfall zu sprechen. Es geht um Sodom
und Gomorrha und um
den Untergang der alten
Griechen aufgrund einer
zu laschen Sexualmoral.
Ich schweige. Auf dem
Rückweg in der Straßenbahn werde ich melancholisch. Die Werte und
Normen, die in meiner
Heimatstadt Berlin zum
guten Ton gehören – Toleranz, „political correct-
ness“,
Antidiskriminierungsgesetze,
Weltoffenheit – werden hier anders
interpretiert. Toleranz bedeutet nicht Stärke, sondern Schwäche und Rückgratlosigkeit. Toleranz bedeutet, dass die eigene
Kultur und die eigene Lebensweise verloren gehen, dass man Angst haben muss, von den „Anderen“ überrollt zu werden.
Diese Angst erscheint mir
übertrieben und irrational. Ich glaube zu verstehen, woraus sie sich
speist: Da ist die schwierige materielle Situation
vieler
Menschen,
die
mangelnde soziale Absicherung, das Trauma der
„wilden“ neunziger Jahre.
Dennoch hatte ich nicht
erwartet, dass diese Angst
auch hier in der westlichsten russischen Exklave so
stark ausgeprägt ist. Meine Liebe zu Russland, zu
seinen Landschaften, zu
seiner Literatur, Musik
und Sprache wird mitunter auf eine harte Probe
gestellt. Nichtsdestotrotz
zeigt sich mir die Kaliningrader Gegend an den
meisten Tagen von ihrer
herzlichen,
gastfreundlichen Seite. Mein Lieblingsort in der Stadt ist ein gemütliches indisches Café,
das sich in der achten Etage hoch über den Dächern
der Stadt befindet. Hier
trinke ich frisch gepressten
Saft, schaue aus dem Fenster in die Ferne und werde ganz ruhig. Besonders
schön ist es dort bei Sonnenuntergang.
Mechthild Rutzen
KÖNIGSBERGER EXPRESS
Seite 20
FREIZEIT
Nr.10/13
Tour de Cranz 2013
Am 1. September fand nun schon zum 28. Mal der
Radausflug von Kaliningrad nach Selenogradsk
(Cranz) und zurück mit einer Rekordbeteiligung von
fast 6.000 Teilnehmern statt.
Als gebürtiger Samländer hatte ich das Glück zu diesem Anlass mit tausenden begeisterten Radlern auf den
sehr gut befahrbaren und an diesem Tag für den Autoverkehr gesperrten Landstraßen durch das schöne Samland zu radeln.
Die Strecke führte wie jedes Jahr vom Platz der 1.200
Gardisten in der Innenstadt über die Dörfer Holmogorowka (Fuchsberg), Petrowo (Zielkeim), SwobodKein Fest ohne Volkstrachten, Tanz und Gesang!
noje (Groß Mischen), Nisowka (Nadrau), Kowrowo
(Nautzau), Sokolniki (Weischkitten), Kamenka (Michelau) und Wischnewoje (Wosegau) zum diesjährigen
Sammelplatz am Cranzer Wald.
Die Sammel- und Haltepunkte befanden sich auf der
Hinfahrt bei Swobodnoje und zwölf Kilometer vor Selenogradsk in der Höhe von Nisowka, auf der Rückfahrt
dagegen bei Sirenewoje (Eisselbitten).
Auch das Wetter spielte an diesem Tag mit angenehmen 20 Grad Celsius und Sonnenschein mit – abgesehen von dem zeitweise stark böigen Nordwestwind, der
auf der Rückfahrt von Cranz allen Radlern sehr zu
schaffen machte, was jedoch der Begeisterung an diesem sportlichen Vergnügen keinen Abbruch tat. Man
sah nur zufriedene und glückliche Gesichter.
In diesem Jahr waren auffallend viele Familien mit
kleinen Kindern dabei. Die Kinder fuhren mit eigenen
Fahrrädern oder bei Mutter und Vater auf dem Rücksitz.
Die zwei Busse für müde Radler oder Teilnehmer, deren Räder nicht durchhielten, wurden kaum genutzt.
Ernsthafte Unfälle gab es keine, sodass das mitfahrende Rote-Kreuz-Auto kaum zum Einsatz kam. Dies
spricht für ein sehr diszipliniertes Verhalten der vielen
nebeneinander in langer Kolonne fahrenden Radler.
Das Endziel des Radausflugs war wie immer das Fort
Nr. 5 am Stadtrand von Königsberg-Westend CharlottenKirchlich geweihter Honig gewinnt an Wert. Fotos: I.S.
burg. Dort gab es für Teilnehmer, die beide Fahrstrecken
von jeweils 38 Kilometern absolviert hatten, mit „Radtour 2013“ beschriftete T-Shirts als Belohnung. Die RadIn Salesje bei Polessk (ehem. Mehlauken/Liebenfel- ler zogen sie sich an, ließen sich fotografieren und bede bei Labiau) fand kürzlich das traditionelle Imker- glückwünschten einander mit den Worten: „Na, da dann
fest „Honig-Heiland“ statt.
bis zum nächsten Mal!“
Martin Krause, Itzehoe
Honigmetropole Salesje
Die Imker widmen ihre Zunftfeier dem gleichnamigen russisch-orthodoxen Kirchenfest, das auch in diesen Tagen begangen wird.
Honigproduzenten und -liebhaber aus dem ganzen
Gebiet kommen, viele von ihnen mit Kindern, nach Salesje bei Polessk, um dem Honig als einem der leckersten und gesündesten Naturprodukte Tribut zu zollen,
verschiedene Sorten desselben zum Kauf anzubieten
bzw. zu verkosten und zur Auffüllung des Haushaltsvorrats zu kaufen.
Auf dem Programm des diesjährigen Honig-HeilandFestes standen ein Fachseminar, bei dem die Imker
ihre Erfahrungen austauschen konnten, verschiedene
Gesangs- und Tanzdarbietungen und vieles andere
mehr. Für jugendliche Teilnehmer und Besucher war
ein Disko-Abend organisiert worden. Die ältere Generation kam auch nicht zu kurz: für sie gab es u.a. die
Möglichkeit, in einem Laienchor zu den Klängen einer
volkstümlichen Ziehharmonika zu singen.
KÖNIGSBERGER EXPRESS
Eine kurze Rast, bevor Martin Krause (M.) sich wieder auf
den Sattel schwingt. Foto: privat
Nr.10/13
Seite 21
BÜCHER
Sprichwort, wahr Wort
Russische Sprichwörter, geflügelte
Worte und
Redensarten
mitsamt ihren
deutschen
Entsprechungen
aus dem Buch von
Elga BondarenkoKühn. Teil 7
ÏÐÈÂÛ×ÊÀ – GEWOHNHEIT
ÍÀÒÓÐÀ – NATUR
Çìåÿ ìåíÿåò øêóðó, íî íå ìåíÿåò
íàòóðó.
Der Wolf ändert wohl sein Haar, doch
bleibt er, wie er war.
Ãäå òðóä, òàì è æèçíü (ñ÷àñòüå).
Wo sich die Liebe zur Arbeit gesellt, da
erblühen Acker und Feld.
Äåëî ìàñòåðà áîèòñÿ.
Das Werk lobt den Meister.
Ëþáèøü êàòàòüñÿ, ëþáè è ñàíî÷êè
âîçèòü.
Wer will fahren, zieh’ auch den Karren.
Íå áîãè ãîðøêè îáæèãàþò, à ëþäè.
Es ist noch kein Meister vom Himmel
gefallen.
Íå ó÷àñü, è ëàïòÿ íå ñïëåòåøü.
Übung macht den Meister.
Ðàáîòíèê ðàáîòíèêó ðîçíü.
Tun und Tun ist zweierlei.
Òåðïåíèå è òðóä âñ¸ ïåðåòðóò.
Êàê âîëêà íå êîðìè, îí âñ¸ â ëåñ ñìîòðèò.
Geduld überwindet alles.
Der Wolf stirbt in seiner Haut.
×òî ïîñååøü, òo è ïîæí¸øü.
Ïðèâû÷êà – âòîðàÿ íàòóðà.
Wie die Saat, so die Ernte.
Die Gewohnheit wird zur zweiten Natur.
ÐÀÇËÈ×ÈÅ – UNTERSCHIED
Ñ êåì ïîâåä¸øüñÿ, îò òîãî è
ÐÀÇÍÈÖA – VERSCHIEDENHEIT
íàáåð¸øüñÿ.
Ãóñü ñâèíüå íå òîâàðèù.
Wer mit den Hunden zu Bett geht, steht
Katz und Hund verträgt sich nicht.
mit Flöhen auf.
Ñâèíüÿ ãðÿçü íàéä¸ò.
Das Schwein fühlt sich im Dreck am
wohlsten.
ÐÀÁÎÒÀ – ARBEIT
ÒÅÐÏÅÍÈÅ – GEDULD
Áåç òðóäà íå âûíåøü è ðûáêó èç ïðóäà.
Ohne Fleiß kein Preis.
Âçÿëñÿ çà ãóæ – íå ãîâîðè, ÷òî íå äþæ.
Muss ist eine harte Nuss.
Êëèí âûøèáàþò êëèíîì.
Ein Keil treibt den andern.
Êòî â ëåñ, êòî ïî äðîâà.
Der eine will hü, der andere hott!
Êòî ïëà÷åò, à êòî ñêà÷åò.
Der eine weint, der andere lacht.
ÐÎÄÈÍÀ – DAHEIM
×ÓÆÁÈÍÀ – FREMDE
 ðîäíîì óãëó âñ¸ ïî íóòðó.
Daheim ist’s am besten.
Âîðîíà çà ìîðå ëåòàëà, äà ëó÷øå íå
ñòàëà.
Es flog ein Gänschen übern Rhein, und
kam als Gickgack wieder heim.
Âñÿê êóëèê ñâî¸ áîëîòî õâàëèò.
Jedem Vogel gefällt sein Nest.
Âñÿêîìó ñâî¸ ìèëî (äîðîãî, ëþáî)
Jeder hat das Seine lieb.
Ãäå æèòü, òåì áîãàì è ìîëèòüñÿ.
In Rom ist nicht gut mit dem Papst zu
streiten.
Ñâÿòî ìåñòî ïóñòî íå áûâàåò.
Für jeden Topf findet sich ein Deckel.
Õîðîøî òàì, ãäå íàñ íåò.
Da ist’s gut, wo wir nicht sind.
ÑËÓÕ – GEHÖR
ÎÒÇÂÓÊ – WIDERHALL
Êîøêó áüþò, à íåâåñòêå íàâåòêè äàþò.
Den Sack schlägt man, den Esel meint man.
Ïðî âîëêà ïîìîëâêà, à îí è ñàì òóò.
Wenn man den Wolf nennt, so kommt er
gerennt.
Ëåñ ðóáÿò – ùåïêè ëåòÿò.
Wo man Holz haut, fallen Späne.
Ñëûøàë çâîí, äà íå çíàåò, ãäå îí.
Er hört die Glocke läuten,weiß aber
nicht, wo sie hängt.
Ñûòûé ãîëîäíîãî íå ðàçóìååò.
Ñîáàêà ëàåò – âåòåð íîñèò.
Der Satte weiß nicht, wie dem Hungrigen Was der dumme Esel spricht, hören
zumute ist.
meine Ohren nicht.
Internationale Busverbindungen Fahrplan
Die Beförderung erfolgt durch Sputnik Reisen (Russland) und den Reisedienst von Rahden (Deutschland)
Stadt
(hin)
Berlin
Magdeburg
Braunschweig
Hannover
Hamburg
Bremen
Bremerhaven
Bielefeld
Osnabrück
Hamm
Dortmund
Düsseldorf
Köln
Aachen
Abfahrt
von Kaliningrad
16:30
16:30
16:30
16:30
16:30
16:30
16:30
16:30
16:30
16:30
16:30
16:30
16:30
16:30
Abreisetag
Ankunft
-2---6-2---6-2---6-2---6-2---6-2---6-2---6-----6-----6-----6-----6-----6-----6-----6-
03:30
05:00
06:00
07:00
08:30
10:00
11:00
11:00
10:30
12:00
13:00
15:20
16:00
17:00
Abfahrt
(zurück)
18:30
16:00
15:00
14:00
12:00
10:00
08:15
11:20
10:00
08:40
08:00
06:40
06:00
05:00
Abreisetag
1----41----41----41----41----41----41----41-----1-----1-----1-----1-----1-----1------
Ankunft
in Kaliningrad
06:00
06:00
06:00
06:00
06:00
06:00
06:00
06:00
06:00
06:00
06:00
06:00
06:00
06:00
Auskunft in Deutschland: Reisedienst von Rahden, Heidkamp 49, 28790 Schwanewede, Tel.: 04209-916221(24, 29)
Auskunft in Kaliningrad: Sputnik Reisen, Uliza Telmana 16/1, 236008 Kaliningrad. Tel.: 007-4012-363370 und 656501
KÖNIGSBERGER EXPRESS
Seite 22
Nr.10/13
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KONZERTE IM KÖNIGSBERGER DOM
Spielplan für Oktober 2013
6. Oktober, 18 Uhr – Orgelkonzert mit Kammermusikwerken
von J.S.Bach, S.Prokofjew, A.Panufnik und W.Lutoslawski. Es
spielt das Streichquintett „Multikamerata“ aus Torun (Polen) und
die große Domorgel (Domorganist A.Chatschaturow).
12. Oktober, 18 Uhr – Konzert des Kaliningrader Sinfonieorchesters mit Werken von S.Rachmaninow, E.Grieg und
A.Borodin. Solist: Aleksej Demtschenko (Klavier, Moskau).
19. Oktober, 18 Uhr – Konzert „Orgel + Trompete“ mit Werken westeuropäischer Komponisten. Solisten: Tomasz Slusarczyk (Trompete, Polen) und A.Chatschaturow (Orgel, Domorganist).
20. Oktober, 18 Uhr – Konzert „Orgel + Trompeten“ mit Werken westeuropäischer Komponisten. Solisten: Tomasz Slusarczyk (Trompete, Polen) mit Schülern und A.Chatschaturow (Orgel, Domorganist).
26. Oktober, 18 Uhr – Orgelkonzert mit den Choralen von
von J.S.Bach, F.Liszt und F.Mendelssohn-Bartholdy. Solist:
Domorganist A.Chatschaturow.
27. Oktober, 14 Uhr – Musikalisches Programm „Gesundheitsschule“ zum Thema „Lobgesang auf Mutter“, moderiert
durch Psychotherapeutin Olesja Zigelnikowa. Musikalische Begleitung: Domorganist A. Chatschaturow.
30. Oktober, 16 Uhr – Konzert aus der Reihe
„Wallenrodt’sche Bibliothek“ mit Erläuterungen von Prof. Dr. I.
Kusnezowa (Kant-Universität). Musikalische Begleitung durch
Kaliningrader Künstler.
Kleine Tageskonzerte:
am 2., 6., 9.,13., 16., 20., 23. und 30. Oktober um 14 Uhr
Änderungen vorbehalten!
Konzertkarten sind an der Domkasse erhältlich.
Tel. 631-705 (Kasse), Internet: www.sobor-kaliningrad.ru
Salzburger Emigration 1731/1732
Familienforschung • Geschichtsforschung
http://SalzburgerEmigranten.de
Deutscher Bäckergeselle, 32 Jahre, sucht entsprechende Beschäftigung in Kaliningrad. In Frage
kommt auch Konditorei und Molkereibetrieb.
Meine Kontaktdaten: Andrej Faber, Bauhofstraße 3,
85049 Ingolstadt, Deutschland
Tel: 0049841-34514 oder 0049157-32786014
Essaywettbewerb
„WIE VIEL HEIMAT BRAUCHT DER MENSCH?“
Wir laden Studierende und Doktoranden aller Fachrichtungen herzlich ein, einen Essay für unseren Wettbewerb
„Wie viel Heimat braucht der Mensch?
Auf der Suche nach einer Identität zwischen Russland
und Deutschland“ zu schreiben.
Am Beispiel der Russlanddeutschen soll
über Heimatkonzepte reflektiert werden.
Einsendeschluss ist der 11. November 2013.
Alle weiteren Informationen befinden sich auf der
Projektwebseite: www.wasistheimat.de
Eine Auswahl der Texte wird in einer Publikation
veröffentlicht und verbreitet. Außerdem gibt es Geldpreise bis zu 700 Euro zu gewinnen.
Ansprechpartnerin:Maria Hufenreuter
Tel.: 030-88 412 162
E-Mail: [email protected]
KÖNIGSBERGER EXPRESS
Königsberg
Baltikum
Russland
Visa für 72 Stunden Aufenthalt nach Ankunft an der Grenze
RUS-236000 Kaliningrad, Pr. Mira 94,
Tel.: 007 4012 931931, Fax: 211840,
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Internet: www.baltma.ru
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Teilen Sie uns bitte Ihre Rechnungsanschrift
und die Abo-Adresse per E-Mail mit:
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„Denn wo euer
Schatz ist, da wird
auch euer Herz
sein“ (Lk 12, 34)
Heilige Messe in deutscher Sprache in der
katholischen St. Adalbert-Pfarrei, Kaliningrad,
Alexandra-Newskogo-Straße 78B um 12 Uhr
in der Fatima-Kapelle.
Kontaktperson: Pfarrer Tadeusz Kaczmarek,
Mobil: +79114663160;
E-Mail: [email protected]
Zuständig auch für die deutsche Bibliothek
im Kinderheim Mamonowo.
Zweisprachiger Gottesdienst (deutsch-russisch)
der Ev.-Lutherischen
Gemeinde Kaliningrad
SONNTAGS 11 UHR
in der AUFERSTEHUNGSKIRCHE
Prospekt Mira 101
gegenüber Ecke Prospekt Mira/Ul. Lesoparkowaja
Straßenbahn-Haltestelle: Linien 3 und 5
Weitere Gottesdienste in Landgemeinden
(Aushang im Kirchenzentrum)
Tel.: (007 4012) 956112 oder 956144, Fax: 956233
Gottesdienste/Hl. Messen in der katholischen Kirche
Kaliningrad am Pregel, nahe Sackheimer Tor.
Uliza Lesopilnaja 72, Tel.: (007 4012) 536162,
Tel./Fax: (007 4012) 339040, Tel.: (007 4012) 437932
(Pfarrei für Russischsprechende)
Mo, Di, Fr u. Sa: 19.00 Uhr
So: 10.00 Uhr russisch
12.00 Uhr litauisch
13.30 Uhr Kindergottesdienst russisch
Für deutsche Besuchergruppen auch nach Absprache
unter Tel.: (007 4012) 536162 oder Tel./Fax: 339040
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ab Essen So 20:00 (MEZ). Ankunft Kaliningrad Mo 16:20
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Tel: 069-7903250, Fax: 069-7071163
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„Königsberger Express“
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Lektoren: Mechthild Rutzen, Thomas Rettig
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