Predigt: Maria und Martha – Lukas 10:38-42
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Predigt: Maria und Martha – Lukas 10:38-42
Predigt: Estomihi, Lukas 10:38-42 Wartburg, 6. März 2011 Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater, und dem Herrn Jesus Christus. Amen. Der Predigttext für heute steht in Lukas 10, die Verse 38 bis 42: Jesus kam in ein Dorf. Da war eine Frau mit Namen Marta, die nahm ihn auf. Und sie hatte eine Schwester, die hieß Maria; die setzte sich dem Herrn zu Füßen und hörte seiner Rede zu. Marta aber machte sich viel zu schaffen, ihm zu dienen. Und sie trat hinzu und sprach: Herr, fragst du nicht danach, daß meine Schwester mich allein dienen läßt? Sage ihr doch, daß sie mir helfen soll! Der Herr, aber antwortete und sprach zu ihr: Marta, Marta, du hast viel Sorge und Mühe. Eins aber ist not. Maria hat das gute Teil erwählt; das soll nicht von ihr genommen werden. Laßt uns beten: Herr, schenke uns heute wieder Freude an dein Wort, das wir gerne hören und dann danach handeln. Amen. Meistens wenn diese Text ausgelegt wird dann hören wir: Maria ist gut, Marta schlecht, Maria hat recht, Marta verkehrt. Ich hab Predigthilfen im Internet angeguckt – fast alle haben den Text so ausgelegt, auf jeden Fall alle aus Nord-Amerika! Solche Sätze liest man da: Maria wandelt mit dem Herrn und ist von ihm erfüllt...und Marta nicht! Maria füttert ihre Seele, Marta nur ihren Leib! Maria setzt ihre Prioritäten richtig, Marta hat die verkehrten Prioritäten. Vielleicht habt ihr das auch schon mal in der einen oder anderen Predigt gehört. Von mir hört ihr das nicht, denn darum geht es in dieser Geschichte nicht! Wenn der Text nur so einseitig ausgelegt wird, dann wird er verkehrt ausgelegt. Überlegt es euch mal. Diese Geschichte sagt über Marta: Marte aber machte sich viel zu schaffen, sie machte sich Mühe...womit denn? Dem Herrn zu dienen! Kann das denn so schlecht sein? In der Bibel hören wir immer wieder: Du sollst den Herrn, deinen Gott, fürchten und ihm dienen! Einen ewigen Namen will ich denen geben...die sich dem Herrn zugewandt haben, ihm zu dienen und seinen Namen zu lieben. Jesus sagt: „Wer mir dienen wird, den wird mein Vater ehren.“ Und Paulus: Ein jeder siehe nicht auf das Seine, sondern auch auf das, was dem andern dient. Das Wort dienen (oder auch dient oder Dienst) erscheint fast 500 mal in der Bibel. Es kann doch wirklich nicht gemeint sein das Marta schlecht ist, oder nicht mit dem Herrn wandelt, oder ihre Prioritäten verkehrt hat, nur weil sie sich Mühe macht dem Herrn zu dienen. Im Gegenteil, wir sind berufen den Herrn und einander zu dienen, für einander zu sorgen und arbeiten, sich um einander zu bemühn. In einer Gemeinde, in unserer Gemeinde, kann das nicht ausbleiben. Wir sollen tun was Martha getan hat, wir sollen dem Herrn dienen und wir sollen einander dienen. Wenn es der Text aber nicht damit zu tun hat, womit hat er dann zu tun? Was will er uns sagen? Ich denke zwei Sachen: Das erste nenn ich nur kurz: in dieser Geschichte hören wir von zwei Arten den Herrn zu dienen: die fleißige Arbeit und das Wort des Herren hören. Beide sind wichtig. Es gibt auch noch andere Arten den Herrn zu dienen. Und bei uns ist es auch so – es gibt verschiedene Arten den Herrn zu dienen, es gibt verschiedene Arten in der Gemeinde zu dienen. Der einer tut das eine gut und es liegt ihm...und die andere tut das andere gut und es liegt ihr! Es ist so...und wir sollen nicht urteilen wer jetzt besser ist. Wenn wir genau hinhören dann finden wir das ja auch in unserer Geschichte: Marta wird eben nicht geschimpft weil sie arbeitet und dient und sich Mühe macht, sondern weil sie über Maria klagt...das ist die Not! Wir sollen nicht klagen über einander, sondern miteinander ausfinden wie jeder dienen kann...und ihnen dann die Möglichkeit geben auch so zu dienen. Das zweite das der Predigttext uns sagt ist wie wichtig die Ruhe, die stille Betrachtung, das Hören auf das Wort des Herrn ist. Maria ruht, sie sitzt dem Herrn ruhig zu Füßen und hört auf das was er sagt. Und Jesus nennt es das gute Teil, Maria hat das gute Teil erwählt. Mit andern Worten: es ist gut, es ist wichtig, es ist nötig daß wir das tun. Und wir tun es ja hier, im Gottesdienst. Für Luther war es wichtig um immer wieder zu sagen das der Gottesdienst, nicht an der ersten Stelle unser Dienst an Gott ist, sondern Gottes Dienst an uns. Gott dient uns hier: er dient uns durch sein Wort, er sagt uns dadurch was wir hören sollen und gibt uns was wir nötig haben, er tröstet, gibt Kraft, er „challenged“ auch. Im Abendmahl das wir gleich feiern, dient Gott uns auch...er kommt zu uns, und wir dürfen ihm zu Füßen sitzen und einfach nur hören und einnehmen was er sagt: dies ist mein Leib, mein Blut, für dich gegeben. Werde stille, komm zur Ruhe, laß dich vergeben, laß dich bedienen. Das ist Gottes Dienst! Und unser Dienst ist eine Antwort dadrauf – Gott dient uns, und als Antwort, aus Dankbarkeit, dienen wir dann auch Gott. Die Geschichte von Maria und Marta, stellt dich vor der Frage: läßt du dich auch mal von Gott dienen? Kommst du oft genug zur Ruhe? Nimmst du dir oft genug die Zeit um auf Gott zu hören? Du hast es nötig. Ja du bist berufen um zu dienen und fleißig zu arbeiten. Aber du sollst nicht nur arbeiten...denn die Gefahr ist ja das wir so in der Arbeit und im eifrigen Tun gefangen werden, (auch sogar im Dienst des Herrn, wenn wir für ihn arbeiten) daß wir einfach nicht mehr Zeit haben zu ruhen und zu hören...und irgendwann auch nicht mal mehr wissen wie zu ruhen und zu hören! Und nicht nur die Arbeit hält uns davon; andere Sachen auch: Sorgen, Angst, Klagen – und wir erleben nun mal im Leben Sachen über die wir uns Sorgen machen, vor denen wir Angst haben, und über die wir auch klagen müssen. Deswegen ist es ja gerade wichtig, daß wir in alle dem stille werden, daß wir uns sammeln und Gott erlauben uns zu dienen. Gottes Dienst...an uns...dürfen hier in der Kirche erleben. Aber es passiert ja nicht nur hier; wir sollen nicht nur hier stille werden und hören. Ein mal im Monat passiert das manchmal nur, wenn so viel. Vielleicht wenn es gut ist sogar ein mal ‘ne Woche, eine Stunde ‘ne Woche...das ist gerade ein bischen mehr als ein halben Prozent von unser Leben! Das ist nicht genug...ich wage es mal zu sagen das Gott gerne ein bischen mehr als das mit uns reden möchte. Deswegen ist es wichtig das wir Andachten lesen, Bibel lesen, beten, Radio Programme zu hören...und andere Sachen tun die uns helfen um zur Ruhe zu kommen, den Herrn zu Füßen zu sitzen und auf ihn und sein Wort zu hören. Wir als Menschen, wir als Gemeinde, wir als Kirche können nur so lange lieben und helfen, als wir auch und vor allem hören und beten. Ich sag das noch mal. Wir als Menschen, wir als Gemeinde, wir als Kirche können nur so lange lieben und helfen, als wir auch hören und beten. Wir sollen immer wieder hören, und aus dem hören, handeln. Wir sollen uns immer wieder von Gott dienen lassen, damit wir, aus seinem Dienst an uns, auch ihn und andere Menschen dienen können. Ich fasse zusammen: unsere Welt frägt viel von uns und unsere Zeit. Manchmal sind wir so beschäftigt, daß wir den Herrn verpassen; manchmal machen wir uns so sorgen oder haben so sehr Angst oder klagen so viel, daß wir ihn nicht mehr hören. Die Geschichte von Maria und Marta ist gerade deswegen wichtig. Wir sollen die Botschaft vom Predigttext hören und auch richtig verstehen: nicht daß wir nicht arbeiten sollen, oder sogar weniger arbeiten sollen, nicht daß wir uns nicht Muhe machen sollen oder auch nicht klagen oder uns Sorgen machen dürfen, sondern daß beide Maria und Marta in uns wohnen. Das heißt das wir dies erkennen: wir sind berufen zu dienen, wir sollen fleißig arbeiten... aber wir sollen uns auch die Zeit nehmen um zur Ruhe zu kommen und auf den Herrn zu hören. Wir sollen uns Mühe machen und Lasten anpacken, aber immer wieder auch die Einladung des Herrn annehmen: Kommet her zu mir alle dir ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken. In ihm, bei ihm, durch sein Wort dürfen wir zur Ruhe kommen, Frieden finden, einfach sitzen und hören damit wir gestärkt und erquickt werden. Wir singen gleich nach der Predigt den Gesang „Stern auf den ich schaue“ und die Worte „Brot, von dem ich lebe, Quell an dem ich ruh...“ Laßt uns das nicht nur singen, sondern immer wieder von Gelegenheiten gebrauch machen um zum Brot des Lebens zu kommen, zur Quelle zu gehen, auf sein Wort zu hören...damit wir Ruhe finden...und Kraft dann auch zu handeln, zu dienen, zu leben. Amen. Gebet: Herr, du hast uns berufen dich und einander zu dienen. Hilf uns nicht zu vergessen das wir immer wieder auf dich hören und bei dir Ruhe finden sollen damit wir auch die Kraft haben das zu tun wozu du uns berufen hast. Und der Friede Gottes, der höher ist als alle menschliche Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen. Pastor Udo Lütge