flirten auf dem campus

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flirten auf dem campus
39
Zeitschrift des Studentenwerks Berlin
Gratismagazin
Januar/Februar 2009
7. Jahrgang
FLIRTEN AUF DEM CAMPUS
HILFREICHE RATGEBERSEITEN
INTERVIEW MIT INGRID MICHAELSON
EDITORIAL
Meldungen und Berichte
Flirten auf
dem Campus?
Das Neueste aus dem Studentenwerk Berlin
Seiten 4-6
Sozialerhebung
Der Tannenbaum und das Lametta sind weggeräumt, die letzten Lebkuchen sind gegessen… Ich begrüße Sie im neuen Jahr 2009 und wünsche
Ihnen Gesundheit und Erfolg im Studium, aber auch viel Glück und
Freude.
In diesem Jahr sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Studentenwerks Berlin wieder zuverlässig für Sie da. In unseren Mensen und
Cafeterien, in den Studentenwohnheimen und in den Beratungs- und
Betreuungsstellen, im BAföG-Amt und bei der Jobvermittlung Heinzelmännchen: Sie können auf uns zählen, denn wir kennen die Wünsche,
Erwartungen und Probleme der Berliner Studierenden!
Geholfen hat uns dabei die Auswertung der Berliner Ergebnisse der
18. Sozialerhebung, die Mitte letzten Jahres veröffentlicht wurde. So ist
die Zahl der Studierenden mit Kind in Berlin von 6,3 Prozent (2003) auf
9,4 Prozent (2006) gestiegen und liegt damit fast drei Prozentpunkte
über dem Bundesdurchschnitt. Sind die guten Bedingungen für diese
Studierendengruppe, die Hochschulen und das Studentenwerk in Berlin
bieten, eine Ursache dafür?
Der finanzielle Hintergrund
Flirten statt Frieren
Über den Kuschelfaktor auf dem Campus.
Seite 8-9
444 Minuten
Heute mit Jasmin Amtsberg vom Amt für
Ausbildungsförderung
Seiten 10-11
Wir haben aus der Auswertung auch erfahren, dass Berlin – entgegen
dem Bundestrend – einen Zuwachs an regelmäßigen Mensa- und Cafeteria-Gästen aufweist. Knapp 70 Prozent der Studierenden besuchen
regelmäßig diese Einrichtungen des Studentenwerks.
Nahaufnahme
Der Berliner Campus ist zu jeder Zeit ein Ort, an dem Studentinnen und
Studenten gemeinsam lernen und forschen, die Pausen zwischen zwei
Lehrveranstaltungen in der Mensa oder Cafeteria verbringen, relaxen,
Sport treiben oder neue Freundschaften und Bekanntschaften knüpfen…
Stress im Studium? Es gibt Hilfe!
Gemeinsame Ziele und Interessen verbinden junge Menschen und
was liegt folglich näher, als sich im werkblatt auch einmal damit zu
befassen?
Wie sieht es mit dem Flirtfaktor auf dem Campus aus? Antwort finden
Sie in diesem werkblatt.
Darüber hinaus finden Sie in diesem Heft eine Reportage aus dem
BAföG-Amt. Nach der letzten Gesetzesnovelle ist die Zahl der Anträge
auf Förderung nach dem Bundesausbildungsförderungsgesetz stark
gestiegen. Wir schauen einer Mitarbeiterin bei der Bearbeitung der Anträge über die Schulter…
Wie immer finden Sie im Heft eine bunte Mischung aus Information
und Unterhaltung. Sie sind eingeladen, mit dem werkblatt zu flirten…
Weihnachtsnachlese auf Türkisch
Seite 12
Der gute Rat
Seite 13
Kultur-Tipps
Wallander, Helge & Co.
Seite 14-15
Mit Myspace zum Star
Im Gespräch mit der sympatischen
Songwirterin Ingrid Michaelson
Seiten 16-17
Alles über Frühjahrsmüdigkeit
Bloß nicht einschlafen!
Ihre
Petra Mai-Hartung
Seite 7
Seiten 18
Geschäftsführerin des Studentenwerks Berlin
k geschä[email protected]
Impressum
Herausgeber: Studentenwerk Berlin und CAMPUSdirekt
Satz und Layout: Stephan König, genauso.und.anders° graphi-
95448 Bayreuth, Stefanie König, Tel.: (0921) 78 778 59 27
Deutschland GmbH | Redaktion: Jürgen Morgenstern (ver-
cal wellness | Fotos: Gerald Haft, Luise Wagener, Studentenwerk
Das werkblatt erscheint in Berlin. Das werkblatt liegt an den
antwortlicher Redakteur, V.i.S.d.P.), Ingo Dinger | Autoren
Berlin, photocase.de | Titelbild: Lindenthal, photocase.com
Berliner Hochschulen aus. Namentlich gekennzeichnete
dieser Ausgabe: Dirk Oberländer, Jürgen Morgenstern,
|Druck: hk druck & design, Isergebirgsweg 373, 95485 Warmen-
Beiträge geben nicht die Meinung der Redaktion wieder.
Anja Schreiber, Ingo Dinger, Carsten Ueberschär | Lektorat:
steinach | Kontakt: werkblatt, Hardenbergstr. 34, 10623 Berlin,
Weitere Informationen finden Sie im Internet unter:
Ingo Dinger | Gestaltung: genauso.und.anders° graphical
Tel.: (030) 939 39 - 7206, Mail: [email protected] | Anzei-
www.werkblatt.de.
wellness |
gen: CAMPUSdirekt Deutschland GmbH, Markgrafenallee 3c,
Editorial 3
MELDUNGEN UND BERICHTE
Angebot: Neue Gruppen in der
Beratungsstelle
Mensen:
Guter Start, gute Ergebnisse
In der Anmeldung am Telefon der PBS: Karin Marschall
Die Psychologisch-psychotherapeutische Beratungsstelle (PBS) hat im neuen Jahr neue
Gruppenangebote unter der Leitung erfahrener Psychologischer Psychotherapeuten.
Das Gruppenangebot Zeitmanagement und
Selbstorganisation im Studium möchte Wege
vermitteln, wie man mittels Zeitmanagement
und verbesserter Selbstorganisation den Studienalltag selbstbestimmt und effektiv gestalten kann. Ab Ende Januar 2009 finden immer
montags von 16.30 bis 18.00 Uhr, unter Leitung
von Dipl.-Psych. Burkhard Seegers, achtwöchentliche Sitzungen statt. Ziel des Gruppenangebotes Redeangst ab
März 2009 ist es, mit der Angst umgehen zu
lernen, die aufkommt, wenn in Seminaren
bzw. anderen Hochschulveranstaltungen ein
Referat zu halten, eine Arbeit zu präsentieren
oder ein Diskussionsbeitrag zu „leisten“ ist. Es
finden zehn wöchentliche Sitzungen, jeweils
dienstags von 9.30 bis 12.15 Uhr, unter der Leitung von Dipl.- Psych. Kai Wieters, statt.
Die neue Mensa Nord, das werkblatt berichtete, erfreut sich großer Beliebtheit. Neben den Gästen der alten Mensa sowie denen der Mensa in der Chausseestraße ist ein Gäste-Zuwachs von
20 Prozent zu verzeichnen. Mit 4.500 bis 5.000 Essenteilnehmern täglich werden die Umsätze
des alten Standorts und der geschlossenen Mensa Chausseestraße übertroffen. Ein gutes Ergebnis und eine Herausforderung für das Mensa-Team.
Die Cafeteria an der Universität der Künste, das „Jazz-Cafe“ am Einsteinufer, hat seit 5. Januar
2009 geöffnet. In den modernen Räumlichkeiten werden den Studierenden und Beschäftigten
der Universität der Künste abwechslungsreiche Speisen und vielfältige Kaffeespezialitäten angeboten.
Der Bau der neuen FHTW-Mensa am Standort Wilhelminenhof in Oberschöneweide (das werkblatt berichtete) geht bislang planmäßig voran. Die Eröffnung der neuen Mensa wird voraussichtlich zum Wintersemester 2009/10 erfolgen. Am Standort Treskowallee der FHTW ist inzwischen die Modernisierung der Küche abgeschlossen worden.
Der Umsatz in den Mensen des Studentenwerks entwickelte sich im Jahr 2008 insgesamt positiv.
Die Erlöse lagen im Oktober mit 8,9 Prozent über denen des Vorjahrs. Durchschnittlich 29.962 Gäste besuchten pro Öffnungstag die Mensen und Cafeterien des Studentenwerks (2007: 29.523).
Ort beider Gruppen ist die PBS Hardenbergstr. 12, 10623 Berlin.
Berlin: Weniger Studierende in
Berlin im Wintersemester 08/09
Selbstvertrauen und Kontakt - Psychodynamische Gruppentherapie ist der Name
einer neuen, fortlaufenden und halboffenen
Gruppe ab März 2009, jeweils mittwochs 8.30
bis 11.10 Uhr unter Leitung von Dipl.-Psych.
Eva-Maria Orgel. Ziel der Gruppenarbeit soll
es sein, dass die Teilnehmenden mehr psychische Stabilität gewinnen für einen offeneren
Zugang zu sich selbst und im Kontakt mit
anderen Menschen. Festgefahrene Beurteilungen und Einstellungen sollen hinterfragt und
flexibilisiert werden.
Dipl.-Psych. Birgit Rominger bietet ab Januar
und April 2009 neue Gruppen zum Thema
Prüfungsangst an. Die Gruppe bietet den
teilnehmenden Studierenden Möglichkeiten,
sich mit den eigenen Prüfungsängsten auseinanderzusetzen, sie besser zu verstehen und sie
mehr kontrollieren zu lernen.
Es gibt sechs Termine, jeweils montags 9.00
bis ca. 11.30 Uhr.
Diese Gruppen finden in der PBS Franz-Mehring-Platz 2, 10243 Berlin-Friedrichshain, statt.
4 Meldungen und Berichte
0,7 Prozent weniger als im Wintersemester des
Vorjahres, teilt das Amt für Statistik BerlinBrandenburg Anfang Dezember 2008 mit.
Die Zahl der Studentinnen sank um 949 auf
65 978. Die Frauenquote beträgt nunmehr
49,4 Prozent (Vorjahr 49,8 Prozent).
An den Berliner Hochschulen sind 21 220 ausländische Studierende immatrikuliert. Insgesamt besitzen 15,9 Prozent der Studierenden
eine ausländische Staatsbürgerschaft. 53,3
Prozent der ausländischen Studierenden sind
Frauen.
Im Wintersemester 2008/09 sind nach vorläufigen Angaben 133 594 Studierende an den 31
Hochschulen des Landes Berlin als Haupt- oder
Nebenhörer eingeschrieben. Das sind 910 bzw.
An den acht Berliner Universitäten sind nach
vorläufigen Angaben 95 239 Studierende eingeschrieben, 2 583 weniger als im vergangenen
Wintersemester. Die Zahl der Studierenden
an den Fachhochschulen (ohne Verwaltungsfachhochschulen) stieg dagegen um 1 085 auf
30 654 an. Damit beträgt der Anteil der Studierenden, die an einer Fachhochschule eingeschrieben sind, 22,9 Prozent.
Der Frauenanteil an den Universitäten beträgt
50,9 Prozent und an den Fachhochschulen 42,3
Prozent.
Begehrt:
Interkultureller Kalender 2009
Bereits zum fünften Mal gab das Studentenwerk Berlin einen „Interkulturellen Kalender“
heraus. Die aktuelle Auflage des Kalenders ist
als Collage mit Bildern von Studierenden aus
allen Teilen der Welt gestaltet. Der Kalender
informiert über die wichtigsten weltlichen,
christlichen, islamischen, jüdischen, hinduistischen und buddhistischen Feiertage.
Der Kalender im außergewöhnlichen Format
von 420,5 x 1189 mm dürfte inzwischen zahlreiche Wände und besonders: Türen schmücken,
denn die Auflage ist so gut wie vergriffen.
Studentenwerkspreis 2008
Helden der Hochschule
Weihnachtsfeier: Kulturell,
Multikulturell, Interkulturell
Bereits zum zweiten Mal fand die Internationale Weihnachtsfeier des Studentenwerks,
organisiert von der Sozialberatung und den
Wohnheimtutoren, statt. In gemütlicher Runde feierten etwa 150 vor allem ausländische
Studierende in der TU-Cafeteria Hardenbergstraße.
Das musikalische Programm war bunt gemischt. Von lateinamerikanischen Gitarrenklängen über kamerunische Chorgesänge bis
zu bekannten Popklassikern reichte das Repertoire der Live-Musiker. Die Professionalität der
studentischen Künstler, die allesamt kostenlos
auftraten, sorgte für allgemeine Begeisterung.
Auch der Weihnachtsmann stattete zusammen mit seinem Engel den Partygästen einen
kleinen Besuch ab. Nach dem sich alle am üppigen Buffet der Mensa gestärkt hatten, wurden die zugeführten Kalorien sogleich auf der
Tanzfläche energetisch umgewandelt.
Ein herzliches Dankeschön an alle beteiligten
Künstler, Wohnheimtutoren sowie an das
Mensa-Team um Michael Koglin.
BAföG:
Mehr Erstanträge
Im Wintersemester 2008/2009 ist die Zahl
der Studierenden, die erstmals einen Antrag
auf Ausbildungsförderung nach dem BAföG
gestellt hat, gestiegen (in der Erstantragsaktion waren bis zu 20 Prozent mehr Akten als im
Vorjahr zu verzeichnen).
Ursache für den Antragsboom ist die Novellierung des BAföG, die zu einer Erhöhung der
Regelsätze und der Einkommensfreibeträge
für Eltern und Ehegatten und eine Ausweitung
der Förderung für ausländische Antragsteller
geführt hat. Die Beschäftigten des Amtes für
Ausbildungsförderung arbeiten mit Hochdruck
daran, trotz des enormen Mehraufwands die
Anträge zeitnah zu bearbeiten.
Spitzenleistung:
Nachwuchsköche überzeugen
Vier studentische Gruppen, ein Student und
zwei Studentinnen konnten sich Ende November 2008 über ihren „Studentenwerkspreis für
besonderes soziales Engagement“ freuen. Sie
sind aus mehr als 200 Nominierungen als Siegerinnen und Sieger beim Bundeswettbewerb
„Studierende für Studierende“ des Deutschen
Studentenwerks (DSW) hervorgegangen. DSWPräsident Rolf Dobischat nannte alle engagierten Studierenden „Helden des HochschulAlltags“. Gleichzeitig mahnte er dringend eine
neue Kultur der Anerkennung für Studierende,
die sich an ihrer Hochschule für andere Studierende engagieren – sei es Credit Points,
Studiengebühren-Befreiung oder längere
BAföG-Förderung – an.
Die Nachwuchsköche des Studentenwerks Berlin, Auszubildende des zweiten und dritten
Ausbildungsjahres überzeugten beim traditionellen Leistungsstandsessen am 12. Dezember
2008 mit ihrem können. Ob Feldsalat, Kürbiscremesuppe, Rehrücken oder Eierlikörparfait, der
Nachwuchs ist nicht nur für die Herausforderungen des Mensa-Alltags gerüstet.
Meldungen und Berichte 5
KURZ UND KNAPP
Ausländerbehörde: Am 10. Dezember 2008
hat die Ausländerbehörde ihre Arbeit in der
Hardenbergstraße 12 aufgenommen. Ausländische Studierende können sich dort wieder
mittwochs von 8.00 bis 13.00 Uhr u. a. wegen
Aufenthaltserlaubnissen, Aufenthaltstiteln,
ausländerbehördlichen Auflagen, Ausstellung
von Aufenthaltsbestätigungen, Pass-Angelegenheiten usw. an die Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter der Ausländerbehörde wenden.
WLAN für Wohnheime: Seit dem 9. Dezember
2008 ist das WLAN für das Wohnheim Dauerwaldweg in Betrieb, und Studierende können
sich bei der Firma Hotzone anmelden. Die
Installation in den Wohnheimen Augusten-
burger Platz, Fraunhofer Straße, Haus Unger
(Derfflinger Straße) und Düsseldorfer Straße
wurde 2008 ebenfalls abgeschlossen.
DSW:
Kurskorrektur gefordert
Die beiden Standorte Salvador Allende und
Gelfertstraße sollen 2009 folgen. Voraussetzung ist hier der Anschluss der Telekom, auf
den aber bereits seit drei Monaten gewartet
wird.
Haus der kleinen Forscher: Jetzt ist auch die
Kindertagesstätte des Studentenwerks Berlin an der Technischen Universität, die „Villa
March“, wie schon die Kita an der FU ein „Haus
der kleinen Forscher“. Die Ehrung erfolgte am
17.November im MACHmit! Museum Berlin.
ESSENtiell
Nicht nur ein wichtiges Grundbedürfnis, sondern eine wahre Freude: Die Mensen und
Cafeterien des Studentenwerks Berlin präsentieren Speisen, die schmecken und zum
Nachkochen einladen. Die neue Serie des werkblatts.
Bund und Länder sind vom Präsidenten des
Deutschen Studentenwerks, Prof. Dr. Rolf
Dobischat, zu einer radikalen Kurskorrektur
in der Hochschulpolitik aufgefordert worden.
Massive Investitionen in Hochschulen und
Studentenwerke wurden gefordert, um das
deutsche Hochschulsystem sozial durchlässiger
zu machen.
Auf einer Konferenz der Friedrich-EbertStiftung sagte Dobischat: „Wenn es uns in
den kommenden Jahren nicht gelingt, mehr
junge Menschen auch aus bildungsfernen und
einkommensschwächeren Familien für ein Studium zu begeistern, setzen wir Deutschlands
Wohlstand und Wirtschaftskraft aufs Spiel.“
Das Rezept in diesem Heft kommt von Michael Koglin, Leiter der TU-Mensa Hardenbergstraße:
Er stellt Ihnen „Marinierte Hähnchenkeule mit Erdnuss-Sauce“ vor.
Für die Hähnchenkeule benötigen Sie:
4 Hähnchenkeulen
6 cm Ingwer, frisch
2 Zehe/n Knoblauch
2 TL Currypulver
4 EL Chilisauce, mild
4 EL Öl (Sonnenblumenöl)
2 EL Öl (Sesamöl)
2 Limette(n)
4 EL Geflügelbrühe
4 TL Honig
Hähnchenkeulen trocken tupfen, die Oberseite mit einem scharfen Messer drei- bis viermal quer
einschneiden. Ingwerwurzel schälen, fein reiben oder hacken, Knoblauchzehe schälen, fein hacken.
Ingwer und Knoblauch mit Currypulver, Chilisoße und Sesamöl mischen, die Hühnerkeule darin
marinieren. Zugedeckt einige Minuten ziehen lassen.
Eine halbe Limette auspressen, Saft mit Geflügelbrühe und Honig verrühren, mit Salz und Pfeffer
abschmecken.
Keulen bei mittlerer Hitze in einer beschichteten Grillpfanne beidseitig anbraten und bei 180 °C
im Backofen ca. 40 Minuten garen. Zweite Limettenhälfte spaltig schneiden, mit den Keulen und
der Sauce servieren.
Zutaten für die Sauce sind:
50 ml Öl (Erdnussöl)
6 Zehe/n Knoblauch
2 Zwiebel(n)
2 EL Sojasauce
2 EL Fischsauce
2 EL Zitronensaft
4 EL Zucker, braun
350 g Erdnussbutter, crunchy
200 ml Erdnüsse, geröstete, gesalzene
2 Msp. Chilipulver
400 ml Kokosmilch
5 EL Honig
Den Knoblauch und die Zwiebel abziehen, zerkleinern und zusammen mit dem Erdnussöl auf
mittlerer Stufe so lange anbraten, bis die Zwiebel braun ist.
In der Zwischenzeit die Erdnüsse in kleine Stücke hacken.
Nun die Sojasauce, die Fischsauce, den Zitronensaft, den Zucker und die Erdnussbutter zugeben
und unter ständigem Rühren aufkochen. Danach die gehackten Erdnüsse und das Chilipulver unterrühren. Am Ende die Kokosmilch und den Honig untermischen.
Als Beilagen eignen sich Eiernudeln oder Reis mit gebratenem Chinakohl. Guten Appetit!
6 Kurz und Knapp
Dobischat bezeichnete die extreme soziale Selektivität des deutschen Hochschulsystems als
„größte bildungspolitische Herausforderung“,
vor der die deutsche Hochschulpolitik stehe.
Ihr müssten sich Bund und Länder stellen, forderte Dobischat.
Das BAföG ist für den DSW-Präsidenten
„ein Schlüsselinstrument für mehr soziale
Durchlässigkeit“. Da der Anteil der BAföGgeförderten Studierenden insbesondere in den
Ingenieur- und Naturwissenschaften hoch sei,
müsste auch die Wirtschaft ein Interesse an
einem starken BAföG haben, sagte Dobischat.
Das BAföG müsse regelmäßig an die Preis- und
Einkommensentwicklung angepasst werden.
„Eine starke staatliche Studienfinanzierung ist
gegenüber einkommensschwächeren Familien
das beste Argument für ein Studium.“
„Bis zum Jahr 2014 könnten dem deutschen Arbeitsmarkt eine halbe Million Akademiker fehlen“, referierte Dobischat jüngste Schätzungen.
„Die zusätzlichen Studierenden, die Deutschland dringend benötigt, müssen vor allem aus
hochschulfernen, einkommensschwächeren
Familien kommen. Dort will man nicht nur
etwas über Bildungsrenditen oder Einstiegsgehälter von Hochschulabsolventen erfahren,
sondern vor allem ehrliche Informationen über
die Kosten eines Studiums“, sagte Dobischat.
Er fordert mehr und bessere Beratung, schon
in den Schulen, auch zur Studienfinanzierung.
Laut jüngster Sozialerhebung des Deutschen
Studentenwerks ist für 40 Prozent der Studierenden die Studienfinanzierung unsicher.
SOZIALERHEBUNG
DER FINANZIELLE HINTERGRUND
Der dritte Teil der werkblatt-Serie zu den Regionalergebnissen der 18. Sozialerhebung
zur sozialen und wirtschaftlichen Lage der Studierenden
Miete, Lebensmittel, BVG-Ticket, Bücher, Telefon- und Internetgebühren... die Ausgabenliste
von Berliner Studierenden ist lang. Aber woher
bekommen sie ihr Geld? Und wie viel haben sie
zur Verfügung? Die Berliner Regionalauswertung der „18. Sozialerhebung des Deutschen
Studentenwerks“ beantwortet diese Fragen.
Durchschnittlich verfügen Berliner Studierende über 805 Euro im Monat. Damit liegt
Berlin über dem Bundesdurchschnitt von 770
Euro. Im Vergleich zu anderen großen Städten
haben Berliner allerdings weniger Geld in der
Tasche: Denn die Einnahmen liegen in Städten
mit mehr als 500.000 Einwohnern bei durchschnittlich 841 Euro im Monat. Aber es gibt
Unterschiede zwischen jüngeren und älteren
Studierenden: So verfügen nämlich Hochschüler ab dem 30. Lebensjahr über die höchsten
Einnahmen. Da der Anteil an Studierenden
dieser Altersgruppe in Berlin besonders groß
ist, treibt er auch den durchschnittlichen Einnahmebetrag der Berliner Studierenden in die
Höhe. Viele Studierende unter 30 haben also
in Wirklichkeit weniger Geld zur Verfügung als
die durchschnittliche Summe vermuten lässt.
Die wichtigsten Einnahmequellen von Studierenden sind die Unterstützung von den Eltern,
der eigene Verdienst und das BAföG. Dabei ist
die wichtigste Finanzierungsquelle die Unterstützung durch die Eltern: Denn 85,6 Prozent
der Studierenden erhalten von ihren Eltern
durchschnittlich 432 Euro im Monat. Allerdings
erzeugt - so die Regionalauswertung - die Elternfinanzierung bei Vielen innere Konflikte.
So sagen zwar 75,4 Prozent der Berliner Stu-
dierenden: „Meine Eltern unterstützen mich
finanziell so gut sie können.“ Doch vielen ist
das unangenehm. Denn 72,6 Prozent wünschen sich, nicht auf ihre Eltern angewiesen
zu sein. Die Regionalauswertung stellt aber
auch fest, dass die elterliche Unterstützung
mit steigendem Alter der Studierenden sinkt.
Dementsprechend müssen ältere Studierende
den Einnahmeverlust durch einen wachsenden
Umfang eigener Erwerbstätigkeit auffangen.
Nahezu zwei Drittel der Hochschüler finanzieren einen Teil des notwendigen Lebensunterhalts durch eigene Arbeit. Sie gehen damit
häufiger arbeiten als ihre Kommilitonen auf
Bundesebene. Dabei ist für 66,6 Prozent der arbeitenden Studenten die Erwerbstätigkeit unbedingt notwendig, um ihren Lebensunterhalt
zu bestreiten. Im Bundesdurchschnitt liegt der
entsprechende Anteil bei nur 58,6 Prozent.
Neben Elternunterhalt und eigenem Verdienst
ist die dritthäufigste Finanzierungsquelle das
BAföG. Etwa jeder vierte Studierende nutzt
diese Finanzierungsmöglichkeit. Der Anteil
der Geförderten ist dabei an Fachhochschulen
deutlich höher als an Universitäten. Durch
das BAföG werden vor allem Hochschüler aus
niedrigeren sozialen Herkunftsgruppen gefördert. Aber das ist nicht der einzige Unterschied
zwischen Studierenden aus unterschiedlichen
sozialen Herkunftsgruppen. Denn die Regionalauswertung stellt auch fest, dass sich
Studierende mit höherer sozialer Herkunft
deutlich mehr leisten können als Studierende
aus niedrigeren Sozialschichten.
Übrigens finanzieren sich nur wenige Studierende durch Bankkredite. Wenn es nicht anders
geht, nutzen Berliner dabei eher den Bildungskredit der KfW als Kredite von anderen Finanzinstituten.
Und wie hoch sind die Ausgaben, die Studierende durchschnittlich zu schultern haben? Die
Regionalauswertung gibt auch hier Aufschluss:
So liegt die Miete im Durchschnitt bei 282
Euro. Der zweithöchste Ausgabe-Posten ist die
Ernährung mit 158 Euro. Für Telefon-, Internet-,
TV- und Radiogebühren bezahlen Studierende
durchschnittlich 50 Euro. Für Sport, Kultur und
Freizeit geben sie im Durchschnitt 70 Euro
aus. Die Ausgaben für Lernmittel liegen bei
32 Euro und die für Kleidung bei 47 Euro. Die
Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel kostet
im Durchschnitt 34 Euro und die laufenden
Ausgaben für ein Auto liegen bei 94 Euro im
Monat. Für die Krankenversicherung bezahlt
der Normalstudierende 64 Euro. Wenn man
die Ausgaben für Miete und Nebenkosten vergleicht, müssen Studierende in Berlin weniger
für ihre Unterkunft ausgeben als Studierende
in anderen großen deutschen Städten.
[Anja Schreiber]
Surf-Tipp
Wer noch mehr Informationen sucht, kann
die Broschüre „Die wirtschaftliche und soziale
Lage der Studierenden in Berlin 2006. Regionalauswertung der 18. Sozialerhebung des
Deutschen Studentenwerkes“ (2008) kostenlos
aus dem Internet herunterladen:
www.studentenwerk-berlin.de/dokumente/
Internet_Soziale%20Lage%20Studenten.pdf
Sozialerhebung 7
REPORTAGE
FLIRTEN STATT FRIEREN
Warum immer mehr Singles ihr Glück auf dem Campus finden
Häufig ist der Uni-Alltag alles andere als entspannt. Zwischen mündlichen Prüfungen, Hausarbeiten und Klausuren bleibt wenig Zeit zum
Müßiggang. Trotzdem findet eine nicht unbeträchtliche Zahl Studierender den Traumpartner direkt an der Uni. Doch wo funkt es am
meisten? Und wie funktioniert der akademische „Heiratsmarkt“? Das
werkblatt begibt sich auf Spurensuche.
Sexy Seminare, vergnügliche Vorlesungen ...
Morgens, halb neun in der Philologischen Bibliothek an der FU. Der
runde Bau erinnert an einen Bienenstock. Alle Schließfächer sind belegt
und die Laptop-Arbeitsplätze so gut wie vollständig besetzt. Geschäftiges Treiben in den Gängen und diszipliniertes Schweigen an den Plätzen. Bis auf das Klackern der Tatstaturen dämmt der dicke Teppich alle
Geräusche. Hier, wo viele Studierende über Wochen oder gar Monate an
Haus- und Abschlussarbeiten feilen, sollte doch ein prima Platz zum dezenten Flirten sein. Doch offensichtlich ist die physische Nähe nicht unbedingt stimulierend. Lena, 25, dunkelblond und nicht gerade unattraktiv, lacht: „Nein, hier sind alle distanziert höflich und darauf bedacht,
möglichst schnell und effektiv zu arbeiten. Vielleicht hat das auch was
mit der Stille zu tun. Ich glaube, Jungs hätten Angst, dass es gleich drei
Sitznachbarn mitbekommen, wenn sie einen Korb kassieren.“ Nach
eigenem Bekunden wurde die charmante Singledame zumindest im
„Brain“ noch nie angesprochen. Dabei eignet sich das mehr oder weniger übersichtliche Signatursystem hervorragend als Gesprächseinstieg.
Besser fürs persönliche Kennenlernen scheinen sich Seminare und
Vorlesungen zu eignen. Jedenfalls fanden hier zwei meiner Freunde
ihre Traumfrauen. Vor dem freundlichen Flirt steht allerdings die
ausgefeilte Taktik. Wie stelle ich es an, möglichst immer und betont
„zufällig“ in der Nähe der Auserwählten zu sitzen? Thomas rät aus
Erfahrung, immer rechts neben der Auserwählten zu sitzen, so muss
sie die Anwesenheitsliste als erste ausfüllen und das Abspicken
des Namens und der E-Mail-Adresse gelingt unauffällig. Auch ein
bewusstes Zu-spät-kommen kann sich lohnen. Zumindest wenn man
hinterher den Mut hat, nach Mitschriften zu fragen und gemeinsam
den Gang zum Kopierer antritt. Gesprächsthemen finden sich genug:
Die Qualität der Veranstaltung, Fragen nach Wochenendaktivitäten
oder die Diskussion über den aktuellen Mensaplan. Auch Tutorien
und Übungen eignen sich perfekt zum Tete-â-tete. Zumal häufig
Assistenten und studentische Tutoren die Veranstaltung leiten und
die Grundstimmung meist entspannt ist. Das eigene Benehmen darf
8 Reportage
Doch selbst Sitznachbarn, die lange Wochen nebeneinander an Arbeiten
brüten, grüßen sich nur dezent mit einem leichten Nicken oder den
Worten: „Ich kann deinen Laptop im Auge behalten“, wenn doch noch
schnell ein Buch aus den Regalen gesucht werden muss.
LLENREPORT
ruhig leger sein. Leger beschreibt auch ziemlich gut das Vorgehen
einer Freundin, die hier nicht persönlich genannt werden möchte.
Auf Männersuche begab sich die selbstbewusste Dame am liebsten
beim Uni-Sport. Nicht nur, weil Bewegung ein guter Ausgleich zur
Schreibtischtätigkeit ist, sondern aus sehr pragmatischen Gründen.
„Da siehst du sofort, ob jemand Talent für Bewegung hat oder ein
Grobmotoriker ist. Außerdem ist man beim Sport ja zumindest in der
Halle eher leicht bekleidet.“ Soviel zum Thema, nur Männer gehen nach
rein visuellen Kriterien auf Partnersuche.
Schlemmen & Smalltalk
Doch einen Bereich haben wir fast vergessen. Dabei gelten Mensen
und Cafeterien als Klassiker zur furchtlosen Kontaktaufnahme mit
dem anderen oder eigenen Geschlecht. Hier sind die Hemmschwellen
offensichtlich auch am geringsten. Kein Wunder, zum Thema Essen
dürfte selbst dem schüchternsten Menschen noch etwas einfallen.
Schön ist die Tatsache, hier auch Studierende außerhalb des eigenen
Fachbereichs kennen lernen zu können. Schließlich will Mann oder
Frau ja neue Eindrücke sammeln. Kombinationen wie Physiker und
Religionswissenschaftlerin haben sicher ihren Reiz. Obgleich auch
zwei Germanisten stundenlang vortrefflich über unterschiedliche
Auslegungen des Urfaust plaudern können.
Noch ein Hotspot der einsamen Herzen sind Studentenwohnheime.
Hier ist die Chance, einen Partner zu finden, besonders hoch. Schließlich
kommen alle Zuziehenden aus fremden Städten und sind darauf angewiesen, sich einen neuen Bekanntenkreis aufzubauen. Schnell mal nach
einem Schraubenzieher gefragt oder an der Nachbarwohnung geklopft,
um sich vorzustellen, schon ist man im Gespräch. Fast alle Wohnheime
verfügen natürlich über Partykeller, die gern und oft genutzt werden.
Regelmäßige Veranstaltungen vom Filmabend bis zur Disco lassen die
Wohnheimmieter nicht vereinsamen. So finden sich, als Zeichen der
äußerst angenehm verkaufenden zwischenmenschlichen Beziehungen,
oft Kondomautomaten auf dem Flur oder an anderen auffällig unauffälligen Ecken. Gerne hätten wir anhand der Verkaufszahlen auf die
Atmosphäre der einzelnen Wohnheime geschlossen. Hier stießen wir
allerdings auf freundliches Schweigen von der Wohnheimverwaltung:
„Betriebsgeheimnis“. Der Service würde von den Studierenden allerdings gerne in Anspruch genommen.
Intelligenz ist anziehend
Natürlich hat sich auch die Wissenschaft mit dem Thema studentisches
Paarfindungsverhalten auseinander gesetzt. In der Studie „Who Marries Whom? Educational Systems as Marriage Markets in Modern Societies“ untersuchten Wissenschaftler u. a. das Paarungsverhalten von
Akademikern in 13 Ländern und kamen zu interessanten Erkenntnissen.
Die Uni erwies sich als idealer Ort für die erfolgreiche Partnersuche.
Denn Menschen, die einer homogenen Bildungsschicht angehören,
teilen oft die gleichen Wertvorstellungen. Das eigene Bildungsniveau
wirkt dabei wie ein Filter, man verliebt sich sozusagen nicht mehr völlig
beliebig. Für Romantiker mag das ein harter Schlag sein. Die Autoren
der Studie hingegen analysieren das (un-)bewusste Kalkül der Partnerwahl knallhart. Das Ergebnis: Frauen bevorzugen von jeher Partner
mit möglichst hohem Bildungsniveau und Chancen auf ein überdurchschnittliches Einkommen. Bei den Männern sind gegenläufige Trends
zu beobachten. Traditionalisten bevorzugen überwiegend Partnerinnen mit einer „geringen Erwerbsneigung“, heiraten also oft Frauen
ohne gleichwertige Ausbildung. Der moderne Mann hingegen schätzt
eine Partnerin mit möglichst hohem Bildungsstatus, die „einen Teil der
Ernährerrolle“ übernimmt. Gleichberechtigung setzt sich also durch.
Soziologisch betrachtet, ist die akademische Paarbildung nicht völlig
unproblematisch. Denn sie führe „zu einer wachsenden Kumulation sozialer Ungleichheiten, zur Schließung sozialer Kreise und indirekt zu einer Vergrößerung der sozialen und ökonomischen Unterschiede.“ Dem
Glück der einzelnen Paare steht das allerdings keineswegs im Wege.
Natürlich können wir nur spekulieren, was für die Berliner Studierenden eine perfekte Partnerschaft bedeutet. Allerdings scheint unsere
hübsche Spreestadt kein schlechtes Pflaster fürs Uni-Flirten und mehr
zu sein. Die These lässt sich selbstverständlich ebenfalls statistisch untermauert. Die aktuelle 18. Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks belegt, dass 9,4 % der Berliner Studierenden bereits Eltern sind.
Damit wird der Bundestrend von gut 6,6 % Studierender mit Kind klar
getoppt. Eine schöne Entwicklung, die das Studentenwerk Berlin mit
einem breiten Angebot an fünf Kindertagesstätten mit Plätzen für rund
410 Kids gerne unterstütze. Aber das wäre vielleicht mal ein Thema fürs
nächste werkblatt. Bis dahin viel Spaß mit eurer Liebsten und eurem
Liebsten oder viel Glück beim Flirten!
[Dirk M. Oberländer]
Reportage 9
444 MINUTEN*
HEUTE MIT JASMIN AMTSBERG
Sachbearbeiterin im BAföG-Amt des Studentenwerks Berlin
Mit dem „22. Gesetz zur Änderung des Bundesausbildungsförderungsgesetzes (BAföG)“ hat die Bundesregierung zum Wintersemester 2008/2009 die Bedarfssätze um 10 Prozent und Freibeträge vom
Eltern-Einkommen um 8 Prozent erhöht. Der BAföG-Höchstsatz ist
dadurch von 585 Euro auf 643 Euro im Monat angestiegen; laut Schätzungen der Bundesregierung sollen 100.000 Studierende zusätzlich
die Förderung erhalten.
Wirkt sich das bereits im BAföG-Amt des Studentenwerks Berlin aus?
Der Name passt: Jasmin Amtsberg arbeitet im Amt. Meine heutige Gesprächspartnerin ist als BAföG-Sachbearbeiterin zuständig für Studierende mit den Anfangsbuchstaben „Chal“ bis „Deb“. Seit sechs Jahren
ist die gelernte Verwaltungsfachangestellte im Studentenwerk Berlin
tätig. Zuvor hat sie beim Bezirksamt Neukölln in der Offenen Hilfe gearbeitet und später den Stadtrat als Assistentin unterstützt. „Wer in der
Sozialhilfe beraten hat, kann auch beim Thema BAföG weiterhelfen“,
habe man ihr beim Einstellungsgespräch gesagt.
Eine zutreffende und doch zu differenzierende Feststellung, wie sich
zeigen sollte. Mit BAföG-Kenntnissen allein war und ist es in diesem Job
nämlich nicht getan. Es gibt etliche Schnittmengen zu anderen Gesetzen – vom Grund- über das Aufenthalts- bis hin zum Bürgerlichen Recht.
Hinzu kommen die Sozialgesetzgebung und das Verwaltungsrecht. Jasmin Amtsberg gefiel die Auseinandersetzung mit der Gesetzesvielfalt
so sehr, dass sie sich zur Verwaltungsfachwirtin weiterbilden lies.
Mit der aktuellen BAföG-Novelle hat sich die Arbeit im BAföG-Amt deutlich verdichtet. Die Zahl der Erstanträge ist um 20 Prozent gestiegen,
mit ihr der Beratungsbedarf. „Anträge werden häufig in der Sprechstunde vorgelegt, so können Studierende gleich ausführlich beraten
und beispielsweise Probleme bei Einkommensanrechnungen geklärt
10 444 Minuten
werden“, berichtet Frau Amtsberg. Erstsemester ließen sich oft von
ihren Eltern begleiten. Besonders junge Menschen, die frisch von der
Schule kämen, fühlten sich dadurch sicherer.
Spagat mit Verständnis
„Für alle Beschäftigten im BAföG-Amt ist es eine Herausforderung, den
Spagat zwischen ausführlicher Beratung und möglichst kurzer Wartezeit zu meistern. Ich gebe mein Bestes, die Studierenden gut zu beraten
und dennoch nicht zu lange Wartezeiten entstehen zu lassen. Umgekehrt wissen die Studierenden, dass eine Beratung auch länger dauern
kann und zeigen sich geduldig.“
Bei den meisten Studierenden herrsche zudem der Tenor, das BAföGAmt sei gegenüber anderen Ämtern deutlich servicefreundlicher. „Dies
belegen auch unsere regelmäßigen Zufriedenheitsbefragungen“, so Jasmin Amtsberg. Dass sich das BAföG-Amt darauf nicht ausruht, zeigt die
Erweiterung des Beratungsangebots: „Mit einer mobilen Beratung sind
wir jetzt noch stärker an den Hochschulen selbst vertreten“, ergänzt sie.
Jasmin Amtsberg liegt am Herzen, dass die Studierenden ihre Anträge
auf BAföG-Förderung immer frühzeitig stellen, Veränderungen schnell
mitteilen und die Beratungsangebote per Telefon oder Internet noch
mehr beanspruchen. „Wenn die Eltern hinter den Studierenden stehen,
ist meist eine andere Dynamik zu beobachten. Dennoch merken auch
diese jungen Leute schnell, dass oftmals nur der erste Schritt mühsam,
weil ungewohnt, ist. Viele Studierende haben gerade zu Beginn ihres
Studiums eine Vielzahl von bisher ungewohnten Aufgaben zu bewältigen. Diese reichen von der Suche nach einer geeigneten Wohnung bis
hin zur Zusammenstellung des Stundenplans, vom Eingewöhnen in
eine neue Stadt einmal ganz abgesehen. Manche Studierende haben
überdies bereits Kinder.“
BAUSTELLENREPORT
Ein Tag im Amt
Der Arbeitstag von Jasmin Amtsberg beginnt dank der GleitzeitRegelung im Studentenwerk zu unterschiedlichen Zeiten. Spätestens
jedoch um 10 Uhr ist ihr Schreibtisch besetzt, ruft sie ihre E-Mails ab
und checkt den Posteingang. Danach prüft sie Akten von Kollegen und
pflegt sie in einer speziellen BAföG-Software, dem SachbearbeiterModul. „Die Antrags-Akten werden im Rotationsverfahren an andere
Kolleginnen und Kollegen gegeben. Diese Methode dient neben der
Kontrolle vor allem der Qualitätssicherung. Außerdem fördert sie die
Kommunikation untereinander. Fragen zu einem Vorgang klären wir so
untereinander.“
Breiten Raum nimmt die Bearbeitung der eigenen Unterlagen ein. Vorgänge müssen aktualisiert, Unterlagen abgelegt werden. „In anderen
Fällen steht vielleicht eine Entscheidung meiner Gruppenleiterin an“, so
Frau Amtsberg.
Die BAföG-Bescheide werden in einem Rhythmus von vier Wochen an
die Studierenden versandt. In dringenden Fällen kann auch ein Vorschuss gezahlt werden. „Allerdings nur, wenn die Voraussetzungen für
eine Förderung nach dem BAföG tatsächlich vorliegen“, schränkt Jasmin
Amtsberg ein. „Dann wird das Geld binnen fünf Tagen angewiesen.“
Einkommensberechnungen und -anrechnungen zählen zu den täglichen Aufgaben von Jasmin Amtsberg. „Hinzu kommt die Korrespondenz mit Studierenden. Eltern, Behörden und anderen. Der Vormittag
vergeht so meist sehr schnell. Zwischendurch klingelt oft das Telefon,
und Studierende bitten um Auskünfte oder haben Fragen zu ihren Anträgen oder zu angeforderten Unterlagen.“
Der Nachmittag gestalte sich ähnlich, schließt Jasmin Amtsberg ab.
„Zwischen 17 und 19 Uhr mache ich meist Feierabend, aber am Donnerstag ist ohnehin bis 18 Uhr Sprechstunde.“
Beratung mit Feedback
Inzwischen ist es kurz vor 15 Uhr, höchste Zeit für die Sprechstunde.
Dennis A. Castrup (Name von der Redaktion geändert) wartet schon
einige Minuten geduldig. Er ist an der FU immatrikuliert und beantragt
eine Förderung nach dem BAföG. Möglicherweise hat er die Chance,
eine Begabtenförderung zu erhalten. Seine Meinung zum BAföG, zum
BAföG-Amt und dessen Leistungen interessiert mich. „Es ist gut, dass es
BAföG gibt. Der zu erledigende Papierkram ist allerdings ein zusätzlicher Stressfaktor zum Studium“, stellt er fest. „Ich war deshalb meinem
Vater, der mich bei der Erledigung unterstützt hat, sehr dankbar.“
Er bestätigt die Meinung von Frau Amtsberg, wonach Studierende
gerade zum Beginn des Studiums viele Startprobleme lösen müssen.
„Eine Hemmschwelle, BAföG-Förderung zu beantragen, mag hier und
da existieren. Dennoch wissen die meisten Bescheid. Oftmals fehlt nur
die Zeit, sich um die Formalitäten der BAföG-Förderung zu kümmern“,
so der Student. Er würde es besser finden, wenn bereits früher auf die
künftig Studierenden zugegangen werden würde, beispielsweise auf
einer Abi-Messe oder den Hochschulinformationstagen.
„Das wäre ein zusätzliches Angebot“, so Dennis. „Nur denke ich, dass
für Abiturienten zunächst andere Themen wie die Wahl des Studiums,
des Studienortes oder der Berufswunsch relevant sind. Konkrete Finanzierungsfragen werden erst später angesprochen. Beim BAföG selbst
würde ich es begrüßen, dass es nicht erst ab dem Tag des Antragseingangs, sondern ab dem Vorliegen der Leistungsvoraussetzungen bewilligt wird. Besonders zu Beginn eines Studiums sind sehr viele Dinge
zu klären. Wenn ich ab Oktober an einer Uni eingeschrieben bin und im
November meinen BAföG-Antrag stelle, warum kann mir dann nicht
rückwirkend BAföG gewährt werden, wenn doch die Voraussetzungen
dafür vorlagen?“
Hier ist wohl der Gesetzgeber gefordert, dieses Antragsprinzip zu ändern. „Jedenfalls bin ich froh, im BAföG-Amt persönlich beraten und
nicht nur auf Informationen im Internet verwiesen zu werden“, lobt der
Student meine Kollegin und verabschiedet sich von uns.
Friede, Freude, BAföG-Kuchen?
Was bleibt, ist der Respekt für die Arbeit von Frau Amtsberg und das,
was sie zusammen mit den anderen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des BAföG-Amts leistet. Hier gleicht selten ein Fall dem anderen.
Die vielen Gesetzesvorgaben schaffen zwar eine Orientierung, machen
das Verfahren und eine Entscheidung jedoch nicht (immer) leichter.
Wenn die Politik regelmäßig Forderungen nach sozialer Durchlässigkeit
des Bildungssystems proklamiert, sollte sie – vice versa – zugleich die
Durchlässigkeit des Sozialsystems für Bedürftige sicherstellen, Bürokratie und damit Hemmschwellen abbauen. Da BAföG ein Schlüsselinstrument für mehr soziale Durchlässigkeit ist, muss es regelmäßig an
die Preis- und Einkommensentwicklung angepasst werden. „Eine starke
staatliche Studienfinanzierung ist gegenüber einkommensschwächeren Familien das beste Argument für ein Studium. Auch ist die bisher
gültige Altersgrenze von 30 für das neue Bachelor- und Master-Studiensystem nicht mehr zeitgemäß und muss fallen“, so das Deutsche
Studentenwerk.
Die Politik ist nicht zuletzt gefordert, die Service-Qualität des BAföGAmts zu sichern, indem sie auf steigende Antragszahlen und erhöhten
Beratungsbedarf mit mehr Zuschüssen für weiteres qualifiziertes Personal reagiert.
[Ingo Dinger]
*444 Minuten sind die tägliche Sollarbeitszeit im Studentenwerk Berlin.
444 Minuten 11
NAHAUFNAHME
IM HEUTIGEN PORTRÄT:
ÖZHAN BAYRAKTAR
erhalten, ist der Weihnachts-Job auch durch das teils üppige Trinkgeld
für die Studierenden recht attraktiv und lukrativ. Doch wer macht Mann
zum Weihnachtsmann und Frau zum Weihnachtsengel? Was muss ein
gewissenhafter Weihnachtsmann beachten? Und wie organisiert der
Weihnachtsmann sein Weihnachtsgeschäft? Wer könnte mir darüber
bessere und glaubwürdigere Auskünfte geben, als ein Studentischer
Weihnachtsmann?
Özhan Bayraktar
Es war Ende November, die Holzhäuser des nostalgischen Weihnachtsmarktes an der Staatsoper bekamen gerade ihren letzten Schliff und
der erste Schnee war für den kommenden Tag angekündigt. Für ein vorweihnachtliches Treffen mit dem Weihnachtsmann konnte es also kaum
ein besseres Ambiente geben. Verabredet war ich an diesem Abend im
Berliner BAföG-Amt. Hier arbeitet Özhan Bayraktar während des Semesters zweimal wöchentlich am Infopoint. Der Student des Wirtschaftsingenieurswesens an der TFH ist dort ein sehr gefragter Mann. Er dient als
erster Ansprechpartner und Wegweiser für Besucher, nimmt zusätzlich
unzählige Telefonanrufe entgegen, erklärt einfache Sachverhalte selbst
und leitet Betreffende mit spezifischen Anfragen an die zuständigen
Sachbearbeiter/innen vor Ort weiter. Kommen die Antragsteller mit
frischen Eindrücken und einer Liste von erforderlichen Vordrucken im
Gepäck vom Beratungsgespräch, hilft er den Studierenden nach Kräften dabei, sich einen Weg durch das Formular-Labyrinth zu bahnen.
Die Förderung nach dem BAföG ist für Berechtigte eine wichtige Form
der Studienfinanzierung, der Informations- und Beratungsbedarf der
Studierenden ist folglich entsprechend hoch. Nach der letzten Gesetzesnovelle ist die Nachfrage besonders kräftig gestiegen. Den Job macht
Özhan gern, denn die Arbeit ist interessant und abwechslungsreich. Vor
allem ist der Job gut mit dem Studium vereinbar.
In der Weihnachtszeit widmet sich der Sohn einer türkischen Gastarbeiterfamilie schließlich zweimal in der Woche der telefonischen
Kundenerfassung im Weihnachtsmannbüro der Heinzelmännchen und
streift am Heiligabend selbst ein Weihnachtsmannkostüm über. „Ich bin
im Jahr 2007 durch einen Freund darauf aufmerksam geworden, dass
Weihnachtsmänner gesucht werden. Da ich selbst kein Weihnachten
feiere, reifte die Entscheidung mich zu bewerben. Man kann als Weihnachtsmann zwar gutes Geld verdienen, aber für mich steht ganz klar
im Vordergrund, den Kindern eine große Freude zu bereiten“, erzählt
der gebürtige Berliner. Wie seine strahlenden Augen verraten, ist es für
ihn eine Herzensangelegenheit.
Arbeitsvermittlung Heinzelmännchen
Der Sage nach sind die Heinzelmännchen Kölner Hausgeister, die aufgrund ihrer Kleinheit, ihres Fleißes und ihrer Zipfelmützen zur Gruppe
der Kobolde, Wichtel und Zwerge gehören. Sie verrichten nachts, wenn
die Bürger schlafen, deren Arbeit. Werden sie dabei jedoch beobachtet,
verschwinden sie für immer.
Ob Ulrich Heckert bei der Gründung der gleichnamigen und ersten Studentischen Arbeitsvermittlung Berlins im Jahr 1949 diese Assoziation
im Hinterkopf hatte?
Heute, 60 Jahre später, vermitteln die Heinzelmännchen als gemeinnützige und nicht auf Gewinn ausgerichtete Institution des Studentenwerks Berlin pro Jahr rund 30.000 Jobs an Studierende der Berliner
Hochschulen und Fachhochschulen. Die Bandbreite erstreckt sich
hierbei von ungelernten Aushilfskräften bis hin zu hochqualifizierten
Facharbeitern. Grundvoraussetzung ist lediglich die Immatrikulation
für ein Vollzeitstudium. Über das aktuelle Jobangebot können sich Studierende einerseits auf Monitoren in den Warteräumen der Filialen in
Dahlem und Charlottenburg, andererseits mit Hilfe der Onlinedatenbank der Heinzelmännchen im Internet informieren.
Einmal Weihnachtsmann, immer Weihnachtsmann?
Ebenfalls seit 1949 gibt es den originalen Berliner Weihnachtsmann
der Arbeitsvermittlung Heinzelmännchen. Im Rahmen der Aktion gehen alljährlich knapp 5000 Bestellungen für einen Weihnachtsmann
oder Weihnachtsengel ein. In der gerade zu Ende gegangenen Saison
2008 bescherten am Heiligabend etwa 500 Weihnachtsmänner und 50
Weihnachtsengel Berliner und Brandenburger Familien. Da die Heinzelmännchen lediglich als Vermittler zwischen Weihnachtsmann/-engel
und Auftraggeber fungieren und somit nur eine Vermittlungsgebühr
12 Nahaufnahme
Multikulturerell
Der türkischstämmige Student schildert, wie er an Heiligabend Kinder
im Berliner Umland beschert und – auf diese besondere Weise – gleichzeitig multikulturelle Erfahrungen sammelt. „Ich bekomme ein paar
Tage vor Weihnachten meine Tour und setze mich dann mit den Familien in Verbindung, um Details zu klären. Denn dort liegen oft die Tücken
verborgen“, erläutert der studentische Weihnachtsmann. Das Alter der
zu beschenkenden Kinder variiert von ein bis sieben Jahren, und die
Familien, die er besucht, entstammen den unterschiedlichsten sozialen
Schichten. Aber auch die weihnachtlichen Bräuche unterscheiden sich.
Man greife sich beispielhaft das Festtagsmenü an Heiligabend heraus.
Bei mancher Familie zieren dabei unter Anderem Gans oder Pute den
Tisch, bei anderen findet man dort Würstchen und Kartoffelsalat. Fügt
man die vielen kleinen Details zusammen, entwickelt sich aus ihnen
allmählich eine eigene Familientradition, die sich mit der Zeit zwar in
Nuancen verändert, im Kern aber bestehen bleibt.
„Man weiß vorher nie genau, was passieren wird. Das reizt mich daran. In der Regel sind die Kinder eher schüchtern, es kam aber auch
schon vor, dass mich ein kleiner Junge umgehend zum Spielen mit der
Eisenbahn „beordert“ hat“, berichtet Özhan Bayraktar. Schnell ist der
sympathische Berliner dann von der Familie vereinnahmt und soll nach
Möglichkeit den ganzen Abend bleiben.
Der Weihnachtsmann aus Leidenschaft hat sich jetzt für die nächsten
elf Monate wieder „in Ruhestand“ begeben und hofft auf neue Aufträge
für den Heiligabend 2009. Bis dahin geht er am InfoPoint des Studentenwerks Berlin im BAföG-Amt seiner weniger romantischen Alltagsarbeit nach, garantiert ohne roten Mantel und Rauschebart.
Ich danke für das nette Gespräch!
[Carsten Ueberschär]
DER GUTE RAT
Stress im Studium
Ständige Leistungskontrollen und viele Präsenzzeiten an der Uni...
dieser Stress wird für einige Studierende zum Problem.
Doch es gibt Hilfe bei den Beratungsstellen der Studentenwerke
und Hochschulen.
Serie von Anja Schreiber
„Die Umstellung auf Bachelor und Master
heißt für die Studierenden: verstärkter Zeitdruck, permanente Leistungskontrollen, ein
verschultes Studium. Oft bringen Studierende
diese verschiedenen Anforderungen nicht
unter einen Hut und laufen Gefahr, sich zu
überfordern“, berichtet Andrea Hoops, stellvertretende Generalsekretärin des Deutschen
Studentenwerkes. „Wir registrieren, dass die
Nachfrage nach psychologischer Beratung
steigt.“ So nahmen 2004 mehr als 16.000
Studierende die psychologische Beratung der
deutschen Studentenwerke in Anspruch, 2007
lag ihre Zahl schon bei 21.800. „Inzwischen
sind die Studierenden, die in unsere Beratungsstellen kommen, tendenziell jünger, und
sie haben erhöhten Beratungsbedarf zu Themen wie Prüfungsangst oder Zeit- und Selbstmanagement“, berichtet Hoops.
„Natürlich gibt es auch Bachelor-Studierende,
die mit der neuen Studienstruktur besser
zurecht kommen als mit der alten, weil es jetzt
viel mehr Vorgaben als im alten System gibt“,
berichtet Burkhard Seegers von der Psychologisch-Psychotherapeutischen Beratungsstelle
des Berliner Studentenwerks. Gestresster als
vorher seien vor allem jene Studierenden, die
ihre Studieninhalte selbst bestimmen wollen
und mit engen Vorgaben weniger gut zurechtkommen. Für einen durchschnittlich begabten
Studierenden sei das BA-Studium zwar zu
schaffen, aber bei zusätzlichen Belastungen
nehme der Stress sehr stark zu. „Das ist zum
Beispiel dann der Fall, wenn Studierende ihr
Studium ganz oder teilweise selbst finanzieren müssen oder wenn private Probleme wie
Partnerschaftskonflikte oder Unsicherheiten
vorhanden sind.“
So unterschiedlich die Ursachen für den Stress
auch sein mögen: Das beste ist, sie aktiv anzugehen. „Fragen Sie sich, ob Sie in der Lage
sind, Ihre Probleme mit eigenen Mitteln zu
lösen. Probieren Sie zum Beispiel Lösungen
aus, die Ihnen schon früher einmal geholfen
haben. Wenn Sie erkennen, dass Sie die Probleme nicht bewältigen können, sollten Sie sich
schnell Hilfe holen und etwa eine psychologische Beratungsstelle aufsuchen“, betont der
Psychologische Psychotherapeut Seegers. „Sich
Unterstützung zu holen, ist in vielen Fällen ein
sehr wichtiger Entlastungsschritt. Beratungsangebote zu nutzen, ist keine Schande. Bedenken Sie, dass sich Führungskräfte ganz selbstverständlich coachen lassen.“
Auch Hans-Werner Rückert, Leiter der Zentraleinrichtung Studienberatung an der Freien
Universität Berlin, kennt den Stress, unter
dem Studierende leiden: „Das neue gestufte
System bringt neue Belastungen mit sich,
denn es macht schnell Lerndefizite sichtbar.
Die Studierenden haben im Kopf, dass sie das
ganze Studienpensum in sechs Semestern
schaffen müssen. Außerdem stehen sie unter
Erfolgsdruck wegen der Zulassungshürden
beim Übergang in das Masterstudium. Denn
immerhin wollen 85 Prozent weiterstudieren.“
Wer Angst vor Überschreiten der Regelstudienzeit hat oder sich Sorgen macht, den Übergang zum Master nicht zu schaffen, sollte sich
auf das Hörensagen von Kommilitonen nicht
verlassen. Deshalb rät Rückert, sich gezielt bei
der Zentralen Studienberatung oder Studienfachberatung zu informieren. Dort können
Ängste und Sorgen mit der Realität abgeglichen und in vielen Fällen entkräftet werden.
Auch im gestuften Studiensystem kommt es
auf die eigene Studienplanung an. „Sie müssen eine eigene Haltung zum Studienplan entwickeln und entscheiden, ob Sie nach diesem
Schema studieren wollen“, erklärt Rückert.
„Wenn Sie zum Beispiel eine Zeit im Ausland
studieren wollen, müssen Sie eventuell eine
längere Studienzeit einplanen.“
Um den Stress im Studium gar nicht erst zu
groß werden zu lassen, empfiehlt Rückert,
Defizite frühzeitig zu erkennen und anzugehen: „Wenn Sie Probleme mit Ihrer Studierfähigkeit haben, sollten Sie zum Beispiel
Workshops zu Themen wie Lerntechniken
oder Selbst- und Zeitmanagement besuchen.“
Auch im Internet gibt es dazu Hilfen. So bietet
die Zentrale Studienberatung der FU etwa
ein E-Learning-Modul zum Thema „Schneller
Lesen“ an.
Um den Stress im Alltag besser bewältigen
zu können, gibt es aber noch andere Stellschrauben: „Gerade unter Anspannung sollten Sie auf ein Mindestmaß an Bewegung,
ausreichend Schlaf, angemessene Ernährung
und Momente der Entspannung achten,
damit Sie durch eigene Unachtsamkeit den
vorhandenen Stress nicht noch steigern“, berichtet Burkhard Seegers. „Allerdings sollten
Sie Entspannungsmethoden nicht erst zwei
Wochen vor einer Prüfung erlernen.“ Fragen
Sie sich, was Ihnen schon früher gut getan
hat. So können sie herausfinden, wie Sie am
besten entspannen. Und noch etwas hilft bei
der Bewältigung von Stress: Soziale Kontakte.
Deshalb empfiehlt Seegers, in Lerngruppen zu
arbeiten.
[Anja Schreiber]
Weitere Infos:
Neben der psychologischen Beratung der
Hochschulen bietet auch die PsychologischPsychotherapeutische Beratung des Studentenwerks Berlin Hilfe an:
Hardenbergstr. 12, 10623 Berlin
Tel.: (030) 93939 - 8401
Franz-Mehring-Platz 2, 10234 Berlin
Tel.: (030) 93939 - 8438
 [email protected]
 www.studentenwerk-berlin.de/pp_beratung/index.html
 www.fu-berlin.de/studienberatung/elearning/index.html
Der gute Rat 13
WALLANDER
ERMITTELT
Eiskaltes Wetter und Weltwirtschaftkrise, zwei gute Gründe, sich mit
einem heftigen Krimi Ablenkung zu verschaffen. Und die gibt es in
„Vor dem Frost – Wallander ermittelt“ reichlich. Mysteriöse Morde
machen dem Kommissar das Leben schwer. Zunächst sieht noch alles
nach einem Tierquäler aus: Ein Kalb verbrennt bei lebendigem Leibe,
und auf dem Marebo-See sichten Augenzeugen sechs brennende
Schwäne. Doch es bleibt nicht bei tierischen Opfern. Frauen
verschwinden auf mysteriöse Weise, und ein Lastwagen voll Dynamit
lässt den Dom von Lund explodieren. Als ob dies nicht genug wäre,
wird Kurt Wallenader eine Kollegin an die Seite gestellt. Die junge
Linda, frisch von der Polizeischule, soll mit dem brummigen Kommissar
ermitteln. Zu allem Überfluss ist Lindas Vater seit geraumer Zeit spurlos
verschwunden und taucht plötzlich unerwartet auf. Dafür verschwindet
Lindas beste Freundin Anna vom Erdboden. Alles Zufall oder besteht
doch ein Zusammenhang zwischen all den verschwundenen und
auftauchenden Personen? Die angehende Polizistin Linda ermittelt
natürlich auf eigene Faust ... Wie die beiden Kollegen wider Willen den
Fall dann doch noch gemeinsam lösen, könnt ihr am 29.1. um 20 Uhr
erleben. Karten sind ab 19 Euro zu haben.
Kriminal-Theater im Umspannwerk Ost
Palisadenstr. 48, 10243 Berlin,
 www.kriminaltheater.de
14 Kultur-Tipps
ITCHY POOPZKID
Vorbei sind die Zeiten, in denen Bands, die Musik mit drei Akkorden
machen, auch simple Bandnamen hatten. Jedenfalls trifft dies für die
drei Jungs von Itchy Poopzkid zu. Die Punkband aus dem beschaulichen
Eislingen in Baden-Württemberg hat einen fast klassischen Weg ins
Musikbiz hinter sich. Vier Freunde gründen aus Langeweile 2000 eine
Schülercombo und covern Punk- und Crossover-Songs. Einer aus dem
Quartett verlässt entnervt die Band, die übrigen drei beschließen, dass
ein Gitarrist genügt und machen weiter. Sebastian Hafner (Sibby) spielt
Gitarre, Daniel Friedl (Panzer) bearbeitet den Bass und Saikov quält die
Drums. Nach und nach nimmt man eigene Songs auf und bespielt alle
Veranstaltungsorte im Ländle. Nach einigen Jahren Klinkenputzen ist
es soweit, die Major-Labels werden aufmerksam und buchen die netten
Herren als Support für etablierte Acts wie die Emil Bulls und Anti-Flag.
Im Jahr 2007 verkauft die MTV-Show „Band Trip“ die Jungs als absolute
Neuentdeckung. Womit wieder bewiesen wäre, dass geschickte Promo
nie verkehrt ist. Sehr zu Recht schafft es das ebenfalls 2007 erschienene
Album „Time to ingnite“ so in die TOP 100 der Album-Charts. Jetzt ist
man also selbst Headliner und darf sich auch ins böse Berlin wagen. Wir
freuen uns auf den Gig am 12.2. um 20 Uhr im altehrwürdigen
SO 36. Vielleicht gibt es ja auch schon Songs vom neuen Album zu hören,
an dem die Band derzeit werkelt. Nein, ich wiederhole den Bandnamen
nicht noch mal ... Übrigens: Tickets kosten rund 19 Euro.
SO 36
Oranienstr. 190
10999 Berlin
 www.myspace.com/itchypoopzkid
KULTUR-TIPPS
JAN PLEWKA
WULLEWUPP HELGE!
Handelt es sich bei der Veranstaltung „Wullewupp Kartoffelsupp???!!“
um eine neue Live-Kochshow? Wenn ja, dann dürfen wir gespannt sein,
was Sternekoch Helge Schneider uns kredenzen möchte. Gerüchteweise
soll es zumindest eine musikalische Untermalung geben, denn seine
„Jazzband“ unter Leitung von Pete York ist auch wieder mit dabei.
Wahrscheinlich hat es Helge einfach nicht länger als 14 Tage zuhause
ausgehalten, und so musste halt irgendein Titel her für die neue Tour,
die sich scheinbar nahtlos an die alte anschließt. Aber im Gegensatz
zu Menschen, die sich bevorzugt als Comedians bezeichnen, ist Helge
wirklich komisch und talentiert. Also, hingehen und genießen, am 26.2.
um 20 Uhr, Tickets gibt’s ab 22 Euro.
Admiralspalast
Friedrichstr. 101
10117 Berlin
 www.helge-schneider.de
An der Aufgabe, einen nicht mehr lebenden Kollegen zu covern, scheitern
viele Musiker. Der schmale Grad zwischen übertriebener Nachahmung
aller bekannten Gesten und der zu großen Emanzipation vom Original
begünstigt den Absturz. Eines der wenigen gelungenen Gegenbeispiele
schafft Jan Plewka. Der Frontmann von Seelig wagt sich seit einiger Zeit
an das Projekt, als Rio Reiser auf der Bühne zu stehen. Zusammen mit
seiner Begleitband, der „schwarz-roten Heilsarmee“, haucht der Sänger
den Reiser-Songs von „Macht kaputt was euch kaputt macht“ bis „Junimond“ neues Leben ein. Das Erstaunliche: Der Auftritt Plewkas wirkt
authentisch und unaufgesetzt. Vielleicht, weil der Musiker ebenso wie
Rio Höhen und Tiefen der Musikindustrie erleben müsste. Die Zuhörer
erwartet eine erstaunliche musikalische und schauspielerische Leistung.
Man muss nur bereit sein, sich auf das Experiment Rio Reiser, wiederbeleben zu wollen, einzulassen. Wer den Mut hat, sollte sich am 20.2. um
21 Uhr nichts anderes vornehmen und gut 27 Euro im Geldbeutel haben.
Kesselhaus in der Kulturbrauerei
Knaackstraße 97
10435 Berlin,
 www.hauptmannentertainment.com/artist_jan_plewka_singt_
rio_reiser.php
PBS - Prüfungsangst
13 9
444 Minuten
Mit dem Namen Ingrid Michaelson dürften viele Musikfreunde wenig anfangen
können. Doch die eingängigen Songs der 29-jährigen US-Musikerin aus New York
City (Staten Island) werden einigen trotzdem bekannt vorkommen. Denn fünf
Songs aus dem Debütalbum „Girls and Boys“ wurden als Soundtrack zur TV-Serie
„Grey’s Anatomy“ ausgewählt.
16 Ingrid Michalson im Interview
DAS MUSIK-INTERVIEW
Dabei verdankt die sympathische SingerSongwriterin ihre Popularität dem Internet.
Denn die Aufnahmen zum ersten Album fanden in Eigenregie und ohne Plattenvertrag
im Rücken statt. Ein Indie-Label übernahm
den Vertrieb, während die Musikerin ihre
MySpace-Seite mit den Songs versah. Zu den
zahlreichen Besuchern zählte Lynn Grossman,
die in LA eine Firma für Musikrechte besitzt.
Sie verliebte sich in den Song „Breakable“.
Keine zwei Monate später fand sich der Track
in einer „Grey’s Anatomy“ Folge. Vier weitere
Lieder der CD schafften seither den Sprung in
die Serie. Nun wurden auch die Medien auf
die Frau mit dem Hang zu ungewöhnlichen
Brillen aufmerksam. Zahlreiche TV-Auftritte
in Talkshows und ein Feature im Musikmagazin „Billboard“ folgten. Inzwischen
übernahm ein bekanntes Major-Label den
weltweiten Vertrieb. Seit Dezember ist das
außergewöhnliche Album mit eingängigen
und leicht fragil wirkenden Songs auch hierzulande erhältlich. Als Künstlerin bleibt Mrs.
Michaelson unabhängig, denn einen Plattenvertrag gibt es nach wie vor nicht.
Wie entstand Dein Debütalbum?
Ingrid: Ich habe nach der Schule Theater und
Musical studiert, aber eigentlich nie wirklich
in diesem Beruf gearbeitet. Dann tourte ich
für vier Jahre mit einer Kindertheatergruppe
durch die USA. Ich hatte aber das Bedürfnis,
meine eigenen Texte zu schreiben. Beim
Theater wartet man zu viel auf andere. Darum habe ich begonnen, Songs zu schreiben.
Wie würdest Du Deine Musik mit drei Sätzen
beschreiben?
„Hey, was ist das für eine Frage? Gar nicht
so leicht zu beantworten. Ich brauche nicht
viele Worte, um Dinge genau zu beschreiben.
Deshalb hat auch jedes einzelne eine große
Bedeutung.“
Gibt es einen besonderen Ort für das Songwriting?
Ingrid: „Ich brauche keinen besonderen Ort
oder etwa meine Privatsphäre zum Schreiben. Das funktioniert überall: im Hotelzimmer, im Bus oder auch Zuhause. Hauptsache,
ich bin ganz bei mir.“
Wie entsteht der Sound zu Deinen Lyrics?
„Während ich die Songs geschrieben habe,
hatte ich bereits eine Menge unterschiedlicher Melodien im Kopf und Ideen für die
Instrumentierung. Die habe ich mit meiner
Band weiterentwickelt. Ich habe zwei Gitarristen, einen Bass-Spieler und einen Drummer.
Die Kompositionen stammen alle von mir,
aber ich bin natürlich offen für die Art der
Umsetzung.“
Muss man als Musikerin schauspielern
können?
Nein, ich glaube nicht, dass man als Musiker
schauspielern muss. Natürlich hilft es mir für
meine Auftritte. Aber ich spiele nicht mit den
Konzertbesuchern, das ist auch nicht nötig.
Viele im Publikum sind recht scheu. Entweder sie öffnen sich meiner Musik oder nicht.
Durch die Theater-Erfahrung fühle ich mich
auf der Bühne sehr wohl.
Wie kam es zum Albumtitel: ‚Girls and Boys’?
Oh, das stammt aus dem Song ‚Breakable’.
Und es drückt aus, worum es im Album geht Ein Blick auf Beziehungen zwischen Männern
und Frauen. Die Idee ist schlicht und vielleicht
ein wenig kindlich. Aber auf eine positive,
liebenswerte Art.
Spielst Du lieber in Clubs oder großen
Hallen?
Bislang habe ich noch nicht in großen Hallen
gespielt. Wichtig ist mir, dass das Publikum
aufmerksam ist, an den richtigen Stellen laut
schreit und dann auch wieder leise sein kann.
Ich will Menschen, die wirklich interessiert
sind, was in meinen Songs passiert. Man
kann auch schwer Intimität herstellen, mit
einigen tausend Menschen in einer Arena.
Du hast alle Aufnahmen ohne Plattenvertrag
gemacht, war das hart?
Oh, das Album habe ich ja nicht ganz alleine
gemacht. Ich hatte ein Management-Team,
das mich unterstützt. Die haben sich um den
Vertrieb und das Marketing gekümmert. Ich
hatte das Glück, schnell ein paar TV-Auftritte
zu haben. Außerdem gab es einige Menschen,
die mich entdeckten. Aber grundsätzlich habe
ich auch nichts gegen Plattenfirmen. Es ist
harte Arbeit, so wie ich das gemacht habe.
Aber ich fühle mich wohl.
Verändert sich das Leben als Prominente?
Ich sehe mich selbst nicht als Promi. Letztlich
habe ich Songs geschrieben und die Leute
mögen meine Musik. Das ist mein Job. Ich
kann die Frage eigentlich nicht verstehen.
Okay, ich frage mal nach: Behandelt Dich deine Umgebung jetzt anders als vorher?
Ja, doch, das stimmt. Natürlich nicht meine
Familie und enge Freunde. Aber im Alltag
merkt man das an den Blicken der Leute.
Besonders in meiner Heimatstadt. Ich komme aus einem kleinen Ort [New York City
(Staten Island), d. Red.], wo jeder jeden kennt.
Da schauen die Leute und reden über dich.
Manchmal kann das anstrengend sein. Aber
Menschen, die mich wirklich lieben, haben
sich nicht verändert.
Verhält sich das Publikum in den USA und
Europa anders?
Oh ja, einen Unterschied sehe ich. Wenn
du als Vorband unterwegs bist, gerade in
Deutschland, spielst du vor vollen Bühnen.
Die Menschen kommen früh und sehen sich
deine Show an. In Amerika ignorieren Konzertbesucher den Opener häufig. Sie warten
bis zur Hauptband, bevor sie den Club betreten oder unterhalten sich während deines
Auftritts laut. Die Leute bei euch sind hingegen sehr respektvoll.
Noch ein Wort zur Wahl von Obama, meinst
Du, er verändert Amerika?
Ich hoffe es. Aber ich bin mir nicht sicher. Er
hat die Fähigkeit Menschen zu bewegen und
zu motivieren. Aber es gibt in Amerika auch
eine Opposition. Die Menschen sind zu
50 : 50 unentschieden. Sicherlich nimmt die
Welt die USA jetzt aber anders wahr.
[Dirk M. Oberländer]
Ist es ein großer Unterschied, als
Musikerin oder Schauspielerin auf der
Bühne zu stehen?
Das kann man nicht vergleichen. Natürlich
gibt es immer Zuschauer. Aber wenn ich auf
der Bühne singe, bin ich verletzbarer. Denn
dort präsentiere ich meine Songs und Gedanken. Man muss sich dem Publikum sehr
öffnen. Beim Theaterspielen verkörpere ich
eine Figur und bin nicht für den Inhalt verantwortlich. Wenn jemand das Stück nicht
mag, ist das nicht mein Problem.
Ingrid Michalson im Interview 17
Was wir schon immer über...
... wissen wollten
Zum Jahresanfang greift ein erstaunliches Phänomen um sich. Eigentlich sollten wir nach den
Feiertagen und Ferien frisch und ausgeschlafen sein. Trotzdem fühlen sich viele Menschen
müde und schlapp. Doch was ist eigentlich Frühjahrsmüdigkeit und vor allem, wie werde ich
die wieder los?
Vom menschlichen Winterschlaf
Die Symptome sind eindeutig: Müdigkeit,
Schlappheit, Niedergeschlagenheit, Konzentrationslosigkeit und noch weitere ein paar
–heits, die ich hier lieber nicht aufzähle. Wissenschaftler vermuten dass zwischen 50 bis
70 Prozent der Bevölkerung an der Frühjahrsmüdigkeit leiden. Leider sind sich die Herren
und Damen Wissenschaftler nicht einig,
wodurch die Müdigkeit entsteht. Aber immerhin gibt es mehrere unterhaltsame Theorien. So stellt der Körper im Winter seinen
Hormonhaushalt um. Die Körpertemperatur
sinkt, und wir schlafen mehr. Um das zu
erreichen, produziert der Körper mehr vom
Schlafhormon Melatonin. Scheint die Sonne
im Januar wieder länger, wacht auch der Organismus auf. Die Blutgefäße weiten sich, die
Körpertemperatur steigt aber die Melaninproduktion lässt sich nicht auf einen Schlag
reduzieren. Der Körper befindet sich also in
einem Zwischenstadium, bis die vermehrte
Ausschüttung des Glückshormons Serotonin
für Wachheit und Frühlingsgefühle sorgt.
Auch das Klima soll einen Einfluss haben. Der
ständige Wetterwechsel zwischen nasskalt
und frühlingshaft lauwarm strapaziert den
Kreislauf. Meist vergehen zwischen zwei
bis vier Wochen, ehe die Frühjahrsmüdig-
18 Alles über Frühjahrsmüdigkeit
keit überwunden ist. Als populärer Irrtum
erweist sich allerdings die Theorie, unser
Organismus bekäme im Winter zu wenige
Vitamine. Das Argument galt vielleicht früher einmal, als Oma im Winter nur von Eingemachtem lebte.
Fit wie ein Turnschuh
Natürlich kann man ein bisschen nachhelfen,
um den eigenen Körper wieder wachzurütteln. Viel an die frische Luft ist der erste Tipp.
Denn die Helligkeit fördert die Serotoninproduktion. Langschläfer sollten sich früh
abends ins Bett packen und mit den ersten
Sonnenstrahlen aufstehen, so klappt es mit
dem Aufstehen besser. Wer mutig ist, hilft
gleich unter der Dusche mit heiß-kalten
Wechselduschen nach und aktiviert so seinen Kreislauf. Jegliche Bewegung steigert
den schlappen Blutdruck.
Also schnell das Rad rausgeholt oder die Joggingschuhe angezogen. Auch der Genuss von
Süßigkeiten steigert erstaunlicherweise den
Seratoninspiegel im Blut. Da ist ein Ü-Ei nach
dem Joggen praktisch Pflicht. Wer sich lieber
gesund ernährt, setzt auf Lebensmittel mit
hohem Vitamin-E-Anteil wie Blattgemüse,
Eigelb und Nüsse. Um nicht durch den vollgeschlagenen Magen gleich wieder in einen
Mittagsschlaf zu verfallen, raten Ernährungswissenschaftler, über den Tag verteilt
lieber fünf kleine Mahlzeiten zu essen als drei
große.
Auch genug Flüssigkeit zu trinken, ist wichtig. Mindestens 1,5 Liter pro Tag sollten es
schon sein. Vorsicht, Kaffee und schwarzer
Tee entziehen dem Körper Wasser und sollten nur in Maßen genossen werden. Wir
wünschen jedenfalls einen ausgeschlafenen
Start ins frische Jahr 2009. Wer auf abendliche Bewegung steht, sollte auch mal einen
Blick in die Kulturtipps riskieren.
Ananas-Cocktail: Der Getränketipp gegen Müdigkeit
Ihr nehmt:
250 ml kaltes Wasser,
1 Tasse gestoßenes Eis,
2 Tassen Ananasstücke
30 g Honig
2 TL Zitronensaft
So geht’s:
Die Annanass pürieren und durch ein Sieb
streichen. Die Masse zusammen mit dem Eis,
Honig und Zitronensaft im Mixer mischen.
Ab in die Gläser und wohl bekomm’s!
[Dirk M. Oberländer]