Mich interessiert, wie jemand den Boden verliert

Transcrição

Mich interessiert, wie jemand den Boden verliert
books – das Magazin der Orell Füssli Buchhandlungen – November 2011
«Mich interessiert,
wie jemand den
Boden verliert»
Interview mit Michael Theurillat
Und jetzt mal etwas
völlig anderes
Der neue Roman von Jeffrey Eugenides
Das Verbrechen vor
der eigenen Tür
Schweizer Krimis
Bücher aller Rassen
Hunde- und Katzenbücher
Mit Wettbewerb
Revolution der Kochkunst
Geschmacksknospen im Hyperraum! Modernist Cuisine verwandelt Ihre Küche in ein Labor
„Dieses Werk wird
unsere Vorstellung vom
Kochen verändern.“
Modernist Cuisine:
Die Revolution der Kochkunst
Nathan Myhrvold, Chris Young, Maxime Bilet
6 Bände im Schuber, Band 1–5 Hardcover,
Band 6 Flexicover mit Spiralbindung,
Format: 26,2 x 33 cm, 2.440 Seiten
SFR 549
—Ferran Adrià, Barcelona
www.taschen.com
Erlebnisse
teilen
18
Liebe Leserin, lieber Leser
24
10
4
10
Notizen
«Mich interessiert, wie jemand den Boden verliert»:
Interview mit Michael Theurillat
14 Schweizer Krimis: Das Verbrechen vor der eigenen Tür
18 Und jetzt mal etwas völlig anderes:
Der neue Roman von Jeffrey Eugenides
20 Mein Buch
21Aktion: Weihnachtspäckli von Stéphanie Berger
22eReader: Einfach lesen!
24Saison: Hunde- und Katzenbücher
28Neuübersetzungen: Neuer Zugang zu Klassikern
32 Fantastisch! Fantasy-Neuerscheinungen
36Kaffeepause: Die Debatte
40 Kinderwelt: Von Bären und Enten
42Kochbücher: Essen wie im alten Bern
44Kreuzworträtsel
48Veranstaltungskalender
50Kolumne: So schreibe ich
Die nächste Ausgabe von «books», dem Magazin der Orell-FüssliBuchhandlungen, erscheint am 9. März 2012. Sie erhalten «books»
kostenlos in jeder Filiale. Bestellungen nehmen wir gern entgegen
über www.books.ch, [email protected] und Telefon 0848 849 848.
Buchhandlungen von Orell Füssli finden Sie in Bern, Frauenfeld,
Luzern, St.Gallen, Winterthur und Zürich sowie am Flughafen Zürich.
Impressum
Herausgeber:
Orell Füssli Buchhandlungs AG
Dietzingerstrasse 3
Postfach
8036 Zürich
Gesamtherstellung:
Media Tune AG, Zürich
Redaktion:
Die Blattmacher GmbH, Zürich
Gestaltung:
Strichpunkt GmbH, Winterthur
Coverfoto:
Peek & Cloppenberg
Alle so gekennzeichneten Bücher sind auf www.books.ch auch als eBook erhältlich.
Preisänderungen vorbehalten. Unsere aktuellen Verkaufspreise und eine umfassende Auswahl an
Büchern, Filmen und Spielen fi nden Sie auf www.books.ch
Kürzlich habe ich in einer privaten
Runde darüber diskutiert, ob Bücher
ein gutes Geschenk seien. Vielleicht
geht es Ihnen wie mir – und Sie sind
sich der Antwort so sicher, dass Sie
schon die Fragestellung für sinnlos
halten. Aber es gibt eben auch andere
Meinungen: Er empfinde Bücher als
eine Verlegenheitslösung, meinte ein
Freund, dessen Meinung ich sonst sehr
schätze. In dieser Frage musste ich ihm
aber vehement widersprechen, wie Sie
sich sicher denken können.
Ich finde, Bücher sind ein schönes und
persönliches Geschenk; zumindest
dann, wenn ich mir beim Schenken etwas überlege und ein Exemplar suche,
das den Geschmack des Beschenkten
trifft und auch mich interessiert. Finde
ich ein solches Buch, schenke ich nicht
nur einen schönen Gegenstand, sondern
ein Leseerlebnis – und vielleicht sogar
Gesprächsstoff für unsere nächste
freundschaftliche Begegnung bei einer
Tasse Kaffee oder einem Glas Wein.
Heute kann ich mir eine gute Alternative zum Buchgeschenk vorstellen:
Einen eReader oder eine Geschenkkarte für eBooks. Gerade für Vielleser
überwiegen die Vorteile des eReaders so
deutlich, dass ich es dieses Jahr mit einem Gerät unter dem Weihnachtsbaum
versuchen werde. Ich wünsche Ihnen
schöne Festtage und einen guten Jahresabschluss mit viel Zeit zum Lesen!
Ihr András Németh
Mitglied der Geschäftsleitung
Notizen
© Stephen Hyde
2009 erschien der letzte Roman von Nick Hornby –
«Juliet Naked». Seither warten die vielen Fans des
54-jährigen Briten aufs nächste Buch. Noch hat Hornby kein neues Werk angekündigt, doch Kiepenheuer
& Witsch verkürzt uns das Warten: Im Sammelband
«Small Country» sind vier Erzählungen von Hornby vereint, von denen die meisten bislang nicht auf Deutsch
erschienen sind. Höhepunkt des Buchs ist die letzte
Erzählung – «Nipplejesus» von 2001. Für Eingeweihte
ist der Text nicht neu, denn er war in einer szenischen
Einrichtung bereits auf verschiedenen deutschsprachigen Bühnen zu sehen. Ein Rausschmeisser erzählt
in der Ich-Form von seinen Erfahrungen mit moderner
Kunst. Der glatzköpfige Hüne wird von einem Museum angestellt, um ein höchst umstrittenes Werk zu bewachen: ein Jesusbild, das aus winzigen Fotos von Brustwarzen zusammengesetzt wurde. Was der Rausschmeisser über das Bild denkt, wie er es als «sein» Kunstwerk
verteidigt und mit welcher persönlichen Enttäuschung die Sache endet, wird raffiniert, unterhaltsam und zugleich mit einem Schuss Melancholie erzählt – als Hornby das schrieb,
war er offenbar in Hochform.
Notizen
4 – www.books.ch – November 2011
schichte, um die «Protokolle der Weisen von
Zion». Dieses «Dokument» bediente um die
vorletzte Jahrhundertwende den Antisemitismus und zirkuliert noch heute unter
Verschwörungstheoretikern.
Eco bietet eine mögliche
Entstehungsgeschichte
der Protokolle an. Es
geht um Freimaurer,
Geheimdienste,
Jesuiten, die italienische Revolution, die
Pariser Kommune,
um Karl Marx und
Psychotherapie. Den
üppigen Mix serviert
Eco in gewohnt süffigem
und von leisem Humor unterspültem Stil. Wer sich gern
auf hohem, ja sagen wir: auf wirklich hohem Niveau unterhält, ist bestens
bedient. Übrigens: Umberto Eco hätten wir
auch gut auf unserer Jahrestage-Seite erwähnen können, denn er wird im Januar 2012
80 Jahre alt. Herzliche Gratulation!
© Isolde Ohlbaum
Als ich in jüngster Zeit mit «Der Friedhof
von Prag» unterwegs war, dem neuen, bei
Hanser erschienenen Roman von Umberto Eco, war mir das Mitgefühl meiner Kollegen
sicher: «Ach, wieder
so ein Historienschinken!», «Lange Sätze, was?»,
«Beginnt die Geschichte
auch
wieder erst auf
Seite 150?» Und
ich durfte antworten: «Ja. Ja.
Ja. Und es macht
Spass.» «Der Friedhof von Prag» ist ein
typischer Eco für den Bildungsbürger: komplex und verschachtelt, voller Anspielungen, die wohl nur
Historiker so richtig zu schätzen wissen, und
mit einem Quantum an Figuren ausgestattet, das auch «Ben-Hur» zur Ehre gereichte.
Legt man das Buch einmal für zwei Tage zur
Seite, ist es um die Orientierung geschehen.
Ecos Thema ist ja auch komplex: Es geht um
eine der berüchtigtsten Fälschungen der Ge-
Am 22. August dieses Jahres
starb Vicco von Bülow – besser
bekannt als Loriot – im Alter von
fast 88 Jahren. Dass
die vielen Bewunderer von Loriot
jetzt noch einmal
Unbekanntes vom
Meister zu lesen
bekommen,
ist
das Verdienst von
Diogenes: Der Zürcher Verlag
hat soeben «Bitte sagen Sie
jetzt nichts» veröffentlicht. Das
Buch vereint die besten Gespräche mit Loriot aus den Jahren
1968 bis 2009. Die Interviews
sind zwar alle schon irgendwo erschienen, die meisten waren aber
nicht mehr zugänglich. Jetzt tragen sie wichtige Mosaiksteinchen
zum Gesamtbild bei, das man
sich in den letzten Jahrzehnten
von Loriot machen konnte. Man
erfährt viel über Vicco von Bülows Jugend, über seine gesittete
Haltung gegenüber dem Leben
und den Mitmenschen, über seine Liebe zur Musik, zu Hunden,
zum Humor und zu Brandenburg. Ein etwas strengeres Lektorat hätte dem Buch zwar gut
getan; viele Fragen wiederholen
sich, obwohl sich Loriot an einer Stelle selber darüber beklagt,
ewig das Gleiche herunterrattern
zu müssen. Doch als Dokument
über eine zu Ende gegangene
Epoche gehört die Sammlung
ins Regal aller, die sich für Zeitgeschichte und deren wichtigsten
Protagonisten interessieren.
Leute, die das mögen, mögen auch ...
Oft ist die letzte Seite eines Buchs jene, die man am wenigsten gern
mag – weil man nicht möchte, dass das Lesevergnügen schon zu Ende
ist. Glücklicherweise können einem Fachleute in solchen Momenten
weiterhelfen und Bücher mit vergleichbaren Qualitäten empfehlen.
Heute macht das Bettina Zeidler von Rösslitor Bücher in St.Gallen,
der führenden Buchhandlung der Ostschweiz. Die Germanistin absolvierte vor fünf Jahren ein Praktikum im Rösslitor – und ist seither
begeisterte Buchhändlerin. Ihr gefallen vor allem Thriller und Krimis.
«Schwer und melancholisch müssen sie sein, es darf auch richtig Blut spritzen und einem
die Fussnägel hochrollen», sagt die zweifache Mutter. Ihre Buchempfehlung richtet sich
daher vor allem an Leserinnen und Leser, die es besonders spannend mögen.
Foto: Dominique Meienberg
«Die Millenniums-Trilogie von Stieg Larsson
ist genial – doch leider ist der Autor verstorben,
wir können uns also keine Fortsetzungen mehr erhoffen. Es gibt aber gute Alternativen. Mir gefallen
zum Beispiel die Krimis von Jussi Adler-Olsen
um den Ermittler Carl Mørck vom Sonderdezernat
Q hervorragend. Bislang sind drei Bände erschienen: ‹Erbarmen›, ‹Schändung›, ‹Erlösung›.
Parallelen zu den Büchern von Stieg Larsson gibt es einige: In beiden Serien wird auf aussergewöhnliche Art ermittelt, da wie dort dreht sich die erste Geschichte um eine verschwundene Frau
bzw. ein verschwundenes Mädchen und um einem Wettlauf gegen die Zeit. Sowohl bei Stieg
Larsson als auch bei Jussi Adler-Olsen kommen sehr markante Charaktere vor. Adler-Olsen
schreibt so süffig, wie das Larsson getan hat. Beide Autoren arbeiten mit parallel nebeneinander verlaufenden Geschichten, und alle ihre Bücher sind einfach extrem spannend. Bei ‘Erbarmen’ setzte ich erstmals nach der Lektüre der Millenniums-Trilogie wieder Adrenalin frei. Ja:
Adler-Olsen und Larsson machen es einem unmöglich, ihre Bücher wegzulegen.»
Dominique Eigenmann
Faszination Federer
Die Anatomie der Perfektion
broschiert, ISBN 978-3-0369-5623-7
Niemand verlangt von Ihnen, dass Sie Homers «Odyssee» lesen – die
Dichtung in 24 Gesängen umfasst schliesslich 12’200 Hexameterverse.
Aber als Bücherfan sollten Sie dieses Urgestein der Literatur natürlich
kennen. Jetzt können Sie es sich zum Glück ganz einfach machen: Knesebeck hat Homers Riesenwerk in ein Pop-Up-Buch gepackt. Monster,
Schiffe, wütende Götter springen Ihnen entgegen, überall gibt es Laschen,
an denen Sie ziehen und mit denen Sie etwas bewegen können – der Klassiker wird so zum unterhaltsamen Spielzeug!
Die mitreißende Hommage eines
glühenden Fans!
In diesem persönlichen Buch wird
unmittelbar klar, weshalb Roger
Federer zu einer globalen Ikone
geworden ist, und warum sich
kaum jemand seiner Souveränität
und unwiderstehlichen Ästhetik
entziehen kann.
KEIN & ABER
www.books.ch – November 2011 – 5
www.keinundaber.ch
Notizen
Ursula Zangger ist Leiterin von Orell Füssli am Bellevue – und
Mitglied der siebenköpfigen Hotlist-Jury 2011. Gemeinsam mit den
Leserinnen und Lesern der Berliner Wochenzeitung «der Freitag»
wählte die Jury die zehn besten Bücher aus unabhängigen Verlagen
aus. Orell Füssli hat die Hotlist 2011 unterstützt. Diese zehn Bücher haben es auf die Liste geschafft:
«Mein sanfter Zwilling» (Sieger)
Nino Haratischwili, erschienen bei der Frankfurter Verlagsanstalt
«Archiv verworfener Möglichkeiten»
Naomi Schenck/Ulrich Rüdenauer (Hrsg.), erschienen bei Belleville
«McSorley's Wonderful Saloon»
Joseph Mitchell, erschienen bei Diaphanes
«Goldfischgedächtnis»
Monique Schwitter, erschienen bei Droschl
«Ein weltgewandtes Land»
John Ashbery, erschienen bei luxbooks
«Der Kanal»
Lee Rourke, erschienen bei mairisch
«Die allgemeine Tauglichkeit»
Akos Doma, erschienen bei Rotpunkt
«Adams Fuge»
Steven Uhly, erschienen bei Secession
«Vorabend»
Peter Kurzeck, erschienen bei Stroemfeld
«Tagebücher Band 1/1910-1911»
Erich Mühsam (Hrsg.: Chris Hirte und Conrad Piens),
erschienen bei Verbrecher
Vom Cover der letzten Ausgabe von «books» lächelte Charles
Lewinsky; im zugehörigen Interview bezeichneten wir den Zürcher
Autor als «Tausendsassa» und fragten: «Gibt es etwas, das er nicht
kann?» Seinem vielfältigen Œuvre hat Lewinsky jetzt eine weitere
literarische Form hinzugefügt: den Comic. Für den Band «Zwei mal
zwei», erschienen bei Edition Moderne, lieferte er ein Szenario, das
der Zürcher Zeichner Andreas Gefe in individuellem Stil und schönen Farben umsetzte. Die Geschichte erzählt von zwei Paaren,
die Eltern werden – und vom typisch neuzeitlich-urbanen Umgang mit dem grossen
Ereignis Geburt, das ja an sich eine völlig
alltägliche Sache ist. Einmal mehr erweist
sich Charles Lewinsky als humorvoller und
exakter Beobachter seiner Zeitgenossen.
6 – www.books.ch – November 2011
Im September 2011 bot Ihre Buchhandlung
im Zürcher Seefeld ein veritables Spektakel: «Das begehbare Buch». Über 20 Partner
gestalteten auf Einladung von Orell Füssli
in der Villa Mainau 36 Zimmer zu einem
Buch ihrer Wahl. Die Aktion, die von vielen
spannenden Veranstaltungen begleitet wurde, war ein riesiger Erfolg und lockte über
4000 Besucher an. Der bekannteste Gast
dürfte Laurence Fishburne gewesen sein.
Der Hollywood-Filmstar («Matrix», «Tina
– What’s Love Got To Do With It?») weilte
Ende September in Zürich, wo er die Jury
des 7. Zurich Film Festivals präsidierte. Er
liess es sich nicht nehmen, den von seinem
Jury-Kollegen This Brunner gestalteten
Raum im begehbaren Buch zu bewundern.
Unser Bild zeigt Fishburne mit der Zürcher
Anne Rüffer vom Verlag rüffer & rub und
András Németh, Mitglied der Geschäftsleitung von Orell Füssli.
Seit 1998 findet in Basel jährlich ein Literaturfestival statt. Es heisst heute BuchBasel
und gehört zu den wichtigsten Branchenanlässen – unter anderem auch, weil in seinem
Rahmen auch der Schweizer Buchpreis
vergeben
wird.
In diesem Jahr
findet der Anlass
vom 18. bis 20.
November statt.
Kleinverlage und
Branchenleader
präsentieren Neuerscheinungen, darüber
hinaus locken rund 100 Veranstaltungen und
die Möglichkeit, unter den Gästen über 200
Autorinnen und Autoren aus dem In- und
Ausland zu entdecken. Besondere Höhepunkte sind heuer der Blick in den französischen Sprachraum, die Sonderprogramme
für junge Erwachsene und Kinder sowie das
Buchfest der regionalen Buchhandlungen
und Bibliotheken.
Notizen
Die gegenwärtige Jahreszeit hat für
Bücherliebhaber viele Vorteile. Man
fühlt sich zum Beispiel nicht ständig
dazu gedrängt, die schönen Abende
bei Grillfesten zu verplempern, sondern darf sich jederzeit mit einem
Buch zurückziehen, ohne gleich als
Menschenfeind zu gelten. Allerdings ist es im Winter manchmal so
kalt, dass man beim Lesen auf dem
Arbeitsweg kaum die Hände zum
Umblättern aus den Manteltaschen
nehmen will. Dagegen lässt sich jetzt
aber etwas unternehmen: Bei Orell
Füssli gibt’s schmucke kleine Handwärmer, welche die Finger auch bei
eisigsten Temperaturen jederzeit
umblätterbereit halten. Die zwölf
Zentimeter hohen, grauen oder türkisfarbenen
Eulen-Handwärmer
enthalten eine Wärmeplatte, die sich
nach leichtem Knicken erstmals aufwärmt. Für weitere Verwendungen
muss man das Gelkissen, das in der
Eule steckt, einfach ein paar Minuten
lang in kochendes Wasser legen.
GESCHENKT:
Wer bei Federica de Cesco an Jugendbücher denkt, liegt nicht falsch: Die Autorin
hat über 50 Romane für junge Leserinnen
und Leser geschrieben, darunter auch das
legendäre Debüt «Der rote Seidenschal»,
das sie im Alter von gerade einmal 15 Jahren veröffentlichte. Seit vielen Jahren richtet
sich die mittlerweile 73-Jährige, die in Luzern lebt, aber auch an Erwachsene. Auch
ihr neuester, bei Blanvalet erschienener Roman «Mondtänzerin» ist nicht für Junge gedacht – obwohl er über weite Strecken von
einer Jugend in Malta erzählt. In den Kata-
20 FR.
ALLE
eBOOKS
auf books.ch
© Kazuyuki Kitamura
... und ausserdem
Geschenkt: 20 Franken
eBooks-Gutschein beim
Kauf eines eReaders.
komben schliessen Alessa, Giovanni, Peter
und Vivane einen Treuepakt. Ein schweres
Unheil reisst das Kleeblatt auseinander –
doch nicht für immer, wie sich Jahre später
zeigt. Die Geschichte ist herzzerreissend;
Federica da Cesco hat die besondere Gabe,
starke und überzeugende Charaktere zu
entwickeln, deren Schicksale einen berüh­
rten und interessieren. Und sie schafft es,
die Entwicklung der Figuren glaubhaft zu
zeichnen – auf eine so intensive Weise, dass
bei den meisten Lesenden wohl Fragen über
die eigene Entwicklung und das eigene Erwachsenwerden hochkommen werden. Was
lässt sich Besseres über ein Buch sagen?
Wettbewerbs-Gewinner
In der letzten Ausgabe von «books»
ver­losten wir unter den Teilnehmenden
unseres Kreuzworträtsel-Wettbewerbs
drei Büchergutscheine.
Gewonnen haben:
1. Preis: Marlies Zahner, Embrach/ZH
2. Preis: Susanne Hunziker, Kloten
110'000 BÜCHER
FÜR DIE TASCHE
3. Preis: Gabriela Ogg, Kloten
Eulen-Handwärmer
Herzliche Gratulation! Die Gewinnerinnen
und Gewinner der Preise 4 bis 10 werden
schriftlich benachrichtigt.
CHF 14.90
www.books.ch – November 2011 – 7
Notizen
© Roine Karlsson
Pippi Langstrumpf, Michel aus Lönneberga
oder Ronja Räubertochter sind zwar keine
traurigen Gestalten, aber ein bisschen seufzen dürften sie am 28. Januar schon: Dann
ist es genau zehn Jahre her, dass ihre Schöpferin Astrid Lindgren starb. Geboren wur-
de die wohl berühmteste Kinderbuchautorin der Welt 1907 in einem kleinen Dorf
in Südschweden. Dass sie Schriftstellerin
wurde, war ein Zufall: Ihre Tochter Karin lag krank im Bett, und als Mutter mit
lebhafter Fantasie erfand Astrid Lindgren
für sie Geschichten um ein starkes Mädchen namens Pippi Langstrumpf. Als sie
sich selber den Fuss verstaucht hatte und
zum Herumsitzen verknurrt war, schrieb
Lindgren die Pippi-Geschichten nieder. Ihr
Manuskript wurde zuerst zwar abgelehnt,
fand dann aber doch sehr schnell einen
Verleger – und mauserte sich innerhalb weniger Jahre zum Klassiker der KinderbuchLiteratur. Bis heute gingen rund 145 Millionen Bücher von Astrid Lindgren über die
Ladentische. Das Geheimnis dieses Erfolgs
liegt wohl darin begründet, dass es Astrid
Lindgren immer gelang, die Sichtweise von
Kindern einzunehmen, ohne sich ihnen je
anzubiedern – sie verstand Kinder, deren
Bedürfnisse, Träume und Ängste ganz genau. Im Januar 2012 erscheint bei Oetinger
die Biographie «Astrid Lindgren – ein Lebensbild».
Generationen von Kindern, die mit Astrid
Lindgren aufwuchsen, griffen in der Jugend
zu den Werken eines anderen Bestseller­
autors: zu jenen von Karl May. Am 30.
März ist es genau 100 Jahr her, dass der
deutsche Abenteuer-Schriftsteller starb.
Sein Leben könnte einem seiner Romane
entsprungen sein. May wurde 1842 in eine
8 – www.books.ch – November 2011
Geschichten von unbekannten Paradiesen
oder «Edlen Wilden» lasen – May bediente sie meisterhaft. Ein Hochstapler blieb
er aber Zeit seines Lebens; so gab er zum
Beispiel die Abenteuer seiner Figur Old
Shatterhand als eigene Erlebnisse aus. Sein
dubioser Umgang mit der Wahrheit wurde
Karl May schon zu dessen Lebzeiten angekreidet, er schmälerte seinen Erfolg aber
in keiner Weise. Die letzte grosse KarlMay-Welle liegt allerdings schon ein paar
Jahrzehnte zurück: In den 1960er- und
1970er-Jahren waren die Verfilmungen der
Winnetou-Romane der ganz grosse Hit in
Europa. Anlässlich des 100. Todestages
werden jetzt viele Bücher von Karl May
neu aufgelegt – und im April erscheint bei
Carlsen die Biographie «Die ganze Wahrheit», in der Old Shatterhand seine Sicht
vom Leben seines Erfinders darlegt.
In der letzten Ausgabe von
«books» publizierten wir die Liste der bislang erfolgreichsten
Bücher der Welt. Auf Platz 1 landete «Eine Geschichte aus zwei
Städten» von Charles Dickens.
Auch in dieser Ausgabe unseres
Magazins spielt der Engländer
eine Rolle: Im Beitrag über Neuübersetzungen ab Seite 28 geht es auch
um seinen brillant neu übertragenen Roman
«Grosse Erwartungen». Bei so starken Banden darf auf unserer Jahrestage-Seite natürlich nicht unerwähnt bleiben, dass es bald
einen Dickens-Geburtstag zu feiern gibt:
Am 7. Februar ist es 200 Jahre her, dass der
Vater von «Oliver Twist» in Portsmouth zur
Welt kam. Der Jahrestag ist ein guter Anlass, sich intensiv mit Dickens’ Leben und
Werk auseinanderzusetzen. Eine schöne
Möglichkeit dazu bietet das hervorragende
Buch «Unser Vater Charles Dickens»,
erschienen im Aufbau-Verlag. Herausgeber
ist der Übersetzer Alexander Pechmann; er
hat Erinnerungen von Mary und Charlie
Dickens zusammengetragen und aufbereitet. Sohn und Tochter liefern viele spannende Details über ihren (zuweilen erdrückend
grossen) Vater; man erfährt ebenso viel über
den Schriftsteller wie über seine Zeit.
Genug Vergangenheit: Wir haben auch
noch einen aktuellen Geburtstag zu vermelden. Don DeLillo wurde am 30. November
75 Jahre alt. Der New Yorker zählt zu den
bedeutendsten zeitgenössischen Autoren
der USA. Wer wissen möchte, wie gut er ist,
kann zum Beispiel zu seinem postmodernen
Roman «Unterwelt» greifen. Darin entfaltet unser Geburtstagskind ein üppiges, fast
1000 Seiten umfassendes Panorama seines
Heimatlandes; die Geschichte erstreckt sich
über einen Zeitraum von 1950 bis 1990
© Joyce Ravid
Jahrestage
mausarme Weberfamilie hineingeboren. Dank seiner vielfältigen Begabungen genoss er als
Schüler besondere Förderung,
doch er geriet auf die schiefe
Bahn: Wegen Diebstahls, Betrugs und Hochstapelei sass
er ab 1865 dreieinhalb Jahre
lang im Zuchthaus. Kurz nach
seiner Freilassung delinquierte
er erneut und bekam vier Jahre
Zuchthaus aufgebrummt. Die Bekanntschaft mit einem Gefängniskatecheten habe
ihn damals geläutert, meinte der Autor später. Tatsächlich bemühte er sich nach seiner Freilassung ernsthaft, eine bürgerliche
Existenz aufzubauen. Er wurde Redaktor
– und hatte schliesslich das Glück, einen
Abnehmer für die Abenteuergeschichten
zu finden, die er nebenberuflich verfasste.
Es war die Zeit, in der viele Menschen der
Zivilisation überdrüssig waren und gern
und berührt unzählige Aspekte der amerikanischen Kultur und jüngeren Geschichte
– von Baseball bis zu Atomkraftwerken,
von Frank Sinatra bis zur Kuba-Krise.
Notizen
Aus dem Leben einer
Buchhändlerin
Kunde, etwa 14 Jahre alt: Haben Sie
«TOP Secret 7»?
Buchhändlerin: Das haben wir im
Moment nicht da – aber im «Kidstown»
im Franz Carl Weber liegt es bereit, soll
ich es gleich reservieren?
Kunde, ganz entsetzt: Nein, ich bin
doch viel zu alt, ich kann doch nicht
in DIESEN Laden gehen!
Buchhändlerin: Ja, dort wär’s aber an
Lager, gleich über die Strasse ...
Kunde, ganz entsetzt: Nein, nein, ich warte
lieber, bis es hier wieder an Lager ist!
(Dialoge in dieser Rubrik sind authentisch und wurden
in einer Filiale von Orell Füssli geführt.)
Was lesen Sie gerade ?
Patrick Rohr,
Kommunikationsberater,
Autor und ehemaliger «Arena»-Moderator,
Zürich:
(Bild: zVg)
Bob Gysin ist einer der bekanntesten Architekten der Schweiz. Das von ihm entworfene EAWAG Forum Chriesbach in Dübendorf
setzte neue Massstäbe in der nachhaltigen
Architektur. Doch Bob Gysin ist seit 40 Jahren auch Gallerist. Zum Geburtstag der «Galerie Bob Gysin», die sich heute an der Ausstellungsstrasse beim Zürcher HB befindet,
ist die Publikation «GBG» erschienen. Auf
eindrücklich-simple Weise gibt sie Einblick in
die Entwicklung des aktuellen Kunstgeschehens: Sie vereint alle Einladungen, welche
die Galerie seit ihrer Gründung verschickte.
Ich bin ein Parallel-Leser: Auf meinem Nachttisch liegen immer mehrere Bücher, die
ich nebeneinander und in unterschiedlicher Intensität lese. Dazu zählen meist ein
belletristisches Werk und daneben, für die Zeit vor dem Einschlafen, ein bis zwei
Sachbücher. Am weitesten bin ich im Moment mit Michel Theurillats beeindruckendem Zürich-Krimi «Sechseläuten». Mich packt, wie der Basler mit dem Mord an
einer Jenischen ein düsteres Kapitel Schweizer Geschichte geschickt mit der Aktualität
verwebt: Die Spur zum Mord führt in den Machtzirkel der FIFA am Sonnenberg.
Ich bin gespannt, wie die Geschichte ausgeht. Bestens amüsiere ich mich derzeit bei
Sven Broders Vater-Anekdoten «Papa steht seinen Mann». Mir gefällt, wie der
«Beobachter»-Autor die Freuden und Leiden eines jungen Daddys beschreibt, auch
wenn ich selber nicht in dieser Rolle bin. An meinem Zweitwohnsitz in Amsterdam
arbeite ich mich durch Arnon Grunbergs Bestseller «De Azielzoeker» («Der Asylbewerber»), in dem es um absurde Beziehungen und ebensolchen Sex geht, und durch
Andy Warhols Monster-Biografie «Giant», die mich wunderbar beflügelt.
Neu im Beobachter-Verlag von Patrick Rohr:
«Erfolgreich präsent in den Medien»
Alle Notizen von Marius Leutenegger
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– November 2011 – 9
E-Mail: [email protected]
Interview
Interview: Benjamin Gygax – Foto: Basile Bornand
«Mich interessiert,
wie jemand den
Boden verliert»
10 – www.books.ch – November 2011
Interview
Michael Theurillats Krimis mit
Kommissar Eschenbach haben sich
vom Geheimtipp zu Bestsellern
gemausert. In seinem neuesten
Buch «Rütlischwur» führt uns der
ehemalige Banker Theurillat ins
Schattenreich der internationalen
Finanzwelt.
«books»: «Rütlischwur» knüpft nahtlos
an Ihren letzten Roman «Sechseläuten» an.
Eschenbach gönnte sich nach dem letzten
Fall in einer persönlichen Krise eine Auszeit in Kanada. Wie geht es weiter?
Michael Theurillat: Eschenbach hat in Kanada die Freiheit erlebt, jetzt kehrt er zurück
und gerät gleich in eine kleinbürgerliche
Intrige bei der Polizei. Aber das ist nur der
Anfang. Um 400 Seiten schreiben zu können,
brauche ich ein Thema, das mich über längere Zeit fesselt. Bei «Rütlischwur» ist es die
Frage nach der Freiheit – und zwar nicht nur
individuell betrachtet, sondern auch in Bezug auf das Kollektiv, den Staat. Wie verhält
sich ein kleines Land, dessen oberstes Credo
Unabhängigkeit und Neutralität ist, in einer
Situation, in der man sich diese gar nicht leisten kann und im Ernstfall vielleicht auch gar
nicht verteidigen könnte? Wir stecken ja wieder einmal mitten in einer solchen Situation.
Sie sprechen das Bankgeheimnis an. Sind
Eschenbachs Ermittlungen im Bankenmilieu von den aktuellen Ereignissen inspiriert?
Nicht direkt, aber es hat schon Spass gemacht, die Geschichte gerade heute zu schrei­ben – in einer Zeit, in der gewisse Werte
spürbar ins Wanken geraten. Leider erleben wir jetzt, dass nur über Kontrollsysteme nachgedacht wird. Doch die Misere ist
durch bessere Systeme nicht zu lösen – im
Gegenteil. Ich habe früher einmal bei der
Bank Sarasin gearbeitet; da besuchte mich
der alte Alfred E. Sarasin jeweils am Morgen im Büro, er schaute mir in die Augen
und fragte, wie es läuft. Den hätte ich nie
beschissen – und wenn ein Unglück passiert
wäre, hätte ich ihm das gebeichtet. Gegenüber einem System gibt es dieses Verhältnis
von gegenseitigem Respekt und Vertrauen
nicht. Diese Gedanken habe ich ins Buch
einzubringen versucht. Dabei lasse ich
Eschenbach für eine kurze Zeit in einer Privatbank arbeiten, in der Funktion des Chief
Compliance Officers. Ein Abenteuer, für
das ich ihm mit dem Kloster Einsiedeln ein
Wertepolster mitgebe.
Eschenbach erwacht nach einem Unfall im
Kloster und macht die Bekanntschaft von
Bruder John. Ist Einsiedeln als Hort des
Humanismus gedacht in der brutalen Bankenwelt, in die Eschenbach gerät?
Ja, aber mit einer Prise Ironie. Ich glaube
nicht, dass die katholische Kirche oder andere Konfessionen für den modernen Menschen noch die Hilfe sind, die sie früher
waren. Das sieht man ja auch am Beispiel
Eschenbachs. Ich brauchte einen Gegenpol zur Finanzwelt, und da schien mir das
Kloster eine charmante Möglichkeit. In
meinen Romanen lasse ich gern zwei Mikrokosmen aufeinandertreffen, weil sich
daraus spannende Konstellationen ergeben
– zum Beispiel dieses merkwürdige Paar:
Bruder John und Eschenbach.
Michael Theurillat
bgy. Michael Theurillat kam 1961 in Basel
zur Welt, studierte Wirtschaftswissenschaften, Kunstgeschichte sowie Geschichte und
arbeitete nach seiner Promotion auf dem
Gebiet der Finanzwissenschaft beim Schweizerischen Bankverein. 2000 gab der damals
41-Jährige seine einträgliche Stelle als Managing Director der neu entstandenen UBS auf,
um sich als Berater selbstständig zu machen
und Krimis zu schreiben. «Rütlischwur» ist
Bei «Sechseläuten» ging es um den Skandal
mit den «Kindern der Landstrasse», jetzt
um den Rütlischwur und General Guisans
Rütlirapport von 1940. Verfolgen Sie mit
der Einbettung Ihrer Geschichten in den
zeitgeschichtlichen Kontext eine aufklärerische Absicht?
Ich erzähle nur Geschichten, aufklären muss
sich jeder selbst. Was den zeitgeschichtlichen Kontext betrifft: Das habe ich mit
«Sechseläuten» zum ersten Mal gemacht,
und ich habe damit ein grosses Echo ausgelöst. Ich denke, der Umgang mit realen Begebenheiten macht Spass, weil man sich als
Leserin oder Leser damit zu beschäftigen
beginnt, obwohl man hinsichtlich Roman
ja nie recht weiss, ob es wirklich so passiert
oder nur erfunden ist. Das hat mir übrigens
bei Orson Welles schon gefallen, er war ein
Meister darin, Realität und Fiktion zu vermischen, in seinem Hörspiel über die Landung Ausserirdischer zum Beispiel oder im
Film «F for fake». «Rütlischwur» basiert
zum Teil auch auf einer realen Figur, die ich
für das Buch künstlerisch verfälscht habe:
Oberst Albert Bachmann, den kürzlich verstorbenen Ex-Geheimdienstchef.
Mir schien, Sie hegen für die alte Elite in der
Schnittmenge von Wirtschaft, Militär und
Geheimdienst auch Sympathie. Ist dieser
Eindruck richtig?
Ich traf Bachmann einmal und fand ihn
sympathisch; er schien ein sehr intelligenter
Mensch zu sein. Aber ich habe mich auch
sein viertes Buch. Michael Theurillat lebt und
arbeitet in der Nähe von Zürich.
gefragt, wie es passiert, dass eine Institution wie die Geheimarmee P26 in einem Land
wie der Schweiz so lange überlebt. Systeme
haben die Tendenz, ausser Kontrolle zu geraten. Plötzlich beginnen sie, ein Eigenleben
zu führen. Da schliesst sich ja auch der Bogen zu den Banken. Als Mensch habe ich die
tragische Figur Bachmann gemocht – mit
seinem Zauberlehrlingsgebilde, das ihm am
Ende nicht Ruhm und Ehre gebracht, sondern ihn den Kopf gekostet hat. Deshalb
schildere ich sein Pendant im Roman mit einer gewissen Sympathie – wenn auch mit einem Augenzwinkern. Mein Oberst Billadier
ist ein Fossil des kalten Krieges; und mit fossilen Gestalten kann man eben immer etwas
liebevoller umgehen als mit aktuellen. Die
Elite dagegen kommt nicht wirklich gut weg.
Macht und Verbrechen gehen bei Ihnen oft
Hand in Hand. Sind Sie der Ansicht, dass
Reiche und Mächtige über mehr kriminelle
Energie verfügen als der Durchschnitt?
Überhaupt nicht. Ich denke, es ist eher umgekehrt. Viele Verbrechen geschehen aus
einer tiefen inneren Ohnmacht heraus, wie
zum Beispiel der Totschlag an Winter in
meinem Roman «Eistod». Auch das Verbrechen im jüngsten Buch geschieht aus Machtlosigkeit. Aber Macht führt einen vielleicht
eher in Versuchung, sich über das Gesetz zu
www.books.ch – November 2011 – 11
»Heute durch Poland,
Hebron, Paris und
Hanover gefahren,
um nach Berlin zu
gelangen.«
Hundert
tage
Sie schreiben Krimis, die eindeutig in Zürich verankert sind. Wie wichtig ist der lokale Bezug für Sie?
Ich finde Zürich als Heimat meines Kommissars schon sehr passend. Als ich hierher
kam, fiel mir auf, wie sehr die Stadt die
moderne, städtische Schweiz repräsentiert.
Zudem ist Zürich eine wunderschöne Stadt
mit vielen eigenständigen Mikrokosmen.
Sie ist ein Querschnitt durch die nordamerikanische
Gesellschaft: die Atlantikküste – mit Puritanern
und Quäkern im Norden, jüdischem Leben in den
Großstädten, mit Chinatown und Little Havana.
Könnten denn Ihre Eschenbach-Romane
auch in einer fiktiven europäischen Grossstadt angelegt sein?
Ich bin der Meinung, eine Geschichte muss
in sich so stark sein, dass man sie auch an
einen anderen Ort transformieren könnte.
Aber wäre Eschenbach kein Zürcher, dann
gäbe es viele schöne Passagen nicht – mir
persönlich würde dann etwas fehlen.
Nirgends liegen Amerikas Widersprüche – zwischen
Hygienewahn und Naturverbundenheit, zwischen
Paranoia und Toleranz – so nahe beieinander wie hier.
Von Juli bis Oktober hat sich Zora del Buono mit
ihrem Hund Lino im Gepäck auf eine Reise entlang der
Küste begeben, vom kühlen, weiten Neufundland
bis in den schwülen, überdrehten Irrsinn Floridas.
Mit ihren weitverzweigten familiären Wurzeln – die
Begegnungen
zwischen Neufundland
und Key West
Großmutter Slowenin, der Vater Süditaliener, die Mutter
Schweizerin – fühlt die Autorin sich in der Fremde
besonders wohl. Auf ihrer Reise lässt sie die Menschen
ihre von der Einwanderung geprägten Lebensgeschichten erzählen: Krabbenfischer, moderne Wikinger,
Immigrationsforscher, Leute, die per Green-Card-Los
ins Land kamen und solche, die vor den Folgen von
Kriegen flüchteten wie die Boatpeople aus Vietnam.
«Wäre Eschenbach
kein Zürcher, dann
gäbe es viele schöne
Passagen nicht – mir
persönlich würde
dann etwas fehlen.»
onen. Manchmal muss man lange an einer
Stelle verharren, um danach einen grossen
Sprung zu machen. Bei den Ermittlungen in
meinen Büchern muss Eschenbach sehr viel
aushalten. So funktioniert ja übrigens auch
die Schweizer Politik. Andere haben oft
viel schneller eine Lösung, ändern sie später dann aber fünfmal oder fahren damit
gegen die Wand. Wir tun uns erst einmal
schwer, überlegen und halten aus – leider
nicht mehr so viel wie früher.
Mit dem Blick der Europäerin erschließt Zora del
Buono sich und den Lesern die ungeheure Vielfalt der
Ostküste und fragt: Ab wann ist man eigentlich
Amerikaner? Was bedeuten historische Erfahrungen
Beziehen denn Krimis aus der Beschreibung realer Orte – so wie es in Regio-Krimis üblich ist – eine besondere Qualität?
Das Wiedererkennen der eigenen Stadt ist
nur das Vordergründige. Ich glaube vielmehr, es geht um die Sehnsucht nach dem,
was wir kennen: Um Heimat und – in einem
übertragenen Sinn – auch um Familie. Das
ist eine Zeiterscheinung. Wir mögen auch
Krimis aus Venedig, weil wir da schon mal
waren und die Wege von Brunetti nachvollziehen können. Es entwickelt sich derzeit
ein riesiges Biotop von Regio-Krimis, in
dem unglaublich viele uns vertraute Pflänzchen gepflegt werden. Am Schluss gibt es
dann auch den Langstrassen- oder den
Kleinbasel-Krimi. Mir persönlich wird das
zu eng. Die Schweiz ist schon klein genug,
ich möchte – wenn schon – einen schweizerischen Krimi schreiben.
von Walfang bis Woodstock für das heutige Zusammenleben? Die Antworten, die ihr unterwegs begegnen,
setzt die Autorin in Bezug zu Europa und verwebt
Porträts, historische Schlaglichter und aktuelle Notizen
zu einer atmosphärisch dichten Reisereportage.
mare
Zora del Buono
Hundert tage amerika
Zora del Buono
erheben. Das finde ich interessant. Wenn wir
uns die Wirtschafts-Kriminalfälle ansehen,
dann finden wir bei den Protagonisten oft
eine Selbstüberschätzung, ein Gefühl von
Unfehlbarkeit im Sinne von: «Das steht mir
zu» oder «Ich kann das». Mich interessiert,
wie jemand so den Boden verlieren kann.
mare
256 Seiten, durchgehend zweifarbig gedruckt,
gebunden mit Schutzumschlag und Lesebändchen,
32,90 sFr., ISBN 978-3-86648-145-9, www.mare.de
Gibt es denn etwas typisch Schweizerisches
in Ihren Krimis und an Eschenbach?
Es gibt schweizerische Themen, zum Beispiel eben das Thema Freiheit. «Wir wollen frei sein, wie die Väter waren, in keiner
Not uns trennen und Gefahr.» Aber auch
das Langsame, das Knorrige, das Andersartige – und das Aushalten von Drucksituati-
mare
12 – www.books.ch – November 2011
Man könnte auch von «aussitzen» sprechen …
Oder «ausstehen» – eine Frage der Perspektive. Ich finde, das hat auch eine Qualität,
denn Fehler zeigen sich ja oft erst später.
Gewissen Dingen muss man sich entgegensetzen. Es gibt einen schönen Spruch, der
auch im Buch zitiert wird: «Gegenwind
macht einen aufrechten Gang.» Ich wäre
froh, wenn das auch weiterhin eine typisch
schweizerische Qualität bliebe.
Hat die mit der Grösse der Schweiz zu tun?
Nein, eben nicht! Und das ist ja das Erstaunliche. Der Kleine tendiert doch eher dazu,
anderen sofort Recht zu geben, sich anzulehnen, einen Verbündeten zu suchen. Das
Aushalten dagegen hat etwas Furchtloses.
Wie Eschenbach, der seine Pistole immer zu
Hause lässt. Er scheint typologisch in einer
Linie mit Glausers Wachtmeister Studer
oder Dürrenmatts Kommissar Bärlach zu
stehen. Ist das beabsichtigt?
Ich wollte Eschenbach schon in die Reihe
der bekannten Schweizer Ermittler stellen,
einfach ein bisschen modernisiert. Etwas
komplett anderes zu erfinden, wäre mir
fremd gewesen. Ich probiere ihn so zu zeichnen, dass sich die Leserinnen und Leser gern
Interview
mit ihm durch die Geschichte bewegen. Er
ist ein moderner Jedermann; jeder soll einen Teil von sich selbst in ihm wiederfinden. Kürzlich habe ich in einer Schulklasse
gefragt, wie sie sich Eschenbach vorstellen.
Alle hatten ein komplett unterschiedliches
Bild, das überhaupt nichts mit meinem eigenen zu tun hatte. Ich finde, wenn so etwas
möglich ist, habe ich es gut gemacht.
Ihr Buch beginnt damit, dass die Jugendliche
Judith Bill dem Kloster Einsiedeln zuläuft.
Bei «Sechseläuten» gab es den stummen Knaben Latscho. Ist es Zufall, dass wieder eine
geheimnisvolle Kinderfigur eine Rolle spielt?
Das kann ich nur schwer beantworten, denn
solche Figuren ergeben sich einfach. Aus
der Distanz betrachtet muss ich sagen: Es
braucht sie, weil das Geflecht der Generationen eine schöne Dynamik ergibt. Auch bei
«Rütlischwur» handelt es sich ja in gewisser
Weise um eine Familiengeschichte. An Judith hat mich interessiert, dass sie als Waise
frei von familiärer Prägung ist. Ich glaube,
es ist eine der grossen menschlichen Leistungen, sich von Vererbung und Umgebung zu
lösen und den eigenen Weg zu finden.
Judith trägt mit ihren Fähigkeiten zum
Reiz des Buches bei: Sie hat ein besonderes Gefühl für Spielkarten und lügt nicht.
Gibt es dieses Phänomen, oder haben Sie
es erfunden?
Wie ich ihren Sinn für Spielkarten auf die
Spitze treibe, darüber habe ich keine Vorlage gefunden. Aber mathematische Spielereien mit Spielkarten sind ein Hobby von
mir. Was Judiths Verpflichtung zur Wahrheit angeht, so kennt man das aus der Literatur über die so genannten «Indigo-Kinder». Es heisst, diese Kinder kämen «von
einem anderen Stern», reagierten stark negativ auf Machtsituationen, könnten nicht
lügen und hätten oft Hochbegabungen.
Mich hat Ihre Fähigkeit beeindruckt, lebendige und humorvolle Dialoge zu schreiben. Das ist keine weit verbreitete Gabe.
Wie gelingt Ihnen das?
Das sagte mir auch meine Verlegerin, als sie
mich vor sieben Jahren in Zürich besuchte.
Zu meinem ersten Manuskript meinte sie:
«Die Geschichte ist noch soso-lala. Aber
Sie können Figuren erfinden und Dialoge
schrei­ben – und das kann man nicht lernen.»
Persönlich mag ich die witzigen Dialoge von
Altmeister Andrea Camilleri, sie sind einfach
umwerfend. Eine gute Übungsanlage waren
für mich auch immer Kleinkunst- und Kabarett-Texte. Jetzt gerade schreibe ich etwas
für Caroline Rasser für die Basler Fasnacht.
Kürzlich haben Sie gemeinsam mit anderen Autorinnen und Autoren als Dressman
für Peek & Cloppenburg gearbeitet. Was
war das für eine Erfahrung?
Das Shooting wurde zwischen Peek &
Cloppenburg und unserem Verlag Ullstein
eingefädelt. Dass ich mit meinen 50 Lenzen
noch als Fotomodell tauge und von einem
Star wie Marc Hom abgelichtet werde, ist
eine witzige Geschichte. Ich hatte damals
eine Gastritis und daheim ging auch alles
drunter und drüber. Und dann kam ich in
diese völlig andere Welt mit einem 35-köpfigen Team, das uns super betreute. Ich hatte zwei wunderschöne Tage. Danach war
mein Bauchweh wie weggeblasen und ich
wie frisch geboren. Das war eine rettende
Insel, eine Pause von vielen Dingen, die
mich damals sehr belasteten.
Wie bringen Sie alle Ihre Aktivitäten unter
einen Hut?
Manchmal eben nicht. Das Schwergewicht
liegt oft bei Sachen, die gar nicht geplant
sind. Als ich das Ende von «Rütlischwur»
schrieb, starb mein Vater. Während eines
halben Jahres stand seine Begleitung im
Vordergrund. Und während der Arbeit an
«Sechseläuten» kam die Finanzkrise, und
es brannte in allen Beratungsmandaten.
Vieles ist eben nicht planbar. Aber zwischendurch gibt es immer wieder Tage, an
denen ich alles vergesse und ins Blaue hinaus träumen und schreiben kann.
Im «Rütlischwur» geht es um die Baby­
klappe, Kindersoldaten, die Finanzkrise,
die geistige Landesverteidigung – gehen
Ihnen bei dieser Fülle nicht zu schnell die
Themen aus?
Nein, ich habe keine Angst, dass die Ideen
versiegen, sonst würde ich nicht schreiben.
Aber manchmal ist es schwierig, dafür das
nötige Umfeld zu schaffen. Ich komme ja
aus einem Managerleben, in dem Sie 17 Sachen gleichzeitig tun und Heerscharen von
Leuten beschäftigen, die Ihnen Dinge abnehmen. Schreiben ist das pure Gegenteil.
Die Ruhe dafür zu finden, ist nicht selten
ein Kampf. Aber wenn es mir gelingt, sitzt
das Glück neben mir und die Welt steht
still.
Rütlischwur
384 Seiten
CHF 34.90
Ullstein
Die Krimis von
Michael Theurillat
Im Sommer sterben (2006)
335 Seiten
CHF 13.90
List
Ein Mordfall auf einem Golfplatz bei Zürich
hält Kommissar Eschenbach in drückender
Sommerhitze auf Trab: Philipp Bettlach
wurde aus 600 Meter Distanz getötet –
nur wenigen Schützen gelingt ein solcher
Schuss. Der Banker war sehr beliebt und
hatte scheinbar keine Feinde. Bis die Vergangenheit ihn einholte ...
Eistod (2008)
314 Seiten
CHF 13.90
List
Zunächst wundert sich niemand, dass in
diesem harten Winter Obdachlose erfrieren.
Doch nachdem ein Rechtsmediziner bei
den Leichen Reste eines rätselhaften Gifts
nachweisen kann, nimmt Eschenbach die
Ermittlungen auf. Hat sein alter Schulfreund
Professor Winter womöglich biochemische
Substanzen zur Folterung islamischer Terroristen entwickelt?
Sechseläuten (2010)
304 Seiten
CHF 15.90
List
Eine Mitarbeiterin der FIFA stirbt am
Sechseläuten – und niemand scheint daran
interessiert, den Tod aufzuklären. Auch
der Junge, den man an der Seite der Frau
fand, schweigt zunächst. Allmählich nimmt
Eschenbach einen Faden auf, der zum
Hilfsprojekt «Kinder der Landstrasse» führt.
Es hatte jenische Kinder bis 1972 aus ihren
Familien gerissen.
www.books.ch – November 2011 – 13
Schwerpunkt
der beiden Männer. Auch der Fahnder der
Kantonspolizei hat vor Kurzem seinen Job
bei der Bundespolizei gekündigt, steht in
der Scheidung und schiebt eine gehörige
Midlife-Crisis. Anstatt Umzugskisten auszupacken, sitzt er lieber im «Nullpunkt»,
seinem Stammlokal. Unterhaltsam verknüpft Wittwer die Lebenslinien der drei
unterschiedlichen Männer in einer spannenden Geschichte.
Das Verbrechen vor
der eigenen Tür
Gross ist die Zahl der Neuerscheinungen von Schweizer Krimis. Sie zeigen zahlreiche Facetten des Lebens in diesem Land – und führen uns auf den Spuren des
Verbrechens auch in die Ferne.
Text: Benjamin Gygax
Eine Welle von Mord und Totschlag überrollt die Schweiz – zumindest eine literarische. Denn in diesem Jahr ist wieder eine
beeindruckende Fülle von Schweizer Krimis
erschienen, die für jeden Geschmack etwas
bereithält. Unter den Müttern und Vätern
dieser Neuerscheinungen sind bekannte
Namen wie Martin Suter – mit «Allmen
und der rosa Diamant» – ebenso auszumachen wie weniger bekannte. Der Krimi
scheint auch die bevorzugte Gattung zu
sein, wenn man erste Gehversuche wagen
will oder einfach aus Spass schreibt. «Krimis sind ein schönes Genre, weil es wie der
Blues oder Jazz etwas sehr Freies hat», findet der inzwischen arrivierte Autor Michael Theurillat, «man schafft es damit zwar
nicht ins Feuilleton – und darunter leiden
vielleicht auch einige –, aber deshalb bieten
Krimis auch viel Freiraum.»
Zahlreiche Autorinnen und Autoren nützen diesen Freiraum, um ihre eigene Heimatstadt unsicher zu machen. Es gibt wohl
keine grössere Schweizer Stadt mehr, die
nicht ihren eigenen Krimi vorweisen kann.
14 – www.books.ch – November 2011
Auch wenn die Themen und Figuren letztlich typisch schweizerisch sind, die Kulisse ist lokal geprägt. So zum Beispiel beim
neusten Krimi des Berner Autors Paul
Wittwer. Der Arzt legt mit «Widerwasser» seinen dritten, sehr gelungenen Roman vor. Seine Hauptfigur Mauro Matter
ist – wie könnte es anders sein – Arzt und
lebt in Bern. In Beruf und Beziehung schwer
angeschlagen, torkelt er mit einer beachtlichen Menge Grappa intus durch das Berner
Matte-Quartier. Als er mit dem Gedanken
spielt, sich in die Aare zu stürzen, fällt ihm
buchstäblich der Neuanfang vor die Füsse:
in der Person von Alexander Goldmann,
der von der Kirchenfeldbrücke in die Uferböschung stürzt. Der Tote gleicht Matter
frappant, und so lässt sich dieser in einer
spontanen Regung dazu hinreissen, die
Identität mit dem unbekannten Toten zu
tauschen. Er ahnt nicht, dass er damit den
Weg von Vincenzo Lo Russo kreuzt. Der
mächtige Camorra-Boss hat sich eben den
Weg aus der Haft freigeschossen und ist auf
der Suche nach Goldmann. Der Ausbruch
wiederum bringt Limacher auf die Spur
Um Identitäten dreht sich alles auch bei
«Alles still», diesmal aber in der ReussStadt Luzern. Im zweiten Krimi des Luzerner Schriftstellers und Musikers Beat
Portmann geht es um Salesia Pfyffer, eine
junge Frau aus einem alten Luzerner Patriziergeschlecht. Sie möchte wissen, wer
ihr Vater ist. Weil ihre Mutter dieses Geheimnis mit ins Grab nahm, sucht sie Hilfe. Gemeinsam mit einem vermeintlichen
Privatdetektiv macht sie sich auf die Suche
nach den Spuren, die das Liebespaar in den
frühen 1970er-Jahren hinterlassen hat. Dabei durchstreifen sie die Luzerner Gassen,
Plätze und Lokale, die der Autor im Roman mit klarem Strich erkennbar skizziert.
Sie dringen mit der Zeit immer tiefer in die
Psyche einer Stadt vor, die mit dem Namen
der Patrizierin eng verbunden ist – und
die bis heute über ihren Bedeutungsverlust nicht hinwegkommt. Bei ihren Nachforschungen begegnet das Paar frommen
Kindermädchen, wortkargen Marktfrauen
und mysteriösen Jesuiten, kommt nicht nur
einem Verbrechen auf die Spur, sondern
auch einer Liebesgeschichte, die sie auf verhängnisvolle Weise in ihren Bann zieht. Der
Roman ist in der Reihe «Tatort Schweiz»
erschienen, die der Limmat Verlag vor einigen Jahren ins Leben rief und zu der auch
Hörbücher gehören.
Wie Beat Portmann ist auch Roger Strub
nicht nur Autor, sondern unter anderem
auch Musiker. Noch früher war er Lehrer
– und in diesem Umfeld bewegt sich Strub
mit seinem Bieler Kriminalroman «Tödliche Punkte». Seine Ermittlerin Lena
Bellmann kennen die Leserinnen und Leser
schon aus Strubs vorangehenden vier Krimis. Doch diesmal ermittelt sie nicht bei der
Berner Kantonalpolizei, sondern als Privatdetektivin, denn sie macht sich selbstständig. «Diese Entscheidung hatte sie von dem
Druck befreit, der sie in den letzten Jahren
wie eine schwere Last niedergedrückt und
Schwerpunkt
dafür gesorgt hatte, dass sie viel zu viel
Weisswein trank und fast täglich Schmerzmittel gegen ihr Rückenleiden schluckte,
das medizinisch kaum, psychologisch aber
sehr wohl zu erklären war.» Lena Bellmann
will ihrem Beruf positive Aspekte abgewinnen und eröffnet mit zwei weiteren Frauen
eine Agentur für Nachforschungen, Personenschutz und Beratung weiblicher Opfer.
Ihr erster Auftrag bringt sie allerdings bereits wieder in Kontakt mit ihren früheren
Arbeitskollegen. Sie soll im Auftrag einer
türkischen Mutter deren Sohn beschützen,
kann aber nicht verhindern, dass auch er
Opfer einer Mordserie wird. Junge Ausländer sterben durch ein mysteriöses Pfeilgift,
und das Motiv bleibt vollkommen im Dunkeln. Handelt es sich um eine Abrechnung
zwischen Jugendgruppen, um Rassismus
oder eine alte Geschichte um sexuelle Belästigung in der Schule? Bellmann lässt sich
als Lehrerin dort anstellen und nimmt die
Suche auf.
Im Gegensatz zu den vorgestellten RegioKrimis gibt es auch ausgezeichnete Schweizer Krimiliteratur, die sich gerade nicht an
bekannten Plätzen aufhält, sondern in die
Fremde schweift. Diesen Weg schlägt die
bekannte Schweizer Krimiautorin Petra
Ivanov in ihrem neuesten Buch ein. Sie hat
sich zwar ein sehr schweizerisches Thema
ausgesucht, bleibt aber mit ihrer Geschichte nicht in der Schweiz, sondern nimmt ihre
Leserinnen und Leser mit in den Kosovo.
«Krimis sind ein
schönes Genre,
weil es wie der Blues
oder Jazz etwas sehr
Freies hat.»
Die Autorin, die für ihre Bücher schon immer sehr sorgfältig recherchiert hat, kennt
den Balkan aus ihrer früheren Tätigkeit für
das Hilfswerk HEKS. In «Tatverdacht»
schildert sie das Leben im Kosovo und den
Alltag der Schweizer Swisscoy-Soldaten
einprägsam. Der unauffällige Infanterist
Fabian Zaugg wird im Camp Casablanca
verhaftet, weil er von einer lokalen Angestellten der Soldaten-Kneipe «Pulverfass»
der Vergewaltigung beschuldigt wird. Mit
ihrem neuen Buch hat Ivanov nicht nur
die Schweiz verlassen, sondern auch ihr
bewährtes Ermittlerteam: Staatsanwältin
Regina Flint und den Kantonspolizisten
Bruno Cavalli. Nach dem fünften Flint-Cavalli-Roman präsentiert sie uns ein neues,
ebenso schillerndes Team. Und wir kennen
es zumindest teilweise sogar schon. Wer
Ivanovs Bücher gelesen hat, kann sich vielleicht an die zierliche, aber harte Polizistin
Jasmin Meyer in Cavallis Team erinnern.
«Bambi», so wird sie von ihren Kollegen
genannt, schmeisst nach einem traumatischen Erlebnis bei der Polizei den Bettel
hin und versucht, sich ins Leben zurück zu
kämpfen. Weil ihr Ex-Freund, der Anwalt
Pal Palushi mit kosovarischen Wurzeln, sie
dabei unterstützen will, überträgt er ihr die
Nachforschungen zu Fabian Zaugg, dessen
Verteidigung er übernommen hat. Zwischen den beiden Protagonisten knistert
es heftig, wir tauchen tief ein ins Leben im
Kosovo, der Fall bleibt bis zuletzt spannend
und löst sich überraschend auf – was will
man mehr von einem Krimi?
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Cosmos
Fellers dritter Fall: Im Schlossmuseum Thun geht bei einem
Handgemenge ein kostbarer
Tonkrug zu Bruch. Der junge
Töpfer Niklaus Weihermann wird
beschuldigt, und seine Freundin
Eva, die ihn entlasten könnte,
schweigt beharrlich. Privatdetektiv Hanspeter Feller bemüht sich
um die Aufklärung des Falls und
entlarvt den Richter Adam Füssli
als Täter. Als dieser kurz darauf
tot am Ufer der berühmten
Kleist-Insel geborgen wird, führen
die Ermittlungen Feller weit
zurück in die Vergangenheit zu
einem grauenvollen Verbrechen,
das nie gesühnt wurde.
Privatdetektiv Vijay Kumar und
seinen Freund, den Fotoreporter
José, trifft es im wahrsten Sinn
des Wortes knüppelhart: In
einer Kneipe werden sie in eine
Schlägerei verwickelt. Dabei fällt
der junge Fernando ins Koma.
Er ist der Neffe von Rosie, und
mit der Suche nach dieser Frau
war Vijay wiederum vom Zürcher
Medientycoon Blanchard beauftragt worden. Wieso sorgt sich
dieser so um das Leben seiner
Putzfrau?
Nach einer durchzechten Nacht
braucht Kommissär Ferrari seine
Ruhe. Deshalb will er die ältere
Dame loswerden, die überzeugt
ist, dass ihr Ehemann einen
Selbstmord plant. Er verspricht
ihr, mit ihrem Gatten zu reden.
Und wie erwartet löst sich die
Selbstmordtheorie während des
Gesprächs unter den Männern
in Luft auf. Doch kurze Zeit
später springt der Mann vom
Dach seines Arbeitsorts. Ferrari
ist entsetzt und beginnt gegen
den ausdrücklichen Befehl von
Staatsanwalt Borer mit den
Ermittlungen.
Dass auf einem Friedhof
gelegentlich gegraben wird, ist
normal. Aber morgens um vier?
Jedenfalls findet der Witwer Karl
Hofer, der mit dem Feldstecher
in die Nacht hinausspäht, wenig
Gefallen an solchem Tun. Der
Tod bereitet einigen Menschen
ziemlich viele Unannehmlichkeiten. Auch dem Abwart Ernst
Trachsel: Wenn der diesen
dumpfen Knall hört, weiss er,
was passert ist. Dann packt er
einen Sack Rasenerde auf seinen
Schubkarren ...
www.books.ch – November 2011 – 15
Schwerpunkt
Noch weiter in die Ferne führt uns Bernadette Calonego. Die Autorin wurde in
Stans geboren, lebt aber seit dem Jahr 2000
in Vancouver in Kanada. Von dort berichtet sie regelmässig als Korrespondentin für
zahlreiche deutschsprachige Medien. Und
dorthin entführt sie uns in ihrem zweiten
Krimi «Unter dunklen Wassern». Auch
wer nicht in Ferienerinnerungen an Kanada
schwelgen kann, wird Calonegos plastische
Schilderungen von Land und Leuten zu
schätzen wissen. Die 33-jährige Sonja Werner hat vor drei Jahren ihren Partner und
dessen Sohn bei einem Flugzeugabsturz in
British Columbia verloren. Die Umstände
wurden nie ganz geklärt, sie selbst wird
seither von Panikattacken und Allergien
verfolgt. Als die Historikerin im Auftrag
eines Schweizer Museums nach Kanada
reist, um für eine Ausstellung das Leben
der deutschen Auswanderin Else Seel zu recherchieren, rutscht sie immer tiefer in die
Nachforschungen zu vergangenen Ereignissen. Geschickt verknüpft die Autorin einen
Krimi-Plot um Diamantenvorkommen mit
der Selbstfindungsgeschichte Sonjas und
dem Rückblick auf das Leben Else Seels.
Es trägt zum Reiz des Buches bei, dass es
die Berliner Dichterin Seel tatsächlich gab:
Sie wanderte 1927 überraschend aus, um
einen kanadischen Trapper zu heiraten und
in der Wildnis zu leben.
Verstrickungen mit der Camorra, eine
Mordserie unter Bieler Secondos, eine Vergewaltigung im Wohncontainer eines Swisscoy-Soldaten oder eine Schweizerin auf den
Spuren von Kanadas Trapper und Diamantenschürfer: Die vorgestellten Krimis zeigen, wie vielfältig der Kleinstaat Schweiz
mit der Welt verbunden bleibt – und wie
vielseitig das Schweizer Krimi-Genre ist.
Allmen und der rosa Diamant
Martin Suter
Tödliche Punkte
Roger Strub
Tatverdacht
Petra Ivanov
218 Seiten
CHF 27.90
Diogenes
219 Seiten
CHF 15.90
Pendragon
400 Seiten
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Appenzeller
Widerwasser
Paul Wittwer
Alles still
Beat Portmann
Unter dunklen Wassern
Bernadette Calonego
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Marc Schlosser ist Hausarzt in Amsterdam. Er hat zwei heranwachsende
Töchter und eine attraktive Frau. Als sein Patient, der berühmte Schauspieler Ralph Meier, Schlosser und dessen Familie einlädt, im Sommer
ein paar Tage mit ihm und seinen Söhnen in ihrem Ferienhaus in Frankreich zu verbringen, sagt der Arzt zu.
Anderthalb Jahre später stirbt Meier,
und Schlosser muss sich wegen eines
möglichen Kunstfehlers vor der Ärztekammer verantworten. Doch gab es
wirklich einen Kunstfehler? Oder hat der
Tod von Schlosser vielleicht mit den Geschehnissen in jenem Sommer zu tun?
Allmählich zeigen sich die tiefen Verwerfungen zwischen den beiden Familien ...
Ein hochspannendes, meisterlich konstruiertes Familiendrama.
Der knapp 18-jährige Francis wohnt mit seiner Mutter in einem heruntergekommenen Trailerpark in New Jersey. Er sieht sein Leben schon
dort enden − bis er die Wahrheit über seine Zeugung erfährt. Offenbar
verdankt er seine Existenz einem absurden Experiment, an dem seine
Mutter einst teilnahm. Sein Vater ist
zudem kein Versager, der die Familie im Stich liess, sondern ein genialer
Wissenschaftler aus Harvard. Zusammen mit seinem besten Freund Grover,
einem verschrobenen Superhirn, und
dem Mädchen seines Herzens, der labilen und unberechenbaren Anne-May,
macht sich Francis auf den Weg, seinen
Vater zu finden.
Nach einer wahren Begebenheit.
352 Seiten
336 Seiten
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CHF 36.90
Kiepenheuer & Witsch
Diogenes
ISBN 978-3-462-04344-0
ISBN 978-3-257-06789-7
In Zeiten des abnehmenden
Lichts Eugen Ruge
Rücken an Rücken
Ein Roman wie eine Zeitreise: Diese wechselvolle Geschichte einer deutschen Familie reicht von ihren Erlebnissen im Exil bis ins «Jahr der Wende» 1989 und darüber hinaus. Sie führt die Leser von Mexiko über Sibirien
in die neu gegründete DDR, über die Gipfel und durch die Abgründe des
20. Jahrhunderts. So entsteht ein weites
Panorama. Ein grosser Deutschland­
roman, der Geschichte als Familiengeschichte erlebbar macht! Eugen Ruge
erschafft zudem eine schillernde Innensicht der DDR, die ungeheuer menschlich und komisch zugleich ist – er beschreitet den schmalen Grat zwischen
Hinterhertrauern und Verteufeln des
ehemaligen Arbeiterstaats souverän.
Gewinner des Deutschen Buchpreises!
Ostberlin, Ende der 1950er-Jahre. Die Geschwister Ella und Thomas
wachsen auf sich allein gestellt im Haus der Bildhauerin Käthe auf. Rücken an Rücken loten sie ihr Erwachsenwerden aus. Käthe, eine kraftvolle und schroffe Frau, hat sich für das kommunistische Deutschland entschieden. Leidenschaftlich vertritt sie
die Erfindung einer neuen Gesellschaft,
doch ihr Einsatz fordert Tribut. Im Schatten scheinbarer Liberalität setzen Kälte
und Gewalt Ella zu. Sie flüchtet sich mal
in eine Krankheit, mal begehrt sie trotzig
auf. Thomas indessen versucht sich zu
fügen. Doch er erträgt die Erniedrigungen nur schwer – und stürzt sich in die
unglückliche Liebe zu Marie.
432 Seiten
384 Seiten
CHF 26.90
CHF 26.90
Rowohlt
S. Fischer
ISBN 978-3-498-05786-2
ISBN 978-3-10-022605-1
Benedict Wells
Julia Franck
www.books.ch – November 2011 – 17
Reportage
Und jetzt mal
etwas völlig
anderes
Lange hat es gedauert, bis der Nachfolger des Bestsellers «Middlesex» in die
Läden kam. Doch das Warten hat sich gelohnt: Jeffrey Eugenides’ neuer Roman
«Die Liebeshandlung» wird alle seine alten Fans zufriedenstellen – und ihm mit
Sicherheit viele neuen Leserinnen und Leser bescheren.
Text: Erik Brühlmann
Fans von Jeffrey Eugenides brauchen Geduld. Während andere Schriftsteller in einem Jahrzehnt fünf, sechs oder mehr Bücher veröffentlichen, vergehen zwischen
zwei Eugenides-Romanen im Schnitt neun
Jahre. So gesehen erscheint sein neues Werk
«Die Liebeshandlung» pünktlich – neun
Jahre nach dem mit dem Pulitzer-Preis gekrönten Epos «Middlesex».
Aus zwei mach eins
Dass es «Die Liebeshandlung» überhaupt
in die Regale der Buchläden geschafft hat,
18 – www.books.ch – November 2011
ist eigentlich ein Zufall. «Nach ‹Middlesex›
arbeitete ich zwei Jahre lang an einem anderen Roman», gestand der in Detroit geborene Schriftsteller im Mai dieses Jahres an
einem Podiumsgespräch an der Book Expo
America. Irgendwann habe er die Hintergrundgeschichte einer Nebenfigur namens
Madeleine geschrieben und einfach nicht
mehr damit aufhören können. Plötzlich sei
ihm klar geworden, dass Madeleine das
Potenzial für einen eigenen Roman habe.
«Danach war es wie bei der Operation von
siamesischen Zwillingen: Ich versuchte, die
beiden Geschichten voneinander zu trennen und in beiden genügend lebenswichtige
Organe zu belassen, damit sie überleben.»
Im Fall von Madeleine und «Die Liebeshandlung» ist die Operation gelungen.
Das andere Manuskript verschwand in der
Schublade.
Es musste etwas anderes sein
Dass der Nachfolger von «Middlesex»
keine weitere Familiensaga werden würde,
war dem 51-Jährigen zu diesem Zeitpunkt
längst klar. «Nach ‹Middlesex› hatte ich genug von dieser Art Geschichten und wollte
einfach etwas ganz anderes machen», so
der Schriftsteller. Also machte er sich auf,
mit seiner zur Hauptfigur beförderten Madeleine die Gefilde der Liebe und des marriage plot – so auch der Titel des englischen
Originals – zu erkunden. «Der marriage
Reportage
plot war die Grundlage vieler grosser Romane des 19. Jahrhunderts», erklärte der
studierte Anglist am Podiumsgespräch. In
Romanen wie Jane Austens «Mansfield
Park» oder Leo Tolstois «Anna Karenina» ging es um Liebe, Heirat und Moral
– der Stoff, aus dem emotionale Geschichten gestrickt sind. «Mir war schnell klar,
dass mein Unterfangen nicht einfach werden würde, denn meine Geschichte sollte
nicht 1816, sondern in den 1980er-Jahren
spielen.» Im 19. Jahrhundert konnte eine
Frau durch eine Heirat gesellschaftlich
aufsteigen, eine Scheidung bedeutete hingegen ihren persönlichen Ruin; das bot
hervorragenden Stoff für Romane. Moderne Entwicklungen wie Eheverträge beerdigten dagegen die Geschichten mit einem
klassischen marriage plot als Grundlage.
«Trotzdem wollte ich versuchen, eine solche Geschichte vor modernem Hintergrund
zu schreiben.»
Eine Geschichte der unzähligen
Ebenen
Aber keine Angst: Natürlich verbrachte
der Pulitzerpreisträger nicht so viele Jahre damit, eine simple Liebesgeschichte zu
schreiben – auch wenn «Die Liebeshandlung» durchaus als eine Dreiecksgeschichte
zwischen Madeleine und ihren Verehrern,
dem hoffnungslos verliebten Mitchell und
dem manisch-depressiven Leonard, gelesen
werden kann. Ebenso gut geht der Roman
auch als eine witzige, teilweise freche College-Geschichte durch; oder als philosophische Betrachtung des Themas Liebe; oder
als Tour de Force durch die Klassiker der
Marriage-plot-Literatur; oder als Kaleidoskop der Liebe in all ihren Ausprägungen:
körperlich, geistig, romantisch, religiös, erfüllt und unerfüllt. Kurzum: Jeffrey Eugenides hat die Jahre des Schreibens dazu genutzt, eine Geschichte zu erschaffen, die an
Vielschichtigkeit kaum mehr zu überbieten
ist und zu mehrfachem Lesen auffordert.
list an einen Zufall, dass «Die Liebeshandlung» unter anderem am College der Brown
University 1982 spielt – also genau an dem
Institut, an dem der Autor ein Jahr später
selbst seinen Abschluss machte. Autobiografisch angehaucht dürfte auch sein, dass
Mitchell, ein Student der Religionswissenschaften, nach dem Universitäts-Abschluss
nach Indien reist, um mit Mutter Teresa zu
arbeiten; dasselbe tat auch Jeffrey Eugenides. Der Schriftsteller sieht sich selbst zwar
nicht als einen autobiografischen Autoren
– «es verwirrt mich immer, wenn ich über
mich selbst schreibe» –, gestand aber in einem Interview: «Ich benutze Episoden aus
meinem Leben, damit meine Geschichten
real erscheinen.»
Weitere Bücher von
Jeffrey Eugenides
Middlesex
733 Seiten
CHF 15.90
Rowohlt
Der Roman erzählt auf ebenso mitreissende
wie witzige Art die Lebens- und Familiengeschichte von Calliope/Cal Stephanides,
einem Hermaphroditen. Die Geschichte
erhielt Lob von allen Seiten und wurde 2003
mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet.
Die Selbstmord-Schwestern
250 Seiten
CHF 14.90
Rowohlt
Und die Moral von der Geschicht’ ...
«Die Liebeshandlung» ist ein wenig wie
das wahre Leben: Die Schönheit des Buchs
liegt im Auge des jeweiligen Betrachters.
Jede Leserin und jeder Leser wird etwas
anderes aus der Geschichte mitnehmen,
vielleicht auch etwas über die Liebe oder
zumindest die Liebesliteratur lernen. Die
Erkenntnisse des Schriftstellers selbst sind
naturgemäss etwas distanzierterer Natur:
dass es auch in unserer modernen, zuweilen
kühlen und berechnenden Zeit möglich ist,
eine Geschichte mit einem funktionierenden marriage plot zu schreiben. «Ich kam
zu dem Schluss, dass der marriage plot in
der heutigen Zeit immer noch in unseren
Köpfen abläuft», stellt er fest. «Er ist die
Idee der idealisierten Romanze, die wir
alle haben. Wir alle sind aufgewachsen mit
Erwartungen und Vorstellungen, wie man
die perfekte Liebe findet. Wir haben diese
Vorstellungen aus Filmen und Büchern.
Und auf dieser Grundlage funktioniert der
marriage plot auch heute noch.»
Jeffrey Eugenides’ Debütroman erzählt die
Geschichte von fünf Schwestern und ihrem
«Jahr der Selbstmorde». Ironisch, schaurig
und einfühlsam zugleich. Das Buch wurde
1999 mit James Woods und Kathleen Turner
verfilmt.
Der Spatz meiner Herrin
ist tot
571 Seiten
CHF 23.90
Rowohlt
Für diesen Band hat Jeffrey Eugenides
einige der besten und berührendsten
Liebesgeschichten der Weltliteratur zusammengetragen.
Air Mail
118 Seiten
CHF 12.90
Rowohlt
Jeffrey Eugenides beweist, dass er auch ein
Meister der Kurzgeschichte ist: drei fantastische, komische und traurige Erzählungen in
einem Band.
Der Autor in seinem Buch
Nach «Middlesex», der Geschichte eines
Hermaphroditen, habe er beschlossen, keine Fragen mehr nach autobiografischen
Elementen in seinen Romanen zu beantworten, erklärte Jeffrey Eugenides an der
Book Expo America lachend. Er wird sich
allerdings darauf einstellen müssen, dass
ihm solche Fragen wieder gestellt werden.
Es glaubt ja wohl kein neugieriger Journa-
Die Liebeshandlung
624 Seiten
CHF 31.90
Rowohlt
www.books.ch – November 2011 – 19
Mein Buch
«Nicht jedes Buch wurde
für mich geschrieben.»
Clemens Haipl /
Max Witzigmann
Goodbye
Rock’n’Roll
Wir möchten von Orell-Füssli-Kundinnen und -Kunden wissen: Welches ist
Ihr liebstes Buch? Heute antwortet
Hubert Gehrig aus St. Gallen.
Eine Vätergeschichte
in 256 E-Mails
208 Seiten
CHF 28,90
ISBN 978-3-99200-021-0
Vater werden
ist nicht schwer …
Clemens und Max, Comedy-Autoren und
Jung-Papas, haben’s nicht leicht. Goodbye
Rock’n’Roll – hallo Babyblues! Und so tauschen sich die beiden Kindsköpfe in einem
kurzweiligen E-Mail-Dialog zwischen Wien
und München aus, in der Hoff nung, Antworten zu finden auf Fragen wie: Wie stellt man
es an, wenn schon nicht die Fehler der eigenen
Eltern zu vermeiden, dann wenigstens die gleichen Fehler anders zu machen? Und: Ist das
Leben eines Mannes tatsächlich mit dem
Blasensprung seiner Partnerin zu Ende?
Uli Wohlers
Die Spur
der Schweine
Rasmussen und
Papuga ermitteln
346 Seiten
CHF 29,90
Mord im dänischen Ferienparadies. Schweinerei!
Bornholm, die friedliche Ferieninsel, das
Capri des Nordens – davon merkt der
Kopenhagener Kommissar Stig Tex Papuga
nicht viel. Gleich an seinem ersten Arbeitstag steht er vor einem Güllesee, in dem eine
Leiche dümpelt. Frohe Weihnachten!
20 – www.books.ch – November 2011
www.braumueller.at
ISBN 978-3-99200-047-0
Aufzeichnung: Erik Brühlmann
Hubert Gehrig hat das Lesen wiederentdeckt: «Früher, als ich noch bei einer grossen Schweizer Bank arbeitete, war der Kopf
am Abend meistens zu voll, um mich noch
auf ein Buch konzentrieren zu
können», erzählt der 70-Jährige. Nach der Pensionierung
habe er deshalb einen
riesigen Nachholbedarf
gehabt. Seither frönt er
seinem Hobby Lesen
ausgiebig. «Zeit genug
habe ich, denn meine
Frau und ich sehen kaum
fern», so Hubert Gehrig
– und wenn, dann stünden
meist Sendungen über fremde
Länder oder Literatursendungen auf dem
persönlichen Programm. «So habe ich auch
schon das eine oder andere Buch entdeckt!»
Doch der Vater zweier erwachsener Kinder
ist nicht nur Leser, sondern auch Sammler.
«Ich markiere mir interessante Gedanken,
schöne Passagen und kluge Zitate», verrät
er. «Danach übertrage ich sie am Computer
in eine Datei, drucke sie aus und lege sie in
einen Ordner ab.» Der aktuelle Ordner ist
schon fast voll und enthält das Beste aus
rund fünf Jahren Lesetätigkeit. Dass Hubert Gehrig ausgelesene Bücher behält, versteht sich fast von selbst. «Vor einigen Jahren warf ich einmal einen Stoss weg. Das
bereute ich danach allerdings.» Dennoch
gibt es in der Sammlung auch Bücher und
Autoren, die dem Vielleser nicht zusagen:
«Mit Eveline Haslers Stil kann ich mich
zum Beispiel nicht anfreunden», gesteht
er, «auch nicht mit jenem von Lukas Hartmann oder Peter Stamm.» Dass er beim
Bücherkauf hin und wieder danebengreife,
sei bei der Fülle des Leseangebots aber normal: «Es wurde halt nicht jedes Buch für
mich geschrieben!»
Im Grunde liest Hubert Gehrig alles. Be-
sonders angetan haben es ihm Sachbücher
aller Art. Zurzeit fasziniere ihn «Es war ein
Dorf in Kosova» von Arif Demolli − «ein
autobiografisches Werk, bei dem man die
Kosovaren auf sympathische Art von einer anderen Seite kennenlernt», so Hubert
Gehrig. Auch Hans Küngs «Projekt Weltethos» habe es ihm angetan, ebenso wie die
Rumänien-Romane von Eginald Schlattner.
Ein absolutes Lieblingsbuch herauszustreichen, fällt Hubert Gehrig jedoch
schwer. «Ich habe mir lange
überlegt, wie ich ein ‹Lieblingsbuch› überhaupt definieren würde», sagt er.
«Ein Buch, das ich mehrmals lesen würde? Eines,
das ich Freunden empfehle? Eines mit einem besonders schönen Schreibstil?»
Schliesslich fiel seine Wahl
auf «Religion in der Verantwortung» von Helmut Schmidt.
«Die Gedanken und Konzepte in diesem
Buch haben mir sehr imponiert», sagt
Hubert Gehrig. «Der ehemalige deutsche
Bundeskanzler appelliert an die Führer aller Religionen, endlich Respekt und Toleranz zu predigen.» Die Weltreligionen, sagt
Schmidt, müssten davon abkommen, die
alleinige Wahrheit für sich zu reklamieren,
und sie sollten stattdessen Verantwortung
für die gesamte Menschheit übernehmen.
«Man merkt dem Buch deutlich an, dass
Schmidt aus der Weisheit des Alters schöpft
– und sich traut, seine Argumente klar und
deutlich zu formulieren.»
Religion in der Verantwortung
Helmut Schmidt
250 Seiten
CHF 31.90
Propyläen
Mein Buch
SEHNLICHST
ERWARTET!
Weihnachtspäckli von
Stéphanie Berger
Foto: www.stephanie-berger.ch
Jedes Jahr im Dezember bietet die
Filiale Kramhof einen besonderen Service an: Im Päckli-Zelt können Kundinnen und Kunden gekaufte Bücher als
Geschenk verpacken lassen. Gleichzeitig sammelt Orell Füssli Spenden
für die Stiftung Mütterhilfe. 2011 gibt
es dafür prominente Unterstützung.
Text: Erik Brühlmann
Lassen Sie Ihr Buch am 17. Dezember 2011
von Stephanie Berger verpacken!
784 Seiten | CHF 33.90
Wer in der Vorweihnachtszeit endlich das
perfekte Geschenk gefunden hat, steht zumeist vor einer weiteren Herausforderung:
es hübsch einzupacken. Bei Orell Füssli
erledigen dies die Buchhändlerinnen und
Buchhändler – kostenlos! Um den vorweihnachtlichen Andrang stemmen zu können,
wird auch dieses Jahr das Päckli-Zelt im
Innenhof der Kramhof-Filiale aufgestellt.
Seit nunmehr vier Jahren bewältigt Orell
Füssli den Päckli-Andrang jeweils mithilfe
eines gemeinnützigen Partners. Zum zweiten Mal ist dies heuer die Mütterhilfe, die
sich an der Aktion vom 3. bis zum 24. Dezember beteiligt. Gemeinsam mit den Mitarbeitenden der Filiale Kramhof werden
die Freiwilligen der Mütterhilfe während
dieser Zeit dafür sorgen, dass die Geschenke der Kundinnen und Kunden zu wahren
Schmuckstücken unter dem Weihnachtsbaum werden. Als Gegenleistung für den
Einsatz stehen in allen Filialen von Orell
Füssli Spendenkässeli der Mütterhilfe.
Ein besonderer Höhepunkt der Aktion ist
der 17. Dezember: «Das ist sozusagen unser Prominententag», verrät Urs Schäfer
von der Mütterhilfe. «Dann werden Bänz
Friedli, Rolf Hiltl, Tim Wielandt und Stéphanie Berger im Päckli-Zelt mithelfen!»
Für die Entertainerin Stéphanie Berger, deren Karriere mit dem Miss-Schweiz-Titel
Der fünfte Teil der WanderhurenGeschichte: drastisch, dramatisch
und tief bewegend.
1995 begann, ist die Zusammenarbeit mit
der Mütterhilfe der Beginn eines langfristigen Engagements. «Ich war auf der Suche
nach einer Organisation, die ich glaubwürdig vertreten kann und die nicht einfach
wahllos prominente Gesichter als Werbeträger benutzt», erklärt die gebürtige Bernerin. Vor zwei Jahren wurde sie das erste
Mal im Rahmen eines Wohltätigkeitsanlasses auf die Mütterhilfe aufmerksam. Im
vergangenen Jahr wurde Stéphanie Berger
selbst Mutter eines Sohnes. «Das hat meine Perspektive in Bezug auf das Elternsein
grundlegend verändert», sagt sie. «Plötzlich
wurde mir klar, was zum Beispiel alleinerziehende Mütter tagtäglich leisten – erst
recht,wenn sie nicht über die nötigen Mittel verfügen.» Umso wichtiger sei es, diese
Familien zu unterstützen. Wenn nicht, entwickelt sich ein Teufelskreis, bei dem jeder
den anderen immer weiter herunterzieht.»
Stéphanie Berger freut sich jedenfalls schon
auf ihren Einsatz für den guten Zweck:
«Ich mache unheimlich gern Päckli!» Das
klingt nach einem Einpack-Talent. «Nein,
überhaupt nicht», gibt sie lachend zu. «Dafür werden meine Päckli dann auch ganz
speziell und unvergesslich.»
Seit 1932 unterstützt die Mütterhilfe Mütter, Väter und Paare in der ganzen Deutschschweiz. Die konfessionell und politisch unabhängige Stiftung bietet mit elf Mitarbeitenden Sozialberatungen, Elternschaftstherapien, Familieneinsätze, Weiterbildungen
und materielle Hilfe für Eltern – von der Schwangerschaft bis zum Zeitpunkt, wenn
das jüngste Kind drei Jahre alt ist. Der grösste Teil der Mittel stammt aus Spenden und
Legaten; Subventionen bezieht die Mütterhilfe nicht.
© FinePic®, München
Die Mütterhilfe
www.books.ch – November 2011 – 21
Orell Füssli
Einfach lesen!
Wer viel liest, kann das heute einfach und bequem auf einem eReader tun.
Daniel Fisler von Orell Füssli vermittelt einen Überblick über die Geräte und das
eBooks-Sortiment.
Text: Benjamin Gygax
segerät nutzt: «Ich bin begeistert, vor allem
auch was die Benutzerfreundlichkeit anbelangt.» Besonders gross ist diese gemäss
Fisler mit dem ePub-Format. Mit diesem
Format kann die Schriftgrösse frei gewählt
werden; und einige eReader lesen den Text
auf Wunsch auch gleich vor.
Technik tritt in den Hintergrund
«Wir haben nicht nur die Wale, die Mönchsrobben und die Bären in den Abruzzen zu
retten, sondern auch die Bücher», plädierte der italienische Autor und Sprachwissenschaftler Umberto Eco 2009 in seinem
Werk «Die Kunst des
Bücherliebens». Es steht
ausser Zweifel, dass der
bibliophile Eco mit «Bücher» gedruckte Bücher
meint. Brauchen Bücher
wirklich Artenschutz?
Und ist der eReader die
Bedrohung?
Ist das Buch
bedroht?
Das Bundesamt für Statistik weiss: Die Zahl
der Buchtitel, die in
der Schweiz jährlich
herausgegeben werden,
ist im 20. Jahrhundert
von rund 1700 auf über
11‘000 angewachsen, jedes fünfte Buch ist
heute ein literarisches Werk. Das schreibende Gewerbe scheint also zu florieren.
Allerdings sagt das noch nichts über die
Nachfrage aus. Hier präsentiert sich die
Situation etwas anders. Sowohl die Zahl
der Buchhandlungen als auch der Branchenumsatz sinken gemäss einer Studie
der Universität Zürich seit einigen Jahren
leicht. Es gibt Verschiebungen bei den Verkaufskanälen: weg von Buchhandlungen,
hin zum Online-Verkauf. Und es gibt eine
Verschiebung vom gedruckten Buch zum
eBook. Einzelne Online-Händler verkaufen
seit diesem Jahr bereits mehr eBooks als gedruckte Bücher.
Neues neben Bewährtem
Als Verantwortlicher von Orell Füssli für
das eReading-Geschäft ist Daniel Fisler daran interessiert, eBooks zu fördern, doch
er weiss: «Unser Hauptstandbein sind die
Filialen, wo wir unseren Kundinnen und
Kunden ein breites Sortiment und echte
22 – www.books.ch – November 2011
Beratung bieten. Deshalb werden eBooks
das gedruckte Buch nie ersetzen.» Allerdings ist Fisler überzeugt: «eBooks stehen
am Anfang einer neuen Epoche. In drei bis
vier Jahren werden unsere Kunden sicher
jedes zehnte Buch als
eBook kaufen.» Gründe dafür gibt es viele:
eReader sind leicht, bieten Platz für über 1000
Bücher, und der Kauf
eines neuen Buchs ist
auf www.books.ch sehr
einfach. eBooks werden
im Durchschnitt 20 bis
40 Prozent günstiger
angeboten als gedruckte
Bücher. Deshalb amortisiert sich ein eReader
schon nach etwa 20
eBooks. Die neue Technik erlaubt beim Lesen
zudem Interaktion in sozialen Netzwerken oder
das Einbinden multimedialer Inhalte.
Auf dem Sprung zum Alltagsgegenstand
Lassen sich die Kundinnen und Kunden
von solchen Argumenten überzeugen?
Christa Werder tut das auf jeden Fall. Die
Englischlehrerin kauft ihre Bücher bei Orell
Füssli; seit einem Jahr besitzt sie einen Sony
Reader und liest etwa zur Hälfte eBooks.
Warum? «Einerseits biegen sich bei mir zu
Hause die Büchergestelle», sagt sie, «andererseits habe ich mit dem eReader absolut
gute Erfahrungen gemacht. Ich kann ihn
ganz zuletzt in den Koffer werfen und muss
mir nicht überlegen, was ich in den Ferien
lesen möchte – ich habe die ganze Auswahl
dabei.» Da die Batterie eines eReaders zum
Lesen von mindestens 10’000 Seiten reicht,
muss sie nicht einmal das Ladekabel und
den Stecker-Adapter einpacken. Überzeugt
von den eBooks ist auch die Orell-FüssliKundin Susan Platt, die seit diesem Sommer ein iPad besitzt und es fleissig als Le-
Christa Werder sagt, sie sei fasziniert von
elektronischen Gadgets und probiere sie
auch gern aus, Susan Platt arbeitet nebenbei als selbstständige Webdesignerin. Kein
Wunder also, können sich die beiden Frauen
mit dem eReading anfreunden. Tatsächlich
haben sich bisher vor allem Menschen einen eReader zugelegt, die gern mit Technik
spielen – und das waren vor allem Männer.
Doch Daniel Fisler weiss: «Den grössten
Zuwachs verzeichnen eReader-Verkäufe bei
Frauen über 30 Jahren.» Gemäss deutschem
Branchenverband Bitcom soll der Umsatz
mit eReadern in diesem Jahr um 33 Prozent
von 24 auf 31 Millionen Euro anwachsen.
Noch eindrücklicher soll das Wachstum bei
den Tablets-PCs und iPads ausfallen: Erwartet wird beinahe eine Verdoppelung der
verkauften Geräte. Es scheint, als ob sich
Leserinnen und Leser langsam mit den neuen Geräten anfreunden.
Bücher für jeden Geschmack
Die Technik ist das eine, das vorhandene
Buchangebot das andere. Bis vor einigen
Jahren war es nicht berauschend, doch auch
diese Zeiten sind vorbei. «Heute verfügen
wir über 100’000 Titel in den Sprachen
Deutsch, Französisch und Englisch in unserem Sortiment, rund 45’000 davon sind
deutschsprachig», weiss Daniel Fisler, «ein
Drittel des Angebots entfällt auf Belletristik.» Christa Werder liest gern Krimis und
Kurzgeschichten, braucht als Sprachlehrerin
ihren eReader aber auch für GrammatikNachschlagewerke. Susan Platt bezeichnet
sich selbst als Leseratte und liest vor al-
Wenige Schritte zum eBook
Alle Schritte zum Einrichten Ihres Lesegerätes
werden auf www.books.ch erklärt
(Kundenservice > Downloads > eBook).
Weitere Unterstützung erhalten Sie in allen Filialen von Orell Füssli oder vom Kundenservicecenter unter 0848 849 848 (Kosten: 4 Rappen
pro Minute).
Orell Füssli
Für alles das passende Lesegerät
Wer Bücher elektronisch lesen möchte, kann zwischen zwei Technologien wählen. Bei eReadern
ist die Bildschirmdarstellung ähnlich wie im Buch und dank E-Ink-Technologie sehr scharf und
kontrastreich. Die leichten Geräte bieten mit einer Batterieladung langen Lesespass, verfügen
aber über keine Farbbildschirme. Sie sind ideal für Vielleser. Tablet-PCs und das iPad sind vielseitiger, aber auch grösser und schwerer. Diese Geräte entsprechen vor allem Multimedia-Nutzern.
Möglich, aber eher unpraktisch ist es, eBooks auf dem PC oder auf dem Smartphone zu lesen.
Orell Füssli bietet eine Auswahl guter Geräte an:
e
r
t
u
Daniel Fisler, Category Manager eReading
bei Orell Füssli: «Wir haben Kundinnen und
Kunden, die ausschliesslich eBooks lesen –
und zwar immer mehr.»
e Eleganter Alleskönner
lem Science-Fiction, Fantasy und Mystery.
«Ich benutze den eReader zudem auch zum
Vorlesen von Kindergeschichten für meine
6-jährige Tochter», sagt Susan Platt, «und
spannend finde ich auch interaktive Bücher
wie ‹Our Choice› von Al Gore.»
Verlage sind am Zug
Was heute im Sortiment noch fehle, seien
Sachbücher: «Viele Leute vermissen Reiseführer und Ratgeber, aber auch Kinderbücher», so Daniel Fisler. Und manchmal sind
auch Bestseller nicht gleichzeitig mit der
gedruckten Ausgabe verfügbar. Doch was
als eBook erscheint, bestimmen die Verlage. Fisler meint: «Leider haben wir auch
als grösster Buchhändler der Schweiz kaum
Einfluss auf deren Politik.» Und kleinere
Verlage scheuen oft die hohen Einstiegskosten für die technische Infrastruktur, die für
den Handel mit DRM-geschützten eBooks
nötig ist. Nicht so der Verlag Kiepenheuer
& Witsch. Zur Frankfurter Buchmesse 2011
stellte er seine Reihe «KiWi eBook extra»
vor. Die bisher sieben Bücher dieser Edition
erscheinen exklusiv als eBooks. «Aber eigentlich sollte uns gar nicht das Medium beschäftigen, sondern, dass weiterhin Bücher
geschrieben, erworben und vor allem auch
gelesen werden», meint Daniel Fisler. Wer
also lieber gedruckte Bücher liest, wird bei
Orell Füssli auch weiterhin ein umfassendes
Sortiment finden.
Der meistverkaufte eReader bei Orell Füssli ist
jetzt in einer überarbeiteten Version erhältlich.
Der «Sony Reader Wi-Fi (PRS-T1)» kostet CHF
199.– und bietet:
kE-Ink-Touchscreen mit 15 cm Bildschirmdiagonale,
einer Auflösung von 800 x 600 Pixeln und 16 Graustufen;
k2 GB Speicher für bis zu 1200 eBooks, erweiterbar
mit separater MicroSD-Speicherkarte auf 32 GB;
kAkkulaufzeit bis zu 4 Wochen, mit Wi-Fi-Nutzung bis
zu 3 Wochen;
kAbspielmöglichkeit von Musikdateien im MP3- oder
AAC-Format über den Kopfhörerausgang.
Den Reader gibt es in den Farben Rot, Weiss
und Schwarz. Wer möchte, kann sein Gerät
mit einem Einband derselben Farbe oder
einem Soft Case in Pink oder Dunkelblau
schützen.
r Zuverlässiger Reisebegleiter
Der «iriver Story HD» ist ein zuverlässiger
Begleiter für unterwegs. Das Gerät weist die
zurzeit höchste und kontrastreichste Bildschirmauflösung auf und eignet sich vor allem
für Leute, die keinen Touchscreen brauchen.
Er spielt keine Hörbücher ab. Der eReader
kostet CHF 199.– und bietet:
kE-Ink-Bildschirm mit 15 cm Diagonale, einer Auflösung von 1024 x 768 Pixeln und 16 Graustufen;
k2 GB Speicher für bis zu 1200 eBooks, erweiterbar
mit separater MicroSD-Speicherkarte;
kAkkulaufzeit bis zu 14’000 Seiten;
kDarstellungsmöglichkeit für Bild- und MicrosoftOffice-Dokumente.
t Günstiger Freizeitbegleiter
Der «ImCoSys eReader» ist der günstigste
eReader bei Orell Füssli und kostet CHF 179.–.
Sein Bildschirm eignet sich speziell für Leute,
die gern draussen oder bei unterschiedlichen
Lichtverhältnissen lesen. Er bietet:
kTouchscreen mit 15 cm Bildschirmdiagonale, einer
Auflösung von 800 x 600 Pixeln und 16 Graustufen;
k2 GB Speicher für bis zu 1200 eBooks, erweiterbar
mit separater MicroSD-Speicherkarte auf 32 GB;
kAkkulaufzeit bis zu 10‘000 Seiten, ohne MP3Nutzung;
kAbspielmöglichkeit von Musikdateien im
MP3- Format über den Kopfhörerausgang.
u Multimedialer Tablet
(ab Dezember 2011 erhältlich)
Das «Samsung Galaxy Tab 8.9» ist ein echter
Herausforderer für das iPad. Mit 8,9 Zoll Bildschirmdiagonale ist der Tablet-PC zwar etwas
kleiner, eignet sich dafür optimal zum Lesen.
Mit der Android-App von books.ch lassen sich
eBooks bequem kaufen und direkt aufs Gerät
laden. Das Samsung Galaxy Tab 8.9 kostet
CHF 599.– und bietet:
kTouchscreen mit TFT Display (230,9 x 157,8 cm),
einer Auflösung von 1280 x 800 Pixeln. Wird mit
Android 3.1 (Honeycomb) ausgeliefert.
keine Dicke von 8,6 Millimetern und ein Gewicht von
447 Gramm – das Gerät ist also noch einen Tick
dünner und leichter als das iPad 2;
k3-Megapixel-Kamera hinten und 2-MegapixelKamera vorn;
kkein erweiterbarer Speicher, nur mit WLAN erhältlich.
Geeignet für: eBooks, Video-Telephonie,
E-Mail, Fotos, Videos/Filme, Musik, Surfen
Detaillierte Informationen zu allen Geräten finden Sie unter www.books.ch/eBooks/reader.
In den Filialen von Orell Füssli werden Sie kompetent zum eReader- und eBooks-Angebot
beraten.
www.books.ch – November 2011 – 23
Saison
Bücher aller Rassen
In Schweizer Haushalten leben 1,35 Millionen Katzen und über 500’000 Hunde. In
unserem Land gibt es also eine nahezu gigantische Zahl von Katzen- und Hundefans. Für sie ein passendes Weihnachtsgeschenk zu finden, ist nicht schwer –
denn die Auswahl an Büchern, die genau für sie verfasst wurden, ist so vielfältig,
wie es die Hunde- und Katzenrassen sind. Wir haben ein paar Neuheiten und
Klassiker aus dem Tierbücher-Regal gezupft.
Text: Marius Leutenegger
Das Katzenbuch für Zweifler
Das Hundebuch für Yogisten
Tante Susy hatte jahrzehntelang Katzen.
Als die letzte, die ebenso filigrane wie kaiserliche Livia, an extremem Bewegungsmangel starb, verkündete Susy einen Hauch
zu laut: «Nie wieder Katzen! Dieses ganze
Geschleppe – Katzensand rein, Katzensand raus. Und dann die Kosten fürs Katzenhotel, wenn wir mal eine Woche nach
England rübermachen! Read my lips: Nie!
Wieder! Katzen!» Keine Frage, da wollte sich eine Katzenliebhaberin selber vom
Undenkbaren überzeugen. In solchen Fällen ist ein Buch wie «365 Gründe Katzen
zu lieben» das passende Mitbringsel. Es ist
günstiger als eine Rassekatze und hat den
genau gleichen Effekt: Tante Susy wird wieder Katzenmama. Denn wer kann diesen
Argumenten schon widerstehen? Grund
57: «Wo immer sich eine Katze niederlässt, wird sich das Glück einfinden.» Oder
Grund 93: «Dass die Katze so gelenkig ist,
liegt daran, dass ihr Rückgrat besondere
‹Scharniere› aufweist.» Oder Grund 230:
«Wer nicht füttern will die Katzen, muss
ernähren Maus und Ratzen.» Gut, DIESER
Grund ist vielleicht nicht wahnsinnig aktuell, deshalb blättern wir zu 335: «Die Katze
hat ein sehr dichtes Fell, das aus drei Haartypen besteht: Stichel- oder Grannenhaare,
Leithaare und Flockhaare.» Dem ist nichts
hinzuzufügen. Nur noch, dass das fast würfelförmige Buch hübsch aufgemacht ist und
man es gern ein Jahr lang täglich zur Hand
nimmt.
Eigentlich gehörte auf dieses Buch der
Text aus dem Abspann jeder HollywoodKomödie: «Bei dieser Produktion kamen
keine Tiere zu Schaden.» Denn die Fotos
des schmalen Bändchens zeigen Hunde in
genau jenen schauerlichen Verrenkungen,
die sich wirklich nur Menschen selber antun wollen. Das ist für Freunde des naturbelassenen Canis lupus familiaris (Familienwolfs) natürlich etwas irritierend. Zu
deren Beruhigung sei aber erwähnt, dass
bei der Herstellung der Fotos für «Das geheime Wissen der Yoga-Hunde» ein Bildbearbeitungsprogramm die entscheidende
Rolle gespielt hat. Der Spass, den man an
diesem Buch haben kann, ist also ein unbeschwerter – doch man weiss gar nicht
recht, wer hier eigentlich auf die Schippe
genommen wird: die Menschen, die sich
so originelle Stellungen wie die «KatzeKuh-Haltung» oder die «Vollständige
Bootshaltung» ausgedacht haben – oder
die Hunde, die auf allen Fotos mit geradezu zürcherischem Ernst bei der Sache
zu sein scheinen.
365 Gründe Katzen zu
lieben
Brigitte Bulard Cordeau
365 Seiten
CHF 24.90
Knesebeck
24 – www.books.ch – November 2011
Das geheime Wissen
der Yoga-Hunde
Dan Borris
112 Seiten
CHF 24.90
Knesebeck
Das Katzenbuch der Weisheit
7. Auflage – das ist schon fast ein Gütesiegel. Und tatsächlich könnte man Terry
Pratchetts Buch «Die gemeine Hauskatze»
als Mutter aller Katzenbücher bezeichnen. Oder wenigstens als ihre Stiefmutter.
Oder entfernten Onkel. Nun gut: Es ist
wohl eher so etwas wie der irre Cousin
in der grossen Familie der Katzenlitera-
tur. Als Weihnachtsgeschenk für ein BüsiGrossmueti ist «Die gemeine Hauskatze»
zwar denkbar ungeeignet, aber es gibt auf
der ganzen Welt Millionen von Fans von
Terry Pratchett und seinen ScheibenweltRomanen – und die lieben das Buch offenbar selbst dann, wenn sie selber gar keine
Katze besitzen. Aus gutem Grund: Dieser
«Ratgeber» ist geprägt vom typischen lakonischen Terry-Pratchett-Humor. «Abgesehen davon kann man Katzen sowieso
nichts beibringen», hält der Meister zum
Beispiel fest. «Überhaupt nichts. Vielleicht
glauben Sie, Sie können es, aber dann haben Sie einfach noch nicht richtig begriffen, was da vor sich geht. Sie denken, die
Katze erscheint Punkt zehn Uhr abends
zum Futterfassen. Aus der Sicht der Katze
jedoch hat man ein unförmiges Etwas auf
zwei Beinen dazu abgerichtet, jeden Abend
eine Dose aus dem Kühlschrank zu holen.»
Es lässt sich kaum bestreiten: Pratchett hat
recht. Deshalb wird sein Büchlein wohl
noch manche Auflage erleben.
Die gemeine Hauskatze
Terry Pratchett
154 Seiten
CHF 12.90
Goldmann
Zum Wünschen
und Schenken
Saison
Das Hundebuch für Vernünftige
Wer sich einen Hund kauft, holt sich nicht
nur einen treuen Freund, sondern auch
ein Rätsel auf vier Beinen ins Haus: Entgegen des Eindrucks, den manche Besitzer
von ihrem Begleiter vermitteln möchten,
ist der Hund kein besserer Mensch, sondern ein Tier mit ganz eigenem Verhalten.
Wie kommt es zum Beispiel, dass der eigene Hund jenen des Nachbarn überhaupt
nicht mag, obwohl der doch immer spielen möchte? Oder dass er zwar aufs Wort
gehorcht – aber nur daheim? Oder dass er
Dinge frisst, die er – bei allem Respekt vor
hündischen Irrtümern – unmöglich appetitlich finden kann? Aufschluss über solche
und viele, viele andere Hunde-Mysterien
gibt der handliche Band «300 Fragen zum
Hundeverhalten». Es ist für Herrchen und
Frauchen sozusagen das, was Remo Largos
«Babyjahre» für Eltern ist: ein unprätentiöser, leicht verständlicher Ratgeber, der die
vielen anderen Bücher zum Thema mehr
oder weniger überflüssig macht. Und der
Tipps gibt, an die man sich jederzeit halten
kann. Wer also nur ein einziges Buch, aber
keine Fragen mehr haben möchte, ist mit
diesem hier bestens bedient.
300 Fragen zum Hundeverhalten
Roland Lindner
256 Seiten
CHF 21.90
Gräfe & Unzer
Das Katzenbuch für Anfänger
Katzen sind erziehungsresistent. Wer das
nicht glaubt, soll nur an die letzte Raubkatzen-Nummer zurückdenken, die er oder sie
in einem Zirkus sah: Löwen haben, ausser
dazusitzen und einmal über ein Podest zu
schleichen, nichts zu bieten. Sie jonglieren
keine Bälle, spielen keine Instrumente und
tun nicht einmal so, als könnten sie rechnen. Und Katzen sind ja nichts anderes als
eigensinnige kleine Löwen; es ist vermutlich einfacher, den Wollknäuel zu dressieren als die Katze, die daran hängt. Dennoch kann man bei Katzen vieles richtig
und noch viel mehr falsch machen.
«Katzen halten ganz entspannt»
hält auf etwa 100 Seiten und in
lockerem Stil alles fest, was
man über Katzen wissen muss
– gut portioniert und strukturiert. Illusionen macht
die Autorin und erfahrene Katzenhalterin
Isabella Lauer ihrer Leserschaft keine. Ihr
Tipp zum Thema Erziehung: «Zeigen Sie
der Katze, was sie darf und was nicht. Und
wenn sie trotzdem etwas Unerwünschtes
tut, machen Sie ihr es unmöglich, so gut
es geht. Wenn sie etwa an einer verbotenen Stelle kratzt, kleben Sie diese Stelle ab.
Oder wenn sie Blumen anfrisst, stellen Sie
diese weg.»
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Katzen halten ganz
entspannt
Isabella Lauer
127 Seiten
CHF 28.90
Kosmos
Das Katzen- und Hundebuch
für Nachtschwärmer
Auf Seite 22 dieser Ausgabe von «books»
stehen manche kluge Argumente für die
Anschaffung eines eReaders. Es gibt aber
auch gute Gründe für Lesestoff aus der
Druckerei. Einer davon ist das Bilderbuch
«Wer ist hier der Chef?». Sein Clou: Viele
der Zeichnungen leuchten im Dunkeln, und
es bleibt einfach faszinierend, was man mit
Papier alles anstellen kann. Vor lauter Licht
an- und ausknipsen – die Bilder müssen erst
«aufgeladen werden» – könnte man fast
die schöne Geschichte vergessen, die mit
den beiden fundamentalen Eigenschaften
spielt, die Hund und Katze nachgesagt werden: Anhänglichkeit und Unabhängigkeit.
Was macht am Ende freier? Das Buch ist
zwar für Kinder ab sechs Jahren gedacht,
aber alle Tierfreunde sind ja in gewissem
Sinn Kinder im Geiste geblieben – und werden dieses schöne Buch zu schätzen wissen.
Der Tigermutter
die Stirn bieten!
Satire, die das
Leben schreibt
Banker-Deutsch
entlarvt:
Eine Abrechnung in
Stichwörtern
Schonungslos,
pointiert und
meinungsstark
Authentische Fälle
aus dem Alltag eines
Milieu-Anwalts
Eine packende
Biografie
192 S., gebunden mit SU 264 S., gebunden,
Fr. 29.90
durchg. illustriert
978-3-280-05444-4
Fr. 29.90
978-3-280-05446-8
192 S., gebunden
Fr. 19.90
978-3-280-05440-6
192 S., gebunden
Fr. 34.90
978-3-280-05417-8
Wer ist hier der Chef?
Bart Moeyaert, Katrien Matthys
60 Seiten
CHF 29.90
Hanser
Das Hundebuch für Experten
Die Gestaltung des Buchs ist so staubtrocken, dass man nach dem Aufschlagen
gleich kontrolliert, ob man nicht kurioserweise den Registerband von Kindlers
Literaturlexikon zur Hand genommen
hat. Wen es nach süssen Welpenfotos
dürstet, wird jedenfalls eher reserviert reagieren, wenn er dieses Buch unter dem
Weihnachtsbaum vorfindet. Der Hund auf
192 S., broschiert
Fr. 29.90
978-3-280-05433-8
192 S., gebunden
Fr. 29.90
978-3-280-05427-7
www.books.ch – November 2011 – 25
www.ofv.ch
Nervenkitzel
garantiert
Anne Gold
Das Auge des Sehers
360 Seiten,
gebunden mit Schutzumschlag
ISBN 978-3-7245-1763-4
Markus A. Will
Der Schwur von Piräus
444 Seiten,
gebunden mit Schutzumschlag
ISBN 978-3-7245-1769-6
Dani von Wattenwyl
Die Brigade des Falken
523 Seiten,
gebunden mit Schutzumschlag
ISBN 978-3-7245-1698-9
Jetzt im Buchhandel oder unter www.reinhardt.ch
Saison
dem Cover verrät’s: Da wird nicht frohgelaunt vom besten Freund des Menschen
geschwärmt, sondern mit Akkuratesse rapportiert, was man über Hunde weiss. Man
sollte sich aber nicht täuschen lassen: Das
Buch ist geradezu unheimlich fundiert, und
das Gefühl, es hier mit echtem Wissen zu
tun zu haben, fesselt einen schon nach wenigen Seiten. Wer tief eintauchen will in die
Materie, wird vermutlich kaum ein besseres und aktuelleres Standardwerk finden.
Es greift in seiner grundsätzlichen und am
Ende eben auch verständlichen Betrachtungsweise weit über das eigentliche Thema
hinaus; hat man die 400 eng beschriebenen
Seiten und die gut gemachten Grafiken
durchgearbeitet, weiss man Bescheid über
unzählige Aspekte der Evolution, Ethologie
oder Soziobiologie.
Hunde
Dr. Adám Miklósi
415 Seiten
CHF 89.Kosmos
Das Katzenbuch mit
Jö-Jö-Jö-Effekt
Wie leicht wäre es, über diesen «Dekorativen Aufsteller mit 240 Fotos und treffenden Zitaten über unsere geheimnisvollen,
samtpfotigen Gefährten» eine Giesskanne
voller Spott auszuschütten: Au weia, diese allzu süssen Katzenbabys! Diese ans
Devote grenzende Hoffotografie! Aber
Gopfriedstutz, sie sind eben wirklich herzig, die kleinen und grossen Büsis, die man
hier zu sehen bekommt. Man würde das
Buch ja gern einmal den Hooligans vom
FCZ in die Hände drücken und schauen,
ob die damit nicht doch sanft zu stimmen
wären. Als Hundefreund will man natürlich festhalten, dass das Ganze mit Welpen
wohl noch einen Tick reizender wäre, aber
man muss fair bleiben: Zwei gerade mal
ein paar Wochen alte Kätzchen, die völlig
überfordert in die Kamera starren und denen man gleichzeitig ansieht, dass sie schon
bald viel Ärger machen werden, sind schon
eine Augenweide.
Weisheiten für
Katzenfreunde
240 Seiten
CHF 36.90
Pattloch
Katzenbücher für Bücherfreunde
Das Hundebuch für Voyeure
Wer Katzen mag, schätzt meist auch Literatur – das zeigt eine zwar keineswegs repräsentative, aber deshalb nicht weniger
ernst zu nehmende Erhebung im persönlichen Umfeld. Hundebesitzer lesen wohl
auch, haben aber naturgemäss weniger
Zeit dafür, weil sie ständig Gassi gehen
müssen – derweil die Katzenmenschen
eher dazu neigen, mit ihrem eigenwilligen
Tier eine Polstergarnitur zu teilen. Kein
Wunder also, gibt es schöne literarische
Lesebücher für Katzenfreunde. Zwei davon seien explizit herausgegriffen, weil sie
sich ideal als kleines Mitbringsel bei einer
Einladung zum Tee eignen; und man stellt
sich als Hundebesitzer ja gern vor, unter
kultivierten Katzenfreunden seien solche
Einladungen verbreitet. «Das klassische
Katzenbuch» ist genau das, was der Titel
verspricht: ein Katzenbuch voller Klassiker.
Vereint sind über 50 Beiträge berühmter
Autorinnen und Autoren von Jean de La
Fontaine über Johann Wolfgang von Goethe bis zu Gottfried Keller. Das Schöne an
diesem Buch ist, dass man endlich all die
Schriftsteller kennenlernt, von denen man
schon lange einmal etwas lesen wollte –
und alle diese Giganten der Literatur in homöopathischen Dosen serviert bekommt.
Etwas beschaulicher geht es im Buch «33
Arten eine Katze zu lieben» zu und her. Seine Autorenschaft stammt aus der zweiten
Reihe, aber das gilt nur hinsichtlich ihrer
Prominenz und nicht ihrer Qualitäten. Die
kurzen Essays von Leuten wie Erika Pluhar
oder Gerhard Roth sind wunderbar und lesen sich federleicht – eben genau passend
zum Tee kurz nach Weihnachten, wenn der
Schnee rieselt, das Holz im Kamin knackt
und die Katze auf dem Sofa schnurrt.
«Meine Nacht mit Anna» ist ein Buch für
alle, die gern durch Schlüssellöcher spähen.
Jasper ist ein Rüde, der seinen Korb mit
seiner Gefährtin Anna teilt. Als sie krank
wird, erzählt er ihr während einer unruhigen Nacht sein ganzes Leben. Dabei öffnet
er ihr sein Hunde-Herz, wie noch nie ein
Hunde-Herz geöffnet wurde. Ja, das ist kitschig – aber doch nicht so sehr, dass man
nicht ständig weiterlesen möchte. Denn
Jasper hat Humor, und alle Hundebesitzer
wissen ja, dass ihre Tiere durchaus witzig
sein können. Ausser natürlich, wenn es
ums Futter geht.
Das klassische Katzenbuch
Christiane Freudenstein (Hrsg.)
298 Seiten
CHF 12.90
Fischer
33 Arten eine Katze zu lieben
Ruth Rybarsky (Hrsg.)
281 Seiten
CHF 19.90
Residenz
Meine Nacht mit Anna
Michaela Schwarz
142 Seiten
CHF 12.90
Aufbau
Die dichtesten Hunde- und
Katzenbücher
Zu guter Letzt noch zwei Bücher, die vermutlich wirklich jeden Hunde- und Katzenfreund, jede Hunde- und Katzenfreundin begeistern: die Gedichtbände «Der
prosaische Hund» und «Die poetische Katze». Die ungerechte Titelgebung ist einem
französischen Sprichwort geschuldet: «Der
Hund mag wundervolle Prosa sein, aber
nur die Katze ist Poesie.» Nun denn, beide
Bücher überzeugen mit schönen Gedichten über ihre jeweilige Hauptfigur und mit
hübschen Illustrationen. Mit einem Umfang von gut 30 Seiten sind die Bändchen
auch jedem schnöden Gedichte-Verächter
zumutbar, zumal die Auswahl allgemeinverträglich bleibt – unter anderem garantieren Wilhelm Busch, Joachim Ringelnatz
und Christian Morgenstern beste Unterhaltung.
Die poetische Katze
Armin Abmeier (Hrsg.)
Rotraud Berner (Illustrationen)
31 Seiten
CHF 18.90
Jacoby & Stuart
Der prosaische Hund
Armin Abmeier (Hrsg.)
Rotraud Berner (Illustrationen)
34 Seiten
CHF 18.90
Jacoby & Stuart
www.books.ch – November 2011 – 27
Neuer Zugang
zu Klassikern
Zahlreiche fremdsprachige Bücher
erscheinen gegenwärtig in neuen und
deutlich verbesserten Übersetzungen
– die Klassiker laden dazu ein, erneut
gelesen zu werden.
Text: Markus Ganz
Es mangelt gewiss nicht an Büchern in dieser Welt. Bereits die deutschsprachige Literatur ist äusserst umfangreich. Der Reichtum der Literatur lässt sich jedoch nur mit
Übersetzungen von Werken aus anderen
Sprachkulturen erfassen. Wie anspruchsvoll das Übertragen indessen ist, demonstrieren allein schon Übersetzungen von
Alltagstexten mit Internet-Tools wie BabelFish aufs Vergnüglichste. Um einem literarischen Werk gerecht zu werden, benötigt
ein Übersetzer auch literarische Qualitäten,
denn er muss es quasi neu verfassen. Es ist
denn auch kein Zufall, dass oft Schrifsteller
– darunter auch viele berühmte wie Johann
Wolfgang Goethe – Bücher anderer Autoren übersetzen.
In Babylon
In der Realität sind aber nicht alle Übersetzer Meister ihres Fachs. Entsprechend
gross ist das Potential für Neuübersetzungen. Sie drängen sich allerdings nur bei herausragenden Werken auf, deren Qualitäten
28 – www.books.ch – November 2011
in der bisherigen Übersetzung nicht voll
zur Geltung kamen. Oft finden sich sogar
Fehler und Fehldeutungen, weil die Übersetzung auf einer Übersetzung in eine andere Sprache basiert, weil also beispielsweise
ein russischer Text von einer französischen
Übersetzung ins Deutsche übertragen wurde. Solche babylonischen Zustände erhöhen die Gefahr, dass sich eine Übersetzung
weit von der Vorlage entfernt.
Einblicke in Wunder
Es gibt aber auch die Künstler unter den
Übersetzern, wie Charles Lewinsky in der
Buchbeilage der «NZZ am Sonntag» bewundernd feststellte. Jene, die «mutig vorangehen, um uns Türen in fremde Sprachwelten zu öffnen, damit wir deren Wunder
wenigstens erahnen können». Ein solcher
Künstler ist bestimmt Harry Rowohlt,
der schon rund 150 Bücher übersetzt hat.
Der Hamburger findet auch für vieldeutige
Wortspielereien künstlerische Entsprechungen im Deutschen. Er weiss die Poesie und
die sprachliche Klarheit des Originals zu
übertragen, weil er nicht an den Wörtern
des Originals kleben bleibt.
nah am Original, fand dafür aber eine ungewohnt natürliche, flüssige Sprache, wie
es die Absicht des amerikanischen Autors
war. Der Grosserfolg dieser 2010 erschienenen Neuübersetzungen hat offensichtlich
viele Verlage dazu animiert, weitere Klassiker neu übersetzen zu lassen, wie aktuelle
Veröffentlichungen nahelegen.
Ohne den Staub der Geschichte
Gerade ältere Übersetzungen sind oft in
ihrer Zeit verhaftet. Sie wirken sprachlich
verstaubt und werden neueren Erkenntnissen nicht gerecht, welche die Bedeutung
eines Werks in einen grösseren Zusammenhang stellen. Solche Mängel hat man etwa
bei der neuen Übertragung der mittelalterlichen «Isländersagas» ins Deutsche behoben, an der nicht weniger als 15 Übersetzer gearbeitet haben. Gemäss Herausgeber
Klaus Böldl ging es nicht nur darum, die
ideologisch und philologisch verstaubte
Thule-Ausgabe aus der ersten Hälfte des
20. Jahrhunderts abzulösen. Man habe die
Sagas auch als literarisches Werk in den europäischen Kontext stellen wollen.
Neuer Ansatz
Ein erster Grosserfolg
Andreas Nohl blieb bei seinen Neuübersetzungen von Mark Twains Romanen «Tom
Sawyer» und «Huckleberry Finn» zwar
Gerade solche historisch bedeutsamen
Bücher sind nicht nur bei Schülern und
Studenten oft als reine Bildungslektüre, als
lästiger Pflichtstoff verschrieen. Das gilt
Neuübersetzungen
auch für das Hauptwerk des wegweisenden italienischen Dichters Dante Alighieri,
der von 1265 bis 1321 lebte. Kurt Flasch
hat die fulminant zwischen Inferno und
Paradies umherschweifende «La Divina
Commedia» – besser bekannt als «Die
Göttliche Komödie» – in leicht lesbare und
farbig schillernde deutsche Prosa übertragen. Er habe entdeckt, erklärt der Kenner
mittelalterlicher Philosophie seinen Ansatz, dass nicht der Vers, sondern der Satz
das eigentliche Architekturelement Dantes
sei.
Eine Einladung
In den Anmerkungen von Kurt Flasch wird
auch deutlich, welchen Herausforderungen
er sich stellen musste. Er erklärt etwa, dass
Giovanni Boccaccio Ende des 14. Jahrhunderts das Bild der wilden Tiere als Metapher des falschen Lebens gedeutet habe –
und der Schwierigkeit, zum richtigen Ziel
zu finden. Der Dichter Ugo Foscolo habe
die wilden Tiere in seiner Bearbeitung von
Anfang des 18. Jahrhunderts dann aber
politisch interpretiert. Kurt Flasch selbst
folgte nun der Überzeugung, dass beide
Deutungen miteinander vereinbar sind.
Wer durch solche akademisch erscheinenden Erläuterungen von der Lektüre abgeschreckt wird, lese zuerst den dazugehörigen Band, der treffend «Einladung, Dante
zu lesen» betitelt ist. Kurt Flasch will damit
den Leser durch «diese Welt der falschen
Päpste und wahren Sünder, der antiken Liebenden und verfluchten Despoten» führen
– wenn das kein Versprechen ist!
Viel Gespür für die Charaktere
Zu den meistübersetzten Autoren gehört
Charles Dickens, der grossartige englische Erzähler des 19. Jahrhunderts. Viel
beklagt wird allerdings auch die mangelhafte Qualität einiger Übersetzungen. Es ist
eben nicht leicht, Dickens’ extravaganten
Formulierstil ins Deutsche zu übertragen
und seinem psychologischen Gespür für
die Charaktere, vor allem den oft im Mittelpunkt stehenden Kindern, gerecht zu
werden. Melanie Walz meistert diese Herausforderungen bei ihrer Übertragung von
«Grosse Erwartungen» hervorragend,
und ihr gelingt es auch, die vielschichtigen
Assoziationen von «Great Expectations»
zu übertragen und den Tonfall zu treffen,
in dem sich oft eine feine Ironie und Komik
findet. In ihrem umfangreichen Nachwort
erläutert sie die Entstehungsgeschichte des
Romans und die Gründe für die Änderung
des Endes. Interessant zu erfahren ist zudem, wie sie Textvarianten zwischen Manuskript, Fahnenabzügen und ersten Buchausgaben berücksichtigt hat. Auch Axel
Monte liefert übrigens zu seiner lebendigen
Neuübersetzung von Dickens’ zweitem und
wohl populärstem Roman «Oliver Twist»
aufschlussreiche Anmerkungen und Deutungen.
Entschlackter Schreibstil
Bei John Kennedy Tooles Roman «Die
Verschwörung der Idioten» gibt es nicht
viel zu erklären. Es ist ein ungemein komischer Schelmenroman, der in den USA
längst Kultstatus geniesst. Man darf hoffen, dass er dank der süffigen Neuübersetzung von Alex Capus auch im deutschsprachigen Raum endlich die Beachtung
erhält, die er verdient. Die Chancen stehen
gut, denn Capus wird dem schrägen Witz
und Sarkasmus besser gerecht als die erste
Übersetzung, die zudem sprachlich recht
umständlich ist. Das zeigt sich bereits in
der einleitenden Beschreibung der Hauptperson Ignatius J. Reilly, eines ebenso arroganten wie phlegmatischen Muttersöhnchens, der sich auch mit 30 Jahren nicht
mit Arbeit abmühen will, damit er sich voll
seiner Verdauung und der Verkommenheit
der Moderne widmen kann.
Ein Vergleich
In der Übersetzung von 1982 heisst es:
«Eine grüne Jagdmütze, stramm auf der fleischigen Wölbung des Kopfs. Über Büscheln
von ungestutztem Haar, breiten Ohren und
den Borsten, die aus den Ohren wuchsen,
standen die grünen Ohrenlaschen ab wie
Winker, die zwei Richtungen auf einmal
anzeigen. Volle Lippen schürzten sich unter dem buschigen schwarzen Schnauzbart,
zogen sich seitwärts auf Winkel zurück, wo
in kleinen Falten Verachtung und Krümel
von Pommes Frites nisteten.» Neu lautet
dieselbe Passage: «Auf dem kugelrunden
Kopf eine viel zu kleine grüne Jagdmütze
mit Ohrenklappen, die wie Signalzeichen
waagerecht in beide Richtungen abstanden. Darunter ein paar Haarbüschel und
zwei grosse, borstige Ohren. Ein buschiger schwarzer Schnauzbart und volle, geschürzte Lippen, in den Mundwinkeln ein
Anflug von Verachtung, gemischt mit Krümeln von Kartoffelchips.»
Brillant formuliert
Umso besser kommt in der Neuübersetzung zur Geltung, wie aktuell das grösstenteils im Jahr 1963 geschriebene Buch auch
heute noch ist – in seiner sarkastischen Gesellschaftsbeschreibung inklusive WellnessManie und Fernseh-Versessenheit. Im Mittelpunkt bleibt stets der Antiheld Ignatius,
der aus der Not heraus plötzlich arbeiten
gehen muss. Dabei entwickelt er für geschäftliche und gesellschaftliche Probleme
bestechend einfache Lösungen – mit verheerenden Folgen. In den brillant formulierten Tiraden gegen alles und alle wächst
einem diese tragikomische Figur bald ans
Herz. Sie trägt eindeutig autobiographische
Züge des Autors, wie Alex Capus in seinem
Nachwort darlegt. Der Roman wurde erst
1980 veröffentlicht, aber bereits ein Jahr
später mit dem Pulitzerpreis ausgezeichnet
– zwölf Jahre, nachdem sich John Kennedy
Toole das Leben genommen hatte.
Isländersagas
3384 Seiten
CHF 139.–
S. Fischer
Commedia – In deutscher Prosa
und
Einladung, Dante zu lesen
Dante Alighieri
Kurt Flasch (Übersetzung)
735 Seiten
CHF 145.–
S. Fischer
Grosse Erwartungen
Charles Dickens
Melanie Walz (Übersetzung)
826 Seiten
CHF 52.–
Hanser
Oliver Twist, oder: Der Werdegang eines Jungen aus dem
Armenhaus
Charles Dickens
Axel Monte (Übersetzung)
687 Seiten
CHF 45.90
Reclam
Die Verschwörung der Idioten
John Kennedy Toole
Alex Capus (Übersetzung)
CHF 35.90
461 Seiten
Klett-Cotta
www.books.ch – November 2011 – 29
Buchtipps
Pleasure. Bekenntnisse
einer sexuellen Frau Maggie Tapert
Was das Leben mit der
Liebe macht Erwin Koch
Maggie Tapert, die Sexpertin aus der Schweiz, beschreibt in ihrem ersten Buch ihr Leben als Weg zur sexuellen und geistigen Befreiung. Sie
ist bereits über 60 Jahre alt und sexuell immer noch ausserordentlich
aktiv: Sie hat mehrere Liebhaber und gestaltet ihr Liebesleben nach ihren eigenen weiblichen Regeln. Das Buch ist eine provokante sexuelle
Autobiografie, die manche schockieren,
andere begeistern wird. Ehrlich, nachdenklich, manchmal witzig, manchmal
traurig – ein Buch, das Mut machen will
und kann. Denn es ist eine spannende
Lebensgeschichte und eine mitreissende Aufforderung, sich das zu nehmen,
was jeder Frau zusteht: Erfüllung.
Erwin Koch erzählt Geschichten von dem, was die Liebe aushalten muss,
wenn sie vom Leben gefordert wird: Was wird aus ihr, wenn sie vom
Schicksal bedrängt wird, von Armut, Alter, Krankheit oder Behinderung?
Was wird, wenn der Schein trügt? Die Geschichten über oftmals einfache
Menschen zeigen die polarisierende Kraft von Literatur: Dem einen mögen sie zu traurig sein, dem anderen zu
leidenschaftlich – aber sie lassen wohl
niemanden gleichgültig zurück. Denn
sie berühren ohne sprachliche Effekthascherei und machen die Leserinnen und
Leser auf diese Weise zu Mitfühlenden.
Ein grossartiges Buch über das Leben
zwischen Glaube, Liebe und Hoffnung.
240 Seiten
136 Seiten
CHF 29.90
CHF 32.90
Südwest
Corso
ISBN 978-3-517-08748-1
ISBN 978-3-86260-024-3
Lasst Kinder wieder
Kinder sein! Michael Winterhoff
Pariser Chic. Der Style-Guide
Der erfahrene Kinder- und Jugendpsychiater Michael Winterhoff wendet sich an die Erwachsenen und fragt, warum es für immer mehr Erwachsene nicht mehr möglich ist, eine von unbewussten Belastungen
freie Beziehung zu anderen Menschen – und damit auch zu ihren Kindern – aufzubauen. Wir lassen uns von
Negativnachrichten überfluten, sind
persönlich durch gesellschaftliche und
technische Entwicklungen überfordert,
die eigenen Lebensverhältnisse werden
destabilisiert. Das alles erzeugt eine Art
Massentraumatisierung: Der Mensch
wird rastlos, handelt nicht mehr ruhig
und zielgerichtet und findet keinen Weg
mehr aus dem sich ständig beschleunigenden Hamsterrad.
Inès de la Fressange war jahrelang Topmodel aller grossen Designer.
Heute gilt sie als Pariser Mode-Ikone. In diesem Buch verrät sie alles
über den Pariser Chic. Ihre Botschaft lautet: Mode muss Spass machen
und darf nicht zu kompliziert sein. Es genügt, die gezielte Wahl einiger
wichtiger Basics, aus denen sich das
passsende Outfit für jede Gelegenheit kombinieren lässt – mit den richtigen Accessoires, versteht sich. Über
Kleidung und Kosmetik bis zur Wohnungseinrichtung zeigt die erfahrene
Modefrau, worauf es beim Pariser Chic
ankommt. Die grössten Fauxpas beim
Ankleiden und Schminken sind ebenso
Thema wie das modische Aussehen in
jedem Alter. Dazu gibt es die besten Adressen in Paris für alle Fashinistas und
Städtebummler. Ein Muss für alle, die
Mode lieben.
205 Seiten
240 Seiten
CHF 29.90
CHF 39.90
Gütersloher Verlagshaus
Knesebeck
ISBN 978-3-579-06750-6
ISBN 978-3-86873-419-5
30 – www.books.ch – November 2011
Inès de la Fressange mit Sophie Gachet
Buchtipps
Das Lächeln am Fusse der
Tonleiter Daniel Fueter
Von Humagne Rouge
bis Heida Chandra Kurt und Madeleine Gay
Musik wirkt in viele Bereiche unseres Alltags hinein. Gleichzeitig ist sie
auch vom gesellschaftlichen Wandel betroffen, passt sich den Geschmäckern an und geht mit der jeweiligen Zeit. Die Aufsätze und Vorträge
dieses Bands befassen sich mit den Aspekten dieser Wechselwirkung:
mit dem digitalen Verfertigen von Gewittern, das vom technologischen
Fortschritt profitiert; mit dem Zusammenhang von Kunst und Krise anhand
der Figur Münchhausens; oder mit dem
Zusammenhang von Humor oder Leidenschaft mit Musik. Eine witzige und
vielschichtige Sammlung von Betrachtungen zu Musik und Gesellschaft des
Zürcher Musikkenners Daniel Fueter.
Die Weinautorin Chandra Kurt und die Winzerin Madeleine Gay haben
zusammen 2007 die «Collection Chandra Kurt» begründet − eine Weinkollektion, die sich ausschliesslich aus alten Walliser Sorten zusammensetzt. Das Buch ist eine Hommage an diesen önologischen Schatz. Jede
Traubensorte hat eine einzigartige Geschichte, die eng mit der Geschichte des Wallis verknüpft ist: Es geht
um das kulinarische Erbe der Region, um Bräuche und Traditionen
des wichtigsten Weinbaukantons
der Schweiz. Abgeschlossen wird
das Buch mit alten Rezepten, die
zu den einzelnen Sorten passen
− perfekt abgestimmt auf das
Menü, ob Galadiner, romantisches
Abendessen oder einfacher Teller.
224 Seiten
176 Seiten
CHF 42.90
CHF 44.90
rüffer & rub
Orell Füssli
ISBN 978-3-907625-55-2
ISBN 978-3-280-05428-4
Am Schreibtisch grosser
Dichter und Denkerinnen
Oktoberblau
Severin Perrig
Wer isst mit Hingabe ein Gorgonzola-Sorbet? Wer lässt sich in der Kirche Santa Cecilia zum Schmusen verführen? Richtig, das ist Evi Gygax,
Weltenbummlerin und Buchhändlerin aus dem aargauischen Hölibach,
die sich in Rom von einer Liebeskrise erholen will. Doch unter dem wolkenlosen Oktoberhimmel gerät Evi von
einer Kalamität in die andere: Luca, ein
Kollege ihrer Freundin Bibiana, liegt mit
offenen Pulsadern in seiner Badewanne. Und Bibiana will partout die Polizei
nicht alarmieren. Dumm nur, dass Stunden später anstelle von Luca eine neue
Leiche in der Wanne liegt …
Orte des Schreibens erzählen von Höhen und Tiefen: von göttlichen Eingebungen auf mythischen Bergen, von kratzenden Federn in klösterlicher
Stille, von Luxus-Salons oder armseligen Dachkammern. Die Räume laden ein zum Fantasieren, zur musealen
Andacht oder zur virtuellen Verwirrung
im Computer-Zeitalter. Mal ist das Kämmerlein erfüllt von Liebestränen wie bei
Dante, mal ist es verqualmt wie bei Immanuel Kant oder Friedrich Schiller. Virginia Woolf forderte das Zimmer für sich
allein, die Brüder Grimm brauchten nur
eines zu zweit. Und wer wie Truman Capote zur Gattung der «horizontalen Autoren» gehört, benötigt zum Schreiben
einfach nur ein Bett. Eine Reise durch
die Schreibstätten der Weltliteratur.
Susy Schmid
272 Seiten
175 Seiten
CHF 42.90
CHF 29.90
rüffer & rub
Cosmos
ISBN 978-3-907625-56-9
ISBN 978-3-305-00393-8
www.books.ch – November 2011 – 31
Fantastisch!
Ein junger Mitarbeiter von Orell Füssli
präsentiert Neuerscheinungen und
Geheimtipps aus dem Fantasy-Genre:
Bücher für alle, die sich gern in fremde
Welten entführen lassen.
Aufzeichnung: Marius Leutenegger
«Lassen Sie sich vom Cover meines ersten
Tipps nicht täuschen: Es passt nicht zum
Buch. Die Blümchen suggerieren eine liebliche Romantasy-Geschichte, und das ist
‹Die Seelen der Nacht› von Deborah
Harkness nicht. Ich habe das Buch zuerst
auf Englisch gelesen, und bei dieser Ausgabe war das Cover viel besser – bei der
deutschen Version hätte ich wohl nicht
zugegriffen. Das wäre allerdings schade
gewesen, denn Harkness’ Roman ist hervorragend. Im Zentrum steht die britische
Historikerin Diana Bishop. Sie lebt alles in
allem ein stinknormales Leben. Doch ein
32 – www.books.ch – November 2011
ziemlich gewichtiges Detail unterscheidet
sie von ihren Kolleginnen: Sie ist eine Hexe
und entstammt einer alten Familie, die
sich traditionell mit Alchemie beschäftigt.
Diana will die Alchemie unbedingt rehabilitieren: Sie möchte zeigen, dass ihr nichts
Magisches anhaftet, sondern dass es sich
bei ihr einfach um eine besondere Art von
Chemie handelt. Leider berührt Diana in
der Bibliothek von Oxford ein magisches
Manuskript, und es kommt, wie es kommen muss: Diana weckt ungewollt eigenartige Mächte, und am nächsten Tag füllt
sich die Bibliothek mit Vampiren, Hexen,
Zauberern, dem ganzen magischen Gesindel halt. Alle sind hinter dem Manuskript
her, das als das mächtigste der Welt gilt und
den Ursprung aller Magie erklären soll. Die
ziemlich aufgewühlte Diana lernt darauf
einen Vampir kennen, der ebenfalls aus einer sehr alten Familie stammt. Gemeinsam
wollen die beiden herausfinden, was es mit
dem Manuskript auf sich hat. Und Diana
will vor allem den mysteriösen Tod ihrer
Eltern klären ...
Die Autorin hat viel von sich selber in ihren Roman einfliessen lassen – sie ist selber
Historikerin und eine berühmte Weinkennerin, daher spielt Essen und Trinken in
‹Die Seelen der Nacht› auch eine wichtige
Rolle. Ich fand ihr Buch wirklich toll, sehr
spannend und gut geschrieben; Deborah
Harkness verfügt über einen gewaltigen
Wortschatz, und sie nutzt ihn, um alles
sehr bildlich zu beschreiben. Die Fortsetzung dieses Serienauftakts soll übrigens im
Elisabethanischen Zeitalter spielen. Und
ja: Auch wenn ich finde, dass das Cover
der deutschen Version übers Ziel hinausschiesst, kommt die Romantik in diesem
Buch nicht zu kurz. Die Liebesgeschichte
ist aber wirklich nicht der Dreh- und Angelpunkt der Geschichte.
Fantastisch!
Über meinen nächsten Tipp reiben Sie sich
vielleicht die Augen – denn in dieser Rubrik
stellen wir für gewöhnlich Neuerscheinungen vor, diese Texte sind aber schon seit
über eineinhalb Jahrhunderten erhältlich.
Ihr Autor ist Edgar Allan Poe. Der französische Illustrator Benjamin Lacombe
hat einige der besten Erzählungen von Poe
macht. Er lebt bei Verwandten, sein Alltag
plätschert vor sich hin. Es ist ein wenig wie
bei Poe: Alles verläuft ganz normal, doch
plötzlich kippt die Sache. Jay begegnet einem mysteriösen Mädchen, das in ein Kaninchenfell eingehüllt in einem Busch sitzt.
Das Mädchen heisst Ivy und weiss viel
über Jay – zum Beispiel, dass sein Leben
«Ich mag diese Tendenz zu Endlos-Reihen
nicht. Wenn ich ein Buch sehe, das mich interessiert, und ich dann merke, dass ich erst
noch fünf andere Bände lesen muss, um es zu
verstehen, nervt mich das.»
Tim Lenny George
ausgewählt und für seinen wunderschönen Band ‹Unheimliche Geschichten›
neu illustriert. Ihm ist ein richtiges Meisterwerk geglückt. Die Zeichnungen von
Lacombe sind dunkel, aber zugleich sehr
elegant – eben genauso wie die Erzählungen von Poe. Natürlich sind die Werke des
US-Amerikaners, der von 1809 bis 1849
lebte, anspruchsvoll. Seine Sprache ist für
heutige Begriffe recht hochgestochen, man
muss sich daran gewöhnen. Aber es lohnt
sich, in sie einzutauchen: Poe hat eine sehr
subtile Art, das Grauen allmählich zu steigern. Seine Geschichten beginnen meistens
ganz harmlos, sie spielen unter gesitteten
und oft gut situierten Leuten. Dann kommt
ein merkwürdiges Element hinzu, dann
noch eines – und dann wird es wirklich
finster. Poe ist der Urvater zahlreicher Genres, auf ihn lassen sich Horror-, ScienceFiction-, Fantasy- und Kriminalliteratur
zurückführen, unendlich viele Autorinnen
und Autoren haben von ihm abgekupfert.
Jeder Fantasy-Fan sollte daher Poe kennen,
und das neue Buch mit den Illustrationen
von Benjamin Lacombe bietet einen idealen
Einstieg – das ist ein so schönes Buch und
ein ideales Weihnachtsgeschenk!
Auf meinen dritten Tipp bin ich aus Zufall
gestossen: ‹Zweilicht› von Nina Blazon.
Ich sah das Cover und dachte, das könnte
etwas für unsere Rubrik sein. Der erste Eindruck hat mich nicht getäuscht. Hauptfigur
der Geschichte ist Jay, ein Bub aus Deutschland, der ein Austauschjahr in New York
in Gefahr ist, weil ein gewisser Wendigo
ihn töten will. Ivy verlangt von Jay, dass er
zu einer bestimmten Brücke kommt. Und
ganz allmählich merkt man als Leserin
und Leser, dass alles ganz, ganz, aber auch
wirklich ganz anders ist, als man bis jetzt
annahm: Die Geschichte spielt in zwei Welten, und jene, in der Jay zur Schule geht, ist
nicht die reale ... Das Buch ist extrem verwirrend und verzwickt. Man muss schon
sehr konzentriert dabeibleiben, wenn man
verstehen will, wie die beiden Welten miteinander verknüpft sind. Dennoch habe ich
den Roman wahnsinnig gern gelesen. Er
ist etwas ganz anderes als die klassischen
Fantasy-Dinger, ein Gemisch aus Fantasy
und Science-Fiction, das mit viel Mystik
und sogar etwas Gesellschaftskritik angereichert wurde. Erwachsene werden dieses
Buch genauso mögen wie Jugendliche. Und
ein besonderes Argument für ‚Zweilicht’
ist, dass es sich endlich wieder einmal um
eine Erzählung handelt, die nach einem
Band abgeschlossen ist. Ich mag diese Tendenz zu Endlos-Reihen nicht. Wenn ich ein
Buch sehe, das mich interessiert, und ich
dann merke, dass ich erst noch fünf andere Bände lesen muss, um es zu verstehen,
nervt mich das. Meistens lässt die Qualität bei Fortsetzungen ohnehin arg nach,
und man bekommt das Gefühl, es gehe nur
noch ums Geldverdienen. Ich finde es darum wirklich lobenswert, wenn jemandem
ein einbändiger Fantasy-Roman glückt – so
wie Nina Blazon.»
Tim Lenny George, 17, absolviert im Kramhof
in Zürich das zweite Jahr seiner Buchhändlerlehre. Weil er in einem Dorf ausserhalb von
Bern lebt, braucht er täglich vier Stunden, um
morgens zur Arbeit und danach wieder nach
Hause zu gelangen. «Den weiten Weg nehme
ich aber gern auf mich», sagt er. «Denn die Zeit
im Zug kann ich zum Lesen nutzen.»
Die Seelen der Nacht
Deborah Harkness
799 Seiten
CHF 29.90
Blanvalet
Unheimliche Geschichten
Edgar Allan Poe
Benjamin Lacombe (Illustrationen)
152 Seiten
CHF 35.90
Jacoby & Stuart
Zweilicht
Nina Blazon
411 Seiten
CHF 29.90
cbt
www.books.ch – November 2011 – 33
Fantastisch!
Junge Mitarbeitende von Orell Füssli geben weitere Tipps:
Manuela Bigler, 23, arbeitet in der Kinder- und
Jugendbuchabteilung von Orell Füssli im Berner Einkaufszentrum Westside. «Das Lesen hat
mich von Kind auf begleitet», sagt sie, «deshalb
wollte ich auch beruflich mit Büchern zu tun
haben.» Momentan verschlingt Manuela zwei
bis vier Bücher in der Woche, am liebsten sind
ihr Fantasy-Romane. «Bei diesem Genre kann
ich am besten abschalten», sagt die Bernerin.
«Ich lese nicht so gern Geschichten, die zu nahe
an der Realität sind, denn Lesen soll ja auch
einen Ausgleich zum Alltag bieten. Ihr Tipp:
«Flames’n’Roses» von Kiersten White. «Evie
ist 16 und arbeitet seit acht Jahren in der Internationalen Behörde zur Kontrolle Paranormaler,
der IBKP. Die Paranormalen sind die Vampire,
Werwölfe, Feen und so weiter; sie müssen sich
an ein paar Gesetze halten, damit die Menschen
sie nicht bemerken. Eines Tages bricht ein Paranormaler in die IBKP ein. Es handelt sich um
ein Wesen, das Evie noch unbekannt ist: eine
Wechselgestalt. Der Fremde wird verhaftet und
Evie freundet sich mit ihm an – obwohl er verdächtigt wird, etwas mit einer Welle von Morden
an Paranormalen zu tun zu haben. Dann bricht
erneut ein Wesen in die IBKP ein. Evie und das
Wechselwesen fliehen. Und sie stossen auf eine
bittere Erkenntnis ... ‹Flames’n’Roses› ist der
erste, in sich abgeschlossene Teil einer Trilogie. Die Geschichte ist komplex, wird aber sehr
spritzig erzählt. Es gibt viele witzige Dialoge, die
Figuren sind sympathisch und machen ständig
unerwartete Dinge. Das Buch eignet sich ideal
für alle, denen ‹Rubinrot› gefallen hat – ich fand
es jedenfalls SEHR unterhaltsam.»
Flames’n’Roses
Kiersten White
380 Seiten
CHF 28.90
Loewe
34 – www.books.ch – November 2011
Raffi Marty, 18, steht im dritten Jahr seiner
Buchhändlerlehre; gegenwärtig arbeitet er am
Kundendienst im Kramhof. «Ich wollte im Verkauf arbeiten und schaute mir die verschiedenen Branchen an», erzählt er. «Der Buchhandel gefiel mir sofort am besten.» Denn zum
einen sei das Gespräch mit den Kundinnen
und Kunden in dieser Branche besonders intensiv – zum anderen ist Raffi ein begeisterter
Leser, der sich gern mit Büchern umgibt. Er
liest allerdings fast nur dicke Fantasy-Romane,
«etwas anderes geht praktisch nicht. Warum
das so ist, weiss ich auch nicht.» Sein heutiger Tipp: «Der Weg der Könige» von Brandon
Sanderson. «In einem Netz von Lügen und Intrigen brennt der Krieg um die ‹Splitterklingen›
genannten Schwerter der alten Götter. Doch
die vier Hauptfiguren Dalinar, Kaladin, Schallan
und Szeth erkennen jeder für sich, dass mehr
dahintersteckt. Ein grossartiges Epos! Obwohl
dieser erste Band der Sturmlicht-Chroniken
fast 1000 Seiten umfasst, macht Brandon
Sanderson hungrig auf mehr und zieht die Leserschaft in seinen Bann.»
Der Weg der Könige
Brandon Sanderson
896 Seiten
CHF 33.90
Heyne
Katharina Iten, 24, lebt in Dübendorf. FantasyBücher liebt sie, weil «die Geschichten in einer anderen Welt spielen, aber meistens sehr
realistisch klingen. Sie erlauben mir, für kurze
Zeit in eine völlig andere Welt einzutauchen.
Zudem haben sie fast immer ein Happy End.»
Wer eine persönliche Leseempfehlung von
Katharina Iten erhalten möchte, kann sich von
ihr jeden Mittwoch und Freitag beraten lassen – in der Fantasy-Abteilung von Orell Füssli
Kramhof an der Zürcher Bahnhofstrasse. Ihr
Tipp: «Rubinroter Schatten» von Jeaniene
Frost. «Kira Graceling ist Privatdetektivin. Eines Abends hört sie auf dem Heimweg seltsame Geräusche. Sie entdeckt den Vampir
Mencheres, der gerade von Ghulen angegriffen wird. Kira eilt ihm zu Hilfe und wird dabei
schwer verletzt. Mencheres nimmt sie mit in
sein Haus; der Versuch, ihre Gedanken zu
löschen, scheitert, und Kira bleibt bei Mencheres, damit sie das Geheimnis der Vampire niemandem verraten kann ... Dies ist der
zweite Roman von Jeaniene Frost über die
Nighthuntress-Welt. Es handelt sich um eine
Spin-Off-Serie von ‹Nachtjägerin›, die mir ausgezeichnet gefällt. Mencheres ist über 4000
Jahre alt und ein sehr mächtiger Vampir, der
sein Dasein beenden will. Da begegnet er Kira,
die im Verhältnis zu ihm natürlich noch sehr
jung ist. Die Liebesgeschichte nimmt einen
wichtigen Teil der Geschichte ein. Laut Autorin
soll es zwei weitere Bücher geben, die in der
Nighthuntress-Welt spielen.»
Rubinroter Schatten
Jeaniene Frost
396 Seiten
CHF 24.90
Penhaligon
Buchtipps
Sean Penn
Richard T. Kelly
Dürrenmatt oder Die
Ahnung vom Ganzen
Peter Rüedi
Sean Penn gilt als unkonventionell, rebellisch und kontrovers – und manche bezeichnen ihn als den talentiertesten Schauspieler seiner Generation. Während seiner aussergewöhnlichen Karriere als Schauspieler und
Regisseur wie auch mit seinem gelegentlich exzessiven Privatleben zeigte Penn immer wieder, dass er sich nicht
an Regeln hält. Richard T. Kelly zeichnet in dieser autorisierten Biografie ein
spannendes Bild des kompromisslosen
Schauspielers und seines bewegten
Lebens nach – auch anhand exklusiver
Interviews mit Sean Penn, seiner Familie, mit seinen Freunden sowie Kollegen
wie Jack Nicholson, Susan Sarandon,
Woody Allen und vielen anderen.
Die erste grosse Biografie über Friedrich Dürrenmatt, den Pfarrerssohn
aus dem Emmental, der zum Autor von Weltruhm und mit Millionenauflagen wurde. Anders, als das bei vielen anderen Schriftstellern der Fall ist,
kennen wir Friedrich Dürrenmatt nicht, wenn wir sein Werk kennen. Peter
Rüedi spürt den grossen thematischen
Zusammenhängen zwischen Leben und
Werk nach. Seine Sicht auf Dürrenmatt
ist nicht nur die des klassischen Biografen, sie eröffnet uns auch einen Weg
durch den immensen Gedankenkosmos
des Schriftstellers. Das Buch basiert auf
vielen ausführlichen Gesprächen mit
Friedrich Dürrenmatt, mit der Familie,
mit Weggefährten und Freunden – sowie auf einer erstmaligen umfassenden
Auswertung des riesigen Nachlasses.
416 Seiten
960 Seiten
CHF 32.90
CHF 44.90
Riva
Diogenes
ISBN 978-3-86883-159-7
ISBN 978-3-257-06797-2
Michael Jackson. Die wahre
Geschichte Dieter Wiesner
In Spanien gekämpft, in
Russland gescheitert Erich Schmid
Am 25. Juni 2009 hielt die Welt den Atem an: Michael Jackson, der
grösste Popstar überhaupt, ist tot. Zwei Jahre danach sind immer noch
viele Fragen offen: Warum musste Michael Jackson sterben? Wieso so
kurz vor seinem geplanten Comeback? Wem nützte sein Tod? Dieter
Wiesner, langjähriger Vertrauter und
Manager von Michael Jackson, beschreibt, wie Michael Jackson immer
mehr in die Fänge einer gnadenlosen
«Musik-Mafia» geriet. Er enthüllt, dass
Jacksons Angst und Verfolgungswahn
berechtigt waren: Für gewisse Kreise
war Michael Jackson tot mehr wert als
lebend. Und er gibt persönliche Erinnerungen preis: über Jacksons heimliche
kleine Fluchten, seine Einsamkeit und
seine Sehnsucht nach Liebe.
Hermann «Männy» Alt (1910−2000) stand wie nur wenige Schweizer für
seine Ideale ein. Im Spanischen Bürgerkrieg kämpfte er gegen den Faschismus, in der Sowjetunion leistete er Aufbauhilfe nach dem Zweiten
Weltkrieg. Doch in einem System ohne Recht auf Meinungsfreiheit hatten seine Vorstellungen von einem demokratischen Sozialismus keinen Platz.
Männy Alt stand zwischen den Fronten:
zwischen Ost und West, Linken und
Rechten. Was dies im Alltag konkret
bedeutete, hat Erich Schmid anhand
von Interviews, Briefen, Protokollen und
einer Vielzahl von Bildern aufgearbeitet.
Die packende Lebensgeschichte gibt
auch einen Einblick in ein Jahrhundert
voller Hoffnungen und Schrecken.
320 Seiten
192 Seiten
CHF 36.90
CHF 39.90
Heyne
Orell Füssli
ISBN 978-3-453-19608-7
ISBN 978-3-280-06122-0
www.books.ch – November 2011 – 35
Die
Debatte
Was machen eine Buchhändlerin und
ein Buchhändler in der Kaffeepause?
Sie plaudern über Bücher. «books» hat
sich im «Starbucks» der Filiale Kramhof zu den Orell-Füssli-Mitarbeitenden
Patrizia Melaugh und Immanuel Peter
gesetzt.
Aufzeichnung: Marius Leutenegger
«books»: Willkommen zur vierten Debatte
in dieser Besetzung. Patrizia, du hast «Und
wieder Februar» von Lisa Moore mitgebracht. Worum geht’s?
Patrizia Melaugh (PM): 1982 ereignete
sich in der Nähe von Neufundland eine
Katastrophe, bei der die ganze Besatzung
einer Ölplattform ums Leben kam. Helen
verlor dabei ihren Ehemann und den Vater
ihrer vier Kinder. Das Buch setzt 25 Jahre nach dem Unglück ein. Mitten in der
Nacht erhält Helen einen Anruf von ihrem
Sohn, der geschäftlich in Singapur ist: Er
hat erfahren, dass er Vater wird. Vor einem halben Jahr hatte er während einer
Geschäftsreise eine Affäre, und jetzt ist
diese Frau schwanger. Der Sohn ist selber
ja vaterlos aufgewachsen und hat es bisher
vermieden, sich auf feste Beziehungen einzulassen. Auch Helen selber steht an einem
36 – www.books.ch – November 2011
Wendepunkt: Soll sie eine neue Liebe zu einem Mann wagen? Von diesem Punkt aus
erfahren wir viel über das Leben von Helen: ihre Geschichte, ihre Situation in der
Gegenwart, es geht immer wieder um das
Unglück und die Trauer danach. Das Buch
hat mich berührt, weil ich Helen verstanden habe und mich selber von der Autorin
verstanden fühlte. Oft dachte ich: Ja, genau
so ist es, das ist gut ausgedrückt! Als ich die
Mitte des Buchs erreicht hatte, sagte ich zu
mir: Ich muss langsamer lesen, damit ich
nicht so schnell fertig bin.
Immanuel Peter (IP): Und ich dachte in
der Mitte des Buchs: Jetzt muss ich entweder schneller lesen oder ein paar Stellen
überspringen! Zum einen fand ich zwar
nicht schlecht, wie die Autorin mit den
verschiedenen Zeitebenen arbeitet, aber
mir hat die Handlung gefehlt; hat man den
Klappentext gelesen, weiss man, worum
es geht, es kommt nichts mehr hinzu. Der
Text besteht hauptsächlich aus Erinnerungen, vieles ist sehr detailverliebt, bleibt aber
oft nichtssagend.
Wie meinst du das?
IP: Ich habe manche Erinnerungen nicht
verstanden oder sie schienen mir oberflächlich. Ich muss mit meiner Kritik aber vorn
anfangen: Zuerst war ich begeistert vom
Thema, das die Autorin aufgreift – 1982
wurde tatsächlich eine Bohrinsel durch eine
Monsterwelle vernichtet, alle 84 Besatzungsmitglieder kamen ums Leben. Man
vergisst manchmal, welche Dramen hinter
solchen Zahlen stecken. Helens Schicksal
hat mich bewegt, aber vor allem, weil ich
mir selber vorstellte, wie man sich in einer
solchen Situation fühlt – hingegen nicht
durch die Art und Weise, wie ihr Schicksal
beschrieben wird.
PM: Oberflächlich fand ich das Buch überhaupt nicht. Es stimmt, dass die Autorin
oft Details beschreibt, was mir aber sehr
gefallen hat. Zum Beispiel: Jemand führt
ein wichtiges Telefonat und betrachtet
gleichzeitig die Maserungen im Tisch – genau so erlebt man das doch! Ich konnte
mich ganz und gar in Helen hineinversetzen, obwohl ich ihr Schicksal nicht teile.
Aber möglicherweise ist «Und wieder Februar» tatsächlich ein Buch über und für
meine Generation. Es war vielleicht schon
eine Zumutung, dass du als junger Mann es
lesen musstest.
Bist du zu jung für dieses Buch, Immanuel?
IP: Das ist schon möglich, aber mich sprach
das Buch eben auch in literarischer Hinsicht
nicht an. Und ich erinnere mich an andere
Bücher aus unserer Debatte, die wohl auch
nicht unbedingt für einen Mann in meinem
Alter gedacht waren und mir trotzdem gefielen – etwa «Die hellen Tage» von Zsuzsa
Bánk. Nun, ein Buch kann eben nicht alle
Lesenden gleichermassen ansprechen.
PM: Vermutlich gefällt «Und wieder Februar» vor allem Frauen ab 50. Ich denke, vielleicht muss man gewisse Dinge erlebt oder
gesehen haben, damit man sagen kann: Ja,
so ist es, das ist gut. Und klar, dieser Roman lebt nicht von der Handlung, sondern
von der psychologisch guten Darstellung.
Immanuel, wie schwer fiel dir denn das Lesen dieses Buchs?
IP: Ich war schon ein bisschen frustriert, als
ich mich zu langweilen begann. Ich hoffte
dann wenigstens auf ein überraschendes
Ende, doch das blieb aus. Und ich fand
auch, dass die einzelnen Geschichten teilweise zu stark auseinandergerissen werden.
Ich hätte mir zum Beispiel gewünscht, die
Autorin würde die Geschichte des Sohns
von Helen weitererzählen. Aber dieser
Strang blieb plötzlich für viele Kapitel un-
Kaffeepause
berührt – und als er wieder aufgenommen
wurde, interessierte er mich nicht mehr.
Das ist jetzt also mal ein Buch, bei dem ihr
euch nicht einig seid. Vielleicht ist das bei
Immanuels Empfehlung anders: dem Kriminalroman «Die Haischwimmerin» von
Heinrich Steinfest.
IP: Ich stiess vor fünf Jahren auf Steinfest,
als ich in der Filiale am Bellevue die Krimis betreute. Der österreichische Autor ist
schon viermal beim deutschen Krimipreis
ausgezeichnet worden – zweimal wurde er
Zweiter und zweimal Dritter. Doch seine
Bücher sind keine klassischen Krimis, sondern eher humorvolle Fantasy-Romane, bei
denen die eigentliche Krimihandlung eine
Nebenrolle spielt.
Worum geht’s?
IP: Zusammenfassen lässt sich «Die Haischwimmerin» kaum. Der Roman beginnt
mit einer traurigen Liebesgeschichte zwischen Lilli Steinbeck, einer KriminologieStudentin, und Ivo Berg. Lilli wird schwanger von Ivo, aber besonders leidenschaftlich
ist die Sache nicht. Erst leben die beiden in
Rom, dann ziehen sie auf Lillis Wunsch in
ein Kaff in Süddeutschland, weil das Umfeld für ein Kind dort besser sei. Schliesslich
bringt ein Unglück das Paar auseinander:
Lilli wird angefahren und verliert das Kind.
Ihre Nase wird bei diesem Unfall zerstört,
doch Lilli lässt sie sich nicht richten, sondern behält sie als äusseres Zeichen für
ihre innere Verletzung. 20 Jahre nach dem
Unfall ist Ivo Berg Baumpfleger mit einer
ausserordentlichen Begabung: Er kann mit
Patrizia Melaugh: Mich interessierte der Text nicht
mehr, weil ich alles so gesucht fand.
Immanuel Peter: Ich verstehe schon, dass man das
Buch auf diese Weise bewerten kann. Aber ich selber
finde den Roman sehr humorvoll, und der Humor ist
weder gesucht noch billig.
Patrizia Melaugh: Er ist nicht billig, aber bemüht.
Bäumen kommunizieren. Deshalb erhält
er auch den Auftrag, im fernen Osten eine
seltene Lärche ausfindig zu machen. Auf
seiner Reise wird Ivo Berg von einem skurrilen 13-jährigen Buben begleitet, zudem ist
auch noch eine Frau dabei. Auf der Suche
nach dem Baum stösst das ungewöhnliche
Team auf eine in einem Lärchenwald versteckte Stadt. Dort spielt der dritte Teil –
und Lilli, die Ivo nie vergessen hat, arbeitet
dort zufälligerweise als Ermittlerin ... Das
alles ist recht speziell, aber nicht so schräg,
wie es in meiner Zusammenfassung klingt.
Es gibt zahlreiche Science-Fiction-Elemente, und ich wusste natürlich schon vorher,
dass ich mich hier auf eine ungewöhnliche
Geschichte einlasse. Bei Steinfest komme
ich aber immer mit Sachen in Berührung,
von denen ich noch nie gehört habe, und
das hat mir auch in diesem Fall gut gefallen.
PM: Im Unterschied zu dir wusste ich
nicht, worauf ich mich einlasse. Steinfest
schreibt clever und witzig, aber ich hatte
beim Lesen immer wieder das Gefühl, er
wolle genau diesen Eindruck erwecken.
Als würde er uns ständig zurufen: «Schaut
nur, wie wahnsinnig originell ich bin!» Mir
kam das zuweilen sehr weit hergeholt oder
konstruiert vor, und das Ganze ging mir
irgendwann auf den Wecker. Ab der Mitte des Buchs erging es mir so wie dir mit
«Und wieder Februar»: Ich verlor das Interesse und überflog manchmal Seiten, weil
ich alles so gesucht fand.
IP: Ich verstehe schon, dass man das Buch
auf diese Weise bewerten kann. Aber ich
selber empfinde nicht so: Ich finde den Roman sehr humorvoll, und der Humor ist
weder gesucht noch billig.
PM: Er ist nicht billig, aber bemüht. So aufmerksamkeitsheischend, als wolle Steinfest
ständig zeigen, was für ein toller Kerl er ist.
IP: Es scheinen nicht alle deinen Eindruck
zu haben. Steinfest zieht seinen Stil schon
seit Mitte der 1990er-Jahre durch und hat
heute eine grosse Fangemeinde.
PM: Humor ist immer heikel. Entweder
kommt er an oder nicht – und bei mir ist
er nicht angekommen. Das bemüht Witzige
entrang mir höchstens ein müdes Lächeln.
Und wieder Februar
Lisa Moore
335 Seiten
CHF 29.90
Hanser
Die Haischwimmerin
Heinrich Steinfest
350 Seiten
CHF 32.90
Piper
Das vergessene Kind
Kate Atkinson
454 Seiten
CHF 32.90
Droemer/Knaur
www.books.ch – November 2011 – 37
Kaffeepause
Aber jetzt weiss ich immerhin: Steinfest
ist vielleicht etwas für junge Männer, aber
nichts für mich.
IP: Ja, Steinfest gefällt mir. Ich habe mich
richtig darauf gefreut, dieses Buch zu lesen.
Ausserdem finde ich seinen Stil schon sehr
gut – der Text ist ausserordentlich flüssig
geschrieben.
Auch hier scheint also keine Einigung möglich. Gehen wir daher lieber zum dritten
Buch: «Das vergessene Kind» von Kate Atkinson – in der Hoffnung, euch beide zufrieden zu sehen. Patrizia, fass doch mal
zusammen.
PM: In den 1970er-Jahren war Tracy Waterhouse Polizistin in Leeds und sah sich
mit vielen happigen Fällen konfrontiert.
Jetzt leitet sie in einem Einkaufszentrum
den Sicherheitsdienst. Die Geschichte beginnt am letzten Tag vor ihren Ferien. Tracy
geht ein paar Dinge einkaufen und hebt viel
Geld von ihrem Bankkonto ab. Da hört sie
plötzlich ein Geschrei – und sieht, wie eine
Frau ein kleines Kind hinter sich herzerrt.
Die Frau ist eine Prostituierte. Tracy folgt
den beiden zu einer Bushaltestelle. Als der
Bus heranfährt, handelt sie blitzschnell: Sie
streckt der Frau das Geld hin und kauft ihr
das Kind ab. Natürlich weiss Tracy, dass sie
da etwas Unrechtes tut, aber sie nimmt das
Kind mit ins Ferienhaus. Es stellt sich heraus, dass die Prostituierte nicht die Mutter,
sondern die Tante des Kindes ist – und sie
versucht nun, Tracy zu erpressen.
IP: Tracy bekommt Panik und kontaktiert
ihren ehemaligen Berufskollegen Jackson
Brodie. Der pensionierte Ermittler ist die
Patrizia Melaugh, 59, lebt in Schaffhausen und
arbeitet in der Abteilung Belletristik der Filiale
Kramhof. Sie mag vor allem Bücher aus dem
englischen Sprachraum. Ihre zwei Kinder sind
bereits erwachsen.
Immanuel Peter, 27, lebt in Zürich und arbeitet
in der Abteilung «Besser Leben» der Filiale Kramhof. Er liest gern ganz unterschiedliche Romane
sowie Sachbücher im Bereich Gesundheit und
Meditation.
Serienfigur von Kate Atkinson. Er sucht
gerade die leiblichen Eltern einer Frau, die
einst adoptiert wurde. Die beiden Handlungsstränge werden schliesslich auf clevere Weise zusammengeführt. Das hat
Atkinson gut gemacht. Überhaupt hat mir
das Buch gut gefallen – obwohl ich es für
ziemlich überladen halte. Auf meiner Liste
standen schnell einmal 17 Figuren, die man
kennen muss, um der Geschichte folgen zu
können. Etwas mehr Gradlinigkeit hätte sicher nicht geschadet.
PM: Das Buch stand wochenlang auf der
englischen Bestsellerliste, und diese Position hat es nicht gestohlen: Die Charaktere
sind stark und der Plot ist sehr spannend.
Müsste man das Buch vergleichen, würde
ich sagen: Das ist etwas für alle Leserinnen
und Leser von Elizabeth George.
IP: Zuweilen begibt sich Atkinson aber auf
eine Gratwanderung hinsichtlich Glaubwürdigkeit. Mich hat immer wieder die
Frage beschäftigt: Würde sich eine Ex-Polizistin wirklich so verhalten wie Tracy? Es
ist fast ein wenig naiv, wie sie dem Kind ein
schönes Leben bieten will.
PM: Sie lässt sich halt hinreissen zu etwas,
und das hat auch mit ihren harten Erfahrungen zu tun, die sie als Polizistin machte.
IP: Jedenfalls ist das Buch nie gekippt, ich
habe es jederzeit gern gelesen. Jackson Brodie finde ich eine sehr gelungene Figur. Zum
ersten Mal begegnet man ihm im Buch, als
er einem aufgeblasenen Typen einen kleinen Hund abnimmt. Er kann einfach nicht
mit anschauen, wie dieser Typ den Hund
schlecht behandelt – dabei ist Brodie das
Bild eines harten Kerls!
Weihnachtszeit –
Zeit für Freunde.
Eine Empfehlung der
Starbucks Coffeehouses in den
Orell Füssli Buchhandlungen
im Westside (Bern), im Kramhof
und am Stadelhofen (Zürich).
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38 – www.books.ch – November 2011
Hausgemacht mit unserem
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© 2011 Starbucks Coffee Company. All rights reserved. Printed in Germany.
Publireportage
Kunst und Wissenschaft
der «Weltmaschine»
Wie sah das Universum unmittelbar nach dem Urknall aus? Wo ist das noch nie
nachgewiesene Higgs-Boson? Welche Geheimnisse des Lebens haben wir noch
nicht entdeckt? Ein faszinierendes Buch beschreibt die Arbeit mit dem Large
Hadron Collider am CERN in Genf.
Schon die Apparatur selbst ist ein Phänomen: Sie ist 27 km lang, und trotzdem bekommt sie kaum jemand zu Gesicht – der
Large Hadron Collider (LHC), auch «Weltmaschine» genannt, befindet sich nämlich
100 Meter unter der Erde am CERN nahe
Genf. Mit seiner Hilfe wollen internationale Forschungsteams das schier Unmögliche
schaffen: der Natur die grössten Geheimnisse entlocken. Vor zwei Jahren wurden in
diesem Teilchenbeschleuniger das erste Mal
Teilchen zur Kollision gebracht, doch damit
hat die Suche nach Antworten gerade erst
begonnen.
Wissenschaft ...
Mit dem Buch «LHC – Large Hadron Collider» versucht die Edition Lammerhuber
den Spagat zwischen Wissenschaft und
Kunst. Denn die beiden Disziplinen haben
dieselben Ziele: über das Sichtbare hinaus-
zugehen, Visionen zu entwickeln und sie
kreativ zu verwirklichen. So gewähren die
einzelnen Kapitel Einblicke in die Absichten
der Menschen hinter dem LHC-Projekt, beschreiben die Versuchsprogramme, den Alltag und die Arbeit der Wissenschaftler. Das
Buch will den Lesenden für die wunderbare
Welt der Teilchenphysik begeistern und sie
der «Weltenmaschine» näherbringen.
... und Kunst
Gestaltet ist das übergrosse Buch als Kunstbuch – mit den faszinierenden Bildern des
Fotografen Peter Ginter. 15 Jahre lang begleitete er den LHC in all seinen Phasen
und stellte exklusiv für dieses Buch sein gesamtes Material zur Verfügung. Die Bilder
laden zum Forschen und Entdecken ein und
machen aus «LHC – Large Hadron Collider» ein aussergewöhnliches Buch über eine
aussergewöhnliche Maschine.
Die Autoren
Peter Ginter ist Fotograf. Er hat in über
100 Ländern Reportagen für Magazine wie
GEO, National Geographic und STERN
fotografiert. Seine Arbeiten wurden vielfach
international prämiert, unter anderem fünfmal
mit dem World Press Photo Award.
Rolf-Dieter Heuer studierte Physik in
Stuttgart und Heidelberg, bevor er am
Elektronen-Positronen-Speicherring
PETRA in Hamburg und ab 1984 beim
OPAL-Experiment am CERN mitarbeitete.
Von 2004 bis 2008 war er Forschungs­
direktor für Hochenergiephysik am
Deutschen Elektronen-Synchrotron DESY,
seit 2009 ist er Generaldirektor des CERN.
Franzobel lebt als Schriftsteller und
Dramatiker in Wien. Sein Werk erhielt
zahlreiche Auszeichnungen, darunter
den Bachmann- (1995), Schnitzler- (2002)
und Nestroy-Preis (2005).
LHC
Large Hadron Collider
Peter Ginter
Rolf-Dieter Heuer
Franzobel
264 Seiten
CHF 79.90
Edition Lammerhuber
ISBN 978-3-901753-28-2
www.books.ch – November 2011 – 39
Kinderwelt
Buchstart: Das Beste
für die Kleinsten
In allen Kinderbuchabteilungen von Orell Füssli findet man Bücher, die mit einem
Kleber von «Buchstart» gekennzeichnet sind. Dahinter steckt eine Erfolgsgeschichte, die vor bald 20 Jahren in Birmingham ihren Anfang nahm.
Text: Marius Leutenegger
«Alle Kinder sollen die Chance haben, mit
Büchern aufzuwachsen!», forderte die englische Lehrerin Wendy Cooling. 1990 verliess sie den Schuldienst, um sich nur noch
einem Ziel zu widmen: Kindern aller Altersstufen Zugang zu Büchern zu verschaffen. Seither publiziert Wendy Cooling
vor allem Anthologien mit Kindergeschichten, darunter
besonders beliebte zum
Preis von nur einem
Pfund. Zudem hat
sie mit weiteren Bücherfreunden das
britische
«Book
Start Project» lanciert. 1992 führte
die Gruppe in Birmingham die erste
Aktion durch: 300
Babys wurden mit der
Welt der Bücher vertraut
gemacht. Eine Langzeitstudie
bescheinigte diesem ersten Experiment durchschlagenden Erfolg. Die Kinder,
die früh in Kontakt zu Büchern kamen,
wiesen bei Schuleintritt erhebliche kognitive Vorteile gegenüber ihren nicht belesenen
Kameradinnen und Kameraden auf.
anderem vom Bundesamt für Kultur, vom
Lotteriefonds und verschiedenen Sponsoren – darunter Orell Füssli.
Ein Päckli für jedes Kind
Die Schweizer Version des Projekts verfolgt
die gleichen Ziele wie das britische
Vorbild: Alle rund 70’000
Kinder, die in der Schweiz
jedes Jahr zur Welt
kommen, sollen von
Beginn weg Zugang zur Welt der
Bücher und des
Wissens haben.
Ein Weg dorthin
führt über die
Eltern: Buchstart
überreicht
ihnen
über die Kinderärzte
oder die Elternberatung das Buchstart-Paket.
Es enthält zwei Bilderbücher
für Kleinkinder und ein speziell
konzipiertes Buchstart-Eltern-Bilderbuch,
das Eltern aufzeigt, wie sie ihrem Kind die
Welt der Sprache, der Bilder und der Bücher näherbringen können.
Worauf man sich verlassen kann
Seit 2008 auch in der Schweiz
Mittlerweile wird das «Books Start Project» in Grossbritannien von der öffentlichen Hand und privaten Spendern getragen. Fast jedes Kind, das auf den britischen
Inseln zur Welt kommt, erhält heute ein Paket mit Büchern. Ähnliche Initiativen gibt
es auch in den USA, in Japan, Korea, Australien und in Europa – und seit 2008 in der
Schweiz. Das hiesige Projekt wird getragen
von Bibliomedia Schweiz, der Informationsdrehscheibe der schweizerischen Bibliothekslandschaft, und dem Schweizerischen
Institut für Kinder- und Jugendmedien
SIKJM. Unterstützt wird Buchstart unter
40 – www.books.ch – November 2011
Eine andere Leistung von Buchstart sind
die zweimal jährlich erscheinenden Empfehlungslisten, die Eltern bei der Wahl
geeigneter Bilder- und Vorlesebücher fürs
Vorschulalter unterstützen. Die empfohlenen Bücher – je fünf für die Altersgruppen
bis drei, drei bis vier, vier bis sechs – kann
man in den Buchstart-Club-Buchhandlungen kaufen. Dazu gehören auch alle Filialen von Orell Füssli. Die Bücher der Liste
sind mit einem Buchstart-Kleber gekennzeichnet: auf diese Weise sehen Eltern auf
einen Blick, auf welche Bücher sie sich garantiert verlassen können.
Drei Tipps von Buchstart
Für die Altersgruppe bis drei Jahre:
Leo Lionni war ein wahrer Kosmopolit: Er
kam als Italiener in Amsterdam zur Welt,
studierte in Zürich und nahm später die
US-amerikanische Staatsbürgerschaft an.
In seinen Kinderbüchern behandelte er
immer wieder Themen wie Solidarität oder
Aussenseitertum. Weltberühmt wurden
seine Mäusefiguren. In «Spielen!» tun Lionnis
Mäuse das, was der Titel verspricht, von früh
bis spät: Sie stöbern in Büchern, pflücken
Blumen, werfen den Ball, verstecken und
verkleiden sich – man wäre gern dabei.
Spielen!
Leo Lionni
28 Seiten
CHF 12.90
Beltz & Gelberg
Für die Altersgruppe drei bis vier Jahre:
Dieser fest gebundene Sammelband mit
rund 250 Reimen und Liedern regt Eltern
dazu an, Zeit mit ihren Kindern zu verbringen, ihnen vorzulesen und mit ihnen zu
singen. Es gibt etwas für jeden Anlass und
in jeder Form: Spiele mit allen Körperteilen, Verse zum Essen, zum Trösten und
Einschlafen, für Geburtstage und Feste, über
Uhr- und Jahreszeiten, zu Wind und Wetter.
Ein Klassiker für jede Familie!
Schnick Schnack
Schabernack
Renate Raecke, Monika Blume,
Gerda Raidt
144 Seiten
CHF 34.90
Gerstenberg
Für die Altersgruppe vier bis sechs
Jahre:
Billy hat einen veritablen Gangster zum
Papa. Der will, dass Billy auch einmal Gangster wird, und staffiert ihn deshalb mit einem
ungeladenen Revolver aus. «Pfoten hoch!»,
sagt Billy – ausgerechnet zum Regenwurm.
Und er wird zu einem Held, wie ihn sich sein
Vater kaum gewünscht hätte ... Dieses Buch
gefällt kleinen Buben wohl ebenso wie ihren
Müttern, was bei Pistolengeschichten alles
andere als selbstverständlich ist.
Pfoten hoch!
Catharina Valckx
32 Seiten
CHF 19.90
Moritz
Kinderwelt
Sali Theo!
Braunbär Theo ist ein
herzlicher Gastgeber in
der Kinderwelt von
Orell Füssli: Jeden zweiten Samstag begrüsst er
im oder vor dem Kramhof
seine kleinen Besucherinnen und Besucher und
verteilt Ballone. Die jungen Fans können sich an
ihm fast nicht sattsehen
und wollen seine Hand
schütteln – denn Theo ist
zwar riesig, aber auch so
flauschig, dass von ihm
nun wirklich keine Gefahr
ausgehen kann.
GROSSER
R
E
D
KMAIN
LWETTBEWERB
Jede Einsendung erhält ein Geschenk. Und die 10
besten Zeichnungen werden in der Buchhandlung
Kramhof in Zürich ausgestellt. Ausserdem gibt es viele
Gutscheine zu gewinnen!
Viel Schneeflocken-Spass!
Theo
LIEBE KINDER
Der Winter ist da. Und was gibt es schöneres,
als im Schnee zu spielen, Schneemänner zu
bauen oder mit dem Schlitten den verschneiten Hügel hinunter zu fahren?
Es gibt so viele Möglichkeiten: Gib mir Tipps,
wie ich meine Sportferien gestalten kann!
Zeichne mich so, wie du den Winter am liebsten verbringst.
Einsendeschluss ist der 15. Januar 2012.
Maximale Grösse der Bilder: A3. Die Bilder inkl. deiner
Adresse & Geburtsdatum
einsenden an:
Orell Füssli Buchhandlung Kramhof, Theo’s Wintermalwettbewerb, Füsslistrassse 4, 8001 Zürich
Orell Füssli Buchhandlung Kramhof, Füsslistrasse 4, Tramstation
Rennweg.
www.books.ch
– November 2011 – 41
Kochbücher
Essen wie im alten Bern –
oder wie im neuen Zürich
Multikulti prägt immer mehr unser
Essen. Doch die Sehnsucht nach Gerichten, die regionale Tradition mit
währschaftem Genuss verbinden,
wächst.
Hinweisen wie «Suppe mit Rasse u Spöiz»,
«gattlig gebraten» oder «e Chellete chüschtige Sosse» die Stirne runzeln, seien beruhigt: Im Buch findet man auch ein Emmentaler Glossar.
Text: Markus Ganz
Geschichtsschreibung auf dem
Teller
Pasta und Pizza gehören hierzulande längst
zu den Standardgerichten. Auswärts wählt
man selbstverständlich auch mal ein thailändisches Tom Kha Gai, ein türkisches
Köfte oder indische Samosas; Sushi kauft
man zum Snack beim Grossverteiler. Die
globalisierte Welt hat aber auch beim Essen wieder die Sehnsucht nach Verwurzelung geweckt: Man möchte im Gaumen ein
Stück verlorene Heimat wiederfinden. Und
stellt beim Essen der traditionellen Gerichte dann oft fest, dass sie paradoxerweise
schon fast exotisch wirken.
Währschaftes mit «Rasse u Spöiz»
Wer weiss heute noch, wie eine Heusuppe, eine Apfelrösti oder ein Kalbskopf mit
Vinaigrette schmeckt – und wie man diese
Speisen zubereitet? Rezepte zu solch urtümlichen Gerichten findet man in «Emmentaler Küche – Geniessen wie zu
Gotthelfs Zeiten» von Fritz Gfeller. Der
leidenschaftliche Koch kennt diese Küche
wie kein Zweiter und weiss sie auch anzupreisen; von seinem früheren Buch «Rezepte aus dem Emmental» soll er nicht weniger
als 200’000 Exemplare verkauft haben. Im
mit schönen Fotos von Emmentaler Häusern und Landschaften angereicherten Buch
werden auch raffiniertere Gerichte wie
Wädli-Terrine mit Senfschaumsauce oder
Kutteln an Tomaten-Rotwein-Sauce und
Schneekartoffeln vorgestellt. Das alles sind
währschafte Genüsse, bei denen in der Regel nicht an «Nidle, Anke u Chäs» gespart
wird. Deshalb kann es gut sein, dass man
zur Verdauung noch einen «Brächete»Schnaps braucht, dessen Zubereitung ebenfalls beschrieben ist. Hobbyköche, die bei
42 – www.books.ch – November 2011
«Kochen wie im alten Bern» lädt noch
stärker zu einer gastronomischen Entdeckungsreise in die Vergangenheit ein, denn
es ist Koch- und Geschichtsbuch zugleich.
Der Historiker François de Capitani beschreibt zunächst anschaulich, wie man
im Bern des 18. Jahrhunderts gelebt, gekocht und gegessen hat. Dann zeigt Walter
Aebischer, Küchenchef und Mitinhaber
des Berner Restaurants Harmonie, wie man
die aus alten Kochbüchern zusammengestellten Rezepte heute umsetzen kann. Eine
Anpassung war notwendig, weil die alten
Kochanweisungen oft unklar waren, gewisse Zutaten nicht mehr erhältlich sind und
die geschmacklichen Vorlieben sich verändert haben. Aus heutiger Sicht erstaunt die
Vielfalt, die man zumindest in den besseren Häusern des alten Bern pflegte: Es gab
weit mehr als nur Berner Platte, nämlich
auch Speisen wie Randenkompott oder mit
Sardellen mariniertes Kalbfleisch. Überraschend ist nicht zuletzt der Einsatz exotischer Gewürze wie frischem Ingwer, Nelken
und Sternanis, welche die oft deftigen Speisen nicht nur schmackhaft, sondern auch
bekömmlich machen. Passend zum Thema
wurden die Fotografien im Restaurant Harmonie aufgenommen, das seit mindestens
175 Jahren eine Gastwirtschaft ist.
Internationale Tradition
Auch Zürich kennt eine lange Küchentradition, doch diese geht immer weiter über Gerichte wie Zürcher Geschnetzeltes hinaus.
Der aufwendig gestaltete Bildband «Zürich for Gourmets» verdeutlicht, dass sich
Downtown Switzerland auch in der Gastronomie als betont internationale Stadt
versteht. Annette Weber stellt 29 herausragende Zürcher Restaurants vor, die meist
fremde Küchentraditionen pflegen, diese
aber individuell und auf Gourmet-Niveau
interpretieren. Nicht nur die Haute Cuisine
ist mit Spitzenrestaurants wie dem «Dolder
Grand», dem «Mesa» und dem «Sonnenberg» vertreten. Auch einige einfachere Restaurants wie die «Pumpstation» am Seeufer
zeigen, wie sie ihre Gäste verwöhnen. Die
Köche verraten jeweils drei ihrer Rezepte,
die zusammen ein abgerundetes Menü ergeben. Marcus Gyger hat die Speisen ebenso
prächtig fotografiert wie die Restaurants
und Ansichten der Stadt Zürich.
Emmentaler Küche – Geniessen
wie zu Gotthelfs Zeiten
Fritz Gfeller
160 Seiten
CHF 38.90
FONA
Kochen wie im alten Bern
Walter Aebischer, François de Capitani
120 Seiten
CHF 32.90
Stämpfli
Zürich for Gourmets
Annette Weber, Marcus Gyger
336 Seiten
CHF 99.–
Weber
Kochbücher
Für Sie probiert:
Linsensalat an
Himbeeressig-Senf-Sauce
Rezept des Restaurants Au Gratin aus dem nebenan besprochenen Buch
«Zürich for Gourmets»
Vorspeise für 4 Personen
Zutaten:
Für die Himbeeressig-Senf-Sauce:
40 g frische Himbeeren
12 g Wasser
52 g Sonnenblumenöl
32 g Himbeeressig
2 g Colman’s Senfpulver
5 g Ingwer, fein geraffelt
Salz und Pfeffer
Für den Linsensalat:
25 g grüne Linsen
25 g braune Linsen
5 g Butter
10 g Zwiebeln, gehackt
60 g Wasser
60 g Vollrahm
Salz und Pfeffer
it beim
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Mache Gewinnspie
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Gewinnen Sie eine Küchenwaage
oder andere attraktive Preise
Senden Sie einfach eine Mail an:
[email protected]
Stichwort: Fein gebacken!
Einsendeschluss ist der 31.12.2011
Die Gewinner werden schriftlich
benachrichtigt, der Rechtsweg ist
ausgeschlossen.
Alles rund um Kochbücher: kosmos.de/gut-gekocht
40 g Maiskörner
100 g Rauchlachs, fein geschnitten
4 Salatbouquets
Zubereitung:
Sauce:
Alle Zutaten ausser dem Ingwer mixen und durch das Haarsieb geben.
Den Ingwer dazugeben und mit
dem Schwingbesen verrühren.
Salat:
Linsen mindestens 2 Stunden lang
in viel Wasser einweichen. Die
Zwiebeln in Butter andünsten, die
Linsen beigeben und mitdünsten.
Das Wasser und den Vollrahm beigeben und ca. 15 Minuten auf leichtem Feuer kochen. Salz und Pfeffer
beigeben.
Das Salatbouquet mit etwas Sauce
beträufeln. Die weich gekochten,
noch warmen Linsen, die Maiskörner und den Rauchlachs mit der
Sauce vermischen und auf den Tellern anrichten. Mit dem Salatbouquet garnieren..
Fein gebacken!
Cornelia Schinharl
Christa Schmedes
Fein gebacken!
Das Grundbackbuch
240 S., 260 Abb., CHF 33,90
978-3-440-12592-2
Fein gebacken! erklärt ausführlich alle 10 Grundteigarten und
zeigt immer ganz genau, was zum Gelingen wirklich wichtig ist.
Dazu gibt es über 150 Rezepte und zahlreiche Tipps und Tricks.
www.books.ch – November 2011 – 43
So macht backen Spaß!
Wettbewerb
Das Literatur-Kreuzworträtsel
Unter den richtigen Lösungen verlosen wir Bücher-Gutscheine:
1. Preis: Fr. 200.–, 2. Preis: Fr. 100.–, 3. Preis: Fr. 50.–, 4. bis 10. Preis: je Fr. 20.–.
✁
Lösungswort:
Vorname / Name
Adresse
Bis am 31. Januar 2012 in einer der Orell-Füssli-Filialen in Zürich, Bern, Luzern,
Winterthur, Frauenfeld, am Flughafen Zürich oder bei Rösslitor Bücher in St. Gallen
abgeben – oder per E-Mail an: [email protected].
Über den Wettbewerb wird keine Korrespondenz geführt.
44 – www.books.ch – November 2011
PLZ / Ort
E-Mail
Das Weihnachtshaus
Abenteuer
Cars 2
Der Zoowärter
Zeichentrick
Abenteuer
1
2
Harry Potter und
die Heiligtümer
des Todes – Teil 2
3
4
Abenteuer
Thomas (Jared Padalecki) kehrt
in seine Heimatstadt zurück, um
Weihnachten mit der Familie zu
feiern. Doch diesmal ist nicht alles
wie immer: Die Mutter steckt in finanziellen Nöten, und dem Elternhaus droht der Zwangsverkauf.
Auch um Thomas’ langjährigen
Freund und Mentor Glen (Peter
O’Toole) steht es nicht gut: Der
einst erfolgreiche Künstler sieht
sich mit den Tücken des Alterns
konfrontiert. Trotzdem hat der
Geist der Weihnachten dieses Jahr
ein ganz besonderes Geschenk für
ihn ...
Lightning McQueen nimmt mit
seinem Kumpan Mater die Reise
über den Ozean nach Japan und
Europa auf sich, um erstmals
beim Grand Prix um den Weltmeistertitel zu kämpfen. Doch
schnell rückt in den Hintergrund,
wer tatsächlich den stärksten
Motor besitzt und am schnellsten beschleunigt − denn Lightning und Mater werden für eine
Spionagemission
ausgewählt.
Und plötzlich muss Mater vor den
Augen der Welt schwerwiegende
Entscheidungen treffen.
Die Tiere im Franklin-Park-Zoo
lieben ihren gutherzigen Pfleger
Griffin Keyes (Kevin James). Da er
mehr Gesellschaft von Löwen als
von Ladys hat, beschliesst Griffin,
den Zoo zu verlassen, um seine Herzdame zu erobern. In Panik beschliessen die Tiere, ihren
Schweigekodex zu brechen und
ihr grösstes Geheimnis zu offenbaren: Sie können sprechen! Um
Griffin an seiner Kündigung zu
hindern, bringen sie ihm die Regeln der Brautwerbung bei – auf
animalische Art!
Hogwarts hat als Zufluchtsort ausgedient. Im grossen Finale entwickelt sich der Kampf zwischen Gut
und Böse in der Welt der Zauberer zu einem regelrechten Krieg.
Niemals stand derart viel auf dem
Spiel; niemand ist mehr sicher. Die
entscheidende Auseinandersetzung mit Lord Voldemort scheint
unausweichlich, und es sieht fast
so aus, als müsste Harry Potter
sich opfern. Oder kann er mit den
sagenumwobenen Heiligtümern
des Todes eine Wende herbeiführen?
CHF 17.90
CHF 26.90
CHF 23.90
CHF 23.90
Ab 6 Jahren
Ohne Altersbeschränkung
Ohne Altersbeschränkung
Ab 12 Jahren
EAN 4260261430077
EAN 8717418320706
EAN 4030521692015
EAN 5051890045614
3
1
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www.books.ch – November 2011 – 45
DVD
4
2
3
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5
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46 – www.books.ch – November 2011
8
Hangover 2
Brautalarm
Midnight in Paris
Komödie
Komödie
Komödie
1
2
Stephanie-GlaserCollection
3
Dramen und Komödien
4
Phil, Alan, Doug und Stu reisen
nach Bangkok, wo Stu eine junge Thailänderin heiraten will. Am
Tag vor der Hochzeit wollen sie
den Junggesellenabschied feiern – und obwohl ihnen ihr letztes
Abenteuer in Las Vegas noch gut
in Erinnerung ist, trinken sie doch
einen Tropfen Alkohol. Oder zwei.
Das Ergebnis ist verheerend: Am
nächsten Morgen hat Alan keine
Haare mehr, Stu dafür eine Tätowierung. Und was macht nur dieser Affe im Badezimmer des schäbigen Hotels?
Als sich ihre beste Freundin Lillian
verlobt, muss sich Annie als Trauzeugin mit den anderen Brautjungfern den umfangreichen Hochzeitsvorbereitungen widmen. Vor
allem die selbstbewusste Helen
offenbart sich aber als Nebenbuhlerin um die Gunst der Braut. Und
so entwickelt sich ein bitterböser
Schlagabtausch der Rivalinnen.
Ob Junggesellinnenabschied oder
Kleideranprobe: Die Brautjungfern
lassen keine Möglichkeit aus, ei­
nander Steine in den Weg zu legen.
Das amerikanische Paar Gil und
Inez macht Urlaub in Paris und geniesst die gemeinsame Zeit in der
Stadt der Liebe. Als sie einen alten
Bekannten, den kulturell beflissenen Intellektuellen Paul treffen, tut
sich vor allem Gil mit der unerwarteten Begleitung nicht leicht. Als
eines Abends Inez mit Paul tanzen
gehen will, streift Gil allein durch
Paris und erlebt die Nacht seines
Lebens – was sich natürlich auf die
Beziehung auswirkt.
Eine unverzichtbare Box für Fans
der beliebten, kürzlich verstorbenen
Schauspielerin: Sie vereint mit «Das
Fräuleinwunder», «Die Herbstzeitlosen», «Leo Sonnyboy» (mit Mathias
Gnädinger), «Polizischt Wäckerli»
(mit Schaggi Streuli), «Klassezämekunft» (mit Anne-Marie Blanc und
Ursula Andress) und «Taxichauffeur
Bänz» einige der beliebtesten Spielfilme mit Stephanie Glaser. Ergänzt
wird die Box mit einer DVD voller
Bonusmaterial.
CHF 23.90
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CHF 26.90
CHF 109.–
Ab 12 Jahren
Ab 12 Jahren
Ab 12 Jahren
Ohne Altersbeschränkung
EAN 5051890041647
EAN 5050582833218
EAN 7619965022601
EAN 7611719512116
Rabbit Hole
Der Freischütz
The Son of No One
Drama
Drama
Francesco und
der Papst
6
5
Drama
Thriller
7
8
Die letzten Monate waren die Hölle für Becca (Nicole Kidman) und
Howie Corbett: Seit ihr kleiner Sohn
bei einem Autounfall ums Leben
kam, gibt es keinen Alltag mehr für
das Ehepaar. Längst dringt Ho­
wie
nicht mehr zu seiner Frau durch.
Doch dann bricht Becca aus ihrer
Isolation aus: Regelmässig trifft sie
sich auf einer Parkbank mit einem
jungen Mann und fasst Vertrauen zu
ihm – obwohl er das Auto gelenkt
hat, das ihren Sohn getötet hat ...
Der junge Jäger Max liebt Agathe,
die Tochter des Erbförsters Kuno.
Nach altem Brauch muss Max aber
erst einmal seine Eignung als Erbe
und Schwiegersohn bei einem «Probeschuss» unter Beweis stellen, bevor er Agathe heiraten darf. Leider
hat das Jägerglück ihn verlassen,
denn er trifft mit keinem Schuss
mehr. Sein zwielichtiger Kamerad
Kasper kann Max in seiner Not davon überzeugen, dass ihm nur noch
schwarze Magie und dunkle Mächte
helfen können ...
Der elfjährige Francesco lebt mit
seiner Familie in Rom. Er singt im
Knabenchor des Chors der Sixtinischen Kapelle, der die päpstlichen Liturgien begleitet. Dank seiner einzigartigen Stimme wird er
ausgewählt, das alljährliche Solo
vor dem Heiligen Vater zu singen
– das durften bisher nur Erwachsene. Während für Francesco die
aufregendste Zeit seines Lebens
beginnt, erlebt auch Papst Benedikt XVI. bewegende und sehr persönliche Momente.
16 Jahre sind vergangen, seit Jonathan White sein Viertel in New
York verlassen musste. Jetzt kehrt
er zurück. Er ist in die Fussstapfen
seines Vaters getreten und Polizist
geworden – und zwar ein verdammt
guter. Aber er wird von den Ereignissen gepeinigt, die ihn damals fliehen
liessen. Als anonyme Briefe an die
lokale Zeitung zwei Morde an Junkies anprangern, die von der Polizei
vertuscht wurden, wird Jonathan
von der Vergangenheit eingeholt ...
CHF 21.90
CHF 21.90
CHF 17.90
CHF 27.90
Ab 12 Jahren
Ab 12 Jahren
Ohne Altersbeschränkung
Ab 16 Jahren
EAN 7611372641604
EAN 4011976878483
EAN 4011976874683
EAN 4260147223168
www.books.ch – November 2011 – 47
Veranstaltungen von Orell Füssli
November
24.Filiale Winterthur
18.Filiale Kramhof, Zürich
19 h
26.Filiale Frauenfeld
10.30-11 h
Märlistund
für Kinder ab 3 Jahren
20 h
Immer am letzten Samstag im Monat
erzählen Buchhändlerinnen aus den neusten Bilderbüchern. Anschliessend wird
gemeinsam noch etwas Passendes zur
Geschichte gebastelt.
29.Filiale am Bellevue, Zürich
Filmnacht
Literaturcafé
Andrea Clavadeschter zeigt und kommentiert seinen Film «Reflections and Ghosts»
über Martin Hodel.
In der Café-Bar stellen die Buchhändlerinnen eine kleine und feine Auswahl der
neuesten Bücher vor.
21. Kellerbühne St. Gallen, St. Georgen-Str. 3
20 h
24.The Bookshop, Zürich
Andri Snær Magnason
präsentiert sein Buch, eine
unterhaltsame Reise durch
die Welt der Globalisierung
am Beispiel Islands. Moderation und Lesung des
deutschen Textes: Sebastian Arenas.
bis 22 h
Night Shopping
24.Filiale Kramhof
bis 22 h
Spendenaktion «Schweizer
Spitzenköche für Afrika»
«Gerron»
Lesung von Charles Lewinsky. Veranstaltet
von Rösslitor Bücher in Zusammenarbeit
mit der Kellerbühne St. Gallen.
23.Filiale Winterthur
14-16 h
Wintermärchen – erzählt von
den Zürcher Märlilüüt
23.Kaufleuten, Pelikanplatz, Zürich
20 h
Julia Franck
Lesung im Rahmen der L-Reihe, veranstaltet von Orell Füssli in Zusammenarbeit mit
dem «Tages-Anzeiger» und dem Kaufleuten.
Dezember
Heiko Niederer, Chef Fine Dining des «The
Dolder Grand», und weitere Gault-MillauKöche verkaufen ihre Gourmet-Kreationen
im Kramhof. Sämtliche Einnahmen – inklusive Margen der verkauften Exemplare von
«Spitzenköche aus
Afrika» sowie der verkauften Kaffees durch
die Starbucks-Filiale
im Kramhof – gehen
an die Stiftung «Menschen für Menschen».
24.Filiale am Bellevue, Zürich
bis 22 h
Autogrammstunde
mit Dieter Meier, Boris Blank
und Daniel Ryser
Am Night Shopping von
Orell Füssli am Bellevue
signieren Dieter Meier, Boris
Blank und Daniel Ryser die
Neuerscheinungen «Yello»,
«Out of Chaos» und «Oskar
Tiger». Ab 20 h.
3.
The Bookshop, Zürich
10 h
Childrens reading with Santa
5.-11. Filiale Flughafen Zürich
7.
Grosser Weihnachtsverkauf
auf der Promotionsfläche
Filiale Westside, Bern
15 h
Roland Zoss singt Lieder von
Jimmy-Flitz bis Xenegugeli
Für Kinder ab 4 Jahren. Xenegugeli, das
sagenhafte Wesen, bringt Erwachsene
und Kinder zum Träumen! In den Geschichten quer durchs Alphabet begegnet
man dem Krokodil, das Spaziergänger
zum Zvieri isst. Man galoppiert
mit dem Ross ohne Reiter
durch Blitz und Donner,
schwimmt mit
dem Delfin oder tanzt
mit Jimmy-Flitz Maus im
Suppenteller Rock’n’Roll!
Mehr Veranstaltungen und Informationen finden Sie auf www.books.ch
48 – www.books.ch – November 2011
48 – www.books.ch – November–– 2011
20.30 h
«Traumland – Was bleibt, wenn
alles verkauft ist?»
15. Filiale Winterthur
17-20 h
Handanalysen
mit Monika Hauser
Lassen Sie sich in 10 Minuten aus der Hand
lesen und erfahren Sie Neues über sich.
21. Filiale Frauenfeld
19-20.30 h
Märlistunden
für Kinder ab 3 Jahren
Kinderspezialprogramm
Jeden letzten Samstag im Monat um 10.30 h:
Immer samstags Filiale Kramhof, Zürich
Filiale Frauenfeld
Ausführliche Informationen unter
www.books.ch
Jeden ersten Samstag im Monat um 14 h:
Filiale Kramhof, Zürich
Jeden ersten Samstag im Monat um 10 h:
an hour full of stories,
fun and activities
The Bookshop, Zürich
Männer-Night-Shopping
Buchhändlerinnen und Buchhändler begleiten nach Ladenschluss ausschliesslich
Männer bei ihren Weihnachtseinkäufen.
Damit sie genau das Richtige für ihre
Liebsten finden!
Luis Sepúlveda
Vincenzo Todisco
r
Roman
Aus dem Italienischen
von Maja Pflug
Aus dem Spanischen
von Willi Zurbrüggen
280 Seiten, gebunden, 2011
isbn 978-3-85869-456-0,
Fr. 29.90
162 Seiten, gebunden, 2011
isbn 978-3-85869-455-3,
Fr. 24.90
c
c r
R
162 Seiten, gebunden, 2011
isbn 978-3-85869-457-7,
Fr. 24.90
Roman
R
Kindheitsgeschichten
aus dem Luzerner
Hinterland
Der Schatten
dessen,
was wir waren
Rocco und
Marittimo
R
Wie die Arche
Noah auf den
Napf kam
Zwischen Berg und Meer
Der letzte Coup
Der Priester, Landwirtschaftsexperte,
Journalist und Weltreisende Al Imfeld
beschreibt in seinen Kindheitserinnerun­
gen, wie die Käserei vor Ort einging, die
historischen Wirtshäuser der Roten und
der Schwarzen verschwanden und aus
seinem Dorf eine blosse Ortschaft wurde.
Eine Familiensaga, episch, schmerzlich,
und komisch: Rocco und Marittimo
kommen 1965 im fahrenden «Zug der
Hoffnung» zur Welt, der die Emigranten
aus Süditalien in die Schweiz bringt.
Fatalerweise werden die Neugeborenen
miteinander vertauscht. Es ist der Anfang
einer aufregenden Geschichte.
35 Jahre nach Pinochets Putsch treffen
sich die Exilanten Cacho, Lolo und
Lucho in ihrer Heimat Chile wieder – ein
«Schatten dessen, was wir einmal waren»,
wie sie selbstironisch anmerken. Dick­
bäuchig sind sie geworden, kahl und grau­
bärtig … aber keinesfalls zu unterschät­
zen, denn sie planen einen letzten Coup,
sind der verschollene Beute eines legen­
dären Banküberfalls auf der Spur.
R
Humor und Wehmut
r
DRS 1, Menschen und Horizonte
R
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r
c
r
«Endlich wieder ein Roman, der den
Leser mitten hinein in die Vergangen­
heitwww.books.ch
und Gegenwart
Chiles führt.»
– November
2011 – 49
c
»Vincenzo Todisco ist ein ursprüng­
liches Erzähltalent, seine Erfindungen
sind witzig, sinnlich und realitäts­
bezogen, geprägt von einer heute selte­
nen Leidenschaft für Rebellion und
Utopie.« Der Bund
c
«Er wirkt bodenständig wie ein Bauer,
gütig wie ein Kapuziner und er fabu­
liert wie ein Afrikaner. Dabei hat Al
Imfeld vier Studienabschlüsse und er
ist auf vier Kontinenten zuhause.»
Rotpunktverlag.
c
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c
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Al Imfeld
www.rotpunktverlag.ch
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R
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c Rotpunkt-Bücher unter den Weihnachtsbaum
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Bayerischer Rundfunk
Kolumne
Schreiben ist Austausch. Schreiben ist auch
Ausdruck der Freude und des Leidens.
Freude deshalb, weil eine gelungene Geschichte, Kolumne oder Buchpassage vergleichbar ist mit einer guten Speise, die den
Freundinnen und Freunden geschmeckt
hat. Leiden, weil der Schreibende dem
Druck der Frage «Kann ich mich gut genug
ausdrücken und wie will ich es tun?» nicht
ausweichen kann.
Bis der erste Satz sitzt, ist es oft ein langer Weg. Ich erinnere mich an viele solche
Momente. Den ganzen Vormittag hatte ich
nicht eine Idee für den ersten Satz, dafür
wanderte ich alle paar Minuten vom Arbeitszimmer in die Küche und warf jedes
Mal ein paar Trauben in den Mund. Erst
am Nachmittag fiel mir auf, dass alle Traubendolden ihre Früchte los waren. Die
Aufeinandertreffen kann störende Geräusche wie von einem verstimmten Instrument hervorbringen. Aus meiner Erfahrung
weiss ich jedoch, dass diese verschiedenen
Welten eine Bereicherung sind, einander ergänzen, als würden vier Hände gemeinsam
einen Krug töpfern.
mehr eine kleine Portion Empathie, ohne
die dem Schreibenden die Glaubwürdigkeit
fehlen würde.
Mein Anspruch ist nicht hoch: Ich möchte
meinen Leserinnen und Lesern ein Bild vermitteln, ein Bild aus meiner Beobachtung,
aus meiner Optik, die eine von tausend anderen Optiken ist. Auch für mich gilt es bei
jedem Text neue Bilder zu entdecken.
So auch die Handlung meines letzten Romans «Hochzeitsflug». Ich bekam vor einigen Jahren die Geschichte des schwulen
jungen türkisch-tscherkessischen Beyto in
wenigen Sätzen mit. Beyto, der noch auf der
Schweizer Autorinnen und Autoren erzählen in «books»,
wie sie schreiben.
Heute: Yusuf Yesilöz
Wenn ich meine bisherigen Werke anschaue, stelle ich mit Erstaunen fest, dass
viele meiner Figuren, ob Mann oder Frau,
Kind oder Greis, in zwei Welten, oft auch
zwischen zwei Welten leben. Sie sind auf irgendeiner Reise, befinden sich auf Brücken
und erzählen von ihren Erfahrungen, die
sie in vielen Welten machen. Auch in meinem eigenen Leben sind diese zwei Welten
omnipräsent; meine eher ländlich geprägte
Herkunftskultur und meine neue, städtische Welt treffen in mir aufeinander. Dieses
50 – www.books.ch – November 2011
Suche nach der eigenen Identität ist, wird
gegen seinen Willen verheiratet. Ich trug die
Geschichte einige Jahre mit in einer Kiste,
oftmals öffnete ich sie, schloss den Deckel
wieder zu, weil ich nicht wusste, in welcher
Form ich diese Geschichte erzählen könnte.
Als mir nach einigen Jahren klar war, dass
Beytos Schicksal mich nicht in Ruhe lässt,
entschied ich mich, es aufzuschreiben. Ich
begab mich also in ein Neuland namens
Homosexualität und beschäftigte mich
mit vielen Aspekten dieses Themas. Meine
Recherchen über die Schwulenliebe beendete ich jedenfalls erst dann, als ein junger
Mann meine Frage «Wie ist die Liebe der
Homosexuellen?» mit der Frage «Wie ist
die Liebe der Heterosexuellen?» beantwortete. Es gebe tausende Arten des Liebens,
fügte er noch freundlich verschmitzt hinzu.
Ich machte mich danach auf eine Entdeckungsreise in das Leben des jungen Beyto.
Dass ich den Roman in Ichform schrieb,
merkte ich anfangs gar nicht. Die spontane
Ichform sollte keine Provokation sein, viel-
Yusuf Yesilöz ist Schriftsteller, Dokumentarfilmer und Übersetzer. Er kam 1964 in
einem kurdischen Dorf zur Welt und reiste
1987 in die Schweiz ein; heute lebt er mit
seiner Familie in Winterthur. Sein neuster
Roman ist im Frühling 2011 erschienen.
Hochzeitsflug
198 Seiten
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Limmat
Bild Luca Zanier
Bauchkrämpfe zwangen mich zu einem
Spaziergang auf den Goldenberg, von wo
aus ich einen schönen Vogelblick auf die
Stadt Winterthur habe, die in fünf Tälern
liegt. Meinen ursprünglich gedachten Text
konnte ich an dem Tag nicht schreiben,
auch nicht eine Geschichte über zu viel
Traubenessen. Dafür konnte ich die Atmosphäre dieses Tages beobachten, die eine
Quelle der Inspiration war. Irgendwann
gelang es mir dann doch noch, den ersten
Satz zu finden.
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