Sonderausgabe Newsletter zur AIC 2015
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Sonderausgabe Newsletter zur AIC 2015
NEWSLETTER BAI AIC 2015 Sonderausgabe 2015 Leitartikel Sehr geehrte Damen und Herren, erstmalig im neuen, modernen Veranstaltungsgebäude der Messe Frankfurt, dem sog. „Kap Europa“, konnten sich im Mai 2015 auf der zweitägigen BAI Alternative Investor Conference (AIC) wieder insgesamt über 350 Teilnehmer in Fachvorträgen und Paneldiskussionen über aktuelle Trends im Bereich der Alternative Investments informieren und austauschen. Namhafte Keynote Speaker aus Aufsicht, Wirtschaft und Wissenschaft referierten u.a. über Investitionsmöglichkeiten in erneuerbare Energien, Infrastruktur und die europäische Kapitalmarktunion. Zudem standen die makroökonomische Perspektive sowie die weitere Entwicklung in Deutschland und Europa auf der Agenda. Weiterhin hatten institutionelle Endinvestoren in einem geschlossenen Workshop die Gelegenheit, untereinander u.a. zu den Themen „Einsatz von liquid Alternatives als taktische Portfoliokomponente“ sowie „Tactical Due Diligence & Business Process Analysis“ zu diskutieren. Neben den zahlreichen Fachvorträgen fanden insgesamt drei Paneldiskussionen zu Regulierung, Infrastruktur und der institutionellen Perspektive statt. Zu allen Panels berichten wir in diesem Sondernewsletter ausführlich. Sowohl Experten aus der AI-Industrie als auch namhafte Vertreter institutioneller Investoren haben an den Diskussionen teilgenommen und ihre Ansichten zu den Themen dargelegt. Die BAI AIC zeichnete sich auch in diesem Jahr dadurch aus, dass aktuelle und praxisrelevante Themen präsentiert wurden und der Dialog zwischen Anbieterseite und Investoren im Vordergrund stand, vom dem beide Seiten profitieren konnten. Wir wünschen Ihnen eine aufschlussreiche Lektüre! BAI-Vorstand und BAI-Geschäftsstelle Mitschnitte der Paneldiskussionen Inhalt Infrastrukturpanel.................................................................................................................................................................. 2 - 12 Investorenpanel................................................................................................................................................................... 13 - 26 Regulierungspanel.............................................................................................................................................................. 27 - 37 Impressum...................................................................................................................................................................................... 38 INFR A S T RUK T UR PANEL BAI Alternative Investor Conference Moderation: Frank Dornseifer, Managing Director, BAI e.V. Teilnehmer: Dr. Jeromin Zettelmeyer, Head of Directorate-General I Economic Policy, Federal Ministry for Economic Affairs and Energy JOVANOVSKI: Gerne. Mirco Jovanovski ist mein Name. Ich bin im Rahmen der DB Private Equity verantwortlich für Infrastruktur- und Energieinvestitionen. Die DB Private Equity ist eine Tochtergesellschaft der Deutschen Bank, verwaltet aktuell circa 12 Milliarden US-Dollar. RIEDER: Mein Name ist Michael Rieder. Ich bin Gründer und Geschäftsführer von Palladio Partners. Wir beraten deutsche institutionelle Investoren ausschließlich zu dem Thema Infrastruktur. Mirko Jovanovski, Director, DB Private Equity & Private Markets Michael Rieder, Managing Partner, Palladio Partners Dr. Gerd Weidenfeld, Head Corporate Finance, Gothaer Asset Management AG DORNSEIFER: Herr Dr. Zettelmeyer, soweit schon einmal herzlichen Dank für Ihren Vortrag und Ihre Ausführungen, wie sich die Bundesregierung vorstellt zukünftig private Investoren bei Investments in öffentliche Infrastruktur einzubinden. Und damit darf ich dann auch in das Infrastrukturpanel der diesjährigen AIC überleiten. Neben Herrn Dr. Zettelmeyer darf ich zum einen Herrn Dr. Weidenfeld begrüßen, den Sie schon aus dem Investorenvortrag kennen. Und zum anderen Herrn Jovanovski von DB Private Equity und Herrn Rieder von Palladio Partners. Aber bitte stellen Sie sich doch selbst kurz vor. Infrastrukturpanel DORNSEIFER: Vielen Dank. Bevor wir im Verlauf der Diskussion uns auch mit den Vorschlägen der Expertenkommission um Prof. Fratzscher befassen und Infrastrukturinvestments in Deutschland und ÖPP, würde ich zunächst erst einmal gern die globale Perspektive zur Entwicklung der Anlageklasse Infrastruktur beleuchten. Nachdem das Ministerium bzw. auch ein Investor bereits zu Wort gekommen sind, möchte ich jetzt Herrn Rieder und Herrn Jovanovski bitten, doch vielleicht einfach mal aus Ihrer Sicht darzustellen, wie hat sich die Anlageklasse Infrastruktur in den letzten Jahren entwickelt hat? Und welche Erwartungen haben Sie diesbezüglich kurz- bzw. mittelfristig? RIEDER: Ja, ich denke, dass per se die Assetklasse in Deutschland etabliert ist. Wir haben heute bereits eine ganze Reihe von Umfrageergebnissen gehört. Vielleicht kann ich noch ein bis zwei weitere interessante Erkenntnisse anfügen. In 2014 wurden bereits knapp 9 Milliarden 2 2 Euro von deutschen institutionellen Anlegern in der Assetklasse Infrastruktur investiert. Dies ging aus einer repräsentativen Studie von Palladio Partners hervor. Wenn man sieht, dass in den kommenden 2-3 Jahren weitere zweistellige Milliardenbeträge in die Assetklasse investiert werden sollen, kann man getrost sagen, dass das kein Randthema mehr ist. Weiter stellte sich die Frage, ob es hier nur um das Thema öffentliche Infrastruktur/ PPP geht oder auch um Themen wie Energieinfrastruktur et cetera. Hier hat die Studie gezeigt, dass die Investoren in alle Subsegmente investiert haben, daher sowohl Energie/erneuerbare Energien, als auch regulierte Infrastruktur, also Netze, sowie der Teil, der eben gerade zum Referat stand, eben im Wesentlichen PPP-Modelle. In Deutschland überwiegt statistisch noch ganz klar der Bereich erneuerbare Energien, gefolgt von den Netzen, während das Thema PPP auch aufgrund mangelndem Angebot in Deutschland noch sehr stark unterrepräsentiert ist. Planung von Investitionen in die Zukunft um diese, quantitative Marktbetrachtung abzuschließen zeigt, dass deutsche institutionelle Investoren in allen Subsegmenten weiter ausbauen wollen, sowohl Erneuerbare als auch in regulierte Infrastruktur, z.B. Netze und vor allem in PPP-Themen. Nach der quantitativen Marktbetrachtung, vielleicht noch eine qualitative Einschätzung aus der täglichen Praxis: Wir beobachten eigentlich zwei ganz unterschiedliche Investorentypen. Der eine Typ, Typ 1, charakterisiert sich dadurch, dass er sich auf ein Subsegment fokussiert, zum Beispiel nur in erneuerbare Energien und nur in Deutschland. Die Logik dahinter sagt, „Ich“ spezialisiere mich auf ein Thema, fokussiere mich darauf, mache eine tiefe Due Diligence, verstehe das Thema, verstehe die Risiken und kann danach überzeugt investieren, vielleicht sogar, ähnlich wie es eine Gothaer gemacht hat, mit Partner direkt in Einzelprojekte und nicht über Fonds. Der andere Typ, wenn man so will, Typ 2 sagt, „ich“ möchte eine breite Diversifikation, ich will verschiedene Sub-Segmente und Länder, Risiken verteilen und bilde das über ein breites Portfolio verschiedener Fonds ab. Folgende Beobachtung ist jetzt aber interessant: Man kennt es z.B. aus der Private Equity Welt, wo institutionelle deutsche Investoren sozusagen vom Dachfonds- in die Singlefondsebene historisch sich hin zu Co-Investments entwickelt haben, also per se „näher“ an das Einzelasset. In der Anlageklasse Infrastruktur hingegen ist das nicht so stringent und es Infrastrukturpanel gibt beide Richtungen. Also der Typ 1 geht in Phase 2 seiner Investitionsperiode über in Typ 2 bzw. der Typ 2 setzt im Anschluss auf die Strategie von Typ 1. Also hier sieht man ganz verschiedene Strömungen. Was, glaube ich, aber in der Summe festzuhalten ist: Infrastruktur ist aus dem Schatten von Private Equity hervorgetreten. Das sieht man u.a. daran, dass innerhalb der Versicherungsund Pensionskassen zusätzliche Ressourcen bereitgestellt werden für dieses Themen und man noch in der Vergangenheit „homöopathischen“ Dosen angelegt hat, so sind es heute doch substanzielle Volumen. JOVANOVSKI: Wir sehen in den letzten zehn Jahren eine ziemlich stürmische Entwicklung des gesamten Infrastruktursektors. Vor zehn Jahren gab es vielleicht 20, 30 Fonds, die entweder Banktöchter Gesellschaften gewesen sind oder unabhängige Fondsmanager. Mirko Jovanovski, Aktuell haben wir circa 150 DB Private Equity Fonds, die nur im Fundraising sind und dann eine hohe dreistellige oder niedrige vierstellige Anzahl von Fondsmanagern weltweit, je nachdem wie man jetzt die Anlageklasse als solche definiert, und wo man die Grenze zieht zwischen Private Equity und Infrastruktur. In der Anfangszeit wurde Infrastruktur als Subklasse von Private Equity angesehen. In den letzten Jahren hat man sich zunehmend mehr da rausgelöst, weil sich letztendlich auch die Diversifikationsvorteile und die anderen Risk Return Charakteristika der Anlageklasse halt rumgesprochen haben und deutlich gemacht worden ist, dass so ein Portfolio mit einer eigenständigen Allokation sehr sinnvoll ist. Der deutsche Markt hinkt bei dieser Betrachtung im Vergleich zum angelsächsischen Markt doch etwas hinterher. Aber man kann auf jeden Fall schon eine Zwei- oder Dreiteilung der Investorenschaft, wie Sie halt erwähnt haben, schon feststellen. Wir haben ursprünglich mit dem ersten Programm, mit dem wir in den Markt gekommen sind, gedacht und sind davon ausgegangen, dass primär Investoren, die Private Equity Erfahrungen haben, den Infrastrukturbereich als zusätzliche Diversifikation sehen würden, das ist teilweise auch der Fall. Wir haben aber auch eine gewisse Anzahl von Investoren gewinnen können, die Infrastruktur als eine Art Private 3 Equity Light als Einstieg in Eigenkapitalinvestitionen letztendlich betrachtet haben und betrachten. Ich klammere jetzt mal die Infrastructure-Debt-Investments an dieser Stelle aus. Grundsätzlich ist das Interesse an Infrastruktur zunehmend steigend. Es gibt vereinzelnde Stimmen, dass zu viel Kapital in zu schneller Zeit in den Markt geflossen ist und entsprechend nach Anlagemöglichkeiten gesucht. Für einzelne Märkte trifft es sicherlich auch zu. Deswegen sind wir als global agierender Investor eher der Meinung, dass mit einer globalen Perspektive auch eine nicht zu starke Konzentration auf Einzelsegmente erfolgen sollte. Sondern grade bei so einer langfristigen Anlageklasse, wie Infrastruktur, gewisse Flexibilität, in der Allokation sein sollte. Und für einen Investor der ein breit diversifiziertes Portfolio aufsetzen möchte, kann das der Fall sein, indem man über globale Fondsstrukturen investiert oder über regionale, die letztendlich über einzelne Investmentthemen, wie auch einzelne Länderallokationen hinausgehen. DORNSEIFER: Bevor wir uns gleich einzelne Subsegmente und Wertschöpfungsstrategien anschauen möchte ich einen anderen Punkt aufgreifen und kritisch zur Diskussion stellen. Wir beobachten im Bereich Infrastruktur eine Entwicklung, die vergleichbar zu der im Bereich Private Equity ist. Fonds haben erhebliche Mittel eingeworben und sammeln weitere institutionelle Gelder ein; nun sitzen diese Fonds auf einem riesigen Berg Dry Powder. Man liest Zahlen, dass zum Beispiel ein Drittel des Geldes, das Infrastrukturfonds eingesammelt haben, noch nicht investiert und auf der Suche nach Projekten ist. Das muss einmal kritisch beleuchtet werden. Also wohin soll das Geld fließen? Vor allem, was ist das für ein Signal für Investoren? Herr Weidenfeld, wie gehen Sie damit um, wie sind Ihre Erwartungen als Investor? Dr. Gerd Weidenfeld, Gothaer Asset Management Infrastrukturpanel WEIDENFELD: Deshalb verfolgen wir eben den Ansatz, im Infrastrukturbereich einen Partner zu finden, der global agieren kann. Die MetLife, der Partner den wir gewählt haben, ist global aktiv und investiert ihr eigenes Geld in diesen Märkten. Da haben wir schon viel mehr Möglichkeiten, unser Geld zu investieren als wenn wir nur in Deutschland aktiv wären. Aber in der Tat, das Problem, das Sie ansprechen, ist durchaus realistisch, aber es ist ja letztlich auch unserer expansiven Geldpolitik geschuldet. Überall haben wir einen Überhang an Liquidität und das Geld sucht sich seinen Weg. Und das Ventil ist ein globales Abfallen von Renditen. Das ist einfach das Umfeld, in dem wir uns bewegen. DORNSEIFER: Gehen wir vom Investor zum Berater bzw. Fondsmanager. Herr Rieder und Herr Jovanovski, was empfehlen Sie Ihren Kunden bzw. wie stellen Sie sicher, dass das Geld, was eingesammelt wird, auch wirklich investiert wird. RIEDER: Die Frage die sich doch stellt lautet: Gibt es genügend Projekte zu guten Preisen? Also Angebot und Nachfrage. Die Nachfrageseite ist meines Erachtens relativ einfach, es fließt aktuell viel Geld in die Assetklasse vor allem aus Europa und vor allem aus Deutschland. Deutschland ist der Markt in Europa, wo am meisten Geld in die Assetklasse fließt. Aus der globalen Betrachtung heraus sind die Niveaus allerdings gar nicht mal so viel anders, als noch vor zwei, drei oder vier Jahren, daher kann die deutsche Perspektive das Maß auch etwas verzerren. Trotzdem aber kann man glaube ich für den europäischen Markt auf der Assetseite sagen die Preise werden teurer, so wie in allen anderen Assetklasse aber leider auch. Wenn man sich nochmal konkret die Frage stellt: findet man ausreichend Assets zu guten Preisen? Und ich glaube, es gibt ausreichend Assets, also die Quantität ist nicht das Problem. Und vielleicht kann man das an zwei, drei Beispielen festmachen und ich lehne mich da auch ein bisschen an den Vortrag der Gothaer an. Die erneuerbaren Energien in Deutschland, wo viele schon sagen, das ist doch schon alles „abgegrast“ und es gibt keine Projekte mehr: Es gibt noch eine Vielzahl von Projekten, auch große Projekte sowohl in Solar wie auch im Windbereich. Leider aber gehen gerade die großen Projekte zum großen Teil über Ausschreibungsverfahren, über öffentlich zugängliche Wettbewerbssituationen und da sind die Preise bereits sehr stark nach oben gegangen. So eine Strategie, wie die Gothaer bzw. andere institutionelle Investoren sie verfolgt, indem man sehr selektiv und ein bisschen „Off-Market“ an den Markt herangeht, das bietet im erneuerbaren Energiebereich aus unserer Sicht nach wie vor noch Zugang zu guten Projekten und 4 relativ attraktiven Preisen. Wenn man sozusagen ganz kurz mal die anderen Segmente beleuchtet im Bereich der regulierten Infrastruktur beispielsweise, Netzausbau, Gas, Strom et cetera, dort gibt es sozusagen immer eine Wettbewerbssituation. Da der Regulator immer über Ausschreibungen gehen muss, was per se natürlich dazu führt, dass wir heute andere Preise bezahlen müssen als noch vor drei, vier Jahren. Aber auch hier gibt es ein Phänomen, was viele vielleicht gar nicht so auf den ersten Blick sehen. Wenn man sich die Frage stellt, welche Marktteilnehmer Geld plus Know-how mitbringen können, um eine Netzinfrastruktur auch verlässlich umzusetzen und zu pflegen, gibt es heutzutage, auch weil der Markt in Europa auch noch eher „jung“ ist, auch nur wenige Player, die das können. Dementsprechend gibt es auch hier eine Situation, wo in bestimmten Assetbereichen einfach noch Preise möglich sind, die die Assetklasse entsprechend attraktiv macht. JOVANOVSKI: Aus unserer Sicht gibt es sicherlich Bereiche, in denen sehr viel Geld reingeflossen ist, in denen die Manager halt drum kämpfen, geeignete Projekte zu finden. Da findet aber eine starke Konzentration auf bestimmte Segmente statt. Und interessanterweise insbesondere die Segmente, die wir so als Core bezeichnen würden, die durch ein relativ niedriges Risikoniveau geprägt sind, andere Segmente eher im Value-Added-Bereich, wo das Risikoniveau zwar höher ist, ist diese Situation oder dieses Überangebot an Kapital nicht ganz so stark ausgeprägt. Das heißt, wenn ich jetzt mal die reine Risikobetrachtung verlasse und eher eine Betrachtung des risikoadjustierten Ertrags mir anschaue, ist natürlich die Frage, die ich mir immer als Investor stelle: Wo habe ich das bessere Risikoertragsprofil, bei welchem Risikoniveau? Und die Möglichkeiten Risiken zu reduzieren, bestehen einmal in der Auswahl der Anlageklasse oder der jeweiligen Investmentobjekte. Beispiel PPP oder öffentlich-private Partnerschaften, wo das Risikoniveau sehr gering ist oder bei regulierten Assets. Oder inwieweit spielen bestimmte Marktaspekte dann eine Rolle, die die Risiken höher treiben. Die zweite Möglichkeit die Risiken zu reduzieren, besteht darin, ein entsprechendes Portfolio aufzubauen und innerhalb des Portfolios für einen Risikoausgleich zu sorgen. Und deswegen glauben wir, dass letztendlich diese zweite Möglichkeit unterm Strich ein besseres Risikoertragsverhältnis ermöglicht und es einem auch ermöglicht, die Investitionsengpässe, die es gibt, teilweise auch zu beseitigen. Infrastrukturpanel DORNSEIFER: Jetzt können wir auf die letzte Folie von Herrn Dr. Zettelmeyer zurückkommen, eben wie sich die Bundesregierung vorstellt, hier in Deutschland die privaten Investoren bei Investitionen in öffentliche Infrastruktur einzubinden. Wie wir gesehen bzw. auch gehört haben, Geld wäre genügend da. Jetzt ist es eben die Kunst es in die Projekte zu bringen. Und da schwebt der Bundesregierung ja die Idee des öffentlichen Infrastrukturfonds vor. ZETTELMEYER: Ja, also das ist eingeschränkt der Fall, weil dieses erstmal natürlich eine Idee dieser Kommission ist und ich würde auch sagen, in der Reihenfolge der Ideen, die dort präsentiert sind, ist es hier die, die noch relativ unpräzise ausformuliert ist, wo also in der Tat noch mal eine ganz genaue Prüfung durch Fachleute stattfinden wird. Wir reden hier auch nicht über den „Stein der Weisen“ bei der Stärkung der öffentlichen Investitionsschwäche: Es ist auch nicht so, dass dieser öffentliche Infrastrukturfonds der Hauptkanal sein soll oder der gar der einzige Kanal, wie wir zusätzliche private Finanzierungen für Infrastruktur mobilisieren. Stellen Sie sich mal vor, Sie nehmen die Standardprobleme, die vielleicht jetzt Kommunen daran hindern ÖPPs durchzuführen, weg in dem Sinne, dass Sie Transaktionskosten senken, Sie geben ihnen bessere Kapazität und so weiter. Dann könnte immer noch ein Problem übrigbleiben, was irgendwie intrinsisch mit ÖPPs zusammenhängt. Sie können meinen, das sei ein politisches Problem, ein Vertrauensproblem, zum Beispiel ganz trivial „die Angst übers Ohr gehauen zu werden“. Aber vor allen Dingen natürlich die Tatsache, dass die Selbstbindung, die durch ÖPPs stattfindet, dass Sie also in einem 30-jährigen Verhältnis mit einem privaten Auftragnehmer stehen und Ihnen das natürlich auch Flexibilität nimmt. Das sind ja zwei Seiten der gleichen Medaille, einerseits macht es die Sache effizienter, andererseits haben Sie ex post weniger Flexibilität. Damit muss man leben. Die Frage ist nun, es könnte sein, dass wenn wir ein Vehikel einrichten, was im Prinzip ähnlich operiert wie ein Infrastrukturfonds, aber eine andere Art von Dialog führen kann mit dem öffentlichen Sektor, weil es selber Teil des öffentlichen Sektors ist, also herausfinden, ob es sozusagen legitime oder weniger legitime Gründe gibt, weshalb Kommunen zum Beispiel noch irgendwelche Nachbesserungen wollen. Vielleicht könnte dies dann dazu führen, dass es mehr Projekte gibt, die grundsätzlich über ÖPP-artige Vertragsstrukturen 5 realisierbar wären. Das ist die Grundidee. Wir prüfen also einen Mittelweg. Und aus der Sicht der privaten Investoren, die eben in so etwas investieren würden, würden dadurch eben unter Umständen Projekte geschaffen, die sonst nicht existieren würden. RIEDER: Ich habe da eine Frage durchaus auch ein bisschen provokativ gestellt. Man sagt ja immer so schön, wenn man nicht weiter weiß, bildet man einen Arbeitskreis. Jetzt stehen zwei neue Institutionen zum Vorschlag. Einmal für die deutsche Michael Rieder, Palladio Partners Verkehrsinfrastruktur und einmal für einen neuen Fonds. Die Frage ist aber immer, wie wird das mit Leben gefüllt? Und Sie sagten vorher, es gibt eben auch schon die Deutschland ÖPP, Deutschland AG, die sich viele Jahre auch Know-how angeeignet hat. Also unsere Erfahrung ist, es steht und fällt mit dem Know-how von Personen, die in den zuständigen Gremien die Themen verstehen und voranbringen. Und wenn Sie zu Recht sagen, man muss neutral sein, muss man fairerweise auch sagen, bisher war das Thema in Deutschland eher negativ gegen ÖPPs. Die Frage ist, wer sitzt in diesen Gremien, was für Leute, welche Erfahrungen haben die Leute etc.? Ist die Diskussion bei Ihnen schon so weit gediehen, dass man da auch schon über konkrete Besetzungen, Fachleute spricht, die diese Initiativen dann in der Praxis zum Leben erwecken? ZETTELMEYER: Also selbstverständlich müssten wir das Know-how in existierenden Organisationen irgendwie nutzen. Einerseits kann man nichts schaffen, was einfach existierende Funktionen dupliziert, das ist eine conditio sine qua non. Das heißt, man muss schon entweder die Sache komplett anders abgrenzen, oder man muss existierende Strukturen integrieren. Andererseits aber, glaube ich, brauchen wir einen ganz, ganz entscheidenden Schritt, den wir irgendwie bisher nicht geschafft haben und das ist der Ansatz. Das müssen Sie verstehen, das ist die Idee, dass wir in Deutschland in einem höheren Maße von privater Finanzierung von Infrastruktur nur dann eine Chance geben, wenn wir nicht mit der Absicht losziehen, private Infrastruktur zu erhöhen. Das klingt jetzt erst mal Infrastrukturpanel ein bisschen paradox. Aber die Idee ist, dass wir, und das ist ja auch bestätigt durch den Bundesrechnungshof, dass wir nicht weiterkommen in Deutschland mit Strukturen, die lediglich darauf angelegt sind, ÖPPs zu verbreiten. Und andererseits der Beratungsindustrie vorgeworfen worden ist, dass sie ein eigenes Interesse daran hat, egal ob das nun wirtschaftlichere Strukturen sind oder nicht, ÖPPs zu empfehlen. Wir prüfen nun, ob wir aus dieser Situation herausfinden, wenn wir Institutionen schaffen, die ex ante komplett neutral sind gegenüber öffentlicher Beschaffung und private Beschaffung. Und das muss natürlich glaubwürdig neutral sein. Das heißt, es gibt wirklich eine Chance, dass am Ende nicht mehr ÖPPs dabei rauskommen, aber es gibt auch die andere Möglichkeit. DORNSEIFER: Der BAI hat in den letzten Wochen und Monaten die Arbeit der Expertenkommission ja am Rande auch ein bisschen mitbegleitet. Wir haben versucht auch dem Wirtschaftsministerium aufzuzeigen, wer sind die typischen Investoren, die in Infrastruktur investieren. Was sind Zugangswege, welche Vehikel stehen zur Verfügung et cetera. Ich denke, dass bei der Implementierung noch viel Arbeit auf die Expertenkommission bzw. auf das Wirtschaftsministerium und die Bundesregierung zukommen wird. Auch da steht der BAI mit Know-how und kompetenten Mitgliedsunternehmen natürlich zur Verfügung. Ich würde jetzt für den Moment noch mal auch von diesem Spezialthema ein bisschen weggehen wollen, um auch mal das Publikum einzubinden und zwar mit einer TED-Frage. Hier interessiert uns, was aus Sicht der Zuhörer denn eigentlich das größte Risiko bzw. das größte Hindernis bei Investitionen in Infrastruktur ist? Wir haben vier mögliche Antworten hier aufgeführt und möchten auch gern hier ein Stimmungsbild des Publikums haben. 6 So, das Abstimmungsergebnis liegt vor und ist sehr aussagekräftig. Es gibt nämlich kein einzelnes dominantes Risiko bzw. Hindernis, sondern es gibt mehrere ungefähr gleichgewichtete Risiken bzw. Hindernisse. Herr Weidenfeld sind Sie überrascht oder trifft es auch Ihre Erwartung? WEIDENFELD: Absolut. Also insbesondere dass Solvency II ein Hemmnis ist, überrascht mich nicht. Hier hat es ja etliche Initiativen - auch des GDV - gegeben, um hier bei der EIOPA für gewisse Erleichterungen zu sorgen. Eigenkapitalinvestments in Infrastruktur werden pauschal mit 49 Prozent kapitalunterlegt, das entspricht der Risikoklasse von Hedgefonds. Dass das nicht richtig gut zu dieser Assetklasse passt, ist intuitiv klar. Es hat mehrere Anläufe gegeben, dies zu ändern, bis jetzt hat Herr Bernardino, der Chef der EIOPA, das immer relativ deutlich abgelehnt. Im Moment gibt es wieder eine neue Initiative, dass seitens der EIOPA die Behandlung von Infrastruktur - Equity und Debt Investments - im Standardmodell von Solvency II noch einmal überdacht wird. Der Vorschlag des GDV ist hierzu klar und sachgerecht: Schaffung eines neuen Buckets Infrastruktur, Reduktion der Eigenkapitalentlastung von Equity Investments von 49 Prozent auf 20, also ein bisschen unterhalb von Immobilienrisiko. Was ganz wichtig ist, ist die Festlegung eines Korrelationsfaktors von Null zu den anderen Assetklassen. Das brächte im Standardmodell eine erhebliche Eigenkapitalentlastung durch Diversifizierung. Und bei Infrastructure Debt hat der GDV eine Reduktion der Credit Risk Charge angeregt, was angesichts der, ich hatte in meinem Vortrag darauf hingewiesen, geringen Ausfallwahrscheinlichkeiten und der hohen Recovery Rates durchaus vernünftig wäre. Wenn Sie jetzt fragen, wie viel Hoffnung ich habe, dass die EIOPA hier zu einem positiven Ergebnis kommt, bin ich da etwas skeptisch. Dies hängt mit der Art und Weise zusammen, wie EIOPA arbeitet. EIOPA verlässt sich bei ihren Analysen gerne auf historische Daten-Zeitreihen, schaut also zurück, wie hoch war die Vola in dieser Assetklasse. Und die Zeitreihen, auf die man sich beziehen kann, sind ganz überwiegend börsennotierte Investments, und dies verzerrt: Es sind nun einmal nur sehr wenige Infrastruktur-Deals, die es überhaupt bis zur Börsennotierung geschafft haben. Hinzu kommt, dass alles, was börsennotiert ist, auch immer korreliert ist mit den Aufs und Abs, die wir generell an der Börse sehen, Infrastrukturpanel sodass EIOPA zu dem Ergebnis kommen musste, dass sich Infrastruktur gar nicht viel anders als Aktien verhält. Wenn man von dieser Herangehensweise keinen Abstand nimmt und nicht der Tatsache Rechnung trägt, dass die meisten Infrastruktur-Deals private placements sind, wo es eben keine öffentlich verfügbaren Informationen gibt, dann wird es schwierig, zu geringeren Kapitalunterlegungen zu kommen. Also mein Rat wäre hier: Löst euch ein bisschen von dieser Fixierung auf Zeitreihen, schaut lieber auf die qualitativen Eigenschaften dieser Assetklasse und bildet die im Standardmodell ab, ggf. kann man später das Modell immer noch etwas nachkalibrieren. Besser das Modell ist ungefähr richtig als genau falsch. DORNSEIFER: Also auch der BAI hat sich natürlich bei der Konsultation von EIOPA beteiligt und auch wir haben hoffentlich konstruktive Vorschläge unterbreitet. Wir arbeiten zu dem Thema auch mit CEPRES zusammen, denn EIOPA benötigt vor allem Daten zu Fonds und Transaktionen aus der Vergangenheit, vor allem auch im Bereich Unlisted Infrastruktur, Daten über Transaktionen, über Default Rates, Recovery Ratios usw. Ich habe da auch Verständnis für EIOPA, die sich mit Expert Judgements nicht zufrieden stellen wollen und dies auch nicht können. Schließlich geht es ja – man muss fast sagen – um einen Paradigmenwechsel. Und insofern ist es da wichtig, dass wir da auch uns selbst in der Verantwortung sehen und sagen, wir müssen Daten liefern, wir müssen Input liefern, damit am Ende EIOPA dann auch wirklich eine valide Entscheidung treffen kann. Zum Thema Regulierung möchte ich jetzt aber gar nicht weiter diskutieren. Abschließend darf ich aber noch darauf hinweisen, dass EIOPA mir letzte Woche noch bestätigt hat, dass man relativ schnell Ende Juni bzw. Anfang Juli auch schon eine erste Evaluierung der eingegangenen Konsultationen abschließen will. Das heißt, das ist jetzt kein Thema, was auf die lange Bank geschoben wird. Im Ergebnis können wir also möglicherweise schon im Laufe des Spätsommers auch mit den konkreten Vorschlägen rechnen, wie EIOPA Infrastrukturanlagen behandeln wird. Und nun steigen wir in die einzelnen Anlagesegmente von Infrastruktur ein, ebenso in unterschiedliche Wertschöpfungsstrategien. Herr Jovanovski, was sind aus Ihrer Sicht momentan Anlagesegmente bzw. Wertschöpfungsstrategien, die man als Investor auf jeden Fall näher mal in Augenschein nehmen sollte? 7 JOVANOVSKI: Also grundsätzlich sind wir erst mal der Meinung, dass alle Wertschöpfungsstrategien ihre Rechtfertigung haben und in ein breit diversifiziertes Portfolio reingehören. Die Frage der Gewichtung hängt von zwei Dingen ab. Einmal von der Marktsituation, andererseits natürlich auch vom konkreten Risikoappetit des Investors. Wenn man aus der Perspektive eines breitgestreutes Portfolios und eines Investors, der bestimmte Risiken auch in Kauf zu nehmen bereit ist, würden wir den Energiebereich ziemlich weit oben sehen und interessanterweise auch eher den Energiebereich in Nordamerika, USA, als in Europa. DORNSEIFER: Warum? JOVANOVSKI: Weil wir dort glauben, dass es gerade im Value-Added-Bereich Investitionsmöglichkeiten gibt, die ein besseres Renditeertragsprofil haben und das hängt wiederum teilweise auch damit zusammen, dass es sehr, sehr erfahrene GPs gibt, also professionelle Investoren gibt, die Fonds auflegen, die halt auch über einen langjährigen Track Record verfügen. Das heißt, diese Lektion ist natürlich Schlüssel, um dort erfolgreich zu sein. WEIDENFELD: Gilt das auch noch, wenn Sie die Währungsrisiken rausnehmen? Wir haben im Moment ein riesiges Gap zwischen den US-Zinsen und den Euro-Zinsen. Und wir als Versicherer mit Euro Liabilities versuchen das natürlich weitgehend zu hedgen. Auch unter Solvency II kostet ungehedgtes Fremdwährungsexposure ja zusätzlich Geld. Wenn man die in Fremdwährung zu erwirtschaftenden Renditen runterbricht auf Euro, ändert sich das Bild meist stark. JOVANOVSKI: Absolut, man muss Länderrisiken betrachten, regulatorische Risiken betrachten, Währungsrisiken betrachten. Da gebe ich Ihnen schon recht. Deswegen sage ich auch nicht, bloß nicht jetzt in Deutschland und Europa investieren, alle in die USA. Sondern ich sage, das ist ein Segment, welches wir für attraktiv halten, aber man muss natürlich die Währungsrisiken mit berücksichtigen. Wenn man sich den Core, Core Plus Bereich anschaut, wo das Risikoniveau deutlich niedriger ist, da würden wir eher Richtung Europa gehen und weg von USA. Da gibt es einfach strukturell bedingt auch steuerliche Nachteile. Und da glauben wir, dass in Europa bessere Investitionsmöglichkeiten vorhanden sind, auch wenn aktuell das Infrastrukturpanel Preisniveau, der dritte Punkt bei den Fragen, hier doch spürbar gestiegen ist in Europa. Und wir dementsprechend noch etwas fallende Renditen sehen. Aber wir sehen nicht, dass es jetzt in einem Umfang erfolgt ist, dass man sich aus diesem Bereich komplett zurückziehen sollte. DORNSEIFER: Herr Rieder, wollen Sie da noch was ergänzen, teilen Sie die Einschätzung? RIEDER: Vielleicht noch mal eine andere Betrachtung. Über die Attraktivität entscheidet am Ende auch der Anleger und jeder hat so ein bisschen eine andere Philosophie. Ich hatte es ja bereits vorher erläutert, es gibt Typ 1 und Typ 2. Ich glaube, man muss wegkommen von der Risikobetrachtung nach Labels wie Core oder Value Added etc. und sich wirklich die Assets anzuschauen. Wirklich auf Projektebene oder Sektorenebene zu überlegen, was sind die Treiber. Was wir viel machen ist eben mit Sensitivitäten zu arbeiten, um einfach zu schauen, wann gewisse Risiken eintreffen, wie sehr mein Investment schwankt. Und auf der Basis kann jeder Investor auch sehr viel besser beurteilen, will ich in so ein Thema investieren oder nicht. Und wir haben die Erfahrung gemacht, dass zur Überraschungen vieler man sogenannte Value Added Themen vielleicht viel lieber hat, weil die eben höher rentierlich sind und damit auch einen größeren Risikopuffer haben, wenn mal was schiefgeht, auf der Rendite zu landen, wo man am Ende sein will. Oft mehr als diese vermeintlichen Core Themen, wo man sich bereits im Basisfall auf einem sehr, sehr niedrigen Redniteniveau bewegt. Nur ein „Event“, das heißt z.B. ein regulatorisches Risiko und mein Investment ist in einem kritischen Bereich. DORNSEIFER: In der Konsequenz heißt das ja auch, dass der Managerauswahl größte Bedeutung zukommt. Oder eben Berater mandatieren, die sie dabei unterstützen. Was sind also aus Ihrer Sicht die größten Herausforderungen bei der Managerselektion? RIEDER: Also ich glaube, die sind größer als in anderen Assetklassen. Weil Infrastruktur am Ende, welche Subsektoren man auch immer nimmt, eine noch junge Assetklasse ist und ich damit in vielen Bereichen einfach keinen klassischen Track Record habe. Das heißt, ich kann mir im Excel nicht die letzten fünf Fonds „herunterladen" und analysieren, mit welcher Wahrscheinlichkeit dies beim sechsten Fonds wieder so eintritt. Vielmehr bin ich 8 sofort in einem qualitativen, weniger greifbaren Bereich. Hier muss ich im persönlichen Gespräch herausfinden, ob dieses Team geeignet ist, langfristig mein Geld zu managen, gerade da ich, wenn ich es einmal committed habe, nicht mehr rauskomme. Wir reden ja hier über 10, 20 Jahre. Das heißt, was wir sehen, ist ein sehr, sehr viel größerer Fokus auf den qualitativen Bereich. Und das kostet leider am Ende extrem viel Zeit und Arbeit. Das heißt also, Vorort-Besuche bei den Managern, verstehen, wie ist die Teamdynamik, verstehen, wie ist die Kompensationsstruktur, verstehen, wie ist die Nachfolgeregelung, wenn Partner sozusagen pensioniert werden. Darüber muss man nachdenken, wenn wir über 10, 20 Jahre sprechen. Also auch eine gerechte Verteilung im gesamten Team. Wie konsistent haben diese Partner, wenn man es denn kann, in der Vergangenheit Strategien verfolgt und inwieweit tun sie das auch in der Zukunft. Wir beobachten aktuell ein sehr unschönes Phänomen, was aber auch der Private Equity Welt bekannt ist, dass Gesellschaften, deren letzte fünf Fonds jeweils 100 Millionen Euro groß waren, jetzt plötzlich z.B. 500 Millionen Euro groß werden sollen, auch weil sie sagen, jetzt bekomme ich das Geld vom Markt, jetzt nehme ich, was ich kriegen kann. Und darüber hinaus hab ich bisher zwar nur Erneuerbare Energien gemacht und jetzt mach ich auch noch PPP und das in ganz Europa und so weiter. Diese Themen muss man beleuchten. Und vielleicht abschließend noch eine sehr interessante Zahl, die ich letztens in einer Studie las. Nur 50 Prozent aller weltweiten Fonds schaffen ein Closing. Das heißt, wenn wir, sag ich mal, am Montag einen Manager treffen und Dienstag, Mittwoch, Donnerstag, Freitag, die Hälfte der Woche ist es sozusagen ein Manager, den man eigentlich nicht treffen müsste, weil er am Ende große Wort schwingt und niemals ein Closing hinbekommt. Das heißt, wir sind hier bei dem Punkt Ressourcen, das ist ein Riesenaufwand, da ich das leider vorher nicht weiss. Und der zweite Punkt ist, und das ist ein bisschen auch dem Markt geschuldet, während wir noch vor ca. drei Jahren genügend Zeit hatten einen Fonds vor der Zeichnung zu analysieren, ist das heute schwieriger. Im Schnitt dauerte es vor ca. 3 Jahren noch zwei bis drei Jahre, bis ein Fonds wirklich zur Zeichnung geschlossen hat, so haben wir heute im Durchschnitt eine Periode von ca. 9 Monaten. Das heißt, die guten Fonds schließen viel schneller. Das heißt in der Gesamtbetrachtung: Es gibt ein Riesenuniversum an Fonds, indem viele Fonds kein Closing schaffen, die die guten Manager aber viel schneller schließen, das Infrastrukturpanel heißt, man muss in kurzer Zeit die guten Manager finden und dann die gesamte Due Diligence Kapazität darauf verwenden, um noch aufgenommen zu werden. DORNSEIFER: Sind diese Probleme nicht am Ende sogar ein Argument dafür, sich verstärkt mit Listed Infrastruktur auseinanderzusetzen? JOVANOVSKI: Ich denke, dass Listed Infrastruktur zwar die vergleichbaren Assets als Underlying hat, aber auf der anderen Seite natürlich voll den Marktvolatilitäten und den Finanzmarktvolatilitäten ausgesetzt ist und somit eigentlich keine Lösung für die Fragestellungen ist. Genauso, wie man auch nicht Listed Infrastructure als Benchmark für private Fondsstrukturen und private Infrastrukturinvestments nehmen kann und sollte. Wir glauben, dass die Managerauswahl als solche schon komplizierter ist als es auf den ersten Blick aussieht. Viele Investoren sagen, okay, es ist eigentlich doch gar nicht so schwer. Man muss sich den Track Record anschauen, man spricht mit den Leuten, ist es plausibel, stimmt deren Marktmeinung mit der eigenen Marktmeinung überein. Und wenn das alles einen einigermaßen vernünftigen Eindruck macht, kann man da investieren. Man kann auch eine Analyse von weniger quantitativen als qualitativen Untersuchungen vornehmen und den Manager im Grunde genommen bis ins Detail sezieren. Und am Ende des Tages wird der Unterschied, sind wir der festen Überzeugung, sich im Ergebnis und im eingegangenen Risiko widerspiegeln. Der Haken ist, dass der Feedbackzyklus so lang ist. Es dauert viele Jahre, bis man erfährt, ob das durchschnittliche Ergebnis der eigenen Selektion sehr erfolgreich war oder nur mitteldurchschnittlich erfolgreich war. Und ich würde die These aufstellen, dass es in vielen Fällen, auch wenn man sich eines Beraters bedient und eines Makromanagers bedient und das eine zusätzliche Kostenebene nach sich zieht, dass möglicherweise der Zusatzertrag diese zusätzlichen Kosten doch übersteigt. DORNSEIFER: An dieser Stelle möchte ich mich schon einmal an das Publikum wenden, ob es erste Fragen gibt. Zumindest gab es beim Vortrag von Dr. Weidenfeld Wortmeldungen. ENGEL: Peter Engel mein Name. Herr Dr. Weidenfeld, noch mal zu Ihrem Vortrag. Ganz speziell erstmal vielen Dank für den, wie ich finde, wirklich sehr umfassenden Überblick. 9 Sie haben mehrmals das Thema Risiko gebracht in Ihren Ausführungen. Ich habe verstanden, Ziel ist etwa eine Milliarde bis 2017 in der Assetklasse zu platzieren. Wenn ich da auf die genannten 25 Milliarden insgesamt sehe, wären das etwa 4 Prozent. Meine Frage geht jetzt dahin, in Absprache mit Ihren anderen Kollegen in der Kapitalanlage, wie viel des gesamten Risikobudgets der Gothaer bekommen Sie denn in etwa für Ihre Aktivitäten? Ich sehe Sie lächeln, von daher hoffe ich, dass die Frage nicht völlig blöd ist. HARTENSTEIN: Till Hartenstein, Commerzbank. Ich habe eine Frage an Herrn Rieder. Beobachten Sie angesichts Stichwort steigende Preise bei Projekten, Fonds, die viel Gelder eingesammelt haben, eine Veränderung in der Eigenkapital-Fremdkapitalzusammensetzung bei Projekten? auch solche strukturierten Prozesse mit entsprechender Systemunterstützung installiert haben. Wenn heute Anlagevorschläge auf den Tisch des Investmentkomitees kommen, wird jetzt auch automatisch immer analysiert, wie hoch der Eigenkapitalbedarf unter Solvency II ist. Und das ist ein ganz elementarer Bestandteil der Investitionsentscheidung. Aber dass ich schon jetzt ein definiertes Budget für die Zukunft hätte, was ich ausgeben kann, so ist es leider noch nicht. RIEDER: Ja und nein. Also vielleicht von den sozusagen vertrautesten Beispiel kommend, das Sie sicher als Commerzbank sehr gut kennen, erneuerbare Energien, da war es ja schon immer so, ob zu guten oder zu schlechten Zeiten, dass der breite Markt, eine sehr hohe Fremdkapitalfinanzierung einsetzt. Das heißt, diese 70 plus/minus Prozent Fremdkapital, dies ist eigentlich nichts Neues. Man ist sozusagen schon immer relativ an die Grenze dessen gegangen, was ging. Was wir aber merken, und das gilt für alle Anlageklassen, dass die Investoren zunehmend weniger Fremdkapital mögen. Das heißt also sozusagen der gegenläufige Trend, im erneuerbaren Energiebereich beispielsweise das ganze ohne Fremdkapital investieren wird oder man maximal noch 50 Prozent Fremdkapital einsetzen will. In Klammern stellt sich natürlich dann die Frage, zu welchen Preisen bekommt man dann die Projekte bei den attraktiven Fremdkapitalzinsen. Wir haben zum Beispiel Mandanten, die per se sagen, wenn wir in neue Themen gehen in Infrastruktur, ist unsere erste, zweite und dritte Frage, wie ist die Fremdkapitalquote. Und da ist es leider so, das gilt ja nicht nur für die Erneuerbaren, sondern auch für das Thema PPP, dass die Vergangenheit zeigt, dass auch dort extrem hohe Fremdkapitalprozentsätze eingesetzt worden sind. Und man muss dann bewerten, ist das Risiko tragfähig oder nicht. Um vielleicht einfach nur mit einem Beispiel abzuschließen. Im PPP-Bereich in Deutschland, wo man mittlerweile ja zunehmend Verfügbarkeitsmodelle einsetzt, also Modelle, wo nicht nach tatsächlichem Fahrverhalten abgerechnet wird und damit eben vergleichsweise sicherer Einnahmeströme stattfinden, glauben wir, dass auch eine hohe Fremdkapitalunterlegung gerechtfertigt ist. Bei den erneuerbaren Energien, wie es so schön berühmt heißt, hängt es von den Annahmen ab. Ich glaube, auch da kann man sicher hohe Fremdkapitalquoten akzeptieren, wenn sozusagen die Einkaufrenditen auch konservativ prognostiziert worden sind. DORNSEIFER: Gibt es noch weitere Fragen? Ich sehe eine Wortmeldung von Herrn Hartenstein. DORNSEIFER: Ich selbst habe auch noch eine Frage an die Panellisten, und zwar bitte ich Sie, eine Einschätzung bzw. WEIDENFELD: Nein, ist sie leider nicht. Ich habe noch keine richtig zufriedenstellende Antwort. Im Moment sind wir in dieser Übergangsphase von dem alten Aufsichtsregime in das neue. Wir haben natürlich immer schon die Passung unserer Investitionsentscheidungen zu unserer Risikotragfähigkeit berücksichtigt, und dies anhand des Stresstest und der Risikomodelle der Ratingagenturen überprüft. Aber jetzt müssen wir wirklich jedes einzelne Investment innerhalb des Solvency II Modells mit Risikokapital unterlegen und darüber der Aufsicht berichten. Im Moment ist die Systemunterstützung auch noch nicht da, wo wir sie uns wünschen. Wir machen es im Prinzip so, dass wir von derzeitigen Ist-Aallokation ausgehen und sehen, wie viel Risikokapital damit unter dem Standardmodell von Solvency II verbraucht wird. Und wir sehen hier durchaus einige sehr eigenkapitalkonsumtive Assets. Solche Assets wollen wir zunächst nicht weiter aufbauen. Das ist ein Riesenthema zum Beispiel für eine andere Assetklasse, die ich mit betreue, das klassische Private Equity. Da ist es einfach extrem schwierig geworden, für so etwas noch eine Allokation zu bekommen. Konkret kann ich Ihnen die Frage, wie viel von dem Risikobudget ich bekommen werde, noch nicht beantworten. Ich denke aber, dass wir spätestens bis zum Jahresende dann Infrastrukturpanel 10 einen Ausblick zu geben, welche Renditen man im Bereich Infrastruktur aktuell oder auch perspektivisch erreichen kann? WEIDENFELD: Gut. Ich hatte ja eben gezeigt, wie breit Infrastruktur ist. Und wir haben ja auch hier im Panel diverse Beispiele gehört, die sehr unterschiedlich sind. Wenn ich bereit bin, Auslastungsrisiken zu nehmen, kann ich auch durchaus 7, 8, 9 Prozent erwirtschaften. Wir haben in Ausnahmefällen in kleinen deutschen Windparks auch noch Eigenkapitalrenditen von 10 Prozent hinbekommen, das ist aber selten. Wir sehen im Solarbereich, dass durch den drastischen Preisverfall bei den Panelpreisen auch wieder schöne Equity Renditen von 7, 8 Prozent erwirtschaftbar sind. Es hängt eben davon ab, in welche Assets gehe ich konkret hinein und wo stehe ich in der Kapitalstruktur, und welche Risiken - Stichworte Entwicklung, Bau oder Betriebsphase - bin ich bereit, zu nehmen. In einer Range zwischen 2 und 8 bis 9 Prozent ist im Infrastrukturbereich alles möglich. JOVANOVSKI: Aus der Sicht eines breit gestreuten Portfolios, welches teilweise auch Währungsrisiken in Kauf nimmt, da würden wir für Nettorenditen für den Investor von 7 bis 10 Prozent ausgehen. Und da gibt es die volle Bandbreite. Einerseits PPP-Projekte, die eben bei 5 bis 7 oder 5 bis 8 Prozent liegen können. Genauso wie Projekte beispielsweise Gaskraftwerke in USA, wo man 15 bis 20 Prozent durchaus erreichen kann. Und da wird jetzt so mancher zusammenzucken und sagen, Gott oh Gott, das sind ja Private Equity Renditen, gehe ich da nicht Private Equity Risiken ein. Und da würde ich auch eindeutig verneinen. Es ist zwar ein höheres Risikoniveau als das, was man klassischerweise unter den Core Infrastruktur ansieht, aber im Vergleich zu Private Equity trotzdem risikoreduzierte Investmentopportunitäten. Und in der Kombination 7 bis 9 Prozent. DORNSEIFER: Das ist eine Ansage, auf die ich im nächsten Jahr zurückkommen werde. JOVANOVSKI: Gerne ja. DORNSEIFER: Herr Rieder, wie lautet Ihre Einschätzung? RIEDER: Deswegen gibt es von mir auch keine Zahl. Also die Renditen kommen, glaube ich, auf breiter Front natürlich runter. Aber was wir eigentlich viel mit unseren Infrastrukturpanel Mandanten diskutieren ist ja auch die Frage der relativen Rendite zu anderen Anlageklassen in deren Portfolio. Und da kann man, glaube ich, sagen, zumindest sind wir davon überzeugt, dass der Infrastrukturmarkt noch intransparenter und jünger ist und sich daher im Schnitt bessere Rendite erzielen, als z.B. im Immobilienbereich, einem Segment, welches von Seiten der personellen Ressourcen bei den Investoren fünf-, sechs-, siebenmal so stark besetzt ist und bereits , fünf-, sechs-, siebenmal so lange investiert wurde und daher mit fünf-, sechs-, siebenmal so langer Erfahrung. Dies führt dazu, dass Märkte effizienter werden. Sie kennen ja selber die Renditen, die wir auch im Immobilienbereich sehen. Das heißt, ich glaube dass die relativen Renditen bei Infrastruktur noch sehr attraktiv sind im Vergleich anderen Anlageklassen. DORNSEIFER: Wunderbar. Und jetzt kann ich noch einmal bei Herrn Dr. Zettelmeyer nachfragen, wie viel Rendite denn die Bundesregierung privaten Investoren bereit ist anzubieten? Die Renditeerwartungen sind nach dem Vorgesagten ja nicht gerade gering. ZETTELMEYER: Ja also, wie Sie sich vorstellen können, geht es mir nicht darum, Rendite zu maximieren, sondern darum, dass in Deutschland mehr investiert wird, als es in der Vergangenheit der Fall war. Dr. Jeromin Zettelmeyer, Frank Dornseifer, Michael Rieder DORNSEIFER: Zum Abschluss machen wir noch kurz die TED-Frage 2. Wenn Sie diese beantwortet haben, dann entlasse ich Sie in die Kaffeepause. In der Zwischenzeit, das hatte ich ja eben schon angekündigt, möchte ich Herrn Dr. Weidenfeld auf seine Dissertation ansprechen. Denn er hat seinerzeit über den europäischen 11 Versicherungsbinnenmarkt promoviert. Mich würde nämlich sehr interessieren, ob Sie seinerzeit schon ansatzweise geahnt haben, was auf die Versicherungswirtschaft im Hinblick auf Regulierung - Solvency II et cetera - alles zukommt? Und gerade kommt auch das Ergebnis der zweiten TED-Umfrage. WEIDENFELD: Nein. Also der große Trend war ja die Deregulierung. Weil die europäischen Aufsichtssysteme harmonisiert werden sollten, führte das eben letztlich zu einer Deregulierung hier in Deutschland. Wir haben zwischenzeitlich aber eine massive Re-Regulierung gesehen, die durchaus schwieriger geworden ist als das alte System. Aber die ganzen anderen Trends, die wir heute eben haben, dauerhaftes Niedrigzinsumfeld, Digitalisierung, Internet, das hat damals noch keiner gesehen. Über den Binnenmarkt spricht heute keiner mehr. DORNSEIFER: Das heißt, hatten Sie Erwartungen bzw. Hoffnungen, die Sie dann auch thematisiert haben, die schlussendlich erfüllt worden sind oder eben enttäuscht worden sind? WEIDENFELD: Die Erwartung war damals, dass das massenhafte Einströmen von ausländischen Versicherern via Dienstleistungsfreiheit nach Deutschland, das war ja der Kern des Binnenmarkts, dass das sehr begrenzt sein würde, und das ist auch so gekommen. Kauf und Gründung eigener Tochtergesellschaften hier, das hat es ja vorher schon gegeben, dieser Trend wurde noch ein bisschen verstärkt. Aber die direkten Effekte aus dem Binnenmarkt, nämlich das Öffnen der Grenzen, das war gar nicht so ein Rieseneffekt. Viel größer war der Deregulierungseffekt, der dann einsetzte, z.B. mit Aufgabe der Genehmigungserfordernisse für Bedingungen und Tarife im Privatkundengeschäft. Es wird deutlich, dass die Bundesregierung bei ihrer Initiative zur Einbindung von privaten Investoren bei Infrastrukturprojekten noch deutliche Überzeugungsarbeit leisten muss. Für den BAI darf ich nochmals unseren Sachverstand, den Sachverstand unserer Mitglieder, aber auch unserer Kooperationspartner anbieten. Gerne begleiten wir dieses Thema konstruktiv weiter. Nochmals herzlichen Dank fürs Zuhören. DORNSEIFER: Vielen Dank. Und damit darf ich den Panellisten recht herzlich für ihre Mitwirkung an diesem Panel danken. Infrastrukturpanel 12 IN V E S TO R ENPANEL BAI Alternative Investor Conference Moderation: Rolf Dreiseidler, Co-Chairman, BAI e.V. Teilnehmer: Mittlerweile frage ich mich, wie lange das noch der Fall sein wird. Ich denke zumindest eines ist klar, ein Titel wie „Kapitalanlagestrategien in rosigen Zeiten“ liegt noch weit von uns entfernt. Wie dem auch sei, der Vorteil ist, dass wir in diesen Zeiten über viele spannende Themen aus dem Bereich Alternative Investments sprechen können. Dr. Michael Hanssler, Chairman, Gerda Henkel Stiftung Charlotte Klinnert, Member of the Board, Pensionskasse Deutsches Rotes Kreuz Rainer Müller, CFA, Senior Manager Asset Management & Capital Markets, Robert Bosch GmbH Paul Weßling, Member of the Board, Gerther VVaG, Bochum DREISEIDLER: Meine Damen und Herren, ich darf Sie ganz herzlich zu unserem diesjährigen Investorenpanel begrüßen. Dem regelmäßigen und aufmerksamen Teilnehmer dieser Veranstaltung wird nicht entgangen sein, dass das Titelthema dieses Panels dasselbe ist, wie schon die letzten drei Jahre. Das mag jetzt ein wenig an meiner Phantasielosigkeit liegen, aber ganz ehrlich, ich überlege mir in jedem Jahr welcher Titel das aktuelle Kapitalmarktumfeld am besten beschreibt. Und immer wieder komme ich zu dem Schluss, dass „Kapitalanlagestrategien im Krisen- und Niedrigzinsumfeld“ der zutreffendste Titel bleibt. Investorenpanel Ich möchte Ihnen nun kurz die Panelteilnehmer vorstellen. Neben mir sitzt Frau Klinnert, die seit letztem Jahr im Vorstand der Pensionskasse des Deutschen Roten Kreuzes tätig ist. Des Weiteren haben wir Herrn Müller aus dem Treasury der Robert Bosch GmbH bei uns, der für den Bereich Alternativ Investments des Bosch Pensionsfonds zuständig ist. Wir kommen damit zu Herrn Dr. Hanssler, der seit 2003 im Vorstand der Gerda Henkel Stiftung tätig ist, seit 2008 in der Rolle des Vorstandsvorsitzenden. Last but not least freue ich mich Ihnen Herrn Weßling vorstellen zu dürfen, der unter anderem im Vorstand der Gerther Versicherung tätig ist. Sie sehen, damit haben wir eigentlich eine sehr schön heterogene Gruppe, welches eine Pensionskasse, einen Pensionsfonds, eine Stiftung sowie eine Versicherung repräsentiert. Ich denke, dass dies eine gute Basis für eine spannende Diskussion ist. Damit möchte ich dann auch gleich beginnen und bitte die Panelisten zunächst kurz ihr Haus vorzustellen sowie ihre derzeitige Positionierung auf der Assetseite zu skizzieren. Frau Klinnert, Ladys first, wenn Sie beginnen möchten? 13 13 KLINNERT: Sehr gerne. Ja, die Pensionskasse vom Deutschen Roten Kreuz ist die Pensionskasse der Schwesternschaften vom Roten Kreuz und wir haben ungefähr 600 Millionen Euro Assets, die wir managen müssen. Ich habe dankenswerterweise, Charlotte Klinnert, PK Deutsches Rotes Kreuz ein sehr konservatives Portfolio vorgefunden und es sind tatsächlich 100 Prozent klassische Rentenpapiere mit einem sehr guten Rating, die natürlich entsprechend stille Reserven heute aufweisen. Nach vorne raus müssen wir jetzt natürlich gucken, wie wir die Strategie jetzt weiter fortführen können bzw. anpassen können, weil Rentenpapiere, Sie haben es eben schon gesagt, das nicht mehr bieten können, was die Kasse benötigt. MÜLLER: Ja schönen guten Tag erstmal, mein Name ist Rainer Müller und ich bin seit etwa sechseinhalb Jahren tätig bei der Robert Bosch GmbH im Konzerntreasury. Meine Hauptaufgabe dort ist die Kapitalanlage des Bosch Pensionsfonds. Dort verwalten wir mittlerweile mehr als 4 Milliarden Euro. Von unserer Anlagestrategie her verfolgen wir ein Lebenszyklusmodell. Das heißt, für Anwärter bis 55 Jahre haben wir eine Aktienquote von etwa der Hälfte, die andere Hälfte ist aufgeteilt in ca. 40 Prozent Renten und 10 Prozent Alternatives. Die rentennäheren Mitarbeiter ab 55 Jahren haben noch eine Aktienquote von 20 Prozent, entsprechend erhöht sich der Anteil von Fixed Income auf 70 Prozent. Und die Alternatives bleiben unverändert bei 10 Prozent. DREISEIDLER: Dankeschön. Das Wort an Sie, Herr Dr. Hanssler. HANSSLER: Wenn Sie mir erlauben, würde ich vielleicht noch einen Satz zur Spendenbox sagen wollen. DREISEIDLER: Ja, sehr gerne. HANSSLER: Und zwar war das eine wunderschöne Überleitung: Denn die Gerda Henkel Stiftung hat gerade eine Million Euro für Wiederaufbaumaßnahmen für Katmandu und andere Regionen in Nepal zur Verfügung gestellt. Wenn das alle machen, hätten wir schon einen Investorenpanel ordentlichen Beitrag für die Spendenbox zusammen. Vielen Dank. Die Stiftung ist keine Stiftung des Henkel Konzerns, sondern eine Stiftung der Familie mit einem Kurswertvermögen von rund 800 Millionen Euro. Wir sind sehr untypisch in unserer Geldanlage, indem wir eine Aktienquote von über 80 Prozent haben und die restlichen 20 Prozent sich verteilen auf ungefähr 8 Prozent Obligationen, rund 3,5 Prozent Immobilien, etwa 3,5 Prozent Cash, dann rund 2 Prozent Private Equity und minimale Expositionen in Hedgefonds und Mikrokrediten. DREISEIDLER: Danke sehr, Herr Dr. Hanssler. Herr Weßling, wenn ich Sie bitten dürfte. WEßLING: Also zu meiner Kasse, ich bin ja jetzt im Gerther Sanierungsvorstand der BaFin und muss die Kasse wiederbeleben. Es ist eine kleine Kasse, wenn ich von Verband spreche, Sterbekassenverband selber, da haben wir so eine Allokation 0,3 Prozent Aktien, 88 Prozent Paul Weßling, Gerther Versicherung Fixed Income, dann etwas Immobilien und dann war es das. Also ein sehr einfaches Portfolio mit wenig Risiko und leider auch wenig Rendite. Das ist der Nachteil. DREISEIDLER: Vielen Dank. Damit würde ich gerne mit einer Publikumsbefragung anknüpfen und bitte die Technik diese freundlicherweise einzublenden. Zudem darf ich das Auditorium bitten, eifrig zu dem „Votingtool“ zu greifen. Die Frage, welche ich an Sie richten möchte ist, wo Sie die größten Investmentopportunitäten auf Sicht der nächsten ein bis zwei Jahre sehen. Zur Auswahl steht Nr.1 Absolute Return, Nr.2 Rohstoffe, Nr.3 Equities (long only), Nr. 4 Fixed Income, Nr.5 Infrastruktur, Nr. 6 Private Equity, Nr.7 Real Estate, Nr.8 Secured Loans, Private Debt und Nr.9 Sonstiges worunter z.B. Alternative Beta, Insurance Linked Securities oder Volatilität fallen würden. Wenn Sie uns da bitte kurz Ihr Voting geben, wo sehen Sie die größten Opportunitäten auf Sicht der nächsten ein bis zwei Jahre? So die Ergebnisse liegen vor. 14 Grunde jede Woche neue Aktienmarkthöchststände gesehen haben. Jetzt am aktuellen Rand ist es dagegen ein bisschen ungemütlicher. Jetzt hat Ihr Haus, Sie haben es eben dargelegt, recht hohe Aktienquoten. Was heißt das jetzt für Sie? Heißt das Nachkaufen im „Dip“? Heißt das, Sie fangen an abzusichern? Oder sagen Sie, Opportunität hin oder her, das kümmert uns gar nicht, wir fahren da einfach unseren Weg mit den bestehenden Allokationen weiter? Lassen wir die Umfrageergebnisse kurz auf uns wirken. Und ich schaue zu Frau Klinnert rüber und frage: erstaunt Sie das Ergebnis? MÜLLER: Genau. Also zuerst möchte ich mal feststellen, wir sind natürlich auf einer Alternatives Konferenz, dass jetzt natürlich auch das Ergebnis kommt, das Alternative Investments die besten Opportunitäten bieten, verwundert allein schon deshalb nicht… KLINNERT: Nein. DREISEIDLER: Was wäre Ihre Antwort gewesen auf, wo sehen Sie die Opportunitäten in den nächsten ein bis zwei Jahren? KLINNERT: Für uns ist das weniger eine Sache von Opportunitäten, sondern einfach eine Frage, wo können wir unseren Rechnungszins noch erwirtschaften ohne uns den Kopf zu stoßen. Und da fällt der gesamte Anleihenbereich im Investment Grade Rating eigentlich raus. Das Portfolio, was wir aktuell haben, hat eine Marktverzinsung von 0,8 Prozent, wenn wir es heute neu kaufen würden. Das heißt, so geht es nicht weiter. Und da ist natürlich eine Tendenz zu Real Assets, weil wir, denke ich, an einer guten Stelle im Konjunkturzyklus stehen und noch Spreads drauf stehen. Und dann eben Alternativen, wie Infrastruktur et cetera pp. Aber es ist schon schwierig, wir müssen uns alles angucken in der Strukturierung in der rechtlichen Gestaltung, in der Risikoabbildung und so weiter. Und wir müssen auch auf die BaFin achten, es gibt noch kein neues Rundschreiben zur Anlageverordnung, also wir haben verschiedene Themen neben dem Inhaltlichen da. Insofern überrascht mich das Ergebnis nicht, vielleicht kommen wir nachher noch mal auf das Thema. DREISEIDLER: Okay, dankeschön. Herr Müller, wenn ich mir jetzt Aktien (Long Only) anschaue, diese Assetklasse schneidet ja immer noch recht stark ab. Ich frage mich, ob die Zustimmung für Aktien noch grösser gewesen wäre, wenn wir diese Umfrage vor drei Wochen gemacht hätten. Da war ja noch eine Phase, wo wir im Investorenpanel DREISEIDLER: Sie wollen uns doch hier nicht mangelnde Neutralität unterstellen? (lacht) MÜLLER: Nein, natürlich nicht. Mit den Opportunitäten ist es natürlich so eine Sache. Ich habe es eingangs erwähnt, wir haben momentan ein Volumen von etwa 4 Milliarden Euro. Da wäre es natürlich allein schon volumenmäßig schwierig aus der bestehenden Allokation auszubrechen und signifikante Beträge mit sichtbarem Effekt in vermutete Opportunitäten reinzustecken, die man auf ein bis zwei Jahre sieht. Wir als Pensionsfonds verfolgen natürlich ohnehin einen systematischen Ansatz, der sich durch Asset oder Asset Liability Studien ergibt. Und da sehen wir natürlich auch, dass speziell die Fixed Income Seite wegen des sich verschlechternden Rendite-Risiko-Profils im Grundsatz deutlich zurückgeht. Aber das ist eben explizit auch eine Prämisse in unseren Annahmen, die als Inputfaktoren in die Asset Liability Studien eingehen und insofern ist es jetzt nicht so, dass wir sagen, oh, wir sehen jetzt grade eine tolle Opportunität, die setzen wir um, sondern es ist immer Ausdruck unserer systematisch durch die Asset Studien bestimmten Asset Allocation. Und dort ist es natürlich auch, wie gesagt, der Fall, dass Aktien und alles, was mit Realwerten zu tun hat, momentan aus unserer Sicht attraktiver sind. Aber generell haben wir auch die Überzeugung, dass Realwertanlagen auf jeden Fall auf lange Sicht deutlich überlegen sind. Und das haben wir auch vorhin schon gehört im Vortrag von LGT mit den Stiftungen, die einen ähnlichen Ansatz haben. 15 DREISEIDLER: Gut, ich denke, dass Fixed Income unattraktiv ist, da sind wir uns alle einig. Jetzt können oder wollen viele Investoren nicht den Weg über Aktien oder Realwerte gehen. Könnte man sich da nicht die Frage stellen, was relativ nah an Fixed Income liegt und zugleich noch einigermaßen attraktive Renditen verspricht. Mit Blick auf unser Umfrageergebnis wäre das der Bereich Senior Loans/ Private Debt – also im Grunde coupontragende Investments mit einer hohen Besicherung. Ist das jetzt ein Weg, den Sie als Haus gehen würden? MÜLLER: Ich will es nicht ausschließen, dass das auf uns auch noch zukommt. Bislang sprachen eben unterschiedliche Gründe dagegen, sei es die Anlageverordnung, sei es auch Fragen wie: darf ich aus einem Spezialfonds raus Kredite vergeben oder Rainer Müller, Robert Bosch GmbH brauche ich eine Lizenz dafür? Zumindest das Thema Anlageverordnung schaut ja mittlerweile positiver aus, das heißt für uns als Pensionsfonds dann die Pensionsfonds-Kapitalanlagenverordnung, aber die sind sicher praktisch identisch in den Bereichen. Da müssen wir mal schauen, die scheint zumindest mal halbwegs positiv zu sein, so dass es die Anlageklasse im Grundsatz öffnet. Aber es gibt, wie gesagt, eben auch noch andere regulatorische Hürden, die dem momentan noch so ein Stück weit entgegenstehen, wo wir es mal abwarten müssen in der näheren Zukunft, ob sich auf der Seite was tut oder nicht. DREISEIDLER: Okay. Also rein von der „Investmentlogik“ her passend aber aufgrund von regulatorischen Themen noch problematisch. Wir werden diesen Punkt nachher noch aufgreifen. MÜLLER: Man ist eben auch lang gebunden. Man muss sich schon im Klaren sein, dass es im Grundsatz ein illiquides Investment ist und insofern auch einen Liquiditätsaufschlag bedarf. Und die Spreads zum regulären Fixed Income sind jetzt auch nicht mehr so hoch, wie sie es mal waren. Und da stellt sich dann schon die Attraktivitätsfrage zusätzlich zu den Regulierungsthemen. Investorenpanel DREISEIDLER: Gut. Danke. Herr Dr. Hanssler, wo sehen Sie, wo sieht Ihr Haus interessante Opportunitäten? Deckt sich Ihre Denke mit dem Ergebnis unserer Befragung? HANSSLER: Ja, bedingt. Ich würde Herrn Müller zustimmen, dass die Umfrage vielleicht schon ein bisschen dadurch geprägt ist, dass wir heute bei einem Verband zu Gast sein dürfen, der sich stark für die Alternativen Anlagen und damit auch für Private Equity einsetzt. Was ja gar nicht schlecht oder verwerflich ist in irgendeiner Weise, ganz im Gegenteil. Also wir bauen unsere Private Equity Investments gegenwärtig tatsächlich noch aus. Auch das ist für die deutsche Stiftungslandschaft nicht unbedingt typisch. Wir machen uns ein bisschen Sorgen, weil Private Equity halt schon immer auch recht parallel zu den Aktienmärkten läuft, was im Hinblick auf die Diversifizierung unserer Vermögensanlage nicht so ganz optimal ist. Was mich sehr wundert - aber das liegt sicher daran, dass ich von den Panelteilnehmern, wahrscheinlich auch von Ihnen allen hier im Raum, am wenigsten von Finanzen verstehe - ist, dass Real Estate so schlecht abschneidet. Das mag vielleicht für Deutschland oder Europa einen Hintergrund haben, aber wir verdienen beispielsweise mit REITs in den USA und in Asien im Moment noch recht gutes Geld. DREISEIDLER: Ja, dass Real Estate so schwach abschneidet hat mich auch sehr verwundert. Herr Weßling, von Ihrer Seite noch irgendwelche Gedanken welche noch nicht diskutiert wurden? Vielleicht zum Thema Absolute Return oder Commodities? WEßLING: Absolute Return für kleine Kassen, wenn ja, im UCITS-Mantel, das ist eine Möglichkeit, die wir machen können. Private Equity auch nur im indirekten Investment. Beteiligungen sind eher nicht so das Spielfeld von kleineren Versicherern, aber Private Equity, wobei wir da natürlich auch die Regulierungsgrenzen vom KAGB und vom Steuerrecht beachten, man muss ja aufpassen, was da passiert. Private Debt vielleicht in der Verbindung mit Immobilienfinanzierung, ist auch etwas, was wir indirekt spielen können. Aktien in Direktbestand ist für uns keine große Assetklasse, also wir müssten dann schon traden, es gibt einen Versicherer, der halt diese Möglichkeiten nutzt. Da ist die Haltedauer von einer Aktie 16 Tage, aber er schlägt regelmäßig um, das schafft aber nur außerordentliche Erträge und kein laufendes Einkommen. 16 Also Absolute Return ja und auch Private Debt, aber dann im Fondsmantel ist für uns eine Alternative. DREISEIDLER: Okay. Ich würde gerne noch mal den Punkt von Herrn Dr. Hanssler aufgreifen. Ich bin, wie bereits erwähnt, ebenfalls überrascht, dass dem Bereich Real Estate von Seiten unseres Auditoriums nicht mehr zugetraut wird. Insofern möchte ich jetzt die Eingangsfrage mal umdrehen und von Ihnen wissen, welches die Bereiche sind, wo Sie den „Zug schon abgefahren“ sehen. Ist Real Estate solch ein Thema? Wir haben vorhin im Vortrag von Herrn Dr. Weidenfeld von der Gothaer Versicherung gehört, dass es bspw. bei Infrastructure Debt schon sehr dünn wird, zumindest wenn man in Europa bleibt. Wo sehen Sie Bereiche, Themen, Dinge, wo Sie sagen, na ja, das ist schon gelaufen? Haben Sie dazu Gedanken, Frau Klinnert? KLINNERT: Ja, das ist für uns auch eher wieder so ein Thema Rechnungszins. Wir müssen jedes Jahr knapp 8 Prozent wirkliches Neuvolumen anlegen, und wenn wir dann sagen, wir können aber nicht in die klassischen Anlageklassen investieren, dann machen wir das ein paar Mal und dann sind alle Quoten eigentlich voll, die wir irgendwie bedienen dürfen an Alternatives, Aktien et cetera. Und insofern muss man immer auch wieder ein bisschen Anleihen aufnehmen. Und dann ist es eher so eine Frage, wie komme ich dann wieder in der Mischung auf meinen Rechnungszins. Und da kann ich schon nachvollziehen, dass im Immobilienbereich zum Beispiel, wenn man eine schöne Bestandsimmobilie kaufen will, ich sage jetzt mal, Wohnen, Core, irgendwo zentrale Lage, da ist nicht mehr viel drauf, das funktioniert nicht. … DREISEIDLER: Über welche „Hausgrösse“ sprechen wir da nach Ihrer Einschätzung? KLINNERT: Ich denke unter 3 Prozent. DREISEIDLER: Unter 3 Prozent!? KLINNERT: Und da muss man schon mit Fremdkapitalhebeln arbeiten, da muss man dann wirklich dran glauben, dass es auf lange Sicht so geht, dass die Kalkulationen stimmen, dass die Finanzierungssätze so bleiben. Und da wird es dann schon plötzlich irgendwie sehr eng. Und das ist auf keinen Fall ein Beitrag zu der Null oder Null Fünf oder Investorenpanel Null irgendwas Verzinsung der Anleihen. Insofern kann ich schon nachvollziehen, dass man dann sagt, nee, dann gucke ich lieber Infrastruktur an, das ist noch attraktiver gepreist, da kriege ich noch unreife Renditen sozusagen, die aber deutlich höher ausfallen. Und vielleicht ähnliche Risiken oder ähnliche Korrelationsbeiträge zeigen in den ALM-Studien. Also das ist schon nachvollziehbar. DREISEIDLER: Okay, vielen Dank. Herr Müller von Ihrer Seite aus Dinge, wo Sie sagen, da wird es jetzt schon eng oder da ist der Zug schon abgefahren? MÜLLER: Ich hatte es eben ja schon anklingen lassen. Unsere Asset-Studien deuten schon drauf hin, dass gerade die sicheren Staatsanleihen, Pfandbriefe et cetera momentan ein recht unattraktives Risiko-RenditeProfil haben. Wenn wir jetzt nicht irgendwelche Untergrenzen einziehen würden, so dass wir noch eine Mindestallokation haben, dann hätten wir in dem Bereich tatsächlich eine Allokation von Null gesehen. Und ob es dann wirklich dauerhaft so der Fall wäre, ist eine andere Frage. Wir können natürlich auch nicht jedes Jahr unser Portfolio auf den Kopf stellen und ziehen deshalb auch eine Untergrenze gerade für diese Anlagen ein. Das heißt, innerhalb von unseren sicheren Anleihen, wir nennen es Sicherheitsanker, haben wir 25 Prozent in sehr sicheren Staatsanleihen mit Mindestrating AA. Und ich muss ganz ehrlich sagen, die letzten Jahre hat es sich dann trotzdem bewährt auch dran festzuhalten. Vor zwei Jahren, als ich auf dem Podium saß, da war der 10-Jahreszins für Bundesanleihen bei 1,5 Prozent, heute ist er deutlich tiefer. Das heißt, es gab auch in den letzten zwei Jahren noch gute Erträge zu erzielen, wenngleich wir das in diesem Ausmaß nicht erwartet hätten. Die Luft wird natürlich immer dünner, aber wer weiß, vielleicht laufen wir auch weiter Richtung Schweizer Verhältnisse, dass wir auch deutliche Negativzinsen haben. Zumal die EZB ja auch fleißig genau diese Anleihen aufkauft. Ich stelle mir aber auch die Frage, wenn es mal wieder eine Krise gäbe, wohin fließt denn das Geld, wenn nicht in sichere Staatsanleihen? Wir hatten vor einigen Jahren bei Lehman die Situation, da war das Zinsniveau bei 4 Prozent, da kann man auch mal in die sicheren Anlagen fliehen, und hat immer noch langfristig auskömmliche Renditen. Bei 10-jährigen Staatsanleihen mit ja nicht nennenswerten Prozentsätzen irgendwo bei einem halben Prozent Maximum, könnte das keine wirkliche Dauerlösung sein. 17 DREISEIDLER: Hoffentlich... MÜLLER: Ja. Für uns heißt es aber auch, dass wir unsere Alternative Investments deutlich ausbauen. Betrifft eigentlich auch die meisten Anlageklassen, die hier draufstehen in der Auswertung. Private Equity haben wir erst aufgestockt, bei Infrastruktur sind wir gerade dabei. DREISEIDLER: Equity oder Debt? MÜLLER: Equity, ausschließlich Equity. Und Real Estate stocken wir tatsächlich auch signifikant auf, um auf die Anmerkung von Herrn Hanssler zurückzukommen. Und da haben wir insgesamt jetzt bei den genannten Investments auch eine Pipeline von über einer Viertelmilliarde Euro. Die würden uns dann auch sehr schnell an unsere Zielquote von 10 Prozent ranführen. Momentan sind wir bei knapp 8 Prozent. Wir werden die Zielquote für Alternative Investments in absehbarer Zeit erreichen und dann die strategische Quote perspektivisch vielleicht auch Richtung 15 Prozent ausbauen. DREISEIDLER: Dankeschön. Herr Dr. Hanssler, von Ihrer Seite aus Gedanken zum Thema „abgefahrener Zug“? Vielleicht abgesehen von Staatsanleihen? HANSSLER: Das Wesentliche ist gesagt. Ich würde vielleicht nur noch ergänzen: „Unternehmensanleihen“. Alles andere wurde schon erwähnt. Gerade im Stiftungssektor trauert man ganz besonders den guten Zeiten hoher Renditen aus den Staatsanleihen nach. Herr Müller sprach es eben an. Vor 10, 15 Jahren 4 bis 5 Prozent und mehr, aber man vergisst dabei recht schnell, dass wir damals auch ganz andere Inflationsraten hatten. Das muss man eigentlich immer mit dazu denken, wenn wir alle hier im Jammertal versinken. DREISEIDLER: Ja, in der Tat. HANSSLER: Was wir nutzen zurzeit sind Reserven, die wir heben und senken unseren Rechnungszins der Bilanz bei Deckungsrückstellung, das immunisiert uns ein bisschen. Und wir können weiter in diese Assetklasse investieren, ohne dem Delta der Zinsen weiter so groß ausgeliefert zu sein. Und dann denken wir aufgrund der Initiative von Herrn Dobrindt und dem Ministerium zur Ankurbelung Investorenpanel von Infrastrukturmaßnahmen, dass das Angebot halt größer wird. Immobilien würden wir gerne machen, uns sind aber die Hände gebunden, was die Publikumsfonds angeht, über die Anlageverordnung können wir in diese Vehikel nicht investieren. Und einige versuchen es ja auch hier sich zu arrondieren, um halt Spezialimmobilienfonds zu machen. Publikumsfonds generell ist ja die Gefahr der Körperschaftssteuer, die noch nicht ausdiskutiert ist, und dass wird halt für körperschaftssteuerbefreite Investoren ein nachhaltiges Problem. Das muss man sehen. Also vordergründig werden wir weiter an Fixed Income festhalten, zwar nicht unbedingt jetzt deutsche Staatsanleihen und es werden mehr europäische Staatsleihen diversifiziert im Fonds. DREISEIDLER: Bei den Griechen steht ja einiges drauf…. (lacht) WEßLING: Ja. Die Italienische ist schon tot, da haben wir eine Affinität als Sterbekasse. Ich sage mal, außerhalb dieser Risiken, die wir einschätzen können. Vielleicht werden wir an Fixed Income festhalten müssen. DREISEIDLER: Okay. Greifen wir mal einen Punkt auf, wo ich weiß, Herr Weßling, dass Sie sich sehr intensiv mit dem Thema auseinandersetzen. Es geht mir dabei um einen Aspekt, der im Rahmen des letztjährigen Investorenpanels als Haupthinderungsgrund für höhere Allokationen in Alternative Investments erarbeitet wurde und zwar die Regulierung. Herr Müller hat vorhin zudem einen Kommentar in dieselbe Richtung gemacht – nämlich, dass Senior Loans/Private Debt grundsätzlich interessant seien aber zu viel regulatorische Unklarheiten bestünden. Jetzt haben wir seit März die lang erwartete, neue Anlageverordnung – hilft diese, die regulatorischen Probleme zu lösen? Und wenn nein, wo müssen wir jetzt noch ansetzen, dass die verbliebenen Hemmnisse schlussendlich dann wirklich ausgeräumt werden können? WEßLING: Also der Herr Müller darf ja mehr als ein Versicherer. Im Private Debt Bereich darf er das Doppelte von mir. Und ich muss es noch auf meine Aktienquote anrechnen. Er nicht. Also die Beweglichkeit ist im Rahmen von „Defined Benefit“ etwas eingeschränkt, als im Defined Contribution Bereich. Das ergibt sich aber aus dem Versicherungsgeschäft. Die Anlageverordnung selber ist ein vager Versuch, etwas mehr Beweglichkeit 18 zu produzieren bei den Versicherern. Für viele ist sie nicht mehr bindend. Frau Klinnert und ich sind weiter an das Regelwerk der Anlageverordnung gebunden. Für große Versicherer spielen künftig andere Steuerungsgrößen eine Rolle. Die Risiken, die man eingehen kann oder die Möglichkeiten der Anlageverordnung sind für mein Empfinden ausreichend. Man schützt sich vor sich selber, gewisse Assetklassen zu überreizen. Die Gefahren liegen an und für sich bei vielen Versicherern und wir sind ja grundsätzlich wie auch Pensionskassen alle steuerbefreit, im Zusammenspiel mit dem KAGB und mit dem Investmentsteuergesetz. Das sieht man vordergründig nicht in der Anlageverordnung, aber je nachdem, wenn man falsche Entscheidungen trifft, investiert in illiquide Assets innerhalb eines Fonds, kann man sich von dem Fonds nicht trennen. Und je nachdem, wie sich dann das Finanzamt entscheidet, bis zum Ende des Jahres 2016 muss man halt dieses Privileg eines steuerfreien Sondervermögens opfern, weil die falschen Assets drin sind. Also da muss man wirklich dreimal nachdenken über die Entwicklung eines Investments, um sich steuerlich nicht zu infizieren. Ansonsten halte ich die Möglichkeiten der Anlageverordnung den Ressourcen der Anleger, Pensionskasse und regulierten kleineren Versicherer für angemessen. Weil wir haben ja auch nicht diese Ressourcen einer Talanx oder einer AXA oder einer Allianz. DREISEIDLER: Danke für Ihre Anmerkungen dazu. Herr Dr. Hanssler kann sich bei dem Thema Anlageverordnung als Stiftung ganz entspannt zurücklehnen und sich freuen. Dass ist bei Ihnen beiden Frau Klinnert, Herr Müller jetzt nicht so ganz der Fall. Gibt es von Ihrer Seite noch Anmerkungen, wo der Schuh jetzt noch drückt? Steuerliche Infektion lassen wir mal außen vor. Gibt es noch andere Dinge, wo Sie sagen, ja, wenn wir „dieses und jenes“ hätten, wenn das „soundso“ wäre, dann würde auch Tür und Tor offenstehen für mehr Alternative Investments? MÜLLER: Ich kann gern beginnen. Also ich glaube grundsätzlich die neue Pensionsfondskapitalanlageverordnung und die Anlageverordnung sind für uns neutral bis leicht positiv. Sie eröffnet eben möglicherweise neue Möglichkeiten im Bereich Private Debt, Infrastruktur Debt. Ich hatte vorhin auf zwei, drei offene Punkte noch hingewiesen mit der Kreditvergabe, ob es aus dem Spezialfonds heraus erlaubt ist. Aber ansonsten ist es erstmal leicht positiv für uns, zumindest nicht Investorenpanel negativ und das ist auch schon mal was. Ansonsten sehe ich es ein bisschen anders. Ich glaube, dass man das Investmentsteuerthema nicht gänzlich ausschließen kann. Zumindest für uns ist es ein Thema, was die nächsten ein bis zwei Jahre, so lange die Übergangsfrist noch gilt, ein sehr Schwerwiegendes sein wird. Wir sind momentan jetzt schon in Diskussionen mit unserer KVG, welche Vermögensgegenstände unter dem Investmentsteuergesetz gut sind und entsprechend zulässig sind, um den Steuerstatus nicht zu verlieren. Und da wird man jetzt jedes einzelne Investment noch anschauen müssen, weil nicht für alle vor Inkrafttreten getätigten Investments ein Bestandsschutz greift. Ansonsten leiden wir auch unter anderen Gesetzen, sei es im KAGB eine für Spezialfonds geltende 20 Prozentquote im Bereich nicht notierter Beteiligungen, wo wir uns immer dran orientieren müssen. Hintergrund ist, wir haben unsere Alternative Investments in einem deutschen Spezialfonds gebündelt, haben dort die fünf Assetklassen Private Equity, Infrastruktur, Rohstoffe, Immobilien und Absolute Return. Private Equity und Infrastruktur sind insofern zu jeweils 20 Prozent in dem Fonds gewichtet, werden aber meistens in einer nicht notierten Beteiligung angeboten. Das heißt für uns, eigentlich müssen wir uns für eines entscheiden, wenn wir nicht eine Struktur noch teuer einkaufen und bezahlen wollen. Oder müssen eben Anlagen außerhalb von der Quote erst aufbauen, um dann Investments innerhalb von der 20-Prozentquote tätigen zu können. Das ist nicht einfach. Aber auch das AIFM-Steueranpassungsgesetz hat uns schlecht in die Karten gespielt, weil es eben dort auch eine entsprechende Regelung gibt, die besagt, dass man keine Personengesellschaften mehr zeichnen darf, wenn man seinen Steuerstatus nicht verlieren will, ansonsten unterliege ich voll der Körperschaftssteuer und Gewerbesteuer. An Kapitalgesellschaften darf ich mich zu maximal 10 Prozent beteiligen. Und diese Punkte stellen uns schon vor große Herausforderungen, was auch die Produktauswahl betrifft. Im Prinzip haben jetzt große Megafonds einen deutlichen Vorteil, weil kleine Fonds mit einem Volumen von 200 Millionen Euro kommen eigentlich für uns schon fast gar nicht mehr in Frage. Die 200 Millionen Euro verteilen sich oft auf zwei Vehikel, in aller Regel eine Personengesellschaft und eine Kapitalgesellschaft. Ich habe es gerade eben gesagt, Personengesellschaft dürfen wir aus einem Spezialfonds heraus nicht mehr erwerben. Kapitalgesellschaften nur noch in Höhe von maximal 10 Prozent des Zeichnungskapitals. Das heißt für uns im 19 Umkehrschluss, bei 10 Millionen Euro wäre da Schluss, wenn die gewünschte Kapitalgesellschaftsstruktur 100 Mio. EUR groß wird, und das steht auch erst beim final closing fest. Und in unseren Größenordnungen lohnt es sich schon fast nicht mehr, weil es schon ein erheblicher Aufwand ist, den wir reinstecken müssen. Investorenpanel BAI AIC 2015 DREISEIDLER: Ja ok, das ist absolut nachvollziehbar. MÜLLER: In Due Diligence bei der Auswahl und später auch in der Nachverfolgung… DREISEIDLER: Monitoring etc, ja genau. Dankeschön. Gibt es noch etwas hinzuzufügen, Frau Klinnert? KLINNERT: Ja, ich glaub, das ist generell das Thema, dass der Aufwand tatsächlich hoch ist. Und wir sind jetzt auch keine besonders große Kasse. Wir haben jetzt nicht so viel Manpower zur Verfügung und dann steht man plötzlich da, muss steuerliche Themen beachten, muss regulatorische Themen einbeziehen, rechtliche Risiken beachten. Ich denke auch, wir haben eine Erleichterung in Richtung Einordnung und Investierbarkeit erfahren, das würden wir im Zweifel hinkriegen. Aber wir müssen auch die Risikotragfähigkeit darlegen, wir müssen darlegen, wie haben wir das jetzt angerechnet, wir müssen die BaFin überzeugen, dass wir das können, auch organisatorisch wieder, Monitoring, Legal Due Diligence. Also es gibt jede Menge Fallen in die man rein laufen kann, es ist einfach noch nicht leicht umzusetzen. Vor allem dann in so einer Größenordnung, wie wir, wo man dann noch sagen muss, okay, dann muss man dann in Vehikel gehen, die schon fertig vorbereitet sind, wo dann vielleicht die Kosten weglaufen und dann eben einen ganzen Teil der Risikoprämie auffressen, die man aber eigentlich bräuchte Investorenpanel für die Anlageklasse, weil sie eben nicht risikofrei ist. Und das ist, glaube ich, noch das große Thema. DREISEIDLER: Ich fasse zusammen, es gibt also doch noch einige Baustellen, was uns ja nicht wirklich verwundert. Ich möchte dann an dieser Stelle das Thema Regulierung wieder verlassen und würde gerne mit Ihnen ein kleines Gedankenspiel machen. Und zwar derart, dass ich Sie fragen möchte: wenn Sie sich jetzt vorstellen, dass das heutige Zinsniveau in fünf Jahren von heute an immer noch genau gleich ist und auch alle anderen Assetklassen da stehen, wo sie jetzt stehen, wie sähe dann Ihr Portfolio in 5 Jahren aus? Sie wissen, worauf ich hinaus will. Dann können Sie Ihre höherverzinslichen Altbestände kaum noch retten, da bis dahin das meiste schon fällig geworden sein dürfte. Frau Klinnert, fangen wir bei Ihnen an. KLINNERT: Fünf Jahre würden uns tatsächlich noch reichen, weil wir natürlich jetzt die Quoten aufbauen können. Wir haben jetzt wirklich die komfortable Situation, dass wir Real Assets aufbauen können. Aber trotzdem, wenn man sich das dann weiterdenkt, dann reicht es irgendwann nicht mehr. Und ich glaube, wir würden unser Portfolio aber trotzdem nicht signifikant umstrukturieren, eben wegen unserer Größe, wegen unserer Risikotragfähigkeit und so weiter, nicht. Kassen wie wir müssen dann eher an die Passivseite rangehen, an den Rechnungszins. Weil das letztendlich nicht anders geht. Oder wir müssen drum bitten, dass wir mehr Risikotragfähigkeit durch die Träger zur Verfügung gestellt bekommen. Aber wir können nicht das Portfolio komplett umstrukturieren in Alternatives, Equity und Infrastruktur. Auch, wenn es die Regulierung jetzt hergeben würde, aber es wird dann zu volatil. Wir könnten dann die laufenden Erträge bzw. Anforderungen, die wir von der Passivseite im Moment brauchen, nicht mehr zuverlässig abdecken. DREISEIDLER: Danke sehr. Herr Dr. Hanssler, Gedanken dazu von Ihrer Seite, wie sähe Ihr Portfolio aus? HANSSLER: Das ist sehr einfach: Ganz genauso. Wir haben im vergangenen Jahr so um die 9 Prozent Rendite erwirtschaftet und gehen davon aus, dass das in diesem Jahr ähnlich sein wird. Aber ich muss noch mal betonen, das ist für eine Stiftung sehr, sehr untypisch. Und viele der Kolleginnen und Kollegen müssen, glaube ich, dringend ihre Asset Allokation verändern, weil sich für 20 einige Stiftungen jetzt schon abzeichnet, dass sie ihren Förderverpflichtungen nicht mehr im vollen Umfang nachkommen können. Und ganz offen gestanden verstehe ich die große Scheu vor dieser Veränderung nur bedingt. Bei einem Versicherungsunternehmen ist das natürlich anders, vor allem aufgrund der staatlichen Regulierung. Aber die privatrechtlich organisierten Stiftungen sind ja vergleichsweise frei in der Wahl ihrer Finanzanlagen. Deswegen, wie gesagt, für uns keine Veränderung. Aber ich denke, für einen ganz großen Teil der deutschen Stiftungen steht eine Veränderung an, die aus meiner Sicht nur dahin gehen kann, Equity zu verstärken. DREISEIDLER: Interessanter Punkt und bleiben wir doch dann für den Moment in dem Stiftungssegment. Jetzt hat vorhin der Herr Pfaff von der LGT über die Stiftungsanlagen der US-amerikanischen Universitätsstiftungen berichtet. Haben wir jetzt in fünf Jahren dann auch in Deutschland Alternative Investmentquoten von 60 Prozent? (schmunzelt) HANSSLER: Das glaube ich nicht. Der Vergleich hinkt übrigens und zwar aus mehreren Gründen: Harvard oder Yale haben ein mehrstelliges Milliardenvermögen. Der Durchschnitt der deutschen Stiftungen liegt wahrscheinlich Dr. Michael Hanssler, irgendwo bei eineinhalb Gerda Henkel Stiftung oder zwei Millionen EUR Vermögen. Also das ist schon ein großer Unterschied, da Sie große Vermögen ganz anders diversifizieren können als kleine. Die großen Uni-Stiftungen, wenn Sie mal die Finanzbeiräte bzw. die Financial Boards sich anschauen, da sitzen Jim Wolfensohn und andere hoch kompetente Leute mit drin, die wissen schon, was sie tun. Der Hauptunterschied besteht aber darin, dass Sie in Deutschland im Stiftungswesen einen Auftrag zur Erhaltung Ihres Kapitals haben. Während die Amerikaner wiederum gesetzlich verpflichtet sind, mindestens 5 Prozent, es geht sogar in Richtung 6 Prozent, ihres Kurswertvermögens zum Jahresende auszuschütten. Also ein völlig anderes Denken. Egal wie die Märkte laufen, wenn es den amerikanischen Stiftungen schlecht geht, bauen sie Mitarbeiter ab und streichen Investorenpanel ihre Förderzusagen zusammen. Also insofern hinkt der Vergleich. Die Antwort auf Ihre Frage ist, dass ich nicht glaube, dass wir amerikanische Verhältnisse bekommen. Aber dem deutschen Stiftungssektor täte neues Denken durchaus gut, übrigens auch im Hinblick auf Private Equity und andere alternative Anlagen. Ich fürchte, selbst Private Equity hat bei vielen der Kollegen immer noch diesen „Heuschreckenruf“, dieses Heuschreckenimage. Von daher wäre es gut, wenn man sich auch im Stiftungswesen ein bisschen besser über alternative Anlagen informieren würde. DREISEIDLER: Der Vergleich war natürlich auch nicht so ganz ernst gemeint, aber der „hinkende Vergleich“ bot sich jetzt einfach an. Herr Weßling, das Ganze aus der Versicherungssicht mit dem wohl engsten „regulatorischen Korsett“. Was machen Sie und Ihre Kollegen fünf Jahre weiter? WEßLING: Herr Dombret (Bundesbank-Vorstand), hat ja heute gesagt, es wird noch lange dauern mit dem Niedrigzins. Versicherer müssen sich überlegen, baue ich diese Teams auf, baue ich die Ressourcen auf, um mich in alternativen Assets sicher bewegen zu können. Das ist die Frage. Nehmen wir das Geld in Hand. Mittelständische Versicherer bieten Kapitallebensversicherungen nur noch ungerne an oder stellen das Produkt ein. Klassische Rente nur bei Nachfrage. Und viele gehen eben in die Biometrie rein, in die Todesfalldeckung, in die BU-Deckung. Also man versucht von der Produktseite her, dieses Zins-Risiko auch zu bearbeiten. In der Biometrie liegen noch Erfolgsquellen, man lebt halt länger, als kalkuliert und damit ist in diesem Bereich noch ein Risikogewinn erzielbar. Also die Frage ist, gehen die Versicherer wirklich darauf ein und machen das, was sie machen könnten im alternativen Bereich, auch im Equity Bereich, auch im Private Debt Bereich? Das würde aber bedeuten, dass man sich aus dieser Buy and Hold Strategie verabschiedet. Das heißt, man muss aktiv die Assetklassen bewirtschaften, bearbeiten, recherchieren. Das wäre eine Möglichkeit. Ob man das nun jetzt mit eigenen Teams macht, oder ob man sich arrondiert mit anderen Versicherern oder Pools bildet. Aber das ist die Frage, vor der die Versicherer stehen. Noch sind die Teams nicht da. Ich spreche nicht von den Großen, die sind Solvency-II-reguliert. Ich spreche von den Versicherern, vielleicht mit einer Milliarde bis zehn Milliarden under Management im ganz normalen 21 Lebensversicherungsgeschäft. Solche mittelständischen Unternehmen, müssen sich die Frage stellen, wenn sie in diese Assetklassen rein wollen, abgesehen vom Eigenkapital, für Versicherungsvereine auf Gegenseitigkeit ist es sowieso sehr schwierig, dem Risiko der Kapitalanlage folgend angemessene Eigenmittel zu generieren. Man hat ja nur sieben Garanten und die sind nicht unbegrenzt belastbar. Und der Jahresüberschuss ist auch dadurch belastet. Also da ist die Frage, wo die Versicherer jetzt am Scheideweg sind. Manche machen so Business as usual, Kopf in den Sand und weiter, irgendwann kommt wieder die Zinsanhebung. DREISEIDLER: Dankeschön auch für die Einschätzung dazu. Ich würde nun gerne eine zweite Publikumsbefragung durchführen. Die Frage ist, welche makroökonomischen und geopolitischen Risiken Sie auf Sicht der nächsten ein bis zwei Jahre sehen? Zur Auswahl stehen der Kollaps des Euro, Inflation, Deflation, eine globale Wirtschaftskrise, Krieg/ Terror/Soziale Unruhen oder ein sogenannter „Schwarzer Schwan“. Wenn Sie netterweise zum Voting-Tool greifen und Ihre Stimme dazu abgeben könnten. DREISEIDLER: Vielen Dank, aber bitte vergessen Sie nicht unser Gedankenspiel: 5 Jahre weiter unter denselben Kapitalmarktbedingungen wie heute? WEßLING: Ja in fünf Jahren, wenn das so weitergeht, wird man da hingehen müssen und muss die Leistungsversprechen reduzieren. Unter Solvency II wie unter Solvency I. Am Ende wird es der Versicherungsnehmer bezahlen müssen. Wenn wir als Kapitalanleger den Rechnungszins nicht schaffen und ich möchte ja nicht wissen, wie viel Versicherer dieses Jahr schon durch den Stresstest gefallen sind oder Mühe hatten die Anforderungen zu erfüllen. Es werden ja immer mehr von Jahr zu Jahr. Weil die Prämissen von 2005 ja auch heute nicht mehr zutreffen und danach ist der Stresstest ja aufgebaut. Also ich denke mal, wenn man diese Zinsphase überhaupt durchhalten möchte, wird man nicht drum rumkommen, den Rechnungszins zu senken oder die Leistungen zu korrigieren. DREISEIDLER: Die Frage ist damit natürlich, wie attraktiv diese Versicherungsprodukte dann noch auf der Vertriebsseite sind, die damit einhergehen?! WEßLING: Die Versicherer reagieren und gehen halt auf Index- Fonds-Policen, Hybrid, Zwei-Topf-, Drei-Topf-Hybrid und verlagern schon das Markrisiko auf den Kunden. DREISEIDLER: Das Risiko auf die Kunden. WEßLING: … auf die Kunden ja, ja. Aber man kann halt den Versicherungsbestand nicht so schnell drehen, wie der Kapitalmarkt wechselt, das ist das Problem. Investorenpanel So, die Ergebnisse liegen nun vor und ein ganz klarer „Favorit“ ist der „Black Swan“, was so viel heißt wie das die meisten von uns denken, dass etwas Schlimmes auf uns zukommt, wir wissen nur nicht was es ist und wann es zuschlägt. Recht stark ausgeprägt ist auch die Sorge um eine Wirtschafts- oder Weltwirtschaftskrise. Zum Thema Inflation vs. Deflation gewinnt hier klar das Deflationslager. Inflation sieht dagegen kaum einer als Risiko für die Kapitalanlage in den nächsten 1-2 Jahren. Recht hoch, mit grob aufgerundeten 20 Prozent, liegt auch die Sorge um den Zerfall des Euro. Das alles sind Aspekte, die nicht unerheblichen Einfluss auf die Kapitalanlage haben würden. Nehmen wir mal den Punkt 1, d.h. Eurokollaps. Hier habe ich bereits von einigen Investoren aus dem Family-Office Bereich gehört, dass die Sorge darüber so groß sei, dass sie einen Großteil ihrer Assets in den US-Dollar überführt haben. Auch aus dem Bereich der regulierten Investoren ist mir zu Ohren gekommen, dass das ein oder andere Haus die Fremdwährungsrisiken auf das maximal zulässige Maß hochgefahren hat. Daher die Frage an meine Panelisten, wo liegen aus Ihrer Sicht die größten Gefahren und wie gehen Sie damit um? Wenn Sie sich vielleicht einen Aspekt rausgreifen möchten, Frau Klinnert? 22 KLINNERT: Ja, ich denke auch, unser Problem ist eher dieses Black Swan Problem, dass wir immer häufiger Ereignisse am Kapitalmarkt bekommen, die wir nicht wirklich voraussehen können und die wirklich im Vergleich zu den letzten, sage jetzt mal, 80, 90 Jahren doch deutlich häufiger auftreten. Wir haben im Moment auch wieder sehr politische Börsen, das ist ganz schwer einzuschätzen. Auch Griechenland ist ein politisches Problem. Und da kann man sich fast nicht gegen wappnen. Und insofern ja, wir können nur gucken, dass wir irgendwie versuchen, unsere Renditen zu bekommen mit einigermaßen sicheren Anlagen und nicht zu viel Bewertungsrisiken nehmen, was eben wieder dafür spricht, auch auf Sicht von fünf Jahren, die Anleihequote doch nicht komplett runter zu fahren. DREISEIDLER: Gut, Sie haben wie geschildert ein sehr rentenlastiges Portfolio. Man kann da zumindest hoffen, dass wenn der nächste „Black Swan“ kommt, die Staatsanleihen immer noch der „sichere Hafen“ sind... aber wer weiß. Herr Müller, von Ihrer Seite aus, sehen Sie es ähnlich? Gibt es bestimmte Risiken, die Sie derzeit intern diskutieren und sich dafür wappnen? MÜLLER: Letztendlich sind alle die Themen relevant für uns, so dass wir sie zumindest diskutieren. Ich glaube aber, dass bei den ersten Vier, also Eurokollaps, Inflation, Deflation und Economic Crisis die Notenbanken momentan alles tun, um die entsprechenden Folgen abzumildern bzw. es gar nicht dazu kommen zu lassen. Die EZB tut alles gegen einen Eurokollaps. Sie bekämpft mit ihrer lockeren Geldpolitik die Deflationstendenzen, die möglicherweise kommen. Gleichzeitig stimuliert das Niedrigzinsniveau auch die Wirtschaft und soll die Inflation auf ein moderates Niveau bringen. Deshalb glaube ich, dass wir da momentan eine sehr, sehr gute Unterstützung durch die Notenbank haben. Terror, War, Social Unrest würde ich mal laufen lassen unter dem Thema „politische Börsen haben kurze Beine“. Und gut, gegen den Schwarzen Schwan ist man nie gänzlich gefeit. Wobei ich aber momentan auch glaube, dass es irgendwie abgefedert werden kann, je nachdem wie groß der Schwan ist. Also Fukushima, wenn wir so was mal als Black Swan nehmen, das war ein paar Tage lang mal ein Thema und danach wurde aber auch recht schnell wieder auf die Tagesordnung übergegangen. Das eigentliche Problem möglicherweise sehe ich zum Teil auch tatsächlich in der Notenbank selbst, deren Politik sich inzwischen erheblich auf die Kapitalmärkte und die Investorenpanel Kapitalanlage auswirkt. Man sieht es auch die letzten Tage, wie nervös speziell die Rentenmärkte sind, dass es da zu einem unheimlich starken und schnellen Renditeanstieg gekommen ist, wenngleich von extrem niedrigen Niveau. Ich glaube jetzt nicht, dass es extrem schlimm ist. Aber man kann es in Amerika schon beobachten, wenn sich QE-Programme dem Ende nähern. Wenn es in Amerika mal tausend Arbeitslose mehr oder weniger gibt, ja da überreagieren die Börsen aus meiner Sicht auch gleich. Das heißt, die Notenbank ist aus meiner Sicht nicht mehr nur unterstützend und setzt die Randbedingungen, sondern dominierend, so dass inzwischen zu viele Marktteilnehmer darauf schauen, welche Formulierung die Fed-Vorsitzende Janet Yellen gerade in dem neuesten Protokoll nutzt. Und wenn sich was ändert, dann gibt’s sofort die Befürchtung, dass die Notenbank die Zinsen erhöhen könnte. Und ich sehe es aus unserer Perspektive ein bisschen anders, denn uns als Langfristanleger kann es eigentlich nicht wirklich interessieren, ob die Zinsen in Amerika oder in Europa oder sonst wo zwei Monate früher oder später angehoben werden um ein viertel oder halbes Prozent. Das wird langfristig aus unserer Sicht keinen großen Einfluss auf die Wirtschaft haben und damit auch nicht auf die Kapitalmärkte. Was heißt das Ganze für uns? Diversifikation zählt, um mal auf das Motto des BAI zu kommen. Und selbstverständlich gehört auch ein ausgewogenes Rentenportfolio weiterhin zur Basisausstattung von Kapitalanlegern, auch wenn die Rendite-Risiko-Prämissen momentan ein bisschen ungünstig erscheinen. Rolf Dreiseidler, Charlotte Klinnert, Rainer Müller DREISEIDLER: Aber noch mal konkret zu dem Punkt Eurokollaps, habe ich Sie richtig verstanden, dass Sie der Auffassung sind, dass die Notenbank alles im Griff hat und sie uns davor bewahren wird? Denn das Umfrageergebnis hier ist ja eigentlich ein Misstrauensvotum in dem Sinne, 23 dass ein nicht unerheblicher Teil der Audienz eventuell den politischen Willen einer Rettung noch sieht, aber in Frage stellt, ob der Euro überhaupt noch zu retten ist. Hat ein solches Szenario für Sie einen Einfluss? Sagen Sie bspw. auch, dass Sie vor diesem Hintergrund doch lieber ein bisschen mehr Fremdwährungsexposure aufbauen? Oder reicht Ihr Vertrauen in die Notenbanken so weit, dass Sie diesbezüglich keinerlei Maßnahmen ergreifen? MÜLLER: Ich hatte vorher ja kurz von unserem Sicherheitsanker erzählt. Also die 25 Prozent sicheren Staatsanleihen und Pfandbriefe, die wir uns in unserem Rentenportfolio halten. Das werden wir sukzessive ergänzen oder auch Euroanleihen austauschen durch US-Treasuries, einfach damit wir auch noch andere Schuldner haben, in die wir anlegen können, und da weiter diversifizieren. Allerdings hedgen wir es zurück in Euro. Das machen wir auf alle Fälle. Aber wir haben eben die hohe Bonität der Vereinigten Staaten dahinterstehen. Andererseits wollen wir das Fremdwährungsrisiko nicht tragen, weil bezogen auf eine recht kleine Verzinsung, die es auch in Amerika gibt, wenn gleich höher als in Europa, ist das Fremdwährungsrisiko da doch deutlich ausgeprägter. Also wenn sich die Währung mal um 10 Prozent verschiebt, dann wären das ja auch drei oder mehr Jahreskupons, die wir wieder verlieren würden. Aber nichtsdestotrotz ist bezogen auf die Eingangsfrage nach dem Eurokollaps doch auch die Frage, was genau versteht man darunter? Wenn ein Land ausscheidet, ich weiß nicht, ob man da gleich vom Eurokollaps sprechen muss. Müssen wahrscheinlich andere beurteilen. Aber alles deutet darauf hin, dass man die Risiken in den Griff bekäme. Umgekehrt gibt’s auch Länder, die noch nicht in der europäischen Währungsunion sind. Beispielsweise Polen, die aus meiner Sicht deutlich reifer sind, als manches Land, was schon drin ist. Und deshalb muss es auch nicht immer in Stein gemeißelt sein, wenn ein Land mal drin ist, muss es unbedingt auch drin bleiben. Es ist schön, dass man politisch alles versucht, aber es ist schon ganz schön zäh, alle zwei Wochen einen Gipfel, alle zwei Wochen eine neue Deadline. Es heißt, da geht das Geld aus, es führt alles zur Nervosität. Und vielleicht führt das mal zu einem Black Swan. HANSSLER: Eine institutionelle Wahrnehmung als kleine Organisation haben wir dazu nicht. Ich habe eine persönliche und gehe die einzelnen Punkte vielleicht kurz durch: Über den Eurokollaps sprechen wir seit Jahren. Deswegen glaube ich, dass sowohl die Notenbanken als auch die Märkte darauf bereits ein Stück weit eingestellt sind. Die Dramatik kann man trotzdem nicht einschätzen, weil es kein historisches Vorbild gibt. Inflation, Deflation, ich glaube weder an das eine noch an das andere. Ökonomische Krise passt aus meiner Sicht in das Schema nicht rein, denn eine ökonomische Krise ist ja eher eine Auswirkung aus einem der anderen Events, die hier aufgelistet sind. Also möchte ich das nicht bewerten. Terror oder Krieg: Vielleicht unterschätzen wir den Konflikt zwischen der Ukraine und Russland tatsächlich. Die Lage in der Ostukraine, wenn man sich intensiver damit beschäftigt, scheint so instabil, dass man sich sehr ernsthaft Gedanken dazu machen muss. Wir können als mittelgroße Stiftung darauf allerdings nicht wirklich reagieren oder unsere Assetallokation danach ausrichten. Und ja, die Black Swans: Das ist ja das alte Thema, damit befassen wir uns eigentlich gar nicht. Weil wenn wir wüssten, was kommt, dann könnten wir reagieren, sonst eben nicht. Allerdings gibt es schon ein paar besorgniserregende Dinge, auch Naturereignisse. Ich habe zum Beispiel vor kurzem mal gelesen, dass unter dem Yellowstone Nationalpark eine gewaltige Magmablase liegt. Und wenn das Ding hochgeht, die Wahrscheinlichkeit ist relativ gering, ich glaube bei 1:600 000 oder 1:700 000, aber wenn, dann legt das Teil die USA erstmal eine ganze Weile lahm. Also das wäre anscheinend wirklich gewaltig. Ich vermute mal, ein großes Versicherungshaus wird sich mit solchen Dingen intensiv und ernsthaft beschäftigen. Wir können das nicht. Wir haben den Stab nicht dazu. Aber ich finde, die Gäste hier im Raum haben eigentlich völlig zurecht die Black Swans ganz nach vorne gesetzt. Denn was wir überhaupt nicht einschätzen können, macht uns Menschen bekanntlich immer am meisten Angst. DREISEIDLER: OK. Herr Weßling, „schwarze Schwäne“ und Versicherung, was ist Ihre Meinung dazu? DREISEIDLER: Gut, vielen Dank. Herr Dr. Hanssler, Ihre Wahrnehmung zu den größten geopolitischen und makroökonomischen Risiken und Ihren Umgang damit in der Kapitalanlage? Investorenpanel 24 WEßLING: Ja eins und sechs, das sind natürlich die Risiken. Sie werden ja seit Japan und seit Greenspan auch von Draghi eingelullt in subventionierte Marktgegebenheiten durch quantitativ Easing. Die Gefahr ist, wenn es dann wieder normalisiert wird. Oder stellen Sie sich mal vor, was passiert, wenn morgen Draghi im Euroberg ertrinkt. Da kommt die Deutsche Bundesbank /EZB und sagt, jetzt machen wir mal Schluss mit quantitativ Easing. Einige, die als Länder vielleicht ihren Euroverpflichtungen nicht mehr nachkommen können, werden jetzt mal in eine zweite Euroliga eingestuft mit der Konsequenz, der Zins steigt, der Wechselkurs verändert sich. Dann haben wir einen steigenden Bund-Future von 160 und mehr. 2007 hatten wir einen Bund- Future von 120. Das ist gut ein Drittel, die man an stillen Reserven in den letzten sieben Jahren zuschreiben konnte in seinen Assets. Und plötzlich sind sie wieder weg. Das heißt, wir müssen als Versicherer, diese beiden Gefahren im Auge haben und überlegen, wie gehen wir mit unseren Reserven um, und wie können wir sie immunisieren gegen solche Gefahren. Wie können wir sie in der Bilanz konservieren? Oder wie können wir sie realisieren, um unseren Rechnungszins abzusenken? Aber diese beiden Gefahren sehe ich für langfristige Anleger als die Hautgefahr an. Also der Black Swan wäre, dass Draghi mehr da ist und schon geht es los mit der Eurokrise. Das, weil wir auch lokale Anleger sind. Also wir haben weder Exposure in Brasilien, noch sind wir in der Ukraine stark investiert. Da ist es vielleicht für unsere österreichischen Kollegen mehr das Problem. Aber diese beiden Gefahren, denke ich schon sind als Langfristinvestor für uns zu beachten und müssen auch in der Wiederanlage beachtet werden. Das ist ja das Hauptproblem. DREISEIDLER: Aber wie gehen Sie damit um? Sie sagten: wir müssten das dann eigentlich realisieren. Man könnte ja sagen, prima, dann verkaufen Sie jetzt all Ihre Rentenbestände, dann haben Sie alles realisiert – wunderbar – die Gewinne kann Ihnen keiner mehr nehmen. Aber das ist ja auch kein gangbarer Weg…. WEßLING: Wir tun das ja. Man realisiert und mit einem Teil entschuldet man sich und der andere Teil geht in etwas mehr Risiko. Oder man versucht die Reserven zu immunisieren, das wird bei einigen Versicherern demnächst auch auf der Agenda stehen, weil man ja nicht mehr ewig von diesem Niedrigzins ausgehen kann. Wir haben jetzt noch 18 Monate, dann ist das Ankaufprogramm Investorenpanel auch formal beendet. Schauen, was dann kommt. Aber man kann ja auch damit rechnen, dass der Zins wieder steigt. Und wir wieder einen Bund Future haben vielleicht von 140 oder 135. Und das macht sich dann schon in den Bilanzen bemerkbar und in der G&V. MÜLLER: Die Frage ist auch, wer reagiert, wenn so ein Black Swan kommt? Die Politik braucht ja immer eine ganze Weile, kann sich z.B. bei Griechenland nicht einigen. Die Notenbanken haben ja nach dem Dafürhalten von vielen Marktteilnehmern ihr Pulver weitgehend verschossen, eine Zinssenkung ist nicht mehr wirklich drin. Und eine Ausweitung von QE-Programmen vielleicht auch nicht mehr vermittelbar. Was passiert wirklich, wenn die Blase in Amerika kommt, also die Magmablase. Oder wenn das prognostizierte Erdbeben in San Francisco das Silicon Valley lahmlegt oder verschütten sollte, ich glaube, dann haben wir wirklich ein Problem. Und dann bin ich gespannt, wer reagieren kann. Und was die Anleger machen. Weil wie gesagt, bei Lehman und bei 11. September konnten die Notenbanken noch schön helfen, da gab es noch auskömmliche Renditen im Staatsanleihenbereich. Ist heute alles ja nicht mehr gegeben. DREISEIDLER: In der Tat. Gut, in Anbetracht der fortgeschrittenen Zeit, würde ich gerne noch ein, zwei Fragen zu Praxiserfahrungen mit Alternative Investments mit Ihnen diskutieren. Zunächst eine Frage zur Umsetzung von Infrastrukturinvestments. Was sind da Ihre Erfahrungen aus der Praxis. Herr Müller an Sie, gibt es Dinge aus dem Auswahlprozess, der Investmentimplementierung oder auch hinsichtlich erster, hoffentlich erfreulicher Ergebnisse, die Sie mit uns teilen möchten? MÜLLER: Ja gern. Also Infrastruktur machen wir seit 2013, da haben wir den ersten Fonds gezeichnet. Momentan sind wir in der Endphase der Due Diligence von einem zweiten Vehikel, das wir zeichnen möchten. Die Erfahrung aus dem ersten Produkt sind soweit positiv. Man hört immer wieder von Investoren, dass das Geld sehr schwer investiert werden kann, und die Abrufe sehr langsam erfolgen. Wir haben jetzt andere Erfahrungen gemacht. Wie gesagt, vor zwei Jahren etwa haben wir gezeichnet, haben momentan einen Abruf von etwa 80 Prozent. Das finde ich eigentlich schon sehr erfreulich. Man ist jetzt auch schon weitgehend aus der J-Curve draußen. Und gut, ansonsten zum Thema Infrastruktur, die Umsetzung ist 25 wie bei Private Equity schon anspruchsvoll was rechtliche, steuerliche Prüfungen betrifft. Ich sage immer so schön, 90 Prozent von meiner Arbeit bei der Umsetzung von Alternative Investments muss ich für Steuern und Recht verwenden in Zusammenarbeit mit KVG, mit unseren internen Rechts- und Steuerabteilungen, Gesprächen mit Kanzleien und dem Anbieter, da nehmen die inhaltlichen Themen vergleichsweise wenig Raum ein. Insgesamt also sehr viel Ressourceneinsatz für nicht produktive Dinge. Ist natürlich auch nötig, aber sollte aus unserer Sicht viel weniger Raum einnehmen müssen, als es tatsächlich der Fall ist. Hinsichtlich Infrastruktur selber machen wir bislang ausschließlich Equity. Will nicht ausschließen, dass wir auch mal in den Debt Bereich gehen, aber Equity steht da momentan im Vordergrund. Wovor ich warne, ist, Infrastruktur Equity als Bondersatz zu betrachten. Das sehen wir anders. Wir sehen zwar auch recht regelmäßige Ausschüttungen oder erwarten diese zumindest, insofern hat man auf der Ertragsseite zwar gewisse Bondeigenschaften, auf der Risikoseite sehen wir aber schon gravierende Unterschiede. Bei einem Bond hab ich in aller Regel kein regulatorisches Risiko, kein Nachfragerisiko, kein politisches Risiko. Da unterscheidet es sich aus unserer Sicht erheblich. Und ich glaube, dessen müssen sich die Investoren jeweils bewusst sein. DREISEIDLER: Nur zur Klarstellung, reden wir über Singlefonds oder Dachfonds? Oder sowohl als auch? MÜLLER: Ja, wir haben so eine Mischung, sagen wir mal einen kompakten Dachfonds. DREISEIDLER: Okay vielen Dank. Damit möchte ich das Panel pünktlich beenden. Ich möchte mich ganz herzlich bei Ihnen, Frau Klinnert und bei Ihnen meinen Herren für Ihre interessanten Ausführungen bedanken. Und natürlich ein großes Dank auch an Sie, meine Damen und Herren, für Ihre Aufmerksamkeit. Dankeschön. DREISEIDLER: Das finde ich jetzt ganz interessant. Herr Frank Dornseifer hat ja vorhin mal eindrückliche Zahlen genannt, hinsichtlich der enormen Summen die als sog. „Dry Powder“ ein Private Equity Investment suchen. Ähnliches kam auch durch beim Vortrag von Herrn Dr. Weidenfeld. Wie erklären Sie sich, dass Sie bereits 80 Prozent Abrufe hatten? Machen Sie da etwas besonders bei der Auswahl Ihrer Investments oder Ihrer Partner? MÜLLER: Wir haben die richtigen Manager ausgesucht. DREISEIDLER: Das scheint so… (lacht) MÜLLER: Und vielleicht auch das nötige Glück gehabt. Man weiß es nicht. Gehört ja auch dazu. Klar müssen die Manager bestimmte Kriterien erfüllen wie einen guten Zugang haben zu Deals, ein gutes Netzwerk. Das ist heute Morgen alles schön rausgearbeitet worden. Und das sind eigentlich auch alles Fonds, die keine Firsttimer sind, sondern die auch schon im Vorgängerfonds unter Beweis gestellt haben, dass sie das Geld auch schnell investieren können. Investorenpanel 26 R EGULIERUNG SPANEL BAI Alternative Investor Conference Schweizer Adveq. Ich beschäftige mich insbesondere mit aufsichtsrechtlichen und steuerrechtlichen Rahmenbedingungen für unsere deutschen institutionellen Investoren. Moderation: Frank Dornseifer, Geschäftsführer, BAI e.V. Teilnehmer: Patrick Küntscher, Executive Director, Adveq Management Dr. Detmar Loff, Counsel, Allen & Overy FINDEISEN: Mein Name ist Heike Findeisen, ich bin Business Development Director bei CACEIS. Wir sind ein Unternehmen, das im Bereich Verwahrstellen Dienstleistungen und Asset Servicing für institutionelle Kunden spezialisiert ist unter anderem für alternative Investments. Heike Findeisen, Business Development Director, CACEIS Bank Luxemburg René Höpfner, Principal, Mercer DORNSEIFER: Einen schönen guten Tag meine Damen und Herren und herzlich willkommen zum regulatorischen Panel. Für diejenigen, die sich jetzt wundern, dass ich hier sitze und nicht Herr Pütz kurz der Hinweis, dass ich spontan die Panelmoderation übernehmen darf, ähnlich wie im letzten Jahr. Jetzt wollen wir aber direkt auch in das Panel mit einer kurzen Vorstellungsrunde einsteigen. HÖPFNER: Ich fang an. René Höpfner von Mercer. Wir sind ein Investmentberater. Unsere Kundengruppen sind überwiegend, zu drei Viertel würde ich mal sagen, aus dem Bereich der regulierten Anleger, wie Pensionskassen, Versorgungswerke und Versicherungen. KÜNTSCHER: Mein Name ist Patrick Küntscher, ich bin Executive Director und Corporated Tax Counsel bei der Regulierungspanel LOFF: Schönen guten Tag. Mein Name ist Detmar Loff, ich bin Counsel bei Allen & Overy. Wir bauen die ganzen Strukturen zusammen, welche am Markt benötigt werden. DORNSEIFER: Vielen Dank. Jetzt steht der Diskussion nichts mehr im Wege. Diese möchten wir auch möglichst lebendig gestalten. Meine Damen und Herren im Publikum, sie sind herzlich eingeladen sich jederzeit an der Diskussion zu beteiligen. Stellen Sie also Fragen. Ich versuche jetzt aus dem Stehgreif die Diskussion erst einmal zu strukturieren, auch mit Blick auf die Tätigkeitsschwerpunkte der am Panel teilnehmenden Personen. Im Dreh- und Angelpunkt sollte die AIFM-Richtlinie bzw. das KAGB stehen, weiter das Steuerrecht und das Aufsichtsrecht der Investoren, also insbesondere das Versicherungsaufsichtsrecht. Aus aktuellem Anlass möchte ich aber zunächst einen anderen Aspekt vorziehen und zwar das Thema Kreditfonds. Ich weiß jetzt nicht, ob Sie alle schon die Gelegenheit hatten, die Verlautbarung der BaFin vom gestrigen Tag zu 27 27 sichten. Ich kann da auch gerne sonst noch den einen oder anderen Kommentar zu abgeben. Zunächst möchte ich aber von Ihnen eine erste Einschätzung haben, was diese Änderung der Verwaltungspraxis für die Fondsbranche bzw. für Investoren bringt. LOFF: Also man hat den Eindruck, dass die BaFin und der deutsche Gesetzgeber sich gedrängt fühlten Loan Originating Funds zuzulassen, da derartige Fonds schon in Irland und in Malta und in anderen Staaten vorgeprescht sind. Erfreulicherweise sind einige prakDr. Detmar Loff, Allen & Overy tische Probleme, die wir zum Beispiel in Irland gesehen haben, so z.B. eine Kreditgrenze oder eine LeverageGrenze in dem Schreiben jetzt nicht wirklich nachhaltig begrenzend wirksam, ausgenommen das normale Risikomanagement und eine (dringende) Empfehlung der Beschränkung auf einen „begrenzten Umfang“. Mich hat die Entwicklung ehrlich gesagt ein bisschen verwundert, allerdings schon bei Irland, da Loan Originating Funds eigentlich ein bisschen kontra-intuitiv zu der Überlegung sind, dass Schattenbanken reguliert werden sollen. Denn wenn wir auch noch Loan Originating Fonds haben, schaffen wir einen weiteren Kreditgeber neben den Versicherungen, neben den Banken. DORNSEIFER: In diesem Zusammenhang darf ich noch ergänzen, dass die BaFin die originäre Kreditvergabe zunächst nur geschlossenen Fonds empfiehlt. Wie gesagt, es handelt sich um Empfehlungen. Ursprünglich war in den Gesprächen mit der BaFin diese Einschränkung nicht vorgesehen, die Empfehlung sollte also auch für offene Fonds gelten. Vor welchem Hintergrund die Empfehlung nunmehr final eingeschränkt wurde, ist derzeit nicht nachvollziehbar. Herr Dombret sprach in seinem Vortrag ja bereits die Themen Fristeninkongruenz und Liquiditätsmanagement an. Hierher könnten etwaige Bedenken rühren, auch wenn diese m.E. nicht relevant sein müssen, denn es sollte adäquate und bereits bewährte Steuerungsmechanismen geben. In dem Gesetzgebungsverfahren, welches nunmehr folgen wird, werden wir sehen, ob originäre Kreditvergabe und offener Fonds nicht doch Regulierungspanel zusammen passen. Daher nochmals die Klarstellung, dass die BaFin Verlautbarung vorläufigen Charakter hat. LOFF: Wenn ich nur ganz kurz einhaken darf. Ich meine, dieses BaFin Schreiben hat ja Sollbestimmungen. Das Schreiben besagt zwar, dass nur geschlossene Spezial-AIF Darlehen gewähren „sollen“, es zeigt sich aber, dass es auch offene AIF gibt, die durchaus schon bisher Darlehen erwerben und damit jetzt auch gewähren dürften. Deswegen ist, glaube ich, dieses Soll gar nicht ein wirklich rechtliches Soll, d.h. ist eigentlich kein „Muss wenn nicht kann“. Allerdings habe ich schon aus Gesprächen mit der BaFin und auch mit anderen Verbänden gehört vielleicht können Sie das auch bestätigen - dass dieses Soll eigentlich eine dringende Empfehlung ist, weil im weiteren Gesetzgebungsverfahren wahrscheinlich für offene Fonds die Sachlage dann doch deutlicher eingeschränkt wird, als es im Moment mitunter den Anschein hat. DORNSEIFER: Genau. In den Vorgesprächen hat die BaFin klargemacht, dass es keinen Bestandsschutz geben wird. Derjenige, der unter diesem Empfehlungsschreiben der BaFin jetzt entsprechende Fonds auflegt, der hat also nach Inkrafttreten des neuen Gesetzes keinen Bestandsschutz mehr. Also insofern ist es ohnehin jetzt für jeden Vorsicht geboten. Herr Höpfner, wer wird in diese Fonds investieren? Welche Investoren suchen aktuell nach den Darlehens- und Kreditfonds? HÖPFNER: Sehr viele. Die Suche nach auskömmlichen Yield geht schon eine Weile. Investoren schauen auf den Private Debt Bereich, jedoch hatten einige Probleme, dass sie dort in der Vergangenheit für die Implementierung sehr viel zusätzlich strukturieren mussten, bspw. das René Höpfner, Mercer ein unternehmerisches Modell vorliegt, um unter die Beteiligungsquote zu fallen oder mussten Verbriefungen zusätzlich aufsetzen. Insofern ist das zu begrüßen und eröffnet die Palette. Und ich glaube auch das, was ich 28 gehört habe, dass einige Banken und Anbieter auch schon Lösungen in der Schublade haben und eigentlich so ein bisschen da drauf gewartet haben. Für die regulierten Anleger ist das auf jeden Fall ein Segen. FINDEISEN: Also ich kann es vielleicht aus der Warte von Luxemburg bzw. aus der Niederlassung in Irland kurz kommentieren. Wir sehen sehr großes Interesse an dieser Art von Fonds. Wir haben auch schon eine Reihe von diesen Fonds umgesetzt. Es sind überHeike Findeisen, Caceis wiegend institutionelle Investoren. Und was man sehen kann, dass es viel im Bereich Infrastruktur ist bzw. Real Estate. Und das, was sicherlich ein Punkt ist, wo man gut aufpassen muss, beim Produkt Setup, dass man im Rahmen der Regulierungen agiert, d.h bei der unabhängigen Bewertung der Loans. Dort hat man zwei Ansätze. Es könnte sein, dass beim „AIFM“ die Kenntnis vorhanden ist. Oder aber es gibt dort auch professionelle Anbieter in diesem Bereich. Das wären jetzt mal so die Knackpunkte aus der Sicht der Verwahrstelle. DORNSEIFER: Okay. Das heißt, Sie haben da jetzt schon aktuell Erfahrungen eben über Luxemburg bzw. Irland mit entsprechenden Kreditfonds. FINDEISEN: Ja, in Luxemburg und Irland. DORNSEIFER: Das ist ja wunderbar. Dann können Sie der BaFin in den nächsten Wochen und Monaten da auch noch ein bisschen Support liefern. Schließlich betreten wir da hier in Deutschland schon ein gewisses Neuland. Das Thema Kreditfonds werden wir jedenfalls im Rahmen einer Insight auch noch mal abhandeln, deswegen will ich an der Stelle das Thema schließen. Ich würde dann zunächst mal, weil das uns in diesem Jahr auch noch besonders beschäftigen wird, an Herrn Küntscher übergeben im Hinblick auf eine Frage zum Investmentsteuergesetz. Dort steht ja jetzt kurzfristig eine Novelle. Patrick, was sind aus deiner Sicht a) die Erwartungen, b) was sind die Befürchtungen? Regulierungspanel KÜNTSCHER: Zunächst muss gesagt werden, dass das Damoklesschwert Investmentsteuergesetz, und hier spielt schon eine Wertung hinein, schwebt schon eine ganze Weile über uns. Und da im Kern ist meine Befürchtung eine Besteuerung von Veräußerungsgewinnen. Dieses Damoklesschwert schwebt seit 2007 immer mal wieder in den politischen Gremien und in politischen Diskussionen mit uns herum. Im AIFM Steueranpassungsgesetz 2013 wurde eine halbe Regelung gefunden, indem Dividenden auf Streubesitzanteile der Besteuerung unterworfen werden. Und jetzt haben wir im Koalitionsvertrag der großen Koalition stehen, dass es im Rahmen der großen Reform der Investmentbesteuerung eine ergebnisoffene Prüfung auch der Besteuerung von Veräußerungsgewinnen auf Streubesitzanteilen kommen soll. DORNSEIFER: Kannst Du das noch ein bisschen weiter erläutern? Also was steckt dahinter, was droht möglicherweise vielen Investoren? KÜNTSCHER: Kern von Eigenkapitalinvestitionen insbesondere auch Private Equity Investitionen ist ja Investoren Veräußerungsgewinne zu vermitteln. Wenn ich in unsere Portfolien hineinschaue, liegt das bei einem Ertragsanteil zwischen Patrick Küntscher, Adveq 90 und 99 Prozent. Und natürlich muss man auch überlegen, wie diese Erträge beim Investor ankommen. Wir haben eine große Gruppe von Investoren in Deutschland, die diese Gewinne derzeit steuerfrei vereinnahmen können. Also insofern eine gewisse Privilegierung, wenn man das so ausdrücken will oder, wie es Herr Dombret auch grade genannt hat, die Besteuerung des Eigenkapitals nicht weiter zu diskriminieren. Was sowohl steuersystematisch aber auch wirtschaftspolitisch aus meiner Sicht sehr viel Sinn macht. DORNSEIFER: Welche Konsequenzen könnte das konkret für die Private Equity Branche haben? KÜNTSCHER: Es wird viele Investoren geben, die dann die Erträge letztendlich voll zu versteuern haben. 29 DORNSEIFER: Ja okay, das gilt für die Investoren. Aber was bedeutet das auch für die Private Equity Branche selbst? Könnte das einen nachhaltigen Effekt auf die Anbieterseite haben? nachteiligen Steuerregime zu unterliegen. Die Vorarbeiten sind jetzt in der heißen Phase und insofern sind wir da auch froh, dass unsere Mitglieder uns in dem Bereich stark unterstützen. KÜNTSCHER: Man wird Überlegungen struktureller Art anstellen müssen, ob man -letztendlich geht es um Streubesitzanteile kleiner 10 Prozent- irgendwie in struktureller Hinsicht über diese 10 Prozent hinauskommt. Es wird wahrscheinlich eine Tendenz zu eigenen Investorenvehikeln geben, welche dann Investments nur Gibt es zu diesem Thema ggf. noch Fragen oder Anmerkungen? noch indirekt halten. Deutsche Vehikel sehe ich da nicht unbedingt, denn das deutsche Vehikel wird selbst wieder in irgendeiner Art und Weise der deutschen Besteuerung oder Investmentbesteuerung unterliegen. Also sehe ich eine Tendenz, dass wir uns Richtung Luxemburg bewegen. HÖPFNER: Vielleicht noch mal eine Frage. Was wir beobachten, ist, dass aufgrund dieser geplanten Änderung viele Anleger auch ihre Aktienbestände drehen. Stille Reserven werden steuerlich unter den alten bestehenden Regeln realisiert. Und da werden sie teilweise auch beraten von den KVGn und Banken. Sehen Sie das bei den Private Equity Fonds auch oder nicht, weil es hier ein bisschen schwieriger ist, die Reserven zu heben? KÜNTSCHER: Ganz richtig. Die Realisation einer Portfolio Company hängt natürlich von vielen Faktoren ab. Insbesondere die Frage, ist die entsprechende Marktreife gegeben, diese jetzt zu einem Exit zu führen. Nur weil sich jetzt ein deutsches Gesetz ändert, wird man, denke ich, nicht steuergetrieben unten auf Portfolio Company Ebene Firesales machen oder sonstiges. Nein, man muss sich auf übergeordneten Strukturen diese Gedanken machen, wie man da umhängen kann, welche Möglichkeiten es da geben wird. DORNSEIFER: Also diese Befürchtung, dass es dazu führen wird, dass viele Fondsstrukturen ins Ausland abwandern, die sehe ich auch. Auch diesen Aspekt werden wir in den nächsten Wochen in Gesprächen auf ministerieller und parlamentarischer Ebene im Hinblick auf die Novelle des Investmentsteuergesetz adressieren. Uns geht es auch darum den steuerrechtlichen Investmentfondsbegriff noch ein bisschen, ich sage mal, zu modifizieren; dass es eben nicht die guten und die schlechten Fonds gibt und alles, was im Prinzip alternativ ist, zu den schlechten Fonds gehört um dann am Ende möglicherweise einem Regulierungspanel KÜNTSCHER: Ja, man muss noch sagen, wir haben aktuell eigentlich noch nichts. Es gibt einen Eckpunktepapier aus dem BMF aus Anfang dieses Jahres. Der Konsultationsentwurf ist für Ende des zweiten Quartals 2015 erwartet. Die Branche rechnet aber eigentlich nicht mehr damit, dass es noch vor der parlamentarischen Sommerpause der Fall sein wird. Also wird uns das Thema dann wieder nach den Sommerferien beschäftigen. Dann muss man sehen, ob der Konsultationsentwurf vorliegt und was dann tatsächlich dort drinsteht. Wie wir dann auch als Verband darauf reagieren können und Stellungnahmen einreichen können. DORNSEIFER: Herr Dr. Loff, wie wirken sich die andauernden Diskussionen und Gesetzgebungsverfahren bei der Strukturierung aus? Gibt es viele Anbieter bzw. Investoren, die einfach deswegen sehr zögerlich sind, weil niemand so Frank Dornseifer, BAI genau weiß, wo die Reise hingeht? Wir haben zwar im KAGB viele Anlage- und Strukturierungsmöglichkeiten, aber am Ende hängt es ja auch davon ab, wie der Fonds besteuert wird. Es hängt auch davon ab, welche Vorgaben das Versicherungsaufsichtsrecht beinhaltet. Wie gehen Sie momentan mit dieser Hängepartie um bzw. Ihre Mandanten? LOFF: Zusammen mit unseren Mandanten hangeln wir uns sozusagen von Baum zu Baum bzw. Regulierungsebene zu Regulierungsebene. Wir haben ein mehrstufiges Denken. Erstmal KAGB Level, da ist immer die Frage, bleibt man hier oder geht man vielleicht nach Luxemburg oder nach Irland. Luxemburg ist immer noch ein bisschen flexibler, was viele Sachen angeht. Die Investment AG, von der ich ein großer Fan bin, darf so ziemlich alles. Nur solange das steuerliche Problem nicht gelöst ist, wird diese Struktur 30 weiterhin nicht fliegen. Die Versicherungsinvestoren und damit letztendlich auch die Versorgungswerke hängen nach wie vor mit der neuen Anlageverordnung ein bisschen in der Luft, weil der Wortlaut der Anlageverordnung zwar eindeutig ist, aber das Kapitalanlagerundschreiben noch nicht aufgehoben ist bzw. noch nicht ergänzt worden ist. Und, wie ich auch gehört habe, nicht unbedingt in naher Zukunft ergänzt werden soll. Solange wir da diese große Rechtsunsicherheit haben, zumindest auf dieser Ebene für die Investoren, muss die BaFin damit rechnen, dass wir oder dass die Investoren verlangen, dass lauter Einzelfragen bei ihr adressiert werden. Und das ist auch nicht grade ressourcenschonend, finde ich. Im Übrigen sehe ich eine echte Zurückhaltung nicht mehr. Bis zum März, bis die neue Anlageverordnung draußen war, war es ein wenig zurückhaltend, inzwischen läuft es wieder. Steuerrechtliche Themen sind nach wie vor bedeutend; im Notfall geht man halt in die Luxemburger SCS und damit dann in die Personeninvestitionsgesellschaft. Allgemein gilt: wenn das Investment gut ist, dann kriegt man die steuerlichen Fragen irgendwie in den Griff. DORNSEIFER: Mich würde an dieser Stelle interessieren, ob Sie einen Überblick haben, welche Arten von Fonds momentan unter dem KAGB präferiert werden? Gibt es dort auch bestimmte Anlagestrategien, die man jetzt besonders häufig sieht? LOFF: Ja, also das Loan Fonds Thema war schon in den letzten Jahren immer groß im Rennen. Unter der alten Anlageverordnung galt halt noch die 30 Prozent-Grenze, das war ein bisschen, sagen wir mal, unschön. Deswegen hat man dann typischerweise derartige Investitionsvehikel aus dem Fondsbegriff komplett rausstrukturiert, sodass man dann sagen konnte, dass das eigentlich ein Equity Investment ist. Unter Solvency II ist das vielleicht dann auch wieder nicht die beste Lösung. Aber auch dort findet man Wege. Von den Arten her spielt noch immer die Fristeninkongruenz eine bedeutende Rolle. Wir bemühen uns daher illiquide Sachen in geschlossene und liquide Sachen in offene Investmentverhikel einzubringen und haben das eigentlich auch so konsequent beibehalten. Von der Art der Investitionsvehikel hatte einmal innerhalb von einer Woche verschiedenste Investment AGen auf dem Tisch und so nach und nach bröckelten diese dann weg. Regulierungspanel DORNSEIFER: Haben Sie ein Überblick zur Anzahl bei Spezial- bzw. Publikumsfonds? LOFF: Also für den geschlossenen Bereich sehen wir viele Publikums-AIF, während die normalen (OGAW-) Sondervermögen von den KVG überwiegend alleine gemacht werden. Spezialfonds sehen wir viele mit unterschiedlichsten Assets, von Immobilien Exposure über Kredit Exposure bis hin zu Infrastruktur ist im Moment nach wie vor alles im Rennen. Da sieht man schon viel Entwicklung. DORNSEIFER: Frau Findeisen, wie sieht es in Luxemburg aus? FINDEISEN: Also wir haben im Moment überwiegend Spezialinvestmentfonds (SIF). Zum Teil auch die SICAR, wenn es Risikokapital ist. Und was eben sehr stark gefragt ist, ist Real Estate, Infrastruktur, Loan, das sind eigentlich die drei, wo man sagen kann, da hat man regelmäßig Anfragen zur Auflage von neuen Fondsstrukturen. Interessant ist vielleicht auch, dass man sieht, dass zum Teil Fondsstrukturen aufgelegt werden, wo man sozusagen nicht nur deutsche Investoren ansprechen möchte, sondern Internationale bzw. was auch interessant ist, ist, dass Investoren, die vereinzelnd verschiedene Investments oder Fondsbeteiligungen bei Banken hatten, jetzt darüber nachdenken, ihre eigene Struktur aufzulegen und da eben nach dem idealen Vehikel suchen, um die ganze Bandbreite an Themen abzuarbeiten, wie Investmentsteuergesetz, Restriktionen und Solvency II eventuell. Also das ist schon ein hartes Stück Arbeit, bis da die ideale Fondsstruktur aufgesetzt ist. DORNSEIFER: Eine kurze Nachfrage: Wie hat bei Ihnen die Umstellung von einer Verwahrstelle für offene Fonds auf die Umstellung und die Einbindung als Verwahrstelle für geschlossenen Fonds funktioniert? Ist das ein Prozess, wo Sie einfach nur umschalten mussten? Oder war das schon mit erheblichem Aufwand verbunden? FINDEISEN: Also das hat eigentlich ganz gut funktioniert. Warum? Weil wir konnten da auf Know-how aus der Gruppe zurückgreifen und die einzelnen Niederlassungen konnten jeweils unterstützen. Und da wir schon sehr lange in dem Bereich alternative Investments unterwegs sind, konnten 31 wir jetzt dann entsprechend auch für offene Fonds oder zum Teil halb offene Fonds relativ zügig auch die Prozedere anpassen, sodass dann auch abgearbeitet werden kann, was die Behörden entsprechend als Prozedere sehen wollen. Wenn ich mal das Beispiel Luxemburg nehme, da sind ja öfter eigentlich geschlossene Fondsstrukturen. Es gibt jetzt auch welche, die sind so halb offen und da fragt natürlich der Regulator schon nach, wie denn da das Risiko und Liquiditätsmanagement gehandhabt wird und das heißt, man weiß dann eben auch, man muss das sehr viel detaillierter darstellen. LOFF: Als das KAGB eingeführt worden ist, da hieß es, dass Verwahrstellen oder alternative Verwahrstellen jetzt aus dem Boden sprießen würden, wie die Pilze im Wald. Sehen Sie das? FINDEISEN: Wenn Sie sagen alternative Verwahrstellen, dann die sozusagen, die nicht über eine vollumfängliche Banklizenz verfügen? LOFF: Ja. FINDEISEN: Also in Luxemburg haben wir inzwischen einige. Das sind einige ausgewählte Häuser. Ich würde jetzt nicht sagen, dass das wie ein Pilzwachsen nach einem warmen Regen ist, aber es sind schon einige, die sich da etabliert haben. Und je nachdem welche Anlageklasse man hat, dann kann das auch eine adäquate Lösung sein. DORNSEIFER: Also zum Beispiel im Bereich Private Equity… FINDEISEN: Oder Real Estate. KÜNTSCHER: Vielleicht darf ich auch noch einen Punkt dazu ergänzen. Was ich in letzter Zeit beobachte, insbesondere bei den Investorenvehikeln, die dann wiederum in unseren Fonds investieren, werden derzeit nur steuerlich transparente Fonds, also Personengesellschaftstypen aufgelegt. Was wiederum getrieben ist durch den Punkt, den du gerade gesagt hattest. Es gibt den steuerlich guten Fonds und den steuerlich schlechten Fonds. Der Gute ist der transparente Fonds, er vermittelt dem Investor transparent die Erträge hindurch. Während der intransparente Kapitalgesellschaftstyp eben jetzt schon eine schlechte Besteuerung nach sich zieht und in der jetzigen Form eigentlich nur noch für steuerbefreite Investoren geeignet ist. Regulierungspanel DORNSEIFER: Also ich glaube, da hat auch bei vielen wirklich der Stachel tief gesessen, nachdem diese Vorabpauschalierung bei der Kapitalinvestitionsgesellschaft eben im Gespräch war. Dieser Vorstoß ist dann zwar zurückgezogen worden, aber aus Vorsichtsaspekten gab es schon einen Trend hin zur Personengesellschaft; wer weiß, was im nächsten Anlauf jetzt bei der Kapitalinvestitionsgesellschaft droht. Das muss man ganz klar im Auge behalten. Vielleicht aber noch mal zur Verwahrstelle. Gestern haben wir viel über Infrastruktur gesprochen. Wo sehen Sie da die großen Herausforderungen auch auf die Verwahrstelle zukommen? Die Aufgaben der Verwahrstelle sind ja vielfältig und wir reden jetzt von komplexen, wir reden von technischen Assets. FINDEISEN: Also eine der Herausforderungen ist sicherlich, je nachdem wie das Ganze aufgesetzt ist, denn wir müssen ja immer belegen können, dass die entsprechende Fondsstruktur im Eigentum des Assets ist, die sie erworben hat. Das heißt, hier muss man die fachliche Kenntnis haben, dass man die Verträge entsprechend überprüfen kann. Man muss auch im Rahmen des jährlichen Audits dann eben immer wieder anfragen, um sicherzustellen, dass die Assets nach wie vor im Besitz des Fonds sind. Und je nachdem wo man sie erwirbt, kann das schon sehr umfangreich sein, weil meistens sind die Fonds doch breit gefächert in Europa unterwegs. Jedes Land hat seine eigenen Gesetzgebungen und wenn man das dann eben wieder umlegt auf die AIFMD, dann muss man da schon sehr viel Fachkenntnis mitbringen und man muss eben auch immer diesen Spagat machen, dass man den eigentlichen Assetmanager nicht bei der Arbeit aufhält, nur weil man eine Überprüfung machen muss als AIFMD Depotbank. Das heißt, man muss auch darauf achten, dass man bei diesen Überprüfungen „time to market“ einhält. Und dann ist natürlich sicherlich auch ein Thema, wenn wir dann zur Bewertung kommen, dass die Depotbank zumindest stichprobenartig das eben auch ansehen und für gut befinden muss und das Ganze entsprechend dokumentiert. Das heisst, dass man da eben auch hier richtig aufgestellt ist. DORNSEIFER: Also ein Diskussionspunkt bei dem Verwahrstellen-Rundschreiben der BaFin war ja auch der Zeitpunkt der Prüfung im Hinblick auf den Erwerb von Assets. Und 32 die BaFin hatte dann in dem Verwahrstellen-Rundschreiben zum Ausdruck gebracht, dass sie in manchen Bereichen eine Ex-ante-Prüfung erwartet. Wenn ich jetzt gewisse Deals abschließen möchte, wird nicht die Möglichkeit bestehen, dass ich wirklich eine Ex-ante-Prüfung mache. Aus meiner Sicht war auch auf europäischer Ebene das Verständnis, es geht um eine Ex-post-Prüfung, weil es ja z.B. im Bereich Private Equity gar nicht möglich sein wird, dass die Verwahrstelle ex ante in gewisse Prüfungen mit einbezogen wird. den jetzigen AIFM Richtlinien und nach den jetzigen Vertriebsregelungen nach dem Private Placement, was ja eigentlich abgeschafft ist, aber doch noch existiert in den europäischen Mitgliedsstaaten unsere Vertriebsanzeigen machen oder unser Vertriebserlaubnis abrufen. Und da ist es eine BaFin Anforderung, dass wir eben die sogenannte Depository Light haben, das setzen unsere Legal Kollegen in Zürich grade um. Und diese Depository Light ist dann auch in Zürich ansässig. FINDEISEN: Also ich kommentiere das jetzt mal ein DORNSEIFER: Okay. bisschen mehr aus der Luxemburger Seite, weil ich das da auf der Tagesbasis sozusagen miterlebe. Was wir eben bei der Auflage eines solchen Produktes machen, ist, wir setzen uns wirklich mit dem Manager und allen Beteiligten zusammen, definieren, wer, wie aufgestellt ist. Oft haben sie ja auch schon verschiedene Deals in der Pipeline, wo man sagen kann, das ist mehr oder weniger sicher, dass wir das machen wollen. Also was versuchen wir dann? Das wir relativ frühzeitig mit einbezogen werden. Oft haben die Kunden sogenannte Investmentkomitees und treffen dann schnell ad hoc die Entscheidung. Und dadurch, dass die Depotbank relativ frühzeitig mit einbezogen ist, haben wir dann schon eine ganze Reihe von Informationen, um die einzelnen Due Diligence Fragebögen abzuarbeiten. Und dann können wir da relativ schnell unterwegs sein. Also wir haben bei uns im Haus schon einige große Infrastrukturfonds, die sind jetzt eher von „nichtdeutschen Promotoren“, das heißt, wir haben da im Laufe der Jahre auch das Verfahren etwas verbessern können, weil wir gesehen haben, wie wichtig das ist, dass man schnell reagieren kann zum Beispiel, wenn es öffentliche Ausschreibungen sind. DORNSEIFER: Patrick, wie hat sich bei Euch die Zusammenarbeit mit der Depotbank oder der Verwahrstelle eingespielt oder gibt es da schon einmal Schwierigkeiten auch im Hinblick da drauf, dass ihr sagt, wir wollen jetzt einen Deal machen und können nicht vorab vollumfänglich und zeitnah die Verwahrstelle mit einbeziehen? KÜNTSCHER: Ich bin jetzt nicht der Verwahrstellenexperte, habe mich da auch nicht intensiv damit beschäftigt, aber wir sind ja als Drittstaatenmanager erst mal nicht AIFM reguliert, aber so etwas Ähnlichem, unter der Schweizer FINMA reguliert. Das ist der erste Punkt. Und der zweite Punkt, als Drittstaatenmanager müssen wir nach Regulierungspanel LOFF: Man muss vielleicht auch sehen, insbesondere auch bei den größeren Private Equity Transaktionen, dass diese einen gewissen Vorlauf haben. Insofern kann man auch die Verwahrstelle frühzeitig einbeziehen. Wir machen das zum Beispiel so, dass wir bestimmte Vertragsdokumente im Entwurfsstadium oder im ziemlich finalen Entwurfsstadium schon mal vorab an die Verwahrstelle schicken. Kurz vor Signing erhält die Verwahrstelle nur noch ein Track Changes-Dokument mit den letzten Änderungen. Hier hat sich gezeigt, dass die Verwahrstellen dann auch zeitlich kein Problem darstellen. DORNSEIFER: Gut. Vielleicht gerade einen Einschub noch, weil Investoren sich ja auch für Drittstaatenmanager interessieren. Die ESMA befasst sich in diesem Jahr auch mit den Vorarbeiten für den Drittstaatenpass. Herr Dr. Lüder von der EU-Kommission, der Abteilungsleiter Assetmanagement, der heute auch auf diesem Panel sitzen wollte, der ist leider verhindert, weil heute auf Ratsebene kurzfristig eine Sitzung zu den Geldmarktfonds anberaumt wurde, an dem er teilnehmen muss. Er hat jedenfalls in einem Gespräch mit mir neulich angekündigt, dass die Arbeiten für diesen Drittstaatenpass weit fortgeschritten sind. Und ich glaube, das ist auch eine positive Nachricht für die Branche. Er hat gesagt, dass die Schweiz dort ganz oben steht. Also es ist im Ergebnis damit zu rechnen, dass in Zukunft die Schweizer Fonds, eben weil dort ein AIFMD-kompatibles Regime besteht, dann auch die Möglichkeit besteht, aus der Schweiz heraus, also Produkte aus der Schweiz in der EU zu vertreiben. Er hat auch angekündigt, dass auch Domizile wie die Cayman Islands auf der Liste für den Drittstaatenpass stehen. Die EU-Kommission ist da also sehr offen, was den EU-Drittstaatenpass oder den Drittstaatenpass anbetrifft. Er äußerte sich etwas skeptisch im Hinblick auf US-Fonds 33 auf der technischen Seite. Ihm ist aber auch bewusst, dass der politische Druck groß sein wird, sodass eigentlich davon auszugehen ist, dass auch am Ende dann US-Fonds einen Drittstaatenpass hier in der EU erhalten werden. So das ist perspektivisch für die zweite Jahreshälfte auf europäischer Ebene. Eine weitere Frage an die Runde betrifft die Kapitalmarkunion, weil auch Herr Lüder dieses Thema angesprochen hat. Er sagte, aus seiner Sicht sollte jetzt auch die Kapitalmarktunion genutzt werden, um am Ende auch im Bereich der alternativen Investmentfonds mehr Produktregulierung einzuführen. Die These hätte er heute hier auch vertreten, AIFM-Richtlinie, Managerregulierung ist gut und schön, aber am Ende wünschen oder brauchen viele Investoren Produkte. Und eine Standardisierung bei gewissen Produkten wie jetzt zum Beispiel der ELTIF, das wäre aus seiner Sicht der richtige Ansatz, mehr Produktregulierung zu schaffen beispielsweise wie bei der ELTIF-Verordnung. Da würde mich mal interessieren, wie hier im Panel die Meinung zu dieser These ist. HÖPFNER: Ob Deutschland eine Produktregulierung braucht. DORNSEIFER: Nein, ob wir insgesamt im Bereich der alternativen Investmentfonds mehr Produktregulierung brauchen, also auch mehr Produkttypen. Also wenn ich einen Typ schaffe, wie den ELTIF, dann haben wir zwangsläufig da auch eine Regulierung drum herum, mit anderen Worten eine Produktregulierung. Und da ist die Frage, brauchen die Investoren das, wünschen die Investoren das, wird so was eher kritisch gesehen, ist die Managerregulierung nicht ausreichend? Versicherungsprodukte ist das in Ordnung, da gibt es auch heute schon genug Regulierung, auch für Retail- Kunden ist das in Ordnung. Bei institutionellen Anlegern, finde ich, geht das Vorhaben der EU ein Stück zu weit. KÜNTSCHER: Ich bin der gleichen Meinung wie Herr Höpfner. Was haben wir alles in der Vergangenheit gesehen, Wagniskapitalbeteiligungsgesetz, Unternehmensbeteiligungsgesetz und jetzt wird auch der European Long-Term Investment Fund „ELTIF“ kommen. Da stecken irgendwelche Restriktionen im Produkt drin, das wird nicht funktionieren. Ganz klar an der Managerregulierung soll es bleiben, lasst die Produkte unreguliert. LOFF: Ein bisschen möchte ich dagegenhalten. Ich meine OGAW ist zunächst eine Produktregulierung und hat sich weltweit durchgesetzt. Gerade auch im asiatischen Raum ist das mehr oder weniger abgekupfert worden. Das ist schon ein starkes Branding. Die AIFMD hat bisher noch nicht dieses starke Branding erfahren - mit ein bisschen Produktregulierung käme man da vielleicht leichter hin. Allerdings bin ich wieder vollkommen bei Ihnen, dass das Spektrum für AIFs viel zu groß für eine produktseitige Regulierung ist. Wenn man Retail-Kunden hat – meinetwegen können Retail-Kunden auch durch Produktregulierung geschützt werden. Meinetwegen können auch Versicherungsinvestoren ihren eigenen Regulierungen unterliegen, wobei da ja gerade durch Solvency II auch eine gewisse Öffnung erfahren wird, dass man von den quantitativen Überlegungen weg will hin zu qualitativen Bewertungen und unter Beachtung des Stressings. Insofern wäre eine produktbezogene Regulierung schon ein Rückschritt. HÖPFNER: Man kann heute schon mal festhalten, dass die meisten Manager eher genervt sind von der Regulierung. Sie müssen Kapazitäten aufbauen, Reportingpflichten erfüllen, das kostet alles zusätzlich Geld und Zeit. Das ist die eine Seite. Die andere Seite ist, wenn wir über Alternatives sprechen, jetzt nehme ich mal Venture Capital bewusst, das ist ja schon eine riskante Anlageklasse und dessen sind sich die Anleger auch bewusst. Die ganzen Bestrebungen sind eigentlich primär dadurch getrieben, dass man einen Anlegerschutz etablieren will. Wenn wir nur über institutionelle Anleger reden, dann halte ich das teilweise für die falsche Stelle eine Produktregulierung einzuführen. Für Regulierungspanel 34 DORNSEIFER: Auf europäischer Ebene sind die Diskussionen leider wieder einmal verwirrend. Die ELTIF-Verordnung ist gerade erst final verabschiedet, auch der Rat hat sein Okay gegeben. Die Veröffentlichung im europäischen Amtsblatt steht bevor; gleichzeitig fragt die EU-Kommission jetzt in dem Grünbuch zur Kapitalmarktunion, welche Maßnahmen und Schritte sollten eingeleitet werden, damit das ELTIF-Format auch wirklich mit Leben gefüllt wird. So irgendwo traut man wahrscheinlich dem nicht, was man gemacht hat oder befürchtet, es wird ein Rohrkrepierer. Wir haben schon seitens des BAI im relativ frühen Stadium gesagt, dass eine moderate Solvency II Eigenmittelunterlegung möglicherweise ein zentraler Aspekt ist, der dieses Format auch pushen kann. Nur ich glaube nicht, dass es da am Ende einen mutigen Schritt in diese Richtung geben wird. Die Frage wäre jetzt, wer von Ihnen hat sich den ELTIF mal angeguckt und denkt, das ist ein interessantes Format bzw. womit oder wie sollte es noch mit Leben gefüllt werden? LOFF: Also ich glaube, im Beratermarkt fand ELTIF guten Anklang. Die Berater fanden das toll: ein neues Produkt, wir können neu beraten. Auf Investorenseite hieß es, die Einschränkungen sind viel zu groß. Hier ist zu beachten: alles, was ich in einem ELTIF habe, Dr. Detmar Loff, Allen & Overy kann ich über den normalen AIF auch abbilden. Das heißt, da brauche ich ihn nicht. Damit stellt sich die Frage, wer braucht eigentlich einen ELTIF? Einen ELTIF braucht höchstens der Fondsinitiator, der sagt, ich möchte gerne den EU-Passport nutzen, um EU-weit Kapital einwerben zu können. Aber solange einzelne Mitgliedsstaaten da mitunter irgendwelche Hindernisse für Werbung aufbauen oder sonst irgendwas, muss ich doch wieder das ganz normale nationale Recht beachten. Und dann funktioniert das nicht mehr. DORNSEIFER: Also deswegen vielleicht auch noch eine Randbemerkung von mir, denn wir haben die ELTIFVerordnung als schöne Vorlage fürs Finanzministerium verwendet und drauf hingewiesen, ein ELTIF wird nie als Investmentfonds im Sinne des Investmentsteuergesetzes Regulierungspanel qualifizieren im Hinblick auf die Anlagegegenstände, aber auch da es ein geschlossenes Vehikel ist. Auf der einen Seiten soll der ELTIF ja gepusht werden. Wenn dieser am Ende aber steuerlich diskriminiert wird, dann wird das mit den Hoffnung an das ELTIF Format nichts werden. Wir sind jetzt mal gespannt, wie das BMF darauf reagiert. Aber hier sieht man wieder diese Widersprüchlichkeit. Es gibt diese politische Idee, wir wollen langfristige Anlagen in KMUs bzw. im Bereich Infrastruktur fördern. Auf der anderen Seite kommt dann wieder das Steuerrecht und kassiert all diese frommen Wünsche und Initiativen ein. Das ist manchmal schlichtweg absurd. Und jetzt machen wir einen kleinen Sprung hin zu den letzten sechs Monate der Anlageverordnung und dem Übergang zu Solvency II. Viele hier im Raum interessiert, wie die Versicherungswirtschaft damit umgeht? Wer wird wirklich noch ernsthaft mit der Anlageverordnung arbeiten? Wie sieht es aus mit Reporting? Wer macht noch Reporting unter der Anlageverordnung, wenn er weiß, dass ab dem 1.1. das Solvency-Reporting gilt? Und wer ist schon vorbereitet auf das zukünftige Reporting unter Solvency? Fangen wir hier bei Herrn Höpfner an. Viele Fragen, suchen Sie sich eine aus, wir arbeiten die nach und nach ab. HÖPFNER: Ich glaube, die Leichteste ist die mit dem Reporting. Weil ich glaube, die meisten Versicherungen reporten nach wie vor nach der bestehenden Anlageverordnung. Und die werden das auch bis zum 31.12. machen. Ein Punkt, der valide ist und den sehen wir auch, viele schauen gar nicht mehr nach der Anlageverordnung bei neuen Investments, sondern sind eher getrieben bei Allokationsentscheidungen oder bei Investmententscheidungen von Solvency II. Das hat man, glaube ich, auch in den letzten zwei Tagen gehört. Was sind die Vorteile von Debt? Was sind die Vorteile von Infrastruktur? Wie wird es unter Solvency II behandelt et cetera? Bei der Vorbereitung der Versicherungen sind teilweise Unterschiede sichtbar. Einige Kleinere hängen noch etwas hinterm Zeitplan hinterher, der eine oder andere hat daher durchaus noch größere Aufgaben die nächsten sechs Monate zu bewältigen. KÜNTSCHER: Ja erstmal eine grundsätzliche Bemerkung zur Anlageverordnung aus März dieses Jahres an sich: Diesbezüglich hat sich in der Investorenschaft im Bezug auf 35 Private Equity große Erleichterung ausgebreitet. Bis dahin in den Diskussions- und Konsultationsentwürfen sah es nicht so gut aus. Insbesondere nur Registrierung oder auch echte AIFM-Lizenz. Da ist große Entspannung eingetreten in der Anlageverordnung und das spürt man auch bei unseren Investoren. Punkt 2 Fortgeltung Anlageverordnung oder Übergang Anlageverordnung zu Solvency II. Wir haben nach wie vor einen großen Investorenkreis, die Pensionskassen, die berufsständischen Versorgungswerke, für die die Anlageverordnung weiterhin Gültigkeit hat, also nach wie vor für unseren Investorenkreis hohe Relevanz hat. Und im Bezug auf die Versicherungsgesellschaften führte ich in den letzten Wochen und Monaten sehr, sehr viele Telefonate mit Versicherungen und hörte auch Stimmen und sehr überzeugende Stimmen, dass die Anlageverordnung interne Weitergeltung haben wird, weil es auch nach Solvency II interne Anlagerichtlinien geben wird. Und die Benchmark, die sie nehmen werden, um daraus ihre internen Anlagerichtlinien zu entwickeln, ist nun mal die Anlageverordnung. Also ich glaube, das wird uns noch eine Weile verfolgen, wenn es auch jetzt nicht mehr im Gesetz gemeißelt ist in der Anlageverordnung, das ist die erste Benchmark, an der sich so manche Versicherungen langhangeln werden. HÖPFNER: Aber die wenigsten Versicherungen, vielleicht um da noch mal einhaken zu müssen, strapazieren doch wirklich die Anlageverordnung. Anleger, die die Anlageverordnung heute ausschöpfen bei der Beteiligungsquote, der ABS-Quote oder der Risikoquote, sind nach meiner Erfahrung eher die Pensionskassen und die Versorgungswerke. Die Versicherer kommen mit den Grenzen in der Anlageverordnung sehr gut aus und nehmen ohnehin weniger Risiko. KÜNTSCHER: Zustimmung ja gut. Vielleicht noch in Bezug auf Solvency II und das ist hier auf der Konferenz auch schon ein bisschen angeklungen, stellten sich Investoren natürlich auch die Frage, wo ordne ich jetzt unter Solvency II mein Private Equity Fonds ein, also mein AIF. Und teilweise wurde das Lookthrough-Prinzip genannt, dass man durch Fonds oder indirekte Anlagen hindurchblickt. Aber es gibt natürlich auch wieder die Ausnahme von diesem Lookthrough-Prinzip für geschlossene, nicht geleveraged AIF, die in der EU entweder ansässig sind oder vertrieben werden können, dass es dann zu einem Solvency Capital Requirement von 39 Prozent kommt, anstelle der 49 Prozent im Standardmodell. Regulierungspanel FINDEISEN: Vielleicht noch einige Worte aus der Sicht der Verwahrstelle, was jetzt das Reporting betrifft. Als europäischer Anbieter können wir feststellen, dass unsere Kunden eben zum Teil Reportingelemente benötigen, um nach der Anlageverordnung hier in Deutschland die Berichte erstatten zu können. Wenn wir jetzt mehr von den großen französischen Versicherungen kommen, die sind schon deutlich weiter in den Reportingpflichten. Also man kann sagen, das sind sehr herausfordernde und sehr interessante Zeiten. Man muss eben gut aufgestellt sein, um jedem die Grunddaten zumindest für das Reporting liefern zu können. DORNSEIFER: Eine Nachfrage. Sind denn überhaupt die Fondsgesellschaften schon drauf eingestellt, die Daten zu liefern, die die Versicherer unter Solvency II brauchen? FINDEISEN: Aus meiner Sicht, ich habe aber ja nur ein kleines Spektrum, was ich sehen kann ist das sehr, sehr unterschiedlich. Ich glaube, da ist auch noch eine ganze Reihe von Arbeiten zu erledigen. Ich würde sagen, die Großen und die Mittleren sind ganz gut unterwegs. Aber es gibt bestimmt noch das eine oder andere Thema. Das ist ähnlich wie beim AIFMD-Reporting, das ist soweit runtergebrochen, dass es da eben auch eine ganze Reihe von Fragen einfach gibt. LOFF: Ja, also das sehen wir auch. Ich glaube auch, die Anlageverordnung und Solvency II werden weiter parallel laufen. Insofern haben wir sogar einen weiteren Regulierungslayer sowohl auf Reportingseite, als auch bei Strukturierungen. Denn insbesondere Versorgungswerke werden weiterhin wie herkömmlich dokumentieren und ggf. berichten, weswegen es umso wünschenswerter wäre, wenn das Kapitalanlagerundschreiben vielleicht doch noch mal angepasst wird. Sollte man das Kapitalanlagerundschreiben nicht mehr anfassen wollen, bestünde ggf. die Möglichkeit zumindest in den Erläuterungen zum Reporting noch einige Hinweise aufzunehmen, wie dies auch heute schon der Fall ist. Bei den Solvency II Sachen sehen wir, dass die KVGen sehr unterschiedlich weit sind. Die einen sagen: ja, wir denken intensiv drüber nach mal demnächst ein Projekt zu starten. Und die anderen sagen: wir haben auch schon mal in bestimmte Templates reingeguckt und mal überlegt: kriegen wir das überhaupt hin. Herr Hufeld hat ja in der Jahrespressekonferenz der BaFin ausgeführt, dass einige Versicherungen in die Manndeckung kommen werden. Und ich glaube, das 36 kann auch im Reportingwesen sehr, sehr leicht geschehen. Und meine Erfahrung mit der BaFin ist auch, dass die BaFin einen wesentlichen Prüfungsschwerpunkt in den Meldungen sieht; wenn die Meldung in Ordnung ist, hat man bereits einen großen Schritt getan. DORNSEIFER: Aus meiner Sicht ist jedenfalls eine wichtige Botschaft, dass die BaFin kein gesteigertes Interesse daran hat, jetzt bei den Versicherern, die dann unter Solvency II fallen, bis zum Ende des Jahres noch groß die Konformität mit der AnlV zu fordern und umfassend zu überprüfen. Ich empfehle daher bis Ende des Jahres mit dem nötigen Pragmatismus zu agieren und sich nicht zu sehr von irgendwelchen Auslegungs- und Zweifelsfragen treiben lassen. Insbesondere, wenn man weiß, dass ab dem 1.1. Solvency II gilt. Im Grundsatz sollte dann keiner mehr fragen, ob das Asset, was im Portfolio ist, konform der Anlageverordnung erworben worden ist oder nicht. Das ist die eine Seite. Auf der anderen Seite profitiert man für jedes Investment, das man eben bis Ende des Jahres gemacht wird, auch von den Übergangsfristen unter Solvency II. Wer aber erst ab dem 1.1. investiert, der ist mit der vollen Eigenmittelunterlegung direkt dabei. Nur derjenige, der Assets im Bestand hat, hat halt die Chance von den Übergangsfristen Gebrauch zu machen mit sukzessive ansteigender Unterlegung. Ich hoffe jedenfalls, dass viele diese Aspekte verinnerlichen und dann wirklich das Jahr oder die verbleibenden Monate bis zum Ende des Jahres noch entsprechend nutzen. Teil auch rein und das wird dann richtig schwierig. Ich sehe es zumindest bei den nichteuropäischen Mandanten, die ich habe, die jetzt auch von Solvency II noch gar nichts gehört haben. Da steckt noch richtig viel Arbeit drin, das zu erfassen. Und die Anwaltskanzleien, die können das natürlich rechtlich, aber dann auch operationell nicht umsetzen. Also da stoßen dann so Player wie wir rein, wir setzen es gerade um bei einigen, aber es ist noch sehr stark am Anfang. Und ich sehe auch nicht, dass das jetzt unbedingt passgenau bei den Assetmanagern in der kurzen Zeit, die noch bleibt, eingeführt und umgesetzt wird. Und wenn man die Manndeckung von Herrn Hufeld bekommt, spätestens dann kommt da Dynamik rein. Also wir haben da mal so ein Tool entwickelt, was aber ständig noch weiter entwickelt wird. Ich glaube aber, das ist ganz wichtig. Ich glaube, einer der Schlüssel zu Solvency II wird nicht wie früher sein, dass man Umverpackungen machen kann, und aus den Regimen durch Strukturierungen sehr groß rauskommt, sondern das wird in einer banalen Beherrschung der Daten liegen und auf Basis der Hoheit über die Daten wird man dann gute Strukturierungsüberlegungen machen können. Aber wie gesagt, da sind wir noch ziemlich am Anfang gerade bei den komplexen Assetklassen. DORNSEIFER: Ja, vielen Dank. Hiermit schließe ich das Panel und bedanke mich bei allen ganz herzlich. So und jetzt habe ich gesehen, es gibt Meldungen bzw. Fragen aus dem Podium. PUBLIKUM: Ich wollte eigentlich nur konkret zum Solvency II Reporting noch was sagen. Das ist ein Thema, was wir selber schon lange gesehen haben und getrieben haben, aber es hat keiner hören wollen. Und Frau Findeisen war jetzt sehr höflich, die Assetmanager sind da überhaupt noch nicht weit. Die haben quasi, bis auf die Großen, die unter einer Versicherung hängen und deswegen natürliche Nähe zu dem Thema haben, die nehmen das natürlich als Competitive Advantage und bauen da was auf. Viele Assetmanager haben noch gar nicht angefangen, sich zu bemühen. Das ist aber auch ein fieses Thema, da muss man rechnen. Ich glaub, für Sie als Verwahrstelle ist es auch schwierig, da kommt nämlich bei den komplexen Assets, unseren Alternativen rechtliche Würdigung zum Regulierungspanel 37 IMPR E SSUM Haftungsausschluss Impressum Die Informationen des BAI-Newsletters stellen keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren, Terminkontrakten oder sonstigen Finanzinstrumenten dar. Sonderausgabe 1/2015 Eine Investitionsentscheidung sollte auf Grundlage eines Beratungsgespräches mit einem qualifizierten Anlageberater erfolgen und auf keinen Fall auf der Grundlage dieser Dokumente/Informationen. Alle Angaben und Quellen werden sorgfältig recherchiert. Für Vollständigkeit und Richtigkeit der dargestellten Informationen kann keine Gewähr übernommen werden. Verantwortliche Redakteure: Roland Brooks Frank Dornseifer Christina Gaul Erscheinungsweise: jährlich BAI e.V. Poppelsdorfer Allee 106 D-53115 Bonn Tel. +49 - (0) 228 - 969870 Fax +49 - (0) 228 - 9698790 www.bvai.de [email protected] Satz & Layout VANAMELAND UG (haftungsbeschränkt) Wiesenstraße 4 47906 Kempen Tel. +49 - (0) 2152 - 8971241 Fax +49 - (0) 2152 - 8971244 www.VANAMELAND.de [email protected] Impressum 38 38