NEUES LICHT | ARCHITEKTUR | TECHNIK 2 | 2013
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NEUES LICHT | ARCHITEKTUR | TECHNIK 2 | 2013
3lux:letters Das Architektur Magazin NEUES LICHT | ARCHITEKTUR | TECHNIK Licht und lernen 2 | 2013 DASLICHTMIT INDIVIDUELLEM CHARMEUND EFFIZIENTEM CHARAkTER. Trilux Neues licht. Wir verwandeln Büros in Wohlfühloasen. Zum Beispiel mit Belviso lED. Die exklusive Standleuchte verfügt über eine intelligente Trennung von direkter und indirekter Lichtkomponente. Jeder Lichtanteil kann getrennt voneinander gedimmt werden. Belviso LED erweist sich insofern als wahrer Anpassungskünstler an natürliches Umgebungslicht und sorgt so für harmonisches Lichtempfinden. Effizienzpunkte macht sie mit ihrer LED-Technologie, die über eine Leuchteneffizienz von mehr als 77 lm/W verfügt. Mehr zum Thema Neues Licht am Arbeitsplatz: www.trilux.de/belviso Licht und lernen Licht für bessere Leistungsfähigkeit Licht und circadianer Rhythmus Wie das Licht die innere Uhr bestimmt Licht und Präsentation Die neue TRILUX-Lichtlounge in Arnsberg 2 | 2013 02 | 03 EDITORIAL 3lux:letters 2 | 2013 04 05 06 Titelseite: Stadtbibliothek Stuttgart Foto: Boris Golz Liebe Leserinnen und Leser, seit dem Jahr 2000 wird in dreijährlichem Turnus das Bildungsniveau unserer Schüler im Rahmen der internationalen PISA-Studie überprüft. Beim Betrachten der Ergebnisse wird deutlich, dass auf dem Gebiet der Ausbildung nicht nachgelassen werden darf. Von daher ist es nur richtig, dass seit der ersten Studie viele Bildungsreformen auf den Weg gebracht worden sind, um das Ausbildungssystem zu verbessern. Zusammen mit der fortschreitenden Entwicklung im medialen Bereich sind Auswirkungen auf die Architektur unvermeidlich. Gerade auch die Beleuchtung kann in hohem Maße dazu beitragen, den Lernerfolg zu steigern. Welche Faktoren dabei besonders wichtig sind und wie die geforderten Ansprüche erfüllt werden können, beschreiben Kevin Rettich und Trey Laird von SHW Group in ihrem Artikel „Licht und lernen“ anhand allgemeiner Erläuterungen sowie zwei Fallbeispielen (Seite 10). Auch unsere Planerfrage beschäftigt sich in dieser Ausgabe mit der Steigerung des Lernerfolgs durch optimale Beleuchtung (Seite 38). Wie andere Architekten und Lichtplaner mit dem Thema „Licht im Bildungssektor“ umgehen, haben wir Dirk Justus und Mona Khamis von JK Lighting Design, Konstantin Jaspert von JSWD Architekten und Tobias Wulf von wulf architekten in unserem Interview gefragt (Seite 18). Einen Einblick in die Architektur und Lichtplanung gebauter Bildungsstätten geben wir Ihnen in der Rubrik lux:architektur mit der Stuttgarter Stadtbibliothek von Yi Architects (Seite 22), einer Grundschule im belgischen Barvaux von LRArchitectes (Seite 28) und der Erweiterung einer örtlichen Schule im schweizerischen Würenlos von Schneider Spannagel Architekten (Seite 34). Außerdem stellen wir Ihnen unsere neu gestaltete Lichtlounge im Hauptwerk in Arnsberg vor, in der Sie unsere modernen Leuchten und Steuerungssysteme in der Anwendung sehen und erleben können (Seite 40). Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen beim Lesen der aktuellen Ausgabe der 3lux:letters! Ihr Thomas Kretzer, Geschäftsführer TRILUX Vertrieb GmbH 42 44 45 LICHT UND LERNEN 04 BLICKE Chungha Building, Seoul; Royal William Yard Außentreppe, Plymouth; Leuchte „decafé“, Raúl Laurí; Umbau Heizkraftwerk, Važecká; Solarkiosk, Kenia; Ausstellung „Lightopia“, Vitra Design Museum, Weil am Rhein; Smart Highway, Niederlande; Strawscraper, Stockholm 04 GESCHICHTE 3441 PSN Leuchte – Klassiker der Schulbeleuchtung 07 STATEMENT Helles Licht = Helle Köpfe? Von Ute Besenecker 09 LESEN Drei Buchempfehlungen der Redaktion 10 PUNKT Licht und lernen. Von Kevin Rettich (LC) und Trey Laird 14 IMPRESSION Lernen mit Herz oder Lernen mit Versand 18 REFLEXION Dirk Justus und Mona Khamis (JK Lighting Design), Konstantin Jaspert (JSWD Architekten), Tobias Wulf (wulf architekten) 22 ARCHITEKTUR Stadtbibliothek Stuttgart, Yi Architects, Köln; Grundschule in BarvauxCondroz/Belgien, LRArchitectes, Tourinnes-Saint-Lambert/Belgien; Real- und Sekundarschule in Würenlos/Schweiz; Schneider Spannagel Architketen, Döttingen/Schweiz 38 SERVICE Planer fragen, Hersteller antworten: Kann richtig eingesetztes Licht den schulischen Lernerfolg von Kindern positiv beeinflussen? 40 42 TRILUX KUNST Lichtlounge Arnsberg Aqueous, Marc Mawson; LED cloud, Sophie Valla Architects; Impulsives Bühnenbild, Flat-e; Leuchtender Strang, Omer Arbel 46 KURIOSUM Der King of Pop lebt! 47 QUELLE Lichtspektrum 47 Impressum BLICKE 3lux:letters 2 | 2013 Die alte, aus hellem Naturstein bestehende Fassadenhülle mit ihren bunten Werbetafeln wurde komplett neu gestaltet. Chungha Building Seoul, Südkorea MVRDV Architekten www.mvrdv.nl Ein Mosaik aus weißen Fliesen bildet nicht nur die Fassade, sondern setzt sich auch im Eingangsbereich und auf dem Gehweg fort. Fotos: Kyungsub Shin In nur neun Monaten wurde das Gebäude aus dem Jahr 1980 in der beliebten Einkaufsstraße Apgujung Road im südkoreanischen Seoul umgebaut und um ein Stockwerk erhöht. Die Architekten von MVRDV verliehen der bisherigen beigen Natursteinfront mit dem unansehnlichen Durcheinander aus Reklametafeln eine neue, klar strukturierte Fassade mit beleuchteten Schaufenstern. So entstand auf über 2 800 Quadratmetern ein Konglomerat aus verschiedenen Geschäften, dem Büro eines Hochzeitsplaners sowie zwei Schönheitskliniken. Die eindeutige Zuordnung von Verkaufs- und Klinikräumen wird vor allem bei Dunkelheit besonders deutlich. Dann nämlich erscheinen die mit unterschiedlich farbigen LED beleuchteten Fensterelemente jedes Shops in einer anderen Farbe. GESCHICHTE 3441 PSN-Leuchte – Klassiker der Schulbeleuchtung Bereits seit über 30 Jahren ist die 3441 PSN von TRILUX auf dem Markt und konnte sich in dieser Zeit nicht nur in Bürogebäuden etablieren, sondern vor allem auch im Schulbau. Dank der unkomplizierten Wartung wir die Standardvariante gerne zur Beleuchtung von Fluren und Klassenzimmern verwendet. Die asymmetrische Ausführung der 3441 PSN hingegen eignet besonders gut für die Ausleuchtung von Schultafeln. Ursprünglich mit T8- und T5-Leuchten ausgestattet, gibt es seit Oktober dieses Jahres eine LED-Variante mit unveränderter Geometrie. Um auf diese neue Technologie umzurüsten, kann entweder die komplette Leuchte ausgetauscht oder die neue LED-Einheit in den Montagekörper eingesetzt werden, sofern die Wannenabdeckung noch unbeschädigt und nicht älter als 10–15 Jahre ist. Ein Vorteil des neuen Leuchtmittels ist die Energieeinsparung von circa 35 bis 40 Prozent gegenüber der T8-Leuchte. Auch die moderne LED-Variante der 3441 PSN ist gewohnt einfach montierbar: Nachdem der weiße Reflektor mit dem darauf befestigten LED-System abgeschraubt wurde, erfolgt der Austausch der kompletten Einheit lediglich über eine Steckverbindung im Gehäuse. Bei einer Lebensdauer von bis zu 50000 Betriebsstunden ist dieser einfache Vorgang allerdings kaum nötig. Erhältlich ist die Leuchte in den Lichtfarben 3 000K (warmweiß) oder 4 000K (neutralweiß). Mit ihrer Länge von 150 Zentimetern kann die Anbauleuchte entweder Einzeln oder als Lichtband installiert werden. Wie bereits in den 1980er-Jahren ist auch die modifizierte 3441 PSN weiterhin universell verwendbar. Fotos: TRILUX 04 | 05 Früher wie heute ist das Leuchtmittel der klassischen 3441 PSN schnell und einfach auszutauschen. Die in den Handlauf eingelassene Beleuchtung erhellt die Stufen bei Nacht und setzt sie stimmungsvoll in Szene. Fotos: Richard Downer Royal William Yard Außentreppe Plymouth, Großbritannien Gillespie Yunnie Architects www.gyarchitects.co.uk Die Aussichtsplattform am Ende der Treppe bietet einen weiten Blick über den Hafen von Plymouth. Der Royal William Yard in Plymouth wurde zwischen 1825 und 1831 erbaut, um die britische Marine mit Lebensmitteln zu versorgen. Nach der Schließung im Jahr 1990 wurde das Gelände zu einem der größten Umnutzungsprojekte Großbritanniens. Auf knapp 65 000 Quadratmetern sind Wohnungen, Büros, Geschäfte und Restaurants entstanden. Um den Bewohnern den Zugang zu einem Park mit historischer Festungsmauer zu ermöglichen, entwarfen Gillespie Yunnie Architects ein Treppenbauwerk mit einer auskragenden Aussichtsplattform. Von hier können Besucher und Anwohner einen atemberaubenden Blick auf die Küste genießen. Tagsüber nimmt sich die dunkle Verkleidung der Stufen an dem alten soliden Mauerwerk eher zurück. Doch bei Nacht entfalten die im Handlauf integrierten LED-Bänder ihr Farbspektrum über den gesamten Aufgang. Eine Stehleuchte aus recyceltem Kaffeesatz soll 2014 auf den Markt kommen und die Serie ergänzen. Aus Kaffeesatz kann offenbar nicht nur die Zukunft gelesen werden – auch ein zukunftsweisendes, umweltfreundliches Material lässt sich daraus herstellen: Angespornt von der Idee, aus täglich anfallenden Abfallprodukten etwas Neues zu schaffen, hat sich der spanische Designer Raúl Laurí lange mit verbrauchtem Kaffeepulver beschäftigt, bis er schließlich die ideale Mischung aus natürlichem Bindemittel, Druck und Temperatur gefunden hat. Das Ergebnis ist ein ökologischer und gleichzeitig recycelbarer Werkstoff, aus dem der Spanier Leuchten entwickelt, die herrlich nach Kaffee duften. Aktuell sind beide Hängeleuchten, Kamaria und KojiS, aus dem porösen Material erhältlich. Die kabellose Tischleuchte Koji, die 2013 bereits den ersten Preis beim Salone Satellite in Mailand gewonnen hat, soll es ab dem nächsten Jahr zu kaufen geben. Fotos: Leandro García Sanjuan Die kabellose Tischleuchte Koji erlischt, wenn sie auf den Kopf gestellt wird. Liegend leuchtet sie in mittlerer, aufgestellt mit der stärksten Helligkeit. decafé Raúl Laurí design lab www.rlauri.com BLICKE 06 | 07 3lux:letters 2 | 2013 Heizkraftwerk Važecká Umbau in ein Kulturund Sportzentrum Važecká, Slowakei 2013 www.atriumstudio.sk In Košice – einer der diesjährigen Kulturhauptstädte Europas – plante das Architekturstudio Atrium den Umbau eines ehemaligen Heizkraftwerks in ein öffentliches Kultur- und Sportzentrum. Das 2012 fertiggestellte Gebäude im Wohnbezirk Nad Jazerom lässt von außen bereits seine Nutzung erahnen. Die kantig raue Außenhaut der Betonkonstruktion erinnert an stilisierte Felsen, die über die Köpfe der Passanten hinausragen. Die gefalteten Betonelemente bilden eine Kletterwand an der Fassade; Aussparungen lassen Tageslicht in das fünfgeschossige Innere. Nachts wird die geometrisch gestaltete Fassade mit LEDs in den Farben des Logos der Kulturhauptstadt beleuchtet. Weltweit leben 1,5 Milliarden Menschen ohne Strom, davon alleine 800 Millionen in Afrika. In Ländern südlich der Sahara wird Elektrizität meist mit Benzin erzeugt. Um eine umweltschonende Energie- und Kommunikationsversorgung zu gewährleisten, hat das Berliner Architekturbüro Graft in Zusammenarbeit mit den Rechtsanwälten Ulrich Möller und Andreas Spieß sogenannte Solarkioske in mehreren äthiopischen und kenianischen Dörfern aufgestellt. An diesen mit Fotovoltaik betriebenen Treffpunkten laden Bewohner nicht nur ihre Mobiltelefone, Leuchten und Batterien auf, sondern können gleichzeitig kalte Getränke genießen und im Internet surfen. In den nächsten zwei Jahren sollen 500 bis 1000 der mobilen und schnell aufstellbaren Bausätze in weiteren Dörfern folgen. Fotos: Ľubo Stacho, Michal Burák Die in den Farben Pink, Blau, Grün und Orange beleuchtete Kletterwand zieht auch nachts Sportler und Passanten an. Solarkiosk Kenia, Äthiopien SOLARKIOSK GmbH, Berlin www.solarkiosk.eu Fotos: Georg Schaumberger Auch Medikamente können in den 2,45 x 3,70 Meter kleinen Bauten gekühlt und gelagert werden. Diese Treffpunkte für die Bevölkerung bieten ausreichend Licht, um abends bei einem kalten Getränk gemütlich beisammen zu sitzen – wie hier in Turmi, Äthiopien. Der Entwurf der Diskothek Il Grifoncino in Bozen aus dem Jahr 1968 stammt von Cesare Casati, Gino Marotta sowie Emmanuele Ponzio und wurde komplett aus transluzentem, hinterleuchtetem Plexiglas gefertigt. Lightopia 28.09.2013 – 16.03.2014 Vitra Design Museum Weil am Rhein www.design-museum.de Carlos Cruz-Diez versetzte 2010 die Besucher in die künstlich erschaffene Welt „Chromosaturation“ aus den Farben Rot, Grün und Blau. Fotos: Vitrta Design Museum Der Entwicklung und Veränderung unseres Lebens durch neue Lichttechnologien widmet das Vitra Design Museum seit September die Ausstellung „Lightopia“. Zu sehen sind 300 Werke aus Kunst, Design und Architektur. Darunter auch zahlreiche Ikonen aus der bislang unveröffentlichten Leuchtensammlung des Museums von Wilhelm Wagenfeld, Achille Castiglioni, Gino Sarfatti und Ingo Maurer. Weitere Exponate, wie der „Licht-RaumModulator“ von László Moholy-Nagy und die Rekonstruktion einer Diskothek von 1968 zeigen anschaulich die Kraft und Wirkung von Licht. Zahlreiche interaktive und begehbare Installationen können von den Besuchern dabei selbst erlebt werden. Das Rahmenprogramm der Ausstellung bilden Symposien und Workshops mit namhaften Künstlern, Designern und Wissenschaftlern. STATEMENT Dipl.-Ing. Ute Besenecker M. Sc. Raumseele Inc. Troy, NY, USA Licht ist der Hauptreiz, der unseren Schlaf-Wach-Rhythmus steuert. Schulen gestalten ihre Stundenpläne allerdings unabhängig von natürlichem Licht. Ein früh beginnender Schultag kann für Kinder daher vor allem an dunklen Wintertagen zur Herausforderung werden. Helles, bläuliches Licht signalisiert Körper und Gehirn, dass es Tag ist und somit Zeit wach zu sein und sich zu konzentrieren. Sonnenlicht bei Tagesanbruch oder eine entsprechende kaltweiße elektrische Beleuchtung bieten die beste Unterstützung für Schulkinder schon morgens aufmerksam dem Unterricht folgen zu können und den Tag über leistungsfähiger zu sein. Helles Licht kann zusätzlich dabei helfen, die häufig direkt nach dem Mittagessen aufkommende Müdigkeit zu vertreiben. Am späteren Nachmittag hingegen ist eine Veränderung der Beleuchtung in den Klassenräumen hin zu warmem Licht nötig. Ein gezieltes Ergänzen des Tageslichts durch neue, energieeffiziente Beleuchtungs- und Staeuertechnologien setzt sich immer mehr durch. Solche Systeme ermöglichen es, Helligkeit und Farbe der Beleuchtung zu regulieren und gleichzeitig das Licht der Raumnutzung und Tageszeit anzupassen. Dies kann positive Auswirkungen auf Kinder haben und ihre Lernumgebung optimieren, ohne dass dabei Nachteile für die biologische Uhr entstehen. Die richtige Beleuchtung kann zu effizienterem Lernen und besseren Leistungen beitragen. Es ist die Aufgabe der Architekten und Lichtplaner, dies in den Schulen einzuplanen. Fotos: photos.com / 166198778 Helles Licht = Helle Köpfe? Unten: Verschiedene Lichtstimmungen im Laufe des Tages: morgens, tagsüber, nachmittags (von links nach rechts) BLICKE 3lux:letters 2 | 2013 Interaktives Licht beleuchtet nur die Stellen der Straße, auf denen sich zu dem Zeitpunkt Autos befinden. Smart Highway Studio Roosegaarde Realisierung Ende 2013 www.studioroosegaarde.net Renderings: Studio Roosegaarde Eindeutige Symbole auf der Straße zeigen dem Fahrer schnell, wie die Straßenverhältnisse sind. Es klingt wie Zukunftsmusik, Baubeginn ist aber bereits Ende 2013: In den Niederlanden werden nach dem Entwurf des Studios Roosegaarde in Kooperation mit der Baufirma Heijmans sogenannte „Smart Highways“ gebaut. Ziel ist es, Straßen für Autofahrer interaktiv zu gestalten und auf die aktuellen Verkehrssituationen durch Licht, Energie und automatisch anpassbare Straßenschilder aufmerksam zu machen. So kann die „Glow-in-the-Dark-Road“ sich bei Tageslicht aufladen und nachts bis zu zehn Stunden lang die Konturen der Straßen beleuchten. Zudem warnt die „Dynamic Paint“ den Fahrer vor starken Temperaturschwankungen. Auf die Fahrbahn mittig aufgetragen, werden beispielsweise Eiskristalle sichtbar, um den Fahrer vor Eis und Rutschgefahr zu warnen. In den nächsten fünf Jahren sollen diese Technologien umgesetzt werden. In der Nacht leuchtet das Windkraftwerk in schillernd bunten Farben und wird dadurch zum weithin sichtbaren Hingucker. Eine Aussichtsplattform an der Spitze des Turmes bietet den Bewohnern einen weiten Blick über die schwedische Hauptstadt. Ursprünglich war der Söder Torn in Stockholm mit 40 Stockwerken von dem Architekturbüro Henning Larsen geplant worden. Nach Unstimmigkeiten im Design wurde der Bau 1997 nach der 26. Etage beendet. Um die eigentliche Höhe mit einer Aussichtsplattform zu erhalten, aber vor allem um den Luftraum ökologisch und ökonomisch zu nutzen, entwarfen Belatchew Arkitekter eine Hülle aus dünnen Halmen, deren Bewegung im Wind Energie erzeugt. Diese sogenannte Piezoelektrizität setzt schon bei einer leichten Brise ein. Der Turm scheint durch das permanente Schwingen der neuen Fassade fast zu atmen. Auch bei Dunkelheit wird ihm zusätzliches Leben eingehaucht, dann nämlich leuchtet die Hülle in wechselnd bunten Farben, angetrieben von der selbst erzeugten Energie. Renderings: Belatchew Arkitekter 08 | 09 Strawscraper Städtisches Windkraftwerk Belatchew Arkitekter, Stockholm www.belatchew.com LESEN Anlässlich des zehnjährigen Bestehens des Zentrums für Internationale Lichtkunst Unna, stellte der Verein jetzt einen Sammlungskatalog zusammen. Darin zu sehen sind die vierzehn Dauerinstallationen, die in den labyrinthartigen Gängen, Kühlräumen und Gärbecken der ehemaligen Lindenbrauerei ausgestellt waren. Darunter sind Werke von Mario Merz, James Turrell, Christian Boltanski, Rebecca Horn und Olafur Eliasson. Begleitet von erläuternden Texten sowie Künstlerbiografien werden die Ausstellungen noch einmal zusammengefasst dargestellt. Einblicke in Entstehung und Zukunft des Zentrums für Lichtkunst rundet diese Einladung in eine geheimnisvolle Welt aus Farbe, Licht und Schatten ab. Die Essenz des Lichts Zentrum für Internationale Lichtkunst Unna e.V. Erschienen 2013 im Wienand Verlag , Köln 140 Seiten, 109 Abbildungen 24,3 x 30,4 cm, gebundene Ausgabe Deutsch, Englisch € 29,50 ISBN 978-3-86832-152-4 www.lichtkunst-unna.de Li Hui Selected Works 2003-2013 Christoph Noe Erschienen 2013 im Hatje Cantz Verlag, Stuttgart 208 Seiten, 195 Abbildungen 24,7 x 30,7 cm, gebundene Ausgabe Englisch € 39,80 ISBN 978-3-7757-3546-9 www.hatjecantz.de Innovative Schulbauten in Südtirol Ulrich Egger, Andreas Gottlieb Hempel Erschienen im Juli 2013 im Tappeiner Verlag, Lana, IT 240 Seiten 26,6 x 20,5 cm, gebundene Ausgabe Deutsch, Italienisch € 29,50 ISBN 978-8-87073-754-7 www.tappeiner.it Raumgreifende Skulpturen und Installationen von 2003 bis heute werden in der ersten Monografie des jungen chinesischen Künstlers Li Hui ausführlich dokumentiert. Seine Arbeiten aus Materialien wie Stahl und Holz sowie Laser- und LED-Licht schaffen surreale Atmosphären, die in zahlreichen, eindrucksstarken Fotos dargestellt werden. Herausgeber, Kuratoren und Kritiker erläutern die Themen und Techniken ebenso die Ansichten und Motivation von Hui, der seine Installationen als Verweis der buddhistischen Philosophie versteht. Genaue Einblicke in die Meisterwerke geben die Biographie sowie das Interview über zehn Seiten von Bernhard Serexhe mit dem Künstler, der das handwerkliche Know-how der westlichen Kunst und Kultur mit den Werten der östlichen Weltanschauung verknüpft. Das Buch „Innovative Schulbauten in Südtirol“ dokumentiert die gleichnamige Ausstellung, die bis Ende Juli im Meraner Kunsthaus zu sehen war. Die Publikation gibt einen Einblick in die Arbeiten junger südtiroler Architekten, denen es gelang traditionelle Bauformen mit der Architektur unserer Zeit zu verbinden. Fotografien des Künstlers Ulrich Egger zeigen moderne Schulen in Norditalien auf subjektiv künstlerische Weise. Seine Fotos sind nicht nur bloße Architekturdokumentation. Durch die Anwesenheit der Schüler und deren Interaktion mit den Lehrern werden die Räume vielmehr zu atmosphärischen Lebenswelten. Texte des Architekten und Publizisten Andreas Gottlieb Hempel ergänzen die stimmungsvollen Fotos. PUNKT 3lux:letters 2 | 2013 LICHT UND LERNEN Die immer weiter verfeinerten Anforderungen an Schulen stellen auch Lichtplaner vor neue Aufgaben. In Bildungsbauten muss daher die Beleuchtung besonders sorgfältig konzipiert werden. Ziel sollte es deshalb sein, das allgemeine Gestaltungskonzept zu unterstreichen und gleichzeitig die Bedürfnisse der Gebäudenutzer zu berücksichtigen. Von Kevin Rettich (LC) und Trey Laird Foto: SHW Group / Luis Ayala 10 | 11 Die Beleuchtung ist ein Element bei der Gestaltung von Bildungsräumen, das zentralen Einfluss darauf hat, wie Studenten lernen und Lehrer unterrichten. Verschiedene Studien haben gezeigt, dass die richtige Beleuchtung die Konzentration fördern, Ablenkung reduzieren und möglicherweise sogar zu besseren Prüfungsergebnissen führen kann. Aufgrund der vielfältigen Aktivitäten, die im Bildungsumfeld stattfinden, sowie auch der Unterschiede in den Bedürfnissen der Nutzer gibt es keine allgemeingültige Gestaltungsformel, die auf jedes Gebäude anwendbar ist. Nichtsdestotrotz gibt es bestimmte Faktoren, die Gestalter bei der Planung und Ausführung eines Beleuchtungskonzepts bedenken sollten. Die Designer der SHW Group, eines Unternehmens für Architektur und technische Konzepte im Bildungsbereich, berücksichtigen in ihrer Beleuchtungsstrategie die folgenden fünf Kriterien: Lichtmenge, Farbtemperatur, Steuerung, Lichtqualität und Tagesbeleuchtung. Das Konzept ist bislang erfolgreich sowohl im K-12 (Kindergarten bis zum 12. Schuljahr) als auch im Hochschulbereich angewendet worden. Lichtmenge Die geeignete Beleuchtung wird letztendlich durch die verwendeten Unterrichtsmedien bestimmt. So wird für eine Technikpräsentation auf einem Tageslichtprojektor weniger Licht benötigt als beispielsweise für eine Schulstunde am Whiteboard. Helles Licht ist in Prüfungssituationen förderlich, während gedimmtes Licht zu einer besseren Unterrichtsführung verhilft. Farbtemperatur Manche Studien stellen einen Zusammenhang zwischen dem Farbeindruck des Lichts und besseren Prüfungsergebnissen her. Höhere Farbtemperaturen können bei älteren Schülern und Studenten, die vermehrt Klausuren oder Abgaben ausgesetzt sind, von Vorteil sein, da sie für mehr Konzentration und dadurch für gesteigerte Leistungsfähigkeit sorgen. Andererseits werden niedrige Farbtemperaturen häufig in Grundschulen und Kindergärten eingesetzt, weil sie Vertrauen erwecken und eine beruhigende Wirkung haben. Auf einem über 10 000 Quadratmeter großen Campus plante die SHW Group die Kathlyn Joy Gilliam Collegiate Academy in Dallas mit Wohnheimen und Unterrichtsbereichen. Steuerung Beim Thema Steuerung müssen wir uns vor Augen führen, dass im pädagogischen Umfeld dieselbe Beleuchtungsstrategie nicht automatisch auf jede Lernsituation angewendet werden kann. Daher sollten Steuerungsanlagen stets mit mehreren Schaltern für unterschiedliche Lichtquellen ausgestattet sein. Zusätzlich sollte die Steuerungsart – sei es manuelle Bedienung, Automatik, Dimmer etc. – in Betracht gezogen werden, denn sie hat Auswirkungen auf mögliche Energieeinsparungen, individuelle Anpassung und Flexibilität. Letztendlich sollten Gestalter die Positionierung der Steuerung innerhalb des Raumes genau durchdenken, damit sämtliche Aktivitäten bestmöglich unterstützt werden können. Lichtqualität Das menschliche Auge fühlt sich automatisch zu heller erleuchteten Bereichen hingezogen. Obwohl Gestalter mitunter Helligkeit gezielt einsetzen, um einen bestimmten Bereich zu akzentuieren, kann Helligkeit auch zum Störfaktor werden, wenn sie die Sicht beeinträchtigt oder gar blendet. Unwohlsein und mangelnde Konzentration sind die Folge. Ebenfalls können Schatten die Sicht beeinträchtigen, wenn Einzelheiten in der Dunkelheit nicht erkennbar sind. Daher sollten Designer Hilfsmittel, wie z. B. indirektes Licht, bei der Gestaltung mit einbeziehen. So entstehen Bereiche, die sowohl direkte Beleuchtung als auch Streulicht für unterschiedliche Aktivitäten zur Verfügung stellen und dem Nutzer auf diese Weise zu mehr Konzentration verhelfen. Tagesbeleuchtung Studien zur Wirkung von Tageslicht haben belegt, dass dieses aus psychologischer und physiologischer Sicht von großer Wichtigkeit ist. Dazu gehört auch der Blick aus dem Fenster. Nicht zu vergessen die enorme Wirkung, die Tageslichteinstrahlung auf die Energiebilanz des Gebäudes haben kann. Durch den Einbau von automatischen Tagesbeleuchtungssteuerungen können Gestalter dafür sorgen, dass Nutzer stets eine gleichwertige Beleuchtung zur Verfügung haben, während der Energieverbrauch des Gebäudes nebenbei gesenkt wird. PUNKT 3lux:letters 2 | 2013 Um eine sichere und vertraute Umgebung zu schaffen, wurden die sozialen Treffpunkte der Kathlyn Joy Gillian Collegiate Academy zentral zwischen den akademischen Bereichen platziert (links). Nicht zuletzt das durchdachte Lichtkonzept, das die Vorteile von Tages- und Kunstlicht geschickt miteinander verbindet, sorgt für eine angenehme Aufenthaltsqualität in den offen gestalteten Räumen der Sangren Hall (rechts). Foto: SHW Group / Luis Ayala 12 | 13 Fallbeispiel: Sangren Hall, Western Michigan University Bei der Ausarbeitung des Beleuchtungskonzepts für die Sangren Hall der Western Michigan University in Kalamazoo, Michigan, USA musste sich die SHW Group nach verschiedenen Gegebenheiten richten. Das Gebäude ist eines der meistgenutzten Institute auf dem Campus und die Universität geht davon aus, dass alle Studenten der WMU mindestens einen Kurs in der 21400 Quadratmeter großen Einrichtung belegt haben werden. Aus diesem Grund mussten bei der Gestaltung des Gebäudes die unterschiedlichen Bedürfnisse der Studenten berücksichtigt werden. Außerdem hatte die Universität ein ® Interesse daran, dass das Projekt nach den Auflagen der LEED Green-Building-Certification-Richtlinie gestaltet wird, die das US-amerikanische Green Building Council für die Gestaltung, den Bau und den Betrieb umweltfreundlicher Gebäude erstellt hat. So musste das Designerteam genau wissen, wie viel künstliches Licht in die Beleuchtungsgestaltung einfließen durfte, und auf die weitreichende Nutzung energiesparender Quellen achten. Das gesamte Gebäude und sämtliche Unterrichtsräume haben Zugang zu Tageslicht, was den Gebrauch von künstlichem Licht reduziert und das Lernklima verbessert. Die Umgebungsmelder für Tageslicht sind konstant auf eine Lichtstärke von 500 Lux eingestellt. Sie messen die Lichtstärke in den jeweiligen Räumen und dimmen das künstliche Licht je nach der natürlichen Tageslichtmenge herunter. Weitere Funktionen zum Energiemanagement sind Präsenzmelder, die den Steuerungsschaltern im Raum vorgeschaltet sind. Zur optimalen Gestaltung der Beleuchtung war die Absprache mit den am Projekt beteiligten Innenarchitekten von immenser Wichtigkeit. Helle farbige Materialien reflektieren Licht, während dunkle Materialien es absorbieren. Beide haben Vorteile, daher ist die Abstimmung zwischen Materialauswahl und Beleuchtungskonzept entscheidend. Seit ihrer Eröffnung im August 2012 hat die Sangren Hall bereits hervorragende Ergebnisse in Bezug auf die Studentenzufriedenheit und die Energieleistung erzielt. Fallbeispiel: Kathlyn Joy Gilliam Collegiate Academy, Dallas Independent School District Die Beleuchtung ist auch das zentrale Thema bei der Gestaltung der Kathlyn Joy Gilliam Collegiate Academy Fotos: SHW Group / Justin Maconochie im Dallas Independent School District, USA. Natürliches Tageslicht prägt den zentralen Gemeinschaftsbereich, der ein typisches Merkmal eines Außencampus darstellt. Tageslicht ist zudem die primäre Lichtquelle im Gebäude und erhellt auch alle anderen Bereiche des Schulbaus. Künstliches Licht dagegen wird nur zur Unterstützung des Tageslichts herangezogen. In dem Bestreben, den offenen Charakter eines Freiluftareals zu erhalten, tarnten die Gestalter die künstlichen Lichtquellen der gemeinschaftlich genutzten Bereiche. Das gesamte Gebäude ist mit Leuchtstoffröhren ausgestattet, deren Parabolraster direktes bzw. indirektes Licht gewährleisten. Für die offenen Zonen, wie den Gemeinschaftsbereich und die Bibliothek, plante das Team ein einzigartiges Steuerungssystem, das Nutzern unterschiedliche Szenarien anbietet. So kann die Beleuchtung nicht nur auf die persönlichen Bedürfnisse abgestimmt werden, das System schränkt auch die Energieverschwendung ein, da nicht benötigte Lampen automatisch ausgeschaltet werden. Qualitativ hochwertige Materialien heben den akademischen Charakter des Gebäudes in der Innenraumgestaltung hervor. Kevin Rettich (LC) und Trey Laird Kevin Rettich studierte Elektrotechnik an der University of Michigan und hat mehr als 25 Jahre Berufserfahrung in diesem Bereich. Als Leiter der Elektrotechnikabteilung der SHW Group liegt sein Schwerpunkt in der Gebäude- und Sicherheitsbeleuchtung von Schulen und Universitäten. Trey Laird arbeitet seit 20 Jahren als Bauleiter bei der SHW Group. Neben innovativen Objekten betreut er auch weltweite Großprojekte und ist zudem im Forschungs- und Planungsbereich der Firma tätig. www.shwgroup.com 14 | 15 IMPRESSION 3lux:letters 2 | 2013 LERNEN MIT HERZ Die Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar verfügt seit dem 18. Jahrhundert über eine der bekanntesten Büchersammlungen in Deutschland. Unterstützung erhielt sie von bekannten Persönlichkeiten wie ihrer Namensgeberin Anna Amalia und Johann Wolfgang von Goethe. Bei einem verheerenden Brand im September 2004 wurde das Herz der Bibliothek – der Rokokosaal – beinahe vollständig zerstört, ebenso wie verschiedene Kunstwerke und 50 000 Bücher einschließlich Musikalien. Durch zahlreiche Spenden konnte die Bibliothek restauriert und im Oktober 2007 wieder eröffnet werden. Der Zugang zum prunkvollen Rokokosaal ist jedoch aus konservatorischen Gründen auf 90 000 Besucher pro Jahr beschränkt. Foto: Alexander Burzik / Klassik Stiftung Weimar „Man sollte alle Tage wenigstens ein kleines Lied hören, ein gutes Gedicht lesen, ein treffliches Gemälde sehen und, wenn es möglich zu machen wäre, einige vernünftige Worte sprechen.“ Johann Wolfgang von Goethe, 1749–1832, deutscher Dichter 16 | 17 IMPRESSION 3lux:letters 2 | 2013 LERNEN MIT VERSTAND Der 1973 nach den Entwürfen der Architekten Candilis, Josic, Woods und Schiedhelm fertiggestellte Campus der Freien Universität Berlin gilt bis heute als Meilenstein des Hochschulbaus. Seit 2005 verbindet die von Foster + Partners geplante Philologische Bibliothek sechs der bestehenden Innenhöfe miteinander. Der viergeschossige Neubau wird durch eine transluzente innere Membran mit Tageslicht erhellt und lässt so eine besondere Lernatmosphäre entstehen. Um die zentralen Bücherregale gruppieren sich Lesetische auf jedem Stockwerk mit Blick in den zentralen Bibliotheksraum. Aufgrund ihrer kugelförmigen Außenform und der zahlreichen Werke der Sprach- und Literaturwissenschaften im Innern wird die Bibliothek auch liebevoll „Das Gehirn“ genannt. Foto: Felix Löchner „Ein Haus ohne Bücher ist arm, auch wenn schöne Teppiche seinen Boden und kostbare Tapeten und Bilder die Wände bedecken.“ Hermann Hesse, (1877–1962), deutscher Schriftsteller, Dichter und Maler REFLEXION 3lux:letters 2 | 2013 NACHGEFRAGT 3lux:letters stellt drei renommierten Lichtexperten drei Fragen zum Thema „Licht und lernen“. Dirk Justus und Mona Khamis Lichtplaner JK Lighting Design, Büttelborn In unserer schnelllebigen und hochtechnisierten Gesellschaft spielt künstliches Licht eine zentrale Rolle. Welchen Stellenwert nimmt Licht bei Ihrer Arbeit ein und wie wenden Sie es an? Dirk Justus und Mona Khamis: Wir als Lichtplaner von JKLD verstehen Licht als eine kraftgeladene Substanz, zu der die Menschen eine primäre Verbindung haben. Aber Situationen, in denen man die Präsenz dieser Substanz wahrnimmt, sind fragil. Mit diesem Bewusstsein formen wir mit Licht, lassen Licht einsickern und setzen Materialien sowie Oberflächen wissend ins Licht. Im Raum der Architektur bedürfen Tages- und Kunstlicht einer sensiblen Handhabung. Ziel ist es, Atmosphären zu schaffen, die in Einklang mit Raum und Mensch stehen. Diese hohe Priorität unserer ästhetisch und technisch langlebigen Projekte wird gleichzeitig kontinuierlich dadurch begleitet, energieeffiziente Beleuchtungslösungen zu generieren. Foto: Olaf Mahlstedt 18 | 19 Galeria Kaufhof, Oldenburg Konstantin Jaspert Architekt JSWD Architekten, Köln Tobias Wulf Architekt wulf architekten, Stuttgart Konstantin Jaspert: Kunstlicht bestimmt die Erscheinung eines Tobias Wulf: Mithilfe künstlichen Lichts ist es heute nahezu mög- Gebäudes bei Nacht. Es wäre fatal, die Wirkung eines Gebäudes lich, die Nacht zum Tag zu machen, was die Schnelllebigkeit der bei Dunkelheit unberücksichtigt zu lassen. Daher spielen Gesellschaft fördert. Die Frage ist, wie wir als Menschheit dazu Anwendung und Wirkung von Kunstlicht für unsere Arbeit eine stehen und wohin das führen soll. Bei einem Nachtflug über die wichtige Rolle. Dies gilt sowohl für die Ausleuchtung der Golfstaaten oder auch nur Mitteleuropa erblickt man immen- Innenräume als auch für die Inszenierung der Architektur im se, künstlich erzeugte Lichtmengen, doch ist der zugehörige Stadtraum. Grundsätzlich ist es uns wichtig, dass neben der Energieverbrauch sinnvoll eingesetzt? Wenn ich nachts schlafe, Funktionalität insbesondere die Emotionen angesprochen wer- brauche ich kein Licht und bin am nächsten Tag bei natürli- den. Eine zielgerichtete und zugleich harmonische Beleuchtung chem Licht umso leistungsfähiger. Viele Menschen, gerade auch trägt entscheidend zur Akzeptanz der Nutzer bei. Darüber hinaus Architekten meinen, ihren Erfolg steigern zu können, wenn sie sendet ein ausgewogen illuminiertes Gebäude positive Bot- nachts arbeiten und rund um die Uhr erreichbar sind. Ich finde schaften in den öffentlichen Raum. das unprofessionell – oberflächliches Business. Natürlich gibt es Ausnahmen wie zum Beispiel Krankenhäuser. Wie wende ich also Licht in meinen Projekten an? Sinnvoll und sparsam, eben weil es einer der wenigen entscheidenden Faktoren unserer Arbeit als Architekten ist. Sobald ein so hohes Gut wie das Licht inflationär Foto: Thomas Lewandovski Foto: Archigraphie / Steffen Vogt verwendet wird, verliert es an Wirkung und Bedeutung. Kindertagesstätte im ThyssenKrupp Quartier, Essen Landesamt für Finanzen, Landshut REFLEXION 3lux:letters 2 | 2013 Licht beeinflusst den circadianen Rhythmus und somit unsere Leistungsfähigkeit. Wie kann eine optimale Beleuchtung aussehen, um den Lernerfolg von Kindern und Jugendlichen zu verbessern? Dirk Justus und Mona Khamis: Kinder und Jugendliche brauchen Licht zum Lernen und Wohlfühlen. Wichtig ist es, eine dem Tageslicht ähnlich angenehme Raumatmosphäre zu schaffen. Das gelingt durch einen ausgewogenen Helligkeitseindruck und eine gute Schattigkeit. Dieses Zusammenspiel erhöht das Wohlbefinden und unterstützt gleichzeitig die Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit. Auch dem Tageslicht angepasste Farbtemperaturen leisten einen hohen Beitrag. Ein weiteres Kriterium ist die gute Ausleuchtung der Tafel. Hier sind Reflexe auf vertikalen Flächen unbedingt zu vermeiden. Die zusätzliche Verwendung einer intelligenten Lichtsteuerung ermöglicht ferner, die passende Lichtstimmung, für die jeweilige Tätigkeit oder Unterrichtsmethode auszuwählen. Foto: JK Lighting Design 20 | 21 Fashion for Floors, Frankfurt am Main Eine ausgewogene Beleuchtung zu schaffen ist nicht immer leicht. Bei welchem Projekt ist das Ihrer Meinung nach besonders gut gelungen und weshalb? Dirk Justus und Mona Khamis: Bei dem Store Fashion for Floors in Frankfurt. Kamyar Moghadam, Designer und Hersteller luxuriöser und hochwertiger Teppiche, ist offizieller Hoflieferant des Fürstenpalastes von Monaco. Gemeinsam mit geiseler gergull architekten aus Frankfurt entwickelten wir ein Lichtkonzept, das auf Spannung und Dramaturgie basiert. Ausgesuchte Einzelstücke des Designers werden bewusst mit Licht emotional inszeniert und wechseln sich mit dunklen Bereichen ab. Dadurch werden die auserlesenen Materialien und die intensiven Farben der außergewöhnlichen Teppiche haptisch fast spürbar und entführen den Besucher in die berauschende Welt der Haute Couture für Fußböden. Dirk Justus und Mona Khamis, geboren 1964 in Rüsselsheim und 1968 in Kairo/Ägypten. Justus absolvierte eine Ausbildung zum Elektroinstallateur, später zum Elektromeister und Betriebswirt. Khamis studierte nach ihrer Ausbildung zur Groß- und Außenhandelskauffrau Architektur an der Uni Hannover. Beide arbeiteten an verschiedenen Standorten für Zumtobel. 2007 gründeten sie das gemeinsame Büro Justus + Khamis Lighting Design, das seit 2009 unter JK Lighting Design firmiert. www.jkld.de Konstantin Jaspert: Die Beschränkung auf die rein funktionale Tobias Wulf: Ich muss zugeben, dass ich den Begriff „circadianer Ausleuchtung der Lehr- und Lernräume reicht nicht aus. Rhythmus“ bisher nicht kannte, sondern nur die volkstümlichen Vielmehr muss das Licht die emotionalen Befindlichkeiten der Varianten „Biorhythmus“ oder „innere Uhr“. Wenn es um die Nutzer ansprechen. Im Vordergrund steht dabei die Erfüllung Ausbildung der nachwachsenden Generation geht – für uns als der „Wohlfühlqualitäten“. Nur wer sich in einem Gebäude wohl- Architekten das Thema Schulbau im weitesten Sinn –, darf es fühlt, kann auch gute Leistungen bringen. Dabei spielen indirek- keine Kompromisse geben. Neben der Luftqualität ist die te Beleuchtung und warme Lichttöne eine große Rolle. Ein aus- Lichtqualität von entscheidender Bedeutung für die erfolgreiche gewogenes Lichtkonzept erzeugt eine hohe Wertigkeit und mit- Realisierung der sogenannten Lernhauskonzepte, bei denen die hin eine große Akzeptanz sowohl bei Kindern und Jugendlichen Raumbegrenzungen aufgelöst werden. Dabei muss es in puncto als auch bei Erwachsenen. Dieser Umstand verbessert nicht nur Kunstlicht oberste Maxime sein, das natürliche Licht möglichst nachhaltig den Lernerfolg, sondern verringert auch den üblichen unmerklich zu substituieren. Dadurch soll es jedoch keineswegs Zerstörungsvandalismus in unseren Lehrgebäuden. zu einer gleichmäßigen Ausleuchtung aller Bereiche und Raumzonen kommen, da dies unnatürlich wäre. Wechselndes Licht, helle und dunklere Ecken wirken stimulierend auf die Foto: Firma Ardex Foto: Brigida González Sinne und das Gehirn. „Raum der Stille“ – Forum des ThyssenKrupp Quartiers, Essen Evangelische Grundschule mit Sporthalle, Karlsruhe Konstantin Jaspert: Das ThyssenKrupp Quartier in Essen ist in Tobias Wulf: Wenn ausgewogene Beleuchtung mit gleichmäßiger seiner Gesamtheit bei Dunkelheit ein besonderes Erlebnis. Die Ausleuchtung gleichgesetzt wird oder wenn es vorrangig darum Besonderheit besteht darin, dass hier ein neu geschaffener geht, für Fernsehübertragungen optimale Lichtverhältnisse zu er- Stadtraum mit Gebäuden verschiedenster Nutzung beleuchtet zeugen, habe ich die Frage oben schon beantwortet. Maßstab bleibt und inszeniert wurde. Eine Vielzahl von Lichtquellen mit unter- immer das natürliche Licht mit seinen wechselnden Qualitäten, schiedlichen Aufgaben sind so eingesetzt worden, dass die funk- dadurch entstehen Charakter und Atmosphäre der Räume. Den tionalen Anforderungen im Innen- und Außenraum erfüllt wer- Begriff Ausgewogenheit würde ich gerne dahingehend verstehen, den und darüber hinaus die Lichtquellen zu einer „Partitur des dass die Orientierung am Tageslicht nicht verloren geht. Das Kim- Lichtes“ komponiert wurden. Trotz der Vielzahl von unterschied- bell Art Museum von Louis Kahn in Fort Worth aus dem Jahr 1972 lichen Belichtungsanforderungen ist es gelungen, eine überzeu- scheint mir ein gutes Beispiel dafür zu sein. Ein darauf aufbauen- gende Atmosphäre zu schaffen, die bei Mitarbeitern und des Lichtkonzept wurde auch beim Neubau für die Kunstsammlung Besuchern gleichermaßen auf große Zustimmung trifft. Nordrhein-Westfalen am Grabbeplatz in Düsseldorf 1986 von den dänischen Architekten Dissing und Weitling erfolgreich realisiert. Konstantin Jaspert, Tobias Wulf, geboren 1961 in Trier, studierte Architektur an der RWTH Aachen; geboren 1956 in Frankfurt am Main. 1981 schloss er sein Architektur- 1989 wurde er für sein Diplom mit dem Friedrich-Wilhelm-Preis studium an der Universität Stuttgart mit Diplom ab. Nach der ausgezeichnet. Nach der Mitarbeit bei JSK Architekten und Schuster Mitarbeit in verschiedenen Büros wie Auer + Weber (Stuttgart) oder Architekten (beide Düsseldorf) gründete er 1992 gemeinsam mit Gottfried Böhm (Köln) gründete er 1987 sein eigenes Architekturbüro Jürgen Steffens das Büro Jaspert & Steffens Architekten in Köln. in Stuttgart. Seit 1991 hat er eine Professur für Baukonstruktion und Seit 2000 ist er Partner und seit 2009 Gesellschafter bei JSWD Entwerfen an der HFT Stuttgart inne. Seit 2011 ist er geschäftsführen- Architekten in Köln. der Gesellschafter von wulf architekten. www.wulfarchitekten.com www.jswd-architekten.de 22 | 23 ARCHITEKTUR 3lux:letters 2 | 2013 BÜCHERTEMPEL In direkter Nachbarschaft zum Stuttgarter Hauptbahnhof thront weithin sichtbar ein neues Wahrzeichen der Landeshauptstadt. Für diesen besonderen Ort, an dem sich traditionelle und digitale Medien zur Bibliothek des 21. Jahrhunderts verbinden, entwarf der südkoreanische Architekt Eun Young Yi ein Gebäude mit klarer und reduzierter Formensprache. Von Stefan Staehle Reduzierte Farben und eine elementare Gestaltung lassen aus dem Neubau ein starkes architektonisches Zeichen für das Wirken intellektueller Neugier werden. Bauherr: Landeshauptstadt Stuttgart Architekten: Yi Architects, Köln Standort: Mailänder Platz 1, Stuttgart Leuchten: 3912 RMV Solvan Aragon 5041 RSV Fotos: Boris Golz 24 | 25 ARCHITEKTUR 3lux:letters 2 | 2013 Displays in den Lesebereichen präsentieren aktuelle Bücher aus verschiedenen Themengebieten und Diziplinen. Ein Blick auf die besondere städtebauliche Lage verdeutlicht, dass auf dem Baugebiet A1 des Milliardenprojekts Stuttgart 21 nur ein starkes architektonisches Symbol gegen die mächtigen, in direkter Umgebung emporschießenden Büro- und Shoppingkomplexe Bestand haben konnte. Dem kubischen Bau der neuen Stadtbibliothek oblag die besondere Aufgabe, als Mittelpunkt des neu entstehenden Quartiers kulturelle Anziehungskraft zu entwickeln. Dass trotz dieser Anforderungen keine bunte und spektakuläre Eventarchitektur, sondern ein klarer und reduzierter Gestaltungsansatz verwirklicht wurde, muss man dem verantwortlichen Architekten Eun Young Yi anrechnen. In seinem Entwurf zählen innere Werte: Die streng gerasterte Fassade aus Beton und Glasbausteinen lässt das Haus von außen zwar hermetisch und in sich gekehrt erscheinen, im Innern jedoch offenbart sich dem Besucher eine eindrucksvolle Raumvielfalt. Die zentralen Bereiche der Stadtbibliothek bilden drei achsialsymmetrische Haupträume: das „Forum“ im Untergeschoss, ein als „Herz“ bezeichneter kubischer Raum in der Eingangsebene sowie der Lesesaal, der sich in Form einer invertierten Stufenpyramide vom fünften bis hinauf zum neunten Geschoss erhebt. Diese drei Volumen repräsentieren die elementaren Ideen moderner Bibliotheksarchitektur – Information, Kontemplation und Kommunikation. Um die zentralen Räume gruppieren sich Funktionsbereiche und Erschließungsflächen, die ihrerseits von einem Ring aus Arbeitsund Kommunikationszonen umgeben sind. In den umlaufenden Galerien der inneren Fassadenebene findet die konzentrische Anordnung der Funktionen ihren gestalterischen Abschluss. Sie bieten allen Bibliotheksnutzern die Möglichkeit, in direkter Nähe ihrer Studienplätze einen Blick in die sich stets transformierende Umgebung zu werfen und dabei ein neues Stadtviertel in seiner Entstehung zu beobachten. Gleichzeitig bietet der Ausblick einen reizvollen Kontrast zur monochromen Innenraumgestaltung. Deren Grau- und Blautöne werden lediglich durch die lebendige Farbigkeit der Buchrücken aufgelockert. Eine effektvolle Kombination, die den besonderen gesellschaftlichen Wert des Grundrisse Erdgeschoss (links) und 8. Obergeschoss (rechts) sowie Schnitt (unten) physischen Informationsmediums Buch auch angesichts von 200 computergestützten Arbeitsplätzen deutlich macht. Der Anspruch des neuen Nutzungskonzepts, Wissen aktiv zu vermitteln und nicht hinter hohen Mauern zu verwahren, wird in der Nacht besonders deutlich: 600 in der Fassade angebrachte Leuchten tauchen die Bibliothek in strahlendes Blau und machen aus ihr ein weithin sichtbares Wahrzeichen der badenwürttembergischen Landeshauptstadt. Da auch im Bibliotheksinnern der Beleuchtung eine besondere Rolle zukommt, kooperierten Architekten, Lichtplanungsingenieure und die Spezialisten von Trilux bereits seit Beginn der Planungen. Das Ergebnis überzeugt: Ausreichend hell, aber blendfrei ermöglicht die Sonderleuchte vom Typ 3912 RWV den Nutzern der Stadtbibliothek konzentriertes Arbeiten über mehrere Stunden. Herzstück des Beleuchtungskonzepts ist das Digital Addressable Lighting Interface (DALI). Diese standardisierte, digitale Schnittstelle sorgt dafür, dass überall und zu jedem Zeitpunkt eine optimale Beleuchtung zur Verfügung steht. 26 | 27 ARCHITEKTUR 3lux:letters 2 | 2013 Der zentrale Lesesaal bietet den Besuchern durch seine umlaufenden Galerien einen besonderen Raumeindruck. Im Innern der Bibliothek befindet sich das „Herz“, ein quadratischer Raum mit 14 Meter Kantenlänge. TECHNIK Sonderleuchte 3912 RWV Blendfreies Licht in Büros, Schulen, Schalterhallen, Ausstellungsräumen und besonders an Arbeitsplätzen mit Bildschirmgeräten zu gewährleisten zählt zu den besonderen Stärken der Leuchtenbaureihen 390.../391... Dies sind Eigenschaften, die auch die Sonderleuchte 3912 RWV besitzt. Sie ermöglicht an Orten von unterschiedlichster Nutzung, optimale Belichtungsverhältnisse. Denn die Einbauleuchte, mit ihren farblich an die umgebende Architektur angepassten Passepartouts, sorgt durch ihre feine Segmentierung für eine gleichmäßige Lichtstärkeverteilung. Um stets den individuellen Wünschen der Nutzer zu entsprechen, können die beiden Leuchtstofflampen der 3912 RWV mittels eines elektronischen Vorschaltgeräts zentral angesteuert und digital gedimmt werden. Lichtstärkeverteilung Die doppelte Lamellenreihe sorgt für blendfreies Licht am Arbeitsplatz und in öffentlichen Bereichen. 28 | 29 ARCHITEKTUR 3lux:letters 2 | 2013 SCHULE KUNTERBUNT LRArchitectes erweiterten die Grundschule im belgischen Barvaux-Condroz um einen Neubau, der von leuchtendem Grün und einer großzügigen Glasfassade dominiert wird. Der Altbau hingegen wurde bewusst zurückhaltend gestaltet und nur mit wenigen Farbakzenten betont. Gerade dieser optische Kontrast lässt das Gebäudeensemble zu einem Blickfang werden. Von Marina Schiemenz Die Fenster im Altbau wurden mit farbigen Metalllaibungen besonders betont (rechts). Der neu gestaltete, zurückgesetzte Eingangsbereich hebt sich optisch vom dunklen Bestandsgebäude ab (unten). Bauherr: Gemeindeverwaltung Barvaux-Condroz/Belgien Architekten: LRArchitectes, Tourinnes-Saint-Lambert/Belgien Standort: Barvaux-Condroz/Belgien Leuchten: Aragon Deca WD3 Inperla Solvan Fotos: M. van Coile 30 | 31 ARCHITEKTUR Eine vollflächig verglaste Flurzone dient als Puffer zu dem dahinter liegenden Altbau (oben). Die Klassenräume sind kindgerecht in den Farben Grün und Blau gestaltet (unten). 3lux:letters 2 | 2013 32 | 33 ARCHITEKTUR 3lux:letters 2 | 2013 Grundrisse: Erdgeschoss und Obergeschoss (links) Der mit grauen Faserzementplatten verkleidete Altbau bildet eine optische Einheit mit dem offen gestalteten Neubau der Schule (rechts). In Barvaux-Condroz, einem eingemeindeten Ortsteil von Havelange im wallonischen Teil Belgiens, renovierte und erweiterte das belgische Architekturbüro LRArchitectes 2011 eine Grundschule mit Kindergarten, die laut der amerikanischen Onlinezeitung The Huffington Post als eine der schönsten öffentlichen Schulen der Welt gilt. Das an der Hauptstraße gelegene Bestandsgebäude mit den Klassenräumen wurde im Innern komplett umgebaut. Die Öffnungen zur Straße hin blieben erhalten, wurden jedoch mit vorstehenden Metalllaibungen in Blau-, Grün- und Gelbtönen zusätzlich betont. Die Architekten verkleideten nahezu den kompletten Altbau mit dunkelgrauen Faserzementplatten, wodurch eine prägnante Großform entstand, die sich vor allem durch ihre optische Klarheit und die Reduktion auf wesentliche Elemente auszeichnet. Neben der östlichen Giebelseite des alten Schulgebäudes, wo ein Zebrastreifen für ein sicheres Überqueren der Straße sorgt, entstand ein neuer, etwas zurückgesetzter Eingangsbereich mit geschütztem Vorraum. Dieser bildet gleichzeitig die Verbindung zwischen den Klassenräumen im Altbau und der neu gebauten Kantine. Der lang gestreckte Mensabau, der zur Straße hin ebenfalls mit dunklen Faserzementplatten gestaltet ist, begrenzt den Schulhof nach Osten. Auf der ruhigeren Hofseite ist dem Altbau eine großzügig verglaste Flurzone im Erdgeschoss vorgelagert. Eine grasgrüne Attika, die sich bis zum Ende des Kantinengebäudes zieht, rahmt den schmalen Vorbau. Der freundlich gestaltete Flurbereich hat jedoch nicht nur eine verbindende, sondern auch eine energetische Funktion: Ähnlich einer zweiten Hülle wirkt er als klimatische Pufferzone zum Bestandsbau. Im Innern der Schule sind die Räume farbenfroh gestaltet und ganz auf die Bedürfnisse der Kinder ausgerichtet: Überdimensionale Buntstifte zieren die großen Fensterflächen, Garderobenhaken sind auf einer kindgerechten Höhe von einem Meter angebracht. In den Klassenräumen finden sich neben den obligatorischen Tischen und Stühlen auch Wickeltische für die Kleinsten sowie Klettertürme und Rutschen zum Austoben in den Pausen – alles in den dominierenden Farben Grün und Blau gehalten. TECHNIK Dank ihrer eleganten und schlichten kubischen Form kann die Deca vielseitig verwendet werden. Deca WD3 Die quadratische Wand- und Deckenanbauleuchte besteht aus einem weißen pulverlackierten Leuchtenkörper aus Stahlblech. Für eine gleichmäßige Ausleuchtung sorgt eine fein strukturierte Oberfläche der opalen PMMA-Abdeckwanne. An Wand oder Decke montiert, ist sie mit einer warmweißen Lichtfarbe für Aufenthaltsräume, Eingangsbereiche, Flure, Foyers, Treppenhäuser, Wartezonen, für Hotels, Gaststätten, aber auch Wohnbereiche bestens geeignet. Zwei LED-Systeme, die getrennt voneinander schaltbar sind, sorgen dabei für eine homogene WannenAusleuchtung und eine Lichtausbeute von 63 lm/W. Bei einer Größe von 450x450 Millimeter kann die Leuchte zudem optional mit Dekorzubehör in vielfältigen Designvarianten ausgestattet werden. Lichtstärkeverteilung 34 | 35 ARCHITEKTUR 3lux:letters 2 | 2013 RAUM FÜR ENTWICKLUNG Steigende Einwohnerzahlen ließen in der prosperierenden Gemeinde Würenlos, nordwestlich von Zürich, eine Erweiterung der örtlichen Schule nötig werden. Der Entwurf der aus Döttingen stammenden Architekten Schneider Spannagel berücksichtigt nicht nur die offene Schulkultur, sondern bietet auch helle, freundliche Unterrichtsräume. Im August 2013 zogen Lehrer und Schüler in das neue Schulhaus Feld. Von Britta Rohlfing In dem Material- und Farbkonzept bestimmen aufgeraute Betonflächen und warme Farbtöne das Bild (rechts). Das neue viergeschossige Schulhaus nimmt die Fassadengliederung der bestehenden Gebäude auf (unten). Bauherr: Einwohnergemeinde Würenlos/Schweiz Architekten: Schneider Spannagel Architekten, Döttingen/Schweiz Standort: Würenlos/Schweiz Leuchten: Solvan Inperla Belviso Fotos: Boris Golz 36 | 37 ARCHITEKTUR 3lux:letters 2 | 2013 Eine helle und freundliche Atmosphäre dominiert den Besprechungsbereich des Rektorenzimmers. Offenheit, Transparenz und ein motivierendes Lernklima hat sich die Schweizer Schule Würenlos zum Leitbild gemacht. Knapp 700 Schüler, vom Kindergarten bis zur neunten Klasse der Real- und Sekundarschule, werden im Kanton Aargau, eine halbe Stunde nordwestlich von Zürich, betreut. Doch die bestehenden Räumlichkeiten im Zentrum der 6 000-EinwohnerGemeinde boten nicht mehr ausreichend Platz für eine optimale Unterrichtsversorgung. Die Schweizer Architekten Schneider Spannagel bauten einen kompakten, viergeschossigen Erweiterungsbau, der Schülern und Lehrern helle, freundliche Unterrichtsräume schenkt und der Schule eine Grundlage für die gewünschte offene Schulkultur bietet. Der neue Riegel mit je zwölf Klassen- und Gruppenräumen, fünf Musikzimmern sowie einem naturwissenschaftlichen Unterrichtsraum greift Fassadengliederung, Kubatur und Materialität der bestehenden Gebäude auf. Mittels eines überdachten Verbindungswegs schaffen die Architekten eine betonte Anbindung an den alten Gebäudekomplex. Im Inneren überzeugen lichte, nach Süden ausgerichtete Klassenzimmer. Hellgelbe Einbauschränke sorgen für angenehme Farbtupfer. Entlang der Korridore gewähren verglaste Wände Einblicke in Gruppenarbeitsräume oder auch in das Lehrerzimmer. Die Erschließung des Gebäudes erfolgt über die neue Eingangshalle, die sich vom Schulbetrieb abtrennen und separat nutzen lässt. Hier liegt auch der Grundstein im Boden, unter einer Glasplatte mit eingeätzter Windrose in Szene gesetzt. Die Wände in den Erschließungsbereichen sind in gestrahltem Sichtbeton gehalten, dessen aufgeraute Oberfläche einen warmen Grauton erzeugt. Die gesamte Außenhülle des Gebäudes entspricht dem Minergiestandard, einer Schweizer Auszeichnung für energieeffizientes Bauen. Sie ist mit einer Minergielüftung ausgestattet. Den neu entstandenen Außenbereich zwischen altem und neuem Gebäude nutzen die Schüler gerne: als zusätzlichen, attraktiv gestalteten Pausenplatz. Der 7,6 Millionen Franken teure Erweiterungsbau konnte rechtzeitig zu Beginn des neuen Schuljahres 2013/2014 eröffnet werden. Die Lichtbandleuchte Solvan sorgt für die notwendige Ausleuchtung und eine gute Arbeitsatmosphäre in den Klassenzimmern. TECHNIK Solvan Die Einbau-Lichtbandleuchte Solvan punktet mit ihrer betont schmalen Ausführung und einem extrem flachen Leuchtenrand von nur drei Millimetern. Sie eignet sich speziell für die Beleuchtung vertikaler Flächen, wie beispielsweise Wandtafeln in Schulen oder Regalflächen in Einkaufszentren. Ein asymmetrisch strahlender Wallwasher-Spiegelreflektor mit hochreflektiver, satinierter Oberfläche sorgt für eine gleichmäßige Ausleuchtung. Mittels werkzeugloser Technik lassen sich die Leuchtenkörper aus weißem, pulverlackiertem Stahlblech auch zu durchlaufenden Lichtbändern montieren. Die mit einer T5-Leuchtstofflampe in 35, 49 oder 80 Watt ausgestatteten Leuchte lässt sich Mithilfe von Schnellmontage-Federn in gesägte Deckenausschnitte von 1484 x 89 Millimeter einbauen. Lichtstärkeverteilung Garantiert die gleichmäßige Ausleuchtung vertikaler Flächen: Einbauleuchte Solvan 38 | 39 SERVICE 3lux:letters 2 | 2013 PLANER FRAGEN, HERSTELLER ANTWORTEN Im Arbeitsalltag eines Planers stellt sich so manche Frage, die oftmals in keinem Handbuch zu finden ist. Antwort geben an dieser Stelle die Experten von TRILUX, die gerne auch noch den ein oder anderen Trick verraten. Kann richtig angewandtes Licht den schulischen Lernerfolg von Kindern positiv beeinflussen? Thomas Kretzer Geschäftsführer TRILUX Vertrieb GmbH Schon seit längerer Zeit ist allgemein bekannt, dass dem Licht bei der Steuerung des menschlichen Biorhythmus eine entscheidende Rolle zukommt – Licht aktiviert und beruhigt uns, es hebt unsere Laune und entspannt. Mittlerweile ist es der Wissenschaft gelungen, diese auf hormoneller Ebene stattfindenden Vorgänge zu analysieren und für uns alle nachvollziehbar zu machen. Heute wissen wir, dass das uns umgebende Licht den sogenannten circadianen Rhythmus – eine Art innere Uhr, die über 24 Stunden aktiv ist – beeinflusst. Maßgeblichen Anteil an diesen Prozessen besitzt dabei das körpereigene Schlafhormon Melatonin. Dieses Hormon, dessen Bildung wesentlich durch das uns umgebende Licht beeinflusst wird, übernimmt die Steuerung der menschlichen Wach- und Schlafphasen. Licht verlangsamt oder unterdrückt die Melatoninproduktion und lässt uns aktiv werden. Besonders die farbigen Anteile im Licht sind für die Taktung unseres Biorhythmus entscheidend: Blaues Licht wirkt aktivierend, warmweißes Licht mit höheren Rotanteilen beruhigt. Hält sich die Person stets in einem Licht auf, nach dessen Farbspektrum Tageslichtunabhängige Lichtmanagementsysteme stellen die jeweils passenden Szenarien zur Verfügung (oben). Fotos: Trilux Im Neubau des Freiherr-vomStein-Gymnasiums in Münster konnte ein flexibles, akzentuierendes Lichtkonzept verwirklicht werden (unten). der eigene Biorhythmus verlangt, verhilft uns dies während des Tages zu optimaler Leistungsfähigkeit und nachts zu einem erholsamen Schlaf. Doch wissen wir aus persönlicher Erfahrung, wie schwierig es im Alltag ist, diesen Vorgaben Folge zu leisten. Beispielsweise befinden sich Schüler, deren innere Uhr am Wintermorgen noch auf „Schlafen“ steht, während der Lehrer bereits volle Konzentration verlangt, in einer Situation, in der ihr Biorhythmus nicht mit Erfordernissen des Alltags übereinstimmt. Genau hier kann dynamisches Licht mittels tageslichtunabhängiger Lichtmanagementsysteme helfen: Denn Tageslicht lässt sich in seiner spektralen Zusammensetzung nachbilden. Farblich entsprechend gefärbtes Kunstlicht erzielt beim Menschen eine vergleichbare Wirkung wie sein natürliches Pendant. Lichtmanagementsysteme messen das einfallende Tageslicht und bringen das Licht im Klassenraum auf das gewünschte Niveau. Auf diese Weise können die Leuchtdauer und -intensität sowie die Farbtemperatur des Lichts geregelt werden. Durch eine gezielte Betonung blauer Tageslichtanteile werden die Schüler in ihrem natürlichen Biorhythmus gestärkt und ihre Aufnahme- und Leistungsfähigkeit gesteigert. Doch nicht nur der Biorhythmus beeinflusst das Lernverhalten von Schülern, auch Schatten, Reflexionen oder eine punktuell zu hohe Lichtstärke sorgen für eine verminderte Sichtbarkeit der Lerninhalte an Tafel und Whiteboard und führen in der Folge zu nachlassender Konzentration und vermindertem Lernerfolg. Bei der Lösung dieser Probleme hat sich die Erhöhung der vertikalen Beleuchtungsstärke bewährt. Im Mittel sollte diese in der Umgebung der Tafel 500 Lux betragen, um eine ausreichend helle und vor allem gleichmäßige Beleuchtung sicherzustellen. Im Bereich des biologisch wirksamen Lichts überzeugen LED-basierte Lösungen. Vor allem weiß-weiß-gesteuerte LEDLeuchten haben sich bewährt, weil sie nicht nur den circadianen Rhythmus unterstützen, sondern auch besonders effizient sind. Aber egal aus welcher Quelle das Licht stammt: Richtig eingesetzt, schafft es positive Impulse für mehr Motivation, Leistungsfähigkeit und Wohlbefinden in der Schule. TRILUX 3lux:letters 2 | 2013 LICHTLOUNGE ARNSBERG Um die erfolgreiche Firmenkommunikation in gewohnter Weise fortzusetzen, passt TRILUX seine Kundenbereiche jeweils den neuesten Entwicklungen an. Unter der Leitung der Creative & Brand Managerin Sabine Brunner wurde jetzt die Lichtlounge im zweiten Obergeschoss der Hauptverwaltung in Arnsberg aktualisiert. Fotos:TRILUX 40 | 41 Das Arbeitsleben ist komplett im Wandel. Der Nüchternheit klassischer Büroräume, ausgestattet mit dem Notwendigsten, ist längst modernen Bürolandschaften gewichen, in denen sich vielfältige Aktivitäten überschneiden. Eine neue Mitarbeitergeneration, für die Leistungsdruck, Mobilität und zunehmende Arbeitsdichte inzwischen zur Selbstverständlichkeit geworden sind, stellt hohe Ansprüche an ihr Arbeitsumfeld. Das Ziel von TRILUX ist es, diesen Wandel auf dem Gebiet der Beleuchtung mitzugestalten. Um für den Kunden immer am Puls der Zeit zu sein, wird die Lichtlounge alle zwei Jahre modernisiert. Da Licht seine volle Wirkung erst in Verbindung mit seiner Umgebung erzielt, bekommt auch die Innenarchitektur ein neues Gesicht. Vorbei am Bistro führt eine mittig angelegte, leicht geschwungene Wegezone entlang der vier neu gestalteten Officezonen zum Kreativbereich, der vielen Büroaktivitäten Raum gibt. Die von Ben van Berkel (UNStudio) entworfene Möbelgruppe präsentiert die Kreativzone als gelebten Raum. Hier ist sowohl ein informelles Treffen zweier Mitarbeiter oder mit Geschäftspartnern möglich als auch eine schöpferische Pause, in der man auf bequemen Sesseln seine E-Mails lesen kann. Ebenso bietet sich die Möglichkeit, eine Konferenz mit mehreren Personen in lockerer Atmosphäre stattfinden zu lassen. Jede dieser Aktivitäten aber findet zu anderen Tageszeiten statt und verlangt nach einer passenden Lichtstimmung. TRILUX ist es gelungen, eine künstliche Beleuchtung für Innenräume zu entwickeln, die biologisch wirkt und sich am Vorbild der Natur orientiert. Diesen hohen Grad an Flexibilität erfüllt die neue TRILUX-Leuchtenfamilie Belviso, die mit ihrem eigenständigen Design und der anspruchsvollen Lichtästhetik gerade auch für die vielfältigen Bürolandschaften geeignet ist. Einzigartig ist, dass die Belviso auch als einzelne Leuchte mit unterschiedlichen Beleuchtungsstärken und dynamisch wechselnden Lichtfarben (von Warmweiß bis Tageslichtweiß) den biologischen Rhythmus des Menschen unterstützt, von der anregenden Morgenstimmung über kaltweißes Licht für die Konzentration bis zum sanften Hinübergleiten in die Pause. Die Lichtlounge zeigt sich als ein idealer Ort, um Licht in der Anwendung zu demonstrieren. Eine geschwungene Wegezone führt den Besucher vorbei am Bistro entlang der Officezonen in den Kreativbereich, in dem unterschiedliche Büroaktivitäten zusammenkommen. Über ein großformatiges Display können mit der Belviso im Kreativbereich verschiedene Lichtstimmungen gesteuert und so zahlreiche Möglichkeiten aufgezeigt werden. KUNST 3lux:letters 2 | 2013 Wie Pilze, die aus dem Boden schießen, wirken die ungewöhnlichen Formen, die nur aus Farbe und Wasser bestehen und erst mit der richtigen Belichtung zu beeindruckenden Gebilden werden. Fotos: Mark Mawson 42 | 43 AQUEOUS Pilze? Blumen? Feuer? Lavaströme? – Nichts von alledem! Diese faszinierenden Bilder hat der Fotograf Marc Mawson allein mit der richtigen Mischung aus Licht, Wasser und Farbe entstehen lassen. Von Patricia Sahm Es muss ein grauer Morgen in Großbritannien gewesen sein, an dem Marc Mawson die Milch in seinen Kaffee schüttete und dabei die sich verändernden Muster entdeckte, die entstehen, wenn sich zwei Flüssigkeiten mischen. Der Fotograf begann, sich mit dieser Erscheinung eingehend zu beschäftigen. Er experimentierte lange mit mehreren Fluiden unterschiedlicher Konsistenz, bis er schließlich die richtige Mischung aus zwei aufeinandertreffenden Stoffen und der exakten Beleuchtung fand. Entstanden sind verschiedene Serien farbenfroher Fotografien, mit denen der Künstler den Betrachter in eine bizarre, unentdeckte Welt entführen will. Einige seiner Werke wirken dabei fast floral, andere wiederum wie ein gewaltiger Vulkanausbruch oder ein anderes Naturereignis. Es sind Aufnahmen schnell vergänglicher Momente, deren genauen Zeitpunkt es beim Ablichten einzufangen gilt. Auch Queen Elizabeth II. kam schon in den Genuss dieser Kunstform: Während des Konzertes von Sir Paul McCartney anlässlich ihres sechszigsten Thronjubiläums lief im Hintergrund ein Film der Aqueous-Kollektion in Zeitlupe. www.markmawson.com Fotos: Marcus Koppen Die ehemalige Tankstelle liefert zwar keinen Treibstoff mehr, kann dafür aber als neues Kulturzentrum mit einer besonderen Lightshow aufwarten. LED CLOUD Das Dach einer stillgelegten Tankstelle in Amsterdam wird zum Ausgangspunkt einer beeindruckenden Lichtinstallation. LEDs simulieren die atmosphärischen Tagesereignisse in den Nachthimmel. Von Philip Teleu Als im Zuge der Umplanung des Norderparks die Stadt Amsterdam eine Straße absenkte, verlor eine Tankstelle ihre Funktion. Die verantwortlichen Landschaftsarchitekten West 8 erkannten jedoch das Potenzial der einstigen Zapfsäulenanlage und entschieden sich gegen den Abriss. Stattdessen beauftragten die Planer Sophie Valla Architects mit einer Umgestaltung des Gebäudes. Die junge Französin machte aus der einstigen Rozer Tanke (Rosa Tankstelle) ein Kulturzentrum mit einer außergewöhnlichen Lichtinstallation. In Zusammenarbeit mit Invent Design verwandelte sie das Tankstellendach in eine LED-Cloud, die aus 60 hinterleuchteten Textilpaneelen besteht. Eine komplexe Software steuert einzelne LEDs sowie farbige Scheinwerfer und erzeugt auf diese Weise 30-minütige Lichtsequenzen, die das Wetter und den Sonnenverlauf simulieren. Um das Schauspiel in bequemer Haltung bestaunen zu können, stellten die Architekten Betonliegen auf und schufen so einen beliebten Treffpunkt für die Parkbesucher. Die Installation ist auch Teil des diesjährigen Amsterdamer Licht-Festivals, das am 6. Dezember beginnt. www.sophievalla.nl KUNST 3lux:letters 2 | 2013 Unterschiedliche Visualisierungen bilden den Hintergrund der Bühnenshow und rücken den Sänger ins rechte Licht. Fotos: Adam Alexopoulos, beforelight 44 | 45 IMPULSIVES BÜHNENBILD Das Londoner Designstudio Flat-e konzipierte eine audiovisuelle Würfelkonstruktion, die die farbenprächtige, abwechslungsreiche Show des Sängers Jamie Lidell dominiert. Von Monja Horrer Für das Video der neuen Single des britischen Sängers Jamie Lidell entwarfen die Licht- und Videokünstler des Studios Flat-e eine audiovisuelle Bühnenkulisse in Form eines Projektionswürfels. Aufgrund seiner Begeisterung für den aus einer simplen, mit transparenten Gazen bespannten Rahmenkonstruktion bestehenden Kubus und seinem großen Interesse an technischen Raffinessen, nutze Jamie Lidell, den Würfel für seine Welttournee. Ein im Mikrofon integrierter Sender übermittelt Geräusche an eine Kontrollsoftware, die diese wiederum in verschiedene Visualisierungen transformiert, die den Bewegungen des Sängers folgen. Ein Wechselspiel aus farbigem und schwarz-weißem Licht sowie changierenden Mustern, die von einfachen Linien bis zu expressionistischen Farbflächen reichen können, bringen Lidells Musik zum Tanzen. Projizierte Ornamente überlagern oder hintermalen den Künstler und setzen ihn besonders auffällig in Szene oder lassen ihn als schwarze Silhouette erscheinen. Zusätzlich zum abwechslungsreichen Bühnenbild kann der Mikrofonständer durch eine integrierte LED-Beleuchtung wie ein Laserschwert mit hellen Farben bespielt werden. www.flat-e.com Fotos: Nick Barr Filigrane Glasleuchten und rohe Kupferstränge wecken Assoziationen an alte Handwerkskunst und erinnern gleichzeitig an das technoide Informationszeitalter. LEUCHTENDER STRANG Aus Kupferdraht und 280 kugelförmigen Glasleuchten entstand eine imposante Lichtinstallation. Die „Bocci 28.280“ des Designers Omer Arbel ist im Foyer des Victoria & Albert Museum zu sehen. Von Franziska Bettac Wie ein Kabelbaum aus breiten Kupferdrähten hängt die über 30 Meter hohe Lichtinstallation im Turm des Londoner Victoria & Albert Museum, um sich in der Haupteingangshalle zu einem expressiven Kronleuchter zu verzweigen. Die leuchtende Installation tritt durch ihre Größe in einen Dialog mit dem Gebäude und inszeniert das Atrium und die Galerieebenen des prunkvollen viktorianischen Gebäudes, das eine der größten Design- und Kunsthandwerk-Sammlungen der Welt beherbergt. Der Designer und Architekt Omer Arbel, Creative Director bei der kanadischen Designmanufaktur Bocci, entwickelte 2009 die Glasleuchte 28 – eine filigrane, geblasene Kugelleuchte mit einem kleinen, massiven Glaskern, die in 28 verschiedenen Farben hergestellt wird. Was nach präziser Meisterleistung alter Schule aussieht, basiert jedoch auf neuesten Technologien. Omer Arbel entwickelte ein System, die gläsernen Kugeln nicht mit dem Mund, sondern mit Druckluft zu blasen und zu veredeln: Eine automatisierte Produktion, die dennoch aus jedem Objekt ein Unikat macht. Die Installation „Bocci 28.280“ war anlässlich des diesjährigen London Design Festival zu sehen. www.bocci.ca KURIOSUM 3lux:letters 2 | 2013 Fotos: © The Diet Wiegman Archive 1965-2013 46 | 47 DER KING OF POP LEBT! Von Patricia Sahm Michael Jackson scheint sehr lebendig – zumindest sein Schattenriss. Für sich betrachtet wirken die Skulpturen des niederländischen Künstlers Diet Wiegman willkürlich. Allerdings bestehen die Kunstwerke aus akribisch arrangierten Einzelteilen, die sich erst durch genau gerichtete Lichtstrahlen auf einer Oberfläche im Hintergrund zu einem Gesamtbild fügen. Durch diese „Löcher im Schatten“ – wie Diet Wiegman es nennt – entstehen berühmte Personen, Gemälde oder Objekte in gewohnter Detailtreue. Der Künstler verwendet hierfür alles, was er findet, von der verrosteten Dose über Schrauben bis zu Glasscherben und alten Militärtaschen. Mit dieser Art von Recycling will er den Betrachter aufrufen, auch im Müll etwas Positives zu sehen. Ein „Blickwinkel“, den der Niederländer gekonnt umzusetzen versteht, indem er aus Abfall Kunst macht. www.dietwiegman.tumblr.com QUELLE Jeder hat schon mal einen Regenbogen gesehen und über dieses Naturschauspiel gestaunt. Ähnlich der Aufspaltung durch ein Prisma teilen die Wassermoleküle der Luft bei Regen das weiße Licht der Sonne in einzelne Farben. Entdeckt wurde dieses Phänomen von dem britischen Naturwissenschaftler und Philosophen Isaac Newton (1642–1726), der als einer der bedeutensten Wissenschaftler seiner Zeit gilt. 1666 kaufte er sich auf einem Jahrmarkt im englischen Stourbridge ein Prisma und experimentierte damit solange, bis er nachweisen konnte, dass sich Sonnenlicht in die sieben Farbtöne Rot, Orange, Gelb, Grün, Blau, Indigo und Violett aufteilen lässt. Da bis zu diesem Zeitpunkt fest angenommen wurde, dass Licht etwas Homogenes sei, wurde die Veröffentlichung seiner Thesen in der „Neuen Theorie über Licht und Farben“, nicht nur von Goethe stark kritisiert. Wie heute bekannt ist, unterteilt sich der Bereich des Lichts, der ohne technische Hilfsmittel mit dem mensch- lichen Auge sichtbar ist, in das sogenannte Lichtspektrum. Dieselben Farben, die Newton bereits entdeckt hatte, weisen unterschiedliche Wellenlängenbereiche auf. Physikalisch gesehen besteht das weiße Licht aus gleichen Teilen aller Wellenlängen. Diese reichen von ungefähr 380 bis 780 Nanometer. Angrenzend daran befindet sich der IR-Bereich bei längeren und der UV-Bereich bei kürzeren Wellenlängen, die teilweise von bestimmten Tieren wahrgenommen werden können. Foto: ©istockphoto.com / BeyondImages Foto: unbekannter Maler der „English School“ LICHTSPEKTRUM Isaac Newton (oben) Ein Regenbogen besteht aus den von Newton bereits im 17. Jahrhundert nachgewiesenen sieben Farbtönen des sichtbaren Lichtspektrums Rot, Orange, Gelb, Grün, Blau, Indigo und Violett (rechts). IMPRESSUM Herausgeber: Die Zeitschrift und alle in ihr TRILUX GmbH + Co. KG enthaltenen Beiträge und Ab- Heidestraße bildungen sind urheberrecht- Sabine Madaus Richard Holt Hetty Rümke-de Gier D–59759 Arnsberg lich geschützt. 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