Predigt Hochdorf Erntedankgottesdienst 27.10.2013

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Predigt Hochdorf Erntedankgottesdienst 27.10.2013
Predigt Hochdorf Erntedankgottesdienst 27.10.2013
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Lass dich zur Dankbarkeit verlocken!
Es war einmal ein Pfarrer, der lief durchs Dorf und traf einen, der nicht so recht in die
Kirche wollte. Erarbeitete am Sonntag in seinem Garten. Der Pfarrer stichelte: „Welch
herrliche Blumen undFrü chte hat Gott in Ihrem Garten wachsen lassen! Da dü rfen Sie
schon sehr dankbar sein!“ Damault der Hobbygä rtner zurü ck: „Sie hätten den Garten mal
sehen sollen, als Gott ihn nochalleine bewirtschaftet hat!“
Dankbar sein wäre eigentlich total normal.
Dankbar sein lässt sich nicht erzwingen, nur schenken.
Dankbar sein ist wunderbar heilsam.
1. Danbarkeit wäre eigentlich total normal
Wir sind reich beschenkt. Als wir heute morgen aufstanden, waren WC und Badezimmer
in Reichweite. Aus dem Wasserhahn kam je nach Wunsch kaltes oder warmes Wasser.
Wir mussten nicht zum See laufen, um uns zu waschen (das ist z.B. in Litauen gar nicht
so unüblich). Dann gab es ein feines Zmorge. Und ich nehme mal an, wenn wir mehr als
drei Kilometer hierher gekommen sind, dann mit irgendeinem Verkehrsmittel. Nicht zu
Fuß. Und freuen wir uns nicht jetzt schon auf ein feines Mittagessen?
Es wäre eigentlich total normal, dass wir dankbar sind.
Wir sind von Natur aus aber nicht die Dankbaren. Der Apostel Paulus schreibt (Röm
1,21): „Obwohl die Menschen von Gott wussten, wollten sie ihn nicht als Gott verehren oder
ihm danken. Deshalb verloren sie sich in sinnlosen Gedankengängen, und in ihren Herzen,
denen jede Einsicht fehlt, wurde es finster“.
Danken und Gedanken gehören zusammen. Ohne Danken gibt es sinnlose Gedanken:
Warum sollte ich irgendjemand danken? Ich habe mir alles hart erarbeitet. Ich habe
doch ein Recht auf mein Auto, meinen Urlaub, mein Wellness-Wochenende. Außerdem
ist das Leben hart genug, und ich habe auch schon genug Schweres durchmachen
müssen. Wieso sollte ausgerechnet ich irgendjemandem danken?
Das Fehlen von Dank ist ein Ausdruck von Beziehungslosigkeit. Ich lebe so, als ob es Gott
nicht gäbe.
Klar ist: Wenn es Gott gibt und er alles geschaffen hat und erhält, dann wäre es
eigentlich total normal, ihm dankbar zu sein.Aber selbst wenn wir Gott als Schöpfer und
Erhalter akzeptieren, scheint es nicht normal.
Stellt Euch mal vor, Ihr hättet morgen nur noch die Dinge, für die ihr heute dankbar
gewesen seid! Ups ...
Etwas scheint allerdings die Dankbarkeit bei uns auszubremsen. Was könnte das sein?
Vergleichsdenken
Wir vergleichen uns, aber fast immer nur mit Menschen, denen es besser zu gehen
scheint als uns. Die Polen vergleichen sich mit den Deutschen, bei denen ein Hartz-4Empfänger (deutsches Arbeitslosengeld) mehr hat als ein guter Arbeiter in Polen. Oder
sie vergleichen sich mit den Schweizern, die so viel verdienen, dass die Kosten für einen
Tank voll Benzin im Taschengeldbereich liegen. Können nicht verstehen, dass es auch
unzufriedene Schweizer gibt. Aber die Ukrainer vergleichen sich mit den Polen und
denken: Bei denen ist der goldene Westen! Umgekehrt vergleicht sich keiner der
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Genannten mit den Ukrainern. Dann müsste man ja sofort aufhören zu jammern und
unzufrieden zu sein.
Neid und Anspruchsdenken
Beispiel: Der Bruder des verlorenen Sohnes. Hat es eigentlich gut, arbeitet beim Vater,
aber denkt, dass es langsam an der Zeit ist, dass sich das mal lohnt, dass sich das
irgendwie auszahlt. Und dann ausgerechnet wird dieses Fest für den Bruder gemacht,
der die Hälfte des Guthabens verprasst hat. Er mag nicht zu dem Fest gehen. Bitterkeit,
weil er das Gefühl hat, dass eigentlich der Vater ihm etwas schuldet.Missgunst
gegenüber dem Bruder, dem das einfach so zu Teil wird, obwohl der das gar nicht
verdient hat. Dankbarkeit liegt für ihn so weit weg wie der Abend vom Morgen.
Dabei hätte es gereicht, zum Fest hineinzugehen, und er wäre beschenkt worden.
Neide anderen das Gute, das sie empfangen, und du schneidest dich selbst vom Segen
ab!
Dankbarkeit würde uns so viel ersparen.
2. Dankbar sein kann man nicht erzwingen, aber sich schenken lassen!
Wir merken: Wir sollten dankbar sein. Viel dankbarer. Und doch ...
Wir können uns vielleicht erinnern, wie es war. Mit der Mutter einkaufen zum Metzger,
die freundliche Metzgersfrau gibt uns ein Stück Fleischkäse. Wir kauen. Und da sagt es
neben uns: Jetzt sag aber Danke! Nun, inzwischen haben wir es als Höflichkeitsformel
gut gelernt. Man kann sich aber fragen, ob wir wirklich Dankbarkeit empfinden, wenn
wir die Höflichkeitsformel gebrauchen.
Dankbarkeit wäre normal und richtig. Aber sie lässt sich nicht herbeiführen. Die
Aufforderung „Sei doch dankbar!“ macht noch niemanden dankbar, obwohl es eigentlich
richtig und heilsam wäre, dankbar zu sein. Genauso könnte man sagen: „Sei doch mal
spontan!“ oder „Liebe diesen Menschen!“ Es gibt Dinge, die liegen nicht einfach so im
Bereich des Menschenmöglichen, obwohl sie eigentlich richtig und angebracht wären.
Dann braucht es ein Wunder, damit sie geschehen.
Aber Dank wäre die selbstverständliche Reaktion auf all das, was Gott uns gegeben hat!
Lass Dich zur Dankbarkeit verlocken! Es braucht einen Perspektivenwechsel, den Gott
uns schenken kann.
Der Autor John Ortberg erzählt, was er mit seinem Freund Chuck erlebt hat.(John
Ortberg, Das Leben, nach dem du dich sehnst). Bei Chuck wurde eine Krebserkrankung
festgestellt, er bekam Chemo. Dann die erste Kontrolluntersuchung nach der
Behandlung. Ortberg erzählt:
„Er rief mich an diesem Abend an: Der Krebs war zurückgekommen, hatte ihm der Arzt
erklärt, schlimmer als vor der Behandlung. Da Chuck selbst Arzt war, wusste er, was dies
bedeutete. Er wusste. dass er bald sterben würde, wenn der Krebs so schnell und so
stark zurückgekommen war. Es war ein Todesurteil.
Ich war wie betäubt. Als ich an diesem Abend zu Bett ging, konnte ich nicht einmal
beten. “Da muss irgendwo etwas falsch gelaufen sein, protestierte ich. “Sie werden
herausfinden, dass alles in Ordnung ist.” Ich war erstaunt, wie schnell die
Verdrängungsmechanismen einsetzen.
Am nächsten Morgen rief Chuck mich um 6:30 Uhr an. “Du wirst es nicht glauben”, sagte
er. Irgend jemand im Labor hatte seine Testergebnisse mit denen eines anderen
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Patienten verwechselt, der sich noch keiner Behandlung unterzogen hatte. Es stellte sich
heraus, dass Chucks Krebs verschwunden war – und bis heute, viele Jahre später, nicht
zurückgekommen ist.
“Ich werde leben”, sagte mein Freund. “Ich werde meine Kinder
aufwachsen sehen. Ich werde mit meiner Frau alt werden. Ich werde leben!” Ein paar
Momente lang weinten wir beide am Telefon. Chuck erzählte mir, dass er in sich eine
Dankbarkeit spürte, die er nie zuvor gekannt hatte. Er konnte nicht mehr aufhören,
seine Kinder und seine Frau zu umarmen. Dinge, die ihm früher Sorgen gemacht hatten,
verloren nun an Bedeutung. Er würde leben – und auf einmal konnte er nicht nur
intellektuell verstehen, sondern ganz praktisch erfahren, dass das Leben ein Geschenk
ist.“
Perspektivenwechsel, ein völlig anderer Blick auf das Leben, hier durch den rasanten
Wechsel der äußeren Umstände bewirkt.
Hast Du Probleme mit der Dankbarkeit? Sag doch Gott, dass du einen Perspektivenwechsel brauchst! Vielleicht wäre es auch dran, ständiges Vergleichen und Missgunst als
Schuld zu bekennen.
Und noch etwas ist wichtig: Dank ist keine Erstattung unsererseits dafür, dass Gott uns
das ewige Leben geschenkt hat. Das ist wirklich völlig gratis. Dank ist auch nicht eine
höhere Form des Ablasses. Wir stottern bei Gott keinen Kredit ab mit unserem Dank.
Übrigens: Es wird nicht so sein, dass wir morgen nur noch das haben, für das wir heute
dankbar gewesen sind. Wir werden morgen aller Voraussicht nach auch die Dinge noch
zur Verfügung haben, für die wir heute nicht ausdrücklich dankbar gewesen sind. So
großzügig ist Gott.
Wie wäre es, sich heute bewusst zu machen, wie großzügig Gott mit uns ist? Dass er
weiterhin großzügig ist, auch wenn unser Dank seiner Großzügigkeit kaum entspricht?
Vielleicht kommen wir dann doch noch zum Danken, zum echten Danken, welches nicht
erzwungen oder antrainiert ist. Welches aufsteigt wie Seifenblasen und schwebt von
alleine.
Eine dankbare Grundhaltung wächst aus dem Vertrauen zu Gott: Ich verstehe dich nicht
immer, aber ich vertraue dir.
Mit dieser Haltung ist es möglich, sogar für Dinge, die wir als negativ erleben, zu danken.
Das ist nicht logisch. Aber es steht im Neuen Testament. „Dankt Gott in jeder Lage! Das ist
es, was er von euch will und was er euch durch Jesus Christus möglich gemacht hat.“
(1Thess 5,18)
Wenn ich Gott nicht vertraue, sage ich: Gott du liebst mich nicht wirklich, sonst wäre das
nicht passiert. Oder: Gott, du hast einen Fehler gemacht, sonst wäre das nicht passiert.
Der bei einem Gleitschirmunfall verstorbene Hans-Peter Royer sagte in einer Predigt
über diese Stelle ein Beispiel, das mir viel zum Nachdenken gibt. Er sagte:
„Wenn ich die Treppe runterfalle und mir beide Hände breche –was sage ich dann? Ich
würde all meinen Frust rauslassen. Dann – ich glaube, ich hoffe, dass ich am Ende sage:
Danke. Hab keine Ahnung warum, finde es eine schlechte Idee, aber Danke. Danke, denn
das ist dein Leib. Ich will das alles nicht, aber ich will dir vertrauen. Auf dein Wort hin
sage ich Danke.“
In der Küche von Hans Peter Royer hängt ein Spruch :
Nicht immer ist der Glückliche dankbar.
Aber der Dankbare ist immer glücklich.
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3. Dankbar sein ist wunderbar heilsam
Schlecht gelaunt kommt der Ehemann nach Hause, wirft sich in den Sessel und greift zur
Zeitung. „Dusolltest dir mal an unserem Nachbarn ein Beispiel nehmen“, hält ihm seine
Frau vor, die den ganzen Tag gerackert hat und der die Kinder gerade zu viel wurden.
„Wenn der nach Hause kommt, umarmt er seine Frau und küsst sie zärtlich. Warum tust
du das nicht auch?“ „Du hast vielleicht Nerven!“, brummt er. „Ich kenne die Frau doch
gar nicht!“
Eine dankbare Umarmung hätte den beiden gut getan.
Es würde uns im Miteinander gut tun, mit Dankbarkeit aufeinander zuzugehen.
„Danke für das offene Gespräch!“
„Danke für die schöne Stunde mit dir!“
„Danke, du hast wieder einen riesen Berg Wäsche bewältigt!“
„Danke für deine Reparaturarbeit heute am Auto!“
„Danke für deinen ehrenamtlichen Dienst!“
„Danke, dass du mir diese Kritik so hilfreich gesagt hast!“
„Danke für dein Lächeln!“
„Danke für dein Gebet, ich konnte es innerlich voll mitsprechen!“
Ps 50,23 „Wer mir Dank sagt, bringt mir ein Opfer, das mich wirklich ehrt. Und dort ist
der Weg, dass ich ihn die Rettung Gottes sehen lasse.“
Sogar die Forschung zeigt heute auf: Dankbare Menschen leben besser. Wer durch das
Leben geht mit Bitterkeit, Unversöhnlichkeit, Neid, und wer in der Angst lebt, den
Kürzeren zu ziehen, läuft Gefahr, sich eine chronische seelische Erkältung zu holen (Prof.
Ralph Kunz, Uni Zürich).
Wenn ich mich entschließe, undankbar zu bleiben, werde ich ein verbitterter, hässlicher,
griesgrämiger Mensch, der sich von anderen Menschen und schließlich auch von Gott
abwendet (denn man kann ja niemandem vertrauen, nicht mal Gott). Undankbarkeit ist
eine der destruktivsten Haltungen im Menschen. Du zerstörst dich selbst.
HP Royer: Sag einfach nicht Danke, und niemand erkennt Christus in dir. Der Geist ist
ausgelöscht.
Aber Dankbarkeit drückt aus, dass wir Gott kennen und ihm vertrauen. Dankbarkeit
lässt uns zu zufriedenen, weisen Menschen reifen.
Also lass dich zur Dankbarkeit verlocken! Vielleicht mit diesem Lied von Manfred
Siebald (1988 Gerth Medien Musikverlag Asslar):
Muss ich erst krank sein, erst meine Kraft verlieren
und unter Schmerzen erst
meine Grenzen spüren,
bevor ich sehe, was ich jetzt an gesunden und
unbeschwerten Stunden hab’ ?
Muss ich erst hungern, erst mit gebroch’nem Willen
nach allem greifen, um meinen
Bauch zu füllen,
bevor ich schmecke, was ich oft nur verschlinge? Macht erst die
Sehnsucht Dinge klar ?
Nein ich will heute schon schmecken, ich will heute schon fühlen,
ich will sehen,
was gut ist, ehe ich es verlier’.
Ich will Gott heute schon danken, will ihn heute noch
loben,
will ihm heute noch sagen: Du bist gut zu mir!
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Muss ich erst weinen, muss ich um Menschen trauern
und böse Worte erst überm
Grab bedauern,
bevor ich merke, was ich an andern habe? Sind Menschen erst im
Grabe schön?
Nein ich will heute entdecken, was mir and’re bedeuten,
ich will Menschen schon
lieben, ehe ich sie verlier.
Ich will Gott heute noch loben, ihm für andere
danken,
will ihm heute noch sagen: Du bist gut zu mir!
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