Treibstoffmarkt und Preise
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Treibstoffmarkt und Preise
TCS-Knowboard Nr. 41 – Kompaktversion Treibstoffmarkt und Preise Benzin und Diesel werden immer teurer. Mitte der Neunzigerjahre kostete der Liter Bleifrei noch 1.15 Franken, im Juli 2006 lag der Preis bereits bei 1.73 Franken, und aktuell, Juli 2008, liegt er bei etwa 2 Franken. Dieser Anstieg hat Konsequenzen für Politik und Wirtschaft, aber auch für das Portemonnaie der Automobilisten. Seit langem beobachtet und analysiert der TCS den Treibstoffmarkt und kommt zum Schluss, dass sich die Situation in den nächsten drei Jahren nicht ändern wird. Die Benzin- und Dieselpreise hängen von verschiedenen Faktoren ab. Die Basis dafür ist der Rohölpreis. Dieser wird hauptsächlich beeinflusst von der Konjunkturlage in den grossen Ölverbraucherländern USA, China und Europa, vom Angebot und der Nachfrage sowie von kriegerischen Ereignissen in Ländern, die Erdöl fördern und verarbeiten. Der Endpreis in der Schweiz ist zudem abhängig vom Spotpreismarkt in Rotterdam, dem Dollarkurs und den Transportkosten. Wie die Einschätzung des TCS zeigt, werden sich die Automobilisten in nächster Zeit mit hohen Treibstoffpreisen abfinden müssen. Ein Grund mehr, Benzin zu sparen und klug zu tanken. Zu diesem Thema liefert eine Zusammenstellung des TCS wertvolle Tipps. Dazu gehören etwa Kurse für sparsames Fahren oder das Vermeiden von sinnlosen Umwegen auf der Suche nach billigerem Benzin. Treibstoffpreise in der Schweiz Elemente der Treibstoffpreise Knapp die Hälfte des Benzin- und Dieselpreises in der Schweiz setzt sich aus Abgaben und Steuern zusammen (siehe Grafik). Am meisten ins Gewicht fallen die Mineralölsteuer und der Mineralölzuschlag, die pro Liter bleifreiem Benzin zusammen fix 74.47 Rappen (Diesel 75.87 Rappen) betragen. Auf der anderen Seite schlägt der Handel eine Bruttomarge von rund 17 Rappen pro Liter auf den Preis. Diese Marge ist seit gut zehn Jahren mehr oder weniger unverändert – mit anderen Worten: Die Treibstoffanbieter verdienen trotz höherer Preise nicht mehr. Ein weiteres gewichtiges Element für den Treibstoffpreis ist der eigentliche Warenwert. Dieser wird durch diverse Faktoren beeinflusst. Treibstoffpreise global Weltweite Einflussfaktoren Basis für die Herstellung von Benzin und Diesel ist Rohöl. Dessen Preis ist teils massiven Ausschlägen unterworfen (siehe Grafik). So kostete Mitte der Achtzigerjahre ein Barrel knapp zehn Dollar, aktuell liegt der Preis fast sieben Mal höher. Parallel zu den Rohölpreisen schwanken auch die Preise für Treibstoffe. Die Entwicklung des Rohölpreises selbst wird durch verschiedene Faktoren beeinflusst. Wichtigstes Element ist dabei die Konjunktur in den USA: Das Land konsumiert 25 Prozent der weltweiten Erdölförderung. Veränderungen im dortigen Markt – beispielsweise ein kalter Winter in Nordamerika – schlagen sich entsprechend schnell auf das weltweite Preisniveau für Erdölprodukte nieder. Weitere wichtige Faktoren für steigende Treibstoffpreise sind: » S teigende Nachfrage aufgrund der guten Konjunkturlage und gleichzeitig stagnierende Fördermengen aufgrund fehlender Förderanlagen und Raffinerien. Die derzeitige Produktion reicht nur aus, um den laufenden Bedarf zu decken » Kriege und Streiks in Ländern mit Erdölförderung und Erdölverarbeitung » Spekulationen an der Börse » Begrenzung der Fördermengen durch die OPEC (Organisation der Erdöl exportierenden Länder) » Wetterereignisse wie Hurrikane, die Erdölförderanlagen betreffen Umgekehrt gibt es verschiedene Faktoren, die für sinkende Preise sorgen: » Warme Winter » Entspannung in Krisengebieten mit Ölförderanlagen » Abflauen der Konjunktur Für die Benzin- und Dieselpreise in der Schweiz ist aber nicht nur der aktuelle Erdölpreis, sondern auch der Preis am Spotmarkt in Amsterdam mitentscheidend. Dort wird Öl ähnlich wie an einer Börse zu Tagespreisen gehandelt. Treibstoffpreise in Zukunft Prognosen zur Entwicklung des Ölpreises und damit indirekt auch für die Benzin- und Dieselpreise werden täglich zu Dutzenden erstellt. Sie klaffen oft weit auseinander. Die Bank Credit Suisse ging im Mai davon aus, dass ein Fass Öl à 159 Liter im Jahr 2009 durchschnittlich 110 Dollar kosten wird. Demgegenüber halten die Analysten der Bank Goldman Sachs bis Ende 2009 einen Preisanstieg auf 200 Dollar pro Fass für möglich. Falls diese Prognose wahr wird, ist in der Schweiz mit Treibstoffpreisen von etwa 2.30 Franken für Benzin und etwa 2.60 Franken für Diesel zu rechnen. Aufgrund der aktuellen Situation geht der TCS davon aus, dass sich die Konsumenten in der Schweiz zumindest in den nächsten Jahren weiterhin mit hohen Treibstoffpreisen abfinden müssen. Die Gründe dafür sind verschiedener Natur: Die zunehmende Motorisierung in Schwellenländern wie China oder Indien erhöht auch künftig die Nachfrage nach Treibstoffen. Die Förderkapazitäten hingegen lassen sich in absehbarer Zeit nicht spürbar erhöhen, und neu erschlossene Ölreserven erfordern eine aufwendigere und damit auch teurere Förderung. Benzin und Geld sparen: Tipps vom TCS Grafik: siehe Anhang Einflussfaktoren für Treibstoffpreise Die Grundlage für den Warenwert bzw. die endgültigen Treibstoffpreise in der Schweiz ist der Produktpreis für Benzin und Diesel auf dem Spotmarkt in Rotterdam – Europas massgebendem Ölhandelsplatz.Daraufhin spielen vor allem folgende zwei Faktoren eine grosse Rolle: » Dollarkurs: Da Benzin und Diesel in USDollar gehandelt werden, ist dessen Wechselkurs zum Schweizer Franken massgebend. Eine Dollarabwertung um fünf Rappen wird beispielsweise auch eine Benzinpreissenkung um etwa fünf Rappen nach sich ziehen. » Transportkosten: Für den Transport der Treibstoffe von Rotterdam in die Schweiz ist die günstigste und daher meistpraktizierte Variante der Schiffweg auf dem Rhein bis nach Basel. Grossen Einfluss auf die Transportkosten hat der Pegelstand des Rheins. Ist dieser sehr tief, wie etwa in einem trockenen Sommer oder einem kalten Winter, können die Frachtschiffe nicht mehr ganz gefüllt werden, da sie sonst auf Grund laufen würden. Die Folge: massiv höhere Frachtkosten – 70 Franken pro Tonne statt wie im Normalfall rund 15 Franken. Das führt zu einer Erhöhung des Benzinpreises um rund fünf Rappen pro Liter. Ausserdem hat auch der Wettbewerb unter den Tankstellen einen gewissen Einfluss auf die Festlegung der Benzinpreise. » Tanken richtig planen: Auf regelmässig gefahrenen Strecken, wie etwa dem Arbeitsweg, die angegebenen Preise an den Tankstellen beachten und konsequent dort tanken, wo es am günstigsten ist. Ausserdem hilfreich zu wissen: Tankstellen an strategisch guten Orten sind meist teurer – etwa Autobahntankstellen, Tankstellen in Städten oder in der Nähe zur deutschen, französischen und italienischen Grenze. » Keine zu grossen Tankumwege: Weit fahren, um günstig zu tanken, lohnt sich meist nicht. Bei einer Tankfüllung von 50 Litern wird ein Preisunterschied von einem Rappen pro Liter durch zwei Mehrkilometer wieder aufgehoben. » Von Vergünstigungen profitieren: Der TCS gibt seinen Mitgliedern die Möglichkeit von Ermässigungen beim Tanken zu profitieren. Detaillierte Informationen finden Sie unter www.tcs.ch » Sparsam fahren: Durch die richtige Fahrtechnik können rund zehn Prozent Benzin gespart werden. Der TCS bietet Eco-Drive®-Kurse für sparsames Fahren an. » Das richtige Auto kaufen: Die Wahl eines Autos mit geringem Leergewicht und wenig Treibstoffverbrauch spart auf die Dauer viel Geld. Der TCS hat die Verbrauchsangaben in seinem Autokatalog zusammengestellt: www. infotechtcs.ch. Ein weiterer Vorteil der richtigen Wahl: Sparsame Autos lassen sich besser wiederverkaufen. Informationen zu Eco-Drive®-Kursen unter www.tcs.ch. Weiterführende Literatur und Kontakt Grafik: siehe Anhang Liste der Ereignisse 4. Beginn des Ölembargos (19./20. Oktober 1973) 13. Iranische Revolution, Sturz des Schah 17. Geiseldrama im Iran, US-Präsident Carter stoppt Ölimporte aus dem Iran, im Gegenzug kündet der Iran Öllieferverträge mit den USA 23. Erste grosse Gefechte im Krieg zwischen dem Iran und dem Irak 40. Der Tanker Exxon Valdez verliert 40 Millionen Liter Rohöl 42. Beginn des 1. Golfkrieges: Irak marschiert in Kuwait ein 43. Die USA schlagen mit der Operation «Desert Storm» zurück 44. Ende des 1. Golfkrieges 52. US-Raketenangriff im Süden Iraks als Reaktion auf den Einmarsch Iraks in die Kurdengebiete 66. Beginn des 2. Golfkrieges, Einmarsch der alliierten Truppen in den Irak 69. Hurrikan Ivan verursacht grosse Schäden an den Ölförderanlagen im Golf von Mexiko. 1,7 Millionen Barrel Öl aus den strategischen Reserven der USA werden freigegeben 71. Der Tropensturm Cindy und die Hurrikane Dennis, Katrina und Rita unterbrechen die Ölförderung im Golf von Mexiko 73. Attacken militanter Kämpfer in Nigeria führen zu einem Rückgang der Ölproduktion um 1,2 Millionen Barrel pro Tag Literatur (erhältlich beim TCS): » TCS-Knowboard Nr. 41: «Treibstoffmarkt und Preise», 26 Seiten, 2006 » TCS-Knowboard Nr. 51: «Alternativen zu Benzin und Diesel», 11 Seiten, 2007 » TCS-Knowboard Nr. 55: «Benzin oder Diesel», 11 Seiten, 2007 » TCS-Knowboard Nr. 63: «Treibstoffverbrauch Werksangabe vs. Praxis», 46 Seiten, 2008 » TCS-Knowboard Nr. 68: «Ethanol in der Schweiz», 14 Seiten, 2008 » Alternative Treibstoffe: Bio-Diesel, 2 Seiten, 2000 » Erdgasautos als Alternative – Fahren mit Erdgas, 2 Seiten, 2008 » Treibstoffpreismonitoring Kontaktpersonen beim TCS: Roger Löhrer, Leiter Technik, Umwelt und Wirtschaft Erich Schwizer, Projektleiter Technik und Umwelt Tel.: 041 267 18 48 Fax: 041 267 18 12 Mail: [email protected] Adresse: Touring Club Schweiz, Technik und Umwelt, Buholzstrasse 40, 6032 Emmen