Vogeltod an Glasscheiben

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Vogeltod an Glasscheiben
Vogeltod an Glasscheiben
Vögel können Hindernisse in ihren Lebensräumen leicht umfliegen. Aber auf unsichtbare Hindernisse wie Glasscheiben sind sie
nicht vorbereitet. Die Gefahr einer Kollision ist heute enorm gross.
Nach verschiedenen Untersuchungen ist pro Jahr und Gebäude
mit mindestens einem Todesopfer zu rechnen. Dies bedeutet,
dass aufs Jahr gerechnet etwa 100.000 Vögel umkommen. Vermutlich sind es aber wesentlich mehr, denn die Dunkelziffer ist
sehr hoch. Auch wenn Vögel nach einem Aufprall unverletzt scheinen, so gehen sie oftmals dennoch später an inneren Verletzungen
ein. Betroffen sind fast alle Vogelgruppen (mind. 70 Arten), darunter auch seltene und bedrohte Arten wie der Eisvogel, Greifvögel
und Spechtarten.
Glas ist eine doppelte Gefahrenquelle
• Es reflektiert die Umgebung: Bäume und der Himmel spiegeln
sich und täuschen dem Vogel einen Lebensraum vor
• Es ist durchsichtig: Der Vogel sieht den Busch hinter den Glasscheiben und nimmt dabei das Hindernis nicht wahr
Welche Bauten/Gebäude sind besonders betroffen?
Besonders gefährlich sind Glaselemente, die in den "freien Luftraum" hinausragen, also bspw. ein transparenter Windschutz,
Buswartehäuschen oder eine Verglasung über eine Gebäudeecke.
Dazu sind Scheiben mit einem höheren Reflexionsgrad latente Gefahrenherde.
„Spinnennetz-Effekt“ als Lösung?
Vögel haben eine spezielle Sehphysiologie: sie können UV-Licht
sehen. Forscher haben herausgefunden, dass die Radnetzspinne
ihr Netz vor Zerstörung durch anfliegende Vögel schützt, indem
ihre Spinnenfäden UV-Licht reflektieren. Bringt man in Streifen
oder Netzstrukturen UV-Licht absorbierendes Material auf spiegelnde oder transparente Glasflächen, so werden diese für Vögel
als Hindernisse sichtbar. An genügend wirkungsvollen Produkten
dazu fehlt es leider noch, es wird u.a. an der Schweizerischen Vogelwarte Sempach in diese Richtung gearbeitet. Als einfache und
ästhetische Methode kann man von aussen einige Bereiche der
Glasfläche mit Sonnenschutzcreme betupfen. Im Gegensatz zur
restlichen Scheibe schlucken die so behandelten Stellen das UVLicht und es entsteht ein kontrastierendes Muster. So werden die
Vögel gewarnt und drehen rechtzeitig ab.
Was kann man tun?
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Schutzmassnahmen vor dem Bau
• Bauen mit Glas liegt im Trend – das Bewusstsein bei Architekten für Aspekte des Vogelschutzes
ist zu verbessern. Die Gefahr des Vogeltods an Glasscheiben ist unbedingt bereits bei der Planung
zu berücksichtigen. So können professionelle, dauerhafte, ästhetische ansprechende und trotzdem
günstige Lösungen gefunden werden
• Alternativen zu transparentem oder stark spiegelndem Glas prüfen
• Würde eine mobile Vorrichtung reichen, die nur im Bedarfsfall aufgestellt wird (z.B. Windschutz)?
• Bei Bauten, welche nicht vogelfreundlich geplant werden können, ist eine angepasste, baumfreie
Umgebungsgestaltung zu empfehlen
Nutzen von Alternativen
• Bei Hochbauten reflexionsarme Gläser verwenden (Reflexionsgrad max. 15 %)
• An exponierten Stellen mattiertes, sandgestrahltes oder mit Siebdruck versehenes Glas verwenden (z.B. Punktraster mit mind. 25 % Bedeckungsgrad)
• Beidseitig entspiegeltes Glas verwenden (z.B. bei Schaufenstern)
• Undurchsichtige Materialien wie Milchglas oder Glasbausteine verwenden
• Mit Sprossen unterteilte Fenster verwenden
• Glasflächen neigen, statt im rechten Winkel anbringen
• An Lärmschutzwänden haben sich die sogenannten Vogelschutzstreifen sehr bewährt
Handflächenregel: Als generelle Regel, kann man die Grösse einer Handfläche nehmen, um zu
evaluieren, ob Öffnungen für Vögel zum Durchfliegen geeignet wären.
Handelsübliches getöntes Glas ist nicht geeignet, da dieses normalerweise die Umgebung stark
reflektiert
Nachträgliche Schutzmassnahmen
• Nachträglich Schutzvorrichtungen an bestehenden Gebäuden anzubringen ist schwieriger und oft
weniger dauerhaft
• Begrünte Fassaden können bei wenigen Dezimeter Distanz zur Fensterfläche ein geeignetes Mittel gegen Vogelkollision sein
• Schwarze Greifvogelsilhouetten sind wenig wirkungsvoll (Vögel erkennen zwar ein Hindernis, wollen aber vorbeifliegen). Helle sind bedingt geeignet
• Sehr wirkungsvoll sind senkrechte, ca. 2 cm breite Klebestreifen, die man im Abstand von höchstens 10 cm zueinander auf der Aussenseite anbringt (oder 1 cm breit bei einem Abstand von 5 cm)
• Nur Klebefolien oder -bänder von guter Qualität verwenden
• Nur eine flächig wirkende, sich möglichst von der Umgebung absetzende Markierung bringt den
nötigen Schutz
• Einfache Möglichkeiten sind helle Gardinen, Jalousien, Rollos, Gardinen, Lamellen in Wintergärten,
Kinderzeichnungen mit Finger- Fensterfarben, Mückenschutznetze oder Werbegrafiken auf grossflächigen Glassfassaden
• Futterstellen, Nistkästen, Zimmer- und Balkonpflanzen etc. nicht in Fensternähe platzieren
Was tun, wenn trotzdem ein Vogel verunfallt?
Benommene Vögel in eine Schuhschachtel mit Luftlöchern legen. Nach ein bis zwei Stunden bringt
man diese ins Freie und versucht den Vogel wieder fliegen zu lassen. Falls das Tier nicht abhebt,
bringt man den Vogel in die nächste Pflegestation
Beratung
• Bei Bauprojekten oder bei Vogelschutzproblemen an bestehenden Gebäuden berät die Schweizerische Vogelwarte Sempach oder der Schweizer Vogelschutz SVS – BirdLife Schweiz.
• Beratungsstelle des Stadtplanungsamtes: Gaby Schneeberger, Feldornithologin, Enzenbühlstr. 97,
9230 Flawil, Tel. 071 393 65 05, [email protected]
• Weitere Informationen sind unter http://www.vogelwarte.ch (Broschüre „Vogelfreundliches Bauen
mit Glas und Licht“), http://www.vogelglas.info oder http://www.flap.org erhältlich
Anmerkung: Sämtliche Fotos stammen aus dem Archiv der Schweizerischen Vogelwarte Sempach