Insassenschutz auf hohem Niveau
Transcrição
Insassenschutz auf hohem Niveau
Nicht zur Verwendung in Intranet- und Internet-Angeboten sowie elektronischen Verteilern ■ SPRITZGIESSEN Insassenschutz auf hohem Niveau Automobil-Sicherheitsbauteile. Bei der Gestaltung des Innenraums moderner Automobile spielen Sicherheitsaspekte eine ebenso große Rolle wie die hochwertige Anmutung der verwendeten Kunststoffkomponenten. Die Gentner GmbH im fränkischen Barthelmesaurach hat sich auf die Produktion sicherheitsrelevanter Spritzgussteile für die Automobilindustrie, insbesondere im Airbagbereich, spezialisiert. ROBERT BURZLER itte der 60er-Jahre von Walter und Paula Gentner gegründet, produzierte das Unternehmen als Lohnspritzerei zunächst mit rund 20 Mitarbeitern Teile für Aerosol-Verpackungen, z. B. Sprühköpfe und Verschlüsse. Nach Übernahme der Verantwortung Anfang der 90er-Jahre durch Tochter Brigitte und Schwiegersohn Klaus Kellner orientierte sich das Unternehmen in Richtung Automobilindustrie. „Aus heutiger Sicht war es Glück, dass es uns gelungen ist, von Anfang an im Bereich der sicherheitsrelevanten Bauteile Fuß zu fassen“, so Klaus Kellner. Zunächst produzierte der Betrieb Komponenten für Sicherheitsgurte. Mit dem seinerzeit einzigen Kunden, der Kunststoffteile für Airbagsysteme nach- © 2005 Carl Hanser Verlag, München www.kunststoffe.de/Kunststoffe-Archiv M Bild 1. Die so genannten Container stellen den funktionellen Unterbau für den Airbag dar; im Bild ein Bauteil von Saab (Fotos: Gentner, Ferromatik Milacron) 122 fragte, gehörte Gentner zu den ersten Unternehmen, die in diesem Produktsegment eine Fertigung aufbauten. Heute zählt Gentner mit seinem Know-how auf diesem Gebiet zu den technisch führenden Unternehmen im Sicherheitsbereich und liefert weltweit Komponenten für verschiedene Automarken. Am Standort Barthelmesaurach arbeiten ausschließlich Spritzgießmaschinen der Ferromatik Milacron Maschinenbau GmbH. Hoher Anspruch an Erscheinungsbild, Haptik und Sicherheit Zu den anspruchsvollsten Bauteilen, die Gentner herstellt, gehören Lenkrad-Airbag-Container und die zugehörigen Kappen. Container und Airbagkappe sind in den meisten Fällen entweder gelenkig zueinander oder als komplette Einheit beweglich gelagert und können so die Hupe integrieren. Die so genannten Container (Bild 1) stellen den funktionellen Unterbau für den Airbag dar. Gentner produziert Airbagcontainer für verschiedene Fahrzeugtypen aus glasfaserverstärkten Polyamiden auf einer K-Tec 110. Die Leiterbahnen für die Hupenfunktion werden anschließend bei einem Tochterunternehmen der Gentner GmbH montiert (siehe Kasten). An die äußere und haptische Erscheinung der Airbagkappen sowie ihre Sicherheitsfunktion werden besonders hohe Ansprüche gestellt. Für Volkswagen kommt beispielsweise eine Ein-Komponenten-Lösung zum Einsatz (Bild 2). Das Spritzgussteil aus dem elastischen Poly- ester-Werkstoff TEEE (Thermoplastisches Ethylen-Ester-Elastomer) produziert Gentner auf einer K-Tec 200 S. Der Werkstoff hat sich aufgrund seiner guten Eigenschaften im Temperaturbereich von –35 bis 85 °C dafür als besonders geeignet erwiesen. Eine K-Tec 320-2F setzt Gentner ein, um Airbagkappen in Mehrkomponententechnik aus einem TPO als Basiswerkstoff und einem TPE mit weicher Haptik in der Frontzone zu fertigen (Bild 2). Im eigenen Werkzeugbau Bild 2. 1K-Airbagkappe für VW (links) und 2K-Airbagkappe für BMW entwickelte Gentner eine spezielle Werkzeugtechnik, um die sicherheitsrelevante Sollbruchstelle für die Airbagöffnung des einteiligen Bauteils zu erzeugen. Hier ist i Hersteller Ferromatik Milacron Maschinenbau GmbH Riegeler Straße 4 D-79364 Malterdingen Tel. +49 (0) 76 44/78-0 Fax +49 (0) 76 44/6885 www.ferromatik.com © Carl Hanser Verlag, München Kunststoffe 9/2005 © 2005 Carl Hanser Verlag, München www.kunststoffe.de/Kunststoffe-Archiv Nicht zur Verwendung in Intranet- und Internet-Angeboten sowie elektronischen Verteilern SPRITZGIESSEN ■ Bild 4. Hydraulische Zwei-Platten-Spritzgießmaschine Maxima 800 mit 8000 kN Schließkraft in jedem Fall sicherzustellen, dass sich der Airbag bei unterschiedlichen Betriebsbedingungen, z. B. bei hohen und tiefen Temperaturen oder nach Alterung, in definierter Weise öffnet. Sowohl beim Airbag-Container als auch bei der Kappe mit Sollbruchstelle spielt die Speicherhydraulik der Maschine für die geforderten Kernzugfunktionen und weitere Parallelfunktionen eine wichtige Rolle. So lassen sich die für eine wirtschaftliche Fertigung erforderlichen kurzen Zykluszeiten bei gleichzeitig hoher Qualität der Bauteile realisieren. Für den nachfolgenden Lackiervorgang mit einem 2K-Hydrolack, der neben ! gang wird das Markenlogo mit einem Taumel-Verfahren nachträglich montiert. Der fertige Container mit Airbagkappe geht schließlich zur Komplettierung an den jeweiligen Tier-One-Systemlieferanten. Insgesamt produziert Gentner im Jahr rund 1,3 Mio. Fahrer-Airbagkappen. Gasinnendrucktechnik für SeitenairbagKomponente Das Gasgeneratorgehäuse (Bild 3) für einen Kopf-Airbag eines Mercedes-Modells produziert Gentner mit einer K-Tec 160. Für die Ausformung des gekrümmten Rohrabschnitts kommt die von Ferromatik Milacron patentierte und unter der Bezeichnung „Airpress/3“ vermarktete Gasinnendrucktechnik zum Einsatz. Dabei Im Profil Die Gentner-Gruppe besteht aus vier eigenständigen Unternehmen für die Sparten Kunststoffverarbeitung, Formenbau, Montage und Lackierung. Die drei Tochterunternehmen der Gentner GmbH werden in Form eigenständiger Gesellschaften als Profit-Center betrieben: WZ-Formentechnik GmbH, KK-Industrielackierungen GmbH & Co. KG und AMV GmbH (Montage). Heute sind insgesamt 160 Mitarbeiter beschäftigt. www.gentner-gmbh.de einer hohen UV-Beständigkeit für einen angenehmen Softtouch sorgt, hat die Gentner GmbH im vergangenen Jahr eine eigene Lackiererei ebenfalls als Tochterunternehmen gegründet. „Dies ermöglicht uns eine höhere Wertschöpfung und unseren Kunden kürzere Lieferzeiten und Kostenvorteile,“ erläutert Klaus Kellner. Nach dem Lackiervor- Vor wenigen Wochen: Klaus Kellner (links), Geschäftsführer der Gentner GmbH, nimmt die 50. Spritzgießmaschine von Ferromatik Milacron, eine Maxima 1300, in Empfang drückt das eingebrachte Gas die Schmelze in den Schneckenvorraum zurück. Das Gasgeneratorgehäuse nimmt die AirbagAuslösepatrone auf und wird im Ernstfall mit extremen Innendrücken belastet. Für das Bauteil aus PA 6.6 mit 33 % GF hat Gentner die Werkzeugtechnik in Verbindung mit der Gasinnendrucktechnik in enger Zusammenarbeit mit den Verfah- Bild 5. Rahmenvorderteil für ein Schiebedachsystem aus glasfaserverstärktem Polyamid Kunststoffe 9/2005 renstechnikern von Ferromatik soweit optimiert, dass die hohen mechanischen Anforderungen an dieses Sicherheitsbauteil erfüllt werden konnten. Seit einigen Jahren stellt Gentner auch Großteile mit bis zu 180 cm Länge her. Auf Maschinen der Baureihe Maxima (Bild 4) mit Schließkräften von 6500 kN und mehr werden z. B. Trägerteile für Kopf-Airbags aus TPE oder TPO und Rahmenvorderteile für Schiebedachsysteme aus glasfaserverstärktem Polyamid gefertigt (Bild 5). Bei einigen Anwendungen im Bild 3. Das Gasgeneratorgehäuse nimmt die Airbag-Auslösepatrone auf und muss im Ernstfall hohen Innendrücken Stand halten Bereich der Großteile werden vollautomatisch Insertteile eingelegt und umspritzt. Auf einer erst im Juli ausgelieferten Maxima 1300 mit einer Schließkraft von 13 000 kN wird Gentner künftig verschiedene Komponenten für die Automobilindustrie herstellen, hauptsächlich eine Abdeckung für die Innendecke des neuen Golf Cabrio V. Mit einer ebenfalls neuen vollelektrischen Maschine der Baureihe Elektra evolution mit 500 kN Schließkraft will Klaus Kellner erste Erfahrungen sammeln, insbesondere bei kleineren Bauteilen, bei denen es auf eine hohe Präzision und Reproduzierbarkeit ankommt. ■ DER AUTOR ROBERT BURZLER, geb. 1964, ist Leiter des Verkaufs in Deutschland der Ferromatik Milacron Maschinenbau GmbH, Malterdingen. Kontakt: [email protected] SUMMARY PLAST EUROPE Sophisticated Occupant Protection AUTOMOTIVE SAFETY PARTS. In the interior design of modern cars, safety aspects play just as big a role as the high-quality impression of the plastic components used. Gentner GmbH, Barthelmesaurach/Germany, has specialised in the production of safety-critical injection mouldings for the automotive industry, in particular in the airbag region. NOTE: You can read the complete article by entering the document number PE103352 on our website at www.kunststoffe.de/pe 123