Lehrbuch Palliative Care
Transcrição
Lehrbuch Palliative Care
001_020_titelei.qxd 31.01.2007 7:58 Uhr Cornelia Knipping (Hrsg.) Lehrbuch Palliative Care Seite 1 Verlag Hans Huber Programmbereich Pflege Beirat Wissenschaft: Angelika Abt-Zegelin, Dortmund Silvia Käppeli, Zürich Doris Schaeffer, Bielefeld Beirat Ausbildung und Praxis: Jürgen Osterbrink, Nürnberg Christine Sowinski, Köln Franz Wagner, Berlin © 2006/2007 by Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, Bern Cornelia Knipping (Hrsg.): Lehrbuch Palliative Care, 2., durchgesehene und korrigierte Auflage 001_020_titelei.qxd 31.01.2007 7:58 Uhr Seite 2 Bücher aus verwandten Sachgebieten Palliativpflege Davy/Ellis Palliativ pflegen 20072. ISBN 978-3-456-84446-6 Houldin Pflegekonzepte in der onkologischen Pflege 2003. ISBN 978-3-456-83693-5 Käppeli Zwischen Leiden und Erlösung 1998. ISBN 978-3-456-82977-7 Kostrzewa/Kutzner Was wir noch tun können! Basale Stimulation in der Sterbebegleitung 20073. ISBN 978-3-456-84400-8 Saunders/Baines Leben mit dem Sterben 1991. ISBN 978-3-456-82080-4 Stevens Barnum Spiritualität in der Pflege 2002. ISBN 978-3-456-83833-5 Pflegepraxis Aguilera Krisenintervention 2000. ISBN 978-3-456-83255-5 Bischofberger (Hrsg.) «Das kann ja heiter werden» Humor und Lachen in der Pflege 2002. ISBN 978-3-456-83831-1 Borker Nahrungsverweigerung in der Pflege 2002. ISBN 978-3-456-83624-9 Buchholz/Schürenberg Lebensbegleitung alter Menschen Basale Stimulation in der Pflege alter Menschen 20052. ISBN 978-3-456-84111-3 Carr/Mann Schmerz und Schmerzmanagement 2002. ISBN 978-3-456-83680-5 Dempke (Hrsg.) Lehrbuch Hämato-Onkologie 2006. ISBN 978-3-456-83835-9 Domenig (Hrsg.) Transkulturelle Kompetenz 20072. ISBN 978-3-456-84256-1 Duxbury Umgang mit «schwierigen» Klienten – leicht gemacht 2002. ISBN 978-3-456-83595-2 Gottschalck Mundhygiene und spezielle Mundpflege 2007. ISBN 978-3-456-84414-5 Heering (Hrsg.) Das Pflegevisiten-Buch 20062. ISBN 978-3-456-84301-8 Hill Rice (Hrsg.) Stress und Coping Lehrbuch für Pflegepraxis und -wissenschaft 2005. ISBN 978-3-456-84168-7 Johns Selbstreflexion in der Pflegepraxis 2004. ISBN 978-3-456-83935-6 Kasper/Kraut Atmung und Atemtherapie 2000. ISBN 978-3-456-83426-9 Layer (Hrsg.) Praxishandbuch Rhythmische Einreibungen nach Wegman/ Hauschka 2003. ISBN 978-3-456-83591-4 Fitzgerald Miller Coping fördern – Machtlosigkeit überwinden Hilfen zur Bewältigung chronischen Krankseins 2003. ISBN 978-3-456-83522-8 Morgan/Closs Schlaf – Schlafstörungen – Schlafförderung 2000. ISBN 978-3-456-83405-4 Morof Lubkin Chronisch Kranksein Implikationen und Interventionen für Pflege- und Gesundheitsberufe 2002. ISBN 978-3-456-83349-1 Phillips Dekubitus und Dekubitusprophylaxe 2001. ISBN 978-3-456-83324-8 Sachweh «Noch ein Löffelchen?» Effektive Kommunikation in der Altenpflege 20062. ISBN 978-3-456-84065-9 Salter Körperbild und Körperbildstörungen 1998. ISBN 978-3-456-83274-6 Sitzmann Hygiene daheim Professionelle Hygiene in der stationären und häuslichen Altenund Langzeitpflege 2007. ISBN 978-3-456-84315-5 van der Kooij Ein Lächeln im Vorübergehen Erlebensorientierte Altenpflege mit Hilfe der Mäeutik 2007. ISBN 978-3-456-84379-7 Wright/Leahey Familienzentrierte Pflege 2007. ISBN 978-3-456-84412-1 Pflegeprozess Brobst et al. Der Pflegeprozess in der Praxis 20072. ISBN 978-3-456-83553-2 Garms-Homolová/Gilgen (Hrsg.) RAI 2.0 – Resident Assessment Instrument 20002. ISBN 978-3-456-83260-9 Garms-Homolová/InterRAI (Hrsg.) Assessment für die häusliche Versorgung und Pflege (RAI HC) 2002. ISBN 978-3-456-83593-8 Wilkinson Das Pflegeprozess-Lehrbuch 2007. ISBN 978-3-456-83348-4 MOSBY/Krämer/Schnabel (Hrsg.) Pflegedokumentation – leicht gemacht 20052. ISBN 978-3-456-84160-1 Weitere Informationen über unsere Neuerscheinungen finden Sie im Internet unter: www.verlag-hanshuber.com oder per E-Mail an: verlag @hanshuber.com © 2006/2007 by Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, Bern Cornelia Knipping (Hrsg.): Lehrbuch Palliative Care, 2., durchgesehene und korrigierte Auflage 001_020_titelei.qxd 31.01.2007 7:58 Uhr Seite 3 Cornelia Knipping (Herausgeberin) Lehrbuch Palliative Care 2., durchgesehene und korrigierte Auflage Unter Mitarbeit von Angelika Abt-Zegelin Sr. M. Benedicta Arndt David Baer Eva Bergsträsser Karl W. Bitschnau Daniel Johannes Büche Eva Cignacco Stefan Dinges Angelika Feichtner Yvonne Frei Vjenka Garms-Homolová Agnes Glaus Gudrun Graf Reimer Gronemeyer Wolfgang Hasemann Katharina Heimerl Andreas Heller Birgit Heller C.-Maria Hempel Birgit Jaspers Silvia Käppeli Andrea Kreisch Roland Kunz Peter Lack Carola Leppin Elisabeth Medicus Settimio Monteverde Monika Müller H. Christof Müller-Busch Gabriele Müller-Mundt Friedemann Nauck Mathias Nelle Frank Oehmichen Chris Paul Sabine Pleschberger Heinz Rüegger Thomas Schindler Barbara Schubert Verlag Hans Huber © 2006/2007 by Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, Bern Cornelia Knipping (Hrsg.): Lehrbuch Palliative Care, 2., durchgesehene und korrigierte Auflage Ulrich Schuler Hans-Jörg Senn Elke Simon Elisabeth Spichiger Rebecca Spirig Verena Staggl Barbara Steffen-Bürgi Friedrich Stiefel Lilian Stoffel Florian Strasser Johann-Christoph Student Klaus Wegleitner Erhard Weiher Dietmar Weixler Cécile Wittensöldner Boris Zernikow Stefan Zettl 001_020_titelei.qxd 31.01.2007 7:58 Uhr Seite 4 Cornelia Helga Knipping (Hrsg.), MAS Palliative Care, Hebamme, Dipl. Pflegefachfrau, HöFa I Onkologie, Lehrerin für Pflegeberufe, Education Onkologie- und Palliativpflege. Tätig von 2001 bis Anfang 2007 an der European School of Oncology, deutschsprachiger Bereich (ESO-d), am Tumorzentrum ZeTuP St. Gallen/Chur und im ambulanten Palliativen Brückendienst der Krebsliga St. Gallen Appenzell. Herausgeberin und Mitautorin des «Lehrbuch Palliative Care» in freiberuflicher Tätigkeit. Kontakt: Cornelia Helga Knipping Speicherstr. 122 CH-9011 St. Gallen E-Mail: [email protected] Lektorat: Jürgen Georg, Michael Herrmann, Gaby Burgermeister, Mareike Gögler, Eveline Widmer, Elke Steudter Gestaltung und Herstellung: Peter E. Wüthrich Illustration: Verena Staggl, St. Gallen Titelillustration: Jürgen Georg, Bern. pinx. Design-Büro, Wiesbaden Umschlag: Atelier Mühlberg, Basel Druckvorstufe: Konkordia GmbH, Bühl Druck und buchbinderische Verarbeitung: Konkordia GmbH, Bühl Printed in Germany Bibliographische Information der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Angaben sind im Internet unter http://dnb.ddb.de abrufbar. Dieses Werk, einschließlich aller seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtes ist ohne schriftliche Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Kopien und Vervielfältigungen zu Lehr- und Unterrichtszwecken, Übersetzungen, Mikroverfilmungen sowie die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Verfasser haben größte Mühe darauf verwandt, dass die therapeutischen Angaben insbesondere von Medikamenten, ihre Dosierungen und Applikationen dem jeweiligen Wissensstand bei der Fertigstellung des Werkes entsprechen. – Da jedoch die Pflege und Medizin als Wissenschaft ständig im Fluss sind, da menschliche Irrtümer und Druckfehler nie völlig auszuschließen sind, übernimmt der Verlag für derartige Angaben keine Gewähr. Jeder Anwender ist daher dringend aufgefordert, alle Angaben in eigener Verantwortung auf ihre Richtigkeit zu überprüfen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen oder Warenbezeichnungen in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen-Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürfen. Anregungen und Zuschriften bitte an: Verlag Hans Huber Hogrefe AG Lektorat: Pflege; z. Hd.: Jürgen Georg Länggass-Strasse 76 CH-3000 Bern 9 Tel: 0041 (0)31 300 4500 [email protected] 2., durchgesehene und korrigierte Auflage 2007 © 2006/2007 by Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, Bern ISBN: 978-3-456-84460-2 © 2006/2007 by Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, Bern Cornelia Knipping (Hrsg.): Lehrbuch Palliative Care, 2., durchgesehene und korrigierte Auflage 001_020_titelei.qxd 31.01.2007 7:58 Uhr Seite 5 5 Für meinen verstorbenen Vater meine Mutter, meine Geschwister Karin, Thomas und Susanne © 2006/2007 by Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, Bern Cornelia Knipping (Hrsg.): Lehrbuch Palliative Care, 2., durchgesehene und korrigierte Auflage 006_sponsorenseite.qxd 31.01.2007 7:59 Uhr Seite 6 Herausgeberin und Verlag danken für ihre freundliche Unterstützung © 2006/2007 by Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, Bern Cornelia Knipping (Hrsg.): Lehrbuch Palliative Care, 2., durchgesehene und korrigierte Auflage 001_020_titelei.qxd 31.01.2007 7:58 Uhr Seite 7 7 Inhalt Danksagung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 Geleitwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 Einführung in das Lehrbuch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 Teil I Grundverständnis und Transfer zu Palliative Care 1. Einführung in die Grundprinzipien einer palliativen Behandlung, Pflege und Begleitung . . . . . . . . . 23 1.1 Die historische Entwicklung von Hospizarbeit und Palliative Care . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S. Pleschberger 24 1.2 Reflexionen zu ausgewählten Definitionen der Palliative Care . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . B. Steffen-Bürgi 30 1.3 Palliative Care – Haltungen und Orientierungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A. Heller und C. Knipping 39 2. Palliative Care in verschiedenen Versorgungskontexten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49 2.1 Implementierung der Palliative Care im Überblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . K. Heimerl, A. Heller und S. Pleschberger 50 2.2 Palliative Care in der ambulanten Versorgung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Th. Schindler 58 2.3 Palliative Care in der Spezialversorgung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . H. C. Müller-Busch 67 2.4 Palliative Care in der stationären Altenhilfe – Ansätze der Implementierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A. Heller und K. Wegleitner 73 2.5 Palliative Care im stationären Hospiz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . J.-Chr. Student 81 2.6 Palliative Care und Freiwilligenarbeit – Mitmenschliches Handeln und soziales Engagement . . . . . . P. Lack 90 2.7 Palliative Care und Sozialarbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . K. W. Bitschnau 96 3. Assessment und Pflegediagnosen in der Palliative Care . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 101 3.1 102 3.2 Reflexionen zum Assessment in der Palliative Care . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . C. Knipping Bedeutung der Pflegediagnostik in der Palliative Care . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S. Käppeli © 2006/2007 by Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, Bern Cornelia Knipping (Hrsg.): Lehrbuch Palliative Care, 2., durchgesehene und korrigierte Auflage 117 001_020_titelei.qxd 8 31.01.2007 7:58 Uhr Seite 8 Inhalt 4. Palliative Care in der Geriatrie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 123 4.1 Holistisches Assessment als Grundlage der Palliative Care in der Geriatrie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . R. Kunz 124 4.2 Bedürfnisse von Patientinnen und Bewohnerinnen am Lebensende . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . K. Heimerl 131 4.3 Relokationssyndrom – Vom Unterwegs-Sein zum Ort des Abschied-Nehmens im Alter . . . . . . . . . . C. Wittensöldner 139 Teil II Schmerztherapie und weitere ausgewählte Symptome 5. Schmerztherapie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 155 5.1 Phänomene der Chronifizierung des Schmerzes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . D. J. Büche 156 5.2 Schlafstörungen bei Patienten mit chronischen Schmerzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . F. Stiefel 163 5.3 Reflexionen zum Schmerzassessment in der Pflege . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . C. Knipping 167 5.4 Patientenedukation am Beispiel chronischer Schmerzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . G. Müller-Mundt 187 5.5 Therapie chronischer Schmerzen bei Erwachsenen und Kindern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . F. Nauck, B. Jaspers und B. Zernikow 198 5.6 Schmerztherapie in der Geriatrie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . R. Kunz 226 5.7 Schmerzerfassung und -therapie bei Demenzkranken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . R. Kunz 234 6. Ausgewählte Symptome in der Palliative Care . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 239 6.1 Pharmakotherapie – Möglichkeiten und Grenzen in der Palliative Care . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . D. J. Büche 240 6.2 Fatigue . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A. Glaus 247 6.3 Ernährung und Appetitlosigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . F. Strasser 257 6.4 Anorexie und Kachexie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . F. Strasser 265 6.5 Übelkeit und Erbrechen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . U. Schuler und B. Schubert 272 6.6 Obstipation und Diarrhoe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . B. Schubert und U. Schuler 279 6.7 Gastrointestinale Obstruktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . F. Strasser 289 © 2006/2007 by Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, Bern Cornelia Knipping (Hrsg.): Lehrbuch Palliative Care, 2., durchgesehene und korrigierte Auflage 001_020_titelei.qxd 31.01.2007 7:58 Uhr Seite 9 Inhalt 6.8 Subkutantherapie und Dehydratation in der letzten Lebensphase . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . C. Knipping 293 6.9 Vom Umgang mit Angst und Depressionen in der Palliativbetreuung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . H. C. Müller-Busch 307 6.10 Agitation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . C.-M. Hempel 316 6.11 Dyspnoe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . G. Graf 324 6.12 Epilepsie, Hirndruck, spinale Kompression, Myoklonien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . E. Medicus 331 6.13 Delir . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . E. Medicus 337 6.14 Stomatitis und Xerostomie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A. Feichtner 342 6.15 Exulzerierende Tumorwunden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A. Feichtner 350 6.16 Pruritus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A. Feichtner 357 6.17 Hyperhidrose . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A. Feichtner 363 Teil III Psychosoziale Aspekte 7. Kommunikation, Begleitung und Trauerarbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 371 7.1 Unterstützung (pflegender) Angehöriger in der Palliative Care . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . W. Hasemann 372 7.2 «Breaking Bad News»: Die Kunst, schwierige Gespräche zu führen, in der palliativen Betreuung . . . H.-J. Senn 380 7.3 Total Pain . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . M. Müller 386 7.4 Begleitung schwer kranker, sterbender Kinder und Jugendlicher . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A. Kreisch 394 7.5 Begleitung von Kindern und Jugendlichen als Angehörige schwer kranker Familienmitglieder . . . . . C. Leppin 402 7.6 Trauerprozesse verstehen und begleiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . C. Paul und M. Müller 410 7.7 Vom Umgang mit Abschied und Trauer der Fachkräfte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . M. Müller 420 7.8 Bedeutung der Sexualität in der Palliative Care . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S. Zettl 425 © 2006/2007 by Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, Bern Cornelia Knipping (Hrsg.): Lehrbuch Palliative Care, 2., durchgesehene und korrigierte Auflage 9 001_020_titelei.qxd 10 31.01.2007 7:58 Uhr Seite 10 Inhalt Teil IV Kulturelle und spirituelle Aspekte in der Palliative Care 8. Religiöse, kulturelle und spirituelle Aufmerksamkeit und Begleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 431 8.1 Bedeutung religiös-kultureller Unterschiede in der Palliative Care . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . B. Heller 432 8.2 Spirituelle Begleitung in der palliativen Betreuung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . E. Weiher 438 Teil V Reflexionen und Ansätze zur Versorgungsgestaltung am Lebensende 9. Palliative Betreuung am Lebensende . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 457 9.1 Betreuung am Lebensende im Akutspital . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . E. Spichiger 458 9.2 Palliative Betreuung in den letzten Lebenstagen und -stunden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . C. Knipping 465 9.3 Palliative Care bei sterbenden Neugeborenen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . E. Cignacco, L. Stoffel und M. Nelle 484 9.4 Vom Leib zum Leichnam – Vom würdigen Umgang mit dem Verstorbenen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sr. M. Benedicta Arndt 499 Teil VI Ethik und Moral 10. Ethische, moralische, juristische Aspekte im Kontext der Palliative Care . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 519 10.1 Ethik und Palliative Care – Das Gute als Handlungsorientierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S. Monteverde 520 10.2 Ethische Entscheidungskulturen – Hindernis oder Unterstützung am Lebensende . . . . . . . . . . . . . . . St. Dinges 536 10.3 Ethischer Diskurs in der Palliative Care und Intensivmedizin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . F. Oehmichen 546 10.4 «Sterben in Würde» als Auftrag menschenwürdiger Sterbebegleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . H. Rüegger 557 10.5 Euthanasie-Debatte an ausgewählten Beispielen im europäischen Vergleich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . E. Simon 564 10.6 Palliative Sedierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . D. Weixler 576 10.7 Die Bedeutung der Werteanamnese als Grundlage für Patientenverfügungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . P. Lack 588 © 2006/2007 by Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, Bern Cornelia Knipping (Hrsg.): Lehrbuch Palliative Care, 2., durchgesehene und korrigierte Auflage 001_020_titelei.qxd 31.01.2007 7:58 Uhr Seite 11 Inhalt Teil VII Ausgewählte Zielgruppen in der Palliative Care 11. Palliative Care bei HIV/AIDS und ALS, in der Pädiatrie und in der Gerontopsychiatrie . . . . . . . . . . 599 11.1 Chronischkrankheitsmanagement mit palliativen Ansätzen am Beispiel von HIV/AIDS . . . . . . . . . . R. Spirig 600 11.2 Betreuung von Patienten mit amyotropher Lateralsklerose (ALS) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Y. Frei 607 11.3 Palliative Care am Beispiel der Pädiatrie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . E. Bergsträsser 618 11.4 Palliative Care am Beispiel der Gerontopsychiatrie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . D. Baer 624 Teil VIII Qualität in der Palliative Care 12. Ausgewählte Zugänge und Methoden zur Versorgungsqualität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 631 12.1 Reflexionen zur Versorgungsgestaltung am Lebensende . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . C. Knipping 632 12.2 Patientenedukation in der Palliative Care . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A. Abt-Zegelin 649 12.3 Das interRAI Assessment für die palliative Versorgung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . V. Garms-Homolová 661 Teil IX Anhang Pflegeanamnese/Fokusassessment . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 675 Fokusassessment . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 676 ECPA – Schmerzeinschätzung bei kommunikationsbeeinträchtigten alten Menschen . . . . . . . . . . . . . . . . . 677 Häusliche Pflege-Skala (HPS) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 679 Teamgespräch Neonatologie – Gesprächsleitfaden und Protokollvorlage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Patientenedukation: Literatur und Links . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 681 685 Adressenverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Unterstützung und Beratung – Die Krebsliga in Ihrer Region (CH) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ausgewählte Links zu den Themen «Schmerztherapie» und «Palliative Care» . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fachgesellschaften und (gemeinnützige) Vereine . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Dachverbände der Selbsthilfevereinigungen für Menschen mit chronischen Schmerzen . . . . . . . . . . 691 691 693 693 695 AutorInnenverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 697 Medikamentenverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 711 Abkürzungsverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 715 Personen- und Sachwortverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 717 © 2006/2007 by Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, Bern Cornelia Knipping (Hrsg.): Lehrbuch Palliative Care, 2., durchgesehene und korrigierte Auflage 11 001_020_titelei.qxd 31.01.2007 7:58 Uhr Seite 12 12 Danksagung Nicht einmal im Traum wäre es mir eingefallen, je ein Lehrbuch herauszugeben. Dass es mir dennoch unerwartet angetragen wurde, ein Lehrbuch zu Palliative Care herauszugeben, verdanke ich der Initiative und dem Engagement einer mir sehr wertgeschätzten Kollegin und dem Verlag Hans Huber. Durch dieses in mich gesetzte Vertrauen nahm ich die Herausforderung an – in der tiefen Überzeugung, dass ein solches Werk niemals eine solistische Aufführung ist, sondern gerade zum Grundverständnis der Palliative Care nur im interdisziplinären und interprofessionellen Zusammenspiel gelingen kann. Mein herzlicher Dank gilt allen Mitautorinnen und Mitautoren, ohne die es dieses Lehrbuch nicht gäbe. Ich bedanke mich herzlich für das außerordentliche interprofessionelle Engagement, die lehrreiche, konstruktive und europäische Zusammenarbeit. Ich bin mir dessen sehr bewusst, dass die Beiträge mehrheitlich zusätzlich zur hauptberuflichen Tätigkeit in der Palliative Care verfasst wurden. Ich danke allen, insbesondere Frau Cécile Wittensöldner und Frau Helga Salm, die mir in der intensiven Phase des Redigierens der Manuskripte hilfreiche Unterstützung und Beratung im Austausch und Dia- log sowie vielfältige Impulse und umfangreiche Empfehlungen zu den weiterführenden Literaturrecherchen gaben. Weiterhin danke ich allen Kolleginnen, die mir ausgewählte Fotos zur Verfügung gestellt haben. Ein weiterer besonderer Dank gilt Frau Verena Staggl. Von ihr sind die eindrücklichen Bilder zum Menschsein mitten im Leben, die sie großzügig und überzeugt für dieses Lehrbuch zur Verfügung stellte. Das Motiv auf dem Buchumschlag soll darauf aufmerksam machen, dass es in der Palliative Care weniger um den Abschluss als vielmehr um die stets individuelle Vollendung eines menschlichen Lebens geht. Es stammt dankenswerterweise von Herrn Jürgen Georg vom Verlag Hans Huber. Ihm danke ich auch für die geduldige und kompetente Unterstützung und Begleitung durch das gesamte Buchprojekt hindurch. Mein herzlicher Dank gilt auch Herrn Michael Herrmann für die ausgesprochen konstruktive Zusammenarbeit in der abschließenden Aufbereitung aller Manuskripte für den Druck. Danken möchte ich allen Menschen, denen ich mich in tiefer Freundschaft verbunden weiß und die mich auf ihre jeweils eigene Art und Weise hilfreich durch das Buchprojekt hindurch begleiteten. Cornelia Knipping © 2006/2007 by Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, Bern Cornelia Knipping (Hrsg.): Lehrbuch Palliative Care, 2., durchgesehene und korrigierte Auflage 001_020_titelei.qxd 31.01.2007 7:58 Uhr Seite 13 13 Geleitwort «‹All ihr Zahllosen, die ihr vor mir gestorben seid: helft mir. Sagt mir, wie ihr es fertig gebracht habt, zu sterben [...] Bringt es mir bei. Euer Beispiel soll mich trösten. Ich will mich auf euch stützen wie auf Krücken, wie auf brüderliche Arme› stöhnt der sterbende König in einem Stück von Eugène Ionesco. ‹Helft mir, die Schwelle zu überschreiten, die ihr überschritten habt. Kommt einen Augenblick auf diese Seite zurück, um mir zu helfen [...] Wie ist es gewesen?›»1 Wie anders hat es – verglichen mit diesem modernen Verzweiflungsschrei – ein paar Jahrhunderte zuvor noch in einer Kantate von Joh. Sebastian Bach geklungen: «Komm, du süße Todesstunde, Da mein Geist Honig speist Aus des Löwen Munde; Mache meinen Abschied süße, Säume nicht, Letztes Licht, Daß ich meinen Heiland küsse.»2 Welch ein Gegenüber! Soll man sagen: eben das realistische Grauen des modernen Menschen im Kontrast zur illusionären Sentimentalität vergangener Frömmigkeit? Eines ist sicher: Das Gegenüber lässt uns empfinden, wie dramatisch sich der Umgang mit Sterben und Tod im Laufe der Zeit verändert hat. Darum ist dieses Buch wichtig, eben weil es sich der Frage nach der Umsorgung Sterbender in modernen Zeiten widmet. Zugleich ist das Unternehmen heikel und gewagt. Warum? Weil es eine gefährliche Versuchung gibt: die Versuchung, die moderne Ratlosigkeit im Umgang mit Sterben und Tod kurzerhand in technische oder sozialtechnische Fragen umzuwandeln, um so der Ratlosigkeit zu entkommen. Begriffe, die neuerdings in diesem Umfeld – der Versorgung am Ende des Lebens – auftauchen, lassen die Gefahr ahnen: Da ist mancherorts heute ebenso von «Sterbemanagement» die Rede wie von «qualitätskontrolliertem Sterben». Muss man vermuten, dass, wer so redet, seine eigenen Ängste in technischen Abläufen zum Schweigen bringen möchte? Stirbt man qualitätskontrolliert, kann man doch eigentlich ganz beruhigt sein! Einer solchen Versuchung erliegt dieses Buch nicht. Es treibt stattdessen das Nachdenken darüber voran, wie eine würdevolle und humane Begleitung am Ende des Lebens heute aussehen müsste. Und niemand kann bestreiten, dass dazu auch professionelle Kompetenzen gehören. Das ist der Preis, den wir Modernen zu zahlen haben: Die traditionellen Milieus – Familie und Nachbarschaft – zerbröckeln und damit auch lokale Riten, Gewohnheiten, Erfahrungen im Umgang mit dem Sterben und dem Tod. Palliative Care ist im Grunde vor allem ein Ersatz für diese verschwundene Einbindung der Menschen in ihre lokalen Kontexte. In diesem Sinne gelingt Palliative Care wohl da am besten, wo sie mit Bescheidenheit auftritt und sich eben als ein Ersatz versteht – gewissermaßen als ein soziales Notaggregat. Diejenigen, die Palliative Care nicht als neues medizinisches oder pflegerisches Instrument auffassen und betreiben, müssen bereit sein, quer zum «mainstream» zu stehen und Ambivalenzen zu ertragen. Die notwendige Professionalisierung zum Beispiel muss zwingend im Dienste der Humanität stehen und nicht umgekehrt. Sie ist ein Werkzeug, nicht die Herrin des Verfahrens. Palliative Care steht gegen die blinde Wut des Machens, sie plädiert für Langsamkeit, manchmal gewiss auch für das Unterlassen. Sie steht gegen das Geschwätz und die Geschäftigkeit. Palliative Care scheint auf den ersten Blick ein Thema am Rande der Gesellschaft und der Kultur zu sein, weil es um den Rand des Lebens geht. Dahin schaut man ungern. Ist dieses Buch also ein Buch für Randsituationen, das eigentlich eher versteckt unter dem Ladentisch aufzubewahren wäre? Aus zwei Gründen ist das nicht so: ● 1 2 Erstens rückt in einem alternden Europa mit überlasteten Gesundheitsetats die Frage nach einer würdevollen Umsorgung am Lebensende ins Zentrum. Die kulturelle Zukunft Europas wird sich auch und vielleicht zuerst an der Frage messen lassen, wie dieses Europa mit seinen gebrechlichen, dementen, Ionesco, E.: Der König stirbt. Neuwied 1964: 37. Bachwerkeverzeichnis BWV 161. © 2006/2007 by Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, Bern Cornelia Knipping (Hrsg.): Lehrbuch Palliative Care, 2., durchgesehene und korrigierte Auflage 001_020_titelei.qxd 14 31.01.2007 7:58 Uhr Seite 14 Geleitwort pflegebedürftigen und sterbenden Menschen verfahren wird. Man achte mit scharfem Blick auf Entsorgungsideen, die in vielerlei Gestalt auftauchen. ● Zweitens setzt sich die Praxis von Palliative Care und Hospizarbeit mit drei überaus starken Tendenzen kritisch auseinander. Sie ist konfrontiert mit einer Medikalisierung des Sterbens, die trotz zunehmender Nachdenklichkeit immer noch an einem «Komplott zugunsten eines langsamen Sterbens» beteiligt ist.3 Sie hat es weiterhin mit einer Ökonomisierung in der Versorgung Sterbender zu tun. Die Tatsache, dass der «Tod den lukrativsten Teil im Krankenversorgungsgeschäft»4 darstellt, spricht weniger für die Humanität im Umgang mit Menschen am Ende des Lebens als für die Prävalenz von Geschäftsinteressen. Und sie hat schließlich mit dem Widerspruch der Institutionalisierung umzugehen. Die Menschen wollen zu Hause sterben, aber der institutionelle Tod ist das Normale geworden. Und angesichts der unzähligen alleinlebenden Hochaltrigen entlarvt sich die Idee der ambulanten, häuslichen Versorgung eben auch partiell als eine Illusion. Menschen, die Palliative Care betreiben, haben es nicht nur mit der außerordentlich schwierigen Aufgabe zu tun, als Mediziner oder Pflegende oder Freiwillige tätig zu sein, sondern auch mit der «Zumutung», ein Stück Familie, Freund und Zuhause sein zu müssen. Mein Eindruck ist, dass man heute selten so viele Menschen «guten Willens» antrifft wie im Tätigkeitsfeld «Palliative Care». Manchmal sieht es fast aus, als würden sich die Nachdenklichen aus der Beschleunigungs-, Konkurrenz- und Marktgesellschaft in einen Bereich retten, in dem die wichtigen Fragen – die nach Würde, nach Humanität und Freundschaft – klar aus dem Hintergrund nach vorn treten. Insofern ist Palliative Care vielleicht der heimliche Kontrapunkt, der Ort, an dem die Frage nach dem richtigen Leben noch gestellt werden darf, die sich die Menschen sonst verboten haben. Ich wünsche dem Buch viele Leser und Leserinnen. Reimer Gronemeyer 3 4 Lown, B.: Die verlorene Kunst des Heilens. Anstiftung zum Umdenken. 2. Aufl., Stuttgart 2004: 251. Ebd.: 250. © 2006/2007 by Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, Bern Cornelia Knipping (Hrsg.): Lehrbuch Palliative Care, 2., durchgesehene und korrigierte Auflage 001_020_titelei.qxd 31.01.2007 7:58 Uhr Seite 15 15 Einführung in das Lehrbuch Cornelia Knipping «Ich habe keine Lehre. Ich zeige nur etwas. Ich zeige Wirklichkeit, ich zeige etwas an der Wirklichkeit, was nicht oder zu wenig gesehen worden ist […] Ich stoße das Fenster auf und zeige hinaus. Ich habe keine Lehre, aber ich führe ein Gespräch.» (Martin Buber, in: Liesenfeld 1999: 1) Mít diesem einführenden Zitat von Martin Buber ist das Anliegen der Herausgeberin zum vorliegenden «Lehrbuch Palliative Care» offen gelegt. Was ist Palliative Care? An wen richtet sich Palliative Care? Wann beginnt Palliative Care? Wo realisiert sich Palliative Care? Welche Voraussetzungen zu Haltung und Kultur, Wissen und Fertigkeiten, welche Kompetenzen, welche Strukturen sind für Palliative Care erforderlich? Diese Fragen stoßen sozusagen «das Fenster» zum Grundverständnis von palliativer Wirklichkeit auf. Das Anliegen dieses Lehrbuches liegt primär in dem Werben um ein Grundverständnis von Haltung und Kultur, für eine interagierende, integrierte und umfassende Gesundheits-, Krankheits- und Versorgungsgestaltung mit den Menschen, die sich mitten in ihrem Leben in einer palliativen Krankheits- und Versorgungssituation befinden. Der Dreiklang für eine patientenbezogene, qualitätsvolle palliative Behandlung, Pflege und Begleitung wird in diesem Lehrbuch nicht zufällig, sondern bewusst und entschieden gewählt: nämlich mit der Haltung und Kultur der Palliative Care beginnend und genau daraus das erforderliche Wissen, die Expertise und die Fertigkeiten zu ausgewählten Schlüsselthemen zu generieren und zu entfalten. Behandlung und Versorgung gehen nicht ohne Haltung. Hiermit ist die Haltung gemeint, welche sich weniger an Zuständen als vielmehr an Prozessen, weniger an Grenzen als vielmehr an Übergängen, einem Sowohl-als-Auch statt eines EntwederOder orientiert (Steppe, 1996). Das erklärte Ziel der WHO-Definition (2002) der Palliative Care, nämlich die bestmögliche Einflussnahme auf die Lebensqualität von Patienten und ihren Familien, mag sich auch und gerade darin neu positionieren, dass nicht nur die Befunde, sondern auch das Befinden, nicht nur der Bedarf, sondern auch die Bedürfnisse der Betroffenen berücksichtigt werden, nicht nur die umfassende Behandlung, sondern auch die umfassende Versorgung (Caring) bis zuletzt mit den Betroffenen selbst gestaltet und gesichert wird. Die Intention dieses Lehrbuches liegt in der Einladung an die Leserschaft, sich auf eine Reflexion und fachliche Auseinandersetzung über das Grundverständnis, die Kernelemente eines patientenorientierten Behandlungs- und Versorgungsansatzes zur bestmöglichen Einflussnahme auf die Lebens- und Sterbequalität von Menschen in der Palliative Care einzulassen. Sich mit der Behandlungs- und Versorgungsgestaltung in Palliative Care auseinanderzusetzen, setzt exzellentes Wissen, entwickelte Kompetenzen, professionelle Handlungs- und Reflexionsfähigkeit voraus, die sich ständig – persönlich, interprofessionell, institutionell – weiterentwickelt. Dazu benötigt es einerseits eine ausgeprägte Fachexpertise, die Relativierung der eigenen Person, Profession und Organisation sowie andererseits das stete Aufnehmen und Verarbeiten von aktualisierten Wissensbeständen des beruflichen Handelns und die Auseinandersetzung mit internationalen Entwicklungen. Der Titel des Lehrbuches Palliative Care signalisiert bereits das Grundverständnis des palliativen Behandlungs- und Versorgungsansatzes. Mit der ersten Definition der WHO aus dem Jahre 1990 und der adaptierten Version aus dem Jahre 2002 zum palliativen Versorgungskonzept ist die Definition im englischen Originaltext unmissverständlich mit Palliative Care deklariert. Der Titel entspricht einem Credo, welches sich einerseits distanziert von der Annahme, eine umfassende Behandlung, Pflege und Begleitung von Menschen in der letzten Lebensphase sei einer einzigen Leitdisziplin im Gesundheitswesen verschrieben, und sich andererseits bereits präsentiert in dem Grundverständnis und in der tiefen Überzeugung, dass Palliative Care (im übertragenen Sinn) sich weniger in der Virtuosität des solistischen Stehgeigers realisiert, als sich einzig in einem Symphonieorchester aufgehoben weiß und zu realisieren vermag (Heller/ Heller, 2003). Dieses Lehrbuch wurde primär für Pflegefachpersonen verfasst, die in der Praxis und Lehre einer umfassenden Behandlung, Pflege und Begleitung von erstellt von ciando © 2006/2007 by Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, Bern Cornelia Knipping (Hrsg.): Lehrbuch Palliative Care, 2., durchgesehene und korrigierte Auflage 001_020_titelei.qxd 16 31.01.2007 7:58 Uhr Seite 16 Einführung in das Lehrbuch schwer kranken, chronisch kranken, alten und sterbenden Menschen sowie ihren Familien stehen. Es richtet sich aber auch an alle weiteren Fachpersonen und Freiwilligen im Gesundheits- und Sozialwesen, die sich einer umfassenden Behandlung und Begleitung von Menschen in palliativer Betreuungssituation verpflichtet wissen. Weiterhin ist dieses Lehrbuch aber auch bewusst adressiert an die verschiedenen Organisationen selbst im ambulanten, stationären und Langzeitbetreuungsbereich im Gesundheitswesen. Die Organisationen, nicht nur als Behandlungsorte, sondern auch als Verhandlungsorte, als soziale Systeme zu verstehen, haben eine besondere Bedeutung. So ist die Qualität der Betreuung immer auch von den organisatorischen Rahmenbedingungen und den Versorgungsstrukturen vor Ort abhängig. Sich auf Qualität einzulassen impliziert die Bereitschaft, an der Entwicklung der eigenen Organisation, des jeweiligen Versorgungskontextes systematisch zu arbeiten. Es gilt die fundamentale Einsicht aus der Organisationsentwicklung: Es gibt keinen Dienst am Menschen ohne Dienstleistung an der Organisation. (Heller et al., 2000: 19) Der methodisch-didaktische Ansatz zur Erschließung der Kernthemen in der Palliative Care wurde primär dahingehend gewählt, dass konzentriert über dem anfänglichen Zugang von Haltung und Kultur das erforderliche Wissen, die Fachexpertise und Fertigkeiten zu den Schlüsselthemen der Palliative Care patientenorientiert, interprofessionell, organisationsübergreifend aus holistischer, hermeneutischer und systemischer Perspektive spezifisch aufbereitet werden. Wie in einem Brennglas gebündelt, geht es zuerst und zuletzt um die Frage, wie sich eine umfassende, qualitätsvolle und würdevolle Behandlung, Pflege und Begleitung, ausgerichtet an den individuellen und lebensweltlichen Realitäten schwer kranker, alter und sterbender Menschen interagierend gestalten und realisieren lässt. Das Zitat von Martin Buber aufnehmend geht es in diesem Lehrbuch darum, miteinander zu recherchieren und fachkompetent aufzubereiten, was früher oder später am Ende eines menschlichen Lebens wahrhaft zählt. Der methodisch-didaktische Ansatz zur selbstständigen Auseinandersetzung und fachlichen Weiterführung der Kernthemen der Palliative Care findet seine Konkretion auch darin, dass alle Kapitel mit ausgewählten Studienzielen beginnen und mit abschließenden Fragen zur Reflexion enden. Jedes Kapitel bietet zusätzlich zur verwendeten Literatur umfangreiche und sorgfältig aufbereitete weiterführende Literaturquellen zum jeweiligen Thema. Sie sollen der interessierten Leserschaft ermöglichen, sich über einschlägige Literaturangaben und Adressenverzeichnisse weiter mit dem Thema auseinanderzusetzen. Europaweit sind in unterschiedlicher Ausprägung die Auswirkungen demografischer, epidemiologischer, ökonomischer, systemischer sowie gesellschaftlicher Veränderungen und Verschiebungen im Gesundheitswesen sichtbar und spürbar geworden. Dazu zählen eine steigende Bedeutung von Gesundheit, Prävention und Gesundheitserhaltung, eine hohe Lebenserwartung und vor allem die deutlichen Veränderungen im Altersaufbau der Bevölkerung. Die Zunahme von schwer kranken, chronisch kranken, behinderten, alten und zunehmend hoch betagten Menschen sowie die Verschiebung der Todesursachen – hin zu den chronischen Krankheiten – geben den Veränderungen fortwährend einen einschneidenden Bedeutungszuwachs. Medizinische, technische und pharmakologische Fortschritte leiten eine Verlängerung der letzten Lebensphase, im Sinne eines verlangsamten Sterbens, ein. Die sich wandelnden Werte, Einstellungen und Erfahrungen haben unter den Menschen zu einer veränderten Haltung, zu einem veränderten Umgang mit Gesundheit, Krankheit, Sterben, Tod und Trauer geführt. Die Veränderung der sozialen Netzwerke, die Erosion familialer Beziehungen, der Wandel von Familienkonstellationen und -strukturen sowie die damit verbundene Zunahme allein lebender alter und inzwischen hoch betagter Menschen prägen den einerseits ganz Europa erfassenden Alterungsprozess und andererseits die europaweite Krise der Gesundheitssysteme (Ewers/Schaeffer, 2005: 7–9; Gronemeyer et al., 2004: 20–23, Spirig et al., 2001: 141; Steppe, 1996; Haslbeck/Schaeffer, 2006: 33). Angesichts dieser europaweiten Veränderungen im Gesundheitssystem drängen sich exemplarisch folgende Fragen auf: ● ● ● ● ● Wo, wie und unter welchen Umständen leben die Menschen (mit oder ohne ihre/n Familien), welche sich in der jeweils individuellen Auseinandersetzung und Bewältigung einer chronischen, unheilbaren Krankheit, im Erleben von Alter, Sterben und Tod befinden? Welchen Einfluss haben die genannten Entwicklungen auf die Verlängerung der letzten Lebensphase, auf das verlangsamte Sterben? Welchen Einfluss haben Rationalisierung und Rationierung der Gesundheitsversorgung in der palliativen Behandlung, Pflege und Begleitung von Schwerkranken, Alten und Sterbenden? Welche Weichenstellungen zwischen Palliative Care und Euthanasie wird es insgesamt in Europa geben? Welchen Entwicklungsherausforderungen hat sich hier die Palliative Care zu stellen? Welche Rolle und Bedeutung nehmen aktuell und zukünftig die verschiedenen Versorgungskontexte, © 2006/2007 by Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, Bern Cornelia Knipping (Hrsg.): Lehrbuch Palliative Care, 2., durchgesehene und korrigierte Auflage 001_020_titelei.qxd 31.01.2007 7:58 Uhr Seite 17 Einführung in das Lehrbuch ● ● ● ● ● ● ● einerseits der Normal- und Regelversorgung (Langzeitpflegebereich der Alten- und Pflegeheime, Hauskrankenpflege, Hausärzte, niedergelassene Fachärzte) sowie andererseits der Spezialversorgung (Palliativstation, stationäre und ambulante Hospize, ambulante Palliative Care Dienste), ein? Was bedeutet dies zukünftig für eine bedarfs- und bedürfnisgerechte, integrierte Versorgungsgestaltung im Gesundheitswesen – vor allem in den primären Gesundheitsstrukturen (Normal- und Regelversorgung) – für eine menschen- und familienbezogene Implementierung von Palliative Care am Lebensort der Betroffenen selbst? Welche Auswirkungen haben letztlich die europaweiten Bemühungen um öffentliche Finanzierung, Professionalisierung, Qualifizierung, Pädagogisierung, Therapeutisierung, Standardisierung, Qualitätsstandards und Qualitätskontrolle, Zertifizierung im Kontext der Entwicklung der Palliative Care? Wem und wozu dienen letztlich diese Bemühungen? Welche Bedeutung nimmt in der Versorgungsgestaltung der von der WHO (2002) definierte Ansatz zur Verbesserung der Lebensqualität von Patienten und deren Familien ein, die im Erleben und in der Auseinandersetzung mit einer unheilbaren und zum Tode führenden Krankheit stehen? Was bedeutet Lebensqualität aus der Sicht des Betroffenen, und wie kann sie bis zuletzt mit ihm gemeinsam berücksichtigt und gesichert werden? Was bedeuten Behandlungsqualität, Versorgungsqualität und Lebensqualität? Was bedeutet bedarfs- wie auch bedürfnisgerechte Behandlung und Versorgung? Welchen Einfluss haben diese Veränderungen auf die Entwicklung von menschlicher Haltung, von Kommunikations- und Organisationskultur, um ein Leben und Sterben in Würde mit den Betroffenen und ihren Familien gemeinsam bis zuletzt zu gestalten? Diesen und weiteren Fragen wird in diesem Lehrbuch nachgegangen. Folgende Leitmotive zu Palliative Care wurden mit diesem Lehrbuch aufgenommen: 1. Den Menschen und seine Familie – im Erleben von Gesundheit und seiner jeweils eigenen Auseinandersetzung und Bewältigung von chronischer und schwerer Krankheit, von Alterung und Sterben – von Anfang an in den Mittelpunkt zu stellen. 2. Die klinische Praxis der Palliative Care primär über die Haltung und Kultur zu erschließen und unter aktivem Einbezug der Versorgungsrealität der betroffenen Menschen wie auch deren Familien an ausgewählten Schlüsselthemen das dazu erforderliche Fachwissen, die Expertise und die Fertigkeiten zu identifizieren und bestmöglich für die Behandlungs- und Versorgungsgestaltung aufzubereiten. 3. Palliative Care als Behandlungs- und Versorgungskonzept zu verstehen, das nicht erst dem sterbenden Menschen zuteil wird, sondern allen zuteil werden soll, die es brauchen. Anders formuliert: Allen, die im Erleben und in der Auseinandersetzung mit einer unheilbaren, chronischen Krankheit, einem fortschreitenden Alterungsprozess stehen, allen, die sich in der letzten Lebensphase befinden, soll ein frühzeitiger Zugang zu Palliative Care angeboten und erschlossen werden! 4. Palliative Care konzeptionell als einen ganzheitlichen Behandlungs- und Versorgungsansatz zu positionieren, welcher deshalb auch ganzheitliche, interagierende, integrierte, professions- und organisationsübergreifende Behandlungs- und Versorgungskonzepte erfordert. Dieser ganzheitliche Behandlungs- und Versorgungsansatz hebt unmissverständlich den Anspruch auf, dass sich eine einzige Profession (z. B. die Medizin) oder eine spezifische Organisation (z. B. eine Spezialversorgung) im Gesundheitswesen selbst nominiert, um ideell und konzeptionell die Führung in der Palliative Care zu übernehmen. Dieses Grundverständnis leitete in diesem Lehrbuch auch die Auswahl und Komposition der Schlüsselthemen in der Palliative Care. Die Interdisziplinarität und Interprofessionalität, verstanden als unverzichtbare Schlüsselqualifikationen in der Palliative Care, sind exemplarisch in der internationalen, interprofessionellen Besetzung der Mitautorenschaft repräsentiert. Dabei wurde bewusst in der Entfaltung der Schlüsselthemen auf die bloße Aneinanderreihung und Addition palliativspezifischer Kernthemen verzichtet. Unterschiedliche Themen aus unterschiedlichen Perspektiven und Expertisen wurden auf ihre jeweils eigene Art und Weise zur Sprache, ins Wort gebracht. Weniger die isolierte Abhandlung von fachspezifischen Themen als vielmehr die kompetente und fachspezifische Aufbereitung des Lehrgegenstandes und die individuelle Verhandlung zum Thema selbst (im Sinne von Auseinandersetzung, Gespräch, Debatte) prägen die einzelnen Kapitel und sollen die Leserschaft konzentriert über den Wissenserwerb zu weiterführenden Fragen und zur Reflexion der eigenen Person, der eigenen Haltung, der eigenen Fachexpertise und der jeweils eigenen klinischen Praxis anregen. Dabei wird auf den Anspruch verzichtet, international konforme Antworten auf die vielfältigen, internationalen gesellschaftlichen, ge- © 2006/2007 by Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, Bern Cornelia Knipping (Hrsg.): Lehrbuch Palliative Care, 2., durchgesehene und korrigierte Auflage 17 001_020_titelei.qxd 18 31.01.2007 7:58 Uhr Seite 18 Einführung in das Lehrbuch sundheitspolitischen Herausforderungen und fachspezifischen Themen im Sinne einer «best practice» in der Versorgungs- und Behandlungsgestaltung am Ende des Lebens zu geben. Neben der unverzichtbaren fachlichen Entfaltung der Schlüsselthemen der Palliative Care wurde darauf verzichtet, auf alle Fragen letztgültige Antworten zu geben. Vielmehr wurden couragiert neue und weiterführende Fragen aufgeworfen, wie es zukünftig miteinander gelingen mag, das Leben der Schwachen und Kranken zu schützen und zu würdigen bis zuletzt (Dörner, 2003; Garder, 1996). Wie damit bereits angedeutet, erhebt dieses Lehrbuch keineswegs den Anspruch, alle Facetten der Palliative Care erschöpfend aufzugreifen. Die Teile I bis VIII verstehen sich als eine exemplarische Annäherung an Palliative Care. Teil I führt ein in das Grundverständnis, in die verschiedenen Annäherungen von Haltung und Kultur zu Palliative Care, bezogen auf die Betreuenden, die Versorgungskontexte und Organisationen, unter besonderer Berücksichtigung der Geriatrie. Teil II behandelt ausgewählte Kernthemen für die Behandlung, Pflege und Begleitung von Patienten wie auch deren Familien im Erleben von chronischen Schmerzen und weiteren belastenden Symptomen und Phänomenen in der Palliative Care. Es wurde bewusst auf die somatische Fixierung im Kontext einer palliativen Betreuung verzichtet. Deshalb wurden nur ausgewählte, typische Symptome im Kontext der Palliative Care bearbeitet. Mit Teil III werden die psychosozialen Aspekte aus unterschiedlicher Perspektive erschlossen. Den Kindern, einerseits als Angehörige erkannt und andererseits als betroffene Menschen im eigenen Erleben einer unheilbaren Krankheit, wurde hier besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Mit Teil IV wird eine Reflexion um die kulturelle und spirituelle Versorgungsgestaltung von Menschen in der letzten Lebensphase aufgenommen. Teil V widmet sich der Behandlungs- und Versorgungsgestaltung unmittelbar am Lebensende – dies unter besonderer Berücksichtigung der umfassenden Betreuung des sterbenden Neugeborenen, des sterbenden Menschen in seinen letzten Lebenstagen und -stunden wie auch der würdevollen Gestaltung des Übergangs vom Leib zum Leichnam. Teil VI greift Aspekte zum ethischen Diskurs in der Palliative Care auf. Die Versorgungsgestaltung wird an ausgewählten Beispielen unter besonderer Berück- sichtigung ethisch-moralischer Aspekte reflektiert und soll verdeutlichen, dass für den ethischen Diskurs in der würdevollen Gestaltung der letzten Lebensphase nicht nur eine ethische Grundhaltung, sondern auch und gerade ethische Rahmenbedingungen in der Organisation erforderlich sind. Nach Heller ist es die Organisationsethik, die es bei den Personen und in den Organisationen zu beachten und zu entwickeln gilt (Heller/Krobath, 2003). Teil VII wendet sich ausgewählten Zielgruppen zu, die zwar an einer unheilbaren Krankheit leiden, jedoch noch nicht durchgängig identifiziert wurden als betroffene Menschen, die sich oft schon über Jahre in einer klassischen Palliative-Care-Situation befinden. Die Herausforderung wird zukünftig sein, integrierte, zielgruppenorientierte Modelle und Versorgungsansätze aus dem Palliative-Care-Konzept zu entwickeln, welche sich nicht nur an den onkologischen Patienten ausrichten, sondern gleichermaßen allen betroffenen Menschen, die es brauchen, lebensförderliche Daseinsformen in ihrer jeweils eigenen Versorgungsrealität zu erschließen und mit ihnen vor Ort zu gestalten. Teil VIII beschreibt ausgewählte Zugänge und Methoden zur Versorgungsqualität in der Palliative Care. Dabei wurde bewusst darauf verzichtet, das Thema vom Qualitätsmanagement her aufzubereiten, sondern vielmehr – wiederum ausgehend vom Grundverständnis von Haltung und Kultur in der Palliative Care – Implikationen zur Versorgungsqualität und -gestaltung abgeleitet und reflektiert. Exemplarisch wurde diese Reflexion an drei ausgewählten Beispielen, der Perspektive von Public Health, der Patientenedukation und dem interRAI Assessment erschlossen. Mehrheitlich wurde bewusst die maskuline Schreibweise gewählt, es sind damit immer beide Geschlechter gewürdigt. Der erkrankte Mensch hat sich im Gesundheitswesen inzwischen verschiedenen Bezeichnungen unterwerfen müssen, mit denen einzelne Dienstleistungsorganisationen in zurückliegenden Zeiten die Zielgruppen ihres Behandlungs- und Versorgungsauftrags deklariert haben. So spricht man nicht mehr nur von Patientinnen, sondern auch – je nach Versorgungskontext – von Kundinnen, Klientinnen, Nutzerinnen, Co-Produzentinnen, Gästen etc. Im vorliegenden Lehrbuch wurde bewusst auf die Vielfalt der Terminologien verzichtet und mehrheitlich vom Kranken, vom Patienten oder betroffenen Menschen gesprochen. Der Begriff von Familie und Angehörige («unit of care») wird nach der WHO-Definition (1990) für Personen verwendet, die entweder mit dem erkrankten Menschen in einem verwandtschaftlichen Verhältnis stehen oder von ihm als ihm © 2006/2007 by Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, Bern Cornelia Knipping (Hrsg.): Lehrbuch Palliative Care, 2., durchgesehene und korrigierte Auflage 001_020_titelei.qxd 31.01.2007 7:58 Uhr Seite 19 Einführung in das Lehrbuch familiär zugehörig und angehörig benannt wurden. «The ‹unit of care› is thus the family rather than the patient alone» (WHO, 1990: 12). Somit wird hier von einem offenen Familienbegriff ausgegangen, bei dem allein die Sichtweise des Betroffenen richtungweisend ist, was er unter Familie versteht und welche Personen er als Familienmitglied erklärt. Mit dieser Einleitung soll das Fenster aufgestoßen werden zur «compassion» in der Palliative Care, welche ihre Authentizität und Integrität darin erweist, sich solidarisch einzusetzen für das umfassende Leiden des Anderen, die Autorität des Leidens anderer anzuerkennen und zu würdigen bis zuletzt (Metz, 2000). St. Gallen, im Mai 2006 Cornelia Knipping Verwendete Literatur Dörner, K.: Die Gesundheitsfalle. Woran unsere Medizin krankt. Zwölf Thesen zu ihrer Heilung. München, Econ 2003. Ewers, M.; Schaeffer, D. (Hrsg.): Am Ende des Lebens. Versorgung und Pflege von Menschen in der letzten Lebensphase. Huber, Bern 2005. Garder, J.: Hallo, ist da jemand? Deutscher Taschenbuch Verlag (dtv), München 1996. Gronemeyer, R.; Fink, M.; Globisch, M.; Schumann, F.: Palliative Care in Europa. In: Bundesarbeitsgemeinschaft Hospiz e.V. (Hrsg.): Helfen am Ende des Lebens. Hospizarbeit und Palliative Care in Europa. der hospiz verlag, Wuppertal 2004: 20–51. Haslbeck, J. W.; Schaeffer, D.: Palliative Care und Familie. Krankendienst, 79 (2006) 2: 33–41. Heller, B.; Heller, A.: Sterben ist mehr als Organversagen. In: Heller, B. (Hrsg.): Aller Einkehr ist der Tod. Interreligiöse Zugänge zu Sterben, Tod und Trauer. Lambertus, Freiburg i. Br. 2003. Heller, A.; Krobath, T. (Hrsg.): OrganisationsEthik. Organisationsentwicklung in Kirchen, Caritas und Diakonie. Lambertus, Freiburg i. Br. 2003. Heller, A.; Heimerl, K.; Husebø, S. (Hrsg.): Wenn nichts mehr zu machen ist, ist noch viel zu tun. Wie alte Menschen würdig sterben können. Lambertus, Freiburg i. Br. 2000, 2. A. Liesenfeld, S. (Hrsg.): Martin Buber: Alles wirkliche Leben ist Begegnung. Verlag Neue Stadt, München/Zürich/Wien 1999. Metz, J. B.: Zu einem Weltprogramm des Christentums im Zeitalter des Pluralismus der Religionen und Kulturen, In: Metz, J. B. (Hrsg.): Compassion. Weltprogramm des Christentums. Soziale Verantwortung lernen. Herder, Freiburg i. Br. 2000. Spirig, R.; Petry, H.; Kesselring, A.; De Geest, S.: Visionen für die Zukunft – Die Pflege als Beruf im Gesundheitswesen der Deutschschweiz. Pflege, 12 (2001) 3: 141–151. Steppe, H.: Quo vadis Fachpflege? Unveröffentlichtes Referat, Diakonisches Werk, Stuttgart 1996. WHO – World Health Organization: Definition of palliative care. Genf 2002 (www.who.int/cancer). WHO – World Health Organization: Cancer pain relief and palliative care. Report of a WHO Expert Committee. World Health Organization, Genf 1990. © 2006/2007 by Verlag Hans Huber, Hogrefe AG, Bern Cornelia Knipping (Hrsg.): Lehrbuch Palliative Care, 2., durchgesehene und korrigierte Auflage 19