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Landeshauptstadt München Referat für Bildung und Sport Sportamt ANLAGE 4 Spitzensport in München Grundlagen zur Erstellung eines Konzepts „Förderung des Spitzensports in München“ Landeshauptstadt München Schulreferat-Sportamt Verfasser: Michael Asbeck, Karl Käufler, Daniel Platzer Erstfassung November 2007, aktualisiert Juni 2011 Inhaltsverzeichnis Kapitel Seite Einleitung 4 1. Definitionen 5-8 1.1 1.2 1.3 1.4 1.5 Breitensport Nachwuchssport Leistungssport Spitzensport (Hochleistungssport) Fazit 6 6-7 7 8 8 2. Wirkungen des Spitzensports 9 - 14 2.1 2.2 2.3 2.4 Marketing für den Standort München Impulse für den Breitensport und die Gesundheit Soziale Wirkung / Vorbildwirkung Fazit 10 - 11 11 - 12 12 - 13 14 3. Sport in Deutschland 15 - 28 3.1 3.2 Organisation im Grundsatz Verbände und Vereine (Selbstverwaltung des Sports) 3.2.1 Deutscher Olympischer Sportbund (DOSB) 3.2.2 Organe des DOSB 3.2.3 Der organische Aufbau der Sportselbstverwaltung Öffentliche Hand (öffentliche Sportverwaltung) 3.3.1 Grundsätze der Förderung 3.3.2 Bund 3.3.3 Länder 3.3.4 Kommunen 3.3.5 Zusammenfassung Sportförderung in Deutschland 3.4.1 Spitzensportförderung 3.4.2 Nachwuchsförderung : Früh übt sich 3.4.3 Breitensportförderung Fazit 15 15 - 18 16 16 17 - 18 19 - 22 19 19 - 20 20 20 - 21 21 - 22 23 - 26 23 - 24 25 26 27 - 28 3.3 3.4 3.5 Diskussionspapier Spitzensport in München 2 4. Spitzensport in München / Bestandsaufnahme 29 - 34 4.1 4.2 4.3 4.4 4.5 4.6 4.7 4.8 Stützpunkte / Zentren / Sportstätten Kooperation Schule – Leistungssport Haus des Athleten Partnerhochschulen des Spitzensports Fachverbände / Sportvereine / Interessengemeinschaften Bundeswehr / Bundespolizei Veranstaltungen 1970 – 2010 Aktuelle Erfolge 29 - 30 30 - 31 31 31 32 - 33 33 33 - 34 34 5. Leistungen der Landeshauptstadt München 35 - 37 5.1 5.2 5.3 5.4 5.5 5.6 5.7 5.8 Beiträge zum Sportstättenbau Unterhalt von Sportstätten Bereitstellung von Sportstätten Zuschüsse für die Teilnahme an Bundesliga/Meisterschaften Partnerschule des Leistungssports Veranstaltungen Ehrungen und Empfänge Fazit – „was München leistet“ 35 35 - 36 36 36 37 37 37 37 6. Was kann eine Großstadt wie München tun ? 38 - 47 6.1 6.3 Nachwuchs-/Talentförderung 6.1.1 Altersgruppe 3 – 6 Jahre – Modellkindergärten 6.1.2 Kindersportschulen 6.1.3 Partnerschulen des Leistungssports 6.1.4 Auswahlinstrument – Talentsichtung Bereitstellung von Infrastruktur 6.2.1 Investitionen (Bau, Sanierung, Instandsetzung) 6.2.2 Unterhalt/Betrieb von Sportanlagen 6.2.3 Überlassung/Anmietung/Unterkünfte Veranstaltungen – Akquise, Zuschüsse 38 - 42 39 - 40 40 41 42 43 - 45 43 - 44 44 44 - 45 45 - 46 7. Städtevergleich 8. Stellungnahmen Dritter (Verbände, Vereine...) 9. Schlussfolgerungen Zukünftige Leistungen / Ausrichtung der Stadt München 6.2 Diskussionspapier Spitzensport in München 3 Einleitung Der Sport ist ein Kulturphänomen unserer Zeit. Er prägt unser Leben durch eine Vielfalt an Erscheinungsformen. Ein herausragender Stellenwert ist zweifelsohne dem Leistungssport beizumessen, der viele Menschen weltweit in seinen Bann zieht. Die Begeisterungsfähigkeit einer ganzen Nation für leistungssportliche Wettkämpfe wurde an der Fußballweltmeisterschaft 2006 deutlich und spricht für sich. Der Anspruch einer Großstadt, zugleich „Sportstadt“ zu sein, muss sich an den Chancen für sportliche Talente, an der Realität der Talentförderung und am Profil des Leistungs- und Spitzensports messen lassen. Als Olympiastadt ist München mit hohen Erwartungen auf nationaler und internationaler Ebene konfrontiert. Unbestreitbar ist das Prädikat „Fußballstadt“ angesichts der Bedeutung des Fußballsports im Amateurund Profibereich (höchste Mitglieder- und Zuschauerzahlen, höchstes Medieninteresse im Sportartenvergleich, höchste Wirtschaftsdaten in der Sportlandschaft). Ist München außer für den Fußball auch eine Hauptstadt des Spitzensports für andere Sportarten? Haben sportliche Talente hier eine angemessene Entwicklungschance? Für die Erarbeitung eines Grundlagenkonzeptes zur aktuellen Situation des Spitzensports in München sollen folgende Fragen beantwortet werden: Fragen Was ist Spitzensport ? Was leistet der Spitzensport für München ? Was muss München für den Spitzensport leisten ? Wo steht der Münchner Spitzensport ? Was leistet München für den Spitzensport ? Was kann München für den Spitzensport leisten ? Was soll München für den Spitzensport leisten ? Antworten Definitionen: Ziffer 1 Wirkungen: Ziffer 2 Strukturen/kommunale Aufgaben: Ziffer 3 Bestandsaufnahme: Ziffer 4 Leistungen der Stadt: Ziffer 5 Optionen der Förderung: Ziffer 6 Wunsch des Sports u. politischer Auftrag Die letzte Frage markiert das Ziel der weiteren Diskussion mit den Partnern des Sports, der Politik, den städtischen Beteiligungsgesellschaften und Referaten. Ergebnis könnte eine Art Zielvereinbarung zwischen Sport und Politik sein. Dieses Konzept soll hierfür Diskussionsstoff liefern. Diskussionspapier Spitzensport in München 4 1. Definitionen Die Leistung im Sport ist ein zentrales Motiv für das Sporttreiben, ein Erziehungsmittel und Erziehungsziel zugleich, von öffentlichem Interesse und in ihrer Ausprägung von unterschiedlicher Qualität. Das Streben nach persönlicher Höchstleistung als Einzelkämpfer oder im Team führt aus dem Breitensport durch planmäßigen und zielgerichteten Trainingsaufbau und Wettkämpfe über den Nachwuchssport (Grundlagen-, Aufbau- und Anschlusstraining) hinein in den Leistungssport und endet bei den begabtesten und motiviertesten Sportlern im Hochleistungs- und Spitzensport mit nationalen und internationalen Spitzenleistungen. Diese sportliche Laufbahn eines Spitzensportlers – vom Kind bis zum Erwachsenen – wird in der Sportwissenschaft als „Langfristiger Trainings- und Leistungsaufbau“ bezeichnet. Ziel des langfristigen Trainings- und Leistungsaufbaus ist die Vorbereitung sportlicher Spitzenleistungen im Höchstleistungsalter. Dabei kann der Breiten- und Nachwuchssport in der Praxis nicht völlig losgelöst vom Spitzensport betrachtet werden. Die Übergänge zwischen den Trainingsetappen sind fließend und der Spitzensport ist ohne den Sport an der Basis nicht denkbar – wie umgekehrt auch der Breitensport vom Spitzensport profitiert. Auch in der sportwissenschaftlichen Theorie gibt es keine klare Trennung und allgemein anerkannte Definition von Breiten-, Leistungs- oder Spitzensport. Grund dafür ist das heutige differenzierte Sportverständnis und die vielfältige und unterschiedliche Sportlandschaft, welche den Sportbegriff nicht mehr in eine einfache Definition fassen lässt. Die traditionelle Einheit des Sports, symbolisiert durch die Pyramide mit der Basis Breitensport und der Spitze Spitzensport, ist in den letzten Jahrzehnten in verschiedene Sportmodule zerfallen. Diese unterscheiden sich bezüglich Ausprägungsform, Sportverständnis, Wertestruktur und Organisationsform. (Vgl „Der Sport“ existiert heute nicht mehr: vom Pyramidenmodell zum differenzierten Sportverständnis. Lamprecht, 2002) Diskussionspapier Spitzensport in München 5 Um jedoch eine Grundlage für weitere Diskussionen zu haben und um Lösungsvorschläge für den Spitzensport in München erarbeiten zu können, wird im Folgenden der Versuch unternommen, ein gemeinsames Verständnis von den Bereichen Spitzensport, Leistungssport, Nachwuchssport und Breitensport zu erarbeiten. 1.1. Breitensport Der Begriff des Breiten- und Freizeitsports kann unter verschiedenen Gesichtspunkten betrachtet werden. Eine einheitliche Definition fehlt. Die Schwierigkeit einer realitätsnahen Abbildung des Sports macht ein kurzer Blick auf die publizierten Modelle (Pyramidenmodell, Duales Modell, Plurale Modelle) und Begrifflichkeiten deutlich (Quelle: Übersicht Dieckert et al. 2005). Wopp und Dieckert (2005) definieren den Breiten- und Freizeitsport als Sport für möglichst viele Menschen, der durch vielfältige Bewegungsantworten gekennzeichnet ist und ihn zum Sport für alle macht. In einem differenzierten Modell geht Wopp von einem weiten Sportverständnis aus, das Wettkämpfe auf unterem und mittlerem Niveau mit einschließt. Breiten- und Freizeitsport orientiert sich nicht nur an einem durch Leistung und Erfolgsstreben gekennzeichneten Sportverständnis, sondern an einer Vielfalt von Sportmotiven wie Spaß, Freude, Geselligkeit, Bewegungserfahrung, Offenheit etc.. Merkmale: Vielfalt der Sportmotive (Gesundheit, Freude, Spaß am Sport, Ausgleich zur Arbeit etc.) Begegnung und Gesundheit Integration (Einschluss aller Bevölkerungsgruppen) Vielfalt der Bewegungsformen, Abwechslung Lerngelegenheiten Offenheit und Flexibilität Lokale Ausrichtung Wettkampf ist sekundär (Quellen: Lamprecht und Stamm 2002) 1.2. Nachwuchssport Viele talentierte heranwachsende Sportlerinnen und Sportler betreiben ihre Sportart zielgerichtet, kontinuierlich, systematisch und wettkampforientiert. Dieser langjährige Trainingsprozess wird als Nachwuchstraining bezeichnet, hat perspektivischen Charakter und ist nicht vordergründig auf das Erreichen sportlicher Höchstleistungen in jüngeren Altersklassen gerichtet. Im Vordergrund steht die Erfüllung der inhaltlichen Ziele und Aufgaben der Trainingsetappen allgemeines Grundlagentraining, Grundlagentraining, Aufbautraining und Anschlusstraining. Das Nachwuchstraining ist vielseitig, entwicklungsspezifisch und hat Voraussetzungsfunktion für darauf aufbauende Trainingsziele im Spitzensport. Diskussionspapier Spitzensport in München 6 Das idealtypische Strukturmodell des langfristigen Trainings- und Leistungsaufbaus ist prinzipiell offen, um unterschiedlichen individuellen Entwicklungsverläufen gerecht zu werden (Quelle: Röthig 2003). Merkmale: Langjähriger Trainingsprozess Vielseitigkeit Perspektivischer Charakter Voraussetzungsfunktion für spätere Spitzenleistungen Orientierung an individuellen Entwicklungsverläufen Zunahme der Spezialisierung, des Trainingspensums und der Wettkampfanzahl Übergänge sind fließend Strukturmodell ist je nach Sportart variabel 1.3. Leistungssport Unter Leistungssport versteht man den mit dem Ziel der Erreichung einer persönlichen Höchstleistung betriebenen Sport. (Quelle: Röthig - Sportwissenschaftliches Lexikon) Der Leistungssportler hat ein festes Trainingsprogramm zur systematischen Steigerung der Leistungsfähigkeit mit regelmäßiger Wettkampfteilnahme. Die erreichte Leistung entspricht aber noch nicht nationalen oder internationalen Maßstäben." (Quelle: Wildor Hollmann) Der Leistungssport steht im klassischen Pyramidenmodell des Sports genau zwischen den beiden Bereichen Breitensport und Spitzensport. Das Leistungsniveau im Leistungssport steht einerseits über dem des Breitensports, wo die Leistungsziele frei gewählt werden können, andererseits ist dieses Niveau mit dem des Spitzensports kaum zu vergleichen, denn dort werden die Leistungsziele nicht vom Sportler bestimmt, sondern von außen diktiert. Ein Leistungssportler strebt nicht nach absoluten (nationalen oder internationalen) Höchstleistungen. Entscheidendes Kriterium für ihn ist „ein relativer Leistungsstandard, der sich an soziodemographischen Merkmalen wie Alter, Geschlecht, Beruf, Ausbildung etc. orientiert“. Merkmale: Wettkampf Selektion nach Leistung Spezialisierung auf bestimmte Sportarten Systematisches und kontinuierliches Training zur Verbesserung Tradition und Stabilität (festgelegte Spielregeln usw.) Nationale und internationale Ausrichtung Persönliche Leistungswerte (Quellen: Lamprecht und Stamm 2002) Diskussionspapier Spitzensport in München 7 1.4. Spitzensport (Hochleistungssport) Spitzensport ist national und international betriebener Wettkampfsport, der unter professionellen Bedingungen geplant und durchgeführt wird, mit dem Ziel der absoluten Höchstleistung. (Quelle: Röthig – Sportwissenschaftliches Lexikon) Im Spitzensport orientieren sich die Athleten in der Regel an den Fähigkeiten und Verhaltensweisen der Weltbesten. (Quelle: Röthig – Sportwissenschaftliches Lexikon) Merkmale: Nationale und internationale Spitzenleistungen Von der Umwelt festgelegte absolute Leistungen Erfolgsorientiert (WM-/EM-Titel, Olympiasieger) Professionelle Rahmenbedingungen Tägliches, zielgerichtetes und geplantes Höchstleistungstraining Nationaler und internationaler Wettkampfvergleich Umgangssprachlich wird der Begriff Leistungssport oft mit Spitzensport (auch Hochleistungssport) gleichgesetzt. Sportwissenschaftlich versteht man unter Hochleistungssport jedoch Leistungssport, der mit dem ausdrücklichen Ziel betrieben wird, Spitzenleistungen im nationalen und internationalen Maßstab zu erzielen. Die Ausübung des Hochleistungssports erfolgt i. d. R. in einem von nationalen und internationalen Sportverbänden organisierten und strukturierten Wettkampfsystem. An der Spitze dieses Wettkampfsystems stehen Weltmeisterschaften und Weltcup-Serien sowie in vielen Sportarten die Olympischen Spiele. Spitzensport ragt bundes- und weltweit aus der Sportlandschaft heraus und genießt höchste öffentliche Aufmerksamkeit. Um Berufssport handelt es sich dann, wenn Athletinnen und Athleten ausschließlich von ihrer Sportausübung und deren materiellen Rahmenbedingungen leben können. Berufssport ist immer Hochleistungssport, hingegen Hochleistungssport keinesfalls immer Berufssport (vgl. Hortleder 1978) Den einzelnen Trainingsetappen, dem Nachwuchs- und Spitzensport werden jeweils organisatorische Lösungen und Förderbedingungen zugeordnet (vgl. Ziffer 3 „Sport in Deutschland“). 1.5. Fazit Um das Wesen und den Nutzen von Spitzensport komplett zu erfassen, muss in einer erweiterten Diskussion der Nachwuchssport und der Leistungssport mit einbezogen werden. Diskussionspapier Spitzensport in München 8 2. Wirkungen des Spitzensports Muss eine Kommune tätig werden (s. Ziffer 3) ? Entstehen überhaupt gesicherte Wirkungen und – falls ja – entstehen diese nicht auch ohne Zutun der Kommune ? Zweifel sind zunächst verständlich : Erstens gibt es die tradierte Aufgabenverteilung zwischen der Sportselbstverwaltung und der öffentlichen Hand. Im Sinne der Autonomie des Sports und des Subsidiaritätsprinzips der Sportverwaltung („Hilfe zur Selbsthilfe“) könnte Zurückhaltung angezeigt sein. Zweitens besteht eine ebenso gewachsene Verteilung der Zuständigkeiten zwischen den öffentlichen Trägern (Bund, Länder, Kommunen). Folgerichtig wird in den zentralen Konzepten des DOSB zum Spitzensport ein beachtliches Netz an wesentlichen Partnern genannt, ohne die Kommunen explizit zu erwähnen. Da könnte schnell der Gedanke entstehen, dass eine Stadt sich im Bereich des Spitzensports zurückhalten und ihr Engagement auf die angestammten Bereiche des Breitensports konzentrieren sollte. Schließlich sind dort die sozialen Wirkungen „abzuholen“, die der Gesellschaft unmittelbar nutzen. Im Spitzensport hingegen profitieren – legt man den Nutzen der Athleten zugrunde – nur sehr wenige von den ohnehin hohen Geldern, die u.a. aus der Wirtschaft bereitgestellt werden. Natürlich ist diese Gedankenführung ungenügend: Zum einen hängen Breitensport und Spitzensport voneinander ab. Das gilt in beide Richtungen, denn es sind die Idole und deren Höchstleistungen, die einen Teil der Menschen, insbesondere viele Jugendliche, zum Nachahmen, also zum Sport animieren, ob sie nun in die Vereine gehen oder es auf eigene Faust ausprobieren (z.B. beim Triathlon oder auf einer Radtour). Zum anderen profitiert die ganze Stadtgesellschaft vom Spitzensport und seinen Gesichtern, wenn dies der Wirtschaft Impulse gibt und positiv zur Wertevermittlung beiträgt. „Das Staatswesen in der Bundesrepublik Deutschland braucht den Sport und die ihn tragenden Sportorganisationen, da sie für die Stabilisierung und Wohlfahrt der Gesellschaft gerade angesichts eines beschleunigten sozialen Wandels unverzichtbare Leistungen erbringt. Staatliche Förderung subventioniert nicht den individuellen Konsum, sondern unterstützt die gesellschaftspolitischen Effekte des Sports. Der Bund, die Länder und Kommunen richten ihre Politik auf die Entfaltung und Stärkung dieser positiven Funktionen. Die Erwartungen an die Leistungsfähigkeit des organisierten Sports sollten dabei aber realistisch bleiben und Überforderungen und Übertreibungen vermeiden. Der Sport kann aufgrund seiner gesellschaftspolitischen Bedeutung Beiträge leisten zur Bildung von Sozialkapital, zur sozialen Integration, zum bürgerlichen Engagement, zur Identifikation, zur Einübung sozialen Verhaltens, zur Anerkennung des Leistungsprinzips, zur Gesundheit sowie zur Entwicklungsbewältigung und Lebenshilfe.“ Diskussionspapier Spitzensport in München 9 Die These lautet : Nichts, weder die Innen- oder Außenpolitik, noch die Kultur und ihr plakativstes Spielfeld, das Showbusiness, wird in den Medien mehr konsumiert als der Spitzensport. Ob Fußball-WM, Champions League oder Bundesliga, Olympische Spiele oder Tour de France, Wimbledon oder Leichtathletik-WM : Mit dem Spitzensport lassen sich Botschaften wirkungsvoll vermitteln und das Image einer dynamischen, jugendlichen und wirtschaftlich starken Weltstadt wird gefördert. Allerdings : Es kommt auch hier auf das „Wie“ an. Nicht jeder Spitzensport(ler) ist förderlich. ..und so manche Wirkung entsteht vielleicht auch ohne die Idole. Mit diesen Fragen setzt sich das nachfolgende Kapitel auseinander. 2.1. Marketing bundesweit und für den Standort München Auf 30 Mrd. € wird der bundesweite Umsatz der Sportbranche (Sportartikelhersteller, Sportstätten) in Deutschland geschätzt. Er liegt damit z.B. über dem Wert der Textilbranche. Weitere ca. 8-9 Mrd. € fließen von Seiten der gesamten Wirtschaft in das Sportsponsoring, also in die Unterstützung von Aktiven, Veranstaltungen und Projekten des Sports. Der Sport, und hier fast ausschließlich der Spitzensport, erhält damit den Löwenanteil der Sponsoringbudgets (ca. 70 %) und rangiert klar vor der Kultur, der Umwelt, der Gesundheit und dem Sozialbereich als weitere Sponsoringadressaten. Alleine dies belegt, dass sich die Unternehmen aus der Verbindung mit dem Spitzensport und seinen populären Personen eine erhebliche Wirkung für ihre Produkte und Marken erhoffen. Ein ähnlicher Mechanismus greift in Bezug auf das Image einer Stadt. Zum weltweiten Bild von München und seiner hohen Lebensqualität hat neben dem schönen Stadtbild, dem kulturellen Erbe (Tradition !) und der günstigen geografischen Lage auch die jahrzehntelange Sporthistorie beigetragen. Unter den Assoziationen zu München dürften bei einer Umfrage im Ausland die Stichworte Olympia und FC Bayern ähnlich häufig fallen wie die zum Oktoberfest und den benachbarten Alpen. Kurz-, mittel- und langfristig profitiert der Standort München in vielerlei Hinsicht : Von den Wahrzeichen der Infrastruktur im Olympiapark oder nun rund um die neue Arena über zahlreiche Aufträge auch an Münchner Unternehmen bis hin zum Tourismusgewerbe, insbesondere der Hotellerie, den Gaststätten und dem Einzelhandel. Im bekannten Kreislauf fließen die Erträge teilweise wieder dorthin zurück, wo die Impulse gesetzt werden, z.B. durch die Steuern wieder in die öffentlichen Haushalte, über das Sponsoring direkt in den Sport oder gar durch die Idole selbst in soziale Projekte (siehe Ziffer 4.3). Prägnante Beispiele für die wirtschaftliche Wirkung : Insbesondere die Sportindustrie hat durch den Boom mancher Sportarten massive Impulse erhalten, nachdem Spitzensportler außergewöhnlich erfolgreich waren. Am extremsten waren die Verkaufszahlen zum Tenniszubehör ab Mitte der 80er Jahre (Becker, Graf, Stich) und zu Radsportartikeln ab 1996 (Zabel, Ullrich). Diskussionspapier Spitzensport in München 10 2.2. Die Fußball-WM 2006 hat deutlich stärkere volkswirtschaftliche Wachstumseffekte ausgelöst, als zunächst erwartet worden war. Dem Bericht des Bundesinnenministeriums und Daten des Statistischen Bundesamts zufolge ist die positive gesamtwirtschaftliche Entwicklung insbesondere im II. Quartal 2006 u.a. auf die WM zurückzuführen, und zwar sowohl was das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts als auch die Situation am Arbeitsmarkt betrifft. Alleine der Einzelhandel verbuchte vor, während und nach der WM ein Plus von zwei Milliarden Euro. Anlässlich der Leichtathletik-EM 2002 wurden geschätzte 30 Mio. € in München umgesetzt. Auch hier kommt der Imagegewinn für die Stadt durch die weltweite Berichterstattung hinzu. Anläßlich des Medien-Marathons in München haben zuletzt im Jahr 2010 ca. 13.000 Teilnehmer/-innen ca. 13 Mio. € in München „verkonsumiert“. Analysen anderer Großereignisse bestätigen, dass zumindest kurzfristige ökonomische Wirkungen sportlicher Großereignisse entstehen (z.B. Special Olympics in Karlsruhe und Bremen und Leichtathletik-WM 2009 in Berlin). Impulse für die Förderung des Breitensports und der Gesundheit Für die Aufgabenstellung der Kommune ist der Spitzensport auch dann ein wirksames Handlungsfeld, wenn er zum Nachahmen anregt und das Bewegungsverhalten der eigenen Bevölkerung steigert. Oft gelingt dies durch medienwirksame Impulse des Spitzensports schneller und wirkungsvoller als durch die begrenzten Möglichkeiten des Breitensports zur Mitgliederwerbung. Beispiele : Fußballgroßereignisse kurbeln seit Jahren die Mitgliedergewinnung der Vereine im Nachwuchsbereich an. Obwohl mit Blick auf die demografische Entwicklung schon vor 10 Jahren ein Mitgliederrückgang im Jugendbereich vorhergesagt wurde, ist der Jugendanteil vieler Breitensportfußballvereine weiter gestiegen und erreicht in Einzelfällen 80 % der Gesamtmitgliederanzahl. Im Mädchen- und Frauenfußball sind die Steigerungsraten noch deutlicher : Binnen 13 Jahren ist die Zahl der Mannschaften in Bayern von ca. 200 auf über 800 angewachsen. Dabei kann es dahingestellt bleiben, ob die Sogwirkung auf einen Michael Ballack oder eine Birgit Prinz zurückzuführen ist, weil hier überregionale Erfolge wirksam sind. Allerdings kann eine Entwicklung noch weiter forciert werden, wenn das Signal von „local heroes“ ausgeht. Gerade in München ist dies durch Philip Lahm (FT Gern) und Bastian Schweinsteiger der Fall. Im Radsport ist ein Boom beim Kauf von Fahrrädern aller Art, gerade aber im Rennradbereich, nicht zufällig deckungsgleich mit den Leistungshöhepunkten von Ullrich, Zabel, Klöden und Co seit 1995. Auf den Spuren der Stars heißt auch hier das Motto. Erstaunlich sind die Teilnehmerzahlen größerer „Jedermann-Rennen“, die seither bundesweit entstanden sind. Bei den Vattenfall Cyclassics in Hamburg bestreiten knapp 20.000 Menschen Rennen über verschiedene Strecken (60 km bis 170 km). Die Verkaufs- und Teilnehmerzahlen sind trotz der Dopingskandale kaum zurückgegangen. Diskussionspapier Spitzensport in München 11 Der Tennis-Boom der 80er Jahre wurde von den Erfolgen der Stars Boris Becker, Steffi Graf und Michael Stich ausgelöst und ist mit deren Abgang von der internationalen Szene zusammengebrochen. Das Auf und Ab von Sportartikelverkaufszahlen, Aktivenzahlen und die Entstehung von Tennisanlagen waren auch hier Indikatoren dafür, dass der Spitzensport nicht nur die Einschaltquoten, sondern auch die Aktivität des Einzelnen erhöht. Damit ist nicht gesagt, dass jede spitzensportliche Leistung Impulse für den Breitensport setzt oder dass eine breitensportliche Entwicklung Vorbilder aus dem Spitzensport braucht. Gegenbeispiele : 2.3. Erfolgreiche deutsche Sportler/-innen gibt es in großer Zahl. Alleine die Medaillenausbeute bei Olympischen Spielen belegt, dass trotz Globalisierung und höherer Leistungsdichte eine Vielfalt von Erfolgen möglich ist. Aber weder in den Wintersportarten (insb. Eisschnelllauf, Langlauf, Biathlon, Ski Alpin) noch in den Sommersportarten (Hockey, Kanu, Rudern, Leichtathletik, Judo...) haben Erfolge zu eindeutigen Impulsen für den Breitensport in München geführt, am ehesten zeichnet sich dies noch im Langlauf (Tobias Angerer, Axel Teichmann, Evi Sachenbacher-Stehle), im Eishockey (Nationalmannschaft, WM 2010 und 2011) und im Basketball (Nowitzki) ab. Dagegen gibt es erfreuliche Steigerungen in der Aktivenzahl in Sportarten, denen kein spitzensportlicher Impuls durch Superstars vorausging : Laufen, Nordic Walking, Klettern, verschiedene Kampfsportarten, Skaten und Fitness- bzw. Gymnastikvarianten, oft in Verbindung mit Tanz, sind die beliebtesten Bewegungsformen/Trends der letzten 10 - 20 Jahre. Soziale Wirkung / Vorbildwirkung Sport wird vielfach als sozialer Kitt unserer Gesellschaft beschrieben. Gerade durch das gemeinsame Sporttreiben kann Sport ungezwungen zu einer gelebten Integration beitragen, die sonst nicht ohne Weiteres oder nur mit größerem Aufwand gelingt. Sport ist aber auch nicht per se „heilsam“. Vielmehr kommt es auf das „Wie“ an : Die Einbindung von Jugendlichen in sozial schwierigen Lebenslagen, von Menschen mit Migrationshintergrund, von Menschen mit Behinderung oder von älteren Personen setzt voraus, dass die Ausübung der gewünschten Bewegungsform nach den sehr differenzierten Ansprüchen der Menschen gestaltet wird. Was kann der Spitzensport hier beitragen ? Wirkungen durch den Sport und seine Regeln Der Nutzen des Spitzensports kann auch hier aus seiner Medienwirksamkeit entstehen. Wenn der Spitzensport Werte vorlebt, kann er zweierlei erzeugen : Den Anreiz, Sport auszuprobieren und das Bewusstsein für die Werte selbst. Diskussionspapier Spitzensport in München 12 Beispiele : Das selbstverständliche Miteinander verschiedener Kulturen/Nationalitäten im Mannschaftssport erzeugt Toleranz auch im eigenen Umfeld. Fußball-, Handball oder Basketballmannschaften der großen Vereine sind längst multikulturell besetzt. Vorbildliches Verhalten im Sport kann Werte vermitteln : Durch einfache Gesten wie das Shake-Hands vor und nach dem Spiel oder die Entschuldigung nach dem Foul wird Fairness dokumentiert, aber auch die Akzeptanz von Niederlagen. Der Einsatz für den Mitspieler dokumentiert Teamgeist. Manche Sportarten wie z.B. Judo haben ganz feste Regeln in Bezug auf das Benehmen im und rund um den Kampf, die den Respekt vor dem Gegner in den Vordergrund stellen. Die Gefahr einer negativen Wirkung ist jedoch nicht geringer als die Chance zur positiven Wertevermittlung. Dies ist meist dem hohen Leistungsdruck aufgrund extremer Geldsummen und enormer medialer Aufmerksamkeit zuzuschreiben. Gegenbeispiele : Leistungsmanipulation durch Doping, zuletzt speziell in populären Sportarten (Rad, Leichtathletik, Ski-Langlauf). Betrugsfälle im Fußball (Wettskandale, Schiedsrichterbestechung). Tätlichkeiten, Beleidigungen, Provokationen, versteckte Fouls, Schauspielerei, Gemecker zur Beeinflussung der Schiedsrichter und der Zuschauer. Wirkungen durch die Sportler/-innen Spitzensportler/-innen können durch ihre Karriere enorm profitieren. In vielen Fällen erkennen sie ihre Verantwortung als Vorbild und geben während und außerhalb der eigenen Laufbahn etwas an die Gesellschaft zurück. Sie tragen bisweilen durch ihr soziales Engagement zur konkreten Unterstützung von Menschen und gleichzeitig wieder zur Wertevermittlung bei (Hilfsbereitschaft, Verantwortlichkeit). Beispiele : Unicef-Botschafter aus dem Sport (Boris Becker, Steffi Graf) Franz-Beckenbauer : Stiftung für Menschen in Notlagen, Beteiligung an Aktionen der Welthungerhilfe FC Bayern München : Gründung eines Vereins für diverse Sozialprojekte Christian Tröger und Caroline Casaretto : Patenschaften für die Bewegungsentwicklung der Münchner Kinder Rosi Mittermaier und Christian Neureuther : Als engagierte Gallionsfiguren für sozialverträglichen und gesunden Sport Boris Becker als Pate von „fit4future“ : Sportgeräte für 50 Münchner Schulen Oliver Kahn als Pate von „buntkicktgut“ (interkulturelle Straßenfußballliga) Diskussionspapier Spitzensport in München 13 2.4. Fazit Der Spitzensport kann erheblich zur ökonomischen und sozialen Entwicklung einer Gesellschaft beitragen. Es gibt aber auch bedeutende andere Einflussgrößen (z.B. Förderung einer Sportart durch die Industrie aus kommerziellen Gründen) und Motive, die das Bewegungsverhalten der Bevölkerung beeinflussen : Gesundheitsbewusstsein, Abenteuer, soziale Bedürfnisse z.B. nach Gemeinschaft, Durchsetzen/Behaupten, Ungebundenheit, zeitliche Flexibilität. ...und nicht jeder Spitzensport ist per se nützlich und wirkungsvoll für die Stadtgesellschaft. Stars erzeugen und steigern die Popularität von Sportarten. Eine verlässliche Impulswirkung für den Breitensport ist jedoch nicht immer festzustellen. Wenn diese Wirkung eintritt, kann eine Identifikation mit lokalen Größen nützlich sein, ist aber keine zwingende Voraussetzung. Oft wirkt die „Strahlkraft“ bundesweit (s. Nowitzki im Basketball, Kaymer im Golfsport, Angerer & Co. Im Langlauf). Wenn der Spitzensport genutzt werden soll, um den Breitensport zu fördern, braucht es den differenzierten und sportartenbezogenen Blick auf die Person und ihr Verhalten, die Leistung, ihre Medienwirksamkeit, die tatsächliche Perspektive (Zielgruppe ?), die Finanzierbarkeit des Sports, das Vorhandensein von Infrastruktur und auf die Notwendigkeit eines Vorbilds. Eine Unterstützung des Spitzensports ist nur sinnvoll, wenn Nachahmen möglich ist. Es gilt also laufend darauf zu achten, welche konkreten lokalen Potenziale in den jeweiligen Sportarten liegen und ob diese mit der Signalwirkung des Spitzensports wirkungsvoll ausgeschöpft werden können. Diskussionspapier Spitzensport in München 14 3. Sport in Deutschland 3.1. Organisation im Grundsatz Den organisatorischen Rahmen des Sports in Deutschland setzen die öffentliche Sportverwaltung (Bund, Länder und Kommunen) und die Selbstverwaltung des Sports (DOSB, Verbände und Vereine). Die traditionellen Sportvereine sind schon lange nicht mehr die einzigen Sportanbieter, denn immer mehr kommerzielle Anbieter im Bereich Sport, Gesundheit, Fitness und Wellness treten auf den Markt und erreichen eine große Zielgruppe sportbegeisterter Menschen. Das größte Wachstum hat jedoch in den letzten Jahren das selbstorganisierte Sporttreiben zu verzeichnen. Angenommen wird beispielsweise, dass es in Deutschland ca. 10 Mio. Personen gibt, die regelmäßig joggen. Die Zahl der Inline-Skater wird auf 8 Mio. geschätzt. Damit übersteigt die Zahl der Jogger und Inline-Skater die Zahl der aktiven Fußballspielerinnen und –spieler. Für den DOSB, die Verbände und Vereine gilt der Grundsatz der Autonomie des Sports, also der eigenverantwortlichen Zuständigkeit für ihre Strukturen und ihr Handeln. Für die öffentliche Sportverwaltung gilt der Grundsatz der Subsidiarität der Sportförderung, d.h. die öffentlichen Träger sollen fördernd in den Sport nur eingreifen, wenn die Sportorganisationen und/oder andere Träger ein erforderliches Angebot nicht schaffen. Es soll im Folgenden Aufschluss gegeben werden über die Strukturen, die Aufgaben und über das Zusammenwirken der beiden Bereiche in Bezug auf den (Spitzen)Sport. 3.2 Verbände und Vereine (Selbstverwaltung des Sports) Das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland garantiert die freie Entfaltung der Bürger dieses Landes. Auch im Sport bestimmen die Bürger selbst darüber, in welcher Weise sie sich sportlich betätigen und in welcher Form und Gruppe sie sich zu diesem Zweck zusammenschließen wollen. So entstand die unabhängige Turn- und Sportbewegung, die unter dem Begriff der sportlichen Selbstverwaltung in das Bewusstsein des Volkes eingegangen ist. Die organisatorische Zusammenfassung der Vereine und Spitzenverbände unter einem Dach führte im Jahr 1950 zur Gründung des Deutschen Sportbundes: Zum ersten Mal gab es damit eine freie Organisation, in der alle Turn- und Sportvereine vereinigt waren. Nach der politischen Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten erfolgte auch die Vereinigung der deutschen Sportorganisationen. Heute gehören dieser unabhängigen Sportbewegung über 30% der gesamten Bevölkerung an. Diskussionspapier Spitzensport in München 15 3.2.1 Deutscher Olympischer Sportbund (DOSB) Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) ist als neue Dachorganisation seit Mai 2006 die Verschmelzung von Deutschem Sportbund (DSB) und Nationalem Olympischen Komitee (NOK). Er ist damit national und international die einzige Vertretung des deutschen Sports und übt gegenüber dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) die Funktion eines NOK aus. Motto: „Aus einer Hand - mit einer Stimme“. Der DOSB – ebenso wie der frühere DSB - ist geschaffen worden, um alle erforderlichen gemeinsamen Maßnahmen zur Förderung des Sports zu koordinieren, die gemeinschaftlichen Interessen seiner Mitgliedsorganisationen gegenüber dem Staat und der Öffentlichkeit zu vertreten und alle überfachlichen Fragen im In- und Ausland zum Wohle des deutschen Sports regeln zu können. Dabei geht es ihm zum Beispiel um die wachsende Bedeutung des Sports in der Gesellschaft, die Interessenvertretung der Sportvereine gegenüber Bund, Ländern und Gemeinden, die Verbesserung des Sports in den Schulen und Hochschulen etc. 3.2.2 Die Organe des Deutschen Olympischen Sportbundes Mitgliederversammlung (Bundestag) Das entscheidende Wahlgremium und das oberste Organ des DOSB ist die Mitgliederversammlung. Sie hat 473 Stimmen. Die Mehrheit davon (225) stellen die 33 olympischen Spitzenverbände, 159 die 16 Landessportbünde, 44 die 23 nichtolympischen Spitzenverbände, 19 die Sportverbände mit besonderen Aufgaben, 15 die Persönlichen Mitglieder und 11 das Präsidium. Gemäß den Satzungen des IOC muss der olympische Sport über die Mehrheit in der Mitgliederversammlung verfügen. Das Präsidium Das Präsidium ist die Exekutive und das Führungsgremium des DOSB. Es ist u.a. verantwortlich für eine wirksame Vertretung der deutschen Sportbewegung nach innen und außen. Präsident ist seit dem 20. Mai 2006 Dr. Thomas Bach. Es gibt Vizepräsidenten für den Leistungssport, für den Breitensport/Sportentwicklung, für die Wirtschaft und die Finanzen, für die Bildung und die Olympische Erziehung sowie für Frauen und Gleichstellung. Bereiche / Bundesausschüsse Für die fachlichen Aufgaben werden im DOSB die beiden Bereiche Leistungssport und Breitensport sowie Bundesausschüsse (Bildung, Frauen im Sport, Recht, Steuern und Versicherungen, Finanzen sowie Umwelt und Sportstättenentwicklung) tätig. Der Aufgabenbereich Jugendarbeit im Sport wird von der Deutschen Sportjugend, als Jugendorganisation des DOSB, wahrgenommen. Diskussionspapier Spitzensport in München 16 Der DOSB zählt heute rund 27 Millionen Mitglieder in mehr als 90.000 Sportvereinen. Er ist die größte Personenvereinigung und gleichzeitig die größte Sportorganisation der Welt. Zu den Mitgliedsorganisationen im DOSB gehören: 16 Landesverbände 60 Spitzenverbände (33 olympische und 27 nichtolympische) 19 Verbände mit besonderen Aufgaben (z.B. Dt. Behindertensportbund). Der DOSB ist Beratungs- und Servicestelle seiner organisatorisch, finanziell und fachlich selbstständigen Mitgliedsorganisationen und hat folgende Schwerpunktaufgaben: Breitensport: „Sport für alle“ – möglichst vielen Menschen unabhängig von Alter, Geschlecht, sozialer Herkunft und Religion den Zugang zum Sport ermöglichen. Leistungssport: Förderung des modernen, humanen Spitzensports und Kampf gegen Doping. Entsendung und Betreuung der Olympiamannschaften. Interessenvertretung der Mitgliedsorganisationen gegenüber Europäischer Union, Ländern und Gemeinden etc. Der DOSB finanziert sich aus Mitgliedsbeiträgen, Projektmitteln für den Spitzensport aus dem Bundeshaushalt, Lotterieeinnahmen sowie Vermarktungslizenzen. 3.2.3 Der organische Aufbau der Sportselbstverwaltung Spitzenverbände (Bundesfachverbände) Die Landesfachverbände sind in den Spitzenverbänden zusammengeschlossen. Sie sind gegenüber dem DOSB autonom, regeln alle grundsätzlichen, übergeordneten und nationalen Angelegenheiten in ihrer Sportart und vertreten sie im internationalen Bereich. Sie veranstalten die deutschen - ggf. auch die internationalen Meisterschaften, wählen die Vertretungen für internationale Wettkämpfe, fördern die Spitzenathleten, unterstützen ihre sportliche Laufbahn umfassend und erstellen sportartspezifische Konzepte. Die Spitzenverbände verfügen teils über eigene Sportstätten und beschäftigen die Bundestrainer/-innen. Landessportverbände Parallel zur fachlichen Gliederung des deutschen Sports in den Spitzenverbänden gibt es noch eine regionale überfachliche Organisation. Alle Sportvereine eines Bundeslandes bilden – unabhängig von ihren Sportarten – wiederum Landessportverbände. Angesichts der föderalistischen Struktur der Bundesrepublik Deutschland mit der bei den Ländern liegenden Kulturhoheit haben die Landessportverbände eine Reihe überfachlicher Aufgaben: Vertretung der Interessen der Sportvereine auf Landesebene gegenüber den politischen Institutionen, Förderung der Ausbildung und Bezahlung von Übungsleitern, Förderung des Sportstättenbaus, Regelung des Versicherungsschutzes, Entwicklung von sozialen Projekten etc. In der Regel heißen diese überfachlichen Organisationen Landessportbund (z.B. LSB Nordrhein-Westfalen, Bremen...), in Bayern ist dies der Bayerische LandesSportverband (BLSV). Diskussionspapier Spitzensport in München 17 Landesfachverbände Mitglieder in den deutschen Spitzenverbänden und i.d.R. auch im Landessportverband sind die (sportartenbezogenen) Landesfachverbände. Die Vereine wiederum sind Mitglieder der Kreis-, Bezirks- und Landesfachverbände, deren Sportarten sie betreiben. Die Landesfachverbände haben hauptsächlich die Aufgabe, den Sportbetrieb innerhalb ihrer Bereiche zu organisieren. Neben der Durchführung der Wettkämpfe obliegen ihnen noch andere wichtige Aufgaben wie Talentsuche und –förderung, die Abhaltung von Lehrgängen, die Einrichtung und der Unterhalt von Landesleistungszentren mit Landestrainern, die Intensivierung der Breitensport-Programme in den Vereinen sowie die Führung und Verwaltung des Verbandes und seiner Organe. Vereine Das Rückgrat und die aktive Basis des deutschen Sportsystems sind die rund 90.000 Sportvereine mit mehr als 27 Millionen Mitgliedern. Damit sind die Sportvereine mit Abstand die größten Sportanbieter in Deutschland. In Deutschland übernehmen 2,2 Millionen Menschen freiwillige, ehrenamtliche Arbeiten und Aufgaben im Sportverein. Ihr Einsatz schafft einen enormen Gewinn an Lebensqualität in unserer Gesellschaft und sichert die Zukunft der Sportvereine. Den Ehrenamtlichen verdankt der organisierte Sport seinen hohen gesellschaftlichen Rang und seine Unabhängigkeit. Es ist die Aufgabe des Staates, dieses Engagement gezielt zu stärken und zu fördern. Denn noch immer ist es der absolute Regelfall, dass große Karrieren im Spitzensport ihren Anfang im Verein und der dortigen frühen individuellen Förderung genommen haben. Diskussionspapier Spitzensport in München 18 3.3 Öffentliche Hand - Bund, Länder, Kommunen (öff. Sportverwaltung) Der Leistungs- und Spitzensport als kleiner, aber wichtiger Teil des Sportsystems ist oft das Aushängeschild von Kommunen, Ländern und der Bundesrepublik Deutschland. Die Spitzensportlerinnen und -sportler übernehmen in unserer Gesellschaft durch ihr Bekenntnis zu Leistungsbereitschaft, Engagement, Ausdauer, Disziplin, Teamgeist und Verlässlichkeit eine wichtige Vorbildfunktion. Diese sozialen Fähigkeiten und Werte bereichern unser gesellschaftliches Miteinander und stärken unsere im Wettbewerb stehende Gesellschaft. Der Spitzensport bietet zudem die Chance zur nationalen und internationalen Repräsentation des Bundes, der Länder und der Kommunen und ist heute unbestritten mit all seinen Bezugspunkten (Eintrittsgelder, Tourismuszahlen, Merchandising, Werbung, Sportartikel etc.) ein Wirtschaftsfaktor ersten Ranges. Im Einzelnen s. Ziffer 2. 3.3.1 Grundsätze der Förderung Die Förderung des Sports gehört zu den Ordnungsaufgaben des Staates. Die ideelle und materielle Förderung des Sports wird durch die öffentlichen Hände koordiniert und basiert auf folgenden Grundsätzen: Autonomie des Sports: Es ist die Stärke des deutschen Sports, dass er sich selbst organisiert und seine Angelegenheiten in eigener Verantwortung regelt. Subsidiarität der Sportförderung: Eine Förderung durch die öffentlichen Hände setzt dort ein, wo die eigenen Kräfte und notwendigen Mittel des Sports nicht ausreichen, ihm zugefallene gesellschaftliche Aufgaben zu erfüllen. Die enge Zusammenarbeit auf partnerschaftlicher Grundlage zwischen den staatlichen Organen und den Organisationen des Sports ist Voraussetzung für eine wirksame Förderung des Sports. Die Zuständigkeit des Bundes für die Sportförderung ist im Grundgesetz nicht ausdrücklich geregelt. Sie gehört zur gesetzesfreien Verwaltung. Nach Art. 30 GG liegt die Zuständigkeit für die Förderung des Sports grundsätzlich bei den Ländern. Aufgrund des föderalistischen Aufbau der Bundesrepublik Deutschland passen sich jedoch Fördermaßnahmen den jeweiligen Kompetenzen der verschiedenen Träger der öffentlichen Sportförderung (Bund, Länder und Kommune) an. Im Rahmen von Verwaltungsvereinbarungen von Bund und Länder über die Finanzierung öffentlicher Aufgaben haben sich sogenannte „ungeschriebene Bundeskompetenzen“ und Finanzierungszuständigkeiten entwickelt. 3.3.2 Bund Obwohl das Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland keine ausdrückliche Kompetenz des Bundes für die Sportförderung enthält und dies grundsätzlich in die Zuständigkeiten der Länder fällt (Art. 30 GG), ergeben sich dennoch Zuständigkeiten für Teilbereiche des Sports auf Grund der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichtes. Diskussionspapier Spitzensport in München 19 Maßnahmen und Aufgaben, die für das Bundesgebiet als Ganzes von Bedeutung sind, besonders repräsentativen Charakter haben und nicht nur durch die Länder allein wirksam gefördert werden können, fallen in die Verantwortung des Bundes. Durch diese Kompetenzzuordnung konzentriert sich der Bund in erster Linie auf die Förderung des Hochleistungssports (Spitzensports), die internationalen Beziehungen und auf herausragende breitensportliche Aktivitäten von gesamtstaatlichem Interesse. Der erste Platz in der Nationenwertung bei den Winterspielen 2006 in Turin und 2010 in Vancouver und viele weitere internationalen Erfolge deutscher Athletinnen und Athleten unterstreichen die Effektivität und Effizienz des deutschen Spitzensportsystems. Der Bund ist dabei seit Jahren mit Abstand der größte Förderer des Spitzensports in Deutschland. In den Jahren von 2007 bis 2011 sind dafür rund 900 Millionen Euro vorgesehen bzw. schon ausgegeben worden. Das Bundesinstitut für Sportwissenschaft (BISp) wurde 1970 als nicht rechtsfähige Bundesanstalt im Geschäftsbericht des Bundesinnenministeriums (BMI) errichtet. Seine Kernaufgabe ist die Förderung der wissenschaftlichen Zweckforschung auf dem Gebiet des Sports, mit Schwerpunktsetzung im Spitzensport. Neben dem BMI nehmen zahlreiche weitere Bundesministerien weitere Aufgaben der Sportförderung wahr (z.B. Auswärtiges Amt, Bundesministerium für Finanzen, Bundesministerium für Arbeit, Bundesministerium für Verteidigung etc.). Beim BMI liegt die Koordination innerhalb der Bundesregierung wie auch die Zusammenarbeit mit dem Sportausschuss des Deutschen Bundestages, den Ländern und der Sportministerkonferenz der Länder (SMK), den Kommunalen Spitzenverbänden (Sportausschuss, Arbeitsgemeinschaft deutscher Sportämter) sowie der Selbstverwaltung des Sports. 3.3.3 Länder Die eigentliche Zuständigkeit für den Sport liegt im Rahmen der Kulturhoheit bei den Ländern. Während sich der Bund nur auf bundeszentrale Maßnahmen beschränkt, wirkt sich die Sportförderung in den Ländern bis auf den einzelnen Verein aus: u.a. durch Übungsstättenbau und -unterhalt, Sportgerätebeschaffung, Zuschüsse zur Sportunfallversicherung, Ausbildung und Bezahlung von Übungsleitern, Vereinsservice, Förderung des Nachwuchs- und Leistungssports, wichtige Entwicklungen des Sports in Schule und Hochschule. 3.3.4 Kommunen Die Sportförderung durch die Kommunen hat in den letzten Jahren eine überaus große Ausweitung erfahren. Der Grund für dieses kommunale Engagement ist in der Erkenntnis zu suchen, dass sportliche Betätigung in ganz hervorragender Weise der Erhaltung von Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Bügerinnen und Bürger dienen kann. Diskussionspapier Spitzensport in München 20 Dies hat seinen Ausdruck bereits in den „Leitsätzen für die kommunale Sportpflege“ vom 9. Oktober 1958 gefunden. Diese Leitlinie kommunaler Sportpolitik hat durch die Empfehlung des Präsidiums des Deutschen Städtetages vom 11. Dezember 1969 zur Förderung des Leistungssports eine Ergänzung erfahren. Diese Empfehlung geht zwar davon aus, dass nach wie vor der Breitensport unter dem Gesichtspunkt der Gesundheit der Bevölkerung an erster Stelle der kommunalen Sportförderung steht, dass aber auch der Spitzensport ein Mittel sein kann, noch mehr Menschen dem Freizeitsport zuzuführen. Darüber hinaus soll jedoch die kommunale Sportförderung des Spitzensports im örtlichen Bereich die Talentsuche und – förderung der Sportvereine und –verbände ergänzen. Zuletzt hat der Sportausschuss des Deutschen Städtetages 2004 ein Positionspapier „Sport in der Stadt“ verabschiedet, das im Rahmen der Diskussion „Zukunft der Stadt“ als Leitfaden für die kommunale Sportpolitik dienen soll: „Unbeschadet der primären Verantwortung des Bundes und der Länder unterstützen die Städte neben dem Breitensport – in erster Linie wegen seiner Vorbild- und Anreizfunktion für die Jugend – den Leistungs- und Spitzensport. Der Bau und der Unterhalt von Sportanlagen, die Bereitstellung von Sportinfrastruktur zu angemessenen Bedingungen, die Unterstützung des Schulsports und die Förderung (breiten-) sportlicher Aktivitäten, insbesondere in den gemeinnützigen Vereinen, stellen die Schwerpunkte der kommunalen Sportpolitik dar“. Auf der Ebene der Kommune kommt es auf eine wirkungsvolle Koordination aller mit den Fragen der Gesundheit, Jugend, Sport und Soziales befassten Stellen der öffentlichen Verwaltung an. Vereine und Verbände können durch weitsichtige Zusammenarbeit z.B. bei Planung, Bau und Nutzung der Sportstätten dazu beitragen ihre Situation zu verbessern und den Verein langfristig zukunftsfähig zu machen. Denn schließlich ist es eine der Hauptaufgaben der Kommunen, Sportplätze, Turnhallen und Bäder gegen geringe Gebühren oder teilweise kostenlos zur Verfügung zu stellen oder in Vereinsverantwortung zu übergeben. Darüber hinaus sind vielfältige finanzielle Zuschüsse für die Vereinsmitglieder und die Übungsleiter überlebensnotwendig für die Vereine. 3.3.5 Zusammenfassung Bund, Länder und Kommunen teilen sich die Aufgaben der öffentlichen Sportverwaltung im Sinne der verfassungsrechtlichen Kompetenzen: Bund : Länderübergreifende Aufgaben mit besonders repräsentativem Charakter, insbesondere die Förderung des Spitzensports. Länder : Nach Art. 30 des Grundgesetzes im Grundsatz mit der Sportförderung betraut. Hierzu gehören die Förderung des Schulsports, des Breiten- und Freizeitsports, der Sportstättenbau, aber auch eine unterstützende Zuständigkeit für den Spitzensport. Diskussionspapier Spitzensport in München 21 Kommunen: Förderung des Freizeit- und des Breitensports; Unterstützung des Leistungssports; Bau, Unterhalt, Verpachtung kommunaler Sportstätten; Jugendarbeit; Unterstützung der Vereinsarbeit; Talentsichtung und –förderung; In kooperativer Trägerschaft zwischen der Sportselbstverwaltung und der öffentlichen Hand entstehen Olympiastützpunkte und Leistungssportzentren. Weitere am Sport aktiv Beteiligte : Krankenkassen, speziell auf dem Sektor der Gesundheitsförderung durch Sport Hochschulen als wissenschaftliches Fundament der Sportentwicklung Schulen/Kindertageseinrichtungen als vermittelnde Institutionen und Basis für das Sportleben Unternehmen durch ihr finanzielles Engagement und eigenen Betriebssport Medien (klassische und neu) als Vermittler der Anreize und Angebote Zahlreiche private Sportanbieter (Olympiapark München GmbH, Stadtwerke München GmbH, Fitnessstudios, Trendsportanlagen u.v.m.) Diskussionspapier Spitzensport in München 22 3.4 Vernetzung von Verbänden/Vereinen und öffentlicher Hand 3.4.1 Spitzensportförderung Förderung der Bundessportfachverbände In der Bundesrepublik Deutschland ist die Organisation des Spitzensports in erster Linie eine Aufgabe der Bundessportfachverbände (Spitzenverbände). Bei den Maßnahmen zur Organisation und Gestaltung des Trainingssystems sowie bei der Teilnahme an und Ausrichtung von nationalen und internationalen Wettkämpfen, Meisterschaften und Sichtungslehrgängen etc. werden die Fachverbände vom Bund unterstützt, damit sie im internationalen Wettbewerb bestehen können. Die Bundessportfachverbände arbeiten ihrerseits wieder eng mit den Vereinen, Landesverbänden, der Stiftung der Deutschen Sporthilfe sowie dem Bereich Leistungssport des DOSB zusammen. Das BMI fördert zurzeit : 30 olympische Sportfachverbände 16 nichtolympische Sportfachverbände 6 Bundesfachverbände mit spezieller Aufgabenstellung 240 fest angestellte und 443 auf Honorarbasis beschäftigte Bundestrainerinnen und –trainer der Bundessportfachverbände qualifiziertes Personal bei den Bundessportfachverbänden (z.B. Sportdirektor, Sportreferent) die 52 Bundesportfachverbände mit einem Fördervolumen von 38 Millionen Euro Förderung des Stützpunktsystems Die zweite Säule des Spitzensports in Deutschland ist das Stützpunktsystem, welches aus Olympiastützpunkten, Bundesstützpunkten, Bundesleistungszentren und Landesstützpunkten bzw. Landesleistungszentren besteht. Olympiastützpunkte Olympiastützpunkte sind Service- und Dienstleistungseinrichtungen für Bundeskaderathletinnen und -athleten sowie deren Trainerinnen und Trainer. Ihre Hauptaufgabe liegt darin, die sportartübergreifende medizinische, psychologische, physiotherapeutische, trainingswissenschaftliche und soziale Betreuung und Beratung der an den Leistungszentren und Stützpunkten trainierenden Kaderathletinnen und -athleten sicherzustellen. Die derzeit 19 Olympiastützpunkte wurden 2011 vom BMI mit mehr als 26 Millionen Euro gefördert. Über die Olympiastützpunkte werden derzeit über 100 zusätzliche Trainer und über 100 Trainingsstätten in Schwerpunktsportarten gefördert (z.B. Bau, Sanierung, Unterhaltung, Ausrüstung von Sprungschanzen, Rodelbahn, Schwimmhallen). Sie sollen die Koordination an der Nahtstelle zwischen Spitzen- und Nachwuchsleistungs-sport verbessern, um die Förderung der Sportlerinnen und Sportlern zu optimieren, die auf dem Weg vom Landeskader zum Bundeskader sind. Die Mittel dafür kommen vom Bund, dem Land und von Dritten. Schließlich bestehen an den meisten Olympiastützpunkten „Häuser der Athleten“, in denn Nachwuchsleistungssportler untergebracht sind, damit sie am täglichen Training oder an zentralen Lehrgängen teilnehmen können. Diskussionspapier Spitzensport in München 23 Bundesstützpunkte Die Bundesstützpunkte und Bundesstützpunkte-Nachwuchs sind regionale Einrichtungen der Bundessportverbände, in denen die Bundeskaderathletinnen und – athleten A bis D/C zusätzlich zum Vereinstraining ein qualitativ hochwertiges, sportartspezifisches Training unter fachkundiger Anleitung wohnortnah erhalten. Das Stützpunktsystem eröffnet den Spitzenverbänden die Möglichkeit der Einflussnahme auf den Trainingsprozess im Sinne von Steuerung und Regelung. Zur Zeit bestehen 92 Bundesstützpunkte in den Sommersportarten, davon 48 Bundesstützpunkte für den Nachwuchs, und 34 Bundesstützpunkte für den Wintersport. Bundesleistungszentren Bundesleistungszentren sind vom BMI in Einvernehmen mit dem DOSB und den Bundesportfachverbänden anerkannte Sportstätten. In diesen Zentren werden schwerpunktmäßig zentrale Trainingslager und Lehrgänge sowie Trainerfortbildungen der Spitzenverbände durchgeführt. Freie Kapazitäten ermöglichen eine zusätzliche Nutzung für Trainingseinheiten der Leistungssportlerinnen und –sportler auf Landesebene und des Vereins- und Schulsports. Die Sportanlagen, Einrichtungen, Geräte, Unterbringungsmöglichkeiten und die Verpflegung in diesen Bundesleistungszentren sind so ausgelegt, dass die Betreuung und das Training von Bundeskaderathletinnen und -athleten in mindestens einer Disziplin möglich sind. Zu Landesleistungszentren siehe Ziffer 4.1. Förderung der Sportstätten – Einrichtungen für Training und Wettkampf Die deutschen Spitzensportathletinnen und –athleten können international nur bestehen, wenn ihnen Einrichtungen für Training und Wettkampf zur Verfügung stehen, die höchsten Ansprüchen genügen. Das BMI fördert deshalb auch Bauten für den Spitzensport und arbeitet dabei mit den Organisationen des Sports, den Ländern und den Kommunen zusammen. Die Unterstützung bei der Errichtung, Sanierung, Modernisierung von Sportstätten wird insbesondere den Einrichtungen der Olympiastützpunkte, der Bundesstützpunkte sowie auf Sportanlagen der Bundesleistungszentren zuteil. Im Vordergrund steht die Deckung des Sportstättenbedarfs für die olympischen Verbände. Herausragende Beispiele: Von 1998 bis 2005 : 217 Mio. € Bundesmittel für Sportstätten des Spitzensports Von 1999 bis 2005 rund 63 Mio. € für den „Goldenen Plan Ost“, wobei die Förderung des Breitensports vorrangige Aufgabe der Länder und Kommunen ist. Ausbau der Stadien in Berlin und Leipzig mit weiteren 247 Mio. € Multifunktionssporthalle Leipzig : Rund 8,9 Mio. € Bundesfördermittel Eisschnelllaufbahn in Erfurt : Über 6,2 Mio. € Bundesfördermittel Spitzensportförderung durch die Bundespolizei und die Bundeswehr Ein Erfolgsgarant für den deutschen Sport ist die Förderung des Spitzensports durch die Bundespolizei und die Bundeswehr. Hoch talentierte Athletinnen und Athleten werden bei der Ausübung des Leistungssports unterstützt und gleichzeitig haben sie die Möglichkeit, eine berufliche Ausbildung zu machen. Das ermöglicht es ihnen, sich ohne Sorgen um ihre Zukunft und ihre berufliche Perspektive nach der sportlichen Karriere auf das Training und die Wettkämpfe zu konzentrieren. Diskussionspapier Spitzensport in München 24 3.4.2 Nachwuchsförderung : „Früh übt sich“ Spitzensportförderung beginnt im Kindes- und Jugendalter mit gezielter Talentsuche und –förderung. Schulen und Sportvereine haben hier eine Schlüsselfunktion und müssen hier eng zusammenarbeiten, um die sportliche Begabungen früh erkennen und fördern zu können. Die Sportförderung durch die Länder, die für den Schulsport verantwortlich sind, und durch die Kommunen, die auf die Vereinsebene und den Breitensport zielt, müssen somit eng vernetzt sein und bestmöglich kooperieren, um eine qualifizierte Talentförderung und –suche zu ermöglichen. Dies erzeugt die Grundlage für die weitere Nachwuchsförderung durch die Länder und Kommunen. Der Bund besitzt für die Förderung des Nachwuchsbereichs keine originäre Zuständigkeit, hilft aber an den Nahtstellen zum Spitzensport auf folgenden Gebieten: Förderung von „Häusern der Athleten“ mit Sportinternat Förderung von Stützpunkten, insbesondere Olympiastützpunkten mit Nachwuchsathleten Förderung des Bundeswettbewerbs „Jugend trainiert für Olympia“ Förderung von Sichtungslehrgängen etc. Förderung der Kooperationsschulen des Leistungssports Ziel dieser Schulen ist es, die Erfordernisse einer leistungssportlichen Ausbildung und die der Schule optimal aufeinander abzustimmen, damit die Jugendlichen nicht an der Mehrbelastung scheitern. Die Kulturhoheit im Bereich Bildung und Schule und damit auch die Zuständigkeit für die Talent- und Nachwuchsförderung liegt bei den Ländern. Häufige Formen der Kooperation, insbesondere in Bezug auf Strukturierung und Finanzierung, bestehen in den Partnerschulen des Leistungssports und den sportbetonten Schulen. Förderung der Häuser der Athleten Die „Häuser der Athleten“, die primär vom Bundesinnenministerium und von den Ländern anteilig gefördert werden, sollen die Verbindung von Alltag und Leistungssport erleichtern. In den Internaten bzw. in den reinen Wohnheimen können die Athleten die individuellen Förderstrukturen nutzen und die an den Olympiastützpunkten eingesetzten Laufbahnberaterinnen und -berater in beruflichen, sportlichen und schulischen Bereichen zu Rate ziehen. Förderung des Bundeswettbewerbs „Jugend trainiert für Olympia“ Heike Henkel, Boris Becker oder Frank Busemann sind Sportler, deren Laufbahn mit der Teilnahme bei „Jugend trainiert für Olympia“ begann. Jährlich nehmen 900.000 Schülerinnen und Schüler an den Schulwettkämpfen teil. Ziel der Sportwettkämpfe ist eine vielseitige Grundausbildung, positive Einstellung und langfristige Motivation zum Sport und ein abwechslungsreicher Trainingsbetrieb. Die Wettkämpfe auf Stadt-, Kreis-, Landes- und Bundesebene können jedoch auch optimal als Talentsichtung und -förderung genutzt werden. Gefördert wird dieser Wettbewerb durch den Bund, die Länder und die Kommunen je nach Verantwortungsbereich (Stadt-, Landes- oder Bundesebene). Diskussionspapier Spitzensport in München 25 3.4.3 Breitensportförderung Für viele ist Sport die wichtigste Form der Freizeitgestaltung. Sport ist in aller Regel zuerst Freizeit- und Breitensport, mit dem Kinder und Jugendliche ebenso wie Senioren, Frauen und Männer verschiedene Motive verbinden. Gesundheit, Erholung, Stressabbau, soziale Kontakte, Wettkampf und Körpererfahrung sind nur ein paar Aspekte aus der Motivvielfalt des heutigen Sporttreibens. Nach der Verfassung liegt die Verantwortung für die Förderung des Bereitensports in den Händen der Länder und Kommunen. Die Sportförderung in den Bundesländern erstreckt sich – wenn auch in unterschiedlicher Form und mit unterschiedlichen Förderprogrammen – auf nahezu alle sportlichen Gebiete: Vom Schulsport über den Breiten- und Freizeitsport bis hin zum Übergang vom Nachwuchssport zum Spitzensport. Der Schwerpunkt der kommunalen Sportpolitik liegt in der Förderung des Breitensports. Die ca. 90.000 Sportvereine in Deutschland, die Basis der deutschen Sportbewegung, stellen dabei die wichtigsten Partner der Kommunen dar. An zwei Beispielen kann das bundesweite Engagement der Bundesregierung im Breitensport dargestellt werden: Integration durch Sport Bis zum Jahr 2050 wird der Anteil der Menschen mit Migrationshintergrund auf ca. 34 % anwachsen (ca. 24 Mio. Menschen). Die Eingliederung von Zuwanderern ist eine der wichtigsten innenpolitischen Aufgaben. Sport ist hierfür ein geradezu ideales Mittel. Denn Sport kennt keine Grenzen und spricht alle Sprachen. Die Einbeziehung in den Sportverein erhöht die Kontakte der Migranten zur einheimischen Bevölkerung und die sportlichen Erfolge erhöhen ihr Selbstwertgefühl und unterstützen die Annerkennung als gleichberechtigter Partner. Das Ehrenamt im Sport Rund 34 Prozent der Bundesbürgerinnen und –bürger sind ehrenamtlich engagiert. Das sind rund 22 Millionen Menschen, die in Vereinen, Projekten, Initiativen und Einrichtungen unentgeltlich gemeinwohlorientierte Aufgaben erfüllen. Ein Großteil dieser ehrenamtlichen Tätigkeit konzentriert sich auf den Sport. In den ca. 90.000 Sportvereinen in Deutschland sind es etwa 2,2 Millionen Menschen, die freiwillig und (weitgehend) unbezahlt Tätigkeiten leisten (z.B. Trainer, Platzwart, Betreuung, etc.) Ihr Einsatz schafft einen enormen Gewinn für die Lebensqualität in unserer Gesellschaft und sichert die Zukunft der Vereine. Aufgabe des Staates ist es, dieses Engagement, beispielsweise durch den Steuerfreibetrag (1.848 Euro/Jahr), die Streichung der Sozialversicherungspflicht bei geringfügiger selbständiger Tätigkeit und die Erweiterung des Unfallschutzes, zu stärken und zu fördern. Diskussionspapier Spitzensport in München 26 3.5 Fazit: Was muss München für den Spitzensport leisten ? Die Bundes- und Landesregierungen sowie die Kommunen bekennen sich zur Förderung des Breiten-, Nachwuchs-, Spitzen- und Behindertensports. Dies wird aus den im DOSB-Jahresbericht veröffentlichten Zahlen deutlich: Im Jahr 2002 haben Bund, Länder und Kommunen 3,9 Milliarden Euro für die Sportförderung ausgegeben – und damit 0,6 Prozent mehr als im Vorjahr. Den bei weitem größten Anteil an diesem Förderbetrag haben mit 3,1 Milliarden Euro die Städte und Gemeinden getragen. 668 Millionen Euro entfielen auf die Länder und 127 Millionen Euro auf den Bund. Das Verhältnis und der Umfang der Förderung hat sich seither kaum verändert. Breiten-, Nachwuchs- und Spitzensport stehen in engem Verhältnis zueinander und können auch im Bereich der Sportförderung nicht klar getrennt werden, denn der Spitzensport rekrutiert seine Sportler aus dem Nachwuchs- und Breitensport. Dadurch ergibt sich in der Praxis teilweise eine Überschneidung der Bund-, Länder und Kommunen-Zuständigkeiten und der Fördermaßnahmen. Um die öffentliche Sportförderung für den Breiten-, Nachwuchs- und Spitzensport dauerhaft und verlässlich zu sichern und zu strukturieren, haben sich im Rahmen der Bund-Länder-Kommunen-Vereinbarungen folgende grundlegende Verantwortungen und „ungeschriebene Bundeskompetenzen“ entwickelt: Die Förderung des Breiten- und Nachwuchssports liegt in den Händen der Länder und Kommunen. Die Nachwuchsförderung mit höherem Leistungsniveau ist Aufgabe der Länder. Die Sportförderung des Bundes konzentriert sich auf den nationalen und internationalen Spitzensport sowie auf solche herausragende breitensportliche Aktivitäten, an denen ein gesamtstaatliches Interesse besteht. Ein gesetzliches oder vertragliches Muss zur Förderung des Spitzensports besteht auf Grundlage der Verfassungen, des materiellen Rechts und der BundLänder-Kommunen-Vereinbarungen und der vagen Kompetenzzuordnungen für die Kommune nicht. Mit Blick auf die historisch gewachsene Aufgabenverteilung innerhalb der Ebenen der öffentlichen Hand und zwischen Sportverwaltung (öffentliche Hand) und Sportselbstverwaltung (Verbände, Vereine) hat die Kommune jedoch die wichtige Aufgabe, zu den Grundlagen und Voraussetzungen für eine Spitzensportkarriere beizutragen und Talentauswahlmaßnahmen zu unterstützen. Diskussionspapier Spitzensport in München 27 Die „Leitlinie für kommunale Sportpolitik“ von 1969 und das Positionspapier „Sport in der Stadt“ des Sportausschusses des Deutschen Städtetages deuten zudem an, dass die Förderung des Leistungssports auch für eine Kommune erstrebenswert sein kann. Der Leistungssport kann zum Beispiel dazu beitragen, mehr Menschen zum Sport zu bringen, das Image der Stadt zu verbessern, die lokale Wirtschaft zu stärken oder die Bereitschaft der Gesellschaft zu Leistung, Ausdauer und Disziplin im alltäglichen Leben zu erhöhen (siehe Ziffer 2). Die Städte beschließen über die von ihnen konkret zu leistende Förderung und über eine Schwerpunktsetzung (Breiten-, Nachwuchs- und /oder Breitensport) in eigener Verantwortung. Dadurch entsteht für Deutschland ein differentes Bild im Bereich der kommunalen Sportförderung (Sportförderrichtlinien). Die örtlichen politischen Vertretungen treffen die erforderlichen Grundsatz- und Einzelentscheidungen im Bewusstsein ihrer hohen Verantwortung für eine angemessene kommunale Sportförderung im Rahmen ihrer Selbstverwaltung und ihrer finanziellen Möglichkeiten. Um Fehlentscheidungen zu vermeiden, die notwendigen Chancen zu erkennen und die richtigen (Förder-)Impulse zu geben, ist eine präzise Bestimmung des heutigen und zukünftigen Bedarfs unter anderem auch für den Bereich des Spitzensports notwendig. Hierzu haben sich verschiedene Methoden der Sportentwicklungsplanung bereits in zahlreichen Anwendungen bewährt. Diskussionspapier Spitzensport in München 28 4. Spitzensport in München/ Bestandsaufnahme 4.1. Stützpunkte / Zentren / Sportstätten Olympiastützpunkt Der Olympiastützpunkt Bayern (im Münchner Olympiastadion) ist einer von 19 Stützpunkten in Deutschland und der einzige im Freistaat Bayern. Die Betreuungsleistungen für Bundeskaderathleten/-innen erstrecken sich auf die Bereiche Sportmedizin, Sportorthopädie, Physiotherapie, Ernährungsberatung, Laufbahnberatung, Sportpsychologie und Trainingswissenschaften. Die 25 beteiligten Fachverbände decken konzeptgemäß alle Schwerpunktsportarten ab (Leichtathletik, Schwimmen, Basketball, Radsport, Skisport, Turnen, Volleyball ...). Zur Aufgabenstellung s. Ziff. 3.4, zu den Leistungen der Stadt München s. Ziff. 5. Bundesstützpunkte in München Die bundesweit derzeit 126 Bundesstützpunkte gewährleisten ein tägliches bzw. regelmäßiges regionales und/oder zentrales Training der Kaderbereiche A/B bis D/C in Abstimmung mit dem Olympiastützpunkt, der sie betreut. Sie stellen insbesondere Trainingsstätten für ein Hochleistungstraining zur Verfügung. Über die Bundesstützpunkte haben die stützpunkttragenden Vereine erweiterten Zugang zu Hilfeleistungen und Fördergeldern der öffentlichen Hände, vor allem im regionalen oder kommunalen Bereich. Die Anerkennung durch das Bundesministerium des Innern setzt ein Konzept des Spitzenverbandes und eine Prüfung durch den Deutschen Olympischen Sportbund voraus. Die Mindestkaderanzahl liegt bei 5 Bundeskadern. Es wird in Bundesstützpunkte (Schwerpunkt Spitzenkader A/B) und Bundesstützpunkte Nachwuchs (vorrangig C-Kader) unterschieden. In München sind aktuell (Stand Juni 2011) sieben Bundesstützpunkte anerkannt, und zwar in den Sommersportarten Hockey, Judo, Leichtathletik, Schießsport, Taekwondo und Tennis sowie in der Wintersportart Short-Track. In den Sportarten Judo und Tennis handelt es sich um Bundesstützpunkte Nachwuchs. Im Eiskunstlauf ist die Anerkennung mangels entsprechender Kaderzugehörigkeiten und Erfolge verlorengegangen. Bundesleistungszentren bestehen nur an den Standorten, an denen keine Integration in einen Olympiastützpunkt sportfachlich sinnvoll ist. In München gibt es kein Bundesleistungszentrum. In Deutschland existieren nur deren fünf. Landesleistungszentren in München Landesleistungszentren werden von den jeweiligen Landesfachverbänden der Sportarten betrieben, um die regionale bzw. landesweite Talentförderung (vorrangig DKader) zu gewährleisten. Insbesondere werden hier die Trainingsstätten zur Verfügung gestellt und Athleten aus dem Bundesland zusammengefasst. Die prägnantesten Beispiele werden nachfolgend kurz dargestellt. Diskussionspapier Spitzensport in München 29 Landesleistungszentrum Rudern Das Landesleistungszentrum Rudern ist auf der Ruderregattaanlage in Oberschleißheim eingerichtet. Neben Rudern sind auch Kanu und Kajak möglich. Das LLZ verfügt neben den Sportflächen und –geräten über Sportlerunterkünfte. Aufgrund der günstigen Infrastruktur und der guten Erfahrungen werden regelmäßig hochrangige Veranstaltungen (Weltcups, Ruder-WM 2007) an diesen Standort vergeben. Landesleistungszentrum Turnen Das Landesleistungszentrum Turnen (an der Höglwörther Straße) betreut derzeit 17 Kaderathleten/-innen (1xB, 3xC, 13xD) und weitere Talente in den Sportarten Gerätturnen, Trampolinspringen und Rhythmische Sportgymnastik. Die Sporteinrichtungen dienen zur besseren Auslastung neben dem Leistungs- auch dem Breitensport in Sportvereinen und (Hoch-)Schulen, darunter auch dem IsarSportgymnasium (Partnerschule des Leistungssports), der Universität der Bundeswehr Neubiberg und dem Bayerischen Skiverband (Freestyle-Weltcupteam). Zu den Leistungen der Stadt München s. Ziff. 5. Trainingshalle für Leichtathletik / Bundesstützpunkt Leichtathletik Im Olympiapark wurde eine neue Trainingshalle vorwiegend für den Hochleistungssport in den Leichtathletik-Disziplinen errichtet (Werner-von-Linde-Halle). Insbesondere aus dem Wurf- und Sprintbereich sollen noch mehr Sportler/-innen auf den Bereich München (Bundesstützpunkt) konzentriert werden. Dazu trägt speziell die günstige Anbindung zum Olympiastützpunkt und zum Haus des Athleten bei. Zu den Leistungen der Stadt siehe Ziff. 5. Olympia-Eissportzentrum Das Eissportzentrum im Olympiapark stellt die einzige überdachte Eissportmöglichkeit in München dar und bietet konsequenterweise durch die Anbindung an den OSP alle leistungssportlichen Betreuungsleistungen in den Eissportarten Short-Track, Eishockey, Eisschnelllauf, Curling und Eiskunstlauf). Eine entsprechende Kaderzugehörigkeit von Athleten/-innen besteht derzeit nur für den Bereich Short-Track (Bundesstützpunkt). Für den Eiskunstlauf wurde diese Funktion aktuell nicht mehr zuerkannt. Zu den Leistungen der Stadt siehe Ziff. 5. 4.2. Kooperation Schule-Leistungssport Isar-Sportgymnasium Das Isar-Sportgymnasium gehört zum Schulverbund der Privatschulen am Isartor. Der private Schulträger unterstützt gemeinsam mit dem Freistaat Bayern und den Spitzenverbänden des OSP die gleichzeitige schulische und sportliche Entwicklung von Talenten. Das Isar-Sportgymnasium ist derzeit vom DOSB und dem Arbeitskreis Eliteschulen des Sports als „Eliteschule des Sports“ anerkannt (gilt für 4 Jahre). Diskussionspapier Spitzensport in München 30 Es erfüllt damit die höchsten Qualitätskriterien des DOSB (z.B. Trainingsstätten, Qualifikation der TrainerInnen, überregionale Wirksamkeit, sportliche und bildungsbezogene Erfolge der Absolventen). Die Unterbringung im Internat nehmen derzeit 96 SchülerInnen in Anspruch. Schwerpunktsportarten sind Eiskunstlauf, Eisschnelllauf, Fechten, Kunstturnen, Judo, Leichtathletik, Rhythmische Sportgymnastik, Short Track und Schwimmen. Theodolinden-Gymnasium Das städtische Theodolinden-Gymnasium ist eine sportbetonte Schule ohne Sportinternat. Hier werden in einem „Sportzug“ LeistungssportlerInnen in Spezialklassen zusammengefasst, die alle Jahrgangsstufen gemeinsam durchlaufen. Hauptsportart ist Fußball, Partner des TLG sind der Bayerische Fußballverband und die drei größten Fußballvereine der Region (FC Bayern, TSV 1860, U’haching). Angeboten wird außerdem Basketball. Ein ähnlicher Zuschnitt gilt für die beiden weiteren regionalen Partnerschulen des Sports in Taufkirchen (Walter-Klingenbeck-Realschule, Hauptschule Taufkirchen; Schwerpunkt Fußball). 4.3. „Haus des Athleten“ Das „Haus des Athleten“ in München wurde im Jahr 2005 eröffnet und ist organisatorisch an den OSP angebunden. Junge bayerische Talente können hier unter pädagogischer Betreuung und in sportiver Atmosphäre leben, haben kurze Wege zur Schule (Partnerschulen des Leistungssports) oder zum Studienort (Partnerhochschulen), aber auch zu den Sportstätten und den TrainerInnen. Die Kompatibilität von Sport- und Berufskarriere ist damit in München gestiegen und ermöglicht u.a. den Übergang von der Schule zum Studium. Das Haus des Athleten ist für 30 SportlerInnen, vorwiegend in den vom DOSB vorgegebenen Schwerpunktsportarten, gedacht. 4.4. Partnerhochschulen des Spitzensports Die drei Münchner Hochschulen (Technische Universität, Ludwig-MaximiliansUniversität, Fachhochschule) gehören zu den derzeit 16 Partnerhochschulen des Spitzensports in Bayern. Ein Kooperationsabkommen mit dem Olympiastützpunkt, der seinerseits eine sog. Laufbahnberatung anbietet, verschafft Bundeskaderathleten und –innen Vorteile bei der Vereinbarung von Studium und Sportkarriere in Abstimmung der beiden Laufbahnen mit Trainern/Trainerinnen und dem Lehrpersonal an den Hochschulen. Darüberhinaus leisten die Hochschulen ihren wissenschaftlichen und praktischen Beitrag zur Förderung des Spitzensports, von der Grundlagenarbeit der Sportwissenschaftlichen Fakultät an der TU (z.B. Sportmedizin, angewandte Trainingswissenschften, Sportmarketing) bis zur Unterstützung durch die medizinischen Fakultäten der LMU. Diskussionspapier Spitzensport in München 31 4.5. Fachverbände / Sportvereine / Interessensgemeinschaften Die Olympiastützpunkte setzen nicht den Anfang einer sportlichen Karriere, sondern sie steigern und setzen vielversprechende Ansätze fort. Dabei greifen sie auf die leistungssportlichen Strukturen in den Spitzenverbänden, den Landessportbünden, den Landesfachverbänden und den Sportvereinen zurück. Von den 53 Landesfachverbänden hat die Mehrheit ihren Sitz in München, fast durchgehend gemeinsam mit dem Bayerischen Landes-Sportverband. Von den 60 deutschen Spitzenverbänden haben immerhin vier ihren Sitz in München : Deutsche Eislauf-Union, Deutsche Eisschnelllauf-Gemeinschaft und Deutscher Eishockey-Bund in olympischen Sportarten sowie Deutscher Alpenverein. Den „Nährboden“ bilden auch in München Sportvereine mit leistungssportlichem Ansatz. Die Existenz und Tiefenschärfe von Konzepten zum Spitzensport und zur Talentförderung sind je nach Sportart sehr unterschiedlich. Die leistungssportliche Entwicklung, insbesondere strategische Ziele und Orientierungen sowie konkrete Maßnahmen und Verantwortlichkeiten, wird in Regionalkonzepten (bayernweit) verankert. Federführend ist der Spitzenverband in Abstimmung mit den regionalen Partnern (BLSV, Landesverband). Auf örtlicher/kommunaler Ebene setzt die Konzeption ein Engagement der örtlichen Vereine gemeinsam mit dem Fachverband voraus. Letztlich sind es vor allem die unter Ziffer 4.1.1 genannten Sportarten, die auf der Basis entsprechender Konzepte entsprechende Fortschritte erreicht haben (z.B. Anerkennung als Bundesstützpunkt, Betreuung durch den OSP, sportliche Erfolge). Dies ist vielfach auch auf die engagierte Talentförderung von Münchner Sportvereinen zurückzuführen : Aktuelle Beispiele Sportart Judo Leichtathletik Schwimmen Schießen Taekwondo Tennis Short Track Hockey Kanu/Kajak Segeln Vereine TSV Großhadern LG Stadtwerke, TSV München von 1860 SG Stadtwerke Kgl. Priv. Hauptschützengesellschaft 1406 Post SV München MTTC Iphitos SLIC München Münchner Sportclub, HC Rot-Weiß MTV München von 1879 Bay. Yacht-Club München, Deutscher Touring Yacht-Club München Eishockey EHC München Fußball FC Bayern, TSV von 1860 Sportarten im Behindertensport (Rad, Behinderten-Sportverein München, Post SV Schwimmen, Tischtennis..) München Diskussionspapier Spitzensport in München 32 In Ansätzen wurde erkannt, dass die Grundlagenarbeit durch die Bündelung der Ressourcen mehrerer Vereine besser zu leisten ist. Interessengemeinschaften (z.B. im Schwimmen) versuchen, mit gemeinsamer Anstrengung neue Impulse zu setzen. Dies erweist sich wegen der unterschiedlichen Vorstellungen der verantwortlichen Personen als anspruchsvolle Aufgabe, deren Bewältigung von der Stadt München nur vermittelnd begleitet werden kann. Es fällt auf, dass in zahlreichen (olympischen) Kernsportarten (z.B. Schwimmen, Handball, Basketball, Volleyball) in München keine ausreichende Basis und Struktur der Talentförderung existiert oder die Ansätze nicht zum Erfolg führen. Dies wird auf verschiedene Faktoren zurückgeführt, u.a. auf die zurückhaltende Beteiligung der Wirtschaft (mangels Stars) und den begrenzten Beitrag der Kommune (s. Ziffer 5). 4.6. Bundeswehr / Bundespolizei Seit 1968 hat die Bundeswehr 25 Sportfördergruppen eingerichtet, davon 6 Standorte in Bayern (München-Cosimastraße, Neubiberg, Bischofswiesen, Mittenwald, Sonthofen und Altenstadt). Immerhin drei der Gruppen sind dem Standort München zugeordnet, darunter die Bw-Universität in Neubiberg. Alleine dadurch ist gewährleistet, dass je nach Trainingsplan zahlreiche sehr erfolgreiche Athleten/-innen in München Betreuung finden. Mit zuletzt ca. 27 Mio. € unterstützt die Bundeswehr die Förderung des Spitzensports. Ca. 740 Planstellen sind derzeit mit namhaften Sportlern besetzt, die bei den letzten Olympischen Spielen einen hohen Anteil der Medaillengewinne beigetragen haben (Athen 2004 ca. 43 %, Turin 2006 ca. 71 %, Vancouver 2010 68 %). Die Bundeswehr fungiert hier einerseits als Arbeitgeber mit festen Dienstbezügen, andererseits als Bereitsteller von Sportinfrastruktur und Unterkünften und als Begleiter weiterer berufsvorbereitender Maßnahmen (Studium). Zuletzt wurden 51 Sportspitzenverbände in 84 Sportarten gefördert. Die Zielrichtung und Aufgabenstellung der Bundespolizei (früher Bundesgrenzschutz) ist ähnlich (Anstellung, Ausbildung, Infrastruktur). In München besteht kein Leistungssportstandort der Polizei, allerdings gibt es bundesweit nur deren zwei : In Bad Endorf (Bayern) und in Cottbus. An der Polizeisportschule Bayern sind alle polizeizugehörigen Wintersportler/-innen stationiert, darunter zahlreiche Medaillengewinner (z.B. Magdalena Neuner, Amelie Kober). 4.7. Veranstaltungen 1970 - 2010 Veranstaltungen des Spitzensports haben in München Tradition. Ihre Regelmäßigkeit hat über Jahrzehnte den Ruf der Bayerischen Landeshauptstadt als Sportstadt der höchsten Kategorie geprägt. Alleine in den letzten 35 Jahren - seit den Olympischen Spielen 1972 - haben in München ca. 50 Welt- und Europameisterschaften, vor allem in den populärsten und den olympischen Kernsportarten, stattgefunden. Diskussionspapier Spitzensport in München 33 Schon die Höhepunkte des neuen Jahrhunderts dokumentieren die Stellung Münchens in der Sportwelt : Karate-WM 2000 Judo-WM 2001 Leichtathletik-EM 2002 Kletter-WM 2005 Fußball-WM 2006 Ruder-WM 2007 Schützen-WM 2010 Special Olympics 2012 Champions League Finale 2012 Hinzu kommen weitere Großereignisse von nationalem/internationalem Rang, z.B. Ruder-Weltcups, Deutsche Marathon-Meisterschaften 2006, Deutsche TriathlonMeisterschaften 2007-2009, Leichtathletik-Europacupfinale 2007, Skiweltcup-Slalom 2011), Boulder-Weltcups 2010-2012. Wenn diese Veranstaltungen in München die Gipfel eines Gebirges darstellen, so sind die Erfolge des FC Bayern in zwei außergewöhnlichen Stadien der Gebirgskamm, der die Gipfel verbindet und das weltweite Image Münchens als vielleicht profilierteste Sportstadt Deutschlands immer wieder bestätigt. 4.8. Aktuelle Erfolge Das Erfolgsbarometer des Münchner Sports lässt sich anschaulich an den Sportlerehrungen der Landeshauptstadt ablesen : Hier werden die in München wohnhaften bzw. einem Münchner Verein angehörigen Sportler/-innen geehrt, die hochrangige Erfolge erzielt haben : Medaillen bei Olympia, Paralympics, Welt- und Europameisterschaften oder nationale Titel. Dabei fällt auf, dass über die Jahre hinweg einerseits die Zahl der Titel und der erfolgreichen Athleten/-innen bei gelegentlichen Schwankungen stabil ist. So wurden zuletzt im Jahr 2010 6 Medaillen bei Olympischen Spielen/Paralympics (5x Gold), 31 internationale Titel (WM oder EM) und 66 nationale Titel eingefahren. Andererseits beziehen sich die Erfolge nur zu einem sehr geringen Teil auf die populärsten Sportarten. Die Titel des FC Bayern im Fußball finden seit Jahren kaum „Nachahmer“ in anderen Mannschaftssportarten (Basketball, Handball, Eishockey, Volleyball). Ausnahmen wie der Münchner SC im Hockey oder die Munich Cowboys Ladies im American Football finden nur geringe überregionale Aufmerksamkeit. Auch bei den sog. Individualsportarten sind aufsehenerregende Erfolge Mangelware, insbesondere in den olympischen Kernsportarten Schwimmen und Leichtathletik oder im Radsport. Immerhin waren mit Malte Mohr und Tim Lobinger (Stabhochsprung), Tobias Unger (Sprint) und Marius Broening (Sprint) Münchner Sportler zuletzt auch national und international erfolgreich (EM 2010). Im Übrigen ergeben sich Erfolge eher im Schießen, im Kanusport, im Kampfsport (Judo, Taekwondo) und im Short Track oder gar in exotischen Sportarten wie Frisbee, Lacrosse und Unterwasser-Rugby. Kurzum : Die medienwirksamen Erfolge der Münchner Sportler/-innen und Vereine sind dünn gesät, die Vielfalt in den Randsportarten aber ist beachtlich. Diskussionspapier Spitzensport in München 34 Besondere Erwähnung verdienen jedoch die sportlichen Spitzenleistungen von Menschen mit Behinderung : (Gold)Medaillen bei Paralympics im Biathlon und Langlauf (Verena Bentele), im Schwimmen (Claudia Hengst), im Radsport (Michael Teuber), im Tischtennis (Daniel Arnold) und weitere Erfolge/Titel zeigen, dass der Münchner Behindertensport im weltweiten Vergleich ein außergewöhnliches Niveau erreicht hat. 5. Leistungen der Landeshauptstadt München Der Beitrag der Stadt München bezieht sich aktuell auf 7 Bereiche 5.1. Sportstättenbau/-sanierung Unterhalt von Sportstätten Bereitstellung von Sportanlagen für Training und Wettkämpfe Zuschüsse für Leistungssportler/-innen Kooperationen des Leistungssport mit Schulen Sportveranstaltungen Ehrung von Sportlern/-innen für herausragende Leistungen Beiträge zum Sportstättenbau Für den Spitzensport: Im Grundsatz verläuft gerade im Bereich der Bauinvestitionen eine deutliche Abgrenzung in der Zuständigkeit öffentlicher Träger. Bund und Land leisten Zuschüsse für Sportanlagen des Spitzensports, während die Kommunen vorrangig in die Sportinfrastruktur für den Breitensport investieren, also in Baumaßnahmen örtlicher Vereine oder eigene Sportstätten. Mit dem Beitrag zur Errichtung der olympischen Sportanlagen hat die Stadt diesen Grundsatz durchbrochen und Grundlagen geschaffen, die bis heute auch dem Spitzensport zugute kommen. Über die Olympiapark München GmbH besteht in Ansätzen auch heute noch eine Beteiligung der Stadt München an Baumaßnahmen, z.B. beim Neubau der Werner-von-Linde-Halle als Trainingsort des Bundesstützpunkts Leichtathletik. Mittelbar profitiert der Spitzensport auch in München durch die Infrastruktur, die der Breitensport als Basis der Talentförderung zur Verfügung gestellt bekommt. Für den Breitensport : Im Mehrjahresinvestitionsprogramm 2009-2013 der LH München sind Baumaßnahmen mit einem Finanzvolumen von ca. 40 Mio. € vorgesehen. Das Kostenvolumen für erforderliche Baumaßnahmen beträgt jedoch bei stadteigenen Sportanlagen ca. 34 Mio. € bei vereinseigenen Sportstätten ca. 52 Mio. € (Zuschussbetrag ca. 15 Mio. €). Diskussionspapier Spitzensport in München 35 5.2. Unterhalt von Sportstätten Für den Spitzensport: Mit unmittelbarer Wirkung auf den Spitzensport trägt die Stadt zum Betrieb/Unterhalt des Olympiastützpunkts Bayern, zum Haus des Athleten und zu den Landesleistungszentren Rudern (Oberschleißheim) und Turnen (Höglwörther Straße) bei. Gesamtbetrag im Haushalt 2011 : Ca. 500.000 € Für den Breitensport: Alle Betriebskosten für stadteigene Sportanlagen (ohne Schulsportanlagen) im Jahr 2011 : Ca. 13,5 Mio. € Unterhaltszuschüsse für vereinseigene Sportanlagen 2011 : Ca. 2,5 Mio.€ 5.3. Bereitstellung von Sportstätten Für den Spitzensport: Für das Training und die Wettkämpfe von Vereinen mit leistungssportlicher Ausrichtung im Eissport, Schwimmen, Radsport und in der Leichtathletik werden im Olympiapark und bei den Stadtwerken Sportflächen/-stätten angemietet. Tatsächlich ist die Trennlinie zwischen Spitzensport, Leistungssport, Talentförderung und Breitensport hier unscharf, aber deutlicher zu überblicken als bei der reinen Vermietung von Sportstätten für den Breitensport. Bezuschusste Trainingsstunden : 8.277 Zahl der Athleten/-innen : 1.343 Budget 2011: Ca. 530.000 € Für den Breitensport : Der Umfang der Unterstützung des Breitensports ist deutlich höher. Sie umfasst alle indirekten Förderungen durch kostengünsige Überlassung von Grundstücken für vereinseigene Anlagen und von städtischen Sportanlagen für die Nutzung durch Vereine (Förderung = Betriebskosten minus Benutzungsentgelte). Gesamtbetrag (ohne Schulsportanlagen) : Ca. 32 Mio. € 5.4. Zuschüsse für Bundesliga/Meisterschaften Für den Spitzensport : Im Rahmen der neuen Sportbetriebspauschale setzt die Stadt auch einen Bemessungsfaktor für die Teilnahme an Bundesligen, Meisterschaften und Pokalwettbewerben an, der als Beitrag zu Reise- und Unterbringungskosten gelten kann. Diskussionspapier Spitzensport in München 36 Teilnehmer/-innen an Bundesligen : 582 Teilnehmer/-innen an Meisterschaften : 332 Gesamtbetrag im Jahr 2011 : Ca. 80.000 € Für den Breitensport : Die Sportbetriebspauschale umfasst die Unterstützung aller alltäglichen Aufgaben der Sportvereine (Personal, Räume, Geräte...). Gesamtbetrag im Jahr 2011 : 2 Mio. € 5.5. Kooperationsschulen des Leistungssports Für den Spitzensport : Die Ressourcenbereitstellung verteilt sich auf Bund, Land, Kommune, Sportfachverbände, BLSV, Stiftung Deutsche Sporthilfe, Sportvereine, Sponsoren, Eltern und den Förderverein. Die aktuellen Leistungen der Stadt umfassen die organisatorischen Maßnahmen am städtischen Theodolinden-Gymnasium (Freistellung vom Unterricht für Wettkämpfe, zeitliche Abstimmung von Klassenarbeiten, Stundenplanabstimmung der Schulleitung/des Sportkoordinators mit Lehrkräften und Trainern, Organisation von Stütz- und Nachführunterricht, Hausaufgabenbetreuung, gezielte Prüfungsvorbereitung u.v.m.) Nachdem ein Internatsbetrieb hier nicht vorliegt, beschränken sich die Mehrkosten der Stadt vorwiegend auf den Stützunterricht für Landeskaderathleten/-innen und werden gemeinsam mit dem Freistaat Bayern und den Eltern getragen. . 5.6. Veranstaltungen Für Veranstaltungen stellt die LHM jährlich in einer Pauschale 600.000 € bereit. Es wird versucht, dies je nach Bedarf gleichmäßig aufzuteilen. Für den Spitzensport: ca. 300.000 € jährlich Für den Breitensport: ca. 300.000 € jährlich Je nach Bedarf kommen Beiträge zu außergewöhnlichen Veranstaltungen hinzu, die diesen Rahmen sprengen. z.B. 2012 für Special Olympics Deutschland ca. 1,5 Mio. € Hinzu kommen kostensparende Dienstleistungen aller Referate, von der organisatorischen Beteiligung mit Personal, Geräten und Programmen der Stadt über die Bewerbung der Veranstaltung (Internet, Schulen, Vereine, Presse...) und die Vergünstigung von Leistungen Dritter bis hin zur Erteilung von Genehmigungen und der Überlassung von Flächen. Diskussionspapier Spitzensport in München 37 5.7. Ehrungen und Empfänge Für den Spitzensport : Jährlich würdigt die Stadt die Erfolge von Münchner Sportlern/-innen in zwei herausragenden Festakten (Sportlerehrung, Ehrung der Jugendbesten) und richtet Empfänge im Umfeld von sportlichen Großereignissen aus (z.B. Kletter-WM, Marathon, Rock’n’Roll-WM). Budget 2011 : 55.000 € 6. Was kann eine Großkommune wie München tun? In den bisherigen Kapiteln wurde festgestellt, dass Spitzensport ...beachtliche gesellschaftspolitische Wirkungen erzielen kann, ...keinen zwingenden (gesetzlich/vertraglich) Einsatz der Kommune erfordert, ...in München einen historisch guten Ruf hat, aber deutliche Lücken aufweist, ...von der Stadt München facettenreich gefördert wird. Nun muss sich die Frage anschließen, ob weitere nennenswerte Optionen ausgelassen werden und ob in anderen Städten mit anderen Methoden andere Ergebnisse erzielt werden (Kapitel 6). Erst dann kann diskutiert und entschieden werden, ob eine veränderte Prioritätensetzung im Engagement der Landeshauptstadt München angezeigt ist (Kapitel 7). Der Vergleich mit anderen deutschen Städten zeigt, dass es Ausbaumöglichkeiten in einzelnen Bereichen sowie in der Höhe von Förder- und Finanzierungsoptionen gibt. Nur 50% aller Städte haben Sportförderrichtlinien aufgestellt und damit verbunden Ziele auch auf dem Gebiet des Spitzensports formuliert. Die Förderpraxis wiederum ist teils unabhängig von Förderrichtlinien sehr unterschiedlich. Seitenblicke finden sich in den nachfolgenden Unterpunkten. Die Bestandsaufnahme in München und in anderen deutschen Großstädten entspricht freilich der in Ziffer 3 beschriebenen Aufgabenverteilung und lässt grob drei Förderbereiche erkennen : Nachwuchs-/Talentförderung Förderung der Infrastruktur Förderung von Veranstaltungen Diskussionspapier Spitzensport in München 38 6.1. Nachwuchs-/Talentförderung Abgesehen von der direkten Spitzensportförderung kann eine Kommune ihren Einsatz ihrem originären Zuständigkeitsbereich der Nachwuchsförderung, Talentsuche und herausbildung verstärken. Hier ergibt sich das Feld der Spitzensportförderung, das dem kommunalen Ziel einer Grundlagenförderung am Nächsten ist. Die Konzepte der Modellkindergärten, KiSS, Ballschulen, Einrichtung von Bewegungsinseln im Stadtgebiet (z.B. 4F-Circle) und zum Teil der Partnerschulen des Leistungssports beruhen auf dem Gedanken, den Bewegungsmangel vieler Kinder und Jugendlicher entgegenzuwirken und wieder ein gesundes Maß an Bewegungs- und Sportangeboten bereitzustellen. Relevant für eine kommunale Spitzensportförderung wird dieser Ansatz bei der Talentförderung und -auswahl. Man kann sagen, je breiter die Basis, desto größer ist das Potential, geeignete Sportler für den Leistungs- und Spitzensport heranzubilden. Dabei sprechen wir noch nicht von den eigentlichen Zielsetzungen und positiven Auswirkungen dieser Konzepte. Die Talentsichtung ist wichtigstes Element in einer Leistungssportkonzeption (in den Vereinen und Verbänden nach den Richtlinien der Verbände). Die Kommune kann bei der Talentsuche in Bereichen unterstützen, die durch die Verbände nur unzureichend erfüllt sind (Bsp: Zusammenarbeit in Schulen). Bei der weiterführenden Förderung kann die Stadt Rahmenbedingungen erstellen. Dies kann durch die Einrichtung von Partnerschulen bis hin zu Sportinternaten oder auch in einer Berufsbegleitung geschehen. 6.1.1. Altersgruppe 3 – 6 Jahre – Modellkindergärten Konzept: Teilprojekt des DOG-Programms „Paten schaffen Bewegung – die DOGPatenschaften” Ein Modellkindergarten richtet sein pädagogisches Konzept an den Grundideen der Psychomotorik aus. Wahrnehmung und Bewegung sind die Eckpfeiler einer ganzheitlichen Entwicklung der Kinder. Die Kinder sollen animiert werden, Bewegungsmöglichkeiten in ihrer Umwelt zu erkennen und sie kreativ zu nutzen. Inhalte: Bewegungsförderung Bewegungsfreude Olympische Begeisterung Olympische Erziehung Ernährungs- und Gesundheitsberatung Bisher existieren 2 Modellkindergärten in München. München Modellprojekt München I DOG München mit der Städt. Kindertagesstätte „Schwanthalerstraße“ Diskussionspapier Spitzensport in München 39 Modellprojekt München II DOG München mit der Städt. Kindertagesstätte „Torquato-Tasso-Straße“ Vorhaben der Modellkindergärten: Neben der Einrichtung eines Bewegungsraumes könnten folgende Maßnahmen angedacht werden: Neue Angebote für Bewegung (Bsp. Rollerführerschein, Floorball-Hockey), Gesundheitsprophylaxe und Ernährung Anschaffung verschiedener Sport- und Spielgeräte für den Garten Elternarbeit (u.a. Elternabende, Schlittenfahrt, Radtour, Fortbildungen, Kurse) Fortbildungen für die Erzieherinnen (u.a. Psychomotorik, Rettungsschwimmer) Die Kosten für die Einrichtung eines speziellen Raumes in der jeweiligen Kindertagesstätte betragen 10.000 Euro. Weitere Kosten entstehen durch eine eintägige Schulung der Erzieherinnen. Ideal wäre die Anstellung von speziell geschultem Personal (Sportwissenschaftlern) oder die Integration von Ausbildungsinhalten in die Erzieherinnenausbildung (zusätzliche Kosten, Lehrplanänderung). Ausblick für München: Durch Sponsorengelder konnte die Einrichtung weiterer 19 Kindertagesstätten zu „Modell-KiTa’s“ gesichert werden. Das bedeutet auch, dass Finanzierungsbedarf für weitere 380 Kindertagesstätten besteht, wollte man dieses Konzept flächendeckend in München umsetzen. Die aktuelle Planung versucht, dies im Rahmen anstehender Neubauten und Sanierungen zu berücksichtigen. Realistisch wäre außerdem, eine Auswahl von KiTa’s zu treffen, in denen ein entsprechender Raum gestaltet wird. Diese Tagesstätten können dann ebenso von Gruppen anderer Kindergärten in räumlicher Nähe genutzt werden. Damit ermöglicht man jedem Kindergartenkind den Zugang zu einem dieser Bewegungsräume. 6.1.2. Kindersportschulen Konzept: Sportvereine errichten innerhalb der Vereinsstruktur ein Sportangebot für Kinder. Es werden Kinder zwischen 5 und 10 Jahren nach einem gemeinsamen Lehrplan mit pädagogisch, ganzheitlichem Konzept unterrichtet. Ziel ist eine breite motorische Grundlagenausbildung, keine frühzeitige einseitige Spezialisierung auf eine Sportart. Man möchte auch Bewegungsmangelerscheinungen entgegenwirken und ein hohes Maß an Kontinuität erreichen. Berücksichtigt werden dabei die sensiblen Phasen der motorischen Entwicklung. Die Kindersportschulen stellen die „professionelle“ Variante des Kinderturnen dar (hauptamtliche Sportfachkräfte mit abgeschlossenem Sportstudium oder ähnlicher Qualifikation). Diskussionspapier Spitzensport in München 40 Kosten: Für eine Kindersportschule fallen Kosten für Personal, Sportgeräte, Veranstaltungen, Werbung/Öffentlichkeitsarbeit und Freizeit/Lehrgangsmaßnahmen an. Den größten Teil machen jedoch Personalkosten aus. Diese belaufen sich durchschnittlich auf 30.000 € pro Jahr. Allerdings bestehen gravierende Unterschiede. Diese liegen zwischen 14.000 € und 55.000 €. Man kann davon ausgehen, dass ein hauptamtlich angestellter Trainer bis zu 200 Kinder betreut. Finanziert wird die KiSS in erster Linie über Mitgliedsbeiträge von 15 – 25 Euro monatlich (2 mal 60 Minuten pro Woche zu kindgerechten Übungszeiten zwischen 14 und 18 Uhr) zzgl. eines Mitgliedsbeitrags. Für den Verein wird eine Anschubfinanzierung erforderlich. 6.1.3. Kooperationsschulen des Leistungssports Beispielhafte Form: An „sportbetonten Schulen“ werden leistungssportlich talentierte und von den Sportfachverbänden gesichtete Schüler in Leistungssportklassen zusammengeführt. Besonderheit der Schulen sind die eingeplanten Stundenplanfenster für vormittägliche Trainingseinheiten und pädagogische Sondermaßnahmen wie Hausaufgabenbetreuung. Der Zusammenschluss der drei weiterführenden Schularten in einem Verbundsystem ermöglicht dabei einen Wechsel zwischen den Schularten ohne Einschränkung der leistungssportlichen Förderung. Im Schuljahr 2010/11 wurden an den beiden sportbetonten Schulen in München im Verbundsystem über 700 talentierte Nachwuchsleistungssportlerinnen und -sportler gefördert. Seit einigen Jahren wird die Anbindung eines Hauses der Athleten an den Olympiastützpunkt Bayern und folglich der Quereinstieg bundesdeutscher Talente in die sportbetonten Schulen ermöglicht. Damit verfügt der Nachwuchs- und Hochleistungssport in Bayern über ein neues, wesentliches Strukturelement. Kosten für ca. 30 Athleten Aufwand - jährlich Internatsleitung und Sozialpädagogen Stützunterricht – Bundeskader Stützunterricht – Landeskader Stützunterricht – Landeskader Stützunterricht – kein Kader KoordinatorIn Internatskosten – (ohne) Landeskader Internatskosten - Bundeskader Diskussionspapier Spitzensport in München Betrag € 150.000 Kostenstelle Aufteilung Stadt 15% Land 15% Bund 70% Lehrerstunden Sporthilfe 100% Lehrerstunden Land/Stadt 75% Lehrerstunden Eltern/Sponsoren 25% Lehrerstunden Eltern/Sponsoren 100% 1 Lehrerdeputat Stadt 50% Land 50% € 4000,-Eltern/Sponsoren 100% - € 1000,-Sporthilfe Zusc huss 41 Wie aus der Tabelle ersichtlich ist, können die Zuschüsse der Kommune in den Bereichen des Stützunterrichts und der für die Eltern zu leistenden Internatskosten erhöht oder ganz übernommen werden. Zudem kann bei Bedarf ein Ausbau der Partnerschaften zwischen Sportverein und Schule erfolgen. 6.1.4. Auswahlinstrument Bsp. Düsseldorf Düsseldorf hat ein Modell konzipiert, das darauf ausgerichtet ist, Kinder und Jugendliche individuell nach ihren sportmotorischen Möglichkeiten und Fähigkeiten zu stärken und zu fördern. Das Modell richtet sich nicht nur an sportbegabte Talente, sondern auch an Kinder mit ausgeprägten motorischen Defiziten und sportlich durchschnittlich begabte Kinder. Das Sportamt Düsseldorf führt mit dem Institut für Sportwissenschaft der HeinrichHeine-Universität gemeinsam seit 2003 an Schülern der 2. Klasse den „Check!“ als Bestandteil des Düsseldorfer Modells der Bewegungs-, Sport- und Talentförderung durch. Ab 2006 findet zusätzlich ein Test der Schüler der 5. Klasse statt. Alle 91 Düsseldorfer Grundschulen sowie 16 Sonderschulen haben teilgenommen. Es wurden insgesamt 4.101 Zweitklässler erfasst, wovon 3.863 beim Check dabei waren, was einer Quote von 94,2 Prozent entspricht. Die Förder-Maßnahmen sehen wie folgt aus: Die Schüler wurden anhand der Testergebnisse in drei Kategorien eingestuft: Kindern unterhalb der bundesweiten Norm wurden bewegungsfördernde Maßnahmen angeboten. Außerdem wurden schulübergreifend im Stadtgebiet 15 Fördergruppen eingerichtet, deren Besuch freiwillig ist. Für den breiten Durchschnitt wiederum werden sportfördernde Maßnahmen wie die Informationsveranstaltung "Kids in Action" konzipiert, bei der sich Kinder über die Angebote der Sportvereine informieren können. Die sportbegabtesten Kinder werden zu einer Talentsichtungsmaßnahme („Talentiade“) eingeladen. Dabei können die Kinder Sportarten kennenlernen und ausprobieren und erhalten eine Rückmeldung darüber, für welche Sportart(en) sie besonderes Talent besitzen. Außerdem können sie sich gemeinsam mit ihren Eltern über diese Sportarten, die Vereine und die Trainingsmöglichkeiten informieren. Zusätzlich wurde in Düsseldorf 2005 erstmals für die breite Masse der normalbegabten Kinder ein Sport- und Spielfest („Kids in action“) organisiert, bei der die Kinder alle möglichen Sportarten ausprobieren konnten. (24 der 300 Sportvereine stellten sich dabei vor) Kosten: Für das Gesamtprogramm sind im Sportamt Düsseldorf zwei Sportlehrer festangestellt worden (Kosten ca. 150.000 Euro pro Jahr für Gehalt, Lohnnebenkosten, Büroeinrichtung etc.). Diskussionspapier Spitzensport in München 42 Die Tests an den 92 Grundschulen und 8 Sonderschulen werden durch insgesamt 52 Honorarkräfte (überwiegend Studenten) durchgeführt. Die Auswertung der Tests erfolgt durch einen wissenschaftlichen Mitarbeiter am Sportinstitut der Universität Düsseldorf. Für die Durchführung und Auswertung der Tests und die wissenschaftliche Begleitung des Programms zahlt die Stadt Düsseldorf bislang 25.000 Euro pro Jahr an die Universität. Hinzu kommen weitere 25.000 Euro für Sachkosten (z. B. Herstellung von Informationsbroschüren und Versendung an die Eltern der Schüler, Organisation der Fördergruppen, der Talentiade, des Spiel- und Sportfestes „Kids in action“). Insgesamt liegen die Kosten für die Stadt Düsseldorf somit bei etwa 200.000 Euro pro Jahr. 6.2. Bereitstellung von Infrastruktur (Bau, Sanierung, Anmietung, Unterhalt) Eine Kommune wie München kann den Spitzensport auch direkt und indirekt über den Bereich Sportstätten (Bau, Sanierung, Anmietung, Unterhalt) fördern. Die Verantwortlichkeit der Kommunen beschränkt sich beim Sportstättenbau und ihrer Unterhaltung auf Sportstätten des Breiten- und Freizeitsports. Trotzdem ist eine Förderung möglich, indem bei der Bezuschussung von vereinseigenen Anlagen oder Baumaßnahmen an kommunalen Anlagen auf ihre Nutzungsmöglichkeit im Spitzensport geachtet wird. 6.2.1 Investitionen (Bau, Sanierung, Instandsetzung) Investitionen in Baumaßnahmen an Sportanlagen können kostspielig sein und bergen folglich ein besonders hohes Risiko der Fehlanlage. Im Bereich Sportstättenbau und –sanierung ist deshalb (nicht nur im Hinblick auf eine spitzensportliche Nutzung) in besonderem Maße eine Evaluierung der Bedürfnisse notwendig, in welchen Sportarten eine Förderung sinnvoll und Erfolg versprechend ist. (Bsp: Ist der Bedarf an Eisflächen für den Eissport in München gedeckt? Braucht München eine Skisprungschanze?). Ohne eine Bedarfsanalyse (im Rahmen einer Sportentwicklungsstudie für den Raum München) ist nicht objektiv abschätzbar, wo effektiv gefördert werden kann und soll. Einige Kostenbeispiele zum Bau von Sportstätten, die für Leistungs- und Spitzensport in populären Sportarten geeignet sind, belegen die Höhe, aber auch die Unterschiedlichkeit von Maßnahmen : Investitionsmaßnahme Sanierung des Berliner Olympiastadions Umbau Leipziger Zentralstadion in ein Fußballstadion Neubau einer Eisschnelllaufhalle in Erfurt Umbaukosten Werner-von-Linde-Halle (Leichtathletik): (die Hälfte der Mittel LHM; ¼ Bund und ¼ Land (BY) Baukosten Landesleistungszentrum Turnen Baukosten Ruderregatta Oberschleißheim Sportanlage des ESV München (Nymphenburg) (Schwerpunkt Breitensport, leistungssportlich nutzbar) Baukosten Judohalle TSV Großhadern Diskussionspapier Spitzensport in München Volumen in € 242.000.000 91.000.000 6.000.000 11.250.000 3.650.000 23.000.000 20.000.000 3.400.000 43 Gerade in diesem kostenintensiven Bereich wird klar, dass eine Prioritätensetzung für bestimmte Sportarten erfolgen und langfristig tragfähig sein muss. Gleichzeitig sind praktische Umsetzungsfragen (z.B. Zentralisierung wie in Berlin) zu erörtern und Finanzierungsmodelle zu prüfen, die neben der Erstellung die Folgekosten des Betriebs beinhalten (gesamtes facility management). 6.2.2. Unterhalt/Betrieb von Sportanlagen Gleichartige Aussagen gelten für den Betrieb von Sportanlagen. Finanzierungsmodelle auf der Basis versch. Beteiligungen (Bund, Land, Kommune, Träger, Sponsoren) sind rechtzeitig aufzustellen. Die Kostenfaktoren sind hoch, eine Beteiligung der Kommune i.d.R. zwingend erforderlich, um die Existenz der Anlage zu ermöglichen. Beispiele für Unterhaltszuschüsse der Stadt München : Anlage Landesleistungszentrum Turnen Landesleistungszentrum Rudern Olympiastützpunkt Bayern u. Haus des Athleten Zuschussvolumen in € pro J. 51.000 420.000 120.000 6.2.3. Bereitstellung von Infrastruktur Ähnlich punktgenau kann Spitzensport/Leistungssport durch die Überlassung städtischer Sportanlagen (selten geeignet) oder durch die Anmietung von Flächen in geeigneten Sportanlagen Dritter erfolgen (z.B. Sportanlagen im Olympiapark). Leistungs- und Spitzensportler müssen sehr große Trainingsumfänge bewältigen, um ihre Leistung auf höchstem Niveau zu erhalten bzw. weiter zu verbessern. Das heißt je nach Sportart werden pro Woche 8-20 Trainingseinheiten mit einer Gesamtstundenzahl von 20, zum Teil 30 Stunden trainiert. Sportartenspezifisch erfolgt hier eine unterschiedliche Verteilung der Trainingseinheiten. Beispiele: Radfahren, Training auf ein Etappenrennen: 20 Wochenstunden Radtraining, 4 Stunden Athletik (Kraftraum), Kosten 4 x 6 € (Anteil Kraftraummiete), Monatskosten: Minimum 120 € Schwimmer: min 16 Wochenstunden Wassertraining, 4 Stunden Kraft, Kosten: 16 x 15 € (Anteil Beckenkosten) + 4 x 6 € Anteil (Kraftraummiete), Monatskosten: 1000 € Kunstturnen, 30 Wochenstunden, Kosten: 30 x ?? (Anteil Hallenmiete) Der aktuelle Input in einigen Sportarten belegt, dass sich dies, bezogen auf Nachwuchskader mit mehreren Personen bzw. Mannschaften, in beachtlichen Höhen bewegt. Diskussionspapier Spitzensport in München 44 Stundensätze z.B. : Eisfläche Olympiaeissporthalle Schwimmen Olympiaschwimmhalle/ Becken Kraftraum Aufwand für bestimmte Sportarten pro Jahr Sportart Schwimmen Eissport gesamt, davon Short Track Eishockey Eiskunstlauf Leichtathletik 220 € 190- 240 € (je nach Beckenart) 30-50 € Zuschuss für Anmietung in € 265.000 215.000 50.000 Unterkünfte für Spitzensportler Neben der sportlichen Tätigkeit erfordert die Biografie eines Spitzensportlers (schulische oder berufliche) Ausbildungsmöglichkeiten und Wohngelegenheiten. Gerade die Unterbringung wiederum kann sehr unterschiedliche Formen mit entsprechender Kostenrelevanz aufweisen. Beispiele : Haus des Athleten (sportartenübergreifendes Internat): Gesamtkosten jährlich xxx, Zuschuss der Stadt 10.000 € Derzeit 12 Athleten, langfristig geplant 40 Plätze. Es werden lediglich Plätze im Jugendwohn- und Gästehaus München Nord durch den OSP angemietet (Träger Caritas) Internate (Partnerschulen des Leistungssports) siehe Ziffer 6.1.3. 6.3. Veranstaltungen – Akquise, Zuschüsse Die Etats für Sportveranstaltungen in verschiedenen Städten deuten einerseits große Unterschiede in der Investition, andererseits eine beachtliche Entwicklung an, weil die Beiträge in der Vergangenheit überall deutlich geringer waren. Stadt Berlin Düsseldorf Frankfurt Hamburg Köln Leipzig München Fördermittel in € pro Jahr xxx 784.000 909.000 658.000 k.A. zur Gesamtzahl mehrere höhere Einzelzuschüsse, z.B. Radrennen 35.000 k.A. 600.000 Stuttgart Diskussionspapier Spitzensport in München 1.219.000 45 Die Gesamtkosten, mit denen bei Sportveranstaltungen kalkuliert werden muss, belegen, dass ein Input in der oben dargestellten Höhe erforderlich ist, um regelmäßige Impulse zu gewährleisten. Eine komplette Fremdfinanzierung (Eintritte, Sponsoren) ist den Veranstaltern i.d.R. aus einer Vielzahl von Gründen nicht möglich (Zurückhaltung der Wirtschaft, Auflagen internationaler Verbände, hohes Kostenniveau in München, zunehmender Aufwand für Stars und Rahmenprogramme wegen der Zielgruppenansprüche). Veranstaltungen im Spitzensport/Leistungssport Leichtathletik-EM 2002 Judo-WM 2001 Karate-WM 2000 Kletter-WM 2005 Ruder-WM 2007 Special Olympics 2012 Ehrung der Spitzensportler München-Marathon Kosten in € 6.000.000 650.000 800.000 140.000 1.226.000 2.600.000 40.000 1.000.000 Berlin gab allein für die Leichtathletik-WM 2009 19,8 Mio. Euro als Zuschuss aus. Zuschüsse fallen je nach Anforderungen der Veranstaltungen in unterschiedlichen Bereichen und Höhen an. Über Zuschüsse können Lizenzgebühren, Antrittsgelder für Topsportler, Rahmenprogramme, Agenturkosten, Mietkosten Stadien, Ausfallbürgschaften etc. finanziert werden. Oft ist die Durchführung einer Veranstaltung auf dem Gebiet der Kommune ohne deren finanzielle Beteiligung nicht denkbar und Veranstalter sind gezwungen, ihre Veranstaltung in Städte mit deutlich besseren Unterstützungsleistungen zu verlagern. Strategisches Ziel der Stadt ist es dabei, durch Prioritätensetzung eine Mischung von Veranstaltungen mit maximaler Wirkung zu „akquirieren“, insbes. in sehr populären Sportarten (z.B. Leichtathletik/Marathon, Radsport), mit hohem Rang (WM, EM...), regionaler Verankerung und evtl. mit sozialem Hintergrund (z.B. Behindertensport). Diskussionspapier Spitzensport in München 46 7. Schlussfolgerungen Zukünftige Leistungen / Ausrichtung der Stadt München s. Beschluss Diskussionspapier Spitzensport in München 47