Skill – Grademix Intensivstation

Transcrição

Skill – Grademix Intensivstation
Universitätsklinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin Tübingen
Skill – Grademix Intensivstation
(Qualifikation richtig einsetzen)
DIVI 2014 Hamburg – 05.12.2014
Thomas van den Hooven
Pflegedienstleitung - Universitätsklinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin Tübingen
Skill – und Grademix
Agenda:
 Treiber für den Skill- und Grademix
 Aufteilung nach Skill- und Grademix
 Intensivstation 39 UKT
 Grundregeln
 Chancen und Risiken
 Berufspolitische Betrachtung
 Fazit
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Treiber für den Skill- und Grademix
Entwicklung der Altersstruktur in Deutschland
Altersstärkste Jahrgänge in 2014: 40 – 45 Jahre
Altersstärkste Jahrgänge in 2060: 70 – 75 Jahre
Auch Bildunterschrift möglich
Statistisches Bundesamt, Gesundheit im Alter, 2012 (in 2014)
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Demografie Krankenpflege
Die Trendfortschreibung prognostiziert fortgesetzte Alterung:
Bis zum Jahr 2020 könnte das Durchschnittsalter in der Berufsordnung auf
46,5 Jahre ansteigen.
Auch Bildunterschrift möglich
Bundesanstalt für Arbeitsschutz
und Arbeitsmedizin Juni 2013
Berufe im demografischen
Wandel
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Demografie Krankenpflege
Erhebliche Auswirkungen auf das Beschäftigtenprofil in der Pflege
Auch Bildunterschrift möglich
Bundesanstalt für Arbeitsschutz
und Arbeitsmedizin Juni 2013
Berufe im demografischen
Wandel
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DRG Statistik 2012: Vollstationäre Patienten
nach Fachabteilung und Altersgruppen
Gesamtzahl Intensivmedizin in 2012: 575286
Auch Bildunterschrift möglich
Anteile in %
8,9
9,4
Anteil in % > 69 J Gesamt: 48,6%
DeStatis: Abgerufen 12.10.2014
7
15
13,8
10,7
6,4 2,3
0,4
Kostendruck
8
Kostendruck - DRG Kostenmatrix
9
Kostendruck - Ökonomisches Prinzip
Minimalprinzip
 Eine bestimmte Menge (Patienten/ Fälle/ Leistungen) mit
möglichst geringen Personalkosten erreichen
Maximalprinzip
 Eine möglichst große Menge (Patienten/ Fälle/ Leistungen)
mit festgelegten Personalkosten zu erreichen
Extremumprinzip (Optimumprinzip) ?!?
 Eine möglichst große Menge (Patienten/ Fälle/ Leistungen)
mit möglichst geringen Personalkosten zu erreichen
Welches Prinzip wenden wir an?
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Kostendruck - Personalbedarfsermittlung
 Arbeitsplatzmethode (Pflegerkräfte pro Bettplatz)
 Anhaltszahlen (Pflegekräfte pro Fall)
 Minutenwerte/ Leistungseinheiten (Pflegekräfte pro
Leistung)
Verschieden Ermittlungsmethoden
- O Methode, Ermittlung aus Vorzahlen etc.
 Personalbedarfsrechnung nach INEK Erlöswerten
Wir ermitteln das Geld, dass verbraucht werden darf
und legen damit unsere Personalkennziffern fest.
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Kostendruck – Inek - Kalkulationshäuser
Für die Ermittlung der Fallpauschalen 2014 wurden
die tatsächlichen Behandlungskosten aus 247
Krankenhäusern berücksichtigt. Unter den beteiligten
Kalkulationshäusern befanden sich zwölf
Universitätskliniken.
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Stellungnahme VUD
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Strategien gegen die Personalkosten
Stellungnahme VUD 21.10.2012
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Unterdeckung der Personalkosten
Stellungnahme VUD 21.10.2012
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http://f5.hs-hannover.de/fileadmin/media/doc/f5/personen/simon_michael/Simon_-_Paper_Personalbesetzungsstandards.pdf
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Steigende Qualitätsanforderungen
Stellungnahme VUD 21.10.2012
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Treiber Fazit
 Starker Druck durch demografische Situation
-
Double Dip – Höherer Bedarf an professioneller Pflege
-
Double Dip – Überalterung der Berufsgruppe Pflege
 Starker Druck durch ökonomische Rahmenbedingungen
-
Treiber ist Umverteilungsdruck innerhalb der Kliniken
-
Untaugliche Bemessungsinstrumente
Aber ökonomischer Druck ist momentane Realität!
 Qualität nur mit Personal möglich, dass bezahlbar und
vorhanden ist
R
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Aufteilung nach Skill- und Grademix
Skill und Grade Mix – Nach Prozessen
AG SkiMiP, UKU 2014
Rick Pieger, Ingmar Flüs, Pflegedirektion, Universitätsklinikum Ulm
Skill und Grade Mix – Nach Bildungsabschlüssen
Nach AG SkiMiP, UKU 2014
Experten 4: Entwickler und Wissenschaftler
Ma-Absolventen/ Diplom
ANP, Clinical Nurse Specialist, Onkologie,
Palliativ Care, Health u. Self-Care, Case
Management, usw.
Pflegedirektorin
Experten 3: Bc-Absolventen (Pflege,
Pädagogik) (Intensive Care Practitioner?)
Experten 2: Spezialisiert oder generalistisch
Pflegedienstleitung
Fachweiterbildung mind. 820 Std (Onko, Palliativ,
SL(SFL/SBL)
Patientenprozess
Supportprozesse
Funktions-/Bereichsleitung
Führungsprozess
Psychiatrie, A u. I, Familiy Health,
PD in FM und PM, Kinästhetiklehrer, usw.)
Experten 1: Praxisanleitung (mind. 200 Std),
IMC, Pain nurse, Case Manager (DGCC),
FM-Kurs 1 und 2, Wundexperte, Kinästhetiktrainer, usw.
Gesundheits- und (Kinder-)Krankenpflege
Pflegehilfe (1-2 Jahre), Arztassistenz (MFA),
Familienpflege
Support und Service (Pflegefern)
Laienpflege und Assistenz (FSJ, BFD)
Nach Rick Pieger, Ingmar Flüs, Pflegedirektion, Universitätsklinikum Ulm
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Skill und Grade Mix – Nach Prozessen
AG SkiMiP, UKU 2014
Rick Pieger, Ingmar Flüs, Pflegedirektion, Universitätsklinikum Ulm
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Skill – und Grademix auf Intensivstation
 Verwaltungshelfer
 Versorgungsassistenten
Pflegeassistenz





Pflegehilfe
BFD, Studentische Aushilfen
RA, Arzthelferinnen
Pflegehelferinnen 1 Jährig
Pflegehelferinnen 2 Jährig
RA mit Zusatzausbildung Intensiv
 Gesundheits- und Krankenpflegerin
 Fachpflege Intensivpflege
 Intensive Care Practitioner ?
 ANP (MA)
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Intensivpflege
Skill und Grade Mix – Nach Bildungsabschlüssen Intensivstation
Experten 4: Entwickler und Wissenschaftler
Ma-Absolventen/ Diplom
ANP, QM + RM
Praktische Intensivpflege
mit akademischem Abschluss
Und steigendem
Qualifiaktionslevel
Experten 3: Bc-Absolventen (Pflege,
Pädagogik) (Intensive Care Practitioner?)
Experten 2: Praxisanleitung (mind. 200 Std),
IMC, Pain nurse, Wundexperte, Kinästhetik-
mit steigendem
Qualifikationslevel
Pflegehilfe
trainer, usw. (alle mit AI – Fachkurs)
Patientenprozess
Supportprozesse
Praktische Intensivpflege
Experten 1: Spezialisiert oder generalistisch
Fachweiterbildung mind. 820 Std
(Fachpflegekraft für A. u. I.)
Gesundheits- und (Kinder-)Krankenpflege
Pflegehilfe (1-2 Jahre), Arztassistenz (MFA),
Support und Service (Pflegefern)
Pflegeassistenz
Laienpflege und Assistenz (FSJ, BFD)
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Anästhesiologische Intensivstation 39 UKT
Langfristiger Ansatz einer Neustrukturierung
Ist Situation:
 Physikalisch 40 Intensivbetten - beatmungsfähig
 Reduktion durch temp. Aufnahme einer IMC auf 34
IB + 4 IMC Betten
 Personalengpass – Betrieb im Moment nur von ca.
30 Betten möglich
 Nurse: Patient Ration 1:2 bis 1:3
 170 Personen im Pflegebereich - Fachquote 63%
 Kostendruck vs. Qualitätsvorgaben
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Ist Zustand und geplante Aufgabenverteilung
IST
 Assistenten – Versorgungs- u. Verwaltungsaufgaben
 Einsatz von BFD als Springer.
 Versorgung der Patienten durch GuK und FKGuK
Planung
 Einführung ANP (Freiburger Modell – ANP (Master)
in beratender, unterstützender Funktion
 Cave! Langsame Einführung, ungeklärte Fragen der
Vergütung – keine substitution ärztlicher Leistung
geplant.
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Personalverteilung
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Personalverteilung - Alternative
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Neustrukturierung Personal- u. Aufgabenstruktur
– Ist Stand
 Anzahl der BFD wurde auf 6 BFD für die
Intensivstation aufgestockt (Verwaltung und
Pflegeassistenz
 2 J KPH in Ausbildung (Abschluss 2015)
 Einführung eines Skill – und Grademixmodells
Tübingen in Vorbereitung (Wechsel PD 01.01.15 –
on „hold“)
 Primärqualifizierender Studiengang für Pflege an der
Medizinischen Fakultät der Universität Tübingen
vorbereitet – aktuell Ausarbeitung Curriculum unter
Einbeziehung der Praxisanforderungen
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Neustrukturierung Personal- u. Aufgabenstruktur
– Planung
 Basispflege (z.B. Körperwaschungen) und
Nahrungsdarreichungen in die Hände von
Assistenzkräften
 pflegerische Grundversorgung durch Delegation und
nach Rücksprache mit Fachkraft – aber unter
Beachtung der Eigenständigkeit (komplette
Delegation)
 Kriterienkatalog für die Einteilung. Maßstab orientiert
an pflegerischer Fallschwere und medizinischer
Indikation
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Grundregeln für die Umsetzung
Grundregeln für Skill- und Grademix
 Übernahme Tätigkeiten mit niedriger Anforderung ist
möglich
 Übernahme Tätigkeiten mit höheren Anforderungen
ist nicht möglich
 Klare Definition von Prozessketten
 Klare Tätigkeitsprofile mit Aufgabenbeschreibung
 Vermeidung von „Taylorisierung“ der Arbeit
 Steuerung und Überwachung der Prozesse durch
Pflegemanagement
 Positives Feedback geben – Rollen stärken – Jeder
ist wichtig in der Teamleistung!
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Chancen und Risiken
Skill Mix – Chancen und Risiken
Positionspapier – Skill Mix auf Krankenstationen – BAG Pflege im Krankenhaus DBFK 12.2011
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Risiken – Skill- und Grademix
 Cave! Fachqoute beachten (BAA Vorgabe > 50%)
 Bestehende Teamstruktur beachten
 Problem von VK Vorgaben und der An- Umrechnung
von verschiedenen Graden.
 Wie werden Hilfskräfte eingerechnet?
 Zusätzliches Budget für akademisches
Pflegepersonal?
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Widerstände Skill- und Grademix
Einführung von Pflegehelfern (2J) auf Intensivstation
Begleitete Einführung mit Multimomentaufnahmen,
Befragung und Interviews
Mai, Christ, Flerchinger Pflege und Gesellschaft 2014
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Widerstände Skill- und Grademix
Einführungsstudie hat leider fast keine Aussagekraft:
 Möglichkeit der Entlastung von Pflegekräften
 Von 90 Fragebögen Rücklauf 8 Bögen (8,1%)
 Es konnten nur 2 Interviews gemacht werden.
Mai, Christ, Flerchinger Pflege und Gesellschaft 2014
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Chance durch Akademisierung und Professionalisierung
Zusammenhang Personalbesetzung und Qualifikation
Studie zu Sterblichkeitsrate in 9 europäischen Ländern:
 Erhöht sich die Arbeitsbelastung um einen Patienten pro
Pflegekraft steigt das Mortalitätsrisiko für stationäre Patienten
um 7%
 Eine Erhöhung der Personalqualifikation um 10% auf BachelorNiveau reduziert das Risiko um 7%
 60% Pflegender mit BSc-Abschluss & Betreuung von 6
Patienten pro Pflegeperson ein 30%ig geringeres
Mortalitätsrisiko als 30% BSc-Absolventen & Betreuung von 8
Patienten
Aiken et al. (2014): Nurse staffing and education and hospital mortality in nine European countries: a retrospective observational
study. Lancet 383: 1824–30.
Chance durch Akademisierung und Professionalisierung
Zusammenhang Qualifikation und Patientenoutcome
„Effekt auf die 30-Tage-der Mortalitätsrate bei beamteten älteren
Menschen auf Intensivstationen“
 Patientenversorgung in einem besseren pflegerischen Arbeitsumfeld 
11% geringere Wahrscheinlichkeit zu versterben
 Erhöhung des Personals mit Bachelor-Abschluss um 10% 
2% Reduktion der Sterblichkeitswahrscheinlichkeit
 Hypothetische Berechnung:
Krankenhäuser mit 75% Pflegekräfte mit Bachelorabschluss
 Reduktion Sterblichkeitswahrscheinlichkeit um 10%
im Vergleich zu Krankenhäuser mit 25% Pflegekräfte mit BachelorAbschluss
 Ähnliche Ergebnisse im allgemeinen Akutbereich
(vgl. Kutney-Lee et al. 2009, Aiken et al 2011, Aiken et al. 2002, Aiken et al. 2003)
Kelly et al. (2014): Impact of Critical Care Nursing on 30-Day Mortality of Mechanically Ventilated Older Adults. Clinical Investigations 42
(5): 1089 – 1095.
Chance durch Akademisierung und Professionalisierung
Aufbau eines primärqualifizierenden Studiengangs
„Campus für Gesundheitswissenschaft“
an der Universität Tübingen
 Aufbau eines primärqualifizierenden Studienganges
Gesundheitsfachberufe an der Universität Tübingen
 interdisziplinärer und interprofessioneller Studiengang
 Qualifikation für wissenschaftlich fundiertes, methodenbasiertes &
personenorientiertes Arbeiten „am Patientenbett“ in den Bereichen
 Diagnostik, Therapie, Pflege und Betreuung
 Anleitung, Beratung, Aufklärung und Schulung
 Führung, Leitung, Management und Qualitätssicherung
 Umfassendes Fallverstehen über die Versorgungsgrenzen hinaus
 Methodisch geplante Zusammenarbeit im interdisziplinären Team
 Studienkompetenz
Luntz, J., Renz, P. 2014
Berufspolitische Betrachtung
Berufspolitische Betrachtung
Gefahren und Chancen des Skill – und Grademix
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Berufspolitische Betrachtung
Gefahren und Chancen des Skill – und Grademix
 Große Meinungsheterogenität innerhalb der Pflege
 Geringer Organisationsgrad innerhalb der Pflege
 Zum Teil Standpunkte die zwar wünschenswert – aber leider
fern der Realität sind
 Die Pflege ist gerade dabei in immer kleiner Entitäten
aufgespalten zu werden, die dann nicht mehr unter der
Personalführung der Pflege stehen oder das
Ausbildungsniveau senken
 Es geht um das Miteinander – eine starke Pflege ist für alle
gut – ganz im Sinn der DIVI
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Berufspolitische Betrachtung
Notwendigkeit der Pflegekammer
Spätestens bei diesen Allianzen, sollten sich alle Pflegekräfte fragen,
ob hier noch alles so richtig sein kann!
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Fazit
Fazit – Skill- und Grademix
Wandel im Klinikalltag auf den Intensivstationen
 Demografische Entwicklung ist der Haupttreiber
 Skill- und Grademix bietet für die Pflege erhebliches
Entwicklungspotential
 Jetzt agieren, oder in Zukunft nur noch reagieren
 Für die Profession der Pflege ist entscheidend, dass
sie im Skill- und Grademix nicht zersplittert wird
 Vorsichtiges, durchdachtes Vorgehen
 Einzig die Einrichtung einer Pflegekammer kann
den Prozess sinnvoll koordinieren und überwachen
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Vielen Dank
Universitätsklinikum Tübingen
Kompetenz
mit Herz
www.uniklinikum-tuebingen.de
für Ihre Aufmerksamkeit!