Mit Energie zur Energie
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Mit Energie zur Energie
Mit Energie zur Energie Radtour und Spaziergang 9 8 Die Länge der Radtour beträgt ca. 45 km. Sie verläuft größtenteils auf Radwegen, teilweise auch auf schwach befahrenen Kreisstraßen. Ein kräftiger Anstieg ist zwischen Ummendorf und Häusern ggf. auch mit Fahrrad schieben zu bewältigen. Eine Alternativstrecke führt über den Scharben (in der Karte gestrichelt). 9 10 2 1 1 2 3 km 3 8 4 5 6 7 Grundlage: Topografische Karte 1: 50 000 © Landesamt für Geoinformation und Landesentwicklung Baden-Württemberg (www.lgl-bw.de), 12.05.09 Az.: 2851.2-A/920 0 Vorwort Inhalt Bereits heute erzeugen erneuerbare Energien im Landkreis Biberach 32 % des dort verbrauchten Stroms. Spitzenreiter ist dabei die Biomasse (Biogas und Holz) mit 19,7 %. Ebenfalls bemerkenswert ist der hohe Anteil der Photovoltaik mit 10,6 %, der deutlich über dem Anteil der Wasserkraft von 1,6 % liegt. Die Windenergie spielt mit 0,1 % bei uns (noch) keine nennenswerte Rolle. Obwohl der Landkreis Biberach damit bei der Stromerzeugung schon jetzt die Zielsetzungen des Bundes für das Jahr 2020 nahezu erreicht hat, dürfen wir uns auf diesen Lorbeeren nicht ausruhen. So gibt es zwar erfreulich viele Anlagen zur regenerativen Wärmeerzeugung, aber deren Anteil an der Deckung des Wärmeverbrauchs ist deutlich geringer, vom Verkehrssektor ganz zu schweigen. Der Ausstieg aus der Atomenergie darf nicht durch den Ausbau fossiler Energieträger kompensiert werden. Daher muss der Energieverbrauch in allen Sektoren durch Einsparung und den Einsatz effizienter Technologien drastisch reduziert werden. Dann kann ein weiterer Ausbau die erneuerbaren Energien zur wichtigsten Säule unserer Energieversorgung machen, die langfristig 100 % unseres Energiebedarfs deckt. Die Broschüre „Mit Energie zur Energie“ möchte mit einer Radtour rund um Biberach und einer Fußroute durch die Stadt die Vielfalt erneuerbarer Energien aufzeigen sowie andere vorbildliche Energieprojekte vorstellen. Sie wurde von der Arbeitsgruppe Energie/Bauen im Prozess der Lokalen Agenda - Biberach 21 erarbeitet. 1 Wasserkraftanlage Uferstraße Biberach 4 2 Gebhard - Müller - Schule Biberach 6 3 Photovoltaik-Anlage Firma Liebherr Biberach 8 4 Geothermieanlage Jordanbad Biberach 10 5 Wasserkraftanlage Ummendorf 14 6 Windkraftanlage Ummendorf 16 7 Biogasanlage Mittelbuch 18 8 Biomasse - Heizkraftwerk Eberhardzell-Kappel 20 9 Thermische Solaranlagen am Lindenweiher 22 10 Nahwärmeversorgung/Holzhackschnitzelanlage Rißegger Steige 24 1 Wasserkraftanlage Uferstraße Biberach 28 2 Photovoltaikanlage am Busbahnhof 30 3 Bürogebäude mit Wärmepumpenanlagen 32 4 Busbetriebshof der Stadtwerke Biberach 36 5 Alte Holzmühle 38 6 Technikum Gebäudeklimatik der Hochschule Biberach 40 7 Energieversorgung der städtischen Gymnasien 42 8 Passivhaus-Bürogebäude Pfluggasse 44 9 Kaltwasserspeicher Firma Boehringer Ingelheim 46 Wir danken allen Personen, Firmen und Institutionen die uns bei der Erarbeitung dieser Broschüre mit Informationen, Bildern und Textbeiträgen unterstützt haben. Thomas Fettback Oberbürgermeister 2 Prof. Dr.-Ing. Roland Koenigsdorff Sprecher der Arbeitsgruppe Energie/Bauen Beauftragter für Lokale Agenda der Hochschule Biberach 3 1 Einleitung: Wasserkraftanlage Uferstraße Biberach Im Rißverlauf auf Markung Biberach gibt es noch drei Wasserkraftanlagen mit einer Leistung von insgesamt 121 kW. Diese produzieren im Jahr ca. 400.000 bis 450.000 kWh Strom. Die Modernisierung alter Wasserkraftanlagen kann deren Energieertrag deutlich verbessern. Die hier vorgestellte Anlage in der Uferstraße leistet momentan maximal 27 kW, erzeugt im Jahr rund 140.000 kWh Strom und spart damit jährlich 75 t CO2. Herz der Anlage ist eine sog. Ossberger Turbine aus dem Jahr 1967. Sie ist im Verhältnis 1:2 unterteilt. Das heißt, je nach Wassermenge, die bei max. 3.500 l/s liegt, wird das Rad nur teilweise oder ganz mit Wasser beschickt. Die Einspeisevergütung für den erzeugten Strom liegt momentan bei 7,67 Cent/kWh. Ausblick: Die Ossberger sberger Turbine wird auch h als „Kartoffelschleuder“ bezeichnet, eine Anspielung auf ihren schlechten Wirkungsgrad. Eine ne moderne Kaplan-Schacht-Turbine brächte ein Mehrr an Stromproduktion n von 60 bis 70 % bei einer iner Investition von 300.000 00.000 bis 400.000 Euro.. Steuerung 4 Stromgenerator 5 2 Einleitung: Gebhard - Müller - Schule Biberach Die kaufmännische Gebhard-Müller-Schule ist ein Niedrigenergie-Gebäude, dessen Heizwärmeverbrauch umgerechnet ca. 3 Liter Heizöl bzw. 3 m3 Gas pro Quadratmeter beheizter Fläche und Jahr beträgt. Eine geothermische Brunnenanlage versorgt die Schule ganzjährig mit Kälte und Wärme. Neben dem dafür erforderlichen guten Wärmeschutz zeichnet sich die Schule durch ein innovatives gebäudeklimatisches und energetisches Konzept aus. Für eine hohe Luftqualität sorgt eine mechanische Be- und Entlüftung mit Wärmerückgewinnung. Die Räume werden über direkt in die Betondecken eingelegte wasserführende Rohrschlangen temperiert (thermoaktives Bauteilsystem – TABS), sodass keine Heizkörper mehr erforderlich sind. Eine geothermische Brunnenanlage versorgt die Schule ganzjährig mit Grundwasser, dessen Temperatur von 9 und 12 °C eine energiesparende direkte Kühlung im Sommer ermöglicht und in der Heizzeit einer Wärmepumpenanlage als Wärmequelle dient. Ein Holzpelletskessel dient der Spitzenlastabdeckung im Heizbetrieb. Planung, Bau und die ersten Betriebsjahre des Gebäudes wurden von der Hochschule Biberach wissenschaftlich begleitet. In Zusammenarbeit mit dem Betreiber konnte dabei der jährliche Primärenergieverbrauch für Heizung, Lüftung, Kühlung und Beleuchtung um 30 % reduziert werden. Neben den Möglichkeiten des energieeffizienten Schulbaus stellte das Projekt das enorme Einsparpotenzial durch eine intensive Betriebsbegleitung und -optimierung unter Beweis. Weitere Infos: www.gms-bc.de www.hochschule-biberach.de www.bine.info www.eneff-schule.de Thermoaktives Bauteil Klassenzimmer Inbetriebnahme: 2004 Gebäudegröße (inkl. Tiefgarage): ca. 60.000 m3 Gesamtvolumen, ca. 16.000 m2 Bruttogrundfläche (BGF) Nutzer: ca. 1.500 Schüler, ca. 100 Lehrer Grundwasserbrunnen: 1 Förder- und zwei Schluckbrunnen, je 17 m tief, max. 18 l/s Grundwasserförderung Wärmepumpen: 2 x 150 kW Wärmeleistung Holz-Pelletskessel: 120 kW Wärmeleistung CO2-Einsparung durch ca. 82 Tonnen p. a. Betriebsoptimierung: 6 7 3 Einleitung: Photovoltaik-Anlage Firma Liebherr Biberach Die größte Photovoltaikanlage in Biberach. Im Jahre 2005 stand beim Liebherr-Werk Biberach die Sanierung der 420 m langen und bis zu 150 m breiten Kran-Montagehalle an. Das große, nahezu exakt nach Süden ausgerichtete Shed-Dach bietet ideale Vorausstetzungen für eine Solarnutzung. Deshalb entschloss man sich im Zuge der Sanierung, das Dach mit Photovoltaik-Modulen zur solaren Stromerzeugung zu belegen. In der Spitze liefert die Anlage 3,1 MW elektrische Leistung und stellt damit die größte Photovoltaik-Anlage in der Stadt dar. Bau und Inbetriebnahme: 2005 PV-Module: 1,6 MW polykristalline Module 1,5 MW Dünnschicht-Module Belegte Dachfläche: ca. 30.000 m2 Dachneigung: 13° Jahresstromertrag: ca. 2,5 Mio. kWh (deckt den Strombedarf von ca. 600 deutschen Durchschnittshaushalten) Wechselrichter-/ Trafostationen: 3 Stück, Einspeisung ins 20 kV-Mittelspannungsnetz CO2-Einsparung: ca. 1.200 Tonnen p. a. Weitere Infos: www.liebherr.com Wechselrichter-/ Trafostationen 8 9 4 Einleitung: Geothermieanlage Jordanbad Biberach Das Jordanbad Biberach, das auf eine über 500 jährige Geschichte zurückblicken kann, ist seit 1982 vom Land Baden-Württemberg anerkannter „Kneippkurort“. Im selben Jahr wurde dort ein ca. 1.000 m tiefer Brunnen gebohrt und ausgebaut. Im Thermalwasser enthaltene Wärme kann vielfältig genutzt werden. Seit 1984 wird das mit einer Temperatur von 48 °C gewonnene Thermalwasser genutzt. Im Zuge der Ausund Umbauten in der Folgezeit wurde auch die Nutzung des Thermalwassers erweitert. Gegenwärtig werden ca. 200.000 Kubikmeter pro Jahr gefördert, was im Jahresmittel ca. 6,5 Liter pro Sekunde entspricht. Die daraus gewonnene thermische Energie deckt ca. die Hälfte des kompletten Wärmebedarfs des Bades und seiner technischen Anlagen. Die Hauptnutzung des Thermalwassers ist die Versorgung der verschiedenen Bade- und Therapiebecken mit Frischwasser. In einem zweiten Strang wird das Trinkwasser für die Duschen vorgewärmt, ein dritter Strang versorgt die Vorwärmestufe (Vorerhitzer) der Lüftungsanlagen des Bades. Entsprechend der ganzjährig benötigten hohen Raumtemperatur in den Bädern muss die Zuluft nahezu das ganze Jahr über erwärmt werden. Die andere Hälfte der benötigten Wärme wird von der e.wa riss aus dem Heizhaus gegenüber der Sinnwelt geliefert. Wiederum die Hälfte dieser Wärme stammt aus umweltschonender Kraft-Wärme-Kopplung aus zwei erdgasbetriebenen Blockheizkraftwerk-Modulen (BHKW), die andere Hälfte aus zwei Gaskesseln. Weitere Infos: www.jordanbad.de www.ewa-riss.de Nachdem das Thermalwasser im dritten Strang einen Teil seiner Wärme an die Lüftungsanlagen abgegeben hat, wird es in einem 35 m3 großen Pufferbehälter gesammelt. Im Sommer und in der Übergangszeit, wenn moderate Temperaturen von ca. 60 °C für die anfallenden Heizzwecke ausreichen, dient das gepufferte Thermalwasser zwei Wärmepumpen als Wärmequelle. 10 11 4 Einleitung: Geothermieanlage Jordanbad Biberach . Wärmeerzeugungsanlage/Heizhaus Brunnenschacht Anlagenschema mit Brunnenkopf Wärmepumpenanlage zur Nutzung der Restwärme des Thermalwassers Blockheizkraftwerk 12 13 5 Einleitung: Wasserkraftanlage Ummendorf An der Umlach, im Bereich Fischbach und Ummendorf, produzieren insgesamt 3 Wasserkraftanlagen Strom. Die Gesamtleistung der Anlagen beträgt ca. 75 kW. Die Wasserkraftanlage in der Bachstraße in Ummendorf wurde im Jahr 2002 generalsaniert. In die Technik, die Computersteuerung und in die neue Kaplanturbine wurden 80.000 € investiert. Eigenverbrauch erhöht die Wirtschaftlichkeit der Anlage. Die maximale Generatorleistung, die bei 28 kW liegt, wird bei ca. 1.000 Liter/s (1 m3/s) erreicht. Dies entspricht in etwa der Mittelwasserführung der Umlach. Die jährliche Stromproduktion der Anlage liegt bei ca. 150.000 kWh, wovon der Hauptteil im landwirtschaftlichen Betrieb verbraucht wird. Der Stromüberschuss wird in das Stromnetz eingespeist und nach dem Erneuerbaren Energiengesetz vergütet. Die CO2-Einsparung liegt bei ca. 81 t/Jahr. Steuerung 14 Stromgenerator 15 6 Einleitung: Windkraftanlage Ummendorf Die einzige große Windanlage im Landkreis Biberach produziert seit Dezember 2001 Strom. Die Anlage hat einschließlich aller Erschließungsmaßnahmen ca. 800.000 Euro gekostet. Als Bürger-Windanlage haben 60 Personen, vorwiegend aus Ummendorf, 477.000 Euro investiert, der Rest wurde über Kredite finanziert. Die Anlage hat eine Spitzenleistung von 900 kW, die sie bei einer Windgeschwindigkeit von 16 m/s (57,6 km/h) erreicht. Bei rund 3,5 m/s (12,6 km/h) läuft sie an. Im Jahr produziert sie – je nach Windjahr – zwischen 1,0 und 1,3 Millionen Kilowattstunden Strom, der nach Transformation auf 20 kV in Buschhorn in das Netz der EnBW eingespeist wird. Die jährlich produzierte Strommenge entspricht in etwa dem Jahresverbrauch von 300 Haushalten. Die erste und bislang einzige große Windkraftanlage im Landkreis Biberach. Nach dem Erneuerbaren Energiengesetz ist der Netzbetreiber verpflichtet, den produzierten Windstrom vorrangig in sein Netz einzuspeisen und mit 9,1 Cent je kWh – 20 Jahre lang – zu vergüten. Diese Preisregelung ermöglicht einen wirtschaftlichen Betrieb der Anlage. Die fast 10 jährigen Erfahrungen mit der Anlage zeigen, dass die Windenergie auch in unserem Raum, sowohl ökologisch als auch ökonomisch betrachtet, einen wirksamen Beitrag zum Klimaschutz leisten kann. Dabei stößt die Windanlage auf eine breite gesellschaftliche Akzeptanz. Betreiber: BWU Bürger-Windenergie Ummendorf GmbH&Co.KG. Kommanditisten: 60 Bürger aus Ummendorf, Biberach und Umgebung. Anlagedaten Hersteller: NEG-MICON, Dänemark Typ: 52/900 Nabenhöhe: 73,5 m Gesamthöhe: 99,8 m Rotordurchmesser: 52 m Nennleistung: 900 kW bei 16 m/s Windgeschwindigkeit Rotordrehzahl: 15 U/min. mit max. 200 kW Leistung 22 U/min. mit max. 900 kW Leistung Abschaltpunkt: 25 m/s = 90 km/h Windgeschwindigkeit CO2-Einsparung: ca. 560 t/Jahr Nur für Schwindelfreie! Weitere Infos: www.bwu-web.com Steuerung 16 17 7 Einleitung: Biogasanlage Mittelbuch In Biogasanlagen wird in großen Gärbehältern unter Sauerstoffausschluss von Bakterien Methangas erzeugt. Das Gas wird gesammelt und in Motoren verbrannt. Dabei entsteht Strom, der in das Netz des Energieversorgers eingespeist wird, und Wärme. Die Biogasanlage in Mittelbuch ging im Jahr 2005 mit einer elektr. Leistung von 170 kW in Betrieb. 2008 wurde die Anlage auf insgesamt 340 kW erweitert. Die jährliche Stromproduktion beträgt ca. 2,8 Mio. kWh. Das ökologisch sinnvolle Ausbaupotenzial der Biogasnutzung ist in Sicht. Auch Biogasanlagen haben durch die Vergütungen des Erneuerbaren Energiengesetzes einen großen Aufschwung bekommen. Die Vergütung ist dabei abhängig von der Anlagengröße, vom Einsatz nachwachsender Rohstoffe, der Verwendung von Gülle, sowie von der Nutzung der Wärme. Fernwärmeleitung Die hier vorgestellte Anlage wird hauptsächlich mit nachwachsenden Rohstoffen „gefüttert“. Die Wärme wird in einem südlich liegenden Gewächshaus einer Gärtnerei und in 15 Wohnhäusern über Fernwärmeleitungen genutzt. Biogasanlagen sind bez. ihres hohen Flächenbedarfs beim Einsatz von nachwachsenden Rohstoffen in die Kritik geraten. Pro kW elektrischer Leistung wird knapp ein halber Hektar Anbaufläche benötigt. Der Anbau von Monokulturen, insbesondere von Mais, belastet die Umwelt. Zum anderen wird bei vielen Anlagen die Wärme nicht genutzt. Aufgrund ihrer Grundlast- und Regelfähigkeit sind Biogasanlagen unverzichtbar in einem künftigen Energiemix, der sich auf erneuerbare Energie stützt. Die Nutzung der Wärme sollte jedoch in Zukunft Voraussetzung für die Genehmigung von Anlagen sein. Blockheizkraftwerk 18 19 8 Einleitung: Biomasse - Heizkraftwerk Eberhardzell-Kappel Durch das neue Werkteil kann deutlich mehr Abwärme genutzt werden. 20 Das Biomasse-Heizkraftwerk der Biopower SKW GmbH in Eberhardzell-Kappel ist das größte mit erneuerbaren Energien betriebene Kraftwerk im Landkreis Biberach. Die jährliche Stromproduktion beträgt ca. 64 Mio kWh. Täglich werden rund 900 m3 Alt- und Restholz der Holzwerke Gebr. Schneider GmbH verfeuert. Das Restholz setzt sich aus Rinde, Hackschnitzel, Sägemehl und Hobelspänen zusammen. Durch die Befeuerung eines Wasserrohrkessels mit Wanderrostsystem wird Dampf erzeugt. Dieser Dampf wird über zwei Dampfturbinen mit angekoppelten Generatoren zur Erzeugung elektrischer Energie geleitet. Durch Kraft-Wärme-Kopplung wird bei der Stromerzeugung Wärmeenergie in Form von Heizwasser und Dampf für Heizungen der Betriebsgebäude, Holztrocknungsanlagen und das neue Holzfaserdämmplattenwerk ausgekoppelt. Da die Holzwerke Gebr. Schneider GmbH das ganze Jahr hindurch mit Wärme versorgt werden kann, erreicht das Biomasse-Heizkraftwerk einen Gesamtwirkungsgrad von über 60 %. Inbebtriebnahme Oktober 2004 Kosten ca. 17 Mio Euro Feuerungsleistung 27, 8 MW Elektrische Leistung ca. 8 MW Therm. Wirkungsgrad 91 % Elektr. Wirkungsgrad 30 % Dampfdruck 65 bar Dampftemperatur 460 Grad Jährl. Stromproduktion ca. 64 Mio kWh CO2-Einsparung ca. 34.000 t/Jahr Generator Dampfturbine 21 9 Einleitung: Thermische Solaranlagen am Lindenweiher Mit Hilfe von Solarkollektoren wird ein Wasser-/Glykolgemisch erwärmt. Die Wärme wird über einen Wärmetauscher in einen sehr gut wärmegedämmten Wasserspeicher abgegeben. Die Heizungsanlage sorgt ggf. für eine Wärmenachspeisung. Gute Solarkollektoren produzieren mehr als 500 kWh/m2 Wärme pro Jahr. Die Wärmegewinnung aus der Sonne ist noch lange nicht ausgereizt. Unser Beispiel zeigt zwei identische Anlagen eines Doppelhauses am Lindenweiher. Die Anlagen haben je 15 m2 Kollektorfläche und einen 1.000 Liter Wasser fassenden Pufferspeicher. Dadurch kann sowohl Wärme für Brauchwasser als auch für die Heizungsunterstützung geliefert werden. Da die Häuser zum Teil eine Fußbodenheizung haben, ist die Solarunterstützung sinnvoll. Der heutige Energieverbrauch der Doppelhäuser ist hoch und liegt bei je rund 3.000 Liter Öl pro Jahr. Bei prognostizierten Einsparungen von ca. 17 %, d. h. 500 Liter Öl je Anlage, amortisieren sich die Anlagen erst bei höheren Energiepreisen. Die Kosten belaufen sich auf 15.000 Euro je Anlage, abzüglich eines staatlichen Zuschusses von je 1.800 Euro. Die jährliche CO2-Einsparung liegt bei ca. 0,3 t. 22 Warmwasser Solarstation mit Pumpe + Regelung Zusatzheizung Leitungssystem: transportiert die solarerzeugte Wärme zum Speicher. Speicher: bevorratet solarerwärmtes Wasser für den Bedarf von einigen Tagen. Kaltwasser Pufferspeicher Solarstation 23 10 Einleitung: Nahwärmeversorgung/Holzhackschnitzelanlage In verdichteten Baugebieten bieten sich Nahwärmenetze an. Rißegger Steige Im Rahmen des Projektes „Preisgünstiges und Ökologisches Bauen“ entstand das Baugebiet „Rißegger Steige“ in Biberach, eine Siedlung in Niedrigenergiebauweise, mit hohem ökologischem und städtebaulichem Anspruch. Im Sinne der ökologischen Zielsetzung dieser Siedlung wurden ebenfalls hinsichtlich der Wärmeversorgung ökologische Aspekte in den Vordergrund gestellt, sodass dem Energieträger Holz durch den Bau eines Nahwärmenetzes mit Hackschnitzelfeuerung innerhalb des Baugebietes der Vorzug gegeben wurde. Die damaligen Stadtwerke (heute e.wa riss) übernahmen die Investitionen und den Betrieb der Anlage. Die erforderliche Wärme von jährlich rund 1.500 Megawattstunden wird zu rund 63 % von einem Holzhackschnitzelkessel mit einer Leistung von 360 kW geliefert und über rund 1.220 m Haupt- und Hausanschlussleitungen bereitgestellt. Die restliche Wärme liefert ein Erdgaskessel mit einer Leistung von 575 kW. Zusammenfassung der wichtigsten Daten: Auslegungsdaten: Maximaler Wärmebedarf 700 kW Wärmeerzeugung 1.500.000 kWh/Jahr Holzkessel ca. 63 % 945.000 kWh/Jahr Wärmeabgabe an Kunden 1.330.000 kWh/Jahr Netzverluste 170.000 kWh/Jahr Hackschnitzelbedarf 1.500 – 1.700 Sm3/Jahr Hausübergabestation Holzhackschnitzelkessel Technische Daten Heizzentrale Leistung Hackschnitzelkessel 360 kW Leistung Gaskessel 575 kW Nutzbares Volumen Hackschnitzelbunker 125 m3 Technische Daten Wärmenetz 24 Länge Hauptleitungen 540 Trassenmeter Länge Hausanschlussleitungen 680 Trassenmeter Anzahl Hausanschlüsse 35 Stück Anzahl Übergabestationen 114 Stück CO2-Einsparung ca. 200 t/Jahr Weitere Infos: www.ewa-riss.de 25 Einleitung: n e E r g t i ie zur Energie M 26 27 1 Einleitung: Wasserkraftanlage Uferstraße Biberach Im Rißverlauf auf Markung Biberach gibt es noch drei Wasserkraftanlagen mit einer Leistung von insgesamt 121 kW. Diese produzieren im Jahr ca. 400.000 bis 450.000 kWh Strom. Die Modernisierung alter Wasserkraftanlagen kann deren Energieertrag deutlich verbessern. Die hier vorgestellte Anlage in der Uferstraße leistet momentan maximal 27 kW, erzeugt im Jahr rund 140.000 kWh Strom und spart damit jährlich 75 t CO2. Herz der Anlage ist eine sog. Ossberger Turbine aus dem Jahr 1967. Sie ist im Verhältnis 1:2 unterteilt. Das heißt, je nach Wassermenge, die bei max. 3.500 l/s liegt, wird das Rad nur teilweise oder ganz mit Wasser beschickt. Die Einspeisevergütung für den erzeugten Strom liegt momentan bei 7,67 Cent/kWh. Ausblick: Die Ossberger sberger Turbine wird auch h als „Kartoffelschleuder“ bezeichnet, eine Anspielung auf ihren schlechten Wirkungsgrad. Eine ne moderne Kaplan-Schacht-Turbine brächte ein Mehrr an Stromproduktion n von 60 bis 70 % bei einer iner Investition von 300.000 00.000 bis 400.000 Euro.. Steuerung 28 Stromgenerator 29 2 Einleitung: Photovoltaik-Anlage am Busbahnhof Unter Photovoltaik versteht man die direkte Umwandlung von Strahlungsenergie der Sonne in elektrische Energie. Die Solarzellen erzeugen dabei Gleichspannung, die mit Hilfe von Wechselrichtern in Wechselstrom umgewandelt und in der Regel in das Stromnetz des Energieversorgers eingespeist wird. Mit dem Erneuerbaren Energiengesetz, das es seit April 2000 gibt, hat die Photovoltaik eine große Verbreitung im süddeutschen Raum gefunden. Ende 2010 gab es 525 PhotovoltaikAnlagen im Stadtgebiet Biberach mit einer Leistung von 11.018 kW. Die Kosten für Strom aus Photovoltaikanlagen haben sich in den letzten 10 Jahren halbiert. Die erste größere Photovoltaik-Anlage Biberachs wurde im Frühjahr 1998 durch die EnBW am Zentralen Omnibusbahnhof in Biberach errichtet. Verwendet wurden 18 monokristalline Solarmodule mit einer Gesamtfläche von 44 m2. Die Anlage hat eine Spitzenleistung von 5 kW und produziert rund 4.000 kWh Strom im Jahr. Dies entspricht in etwa dem Jahresverbrauch eines Durchschnittshaushalts. Die Anlage kostete damals 100.000 DM. Rund 30.000 DM entfielen auf die aufwändige Konstruktion unter Berücksichtigung der Architektur des Busbahnhofes. Der erzeugte Strom wird in das Stromnetz der EnBW eingespeist. Die aktuelle Stromproduktion kann an einer Anzeigetafel abgelesen werden. Strom aus Photovoltaik kostet derzeit ca. 25-30 Cent/kWh. Dabei ist die Kostenentwicklung weiter rückläufig. Fachleute erwarten in Kürze eine sog. Netzparität. Solarstrom wird dann gleich viel kosten, wie der Verbraucher für eine kWh Strom bezahlen muss. 30 Infotafel mit Stromzähler 31 3 Einleitung: Bürogebäude mit Wärmepumpenanlagen Bei elektrisch angetriebenen Wärmepumpen sollte das Verhältnis von gelieferter Wärmemenge zu Antriebsenergie (JahresArbeitszahl) größer als drei sein und möglichst vier erreichen oder sogar überschreiten. Gegenüber dem Hauptbahnhof sowie auf beiden Seiten des Bismarckrings am Ulmer Tor befinden sich drei Gebäudekomplexe, die oberflächennahe Geothermie zur Gebäudekühlung und als Wärmequelle für Wärmepumpenanlagen nutzen: 1. EnBW Zentrum Oberschwaben der Energie BadenWürttemberg AG 2. Niederlassung Biberach der Volksbank Ulm-Biberach eG 3. Dienstleistungszentrum am Ulmer Tor der Sparkasse Immobilien BC GmbH Alle Gebäude verfügen über Wärmepumpen und nutzen die Betondecken zur Raumheizung und -kühlung (thermoaktive Bauteilsysteme, siehe Station 2 der Radtour, Gebhard-Müller-Schule). Im Erdreich um das EnBW Zentrum Oberschwaben befinden sich 36 Erdwärmesonden in jeweils 99 m tiefen Bohrungen. Sie dienen als regenerative Energiequelle für eine elektrisch angetriebene Wärmepumpe, welche die gewonnene Wärme auf die benötigte Heiztemperatur bringt. Im Sommer wird das Erdwärmesondenfeld zur direkten geothermischen Kühlung herangezogen, bei der die Kühle des Erdreichs ohne Einsatz einer Kältemaschine besonders energiesparend genutzt wird. Von den drei Gebäuden der Volksbank werden die beiden Neubauten mit jeweils einer Wärmepumpe grundbeheizt. Die Wärmepumpen arbeiten im Sommer als Kälteerzeuger. Eine der beiden Wärmepumpen entzieht dem Erdreich die Wärme über ein horizontales Rohrsystem unter der Bodenplatte des Gebäudes, die andere nutzt Grundwasser als Wärmequelle. Der sanierte Altbau zwischen den Neubauten wird von der Gaskesselanlage versorgt, die bei Bedarf auch die Wärmepumpen bei der Beheizung der Neubauten unterstützt. Das Dienstleistungszentrum am Ulmer Tor besteht aus drei transparenten Punkthäusern und dem dahinter liegenden Langhaus mit Lochfassade. In zweien der drei Punkthäuser werden die Betondecken mit Wasser zum Heizen bzw. Kühlen thermisch aktiviert. Das dritte Punkthaus nutzt eine Variante dieser Technologie, bei der Luft durch in den Betondecken liegenden Rohre geführt wird, um anschließend die angrenzenden Räume zu belüften. Bismarckring, Volksbank 32 Bismarckring, Sparkasse Immobilien BC 33 3 Einleitung: Bürogebäude mit Wärmepumpenanlagen EnBW Zentrum Oberschwaben Inbetriebnahme 2008 Wärmeerzeugung Wärmepumpe (200 kW Heizleistung), Gaskesselanlage Kälteerzeugung direkte geothermische Kühlung mit Erdreichtemperatur Geothermie 36 Erdwärmesonden (je 99 m tief) Thermoaktive Bauteile & ergänzende Systeme Betondecken mit wasserdurchströmten Rohren, Ergänzung durch Heizkörper Photovoltaik 65 kW, ca. 65.000 kWh/Jahr EnBW Zentrum Oberschwaben Büroraum EnBW elektrischer Strom Netzstrom Volksbank Biberach Inbetriebnahme 1999/2000 Wärmeerzeugung 2 Wärmepumpen, Gaskesselanlage Kälteerzeugung Betrieb der Wärmepumpen als Kältemaschinen Geothermie 350 m3 Bodenabsorber unter der Bodenplatte Grundwassernutzung: 1 Förder- und ein Schluckbrunnen Thermoaktive Bauteile & ergänzende Systeme Wärmepumpe 200 kW Heizleistung Erdwärmesonden 36 Sonden à 99 m direktverdampfende KompressionsLuftkühler ≤ 45°C Kälte Erdgas GasBrennwertkessel 224 kW ≤ 70°C Wärme GasBrennwertkessel 374 kW Betondecken mit wasserdurchströmten Rohren, mechanische Be- und Entlüftung, Heizkörper Wärmerückgewinnung Außenluft Lüftungsanlagen mit WRG Zuluft Sparkasse Immobilien BC 34 Inbetriebnahme 2003 Wärmeerzeugung 5 Wärmepumpen (je 39 kW Heizleistung) Kälteerzeugung direkte geothermische Kühlung, bei Bedarf sind 2 der Wärmepumpen auf Kühlbetrieb umschaltbar Geothermie Grundwassernutzung: 2 Saug- und 5 Schluckbrunnen, 13 bis 18 m tief Thermoaktive Bauteile & ergänzende Systeme Betondecken mit wasserdurchströmten bzw. luftdurchströmten Rohren, Ergänzung durch Heizkörper (Langhaus: ausschließlich Heizkörper) Photovoltaik 11,2 kW, ca. 10.000 kWh/Jahr Netzstrom elektrischer Strom Energieschema des EnBW Zentrums Oberschwaben 35 4 Einleitung: Busbetriebshof der Stadtwerke Biberach Der Busbetriebshof der Stadtwerke Biberach wurde im Jahr 2008 fertiggestellt und an die Firma Bayer verpachtet. Diese betreibt in Biberach den Stadtlinienverkehr. Der Busbetriebshof hat eine ca. 1.000 m2 große Halle für Busse sowie Büro-, Betriebs- und Sanitärräume. Die Verbreitung von Gaswärmepumpen zur Beheizung und Kühlung von Gebäuden steht noch am Anfang. Die Energieversorgung stützt sich in wesentlichen Teilen auf erneuerbare Energien. Die Wärmeversorgung erfolgt größtenteils über eine Gaswärmepumpe mit einer Heizleistung von 35 kW. Als Wärmemedium dient 8 bis 9 grädiges Grundwasser, das über einen Saugbrunnen gefördert und nach Wärmeentzug über einen Schluckbrunnen wieder rückgespeist wird. Pro Stunde werden ca. 2,8 m3 Wasser gefördert. Aufgrund der günstigen Heizungsauslegung erreicht diese Gaswärmepumpe eine Primärenergiebilanz von 1: 1,7 (Planungsdaten). Zum Vergleich: eine konventionelle, strombetriebene Wärmepumpe mit einer Arbeitszahl von 4 kommt auf eine Bilanz von 1: 1,3. Eine solarthermische Anlage mit 12,9 m2 Kollektorfläche und einem 1.050 Liter Pufferspeicher dient der Brauchwassergewinnung und der Heizungsunterstützung. Eine 62 kW Photovoltaikanlage produziert ca. 60.000 kWh Strom pro Jahr (entspricht etwa dem Verbrauch von 17 Haushalten). Spitzenlasten im Wärmebedarf werden konventionell über eine Gas-Brennwerttherme abgedeckt. Gaswärmepumpe Solarkollektoren Eine besondere Umweltschutzmaßnahme ist in der Vorhaltung von Druckluft für die Busse festzustellen; dies erspart das Warmlaufenlassen der Busse, um den notwendigen Hydraulikdruck für die Bremssysteme zu erreichen. 36 37 5 Einleitung: Alte Holzmühle Die Alte Holzmühle im Biberacher Wolfental wurde im Jahre 1290 erstmals urkundlich erwähnt und ist damit die zweitälteste Mühle Biberachs. Ursprünglich diente sie als Getreidemühle. Wasser - „Kraft“ kann auch doppelt genutzt werden: Zur Stromerzeugung und zur Wärmegewinnung. Im Dezember 2004 erfolgte der Teilabriss und im Anschluss der Wiederaufbau in der historisch übermittelten Bauform. Der neue Teil wurde in hochgedämmter Holzständerbauweise errichtet. Das gesamte Gebäude wurde außen komplett – einschließlich des Daches – mit durchgefärbten Faserzementplatten beplankt. Die heutige Raumnutzung der 600 m2 großen Mühle umfasst eine eigengenutzte Wohnung mit Schwimmbad, zwei Mietwohnungen, Büroräume und eine Schreinerwerkstatt. Das Energiekonzept der Alten Mühle Biberach besteht aus einem neu gebauten Wasserrad und einer Wärmepumpe. Grundlage dieses Energiekonzeptes war die Nutzung des bestehenden Wasserrechts. Durch die Kombination einer der ältesten Energiequellen, dem Wasserrad, mit einer modernen Komponente, der Wärmepumpe, wird ziemlich genau die Gesamtenergie des Gebäudes für Heizung, Warmwasser und Haushaltsstrom erzeugt. Leistung Wasserrad 3 kW Stromertrag ca. 18.000 kWh/a Leistung Wärmepumpe 33,9 kW Vorlauftemperatur der Fussbodenheizung 26 Grad Celsius Stromverbrauch der Wärmepumpe ca. 15.000 kWh/a CO2-Einsparung ca. 20 t/Jahr Das Wasserrad erzeugt jährlich ca. 18.000 kWh Strom. Mit diesem Strom wird primär eine mit Bachwasser gespeiste Wärmepumpe betrieben, der Rest wird im Haus verbraucht oder ins öffentliche Stromnetz eingespeist. In Spitzenzeiten wird auch Strom vom öffentlichen Netz bezogen. Das installierte Energiesystem hat sich bisher auch in strengen Wintern sehr gut bewährt. Das Modellprojekt wurde vom Umweltministerium Baden-Württemberg gefördert. Wärmepumpe und Speicher 38 39 6 Einleitung: Technikum Gebäudeklimatik der Hochschule Biberach Energieeffizienz und erneuerbare Energien sind Kernthemen im Studienfeld Energie & Klima der Hochschule Biberach. Das Gebäude G der Hochschule Biberach ist Hörsaal, Laborgebäude und Versuchseinrichtung in einem. Neben dem Unterricht in Hörsälen und Labors dient das Gebäude selbst als Versuchs- und Forschungsapparatur für Gebäudeklimatik in Verbindung mit regenerativen Energien im Maßstab 1:1 (Technikum Gebäudeklimatik). Nutzer des Technikums ist das Studienfeld Energie & Klima mit den Studiengängen Gebäudeklimatik und Energiesysteme sowie dem Institut für Gebäude- und Energiesysteme. Versuchsausstattung 358 m3 geothermischer Bodenabsorber unter der Bodenplatte drei Erdwärmesonden, 2 x 100 m und 1 x 23 m tief; drei GrundwasserMesspegel (2“) und ein Brunnenpegel (5“), je 23 m tief Hörsaal mit Versuchseinrichtungen und Messtechnik als In-situ-Labor 2 x 20 m Luft-Erdreich-Wärmeübertrager geothermische Energiezentrale mit Wärmepumpen/Kältemaschinen (Heizung & Kühlung) thermoaktive Bauteilsysteme (TABS) in unterschiedlichen Varianten in drei gleichartigen Hörsälen (Betonkernaktivierung, Kapillarrohrmatten, Luftsystem) Lüftungsgerät für Versuchszwecke und zur Versorgung des luftgestützten TABS 15 m3 solare Luftkollektoren Photovoltaikanlagen an der Süd-Ost-Fassade sowie im Attikabereich (Südwest-Seite) Experimentalfassaden an der Flur- und Stirnseite des Gebäudes, Testbereich für Fassadenelemente Zisterne zur Regenwassernutzung für die Toilettenspülung Nutzung von Seminar- und Laborräumen als Experimentalumgebung für Raum- und Gebäudeautomation Gebäudeleittechnik für Energie- und Gebäudemanagement Weitere Infos: www.hochschule-biberach.de www.hochschule-biberach.de/sections/studium/energie-klima www.hochschule-biberach.de/sections/forschung/ige/labore/technikum www.hochschule-biberach.de/sections/forschung/ige Technikum Gebäudeklimatik Blindtext für Bildunterschrift, 2009 40 Bohrung einer Erdwärmesonde Blindtext für Bildunterschrift, 2009 41 7 Einleitung: Energieversorgung der städtischen Gymnasien Im Rahmen des Investitionsprogrammes Zukunft, Betreuung und Bildung wurden die Biberacher Gymnasien ausgebaut (Erweiterung Turnhalle, neue Lernbereiche, Mensa und Klassentrakt). Alle Gebäude des Gymnasium-Areals werden von einer Heizzentrale aus mit Wärme versorgt. Große Dachflächen können zum Bau von Photovoltaikanlagen an Investoren vermietet werden. Das neue Energiekonzept hat die beiden alten Gaskessel durch einen Holzpellets-Kessel, Leistung 500 kW und 2 Gasbrennwert-Kessel, Leistung je 800 kW für Mittelund Spitzenlast ersetzt. Hinzu kommt ein BHKW, Leistung 25 kWel und 50 kWWärme. Obwohl mit dem Ausbau etwa 60 Prozent mehr an Wärme benötigt wird, konnte der jährliche CO2-Ausstoß durch die beschriebenen Maßnahmen um rund 600 Tonnen/Jahr verringert werden. Auf den Dächern der neuen Sporthalle des PestalozziGymnasiums, der neuen Turnhalle des Wieland-Gymnasiums und der Mensa entstanden Photovoltaik-Anlagen mit einer Leistung von insgesamt 147 kW. Die Anlagen werden von den Stadtwerken Biberach (18,36 kW) und der Fa. Oberschwaben Solar (129 kW) betrieben. Die jährliche Stromproduktion beträgt rund 147.000 kWh und damit ca. 25 % des Gesamtstromverbrauchs der Gymnasien. Blockheizkraftwerk 42 Pelletskessel 43 8 Einleitung: Passivhaus-Bürogebäude Pfluggasse Das Wohn- und Geschäftshaus „Hiller“ in der Pfluggasse wurde als Holzhaus im Passivhausstandard gebaut. Passivhäuser dürfen nicht mehr als 15 kWh Wärme je Quadratmeter und Jahr verbrauchen. Dies entspricht dem Energieinhalt von 1,5 Liter Öl bzw. 1,5 cbm Erdgas. Dieser sehr niedrige Wärmebedarf kann nur durch eine optimierte Wärmedämmung, eine hohe Luftdichtigkeit des Gebäudes und eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung erreicht werden. Gebäude mit minimalem Wärmeverbrauch werden künftig Standard sein. Das Haus „Hiller“ wurde aus vorgefertigten Holzrahmenteilen konstruiert; die Wärmedämmung aus Mineralfaser beträgt an der Außenwand 34 cm, im Dachbereich 36 cm. Die Fenster sind dreifach wärmeschutzverglast. Aufgrund der unterschiedlichen Gebäudenutzung (Büro- und Verwaltungsgebäude mit 6 Wohnungen) hat das Gebäude sowohl einen Wärme- als auch einen Kühlbedarf, im extremen Fall sogar gleichzeitig. Die Heizund Kühltechnik muss daher auf diese Anforderungen abgestimmt sein und setzt sich im Wesentlichen aus einer Wärmepumpe für Brauchwassererwärmung, Heizung und Kühlung mit einer 10 m3 großen Kühlwasserzisterne und einem 3,5 m3 großen Wärmespeicher sowie einer zentralen Lüftungsanlage für Heizung und Kühlung mit Kreuzstromwärmeübertrager zusammen. Pufferspeicher 44 Wärmepumpe Versorgungsschacht 45 9 Einleitung: Kaltwasserspeicher Boehringer Ingelheim Pharma Ökologie und Ökonomie können von Energiespeichern gleichermaßen profitieren. GmbH & Co. KG, Biberach Die Kapazitätserweiterungen der Forschung, Entwicklung und biopharmazeutischen Produktion der Boehringer Ingelheim Pharma GmbH & Co. KG am Standort Biberach führten zur Notwendigkeit, die Infrastruktur im Biberacher Werk anzupassen. Hierbei musste auch die werkszentrale Kälteversorgung ausgebaut werden. Anstatt eine zusätzliche Kältemaschine zu kaufen, wurde entschieden, den größten Kaltwasserspeicher Deutschlands zu errichten. Durch den Speicher können die vorhandenen Kältemaschinen besser ausgenutzt und gleichmäßiger, d. h. im optimalen Betriebspunkt betrieben werden. Ebenso verbessert sich der Kühlturmbetrieb zur Abfuhr der anfallenden Abwärme an die Umgebung, z. B. durch verstärkten Nachtbetrieb. Dadurch ermöglicht der Speicher eine Reduzierung des Energie- und Wasserverbrauchs der Kälteerzeugung, was wiederum die Umweltbelastung und die Energiekosten senkt. Oberes Verteilsystem (Strömungsdiffusoren) bei der Montage Kaltwasserspeicher Ökologie und Ökonomie profitieren von dieser Anlage gleichermaßen. Die Einbindung des Kaltwasserspeichers in die Kälteversorgung wurde vom Land Baden-Württemberg gefördert. Dimensionen des Kältespeichers 27 m Höhe 18,2 m Innendurchmesser 16.500 m3 Speichervolumen Bauzeit November 2007 bis September 2008 Kosten ca. 3 Mio. Euro CO2-Reduktion ca. 2.100 t/Jahr Weitere Infos: www.boehringer-ingelheim.de www.boehringer-ingelheim.de/unternehmensprofil/ umwelt_sicherheit/Umweltschutz.html 46 Funktionsprinzip der Be- und Entladung des Kaltwasserspeichers 47 9 4 1 Die Länge der Fußroute beträgt 6 km (ohne den Abstecher zur Fa. Boehringer). 5 6 4 8 3 3 2 7 1 9 Ansprechpartner: Ulrich Maucher Umweltschutzbeauftragter Stadtverwaltung Biberach Museumstraße 2 88396 Biberach Tel. 07351 51-496 oder 51-514 [email protected] Internetadressen: www.biberach-riss.de Stand 2011 Design: Team Rogger, Biberach Diese Broschüre wurde auf 100% Altpapier gedruckt.