Patienteninformation zum Symptom Juckreiz
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Patienteninformation zum Symptom Juckreiz
Juckreizsprechstunde an der Klinik und Poliklinik für Hautkrankheiten Direktor: Univ.-Prof. Dr. med. T. A. Luger Juckreizsprechstunde (Pruritussprechstunde) des Kompetenzzentrum Pruritus Termine nur nach Vereinbarung Prof. Dr. Sonja Ständer Universitätsklinikum Münster Klinik und Poliklinik für Hautkrankheiten Von-Esmarch-Straße 58 48149 Münster Anmeldung (nachmittags): (02 51) 83 - 5 74 70 Vermittlung: (02 51) 83 - 5 65 01 Telefonsprechstunde (nur für bereits bekannte Patienten): (02 51) 83 - 5 89 52 Fax: (02 51) 83 - 5 65 22 E-Mail: [email protected] Homepage: http://www.juckreiz-informationen.de Patienteninformation zum Symptom Juckreiz Juckreizsprechstunde UKM Sehr geehrte Patientin, sehr geehrter Patient, Sie leiden unter hartnäckigem Juckreiz oder stark juckenden Hautveränderungen. Dies ist ein sehr häufiges Symptom in der Hautheilkunde und stellt auch in anderen medizinischen Disziplinen ein großes Problem dar. In der Hautklinik des Universitätsklinikums Münster (UKM) bieten wir Ihnen eine Betreuung im Rahmen der Juckreizsprechstunde (Pruritussprechstunde) an, in der sich neben Ihnen viele andere Patienten mit diesem Leiden befinden. Außerdem haben wir an dem UKM durch Zusammenschluss verschiedener Fachgebiete ein Kompetenzzentrum gegründet, um Ihnen durch eine optimale interdisziplinäre Zusammenarbeit die beste Diagnostik und Therapie für Ihr Leiden anzubieten. Wir verstehen wie belastend dieses Symptom für Ihr tägliches Leben ist und möchten daher anbieten, mit Ihnen gemeinsam mögliche Ursachen aufzudecken und eine geeignete Therapie für Sie zu finden. Mit diesem Informationsheft geben wir Ihnen einen ersten Überblick über die Entstehung und die Ursachen von Juckreiz, Diagnostik- und Therapiemöglichkeiten sowie das Angebot der Juckreizsprechstunde. Selbstverständlich werden wir darüber hinaus im ärztlichen Gespräch auf Ihre individuelle Situation eingehen und Ihre Fragen beantworten. Falls Sie Fragen oder Anregungen hierzu haben, bitten wir diese jederzeit zu äußern. Ihr Ärzteteam 1 Juckreizsprechstunde UKM Wie entsteht Juckreiz? Lange Zeit galt Juckreiz (medizinischer Fachausdruck: Pruritus) als Untereinheit des Schmerzes und ihm wurde wenig Aufmerksamkeit sowohl in der Wissenschaft als auch in der Patientenbetreuung gewidmet. Mittlerweile ist weitestgehend bekannt, dass Juckreiz eine eigenständige Sinnesempfindung ist und wie er in der Haut entstehen kann. Im Mittelpunkt stehen die empfindlichen Nervenendigungen in der oberen Hautschicht (Epidermis) und ihre Rezeptoren, die sie tragen, die auf sehr viele Botenstoffe aus der Haut und dem Blut mit der Entwicklung von Juckreiz reagieren. In der aktuellen Forschung konnten bereits sehr viele sog. „pruritogene“ Botenstoffe ermittelt werden und ständig kommen neue hinzu. Durch die unterschiedlichen Rezeptoren und Botenstoffe erklären sich die verschiedenen klinischen Juckreizformen wie reines Jucken, stechendes oder brennendes Jucken, etc. Die Juckempfindung wird über die Nerven des Rückenmarks zum Gehirn transportiert, wo unmittelbar der Reflex „Kratzen“ ausgelöst wird. Durch Erkrankungen am Rückenmark kann der Juckreiz auf dem Weg zum Gehirn noch verstärkt oder sogar erst ausgelöst werden. Haut Gehirn “sensorischer Nerv“ aufsteigende Rückenmarksbahn Rückenmark Wirbelkörper peripherer Nerv Weg des Juckreiz von der Haut zum Gehirn 2 Juckreizsprechstunde UKM Wieso Juckreiz untersuchen und behandeln? Juckreiz hat die wichtige Funktion auf Fremdkörper auf der Körperoberfläche wie Insekten, Parasiten oder schädliche Pflanzenbestandteile (z.B. Brennnessel) aufmerksam zu machen, die dann durch den Reflex des Kratzens zuverlässig entfernt werden. Dieser akute Juckreiz hält meist nicht lange an und ist einfach zu behandeln. Chronischer Juckreiz (ab 6 Wochen Dauer) ist krankhaft, kann monate- oder jahrelang bestehen bleiben und ist in den meisten Fällen therapeutisch schwer zu beeinflussen. Daher bedeutet chronischer Juckreiz eine schwere körperliche und seelische Belastung. Chronischer Juckreiz ist insbesondere in der Frühphase der Entstehung ein Warnsymptom des Körpers und kann auf eine vorhandene oder entstehende Erkrankung hinweisen. In der aktuellen Leitlinie zur Diagnostik und Therapie von Juckreiz wird daher die Ansicht vertreten, dass bei jedem unklaren chronischen Juckreiz in regelmäßigen Abständen eine Ursachensuche veranlasst werden soll. Juckreiz kann auf sehr vielen verschiedenen Erkrankungen beruhen. In Frage kommen zum Beispiel innerliche Störungen in der Leber- oder Nierenfunktion, Vitaminmangel, Diabetes mellitus, Schilddrüsenfunktionsstörungen, Darmerkrankungen, Einnahme bestimmter Medikamente oder auch selten bösartige Erkrankungen. Auch Hauterkrankungen führen oft zu einem unerträglichen Juckreiz. Gelegentlich sind diese noch nicht vollständig ausgebrochen und für den Betroffenen noch nicht sichtbar; der Juckreiz aber schon vorhanden. Juckreiz wird aufgrund seiner vielfältigen Ursachen daher auch als „interdisziplinäres Symptom“ bezeichnet und bei der Ursachensuche müssen verschiedene Fachdisziplinen zusammenarbeiten (Dermatologen, Internisten, Neurologen, Psychosomatiker, Radiologen, Anästhesisten, Schmerztherapeuten, eventuell Gynäkologen und Kinderärzte). Dies bieten wir Ihnen in Münster im Rahmen des Kompetenzentrums an. 3 Juckreizsprechstunde UKM Der Juckreiz-Kratz-Teufelskreis Chronischer Juckreiz führt zu ständigem Kratzen. Das (Auf-)Kratzen der Haut verursacht wiederum juckende, entzündliche Hautveränderungen und Juckreiz bei der Wundheilung, wodurch ein so genannter Juckreiz-Kratz-Teufelskreis entstehen kann (siehe nebenstehende Abbildung). Einige Patienten entwickeln sogar Juckreizknötchen (sog. Prurigo), die ständig weiter jucken. Kratzen ist ein natürlicher Reflex und kann willentlich nur begrenzt unterdrückt werden. Der gute Rat „bitte nicht kratzen“ wird nur schwer oder gar nicht durchführbar sein. Einige Patienten kürzen die Nägel und tragen nachts Handschuhe, um den Schaden des Kratzens an der Haut zu begrenzen. Dadurch wird aber nicht bei jedem Patienten das nächtliche automatische Kratzen verhindert. Um die Hautverletzungen, die vom Kratzen hervorgerufen sind, zu reduzieren, kann versucht werden, das Kratzen tagsüber „umzuleiten“ (sog. habit reversalTechnik). Viele Betroffene benutzen dazu kleine Kratzkissen, die Bettdecke oder das Sofa, um den Kratzreflex abzuarbeiten. Prinzipiell sollte versucht werden, die Haut bei Juckreiz zuerst mit kühlenden und juckreizlindernden Präparaten einzucremen statt zu kratzen. Andere Patienten profitieren von autogenem Training oder Akupunktur. Zu dem Thema „Juckreizfolgen und Therapiemöglichkeiten“ bieten wir Ihnen im Rahmen des stationären Aufenthalts weitere Information in einer Gruppensitzung an, die Sie auf Nachfrage gerne wahrnehmen können. 4 Juckreizsprechstunde UKM Was unternehmen gegen Juckreiz? Was tut mein Arzt? Waskann kannich ichtun? tun? Was 1. Vermeiden von Auslösungs- und Verstärkungsfaktoren Juckreiz Teufelskreis 2. Kratzverhalten? „Kratzumleitung“ Kratzen 1. Diagnose und Behandlung der Grunderkrankung 2. Behandlung der Kratzspuren 3. Symptomatische äußerliche und innerliche Therapie 5 Juckreizsprechstunde UKM Warum ein stationärer Aufenthalt? Um mögliche Ursachen Ihres Juckreizes und eine effektive Therapie zu finden und so den Juckreiz-Kratz-Teufelskreis zu unterbrechen, empfiehlt es sich in vielen Fällen einen kurzen stationären Aufenthalt (1 bis 2 Wochen) wahrzunehmen. Die notwendigen Untersuchungen können so gebündelt durchgeführt werden und bei auffälligen Befunden kann schnell reagiert werden. Im Folgenden geben wir eine Übersicht über den Ablauf und Inhalt eines solchen möglichen stationären Aufenthalts. Das ärztliche Gespräch erfolgt mit dem Stationsarzt, der Sie genau zur Geschichte (Beginn, Verlauf, Charakteristik des Juckreizes, bekannte Erkrankungen und Medikamenteneinnahme) befragt. Wir bitten Sie auch zusätzliche Fragebögen auszufüllen, damit wir uns ein noch besseres Bild von Ihnen machen können. Auf der Basis dieses Gesprächs wird für Sie ein individuelles, kompaktes Untersuchungsprogramm zusammengestellt, was unter anderem umfangreiche Blut-, Ultraschall- und Röntgenuntersuchungen (ggf. MR, Spiral-CT) und je nach Hautzustand auch Hautbiopsien beinhaltet. Sollte in den Untersuchungen etwas Krankhaftes gefunden werden, teilen wir Ihnen dies sofort mit und besprechen, welche weiteren Untersuchungen oder Therapien notwendig sind. Ihr Hautarzt und/oder Hausarzt erhält nach Vorliegen der Untersuchungsergebnisse und nach Abschluss des stationären Aufenthalts einen umfassenden Arztbrief. Während des stationären Aufenthalts wird auf der Basis der Ergebnisse ein individueller Behandlungsplan für Sie entwickelt. Die Therapie wird dann noch während des Aufenthalts eingeleitet. Selbstverständlich behandeln wir auch eine zugrunde liegende Hauterkrankung und juckende oder schmerzende Kratzspuren. Um den stationären Aufenthalt für Sie möglichst kurz zu gestalten, wird der Therapieerfolg ambulant überprüft und die Therapie eventuell dann umgestellt und angepasst. Dies erfolgt gemeinsam mit Ihrem Hausarzt oder Hautarzt und der Juckreizsprechstunde, in der Sie einen Termin bereits zu Abschluss des stationären Aufenthalts oder danach (Tel.: (02 51) 83 - 5 74 70, nachmittags) vereinbaren können. 6 Juckreizsprechstunde UKM Brauche ich eine psychosomatische Beratung? Juckreiz wird heute nicht mehr als rein organische Erkrankung angesehen. Auch andere Faktoren wie eine chronische Stressbelastung verursachen oder verstärken Juckreiz. Der ständig vorhandene Juckreiz schränkt Ihre Alltagsund Freizeitgestaltung ein, nicht selten bedeutet dies die starke Verminderung Ihrer Lebensqualität. So eine Situation zerrt auf Dauer an den Nerven; viele Betroffene verzweifeln daran. Viele Patienten berichten uns von vermindertem Antrieb, Schlafstörungen, Einschränkung der Aktivitäten, Konzentrationsschwierigkeiten oder Gefühlen von Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung. Andere ziehen sich völlig zurück und scheuen sich, mit ihrer Hauterkrankung am sozialen Leben teilzunehmen. Häufig folgen Konflikte in der Familie („Kratz doch nicht immer!“) oder Spannungssituationen im sozialen und beruflichen Umfeld, was die Erkrankung weiter verschlechtert. Das Bewältigungsvermögen jedes Patienten ist anders, nicht alle Betroffenen kommen mit so einer Situation allein zurecht. Daher ist bei chronischem Juckreiz eine psychosomatische Beratung sinnvoll. Ein erfahrener Arzt sucht in einem Gespräch bislang übersehene Belastungsfaktoren, die den Juckreiz verschlechtern können und berät Sie über eventuelle Lösungsmöglichkeiten. Außerdem kann zur Vorbereitung einiger neuerer Juckreiztherapien eine Vorstellung bei einem psychosomatisch geschulten Kollegen erforderlich sein. Daher bieten wir neben der Untersuchung in der Hautklinik immer die Möglichkeit einer Beratung bei unseren Kollegen der Psychosomatik an. In einem persönlichen Gespräch mit einem Arzt aus der Psychosomatik oder auch in einer angeleiteten Patientengruppe (6-8 Patienten) können Sie sich dabei Klarheit verschaffen über: - Welche Folgen hat der chronische Juckreiz für meinen Alltag? - Wo liegen meine aktuellen Belastungen? - Wo schöpfe ich Kraft, was tut mir gut? - Und wie kann ich den sozialen Rückzug aufhalten? Bitte sprechen Sie uns an, wenn Sie Interesse an diesem Angebot haben. 7 Juckreizsprechstunde UKM Das Behandlungskonzept Nach Abschluss der Ursachensuche bieten wir Ihnen eine individuell auf Sie abgestimmte Therapie an. Selbstverständlich steht die Therapie der Ursache des Juckreizes hier an erster Stelle. So wird zum Beispiel bei einem Eisenmangel eine Eisentherapie eingeleitet. Bei langjährigem Juckreiz ist jedoch häufig trotz intensiver Ursachensuche der ursprüngliche Grund des Juckreizes nicht mehr erkennbar. Hierbei hat der Juckreiz seine Funktion als Warn- und Leitsymptom verloren; möglicherweise hat sich ein „Juckreizgedächtnis“ ausgebildet. Dies erschwert ganz entscheidend die Therapie. In diesem Fall bieten wir Ihnen nach einem Stufenprogramm eine für Sie speziell geeignete innerliche oder äußerliche Therapie an, um den Juckreiz zu unterdrücken. Erfahrungsgemäß kann schwerer Juckreiz bei einigen Erkrankungen jedoch nur wenig oder gar nicht gebessert werden. In diesen Fällen werden wir Sie auch speziell über neue, innovative Therapien informieren. Um den Erfolg dieser Therapie zu überprüfen, werden wir auch Fotografien anfertigen und Sie können in einem Juckreiztagebuch die Juckstärke täglich selbst eintragen. Sicher haben sie schon viele Therapien durchgeführt, die nur zum Teil erfolgreich waren und wissen daher aus eigener Erfahrung, dass jede Juckreiztherapie viel Geduld erfordert und es Wochen oder sogar Monate dauern kann, bis Juckreiz vollständig unterdrückt ist. Daher sind verschiedene Punkte zu berücksichtigen, die hier im folgenden dargestellt werden, um dauerhaft Erfolg bei der Juckreizbekämpfung zu haben. 1) Auslösungsfaktoren Auslösungsfaktoren, die Juckreiz hervorrufen oder weiter fördern, sollten als Erstes ausgeschlossen werden. Dazu zählt zum Beispiel der Kontakt mit Haut-irritierenden Substanzen oder für die Haut schädliche Maßnahmen (zu häufiges oder heißes Baden, häufige Salzwasserbäder, langdauernde Schaumbäder, Nagellackentferner- oder Alkoholumschläge, Eisbeutel) und bestimmte Genussmittel (Alkohol, scharfe Gewürze, heiße Getränke). 8 Juckreizsprechstunde UKM Was sind Auslösungsfaktoren? Hauttrockenheit (d. h. verminderter Fettgehalt der Haut), überhitzte Räume, raue Kleidung, Kontakt mit Haut-irritierenden Substanzen durch ungeeignete Therapiemaßnahmen (z.B. entfettende Alkoholumschläge, Nagellackentfernerumschläge, Eispackungen), häufiges Waschen und Baden, bestimmte Genussmittel (Alkohol, Gewürze u.a.), Kratzen mit Hilfsmitteln (Bürsten, Messer, etc.), Stress. 2) „Erste Hilfe“ bei Juckreiz Erste Maßnahmen zur Bekämpfung des Juckreizes sind daher das Tragen von luftiger, nicht-synthetischer Kleidung, kurzes Anlegen von feuchten oder kühlenden Umschlägen z.B. mit kaltem schwarzem Tee, kaltes Duschen sowie eine Basistherapie, d.h. regelmäßiges Eincremen zur Rückfettung der Haut. Diese Maßnahmen sind auch bei nächtlichen Juckreizattacken geeignet. Was kann ich selbst zur schnelleren Juckreizlinderung tun? Luftige Kleidung, abgesenkte Raumtemperatur, feuchte oder kühlende Umschläge z.B. mit schwarzem Tee, kaltes Duschen, Basistherapie (regelmäßiges Eincremen zur Rückfettung der Haut), Cremes zur kurzfristigen Juckreizlinderung, autogenes Training. 9 Juckreizsprechstunde UKM Des Weiteren werden wir Ihnen eine Reihe von Cremes, Sprays und Lotionen mit kurzfristig wirksamen, juckreizlindernden Wirkstoffen empfehlen bzw. zur Verfügung stellen, die Sie individuell bei starkem Juckreiz tagsüber oder in der Nacht selbst anwenden können. Dazu zählt z.B. Basodexan Creme, Eucerin Akutspray, Nubral Creme, Optiderm Creme/Lotion, Physiogel AI Creme/Lotion, Polaneth Lotion, Pruricalm oder Tannolact Creme. Durch Ausprobieren verschiedener Cremes können Sie bereits während des stationären Aufenthalts feststellen, welches Präparat für Sie am besten geeignet ist. Gerne geben wir Ihnen hierzu auch eine schriftliche Therapieempfehlung an die Hand. 10 Juckreizsprechstunde UKM 3) Medikamentöse Therapien Als weitere Therapiemaßnahme ist eine intensive äußerliche oder innerliche medikamentöse Behandlung möglich. Hier stehen viele erprobte bzw. in den letzten Jahren neu entwickelte Therapien zur Verfügung. Gegen Juckreiz wirksam sind u. a. Capsaicin, Calcineurininhibitoren, Cannabinoidagonisten, äußerliche und innerliche Kortikosteroide, bestimmte Antihistaminika-Kombinationen sowie Opioidrezeptorantagonisten, Gabapentin/Pregabalin oder Antidepressiva wie die modernen Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer. In schwersten Fällen kann eine Therapie mit Immunsuppressiva wie Cyclosporin A nötig sein. Schließen sich solche Therapien aus, kann auch eine Lichttherapie durchgeführt werden. Unter Berücksichtigung Ihrer Grunderkrankung, bestehenden Medikamenteneinnahmen sowie Form des Juckreizes leiten wir dann mit Ihrer Zustimmung die entsprechende Therapie ein. 4) Innovative Therapien Die Juckreizforschung hat in den letzten Jahren große Fortschritte gemacht. Auch die forschende Industrie hat jetzt erstmals erfreulicherweise neue Substanzen entwickelt, die in äußerlicher oder innerlicher Form speziell gegen Juckreiz wirken. Diese werden in Studien auf ihre genaue Wirksamkeit und mögliche Nebenwirkungen überprüft. Die ersten Studien, die meist an gesunden, freiwilligen Probanden erfolgen (sog. Phase I-Studie), dienen dazu, die Sicherheit solcher neuer Therapien am Menschen zu erproben. Um die Wirksamkeit und Sicherheit der Therapien bei Juckreiz zu untersuchen werden sogenannte Phase II oder Phase III – Studien am Patienten durchgeführt. Sind Medikamente oder Cremes für andere Erkrankungen als Juckreiz bereits in Studien überprüft, von den Behörden zugelassen und im Handel (z.B. verschreibungspflichtig in den Apotheken) und sollen jetzt hinsichtlich Wirksamkeit bei Juckreiz überprüft werden, spricht man von einer Anwendungsbeobachtung. Deutsche und europäische Rahmengesetze regeln genau den Ablauf und die Auflagen solcher Studien. Durch kontinuierliche Aus- und 11 Juckreizsprechstunde UKM Weiterbildungen kennen wir uns sehr gut mit der Durchführungen aus. In der Hautklinik führen wir daher sowohl Phase II / III-Studien als auch Anwendungsbeobachtungen bei Juckreiz durch. Wenn wir Ihnen eine der neuen, innovativen Therapien anbieten können, von der wir denken, dass Sie davon einen Behandlungsvorteil haben, dann werden wir Ihnen den genauen Wirkmechanismus, die bisherigen Erfahrungen, mögliche Nebenwirkungen und den genauen Ablauf der Studie/Anwendungsbeobachtung in einem umfassenden mündlichen Gespräch einschließlich einer schriftlichen Informationsbrochüre erklären. 5) Kuren und Reha-Maßnahmen Bei chronischem Pruritus ist es in einigen Fällen sinnvoll eine Kur oder Rehamaßnahme an den stationären Aufenthalt bzw. eine erfolgreich eingeleitete Therapie anzuschließen. Hierdurch soll der Therapieeffekt vertieft werden und es besteht die Möglichkeit, verschiedene Probleme (wie das Kratzverhalten) gezielter zu behandeln. Sprechen Sie uns auf diese Möglichkeit an; wir beraten Sie gerne. Wir hoffen, Ihnen hiermit wichtige Informationen zu Ihrer Erkrankung gegeben zu haben. Das Ziel Ihrer Betreuung in der Hautklinik ist, die Ursache des Juckreiz und eine geeignete Therapie für Sie zu finden. Bei dem Wunsch effizient von dem Symptom Juckreiz befreit zu werden begleiten wir Sie gerne. Falls Sie Anregungen oder weitere Fragen haben, wenden Sie sich jederzeit an Ihre betreuenden Ärzte der Juckreizsprechstunde. 12 Interdisziplinäres Kompetenzzentrum für die Diagnostik und Therapie von Pruritus Folgende Kliniken des Universitätsklinikum Münster (UKM) sind Mitglieder des Kompetenzzentrums: Leitung des Kompetenzzentrums: Prof. Dr. S. Ständer Klinik und Poliklinik für Hautkrankheiten Univ.-Prof. Dr. T.A. Luger Prof. Dr. S. Ständer Klinik und Poliklinik für Psychosomatik und Psychotherapie Univ.-Prof. Dr. G. Heuft Prof. Dr. G. Schneider Klinik und Poliklinik für Neurologie Univ.-Prof. Dr. E. B. Ringelstein OA Dr. M. Marziniak Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie und operative Intensivmedizin Univ.-Prof. Dr. H. Van Aken Univ.-Prof. Dr. E. Pogatzki-Zahn Medizinische Klinik und Poliklinik D Univ.-Prof. Dr. med. H.J. Pavenstädt PD Dr. B. Suvelack Institut für Klinische Radiologie Univ.-Prof. Dr. W. L. Heindel PD Dr. J. Weßling 13 Juckreizsprechstunde UKM Impressum Herausgeber: Pruritussprechstunde Klinische Neurodermatologie Klinik und Poliklinik für Hautkrankheiten Universitätsklinikum Münster Verantwortlich für den Inhalt: Prof. Dr. S. Ständer Prof. Dr. T. A. Luger Gestaltung: Unternehmenskommuniation, UKM Druck: Hausdruckerei, UKM 3. Auflage – 09/2008 14 15 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 1 2 3 Datum: vom .............. bis .............. 200...... 4 5 6 Pro Tag 2 bis 3 Kreuze für tagsüber, (nachmittags) und nachts eintragen, (10: schwerster Juckreiz, 0: kein Juckreiz) Juckreiztagebuch 7 Juckreizsprechstunde UKM Notizen 16