brühl giessen: vergleichende Deinkbarkeits - WAN-IFRA
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brühl giessen: vergleichende Deinkbarkeits - WAN-IFRA
http://www.ifra.com DRUCKFARBEN brühl giessen: vergleichende Deinkbarkeits-Untersuchung von konventionellen und mineralölfreien Rollenoffset-Heatset-Farben Seit Dezember 1996 wird im hriihl druck + Pressehaus girssen, dem Öko-Audit registrierten Standort der Brühlsehen Universitätsdruckerei Verlag des GieJener Anzeiget-s GmbH & Co. KG. die Zeitschrift Öko Test-Magazin mit auf Pflanzenöl basierenden Druckfarben der Michael Huber GmbH gedruckt. Da Druckprodukte mit Pflanzenölfarben als schlechter recyclingfähig gegenüber Mineralölfarben gelten, wurde die Steinheis Technologie GmbH mit einer vergleichenden Deinkbarkeits-Untersuchung beauftragt. Diese wurde im Labormaßstab mit den November- und Dezember-Ausgaben von Öko Test durchgeführt. Die Drucktechnik Im Offsetdruck ohne Trocknung (Coldset) werden seit einigen Jahren immer mehr Druckfarben auf Pflanzenölbasis eingesetzt. Die Gründe sind zum einen die Verwendung nachwachsender Rohstoffe, zum anderen die Verringerung der Emissionen flüchtiger Substanzen (Volatile Organic Compounds = VOC). Grundsätzlich enthalten Offsetdruckfarben schon immer einen hohen Anteil von Rezepturbestandteilen, die auf nachwachsenden Rohstoffen wie zum Beispiel Harzen und Pflanzenölen basieren. Der Anteil nachwachsender Rohstoffe in Offsetdruckfarben kann erst seit wenigen Jahren erhöht werden, indem die als Lösungsmittel eingesetzten Mineralöle durch Fettsäure-Monoester ersetzt werden. Aufgrund der hohen Siedebereiche dieser flüssigen Komponenten treten bei der Verarbeitung von Offsetdruckfarben keine Emissionen durch flüchtige Inhaltsstoffe auf. Im Heißlufttrockner werden die Lösungsmittel, deren Siedebereich zirka 240 bis 300 “C beträgt, bei Umlufttem- peraturen von etwa 270 “C ausgetrieben und der thermischen Nachverbrennung zugeführt. Bisher ist der Ersatz von Mineralölen durch Fettsäure-Monoester vorwiegend nur in Rollenoffsetzeitungsoder in Bogenoffsetmaschinen erfolgt (also im Coldset). Das Testobjekt Die Zeitschrift Öko Test wird seit Jahren im briihl druck + Pressehaus @essen auf Akzidenzdruckmaschinen der Typen Lithoman beziehungsweise Rotoman hergestellt. Das Papier ist 100 RC Script, ein Recycling-Offsetpapier ohne Strich von Steinbeis Temming Papier. Als Druckfarben wurden bis einschließlich November 1996 konventionelle Heatset-Druckfarben von der Michael Huber GmbH in München eingesetzt. Im Dezember 1996 erfolgte eine Umstellung auf neuentwickelte Heatset-Farben auf Pflanzenölbasis. Bei brühl wurde eine derartige Umstellung schon seit längerem betrieben. Die bisher drucktechnisch getesteten Farben konnten im Heißlufttrockner nicht ausreichend kleb- und abschmierfrei getrocknet werden. Mit der seit Dezember eingesetzten Type sind die technischen Schwierigkeiten in der Verarbeitung beseitigt, wie das Gießener Druckunternehmen informiert. Das Untersuchungsprogramm Das Probenmaterial bestand aus Remittenden der beiden Ausgaben. Die erste Deinkbarkeits-Untersuchung wurde 120 Tage nach dem Druck, also mit einem Alter von vier Monaten, durchgeführt. Die weiteren Untersuchungen fanden nach einem beschleunigten Alterungsprozeß statt, der 66. 64. --- 46. 44. nach Deinking / konventionelle Druckfarben vor Deinking / mineralolfreie Druckfarben vor Deinklng / konventionelle Druckfarben ~ 42. 120 200 260 Alterungsdauer [Tage] 44 360 We$grud vor und nach Flotatiotzs-Deilikitl~~. dem zeitungstechnik 1997 / Novetnher / http://www.ifra.com DRUCKFARBEN Schmutzpunkte (Flüche) des jlotierten Stoffes. in einem Trockenschrank mit Umluft (60 f 2 “C) vollzogen wurde. Bei diesen klimatischen Bedingungen kann davon ausgegangen werden, da13eine Stunde beschleunigter Alterung etwa einem Tag natürlicher Alterung entspricht. Durch diese Kombination natürlicher/beschleunigter Alterung wurden damit die Alterungsvorgänge nach 120, 200, 280 und 360 Tagen simuliert. Um eine mögliche Fehlerquelle auszuschließen, wurden auch die Hefte der Dezember-Ausgabe bis zum Zeitpunkt von 120 Tagen natürlich gealtert (Zimmertemperatur und Lichtabschluß) sowie anschließend dem beschleunigten Alterungsprozeß unterworfen. Die Ergebnisse Weißgrad und Helligkeit des flotierten Stoffes nahmen mit zunehmender Alterung ab. Erfreulicherweise liegen die Werte der mineralölfreien Druckfarben über denen der konventionellen Druckfarben (bei vergleichbarer Ausgangsweiße). Der Anstieg bei den Pflanzenölfarben zwischen 200 und 280 Tagen Alterung ist nicht erklärbar. Er trat bereits bei den Proben vor der Flotation auf. Da er auch bei der Helligkeit sichtbar ist, handelt es sich nicht um eine Farbortverschiebung, sondern zum Beispiel um eine bes* sere Bleichwirkung. Betrachtet man die Weißgradsteigerung, 4 .so die Differenz zwischen den Werten vor und nach derjlotation, so sieht man, daß diese Pflanzenölfarben um gut einen WeißePunkt besser deinkbar sind. Ein Novum ist, laut brühl, daß dieser Effekt über alle untersuchten Alterungsstufen gleich bleibt. Bei keiner der Proben war ein Farbstich, also eine störende Veränderung des Farborts, sichtbar. Die Schmutzpunkte, ausgedrückt in Anzahl und Fläche, steigen mit zunehmender Alterung zunächst an. Überraschenderweise geht bei den Pflanzenölfarben die Anzahl der Schmutzpunkte beim ältesten Druck zurück. In der Fläche ist sogar bei beiden Druckmustern bei langer 46 Alter,ung ein Rückgang zu verzeichnen. Bei den Pflanzenölfarben ist der Rückgang in Anzahl und Fläche über alle Größenklassen zu verzeichnen. Bei der Schmutzpunktfläche der Mineralölfarben bezieht er sich auf die größeren Teilchen (> 100 Fm), die von der Anzahl her nicht ins Gewicht fallen. Auch wenn die Ursachen für diese Kurvenverläufe schwer interpretierbar sind, so soll sich doch auf jeden Fall eine günstigere Entwicklung bei den Pflanzenölfarben zeigen. Der Füllstoffgehalt nimmt bei beiden Druckmustern durch Flotation ab. Dies ist ein ganz normaler Vorgang, da durch die Flotation Füllstoffe stärker als Fasern ausgetragen werden. Es gibt keine Abhängigkeit zur Alterungsdauer; der Füllstoffaustrag bei den Pflanzenölfarben ist etwas stärker als bei den Mineralölfarben. Noch deutlicher ist dies beim gesamten Flotationsverlust, also dem Gemenge aus Druckfarben, Fasern, Füllstoffen und sonstigen Materialien, die beim Deinken ausgetragen werden, zu sehen. Er liegt bei den Pflanzenölfarben um zirka zwei Punkte höher als bei den Mineralölfarben. In der betrieblichen Praxis liegen die üblichen Flotationsverluste deutlich unter denen der Laborzelle. Da der Unterschied aber so signifikant ist, ist auch dort mit einem um zirka einen Prozentpunkt höheren Verlust zu rechnen, der eingedickt und verwertet beziehungsweise entsorgt werden muß. Diese höheren Verluste erklären auch ganz oder zumindest teilweise den höheren Weißgrad der Pflanzenölfarben nach der Flotation. Pflanzenölfarben ebenbürtig sind den Mineralölfarben Gegenstand der Untersuchung war es, die Deinkbarkeit der Zeitschrift Öko Test, vor und nach der Umstellung auf pflanzenölbasierenden Druckfarben, zu vergleichen. Das Ergebnis zeigt, daß bei den verwendeten Druckfarben und den vorliegenden Druckbe$ngungen die Drucke mit PBanzenölfarben den Mineralölfarben zumindest ebenbürtig sind. Eine etwas höhere Weiße und geringere Schmutz‘punkte - letztere vor allem bei den als kritischer einzustufenden älteren Drucken - müssen mit etwas höheren Flotationsverlusten erkauft werden. Sollte sich dieses Ergebnis auf breiter Basis bestätigen, so sieht das brühl druck + pressehaus giessen dies als einen erfreulichen Erfolg zur Verbesserung der Deinkbarkeit und damit der Recyclingfähigkeit von Drucken mit mineralölfreien Farben an. Zum Thema ,,Zeitungsdruckfarben basis” sind bei der IFRA die Special 1.12 erschienen (nur für Mitglieder). auf PflanzenölReports 1.5 und zeitungstechnik November 1997