Studie Rüsselsheim 2020
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Studie Rüsselsheim 2020
Rüsselsheim 2020 Zielsetzungen und Handlungsanleitungen für eine strategische Stadtentwicklung Rüsselsheims - im Rahmen des Programms Stadtumbau West aus einer wirtschaftspolitischen Sicht und auf der bisherigen Arbeitsbasis HA Stadtentwicklungsgesellschaft mbH Prof. Dr. Reinhard Hujer Prof. Dr. Dr. h.c. Bert Rürup Rüsselsheim 2020 Zielsetzungen und Handlungsanleitungen für eine strategische Stadtentwicklung Rüsselsheims - im Rahmen des Programms Stadtumbau West aus einer wirtschaftspolitischen Sicht und auf der bisherigen Arbeitsbasis Wiesbaden, November 2006 Auftraggeber: Stadt Rüsselsheim, Der Magistrat Adam Opel GmbH Bearbeitung/ Verfasser: Arbeitsgemeinschaft HA Stadtentwicklungsgesellschaft mbH/ Prof. Dr. Hujer/ Prof. Dr. Dr. h.c. Rürup HA Stadtentwicklungsgesellschaft mbH Xenia Diehl Heiko Körner Barbara Reuter Postfach 1811 D-65008 Wiesbaden Abraham-Lincoln-Straße 38-42 D-65189 Wiesbaden Telefon Telefax E-Mail Internet 0611 774-81 0611 774-8313 [email protected] http://www.hessen-agentur.de Geschäftsführer: Friedhelm Flug Dr. Dieter Kreuziger Prof. Dr. Reinhard Hujer Johann Wolfgang Goethe – Universität Frankfurt am Main Professur für Statistik und Ökonometrie, Fachbereich Wirtschaftswissenschaften Mertonstrasse 17 D-60054 Frankfurt am Main Telefon Telefax E-Mail 069 798-28115 069 798-23673 [email protected] Prof. Dr. Dr. h.c. Bert Rürup Technische Universität Darmstadt Institut für Volkswirtschaftslehre Professur für Volkswirtschaftslehre, Fachgebiet Finanz- und Wirtschaftspolitik Residenzschloss D-64283 Darmstadt Telefon Telefax E-Mail 06151 16-2800 06151 16-6062 [email protected] Nachdruck – auch auszugsweise – ist nur mit Quellenangabe gestattet. Belegexemplar erbeten. Rüsselsheim 2020 Inhalt Seite Einleitung 1 1 Aufbau der Studie 6 1.1 Bestandsanalyse und abgeleitete Empfehlungen 6 1.2 Oberziele für die Stadtentwicklung 7 1.3 Handlungsschwerpunkte, Aufgabenfelder und Maßnahmen 7 Entwicklungstrends, Chancen-Risiken-Analyse und Handlungsempfehlungen 9 2.1 Ökonomische Entwicklungstrends 9 2 2.1.1 Ökonomische Rahmenbedingungen 10 2.1.2 Vergleichende empirische Analysen für Rüsselsheim 11 2.1.3 Branchenstruktur des Landkreises Groß-Gerau und regionaler Vergleich 18 Innovationspotenzial im regionalen Vergleich 23 2.1.4 2.2 Stärken und Chancen, Schwächen und Risiken 2.2.1 Stärken und Chancen 30 2.2.2 Schwächen und Risiken 33 2.2.3 Fazit 37 2.3 Empfehlungen zur zukünftigen Entwicklung Rüsselsheims 3 4 30 38 2.3.1 Empfehlungen zur ökonomischen Entwicklung 38 2.3.2 Weitere Empfehlungen zur gesamtstädtischen Entwicklung 40 Oberziele für die Stadtentwicklung 44 3.1 Diversifizierter, innovativer Wirtschaftsstandort 45 3.2 Aufgeschlossener Partner für Wirtschaft, Bürger und Region 46 3.3 Standort mit zukunftsorientierter Ausstrahlung 47 Handlungsschwerpunkte, Aufgabenfelder und Maßnahmen 50 4.1 Wirtschaft fördern 52 4.1.1 Bestandsentwicklung 55 4.1.2 Existenzgründungsförderung 59 4.1.3 Unternehmensansiedlungen 64 4.1.4 Stadtmarketing 67 4.1.5 Wirtschaftsfreundliches Klima schaffen 71 4.1.6 Organisation der Wirtschaftsförderung 74 4.2 Innenstadt aufwerten 77 4.2.1 Opel Forum als Impulsgeber nutzen 81 4.2.2 Einkaufsmöglichkeiten und Angebotsvielfalt entwickeln 87 4.2.3 Öffentlichen Raum qualifizieren 92 Rüsselsheim 2020 4.3 Wohnen attraktiver gestalten 97 4.3.1 Image als Wohnstandort verbessern 100 4.3.2 Attraktive moderne Wohnangebote schaffen 104 4.4 Infrastruktur anpassen 110 4.4.1 Infrastruktur quantitativ anpassen 112 4.4.2 Infrastruktur qualitativ anpassen 116 4.5 Bildung, Kultur und Freizeit qualifizieren 118 4.5.1 Zeitgemäße Angebote entwickeln 121 4.5.2 Angebote als weiche Standortfaktoren weiterentwickeln 123 5 Fazit und Ausblick 127 6 Anhang 129 Tabellenverzeichnis 129 Abbildungsverzeichnis 130 Literaturverzeichnis 131 Entwicklung der Erwerbstätigen, Bruttowertschöpfung und Arbeitsproduktivität in Deutschland und Hessen 136 Oberziele, Handlungsschwerpunkte und Aufgabenfelder 142 Handlungsschwerpunkte, Aufgabenfelder und Maßnahmen 143 Rüsselsheim 2020 Einleitung Rüsselsheim strebt eine strategische Neuausrichtung an. Ressortübergreifend soll ein Stadtentwicklungsprozess initiiert und durchgeführt werden, der wesentliche gesamtstädtische Belange berücksichtigt und zugleich die Position Rüsselsheims in der Region stärkt. Die rund 60.000 Einwohner zählende Stadt Rüsselsheim ist ökonomisch in großen Teilen monostrukturell durch die Adam Opel GmbH geprägt und befindet sich mitten in einem tief greifenden Strukturwandel. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für die Stadt im Rhein-Main-Gebiet haben sich in den letzten Jahren erheblich gewandelt. Die Auswirkungen einer zunehmenden Globalisierung der Ökonomie und die voranschreitende Tertiärisierung – mit einer Verlagerung des wirtschaftlichen Schwerpunktes hin zum Dienstleistungssektor – sind hier in besonders ausgeprägter Weise zu beobachten. Rüsselsheim ist wie keine andere Stadt in Hessen seit Jahrzehnten durch einen internationalen Automobilkonzern geprägt, sie war schlechthin die „Arbeiter- und Industriestadt“ in Hessen und gilt auch heute noch zum Teil als solche. Nachdem das zum General Motors-Konzern (GM) gehörende Unternehmen in den 70er Jahren den Höhepunkt seiner Entwicklung erreichte, musste Opel innerhalb der letzten 20 Jahre verschiedene strukturelle Anpassungsmaßnahmen durchführen. Die Auswirkungen auf die Stadt Rüsselsheim waren aufgrund des Arbeitsplatzabbaus und der fehlenden Gewerbesteuereinnahmen einschneidend. Folgen für die Stadt sind unter anderem ein Anstieg der Arbeitslosigkeit und eine Verschlechterung der kommunalen Haushaltssituation. Nachdem nun die letzte Krisensituation bewältigt scheint, beträgt die Beschäftigtenzahl der Adam Opel GmbH in Rüsselsheim rund 18.000, der Standort Rüsselsheim wurde aber zudem durch das GM Entwicklungs- und Design-Zentrum, die Ansiedlung von Saab und der europäischen Entwicklungszentrale von Hyundai/ Kia gestärkt. Rüsselsheim ist den Anforderungen eines Wandels hin zu einem modernen Dienstleistungsstandort jedoch bisher noch nicht ausreichend begegnet. Neben dem Abbau von Arbeitsplätzen in der Produktion geht die Neuorientierung von GM am Standort Rüsselsheim mit einem erheblich reduzierten Flächenbedarf einher. Circa 30 Prozent des Werksareals werden nicht mehr benötigt. Diese zur Disposition stehenden Flächen bieten der Stadt langfristig große Chancen zur Modernisierung, zur Neuordnung von Nutzungen und zur Ansiedlung weiterer Unternehmen. Insbesondere die aktuelle Standortentwicklung im Bereich des ehemaligen Hauptgebäudes („Opel Forum“) kann als neuer Magnet für die Innenstadt dienen, der es deutlich an Attraktivität mangelt und deren Handelseinrichtungen die lokale Kaufkraft nicht angemessen binden. Rüsselsheim muss jetzt handeln, um im verschärften regionalen und überregionalen Standortwettbewerb um Unternehmen, Arbeitsplätze und Bürger zu bestehen. Weiterer 1 Rüsselsheim 2020 Stillstand führt nicht zum Halten des Status Quo, sondern zu einem Niedergang. Voraussetzung für einen grundlegenden, ressortübergreifenden und aktiv zu betreibenden Reformprozess ist vor allem das Akzeptieren des massiven Strukturwandels. Der Wille zur Neuorientierung kommunalen Handelns ist bei vielen Akteuren der Stadt spürbar. Die Neuaufstellung der kommunalen Wirtschaftsförderung und die Gründung der Stadtentwicklungsgesellschaft sind gute Ansätze. Auch durch die Bemühungen des lokalen Key-Players GM mit der aktuell in Angriff genommenen Entwicklung des „Opel Forums“ können sich entscheidende Impulse für die Aufwertung der Stadt ergeben. Trotz der tief greifenden Veränderungen am Produktionsstandort Rüsselsheim sind die Rahmenbedingungen für eine ökonomische Weiterentwicklung Rüsselsheims insgesamt besser, als es die häufig vorgetragene negative Grundeinstellung in der Stadt vermuten lässt. Als Beispiele können die hervorragende Lagegunst mitten in der Zukunftsregion Rhein-Main, die schnelle Erreichbarkeit des internationalen Drehkreuzes Flughafen Frankfurt am Main oder die hervorragenden wirtschaftlichen Potenziale und Zukunftsaussichten, die in der Prognos-Studie für den Landkreis Groß-Gerau prognostiziert werden und von denen Rüsselsheim profitieren kann, genannt werden. Eine strategische Herangehensweise, die ernsthafte Verfolgung formulierter Ziele und die qualifizierte und zügige Umsetzung von Schlüsselprojekten und Maßnahmen in den wichtigsten Aufgabenfeldern muss in Rüsselsheim das kommunale Handeln der Zukunft auszeichnen. Grundlage für zukünftiges Handeln kann die vorliegende Studie sein, mit der die Arbeitsgemeinschaft Hessen Agentur Stadtentwicklungsgesellschaft mbH (HA SEG), Prof. Dr. Hujer und Prof. Dr. Dr. h.c. Rürup vom Magistrat der Stadt Rüsselsheim in Kooperation mit der Adam Opel GmbH beauftragt wurde. Mit der „Erarbeitung von Zielsetzungen und Handlungsanleitungen für eine strategische Stadtentwicklung Rüsselsheims aus wirtschaftspolitischer Sicht“ werden darüber hinaus zentrale Elemente eines „Integrierten Stadtentwicklungskonzepts“, wie im Rahmen des Bund-Länder- Programms „Stadtumbau West“ bzw. „Stadtumbau in Hessen“ vorgesehen, behandelt. Die Konzeption umfasst im Einzelnen die Bausteine: Analyse der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, Identifizierung von wirtschaftlichen Entwicklungstrends, Bewertung der Ausgangssituation anhand eines Stärken-SchwächenProfils auf der Grundlage von Expertengesprächen und der bereits vorliegenden Studien, Konzepterarbeitung auf Grundlage der vorhandenen Studien und Expertengespräche sowie der wirtschaftlichen Analyse, Definition von Zielen, Handlungsschwerpunkten und Aufgabenfeldern für die zukünftige Stadtentwicklung Rüsselsheims insbesondere unter wirtschaftspolitischen Aspekten, 2 Rüsselsheim 2020 Definition und Erläuterung von Maßnahmen zur Umsetzung der Entwicklungsziele. Vor dem Hintergrund der oben skizzierten Situation in Rüsselsheim stellt sich für die Stadt die grundsätzliche Frage, in welcher Art und Weise sie ihre Entwicklung voran treiben wird, wie sie sich weiterhin positionieren und strategisch ausrichten soll und wie der „Umbau“ von einer monostrukturellen Industrie- und Arbeiterstadt zu einer nutzungsgemischten Industrie- und Dienstleistungsstadt weiter erfolgen kann. Es zeichnet sich ab, dass auf längere Sicht sich jene Städte weiter entwickeln werden, denen es gelingt, Innovationsfähigkeit zu organisieren, die Internationalität der Gesellschaft produktiv zu gestalten und neue wirtschaftliche Stabilität aus den vorhandenen Ressourcen „Wissen“ und „Kultur“ zu schöpfen. Dazu gehört auch das Angebot einmaliger Standorte mit besonderer Atmosphäre (so genannter „Milieus“). Ein Profil aus lokalen Stärken und einer gemeinsamen Identität wurde auch von Prof. Kunzmann als grundlegend für eine positive Entwicklung in der zunehmend globalisierten Welt benannt.1 Im Zentrum steht die Frage, welche besonderen Angebote die Stadt Rüsselsheim ihren Einwohnern, Unternehmen und Besuchern für ein Leben im 21. Jahrhundert bieten muss, damit Attraktivität und Lebensqualität zu herausragenden Standortfaktoren werden. Die Definition und Präzisierung der „Zukunftsthemen“ der Stadtentwicklung Rüsselsheims bedürfen eines Prozesses, bei dem alle maßgeblichen Akteure einzubeziehen und Dialoge einzuleiten sind. Exkurs: Stadtentwicklungskonzepte – eine Einführung Ganz allgemein dient ein Stadtentwicklungskonzept der Selbstbindung einer Kommune und als Orientierungsrahmen. Es ist ein informelles Planungsinstrument, mit dessen Hilfe Entwicklungsprozesse gesteuert werden: Es stellt die gesamtstädtischen und wichtige teilräumliche Perspektiven dar, es benennt und begründet mittelfristige Ziele und entwickelt die entsprechenden Umsetzungsstrategien. Ein durch das Stadtparlament bestätigtes Stadtentwicklungskonzept beinhaltet die Selbstbindung der Stadt bei allen zukünftigen Entwicklungsmaßnahmen. Im Vergleich zu Stadtentwicklungskonzepten in früheren Jahrzehnten geht es heute generell vor allem um: 1 Gestaltung ohne Wachstum, Umsetzungsorientierung, Prof. Dr. Klaus Kunzman, Leiter des Fachgebiets für Europäische Raumplanung an der Universität Dortmund bei der Auftaktveranstaltung zu „Rüsselsheim 2020“ am 01.03.06 im Rathaus der Stadt Rüsselsheim. 3 Rüsselsheim 2020 ökonomisches, ökologisches und soziales Denken, parallele Netzwerkarbeit, Verständigungsprozess durch öffentliche Kommunikation, vermarktbare Positionierung und regionale Belange (vgl. www.stadtumbau-hessen.de) Im Rahmen des Bund-Länder-Programms „Stadtumbau West/ Stadtumbau in Hessen“ werden „Integrierte Stadtentwicklungskonzepte“ als Voraussetzung für die „Vermeidung größerer räumlicher, wirtschaftlicher und sozialer Friktionen“ (ebenda) betrachtet. Gleichzeitig sollen sich „neue Chancen für Kooperationen der öffentlichen Hand mit den Akteuren des privaten Sektors ergeben und “[...] für stadtentwicklungspolitische Ziele nutzbar gemacht werden“ (ILS NRW 2005a). „Rüsselsheim 2020“ als Baustein des Stadtentwicklungsprozesses „Rüsselsheim 2020“ muss kontinuierlich fortgeschrieben werden, und zwar auf der Basis eines Dialoges zwischen der Stadt, den Bürgern und der Wirtschaft. „Die Erarbeitung der städtebaulichen Entwicklungskonzepte erfordert ein hohes Maß an Legitimation, Verlässlichkeit und Integrationskraft“ (ILS NRW 2005b). Hier sind vor allem ein breiter politischer Konsens und die Verwaltungsspitze zur Steuerung des Prozesses gefordert. Strategische Netzwerke zwischen Politik, Verwaltung, Wirtschaft, gesellschaftlichen Gruppen und Bürgern sind eine wichtige Bedingung für die zukunftsfähige Entwicklung (Stichwort: Kommunikationsstrategie). Voraussetzung für den Erfolg eines effizienten Stadtentwicklungsprozesses in Rüsselsheim ist die Bereitschaft zur weitgehend vorurteilsfreien Zusammenarbeit der Akteure und ein gemeinsames Grundverständnis ihrer Stadt. Gewinne dieses Prozesses sind die Entwicklung eines gemeinsamen Verständnisses für die Qualitäten von Rüsselsheim, Initiierung und Durchführung von richtungsweisenden Projekten, Stiftung von Kooperationen und die Übernahme verbindlicher Verantwortung bei allen Mitwirkenden. Risiken liegen in der Aufrechterhaltung einer funktionierenden Steuerung des Prozesses über einen möglicherweise langen Zeithorizont, der Aufrechterhaltung des Engagements der Beteiligten und in der tatsächlichen Umsetzung der Maßnahmen/ Projekte. Der angestrebte Entwicklungsprozess ist in Hinblick auf die Qualifizierung des Standortes Rüsselsheim für eine zukunftsfähige wirtschaftliche Entwicklung von zentraler Bedeutung. 4 Rüsselsheim 2020 Exkurs: „Stadtumbau in Hessen“ „Stadtumbau in Hessen“ ist ein neues Förderprogramm, das die Kommunen bei Stadtentwicklungsaufgaben im Zusammenhang mit den Folgen des demografischen Wandels unterstützen will. Unter dem Motto „Stadtentwicklung ohne Wachstum“ reagiert das Förderprogramm auf die sich abzeichnenden Entwicklungen in den Kommunen. Die Fördermittel des Stadtumbaus sind bestimmt für die Vorbereitung und Durchführung von Stadtumbaumaßnahmen in Stadt- und Ortsteilen, deren einheitliche und zügige Durchführung im öffentlichen Interesse liegen. Die Mittel sollen die Gemeinden in die Lage versetzen, sich frühzeitig auf Strukturveränderungen, vor allem in Demografie und Wirtschaft, und auf die damit verbundenen städtebaulichen Auswirkungen einzustellen. Die Gemeinde legt das Gebiet, in dem Stadtumbaumaßnahmen durchgeführt werden sollen, durch Beschluss als Stadtumbaugebiet fest. Grundlage für diesen Beschluss ist ein städtebauliches Entwicklungskonzept. Stadtumbau fördert Maßnahmen in Gebieten, die von erheblichen städtebaulichen Funktionsverlusten betroffenen sind, um Anpassungen zur Herstellung nachhaltiger städtebaulicher Strukturen vorzunehmen. Erhebliche städtebauliche Funktionsverluste liegen insbesondere vor, wenn ein dauerhaftes Überangebot an baulichen Anlagen für bestimmte Nutzungen besteht oder zu erwarten ist. 5 Rüsselsheim 2020 1 Aufbau der Studie 1.1 Bestandsanalyse und abgeleitete Empfehlungen Die Bestandsanalyse basiert auf 1. einer Analyse und Bewertung der ökonomischen und demografischen Entwicklungstrends, 2. den von der HA SEG geführten Expertengesprächen und 3. einer Auswertung der vorhandenen Studien und Gutachten. Der erste Untersuchungsschritt, dargestellt in Kapitel 2.1, ist eine gesamtwirtschaftliche und regionale empirische Analyse der aktuellen sowie der zukünftig zu erwartenden ökonomischen Entwicklungstrends. Die Bewertung der Ausgangssituation stützt sich des Weiteren auf die Einschätzung der lokalen und regionalen Experten zur derzeitigen Situation und zu Chancen der zukünftigen Stadtentwicklung. Zu diesem Zweck wurden von der HA SEG mit rund 40 Experten leitfadengestützte Gespräche geführt. Die Gesprächspartner rekrutieren sich aus zahlreichen ansässigen Unternehmen, lokalen Kreditinstituten, dem Einzelhandel, Kammern und lokalen, regionalen Verbänden, Bildungseinrichtungen, der regionalen Wirtschaftsförderung, der Stadtentwicklungsgesellschaft, der Kommunalpolitik und der Stadtverwaltung. In den vergangenen Jahren wurden zahlreiche Studien und Gutachten in den Bereichen Wohnen, Städtebau, Stadtgestalt, Freiraumentwicklung, Wirtschaft oder Einzelhandel erstellt. Die skizzierten Inhalte einer Vielzahl dieser Arbeiten sind auch für dieses strategische Entwicklungskonzept von Bedeutung. Die Kernaussagen der auf einzelne Themen bezogenen neueren Studien und Gutachten werden verwendet, sofern hiermit ein weiterer Erkenntnisgewinn verbunden ist. Aus den oben genannten Analysen werden Stärken und Chancen sowie Schwächen und Risiken der Stadt Rüsselsheim abgeleitet, die in Kapitel 2.2 komprimiert dargestellt sind. In Verbindung mit den ökonomischen und demografischen Entwicklungstrends werden von der Arbeitsgemeinschaft in einem weiteren Arbeitsschritt in Kapitel 2.3 Empfehlungen für die zukünftige Entwicklung Rüsselsheims entwickelt. Neben eigenen Analysen und Erkenntnissen stützt sich die vorliegende Ausarbeitung somit einerseits auf zahlreiche vorhandene Studien und andererseits auf die umfangreichen Erfahrungen und Ansätze verschiedener Arbeitskreise und zahlreicher Akteure in Rüsselsheim. 6 Rüsselsheim 2020 1.2 Oberziele für die Stadtentwicklung Die zentralen wirtschaftsrelevanten Oberziele für die zukünftige Entwicklung Rüsselsheims werden in Kapitel 3 auf Basis der in der Analyse gewonnenen Erkenntnisse und Empfehlungen entwickelt. Sie dienen der langfristigen Positionierung Rüsselsheims. Intendiert wird eine Neuorientierung der Stadt, sowohl vor dem Hintergrund des globalen als auch des interkommunalen Wettbewerbs im Rhein-Main-Gebiet. Entsprechend der Aufgabenstellung wird kein übergreifendes Leitbild der Stadtentwicklung formuliert. Hierzu bedarf es öffentlicher Diskurse in der Bürgerschaft und der Bestätigung durch die Kommunalpolitik. 1.3 Handlungsschwerpunkte, Aufgabenfelder und Maßnahmen Die aus den Oberzielen abgeleiteten Handlungsschwerpunkte dienen als „Richtschnur“ für die Stadtentwicklung. Da es sich um ein wirtschaftsorientiertes Konzept handelt, werden dementsprechend ausgewählte Handlungsschwerpunkte dargestellt. Die fünf ausgewählten Handlungsschwerpunkte werden durch Aufgabenfelder weiter konkretisiert. Diese Aufgabenfelder beinhalten verschiedene Maßnahmen, hierbei handelt es sich um konkret umzusetzende Projekte. Als „zentrale Maßnahmen“ sind Projekte gekennzeichnet, die in besonderer Weise geeignet sind, die aufgestellten Ziele zu erreichen. 7 Rüsselsheim 2020 Abbildung 1 Vorgehensweise Ökonomische Entwicklungstrends Expertengespräche Studien und Gutachten Empfehlungen Oberziele Ziel 1 Ziel 2 Ziel 3 Handlungsschwerpunkte Aufgabenfelder Maßnahmen Quelle: HA SEG Die im Konzept empfohlenen Ziele sowie das zukünftige Handlungskonzept einschließlich der Maßnahmen wurden mit Vertretern des Auftraggebers im Rahmen eines eintägigen Workshops am 28. Juli 2006 diskutiert. Auch den Experten, die in die Erarbeitung der Konzeption einbezogen worden waren, wurden erste Ergebnisse im Rahmen einer Abendveranstaltung am 29. August 2006 präsentiert. 8 Rüsselsheim 2020 2 Entwicklungstrends, Chancen-Risiken-Analyse und Handlungsempfehlungen 2.1 Ökonomische Entwicklungstrends Notwendige Grundlage für den Entwurf eines strategischen Stadtentwicklungskonzepts ist eine detaillierte gesamtwirtschaftliche und regionale empirische Analyse der aktuellen sowie der zukünftig zu erwartenden ökonomischen Entwicklungstrends und daraus abgeleitet eine vergleichende Bewertung von Stärken und Schwächen bzw. Chancen und Risiken. Im Hinblick auf die ökonomischen Entwicklungstrends werden zunächst die wichtigsten globalen Rahmenbedingungen und die empirischen Befunde zur demografischen Entwicklung und zum sektoralen Strukturwandel in Deutschland und Hessen diskutiert. Besondere Bedeutung kommt dabei der Analyse der langfristigen Trends in der Automobilindustrie zu. Eine vergleichende Betrachtung zwischen Rüsselsheim und dem Ballungsraum Frankfurt/Rhein-Main im Hinblick auf Bevölkerungsentwicklung, Altersstruktur, Wohnungsbestand, Erwerbstätigkeit, Pendlerstrukturen und Gemeindefinanzen dient der Analyse der Stärken und Schwächen in der aktuellen Entwicklung Rüsselsheims. Diese Ergebnisse zum Status quo werden durch empirische Befunde für einzelne Indikatoren aus den Politikfeldern „Bevölkerung, Demografie“, „Wohnen“, „Wirtschaftsstruktur, Arbeitsmarkt“ und „soziale Lage“ vergleichend für Rüsselsheim, den Landkreis Groß-Gerau und Hessen ergänzt. Zur Bewertung zukünftiger sektoraler Entwicklungschancen Rüsselsheims wird das Konzept des Zukunftsatlas (2006) von Prognos verwendet. Prognos wurde im Rahmen dieser Studie von der Arbeitsgemeinschaft beauftragt, eine vergleichende Datenanalyse der ökonomischen Entwicklungstendenzen in regionaler Differenzierung für den Landkreis Groß-Gerau durchzuführen. Dabei wird die Positionierung des Landkreises Groß-Gerau in den 14 Leit- und Wachstumsbranchen Deutschlands analysiert und insbesondere die Beschäftigungsentwicklung im Vergleich zu Hessen und Westdeutschland betrachtet. Um die Zukunftschancen des Automobilstandorts Rüsselsheim zu bewerten, werden empirische Vergleiche zu Ingolstadt und Wolfsburg gezogen und der Grad der Monostrukturierung bzw. Diversifizierung im Hinblick auf die Branchenstruktur analysiert. Die Beurteilung basiert auf der Verwendung des Prognos-Cluster-Index, sowie der sektoralen Beschäftigtenentwicklung. Schließlich werden die empirischen Befunde des Innovationsmonitors Hessen (2006) herangezogen, um das regionalspezifische Innovationspotenzial des Standorts Rüsselsheim zu bewerten. 9 Rüsselsheim 2020 Ökonomische Rahmenbedingungen 2.1.1 Für die Entwicklung einer zukunftsgerichteten langfristigen Stadtentwicklungsplanung ist die empirische Analyse der ökonomischen Entwicklungstrends unabdingbar. Dabei ist zunächst der weltweit zu beobachtende demografische Wandel zu analysieren. Für Deutschland ist ein zunehmender Trend zur Alterung festzustellen, der gravierende Konsequenzen für den Arbeitsmarkt, die sozialen Sicherungssysteme, die Bildungssysteme sowie für Wohnangebote und die soziale Infrastruktur erwarten lässt. So wird geschätzt, dass die 35- bis 49-Jährige Wohnbevölkerung in Deutschland zwischen 2005 und 2020 um 4,7 Mio. abnehmen wird, während die 50- bis 64-Jährige bzw. die über 80-Jährige Wohnbevölkerung um 4,4 Mio. bzw. 2,1 Mio. zunehmen wird. Die Anteile der 35- bis 49-Jährigen sinken von 25% in 2005 auf 19% im Jahre 2020, die Anteile der 50- bis 64-Jährigen steigen von 18% im Jahre 2005 auf 24% im Jahre 2020 (Tabelle 1). Tabelle 1 Wohnbevölkerung in Deutschland nach Altersklassen (Mio. Personen) 0 bis 19 20 bis 34 35 bis 49 50 bis 64 65 bis 79 80+ insgesamt Bevölkerung zum 31.12. Veränderung 2005 2020 2005-2020 16,6 14,4 -2,2 14,7 -0,1 14,8 20,3 15,6 -4,7 15,1 19,5 4,4 12,2 12,5 0,3 3,7 5,8 2,1 82,6 82,6 0 Anteile in % 0 bis 19 20 bis 34 35 bis 49 50 bis 64 65 bis 79 80+ 2005 20 18 25 18 15 4 2020 17 18 19 24 15 7 Quelle: Prognos (2006): Deutschland Report 2030 Im Hinblick auf den langfristigen sektoralen Strukturwandel ist ein Trend zur Dienstleistungsgesellschaft zu beobachten. So wird prognostiziert, dass im Produzierenden Gewerbe (ohne Baugewerbe) die Zahl der Erwerbstätigen von 8 Mio. in 2004 auf 7,1 Mio. im Jahre 2020 zurückgeht, während in der Dienstleistungsbranche die Zahl der Erwerbstätigen von 27,7 Mio. in 2004 auf 29,9 Mio. in 2020 steigt. Das bedeutet einen Rückgang des Produzierenden Gewerbes zwischen 2004 und 2010 von 0,4% p.a., zwischen 2010 und 2015 von 0,9% p.a. und zwischen 2015 und 2020 von 1,2% p.a. Demgegenüber sind die entsprechenden Wachstumsraten für die Dienstleistungsbereiche 0,6 %, 0,6% und 0,2% p.a. 10 Rüsselsheim 2020 Für die Entwicklung der Bruttowertschöpfung als Indikator der ökonomischen Leistungsfähigkeit einer Volkswirtschaft wird erwartet, dass die Bruttowertschöpfung sowohl im Produzierenden Gewerbe als auch in den Dienstleistungsbereichen zwischen 2004 und 2020 wächst, jedoch für die Dienstleistungsbranchen mit etwas höheren Wachstumsraten, beispielsweise mit 1,9% gegenüber 1,5% für das Produzierende Gewerbe (ohne Baugewerbe) für den Zeitraum zwischen 2010 und 2015 und mit 1,7% im Vergleich zu 1,2% für den Zeitraum 2015 bis 2020. Die detaillierten empirischen Befunde und Prognosen bis 2020 für Deutschland und Hessen in Bezug auf die sektorale Entwicklung der Erwerbstätigen, der Bruttowertschöpfung und der Arbeitsproduktivitäten sind in den Tabellen A1 bis A11 zu finden. Eine besondere Bedeutung für Rüsselsheim kommt der langfristigen Entwicklung in der Automobilindustrie zu. So wird erwartet, dass die reale Bruttowertschöpfung von 64,6 Mrd. € in 2004 auf 84,1 Mrd. € im Jahre 2020 zunimmt, jedoch die Zahl der Erwerbstätigen stagniert (2004: 880 Tsd., 2020: 891 Tsd.). Begründet wird dies dadurch, dass die Arbeitsproduktivität von 73,5 Tsd. € in 2004 auf 94,4 Tsd. € in 2020 zunimmt. Dies bedeutet ein jährliches Wachstum von rund 1,6%. Weiterhin wird eine Steigerung des Exportanteils zwischen 2004 und 2020 von 56,3% auf 68,3% prognostiziert (Tabelle 2). Tabelle 2 Entwicklung der Automobilindustrie in Deutschland Jahr Umsatz, nominal (Mrd €) Bruttowertschöpfung, real (Mrd €) Erwerbstätige (Tsd.) Produktivität (Tsd €/Erwerbstätige) Exportanteil (in %) Veränderung in % p.a. Umsatz, nominal (Mrd €) Bruttowertschöpfung, real (Mrd €) Erwerbstätige (Tsd.) Produktivität (Tsd €/Erwerbstätiger) 2004 257,8 64,6 880 73,5 56,3 2010 345,7 74,2 914 81,2 65,9 2004-2010 5 2,3 0,6 1,7 2010-2020 4 1,3 -0,3 1,5 2020 513,9 84,1 891 94,4 68,3 Quelle: Prognos (2006): Deutschland Report 2030 2.1.2 Vergleichende empirische Analysen für Rüsselsheim Vergleichende Analysen dienen dazu, die Stärken und Schwächen Rüsselsheims im Hinblick auf verschiedene ökonomische und soziale Indikatoren aufzuzeigen. Rüsselsheim liegt im Ballungsraum Frankfurt/Rhein-Main, für den der Planungsverband 2005 empirische Ergebnisse für ein regionales Monitoring mit Stand vom 31.12.2004 vorgelegt hat (Tabellen 3a und 3b). 11 Rüsselsheim 2020 Tabelle 3a Vergleich Ballungsraum Frankfurt/Rhein-Main und Rüsselsheim (Stand 31.12.2004) Ballungsraum Ffm / Rhein-Main Bevölkerung und Fläche Einwohner Veränderung seit 1987 Veränderung seit 1995 Ausländeranteil in % Fläche in qkm 2.183.212 183.389 47736 16,20 2.458,5 Altersstruktur unter 15 Jahre in % 15 bis unter 65 Jahre in % 65 Jahre und älter in % 14,40 68,10 17,50 Wohnungen Wohnungsbestand 1.055.705 Veränderung seit 1987 Veränderung seit 1995 Wohnfläche pro Person in qm 155.793 77.284 40,00 9,20% 2,20% 885 Einw./qkm Rüsselsheim 59.576 1.194 -711 23,40 58,3 2,00% -1,20% 1.024 Einw./qkm 15,60 65,90 18,50 2,1 Pers./ Wohnung 17,3% 7,90% 27.668 3.720 1.461 36,60 2,2 Pers./ Wohnung 15,50% 5,60% Quelle: Planungsverband Frankfurt / Rhein-Main (2005): Regionales Monitoring Tabelle 3b Vergleich Ballungsraum Frankfurt/Rhein-Main und Rüsselsheim Ballungsraum Ffm / Rhein-Main Rüsselsheim Erwerbstätigkeit (Stand 30.06.2004, nur sozialvers.pfl. Beschäftigte, am Arbeitsort) Beschäftigte 962.910 443 Beschäftigte 35.987 603 Beschäftigte pro 1.000 pro 1.000 Einwohner Einwohner Veränderung seit 1987 57.300 6,30% -6.250 -14,80% Veränderung seit 1995 16.935 1,80% -3.199 -8,20% Dleistungsanteil in % 78 38 Pendler (Stand 30.06.2004, nur sozialvers.pfl. Beschäftigte) 31% der Einpendler 301.741 Beschäftigten am Arbeitsort Auspendler 85.818 11% der Beschäftigten am Wohnort Gemeindefinanzen (Stand 31.12.2004) Steuereinnahmen in Mio € 2.688,3 Gewerbesteuerhebesatz in % Schuldenstand in Mio € 280-490 3.111,3 1.231 Euro/ Einwohner 1.425 Euro/ Einwohner 26.684 74% der Beschäftigten am Arbeitsort 11.380 55% der Beschäftigten am Wohnort 45 340 101,6 756 Euro/ Einwohner 1.706 Euro/ Einwohner Quelle: Planungsverband Frankfurt / Rhein-Main (2005): Regionales Monitoring 12 Rüsselsheim 2020 Daraus ist zu entnehmen, dass in Rüsselsheim die Bevölkerung in der Zeit von 1987 bis 1995 um 2% gestiegen ist, jedoch seit 1995 um 1,2 Prozent abgenommen hat. Im Vergleich dazu hat die Bevölkerung im Ballungsraum mit 9,2% seit 1987 und mit 2,2% seit 1995 zugenommen (Abbildung 2). Der Ausländeranteil für Rüsselsheim liegt im Jahre 2004 mit 23,4% deutlich höher als im gesamten Ballungsraum mit 16,2%. Bezüglich der Altersstruktur und der Entwicklung des Wohnungsbestands sind keine wesentlichen Unterschiede zwischen Rüsselsheim und dem Ballungsraum Frankfurt/ Rhein-Main festzustellen. Gravierend sind jedoch die Differenzen bei der Entwicklung der Erwerbstätigkeit (Stand 30.6.2004). Die Anzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten ist seit 1995 um 8,2%, seit 1987 sogar um 14,8% gesunken. Die entsprechenden Vergleichswerte für die Ballungsräume sind +1,8% bzw. +6,3%. Überdurchschnittlich ist dagegen die Arbeitsplatzausstattung Rüsselsheims mit 603 Beschäftigten pro 1.000 Einwohner (Abbildung 3). Weiterhin wird der Dienstleistungsanteil von Rüsselsheim für 2004 mit 38% ermittelt und liegt damit deutlich unter dem entsprechenden Anteil für den Ballungsraum mit 78%. Die Konsequenzen für eine strategische, zukünftige Stadtentwicklung Rüsselsheims sind im Hinblick auf eine ausgewogene Branchenstruktur unter dem Aspekt des Trends zur Dienstleistungsgesellschaft zu diskutieren. Betrachtet man die Pendlerstrukturen, so ist im Jahre 2004 festzustellen, dass 74% der Beschäftigten am Arbeitsort Rüsselsheim Einpendler sind, (Vergleichswert für den Ballungsraum: 31%), während 55% der Beschäftigten am Wohnort Rüsselsheim Auspendler sind (Vergleichswert für den Ballungsraum: 11%). Dadurch entstehen sicherlich Kaufkraftverluste. Dies zeigt sich auch anhand der Kaufkraftkennziffern für 2005 (Abbildung 4). Für Deutschland wird dabei von der GfK, Marktforschung für 2005 eine Kaufkraft von 17.087 € pro Einwohner angegeben. Im Gebiet des Planungsverbandes beträgt die Kaufkraft 20.166 € pro Einwohner, d.h. die entsprechende Kaufkraftkennziffer liegt bei 118, also 18% über dem Bundesdurchschnitt. Rüsselsheim liegt nach den Angaben des Planungsverbandes in der Klasse zwischen 98 und 115 (Abbildung 4). Schließlich ist der Schuldenstand für 2004 mit 1.706 € pro Einwohner etwas höher als im Gebiet des Planungsverbands (1.425 € pro Einwohner). 13 Rüsselsheim 2020 Abbildung 2 Bevölkerungsentwicklung 1995-2004 in % Rüsselsheim: (-4,1 bis 0,0) Quelle: Vgl. Planungsverband Frankfurt / Rhein-Main (2005): Regionales Monitoring 14 Rüsselsheim 2020 Abbildung 3 Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte pro 1.000 Einwohner 2004 Rüsselsheim: (450 bis 650) Quelle: Planungsverband Frankfurt / Rhein-Main (2005): Regionales Monitoring 15 Rüsselsheim 2020 Abbildung 4 Kaufkraftkennziffer 2005 (Deutschland = 100) Rüsselsheim: (98,0 bis 115,0) Quelle: Vgl. Planungsverband Frankfurt / Rhein-Main (2005): Regionales Monitoring Im Demographiebericht der Bertelsmann-Stiftung (2006) wird eine vergleichende Analyse zwischen Rüsselsheim, dem Landkreis Groß-Gerau und Hessen vorgelegt (Tabellen 4 bis 7). Ein wichtiger empirischer Befund bezieht sich wiederum auf die Bevölkerungsentwicklung. Es wird erwartet, dass die Bevölkerung Rüsselsheims im Zeitraum 2003 bis 2020 um 2,6 Prozent abnimmt, während für den Landkreis Groß-Gerau lediglich -0,1% prognostiziert werden. Die Altersstruktur Rüsselsheims liegt im Durchschnitt der beiden Vergleichsregionen. Auch in dieser Studie wird auf die negative Arbeitsplatzentwicklung hingewiesen und eine Abnahme von 7,9% im Zeitraum 1998-2003 ermittelt (Vergleichswerte für GroßGerau: +2,1%, Hessen: +2,8%). Ein interessantes Ergebnis ergibt sich für die Gruppe der Hochqualifizierten: Der Anteil Hochqualifizierter am Arbeitsort beträgt in Rüssels- 16 Rüsselsheim 2020 heim 18,4% (Landkreis Groß-Gerau: 11,4%, Hessen: 10,8%) und der Anteil Hochqualifizierter am Wohnort 9,2% (LK Groß-Gerau: 9,2 %, Hessen: 10,5%). Dieser Befund ist ein Beleg dafür, dass der Stadt Rüsselsheim Kaufkraft verloren geht und die Wohnattraktivität verbessert werden muss. In Bezug auf die Indikatoren zur sozialen Lage fällt insbesondere auf, dass der Anteil der Haushalte mit einem Einkommen von unter 1.100 € mit 21,6% etwas höher ist als in den beiden Vergleichsregionen, die verschiedenen Arbeitslosenquoten jedoch kaum differieren. Der Anteil der Wohnungen in Ein-/ Zweifamilienhäusern ist mit 36,9% unterdurchschnittlich. Tabelle 4 Indikatoren des Politikfeldes "Demographische Entwicklung / Bevölkerungspotenzial" für Rüsselsheim, LK Groß-Gerau, Hessen Rüsselsheim LK Groß-Gerau -0,9 1,9 -2,6 -0,1 49,1 49,5 23,8 17,5 41,3 41 43,8 44,9 18,7 18,6 17,1 15,9 21 19,5 19,7 21,4 3,7 3,5 7,1 6,8 Bevölkerungsentwicklung 1996-2003 (%) Bevölkerungsprognose 2003-2020 (%) Frauenanteil an den 20- bis 34-Jährigen (%) Ausländeranteil 2003(%) Durchschnittsalter 2003 (in Jahren) Durchschnittsalter 2020 (in Jahren) Anteil der unter 18-Jährigen 2003 (%) Anteil der unter 18-Jährigen 2020 (%) Anteil der 60- bis 79-Jährigen 2003 (%) Anteil der 60- bis 79-Jährigen 2020 (%) Anteil der ab 80-Jährigen 2003 (%) Anteil der ab 80-Jährigen 2020 (%) Hessen 1,0 -1,8 50 11,5 41,7 45,7 18,2 15,2 19,9 22,5 4,3 7,2 Quelle: Bertelsmann-Stiftung (2006): Demographiebericht Tabelle 5 Indikatoren des Politikfeldes "Wohnen" für die Kommune Rüsselsheim, LK Groß-Gerau, Hessen 2003 Wohnfläche pro Person (Quadratmeter) Anteil Wohnungen in Ein−/Zweifamilienhäusern (%) Rüsselsheim 36,3 36,9 LK Groß-Gerau 38,8 50,6 Hessen 41,6 50,8 Quelle: Bertelsmann-Stiftung (2006): Demographiebericht Tabelle 6 Indikatoren im Politikfeld "Wirtschaftsstruktur / Arbeitsmarkt" für Rüsselsheim, Groß-Gerau, Hessen 2003 Arbeitsplatzentwicklung 1998−2003 (%) Erwerbstätigenquote (%) Frauenerwerbstätigenquote (%) Erwerbstätigenanteil bei den 55 bis 64−Jährigen (%) Anteil Hochqualifizierte am Arbeitsort (%) Anteil Hochqualifizierte am Wohnort (%) Anteil Schulabgänger ohne Abschluss (%) Anteil Schulabgänger mit Hochschulreife (%) Steuereinnahmen pro Einwohner (Euro) Investitionen pro Einwohner (Euro) Rüsselsheim −7,9 56 47,5 29,5 18,4 9,2 4,2 27,6 891,2 266,7 LK Groß-Gerau 2,1 56,6 49,5 30,5 11,4 9,2 5,3 20,6 816,1 238,8 Hessen 2,8 51,8 47 28,5 10,8 10,5 5,2 26,9 958,3 246,4 Quelle: Bertelsmann-Stiftung (2006): Demographiebericht 17 Rüsselsheim 2020 Tabelle 7 Indikatoren im Politikfeld "Soziale Lage / Soziale Stabilität" für Rüsselsheim, LK Groß-Gerau, Hessen 2003 Anteil Einpersonen−Haushalte (%) Anteil Ausländer−Haushalte (%) Anteil Haushalte mit Kindern (%) Betreuungsquote der 0− bis 2−Jährigen (%) Betreuungsquote der 3− bis 5−Jährigen (%) Mittleres Haushaltsnettoeinkommen (Euro) Anteil Haushalte mit Einkommen von unter 1100 € (%) Anteil Haushalte mit Einkommen von mindestens 4000 € (%) Arbeitslosenquote (%) Arbeitslosenquote Ausländer (%) Jugendarbeitslosigkeit (%) Quote der Langzeitarbeitslosen (%) Quote der Langzeitarbeitslosen Ausländer (%) Sozialhilfequote (%) Rüsselsheim LK Groß-Gerau 34,3 30,3 16,2 12,7 33,5 38,5 2,4 2,1 106,3 110,7 39.328 42.042 Hessen 35,6 9,6 33 3,8 111 39.289 21,6 18,3 18,8 8,3 10,0 15,6 11,6 3,1 5,2 4,4 8 8,9 15,8 10,1 2,6 5,2 3,3 10,8 10,7 19,5 11,2 3,1 5,7 3,9 Quelle: Bertelsmann-Stiftung (2006): Demographiebericht 2.1.3 Branchenstruktur des Landkreises Groß-Gerau und regionaler Vergleich Um die ökonomischen Entwicklungschancen Rüsselsheims bewerten zu können, sollen die Branchen identifiziert werden, die sich in Zukunft dynamisch entwickeln und zu Wachstum und Innovation beitragen. Dazu werden Konzepte und empirische Befunde aus dem Zukunftsatlas (2006) von Prognos verwendet. Die Informationen sind jedoch nur für den Landkreis Groß-Gerau vorhanden, dennoch können die Analysen und Tendenzen weitgehend auch auf Rüsselsheim übertragen werden. Im Zukunftsatlas (2006) wird zwischen Leit- und Wachstumsbranchen in Deutschland unterschieden. Dabei sind Leitbranchen die Bereiche, auf die Deutschland stärker spezialisiert ist als der Durchschnitt der Europäischen Union (EU). Der Beschäftigtenanteil in den Leitbranchen liegt rund 43% über dem EU-25-Durchschnitt. Die höchste Spezialisierung erreicht Deutschland im Automobilbau (mit 2,1-mal mehr Beschäftigten als in der EU), in der Elektrotechnik (1,6) und im Maschinenbau (1,6). Wachstumsbranchen sind Branchen mit überdurchschnittlicher Umsatz- und Beschäftigungsentwicklung im Vergleich zur EU-25. In diesen Branchen nahm die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung im Zeitraum 2000 bis 2004 um 4,3% zu, während sie in den anderen Branchen um 6,3% abnahm. Die höchsten Beschäftigungsgewinne wurden in den Sektoren IT/ Datenbanken, Forschungs- und Entwicklungsdienstleister und unternehmensnahe Dienstleistungen erzielt. Die 14 Leit- und Wachstumsbranchen sind in Abbildung 5 dargestellt. Der Automobilbau und Forschung und Entwicklung (FuE) sind sowohl Leit- als auch Wachstumsbranchen. 18 Rüsselsheim 2020 Die Positionierung des Landkreises Groß-Gerau im Hinblick auf den Spezialisierungsgrad und Beschäftigungsentwicklung sowie die absolute Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten (SVB) für 2004 ist in der Abbildung 6 wiedergegeben. Abbildung 5 Leit- und Wachstumsbranchen in Deutschland Leitbranchen Leitbranchen Automobilbau* Wachstumsbranchen Wachstumsbranchen Automobilbau* Elektrotechnik Sonstiger Fahrzeugbau Maschinenbau IT/Software MedTech, MSR, Optik Metallindustrie Chemische Industrie Kunststoffindustrie Logistik Forschung & Entwicklung* Unt.-Dienstleistungen Recycling Forschung & Entwicklung* Papier-, Druck-, Verlagswesen Quelle: Prognos Zukunftsatlas (2006) Mit 53.200 Arbeitsplätzen liegt der Landkreis Groß-Gerau mit 58% aller Beschäftigten in den 14 Leit- und Wachstumsbranchen deutlich über dem Bundesdurchschnitt von 33,7%. Wichtigste Branchen sind der Automobilbau mit einem Beschäftigungsanteil für 2004 von 23,7% (21.700 Arbeitsplätze) und die Logistik-Branche mit einem Anteil von 12,4% (11.400 Arbeitsplätze für 2004). Weitere Leit- bzw. Wachstumsbranchen im Landkreis Groß-Gerau sind Unternehmensdienstleistungen, IT/ Software, Chemische Industrie und sonstiger Fahrzeugbau. In 3 der 14 Branchen erreicht der Landkreis Groß-Gerau Top-Platzierungen, und zwar im Automobilbau, der Logistik und im Bereich IT/ Software/ Datenbanken. 19 Rüsselsheim 2020 Abbildung 6 Positionierung des LK Groß-Gerau in den 14 Leit- und Wachstumsbranchen Deutschlands Quelle: Prognos Zukunftsatlas (2006) Analysiert man die sektorale Beschäftigtenentwicklung zwischen 2000 und 2004, so ist ein Arbeitsplatzabbau in den beiden Leit- bzw. Wachstumsbranchen Automobilbau mit 2.830 Beschäftigten und Logistik mit 1.100 Beschäftigten festzustellen. Dies kann durch die Beschäftigungsgewinne in den Bereichen IT/ Software mit 1.800 Arbeitsplätzen und Unternehmensdienstleistungen mit 1.300 Arbeitsplätzen nicht kompensiert werden (Abbildung 7). Abbildung 7 Entwicklung der Beschäftigung im LK Groß-Gerau 2000-2004 2000 1800 1300 50 120 IT/Software 10 UnternehmensDienstleistungen -20 Chemische Industrie -60 Medizintechnik, MSR, Optik Metallindustrie -120 Recycling -250 Forschung & Entwicklung -310 Elektrotechnik -330 Sonstiger Fahrzeugbau -420 Druck-, Papier-, Verlagswesen -2000 -1100 Kunststoffindustrie -1000 -2830 Maschinenbau 0 Logistik 1000 Automobilbau Beschäftigungsentwicklung 2000 - 2004 absolut 3000 -3000 Quelle: Prognos Zukunftsatlas (2006) 20 Rüsselsheim 2020 Auch bei einem Vergleich der Beschäftigtenentwicklung 2000-2004 zwischen Landkreis Groß-Gerau, Hessen und Westdeutschland fällt auf, dass der Landkreis Groß-Gerau in den Bereichen IT/ Software, Unternehmensdienstleistungen, Medizintechnik, Messen/ Steuern/ Regeln (MSR), Optik und Chemische Industrie überdurchschnittliche Wachstumsraten für die Beschäftigten aufweist (Abbildung 8). Abbildung 8 Beschäftigungsentwicklung in den Leit- und Wachstumsbranchen im LK Groß-Gerau, Hessen und Westdeutschland 100 90,3 71,1 60 40 18,0 13,4 -87,0 -100 Groß-Gerau -15,5 -3,5 -11,5 Hessen - -8,8 -7,5 IT/Software -19,7 - 7,8 7,1 Unternehmens-DL -16,6 0,4 Medizintechnik, MSR, Optik -80 Maschinenbau -60 KunststoffIndustrie -44,5 -21,5 -12,5 -7,1 2,4 11,3 Recycling -38,5 -40 -27,2 -13,9 -0,4 12,2 7,9 4,7 Chemische Industrie -20 -5,0 1,5 0,0 Logistik -6,1 -11,1 -6,7 5,4 Automobilbau -4,6 Druck-, Papier-, Verlagswesen -4,5 2,3 Metallindustrie 5,8 Elektrotechnik 0 13,5 12,8 7,9 Sonstiger Fahrzeugbau 20 FuE Beschäftigungsentwicklung 2000-2004 in % 80 Westdeutschland Quelle: Prognos Zukunftsatlas (2006) Um eine vergleichende Analyse für ähnlich strukturierte Regionen durchzuführen und branchenspezifische Wachstumschancen und Entwicklungspotenziale zu identifizieren und zu bewerten, wurden zusätzlich die Standorte Wolfsburg und Ingolstadt einbezogen. Zur empirischen Analyse und Beurteilung der Unterschiede wurden von Prognos Cluster-Indizes errechnet, die eine regionalspezifische Ermittlung von Branchenkompetenzen und Clusterpotenzialen ermöglichen. Der Prognos-Cluster-Index berücksichtigt folgende Dimensionen: Stärke: Indikator ist die Anzahl der Beschäftigten in 2004 Dynamik: Entwicklung der Beschäftigtenzahl im Zeitraum 2000 bis 2004. Spezialisierung mit Hilfe von Lokalisationsquotienten: Sektorale Beschäftigung in der Region im Verhältnis zum EU-Durchschnitt. Diese Indikatoren gehen als Teilindices zu gleichen Anteilen in den Cluster-Index ein. Ein Vergleich zeigt, dass der Landkreis Groß-Gerau im Automobilbau unter insgesamt 439 Kreisen und kreisfreien Städten den Rang 13 einnimmt, während Wolfsburg auf 21 Rüsselsheim 2020 Rang 1 und Ingolstadt auf Rang 4 platziert ist. In der Logistik-Branche liegt der Landkreis Groß-Gerau auf Platz 12, Wolfsburg auf Platz 52 und Ingolstadt auf Platz 372. Auch in der Branche „Informationstechnik/Datenbanken“ hat der Landkreis Groß-Gerau mit Rang 8 im Gegensatz zu Wolfsburg und Ingolstadt eine Top-Platzierung (Tabelle 8). Tabelle 8 Branchenspezifische Cluster-Indizes: Rangfolge LK Groß-Gerau Wolfsburg Ingolstadt AutomobilIndustrie 13 1 4 Logistik 12 52 372 Informationstechnik/ Datenbanken 8 265 301 Chemische Industrie 44 324 319 Quelle: Prognos Zukunftsatlas (2006) Die empirische Analyse der Branchenstruktur zeigt, dass der Landkreis Groß-Gerau im Vergleich zu Wolfsburg und Ingolstadt eine weitaus stärker diversifizierte Branchenstruktur aufweist und in 5 weiteren Leit- und Wachstumsbranchen Deutschlands (Chemische Industrie, Logistik, Sonstiger Fahrzeugbau, IT/ Software, Unternehmensdienstleistungen) überdurchschnittlich ist. Weiterhin ist festzustellen, dass die Abhängigkeit des Landkreis Groß-Gerau von der Automobilindustrie leicht zurück geht (2000: 26,2%, 2004: 23,7%). In Wolfsburg ist die Abhängigkeit dagegen noch von 61,6% auf 61,7%, in Ingolstadt von 42,1% auf 43,3% gestiegen (Abbildung 9). Vergleicht man schließlich die Beschäftigungsentwicklung zwischen 2000 und 2004, so ist insbesondere die Zunahme der Beschäftigung in Wolfsburg um 5.750 Arbeitsplätze und in Ingolstadt um 2.360 Arbeitsplätze bemerkenswert, während im gleichen Zeitraum im Landkreis GroßGerau 2.820 Arbeitsplätze abgebaut wurden (Abbildung 10). Es ist allerdings unter Berücksichtigung der aktuellen Entwicklungstendenzen zu vermuten, dass ein Abbau der Arbeitsplätze in Wolfsburg und Ingolstadt in den nächsten Jahren zu erwarten ist. Abbildung 9 Branchenstruktur des LK Groß-Gerau im Vergleich zu Ingolstadt und Wolfsburg 2004 Groß-Gerau Ingolstadt Druck-, Papier-, KunststoffVerlagswesen industrie Chemie 1.200 SVB 530 SVB 2.700 SVB UnternehmensMetallindustrie Dienstleistungen 920 SVB 8.500 SVB Maschinenbau 9,3 % 530 SVB IT/Software 4.300 SVB 12,4 % Druck-, Papier-, Verlagswesen Unternehmens- 520 SVB Dienstleistungen Maschinenbau 6.500 SVB 1.400 SVB Logistik 1.800 SVB Gesamtbeschäftigung: 91.700 SVB 8,5 % 8,9 % 3,1 % 61,7 % 44,3 % Automobilbau 21.700 SVB Sonstiger Fahrzeugbau 640 SVB UnternehmensDienstleistungen 8.100 SVB Elektrotechnik Logistik 800 SVB 3.000 SVB 2,5 % 23,7 % Logistik 11.400 SVB Wolfsburg Automobilbau 32.300 SVB Automobilbau 59.000 SVB Gesamtbeschäftigung: 72.900 SVB Gesamtbeschäftigung: 95.600 SVB Quelle: Prognos Zukunftsatlas (2006) 22 Rüsselsheim 2020 Abbildung 10 Beschäftigungsentwicklung 2000-2004 des LK Groß-Gerau im Vergleich 6000 5750 5000 4000 3000 2360 1800 2000 1580 1300 1120 1000 -20 -1.100 FuE 10 -120 470 -40 80 UnternehmensDienstleistungen -110 IT/Software 50 30 -10 Logistik -420 Maschinenbau Metallindustrie -250 -30 0 Recycling -60 -330 20 10 Sonstiger Fahrzeugbau -550 -140 Automobilbau 5 Medizintechnik, MSR, Optik -60 -100 120 Kunststoffindustrie -3000 -1 20 320 -80 Chemische Industrie -2000 Druck-, Papier-, Verlagswesen -300 -1000 330 -330 -10 Elektrotechnik -10 50 0 -2820 -4000 Groß-Gerau Ingolstadt Wolfsburg Quelle: Prognos Zukunftsatlas (2006) 2.1.4 Innovationspotenzial im regionalen Vergleich Für die Beurteilung der Wachstums- und Entwicklungschancen einer Region ist eine empirische Analyse des Innovationspotenzials von entscheidender Bedeutung. Im Innovationsmonitor Hessen (2006) werden vom Hessischen Statistischen Landesamt Daten zum FuE-Personal, zu den FuE-Ausgaben und zu den Patentanmeldungen für Hessen und den Regionen (Verwaltungsbezirken) in Hessen im nationalen und internationalen Vergleich veröffentlicht. Im Hinblick auf das FuE-Personal nimmt für 2003 der Landkreis Groß-Gerau mit mehr als 8.100 FuE-Beschäftigten, d.h. 27% des gesamten FuE-Personals in Hessen den Spitzenplatz ein. Auf dem 2. Rang liegt die Stadt Darmstadt mit 5.400 FuE-Beschäftigten und einem Anteil von 18%, auf Rang 3 Frankfurt/M. mit 4.400 FuE-Beschäftigten und einem Anteil von 15% (Abbildung 11). Darüber hinaus zeigt sich auch eine positive Entwicklungstendenz für den Landkreis Groß-Gerau, denn zwischen 1997 und 2003 ist ein Wachstum des FuE-Personals von rund 50% festzustellen. Auch in Bezug auf FuE-Personalintensität nimmt der Landkreis Groß-Gerau im Jahre 2003 in Hessen einen Spitzenplatz ein (Abbildung 12). 23 Rüsselsheim 2020 Abbildung 11 Innovationspotenzial: FuE-Personal in ausgewählten Verwaltungsbezirken Hessens 2003 (Anteile in %) Quelle: Innovationsmonitor Hessen (2006) 24 Rüsselsheim 2020 Abbildung 12 Innovationspotenzial in Hessen: FuE-Personal je 1000 Erwerbstätige für 2003 Quelle: Innovationsmonitor Hessen (2006) 25 Rüsselsheim 2020 Eine Analyse der FuE-Ausgaben in Hessen für 2003 nach Betriebsgrößenklassen zeigt, dass der Großteil der FuE-Ausgaben von Unternehmen ab 2000 Beschäftigten getätigt wird und kleinere Unternehmen seit 1997 teilweise sogar negative Veränderungsraten aufweisen (Abbildung 13). Eine Analyse der FuE-Ausgaben nach Verwaltungsbezirken zeigt wiederum, dass der Landkreis Groß-Gerau im Jahre 2003 die Spitzenposition mit 1,8 Mrd. € und 28,3% der FuE-Ausgaben Hessens einnimmt. Frankfurt/M. hat einen Anteil von 24,2% (1,01 Mrd. €), sodass auf diese beiden Regionen mehr als die Hälfte aller FuE-Ausgaben Hessens entfiel. Die Stadt Darmstadt folgt mit 13,8% (Abbildung 14). Dieser positive Befund für den Landkreis Groß-Gerau bestätigt sich auch, wenn man die Ausgaben-Intensität (FuE-Ausgaben je Erwerbstätigen) analysiert. Sie liegt über 5.000 € pro Erwerbstätigen (Abbildung 15). Abbildung 13 FuE-Ausgaben in Hessen 1997 und 2003 nach Betriebsgrößen Quelle: Innovationsmonitor Hessen (2006) 26 Rüsselsheim 2020 Abbildung 14 Innovationspotenzial: FuE-Ausgaben in ausgewählten Verwaltungsbezirken Hessens 1997 und 2003 (Anteile in %) Quelle: Innovationsmonitor Hessen (2006) 27 Rüsselsheim 2020 Abbildung 15 Innovationspotenzial in Hessen: FuE-Ausgaben je Erwerbstätigen für 2003 Quelle: Innovationsmonitor Hessen (2006) Schließlich kann der Anteil der Patentanmeldungen als Indikator zur Bewertung des Innovationspotenzials einer Region herangezogen werden. Eine Analyse der Patentdichte gemessen als Patentanmeldungen im Durchschnitt der Jahre 1995 bis 2000 je 100.000 Einwohner zeigt, dass in Hessen durchschnittlich 66 Patente je 1000 Einwohner angemeldet wurden. Überdurchschnittlich hoch lagen der Main-Taunus-Kreis mit 28 Rüsselsheim 2020 166 und die Stadt Darmstadt mit 134 Patentanmeldungen. Der LK Groß-Gerau weist dagegen einen durchschnittlichen Wert auf (Abbildung 16). Abbildung 16 Innovationspotenzial in Hessen: Patente je 100.000 Einwohner für 1995 bis 2000 Quelle: Innovationsmonitor Hessen (2006) 29 Rüsselsheim 2020 2.2 Stärken und Chancen, Schwächen und Risiken Sowohl den Stärken und Chancen als auch den Schwächen und Risiken werden jeweils die Erkenntnisse der empirischen Analyse aus Kapitel 2.1 vorangestellt. Anschließend werden weiterführende Aspekte aufgeführt, die direkt oder indirekt Einfluss auf die wirtschaftliche Standortentwicklung haben. Somit liegt insgesamt ein aktuelles gesamtstädtisches Profil der Stärken und Chancen sowie Schwächen und Risiken Rüsselsheims mit einer ökonomischen Schwerpunktsetzung vor. Stärken und Chancen 2.2.1 Aus der empirischen Analyse der ökonomischen Entwicklungstrends ergeben sich folgende Stärken und Chancen für die weitere strategische Stadtentwicklung, insbesondere hinsichtlich künftiger Unternehmensansiedlungen: Rüsselsheim besitzt durch seine zentrale Lage im Ballungsraum RheinMain, durch die Nähe zum Finanzplatz Frankfurt am Main, zur Wissenschaftsstadt Darmstadt und zur Landeshauptstadt Wiesbaden eine hohe Standortattraktivität. Ein weiterer wichtiger Standortvorteil besteht in der hervorragenden Verkehrsinfrastruktur innerhalb der Region Frankfurt/ Rhein-Main mit nationaler und internationaler Verkehrsanbindung über Straße und Schiene sowie den Flughafen Frankfurt am Main als Deutschlands wichtigstem Flughafen und internationalem Drehkreuz. Diese Standortvorteile Rüsselsheims wurden sowohl in den Expertengesprächen als auch in unterschiedlichen Gutachten wiederholt hervorgehoben. Zu den bedeutendsten Standortfaktoren zählt für Rüsselsheim das Innovationspotenzial. Der Landkreis Groß-Gerau nimmt hierbei – gemessen an den Indikatoren FuE-Personal und FuE-Ausgaben – den Spitzenrang in Hessen ein. Dabei ist die Nähe zu Forschungs- und Bildungseinrichtungen, beispielsweise zur TU Darmstadt mit den Studiengängen Maschinenbau, Elektrotechnik, Informatik und Wirtschaftsingenieurwesen sowie zur FH Frankfurt am Main mit dem Aufbaustudium Automotive Engineering von hoher Relevanz. Lokal ansässig ist der Fachbereich Ingenieurwissenschaften der FH Wiesbaden. Auch dieser Standortvorteil wurde von verschiedenen Experten ausdrücklich vermerkt. In der Entwicklung der Branchen in der Region zeigt sich, dass neben der Schlüsselbranche Automobilbau zusätzlich bedeutende Kompetenzen in Leit- und Wachstumsbranchen wie Sonstiger Fahrzeugbau, IT/ Soft- ware, Logistik, Unternehmensdienstleistungen, Chemische Industrie (Pharmazie), Medizintechnik/ Messen/Steuern/Regeln (MSR)/ Optik und Forschung/ Entwicklung vorhanden sind. Besondere Bedeutung hat der 30 Rüsselsheim 2020 Automotive Cluster RheinMainNeckar und das Internationale Technische Entwicklungszentrum (ITEZ)/ Designzentrum von GM. In der Branche IT/ Software hat der Landkreis Groß-Gerau nach dem Cluster-Index-Ranking von Prognos unter den 439 Kreisen und kreisfreien Städten die Position 1 in Hessen und die Position 8 in Deutschland. Dies weist auf ein hohes Wachstumspotenzial dieser Branche für Rüsselsheim hin. Hier wird auch die Zugehörigkeit zu der starken IT-Region Darmstadt/ Starkenburg, beispielsweise mit den Unternehmen T-Online, Danet, SAP begründet. Ein zusätzlicher Impuls geht von den ökonomischen Verflechtungen mit dem Automobilbau und den Finanzdienstleistungen aus. Der Landkreis Groß-Gerau gehört zum Logistikschwerpunkt im Umfeld des europäischen Luftfahrtdrehkreuzes Frankfurt am Main. In Deutschland nimmt der Landkreis hierbei den Rang 12 ein. Dabei ist zwischen 2000 und 2004 ein überdurchschnittlicher Arbeitsplatzgewinn der Speditionen, jedoch generell Arbeitsplatzverluste in der gesamten Logistik-Branche zu beobachten. Das Arbeitsplatz-Wachstum der Speditionen ist mit der Nähe zum Flughafen begründet. Der negative Trend in der Logistik-Branche wird insbesondere von den Arbeitsplatzverlusten im Linienflugverkehr verursacht (Abnahme um 1740 Beschäftigte im Zeitraum 2000-2004). In der Chemischen Industrie ist die Pharmabranche von besonderer Bedeutung. Rüsselsheim gehört zu einer der deutschen Kernregionen der Pharmaindustrie mit guten Wachstumspotenzialen, einer ausgebauten Forschungs- und Bildungsinfrastruktur mit international bedeutenden KeyPlayern wie Boehringer Ingelheim, Merck und Aventis. Weiterhin weist die Entwicklung darauf hin, dass auch für die Branchen Medizintechnik/ MSR/ Optik – wenn auch in geringerem Maße – Wachstumschancen bestehen. Schließlich zeigt sich anhand der Entwicklung des FuE-Personals und der FuE-Ausgaben ein hohes Wachstumspotenzial, insbesondere für automobilnahe und informations- bzw. datentechnische Forschungseinrichtungen. In Ergänzung zu den vorgenannten Aspekten haben die befragten Experten folgende ökonomische Stärken und Chancen für die Stadtentwicklung hervorgehoben: Rüsselsheim verfügt über gewerbliche Entwicklungsflächen, vor allem im Gewerbepark „Blauer See“. Es gibt ein ausreichendes Flächenangebot mit unterschiedlichen Angebotssegmenten und einem Mietniveau, das dem etablierter Entlastungsstandorte in bzw. um Frankfurt am Main entspricht. Das Büroflächenangebot ist als marktgerecht einzustufen (vgl. auch Atisreal Consult GmbH 2006). Durch die Flächenreduktion im Rahmen der Umstrukturierung der Adam Opel GmbH können in den nächsten Jahren zudem neue Entwicklungsflächen für Wohnen und Gewerbe gewonnen werden. 31 Rüsselsheim 2020 In den letzten Jahren haben sich verschiedene internationale Unternehmen in Rüsselsheim angesiedelt, beispielsweise 2003 die Hyundai Motor Europe GmbH mit den Bereichen FuE/ Design. Rüsselsheim verfügt in der Automobilbranche über ein gutes Image als Forschungs- und Entwicklungsstandort. General Motors hat sich im Bereich FuE/ Design mit dem Internationalen Technischen Entwicklungszentrum bzw. dem Designzentrum erst vor kurzem explizit für den Standort Rüsselsheim entschieden. Seit 2004 ist Rüsselsheim zudem Sitz der Saab Deutschland GmbH. Die Kaufkraft der am Ort Beschäftigten liegt aufgrund des überdurchschnittlichen Verdienstes weit über dem Bundesdurchschnitt.2 Regionale wirtschaftsbezogene Kooperationsstrukturen (wie die Frankfurt RheinMain GmbH zum gemeinsamen internationalen Standortmarketing der Region), an die verstärkt angeknüpft werden können, sind vorhanden. In der Stadt wurden zur Förderung der ökonomischen Entwicklung im Bereich Wirtschaftsförderung seit 2004 die personellen Kapazitäten verdoppelt. Die in 2005 gegründete Stadtentwicklungsgesellschaft (STEG) ist ein grundlegender Bestandteil dieser Neuausrichtung. Zudem gibt es engagierte lokale Akteure wie den Gewerbeverein Rüsselsheim von 1888 e.V., den Treffpunkt Innenstadt Rüsselsheimer Stadtmarketing e.V. und den Deutsch-Türkischen Gewerbebund Rheinhessen e.V. Neben den ökonomischen Aspekten werden auf Basis der Expertengespräche weitere Stärken Rüsselsheims identifiziert, aus denen sich Chancen für die zukünftige Stadtentwicklung ergeben können: Rüsselsheim ist ein kompaktes Mittelzentrum mit oberzentralen Teilfunktionen. Eine räumliche Entwicklung ist durch Potenziale wie bei- spielsweise dem „Mainblock“ oder Teilflächen des „Infrastrukturgürtels“3 möglich. Auch das „Opel Forum“ verfügt über eine integrierte Lage, so dass sich eine Entwicklung positiv auf die Innenstadt auswirken kann. Rüsselsheim verfügt insgesamt über ein breites Wohnungsangebot in unterschiedlichen Angebotssegmenten. Es gibt Wohnquartiere mit einer hohen Wohnqualität (z.B. Ein- und Zwei-Familienhäuser mit überdurchschnittlich großen Grundstücken). Auch ein breites Spektrum an Einheiten im Geschosswohnungsbau ist vorhanden. Der Mietwohnungsmarkt ist insgesamt ausgeglichen. Ein großzügiges Angebot an Grün- und Erholungsflächen mit gepflegten Parkanlagen in der Kernstadt bzw. direkter Innenstadtnähe und ausge- 2 3 Die Kaufkraftbindung ist jedoch unterdurchschnittlich (siehe hierzu auch Kap. 2.2.2). Als „Infrastrukturgürtel“ wird im Rahmen dieser Studie der räumlich abgegrenzte Bereich entlang Rugby-Ring/ Am Brückweg bezeichnet, an dem sich eine Vielzahl der städtischen Infrastrukturbauten und -einrichtungen konzentrieren. 32 Rüsselsheim 2020 dehnten Waldgebieten zur Naherholung an den Siedlungsrändern prägen die Stadt. Rüsselsheim verfügt über ein breites Bildungsangebot im schulischen und außerschulischen Bereich. Alle Schulformen sind vorhanden, Rüsselsheim ist auch ein Standort der Fachhochschule Wiesbaden. Rüsselsheim verfügt über ein überdurchschnittliches Sport-, Kultur- und Freizeitangebot für eine Stadt dieser Größe. Das örtliche Vereinsangebot ist sehr stark ausgeprägt. Das Theater, die Jazz-Fabrik, das Kunstzentrum Opelvillen, das Festungsmuseum, der Kultursommer oder das Kulturzentrum „Das Rind“ sind beispielhaft zu nennen. Breit gefächert ist auch das soziale Infrastrukturangebot, v.a. für Familien (z.B. Kindertagesstätten). Die große Zahl von Menschen aus verschiedenen Herkunftsländern bietet Anknüpfungspunkte für ein multikulturelles Angebot, beispielsweise im Einzelhandel, in der Gastronomie oder bei kulturellen Aktivitäten. Es gibt ein hervorragendes, identitätsstiftendes Industriekulturpotenzial in der Stadt. Gute Ansätze zur gestalterischen Aufwertung wurden umgesetzt, wie die Neugestaltung des Bahnhofsvorplatzes oder die Entwicklung der Festungsanlage. Schwächen und Risiken 2.2.2 Aus der empirischen Analyse der ökonomischen Entwicklungstrends ergeben sich folgende Schwächen und Risiken für die weitere strategische Stadtentwicklung: • Die Schwächen Rüsselsheims und somit die Risiken für eine strategische Neuausrichtung der Stadtentwicklung liegen zunächst in dem starken Rückgang der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten seit 1998 und dem Rückgang der Wohnbevölkerung. Weiterhin ist festzustellen, dass der Anteil der Einpendler mit 74% außerordentlich hoch ist. Der Anteil der Auspendler ist mit 55% ebenfalls sehr hoch. Insgesamt führt dies zu erheblichen Kaufkraftverlusten. Hinzu kommt, dass der Anteil der Hochqualifizierten am Arbeitsort Rüsselsheim 2003 18,4% betrug, während sich der Anteil dieses Personenkreises am Wohnort lediglich auf 9,2% belief. Diese Schwächen wurden von mehreren der befragten Experten bestätigt. • Schließlich ist für die Stadtentwicklung vor dem Hintergrund des aktuellen Trends zur Dienstleistungsgesellschaft eine Analyse der Branchenstruktur wichtig. Der Dienstleistungsanteil für Rüsselsheim wird für 2004 mit 38% ermittelt und ist gegenüber dem Ballungsraum Frankfurt/Rhein-Main deutlich niedriger. 33 Rüsselsheim 2020 Die Stadtentwicklung Rüsselsheims ist entscheidend von der zukünftigen Entwicklung in der Automobilbranche und vom Key-Player Opel und dessen Unternehmensstrategie abhängig. Auch diese Schwäche wurde immer wieder von einer Vielzahl der befragten Experten hervorgehoben. Die Wachstumschancen der Pharmazeutischen Industrie und der Medizintechnik werden vor allem auch von den politischen Entscheidungen in der Gesundheits- und Forschungspolitik beeinflusst. Da das Wachstum der Logistikbranche in der Region weitgehend durch die Speditionen bestimmt wird, kann dies zu einer Zunahme von – allerdings geringer qualifizierten – Arbeitsplätzen führen. In Ergänzung zu den vorgenannten Aspekten haben die befragten Experten folgende ökonomische Schwächen und Risiken für die Stadtentwicklung hervorgehoben: In den letzten Jahren haben sowohl die Stadt Rüsselsheim als auch ansässige Unternehmen aufgrund der globalen Neuorientierung und Umstrukturierungen in der Automobilbranche ihren „starken Partner Adam Opel AG verloren“. Der kontinuierliche Arbeitsplatzabbau und die latente Gefährdung des Produktionsstandorts haben insgesamt zu einer gewissen Resignation in der Stadt geführt. Die große Ungewissheit über die langfristige Entwicklung des wichtigsten ansässigen Betriebes hat auch Auswirkungen auf eine in die Zukunft gerichtete Stadtentwicklung. Erschwerend kommt hinzu, dass GM-Entscheidungen über Investitionen bzw. De-Investitionen am Standort Rüsselsheim in der Konzernzentrale getroffen werden. Die Stadt hat durch diese „Detroitabhängigkeit“ nur geringe Einflussmöglichkeiten auf Unternehmensentscheidungen, die jedoch massive Folgen für Rüsselsheim haben können. Es ist ein hohes strukturelles Haushaltsdefizit in Rüsselsheim zu verzeichnen. Hierdurch ist das kommunale Handeln stark geprägt. Gleichzeitig weist die Bevölkerung z.T. eine hohe „Versorgungsmentalität“ auf, was Sparanstrengungen und Prioritätenverschiebungen bei der Finanzierung von freiwilligen kommunalen Leistungen erschwert. Dieser Umstand ist in den umfangreichen Leistungen von Stadt und GM in der Vergangenheit begründet, die heutzutage in dieser Form nicht mehr finanzierbar sind. Die vorhandenen technischen und sozialen Infrastruktureinrichtungen sind zum Teil überdimensioniert, da sie in der starken Wachstumsphase Rüsselsheims ursprünglich für bis zu 100.000 Einwohner geplant wurden. Die Einrichtungen haben entsprechend hohe Betriebs- und Instandhaltungskosten. Wichtige kommunale Infrastruktureinrichtungen wie die Stadtbücherei, die Volkshochschule oder das Theater sind zudem dezentral im „Infrastrukturgürtel“ angesiedelt und entfallen als Frequenzbringer für die Innenstadt. 34 Rüsselsheim 2020 Die ausgewiesene Gegnerschaft zum Flughafenausbau hemmt nach Ansicht mehrerer Experten ein positives Standortmarketing mit dem Flughafen als Standortfaktor. Investoren, vor allem diejenigen mit Flughafenbezug, können durch die Wahrnehmung einer allgemeinen Negativhaltung in Rüsselsheim (z.B. plakative Schilder gegen den Flughafenausbau am Stadteingang) von einer Ansiedlung abgehalten werden. In Teilsegmenten ist nach Aussage einiger Experten kein ausreichend marktfähiges Gewerbeflächenangebot vorhanden, gleichzeitig gibt es eine große Standortkonkurrenz in der Region. Nach Meinung mehrerer Experten fehlen Ansiedlungsmöglichkeiten für großflächigen Einzelhandel, um Kaufkraft in der Stadt zu binden. Das hohe Lohnniveau der GM-Unternehmen, insbesondere bei Fachkräften, wird von ansässigen und ansiedlungsinteressierten Unternehmen aus anderen Branchen, beispielsweise dem Handwerk, als negativer Standortfaktor bewertet. Kundenorientierung (v.a. bezogen auf ansässige kleinere und mittlere Unternehmen) ist noch zu wenig im Fokus von Politik und Verwaltung. Die Stadtverwaltung ist noch nicht ausreichend modernisiert. Die Zusammenarbeit einiger wirtschaftlich handelnder Institutionen und Initiativen in der Stadt, beispielsweise beim Stadtmarketing, ist verbesserungsfähig. Auch die interkommunale Kooperation ist ausbaufähig, beispielsweise mit umliegenden Kommunen, der Kreiswirtschaftsförderung oder der Frankfurt RheinMain GmbH. Die in den letzten Jahren begonnene interkommunale Vernetzung und Zusammenarbeit wird zudem noch nicht ausreichend nach außen kommuniziert. Daher wird in der Region noch immer eine historisch begründete Selbstbezogenheit Rüsselsheims wahrgenommen. Neben den ökonomischen Aspekten werden auf Basis der Expertengespräche weitere Schwächen Rüsselsheims identifiziert, aus denen sich gegebenenfalls Risiken für die zukünftige Stadtentwicklung ergeben können: Das Image der Stadt hat sich noch nicht an die geänderte Wirtschaftsstruktur der Stadt angepasst. Sowohl strukturell als auch mental besteht vielfach noch immer das Verständnis einer „Arbeiter- und Industriestadt“, für Außenstehende gilt die Stadt als farblos und hausbacken. Es wird noch nicht ausreichend wahrgenommen, dass bei GM heutzutage der Beschäftigtenanteil in den Bereichen FuE und Verwaltung am Betriebsstandort Rüsselsheim höher ist als der in der Produktion. In Teilbereichen der Stadt beeinträchtigt der Fluglärm stark die Wohnund Lebensqualität der Bewohner. Der geplante Flughafenausbau wird diese Problematik noch verschärfen. In Zukunft werden aufgrund des ge35 Rüsselsheim 2020 planten Siedlungsflächenbeschränkungsgebiets des Landesentwicklungsplans und durch den planerischen Rahmen des Regionalen Flächennutzungsplans wahrscheinlich auch keine neuen großflächigen zusammenhängenden Wohnbaugebiete mehr in Rüsselsheim (außer in Bauschheim) entstehen können. Da viele hochqualifizierte Beschäftigte außerhalb Rüsselsheims leben und nur zum Arbeiten in die Stadt einpendeln, wirkt sich das vorhandene hohe Lohnniveau nur unterproportional in den Einkommenssteuereinkünften der Stadt aus. Vor allem aus der bürgerlichen Mittelschicht gibt es nur eine vergleichsweise geringe Anzahl von Einwohnern, die in der Stadt arbeiten und auch leben. Teile der Innenstadt gelten als Problemgebiet. Der Wohnort Innenstadt weist zum Teil einen schlechten Wohnstandard, einen hohen Anteil einkommensschwacher Haushalte und einen überdurchschnittlichen Migrantenanteil auf. Durch den Wegzug einkommensstärkerer Schichten und junger Familien besteht die Gefahr einer weiteren sozialen Segregation, was in Expertengesprächen vor allem auch mit Integrationsproblemen in der Innenstadt und den innerstädtischen Schulen begründet wird. Die Innenstadt hat Aufenthalts- und Gestaltdefizite sowie eine überdurchschnittliche Leerstandsquote im Hauptgeschäftsbereich. Wegen der Angebotsdefizite im innerstädtischen Einzelhandel und zum Teil auch in der Gastronomie ist die Kaufkraftbindung in der Innenstadt unterdurchschnittlich. Kaufkraft fließt aus der Innenstadt an dezentrale Verbrauchermärkte und an umliegende Kommunen ab. Die Zugangssituation zur Innenstadt aus den südlichen Gebieten ist durch die Trennwirkung der Bahnlinie problematisch. Die GMArbeitnehmer aus dem südlich gelegenen Internationalen Technischen Entwicklungszentrum sind von der Innenstadt abgeschnitten und frequentieren diese nicht. Der Rüsselsheimer Standort der Fachhochschule Wiesbaden wird von der Rüsselsheimer Bevölkerung nicht ausreichend wahrgenommen. Ein Großteil der Studenten sowie Professoren pendeln nach Rüsselsheim ein, sie haben ihren Lebensmittelpunkt außerhalb der Stadt. Eine Vielzahl von Studien und Konzepten zur Entwicklung der Stadt mit guten Maßnahmenvorschlägen liegt vor. Deren Umsetzung durch die Stadt verläuft jedoch teilweise schleppend oder erfolgt nicht. Die interne und externe Kommunikation der Stadt ist uneinheitlich, beispielsweise in Bezug auf das Image der Stadt im Rahmen des Standortmarketings oder die allgemeine Öffentlichkeitsarbeit. Hierdurch wird eine einheitliche Außendarstellung der Stadt erschwert. 36 Rüsselsheim 2020 Fazit 2.2.3 Die Analyse der Stärken und Chancen sowie Schwächen und Risiken veranschaulicht einzelne bereits tragfähige positive Entwicklungen, Standortnachteile und Entwicklungshemmnisse, inhaltliche und organisatorische Anknüpfungspunkte für die künftige Stadtentwicklung und das Erfordernis sowohl kommunalen als auch privaten Handelns innerhalb der zukünftigen Aufgabenfelder. Rüsselsheim wird auch im Jahr 2020 – zumindest in den Bereichen FuE und Design – ein Standort sein, der von der Automobilbranche geprägt ist. Aufgrund der inneren Tertiärisierung dieser Branche ist bereits heutzutage der Begriff „Automobilstadt“ nicht mehr gleichzusetzen mit den Begriffen Produktionsstandort bzw. „Arbeiterstadt“. Die Stadt verfügt aufgrund der hervorragenden harten Standortfaktoren, vor allem der Lage in einer wirtschaftlich starken Region mit einem hohen Innovationspotenzial, über eine sehr gute Ausgangssituation, sich dem momentanen Strukturwandel anzupassen. Der Standortfaktor „Lagegunst“ ist zugleich jedoch auch als Risiko für die Stadtentwicklung zu sehen. Denn Rüsselsheim steht in großer Konkurrenz mit Nachbarkommunen um Einwohner, Kaufkraft und auch Unternehmen. Die Stadt kann sich keineswegs einen Stillstand in der Entwicklung leisten. Ein Teil der weichen Standortfaktoren – wie die Wohn- und Einkaufssituation in der Innenstadt, das Image der Stadt oder die Kundenorientierung der Stadtverwaltung – sind als verbesserungsfähig einzustufen. Als besonderes Hemmnis der Stadtentwicklung zeigt sich das Umsetzungsdefizit in Rüsselsheim, auch bei allgemein anerkannten Konzepten und Maßnahmen. Dieser Umstand wurde immer wieder von den unterschiedlichsten Experten betont und deckt sich auch mit Aussagen in der Studie „Standort Zukunft“ aus dem Jahr 1998, nach der die Hauptdefizite Rüsselsheims schon zu dieser Zeit vor allem in den „Soft-Issues“ (im Sinne der Nutzung vorhandener Potenziale) identifiziert wurden (vgl. Arbeitskreis Wirtschaftsförderung und Standortmarketing Rüsselsheim 1998). 37 Rüsselsheim 2020 2.3 Empfehlungen zur zukünftigen Entwicklung Rüsselsheims Im folgenden Kapitel werden die als sinnvoll erachteten Empfehlungen zur weiteren Stadtentwicklung Rüsselsheims mit einer wirtschaftlichen Schwerpunktsetzung dargestellt. Die Kernaussagen der wichtigsten Studien und Gutachten, die sich mit den aus der empirischen Analyse abgeleiteten Empfehlungen und den Expertendarstellungen decken, werden an entsprechender Stelle in den Grundzügen knapp erläutert. Empfehlungen zur ökonomischen Entwicklung 2.3.1 Eines der wichtigsten Ziele der Stadtentwicklungsplanung besteht in der gezielten Förderung von Unternehmensansiedlungen in Wachstumsbranchen einerseits und in Dienstleistungsbranchen andererseits, um die Branchenstruktur diversifizierter zu gestalten und von konjunkturellen Einflüssen und unternehmensspezifischen Management-Entscheidungen unabhängiger zu machen. Die empirischen Analysen und die Bewertung zukünftiger Trends haben gezeigt, dass insbesondere für folgende Branchen die ökonomischen Voraussetzungen gegeben sind und die zukünftigen Entwicklungschancen hoch eingeschätzt werden: IT/ Datenbanken/ Software: In diesen Branchen wird hohes Innovations- potenzial gefordert, und es werden insbesondere hochqualifizierte Arbeitsplätze geschaffen, die ein hohes Maß an Anpassung an technologischen Neuerungen und damit permanente Weiterbildung erforderlich machen. Unternehmensdienstleistungen: Diese Branche gewinnt innerhalb des Dienstleistungssektors zunehmende Bedeutung, denn hierzu gehören Unternehmen mit den verschiedenen Service-Leistungen für Unternehmen, z.B. Ingenieurbüros, Rechts-, Steuer- und Unternehmensberatung, Werbeagenturen und Vermittlungsbüros. Durch die zunehmende Internationalisierung der Wirtschaft und die damit verbundene höhere Komplexität des rechtlichen Rahmens wird ein zunehmender Bedarf an diesen Beratungsdiensten induziert. Automobilbezogene und informationstechnische Forschungseinrichtungen: Sowohl in der Automobilindustrie als auch in den Branchen IT/ Software/ Datenbanken sind hohe Aufwendungen für Forschung und Entwicklung sowie hochqualifiziertes Personal für den Erhalt und den Ausbau der nationalen und internationalen Wettbewerbsfähigkeit unabdingbar. Die Chancen für die Ansiedlung von Forschungseinrichtungen für die beiden Branchen werden durch Synergieeffekte mit der TU Darmstadt, den Fachhochschulen in Frankfurt und Wiesbaden und anderen Forschungseinrichtungen im Umland erhöht. 38 Rüsselsheim 2020 Medizintechnik, Messen/ Steuern/ Regeln (MSR), Optik: Eine verstärkte Ansiedlung von Unternehmen aus diesem Bereich erscheint viel versprechend, da diese Unternehmen ebenfalls forschungsnah sind und neueste technische Entwicklungen umsetzen müssen. Wiederum sind Synergieeffekte insbesondere mit den technisch-naturwissenschaftlichen Forschungseinrichtungen und der Mess-, Regelungs- und Steuerungstechnik und Optik zu erwarten. Für die Förderung der Medizintechnik spricht, dass Rüsselsheim zur größten deutschen Pharmaregion Frankfurt/ Darmstadt/ Mainz gehört, in der bedeutende Unternehmen (z.B. Merck, SanofiAventis, Fresenius, Boehringer Ingelheim), wichtige Forschungsinstitute (Max-Planck-Institute) und Universitäten ihren Standort haben. Anknüpfungsansätze bildet auch der Studienschwerpunkt Physikalische Technik der FH Wiesbaden in Rüsselsheim. Auch hier sind erhebliche Synergieeffekte nutzbar. Ergänzend können aus den Expertengesprächen folgende Empfehlungen zur Weiterentwicklung der Wirtschaftsstruktur Rüsselsheims identifiziert werden: Die Stadt Rüsselsheim sollte auch nach Meinung der meisten Experten ihre wirtschaftliche Basis verbreitern und die Wirtschaftsstruktur diversifizieren, um weniger abhängig von der Automobilbranche zu sein. Hierbei wird eine Stärkung des Dienstleistungssektors vorgeschlagen, was sich mit den aus der empirischen Analyse abgeleiteten Empfehlungen deckt. Eine Ansiedlung von Unternehmen, die die Lagegunst Flughafennähe nutzen, erscheint nach Aussage unterschiedlicher lokal und regional agierender Experten in diesem Zusammenhang als aussichtsreich.4 Rüsselsheim soll sich nach einhelliger Meinung der Experten zudem offensiv als moderner Automobilstandort positionieren und dies sowohl nach innen als auch nach außen kommunizieren. Es muss einen grundlegenden Paradigmenwechsel im städtischen Handeln und Auftreten geben, damit der Umbau Rüsselsheims von einem Produktionsstandort zu einem modernen FuE-Standort von der Rüsselsheimer Bevölkerung positiv wahrgenommen wird. Der „Automobilstandort“ sollte als ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal in der Region bei der Standortvermarktung weiter genutzt werden. Eine wichtige und immer wieder von lokalen Experten aus der Wirtschaft ausgesprochene ergänzende ökonomische Empfehlung ist die Intensivierung der Bestandspflege durch die Wirtschaftsförderung, vor allem bezogen auf ansässige kleinere und mittlere Unternehmen (KMU). Gewünscht werden ein geändertes Auftreten der Stadtverwaltung gegenüber Unter- 4 Die grundlegende Empfehlung einer wirtschaftlichen Diversifizierung wurde schon in der „Umstrukturierungsstudie“ aus dem Jahr 1992 vertreten (vgl. AS&P 1992) und auch in der Studie „Standort Zukunft“ aus dem Jahr 1998 empfohlen (vgl. Arbeitskreis Wirtschaftsförderung und Standortmarketing Rüsselsheim 1998). Die aus der „Umstrukturierungsstudie“ abgeleiteten Maßnahmen zur Diversifizierung der Wirtschaftsstruktur sind heutzutage jedoch veraltet. Auch Grundannahmen dieser Studie (z.B. hinsichtlich der prognostizierten Bevölkerungsentwicklung) haben sich überholt. 39 Rüsselsheim 2020 nehmen wie auch konkrete und pragmatische Hilfestellungen, beispielsweise bei der Zusammenarbeit der ansässigen Unternehmen.5 Weitere Empfehlungen zur gesamtstädtischen 2.3.2 Entwicklung Auf Basis der Expertengespräche können folgende weiterführenden Empfehlungen zur Stadtentwicklung Rüsselsheims identifiziert werden: Das historisch begründete Image einer „Industrie- und Arbeiterstadt“ ist an die geänderten Rahmenbedingungen in Rüsselsheim anzupassen und muss entsprechend modernisiert werden. Der Begriff „Automobilstadt“ ist, wie schon beschrieben, in diesem Zusammenhang modern zu besetzen, wobei die historischen Wurzeln in der Produktion sichtbar und erlebbar bleiben sollen. Die positiven Standortentscheidungen von General Motors im Bereich FuE/ Design und auch der Saab Deutschland GmbH sowie der Hyundai Motor Europe GmbH können imagefördernd genutzt werden. Weitere identitätsstiftende Merkmale Rüsselsheims wie die Lage am Fluss oder der durch die Person „Adam Opel“ symbolisierte Gründergeist können nach Aussage mehrerer Experten ebenfalls in das modernisierte Image einfließen. Die Innenstadt soll nach Ansicht nahezu aller befragten lokalen Experten wieder eine hohe Aufenthalts- und Einkaufsqualität erhalten, da dies entscheidend für die weitere Entwicklung der Stadt ist. Die vorhandenen Defizite beim Einkaufsangebot müssen beseitigt und Freizeit- sowie Kulturangebote in der City geschaffen werden, damit diese auch nach Ladenschluss frequentiert wird. Eine Vielzahl der Experten erwartet, dass die Entwicklung des Opel Forums den notwendigen Impuls für die Innenstadt bringt, da sich diese nach ihrer Ansicht aus eigener Kraft nicht aus der bisherigen Abwärtsspirale lösen kann. Einige der befragen Experten befürchten durch die Entwicklung des Opel Forums jedoch auch nachteilige Auswirkungen auf die ansässigen Einzelhändler in der Innenstadt. Auch im „GMA-Entwicklungskonzept“ aus dem Jahr 2003 wird eine Verbesserung der vorhandenen Einzelhandels- und Dienstleistungsangebote sowie Optimierung der Einkaufsatmosphäre zur Erhöhung der Ausstrahlung des Mittelzentrums mit Teilfunktionen eines Oberzentrums empfohlen (vgl. Sobotta, Angelina; Berger, Peter U. 2003a)6. Eine räumliche Konzentration der zentralen Versorgungsfunktionen Rüsselsheims sollte in der In- 5 6 Auch in der Studie „Standort Zukunft“ wird schon die Entwicklung des vorhandenen Unternehmensbestandes als eine allgemeine Zielsetzung empfohlen. Neuansiedlungen sollen laut „Standort Zukunft“ vorrangig aus Sektoren unternehmensbezogene Dienstleistungen, Service und Zulieferindustrie (Branchen hierbei v.a. Forschung und Entwicklung, Datenverarbeitung, Software-Entwicklung, Unternehmens-/ Rechts-/ Finanzberatung) sowie Information und Telekommunikation erfolgen. In diesem Zusammenhang wird jedoch auf die oben genannten aktuellen Empfehlungen zu Unternehmensansiedlungen im Rahmen dieser Studie verwiesen. Zu beachten ist, dass neuere Entwicklungen in Rüsselsheim (Handelsstandort Alzeyer Straße, Entwicklung des Opel Forums) in diesem Gutachten noch keine Berücksichtigung finden. 40 Rüsselsheim 2020 nenstadt erfolgen7. Zusätzliche Einzelhandelsansiedlungen sollten laut „GMA Entwicklungskonzept“ zur Arrondierung des Angebotes dienen.8 Im „Freiflächenkonzept Innenstadt“ aus dem Jahr 1999 wird vorgeschlagen, die Innenstadt gestalterisch aufzuwerten mit dem Ziel, diese unverwechselbar zu machen und die Orientierung zu verbessern (vgl. auch Planergruppe Hytrek, Thomas, Weyell und Weyell 1999). Hinsichtlich der Bevölkerungsentwicklung wird von den Experten zudem empfohlen, Maßnahmen zu ergreifen, damit die Einwohnerzahl von Rüsselsheim zumindest gehalten werden kann. Die Innenstadt sollte als Wohnstandort mit ausgewogener Bevölkerungsstruktur gestärkt werden. Vor allem die bürgerliche Mittelschicht, Studenten und junge Familien sind für die Innenstadt als Wohnstandort zu interessieren. Auch im „Programm Wohnen 2015“ wird empfohlen, die Stadt Rüsselsheim als Wohnstandort im Zentrum des Rhein-Main-Gebiets zu profilieren. Die vorhandene Bevölkerung sollte gehalten und neue einkommensstarke Bevölkerungsgruppen für Rüsselsheim gewonnen werden. Rüsselsheim ist als Wohnstandort im Bewusstsein der Bürger der Region Rhein-Main bekannter zu machen (vgl. Herwarth + Holz Planung und Architektur 2004).9 Nach Aussage einer Vielzahl der Experten stellt die Integration der Migranten weiterhin einen maßgeblichen Schwerpunkt der lokalen Politik dar. Der historisch bedingte hohe Anteil an Migranten in der Stadt führt zu besonderen Herausforderungen, beispielsweise in der Innenstadt oder in den Schulen. Die Migrationsthematik muss positiv entwickelt und besetzt werden, da Migranten einen wesentlichen Teil der Kunden und Bewohner in der Innenstadt bilden. Im „Bündnis für Integration“ aus dem Jahr 2005 wird zu einer Neupositionierung der gegenwärtigen und künftigen Integrationspolitik Rüsselsheims geraten. Die Integrationspolitik muss sich an Zielgruppen und nicht mehr nur der Staatsangehörigkeit orientieren (vgl. Magistrat der Stadt Rüsselsheim, Servicebereich Integration und Internationale Beziehungen 2005a). Ein Teil der lokalen Experten empfiehlt, die vorhandene soziale und technische Infrastruktur langfristig auf die tatsächliche Einwohnerzahl von Rüsselsheim anzupassen. Dies wird unter anderem mit der notwendigen Konsolidierung des Rüsselsheimer Haushalts begründet. 7 8 9 Dies wird auch in den „Vorbereitenden Untersuchungen zur Sanierung Innenstadt“ und dem „Programm Wohnen 2015“ empfohlen. Auch im „Verträglichkeitsgutachten für den Handelsstandort Alzeyer Straße“ wird eine Stärkung der oberzentralen Funktion Rüsselsheims und Attraktivitätssteigerung der Rüsselsheimer Kernstadt empfohlen (vgl. Markt und Standort Beratungsgesellschaft mbH 2005). Sowohl im „Programm Wohnen 2015“ als auch in den „Vorbereitenden Untersuchungen zur Sanierung Innenstadt“ aus dem Jahr 2004 wird Bezug auf die Innenstadt als Wohnstandort genommen. Dieser Teilbereich der Stadt sollte in verträglicher Mischung mit anderen Nutzungen gestärkt und als ein Ort mit hoher Gestaltqualität entwickelt werden. Das Westend als innerstädtisches Quartier Rüsselsheims sollte nach Empfehlung des „Leitbilds Stadtquartier Westend“ aus dem Jahr 2003 als Bindeglied zwischen Opel Forum und Main mit verbesserter Wohn- und Lebensqualität entwickelt werden (vgl. Herwarth + Holz/ Freischlad + Holz 2003). 41 Rüsselsheim 2020 Die vorhandenen „Kulturinitiativen“ für unterschiedlichste Zielgruppen (z.B. Opelvillen, Jazz-Fabrik, alternative Szene „Das Rind“) laufen nach Meinung vieler lokaler Experten bisher noch nebeneinander her und müssen besser gebündelt werden. Insbesondere die vorhandenen Potenziale, die sich in Nähe des Mains konzentrieren, sollten miteinander vernetzt und auch außerhalb Rüsselsheims vermarktet werden. Die „Vorbereitenden Untersuchungen zur Sanierung Innenstadt“ empfehlen bei der Standortneubestimmung von kulturellen und öffentlichen Einrichtungen eine Priorität auf die Innenstadt zu legen. Generell sollte der Fachhochschulstandort in Rüsselsheim weiter gestärkt werden. Auch die Attraktivität der Stadt Rüsselsheim als Wohnstandort für Studenten und Existenzgründer aus dem Umfeld der Fachhochschule ist durch entsprechende Wohn- und Freizeitangebote zu erhöhen. Die vorhandenen Grünflächen sind effektiver zu nutzen und mit der Innenstadt zu verzahnen, beispielsweise durch eine visuelle Öffnung des Stadtparks zur Innenstadt. Die Mainuferzone und der Fluss selbst müssen stärker eingebunden werden, als gutes Beispiel wurde hier unter anderem die „Strandbar“ genannt. So können die hervorragenden Qualitäten des öffentlichen Grünraums mehr in das Bewusstsein der Bevölkerung von Rüsselsheim und auch der Region gerückt und verstärkt zum Standortmarketing genutzt werden. Obwohl diese Thematik nicht explizit in den Gesprächsleitfäden angesprochen wurde, kam von einer Vielzahl der lokalen Experten – gerade auch aus der Wirtschaft – die dringende Empfehlung, die Stadtverwaltung weiter zu modernisieren und ihre Dienstleistungsorientierung zu stärken. Die Aufgeschlossenheit der Verwaltung gegenüber Investoren und Bürgern im Sinne einer umfassenden Kundenorientierung sollte verbessert werden. Es wurde auch immer wieder die Empfehlung ausgesprochen, dass in der Stadt eine stärkere Umsetzungsorientierung erfolgen muss, statt immer wieder neue Gutachten und Studien in Auftrag zu geben. Ein integrativer Ansatz durch ein sinnvolles Ineinandergreifen der verschiedenen Projekte ist dabei zu bevorzugen. Eine verstärkte Kooperation zwischen Verwaltung und privaten Akteuren (z.B. Public Private Partnerships) wird in diesem Zusammenhang als sinnvoll angesehen. Ein Großteil der Experten befürwortet zudem ausdrücklich ein Impulsprojekt mit überörtlicher Ausstrahlung im Rahmen der Entwicklung des Opel Forums, um Aufbruchstimmung zu erzeugen und weitere Umsetzungen anzustoßen. Verstärkt von der Stadt zu fördern ist das vorhandene bürgerschaftliche Engagement. Dies kann vor allem durch die Identifikation und Einbindung von privaten Promotoren in der Stadtentwicklung geschehen. Der zum Teil vorhandenen Frustration bei der Mitwirkung von Privaten ist durch zeitna- 42 Rüsselsheim 2020 he Umsetzung der Ergebnisse aus gemeinsamen Arbeitsgruppen entgegen zu wirken. Durch eine direkte Ansprache der Betroffenen und der Akteure sowie eine frühzeitige Einbindung der Bevölkerung können Maßnahmen außerdem einen möglichst breiten Konsens erhalten. Vor allem von Seiten der regional agierenden Experten kam die Anregung, die vorhandenen Kooperationen in der Rhein-Main-Region weiter zu intensivieren. Dies bezieht sich auf unterschiedliche Handlungsfelder, beispielsweise der interkommunalen Zusammenarbeit bei der Vorhaltung von Infrastrukturangeboten.10 10 Auch nach Aussage des Gutachtens „Standort Zukunft“ sollte sich Rüsselsheim als Teil der Metropolregion Rhein-Main positionieren. 43 Rüsselsheim 2020 3 Oberziele für die Stadtentwicklung Aufbauend auf den Ergebnissen der Analyse und den Empfehlungen werden Ziele für eine langfristige Positionierung der Stadt formuliert. Dem zu überwindenden IstZustand werden richtungsweisend folgende drei Oberziele für das zukünftige Profil Rüsselsheims gegenüber gestellt: 1. Weg von der einseitigen Wirtschaftsstruktur – hin zu einem diversifizierten, innovativen Standort mit Schwerpunkt Automobilbranche. 2. Raus aus der über Jahre gewachsenen Isolation – hin zum aufgeschlossenen Partner für Wirtschaft, Bürger und Region. 3. Weg vom hausbackenen Image – hin zu einem Standort mit zukunftsorientierter Ausstrahlung. Diesen Zielen sollte sich die Stadt verpflichten; sie sollten der aktiven Gestaltung des Transformationsprozesses vorangestellt werden. Mit der Ausweisung von Zielen werden auch Eckpunkte für die Entwicklung eines tragfähigen Leitbildes geliefert. In Abstimmung mit den Auftraggebern wird in dieser Studie kein Leitbild entwickelt, da ein auf nachhaltiges kommunales Handeln ausgerichtetes Leitbild durch die Politik und im Diskurs mit der Bürgerschaft zu definieren ist. Im Rahmen des angestoßenen Prozesses „Rüsselsheim 2020“ wäre es daher nach Einschätzung der Experten wünschenswert, die Bewohner zur Leitbildfindung einzuladen. Ein kurzlebiger Slogan wird der angestrebten Entwicklung Rüsselsheims dem gegenüber nicht gerecht. Rüsselsheim 2020 – Eine Vision Im Jahr 2020 hat Rüsselsheim ein anderes Image! Die Stadt gilt dann als wirtschaftsfreundlich, modern und jung, mit einem typischen Stadtbild und Freiräumen mit hoher Qualität (Mainufer, Stadtparks). Sie hat ihre Lagegunst und vorhandene Qualifikationen im Bereich Wirtschaft, Wissenschaft und Arbeitskräftepotenzial zur Diversifizierung und für ihre Außendarstellung genutzt. Sie hat Neues geschaffen und dieses regional kommuniziert: Die Innenstadt hat sich an der Achse Bahnhof/ Opel Forum/ Mainpforte zum attraktiven Kernbereich mit einem regional besonderen Angebot entwickelt. Sie hat Potenziale wie das Mainufer und die einzigartige Industriearchitektur des Opelwerks für das Stadtmarketing entdeckt. Sie hat Erhaltenswertes bewahrt und vermarktet, z.B. ihre automobile Tradition und ihre typische Siedlungsstruktur. 44 Rüsselsheim 2020 3.1 Diversifizierter, innovativer Wirtschaftsstandort Seit 1899 werden in Rüsselsheim Automobile hergestellt, 1929 wurde das Unternehmen Opel an General Motors verkauft, expandierte insbesondere nach 1945 und erlebte nach dem Krieg mit den Modellen Kapitän, Admiral und Kadett wie auch Olympia und Rekord ein rasantes Wachstum. Das Unternehmen erreichte Ende der 70er Jahre mit ca. 42.000 Beschäftigten (die Mehrzahl im Bereich der Produktion) – ebenso wie die Stadt Rüsselsheim selbst – den Höhepunkt seiner Entwicklung. Derzeit beträgt die Beschäftigtenzahl der Adam Opel GmbH in Rüsselsheim rund 18.000, wobei die Anzahl der Mitarbeiter aus dem Bereich Forschung und Entwicklung (FuE)/ Design überwiegt. Aktuell wurde der Standort Rüsselsheim durch zahlreiche FuE-Tätigkeiten des Autoherstellers und durch das neue GM-Designzentrum, in dem rund 350 Beschäftigte die Modelle der europäischen GM-Marken Opel, Vauxhall und Saab entwerfen, gestärkt. Keine andere hessische Stadt wird derart von einem einzigen Großbetrieb geprägt wie Rüsselsheim von der Adam Opel GmbH, die zugleich Hessens größter industrieller Arbeitgeber ist. Rüsselsheim hat gegenüber vielen anderen vom Automobilbau geprägten Standorten in Deutschland den entscheidenden Vorteil, in eine wirtschaftlich starke Region eingebettet zu sein, die zudem eine diversifizierte Wirtschaftsstruktur und eine geringere Abhängigkeit von der Automobilbranche aufweist. Darüber hinaus ist Rüsselsheim mit fünf Autobahnanschlüssen nahezu perfekt an das überregionale Verkehrsnetz angebunden. Davon profitieren Gewerbestandorte wie Wohnquartiere gleichermaßen. Wer hier arbeitet und im Rhein-Main-Gebiet wohnt, ist schnell am Arbeitsplatz und umgekehrt. Hinzu kommt die Nähe zum Flughafen Frankfurt am Main, der dank der exzellenten Anbindung Rüsselsheims schnell erreichbar ist, ein enormer Standortvorteil für alle Dienstleister! Vor diesem Hintergrund wird die Doppelstrategie für die Entwicklung als Wirtschaftsstandort empfohlen: 1. Rüsselsheim als Automotive-Standort weiter stärken und 2. Diversifizierung der Wirtschaftsstruktur durch Nutzung vorhandener kommunaler und regionaler Potenziale. Nach der Devise „Stärkung vorhandener Stärken“ sollte es ein wirtschaftspolitisches Ziel sein, das vorhandene Automotive Cluster am Standort Rüsselsheim und in der Region mit der Adam Opel GmbH als Leitunternehmen auszubauen und somit zur weiteren wirtschaftlichen Entwicklung der Stadt zu nutzen. Gleichzeitig gilt es jedoch, die Abhängigkeit Rüsselsheims von der Automobilbranche zu verringern. Daher ist die „Diversifikation von Risiken“, d.h. die Diversifikation der Wirtschaftsstruktur, gezielt anzugehen. Kompetenzen in anderen Branchen müssen aufgebaut werden. In Anlehnung an die vorhandenen endogenen wirtschaftlichen Potenziale auf kommunaler, aber auch regionaler Ebene ist so der laufende Strukturwan45 Rüsselsheim 2020 del von einem Produktionsstandort weiter hin zu einem Standort für zukunftsfähige Branchen zu bewältigen.11 3.2 Aufgeschlossener Partner für Wirtschaft, Bürger und Region Diversifikation braucht Offenheit. Bis vor einigen Jahren hat die Stadt von ihrer Sonderstellung als Konzernstandort gezehrt, sie hat dadurch autark agiert und sich gegenüber möglichen Partnern isoliert. Die Gestaltung heutiger kommunaler Herausforderungen bedarf jedoch der Bildung von leistungsfähigen Partnerschaften und Bündnissen mit Privaten, mit anderen Kommunen, mit Institutionen und Verbänden. Die Wirtschaftsfreundlichkeit von Politik und Verwaltung sind wichtige Faktoren bei Investitionsentscheidungen von externen Unternehmen. Aber auch die ansässige Wirtschaft, die aufgrund einer hohen Standortzufriedenheit gerne am Ort bleiben möchte, braucht einen aufgeschlossenen und flexiblen Partner. Vor allem für kleinere und mittlere Unternehmen (KMU), aber auch für Existenzgründer, sind ein wirtschaftsfreundliches Klima und eine effiziente, transparente Arbeit der kommunalen Verwaltung notwendig. Die Politik muss in Zusammenspiel mit der Verwaltung die Investoren in Rüsselsheim willkommen heißen und nach Kräften unterstützen. Daher muss die Stadt stärker als bisher eine wirtschaftsfreundliche, offene und ämterübergreifend arbeitende Verwaltung entwickeln, die Unternehmen und Bewohner der Stadt als ihre Kunden begreift. Dies erfordert ein neues Selbstverständnis der Rüsselsheimer Verwaltung – als Dienstleister für Bürger und Unternehmen. Aufgrund der Jahrzehnte andauernden wirtschaftlich guten Situation bestand wenig Notwendigkeit, mit anderen Kommunen bzw. Regionen beispielsweise um potenzielle Ansiedlungsinteressenten in den Wettbewerb zu treten bzw. die Kommunikation und Kooperation mit regionalen Akteuren verstärkt zu pflegen. Angesichts der veränderten Rahmenbedingungen muss sich die Stadt in starkem Maß als Standort mit eigenem, innovativem Profil im Wirtschafts- und Kommunalgefüge im Rhein-Main-Gebiet entwickeln. Als starker, leistungsfähiger Partner sollte Rüsselsheim interkommunale und regionale Zusammenarbeit suchen. Das Ziel sollte eine verstärkte Kooperation sein, sowohl zwischen Kommunen als auch nicht kommunalen Institutionen. Eine Verbesserung der Landkreisgrenzen überschreitenden Zusammenarbeit sollte gleichermaßen erfolgen. Die Bildung kommunaler Verbünde mit gemeinsamen Entwicklungsstrategien und strategischen Partnerschaften im Landkreis Groß-Gerau und im Rhein-Main-Gebiet sind hierfür wichtige Instrumente. 11 Siehe Empfehlungen zu Unternehmensansiedlungen in Kapitel 2.3.1. 46 Rüsselsheim 2020 Eigeninitiative der Bürgerschaft ist bisher hauptsächlich zu den traditionell Engagement hervorrufenden Themen wie Kinder und Schule sowie im Fall des Flughafenausbaus vorhanden. Für die kommunale Entwicklung ist jedoch ein darüber hinaus gehendes vielfältiges, bürgerschaftliches Engagement von zentraler Bedeutung. Eine partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen der Verwaltung und Bürgerinnen und Bürgern mit Gemeinsinn sollte aktiv gefördert werden. Kooperation und Kundenorientierung sind „Schlüsselqualifikationen“, die in allen Handlungsfeldern für eine erfolgreiche Umsetzung von Projekten und Maßnahmen von Bedeutung sind. 3.3 Standort mit zukunftsorientierter Ausstrahlung Imagewechsel spielt im Zuge der ökonomischen Entwicklung eine tragende Rolle. Das bisherige Image wird mit der Fokussierung auf Opel als zu eindimensional empfunden. Die Aussagen der befragten Experten hierzu sind eindeutig und nicht überraschend: Die Innen- und Außenwahrnehmung der Stadt bezieht sich ausschließlich auf die Automobilproduktion bei Opel. Eine hohe Identifikation mit dem Automobilhersteller ist überwiegend bei der ansässigen älteren Generation, deren Familien bei Opel tätig waren oder sind, anzutreffen. Die Innenwahrnehmung leidet darunter, dass der vermeintlich einzige Imageträger in der jüngeren Vergangenheit häufig mit negativen Signalen hervorgetreten ist, so dass die Bürger der Stadt wenig selbstbewusst über ihre Stadt berichten und damit wiederum die Außenwahrnehmung stark beeinflussen. In der Außenwahrnehmung verbindet man mit Rüsselsheim aufgrund der Entwicklung bei Opel in den letzten Jahren eher negative Einschätzungen wie „wirtschaftlichen Niedergang“, „Lähmung“ oder „zurückgehende Kaufkraft“. Rüsselsheim ruft nur in geringem Umfang positive Assoziationen hervor, die Stadt wird als hausbacken und farblos eingeschätzt und ist im Bewusstsein der Rhein-MainBevölkerung wenig präsent. Rüsselsheim kann kein positives Prestige aus einer historisch gewachsenen alten Baustruktur mit charakteristischem Stadtbild im Stadtkern ziehen wie andere hessische Städte gleicher Größe, beispielsweise Wetzlar oder Fulda. Auch weist Rüsselsheim kaum öffentliche Einrichtungen von regionaler oder überregionaler Bedeutung auf, die als Imageträger dienen könnten. Aus vermeintlichen Schwächen muss eine Stärke gemacht werden. Die typische Stadtbaugeschichte Rüsselsheims muss kommuniziert, die „Perlen“ des 19. und 20. Jahrhunderts und die mit ihnen verbundene ganz eigene Qualität müssen in Rüsselsheim und in der Region wahrgenommen werden. Noch tauchen weder die charakteristischen Siedlungen mit Entstehungszeiten von 1850 bis in die 40er Jahre des 20. Jahrhunderts, noch die der 50er bis 70er Jahre in regionalen Architekturführern auf. Sie wären jedoch geeignet zur Profilierung der Stadt und zu einem Imagewechsel beizutragen. 47 Rüsselsheim 2020 Rüsselsheim ist nicht nur Produktionsstandort von Automobilen, sondern auch ein Musterbeispiel für eine autogerechte Stadt mit breiten, zum Teil vierspurigen Ring- und Einfallstraßen sowie einer Stadtunterführung. Die Stadt Rüsselsheim wird in vielen Bereichen (Wohnen, Einkaufen, Kulturangebot etc.) schlechter bewertet als sie ist. Das vorherrschende Bild vernachlässigt bestehende Potenziale (grüne Stadt, Stadt am Fluss). Zahlreiche Experten sind sich jedoch einig, dass die hervorragende Lage im Rhein-Main-Gebiet, die Kultur- und Bildungsangebote, die Industriekulturpotenziale etc. Ansatzpunkte für die Vermittlung eines facettenreicheren Bildes und für ein wandelbares Image der Stadt sind. Die Qualitäten von Rüsselsheim müssen gestärkt werden. Darüber hinaus sind Symbole und besondere positive Ereignisse (z.B. die Eröffnung des neuen Bahnhofs, demnächst vielleicht die Eröffnung des erweiterten Opel Forums) als Unterstützung notwendig und müssen entsprechend kommuniziert werden. Um das Ziel „Weg vom hausbackenen Image – hin zu einem Standort mit positiver und moderner Ausstrahlung“ zu erreichen, ist in Rüsselsheim nicht nur eine Neuausrichtung der Wirtschaftspolitik und der Stadtentwicklungspolitik, sondern auch eine konsequente Profilierung und Vermarktung der wieder oder neu entdeckten Qualitäten und Alleinstellungsmerkmale über ein gut funktionierendes Stadtmarketing notwendig. 48 Rüsselsheim 2020 Exkurs: Städtisches Image Städte in einer vergleichbaren Situation, die ebenfalls den Versuch eines Imagewandels unternehmen, haben sich im EU-Interreg Förderprojekt „CRII Cities regain identity and image“ zusammengeschlossen. Teilnehmende Städte sind Hagen, Leverkusen, Leeds, Kaiserslautern, Southampton, Brügge und Bristol. Ziel ist der Erfahrungsaustausch mittelgroßer Städte und die Gewinnung innovativer Ansätze zur Gestaltung des Prozesses für einen Imagewandel. Im Rahmen der Veranstaltung „Lokale Identität und Image“ des CRII am 01.06.06 hat Frau Prof. Hauser (UdK, Berlin) darauf hingewiesen, dass ein Prozess zur nachhaltigen Veränderung eines Images bis zu drei Generationen dauert, bis er wirksam ist. Er ist auch nicht vollständig steuerbar, da ein Image in erster Linie als „kollektives Gedächtnis“ funktioniert, also zunächst innerhalb der Stadt und ihrer Bürger wirksam sein muss. Wichtigstes Identitätsmerkmal sind laut Hauser „stark emotional behaftete Ereignisse“, die Gesprächsthema für eine lange Zeit sind, sowohl im positiven wie negativen Sinne. Als negative Beispiele in Rüsselsheim sind die Umstrukturierungsprozesse bei Opel zu nennen. Andere Gesprächsthemen waren nicht gewichtig genug, um diese negativen Ereignisse auszugleichen. In Stuttgart beispielsweise ist eine junge Generation herangewachsen, die das althergebrachte Bild der biederen, provinziellen und langweiligen Großstadt nicht mehr übernommen hat. „Stuttgart – der Motor Deutschlands“ lautet der neue Slogan, mit dem sich die Stadt im globalen Städtewettbewerb profilieren will. Die Stadt setzt dabei auf die „Leistungsfelder“ Wirtschaft, Technik, Forschung und Kultur. Das neue Kunstmuseum am Kleinen Schlossplatz verkörpert als Symbol das neue Selbstverständnis einer weltoffenen, vitalen und kunstsinnigen Stadt. Die Stadt Leverkusen, die ganz ähnliche Ausgangsbedingungen wie Rüsselsheim aufweist, hat sich unter dem Titel „Leverkusen 2015“ einem „Zielkonzept“ unterworfen, um im Jahr 2015 ein „anderes Gesicht“ zu zeigen, vielfältiger als das derzeitige von „Bayer“ dominierte Image „Chemie und Fußball“. Gleichzeitig wird dieses endogene Potenzial aufgegriffen, indem der Chemiepark Bayer auch künftig als Stütze der Wirtschaft in Leverkusen benannt wird, ergänzt durch die Gesundheitsbranche, vor allem Sportmedizin, Vorsorge und Regeneration. Ein Ereignis mit positiven Effekten für den Imagewandel war z.B. 2006 die Ausrichtung der Landesgartenschau auf einer ehemaligen Deponie direkt am Rhein. 49 Rüsselsheim 2020 4 Handlungsschwerpunkte, Aufgabenfelder und Maßnahmen Zur Realisierung der drei maßgeblichen Oberziele weist das Konzept insgesamt fünf Handlungsschwerpunkte der künftigen Stadtentwicklung aus (Abbildung 17). Zentraler Schwerpunkt für zukünftiges Verwaltungshandeln ist die Stärkung wirtschaftlicher Kräfte am Standort Rüsselsheim. Dem Handlungsschwerpunkt “Wirtschaft fördern“ werden vier weitere ausgewählte Schwerpunkte zur Seite gestellt: Die querschnittsorientierten Handlungsschwerpunkte „Innenstadt aufwerten“, „Wohnen attraktiver gestalten“, „Infrastruktur anpassen“ und „Freizeit/ Kultur/ Bildung qualifizieren“ erfordern jeweils ein dynamisches, ressortübergreifendes Herangehen. Sofern räumlich identifizierbar, werden die Handlungsschwerpunkte auf Teilräume in der Stadt herunter gebrochen und konkretisiert. Zu den Kernelementen im Transformationsprozess bzw. bei der Neubewertung von räumlichen Strukturen zählen vor allem das Opel-Werksareal, die Innenstadt und das Mainufer. Abbildung 17 Rüsselsheim 2020 - Oberziele, Handlungsschwerpunkte und Aufgabenfelder Oberziele: 1. Weg von der einseitigen Wirtschaftsstruktur – hin zu einem diversifizierten, innovativen Standort mit Schwerpunkt Automobilbranche. 2. Raus aus der über Jahre gewachsenen Isolation – hin zum aufgeschlossenen Partner für Wirtschaft, Bürger und Region. 3. Weg vom hausbackenen Image – hin zu einem Standort mit zukunftsorientierter Ausstrahlung. Handlungsschwerpunkte: Wirtschaft fördern Innenstadt Innenstadt aufwerten aufwerten Wohnen Wohnen attraktiver attraktiver gestalten gestalten Infrastruktur Infrastruktur anpassen anpassen Freizeit/ Freizeit/ Kultur/ Kultur/ Bildung Bildung qualifizieren qualifizieren Aufgabenfelder: Bestandsentwicklung Opel Forum als Impulsgeber nutzen Image als Wohnstandort verbessern Infrastruktur qualitativ anpassen Zeitgemäße Angebote schaffen Existenzgründungsförderung Einkaufsmöglichkeiten und Angebotsvielfalt entwickeln Attraktive moderne Wohnangebote schaffen Infrastruktur quantitativ anpassen Angebote als weiche Standortfaktoren weiterentwickeln Unternehmensansiedlungen Stadtmarketing Öffentlichen Raum qualifizieren Wirtschaftsfreundliches Klima schaffen Organisation der Wirtschaftsförderung Quelle: HA SEG 50 Rüsselsheim 2020 Jeder Handlungsschwerpunkt besteht aus mehreren inhaltlich unterschiedlichen Aufgabenfeldern, denen konkrete Einzelmaßnahmen bzw. Maßnahmenbündel zugeordnet sind. Diese Maßnahmen werden erläutert und die zugehörigen Hauptakteure bzw. Hauptzielgruppen benannt. Vorgeschlagene „zentrale Maßnahmen“, die als Schlüsselprojekte in besonderer Weise zur Zielerreichung beitragen können, werden vorangestellt und sollten möglichst mit höchster Priorität umgesetzt werden. Eine weitere Konkretisierung der vorgeschlagenen Maßnahmen, beispielsweise in Form eines konkreten Zeit- und Ablaufplans und der Definition eines erforderlichen Ressourceneinsatzes einschließlich Budgetierung, muss durch die Stadt Rüsselsheim im Rahmen der Umsetzung erfolgen und ist nicht Gegenstand dieses Konzepts. Exkurs: Leuchtturmprojekte Jede langfristig orientierte Stadtentwicklungsstrategie braucht Symbole, Meilensteine und sichtbare Umsetzungserfolge. Konzepte alleine besitzen selten die Überzeugungskraft und vermögen nicht jene Begeisterung auszulösen, die notwendig ist, um breite Mitwirkungsbereitschaft zu mobilisieren und langfristig eine Bindung an Ziele und Qualitätsansprüche der Stadtentwicklung zu bewirken. In anderen Städten wirksame Stadtentwicklungsstrategien verdeutlichen, dass es „Leuchtturmprojekte“ geben muss, die die Zukunftsthemen anschaulich machen, einen prominenten Ort besetzen und eine besondere, publikumsnahe Ausstrahlung haben. Höchste Sorgfalt bei Ideenfindung, Umsetzung und Präsentation ist hier geboten. In diesem Sinne ist die erhoffte Entwicklung des Opel Forums für Rüsselsheim als spezifisches Projekt mit der vermutlich höchsten Ausstrahlung zu identifizieren. Wiederholt erachteten die befragten Experten dieses Projekt als geeignet, sowohl andere Vorhaben anzustoßen als auch einen Entwicklungsschub für Bestehendes (z.B. im Einzelhandel) zu unterstützen. 51 Rüsselsheim 2020 4.1 Wirtschaft fördern Oberziele Handlungsschwerpunkt Handlungsschwerpunkte Einer der zentralen Handlungsschwerpunkte zur Bewältigung des massiven wirtschaftAufgabenfelder lichen Strukturwandels in Rüsselsheim liegt in der Stabilisierung und Weiterentwicklung der ökonomischen Basis der Stadt. Die positive wirtschaftliche und demografische Entwicklung des Landkreises Groß-Gerau muss auch in Rüsselsheim verstärkt ihren Niederschlag finden. In diesem Zusammenhang sind wirtschaftspolitische Handlungsstrategien gefragt, die weit über die Bereitstellung von Gewerbeflächen hinausgehen. Die zielgerichtete Förderung der Wirtschaft ist daher das elementare Handlungsfeld zur Erreichung eines diversifizierten Wirtschaftsstandorts. Auch die Ziele „Aufgeschlossenheit“ und „Image“ werden direkt durch Maßnahmen aus diesem Handlungsschwerpunkt beeinflusst. Aufgabenfelder Die Aufgabenfelder dieses Handlungsschwerpunkts leiten sich zunächst aus den allgemeinen Kernaufgaben der kommunalen Wirtschaftsförderung ab. Weitere Aufgabenfelder ergänzen diese und setzen an den spezifischen Defiziten und Entwicklungspotenzialen an, die im Rahmen der Analyse aufgezeigt wurden. Der zentrale Handlungsschwerpunkt „Wirtschaft fördern“ umfasst in Rüsselsheim folgende Aufgabenfelder: Bestandsentwicklung Existenzgründungsförderung Unternehmensansiedlungen Stadtmarketing wirtschaftsfreundliches Klima schaffen Organisation der Wirtschaftsförderung Im Allgemeinen werden unter kommunaler Wirtschaftsförderung die Maßnahmen einer Gemeinde zusammengefasst, die gegenüber ansässigen und ansiedlungsbereiten Unternehmen ergriffen werden, um ihre Entwicklung am Standort zu fördern oder sie zu bewegen, sich in der Gemeinde anzusiedeln (vgl. auch Boyken 2002). In früheren Jahren wurden Unternehmensansiedlungen (d.h. eine Ansiedlungswerbung zur Gewinnung externer Unternehmen) als klassische Kernaufgabe der kommunalen Wirtschaftsförderung in Deutschland angesehen. Rüsselsheim steht bei der Standortvermarktung jedoch zunehmend mit anderen Kommunen in einem Wettbewerb um eine vergleichsweise geringe Anzahl von Unternehmen, die einen neuen Standort suchen. So ist heutzutage generell das Ansiedlungspotenzial von externen Unternehmen in Rüsselsheim als eher gering einzuschätzen, was 52 Rüsselsheim 2020 auch von den befragten Experten aus dem Bereich Wirtschaftsförderung bestätigt wird. Auch vor diesem Hintergrund wird im Aufgabenfeld „Unternehmensansiedlungen“ eine Konzentration auf die Zielgruppe der in Kapitel 2.3.1 empfohlenen Wachstums- und Dienstleistungsbranchen12 als sinnvoll erachtet, da Rüsselsheim in diesen Branchen über ein besonderes Ansiedlungspotenzial verfügt. Zudem ist die Nutzung vorhandener endogener Potenziale durch eine Bestandspflege ansässiger Unternehmen und eine offensive Existenzgründungsförderung aussichtsreicher als die schwerpunktmäßige Konzentration auf die Ansiedlung externer Unternehmen. Mehrere lokale Experten bestätigen die Notwendigkeit einer aktiven Bestandsentwicklung durch entsprechende Hilfestellungen der Stadt. Dieser Aspekt wurde insgesamt als bedeutender und nicht zu unterschätzender lokaler Standortfaktor für die ansässigen Unternehmen bewertet. So kann die Wirtschaftsförderung mit der konsequenten Förderung des endogenen Wirtschaftspotenzials einen wesentlichen Beitrag zur Strukturverbesserung und zur Schaffung von Arbeitsplätzen in Rüsselsheim leisten. Dieser Ansatz ist auch Erfolg versprechender als eine Fokussierung auf die Anwerbung einzelner Großansiedlungen, die zwar medienwirksam sind, aber immer auch einen hohen Ressourceneinsatz und eine besondere Gefahr des Scheiterns beinhalten. Zur erfolgreichen Bearbeitung der Aufgabenfelder „Bestandsentwicklung“, „Existenzgründungsförderung“ und „Unternehmensansiedlungen“ sind weitere Aufgabenfelder zu berücksichtigen. Empfohlen wird, dass Rüsselsheim im Rahmen eines Stadtmarke- tings eine Strategie zur Vermarktung als „Produkt“ mit einem attraktiven und vielfältigen Angebot erarbeitet. Besondere Bedeutung ist zudem der Entwicklung eines wirt- schaftsfreundlichen Klimas beizumessen. Eine konsequente Orientierung der Stadt an ihren „Kunden“, die von der Politik vorgelebt werden muss, ist eine wesentliche Voraussetzung für die weitere ökonomische Entwicklung. Nicht zuletzt sollte die Orga- nisation der Wirtschaftsförderung so effizient und schlagkräftig sein, dass sie die von ihr übernommenen Aufgaben ohne Reibungsverluste erfolgreich bearbeiten kann. Als wichtiger und auch von den Experten positiv bewerteter Schritt ist hierbei der bisher erfolgte Ausbau des Bereichs Wirtschaftsförderung innerhalb der Stadtverwaltung und die Gründung der Stadtentwicklungsgesellschaft mbH & Co. KG hervorzuheben. 12 Wie schon in Kapitel 2.3.1 beschrieben insbesondere aus den Branchen IT/ Datenbanken/ Software, Unternehmensdienstleistungen, Automobilbezogene und informationstechnische Forschungseinrichtungen sowie Medizintechnik/ MSR/ Optik. 53 Rüsselsheim 2020 Tabelle 9 Aufgabenfelder und Maßnahmen des Handlungsschwerpunkts „Wirtschaft fördern“ Aufgabenfeld Maßnahmen* Bestandsentwicklung Erarbeitung von Grundlageninformationen: Detaillierte Bestandsaufnahme und Analyse der ansässigen Unternehmen inkl. ethnischer Ökonomie Regionale Kooperation: Maßgeblich in bestehenden Initiativen mitarbeiten (Automotive Cluster RheinMainNeckar) Netzwerkmanagement für Cluster und Unternehmensnetzwerke Persönliche Kontakte zu Unternehmen aufbauen und kontinuierlich pflegen Förderung ansässiger kleinerer und mittlerer Unternehmen intensivieren (pragmatische Hilfestellungen) Existenzgründungsförderung Gründeroffensive zur Erhöhung der Selbstständigenquote Institutionalisierter zentraler Ansprechpartner für lokale Existenzgründer in Rüsselsheim Technologie-, Innovations- und Gründer/innen Zentrum (TIGZ) anpassen Unternehmensansiedlungen Nutzungsbeschränkungen bei Gewerbeflächen aufheben, Flächen marktgerecht anbieten Standortqualitäten bei überörtlichen Multiplikatoren bekannt machen Regionale Kooperation: Maßgeblich in bestehenden Initiativen mitarbeiten (FrankfurtRheinMain GmbH) Strategische Städtepartnerschaften und internationale Beziehungen begründen Stadtmarketing Strategisches Stadtmarketingkonzept entwickeln Initiierung eines City-Managements und Vernetzung vorhandener Initiativen Kommunikation und „Corporate Identity“ der Stadt vereinheitlichen Imagekampagne entwickeln Wirtschaftsfreundliches Klima schaffen „Wir sind für Sie da!“, Kundenfreundlichkeits-Offensive der Politik und Stadtverwaltung Coaching der städtischen Mitarbeiter (Kunden- und Serviceorientierung) Qualitätsmanagement in der Verwaltung implementieren Projekt- und teamorientierte ressortübergreifende Herangehensweise Organisation der Wirtschaftsförderung One-Stop Agency mit Lotsenfunktion Zusammenführung von Wirtschaftsförderung und Stadtentwicklungsgesellschaft prüfen Regelmäßige Zeit- und Maßnahmenüberprüfung anhand quantifizierbarer Faktoren *Zentrale Maßnahmen werden in fetter Schrift vorangestellt Quelle: HA SEG 54 Rüsselsheim 2020 Oberziele 4.1.1 Bestandsentwicklung Handlungsschwerpunkte Aufgabenfelder Erarbeitung von Grundlageninformationen: Detaillierte Bestandsaufnahme und Analyse der ansässigen Unternehmen inkl. ethnischer Ökonomie Die zentrale Maßnahme des Aufgabenfelds „Bestandsentwicklung“ ist die Erarbeitung und kontinuierliche Pflege von Grundlageninformationen durch die Wirtschaftsförderung Rüsselsheims, da nur mit einer soliden Basis eine systematische Bestandsentwicklung möglich ist. Diese erhobenen Daten können als Grundlage einer mittel- und langfristigen Förderung der wirtschaftlichen Entwicklung der ansässigen Betriebe in Rüsselsheim dienen. Im Idealfall kann die Wirtschaftsförderung durch ein kontinuierliches Monitoring der ansässigen Unternehmen in die Lage versetzt werden, sich abzeichnende Probleme wie z.B. Flächenengpässe oder Gemengelageprobleme von Betrieben schon zu einem Zeitpunkt zu identifizieren, an dem sie noch vergleichsweise leicht lösbar sind. Die Grundlageninformationen sind nicht im Sinne eines „Branchenbuchs“ zu verstehen, sondern umfassen eine detaillierte Bestandsaufnahme und Analyse der ansässigen Unternehmen inklusive der ethnischen Ökonomie in Rüsselsheim. Neben den Grundlageninformationen zu Unternehmen (z.B. Produkte/ Dienstleistungen, Zahl und Qualifikation der Mitarbeiter, Eigentümerstruktur) sollten die Netzwerkbeziehungen (räumliche und quantitative Liefer- und Absatzverflechtungen) sowie die spezifischen Standortanforderungen (z.B. gesuchte Qualifikation, Produktionsbedingungen) der Unternehmen in Rüsselsheim aufgenommen werden. Die Wirtschaftsförderung Rüsselsheim kann bei der Umsetzung dieser Maßnahme auf das vorhandene kommunale Wirtschaftsinformationssystem aufbauen, mit dessen Hilfe ein Teil der benötigten Informationen über ansässige Unternehmen bereits heutzutage erfasst und gepflegt wird. Hauptakteure: Wirtschaftsförderung Rüsselsheim/ STEG, Gewerbeverein Rüsselsheim von 1888 e.V., Deutsch-Türkischer Gewerbebund Rheinhessen e.V., Industrie- und Handelskammer (IHK) Darmstadt, Handwerkskammer Rhein-Main, weitere städtische Ämter Zielgruppe: Alle ansässigen Unternehmen Umsetzungshorizont: In einer intensiven Startphase sollte eine Bestandsermittlung erfolgen. Die weitere Pflege ist kontinuierlich zu leisten. 55 Rüsselsheim 2020 Regionale Kooperation: Maßgeblich in bestehenden Initiativen mitarbeiten (Automotive Cluster RheinMainNeckar) Nicht nur in Rüsselsheim, sondern in der gesamten Region ist eine geografische Konzentration von Unternehmen der Automobilbranche und entsprechenden miteinander verbundenen Forschungs- und Bildungseinrichtungen gegeben. Da Rüsselsheim nach Einschätzung von Wirtschaftsexperten auch im Jahr 2020 ein Standort mit einem wirtschaftlichen Schwerpunkt in der Automobilbranche sein wird, sollte die Förderung der Automobilunternehmen in Rüsselsheim auch in Zukunft eine hohe Priorität haben. Mit dem im Jahr 2003 gegründeten „Automotive Cluster RheinMainNeckar“13 ist eine strategische Allianz im Automotive Sektor in der Region aktiv, um diesen Cluster weiter zu stärken. Im Rahmen einer regionalen Kooperation sollte weiterhin aktiv im Automotive Cluster mitgearbeitet und dieser engagiert mitgestaltet werden. Hauptakteure: Wirtschaftsförderung Rüsselsheim/ STEG, Automotive Cluster RheinMainNeckar, Wirtschaftsförderung Landkreis Groß-Gerau Zielgruppe: Unternehmen der Automobilbranche Umsetzungshorizont: Kontinuierlich. Netzwerkmanagement für Cluster und Unternehmensnetzwerke Weitere Unternehmen in Rüsselsheim, die nicht in der Automotive Branche tätig sind, können ebenfalls in Netzwerken bzw. Unternehmensclustern organisiert sein. Die Wirtschaftsförderung kann im Rahmen eines Netzwerkmanagements deren Bildung anregen, Netzwerke stetig fördern und begleiten. Es bieten sich beispielsweise pragmatische Hilfestellungen bei der Organisation von Einkaufs- und Marketingkooperationen ansässiger Unternehmen an (z.B. Nutzung von Mengeneffekten im Einkauf, gemeinsame Marktforschung, gemeinsamer Kundenservice), um deren Wettbewerbsfähigkeit zu stärken. Hauptakteure: Wirtschaftsförderung Rüsselsheim/ STEG, Gewerbeverein Rüsselsheim von 1888 e.V., Deutsch-Türkischer Gewerbebund Rheinhessen e.V., Treffpunkt Innenstadt Rüsselsheimer Stadtmarketing e.V., Industrie- und Handelskammer (IHK) Darmstadt, Handwerkskammer Rhein-Main Zielgruppe: Alle ansässigen Unternehmen Umsetzungshorizont: Verstärkt 2007 bis 2009, nachfolgend kontinuierlich fördern. 13 Für weiterführende Informationen siehe auch http://www.automotive-cluster.org. 56 Rüsselsheim 2020 Persönliche Kontakte zu Unternehmen aufbauen und kontinuierlich pflegen Der Aufbau und die kontinuierliche Pflege von persönlichen Kontakten zu Unternehmen bzw. deren Geschäftsführern in Form von Betriebsbesuchen ist ein personalintensives, aber sehr bedeutendes Instrument der kommunal betriebenen Bestandspflege. Hierdurch besteht die Chance, konkrete Belange und Nöte der Unternehmen in Gesprächen „aus erster Hand“ zu erfahren, um als Kommune gegebenenfalls rechtzeitig agieren zu können. Aufgrund des relativ hohen Personalaufwands bei Betriebsbesuchen empfiehlt es sich, diese nicht flächendeckend, sondern nur bei ausgewählten Betrieben durchzuführen. Hierbei sind möglichst auch die ansässigen kleineren und mittleren Unternehmen einzubeziehen, denn diese Firmen verfügen im Gegensatz zu den Großunternehmen in der Regel nicht über einen „direkten Draht“ zur Stadtverwaltung bzw. der Verwaltungsspitze. Darüber hinaus sollten Vertreter der Wirtschaftsförderung möglichst bei Betriebsjubiläen, Betriebsübernahmen durch Juniorchefs, Tagen der offenen Tür etc. anwesend sein. Auch ein informelles Treffen sollte für ansässige Unternehmen regelmäßig angeboten werden (z.B. jeden ersten Freitag im Monat ein Stammtisch der Wirtschaftsförderung in wechselnden Restaurants mit Präsenz des Oberbürgermeisters). Hauptakteur: Wirtschaftsförderung Rüsselsheim/ STEG Zielgruppe: Alle ansässige Unternehmen, vor allem auch kleinere und mittlere Unternehmen Umsetzungshorizont: Kontinuierlich. Förderung ansässiger kleinerer und mittlerer Unternehmen intensivieren (pragmatische Hilfestellungen) Einer Förderung der betrieblichen Wettbewerbsfähigkeit von ansässigen kleinen und mittleren Unternehmen ist eine hohe Bedeutung im Rahmen der Bestandspflege beizumessen. Auch wenn es im Gegensatz zu den ansässigen Großunternehmen wie General Motors, EDS oder Hyundai bei der Unterstützung der kleineren und mittleren Unternehmen im einzelnen Fall nur um wenige Arbeitsplätze geht, können diese Unternehmen in der Summe erheblich zur wirtschaftlichen Diversifizierung Rüsselsheims beitragen. Kleinere und mittlere Unternehmen können aufgrund ihrer geringen Personalausstattung besonders von den Dienstleistungsangeboten der Wirtschaftsförderung profitieren. Konkrete Maßnahmen sind hierbei vor allem pragmatische Hilfestellungen wie: Beratungsdienstleistungen (z.B. Fördermöglichkeiten inkl. Begleitung bei Verfahren, Behördenwegweiser/ Mittelstandslotse, Kooperationsmöglichkeiten, Unternehmensnachfolge), 57 Rüsselsheim 2020 Informations- und Technologietransfer (z.B. Begleitung bei Aufbau von Netzwerken zwischen KMU und der Fachhochschule Wiesbaden, insbesondere Fachbereich Ingenieurwissenschaften), Initiierung von Mittelstandssprechtagen oder auch Veranstaltung von Weiterbildungsmaßnahmen. Hierbei handelt es sich um ein umfangreiches Betätigungsfeld für die Rüsselsheimer Wirtschaftsförderung mit einem entsprechend hohen Personalaufwand. Dies bedingt ein effizientes Vorgehen durch eine konsequente Bündelung vorhandener Ressourcen, d.h. eine systematische Zusammenarbeit der Wirtschaftsförderung mit entsprechenden Institutionen (z.B. Investitionsbank Hessen (IBH), Banken und Sparkassen, Verbandskammern). Auch bei lokalen Angeboten für kleinere und mittlere Unternehmen von Behörden und Verbänden (z.B. Industrie- und Handelskammer Darmstadt, Handwerkskammer Rhein-Main, Gewerbeverein Rüsselsheim von 1888 e.V., Deutsch-Türkischer Gewerbebund Rheinhessen e.V., Gewerbeaufsichtsamt) kann die Wirtschaftsförderung koordinierend tätig werden. Hauptakteure: Wirtschaftsförderung Rüsselsheim/ STEG, Gewerbeverein Rüsselsheim von 1888 e.V., Deutsch-Türkischer Gewerbebund Rheinhessen e.V., FH Wiesbaden (FB Ingenieurswissenschaften), Banken/ Sparkassen, Verbandskammern, Wirtschaftsförderung des Landkreises Groß Gerau, HA Hessen Agentur GmbH/ Investitionsbank Hessen (IBH) Zielgruppe: Ansässige kleine und mittlere Unternehmen Umsetzungshorizont: Kontinuierlich. 58 Rüsselsheim 2020 Oberziele Handlungsschwerpunkte Existenzgründungsförderung 4.1.2 Gründeroffensive zur Erhöhung der Selbstständigenquote Aufgabenfelder Selbstständigkeit und Unternehmertum sollten als gleichwertige Alternative zur abhängigen sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung gesehen werden. Ziel ist, die vorhandenen Gründer-Potenziale in Rüsselsheim zu 100% auszuschöpfen. Als zentrale Maßnahme wird eine „Gründeroffensive Rüsselsheim“ vorgeschlagen, um einen öffentlichkeitswirksamen Impuls nach außen zu geben und die Thematik ins Bewusstsein der Bevölkerung zu bringen. Im Rahmen einer Gründeroffensive lassen sich die unterschiedlichsten Maßnahmen bündeln, beispielsweise: regelmäßige Gründerwettbewerbe (Prämierung von Geschäftsideen und Unterstützung aussichtsreicher Unternehmensgründungen), lokale Schulprojekte (z.B. Existenzgründer-Planspiele), systematische Zusammenarbeit mit Verbänden und Institutionen wie der Industrie- und Handelskammer (IHK) Darmstadt, der Handwerkskammer Rhein-Main, dem Gewerbeverein Rüsselsheim von 1888 e.V., dem Deutsch-Türkischen Gewerbebund Rheinhessen e.V. und dem RKW Hessen14, • Zusammenarbeit mit der Fachhochschule Wiesbaden (Fachbereich Ingenieurwissenschaften) mit dem Ziel, „Spin Offs“ aus dem Fachbereich zu fördern und in Rüsselsheim zu halten. Hauptakteure: Wirtschaftsförderung Rüsselsheim/ STEG, Gewerbeverein Rüsselsheim von 1888 e.V., Deutsch-Türkischer Gewerbebund Rheinhessen e.V., FH Wiesbaden (FB Ingenieurwissenschaften), Industrie- und Handelskammer (IHK) Darmstadt, Handwerkskammer Rhein-Main, RKW Hessen, Schulen Zielgruppen: Potenzielle lokale Existenzgründer (v.a. Gründer aus den Branchen IT/ Datenbanken/ Software, Unternehmensdienstleistungen, Automobilbezogene und informationstechnische Forschungseinrichtungen sowie Medizintechnik/ MSR/ Optik, Absolventen der FH Wiesbaden/ FB Ingenieurwissenschaften, Migranten) Umsetzungshorizont: Kurzfristig (2007 bis 2008). 14 Durch RKW Hessen wird unter anderem eine geförderte Gründungsberatung im Auftrag des Landes Hessen durchführt, für weiterführende Informationen siehe http://www.rkw-hessen.de. 59 Rüsselsheim 2020 Institutionalisierter zentraler Ansprechpartner für lokale Existenzgründer in Rüsselsheim Existenzgründungen in Rüsselsheim können vor allem durch breit gefächerte Qualifizierungs- und Beratungsangebote nachhaltig unterstützt werden. Qualifikationsmängel (v.a. bei kaufmännischen und unternehmerischen Kenntnissen, insbesondere in der Migrantenökonomie) gehören zu den häufigsten Ursachen, wenn Existenzgründer scheitern. Ein weiterer wesentlicher Grund sind Informationsdefizite in den unterschiedlichen Phasen der Existenzgründung, die sich mit einer entsprechenden Beratung jedoch in der Regel beheben lassen. Daher besteht der Bedarf an einem institutionalisierten zentralen Ansprechpartner für lokale Existenzgründer in Rüsselsheim. Dieses Angebot wird momentan durch das Technologie-, Innovations- und Gründer/innen Zentrum (TIGZ) wahrgenommen, wobei das Angebot in dieser Form überprüft werden sollte. Die Wirtschaftsförderung der Stadt kann als zentraler Ansprechpartner tätig sein und Existenzgründer an entsprechende Stellen, z.B. der IHK oder der Investitionsbank Hessen (IBH), weitervermitteln. Wichtig ist, dass die Wirtschaftsförderung hierbei, wie auch generell im Aufgabenfeld „Bestandspflege“, nicht in Konkurrenz zu den bestehenden Initiativen und Institutionen auftritt, sondern initiierend und koordinierend tätig ist bzw. als zentraler Ansprechpartner für das Netzwerk der Existenzgründungsinitiativen fungiert. Eine systematische Kooperation ist zu suchen und vorhandene Angebote sind zu bündeln bzw. bei Bedarf auch zu ergänzen (z.B. kann die Wirtschaftsförderung regelmäßig lokale Gründersprechtage in Kooperation mit der IHK oder der Bundesagentur für Arbeit organisieren). Die Wirtschaftsförderung kann zudem bei der Unterstützung ansässiger bzw. ansiedlungswilliger Unternehmen und speziell für Gründer eine Lotsenfunktion in der Stadtverwaltung übernehmen und diese umfassend bei der Standortsuche in Rüsselsheim unterstützen. Gerade Existenzgründer werden bei einer Unternehmensgründung mit einer Vielzahl von für sie neuen Regelungen konfrontiert, beispielsweise hinsichtlich Antragsverfahren oder Anforderungen an Gebäude und Räumlichkeiten, die für eine erfolgreiche Gründung erfüllt sein sollten. Auch bei grundsätzlicheren Fragen hinsichtlich der Ansiedlungsstandorte innerhalb Rüsselsheims kann die Wirtschaftsförderung ein kompetenter Ansprechpartner für Existenzgründer sein. Ein weiteres Betätigungsfeld ist die konkrete Hilfestellung bei der Vermittlung von Kontakten zwischen Existenzgründern und Förderern oder potenziellen Geschäftspartnern. Die Integration von Gründern in regionale Netzwerke und die Unterstützung beim Technologietransfer, z.B. durch eine enge Kooperation mit der Fachhochschule Wiesbaden, sind weitere Aufgabenfelder. Die Hauptaufgabe der Wirtschaftsförderung wird in der übergreifenden Koordination der vorhandenen Angebote gesehen. 60 Rüsselsheim 2020 Für Existenzgründer in Rüsselsheim sollten niederschwellige, weniger institutionalisierte Angebote vorgehalten werden, die bereits in der Anfangsphase der Existenzgründung eine möglichst breite Informationsbereitstellung für potenzielle Gründer ermöglichen. Hierbei bieten sich Sprechstunden an, in denen Gründer im Rahmen eines persönlichen Gesprächs eine kostenlose Erstberatung erhalten, um die grundsätzlichen Erfolgsaussichten ihrer Geschäftsidee einschätzen zu lassen. Eine weitere Informationsquelle für potenzielle Existenzgründer ist natürlich auch das Internet, daher sollten Informationsmaterialien für Gründer auch über die Homepage der Stadt Rüsselsheim (bzw. der Wirtschaftsförderung Rüsselsheim) abrufbar sein. Diese Informationen, die auch auf Datenträgern verteilt werden könnten, sollten spezifische lokale Informationen und Besonderheiten wie beispielsweise Existenzgründungsberatungen für Migranten in Rüsselsheim und lokale Ansprechpartner vermitteln.15 Informelle Kontakte zwischen Gründern lassen sich auch im Rahmen von lokalen Gründertagen (bzw. eine Gründermesse) in Rüsselsheim knüpfen. Gründertage sind so zu gestalten, dass auch Informationsveranstaltungen mit Referenten aus den unterschiedlichen Institutionen und Unternehmen, die Existenzgründungen mit Förder- und Beratungsangeboten unterstützen, abgehalten werden. Inhalte der Informationsveranstaltungen sind beispielsweise betriebswirtschaftliche Grundlagen, Rahmenbedingungen und Chancen einer Existenzgründung, aber auch Erfahrungsberichte erfolgreicher Gründer. Neben kompakten Grundlageninformationen zu den gründungsspezifischen Themen besteht für Gründer bei solchen Veranstaltungen auch die Gelegenheit, erste informelle Kontakte zu Fachleuten zu knüpfen. Hinsichtlich der Organisationsform dieses zentralen Ansprechpartners bietet sich auch eine „Existenzgründungs-Agentur“ an. Als gutes Beispiel kann die EXINA e.V. (Existenzgründungs- und Innovationsförderungs-Agentur Wiesbaden e.V.) genannt werden, die eine Initiative der Landeshauptstadt Wiesbaden und des Rheingau-Taunus-Kreis ist.16 Hauptakteur: Wirtschaftsförderung Rüsselsheim/ STEG Zielgruppe: Potenzielle lokale Existenzgründer (siehe oben) Umsetzungshorizont: In 2007 zentralen Ansprechpartner einsetzen, kontinuierliches kommunales Angebot. 15 Bei allgemeinen Informationen bietet sich z.B. ein Verweis auf einschlägige Internetseiten des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie wie http://www.existenzgruender.de oder http://www.softwarepaket.de an. 16 Für weiterführende Informationen siehe auch http://www.exina.de. 61 Rüsselsheim 2020 Technologie-, Innovations- und Gründer/innen Zentrum (TIGZ) anpassen Im Gegensatz zu spezialisierten Qualifizierungs- und Beratungsangeboten haben kommunale Standortleistungen wie das Bereitstellen günstiger Büroflächen oder die räumliche Konzentration in Gründerzentren heutzutage für eine Vielzahl von Existenzgründern (z.B. aus der Software-Branche) in der Regel eine geringere Bedeutung als noch vor einigen Jahren. Viele Existenzgründer, vor allem aus der Dienstleistungsbranche, richten sich vielmehr erst einmal zu Hause ein Arbeitszimmer ein, da sie auch hier über die notwendige Büroinfrastruktur wie beispielsweise einen Internet-Breitbandanschluss verfügen. Daher wird empfohlen, das Raumangebot des vorhandenen Technologie-, Innovationsund Gründer/innen Zentrums (TIGZ) zu überprüfen und gegebenenfalls das Angebot dem aktuellen Bedarf anzupassen. Hauptakteure: Gesellschafter/ Trägerverein des TIGZ Zielgruppe: Lokale Existenzgründer Umsetzungshorizont: Kurzfristig (2007 bis 2008). 62 Rüsselsheim 2020 Fachhochschule Wiesbaden, Standort Rüsselsheim Seit September 2006 sind die Studienbereiche der FH Wiesbaden am Standort Rüsselsheim zum Fachbereich Ingenieurwissenschaften zusammengeführt. Im Rahmen dieser Neuordnung wird durch das Einsetzen einer Studiengangsleiterin für die gesamte Organisationseinheit zukünftig die Kontaktaufnahme und Pflege zwischen der FH (mit zentraler Ansprechpartnerin) und der Kommune am Standort Rüsselsheim erleichtert. Mit der Realisierung des ehrgeizigen Bauvorhabens für den Bereich Fernsehtechnik (derzeit in Ausführungsplanung) und dem Vorhaben Sanierung und Grundinstandsetzung der Gebäudekomplexe A und B am Standort Brückweg (Baubeginn 2008) wird der fachliche Schwerpunkt Ingenieurwissenschaften in Rüsselsheim von der Fachhochschule gefestigt. Die strategische Partnerschaft zwischen der FH Wiesbaden und der FH Frankfurt a. M. wird durch die Vorbereitungen und Prüfungen ihrer Zusammenführung zu einer Hochschule neuen Typs im Rhein-Main-Gebiet signalisiert. Die Stadt sollte hierbei prozessbegleitend alle Anstrengungen verstärken, den Fachhochschulstandort Rüsselsheim weiterhin zu sichern. Die FH Wiesbaden plant des Weiteren die Gründung eines Karrierezentrums, um die Einmündung der Absolventen in den Arbeitsmarkt zusätzlich zu erleichtern. Hieraus ergeben sich weitere Vernetzungsmöglichkeiten mit einer lokalen Existenzgründungsförderung in Rüsselsheim. Die FH Wiesbaden verstärkt momentan auch die Curricularisierung des Gründergedankens und das Coaching für Interessierte und Existenzgründer aus der Hochschule und beteiligt sich führend an dem Gründernetz Route A 66. Diese Initiative ist durch die FH Wiesbaden mit dem Inkubator START-BLOCK in Rüsselsheim präsent (vgl. auch http://www.routea66.de). Seit der Eröffnung des neuen Inkubators im September 2005 stehen konkreten Gründungsprojekten am Standort Rüsselsheim drei Büros zur Verfügung, da diese spezielle Gruppe der Existenzgründer auch auf spezialisierte technische Gerätschaften angewiesen ist. Hier können die Studierenden und Absolventen, vor allem aus den in Rüsselsheim ansässigen technischen Fachbereichen, ihre Geschäftsideen bis zur Marktreife entwickeln und professionalisieren. Die FH wird diesen Ansatz weiter verfolgen, in Zusammenarbeit mit der Wirtschaftsförderung sollten Optionen für eine jeweilige Unternehmensansiedlung vor Ort geschaffen werden. Vor dem Hintergrund der Überprüfung und Anpassung des TIGZ in Rüsselsheim wird vorgeschlagen, gegebenenfalls den Inkubator START-BLOCK mittelfristig in räumlicher Nähe zur Fachhochschule zu etablieren und in Verbindung mit baulichen Maßnahmen am FH-Standort Bruchweg Räumlichkeiten vorzusehen. Ein Ausbau der Kontaktpflege zwischen der Wirtschaftsförderung und dem am Fachbereich seit 2005 bestehenden Centrum für berufsintegriertes Studieren (CeBIS) sowie zwischen den ansässigen Unternehmen und der FH Wiesbaden wird empfohlen. 63 Rüsselsheim 2020 Oberziele Handlungsschwerpunkte Aufgabenfelder 4.1.3 Unternehmensansiedlungen Nutzungsbeschränkungen bei Gewerbeflächen aufheben, Flächen marktgerecht anbieten Die Akquisition von externen Unternehmen ist ein weiteres Aufgabenfeld zur Weiterentwicklung der Wirtschaftsstruktur Rüsselsheims. Zunächst gilt es in diesem Zusammenhang, die Ansiedlungsvoraussetzungen für Unternehmen in Rüsselsheim zu verbessern. Hierbei ist die zentrale Maßnahme, die Nutzungsbeschränkungen der Gewerbeflächen (Gewerbegebiet „Blauer See“) so zu modifizieren, dass die Flächen marktgerecht angeboten werden können. Eine flexible und bedarfsgerechte Parzellierung ist notwendig, um bei konkreten Anfragen auch Kleinunternehmen geeignete Flächen anbieten zu können. Die aktuelle Initiative innerhalb der Stadt zur Änderung der planungsrechtlichen Ausweisung ist daher zu unterstützen. Die planungsrechtliche Öffnung kann sich auf die unterschiedlichsten Formen der Unternehmensansiedlung beziehen. So sollte die Stadt Rüsselsheim auch den Einzelhandel entsprechend ihrer mittelzentralen Funktion stärken. Neben der schwerpunktmäßigen Fokussierung auf die Innenstadt ist beispielsweise auch eine markt- und standortgerechte Entwicklung durch die Ansiedlung eines qualitativ hochwertigen Baumarktes (bei einer Beschränkung des zentrenrelevanten Bedarfs gemäß des hessischen Einzelhandelserlasses) zu überprüfen. Hierdurch kann ein positives Signal für weitere Ansiedlungen im Gewerbegebiet „Blauer See“ gegeben werden, denn nach außen wird für Investoren erkennbar, dass „sich etwas in der Stadt bewegt“ und die vorhandenen Flächen vermarktet werden. Um im regionalen Wettbewerb konkurrenzfähig zu bleiben, sollten die im städtischen Besitz befindlichen Gewerbeflächen flankierend nicht nur hinsichtlich der Nutzungsbeschränkungen und Gestaltungsanforderungen marktfähig angeboten werden. Rüsselsheim sollte sich an vergleichbaren Grundstückspreisen innerhalb der Region orientieren. Nach Aussage mehrerer lokaler Experten ist noch immer ein Mangel an kostengünstigen Gewerbeflächen kleineren Zuschnitts vorhanden. Hauptakteure: Stadt Rüsselsheim, Wirtschaftsförderung Rüsselsheim/ STEG, städtische Ämter Zielgruppe: Ansiedlungsinteressierte Unternehmen, ansässige verlagerungsinteressierte Unternehmen (insbesondere der Branchen IT/ Datenbanken/ Software, Unternehmensdienstleistungen, Automobilbezogene und informationstechnische Forschungseinrichtungen sowie Medizintechnik/ MSR/ Optik) Umsetzungshorizont: Kurzfristig (2007). 64 Rüsselsheim 2020 Standortqualitäten bei überörtlichen Multiplikatoren bekannt machen Im Rahmen des Standortmarketings ist es notwendig, Rüsselsheim mit seinen spezifischen Qualitäten (z.B. Lage, insbesondere Flughafennähe, technische und verkehrstechnische Infrastruktur) bei überörtlichen Multiplikatoren der Wirtschaftsförderung und Immobilienwirtschaft noch stärker bekannt zu machen – besonders den Unternehmen der in Kapitel 2.31 empfohlenen Wachstums- und Dienstleistungsbranchen sowie luftfahrtaffinen Unternehmen. Hierfür bieten sich folgende Maßnahmen an: Präsentationen bei Immobilienmessen und sonstigen Fachmessen (v.a. auch Standortpräsentation in regionaler Kooperation) Testimonials von Unternehmen (d.h. die in Rüsselsheim ansässigen Unternehmer treten beispielsweise in Broschüren als Fürsprecher und „Botschafter“ für den Standort Rüsselsheim auf) Direkte Ansprache von Multiplikatoren der Immobilienwirtschaft (z.B. international tätigen Projektentwicklern und Immobilienmaklern), von Unternehmen aus dem Bereich Forschung und Entwicklung/ Design aus der Automobilbranche sowie forschungsnahen Industrien und zugehörigen unternehmensbezogenen Dienstleistungsunternehmen durch MailingAktionen, persönliche Gespräche, auf Messen etc. Hauptakteure: Wirtschaftsförderung Rüsselsheim/ STEG, Wirtschaftsförderung Landkreis Groß-Gerau, ansässige Unternehmen Zielgruppe: Multiplikatoren der Wirtschaftsförderung und Immobilienwirtschaft, Projektentwickler, Investoren/ Unternehmen Umsetzungshorizont: Kontinuierlich. Regionale Kooperation: Maßgeblich in bestehenden Initiativen mitarbeiten (FrankfurtRheinMain GmbH) Da Standortmarketing mit einem hohen Zeit- und Personalaufwand verbunden ist, bietet sich hier eine regionale Kooperation durch eine maßgebliche Mitarbeit in den regionalen Initiativen, vor allem beim internationalen Standortmarketing durch die FrankfurtRheinMain GmbH, an. Eine derartige Kooperation ist insbesondere vor dem Hintergrund eines verstärkten Wettbewerbs zwischen den Regionen sinnvoll. Im Rahmen einer globalen Standortsuche wird von der Zielgruppe der internationalen Unternehmen in der Regel zunächst nicht eine einzelne Kommune wie Rüsselsheim, sondern vielmehr erst einmal „nur“ die Region Frankfurt/ Rhein-Main wahrgenommen und mit anderen Wirtschaftsräumen verglichen. Daher ist es notwendig, dass auch die Rüsselsheimer Standorte im Portfolio der regionalen Wirtschaftsförderung präsentiert werden. 65 Rüsselsheim 2020 Hauptakteure: Stadt Rüsselsheim, Wirtschaftsförderung Rüsselsheim, Institutionen der regionalen Wirtschaftsförderung Hauptzielgruppe: Internationale Unternehmen, Fokus Asien berücksichtigen Umsetzungshorizont: Kontinuierlich. Strategische Städtepartnerschaften und internationale Beziehungen begründen Rüsselsheim ist eine „internationale Stadt“, daher sollten Städtepartnerschaften und internationale Beziehungen besonders gepflegt werden. Rüsselsheim sollte neue strategische Partnerschaften eingehen, beispielsweise mit Automobilstädten im asiatischen Raum oder in den USA. Die bestehenden Partnerschaften können auch unter dem Gesichtspunkt Wirtschaft neu belebt werden. Neue Muster der Zusammenarbeit sind auch in Kultur, Bildung und Tourismus denkbar und könnten beispielsweise mit einer Stadt in der Türkei initiiert werden. Zugleich sollten sonstige wirtschaftsbezogene internationale Beziehungen weiterhin intensiviert werden, beispielsweise durch eine Teilnahme bei ausgesuchten internationalen Delegationsreisen der Region Rhein-Main und des Landes Hessen. Hauptakteur: Stadt Rüsselsheim, Wirtschaftsförderung/ STEG, Volkshochschule Zielgruppen: Partnerstädte, internationale Unternehmen Umsetzungshorizont: Ab 2007 Suche nach weiteren Partnerstädten. Stetige Pflege der Verbindungen zu internationalen Akteuren der Wirtschaft und Wirtschaftsförderung. 66 Rüsselsheim 2020 Oberziele Handlungsschwerpunkte 4.1.4 Stadtmarketing Strategisches Stadtmarketingkonzept entwickeln Aufgabenfelder Eine weitere zentrale Maßnahme ist die Erarbeitung eines strategischen Stadtmarketingkonzepts für Rüsselsheim durch externe Berater in Kooperation mit einem städtischen Arbeitskreis. Stadtmarketing ist als eine umfassende Marketingstrategie zu begreifen, verbunden mit dem Ziel einer Steigerung der Attraktivität Rüsselsheims für die Bürger, Besucher und Unternehmen. Es ist weit mehr als nur ein statisches Konzept zur Werbung für die Gesamtstadt, sondern sollte vielmehr als kooperativer Prozess mit und zwischen den städtischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Akteuren in Rüsselsheim gestaltet werden. Ein dynamischer Stadtmarketingprozess kann auch als Forum für die beteiligten Akteure dienen, Probleme zu diskutieren und Lösungsansätze zu finden. Das Forum kann somit als Vernetzungsplattform fungieren und zu einer Versachlichung von Diskussionen innerhalb der Stadt führen. Der Stadtmarketingprozess kann zur Schaffung eines „Wir-Gefühls“ der Akteure in Rüsselsheim beitragen und eine gemeinsame Zielrichtung sowie Umsetzungsstrategie für die Entwicklung der Rüsselsheimer Stadtmarketingaktivitäten forcieren. Einer der Erfolgsfaktoren im Prozess des Stadtmarketings ist die enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit und gemeinsame Unterstützung von Aktivitäten durch Private, Verwaltung und Kommunalpolitik. In diesem Zusammenhang ist auch die Absicht der Stadt zu unterstützen, die organisatorischen Rahmenbedingungen zu schaffen, um diesen Entwicklungsprozess strategisch zu steuern. Das aktuelle Profil der Stärken und Chancen sowie Schwächen und Risiken Rüsselsheims (siehe Kapitel 2) kann als Grundlage für die Erstellung des Konzepts dienen. Hauptakteure: Stadt Rüsselsheim, ansässige private und gesellschaftliche Akteure in Rüsselsheim, externe Berater Zielgruppen: Rüsselsheimer Besucher, Bevölkerung der Stadt und Region, Unternehmen/ Investoren/ Projektentwickler (Zielmärkte im Rhein-Main-Gebiet/ in Deutschland/ international, bestehende Unternehmen als Anknüpfungspunkt nutzen) Umsetzungshorizont: Kurzfristig (2007 bis 2008). 67 Rüsselsheim 2020 Initiierung eines City-Managements und Vernetzung vorhandener Initiativen Die Innenstadt kann durch die Implementierung eines City-Managements und die Vernetzung von Initiativen gestärkt werden. City-Management ist, im Gegensatz zum breiter gefassten Stadtmarketing, eher wirtschaftlich ausgerichtet und räumlich vor allem auf die Innenstadt bezogen. Ein professionelles City-Management bietet den in der Rüsselsheimer Innenstadt agierenden Akteuren (Einzelhändlern, Unternehmen, Banken, Bauherren, Sanierungsträger u. a.) eine Plattform, ihre Projekte und Aktivitäten besser zu koordinieren und somit ihre Ressourcen zu bündeln. Neben der Initiierung und Koordinierung von Projekten kann ein City-Manager auch weitere Maßnahmen wie Öffentlichkeitsarbeit und Werbung für die Innenstadt oder Händlerschulungen durchführen und somit insgesamt den Prozess der Innenstadtentwicklung weiter professionalisieren. Von Seiten der Rüsselsheimer Stadtentwicklungsgesellschaft wurden schon erste Maßnahmen im Bereich City-Management (z.B. Initiierung des „Forums Handel“) eingeleitet, die ausgebaut und von der Stadt weiter unterstützt werden sollten. Hierbei ist vor allem von Bedeutung, die Kommunikation zwischen den ansässigen Einzelhändlern und dem zukünftigen Opel Forum zu fördern. Bisher sind die Akteure nach Aussage mehrerer Experten häufig unabgestimmt tätig. Es ist daher in einem weiteren Schritt ebenso zu überprüfen, inwiefern die vorhandenen Initiativen noch stärker vernetzt werden können. Eine intensivere Kooperation von Initiativen und Organisationen wie dem Treffpunkt Innenstadt Rüsselsheimer Stadtmarketing e.V., dem Forum Handel, der Stadtentwicklungsgesellschaft, dem Gewerbeverein Rüsselsheim von 1888 e.V. und dem Deutsch-Türkischen Gewerbebund Rheinhessen e.V. ist dringend notwendig, um die privaten und öffentlichen Ressourcen möglichst effektiv maßnahmenbezogen einzusetzen. Die engere Kooperation kann mittelfristig die Effektivität der eingesetzten Mittel zum Wohle der Innenstadt erhöhen. Das Forum Handel kann hierbei als Dachorganisation für ein Innenstadtmarketing dienen. Ebenso ist es denkbar, das City-Management in Rüsselsheim im Rahmen des Stadtmarketing-Prozesses in ein gesamtstädtisches Marketing zu integrieren und unter Federführung der Stadtentwicklungsgesellschaft professionell zu steuern. Hauptakteure: Wirtschaftsförderung Rüsselsheim/ STEG, Forum Handel, Gewerbeverein Rüsselsheim von 1888 e.V., Deutsch-Türkischer Gewerbebund Rheinhessen e.V., Treffpunkt Innenstadt Rüsselsheimer Stadtmarketing e.V., ansässige Unternehmen in der Innenstadt, Sanierungsträger, städtische Ämter Zielgruppe: Kunden und Besucher aus Rüsselsheim und der Region Umsetzungshorizont: Kurzfristig (2007 bis 2008). 68 Rüsselsheim 2020 Kommunikation und „Corporate Identity“ der Stadt vereinheitlichen Um die „Corporate Identity“ (das einheitliche Selbstverständnis von Verwaltung und Politik) zu befördern, stehen verschiedene Instrumente zur Verfügung. Zunächst sollte das „Corporate Design“ (das einheitliches Erscheinungsbild, z.B. bezogen auf das städtische Logo) Rüsselsheims von allen städtischen Akteuren verwendet werden. Zu denken ist auch an die einheitliche Verwendung von Begriffen und die Steigerung der Transparenz hinsichtlich vorhandener Organisationsstrukturen im Stadt- und Citymarketing. Derzeit sind beispielsweise die gemeinsamen Zielrichtungen und das Zusammenspiel vom Treffpunkt Innenstadt e.V. und dem neu initiierten „Forum Handel“ für die Bürger nicht klar erkennbar. Organisationen und Initiativen sollten darstellen, welche Zielgruppen sie ansprechen wollen, um nach außen eine Transparenz für Bürger und Unternehmen zu erzeugen. Aufgrund der heterogenen Interessenslagen der Akteure sind Maßnahmen zur Erreichung einer „Corporate Identity“ häufig mit vielen Widerständen verbunden. Daher wird vorgeschlagen, die Umsetzung der „Corporate Identity“ Rüsselsheims mittels einer einheitlichen Kommunikationsstrategie durch die Wirtschaftsförderung oder den Bereich Öffentlichkeitsarbeit voranzutreiben. Hauptakteure: Stadt Rüsselsheim (insbes. Bereich Öffentlichkeitsarbeit), Wirtschaftsförderung Rüsselsheim/ STEG Zielgruppen: Bevölkerung und Besucher Rüsselsheims, Unternehmen/ Investoren/ Projektentwickler Umsetzungshorizont: Kurzfristig (2007 bis 2008). Imagekampagne entwickeln Eine professionelle Imagekampagne ist dringend erforderlich, um die Wahrnehmung der tatsächlichen Situation und Entwicklung Rüsselsheims „weg von der Arbeiterstadt“ hin zu einer postindustriellen Stadt sowie den sich kontinuierlich vollziehenden wirtschaftlichen Strukturwandel nach innen (bei den Bürgern/ Unternehmen Rüsselsheims) und nach außen ins Bewusstsein zu bringen. Tradition als Automobilstandort, Industriekulturpotenzial und die Lage der Stadt am Fluss sollten Bestandteil dieser Imagekampagne werden. Die Verwendung der Marke Opel zur Imagebildung wird von den Experten als ambivalent eingeschätzt (Abhängigkeit des Stadtimages von der Unternehmensentwicklung der Adam Opel GmbH). Verschiedene Akteure beurteilen „die Autostadt als einzig wirksamen Image-Faktor“, der gegebenenfalls mit Bezug auf den Gründer „Adam Opel“ und den Begriff „Mobilität“ als Grundlage genommen werden kann. 69 Rüsselsheim 2020 Da die Entwicklung des Opel Forums aufgrund der Projektgröße und Verbindung mit der Marke Opel auch über die Stadtgrenzen Rüsselsheims hinaus wahrgenommen wird, besteht die Möglichkeit, dieses ambitionierte Großprojekt überörtlich als „Aushängeschild“ und Zeichen für den Wandel zu nutzen. Hauptakteure: Stadt Rüsselsheim, externe Fachleute/ Agentur Zielgruppen: Bevölkerung und Besucher Rüsselsheims, Unternehmen / Investoren/ Projektentwickler Umsetzungshorizont: Mittelfristig (2010 bis 2015). 70 Rüsselsheim 2020 Oberziele Handlungsschwerpunkte Aufgabenfelder 4.1.5 Wirtschaftsfreundliches Klima schaffen „Wir sind für Sie da!“, Kundenfreundlichkeits-Offensive der Politik und Stadtverwaltung Als zentrale Maßnahme ist eine Kundenfreundlichkeits-Offensive in Politik und Stadtverwaltung „Wir sind für Sie da!“ notwendig, die auch nach außen getragen wird. Es muss deutlich werden, dass Bürger und Unternehmen als Kunden wahrgenommen werden und im Mittelpunkt des kommunalen Handelns stehen. Eine wirtschaftsfreundliche Politik und das kompetente, schnelle Handeln der Stadtverwaltung spielen im Standortwettbewerb um Unternehmen eine immer wichtigere Rolle. In vielen Expertengesprächen wurde eine Verbesserung der Kundenorientierung in Rüsselsheim gewünscht, vor allem in Bezug auf kleinere und mittlere Unternehmen. Hauptakteure: Kommunalpolitiker, Stadtverwaltung Hauptzielgruppe: Ansässige und ansiedlungswillige Großunternehmen sowie kleine und mittlere Unternehmen aller Branchen, Investoren/ Projektentwickler, Bevölkerung Rüsselsheims Umsetzungshorizont: Kurzfristig (2007 bis 2008). Coaching der städtischen Mitarbeiter (Kunden- und Serviceorientierung) Während der Implementierungsphase dieser Kundenfreundlichkeits-Offensive wird begleitend ein professionelles Coaching der städtischen Mitarbeiter empfohlen. Da der Kunde in den Mittelpunkt gestellt wird, muss sich die Kundenorientierung auf die gesamte Stadtverwaltung beziehen, nicht nur auf einzelne Ämter und Einrichtungen. Politiker und Mitarbeiter der Stadtverwaltung sollten sich bewusst sein, dass sie das Aushängeschild der Stadt sind und dass die Art und Weise des Umgangs mit den Bürgern und Unternehmern zum Markenzeichen einer kundenfreundlichen Stadtverwaltung wird. Hauptakteure: Kommunalpolitiker, Stadtverwaltung Hauptzielgruppe: Bevölkerung Rüsselsheims, ansässige und externe Unternehmen (siehe oben) Umsetzungshorizont: Kurzfristig (2007 bis 2008). 71 Rüsselsheim 2020 Qualitätsmanagement in der Stadtverwaltung implementieren Als Weiterführung bzw. Ergänzung der oben genannten Maßnahmen im Sinne einer Kundenorientierung sollte mittelfristig ein Qualitätsmanagement in der Stadtverwaltung implementiert werden. Dies beinhaltet eine Zertifizierung von unabhängiger Stelle, um das Qualitätsmanagement regelmäßig zu überprüfen und weiterzuentwickeln. Durch ein systematisches Qualitätsmanagement, das neben allgemeinen Zielen wie der Wirtschaftlichkeit, Effektivität und Mitarbeiterorientierung vor allem die Kundenorientierung ins Zentrum rückt, kann die Stadtverwaltung den Bürgern und Unternehmen in Rüsselsheim signalisieren, wie sie sich engagiert.17 Die Implementierung eines Qualitätsmanagements ist von der Verwaltungsspitze als eine übergreifende Führungsaufgabe zu verstehen. Von besonderer Bedeutung ist hierbei, dass das Qualitätsmanagement zusammen mit den Mitarbeitern entwickelt und von ihnen getragen wird. Im Rahmen der Ausrichtung der Verwaltung auf das Ziel der umfassenden Dienstleistungs- und Kundenorientierung sollten mittelfristig die Verwaltungsverfahren neu strukturiert und gestrafft werden. Die sich daraus ergebenden möglichen Organisationsveränderungen können an dieser Stelle nicht vertieft werden, jedoch kann dies auch bedeuten, dass städtische Ämter zusammengefasst oder neu geordnet werden müssen. Hauptakteure: Stadtverwaltung Hauptzielgruppe: Bevölkerung Rüsselsheims, ansässige und externe Unternehmen (siehe oben) Umsetzungshorizont: Mittelfristig (2008 bis 2010). Projekt- und teamorientierte ressortübergreifende Herangehensweise Die Bedeutung von Projektarbeit, Teamarbeit und effizientem Projektmanagement in der öffentlichen Verwaltung steigt permanent an. Viele der notwendigen Maßnahmen werden in Rüsselsheim mit der traditionellen, auf Routinetätigkeiten ausgelegten Verwaltungsstruktur kaum effektiv und effizient zu bewältigen sein. Neuartige, fach- und ressortübergreifende Vorhaben können in der Regel nur in Projektform von interdisziplinären Teams gezielt bearbeitet werden. Gerade aufgrund des von den Experten immer wieder angesprochenen Umsetzungsdefizits in Rüsselsheim ist bei einer Vielzahl der vorgeschlagenen Maßnahmen eine projektorientierte und ressortübergreifende Herangehensweise notwendig. Empfohlen wird eine Bildung von Projektteams, die je nach Aufgabe ressort- bzw. institutionsübergreifend zusammengestellt werden. Durch 17 Als gutes Beispiel für eine Stadtverwaltung in der Region Rhein-Main mit einem zertifizierten Qualitätsmanagement ist Offenbach am Main zu nennen. In dieser Stadt sind seit November 2005 alle Organisationseinheiten der Stadtverwaltung in ein Qualitätsmanagement-System integriert. Weiterführende Informationen sind auf der Homepage der Stadt unter http://www.offenbach.de abrufbar. 72 Rüsselsheim 2020 die Einbeziehung von Privaten und Unternehmen soll deren spezifisches Know-how für die Umsetzung der Maßnahmen erschlossen werden. Insgesamt unterscheidet sich die Projektarbeitsform deutlich von den funktional und hierarchisch geprägten traditionellen Verwaltungsstrukturen. Dies ermöglicht eine erhöhte Flexibilität und stärkeres eigenverantwortliches Handeln der städtischen Mitarbeiter. Hauptakteure: Stadtverwaltung, externer Coach Zielgruppe: Bevölkerung Rüsselsheims, ansässige und externe Unternehmen (siehe oben) Umsetzungshorizont: Sofort (projektabhängig). 73 Rüsselsheim 2020 Oberziele Handlungsschwerpunkte 4.1.6 Organisation der Wirtschaftsförderung One-Stop Agency mit Lotsenfunktion Aufgabenfelder Als zentrale Maßnahme ist die Umstrukturierung der Wirtschaftsförderung und Stadtentwicklungsgesellschaft zu einer „One-Stop Agency“ zu sehen. Als „Wirtschaftsservice“ fungiert diese als zentrale städtische Anlaufstelle für ansässige und ansiedlungsinteressierte Unternehmen und kann im Rahmen einer Lotsenfunktion Kontakte mit anderen Fachämtern vermitteln. Sämtliche externe Unternehmensanfragen an die Stadtverwaltung sollten an die Wirtschaftsförderung bzw. Stadtentwicklungsgesellschaft geleitet werden, die zukünftig ein umfassendes Betreuungsangebot „aus einer Hand“ ermöglichen soll. Für Unternehmen muss auf der Homepage Rüsselsheims erkennbar sein, welcher städtische Ansprechpartner zuständig ist. Die Aufgaben der Wirtschaftsförderung müssen hierfür klar definiert und sowohl innerhalb der Stadtverwaltung als auch nach außen kommuniziert werden. Die Schnittstellen zwischen der Wirtschaftsförderung und den übrigen städtischen Ämtern (die „internen Wege“) müssen mit dem Ziel einer reibungslosen internen Kommunikation eindeutig geregelt werden, was gleichzeitig aber auch eine Optimierung von Strukturen innerhalb der Stadtverwaltung erfordert. Die so ausgestattete One-Stop Agency hat ein sehr breites Kompetenz- und Aufgabenfeld abzudecken, was sich auch in der Qualifikation der Mitarbeiter widerspiegeln sollte. Es bedarf zudem einer engen Kommunikation mit dem Oberbürgermeister. Hauptakteure: Wirtschaftsförderung Rüsselsheim/ STEG, weitere städtische Ämter Zielgruppen: ansässige und ansiedlungsinteressierte Unternehmen Umsetzungshorizont: Kurzfristig (2007 bis 2008). Zusammenführung von Wirtschaftsförderung und Stadtentwicklungsgesellschaft prüfen Kommunale Wirtschaftsförderung kann grundsätzlich in unterschiedlichen Organisationsformen durchgeführt werden, beispielsweise innerhalb der Kommunalverwaltung als Amt für Wirtschaftsförderung, als eine dem Bürgermeisteramt zugeordnete Stabsstelle oder in einer privatrechtlichen Organisationsform. In der Stadt Rüsselsheim sind die Aufgaben der Wirtschaftsförderung auf Bereiche der Stadtverwaltung und die privatrechtlich organisierte Stadtentwicklungsgesellschaft verteilt. Der Bereich Wirtschaftsförderung und Stadtentwicklung ist in der Stadtverwaltung beim Fachbereich Stadtentwicklung und Strategische Planung angesiedelt, ferner wurde die Stadtentwicklungsgesellschaft Rüsselsheim mbH & Co. KG gegründet. Durch diese Kombination sollen die 74 Rüsselsheim 2020 Vorteile der beiden Organisationsformen für Rüsselsheim realisiert werden. Die Einbindung in die Kommunalverwaltung soll den Informationsfluss zwischen Verwaltung und Wirtschaftsförderung und die Mitwirkung bei städtischen Entscheidungen begünstigen, gleichzeitig soll die privatrechtliche organisierte Stadtentwicklungsgesellschaft die Flexibilität der Wirtschaftsförderung erhöhen. Von Seiten der Unternehmen besteht jedoch generell die Forderung an die Stadt Rüsselsheim nach klar definierten und transparenten Zuständigkeiten und zentralen Ansprechpartnern. Die organisatorische Zuordnung der strategischen Planung zum Bereich Wirtschaftsförderung und Stadtentwicklung einerseits und deren operative Durchführung inklusive Flächenvermarktung durch die Stadtentwicklungsgesellschaft andererseits irritieren hierbei. In der Außenwahrnehmung, vor allem für externe Unternehmen, kann die momentane Zweiteilung der Wirtschaftsförderung zu Unklarheiten hinsichtlich des konkreten Ansprechpartners führen. Kurzfristig sollte im Rahmen der einheitlichen Außendarstellung eine „optische Fusion“ dieser beiden Organisationen erfolgen, so dass Unternehmen einen zentralen Ansprechpartner im Bereich Wirtschaftsförderung erhalten. Mittelfristig ist die Effektivität dieser Organisationsform speziell für Rüsselsheim zu überprüfen. Nach Erfahrungen der Hessen Agentur kann eine Zusammenführung des Bereichs Wirtschaftsförderung mit der Stadtentwicklungsgesellschaft in eine städtische GmbH bei einer gleichzeitigen Kompetenzerweiterung die Wirtschaftsförderung weiter stärken. Die Stadtentwicklungsgesellschaft sollte als Instrument der Stadtentwicklung und des Stadtumbaus begriffen werden. Die Gesellschaft sollte beispielsweise Grundstückskäufe tätigen können und Veräußerungserlöse reinvestieren dürfen, um strategisch wichtige Stadtumbaumaßnahmen zu befördern bzw. kontraproduktive Maßnahmen zu verhindern. In diesem Zusammenhang ist es notwendig, dass die Entwicklung strategisch relevanter kommunaler Liegenschaften durch die Stadtentwicklungsgesellschaft gesteuert wird. Hauptakteur: Wirtschaftsförderung Rüsselsheim/ STEG Zielgruppe: Akteure der Wirtschaft Umsetzungshorizont: kurzfristig („optische“ Fusion). Mittelfristig (bis 2011) Organisationsform prüfen. 75 Rüsselsheim 2020 Regelmäßige Zeit- und Maßnahmenüberprüfung anhand quantifizierbarer Faktoren Zur Verbesserung des Wirkungsgrads im Bereich Wirtschaftsförderung sollten regelmäßige Zeit- und Maßnahmenüberprüfungen anhand quantifizierbarer Faktoren vorgenommen werden. Hierzu müssen von der Wirtschaftsförderung umzusetzende Maßnahmen spezifische und somit operationalisierbare, prüffähige Zielsetzungen erhalten. Voraussetzung für diesen Vorgang ist eine quantitative Vorgabe, beispielsweise zur prozentualen Erhöhung der Selbstständigenquote in Rüsselsheim. Auch eine klare Definition, bis wann das spezifische Ziel durch die Maßnahme bzw. das Maßnahmenbündel erreicht werden soll, ist notwendig. Hierdurch wird es ermöglicht, die Wirkungen der durchgeführten Maßnahmen (z.B. Auswirkungen der Maßnahmen zur Unterstützung der Existenzgründer) zu ermitteln und bei Bedarf die Maßnahmenumsetzung anzupassen. Hauptakteur: Wirtschaftsförderung Rüsselsheim/ STEG Zielgruppe: Alle an der Umsetzung von Maßnahmen beteiligte Akteure Umsetzungshorizont: Kontinuierlich. 76 Rüsselsheim 2020 Oberziele Handlungsschwerpunkte 4.2 Innenstadt aufwerten Handlungsschwerpunkt Aufgabenfelder Innenstadt und Einzelhandel spielen für die Identifikation der Bürger und Unternehmen mit ihrer Stadt eine wichtige Rolle. Sie bestimmen zum großen Teil das Bild der Stadt nach innen und außen. Die Attraktivität der Innenstadt und des Einzelhandels beeinflussen als Standortfaktor darüber hinaus stark die Themenbereiche Wohnen, Wirtschaft, Infrastruktur, Integration und Kultur. Rüsselsheim verfügt über eine Kaufkraftkennziffer von 111,3 (Markt und Standort Beratungsgesellschaft mbH 2005), die zwar über dem Bundesdurchschnitt, aber im untersten Segment des Gebietes des Planungsverbands (Planungsverband Ballungsraum Frankfurt/ Rhein-Main 2006) liegt. Die geringe Umsatzkennziffer von 85,3 (Atis Real Consult GmbH 2006) in Verbindung mit der genannten guten Kaufkraftkennziffer deutet auf ein noch auszuschöpfendes Potenzial hin. Die Rüsselsheimer Innenstadt ist kompakt und fußgängerfreundlich, Parkplatzprobleme existieren nicht. Das große Potenzial, das in der Entwicklung des Opel Forums liegt, der Wochenmarkt und einzelne Einzelhandelsgeschäfte werden von den Experten besonders hervorgehoben. Auch die Umgestaltung des Bahnhofs wird positiv bewertet. Insgesamt jedoch werden die Innenstadt und das Angebot des Einzelhandels negativ beurteilt: das Angebot sei lückenhaft, die Ladenöffnungszeiten nicht kundenorientiert, wichtige Innenstadtfunktionen fehlen, die Aufenthaltsqualität wird von den Experten als gering eingestuft: „Die Fußgängerzonen in Rüsselsheim oder in Höchst sind arg heruntergekommen.“18 Verbesserungen in der Innenstadt werden zu Querschnitts-Effekten führen: Alle drei Oberziele (Image, Aufgeschlossenheit und wirtschaftliche Diversifikation) werden hiervon berührt. Zur Aufwertung der Innenstadt liegen umfangreiche Gutachten vor. Allein der „Rahmenplan Innenstadt Rüsselsheim“ (Januar 2006) listet über 40 Einzelmaßnahmen bis zum Jahr 2013 auf, die z.T. komplexe Planungs- und Abstimmungsverfahren erfordern. Hier gilt es Schwerpunkte zu bilden und jeweils die Bedeutung einer Maßnahme für die gesamte Innenstadt und damit für Rüsselsheim insgesamt und für die Region zu bewerten. Die Achse Schiffsanleger, Mainpforte, Marktplatz, Marktstraße, Opel Forum bis zum Bahnhof (als städtebaulichem Auftakt) bildet das Rückgrat für die gesamte Innenstadt. Mit der anstehenden Entwicklung auf dem F-Gelände (Opel-Areal südlich der Bahntrasse) können sich Ansatzpunkte für eine Verlängerung dieser Achse in die Darmstädter Straße ergeben. Die Sophienpassage stellt allerdings in ihrer derzeitigen Gestaltung kein adäquates Bindeglied zwischen Bahnhofsplatz und neuen Nutzungen auf dem F18 „Senioren bestimmen das Bild“, Wiesbadener Kurier, 26.07.06, Seite 2. 77 Rüsselsheim 2020 Gelände dar. Entlang der vorgenannten Achse sollten zunächst Aktivitäten und Maßnahmen gebündelt werden. Mit der Durchführung der Städtebaulichen Sanierungsmaßnahme wurde bereits ein erster Schritt zu Verbesserungen getan. Flankierend dienen auch die Umgestaltung des Friedensplatzes bzw. des Eingangs zum Stadtpark sowie die Umgestaltungsmaßnahmen im Mainvorland der Aufwertung der Innenstadt. Ebenfalls eingeleitet sind die Themen Wohnen in der Innenstadt und Ansätze zur Aufwertung des Westends. Aufgabenfelder Der Handlungsschwerpunkt „Innenstadt aufwerten“ umfasst die folgenden Aufgabenfelder: Opel Forum als Impulsgeber nutzen Einkaufsmöglichkeiten und Angebotsvielfalt entwickeln Öffentlichen Raum qualifizieren Multifunktionalität und äußeres Erscheinungsbild der Innenstadt kennzeichnen das komplexe Tätigkeitsfeld: Sicherung der Nahversorgung, Spezialisierung des Einzelhandels (Erlebniseinkauf), Wiederbelebung der Wohnfunktion, Präsentation baukulturellen Erbes, Anerkennung als Ort der sozialen Integration, Identifikationskern mit Ambiente. Der in den 50er Jahren geplante Maßstabssprung hin zu über 100.000 Einwohnern hatte in Rüsselsheim massive stadtstrukturelle Umgestaltungen zur Folge, die die hisBebauung am Europaplatz, Rüsselsheim torische Kleinteiligkeit im Innenstadtkern zu einem großen Teil beseitigten. Andererseits stehen aber auch heute noch kleinteilige Parzellierung historischen Ursprungs und damit zum Teil einhergehende kleinteilige Eigentumsstrukturen heutigen Nutzungsanforderungen gegenüber. Als „Identifikationskern mit Ambiente“ tut sich der Rüsselsheimer Innenstadtkern schwer. Trotz der historischen Achse (vom Bahnhof zur Mainpforte), einzelner baukulturell wertvoller Gebäude (Bebauung am Marktplatz, Opelportal, „Kultobjekte“ der 50er bis 70er Jahre) und zum Teil hoher Investitionen in den privaten und öffentlichen Raum (diverse Passagen, Löwenplatz) ist die Aufenthaltsqualität nicht sehr hoch. Löwenplatz nach 18 Uhr, Rüsselsheim In Rüsselsheim wurden in diesem Bewusstsein bereits verschiedene Gutachten Freiflächenkonzept und Innenstadt Konzepte erarbeitet: Rüsselsheim (1999), Fassadenleitbild (2002), Städtebauliche Voruntersuchung 78 Rüsselsheim 2020 zur Neuordnung der südlichen Randbebauung an der Frankfurter Straße zwischen Friedensplatz und Marktstraße (2003), Leitbild Stadtquartier Westend (2003), Die Stadt Rüsselsheim als Einzelhandelsstandort unter besonderer Berücksichtigung der Innenstadt (2003), Entwicklungskonzept Karstadt-Areal in Rüsselsheim (2004), Rahmenplan Innenstadt (2006), Wohnen in der Innenstadt (2006) sowie die vorbereitenden Untersuchungen der Städtebaulichen Sanierungsmaßnahme in 2004. Die weitaus meisten der dort getroffenen Aussagen sind richtig. Alle formulierten Maßnahmen umzusetzen, überstiege allerdings bei Weitem die Ressourcen der Stadt. Es geht folglich um die Konzentration der Mittel auf die entscheidenden Punkte, eingebettet in einen längerfristigen strategischen Prozess. „Neue Märkte und Zielgruppen“, „Profilierung“ und „Unterstützung des Nutzungswandels“ sind die Überschriften für den Charakter des langfristigen Handlungsschwerpunktes „Innenstadt aufwerten“, aus dem in diesem Konzept die Aufgabenfelder Opel Forum, Einkaufsmöglichkeiten und öffentlicher Raum fokussierend herausgegriffen wurden. 1. Neue Märkte und Zielgruppen: Altersgruppengerechte Dienstleistungen (in den Sparten Einzelhandel, Gastronomie, Hotellerie, Kultur, Gesundheit), Angebote für ethnische Gruppen (Einzelhandel, Kultur), für Mitarbeiter innenstadtansässiger Betriebe (Gastronomie, tägl. Bedarf), für Frauen (Einzelhandel, Ausstattungsmerkmale) und für Autofans (Einzelhandel). 2. Profilierung: Umgang mit Denkmälern (Opel Altwerk) und historischem Bestand (Schäfergassenviertel, Einzelgebäude), mit dem öffentlichen Raum und mit Neubauvorhaben (Mainblock) sowie Aufwertung des Bestandes (v.a. an der Mainpforte, Werbeanlagensatzung, Fassadenleitbild), in Wert setzen des Stadtparks und des Mainufers. 3. Unterstützung des Nutzungswandels: Die Kulturwirtschaft gehört entgegen dem herkömmlichen Einzelhandel zu den wenigen Wachstumsbranchen (Opaschowski 2002); der Anteil der „regelmäßigen Kulturangebotsnutzer“ hat sich seit Mitte der 80er Jahre verdoppelt. Auch der Bildungssektor ist im Zuge des demografisch bedingten Konzentrationsprozesses ein idealer Nutzer und Frequenzbringer für die Innenstadt (Erreichbarkeit, Infrastrukturangebot). Beides bedarf, anders als die Produkte der ökonomischen Globalisierung, der persönlichen Begegnung, der sozialen (auch interethnischen) Kommunikation. 79 Rüsselsheim 2020 Tabelle 10 Aufgabenfelder und Maßnahmen des Handlungsschwerpunkts „Innenstadt aufwerten“ Aufgabenfeld Maßnahmen* Opel Forum als Impulsgeber nutzen Opel Forum als Impuls für Innenstadtentwicklung aktiv begleiten Sichtbar- und Erlebbarmachen der Industriearchitektur Durchlässigkeit des Opel Forums zur Verknüpfung mit der Innenstadt Opel Forum als attraktiven innerstädtischen Wohnstandort nutzen Einkaufsmöglichkeiten und Angebotsvielfalt im Innenstadtkern entwickeln Zügige Maßnahmenentwicklung und Umsetzung unter Berücksichtigung neuerer Einzelhandelsentwicklungen Kooperationen zum Einzelhandelsbesatz in Opel Forum und Innenstadt Einbinden ausländischer Einzelhändler Business Improvement District initiieren Nutzungen aus dem Infrastrukturgürtel verlagern Öffentlichen Raum qualifizieren Mainuferentwicklung Inszenierung vorhandener Industriekulturpotenziale Strukturkonzept zum öffentlichen Raum *Zentrale Maßnahmen werden in fetter Schrift vorangestellt Quelle: HA SEG 80 Rüsselsheim 2020 Oberziele 4.2.1 Opel Forum als Impulsgeber nutzen Handlungsschwerpunkte Aufgabenfelder Opel Forum als Impuls für Innenstadtentwicklung aktiv begleiten Derzeit bietet die Adam Opel GmbH die zentral gelegenen Teilbereiche der Altwerksanlagen (Gebäudekomplexe A-D/ ehemalige Hauptverwaltung und F-Areal) zum Verkauf an. Mit einer Grundstücksgröße von ca. 98.000 qm soll das geplante Entwicklungsprojekt „Opel Forum“ als Standort für Büro-, Einzelhandels-, Wohn- und Hotelnutzung entwickelt werden. Das Opel Forum vereint eine Reihe von Merkmalen, die es als das herausragende Projekt für Rüsselsheim kennzeichnen: • Optimale Lage im Innenstadtkern, • Repräsentative Eingangssituation, • Einmalige Industriearchitektur, • Identifikation der Bevölkerung und • Ideale Anbindung an den regionalen und überregionalen öffentlichen Verkehr. Ohne zu übertreiben kann hier von dem bei weitem „Opel Forum“ wichtigsten Projekt der Stadtentwicklung in Rüsselsheim Der Name Opel Forum wurde bewusst gewählt, gesprochen werden. Und es kommt gerade noch rechtzeitig, um den neuen Nutzungen in den historischen denn der „trading down“ Prozess19 in der Innenstadt ist seit Gebäuden einen modernen Titel zu geben. einigen Jahren im Gange. Inzwischen setzen faktische Wertverluste innerstädtischer Immobilien ein. Ein Industriekulturdenkmal vom Rang des Opel-Altwerks wird mit dem Begriff „Forum“ Die Neunutzung des historischen Werks hat zwei Funktionen: u.E. nicht ausreichend gewürdigt und zwar in eine (externe) imagebildende für Rüsselsheim insgesamt und dem Sinne, dass Authentizität verloren geht. für seine Profilierung und Bekanntheit in der Region sowie Ein neuer Name, der der Historie Rechnung eine (interne) als Nukleus für die Innenstadtentwicklung als trägt, dient eher dem Image der Stadt und der Zentrum öffentlichen Lebens und als identitätsbelebender Marke Opel. Impuls. Bsp.: Das Weltkulturerbe der UNESCO heißt weiterhin „Zeche Zollverein“ auch wenn es heute Designzentrum/ Museum und Hoch- Das Interesse von GM ist, das Gelände ohne finanziellen Verlust zu vermarkten, seinem eigenen Entwicklungs- und Produktionsstandort einen attraktiven Imageträger hinzuzufügen schulstandort ist. und die Bindung an die Marke Opel zu manifestieren. Das Interesse der Stadt muss es sein, diesen wichtigsten Ort ihrer Innenstadt und ihrer Identität als einmalige Chance zu sehen und mitzugestalten. 19 "Trading down" bezeichnet den Trend zum Ersatz höherwertiger und -preisiger Angebote durch niedrigpreisige Angebote. Damit einher geht häufig eine Verflachung (Banalisierung) des Angebotes, des Ladenbaus, der Außenwerbung wie auch des Qualifikationsniveaus der Beschäftigten. 81 Rüsselsheim 2020 Um die beabsichtigte Initialzündung zu erreichen sollten eine Vielzahl unterschiedlicher Funktionen im Opel Forum etabliert werden: Kultur (automobile Kultur, öffentliche Kultur der Stadt Rüsselsheim, private Kultur wie z.B. Ateliers und Künstlerwohnungen), Handel (zielgruppenorientierte Angebote und Services, Ergänzung der Nahversorgung des täglichen Bedarfs für die Innenstadt, internationale Waren), Gastronomie (vom Frühstück bis in die Nacht, Nutzung der Atmosphäre der Industriekultur), Dienstleistungen/ Freizeit (Wellness/ Fitness/ Tanz/ Kampfsport, Medizin/ Rehabilitation/ Geburtshilfe, Hotel) und Wohnen (Lofts und Maisonetten, Ateliers, studentisches Wohnen, siehe auch Handlungsschwerpunkt „Wohnen attraktiver gestalten“). Der zukünftige Einzelhandelsstandort Opel Forum sollte ein komplementäres Element zum bestehenden Einzelhandel sein. Im Idealfall gleicht das neue Angebot die bestehenden Angebotsdefizite aus und gibt den Impuls zu Verbesserungen des Einzelhandels im Bestand. Mit neuen Attraktionen können Kunden gewonnen werden, die die Rüsselsheimer Innenstadt sonst nicht besuchen. Waren des täglichen Bedarfs wurden in der Vergangenheit an dezentralen Standorten ausgebaut. In guter Qualität fehlt dieses Segment in der Innenstadt. Die ins Auge gefasste Integration eines „Opelmuseums“ wird Besucher aus dem ganzen Rhein-Main-Gebiet und darüber hinaus anziehen können. Das Konzept des „Meilenwerks“ aus Berlin (und neuerdings Düsseldorf) könnte im Opel Forum für das Rhein-Main-Gebiet übertragbar sein. Diese Geschäfts- und gleichzeitig Technikkulturidee könnte geradezu ideal die Potenziale des historischen Werks nutzen. Die quantitative und qualitative Anziehung von Kunden wird verknüpft mit der Präsentation und Pflege des „Kulturgutes Auto“. Ein gewisser Konflikt besteht in der „Markentreue“ zu Meilenwerk Düsseldorf zur Eröffnung am 17.09.06 Opel, denn das Meilenwerk-Konzept sieht ausdrücklich die Vielfalt der Marken und Preisklassen bei den ge- zeigten Automobilen vor. Es ist sicherlich möglich und naturgemäß zu erwarten, dass sich allein aus dem vorhandenen Know-how und den örtlichen Kunden ohnehin ein Schwerpunkt für Opel bilden wird. Unter Umständen sind spezielle Vereinbarungen mit den Betreibern zu treffen. In der Kombination eines Opelmuseums und der Ergänzung durch das „Meilenwerk“ liegt kein Widerspruch. Außerdem wäre das „Meilenwerk“ ein willkommener Frequenzbringer zahlungskräftiger Kunden für den Einzelhandel. Dem Thema Kultur ist ein eigener Handlungsschwerpunkt gewidmet (siehe Kapitel 4.5). Zum neuen Leben im Opel Forum gehört zwingend eine kulturelle Komponente. In der 82 Rüsselsheim 2020 Meilenwerk – Forum für Fahrkultur einmaligen Kombination von Industriearchitektur und Flächenverfügbarkeit sollte es möglich sein, eine Drei Jahre nach Inbetriebnahme des ersten Meilenwerks multifunktionale Studio-Bühne einzurichten. Sie kann in Berlin (12.000 qm in einem ehemaligen Straßenbahn- für Theater, Vereine, Konzerte, Lesungen, Opel- depot) ist im September 2006 in Düsseldorf das zweite Events – kurz Veranstaltungen vielfältigster Art – Meilenwerk (19.000 qm) in einem denkmalgeschützten genutzt werden. Dabei erfüllt sie mehrere Funktio- Ringlokschuppen eröffnet worden. nen: 1. sie ist das Element, um das Opel Forum von Es bietet: Einkaufscentern, wie sie z.B. gerade aufwändig am Alles unter einem Dach für Eigentümer und Fans Flughafen (Airrailcenter) und im nahe gelegenen klassischer Autos (auch Motorräder) Weiterstadt entstehen, zu unterscheiden (auch übli- Mode, Literatur, Modelle, aber auch Versiche- che rung, Leasing rund um klassische Autos Umgebung an mehreren Standorten entwickelt), 2. in Servicezentrum (Werkstätten, Clubs, Garagen) Kombination Eventlocation mit Gastronomie Werksambiente bietet sich die Chance für einen im In Düsselsdorf 120 Mitarbeiter Rhein-Main-Gebiet einmaligen Veranstaltungsort, 3. In Berlin 400.000 Besucher pro Jahr im Zusammenspiel mit dem zu gestalteten Classic- Verbrauchermarktzentren mit dem werden exklusiven in der historischen Vom kultigen Käfer bis zur kostspieligen Rarität wird das Center werden Zielgruppen erreicht, mit denen man ganze Spektrum der Szene zu moderaten Preisen ausge- sich in Rüsselsheim bisher schwer tut, nämlich den stellt. höher qualifizierten, freizeitorientierten 30- bis 45Jährigen. Airrailcenter (Hotel, Büros, Praxen, Einzelhandel/ Gastronomie) (Quelle: www.ivg.de und www.immobilienzeitung.de vom 06.10.06) Der Dialog zwischen GM, verschiedenen Ämtern der Stadtverwaltung, der Stadtentwicklungsgesellschaft Investor: Fraport/ IVG und der Landesdenkmalpflege ist bereits intensiv im Gesamtfläche 117.000 qm, 60.000 qm im 1. Abschnitt Gange. Demnächst wird die Entscheidung für einen Baubeginn: noch in 2007 Investor getroffen. Eine fachbereichsübergreifende Einzelhandel/ konstante stadtinterne Projektgruppe „Opel- Gastronomie: 3.500 qm Werksgelände“ ist notwendig, die für den Investor/ Investition: 660 Mio Euro GM und die Landesdenkmalpflege ein verlässlicher Partner ist und die die städtischen Interessen Weiterstadt (nur Einzelhandel/ Gastronomie) bündelt und vertritt. Dies ist umso bedeutender, als (Quelle: www.sonaesierra.com vom 06.10.06) davon auszugehen ist, dass sich auf lange Sicht für Investor: Sonae Sierra weitere Gesamtfläche 56.000 qm Nutzungsänderungen Fertigstellung: 2008 besteht frühzeitig Raum für eine konzeptionelle Parkplätze: 2.750 Herangehensweise und der wichtigste Arbeitgeber Investition: 200 Mio Euro der Stadt wäre in einen Informationsaustausch Werksareale neue Nutzungen ergeben können. oder Damit eingebunden. Opel Forum (Quelle: „Aufforderung zum Kaufangebot“ von Jones Lang LaSalle im Auftrag von GM Europe 2006) Hauptakteure: Fachämter der Stadtverwaltung, STEG, Landesdenkmalpflege, Investoren, GM Gesamtfläche: 163.800 qm (Bebauung) 83 Rüsselsheim 2020 Zielgruppen: Bürger der Stadt Rüsselsheim und der Region, Gäste und Touristen aus dem gesamten Bundesgebiet, Autoklassiker-Szene Umsetzungshorizont: Unmittelbare Bildung der Projektgruppe (ab November 2006 sollen laut Ausschreibung Verhandlungen mit potenziellen Käufern geführt werden), danach kontinuierliche Begleitung. Sichtbar- und Erlebbarmachen der Industriearchitektur Schon lange vor Frank O. Gehrys spektakulärem Guggenheim-Museum in Bilbao haben Bauherren den „Bilbao-Effekt“ genutzt, um mit signifikanten Gebäuden Unternehmens- oder Stadtmarketing im weitesten Sinne zu betreiben. Architektur visualisiert unternehmerische Innovationskraft, Kreativität oder Solidität des Firmensitzes. Dem folgen etwa die Commerzbank oder Lufthansa schon lange, nunmehr aber auch immer mehr Unternehmen, die die Marketingwirkung guter Architektur erkannt haben. Eisbahn Kokerei Zollverein, Essen 2005/ 2006 Nicht nur bezogen auf die Stadt Rüsselsheim, sondern für die gesamte Region Rhein-Main und das Land Hessen sind die Gebäude des Opel Altwerks einmalig. Es sind exemplarische Industrieanlagen, die Zeugnis ablegen von bedeutenden historischen Ereignissen in der Unternehmensmentieren und Industriegeschichte. bauhistorisch bzw. Sie technisch doku- wichtige Leistungen in Architektur und Ingenieurwesen und haben darüber hinaus in Rüsselsheim räumlich-städtische Qualitäten durch die Lage an der historischen Achse zum Fluss. Im Ruhrgebiet, aber auch andernorts, sind solche Stätten erfolgreich mit neuem Leben gefüllt worden. Zum Teil mit Einkaufen in der ehemaligen Kaue der Alten Zeche, Waltrop immenser öffentlicher Förderung und hohen Folgekosten, zum Teil aber auch mit sehr geringen Mitteln. In jedem Fall aber mit einem enormen Gewinn für den Struktur- und damit Imagewandel des Ruhrgebiets, seiner Städte und Freiräume, insbesondere z.B. Dortmund oder Essen. Als einen „historischen Komplex mit höchstem Entwicklungspotenzial an einem idealen Standort“ benennen die Immobilienberater der GM Europe GmbH das Opel Forum. Auch sie gehen aufgrund des hohen Stellenwerts des Umbauprojekts von einer positiven Wirkung für das Gesamtimage der Stadt und von einer einzigartigen Darstellungs- 84 Rüsselsheim 2020 möglichkeit für Unternehmen aus.20 Die Herausforderung, das komplexe Vorhaben der Umnutzung des Opel Forums umzusetzen, bedarf einer verlässlichen Partnerschaft aus Investor, GM, Projektgruppe der Stadtverwaltung und des Landesamts für Denkmalpflege mit dem Ziel, die Industriearchitektur für die Stadt und ihre Gäste als Anziehungspunkt und Markenzeichen zu entwickeln. Diesen Wirtschafts- und Imagefaktor zu nutzen, ist eine kurzfristig Erfolg versprechende Chance der Rüsselsheimer Stadtentwicklung. Hierfür bedarf es aber auch eines stabilen politischen Konsenses über die Position der Stadt zu den Eckpunkten der Neuentwicklung. Hauptakteure: Fachbereichsübergreifende Projektgruppe (s.o.), STEG, Landesdenkmalpflege, Investoren, GM, einzelfallbezogen Initiativen aus der Bürgerschaft Zielgruppen: Bürger der Stadt Rüsselsheim und der Region, Gäste und Touristen, Architekturtouristen Umsetzungshorizont: Museum (Umbau von Herzog de Meuron) in der Küppersmühle (ehem. Getreidespeicher), Duisburg Unmittelbare Einrichtung der regelmäßigen Arbeitsgespräche mit GM, Investor und Landesdenkmalpflege. Durchlässigkeit des Opel Forums zur Verknüpfung mit der Innenstadt Das zur Umnutzung anstehende Areal bildet eine „Stadt in der Stadt“ mit eigener Erschließung. Durch die zukünftige Zäsur zwischen produzierendem Opel Werk und der öffentlichen Neunutzung des Opel Forums ist eine saubere Trennung der beiden Bereiche notwendig, dies hat Konsequenzen für die Erschließung des Areals. Dieser Punkt ist ganz wesentlich, da für eine zu erwartende Nutzung durch Einzelhandel, Kultur wie auch Dienstleistungseinrichtungen die unmittelbare Erreichbarkeit mit dem Auto und der ruhende Verkehr eine große Rolle spielen werden. Die bestehende Zufahrt im Hauptportal, die zukünftig Kunden und Gäste als Fußgänger einladen soll, kann dies nicht leisten. Der Bahnhofsplatz mit dem Hauptportal stellt mit dem neuen Bahnhofsgebäude, dem Schauburg-Gebäude und den neuen Fassaden vis à vis des Bahnhofs einen neuen Stadteingang für Rüsselsheim dar. Nicht nur ein repräsentativer Charakter, auch die Durchlässigkeit im Gegensatz zur derzeitigen sowohl tatsächlichen als auch „gefühlten“ Geschlossenheit des Opel Forums sind elementar für die Innenstadtentwicklung. Insofern ist zu prüfen, inwieweit eine weitere bauliche Öffnung in Einklang mit dem Denkmalschutz im Bereich B4/ B5 möglich ist. Ziel ist, die Besucher in die Markstraße weiterzuleiten. Das F-Gelände des Opel-Areals (potenzieller Hotel-Standort) kann über Darmstädter Straße/ Grundweg bzw. Darmstädter Straße/ Elisabethenstraße erreicht werden. Der 20 Jones Lang LaSalle: „Aufforderung zum Kaufangebot“ im Auftrag von GM Europe, Frankfurt am Main 2006. 85 Rüsselsheim 2020 Austausch zwischen beiden Bereichen erfolgt über die Sophienpassage und gegebenenfalls die Öffnung der Fußgängerbrücke westlich von Gebäude D17. Aufgrund der weiten Wege sollten beide Bereiche angefahren werden können und Parkplätze bieten. Das Parken innerhalb des Opel Forums darf nicht im Konflikt mit den hier formulierten Ansprüchen an gehobenes Wohnen stehen. Hauptakteure: Fachbereichsübergreifende Projektgruppe (s.o.), STEG, Landesdenkmalpflege, Investoren, GM, Forum Handel, Treffpunkt Innenstadt Rüsselsheimer Stadtmarketing e.V. Zielgruppen: Touristen, Kunden, Besucher Umsetzungshorizont: Innerhalb der regelmäßigen Arbeitsgespräche der Stadt mit GM, Investor und Landesdenkmalpflege bereits während der Konzeptphase ab 2007. Opel Forum als attraktiven innerstädtischen Wohnstandort nutzen Das Opel Forum ist einer der ganz wenigen Standorte in der Rüsselsheimer Innenstadt, an dem gehobenes Wohnen denkbar ist. Nähere Ausführungen hierzu sind im Aufgabenfeld „Attraktive moderne Wohnangebote schaffen“ und dort unter der Maßnahme „Qualitativ hochwertiges Wohnangebot für mittlere/ hohe Einkommensgruppen in der Innenstadt stärken“ (im Kapitel 4.3.2) zu finden. 86 Rüsselsheim 2020 Oberziele Handlungsschwerpunkte Aufgabenfelder 4.2.2 Einkaufsmöglichkeiten und Angebotsvielfalt entwickeln Zügige Maßnahmenentwicklung und -umsetzung unter Berücksichtigung neuerer Einzelhandelsentwicklungen Die Einzelhandelsstruktur in der Innenstadt erscheint bislang schlecht vorbereitet auf die sich abzeichnenden Entwicklungen im Konsumverhalten einzelner Käufergruppen. Der Planungsverband benennt die Merkmale sich neu formierender Adressaten in seiner aktuellen Veröffentlichung (Planungsverband Ballungsraum Frankfurt/Rhein-Main 2006) wie folgt: Senioren: qualitätsbewusst, serviceorientiert, kritisch + konsumerfahren, kaufkräftig, markenorientiert, Junge Menschen/ Singles: konsumfreudig, convenience-orientiert, z.T. hoher Qualitätsanspruch, teure und exklusive Produkte, kleine Verpackungsgrößen, internet-orientiert und Ausländer/ Migranten: konsumfreudig, marken-/ qualitätsorientiert, spezielle Produkte . Insgesamt kann zukünftig auch nicht von einer Steigerung der Kaufkraft ausgegangen werden. Wachstumschancen im Einzelhandel werden daher gesehen in: Nischen (Gesundheit/ Wellness/ Fitness, Pharma/ Kosmetik, Sport/ Freizeit, Bildung), erlebnisorientiertem Einkauf (hoch-/ höchstwertige Angebote in innerstädtischen Lagen, möglichst mit Zusatzangeboten im Bereich Freizeit, Kultur, Gastronomie) und Versorgungseinkäufen (von Anbietern in verkehrsgünstiger Lage). Adam-Opel-Straße, Rüsselsheim Dieser Entwicklung fallen vor allem die Nahversorgung in den Stadtteilen und angestammte Fachgeschäfte in der Innenstadt, die nicht zu diesen „Wachstumsnischen“ gehören, zum Opfer. Die Versorgung mit Gütern des täglichen Bedarfs könnte im Innenstadtkern Rüsselsheims attraktiver sein. In der Vergangenheit wurde Standorten in Innenstadtrandlage der Vorzug gegeben bzw. in der Innenstadt standen keine ausreichenden Flächen für einen größeren Drogeriemarkt oder einen Vollsortimenter zur Verfügung. Durch die Anordnung von Discountern und Vollsortimentern in den Innenstadtrandlagen dürfte im Opel Forum nur noch wenig Potenzial für eine leistungsfähige Kombination aus Vollsortimenter/ bisher fehlendem Bio-Supermarkt und umfangreich sortier87 Rüsselsheim 2020 tem Drogeriemarkt mit ergänzenden regionalen Obst- und Gemüseanbietern oder internationalen Spezialitäten vorhanden sein. Dieses Angebot würde dort auf einen Schlag eine sehr hohe Frequenz und eine hochwertige Vollversorgung in der Innenstadt bedeuten. Da diese Kombination vermutlich nicht realisierbar ist, wird zumindest empfohlen, einen Bio-Supermarkt mit Bistro im Opel Forum zur Ergänzung der Versorgung des täglichen Bedarfs anzusiedeln. Sowohl das GMA-Entwicklungskonzept zum Einzelhandel (vgl. Sobotta, Angelina; Berger, Peter U. 2003a) als auch das „Verträglichkeitsgutachten für den Handelsstandort Alzeyer Straße“ (vgl. Markt und Standort Beratungsgesellschaft mbH 2005) definieren Bekleidung, Elektro-, Sport-, Schreib- und Spielwaren sowie Haushaltswaren und Einrichtung als diejenigen Segmente, in denen noch ein nennenswerter Bedarf in Rüsselsheim besteht. Das GMA Entwicklungskonzept übt deutliche Kritik am „werblichen Erscheinungsbild“ hinsichtlich der Fassaden, Werbeanlagen, Vordächer, Ladenfronten, Ladeneingängen/ Passageneingängen und Schaufenstern. Dies führe zu einer „erheblichen Abwertung der Standortqualität der Stadtmitte im Hinblick auf künftige Einzelhandelsinvestitionen“. Mit dem Fassadenkonzept hat die Stadtverwaltung bereits eine klare Richtschnur für eine Aufwertung vorgegeben. Auch hier lässt die Umsetzung auf sich warten, da laut Experten die Eigentümer kaum Investitionsbereitschaft zeigen. Der Fortschritt der Städtebaulichen Sanierungsmaßnahme muss intensiviert werden. Die Eigentümer müssen auf verschiedenen Ebenen (Forum Handel, Treffpunkt Innenstadt, Sanierungsträger) Marktstraße, Rüsselsheim vom Gewerbeverein, Investieren und Kunden, vom Stadtverwaltung, Ausschöpfen der Fördermöglichkeiten überzeugt werden. Sofortmaßnahmen: 1. einheitliche Öffnungszeiten bis mindestens 19 Uhr 2. Schulungen zu Qualitätsbewusstsein und Kundenservice (Organisation durch Forum Handel/ Treffpunkt Innenstadt/ Deutsch-Türkischer Gewerbebund) 3. Durchsetzung der Werbeanlagensatzung 4. Konzept zum Einzelhandelsbesatz in der Innenstadt und im Opel Forum gemäß der oben er- Geschlossen um 18 Uhr, Rüsselsheim wähnten neuen Kundenstruktur und den Hinweisen der vorliegenden Gutachten und Studien (Erarbeitung durch Forum Handel, Treffpunkt 88 Rüsselsheim 2020 Innenstadt, Gewerbeverein und Stadtentwicklungsgesellschaft) 5. Integration der ausländischen Einzelhändler in den Zusammenschluss Hauptakteure: Händler, Dienstleister, Forum Handel, STEG, Treffpunkt Innenstadt Rüsselsheimer Stadtmarketing e.V., Gewerbeverein Rüsselsheim von 1888 e.V., Deutsch-Türkischer Gewerbebund Rheinhessen e.V., Eigentümer, Pächter, Sanierungsträger, Ordnungsamt Zielgruppen: Käufergruppen (s. o.) Umsetzungshorizont: Unmittelbar. Kooperation zum Einzelhandelsbesatz in Opel Forum und Innenstadt Anhand des bestehenden Einzelhandels, der dargestellten neuen Käufertypen und Wachstumschancen sowie der Aussagen des GMA Gutachtens und der Studie zum Handelsstandort Alzeyer Straße kann als Sofortmaßnahme ein zunächst skizzenhaftes Konzept für den Einzelhandelsbesatz im Opel Forum und der Innenstadt erarbeitet werden. Dieses sollte dann in Kooperation mit dem zukünftigen Investor und der Stadt weiterentwickelt werden. Das Opel Forum bietet die Chance für große attraktive Magneteinheiten und Ankernutzungen, die eine Erweiterung des Einzugsbereiches der Rüsselsheimer Innenstadt und eine Steigerung der Gesamtattraktivität bewirken. Da das Opel Forum als Standort voll integriert ist, könnte innerhalb des fußläufig gut erreichbaren Umfeldes von Kopplungseffekten ausgegangen werden. Es wird deutlich, dass sich sowohl die Einzelhändler als auch die Stadt intensiv und konstruktiv mit den Zielen für die sich abzeichnende neue Einkaufsstruktur auseinandersetzen müssen. Hauptakteure: Forum Handel, STEG, Treffpunkt Innenstadt Rüsselsheimer Stadtmarketing e.V., Gewerbeverein Rüsselsheim von 1888 e.V., Deutsch-Türkischer Gewerbebund Rheinhessen e.V., Einzelhändler Innenstadt, Investor des Opel Forums Zielgruppen: bestehende und neue Kunden Umsetzungshorizont: Unmittelbar (sobald ein Investor bestimmt ist). 89 Rüsselsheim 2020 Einbinden ausländischer Einzelhändler Das Potenzial der zahlreichen ethnischen Gruppen in Rüsselsheim scheint weitgehend brach zu liegen. Es sollte unter anderem für die Einzelhandelsstruktur genutzt werden. Bekannt und in anderen Städten etabliert sind italienische und asiatische Feinkostgeschäfte, türkische Obst- und Gemüsehändler mit großem Sortiment oder griechische Gastronomie. Doch das Spektrum könnte wesentlich größer sein: von internationalen Haushaltswaren, Einrichtungsgegenständen, Bekleidung, Bäckereien und Gewürzläden bis hin zum differenzierten Lebensmittelangebot. Die Konzentration solcher Angebote an einer Stelle in der Innenstadt, gegebenenfalls auch im Opel Forum, könnte eine regional bekannte „internationale Spezialitätenmeile“ sein, in der die Gastronomie nicht zu kurz kommt. Dabei ist zu beachten, dass „international“ keinesfalls „billig“ bedeutet. Ein insgesamt stimmiges und attraktives Erscheinungsbild sowie die hohe Qualität der Waren sind unerlässlich. Der Wunsch zu Kooperationen wurde in den Expertengesprächen von allen Beteiligten nachdrücklich betont. Hauptakteure: Deutsch-Türkischer Gewerbebund Rheinhessen e.V., Forum Handel, Einzelhändler der Innenstadt Zielgruppen: Kunden aus Rüsselsheim und der Region Umsetzungshorizont: Unmittelbar. Business Improvement District (BID) initiieren BID’s dienen prinzipiell dem Erhalt, der Revitalisierung und Aufwertung von wirtschaftlich tragfähigen Geschäftsstraßen und damit dem Erhalt der Immobilienwerte. An einem BID müssen sich alle Anrainer über einen Pflichtbetrag beteiligen, der komplett an das BID-Management weiter geleitet wird. Voraussetzung ist die Zustimmung der Mehrheit der Betroffenen. Die Gemeindevertretung muss die Konstituierung eines BID’s beschließen. Kommune und BID schließen im Vorfeld einen Leistungsvertrag ab. Mit diesem Instrument besteht die Möglichkeit für die Einzelhändler, ausgestattet mit einem eigenen Budget gezielt etwas für die Verbesserung ihrer Situation zu tun. Ein BID in der Marktstraße könnte insbesondere ÖffLadengestaltung gemäß Fassadenleitbild, Rüsselsheim nungszeiten, Marketing, Sicherheit, Leerstandsmanagement und Qualität im öffentlichen Raum befördern. Der Vorteil gegenüber klassischen Interessengemeinschaften ist, dass die Durchsetzung von Einzelinteressen kaum möglich ist, ebenso wenig kommen Trittbrettfahrer zum Zug. Es sei an dieser Stelle auf die Stadt Gießen verwiesen, in der kürzlich mehrere BID’s entstanden sind. 90 Rüsselsheim 2020 Hauptakteure: Einzelhändler und Immobilieneigentümer in der Marktstraße Zielgruppen: Käufergruppen Umsetzungshorizont: Zunächst freiwilliger Zusammenschluss, der räumliche Abgrenzung, Maßnahmen und Kalkulationen festlegt. Danach Gründung des BID’s für einen festgelegten Zeitraum. Nutzungen aus dem Infrastrukturgürtel verlagern Die Verlagerung gesamtstädtisch bedeutsamer und Frequenz fördernder Einrichtungen wie Volkshochschule, Musikschule und Stadtbücherei wird ausführlich im Handlungsschwerpunkt „Infrastruktur anpassen“ in Kapitel 4.4 behandelt. 91 Rüsselsheim 2020 Oberziele Handlungsschwerpunkte 4.2.3 Öffentlichen Raum qualifizieren Mainuferentwicklung Aufgabenfelder Städte am Fluss verfügen über einen natürlichen Standortfaktor erster Güte. Ein Flussufer besitzt eine hohe Aufenthaltsqualität, lädt zu Radfahren, Promenieren, Boot fahren und anderen Freizeitaktivitäten ein. Dort verweilt man gerne, besucht Cafés, Restaurants oder Strandbars. Flussufer sind auch beliebte Orte für Feste aller Art. Der Blick aus dem Büro oder der Wohnung auf einen Fluss wird allgemein geschätzt, hier liegen heutzutage häufig teuerste Wohnlagen. Darüber hinaus bieten sich besondere Aussichten auf den vorbeiziehenden Schiffsverkehr, auf die Bewegung des Wassers und die Menschen, die sich am Ufer aufhalten. In den letzten beiden Jahrzehnten haben viele Städte mit zum Teil großen Anstrengungen ihre Stadtkante am Fluss neu entwickelt, mehrspurige Straßen, die den Zugang zum Fluss behinderten, verlegt und die Uferbereiche mit Promenaden, Treppen, Grünzügen etc. aufgewertet (Düsseldorf, Mainz, Frankfurt am Main). Rüsselsheim liegt ebenfalls an einem Fluss! Der Zugang zum Main wird in Rüsselsheim auch nicht durch vorgelagerte Straßen parallel zum Ufer erschwert, vielmehr ist der Main im Bereich der Innenstadt an vielen Stellen zugänglich. Dennoch wurde in der Vergangenheit in RüsAutocontainerschiff auf dem Rhein selsheim viel zu wenig aus diesem Standortfaktor gemacht. Auch in der Region wird kaum wahrgenommen, dass Rüsselsheim am Main liegt und über ein ausgedehntes Mainvorland verfügt. Der Main ist mit der Regionalparkroute und den Fluss begleitenden Radwegen zu einem beliebten Ausflugsziel in der Region geworden. Dass in Rüsselsheim die Strecke bisher nicht am Main weiter geführt wird, beeinträchtigt die Attraktivität der Route an dieser Stelle. Es könnte z.B. einen ganz besonderen Reiz darstellen, die Autoverladung auf Schiffe am Opelhafen zu beobachten. Villa am Mainufer, Rüsselsheim Die Opelvillen mit ihrem guten Kunstprogramm und ihrer Gastronomie als Highlight, aber auch die in unmittelbarer Nähe gelegene Festung und der Stadtpark sind wichtige Elemente mit ebenfalls historischen Bezügen zur Stadtentwicklung Rüsselsheims. Für den Stadtpark sind verbesserte Inszenierungen der Zugangsmöglichkeiten notwendig, in Verbindung mit interessanten temporären Nutzungen (Jazzfestival, Open Air Konzerte, Gartentage). Die Festung 92 Rüsselsheim 2020 sollte ebenfalls vom Main aus zugänglich gemacht werden. Um die Opelvillen im Rhein-Main-Gebiet bekannter zu machen müssen sie stärker beworben werden. Ob ein Umzug des Kulturzentrums „Das Rind“ in die Mainterrassen realisierbar ist, kann im Rahmen dieser Studie nicht beurteilt werden, jedoch wäre es eine ideale Abrundung einer neuen Rüsselsheimer „Mainufermeile“. Eine Reihe der attraktivsten Gebäude und Orte der Stadt liegt am Main (Opelvillen, Palais Verna, repräsentative Wohngebäude, Stadtpark). Im Rahmen der vorgeschlagenen Mainuferentwicklung müssen diese vorhandenen Potenziale aufgegriffen und mit neuen gestalterischen und funktionalen Elementen kombiniert werden. Dies bedeutet das Aufgreifen historischer Bezüge, das Schaffen und das Wiederherstellen funktionaler Verknüpfungen, das Herausarbeiten von Blickbeziehungen und das Schaffen von Grünverbindungen. Die Stadt Rüsselsheim sollte sich in ihrer Außendarstellung ergänzend als Stadt am Main präsentieren. Ufer der Attraktionen – eine Zukunftsperspektive für die neue Mainufermeile: Ufer der Attraktionen: Das Ufer der Attraktionen beginnt bei den Stadien, die per se Publikum anziehen. Es führt weiter über das zur 100-JahrFeier in 2008 renovierte Ruderclubhaus mit attraktiver Gastronomie und Zuschauerstufen am Main, zur Festung, zu den Opelvillen und der Musikschule im Palais Verna (vgl. hierzu Kapitel 4.4.2) zum Stadtpark mit den neu gestalteten Zugängen (unter Bewahrung des geschlossenen Wacht am Rhein, Leverkusen Charakters). An den renovierten Mainterrassen bietet unter anderem das Kulturzentrum „Das Rind“ attraktive Aktionen an. Von dort gelangt man zum Schiffsanleger, mit Sitzstufen am Ufer und Kiosk (verlagert vom Löwenplatz), weiter dann zur Mainpforte, die sich durch eine Neubebauung des Mainblocks zum attraktiven flussseitigen Stadteingang gewandelt hat. Hier entscheiden sich Spaziergänger, ob sie ihren Weg am Main entlang des neuen Weges am Opel-Werk fortsetzen wollen oder den Stadteingang nutzen, Laufkatze im Hafen, Flörsheim 93 Rüsselsheim 2020 um in der Marktstraße einzukaufen und weiter zum Bahnhofsplatz zu gelangen. Blickbeziehungen: Einige Bäume am Flussufer wurden oder werden noch durch die Regionalpark Südwest GmbH entfernt, so dass der Fluss tatsächlich vom Mainvorland aus sichtbar wird und das Geschehen dort – Ruderboote, Transportschiffe, Ausflugsschiffe – beobachtet werden kann. Der Bogen der Laufkatze im Flörsheimer Hafen, die Flörsheimer Warte und der Kirchturm, aber auch die Silos der Firma Keramag und das Opel-Kraftwerk sowie historische Straßenfluchten im Westend sind ein Blickfang und werden in der Dämmerung durch Beleuchtung inszeniert. Für „Probeläufe“ wurde das Luminale Festival genutzt, das Rüsselsheim als preisgünstige Werbekampagne mit nationaler Ausstrahlung aufgegriffen hat. Gastronomie: Sowohl der Ruderclub als auch die Mainterrassen verfügen über frisch renovierte historische Hauptgebäude, auch die Anbauten aus jüngerer Zeit wurden repräsentativ und ihrer Lage entsprechend aufgewertet und laden Besucher aus der ganzen Region ein. Der Ruderclub hat die 100-JahrFeier für die Modernisierung genutzt und hat neuen Zulauf. Die Eigentümer der Mainterrassen haben die finanzielle Förderung aus der Städtebaulichen Sanierungsmaßnahme für die Umgestaltung ausgeschöpft und profitieren von der Lage am Knotenpunkt des Mainuferweges und der innerstädtischen Achse zum Bahnhof. Das Gesicht der Stadt aus der Flussperspektive hat sich gewandelt, die Rüsselsheimer sind stolz auf ihre „historischen“ Attraktionen. Ergänzend werden in Kapitel 4.5.2 Maßnahmen zur Entwicklung des Mainufers für die Freizeitkultur in Rüsselsheim und das Thema Landesgartenschau aufgegriffen. Hauptakteure: Stadt Rüsselsheim, Regionalpark Südwest GmbH, Immobilieneigentümer, Sportvereine, Sanierungsträger Zielgruppen: Bürger und Touristen Umsetzungshorizont: Die Maßnahmen des Regionalparks Ruderclub, Rüsselsheim Südwest sind bereits in der Umsetzung. Weitere kommunale Maßnahmen können aufeinander folgend umgesetzt werden. 94 Rüsselsheim 2020 Verknüpfung und Inszenierung vorhandener Industriekulturpotenziale Das Mainufer und die innerstädtischen Industriedenkmale des Opel-Werks werden von allen Experten als großes Potenzial für Image und Profil der Stadt beurteilt. Sie sind bislang nur sehr begrenzt zugänglich und für eine touristische Nutzung derzeit nicht erschließbar. Historische Bezüge jenseits der Opel-Entwicklung in der Stadtstruktur sind weitgehend unbekannt. Auch andere prominente, attraktive Orte und Gebäude, wie Stadteingänge und einzelne zeittypische Gebäude der Innenstadt, aber vor allem die Opel-Fassade an der Bahnlinie und der Opel-Turm, werden nicht betont. Eine Umsetzung von Ideen und Konzepten kann und sollte im Zuge der Entwicklung des Opel Forums erfolgen. Die Verknüpfung zwischen Mainufer/ Regionalparkroute/ Route der Industriekultur und Opel-Werk sollte an der Mainpforte visualisiert werden. Die bereits aufgestellten Informationsstelen zu attraktiven Punkten der Stadt sind ein erster Schritt, um die historischen Bezüge und die Objekte der Industriekultur auch für Touristen zugänglich zu machen. Die Installation zum Gründungsort der Adam Opel GmbH auf dem Löwenplatz muss in Stand gehalten werden. Aktionen im Rahmen des Tages der Architektur und ein Führer zur Baukultur in Rüsselsheim sind flankierend hilfreich, um die zum Teil unbeachteten Objekte in Wert zu setzen und Bürgern und Besuchern einen neuen Blick auf die Stadt zu ermöglichen. Hauptakteure: Stadt Rüsselsheim, Investor im Opel Forum, Adam Opel GmbH Informationsstele, Marktplatz Rüsselsheim Zielgruppen: Touristen, Bürger der Region Umsetzungshorizont: Abgestimmt mit der Regionalparkroute und der Route der Industriekultur (und Klärung der Finanzierung) können mehrsprachige Hinweisschilder kurzfristig aufgestellt werden. Neue Schwerpunkte beim innerstädtischen öffentlichen Raum Im vorliegenden „Rahmenplan Innenstadt“ (2006) und „Freiflächenkonzept Innenstadt Rüsselsheim“ (1999) wird davon ausgegangen, dass der öffentliche Raum im Innenstadtkern durch viele Schwerpunkte gekennzeichnet ist. Das Dreieck aus Bahnhofsplatz, Marktplatz und Friedensplatz mit Europaplatz und Löwenplatz wird als Zone definiert, die an vielen Teilbereichen aufgewertet werden muss. Einige Verbesserungen wurden bereits umgesetzt. 95 Rüsselsheim 2020 Im Gegensatz zu dieser breiten Ausrichtung wird in der hier vorliegenden Studie die Bildung einer Hauptachse mit Bahnhofsplatz, Opel Forum, Marktstraße, Marktplatz, Mainpforte und Schiffsanleger für die Bündelung zukünftiger Investitionen empfohlen. Diese Achse soll durch das „Ufer der Attraktionen“ ergänzt werden. Um Ressourcen für die wichtigsten Maßnahmen bündeln zu können, muss ein Konsens in Politik, Stadtverwaltung und der Bürgerschaft über die neuen Schwerpunkte der Stadtsanierung hergestellt werden. Marktachse und Mainufer heben das Image der Stadt insgesamt an, so dass deutliche Effekte für die gesamte Innenstadt zu erwarten sind. Hauptakteure: Stadt Rüsselsheim, STEG, Sanierungsträger, Forum Handel, Treffpunkt Innenstadt Rüsselsheimer Stadtmarketing e.V. Zielgruppen: Bürger und Gäste der Stadt Umsetzungshorizont: Unmittelbar. 96 Rüsselsheim 2020 Oberziele Handlungsschwerpunkte 4.3 Wohnen attraktiver gestalten Handlungsschwerpunkt Aufgabenfelder Da der Bevölkerungsrückgang und die ungünstigen Pendlerverflechtungen gekoppelt mit dem Kaufkraftverlust auch aus ökonomischer Sicht ein Gefährdungspotenzial in sich bergen (siehe Kapitel 2.2), ist das Thema Wohnen sehr hoch zu bewerten. Seit 1996 werden durchschnittlich 152 Wohneinheiten pro Jahr in Rüsselsheim gebaut. Dem gegenüber steht ein Bedarf von mindestens 190 Wohneinheiten pro Jahr (sog. „Minimalvariante“, die von einem Rückgang der Bevölkerung ausgeht), der mit der Bevölkerungsentwicklung, der Entwicklung der Haushaltsgrößen und dem Ersatzbedarf begründet wird (Herwarth + Holz Planung und Architektur 2002). Mit der Erschließung neuen Baulands allein kann dieser Bedarf nicht befriedigt werden. Flankierend müssen Baulücken- und Nachverdichtungspotenziale erschlossen werden, was wiederum insbesondere das engere Stadtgebiet und die Innenstadt berührt. Wohnen ist ein Faktor zur qualitativen Aufwertung der Innenstadt und sollte daher zu den zukünftigen Handlungsschwerpunkten der Stadtentwicklung zählen. Insgesamt werden die Qualitäten des Wohnungsangebotes auch von den Experten als gut beurteilt, teilweise sogar sehr gut, da Rüsselsheim über eine ungewöhnlich große Zahl an Ein- und Zweifamilienhäusern, zum Teil mit größeren Gärten im Stadtkern, verfügt. Die innerstädtischen Angebote weisen vergleichsweise moderate Grundstückspreise auf und sind daher vor allem für Familien interessant.21 Der Mietwohnungsmarkt weist ein gutes Niveau auf. Lage und Infrastrukturausstattung Rüsselsheims wirken sich positiv auf die Nachfrage nach Wohnangeboten aus. Die größten Hemmnisse für eine gesteigerte Nachfrage stellen aus Sicht der Experten das fehlende Flächenangebot, die mangelnde Attraktivität der Innenstadt und die Integrationsprobleme dar. Bisher sind die Rüsselsheimer selbst die größte Nachfragergruppe auf dem Wohnungsmarkt. In der Region ist Rüsselsheim als interessanter Wohnstandort nicht bekannt. Ein diversifizierteres Angebot auf dem Wohnungsmarkt, insbesondere an ungewöhnlichen Wohnformen wie Lofts, an besonders attraktiven Standorten am Mainufer oder an den Stadtparks, dürfte erheblich zur Steigerung der Nachfrage aus der Region und zur Aufwertung der Innenstadt beitragen. Da hiermit Bürger an die Stadt gebunden werden, die wiederum Angebote des Einzelhandels/ Dienstleistungen nachfragen und als Arbeitskräfte zur Verfügung stehen, hat das Thema Wohnen als weicher Standortfaktor eine spürbare ökonomische Komponente. Stabile Einwohnerzahlen gewährleisten darüber hinaus die Auslastung von Infrastruktur-, Freizeit-, Bildungs- und Kultureinrichtungen. 21 Die durchschnittlichen Preise für Wohnbauflächen betrugen im Regierungsbezirk Darmstadt 330 Euro pro Quadratmeter. In Rüsselsheim liegen die Preise mit 320 Euro leicht darunter. […] Die Kosten für eine Doppelhaushälfte, die nicht älter als fünf Jahre war, betrugen rund 226.300 Euro und für ein Reihenhaus 271.800 Euro. Eine Doppelhaushälfte oder ein Reihenhaus im Regierungsbezirk Darmstadt kostete durchschnittlich 315 000 beziehungsweise 280 000 Euro.“ Mainspitze vom 08.08.2006 97 Rüsselsheim 2020 Auch für den Handlungsschwerpunkt Wohnen in Rüsselsheim liegen bereits grundlegende Gutachten („Wohnen 2015“, „Wohnen im Wandel – Ein Blick in die Zukunft“) und vertiefende Gutachten („Leitbild Westend“) vor oder sind noch in der Bearbeitung („Wohnen in der Innenstadt“). Sie bilden eine sehr gute Arbeitsgrundlage für diesen Themenbereich. Mit dem Regenbogenpark und der Bebauung am Max-Beckmann-Weg sind bereits gute Beispiele realisiert – nur sind sie außerhalb von Rüsselsheim kaum bekannt. Die Entwicklung von Schlüsselgrundstücken wie dem Mainblock oder der Weisenauer Straße schreitet nicht voran. Dabei kann gerade mit modernen und gut gestalteten Objekten in Baulücken oder als Nachverdichtung mit entsprechendem Wohnumfeld viel für die Aufwertung der Innenstadt erreicht werden. Kriterien für die Auswahl und Gestaltung der Aufgabenfelder im Handlungsschwerpunkt „Wohnen attraktiver gestalten“ sind: Modernität, Attraktivität durch Nutzungs- und Gestaltqualität sowie Einfluss auf das Bild der Stadt nach innen und außen. Aufgabenfelder Der Handlungsschwerpunkt „Wohnen attraktiver gestalten“ umfasst in Rüsselsheim folgende Aufgabenfelder: Image als Wohnstandort verbessern Attraktive moderne Wohnangebote schaffen Als Prämisse ist zu beachten, dass in allen Regionen Deutschlands mit einer weiter steigenden Nachfrage nach Ein- und Zweifamilienhäusern zu rechnen ist. Erst nach 2020 sind erste Anzeichen von Marktsättigung zu erwarten (vgl. empirica 2005). Das vorliegende Programm „Rüsselsheim Wohnen 2015“ weist im so genannten „unteren Entwicklungspfad“ (Minimalvariante) einen Wohnungsneubedarf von 190 Wohneinheiten pro Jahr im Zeitraum 1999 bis 2015 aus. Diese Annahme geht von einer leicht rückläufigen Bevölkerungsentwicklung aus. Ohne die Entwicklung großflächiger Gebiete wie „Blauer See II“ sind diese Zahlen nicht einmal annähernd zu erreichen. Jenseits des Blauen Sees und weiterer Flächen in Bauschheim stehen keine großen für Wohnentwicklung geeigneten Flächen mehr zur Verfügung. Der Siedlungsbeschränkungsbereich verhindert zukünftig die Entwicklung von Flächen in Rüsselsheim (außer Bauschheim), die außerhalb des Siedlungsbestandes liegen oder für die noch keine Bauleitplanung besteht. Das Potenzial, das sich aus der Entwicklung von Baulücken und durch Nachverdichtung im Bestand ergibt, wird im Programm „Wohnen 2015“ mit immerhin ca. 620 Wohneinheiten beziffert (Flächen innerhalb des Opel-Geländes sind hiervon bisher ausgenommen). Studenten, junge erwerbstätige Singles oder Paare sowie gut verdienende Hochqualifizierte fragen den Wohnstandort Rüsselsheim bisher nicht nach, fänden aber auch 98 Rüsselsheim 2020 kaum Angebote. Ohne erfolgreiche Maßnahmen zur Verbesserung der Qualität der Innenstadt und Weiterentwicklungen im Freiraum ist allerdings auch keine gesteigerte Nachfrage zu erwarten. Tabelle 11 Aufgabenfelder und Maßnahmen des Handlungsschwerpunkts „Wohnen attraktiver gestalten“ Aufgabenfeld Maßnahmen* Image als Wohnstandort verbessern Kampagne „Wohnen in Rüsselsheim“ Besondere Projekte regional kommunizieren Gemeinsame Aktionen der Wohnungsbaugesellschaften Historische Siedlungen weiterentwickeln Attraktive moderne Wohnangebote schaffen Qualitativ hochwertiges Wohnangebot für mittlere/ hohe Einkommensgruppen in der Innenstadt stärken Westend entwickeln auf Basis des „Leitbild Stadtquartier Westend“ Eigentumsbildung durch preiswerte Grundstücke für Familien und Bauherrengruppen fördern Spezielle innerstädtische Angebote für Senioren ausbauen *Zentrale Maßnahmen werden in fetter Schrift vorangestellt Quelle: HA SEG 99 Rüsselsheim 2020 Oberziele Handlungsschwerpunkte Aufgabenfelder 4.3.1 Image als Wohnstandort verbessern Kampagne „Wohnen in Rüsselsheim“ Rüsselsheim als Wohnstandort mit den positiven Merkmalen Lage und Erreichbarkeit, Fachhochschulstandort, Sport- und Bildungsangebot, Industriekultur, historische Siedlungen und Parks muss im Bewusstsein der Einheimischen und der Bürger in der Region verankert werden, um den bisherigen negativen Nachrichten zu Opel (und eventuell noch zukünftigen) ein positives Bild der Stadt entgegenzusetzen, durch Zuwanderung Bevölkerungsverluste einzuschränken und Einfluss auf die Bevölkerungsstruktur zu nehmen. Um dies zu kommunizieren bedarf es Multiplikatoren, z.B. ansässige Firmen, denen neue Wohnangebote für ihre Mitarbeiter angetragen werden können. Gleichzeitig muss es Multiplikatoren geben, die „nach innen“ wirken, vor allem auf Immobilieneigentümer in Rüsselsheim mit dem Ziel, deren Modernisierungsbereitschaft und Investitionsfreudigkeit zu erhöhen. Der hohe Sanierungsbedarf resultiert in Rüsselsheim aus einer Vielzahl von privaten Häusern, vor allem in der Innenstadt, deren Eigentümer laut Aussagen des Sanierungsträgers eine relativ geringe Investitionsbereitschaft haben. Grundlage einer konzertierten Kampagne „Wohnen in Rüsselsheim“ ist eine gesamtstädtische Wohnungsmarktstrategie, für die mit „Wohnen 2015“ und ergänzenden Gutachten sowie dem Baulandkataster bereits eine gute Voraussetzung geschaffen wurde. Die Strategie muss Zielgruppen und Flächen-/ Gebäudeverfügbarkeit zu Projektvorschlägen verdichten. Langfristiges Ziel ist eine kontinuierliche Wohnungsmarktbeobachtung, kombiniert mit einer Bodenvorratspolitik. Für deren Finanzierung liegen bereits erste Vorschläge der städtischen Wohnungsbaugesellschaft (gewobau) vor. Die Kampagne soll von einer „Arbeitsgruppe Wohnen“ (siehe auch Gutachten „Wohnen in der Innenstadt“), bestehend aus Vertretern der Verwaltung und den Wohnungsbaugesellschaften sowie den örtlichen Kreditinstituten, vorbereitet und begleitet werden. Parallel sollen gemeinsam mit dem Sanierungsträger vor allem innerstädtische und herausragende Projekte identifiziert und vorangebracht werden. Hierbei sind projektbezogen weitere Akteure einzubeziehen (Bewohner, Eigentümer, Initiativen, künftige Nutzer, Investoren, Bauträger). Hauptakteure: Ämter der Stadtverwaltung und Wohnungsbaugesellschaften, örtliche Banken Zielgruppen: Bürger der Stadt und potenzielle Neubürger Umsetzungshorizont: Arbeitsgruppe arbeitet ab 2007. 100 Rüsselsheim 2020 Besondere Projekte regional kommunizieren Die Akzeptanz von Wohnangeboten hängt vom Image des Standorts ab. Für besondere Angebote im Wohnsektor ist Rüsselsheim nicht bekannt. Aktuelle und künftige herausragende Neu- und Umbauprojekte müssen entwickelt und vor allem in Fachkreisen und regional kommuniziert werden. Merkmale dabei können sein: besondere Atmosphäre: z.B. Lofts im Opel Forum, besondere Lage: z.B. Mainblock/ Mainpforte, besonderer Freiraumbezug: z.B. Wohnen am Stadtpark, besonderes Ambiente: z.B. Modernisierung und Umbauten in historischen Siedlungen, besondere Modernität und Ökologie: z.B. Passivhäuser, Nutzung regenerativer Energien, besondere Architektur: z.B. Umnutzung der heutigen städtischen Betriebshöfe, besondere Qualität: z.B. gute Grundrisslösungen für spezifische Bedürfnisse in Neubau und Bestand, besondere Herstellungs- und Wohnmodelle: z.B. Bauherrengruppen, gemeinschaftliche oder genossenschaftliche Wohnprojekte, besondere Preise: Mietkaufmodelle bei Reihenhäusern für junge Familien (in Kooperation mit der gewobau). Wie der Standort Regenbogenpark zeigt, vermarkten sich konventionelle Angebote gut, wenn Lage und Preis stimmen. Sie befördern jedoch nicht wesentlich das Image Rüsselsheims als interessanten Wohnstandort in der Region. Hauptakteure: Ämter der Stadtverwaltung, Wohnungsbaugesellschaften, private Initiativen, Stadtmarketing, Immobilienwirtschaft, Mieterbund, Eigentümervereine, Architektenkammer, Fachverbände Zielgruppen: Bürger der Stadt und potenzielle Neubürger Umsetzungshorizont: Projekt pro Zeiteinheit, z.B. eine Fertigstellung im Jahr. Beginnend bei Publizierung guter abgeschlossener Projekte (z.B. Umbauten im Sanierungsgebiet, private Um- und Neubauten in den Siedlungen). 101 Rüsselsheim 2020 Gemeinsame Aktionen der Wohnungsbaugesellschaften Einen Beitrag zur Stabilisierung der bestehenden Einwohnerzahl und der Entwicklung neuer Nachfrage kann eine Zusammenarbeit der lokalen Wohnungsbaugesellschaften mit insgesamt ca. 8.400 Wohnungen zum Thema „Fortsetzung der Modernisierungen“ und bei der Erarbeitung einer Imagekampagne für den Wohnstandort leisten. Das vorhandene breite Mietwohnungsangebot sollte weiterhin vorgehalten und gezielt um Angebote im höheren Segment für mittlere Einkommen und gut Verdienende erweitert werden. Die Wohnungsbaugesellschaften bieten bisher ein relativ günstiges Mietpreisniveau an: über alle Lagen und Ausstattungen 5,50 € bis 8,00 € pro Quadratmeter. Die Wohnungsbaugesellschaften können gemeinsam mit dem Stadtmarketing gezielt in der Region werben (z.B. auf Bussen und Bahnen), Infoflyer entwickeln, Umzugshilfe organisieren und eine Homepage zu Angeboten betreiben. Die Wohnungsbaugesellschaften sind insbesondere auch in der Lage, einen Informationsaustausch und Aktionen zum Thema Integration zu befördern. Eine Verbesserung des Images der Wohnungsbaugesellschaften kann ebenfalls gemeinsam angegangen werden. Dieses ist immer noch geprägt vom öffentlich geförderten Wohnungsbau, der für viele Bürger gleichbedeutend mit unattraktiven Wohnungen ist. Die gewobau ist mit Hilfe ihres neuen Marketingkonzepts bereits im Begriff, hier neue Wege zu beschreiten. Im zukünftig wachsenden Bedarf an Wohnraumanpassungen und an Hilfs- und Pflegeleistungen älterer Bewohner liegt ebenfalls Potenzial für gemeinsame Konzepte der Wohnungsbaugesellschaften. Ein Beispiel für einen Zusammenschluss lokaler Wohnungsbaugesellschaften ist in Leverkusen zu finden. Dort geht es in erster Linie ebenfalls um den Imagewandel einer Stadt, die zentral in der Region Köln/ Bonn liegt und deren Image durch einen internationalen Konzern dominiert wird.22 Hauptakteure: Wohnungsbaugesellschaften, Stadtmarketing, Ämter der Stadtverwaltung, Mieterinitiativen Zielgruppen: Wohnungssuchende aus Stadt und Region Umsetzungshorizont: Einzelne Themen unmittelbar (z.B. Homepage mit Angeboten). 22 Für weiterführende Informationen siehe http://www.cleverkusen.de 102 Rüsselsheim 2020 Historische Siedlungen weiterentwickeln Wohnquartiere, die zwischen 1860 und 1940 entstanden sind, wie z.B. das Westend, weisen typische Merkmale wie geschlossenen Charakter, Grünstrukturen und attraktive Gestaltung auf, die es zu bewahren und behutsam weiter zu entwickeln gilt. Beispiele für die Anpassung der Grundrisse oder für Maßnahmen zur Energieeinsparung einschließlich der Information über verfügbare Fördermittel (z.B. durch die KfW) können anhand bereits umgesetzter Modernisierungsmaßnahmen bekannt gemacht werden. Begleitet werden sollte diese Maßnahme durch intensive Öffentlichkeitsarbeit, z.B. Artikel in der lokalen Presse zum Thema „Leben und Wohnen in Rüsselsheim“ mit Quartiersportraits, Informationen am Gebäude selbst und, flankierend zur Industriekultur, Teilnahme am Tag der Architektur. In allen historischen Siedlungen Rüsselsheims, insbesondere im Westend, spielen Wohnumfeld und Verkehrslärm eine große Rolle. Im „Leitbild Westend“ sind Verbesserungsvorschläge formuliert, die gegebenenfalls auf Historische Siedlung in der Innenstadt, Rüsselsheim andere Siedlungen übertragbar sind (z.B. Umwidmungen der Straßen). Hier sind aufwändige Umgestaltungen im öffentlichen Raum kaum mehr zu finanzieren, daher müssen die gestalterischen Aufwertungen im kleinen Maßstab und auf privater Ebene erfolgen (Baumpatenschaften, Nachbarschaftshilfe bei Renovierungen, gemeinschaftliche Kehraktionen etc.). Insbesondere die Böllensee- und Friedrich-Ebert-Siedlung weisen große Grundstücke mit umfangreichem altem Baumbestand auf. Auch in den Innenstadtrandlagen gibt es einige solcher Grundstücke. Dies ist ein besonderes Kapital, das Rüsselsheim auszeichnet. Durch Bewahrung dieser Struktur, Weiterentwicklung der Gebäude und begleitende Öffentlichkeitsarbeit (siehe oben) können insbesondere jüngere Bevölkerungsgruppen in Rüsselsheim gehalten werden (z.B. Generationenwechsel zur Anpassung an heutige Bedürfnisse nutzen und aktiv begleiten). Hauptakteure: Eigentümer, Bewohner, ggf. Sanierungsträger, Arbeitsgruppe Wohnen, Stadtmarketing Zielgruppen: Bewohner Rüsselsheims und am Zuzug Interessierte Umsetzungshorizont: Kontinuierlich. 103 Rüsselsheim 2020 4.3.2 Attraktive moderne Wohnangebote schaffen Oberziele Handlungsschwerpunkte Aufgabenfelder Qualitativ hochwertiges Wohnangebot für mittlere/ hohe Einkommensgruppen in der Innenstadt stärken Wie aus den Untersuchungen der ökonomischen Entwicklungstrends hervor geht, sind der Kaufkraftabfluss und die hohen Einpendlerzahlen – d.h. Menschen, die zwar in Rüsselsheim arbeiten, dort aber weder wohnen noch einkaufen – ein strukturelles Problem. Rüsselsheim ist für die einkommensstarken Zielgruppen nicht attraktiv genug. Dies ist seit langem bekannt. Ebenso, dass die Situation im Einzelhandel der Innenstadt und das gastronomische sowie kulturelle Angebot für diese Zielgruppen nahezu nicht vorhanden ist. Dies lässt sich zwar kurzfristig nicht grundlegend verändern; gelingt jedoch eine Weichenstellung durch ein gutes Konzept im Opel Forum – flankiert von modernisierten gastronomischen Angeboten am Main, erweiterten Sport- und Freizeitmöglichkeiten und einem neuen Spektrum an Kulturangeboten – dürfte sich auch die Nachfrage für gehobene Wohnmodelle erhöhen. Im Innenstadtkern existieren folgende grundsätzlich geeignete Liegenschaften für herausgehobene Wohnangebote: 1. Opel Forum, 2. Mainblock („Schlüsselgrundstück“), 3. Brache in der Verlängerung der Schäfergasse angrenzend an den Stadtpark und 4. Opel Forum, Rüsselsheim Brache an der Weisenauer Straße. Das Opel Forum eignet sich nach Ansicht mehrerer Experten für Loft-Wohnen. Denkbar sind aufgrund der Nordorientierung mit großen Fenstern auch Kombinationen aus Wohnen und Büro/ Atelier. Ebenso vorstellbar sind Angebote für Studenten und Bewohner mit einem Nebenwohnsitz in Rüsselsheim. In Kombination mit einer attraktiven, durchgrünten Bebauung der Brache Weisenauer Straße und der Weiterentwicklung des Westends lassen sich hier mittelfristig deutliche Attraktivitätssteigerungen erreichen. Der Umfang des Wohnens im Opel Forum kann nur in enger Zusammenarbeit mit dem zukünftigen Investor definiert und entwickelt werden. Wichtig sind vor allem die Gestaltung der Nahtstellen zu Wohnen und Arbeiten im Loft: Salzmannfabrik, Düsseldorf den anderen Nutzungen im Forum, die Erschließung und die Freibereiche. Das Opel Forum als Zeugnis der Industriekultur ist durch seinen zentralen Standort in der 104 Rüsselsheim 2020 Innenstadt und direkt am S-Bahn-Halt eine ganz besondere Chance für Wohnkultur in Rüsselsheim. Allerdings wird die Vermarktung von hochwertigem Wohnen ohne parallele Verbesserungen des Ambientes im Innenstadtkern kaum erfolgreich sein. Die Neubebauung des Mainblocks wurde schon mehrfach angegangen. Der gegenwärtige Zustand am Endpunkt der innerstädtischen Achse Bahnhof/ Opel Forum/ Marktplatz/ Mainufer ist ein städtebaulicher Missstand. Bisher konnte noch keine Lösung gefunden werden, die die Möglichkeiten des Grundstücks, den finanziellen und baulichem Aufwand sowie einen am Markt erzielbaren Preis gleichermaßen berücksichtigt. Huhnsgasse, Köln Die Arbeitsgruppe Wohnen sollte gemeinsam mit der Stadtentwicklungsgesellschaft für den Mainblock grundsätzliche alternative Lösungen mit ihren jeweiligen Konsequenzen darlegen und für die politischen Entscheidungsträger vorbereiten. Gezielt sind Investoren anzufragen, es bieten sich kooperative Verfahren an, bei denen Investoren schon bei der Konzeptfindung einbezogen werden. Jenseits des Innenstadtkerns sind derzeit nur Baulücken oder Arrondierungsgebiete für hochwertiges Wohnen Huppertsbergfabrik, Wuppertal denkbar. Hier ist zu prüfen, ob in den attraktiven Lagen „An der Festung“ oder an den Rändern des Ostparks noch Potenziale bestehen, die nicht dem Siedlungsbeschränkungsbereich unterliegen wie beispielsweise die Horlache. Für gehobenes Wohnen sind weder die Flächen des SC Opel, noch das Gebiet Blauer See oder Bauschheimer Flächen geeignet. Für mittlere Einkommen kommen grundsätzlich alle im Programm Wohnen 2015 genannten Flächen in Frage. Hauptakteure: Ämter der Stadtverwaltung, Investor des Opel Forums, Arbeitsgruppe Wohnen, Wohnungsbaugesellschaften, Stadtmarketing, weitere Investoren und private Bauherren Zielgruppen: Einwohner Rüsselsheims und der Region, vor allem Einkommensstarke, Familien, Hochqualifizierte, Senioren, Studenten, Flughafenbeschäftigte und Beschäftigte lokal/ regional ansässiger Firmen Umsetzungshorizont: Umsetzung von Wohnen im Opel Forum ab 2007. 105 Rüsselsheim 2020 Westend entwickeln auf Basis des „Leitbild Stadtquartier Westend“ Bewertet man das Westend im Hinblick auf die von außen erkennbaren Merkmale – wie überwiegend homogene historische Bebauung, hoher Grünanteil, Innenstadtnähe und Erreichbarkeit sowie Nähe zu Freizeiteinrichtungen – so ist die Wohnlage eindeutig als gut zu bezeichnen. Eingeschränkt werden diese guten Voraussetzungen laut der Untersuchung „Leitbild Stadtquartier Westend“ durch eine unzureichende soziale Mischung, einen hohen Anteil ausländischer Bevölkerung, quartiersinterne Mängel bei der Ausstattung und Versorgung, städtebaulich-gestalterische Mängel sowie die Fluglärmbelastung (vgl. Herwarth + Holz Planung und Architektur 2003). Entsprechend der Grundlagen des Programms „Wohnen 2015“ bedarf es im Westend MaßHistorischer Straßenzug im Westend, Rüsselsheim nahmen, um die „Marktchancen des Wohngebietes“ (ebenda) insgesamt zu verbessern. Hierzu gehören insbesondere, eine ausgewogene Bevölkerungsstruktur zu stabilisieren, die Gestaltqualität zu sichern und das Quartier behutsam zu modernisieren. Dabei geht es auch um das Ausschöpfen von Wohnbauflächen im Bestand. Das „Leitbild Stadtquartier Westend“ titelt: „Das Westend – Innenstadtnahe Wohn- und Lebensqualität zwischen Industriekultur und Fluss“. Es bezieht sich auf die Geschichte des Stadtteils, eng verwoben mit Opel, gleichzeitig auf seine Wohnqualitäten und die Lage an der Route der Industriekultur entlang des Mains. Für das Westend wurde ein umfangreicher Maßnahmenkatalog definiert. Unter den dort als vorrangig genannten Maßnahmen sind die Neubebauung des östlichen Teils des Alten Friedhofs, die gestalterische Neuordnung des Nordrandes des Opel Werksareals und des Bunkers sowie die Wegeverbindung östlich der Wasseraufbereitungsanlage hervorzuheben. Finanzielle Förderung könnte gegebenenfalls eingeworben werden, indem das Westend in die bestehende „Städtebauliche Sanierungsmaßnahme“ aufgenommen wird. Alternativ könnte auch ein Antrag zur Aufnahme in das Programm „Stadtumbau in Hessen“ Aussicht auf Erfolg haben. Bei konkreten Maßnahmen wie Aufwertungen von Spielplatzanlagen, Baumpflanzungen, Wegeanlagen und Beleuchtung können erfahrungsgemäß zusätzlich private Förderer gefunden werden. Ohne ein bürgerschaftliches Mitarbeiten und Befördern der Maßnahmen wird die Aufwertung nicht gelingen. Der oben genannte „Arbeitskreis Wohnen“ muss hier mit Bewohnern und Eigentümern zusammenarbeiten und diese überzeugen, dass es ohne ihre Mitarbeit nicht funktioniert. Es gilt, die Identifikation mit dem eigenen Quartier zu fördern und Taten folgen zu lassen. Hauptakteure: Ämter der Stadtverwaltung, örtliche Vereine/ Initiativen, Arbeitsgruppe Wohnen, Wohnungsbaugesellschaften, Sanierungsträger, GM 106 Rüsselsheim 2020 Zielgruppen: Bewohner des Westends und am Zuzug Interessierte Umsetzungshorizont: Klärung der Finanzierungsmöglichkeiten in 2007. Eigentumsbildung durch preiswerte Grundstücke für Familien und Bauherrengruppen fördern Ein Schlüssel für die Ansiedlung junger Familien und vieler anderer Nachfrager von Wohnen im Eigentum sind preiswerte Grundstücke. Da in Rüsselsheim keine großen Flächenreserven vorhanden sind, stehen für die Umsetzung der Förderung von Eigentumsbildung in erster Linie 17,5 ha im Gebiet „Blauer See II“ (sowie Bauschheimer Lagen) zur Verfügung. Das Programm „Wohnen 2015“ empfiehlt angesichts der Fluglärmbelastung, des Standortimages und der konkurrierenden Gebiete im Umland „eine stufenweise Entwicklung von Wohnquartieren mit einem besonderen Charakter und von hoher Qualität“ (vgl. Herwarth + Holz Planung und Architektur 2002). Eine weitere Prämisse ist, die Erschließungs- und Infrastrukturkosten gering zu halten. Mit dem Einsatz erneuerbarer Energien und der Anwendung des Standes der Technik zur Energieeffizienz könnte man neuen Wohngebiet eine zukunftweisende Prägung gegeben werden. Mit den üblichen „Bauträgerangeboten“ wird sich Rüsselsheim nicht von der Konkurrenz der Umlandgemeinden abheben. Das im süddeutschen Raum schon sehr bewährte Modell der Bauherrengruppen beginnt nun auch im Rhein-Main-Gebiet Fuß zu fassen. Allerdings ist die reale Kosteneinsparung gegenüber herkömmlichen Bauträgermodellen eher gering. In der Regel wird die Einsparung von Wagnis und Gewinn eines Bauträgerangebots durch höhere Baukosten aufgrund höherwertiger Ausstattung aufgehoben. Von Vorteil ist jedoch die Möglichkeit, individuelle Wünsche günstiger realisieren zu können. Der langfristige Gewinn für das Baugebiet und die Stadt sind positive Effekte zur Etablierung von Nachbarschaftskultur und eine starke Identifikation der Bewohner mit dem Standort. Hauptakteure: Ämter der Stadtverwaltung, Arbeitsgruppe Wohnen, Bauträger, private Initiativen, Stadtmarketing Zielgruppen: Nachfrager nach Einfamilienhäusern Umsetzungshorizont: Kontinuierlich bis 2020, Ziel für realisierbare Einheiten pro Jahr setzen. 107 Rüsselsheim 2020 Spezielle innerstädtische Angebote für Senioren ausbauen Die Zahl der Haushalte mit Bewohnern über 65 Jahre (aber auch über 45 Jahre) wird in den nächsten Jahren weiter deutlich ansteigen. Damit werden sich am Wohnungsmarkt neue Erwerbertypen herausbilden. Der „Altersindividualist“ möchte eigenständig wohnen, auch bei eingeschränkter Mobilität. Häufig zieht er dafür aus dem Umland in die Innenstadt. Ältere Rüsselsheimer, die bisher in Bauschheim oder Königstädten leben, könnten in der postfamiliären Phase in die Innenstadt ziehen. Voraussetzungen sind, dass sie in der Innenstadt vor allem gut einkaufen sowie gastronomische und kulturelle Angebote wahrnehmen können, medizinische Versorgung selbstständig erreichen, gut an den Nahverkehr angebunden sind und sich sicher fühlen. Die momentane Situation im Innenstadtkern erfüllt diese Anforderungen nicht. Wichtige Elemente von Wohnungsangeboten für Senioren sind Barrierefreiheit, altersgerechte Ausstattungsdetails, Sicherheit der Eingänge und geschützte Freibereiche/ Balkone. Dies ist im Bestand in der Innenstadt derzeit kaum vorhanden. Insbesondere der Innenstadtkern wird dominiert von renovierungsbedürftigen Substandard- Wohnungen. Da diese von Haushalten mit niedrigem Einkommen nachgefragt werden, ist die Investitionsbereitschaft der Eigentümer gering. Ein zunehmend nachgefragtes Wohnmodell wird die Kombination von Selbsthilfe und professionellen, bezahlbaren Dienstleistungen in der „richtigen“ altengerechten Wohnung sein. Dazu sind bezahlbare Wohnraumanpassungen sowie die Entwicklung von privaten Hilfs- und Pflegeleistungen erforderlich, denn familiäre Pflegeleistungen werden mehr und mehr zurückgehen. Bei institutionellen Angeboten werden solche gut nachgefragt, die eine Tag-und-NachtPräsenz eines Pflegedienstes im Haus oder räumlicher Nähe gewährleisten. Es kann eigenständig gewohnt und nur bei Bedarf auf Dienstleistungen zurückgegriffen werden. In diese Richtung geht in Teilen bereits die Konzeption der „Seniorenresidenz am Friedensplatz“, die ergänzend zu den stationären Pflegeplätzen 14 barrierefreie, eigenständige Wohnungen mit Betreuungsangebot vorsieht. Schon aus Kostengründen können die Pauschalangebote der bisherigen Pflegeheime die zukünftige Nachfrage nicht abdecken. „Care-Management“ ist das Stichwort der an den tatsächlichen Bedürfnissen ausgerichteten Angebote. Gegenseitige, nicht bezahlte Hilfe muss organisiert werden, Dienstleistungsangebote sollten im Quartier vorhanden sein (z.B. Pflegekerne an Schulen). Gebäude, die für einen Umbau zu altersgerechten Wohnungen geeignet sind, finden sich in Rüsselsheim vor allem in den Beständen der Wohnungsbaugesellschaften, also nicht im Innenstadtkern. Dort käme nur ein Neubau oder die Nutzung des Opel Forums in Frage. Der Neubau altersgerechter Wohnungen an der Mainpforte ist unter dem Gesichtspunkt der Angebote in der Innenstadt abzuwägen. Die Konzepte des zukünfti- 108 Rüsselsheim 2020 gen Investors im Opel Forum sollten auf die Vereinbarkeit mit Wohnungen für Senioren geprüft werden. Die vorgeschlagene Arbeitsgruppe „Wohnen in Rüsselsheim“ sollte sich zu diesem Thema gezielt um erfahrene Architekten verstärken. Spezielles Knowhow der Projektgestaltung, Vertragswesen und Finanzierung sollte einbezogen werden, sofern es nicht bei den Wohnungsbaugesellschaften vorhanden ist. Hauptakteure: Ämter der Stadtverwaltung, STEG, Arbeitsgruppe Wohnen, private Initiativen/ Vereine, Träger karitativer Einrichtungen, Wohnungsbaugesellschaften, Stadtmarketing Zielgruppen: Senioren aus Rüsselsheim und den Nachbarkommunen Umsetzungshorizont: Arbeitsgruppe Wohnen definiert ein Projekt in 2007. 109 Rüsselsheim 2020 Oberziele Handlungsschwerpunkte Aufgabenfelder 4.4 Infrastruktur anpassen Handlungsschwerpunkt Die Infrastruktureinrichtungen und -angebote stellen einen wichtigen Standortfaktor in Rüsselsheim dar. Die Experten bewerten die Ausstattung mit öffentlicher Infrastruktur zum Teil als gut und breit angelegt, der Funktion als Mittelzentrum angemessen. Die quantitative Ausstattung mit Schulen und Kindergärten/ Kindertagesstätten wird ebenfalls positiv bewertet. Von einigen Experten wird inzwischen bei einem Teil der Infrastruktur aber eine Überdimensionierung gesehen, d.h. die ursprünglich auf 100.000 Einwohner angelegte Ausstattung wird als nicht mehr angemessen und vor allem wegen der Unterhaltungs- und Instandhaltungskosten in diesem Umfang mittel- bis langfristig als nicht mehr finanzierbar eingestuft. Das Engagement privater Träger ist bisher eher gering. In der quantitativen und qualitativen Anpassung an heutige Gegebenheiten liegt daher einer der Handlungsschwerpunkte der Stadtentwicklung. Ziel muss es sein, Bedürfnisse der heutigen und zukünftigen Bewohner mit den kommunalen Möglichkeiten in Einklang zu bringen und den Handlungsspielraum durch Kooperationen zu erhöhen. Überlegungen zur Verlagerung von Bildungseinrichtungen sind nicht neu. Es fehlt jedoch bisher eine quantitative und qualitative Arbeitsgrundlage, die die Möglichkeiten sowie Chancen und Risiken solcher Vorhaben aufzeigt. Es müssen Modelle gefunden werden, die das Niveau des Angebotes bewahren, aber moderner und effizienter funktionieren und wenn möglich den kommunalen Haushalt entlasten. 110 Rüsselsheim 2020 Aufgabenfelder Der Handlungsschwerpunkt „Infrastruktur anpassen“ umfasst die folgenden Aufgabenfelder: Infrastruktur quantitativ an bestehende und zukünftige Einwohnerzahl anpassen Infrastruktur qualitativ an Einwohnerstruktur und an Ziele der Stadtentwicklung anpassen Der demografische Wandel wird zunehmend spürbar werden. Die Einwohnerzahl pro Hektar wird sinken, die Altersstruktur wird sich hin zu einem geringeren Anteil von Kindern und jungen Menschen verschieben (vgl. Kapitel 2.1.1). Auch der Anteil der Einwohner mit Migrationshintergrund wird im Verhältnis eher wachsen. Diese Entwicklungen sind mit Konsequenzen für die Nachfrage von Infrastruktureinrichtungen verbunden. Tabelle 12 Aufgabenfelder und Maßnahmen des Handlungsschwerpunkts „Infrastruktur anpassen“ Aufgabenfeld Maßnahmen* Infrastruktur quantitativ an bestehende und zukünftige Einwohnerzahl anpassen Infrastrukturanalyse von Immobilien und Einrichtungen Kooperationen mit privaten Investoren ausbauen, Beteiligungen prüfen Kooperationen mit Nachbarkommunen Infrastruktur qualitativ an Einwohnerstruktur und an Ziele der Stadtentwicklung anpassen Verlagerung von Einrichtungen aus dem Infrastrukturgürtel zur Gewinnung von attraktivem Wohnbauland und zur Belebung der Innenstadt Mehrfache und synergetische Nutzung von Einrichtungen Rüsselsheim als Zentrum für lebensbegleitendes Lernen *Zentrale Maßnahmen werden in fetter Schrift vorangestellt Quelle: HA SEG 111 Rüsselsheim 2020 Oberziele Handlungsschwerpunkte Aufgabenfelder 4.4.1 Infrastruktur quantitativ anpassen Infrastrukturanalyse von Immobilien und Einrichtungen Sozialgerechte und ökonomisch tragfähige Anpassungen gelingen am besten, wenn Entscheidungskriterien transparent sind, Planungssicherheit besteht und langfristige Entscheidungen nicht von möglichen Lobbyinteressen konterkariert werden. Die Tragfähigkeit der Rüsselsheimer Quartiere und Siedlungen mit ihren Einrichtungen ist nur im Zusammenspiel gesamtstädtischer Planungen, sektoraler Fachplanungen sowie quartiersbezogener Standortplanungen zu steuern. Grundlage des weiteren Handelns ist daher die systematische Bewertung der Einrichtungen, ihrer Auslastung, ihrer Potenziale, der Kosten und des Gebäudezustandes (zentrale Maßnahme). Technische Infrastruktur wie Straßen und Leitungen sind in diesem Zusammenhang nicht gemeint. Die Analyse sollte fachbereichsübergreifend auch mit der Bedeutung der Einrichtung für das Quartier, die Gesamtstadt und die Region abgewogen werden. Beispiel Schulen: Sinkende Schülerzahlen in einem Quartier sind nicht der allein ausschlaggebende Faktor für die Schließung. Auch die Lage, die Erreichbarkeit, das pädagogische Profil, die ökonomische Verwertbarkeit des Standortes, die Umfeldentwicklung und die Verfügbarkeit von Angeboten in der Nachbarschaft müssen abgewogen werden. Beispiel Gelände an der Walter-Flex-Straße: Die Infrastrukturanalyse sollte sich auch über das Gelände des städtischen Betriebshofes und der Stadtwerke Städtischer Betriebshof, Rüsselsheim erstrecken, da diese Lage für eine Wohnnutzung geeignet erscheint. Grundsätzlich ist die Anzahl der Einwohner Rüsselsheims und der Nutzeranteil aus der Region dem Bestand an Infrastruktur gegenüberzustellen. Der Blick auf Städte vergleichbarer Größe und Lage kann dazu dienen, einen Maßstab zu finden, wie die Dimensionierung von Infrastruktureinrichtungen mit dem tatsächlichen Bedarf in Einklang gebracht werden kann. Hauptakteure: Ämter der Stadtverwaltung, Träger der Einrichtungen Zielgruppen: Bürger und Initiativen, Nutzer aus der Region Umsetzungshorizont: Frühzeitig ist die Entscheidung über die Unterbringung von Einrichtungen im Opel Forum zu treffen. Parallel muss auf gesamtstädtischer Ebene die Infrastrukturanalyse begonnen werden. 112 Rüsselsheim 2020 Kooperationen mit privaten Investoren ausbauen, Beteiligungen prüfen Der Rückzug der Kommune aus der Finanzierung einer Einrichtung bedeutet nicht zwangsläufig deren Ende. Trägerschaften durch Vereine, Stiftungen und Private sind möglich und andernorts vielfach üblich. Wichtig ist, Kernaufgaben der kommunalen Versorgung sicherzustellen. Folgende Formen der Privatisierung sind denkbar: 1. die materielle Privatisierung, d.h. eine kommunale Aufgabe komplett in den privatwirtschaftlichen Bereich zu entlassen, 2. Beauftragung privater Dritter zur Erfüllung von Aufgaben, die weiter in städtischer Verantwortung bleiben, z.B. die Müllabfuhr, 3. die formelle Privatisierung, bei der nur eine private Rechtsform gewählt wird, z.B. Eigengesellschaften, 4. verschiedene Formen des Public Private Partnership oder Investitionsfinanzierungen wie Leasing. Klar ist, dass Privatisierungen durch Substanzveräußerungen nicht zwangsläufig einen Ausweg aus der kommunalen Finanzmisere bedeuten. Sie sind kein Allheilmittel zur dauerhaften Haushaltssanierung. Viele Aufgaben können auch aus rechtlichen Gründen nicht privatisiert werden. Die Entscheidung über Art und Umfang einer Privatisierungsmaßnahme kann nur im Einzelfall anhand detaillierter Wirtschaftlichkeitsprüfungen und unter Abwägung der sonstigen maßgeblichen Faktoren getroffen werden. Beispiel Schwimmbäder: Die Übertragung von Bädern an Vereine ist andernorts bereits erprobte Praxis. Allerdings sind in der Regel weiterhin städtische Zuschüsse erforderlich. Beispiel öffentliche Grünflächen: Die Grünanlagen in Rüsselsheim sind sehr gepflegt und stellen eine Qualität für den öffentlichen Raum der Stadt dar. Diese Annexaufgabe der Stadt ist auch in Kooperation mit anderen Kommunen denkbar. Auch für die Trägerschaft von Parks Ostpark, Rüsselsheim durch Vereine gibt es Beispiele (Bremen, Wuppertal). Für Rüsselsheim ist die Übernahme von Patenschaften kleinerer Einheiten – wie die Voliere oder der Teich im Stadtpark – realistischer. Eine Kooperation mit Opel könnte für die Renovierung des Alten Friedhofs initiiert werden, der unmittelbar an das Werksgelände angrenzt und eng mit der Unternehmensgeschichte verknüpft ist. Es bietet sich an, gleichzeitig die Wegeverbindung zwischen Mainvorland, vorbei an der Wasseraufbereitung des Opelwerks, über den Alten Friedhof zum Westend einzubeziehen. Beispiel Sporthallen: Prinzipiell ist für diese Einrichtungen das Modell des „sale and lease back“ möglich. Der tatsächliche Nutzen ist aber in einer wirtschaftlichen Bilanz und ihren Bedingungen (unter Umständen langfristige, unflexible Mietverträge) zu prüfen. Festzustellen ist, dass die Hallen als Veranstaltungsorte, für Schulen und Vereine 113 Rüsselsheim 2020 notwendige Funktionen erfüllen. Wie bereits beim Freizeitbad genannt, besteht auch hier die Möglichkeit der Übertragung an einen ansässigen Verein. Hauptakteure: Ämter der Stadtverwaltung, Vereine, Private Investoren Zielgruppen: Bürger und Vereine Umsetzungshorizont: Beteiligungen Privater an öffentlichen Einrichtungen sind mittelfristig zu prüfen (2007-2009). Kooperationen mit Nachbarkommunen Gemeinsame Entwicklungsleitlinien mit den Nachbarkommunen sind ein zukunftsweisendes Ziel zur Vermeidung ruinösen Wettbewerbs um Bürger und Gewerbe. Langfristig kann eine gemeinsame Profilierung und Positionierung zur Schonung der kommunalen Ressourcen beitragen. Häufig werden interkommunale Projekte (wie auch beim Programm „Stadtumbau in Hessen“) von Seiten des Landes, des Bundes oder der Europäischen Union ausdrücklich gefördert. Für die Kooperation gibt es grundsätzlich folgende Formen: Quelle: HA Hessen Agentur GmbH Klassische Kooperationsfelder sind die Wasserversorgung und -entsorgung, die Bildung eines gemeinsamen Ordnungsbehördenbezirks, eine gemeinsame Abfallwirtschaft, Verkehrs- und Nahverkehrskooperationen oder der Bereich Tourismus. Weiterhin kann eine interkommunale Zusammenarbeit beispielsweise in den Bereichen Beschaffungswesen, Ausbildung und Personalverwaltung oder bei Bauhöfen erfolgen. Darüber hinaus besteht aber auch die Möglichkeit von Kooperationen im Rahmen der Wirtschaftsförderung, des Standortmarketings, der Kultur, der außerschulischen Bildung, der Jugendpflege und des Wohnungsmarkts. 114 Rüsselsheim 2020 Als Hemmnis wird häufig der Verlust der eigenen Gestaltungsfreiheit, organisatorischer Mehraufwand, unterschiedliche Leistungsbereitschaft und -vermögen der Partner und rechtliche Unsicherheiten gesehen. Hier sind externe Moderation und rechtliche Beratung hilfreich. Als Erfolgsfaktoren sind zu nennen: 1. der klare politische Wille, 2. eine gemeinsame Vertrauensbasis, 3. eine Kooperation auf Augenhöhe, 4. ein fairer Interessenausgleich, 5. die Einbindung von Akteuren in Kommunalpolitik, Bürgerschaft und Verwaltung, 6. die Einbindung externen Sachverstandes, 7. klare Leitbilder und realisierbare Ziele und 8. Transparenz. Hauptakteure: Stadtverwaltung und städtische Gesellschaften, Nachbarkommunen Zielgruppen: Ämter und weitere städtische Einrichtungen Umsetzungshorizont: Die bereits initiierte Kooperation zwischen Rüsselsheim, Raunheim und Kelsterbach innerhalb des Programms „Stadtumbau in Hessen“ wird vom Land Hessen und vom Bund unterstützt und ermöglicht die finanzielle Förderung konkreter Planungs- und Umsetzungsschritte in den kommenden Jahren. 115 Rüsselsheim 2020 Oberziele Handlungsschwerpunkte Aufgabenfelder 4.4.2 Infrastruktur qualitativ anpassen Verlagerung von Einrichtungen aus dem Infrastrukturgürtel zur Gewinnung von attraktivem Wohnbauland und zur Belebung der Innenstadt Die Konzentration der öffentlichen Einrichtungen entlang Rugby-Ring/ Am Brückweg hat als neue Mitte der Stadt nicht funktioniert. Der Innenstadt dagegen fehlen öffentliche Einrichtungen wie Theater, Volkshochschule, Musikschule und Bücherei. Den Einrichtungen am Treff ist eine Verlagerung, beispielsweise in das Opel Forum, unter Einbeziehung der Verwertung der frei werdenden Flächen für Wohnen gegenüberzustellen. Diese potenziellen Wohnbauflächen wären nicht von den Restriktionen des Siedlungsbeschränkungsbereichs betroffen, da sie innerhalb des bebauten Stadtgefüges liegen. Die Struktur der benachbarten Wohnbebauung kann weitergeführt werden. Hauptakteure: Städtische Ämter, Eigenbetrieb „Bildung und Kultur“ Zielgruppe: Bürger, Träger der Einrichtungen Umsetzungshorizont: Voranzustellen ist die Infra- strukturanalyse (siehe zentrale Maßnahme). Am Treff, Rüsselsheim Mehrfache und synergetische Nutzung von Einrichtungen Die Qualität einer Einrichtung ist nicht allein anhand der quantitativen Auslastung zu bewerten. Für die Stadtteilbewohner haben Schulen eine große integrierende Bedeutung als Quartierszentren. Synergien bei der Ausnutzung von Schulgebäuden können in der Tagesbetreuung für ansonsten selbstständig lebende Senioren liegen. Unterricht für Eltern mit Migrationshintergrund in der Schule/ Kindertagesstätte ihrer Kinder und Volkshochschulkurse in Sonderräumen der weiterführenden Schulen sind weitere Beispiele für Mehrfachnutzung von Gebäuden, die zugleich das soziale Gefüge in der Nachbarschaft stärken können. Hauptakteure: Städtische Ämter, Träger der Einrichtungen, Eigenbetriebe „Kultur und Bildung“ Zielgruppe: Bürger, Träger der Einrichtungen Umsetzungshorizont: Kontinuierlich, angepasst an Bevölkerungsentwicklung. 116 Rüsselsheim 2020 Rüsselsheim als Zentrum für lebensbegleitendes Lernen Das lebensbegleitende Lernen ist für weite Kreise der Bevölkerung selbstverständlich geworden. Der leichte Zugang zu Aus- und Weiterbildung ist ein zukunftsweisender Aspekt, gerade für Kommunen mit einem hohen Anteil von Migranten. Aus den Eckpunkten der Schulentwicklungsplanung geht hervor, dass Rüsselsheim bereits ein Bildungszentrum der Region ist und hinsichtlich Angebotsvielfalt, Qualität und räumlicher Ausstattung gut für die Zukunft aufgestellt ist. Die optimale Erreichbarkeit Rüsselsheims ist dabei ein großer Angebotsvorteil. Ein Ausbau dieser zentralen Funktion durch spezialisierte Angebote von öffentlichen und privaten Schulen sowie dem Bereich Weiterbildung dient der weiteren Profilierung des Bildungsstandorts. Hierbei ist der Kooperation zwischen den relevanten Akteuren eine besondere Bedeutung beizumessen. Die öffentlichen und privaten Bildungsträger können sich beispielsweise zu einem lokalen „Bündnis für Bildung“ vernetzen und gemeinsame Kampagnen gestalten. Hauptakteure: Vereine, Initiativen, Eigenbetrieb „Kultur und Bildung“ Zielgruppe: Alle Kreise der Bevölkerung Umsetzungshorizont: Kontinuierlich. 117 Rüsselsheim 2020 Oberziele Handlungsschwerpunkte 4.5 Bildung, Kultur und Freizeit qualifizieren Handlungsschwerpunkt Aufgabenfelder Bildung, Kultur und Kunst, Sport und Freizeit sind elementare Merkmale für die Lebensqualität und Atmosphäre in einer Stadt. Die Bindung der Bevölkerung an ihre Stadt hängt in hohem Maße von diesen weichen Standortfaktoren ab. Das Angebot an Bildungseinrichtungen wird von den Experten positiv bewertet. Von Kindergärten über Schulen bis zur Fachhochschule und der Erwachsenenbildung der Volkshochschule wird ein breites Spektrum geboten. Auffällig ist, dass die Angebote in Kunst und Kultur, aber auch in Sport (Breiten- und Spitzensport) und Freizeit zwar als gut bewertet werden, dies aber in der Region nahezu unbekannt ist. Es gibt Ansätze für alternative Kulturszenen, „hochkulturelle“ Veranstaltungen werden jedoch eher in den umliegenden Großstädten besucht. Häufig bemängelt wird das gastronomische Angebot. Der hohe Anteil der Migranten, vor allem bezogen auf die Präsenz in Schulen und in der Innenstadt, wird als problematisch angesehen. Prinzipiell scheint eine friedliche Koexistenz zu bestehen, ein konstruktiver Umgang mit dem Thema Integration steht aber erst am Anfang. Integration ist elementar für die Zukunftsfähigkeit Rüsselsheims. Hieraus ergibt sich ein Querschnittsthema in allen Bereichen der Stadtentwicklung. Bildung und Kultur können – wie auch Sport – wichtige Beiträge hierzu leisten. Als „weiche Standortfaktoren“ wirken Bildung, Kultur und Freizeit in alle formulierten Oberziele hinein, insbesondere jedoch in das Oberziel „Standort mit zukunftsorientierter Ausstrahlung“. Die Verknüpfungen zu anderen Handlungsschwerpunkten wie „Innenstadt aufwerten“ oder „Infrastruktur anpassen“ sind selbstverständlich. Die Maßnahmen im Aufgabenfeld „Freizeit, Kultur und Bildung qualifizieren“ sind eher schlaglichtartig zu verstehen. Kriterien für die Auswahl waren ihre Bedeutung für besonders wichtige Orte der Stadt (Opel Forum, Bahnhofsplatz, Mainvorland), ihre besondere Wirkung auf Zielgruppen (Golfplatz, Privatschule) und ihr identitätsstiftender Charakter nach innen bzw. ihre Außenwirkung in die Region. 118 Rüsselsheim 2020 Aufgabenfelder Der Handlungsschwerpunkt „Bildung, Kultur und Freizeit qualifizieren“ umfasst in Rüsselsheim folgende Aufgabenfelder: Zeitgemäße Angebote entwickeln Angebote als „weiche Standortfaktoren“ weiterentwickeln Da nach Ansicht mehrerer lokaler Experten heutzutage viele Rüsselsheimer auch wegen der nicht ausreichend auf sie abgestimmten Angebote „an der Stadt vorbei leben“, ist eine moderne Konzeption mit zeitgemäßen Angeboten für die Bürger notwendig. Des Weiteren sind die Angebote der Stadt als „weiche Standortfaktoren“ verstärkt zu entwickeln. Wie schon in Kapitel 4.1 beschrieben, nähern sich die Kommunen in Deutschland hinsichtlich der harten Standortfaktoren immer weiter aneinander an. Vor allem bei Standorten, die sich hinsichtlich der klassischen Ansiedlungskriterien nur unwesentlich voneinander unterscheiden, können die so genannten „weichen Standortfaktoren“ für die Beschäftigten der Unternehmen, zu denen auch Freizeit-, Kultur- und Bildungsangebote gehören, den Ausschlag für eine Unternehmensansiedlung geben. Aber auch die Gewinnung neuer Einwohner und die Bindung der bereits ansässigen Bürger an ihre Stadt erfolgt ganz wesentlich über weiche Standortfaktoren wie Schulen, Freizeiteinrichtungen, kulturelles Angebot und Einkaufsmöglichkeiten. Da in der vorliegenden Arbeit eine ökonomische Schwerpunktsetzung verfolgt wird, werden im folgenden Kapitel keine Eckpunkte einer umfassenden Bildungs-, Kultur- und Freizeitkonzeption für Rüsselsheim entwickelt. Vielmehr wird an einigen Beispielen skizziert, Installation am Rheinufer und Kampagne zur Baukultur, Köln welche zukünftige Schwerpunktsetzung in diesem Aufgabenfeld als notwendig erachtet wird, um den Strukturwandel der Stadt zu unterstützen. Zusätzliche neue Angebote – besonders im Freizeitbereich – sollten durch die Trägerschaft Privater gesichert werden. Die Stadt kann punktuell unterstützend tätig werden. Derzeit sind im Bildungs- und Kulturbereich in Rüsselsheim umfangreiche Umstrukturierungen zu verzeichnen. Organisatorisch ist die Bildung des Eigenbetriebs „Bildung und Kultur“ in Vorbereitung. Er vereint Volkshochschule, Theater, Kulturverwaltung und Musikschule. Inhaltlich wird derzeit durch das „Kulturprofil“ eine Gesamtkonzeption und Neustrukturierung der Rüsselsheimer Kulturpolitik erarbeitet. Die Ideen und kulturellen Aktivitäten aller an der Kultur Beteiligten in Rüsselsheim, also auch die freier Träger wie beispielsweise das „Kulturforum“ (ein Zusammenschluss 119 Rüsselsheim 2020 kunstschaffender Rüsselsheimer), sollten in das neue „Kulturprofil“ einfließen. Das neue Angebot richtet sich einerseits an die Rüsselsheimer Bevölkerung, andererseits entfaltet die Umsetzung des neuen Profils der Stadt eine aktivierende Wirkung in die Region – auch im touristischen Sinne. Tabelle 13 Aufgabenfelder und Maßnahmen des Handlungsschwerpunkts „Bildung, Kultur und Freizeit qualifizieren“ Aufgabenfeld Maßnahmen* Zeitgemäße Angebote entwickeln Freizeitnutzungen im Opel Forum Kulturplatz - Bahnhofsplatz Angebote als weiche Standortfaktoren weiterentwickeln Internationale Schule Mainvorland als Freizeitprojekt Stadtmarketing und Tourismus Angebote für Qualifizierte und Hochqualifizierte *Zentrale Maßnahmen werden in fetter Schrift vorangestellt Quelle: HA SEG 120 Rüsselsheim 2020 Oberziele Handlungsschwerpunkte Aufgabenfelder 4.5.1 Zeitgemäße Angebote entwickeln Freizeitnutzungen im Opel Forum Im Rahmen der Entwicklung des Opel Forums wird empfohlen, auch privatwirtschaftlich betriebene Freizeitnutzungen mit einzubeziehen. Während in Mainnähe (Opelvillen/ Festung/ Palais Verna) eher „klassische“ kulturelle Angebote vorgehalten werden, kann das Opel Forum komplementär mit modernen Kultur- und Freizeitnutzungen wie Fitness, Wellness, Tanz, Kampfsport, (Erlebnis)Gastronomie oder der genannten Studiobühne aufgewertet werden. Auch das Angebot der vorhandenen „Jazz-Fabrik“, durch die sich Rüsselsheim im ganzen Rhein-MainGebiet einen Namen als „Jazz-Stadt“ gemacht hat, ist ein Anknüpfungspunkt. Hauptakteure: Adam Opel GmbH, Investor, Kulturszene, Private, Jazz-Fabrik, Eigenbetrieb „Kultur und Bildung“, Sanierungsträger Zielgruppen: Bevölkerung Rüsselsheims und der Region Umsetzungshorizont: Parallel zur Umstrukturierung des Opel Forums, Eckdaten müssen 2007 fixiert sein. Kulturplatz - Bahnhofsplatz Aufgrund der aktuellen Neugestaltung des Bahnhofs und des Bahnhofsplatzes, der Aufwertung der Fassade des C&A-Gebäudes und der geplanten Entwicklung des Opel Forums bildet sich ein markanter neuer Schwerpunkt in der Rüsselsheimer Innenstadt. Der Bahnhofsplatz verfügt bereits heute über eine hohe Besucherfrequenz und eine optimale Anbindung. Kulturelle Angebote können das Opel Forum zukünftig auszeichnen (vgl. Kapitel 4.2.1), gastronomisches Angebote sind vorhanden bzw. werden noch entstehen. Wie sich eine „Bespielung“ des Platzes darstellen könnte, hat die Fußball-Weltmeisterschaft im Frühsommer 2006 gezeigt. Kombinationen und Kooperationen sind vielfältig denkbar: Lesung und Film, Konzert und Fest, Kinder- und Schulprogramme etc. Schauburg Rüsselsheim Es bietet sich auch die Möglichkeit, gezielt Randzeiten der Freizeitkultur in der Innenstadt Rüsselsheims zu nutzen (z.B. Veranstaltungen Sonntag nachmittags, nachts, nach Ladenschluss), um Rüsselsheim in der Region weiter zu profilieren. Hintergrund dieser Empfehlung ist, dass dies zum einen in Verbindung mit einer Vereinheitlichung der Ladenöffnungszeiten zu einer Belebung der Innenstadt führen kann, zum anderen auch 121 Rüsselsheim 2020 zu den klassischen Zeiten (z.B. Samstag abends) das konkurrierende Angebot in den umliegenden Oberzentren zu groß ist. Hauptakteure: Anrainer des Bahnhofsplatzes, Eigenbetrieb „Kultur und Bildung“, private Akteure Zielgruppen: Bevölkerung Rüsselsheims und der Region Umsetzungshorizont: Finanzierungsmöglichkeiten für Baumaßnahmen bestehen im Rahmen der Städtebaulichen Sanierungsmaßnahme. 122 Rüsselsheim 2020 Oberziele Handlungsschwerpunkte Aufgabenfelder 4.5.2 Angebote als weiche Standortfaktoren weiterentwickeln Internationale Schule Rüsselsheim hat ein ausgewogenes Schulangebot und eine vielfältige Bildungslandschaft. Eine weitere Ergänzung dieses Angebots kann durch eine Schule in privater Trägerschaft erfolgen. Ein entsprechendes Angebot wurde von unterschiedlichen lokalen Experten als wichtiger Standortfaktor zur Bindung und Neugewinnung von Familien in Rüsselsheim gefordert. In Anbetracht der besonderen Situation Rüsselsheims als Konzernsitz international tätiger Unternehmen besteht eine ausgesprochene Lagegunst für eine internationale Schule, möglicherweise auch mit Bezug zum asiatischen Kulturkreis. Als Projekt mit hoher regionaler Bedeutung könnte es gegebenenfalls in Kooperation mit den Nachbarkommunen realisiert werden. Die Schule wäre nicht nur für die bestehenden Unternehmen ein Gewinn, sondern auch ein bedeutender Standortfaktor für Neuansiedlungen. Gleichzeitig wird eine Weltoffenheit und Internationalität der Stadt dokumentiert, die auch Auswirkungen auf das Selbstverständnis, die Außenwirkung und das kulturelle Leben Rüsselsheims haben würde. Der Standort muss sehr sorgfältig gewählt werden. Eine internationale Schule in der Innenstadt könnte die beabsichtigte Aufwertung dieses Teilbereichs von Rüsselsheim unterstützen (gegebenenfalls Umnutzung im Bestand). Hauptakteure: Private Schulträger Zielgruppe: Familien in Rüsselsheim und der Region, Neubürger Umsetzungshorizont: Da die Maßnahme vor allem von einem Privaten bewegt wird, ist die Rolle der Stadtverwaltung auf die Standortfindung und Kooperation bei der Umsetzung reduziert. Zunächst muss ein möglicher Anbieter identifiziert werden. Angebote für Qualifizierte und Hochqualifizierte Die in Rüsselsheim arbeitenden qualifizierten und hochqualifizierten Beschäftigten sowie die Studenten, die derzeit häufig nur in der Stadt arbeiten/ studieren und hier nicht ihre Freizeit verbringen, mit entsprechenden Freizeit- und Kulturangeboten zu versorgen ist eine zusätzliche Herausforderung. Dies wird auch vor dem Hintergrund bedeutsam, dass die Beschäftigten in den Unternehmen der als aussichtsreich erachteten Wachstums- und Dienstleistungsbranchen (siehe Kapitel 2.3.1) in der Regel höhere Anforderungen an die weichen Standortfaktoren stellen. In der Bürgerschaft hat sich bereits ein Bewusstseinswandel vollzogen und es herrscht eine breite Akzeptanz für die Notwendigkeit von Angeboten für Hochqualifizierte, was 123 Rüsselsheim 2020 zumindest in der Vergangenheit bei der Entwicklung solcher Maßnahmen nicht immer der Fall war. Dies wurde auch von einigen lokalen Experten betont. In diesem Zusammenhang ist die mögliche Entwicklung eines Golfplatzes in Rüsselsheim gegenüber dem Gewerbegebiet „Blauer See“ (westlich der Adam-OpelStraße) als weicher Standortfaktor der Stadt ausdrücklich zu begrüßen. Rüsselsheim ist wegen der vorhandenen Vereine und vielfältigen Angebote eine Sportstadt, daher würde ein Golfplatz zu einer weiteren Profilierung der Stadt in dieser Richtung führen. Der Golfsport ist in der breiten Bevölkerung angekommen. Der ansässige Ruderclub veranstaltet bereits Golfturniere außerhalb der Stadt. Golfplatz Am Katzberg mit öffentlichem Durchgang, Langenfeld Eine weitere Herausforderung liegt im gastronomischen Angebot. Man muss sich schon gut auskennen, um die (wenigen) attraktiven Restaurants/ Kneipen/ Bars der Stadt ausfindig zu machen. Über die Stadt hinaus sind auch diese nahezu unbekannt, die Gastronomie in den Opelvillen ausgenommen. Nach 18 Uhr bei schönem Wetter wird die Fußgängerzone auf den ersten Blick von Eisdielen und Imbissbuden dominiert.23 Es ist davon auszugehen, dass sich diese Situation verbessert, wenn sich die Pole Bahnhofsplatz/ Opel Forum und Mainpforte/ Mainvorland zu ganz neuen Adressen gewandelt haben und die publikumsintensiven Einrichtungen Volkshochschule und Stadtbücherei in der Innenstadt liegen. Berücksichtigt man den Wunsch, die Bevölkerungsstruktur in der Innenstadt ausgewogen zu entwickeln und auch höher Qualifizierte hier zu gewinnen, muss auch das Angebotsspektrum in der Gastronomie attraktiver werden. Eine erste private Angebotserweiterungen könnten zum Beispiel eine Kaffeebar und eine Suppenbar, beide klein und modern, in der Marktstraße darstellen. Hauptakteure: Private Betreiber, Stadt Rüsselsheim, Öffentlichkeitsarbeit/ Stadtmarketing Zielgruppen: Beschäftigte und Unternehmer in Rüsselsheim (inkl. ausländischer Communities), Studierende der Fachhochschule Umsetzungshorizont: Freizeitanlage Golfplatz: Zunächst ist ein weitgehender politischer Konsens über den neuen Golfplatz herzustellen, denn die Umsetzung erfordert Durchhaltevermögen. Ebenso sollte Sorgfalt auf die Planung verwendet werden. Die Einbeziehung von Naturschutzbelangen und Naherholungsbedürfnissen sowie die angemessene Information und Einbindung der Bürger ist zentral für die zu erzielende Qualität und Akzeptanz. Ziel: Inbetriebnahme 2009. 23 Die Gastronomie am Main wurde schon im Kapitel 4.2.3 behandelt. 124 Rüsselsheim 2020 Mainvorland als Freizeitprojekt Nachdem bereits in Kapitel 4.2.3 die stadträumliche Bedeutung des Mainvorlandes erörtert wurde, wird hier auf seine Bedeutung als Plattform für Freizeit und Kultur eingegangen. Bisher dominiert der Schutz der Stadt vor dem Fluss bzw. dem möglichen Hochwasser. Künftig sollte das Mainvorland einen von weiten Teilen der Bevölkerung und von Gästen der Stadt genutzten öffentlichen Raum darstellen. Das Mainufer ist als Erlebnisraum und Freizeitbereich für die gesamte Stadt zu entwickeln, der in regionale Routen entlang des Mains wie den Regionalpark Rhein-Main und die Route der Industriekultur eingebunden ist. Eine verstärkte Freizeitnutzung verträgt sich auch mit der Fußball vor den Opelvillen, Rüsselsheim Fluglärmbelastung in diesem Teilbereich der Stadt, was beispielsweise die Annahme der „Strandbar“ durch die Bevölkerung zeigt. Als Beispiele für eine Mainufernutzung können neben der Nutzung als Festplatz oder als Citybeach mit „Strandbar“ im Sommer auch temporär Open-AirKino, Skulpturenpark, Grillplatz und ein informeller Spielbereich das Mainvorland beleben. Der Fährbetrieb nach Flörsheim oder auch eine Überbrückung des bisher nicht passierbaren Opel Geländes am Main würden für Fußgänger und Radler Attraktionen darstellen und zahlreiche Besucher anlocken. Auch ein gemeinsames Sommerfest, das an verschiedenen Orten entlang des Mainufers stattfindet (z.B. Schwimmbad, Gelände der Sportvereine, Clubhaus, Festung, Stadtpark, Opelvillen, Mainterrasse und Kulturzentrum „Das Rind“), lenkt die Aufmerksamkeit der Rüsselsheimer und ihrer Gäste auf den Fluss und seine Qualitäten. Eine Landesgartenschau im Jahr 2014 oder 2018 könnte für Rüsselsheim ein weiterer Entwicklungsbaustein sein. Sie bietet die Chance, alle notwendigen Maßnahmen – vom Lückenschluss der Regionalpark-Route am Opel-Gelände über die Mainpforte bis zu den Sportanlagen – innerhalb weniger Jahre umzusetzen. Allerdings wird das Opel Forum viele Ressourcen in den kommenden Jahren binden. Daher stellt sich die Frage, ob ein weiteres Großprojekt in hoher Qualität parallel bewältigt werden kann, zumal eine Landesgartenschau hohe finanzielle Aufwendungen benötigt. Ob für neue Akzente wie Sitzstufen zum Main, bessere Gestaltung des Anlegers, Lichtakzente etc. weitere Mittel von der Regionalpark Südwest GmbH eingesetzt werden können, ist zunächst zu prüfen. Hauptakteure: Stadt Rüsselsheim, Stadtmarketing, Regionalpark Südwest GmbH, Träger der Einrichtungen, Sanierungsträger 125 Rüsselsheim 2020 Zielgruppen: Rüsselsheimer Bevölkerung, Nutzer der Regionalpark-Route, Tagestouristen Umsetzungshorizont: Stufenweise bis 2020, zunächst in 2007 politischer Konsens und Finanzierungskonzept. Stadtmarketing und Tourismus Tourismus spielt in Rüsselsheim – mit Ausnahme des Opel-Werks – bisher kaum eine Rolle. Jährlich ca. 40.000 Werksbesucher bei Opel sind aber ein idealer Anknüpfungspunkt, neue Wege im Bereich Tagestourismus zu gehen. Als ein Beispiel ist hier eine zukünftige Tour skizziert: Eine Anreise von Frankfurt oder Mainz/ Wiesbaden mit dem Schiff nach Rüsselsheim, Führung mit Abstecher zur Werkstatt Adam Opels als Gründungsort durch die Marktstraße zum Bahnhofsplatz mit dem Portal des neuen Opel Forums, Werksführung, an den neu gestalteten Fassaden der Marktstraße und des Schäfergassenviertels in den Stadtpark entlang, weiter in eine Ausstellung in den Opelvillen und in die Festung. Die Zeit, bis das Schiff, der Bus oder die Bahn wieder abfahren, reicht noch für einen Snack im Clubhaus/ den Mainterrassen oder an der Mainbar (ehemalige Bar am Löwenplatz) oder sogar für eine Einkehr in das Restaurant in den Opelvillen. Hauptakteure: Stadtmarketing, Kulturamt, Regionalpark Südwest GmbH, Adam Opel GmbH Zielgruppen: Tagestouristen aus der Region, Betriebsausflüge Umsetzungshorizont: Sofort möglich. 126 Rüsselsheim 2020 5 Fazit und Ausblick Mit der vorliegenden Studie werden Empfehlungen für die Bewältigung des massiven Strukturwandels aufgezeigt. Die Akteure erhalten eine Handreichung, mit der sie sich auf die Ziele einer zukünftigen Entwicklung Rüsselsheims verständigen und diese durch entsprechende Maßnahmen auch erreichen können. Im Rahmen dieser Konsensfindung sollten auch öffentliche Diskurse über die Ziele und deren Umsetzung geführt werden. Wichtig ist, dass sich die Stadt Rüsselsheim bewusst neu aufstellt und die vorhandenen Potenziale der Stadtentwicklung möglichst effektiv nutzt. Eine verstärkte Wirtschaftsorientierung ist hierbei einer der zentralen Bausteine, denn die Wirtschaftskraft am Ort ist einer der entscheidenden Motoren der Stadtentwicklung Rüsselsheims. Parallel zur Erarbeitung der Studie „Rüsselsheim 2020“ wurden in der Stadt bereits erste Empfehlungen, beispielsweise einen zentralen „Wirtschaftsservice“ zu gründen, auf den Weg gebracht. Auch das Erscheinungsbild der Stadt hat die Chance auf eine positive Weiterentwicklung. So kann von einer für Rüsselsheim maßgeschneiderten neuen Nutzung des Opel Forums ein zentraler Impuls für die Innenstadt ausgehen, wenn die Umsetzung von der Stadt partnerschaftlich mitgesteuert wird und auch die Interessen der ansässigen Einzelhändler berücksichtigt werden. In Verbindung mit einer stärkeren Betonung der Achse „Marktstraße“ vom Main bis zum neu gestalteten Bahnhof (und in der Zukunft eventuell auch über den Bahnhof hinaus) kann Rüsselsheim seine Innenstadt auch städtebaulich neu akzentuieren. Mit einer Vielzahl von pragmatischen, auf Rüsselsheim zugeschnittenen Maßnahmenvorschlägen wird den politischen Entscheidungsträgern mit „Rüsselsheim 2020“ das notwendige Rüstzeug an die Hand gegeben, um die vorgeschlagenen Oberziele erreichen zu können. Die vorliegende Studie ist jedoch nicht als abschließend und statisch anzusehen. Vielmehr muss das Gesamtkonzept kontinuierlich auf seine Aktualität geprüft und bei Bedarf fortgeschrieben werden. Sowohl Handlungsschwerpunkte als auch Aufgabenfelder sind Änderungen unterworfen und die erfolgreiche Umsetzung von Maßnahmen kann wieder Kapazitäten freisetzen. Bei der Durchführung einzelner Maßnahmen ist die Stadt wesentlich auf private Akteure und die Kooperation mit Dritten angewiesen. Hier gilt es, günstige Gelegenheiten beim Schopf zu packen. Aufgrund der ökonomischen Schwerpunktsetzung von „Rüsselsheim 2020“ werden einige in Rüsselsheim grundsätzlich bedeutende Handlungsfelder, wie Integration oder Bildung, nicht vertieft dargestellt. Diese sind im Rahmen einer integrierten Stadtentwicklungspolitik selbstverständlich zu berücksichtigen. Zunächst sollte eine möglichst breite politische Bestätigung von „Rüsselsheim 2020“ als Agenda bzw. Handlungsrichtlinie für die Verwaltung erfolgen. Wichtige Entscheidungen, beispielsweise im Bezug auf die Entwicklung des Opel Forums, stehen schon 127 Rüsselsheim 2020 in nächster Zeit an, so dass in der Stadt zügig und parteiübergreifend ein Grundkonsens über die zukünftige Stadtentwicklungspolitik und über das weitere Vorgehen erreicht werden muss. In einem weiteren Schritt kann dann die systematische Umsetzung der von Seiten der Stadt als sinnvoll erachteten Maßnahmen beginnen. Die ausgewählten Maßnahmen sollten durch eine Zeit- und Ablaufplanung strukturiert und mittels Budgetierung gesichert werden sowie verantwortlich leitende Akteure eingesetzt und weitere Beteiligte benannt werden. Abschließend ist nochmals zu betonen, dass Rüsselsheim das Potenzial besitzt, den ökonomischen Strukturwandel zu bewältigen, wenn alle Akteure zum Wohle der Stadt an einem Strang ziehen und Maßnahmen konsequent mit dem „Mut, etwas zu wagen“ umgesetzt werden. 128 Rüsselsheim 2020 6 Anhang Tabellenverzeichnis Tabelle 1 Wohnbevölkerung in Deutschland nach Altersklassen (Mio. Personen) 10 Tabelle 2 Entwicklung der Automobilindustrie in Deutschland 11 Tabelle 3a Vergleich Ballungsraum Frankfurt/Rhein-Main und Rüsselsheim (Stand 31.12.2004) 12 Tabelle 3b Vergleich Ballungsraum Frankfurt/Rhein-Main und Rüsselsheim 12 Tabelle 4 Indikatoren des Politikfeldes "Demographische Entwicklung / Bevölkerungspotenzial" für Rüsselsheim, LK Groß-Gerau, Hessen 17 Tabelle 5 Indikatoren des Politikfeldes "Wohnen" für die Kommune Rüsselsheim, LK Groß-Gerau, Hessen 2003 17 Indikatoren im Politikfeld "Wirtschaftsstruktur / Arbeitsmarkt" für Rüsselsheim, Groß-Gerau, Hessen 2003 17 Indikatoren im Politikfeld "Soziale Lage / Soziale Stabilität" für Rüsselsheim, LK Groß-Gerau, Hessen 2003 18 Tabelle 8 Branchenspezifische Cluster-Indizes: Rangfolge 22 Tabelle 9 Aufgabenfelder und Maßnahmen des Handlungsschwerpunkts „Wirtschaft fördern“ 54 Aufgabenfelder und Maßnahmen des Handlungsschwerpunkts „Innenstadt aufwerten“ 80 Aufgabenfelder und Maßnahmen des Handlungsschwerpunkts „Wohnen attraktiver gestalten“ 99 Aufgabenfelder und Maßnahmen des Handlungsschwerpunkts „Infrastruktur anpassen“ 111 Aufgabenfelder und Maßnahmen des Handlungsschwerpunkts „Bildung, Kultur und Freizeit qualifizieren“ 120 Tabelle 6 Tabelle 7 Tabelle 10 Tabelle 11 Tabelle 12 Tabelle 13 Rüsselsheim 2020 Abbildungsverzeichnis Abbildung 1 Vorgehensweise 08 Abbildung 2 Bevölkerungsentwicklung 1995-2004 in % 14 Abbildung 3 Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte pro 1000 Einwohner 2004 15 Abbildung 4 Kaufkraftkennziffer 2005 (Deutschland = 100) 16 Abbildung 5 Leit- und Wachstumsbranchen in Deutschland 19 Abbildung 6 Positionierung des LK Groß-Gerau in den 14 Leit- und Wachstumsbranchen Deutschlands 20 Abbildung 7 Entwicklung der Beschäftigung im LK Groß-Gerau 2000-2004 20 Abbildung 8 Beschäftigungsentwicklung in den Leit- und Wachstumsbranchen im LK Groß-Gerau, Hessen und Westdeutschland 21 Abbildung 9 Branchenstruktur des LK Groß-Gerau im Vergleich zu Ingolstadt und Wolfsburg 2004 22 Beschäftigungsentwicklung 2000-2004 des LK Groß-Gerau im Vergleich 23 Innovationspotenzial: FuE-Personal in ausgewählten Verwaltungsbezirken Hessens 2003 (Anteile in %) 24 Innovationspotenzial in Hessen: FuE-Personal je1000 Erwerbstätige für 2003 25 Abbildung 13 FuE-Ausgaben in Hessen 1997 und 2003 nach Betriebsgrößen 26 Abbildung 14 Innovationspotenzial: FuE-Ausgaben in ausgewählten Verwaltungsbezirken Hessens 1997 und 2003 (Anteile in %) 27 Innovationspotenzial in Hessen: FuE-Ausgaben je Erwerbstätigen für 2003 28 Abbildung 10 Abbildung 11 Abbildung 12 Abbildung 15 Abbildung 16 Innovationspotenzial in Hessen: Patente je 100000 Einwohner für 1995 bis 2000 29 Abbildung 17 Rüsselsheim 2020 - Oberziele, Handlungsschwerpunkte und Aufgabenfelder 50 Rüsselsheim 2020 Literaturverzeichnis Literatur 1. 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BMW I SOFTWAREPAKET FÜR GRÜNDER UND JUNGE UNTERNEHMEN, http://www.softwarepaket.de, Abfragedatum 13.10.2006. 4. CLEVERKUSEN, http://www.cleverkusen.de, Abfragedatum 13.10.2006. Rüsselsheim 2020 5. DEUTSCHES SEMINAR FÜR STÄDTEBAU UND W IRTSCHAFT (DSSW), http://www.dssw.de, Abfragedatum 13.10.2006. 6. ECHO ONLINE, http://www.echo-online.de. 7. EXINA E.V., http://www.exina.de, Abfragedatum 13.10.2006. 8. FRANKFURT RHEINMAIN GMBH, http://frm-united.de, Abfragedatum 13.10.2006. 9. GRÜNDERNETZ ROUTE A 66, http://www.routea66.de, Abfragedatum 13.10.2006. 10. IMMOBILIEN ZEITUNG, http://www. immobilienzeitung.de. 11. IVG IMMOBILIEN AG, http://www.ivg.de, Abfragedatum 06.10.2006. 12. RKW HESSEN, http://www.rkw-hessen.de, Abfragedatum 13.10.2006. 13. M55, http://www.m55.de, Abfragedatum 13.10.2006. 14. MAIN-SPITZE, http://www.main-spitze.de. 15. ONLINE-VERWALTUNGSLEXIKON, http://www.olev.de, Abfragedatum 13.10.2006. 16. SONAE SIERRA, www.sonaesierra.com, Abfragedatum 06.10.2006. 17. STADT OFFENBACH, http://www.offenbach.de, Abfragedatum 13.10.2006. 18. STADT RÜSSELSHEIM, http://www.ruesselsheim.de, Abfragedatum 13.10.2006. 19. STADTUMBAU IN HESSEN, Leitfaden Stadtumbau, http://www.stadtumbau-hessen.de, Abfragedatum 18.10.06 20. W IESBADENER KURIER, http://www.wiesbadener-kurier.de. Fotonachweis Sämtliche Fotos: HA Stadtentwicklungsgesellschaft mbH Rüsselsheim 2020 Entwicklung der Erwerbstätigen, Bruttowertschöpfung und Arbeitsproduktivität in Deutschland und Hessen Tabelle A1 Wohnbevölkerung in Deutschland nach Altersklassen (Mio. Personen) Bevölkerung zum 31.12. 0 bis 19 20 bis 34 35 bis 49 50 bis 64 65 bis 79 80+ insgesamt 2000 17,4 16,3 19,3 15,6 10,6 3,1 82,3 2005 16,6 14,8 20,3 15,1 12,2 3,7 82,6 2010 15,4 15,3 19,0 16,4 12,4 4,2 82,8 2015 14,9 15,2 17,0 18,5 12,6 4,7 82,8 2020 14,4 14,7 15,6 19,5 12,5 5,8 82,6 Anteile in % 0 bis 19 20 bis 34 35 bis 49 50 bis 64 65 bis 79 80+ 2000 21 20 23 19 13 4 2005 20 18 25 18 15 4 2010 19 18 23 20 15 5 2015 18 18 20 22 15 6 2020 17 18 19 24 15 7 absolut 2005-2020 -2,2 -0,1 -4,7 4,4 0,3 2,1 0 Quelle: Prognos (2006): Deutschland Report 2030 Rüsselsheim 2020 Tabelle A2 Entwicklung der Erwerbstätigen in Deutschland (in Tsd. Personen) Land- und Forstwirtschaft, Fischerei Produzierendes Gewerbe ohne Baugewerbe - Bergbau u. Gewinnung von Steinen u. Erden - Verarbeitendes Gewerbe - Energie- und Wasserversorgung Baugewerbe Dienstleistungsbereiche - Handel, Gastgewerbe und Verkehr - Finanzierung, Vermietung, Unternehmensdienstleistungen - Öffentliche und private Dienstleister Alle Wirtschaftsbereiche 2000 936 8.534 2004 873 8.018 2010 767 7.818 2015 688 7.486 2020 605 7.058 128 93 86 77 68 8.109 297 2.769 26.905 9.824 5.802 7.632 293 2.251 27.726 9.789 6.309 7.475 258 2.201 28.656 9.805 7.152 7.176 232 2.125 29.595 9.838 7.755 6.783 207 1.988 29.880 9.645 8.108 11.279 39.144 11.628 38.868 11.699 39.442 12.002 39.893 12.127 39.532 Quelle: Prognos (2006): Deutschland Report 2030 Tabelle A3 Entwicklung der Erwerbstätigen in Deutschland (in Prozent p.a.) Land- und Forstwirtschaft, Fischerei Produzierendes Gewerbe ohne Baugewerbe - Bergbau u. Gewinnung von Steinen u. Erden - Verarbeitendes Gewerbe - Energie- und Wasserversorgung Baugewerbe Dienstleistungsbereiche - Handel, Gastgewerbe und Verkehr - Finanzierung, Vermietung, Unternehmensdienstleistungen - Öffentliche und private Dienstleister Alle Wirtschaftsbereiche 2000-2004 -1,7 -1,5 2004-2010 -2,1 -0,4 2010-2015 -2,2 -0,9 2015-2020 -2,5 -1,2 -7,7 -1,4 -2,1 -2,5 -1,5 -0,3 -5,0 0,8 -0,1 2,1 -0,3 -2,1 -0,4 0,6 0,0 2,1 -0,8 -2,1 -0,7 0,6 0,1 1,6 -1,1 -2,3 -1,3 0,2 -0,4 0,9 0,8 -0,2 0,1 0,2 0,5 0,2 0,2 -0,2 Quelle: Prognos (2006): Deutschland Report 2030 Rüsselsheim 2020 Tabelle A4 Entwicklung der Bruttowertschöpfung in Deutschland in Mrd. € (real, Basisjahr 2000) Land- und Forstwirtschaft, Fischerei Produzierendes Gewerbe ohne Baugewerbe - Bergbau u. Gewinnung von Steinen u. Erden - Verarbeitendes Gewerbe - Energie- und Wasserversorgung Baugewerbe Dienstleistungsbereiche - Handel, Gastgewerbe und Verkehr - Finanzierung, Vermietung, Unternehmensdienstleistungen - Öffentliche und private Dienstleister Alle Wirtschaftsbereiche 2000 23,5 465,3 2004 26,2 488,4 2010 25,8 551,2 2015 26,1 595,1 2020 25,8 631,2 5,2 3,5 3,4 3,4 3,2 426,0 34,1 96,2 1.271,2 337,3 510,9 449,4 35,4 81,8 1.332,2 351,5 547,2 514,1 33,6 82,7 1.435,7 371,8 628,0 558,4 33,3 84,5 1.578,0 339,8 708,3 595,1 32,9 84,9 1.716,5 423,1 786,1 423,0 1.856,2 433,3 1.928,0 436,0 2.095,4 469,8 2.283,6 507,2 2.458,4 Quelle: Prognos (2006): Deutschland Report 2030 Tabelle A5 Entwicklung der Bruttowertschöpfung in Deutschland in Prozent p.a. (real, Basisjahr 2000) Land- und Forstwirtschaft, Fischerei Produzierendes Gewerbe ohne Baugewerbe - Bergbau u. Gewinnung von Steinen u. Erden - Verarbeitendes Gewerbe - Energie- und Wasserversorgung Baugewerbe Dienstleistungsbereiche - Handel, Gastgewerbe und Verkehr - Finanzierung, Vermietung, Unternehmensdienstleistungen - Öffentliche und private Dienstleister Alle Wirtschaftsbereiche 2000-2004 2,8 1,2 2004-2010 -0,3 2,0 2010-2015 0,2 1,5 2015-2020 -0,2 1,2 -9,3 -0,4 -0,5 -1,0 1,3 0,9 -4,0 1,2 1,0 1,7 2,3 -0,8 0,2 1,3 0,9 2,3 1,7 -0,2 0,4 1,9 1,5 2,4 1,3 -0,2 0,1 1,7 1,1 2,1 0,6 1,0 0,1 1,4 1,5 1,7 1,5 1,5 Quelle: Prognos (2006): Deutschland Report 2030 Rüsselsheim 2020 Tabelle A6 Entwicklung der Erwerbstätigen in Hessen (in Tsd. Personen) Land- und Forstwirtschaft, Fischerei Produzierendes Gewerbe ohne Baugewerbe - Bergbau u. Gewinnung von Steinen u. Erden - Verarbeitendes Gewerbe - Energie- und Wasserversorgung Baugewerbe Dienstleistungsbereiche - Handel, Gastgewerbe und Verkehr - Finanzierung, Vermietung, Unternehmensdienstleistungen - Öffentliche und private Dienstleister Alle Wirtschaftsbereiche 2000 47,58 628,04 2004 46,92 573,24 2010 40,52 554,71 2015 35,91 528,20 2020 31,50 499,19 2,29 2,08 1,93 1,74 1,56 604,83 20,92 158,76 2.158,95 794,03 594,35 552,49 18,67 142,37 2.231,02 800,48 637,94 535,86 16,93 139,97 2.315,17 797,33 716,56 510,81 15,65 136,28 2.395,95 796,87 772,53 483,17 14,46 129,64 2.440,42 784,29 809,74 770,57 2.993,33 792,61 2.993,55 801,29 3.050,37 826,56 3.096,34 846,39 3.100,75 Quelle: Prognos (2006): Deutschland Report 2030 Tabelle A7 Entwicklung der Erwerbstätigen in Hessen (in Prozent p.a.) Land- und Forstwirtschaft, Fischerei Produzierendes Gewerbe ohne Baugewerbe - Bergbau u. Gewinnung von Steinen u. Erden - Verarbeitendes Gewerbe - Energie- und Wasserversorgung Baugewerbe Dienstleistungsbereiche - Handel, Gastgewerbe und Verkehr - Finanzierung, Vermietung, Unternehmensdienstleistungen - Öffentliche und private Dienstleister Alle Wirtschaftsbereiche 2000-2004 -0,4 -2,3 2004-2010 -2,4 -0,6 2010-2015 -2,4 -1,0 2015-2020 -2,6 -1,1 -2,4 -1,3 -2,0 -2,2 -2,2 -2,8 -2,7 0,8 0,2 1,8 -0,5 -1,6 -0,3 0,6 -0,1 2,0 -1,0 -1,6 -0,5 0,7 0,0 1,5 -1,1 -1,6 -1,0 0,4 -0,3 1,0 0,7 0,0 0,2 0,3 0,6 0,3 0,5 0,0 Quelle: Prognos (2006): Deutschland Report 2030 Rüsselsheim 2020 Tabelle A8 Entwicklung der Bruttowertschöpfung in Hessen in Mrd. € (real, Basisjahr 2000) Land- und Forstwirtschaft, Fischerei Produzierendes Gewerbe ohne Baugewerbe - Bergbau u. Gewinnung von Steinen u. Erden - Verarbeitendes Gewerbe - Energie- und Wasserversorgung Baugewerbe Dienstleistungsbereiche - Handel, Gastgewerbe und Verkehr - Finanzierung, Vermietung, Unternehmensdienstleistungen - Öffentliche und private Dienstleister Alle Wirtschaftsbereiche 2000 1,05 35,00 2004 1,11 35,59 2010 1,08 39,71 2015 1,08 42,58 2020 1,08 45,21 0,17 0,27 0,27 0,26 0,25 31,59 3,24 7,32 130,28 35,01 66,26 31,70 3,61 5,91 135,61 36,12 69,64 35,97 3,48 5,95 147,65 38,33 79,40 38,82 3,50 6,08 162,17 41,17 88,82 41,43 3,53 6,15 177,25 43,73 98,57 29,02 173,66 29,84 178,21 29,91 194,39 32,17 211,90 34,95 229,68 Quelle: Prognos (2006): Deutschland Report 2030 Tabelle A9 Entwicklung der Bruttowertschöpfung in Hessen in Prozent p.a. (real, Basisjahr 2000) Land- und Forstwirtschaft, Fischerei Produzierendes Gewerbe ohne Baugewerbe - Bergbau u. Gewinnung von Steinen u. Erden - Verarbeitendes Gewerbe - Energie- und Wasserversorgung Baugewerbe Dienstleistungsbereiche - Handel, Gastgewerbe und Verkehr - Finanzierung, Vermietung, Unternehmensdienstleistungen - Öffentliche und private Dienstleister Alle Wirtschaftsbereiche 2000-2004 1,43 0,41 2004-2010 -0,43 1,85 2010-2015 0,10 1,40 2015-2020 -0,12 1,21 12,29 -0,50 -0,58 -0,80 0,09 2,74 -5,21 1,01 0,78 1,25 2,13 -0,61 0,11 1,43 1,00 2,21 1,54 0,10 0,41 1,89 1,44 2,27 1,31 0,21 0,23 1,79 1,21 2,11 0,70 0,65 0,04 1,46 1,47 1,74 1,67 1,62 Quelle: Prognos (2006): Deutschland Report 2030 Rüsselsheim 2020 Tabelle A10 Entwicklung der Bruttowertschöpfung je Erwerbstätigen in Hessen in Tsd. € Land- und Forstwirtschaft, Fischerei Produzierendes Gewerbe ohne Baugewerbe - Bergbau u. Gewinnung von Steinen u. Erden - Verarbeitendes Gewerbe - Energie- und Wasserversorgung Baugewerbe Dienstleistungsbereiche - Handel, Gastgewerbe und Verkehr - Finanzierung, Vermietung, Unternehmensdienstleistungen - Öffentliche und private Dienstleister Alle Wirtschaftsbereiche 2000 21,99 55,73 2004 23,60 62,08 2010 26,64 71,60 2015 30,21 80,61 2020 34,24 90,57 75,19 131,53 137,91 148,07 159,11 52,23 154,84 46,13 60,35 44,09 111,48 57,38 193,30 41,53 60,78 45,12 109,17 67,13 205,56 42,53 63,77 48,07 110,81 76,00 223,42 44,59 67,68 51,67 114,97 85,74 244,48 47,42 72,63 55,75 121,73 37,66 58,01 37,65 59,53 37,33 63,73 38,93 68,44 41,29 74,07 Quelle: Prognos (2006): Deutschland Report 2030 Tabelle A11 Entwicklung der Bruttowertschöpfung je Erwerbstätigen in Hessen in Prozent p.a. Land- und Forstwirtschaft, Fischerei Produzierendes Gewerbe ohne Baugewerbe - Bergbau u. Gewinnung von Steinen u. Erden - Verarbeitendes Gewerbe - Energie- und Wasserversorgung Baugewerbe Dienstleistungsbereiche - Handel, Gastgewerbe und Verkehr - Finanzierung, Vermietung, Unternehmensdienstleistungen - Öffentliche und private Dienstleister Alle Wirtschaftsbereiche 2000-2004 1,8 2,7 2004-2010 2,0 2,4 2010-2015 2,5 2,4 2015-2020 2,5 2,4 15,0 0,8 1,4 1,4 2,4 5,7 -2,6 0,2 0,6 -0,5 2,6 1,0 0,4 0,8 1,1 0,2 2,5 1,7 0,9 1,2 1,5 0,7 2,4 1,8 1,2 1,4 1,5 1,1 0,0 0,6 -0,1 1,1 0,8 1,4 1,2 1,6 Quelle: Prognos (2006): Deutschland Report 2030 Rüsselsheim 2020 Oberziele, Handlungsschwerpunkte und Aufgabenfelder Oberziele: 1. Weg von der einseitigen Wirtschaftsstruktur – hin zu einem diversifizierten, innovativen Standort mit Schwerpunkt Automobilbranche. 2. Raus aus der über Jahre gewachsenen Isolation – hin zum aufgeschlossenen Partner für Wirtschaft, Bürger und Region. 3. Weg vom hausbackenen Image – hin zu einem Standort mit zukunftsorientierter Ausstrahlung. Handlungsschwerpunkte: Wirtschaft fördern Innenstadt Innenstadt aufwerten aufwerten Wohnen Wohnen attraktiver attraktiver gestalten gestalten Infrastruktur Infrastruktur anpassen anpassen Freizeit/ Freizeit/ Kultur/ Kultur/ Bildung Bildung qualifizieren qualifizieren Aufgabenfelder: Bestandsentwicklung Opel Forum als Impulsgeber nutzen Image als Wohnstandort verbessern Infrastruktur qualitativ anpassen Zeitgemäße Angebote schaffen Existenzgründungsförderung Einkaufsmöglichkeiten und Angebotsvielfalt entwickeln Attraktive moderne Wohnangebote schaffen Infrastruktur quantitativ anpassen Angebote als weiche Standortfaktoren weiterentwickeln Unternehmensansiedlungen Stadtmarketing Wirtschaftsfreundliches Klima schaffen Organisation der Wirtschaftsförderung Öffentlichen Raum qualifizieren Rüsselsheim 2020 Handlungsschwerpunkte, Aufgabenfelder und Maßnahmen Handlungsschwerpunkt „Wirtschaft fördern“ Aufgabenfeld Maßnahmen* Bestandsentwicklung Erarbeitung von Grundlageninformationen: Detaillierte Bestandsaufnahme und Analyse der ansässigen Unternehmen inkl. ethnischer Ökonomie Regionale Kooperation: Maßgeblich in bestehenden Initiativen mitarbeiten (Automotive Cluster RheinMainNeckar) Netzwerkmanagement für Cluster und Unternehmensnetzwerke Persönliche Kontakte zu Unternehmen aufbauen und kontinuierlich pflegen Förderung ansässiger kleinerer und mittlerer Unternehmen intensivieren (pragmatische Hilfestellungen) Existenzgründungsförderung Gründeroffensive zur Erhöhung der Selbstständigenquote Institutionalisierter zentraler Ansprechpartner für lokale Existenzgründer in Rüsselsheim Technologie-, Innovations- und Gründer/innen Zentrum (TIGZ) anpassen Unternehmensansiedlungen Nutzungsbeschränkungen bei Gewerbeflächen aufheben, Flächen marktgerecht anbieten Standortqualitäten bei überörtlichen Multiplikatoren bekannt machen Regionale Kooperation: Maßgeblich in bestehenden Initiativen mitarbeiten (FrankfurtRheinMain GmbH) Strategische Städtepartnerschaften und internationale Beziehungen begründen Stadtmarketing Strategisches Stadtmarketingkonzept entwickeln Initiierung eines City-Managements und Vernetzung vorhandener Initiativen Kommunikation und „Corporate Identity“ der Stadt vereinheitlichen Imagekampagne entwickeln Wirtschaftsfreundliches Klima schaffen „Wir sind für Sie da!“, Kundenfreundlichkeits-Offensive der Politik und Stadtverwaltung Coaching der städtischen Mitarbeiter (Kunden- und Serviceorientierung) Qualitätsmanagement in der Verwaltung implementieren Projekt- und teamorientierte ressortübergreifende Herangehensweise Organisation der Wirtschaftsförderung One-Stop Agency mit Lotsenfunktion Zusammenführung von Wirtschaftsförderung und Stadtentwicklungsgesellschaft prüfen Regelmäßige Zeit- und Maßnahmenüberprüfung anhand quantifizierbarer Faktoren *Zentrale Maßnahmen werden in fetter Schrift vorangestellt Quelle: HA SEG Rüsselsheim 2020 Handlungsschwerpunkt „Innenstadt aufwerten“ Aufgabenfeld Maßnahmen Opel Forum als Impulsgeber nutzen Opel Forum als Impuls für Innenstadtentwicklung aktiv begleiten Sichtbar- und Erlebbarmachen der Industriearchitektur Durchlässigkeit des Opel Forums zur Verknüpfung mit der Innenstadt Opel Forum als attraktiven innerstädtischen Wohnstandort nutzen Einkaufsmöglichkeiten und Angebotsvielfalt im Innenstadtkern entwickeln Zügige Maßnahmenentwicklung und Umsetzung unter Berücksichtigung neuerer Einzelhandelsentwicklungen Kooperationen zum Einzelhandelsbesatz in Opel Forum und Innenstadt Einbinden ausländischer Einzelhändler Business Improvement District initiieren Nutzungen aus dem Infrastrukturgürtel verlagern Öffentlichen Raum qualifizieren Mainuferentwicklung Inszenierung vorhandener Industriekulturpotenziale Strukturkonzept zum öffentlichen Raum Quelle: HA SEG Handlungsschwerpunkt „Wohnen attraktiver gestalten“ Aufgabenfeld Maßnahmen Image als Wohnstandort verbessern Kampagne „Wohnen in Rüsselsheim“ Besondere Projekte regional kommunizieren Gemeinsame Aktionen der Wohnungsbaugesellschaften Historische Siedlungen weiterentwickeln Attraktive moderne Wohnangebote schaffen Qualitativ hochwertiges Wohnangebot für mittlere/ hohe Einkommensgruppen in der Innenstadt stärken Westend entwickeln auf Basis des „Leitbild Stadtquartier Westend“ Eigentumsbildung durch preiswerte Grundstücke für Familien und Bauherrengruppen Spezielle innerstädtische Angebote für Senioren ausbauen Quelle: HA SEG Rüsselsheim 2020 Handlungsschwerpunkt „Infrastruktur anpassen“ Aufgabenfeld Maßnahmen Infrastruktur quantitativ an bestehende und zukünftige Einwohnerzahl anpassen Infrastrukturanalyse von Immobilien und Einrichtungen Kooperationen mit privaten Investoren ausbauen, Beteiligungen prüfen Kooperationen mit Nachbarkommunen Infrastruktur qualitativ an Einwohnerstruktur und an Ziele der Stadtentwicklung anpassen Verlagerung von Einrichtungen aus dem Infrastrukturgürtel zur Gewinnung von attraktivem Wohnbauland und zur Belebung der Innenstadt Mehrfache und synergetische Nutzung von Einrichtungen Rüsselsheim als Zentrum für lebensbegleitendes Lernern Quelle: HA SEG Handlungsschwerpunkt „Bildung, Kultur und Freizeit qualifizieren“ Aufgabenfeld Maßnahmen Zeitgemäße Angebote entwickeln Freizeitnutzungen im Opel Forum Kulturplatz - Bahnhofsplatz Angebote als weiche Standortfaktoren weiterentwickeln Internationale Schule Mainvorland als Freizeitprojekt Stadtmarketing und Tourismus Angebote für Qualifizierte und Hochqualifizierte Quelle: HA SEG