Informationsgabe an die Abstimmungsberechtigten

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Informationsgabe an die Abstimmungsberechtigten
Informationsgabe an die Abstimmungsberechtigten zum Bürgerentscheid:
Sind Sie dafür, dass die Maßnahme für das Projekt „Treibhaus“ einschließlich
Außenanlagen auf dem ehemaligen Alsengelände gestoppt wird und stattdessen mit geringerem finanziellen Aufwand ein „Haus der Jugend“ auf dem
Grundstück Ecke Adolf-Rohde-Straße/Gruner Straße gebaut werden soll?“
Standpunkt:
Die Ratsversammlung spricht sich weiterhin für die Durchführung des Projektes „Treibhaus“
einschließlich der Außenanlagen auf dem ehemaligen Alsengelände aus.
Begründung:
Historie
Das Gelände der ehemaligen Zementfabrik Alsen ist seit Jahrzehnten ein Schandfleck im
Einfahrtsbereich von Itzehoe sowie an der Bahnstrecke Hamburg-Westerland. Dieses negative Erscheinungsbild ist kein Aushängeschild für die Kreisstadt und dürfte Investoren eher
abschrecken als anlocken.
Über die Jahre hinweg ist es nur teilweise gelungen, dieses Gelände einer sinnvollen Verwendung zuzuführen. Die damaligen Alsen-Eigentümer haben einem Investor die große Gewerbefläche zur weiteren Veräußerung überlassen. Daraufhin wurden verschiedene Gewerbegrundstücke parzelliert, die zum größten Teil mittlerweile bebaut sind.
Im Jahre 2008 hat die Stadt Itzehoe ein ca. 5 ha großes Grundstück auf diesem Gelände
erworben. Leider war mit dem Erwerb seinerzeit keine Konzeption zur nachhaltigen Nutzung
verbunden. Durch die anhaltende Diskussion über die Probleme bei den Bau eines neuen
Haus der Jugend am damals vorgesehenen Standort Grunerstraße rückte der städtische Teil
des Alsen-Geländes verstärkt in den Mittelpunkt der Betrachtungen der Öffentlichkeit und der
Selbstverwaltung. Die Idee, das Haus der Jugend nicht auf dem ursprünglich geplanten
Standort an der Grunerstraße, sondern in Gebäuden auf dem Alsen-Gelände zu realisieren,
wurde entwickelt, als klar wurde, dass das vollständige Raumprogramm, dass die Jugendlichen in Workshops entwickelt hatten, nicht auf dem Grundstück an der Grunerstraße zu realisieren wäre.
Entwicklungsziele des Alsengeländes
In den Überlegungen zur Nutzung des städtischen Teils des Alsengeländes wurde deutlich,
dass verschiedene Entwicklungsziele zu verbinden waren:
Behebung eines städtebaulichen Missstandes
Stärkere Anbindung des Stadtteils Wellenkamp an die Innenstadt
Verkehrstechnische Anbindung der Fläche einschließlich des ÖPNV
Einbeziehung von verschiedenen noch vorhandenen Gebäudeteilen in die Nutzung
Gespräche mit dem Land Schleswig-Holstein haben ergeben, dass von dort eine erhebliche
finanzielle Förderung aus dem Städtebauförderungsprogramm „Stadtumbau West“ für den
Neubau des Haus der Jugend im Kontext des Treibhauses und die Erreichung der vorgenannten Entwicklungsziele möglich ist.
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So entstand der Gedanke, sich nicht nur mit dem Bau eines Haus der Jugend auf dem Gelände zu beschäftigen, sondern eine städtebauliche Entwicklung in Gang zu setzen, an der
sich die gesamte Bevölkerung beteiligen und im Ergebnis wiederfinden kann.
Vom Haus der Jugend zum Treibhaus
Es fanden mindestens fünf Veranstaltungen mit verschiedensten Zielguppen und einer hohen Beteiligung im Rahmen von Beteiligungsverfahren statt. Dort wurde der Wunsch aus der
Mitte der Bevölkerung an Politik und Verwaltung herangetragen, nicht nur ein Haus der Jugend, sondern ein Gebäude mit Angeboten für alle Altersklassen zu errichten sowie attraktive Freianlagen mit einem multifunktionalen Ansatz und Flächen für Trendsportarten zu
schaffen.
Gefordert wurden Räumlichkeiten, die einer breiten Öffentlichkeit, Kindern, Erwachsenen,
Familien usw. für kreative Aktivitäten und zur Freizeitgestaltung zur Verfügung stehen. In
einem Leitbild wurden folgende städtebauliche und übergeordnete Punkte herausgestellt:
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Verbindung Wellenkamp und Innenstadt
wichtiger Park in einer zusammengewachsenen Stadt
Zusammenkommen der Bürgerinnen und Bürger
Erlebnisort für Gemeinschaft, Freizeit, Bildung
Identität schaffen und Anziehungspunkt
Es wurde ein Planungsbüro mit der Erstellung eines Nutzungskonzeptes beauftragt, in der
sich sowohl die Entwicklungsziele für das Alsengelände als auch die in dem Leitbild genannten Punkte wieder finden.
Die Themen Jugend, Kultur, Bewegung und Event sollen auf einem Gelände in verschiedenen Nutzungsbausteinen zusammengeführt werden.
Die vom Planungsbüro erarbeiteten Pläne sehen nunmehr vor
• das Treibhaus mit dem Haus der Jugend
• den multifunktionalen Begegnungspark mit Flächen für Trendsportarten
• die Eventfläche
Das Treibhaus
Die Umnutzung, Erneuerung und Modernisierung der vorhandenen Gebäude Kesselhaus,
Aufenthaltsgebäude, Schlosserei und Schmiede der ehemaligen Zementfabrik Alsen werden
unter dem Namen „Treibhaus“ zusammengefasst. Das Treibhaus ist der Kern der gesamten
Anlage. Konzipiert ist es - dem Leitbild folgend - als Jugendzentrum, dessen Spektrum und
Kapazitäten jedoch weit darüber hinausgehen soll. Das Treibhaus wird in Module gegliedert,
die bestimmte Funktionen aufnehmen und unterschiedlichen Nutzungen dienen sollen.
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ehemaliges Kesselhaus:
Ein Veranstaltungsraum mit Bühne, einer Galerie, einer Vorbereitungsküche und gemischten Funktionsbereichen.
ehemaliges Aufenthaltsgebäude:
Ein Ausstellungsfoyer, Ateliers und Büros.
ehemalige Schlosserei:
Eine Halle mit Werkstätten und Proberäumen in den Seitenschiffen.
ehemalige Schmiede:
Ein nicht überdachter Außenbereich als offener Garten mit Erhalt der ehemaligen Außenwände.
Galeriedeck:
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Eine über zwei Drittel der Gebäudelänge reichende Aufenthaltsfläche im Obergeschoss.
Alle Flächen für öffentliche Nutzung werden im Erdgeschoss vorgesehen. Für die neue Nutzung sowie den gesetzlichen Vorgaben entsprechend werden notwendige Anpassungen
vorgenommen. Die gesamte Anlage wird barrierefrei erschlossen.
Der Begegnungspark mit Eventfläche
Der Haupteingang zum Gelände ist südlich des Wendehammers der Otto-F.-Alsen-Straße
geplant. Dort werden Informationstafeln zum Standort aufgestellt werden. Ein diagonal verlaufender Erschließungsweg überquert eine große befestigte Fläche, die eine Skateranlage
mit Skateparcours und einen Streetballcourt beinhalten soll. Vor dem Treibhaus liegt ein begrünter Abenteuerspielbereich. Der vorhandene Schornstein erhält eine kleine Bühne, die
von Sitzstufen umsäumt ist. Zwischen dem Bereich der Skateranlage und dem Schornstein
mit der Bühne befindet sich eine lang gezogene Grünzone mit wenigen Einzelbäumen, auf
der weitere Angebote zum Spielen, Klettern und Sprayen gemacht werden. Eine größere
Fläche im Norden des Geländes soll als Liegewiese mit weiteren Nutzungsmöglichkeiten
(Ballspiele, Grillen und Relaxen) gestaltet werden. Diese Fläche würde auch Raum für temporäre Veranstaltungen (Events) bieten.
Investitionskosten und Folgekosten
Die Gesamtkosten für die Errichtung der Gemeinbedarfs- und Folgeeinrichtung Alsen inklusive der Freianlagen betragen rund 9.110.000 Euro. Die Ratsversammlung hat in der Sitzung
vom 20.09.2012 eine Deckelung des städtischen Anteils auf maximal 5.644.750,00 € sowie
die Einführung eines Kostencontrolling von Beginn der Baumaßnahme an beschlossen. Aufgrund des von der Stadt gestellten Antrages auf die Gewährung einer Förderquote von 80%
sind 4.345.000 Euro aus Eigenmitteln der Stadt aufzubringen und voraussichtlich ca.
4.765.000 Euro durch Städtebauförderungsmittel finanziert. Ein Bescheid liegt z. Zt. hierüber
noch nicht vor.
Die jährlichen Folgekosten wurden von der Verwaltung auf ca. 1,6 Mio. € geschätzt. Beim
Betrieb des heutigen Jugendtreff-Provisoriums fallen ca. 250.000 € Kosten, davon alleine
rund 40.000 EUR Mietkosten. Echte Mehrkosten für das generationsübergreifende Konzept
liegen also in Höhe von 1,35 Mio. € vor.
Für das Projekt Alsen, u.a. für Grunderwerb, Grunderwerbsnebenkosten, B-Plan-Änderung,
Nutzungsgestaltungsplan, Bewirtschaftungsverluste, etc. wurden insgesamt 1,8 Mio. € ausgegeben, die mit Städtebauförderungsmittel finanziert worden sind. Bei einer Aufgabe der
Absicht, dieses Gelände wie vorgeschlagen zu entwickeln, hätte dies zur Folge, dass die
Stadt Itzehoe dieses Geld ersetzen müsste. Städtebauförderungsmittel stehen damit für die
städtebauliche Entwicklung des Alsen-Geländes nicht mehr zur Verfügung.
Warum kein Haus der Jugend an der Grunerstraße?
Der seinerzeitige Verkauf des Haus der Jugend im Juliengardeweg ohne ein sofort verfügbares, geeignetes Ersatzobjekt für die Kinder und Jugendlichen unserer Stadt hat zu jahrelangen Diskussionen über einen Neubau oder die Nutzung leer stehender Immobilien geführt.
Die Ursprungspläne für einen Neubau an der Grunerstraße mussten aufgrund der seinerzeitigen politischen Vorgaben erheblich abgespeckt werden. Die Wunschvorstellungen der Kinder und Jugendlichen können auf dem nur beschränkt zur Verfügung stehenden Gelände
nicht erfüllt werden. Es fehlt an Platz im Freien, um den Bewegungsdrang der jungen Generation gerecht zu werden. Das Grundstück liegt an einer stark befahrenen Straße, die damit
eine nicht zu unterschätzende Gefahrenquelle für die jugendlichen Nutzerinnen und Nutzer
darstellt. Die Schaffung von Veranstaltungsräumen mit Musikveranstaltungen am Abend und
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am Wochenende sorgt für Konflikte mit den direkt anliegenden Nachbarn, die eine Nutzbarkeit des Gebäudes zumindest in Frage stellen. Bei vorbereitenden Untersuchungen konnten
Schadstoffbelastungen im Boden nicht ausgeschlossen werden. Die von der Verwaltung geschätzten Baukosten hätten bei 3,7 Mio. € gelegen, ohne diese weiteren Risiken zu berücksichtigen.
Zusammenfassung
Das Treibhaus ist mehr als ein Haus der Jugend. Es ist eine Kultur-, Bildungs- und Begegnungsstätte für die Jugend aber auch für ältere Bürgerinnen und Bürger mit einem multifunktionalen Begegnungspark und Flächen für Trendsportarten. Generationsübergreifende Angebote tragen dem demografischen Wandel Rechnung. Dieses Konzept ist auf keiner anderen städtischen Fläche realisierbar.
Weiter ist es eine Chance, endlich einen städtebaulichen Missstand zu beseitigen, den
Stadtteil Wellenkamp weiter zu integrieren und dabei sogar noch Elemente einer mittlerweile
historischen Industriekultur zu bewahren.
Die gesamte Nutzungskombination hat Vorbildcharakter und wird daher auch mit erheblichen
Fördermitteln vom Land Schleswig-Holstein unterstützt. Diese Einmaligkeit wird sich für das
Image der gesamten Stadt äußerst positiv auswirken.