Marktforschung - Technische Hochschule Mittelhessen
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Marktforschung - Technische Hochschule Mittelhessen
Prof. Dr. U. Vossebein Marktforschung 1 Prof. Dr. U. Vossebein Lernziele Am Ende der Lerneinheit sollen die Teilnehmer die wesentlichen Schritte der Planung und Durchführung einer Marktforschungsstudie kennen und umsetzen können. Darüber hinaus sollen sie einen Einblick in die weiteren Aufgaben der Marktforschung erhalten. 2 Prof. Dr. U. Vossebein Gliederung 1. Einführung und Grundbegriffe 2. Information, Informationsbedarf, Informationswert 2.1 Information 2.2 Informationsbedarf 2.3 Informationswert 3. Messtheoretische Grundlagen 3.1 Messen 3.2 Mess- / Skalenniveau 3.3 Alternative Skalen 3.4 Gütekriterien in Bezug auf die Datenerhebung 3 Prof. Dr. U. Vossebein Gliederung 4. 5. 6. 7. 8. 9. Definitionsphase Designphase Feldphase Analysephase Umsetzungsphase Weitere Anwendungsgebiete der Marktforschung 4 Prof. Dr. U. Vossebein 1. Einführung und Grundbegriffe 5 Prof. Dr. U. Vossebein Definition Marktforschung ist die systematische • Suche, • Erfassung, • Analyse und • Interpretation von Daten und Informationen, die für eine marktorientierte Unternehmensführung notwendig sind. 6 Prof. Dr. U. Vossebein Definition Marktforschung bzw. Marketingforschung Marktforschung Externe Informationen Beschaffungs- Absatzmarktmarktforschung forschung Interne Informationen Marketingforschung 7 Prof. Dr. U. Vossebein Marktforschungsprozess Unabhängig von der Form und der Zielsetzung der Marktforschung, kann man Marktforschungsprozesse in folgende Phasen untergliedern: Definitionsphase Designphase Feldphase Analysephase Umsetzungsphase 8 Prof. Dr. U. Vossebein Formen der Marktforschung • Operative Marktforschung (Effizienz) • Strategische Marktforschung (Effektivität) • Querschnittsanalysen • Längsschnittsanalysen • exploratorische Marktforschung (Gewinnung neuer Erkenntnisse) • konfirmatorische Marktforschung (Überprüfung bestehender Hypothesen) • quantitative Marktforschung • qualitative Marktforschung 9 Prof. Dr. U. Vossebein Formen der Marktforschung Klassifizierungskriterium Ausprägung Erhebungsmethode - Primärerhebung - Sekundärerhebung Häufigkeit der Erhebung - ad hoc-Untersuchung (einmalig) - Wiederholungserhebung - Panelforschung Objekt der Erhebung - demoskopische Marktforschung Erhebung subjektiver, verhaltensbezogener Informationen, Einstellungen, Motive, etc. - ökoskopische Marktforschung Erhebung objekt- bzw. sachbezogener Informationen, Umsätze, Preise, etc. Träger der Marktforschung - Eigenmarktforschung - Fremdmarktforschung 10 Prof. Dr. U. Vossebein Formen der Marktforschung Klassifizierungskriterium Ausprägung Betrachteter Zeitraum - retrospektive Marktforschung - prospektive Marktforschung Unternehmensbereich - Beschaffungsmarktforschung - Personalmarktforschung - Finanzmarktforschung - Absatzmarktforschung etc. Erhebungsraum - lokale Marktforschung - regionale Marktforschung - nationale Marktforschung - internationale Marktforschung Marktteilnehmer - Käuferforschung - Handelsforschung - Konkurrenzforschung, etc. 11 Prof. Dr. U. Vossebein Marktforschungsinstitutionen • Betriebliche Marktforschung • Unternehmen • Werbe-, Mediaagenturen • Handel • Institutsmarktforschung • Fullservice-Institute • Marktforschungsberater • Feldinstitute • Marktforschungsstudios • Informationsbroker • Trendscouts • Hochschulen • Verlage, Verbände, IHK´s etc. 12 Prof. Dr. U. Vossebein Aufgaben der betrieblichen Marktforscher Berater im Unternehmen = Informationsmanager • Frühaufklärungsfunktion • Innovationsfunktion • Entscheidungsunterstützer, -vorbereitung • Informationsmanagement 13 Prof. Dr. U. Vossebein Aufgaben der betrieblichen Marktforscher Durch eine systematische Wissensgenerierung werden Entscheidungsprozesse unterstützt und die Entscheider werden in die Lage versetzt, qualitativ höherwertige Entscheidungen zu treffen. Ziel der Marktforschung ist es nicht, die Zukunft genau zu prognostizieren. 14 Prof. Dr. U. Vossebein Organisatorische Einbindung der betrieblichen Marktforscher • Einbindung in die Marketingabteilung • Stabsstelle bei der Geschäftsführung bzw. beim Vorstand • Teil der zentralen Informationsdienste 15 Prof. Dr. U. Vossebein Institutsmarktforschung BVM – Handbuch (ISBN: 3-935149-04-2) Marktforschungsunternehmen 200x jährliche Überarbeitung Gliederung nach: • Forschungsinstitute • Feldorganisationen • Berater • Studios • andere Dienstleister (EDV-Service, etc.) 16 Prof. Dr. U. Vossebein Berufsverbände • adm (gegründet 1955) Arbeitskreis Deutscher Markt- und Sozialforschungsinstitute e.V. Langer Weg 18 60489 Frankfurt am Main Tel.: 069 97843136 e-mail: [email protected] www.adm-ev.de Interessenvertretung privatwirtschaftlich organisierter Markt- und Sozialforschungsinstitute. Zielsetzung u.a. Wahrung des Ansehens und die Förderung der Wissenschaftlichkeit der Markt- und Sozialforschung. 17 Prof. Dr. U. Vossebein Berufsverbände • ASI (gegründet 1949) Arbeitsgemeinschaft Sozialwissenschaftlicher Institute e.V. Lennéstraße 30 53113 Bonn Tel.: 0228 2281174 e-mail: [email protected] www.gesis.org/asi Zusammenschluss gemeinnütziger sozialwissenschaftlicher Forschungseinrichtungen und Universitätsinstitute in Deutschland. Zielsetzung u.a. die Förderung und Intensivierung sozialwissenschaftlicher Forschung. 18 Prof. Dr. U. Vossebein Berufsverbände • BVM (gegründet 1955) Berufsverband Deutscher Markt- und Sozialforscher e.V. Breite Straße 24 13187 Berlin Tel.: 030 499074-20 e-mail: infoqbvmorg.de www.bvm.org Der Verband repräsentiert Personen, die qualifiziert in der betrieblichen oder Institutsmarktforschung arbeiten. Eckpunkte des Selbstverständnisses: Praxisorientierung, wissenschaftliche Vorgehensweise, Berufsstandvertretung. 19 Prof. Dr. U. Vossebein Berufsverbände • DGOF (gegründet 1999) Deutsche Gesellschaft für Online-Forschung e.V. Dietrich-Bonhoeffer-Straße 5 50354 Hürth Tel: 02233 977055 e-mail: [email protected] www.dgof.de Die Gesellschaft sieht ihre Hauptaufgabe in der Förderung und Qualitätssicherung der online-Marktforschung im deutschsprachigen Raum. Sie führt jährlich die German Online Research (GOR-) Tagung durch. 20 Prof. Dr. U. Vossebein Berufsverbände • ESOMAR (gegründet 1948 in Amsterdam) European Society for Opinion and Marketing Research Gesellschaft der europäischen Fachleute der Markt-, Media- und Sozialforschung. Die Mitglieder kommen aus allen europäischen und über 20 nicht-europäischen Ländern. Entwicklung des Internationalen Kodex für die Praxis der Markt- und Sozialforschung zusammen mit der internationalen Handelskammer (ICC). www.esomar.nl 21 Prof. Dr. U. Vossebein Rat der Deutschen Markt- und Sozialforschung e.V. (gegründet 2001) Von den drei großen Berufsverbänden der deutschen Markt- und Sozialforschung (adm, ASI, BVM) ins Leben gerufene Kontrollinstanz bzw. Beschwerdestelle. Der Rat überwacht mit Kompetenz und Autorität die Einhaltung der von den Berufsverbänden herausgegebenen „Standards zur Qualitätssicherung in der Markt- und Sozialforschung“ und erhält der Branche somit ihr teuerstes Gut: Das Vertrauen der Öffentlichkeit! 22 Prof. Dr. U. Vossebein Rat der Deutschen Markt- und Sozialforschung e.V. Zu den grundlegenden Standesregeln gilt die Anonymisierung der erhobenen Daten sowie die strikte Trennung von wissenschaftlicher Forschung und anderen Tätigkeiten (Adressenverkauf, Direktmarketing, etc.) Langer Weg 18 60489 Frankfurt am Main Tel.: 069 97843136 e-mail: [email protected] www.adm-ev.de/rat 23 Prof. Dr. U. Vossebein 2. Information, Informationsbedarf, Informationswert 2.1 Information 2.2 Informationsbedarf 2.3 Informationswert 24 Prof. Dr. U. Vossebein 2. 1 Information 25 Prof. Dr. U. Vossebein Information Unter Informationen soll nachfolgend entscheidungsrelevantes Wissen verstanden werden. (Green/Tull S.13) Nachricht ? verschlüsseln Signale ? Information entschlüsseln Empfänger Sender Die Übermittlung von Informationen kann wie folgt skizziert werden: Kommunikationsprozess im engeren Sinne 26 Prof. Dr. U. Vossebein Kommunikationsprozess im weiteren Sinne • Informationsauswahl • Beschaffung bzw. Erhebung • Übermittlung • Verarbeitung • Speicherung • Verwertung 27 Prof. Dr. U. Vossebein Mögliche Fehlerquellen im Informationsprozess • Auswahl • Beschaffung Der Sender wählt die falschen Informationen aus Der Sender fälsch oder unterschlägt bewusst oder unbewusst Informationen • Erhebung Der Sender wählt die falsche Erhebungsmethode • Übermittlung Es treten Mängel bei der Verschlüsselung auf • Verarbeitung Der Empfänger entschlüsselt die Informationen falsch oder nimmt die Informationen nicht vollständig auf • Speicherung Die Speicherung erfolgt am falschen Ort bzw. in der falschen Form oder überhaupt nicht • Verwertung Der Empfänger interpretiert die Informationen falsch oder er zieht daraus die falschen Schlüsse 28 Prof. Dr. U. Vossebein 2.2 Informationsbedarf 29 Prof. Dr. U. Vossebein Makro-, Mikro- und Innenwelt Dimensionen der Makroumwelt Ökonomische D. Demographische D. Sozio-kulturelle D. Politisch-rechtliche Dimension Technologische D. Ökologische D. Physische D. Dimensionen der Mikroumwelt Kunden Konkurrenten Absatzmittler Lieferanten Interessengruppen Dimensionen der Innenwelt Marketing Produktion Controlling etc. 30 Prof. Dr. U. Vossebein Beschaffungs- und Absatzmärkte Beschaffungsmärkte Wer liefert was, wann, wo, Unternehmen Wer liefert / benötigt was, wann, wo, warum, in welchen Mengen, in welchen Mengen, über welche Kanäle, über welche Kanäle, zu welchem Preis und zu welchem Preis und zu welchen Konditionen? zu welchen Konditionen? Absatzmärkte Wer benötigt was, wann, wo, warum, in welchen Mengen, über welche Kanäle, zu welchem Preis, zu welchen Konditionen? 31 Prof. Dr. U. Vossebein Informationsbereiche Quelle: Berekoven, Eckert, Ellenrieder: (2001), S. 23 32 Prof. Dr. U. Vossebein Individueller Informationsbedarf Der Detaillierungsgrad der benötigten Informationen ist davon abhängig, für wen die Informationen zusammengestellt werden. Im Gegensatz zum Produktmanagement und dem Vertrieb, die für ihre Aufgabenstellungen in der Regel sehr detaillierte Entscheidungsgrundlagen benötigen, arbeitet die Geschäftsleitung bzw. der Vorstand überwiegend mit aggregierten Informationen. 33 Prof. Dr. U. Vossebein 2.3 Informationswert 34 Prof. Dr. U. Vossebein Der Informationswert kann auf zwei unterSchiedliche Wegen ermittelt werden: • ökonomischer Informationswert • qualitativ bewerteter Informationswert 35 Prof. Dr. U. Vossebein Ökonomischer Informationswert Die Bestimmung des ökonomischen Informationswertes kann auf 3 unterschiedlichen Analysewegen erfolgen: • Wert der vollkommenen Information 1) a-priori-Analyse (vom Früheren her) • Wert der unvollkommenen Information 2) a-posteriori-Analyse (aus der Wahrnehmung gewonnen, aus Erfahrung) 3) prae-posteriori-Analyse (vor der Erfahrung) 36 Prof. Dr. U. Vossebein Wert der vollkommenen Information Apriori-Analyse (vom früheren her) Die Auswahl der Handlungsalternative erfolgt auf der Grundlage der bestehenden Informationen, d.h., es werden nur die a-priori-Wahrscheinlichkeiten für die unterschiedlichen Umweltzustände P(Umweltzustand) berücksichtigt. 37 Prof. Dr. U. Vossebein Wert der unvollkommenen Information a-posteriori-Analyse Bei der a-posteriori-Analyse (aus der Wahrnehmung gewonnen, aus Erfahrung) wird die Frage beantwortet, welche Handlungsalternative nach der Beschaffung zusätzlicher Information gewählt werden soll. In diesem Fall müssen die a-posteriori-Wahrscheinlichkeiten P(Umweltzustand| Testergebnis) bestimmt werden. 38 Prof. Dr. U. Vossebein Wert der unvollkommenen Information Prae-posteriori-Analyse Bei der prae-posteriori-Analyse (vor der Erfahrung) kann der Informationswert bestimmt werden, ohne die Information zunächst beschaffen zu müssen. Hierzu müssen allerdings Erfahrungswerte aus der Vergangenheit vorliegen. 39 Prof. Dr. U. Vossebein Notwendige Informationen zur Bestimmung des ökonomischen Informationswertes • Auflistung aller relevanter Handlungsalternativen und Umweltzustände • Erfassung der Eintrittswahrscheinlichkeiten für die Umweltzustände • Bestimmung der Konsequenzen, die sich aus den möglichen Kombinationen aus Handlungsalternativen und Umweltzuständen ergeben. 40 Prof. Dr. U. Vossebein Beispiel: Wert der vollkommenen Information I A-priori-Analyse (vom Früheren her) a-priori-Analyse = Gewinnerwartungswert berechnen und mit dem maximalen Gewinnerwartungswert vergleichen Alternativen Marktanteil H1 H2 S1 = 15 % S2 = 5 % S3 = 1 % P(S1) = P(S2) = P(S3) = 0,3 0,5 0,2 20 5 -10 0 0 0 Gewinnerwartungswert 6,5 0 41 Prof. Dr. U. Vossebein Beispiel: Wert der vollkommenen Information II Vollständige Information: S1 = H1; S2 = H1; S3 = H2 daraus ergibt sich folgender Ergebnis-Erwartungswert: 0,3 * 20 + 0,5 *5 + 0,2 * 0 = 8,5 Der Wert der vollkommenen Information beträgt somit: 8,5 – 6,5 = 2 42 Prof. Dr. U. Vossebein Qualitative Bewertung von Informationen Bei der qualitativen Informationsbewertung werden unterschiedliche Bewertungskriterien verwendet: • Vollständigkeit • Verfügbarkeit • Aktualität • Sicherheit / Wahrheit • Güte der Messung (Objektivität, Reliabilität, Validität) • Exklusivität Wie groß ist der Schaden einer Fehlentscheidung? 43 Prof. Dr. U. Vossebein Sicherheit / Wahrheit deterministisch 100 % Sicherheit Entscheidungssituation objektiv-stochastisch relativ gute Prognose, Gesetz der großen Zahl subjektiv-stochastisch Prognose aufgrund persönlicher Erfahrungen indeterministisch keine Prognose möglich 44 Prof. Dr. U. Vossebein 3. Messtheoretische Grundlagen 3.1 Messen 3.2 Mess- / Skalenniveaus 3.3 Skalierung 3.4 Gütekriterien 45 Prof. Dr. U. Vossebein 3.1 Messen 46 Prof. Dr. U. Vossebein Messen Unter „Messen“ versteht man die systematische Beobachtung und Aufzeichnung von empirischen Sachverhalten. Das Ergebnis der Messung ist die nach bestimmten Regeln vollzogene systematische Zuordnung von Zahlen oder Symbolen zu beobachteten Merkmalsausprägungen auf den zu untersuchenden Merkmalsdimensionen. Berekoven, Eckert, Ellenrieder: (2001), S. 69 47 Prof. Dr. U. Vossebein 3.2 Mess- bzw. Skalenniveaus 48 Prof. Dr. U. Vossebein Mess- bzw. Skalenniveaus Anhand einer Skala (=Maßstab) kann eine erfasste Merkmalsausprägung zahlenmäßig bestimmt werden. Beispiel: Wie gefällt Ihnen die Stadt Wetzlar? sehr gut =1 gut =2 Skala mittelmäßig =3 nur teilweise =4 überhaupt nicht =5 49 Prof. Dr. U. Vossebein Skalenniveaus Das Skalenniveau gibt an, welche mathematischen Eigenschaften die von den Skalen gelieferten Messwerte haben. Man unterscheidet insgesamt 4 Skalenniveaus: • Nominalskala • Ordinalskala • Intervallskala • Verhältnisskala 50 Prof. Dr. U. Vossebein Skalenniveaus Skalentyp Empirische Operationen Nominalskala Gleichheit und Ungleichheit Statistische Maßzahlen, Zusammenhangs maße (Beispiele) Modus, Spannweite, Häufigkeiten, Kontingenzkoeffizient Beispiele Autofarben, Berufe, etc. Ordinalskala zusätzlich: Rangfolge Intervallskala Verhältnisskala zusätzlich: zusätzlich: Bestimmung Bestimmung gleicher gleicher Intervalle, Verhältnisse, willkürlich natürlicher festgelegter Nullpunkt Nullpunkt zusätzlich: zusätzlich: zusätzlich: Median, Quartile, arithmetisches geometrisches RangkorrelaMittel, Mittel, Variationskotionskoeffizient, Standardabw., etc. Korrelation, effizient Regression, etc. Schulnoten, Härte Kalenderdaten, Alter, Umsatz, von Mineralien, Temperatur nach Zeit, Preise, etc. etc. Celsius, Intelligenzquotient 51 etc. Prof. Dr. U. Vossebein 3.3 Skalierung 52 Prof. Dr. U. Vossebein Skalierung Mit Hilfe von Skalierungsverfahren sollen in erster Linie theoretische, nicht direkt beobachtbare Sachverhalte (Emotionen, Einstellungen, Image etc.) quantifiziert werden. Die in der Praxis eingesetzten Skalierungen lassen sich in Selbsteinstufungs- und Fremdeinstufungsverfahren unterteilen. 53 Prof. Dr. U. Vossebein Skalierung 54 Quelle: Berekoven, Eckert, Ellenrieder: (2001), S. 73 Prof. Dr. U. Vossebein Selbsteinstufung Bei der Selbsteinstufung geben die Probanden ihre Position auf der entsprechenden Merkmalsdimension selbst an. Die hierzu verwendeten einfachen Ratingskalen geben den Maßstab entweder numerisch, verbal, graphisch oder in gemischter Form vor. Ohne allgemein anerkannte Antwort bleiben bei den Rating-Skalen folgende Fragen offen: • Soll die Anzahl der Antwortabstufung gerade oder ungerade sein? • Wie viele Antwortabstufungen sollen vorgegeben werden? 55 Prof. Dr. U. Vossebein Typische Rating-Skalen 56 Quelle: Berekoven, Eckert, Ellenrieder: (2001), S. 75 Prof. Dr. U. Vossebein Typische Rating-Skalen 57 Quelle: Berekoven, Eckert, Ellenrieder: (2001), S. 75 Prof. Dr. U. Vossebein Fremdeinstufungsverfahren Kennzeichen der Fremdeinstufungsverfahren ist, dass die Antworten zu einzelnen Fragen nicht mehr isoliert betrachtet werden, sondern dass die eigentliche Messskala vom Untersuchungsleiter anhand mehrerer Skalen entwickelt wird. Dieser Vorgang ist für den Probanden nicht erkennbar. Ein einfaches Verfahren ist hierbei die Indexbildung. 58 Prof. Dr. U. Vossebein 3.4 Gütekriterien 59 Prof. Dr. U. Vossebein Gütekriterien eines Messvorgangs Im Rahmen von Messungen werden drei Gütekriterien zur Bewertung der Qualität der Messung herangezogen: • Objektivität • Reliabilität (Zuverlässigkeit) • Validität (Gültigkeit) 60 Prof. Dr. U. Vossebein Objektivität Die Objektivität einer Datenerhebung ist gegeben, wenn die Messergebnisse unabhängig vom Untersuchungsleiter sind. Hierbei sind drei Arten von Objektivität zu unterscheiden: • Durchführungsobjektivität • Auswertungsobjektivität • Interpretationsobjektivität 61 Prof. Dr. U. Vossebein Reliabilität Unter Reliabilität versteht man die formale Genauigkeit des Messvorgangs. Reliabilität liegt vor, wenn bei einer wiederholten Messung die gleichen Ergebnisse reproduziert werden können. Voraussetzung ist hierbei, dass die Rahmenbedingungen nicht verändert werden. Zur Messung der Reliabilität wird der Standardfehler der Messwerte verwendet. 62 Prof. Dr. U. Vossebein Reliabilität Fehlende Reliabilität kann auf drei unterschiedliche Ursachen zurück geführt werden: • fehlende Bedingungskonstanz Die Rahmenbedingungen haben sich verändert • fehlende Merkmalskonstanz zum Beispiel, wenn sich die Einstellung eines Probanden zu einem Thema oder Produkt zwischen den Messpunkten verändert • fehlende instrumentale Konstanz Präzisionsmängel am Messinstrument 63 Prof. Dr. U. Vossebein Reliabilität Zur Überprüfung der Reliabilität einer Messung können unterschiedliche Verfahren eingesetzt werden: • Wiederholungsreliabilität • Paralleltestreliabilität • Halbierungsreliabilität 64 Prof. Dr. U. Vossebein Validität Die Validität einer Messung ist gegeben, wenn exakt das gemessen wird, was gemessen werden sollte. Das Problem besteht hier häufig darin, dass man den wahren Wert nicht kennt, und somit ein Vergleich zwischen erhobenen Wert und „richtigem“ nicht möglich ist. 65 Prof. Dr. U. Vossebein Interne und externe Validität • Interne Validität (Laborexperiment) Die Variation der abhängigen Variabeln lässt sich vollständig auf die gemessene Variation der Experimentalfaktoren zurückführen. • Externe Validität (Feldexperiment) Die im Experiment gewonnenen Erkenntnisse lassen sich auf die Grundgesamtheit übertragen • Starke Spannungen zwischen interner und externer Validität 66 Prof. Dr. U. Vossebein Reliabilität - Validität Es gilt folgender Zusammenhang: Messwert = wahrer Wert + Zufallsfehler + systematischer Fehler Zufallsfehler: Systematischer Fehler: Fehlende Reliabilität Fehlende Validität 67 Prof. Dr. U. Vossebein Reliabilität und Validität 68 Quelle: Böhler, 1992, S. 104 Prof. Dr. U. Vossebein Zufallsfehler Ein Zufallsfehler entsteht immer dann, wenn nicht mit einer Vollerhebung- sondern mit einer Teilerhebung (Stichprobe) gearbeitet wird. Dieser Fehler ist nicht zu vermeiden, aber er kann berechnet werden. 69 Prof. Dr. U. Vossebein Systematischer Fehler Der systematische Fehler kann in jeder Phase der Marktforschungsstudie entstehen. Er kann nicht berechnet werden, sondern nur durch präzises Arbeiten sowie entsprechenden Kontrollen entdeckt und eliminiert werden. Der systematische Fehler kann entweder durch die Studienleitung, die Interviewer oder die Probanden entstehen. 70 Prof. Dr. U. Vossebein Systematischer Fehler Studienleitung • Fehler bei der Bestimmung der Grundgesamtheit • Fehler in der Fragebogengestaltung • Fehler in der Feldarbeit • Auswertung • Interpretationsfehler 71 Prof. Dr. U. Vossebein Systematischer Fehler Interviewer • Beeinflussung der Probanden • Fehler im Auswahlplan (Fälschung der Quoten etc.) • selektives oder fehlerhafte Erfassung der Antworten 72 Prof. Dr. U. Vossebein Systematischer Fehler Probanden • Non-Response-Fälle • Falschbeantwortung - Bewusst - unbewusst (Überforderung) • Beeinflussung durch Dritte • Beantwortung durch Dritte 73 Prof. Dr. U. Vossebein 4. Definitionsphase 74 Prof. Dr. U. Vossebein Definitionsphase Die Definitionsphase steht am Anfang jedes Marktforschungsprozesses. Hierbei ergeben sich folgende Hauptaufgaben: • Problemdefinition • Definition der Erhebungsziele • Definition des gesamten Informationsbedarfs Definitionsphase Designphase Feldphase Analysephase Umsetzungsphase 75 Prof. Dr. U. Vossebein Definitionsphase • Problemdefinition • Problemstrukturierung • explorative Studie • Abgrenzung der Zielgruppe • Definition der Erhebungsziele • Umsetzung der Problemstellung in operationale Erhebungsziele • Abschlussbesprechung mit dem Auftraggeber • Definition des gesamten Informationsbedarfs 76 Prof. Dr. U. Vossebein Studientypen • Explorative Studien Gewinnung erster Erkenntnisse über die Problemstellung • Deskriptive Studien Erfassen und Beschreiben problemrelevanter Zusammenhänge • Kausalstudien Analyse des Ursachen-Wirkungszusammenhangs 77 Prof. Dr. U. Vossebein Explorative Studien Zielsetzung: • Gewinnung neuer Aspekte • Korrektur der bisherigen Sichtweise • Verdeutlichen der Problemstellung Verfahren: • Gruppendiskussionen • Expertenbefragung • Sekundärstudien • Simulationen Nicht die Lösung, sondern die Problemstellung wird 78 analysiert. Prof. Dr. U. Vossebein Deskriptive Studien • Erfassen und Beschreiben problemrelevanter Zusammenhänge • Keine Erklärung der vorgefundenen Zusammenhänge • Interpretation durch erfahrene Marktforscher eingeschränkt möglich, wobei aber folgende Voraussetzungen erfüllt sein müssen: - Hypothesenartiges Verständnis für die Problemstellung zum Aufbau einer sinnvollen Studie - Logisches Gerüst für den Umgang mit den Informationen 79 Prof. Dr. U. Vossebein Kausalstudien • Beantwortung der Frage „Warum?“ • Aufzeigen von Ursachen-Wirkungszusammenhängen • Suche nach den erklärenden Variablen • Aufzeigen des Zusammenhangs zwischen den erklärenden und den zu erklärenden Variablen 80 Prof. Dr. U. Vossebein Aufbau einer Kausalstudie Durchführung eines Experiments - Ereignisfolge - Fehlen anderer Kausalfaktoren - gemeinsame Variation 81 Prof. Dr. U. Vossebein 5. Designphase 82 Prof. Dr. U. Vossebein Designphase • Auswahl der Informationsquellen • Kosten-Nutzen-Analyse • Entscheidung Primär- und /oder Sekündärforschung • Bestimmung der durchführenden Institution Eigen- oder Fremdmarktforschung • Aufbau des Forschungsdesigns • Definition der Zielgruppe • Festlegung der Erhebungsmethode • Bestimmung der Erhebungseinheiten • Erstellen des Arbeits- und Zeitplans Definitionsphase Designphase Feldphase Analysephase Umsetzungsphase 83 Prof. Dr. U. Vossebein Auswahl der Informationsquellen Kosten-Nutzen-Analyse Bewertungskriterien: • Vollständigkeit • Verfügbarkeit • Aktualität • Sicherheit / Wahrheit • Güte der Messung (Objektivität, Reliabilität, Validität) • Exklusivität Kosten einer Fehlentscheidung 84 Prof. Dr. U. Vossebein Auswahl der Informationsquellen Primär- und / oder Sekundärforschung Vorteile der Primärforschung • genau auf das Problem abgestelltes Design • Exklusivität • aktuelle Informationen • Vergleichbarkeit der Daten Vorteile der Sekundärforschung • schnelle Verfügbarkeit • Kosten 85 Prof. Dr. U. Vossebein Auswahl der Informationsquellen Eigen- oder Fremdmarktforschung Vorteile der Eigenmarktforschung • genaue Problemkenntnis • genaue Marktkenntnis • Geheimhaltung Vorteile der Fremdmarktforschung • Methodenkenntnis • umfangreiche Ausstattung • größere Objektivität • Kosten nur bei Leistungsanfall 86 Prof. Dr. U. Vossebein Aufbau des Forschungsdesigns Definition der Zielgruppe An dieser Stelle muss die Zielgruppe möglichst exakt beschrieben werden, da nicht alle Erhebungsmethoden bei allen Zielgruppen eingesetzt werden können. Die Auswahl der Erhebungseinheiten erfolgt aber erst zu einem späteren Zeitpunkt. 87 Prof. Dr. U. Vossebein Aufbau des Forschungsdesigns Festlegung der Erhebungsmethode • Entwicklung bzw. Auswahl der Erhebungsinstrumente • Befragung • Beobachtung • Experiment • Grobplan für die Datenauswertung • Überprüfung der Erhebungsinstrumente (Pretest) 88 Prof. Dr. U. Vossebein Dimensionen einer Befragung Dimension Ausprägung Zielgruppe z. B.: Bevölkerungs-, Industrie- Mitarbeiterbefragung Anzahl der Probanden Einzelinterview, Gruppendiskussion Befragungsstrategie Freies Gespräch, teilstrukturiertes bzw. vollständig strukturiertes Interview Frequenz der Fragestel- Einmal-, Mehrmal-, Panelbefragung lung Untersuchungsthemen Ein-, Mehrthemenbefragung (Omnibusbefragung) Art der Kommunikation Mündlich, telefonisch, schriftlich, EDV-, medienunterstützt 89 Prof. Dr. U. Vossebein Gruppendiskussion (explorative Studie) • 6-10 Personen • qualifizierter Diskussionsleiter • 1 – 2 Stunden • schwach strukturierter Themenkatalog • Verlust der individuellen Hemmungen durch die Gruppe • Aufzeichnung Video / Tonband • Kostengünstig • Ergebnisse liegen direkt vor 90 Prof. Dr. U. Vossebein Befragungsstrategie • Freies Gespräch Beim freien oder qualitativen Interview liegen die Fragen nicht vorformuliert vor, sondern der Interviewer hat lediglich eine Übersicht über die zu behandelnden Fragestellungen. Er lenkt das Gespräch in Abhängigkeit vom Gesprächsverlauf auf die wesentlichen Themengebiete. • Teilstrukturiertes Gespräch • Vollständig strukturiertes Gespräch Alle Fragen werden vor dem Interview schriftlich festgelegt, so dass der Interviewer keinen Spielraum mehr besitzt. 91 Prof. Dr. U. Vossebein Alternative Befragungsarten Kriterium Rücklaufquote Beeinflußbarkeit durch Dritte Umfang der Befragung Interviewereinfluß Genauigkeit Zuverlässigkeit Geschwindigkeit der Durchführung Kosten Erklärung der Fragen schriftlich telefonisch unterschiedlich möglich hoch kaum möglich mündlich face to face hoch kaum möglich computergestützt mittelgroß klein groß mittelgroß nicht möglich gering unterschiedlich relativ niedrig klein unterschiedlich relativ hoch hoch groß hoch hoch niedrig nicht möglich unterschiedlich relativ hoch hoch niedrig nicht möglich relativ niedrig möglich hoch möglich relativ niedrig unterschiedlich hoch nicht möglich 92 Prof. Dr. U. Vossebein Aufbau eines Fragebogens • Reihenfolge der Fragen • Frageplan von Gallup • Anforderungen an Fragen • Frageformen • Skalierung 93 Prof. Dr. U. Vossebein Reihenfolge der Fragen • Einleitungs-, Kontakt-, Eisbrecherfragen • Sachfragen • Kontrollfragen • Fragen zur Person 94 Prof. Dr. U. Vossebein Frageplan nach Gallup I Vom Allgemeinen zum Besonderen gehen 1. Bewusstmachung „Was verstehen Sie unter Marketing?“ (offene Frage) 2. Unbeeinflusste Einstellung: „Wer sollte Marketing betreiben?“ (offene Frage) 95 Prof. Dr. U. Vossebein Frageplan nach Gallup II 3. Spezifische Einstellung: „Einige sagen, Marketing ist nur sinnvoll für Großunternehmen, andere sagen, jeder Anbieter auf dem Markt muss heute Marketing betreiben. Was ist Ihre Ansicht? (geschlossene Frage) 4. Gründe „Warum meinen Sie das?“ (offene Warum-Frage) 5. Intensität: „Wie überzeugt sind Sie von Ihrer Antwort?“ (geschlossene Intensitätsfrage; sehr stark bis schwach) 96 Prof. Dr. U. Vossebein Anforderungen an Fragen • verständlich • eindeutig • nicht zu umfangreich • vom Probanden beantwortbar • keine Suggestivfragen • keine impliziten Annahmen 97 Prof. Dr. U. Vossebein Frageformen • Offene - geschlossene Fragen (ja - nein oder Selektivkategorien) • Direkte – indirekte – projektive Fragen direkt: Was meinen Sie? indirekt: Wie werden sich die meisten Kunden verhalten? projektiv: Absicht des Interviews nicht erkennbar z. B. Bild- oder Wortassoziationstest • Mit Vorlagen – ohne Vorlagen 98 Prof. Dr. U. Vossebein Interviewsituation • Soziale Interaktion Geschlecht, Alter, soziale Schicht Bildungsgrad, Auftreten, Persönlichkeit Äußeres Erscheinungsbild • Situative Faktoren Zeitpunkt Ort Anwesenheit Dritter Länge des Interviews 99 Prof. Dr. U. Vossebein Begleitschreiben zu einer schriftlichen Befragung • Untersuchende Institution • Zweck und Zielsetzung der Befragung • Darstellung der Bedeutung der Befragung • Zusicherung der Anonymität • Rücksendetermin? • Belohnung – finanzielle Anreize? • Dank für die Mitarbeit • Versand • keine Drucksachen • freigemachter und adressierter Rückumschlag 100 Prof. Dr. U. Vossebein Wissenschaftliche Beobachtung • Genau umschriebener Untersuchungsbereich • Planmäßiges Vorgehen • Bestimmtes Erkenntnisziel • Sinnlich wahrnehmbare Objekte bzw. Ereignisse sind Gegenstand der Beobachtung • Nur aufnehmende Haltung der Beobachtung • Registrierung des aktuellen Geschehens 101 Prof. Dr. U. Vossebein Beobachtungen in der Marktforschung • Kundenlaufstudien • Einkaufsverhalten • Handhabungsbeobachtung • Verhalten von Messebesuchern • Kommunikationstests • Fernsehforschung 102 Prof. Dr. U. Vossebein Vorteile der Beobachtung • Unbewusstes Verhalten kann erfasst werden • Kein Interviewereinfluss • Unverzerrte Wiederholung möglich • Auskunftsbereitschaft der Probanden ist nicht relevant • Daten sind unabhängig vom Ausdrucksvermögen der Probanden 103 Prof. Dr. U. Vossebein Nachteile der Beobachtung • Externe Validität? • Fehlende eindeutige Interpretation der Ergebnisse • Für bestimmte Fragestellungen nicht einsetzbar • Keine Erklärung auf die Frage „warum?“ 104 Prof. Dr. U. Vossebein Experimente Experimente sind Versuchsanordnungen, bei der durch die aktive Beeinflussung der Versuchsbedingungen der Einfluss einer oder mehrerer unabhängiger Variablen auf eine abhängige Variable analysiert werden kann. 105 Prof. Dr. U. Vossebein Fehlerquellen in Experimenten • Carry-over Effekt • Spill-over Effekt • Gruppeneffekt • Lerneffekt 106 Prof. Dr. U. Vossebein Bestimmung der Erhebungseinheiten • Festlegung des Erhebungsverfahrens • Fehlerquellen aufgrund des Erhebungsverfahrens • Umfang der Stichprobe 107 Prof. Dr. U. Vossebein Festlegung des Erhebungsverfahrens Erhebungsverfahren Vollerhebung Teilerhebung Zufallsauswahl einfache Zufallsauswahl Sonderformen bewußte Auswahl Quotaverfahren geschichtete Auswahl Klumpenauswahl 108 Prof. Dr. U. Vossebein Zufallauswahl Von einer Zufallsauswahl spricht man, wenn jedes Element aus der Grundgesamtheit mit einer berechenbaren Wahrscheinlichkeit in die Stichprobe gelangen kann. 109 Prof. Dr. U. Vossebein Repräsentative Stichprobe Eine Stichprobe ist repräsentativ, wenn sie den Schluss auf die Grundgesamtheit zulässt. Der Schluss auf die Grundgesamtheit ist dann zulässig, wenn eine Rechenvorschrift existiert, so dass der Mittelwert der errechneten Werte aller möglichen Stichproben dem Wert der Grundgesamtheit entspricht (erwartungstreue und valide Schätzung). 110 Prof. Dr. U. Vossebein Das Quotaverfahren Quotierungsmerkmal Anteil in der Stichprobe Geschlecht 50% weiblich 50% männlich Einkommen 35% bis DM 2.500 35% bis DM 5.000 30% über DM 5.000 Beruf 30% Angestellte 40% Selbständige 30% Beamte Familienstand 20% ledig, ohne Kinder 45% verheiratet, ohne Kinder 35% verheiratet, mit Kindern 111 Prof. Dr. U. Vossebein Fehler aufgrund des Auswahlverfahrens • Zufallsfehler • systematische Fehler Zum Beispiel: • Non-response-Fehler • Falschbeantwortung • Erfassungsfehler • Interviewerbias • technische Fehler • Interpretationsfehler 112 Prof. Dr. U. Vossebein Erstellen des Arbeits- und Zeitplans • Ort der Erhebung • Zeitpunkt der Erhebung • Dauer der Erhebung • Drucken der Fragebögen und Bereitstellen der Testmaterialien • Verantwortlichkeiten • Kommunikationswege 113 Prof. Dr. U. Vossebein Durchführung einer Marktforschungsstudie Feldphase • Schulung der Interviewer • Datenerhebung • Kontrolle der Erhebung • Kontinuierliche Datenerfassung und Analyse • Dokumentation der Erhebung Definitionsphase Designphase Feldphase Analysephase Umsetzungsphase 114 Prof. Dr. U. Vossebein Durchführung einer Marktforschungsstudie Analysephase • Datenerfassung • Kodierung • Überprüfung der Daten • Aufbau von Datenbanken • Auswertung der Daten • Deskriptive Analyse • Überprüfung der statistischen signifikanz der Ergebnisse • Modellbildung / Aufzeigen von Zusammenhängen Definitionsphase Designphase Feldphase Analysephase Umsetzungsphase 115 Prof. Dr. U. Vossebein Durchführung einer Marktforschungsstudie Analysephase Verfahren Aussage Absolute bzw. relative Anzahl bzw. Anteil der Elemente mit einer Häufigkeit bestimmten Merkmalsausprägung Verteilungsfunktion kumulierte relative Häufigkeiten Modus Wert mit der größten relativen Häufigkeit Median 50%-Wert, 50% aller Elemente haben eine Merkmalsausprägung die kleiner, 50% eine, die größer als der Median ist. Arithmetisches Mittel Mittel- bzw. Durchschnittswert Spannweite Differenz zwischen der größten und der kleinsten Merkmalsausprägung Quartilsabweichung durchschnittliche Abweichung vom Median Standardabweichung Wurzel aus der Varianz, durchschnittliche Abweichung vom arithmetischen Mittel 116 Prof. Dr. U. Vossebein Durchführung einer Marktforschungsstudie Analysephase Bivariate Verfahren • Kreuztabellierung • Korrelationsrechnung • Regressionsrechnung 117 Prof. Dr. U. Vossebein Durchführung einer Marktforschungsstudie Analysephase Kreuztabellierung j = 1: Angestellte j = 2: Beamte i = 1: gut n11 = 120 n12 = 170 i = 2: mittel n21 = 180 n22 = 110 i = 3: schlecht n31 = 200 n32 = 120 n.j n.1 = 500 n.2 = 400 n1 . n2 . n3 . n ni. = 290 = 290 = 320 = 900 i = Bewertung einer Verpackung 118 Prof. Dr. U. Vossebein Durchführung einer Marktforschungsstudie Ergebnisse aus einer Kreuztabellierung • Wieviel Prozent der Angestellten finden die Verpackung gut? n11/n.1 = 120/500 = 24% der Angestellten bewerten die Verpackung mit gut. • Wieviel Prozent der Probanden, die die Verpackung mittelmäßig bewertet haben, sind Beamte? n22/n2. = 110/290 = 37,9% der Befragten. • Wieviel Prozent der Befragten bewerten die Verpackung mit gut? n1./n = 290/900 = 32,2% der Befragten. • Wieviel Prozent der Befragten sind Beamte? n.2/n = 400/900 = 44,44% der Befragten. • Wieviel Prozent der Befragten bewerten die Verpackung mit gut und sind Beamte? 119 n12/n = 170/900 = 18,9% der Befragten. Prof. Dr. U. Vossebein Multivariate statistische Verfahren • Regressionsanalyse • Varianzanalyse • Diskriminanzanalyse • Faktorenanalyse • Clusteranalyse • Conjoint-Analyse 120 Prof. Dr. U. Vossebein Multivariate statistische Verfahren Regressionsanalyse Anwendungsbereiche • Ursachenanalyse • Wirkungsanalyse • Zeitreihenanalyse 121 Prof. Dr. U. Vossebein Multivariate statistische Verfahren Regressionsanalyse Typische Fragestellungen • Besteht ein Zusammenhang zwischen Kundenkontakten und den erzielten Umsätzen? • Wie kann man die Entwicklung der Abverkaufszahlen in den nächsten Monaten schätzen? • Wie verändert sich die Absatzmenge, wenn der Preis um 8 % angehoben wird? • Hat die Plakatwerbung einen Einfluss auf den Absatz? 122 Prof. Dr. U. Vossebein Multivariate statistische Verfahren Varianzanalyse Typische Fragestellungen • Hat die Farbe des Produkts einen Einfluss auf den Abverkauf? • Hat der Werbeträger einen Einfluss auf den Bekanntheitsgrad? • Gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Absatzweg und den Verkaufszahlen? 123 Prof. Dr. U. Vossebein Multivariate statistische Verfahren Diskriminanzanalyse Typische Fragestellungen • In welchen Variablen unterscheiden sich Kunden von Nicht-Kunden? • Welche Variablen können am Besten die Unterschiede zwischen erfolgreichen und nicht erfolgreichen Außendienstmitarbeitern erklären? • Worin unterscheiden sich „gute“ von „schlechten“ Kreditantragssteller? 124 Prof. Dr. U. Vossebein Multivariate statistische Verfahren Faktorenanalyse Typische Fragestellungen • Können die genannten Kaufentscheidungsparameter zu wenigen Faktoren zusammen gefasst werden? • Lassen sich klare Imagedimensionen ableiten? 125 Prof. Dr. U. Vossebein Multivariate statistische Verfahren Clusteranalyse Typische Fragestellungen • Lassen sich Kunden in unterschiedliche Gruppen aufteilen? • Gibt es Unterschiede zwischen den Konkurrenten? • Gibt es bei Fachzeitschriften unterschiedliche Lesertypen? 126 Prof. Dr. U. Vossebein Multivariate statistische Verfahren Conjoint-Analyse Typische Fragestellungen • Wie kann der Gesamtnutzen eines Produktes in Teilnutzen aufgegliedert werden? • Welche Produktdimensionen werden wie von den Kunden bewertet? • Welche Teilserviceleistungen werden wie von den Kunden honoriert? 127 Prof. Dr. U. Vossebein Durchführung einer Marktforschungsstudie Umsetzungsphase • Abfassen des Forschungsberichts • Ziel der Studie - Fragestellung • Design der Studie • Diskussion alternativer Handlungsmöglichkeiten • Empfehlung für die weitere Vorgehensweise • Präsentation der Ergebnisse • Information über die Teilnehmer und den zeitlichen Rahmen • Bereitstellung der Technik • Inhalt analog zum Bericht Definitionsphase Designphase Feldphase Analysephase Umsetzungsphase 128