Chili-Ernte und Co. – Wilhelma

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Chili-Ernte und Co. – Wilhelma
Nr.: 44/11 vom 02.11.11
Postfach 50 12 27, 70342 Stuttgart
Tel.: 0711 / 5402- 124 / -119
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Internationaler Samentausch:
Chili-Ernte und Co. – Wilhelma-Pflanzensamen für die Welt
In der Gärtnerei der Wilhelma wird nicht nur gesät und gepflanzt, sondern ebenso regelmäßig
geerntet – und zwar Pflanzensamen, die anschließend auch an andere botanische Gärten
weltweit versendet werden. Jetzt, nach Ende der Chili-Ausstellung im Wintergarten, ernten die
Gärtner beispielsweise die Samen der Chili-Pflanzen – und das ist aufgrund der brennend
scharfen Schoten fast schon ein Fall für die Feuerwehr. Ohne den Schutz durch
„Taucherbrille“ und Handschuhe geht dabei jedenfalls gar nichts ...
Zugegeben: Es sieht schon etwas ungewöhnlich aus, wenn Gärtner Jan Leier mit einer großen
Schutzbrille auf der Nase vorsichtig mit Messerchen und Chilis hantiert, um die kleinen Samen aus
den Schoten zu pulen. Doch wer sich nach dem Schneiden von Peperoni oder Chilis schon mal
versehentlich ins Gesicht gefasst hat, der weiß, warum der Augenschutz nötig ist. Zumal unter den
rund 41 Chili-Sorten der Wilhelma auch Kandidaten sind, die bis zu eine Million Scoville auf der
offiziellen Schärfeskala aufweisen – die zweitschärfste Art überhaupt. (Die schärfste Chili-Art kommt
übrigens auf 1,4 Millionen Scoville – eine Peperoni maximal auf 500 Scoville). Verantwortlich für die
Schärfe ist das Capsaicin, das alle Paprikapflanzen eigentlich zur Feindabwehr produzieren.
Samen erntet die Wilhelma-Gärtnerei aber nicht nur bei Chilis, sondern pro Jahr bei insgesamt
fast 630 Pflanzenarten. Zum einen zieht sie daraus selbst neue Pflanzen. Zum anderen bietet sie
botanischen Gärten weltweit überschüssige Samen kostenlos an – und bestellt selbst nach
Bedarf. Von diesem internationalen Samentausch profitieren somit alle, denn alle sind auf die
eigene Nachzucht attraktiver Pflanzen für ihre Parks und Ausstellungen angewiesen. Allein die
Wilhelma hat dabei im Jahr 2010 rund 2500 Samenportionen an 148 botanische Gärten in 35
Ländern verschickt – und 940 Portionen bezogen. Doch bevor Hobbygärtner sich nun falsche
Hoffnungen machen: Sie können an diesem weltweiten Samentausch leider nicht teilnehmen.
Allerdings nehmen auch nicht alle botanischen Einrichtungen teil, denn die Ernte, das Putzen,
Sortieren, die teils komplizierte Lagerung und das Katalogisieren der Samen ist ein sehr
mühseliges Geschäft. Auch ist die Chili-Ernte nicht die einzige Samengewinnung, bei der die
Gärtner zu ungewöhnlichen Methoden greifen müssen. Einige Pflanzenfrüchte rücken ihre
Samen nur heraus, wenn man sie über eine Flamme, etwa eine brennende Kerze, hält: Die
Samen dieser sogenannten Feuerpflanzen, zu denen z.B. der Australische Eukalyptus gehört,
sind im Freiland nämlich nur nach Waldbränden keimfähig – mit dem Vorteil, sich nach der
Feuersbrunst schnell neu verbreiten zu können. Bei wieder anderen Pflanzenarten kommt es
beim Ernten auf ein gutes Timing an, weil diese ihre Samen im Moment der Reife meterweit –
und somit schier unauffindbar – wegschleudern, so etwa das „ungeduldige“ Springkraut
„Impatiens auricoma“. Aber wie auch immer die kleinen Lebenskeime gewonnen werden und
welche davon auf die Samentauschliste gelangen: Die Samen von 36 Chili-Sorten aus der
Wilhelma-Sammlung jedenfalls sind dieses Jahr – und erstmals in dem großen Umfang – dabei.
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Bilder 1 – 3: Scharfe Sache: Gärtner Jan Leier ist für die Ernte der feurigen Chili-Samen gewappnet –
dank Handschuhen und „Taucherbrille“. Bild 4: Eine bunte Vielfalt scharfer Chili-Schoten, reif für die
Samen-Ernte. Bild 5: Die guten ins Schälchen: Rund 30 bis 45 Samen liefert eine Chili-Schote, im
Bild die Sorte „Bhut Jolokia“, die als zweitschärfste der Welt gilt. Fotos: Wilhelma