Schaltstelle Fahrer - Springer Automotive Shop

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Schaltstelle Fahrer - Springer Automotive Shop
Schaltstelle Fahrer: Dienstleister, Imageträger, Profi
Ralf Brandau (BGF) I Ludwig Jungwirth I Reiner Rosenfeld
Ralf Brandau, Jahrgang 1959, sammelte vor und während seines Maschinenbau-Studiums praktische Erfahrungen als Fahrer von Kippsattelfahrzeugen und Kühlzügen. Nach einigen Jahren in der Industrie ist er seit
1989 für die Berufsgenossenschaft für Fahrzeughaltungen (BGF) tätig. Als Technischer Aufsichtsbeamter setzt
er sich intensiv mit den Fragestellungen rund um die Arbeitssicherheit und den Gesundheitsschutz im Güterkraftverkehr, insbesondere der Sicherheit beim Umgang mit Fahrzeugen und der Ladungssicherung auseinander. Zudem ist Herr Brandau an den BGF-Ausbildungsprogrammen Arbeits- und Gesundheitsschutz im Güterkraftverkehr, Sicherheit beim Umgang mit Kippsattel-Fahrzeugen und Ladungssicherung maßgeblich beteiligt.
Neben diesen Tätigkeiten bildet er Führungskräfte und Mitarbeiter im Güterkraftverkehr aus bzw. weiter.
Ludwig Jungwirth, Jahrgang 1956, seit 1986 Geschäftsführer der Gesellschaft für Berufsausbildung im
Straßenverkehrswesen mbH (GBS) Passau. Gemeinsam mit seinem Ausbilder-Team, das auch an der Entwicklung des vorliegenden Ausbildungsmaterials beteiligt war, führt er u. a. Aus- und Weiterbildungen von
Kraftfahrern durch. In über 20 Jahren wurden in der GBS mehr als 12.000 Ausbildungen durchgeführt.
www.heinrich-vogel-shop.de
ISBN 978-3-574-24740-8
www.eu-bkf.de
Bestell-Nr. 24740
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Reiner Rosenfeld, Jahrgang 1959, Dipl.-Biologe, ist seit mehr als 15 Jahren als Lkw-Fahrer und Journalist
im nationalen und internationalen Güterverkehr unterwegs. Sein zumeist aus eigener Erfahrung stammendes Wissen gibt er außerdem als Dozent und Buchautor („Leben zwischen Lenkrad und Ladefläche“ Band I
und II, erschienen im Verlag Heinrich Vogel) an Profis und Fahranfänger weiter.
Die weiteren Module für die Weiterbildung (gem. BKrFQG):
Eco-Training
Eine wirtschaftliche
Fahrweise bedeutet
sinkenden Kraftstoffverbrauch und geringeren Verschleiß. Durch
Eco-Trainings können
daher erhebliche
Einsparpotenziale
realisiert werden.
(Sozial)Vorschriften
für den Güterverkehr
Sicherheitstechnik
und Fahrsicherheit
Kenntnisse zu den
Lenk- und Ruhezeiten helfen mit,
die Gefahren im
Straßenverkehr zu
senken. Auch die Auffrischung allgemeiner
Verkehrsvorschriften
kann zur Erhöhung
der Verkehrssicherheit
beitragen.
Auch der hohe Standard an Sicherheitstechnik in modernen
Lkw kann die Fahr‑
physik nicht außer
Kraft setzen. Kenntnisse dazu und zum
Verhalten in Grenz‑
situationen werden
hier vermittelt.
Schaltstelle Fahrer: Dienstleister, Imageträger, Profi
EU-Berufskraftfahrer
Ladungssicherung
Unzureichende Ladungssicherung kann
viele Ursachen haben,
hat aber zumeist böse
Folgen. Was man zur
Vermeidung unternehmen und wie der
Fahrer dazu beitragen
kann, vermittelt dieses
Modul.
Weiterbildung Lkw
VIER
Ralf Brandau (BGF) | Ludwig Jungwirth I Reiner Rosenfeld
Schaltstelle Fahrer –
Dienstleister,
Imageträger, Profi
EU-Berufskraftfahrer
TRAINER-HANDBUCH
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Schaltstelle Fahrer – Dienstleister, Imageträger, Profi
© 2008 Verlag Heinrich Vogel, München –
in der Springer Transport Media GmbH,
Neumarkter Str. 18, 81673 München
1. Auflage 2008
Stand 06/2008
Autoren Ralf Brandau (BGF), Ludwig
Jungwirth, Reiner Rosenfeld
Bildnachweis Krone, Reiner Rosenfeld,
Archiv Verlag Heinrich Vogel
Illustrationen Jörg Thamer
Umschlaggestaltung Bloom Project
Layout und Satz Uhl + Massopust, Aalen
Lektorat Ralf Vennefrohne und
Dr. Bernhard F. Reiter
Herstellung Markus Tröger
Druck KESSLER Druck + Medien, Bobingen
Die Springer Transport Media GmbH
ist Teil der Fachverlagsgruppe
Springer Science + Business Media
Das Werk einschließlich aller seiner Teile
ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des
Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung
des Verlages unzulässig und strafbar. Das
gilt insbesondere für Ver vielfältigungen,
Über setzungen, Mikroverfilmungen und
die Einspeicherung und Verarbeitung in
elektronischen Systemen.
Das Werk ist mit größter Sorgfalt erarbeitet
worden. Eine rechtliche Gewähr für die
Richtigkeit der einzelnen Angaben kann
jedoch nicht übernommen werden.
ISBN 978-3-574-24740-8
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Inhalt
Inhalt
Vorwort und Einführung
4
1 Marktumfeld des Güterverkehrs
1.1 Die Verkehrsträger und deren Marktanteile
(Modal Split)
1.2 Unterschiedliche Tätigkeitsbereiche
im Verkehrsgewerbe
1.3 Güterumschlag
1.4 Logistische Dienstleistungen
6
2 Das
2.1
2.2
2.3
2.4
2.5
Bild des Unternehmens in der Öffentlichkeit
Der Fahrer als Imageträger
Corporate Identity, Fahrzeug und Fahrer
Der Fahrer als Repräsentant seines Unternehmens
Die Qualität des Fahrers
Kommunikation und Umgang
mit verschiedenen Gesprächspartnern
7
9
16
19
21
21
23
36
42
50
3 Schleusung und Kriminalität
3.1 Das Schengener Abkommen
3.2 Staatliche Maßnahmen gegen Schleusung
3.3 Blinde Passagiere auf der Ladefläche
61
62
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66
4 Gesundheitsschäden vorbeugen
4.1 Belastungen und Beanspruchungen
4.2 Die Wirbelsäule und „ihre” Bandscheiben
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73
5 Die Bedeutung einer guten körperlichen
und geistigen Verfassung
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6 Lösungen zum Wissens-Check
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7 Vorschlag für einen Ablaufplan
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Schaltstelle Fahrer – Dienstleister, Imageträger, Profi
Vorwort und Einführung
Das Berufskraftfahrer-Qualifikationsgesetz (BKrFQG) basiert auf der
Richtlinie 2003/59/EG. Es regelt die Aus- und Weiterbildung von gewerblichen Bus- und Lkw-Fahrern komplett neu. Die Berufskraftfahrer im Güterkraftverkehr müssen bis zum 10. 09. 2014 (u. U. bis 10. 09.
2016) eine Weiterbildung von 35 Stunden absolviert haben.
Die Ziele und Inhalte dieser Weiterbildungen sind in der Anlage 1 der
Berufskraftfahrer-Qualifikations-Verordnung (BKrFQV) definiert. Der
Verlag hat diese zusammengestellt und gewichtet. So entstanden
fünf Module in Einheiten von sieben Stunden, die damit den Anforderungen der Gesetzgeber in Brüssel und Berlin entsprechen. Ebenso erfüllen sie die qualitativen Anforderungen der Akademien von
DEKRA, TÜV NORD, TÜV Rheinland und TÜV SÜD, deren Angebote
zur Weiterbildung entsprechend gestaltet wurden.
Dieses Modul rückt den Fahrer selbst in den Mittelpunkt. Denn er
nimmt im heutigen Güterverkehrsgeschehen eine immer bedeutendere Rolle ein. Er vertritt das Unternehmen als Dienstleister und Repräsentant bei all seinen Tätigkeiten nach außen: Wenn er beim Kunden vorfährt, sich im Verkehrsgeschehen bewegt oder mit Behörden
in Kontakt kommt. Er ist gleichzeitig der Profi im Straßenverkehr und
deshalb ist von ihm ein besonders vorbildliches und routiniertes Verhalten gefragt. Die Anforderungen an den Fahrer steigen jedoch auch
von anderer Seite: OBU, Digitales Kontrollgerät und Bordcomputer
wollen sachkundig bedient werden. Dies alles geschieht unter dem
Druck immer engerer Zeitfenster und dichteren Verkehrs. Daher ist
der Fahrer die Schaltstelle im Güterverkehr. Dieses Modul soll dem
Fahrer helfen, den vielfältigen Anforderungen gerecht zu werden.
Dazu soll auch der unternehmerische Hintergrund beleuchtet werden
und zum Verständnis der Gesamtsituation beitragen. Auch für die Bedeutung der eigenen Gesundheit sollen die Inhalte sensibilisieren.
Ihr Verlag Heinrich Vogel
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Medienverweis
Symbolerläuterungen
Ziel
Medienverweis
Anzahl der Teilnehmer
Ablauf
Lehrzeitangabe
Hintergrundwissen
Ziele des Moduls
Mit dem Modul „Schaltstelle Fahrer“ sollen folgende Ziele erreicht
werden:
Fähigkeit, der Kriminalität und der Schleusung illegaler Einwanderer vorzubeugen (Vgl. Anlage 1 BKrFQV, Nr. 3.2)
Fähigkeit, Gesundheitsschäden vorzubeugen (vgl. Anlage 1
BKrFQV, Nr. 3.3)
Sensibilisierung für die Bedeutung einer guten körperlichen
und geistigen Verfassung (vgl. Anlage 1 BKrFQV, Nr. 3.4)
Verhalten, das zu einem positiven Bild des Unternehmens in
der Öffentlichkeit beiträgt (vgl. Anlage 1 BKrFQV, Nr. 3.6)
Kenntnis des wirtschaftlichen Umfelds des Güterverkehrs und
der Marktordnung (vgl. Anlage 1 BKrFQV, Nr. 3.7)
Medienverweis
Weiterbildung Lkw „Schaltstelle Fahrer – Dienstleister,
Imageträger, Profi“
Arbeits- und Lehrbuch, Art.-Nr.: 24741
PC-Professional Multiscreen, Art-Nr.: 24742
PowerPoint-Präsentation, Art.-Nr.: 24743
Strehl/Lenz/Hildach/Schlobohm/Burgmann
Lehrbuch „Berufskraftfahrer Lkw/Omnibus“
Art.-Nr.: 23201
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Das Bild des Unternehmens in der Öffentlichkeit
2 Das Bild des
Unternehmens
in der Öffentlichkeit
In Deutschland gibt es rund 55.000 Transportunternehmen mit nahezu identischem Leistungsangebot: dem Transport. Wettbewerb ist
hier fast nur über den Preis und das Image, also das Bild des Unternehmens in der Öffentlichkeit, möglich.
2.1 Der Fahrer als Imageträger
Was ist Image?
Der Begriff „Image“ kommt aus dem Englischen
und bedeutet „Bild“. Das Image ist also ein Bild,
das Menschen von Personen, Institutionen (z. B.
Unternehmen) oder Gegenständen haben. Dieses
„Bild“ entsteht hauptsächlich auf der Gefühlsebene
und wird durch Informationen oder Wahrnehmungen gebildet. Ein Image kann sowohl positive
als auch negative Gedankenverknüpfungen umfassen. Kennzeichnend für das Image ist, dass es sich
im Laufe der Zeit verfestigt und nur schwer zu verändern ist.
Dieses Bild ist ein entscheidender Einflussfaktor
bei Kaufentscheidungen. Man unterscheidet zwischen Fremdimage und Selbstimage. Selbstimage
ist das Bild, das Unternehmen von der eigenen
Ware oder Dienstleistung haben. Fremdimage ist
das Bild, das andere Personen von dieser Ware
oder Dienstleistung haben.
Abbildung 9:
Ein Imageträger
Quelle: Reiner
Rosenfeld
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Schaltstelle Fahrer – Dienstleister, Imageträger, Profi
AU F G A B E / LÖ S U N G
Erklären Sie den Begriff „Image“.
Image ist ein Bild, das Menschen von Personen, Unternehmen
oder Gegenständen haben.
Die Teilnehmer sollen erfahren,
mit welchen Mitteln sie als Fahrer zum positiven Image ihrer
Firma beitragen können
welche Faktoren das Image negativ beeinflussen
ca. 15 Minuten
Modul „Schaltstelle Fahrer“: PC-Professional Kapitel „Bild des
Unternehmens“, PowerPoint-Präsentation Folie 45 bis 50
Starten Sie mit dem Fahrer-Foto und fragen Sie, welchen
Eindruck dieser Fahrer hinterlässt. Besprechen Sie dann die weiteren Inhalte.
Wie wirkt Image?
Wie „Image“ aufgebaut wird und wie „Image“ wirkt, lässt sich gut
am Beispiel von Zigarettenmarken darstellen.
„Marlboro“ – „Der Duft von Freiheit und Abenteuer“
„Camel“ – „Ich gehe meilenweit für eine Camel Filter“
Beide Marken legen großen Wert auf den Abenteuer-Charakter ihres
Produktes; auf den Zusammenhang zwischen ungewöhnlichen, starken Menschen, die Außergewöhnliches leisten und ihrem Produkt
(der „Marlboro-Mann“ = positiv + stark / der namenlose Herr mit dem
Loch im Schuh = Flair der wahren Freiheit).
An Produkte ohne Image erinnert sich kaum jemand. Das beweisen
die No-Name-Produkte (namenlose Produkte) in den großen Discounter-Ketten wie z. B. Aldi, Lidl, Norma. Die werden v. a. gekauft,
weil sie billig sind, den Namen kennt kaum jemand.
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Das Bild des Unternehmens in der Öffentlichkeit
Problematisch ist ein negatives Image. Dagegen gehen Unternehmen durch Imagekampagnen und andere Maßnahmen vor. Als SEAT
1986 von Volkswagen übernommen wurde, bestanden kaum Chancen, die Marke in Deutschland zu verkaufen. SEAT hatte wegen langjähriger, billiger Lizenzbauten im restlichen Europa kein hochwertiges Image. Also begann VW, die Leistungsfähigkeit der Fahrzeuge
durch Rallye-Einsätze und Cup-Rennen zu beweisen. Durch die Rennerfolge wurde die Marke auf dem „europäischen Markt“ etabliert.
Parallel wurden sportliche Mittelklassefahrzeuge entwickelt. 1990
wurde auch das SEAT-Logo dynamischer gestaltet. Erst 2001 zog
sich SEAT aus dem Rennsport zurück. Zu diesem Zeitpunkt hatte
sich die Marke fest in der europäischen Automobilszene verankert.
15 Jahre hatte die Politur des Images letztlich gedauert.
U N T E R R I C H T S -T I P P
Fragen Sie nach dem Image bekannter Marken oder Persönlichkeiten – Harley-Davidson, Aldi, McDonalds etc. – und danach, wie dieses Image aufgebaut wurde oder erhalten wird.
Durch dieses Frage- und Antwort-Spiel bauen Sie bei den
Schulungsteilnehmern ein Gefühl für das Thema Image auf.
2.2 Corporate Identity,
Fahrzeug und Fahrer
Die Fahrer sollen den Begriff der Corporate Identity und seine
Bedeutung für Transportunternehmen verstehen. Sie sollen
erfahren, in welchem Rahmen der Fahrer das Firmenimage
beeinflussen kann durch
Gestaltung des Fahrzeugs
Zustand des Fahrzeugs
Verhalten im Straßenverkehr
Verhalten in der Öffentlichkeit
Kriminelles Verhalten
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Schaltstelle Fahrer – Dienstleister, Imageträger, Profi
Alkohol
Gegen ein Bierchen nach Dienstschluss oder eine ausgelassene
Party am Wochenende hat niemand etwas einzuwenden. Wenn Fahrer mit Restalkohol oder Schnapsfahne beim Kunden auftauchen.
Der wird sich dann die Frage stellen, ob seine Ladung bei dem betrunkenen Fahrer wirklich sicher aufgehoben ist. Die Verbindung
„Alkohol und Berufskraftfahrer“ ist nicht nur imageschädigend, sondern verboten, direkt geschäftsschädigend und ein Grund zur fristlosen Entlassung.
2.3 Der Fahrer als Repräsentant
seines Unternehmens
Der Fahrer soll die vielfältigen Möglichkeiten kennenlernen, mit
denen er durch sein Erscheinungsbild zum Firmenimage beiträgt
(Persönlichkeitswirkung, die passende Kleidung im beruflichen
Alltag, Körperhygiene, Selbstverständnis).
ca. 15 Minuten
Modul „Schaltstelle Fahrer“: PC-Professional Kapitel „Bild des
Unternehmens“, PowerPoint-Präsentation Folie 74 bis 81
Stellen Sie zuerst die Frage, ob ein Fahrer/eine Fahrerin das Bild
des Unternehmens in der Öffentlichkeit beeinflussen kann.
Stellen Sie dann die Aufgabe.
Die Persönlichkeitswirkung
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Wie viel Prozent der Persönlichkeitswirkung entfallen auf das
Aussehen und die Körpersprache?
❑ 36 %
❑ 0,3 %
✗
❑ 55 %
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Das Bild des Unternehmens in der Öffentlichkeit
Die Art, wie Fahrer gekleidet sind und wie sie sich gegenüber Dritten
verhalten, beeinflusst das Unternehmensimage ganz erheblich. Die
Persönlichkeitswirkung eines Menschen wird in drei Bereiche unterteilt:
Das Aussehen und die Körpersprache
Die Sprache, Art zu Sprechen und die Stimme
Das Sachwissen
Bei einer ersten Begegnung mit einem fremden Menschen werden
diese drei Wirkungsbereiche unterschiedlich gewichtet. Von 100 Prozent Persönlichkeitswirkung entfallen dabei:
7 % auf sein Sachwissen
38 % auf seine Sprache, die Art zu sprechen und die Stimme
55 % auf das Aussehen und die Körpersprache
Vereinfacht kann dies mit dem Satz zusammengefasst werden: „Es
ist bei einer ersten Begegnung nicht wichtig, was einer sagt, es ist
nur wichtig, wie er dabei aussieht und wie er es tut!“
Menschen „scannen“ ihr Gegenüber bei einer ersten Begegnung in
nur drei Sekunden. In dieser Zeit wird entschieden, ob die Person
sympathisch oder unsympathisch wirkt. Dieser Eindruck bleibt bestehen und kann erst im Laufe weiterer Begegnungen durch „besseres Kennenlernen“ verändert werden.
Die passende Kleidung
Kleidung und Auftreten eines Fahrers sind daher ganz entscheidend
bei der Imagebildung einer Person und der durch sie repräsentierten
Firma. Immer mehr Unternehmen verpflichten deshalb die öffentlich
in Erscheinung tretenden Mitarbeiter zu einheitlicher Dienstkleidung.
Eigentlich sollte saubere und gepflegte Garderobe in allen Bereichen
der Transportbranche selbstverständlich sein. Trotzdem sind immer
wieder Fahrer zu beobachten, die mit verdreckter und zerschlissener
Kleidung beim Kunden auftreten. Vollkommen unpassend ist v.a. das
Auftreten einiger Fahrer in ausgeleierter Trainingshose, gepaart mit
einem weißen Feinripp- oder Netzunterhemd und Badeschlappen mit
Tennissocken. Wer so Kontakt mit einem Kunden aufnimmt, Passanten
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Schaltstelle Fahrer – Dienstleister, Imageträger, Profi
3.3 Blinde Passagiere auf der Ladefläche
Pro Jahr kommen vermutlich 700.000 Menschen illegal in die EU.
Allein im Dreieck Moskau – Minsk – Kiew warten nach Erkenntnissen
des Bundesnachrichtendienstes zwei Millionen Menschen aus China,
Bangladesch, Afghanistan, Pakistan oder Afrika auf eine Schleusung
in die EU. Bis zu 100.000 afrikanische Flüchtlinge machen sich jährlich auf den Weg über das Mittelmeer nach Europa.
Weitere Zahlen zum Thema:
1.855 Menschen erreichten die Insel Sizilien im Februar 2008
(Quelle Borderline Europe)
Auf den drei großen griechischen Inseln Samos, Lesbos und
Chios sind in zwölf Monaten 11.000 Menschen aufgegriffen
worden (Quelle: UNO)
1.000 Migranten erreichten in nur fünf Tagen im Februar 2008
die italienische Insel Lampedusa (Quelle: Borderline Europe).
In Österreich wurden 2007 14.862 Personen festgestellt, die
sich unrechtmäßig dort aufhielten. Davon wurden 9.572 illegal
eingeschleust. Im selben Jahr wurden 632 Schleuser festgenommen. (Quelle: Österreichisches Innenministerium)
FÜNF ILLEGALE PERSONEN FESTGENOMMEN
Bocholt (ots) – Nach einem Hinweis auf illegale Einreise wurden bei einem Speditionsunternehmen in Bocholt 5 männliche
Personen entdeckt, die sich in
einem Lkw aufhielten. Die Personen versuchten zunächst auf
dem Gelände zu flüchten, konnten aber von einem Zeugen durch
lautes Zurufen aufgehalten werden. Über einen arabisch sprechenden Mitarbeiter der Firma
konnte in Erfahrung gebracht
werden, dass es sich um Personen irakischer Herkunft handeln soll. Sie seien auf dem
Seeweg nach Italien gelangt und
hatten sich hierbei in dem
Wechselpritschencontainer versteckt. Laut beigefügter Ladepapiere ist der Container auf
dem Schienenweg dann von Verona
bis Hagen und dann mit dem Lkw
von Hagen bis Bocholt transportiert worden. Die Personen wurden zur Feststellung der Personalien vorläufig festgenommen
und nach Überprüfung dem Ausländeramt Bocholt überstellt.
Das Ausländeramt hat die Abschiebung nach Italien veranlasst.
(Quelle: Polizeimeldung,
Polizei Bocholt) 08.12.2007
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Schleusung und Kriminalität
Zwischen 3.000 und 20.000 Euro müssen illegale Einwanderer für
Dienste von Schleuserbanden bezahlen, um nach Europa zu kommen. Wer viel zahlt, bekommt die Garantie, das Land seiner Wünsche zu erreichen, wo Kleidung, Unterkunft und Job warten. Wer
aber nur wenig zahlen kann, wird oft irgendwo in Europa ausgesetzt
und muss dann sehen, wie er allein weiterkommt. Ohne Papiere und
Geld in einem fremden Land gibt es meist nur noch eine Möglichkeit:
sich auf einem Lkw verstecken oder sich unter dem Fahrzeug an den
Achsen festklammern, ohne dass es der Fahrer bemerkt, und hoffen,
dass ihn der Truck dem Ziel der Reise ein Stück näher bringt.
Dies verdeutlicht: Jeder Lkw-Fahrer kann jederzeit an jedem Ort Europas ohne es zu wissen mit illegalen Migranten auf dem Lkw unterwegs sein. Dies ist keinesfalls nur in der Nähe der französischen Kanalküste vor dem Übersetzen nach England der Fall. Auch wenn hier
die Wahrscheinlichkeit besonders hoch ist.
Wie kommen die illegalen Passagiere auf den Lkw?
Sie können
sich beim Beladen auf der Ladefläche verstecken oder versteckt werden.
während kurzer oder langer Stopps auf die Ladefläche klettern, sich in Paletten-, Stau- oder Werkzeugkästen oder hinter
Dachspoilern verstecken oder sich unter dem Fahrzeug zum
Beispiel auf den Achsen verbergen.
bei geringer Geschwindigkeit „aufspringen“.
Auch wenn die Ladefläche verplombt ist, können Personen eindringen und sich verstecken:
durch das Öffnen der Plombe und Wiederverschließen der
Plombe durch eine weitere Person.
durch das Durchtrennen der Zoll-/Planenschnur. Danach wird
sie von einer weiteren Person wieder zusammengeklebt.
durch das Zerschneiden der Seitenplane. Anschließend wird
der Schnitt von innen provisorisch verschlossen.
durch das Zerschneiden der Dachplane. Um sich zwischen La-
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Schaltstelle Fahrer – Dienstleister, Imageträger, Profi
dung und Dachplane zu verstecken, reicht ein Spalt von weniger als 30 Zentimetern. Anschließend wird der Schnitt von
innen provisorisch verschlossen.
Welche Maßnahmen kann man dagegen ergreifen?
1. Bei der Beladung
Reparieren Sie neu entstandene Risse in der Plane und auf
dem Dach. Notieren Sie die Gesamtzahl der Reparaturen an
der Plane in einem Heft und bewahren Sie dieses Heft auf.
Prüfen sie vor dem Beladen, ob alle Sicherungseinrichtungen
des Laderaums intakt sind.
Zoll-/Planenschnüre müssen unbeschädigt und straff gespannt
sein sowie durch alle Ösen geführt werden.
Laden Sie kompakt ohne Zwischenräume oder so, dass Zwischenräume eingesehen werden können.
Stellen Sie sicher, dass sich während oder nach der Beladung
keine Unbefugten Zugang zum Fahrzeug verschaffen können.
Dürfen Sie bei der Beladung nicht anwesend sein, lassen Sie
sich eine Bestätigung des Absenders geben, dass die notwendigen Sicherheitsvorkehrungen getroffen wurden und sich
keine unberechtigten Personen auf dem Fahrzeug befinden.
Seien Sie anwesend, wenn das Fahrzeug verschlossen und
verplombt wird. Überprüfen Sie, ob Schlösser, Plomben, Plane
und die Zoll-/Planenschnur korrekt verschlossen werden.
Verschließen Sie alle Stau-, Werkzeug- oder Palettenkästen
mit nummerierten Schlössern.
Verwenden Sie zum Verplomben der Ladefläche (Werksverplombung) nur nummerierte Plomben und notieren Sie die
Plombennummern auf den Ladepapieren.
Wenn Sie ohne Plombe oder Schloss an der Ladefläche unterwegs sind, dann klemmen Sie beim Schließen der Tür einen
kleinen Faden oder einen Schnipsel Papier an einer unauffälligen Stelle so ein, dass er beim Öffnen der Tür herunterfallen
muss. So haben Sie zumindest einen Hinweis, ob die Tür ohne
Ihr Wissen geöffnet wurde.
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