HINWEIS - Heimat- und Geschichtsverein Aschaffenburg
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HINWEIS - Heimat- und Geschichtsverein Aschaffenburg
Heimat- und Geschichtsverein Aschaffenburg-Schweinheim e.V. Marienstraße 25 · 63743 Aschaffenburg Telefon 06021/310888 · Fax 06021/310869 Internet: www.hugv-schweinheim.de __________________________________________________________________________ Kriegseinsatz in Schweinheim in der Karwoche 1945 Aufzeichnungen von Grenadier Hans Kolb † im Kampf um Schweinheim in der Karwoche 1945 Zusammenfassung von Karsten Sommer Der Schweinheimer Hans Kolb †, Jahrgang 1927, wurde am 21. Januar 1945 zur Infanterie in die Bois-Brulé-Kaserne einberufen. Während seiner Grundausbildung bestand er eine Prüfung zur Eignung als Reserveoffizier und zählte ab diesem Zeitpunkt zu den Reserveroffiziersbewerbern. Er erlebte die ersten Tage des Kampfes um Schweinheim beginnend am Sonntag, dem 25. März 1945 als aktiver Kampfteilnehmer. Von der Dramatik der Ereignisse jener Tage zeugt ein von ihm erstellter Augenzeugenbericht, der im Folgenden in Auszügen und leicht modifizierter Form wiedergegeben wird: Vorbereitungen in der Kaserne … An einem Vormittag im März 1945 (Sonntag, 25. März 1945, Anm. des Verf.) übten wir am Rande des Elterwaldes den Gebrauch eines neu einzuführenden Schnellfeuergewehrs, als man uns plötzlich in die Kaserne zurückbeorderte und völlig neu ausrüstete, und zwar von den Socken und Fußlappen bis zum Karabiner. Nach der Inspektion durch unseren Oberleutnant und Kompanieführer marschierten wir auf der Würzburger Chaussee in Richtung Stadt. Wir waren über die militärische Lage nur spärlich informiert. Gerüchten zu Folge, hätten die Amerikaner bereits den Rhein überquert. Uns entgegen fuhr ein Fahrzeug nach dem anderen in Richtung Haibach. Auf dem Rasen der Lagarde-Kaserne legten wir unsere Tornister und alles andere bis auf die Marschausrüstung ab und setzten uns wieder in Richtung Stadt in Bewegung. Unser Ziel war schließlich der Bahndamm der Miltenberger Bahnstrecke östlich der Eckertsmühle. Insbesondere neben Panzerfäusten, die übrigens in Kisten verpackt an jeder Straßenecke herumlagen, hatten wir außerdem Von einigen Kameraden hörte man die Forderung, man müsse doch die Brücke sprengen. Doch keiner setzte diesen Gedanken in die Tat um. Vielmehr verkroch sich ein Gefreiter mit einigen anderen und mir in einer Erdhöhle am Abhang zum Main, mit Ausnahme eines Kameraden, der an der Obernauer Straße Posten zu beziehen hatte. In der Folge verließ dieser Gefreite mit uns diese Stellung und führte uns durch die nahezu menschenleere Stadt über die Schellenmühle nach Schmerlenbach. Erst am Abend des folgenden Tages (Mo., 26. März 1945, Anm. des Verf.) führte uns der Gefreite über Haibach zurück in unsere Kaserne, wo wir bis zu diesem Zeitpunkt als vermisst galten. Ein Offizier, der mich als Ortskundigen kannte, wies mich dort kurz darauf an, eine Gruppe von 4 bis 5 Kameraden durch Schweinheim über die Stockbrunnenstraße bis oberhalb der Eichenmühle zu führen. Auf dem Weg dorthin, machten wir einen Abstecher in den Brauereikeller in der Rosengasse, wo ich meine Mutter und einige Blick vom Bischberg zur Nilkheimer Brücke ein einzelnes sog. „Ofenrohr“, eine panzerbrechende Waffe, in die ein Zündmechanismus an einem etwa 2 Meter langen Rohr eingebaut war, mitgeführt. Wir gingen am Bahndamm in Stellung und erblickten plötzlich in Richtung Bischberg einen allein stehenden amerikanischen Panzer. Dies war unsere erste Feindberührung! Mit wilden Kraftausdrücken, wie „Die schießen wir ab!“ und ähnlichem, machten sich die Landser gegenseitig Mut und obgleich wir den Befehl hatten, den „toten Mann“ zu spielen, um uns von der Gegenseite nicht erspähen zu lassen, gaben einige von uns Gewehrschüsse ab. Daraufhin setzte sich der Panzer geradewegs auf uns zu in Bewegung, wobei er aus allen Rohren feuerte. Es kam der unausweichliche Befehl zum Absetzen in Richtung Obernauer Straße. Von dort aus sahen wir, eine lange feindliche Panzerkolonne die Nilkheimer Eisenbahnbrücke überqueren. Panzer der Amerikaner im Anmarsch Verwandten antraf und gewissermaßen Abschied von ihnen nahm. Immer wieder hörten wir unterwegs auch Panzerfahrgeräusche An der uns als Marschziel befohlenen Stelle führte ein Feldwebel das Kommando. Er befahl mich mit drei anderen Kameraden mit einem MG in eine Vorpostenstellung ins Gelände. Zuvor nahm er mich beiseite und beschied mich mit der Aufforderung, dass er an meiner Stelle jetzt nach Hause verschwinden würde, was ich nicht tat. – Noch nicht. Stattdessen ging ich mit den Kameraden im Ackergrund in Stellung. Vor uns in etwa 300 Metern Entfernung in Richtung Ruhstock sahen wir ein feindliches Panzerfahrzeug im Schein eines kleinen Feuers stehen. Die amerikanischen Soldaten bewegten sich lebhaft drum herum und wir verhielten uns ruhig bis plötzlich auf uns, auf Schweinheim und wie es schien auch auf Aschaffenburg ein mächtiger Granathagel niederging. Amerikaner im Kampf um Aschaffenburg Plötzlich rückten der Panzer, und möglicherweise auch andere Fahrzeuge, auf uns vor. Darauf zogen wir uns bis auf den hinter uns liegenden Feldweg zurück. Man teilte uns dort mit, dass unsere rechte Flanke von der dort eingesetzten ungarischen Einheit geräumt worden sei. Unser neuer Befehl lautete Rückzug unter Mitnahme allen Gerätes in Richtung Aschaffenburg. Vollgepackt mit Munition hastete ich im Verein mit mehreren Kameraden über die Unterhainstraße den Hügel am „Kuckuck“ hinauf. Bei dichter werdendem Granatfeuer verlor ich dabei die Kameraden aus den Augen und nahm volle Deckung, bis es ruhiger wurde. Danach zog ich mich vorsichtig, vorwärts robbend, in den Keller des nächstgelegenen Hauses zurück. Zweiter Teil in der nächsten Woche HINWEIS Ab Mittwoch, 23. April, ist unsere Geschäftsstelle wieder von 10- 18 Uhr geöffnet. HUGV_Schweinheim_MTB_20140417_Kampf Karwoche1