Von den Besten lernen – Innovatives Benchmarking zeigt
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Von den Besten lernen – Innovatives Benchmarking zeigt
Von den Besten lernen – Innovatives Benchmarking zeigt Energieversorgern Wege zur Leistungsverbesserung auf Die Energieversorger in Deutschland steuern durch schwere See. Ausbau der Erneuerbaren, Dezentralisierung der Stromerzeugung, unwirtschaftliche konventionelle Kraftwerke, Kostendruck im Verteilnetzbetrieb – der Umbau des Energiesystems schlägt hohe Wellen. Manche Unternehmen drohen zu kentern, andere nutzen die steife Brise der Energiewende als Rückenwind, um sich von der Konkurrenz abzusetzen. Was unterschiedet die Top-Performer von den Verlierern? Und wie können angeschlagene Unternehmen wieder Fahrt aufnehmen? Diese Fragen beantwortet der Benchmarking-Ansatz von Roland Berger Strategy Consultants. Seine neue Qualität machen vor allem drei Punkte aus: Durch eine Kombination von Finanz- und Effizienzanalyse lassen sich die Erfolgsmuster von Energieversorgungsunternehmen (EVU) identifizieren Mithilfe eines Rechenmodells, das auf einer Produktionsfunktion basiert, kann jedes Unternehmen seine Effizienz bestimmen und mit Wettbewerbern vergleichen Die Effekte von Handlungsoptionen zur Leistungssteigerung sind durch Simulationsrechnungen quantifizierbar – eine wichtige Entscheidungshilfe für das Management Roland Berger Strategy Consultants hat eine statistische Analyse derjenigen rund 500 deutschen Energieversorger vorgenommen, von denen vollständige Finanzdatensätze für den Zeitraum 2004 bis 2012 verfügbar waren. Bei dieser Totalerhebung wurden die Finanzgrößen mit Daten zur Eigentümerstruktur, energiewirtschaftliche Kenngrößen und volkswirtschaftliche Strukturparameter ergänzt. Ergebnis ist eine historische Analyse der finanzwirtschaftlichen Leistung und des Effizienzprofils einzelner Energieversorger. Das Design der Untersuchung ermöglicht eine differenzierte Betrachtung unterschiedlicher Geschäftsmodelle, Unternehmensgrößen und Regionen. Insgesamt hat sich gezeigt, dass der Umbau des Energiesystems in Deutschland deutliche Spuren an der Finanz- und Ertragslage der EVU hinterlassen hat: Die operative Profitabilität ist zwischen 2004 und 2012 um ein Drittel gesunken. Der Abwärtssog der Ergebnismarge (EBITDA/Umsatz) erfasste alle EVU. Allerdings mussten die "Großen Vier" (E.ON, RWE, EnBW, Vattenfall) einen stärkeren Rückgang der Profitabilität verkraften als Regionalversorger und Stadtwerke. Differenziert man innerhalb der Gruppe von Regionalversorgern und Stadtwerken nach wertschöpfenden Aktivitäten (konventionelle Energieerzeugung, Energieverteilung und Energievertrieb), zeigt sich, dass sich die Profitabilität der Unternehmen mit konventionellen Erzeugungskapazitäten seit 2009 auf niedrigem Niveau befindet. 1 Deutsche Energieversorger haben zwischen 2004 und 2012 im Durchschnitt eine Kapitalrendite (ROCE) von neun Prozent erwirtschaftet. Es zeichnet sich ab, dass dieses Niveau nicht zu halten sein wird. Die Verzinsung des eingesetzten Kapitals gerät durch sinkende Ergebnisbeiträge unter Druck; gleichzeitig müssen erhebliche Investitionen getätigt werden. Eine Trendwende im Energiesektor, die eine bessere Finanz- und Ertragslage verheißt, ist derzeit nicht in Sicht. Im Gegenteil, die Marktbedingungen werden sich eher verschärfen, und zwar entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Dies bringt die Energieversorger immer mehr in Zugzwang: Sie müssen ihre Geschäftsmodelle weiterentwickeln und ihre operative Exzellenz verbessern. Die Energiewende stellt die Energieversorger also auch künftig vor immense Herausforderungen. Die historische Analyse zeigt jedoch: Einige Unternehmen kommen mit den grundsätzlich für alle Branchen-Player geltenden Bedingungen besser zurecht als die Konkurrenz. Wo liegen die Gründe für den Erfolg dieser TopPerformer? Eine Antwort auf diese Frage zu liefern, ist ein wesentlicher Anspruch des neu entwickelten Benchmarking-Ansatzes. Er ist auf die Bedürfnisse von Regionalversorgern und Stadtwerken zugeschnitten, weil er den Ressourceneinsatz stark betont. Dieser Fokus wird gerade Unternehmen mit öffentlichen Eigentümern besser gerecht als die ausschließliche Fixierung auf Profitabilitäts- oder Rentabilitätskennzahlen. So können Regionalversorger und Stadtwerke unabhängig von ihrer Größe und Eigentümerstruktur mithilfe des Benchmarkings in mehreren Schritten konkrete Handlungsansätze entwickeln. Das Herzstück des Benchmarking-Ansatzes ist das PAT (Productivity Analysis Tool), ein Instrument zur Effizienzanalyse: Ein – der Makroökonomie entlehntes – Produktionsmodell bildet die Umwandlung von Inputfaktoren (Sachanlagen, Working Capital, Materialaufwand und Personalaufwand) in Output (Umsatz) ab. Dahinter steht die Methodik der Data Envelopment Analysis (DEA); mithilfe dieses mathematischen Verfahrens lässt sich durch den Vergleich von In- und Outputfaktoren die Effizienz einzelner Unternehmen bestimmen. Auf dieser Basis wird eine Referenzgruppe aus denjenigen Unternehmen gebildet, die mit ähnlichen Input-/Output-Werten bei der Effizienz besser abschneiden als die Organisation, die dem Benchmark unterzogen wird. Im nächsten Schritt werden die finanzwirtschaftlichen Kennzahlen der Unternehmen aus dieser Vergleichsgruppe analysiert, wobei energiewirtschaftliche Kenngrößen, beispielsweise konventionelle Erzeugungskapazitäten, Netzlänge und Netzeffizienz, einbezogen werden. Hierbei sind vor allem wesentliche Abweichungen zwischen den Unternehmen von Interesse, wobei vor allem die Besonderheiten der jeweiligen Geschäftsmodelle analysiert und diskutiert werden. 2 Auf dem Fundament der Effizienz- und Kennzahlenanalyse können Ansatzpunkte zur Leistungssteigerung identifiziert werden. Mithilfe einer Simulation lässt sich berechnen, in welcher Stärke an welchen Stellschrauben gedreht werden muss, damit das Unternehmen künftig im Effizienzvergleich besser abschneidet. So werden Ziele festgelegt, die als verbindliche Messlatte für den Erfolg von Maßnahmen zur Effizienzsteigerung dienen. Der hier skizzierte Ansatz geht über die klassische Funktion des Benchmarking hinaus: Er sagt Unternehmen nicht nur, wo sie im Vergleich zum Wettbewerb stehen, sondern auch, wie sie besser werden. So liefert der Benchmarking-Ansatz wertvolle Impulse und Inhalte für eine Diskussion über verschiedene Handlungsansätze. Hier geht es sowohl um die Dimension der operativen Exzellenz ("etwas besser machen") als auch um eine strategische Dimension, nämlich um eine Weiterentwicklung des Geschäftsmodells ("etwas Anderes machen"). Dabei lassen sich mögliche Handlungsalternativen ableiten, etwa die Entscheidung zwischen "Reduzieren" (Rückzug aus bestimmten Geschäftsfeldern, Desinvestion) oder "Wachsen" (Expansion in neue Geschäftsfelder). Als Plattform für die Diskussion und Bewertung verschiedener Handlungsoptionen erweist sich der Benchmarking-Ansatz als wertvolles Instrument für das Management von Energieversorgungsunternehmen. Er liefert wichtige Orientierungspunkte, um die Koordinaten des Erfolgskurses durch die Turbulenzen der Energiewende festzulegen. 3