Vergleichstest Kompaktklasse
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Vergleichstest Kompaktklasse
Vergleichstest Kompaktklasse Die Hersteller stecken viel Arbeit in die Entwicklung, auto motor und sport ins Testen 54 6/2013 im vErGlEiCH ford foCus 1.6 ECoboosT: 150 PS, 0–100 km/h in 8,9 s, ab 21 570 Euro Honda CiviC 1.8 i-vTEC: 142 PS, 0–100 km/h in 8,8 s, ab 18 950 Euro Kia CEE’d 1.6 Gdi: 135 PS, 0–100 km/h in 9,2 s, ab 18 190 Euro opEl asTra 1.4 Turbo ECoflEx: 140 PS, 0–100 km/h in 8,8 s, ab 19 045 Euro sKoda oCTavia 1.4 Tsi: 140 PS, 0–100 km/h in 8,3 s, ab 19 690 Euro ToyoTa auris 1.8 vvT-i Hsd: 136 PS, 0–100 km/h in 11,0 s, ab 22 950 Euro vW Golf 1.4 Tsi aCT: 140 PS, 0–100 km/h in 8,3 s, ab 23 975 Euro Lohnt der ganze Aufwand? Hybrid, Motor-Downsizing, Zylinderabschaltung – braucht es das eigentlich alles für den Testsieg? Der neue, technisch hochgerüstete Toyota Auris Hybrid und der pragmatische Skoda Octavia fordern die etablierte Kompakt-Konkurrenz heraus. 6/2013 55 Vergleichstest D er vierte Mensch auf dem Mond? Der siebte am Nordpol? Der 14. auf dem Mount Everest? Kennt keiner, weil wir die feiern, die mutig neue Wege beschreiten und nicht diejenigen, die gefahrloser hinterherlaufen. Doch dass Mut mitunter nichts anderes ist als die Fehleinschätzung von Risiko, mussten auch viele innovative Autohersteller erfahren. So dauerte es fast ein Jahrzehnt, bis sich Toyotas Hybrid-Pioniertaten auszahlten. Der SkodaErfolg wiederum basiert darauf, gut abgesicherte VW-Technik zum günstigen Preis anzubieten. Haben innovativere Kompakte gegen dieses Erfolgsrezept noch Chancen? Ford: der Handling-Künstler Beispielsweise der Ford Focus, der hier mit dem 1,6-Liter-Ecoboost-Motor antritt. 150 PS leistet der Hightech-Vierzylinder im Focus, und er gefällt mit guten Manieren, wenn auch nicht mit überragenden Verbrauchswerten. Er zeigt einmal mehr, dass Downsizing-Turbos nicht unbedingt besonders sparsam sind. Zumal der Ford-Vierzylinder – obwohl der stärkste im Test – keine besseren Fahrleistungen bietet als Wir feiern immer diejenigen, die mutig voranschreiten. Dabei ist Mut oft nur die Fehleinschätzung von Risiko, wie auch Autohersteller wissen simplere Motoren der Konkurrenz. Das bereits viel gelobte Fahrwerk des Kompaktklasse-Ford präsentiert sich in diesem Vergleich erneut in Hochform. Es geht auch ohne Adaptivdämpfer, mag man da der Konkurrenz zurufen. Der Focus federt leer wie beladen hervorragend, und er biegt zudem am lässigsten um die Ecken. Die Sekundärtugenden sind dagegen nicht so Sache des Focus. Sein Platzangebot ist bestenfalls befriedigend, der Kofferraum knapp bemessen, und die Übersichtlichkeit sowie die Bedienung sind eher bescheiden. Das ist schade, denn der kompakte Kölner ist ein preiswertes Angebot. Selbst in der hier getesteten Titanium-Ausstattung kostet er deutlich weniger als 25 000 Euro. Ford Focus Der Focus integriert Pilot & Co. tief ins etwas unübersichtlich gestaltete Cockpit. An den kleinen Navi-Bildschirm und die Infotainment-Bedienung gewöhnt man sich – aber ungern Honda Civic Ja, stimmt, es gibt begeisterte Civic-Fahrer, die genau diese Cockpit-Architektur besonders mögen. Sie mag mit der Zeit Vorteile haben, mit dem Navi kämpft man aber immer Kia Cee’d Eine Taste für jede Funktion, und an Funktionen mangelt es nicht. Doch bis auf das tastenüberfrachtete Lenkrad passt die Bedienung des hochwertig eingerichteten Cee’d Opel Astra Honda: nicht schön, aber mutig Denn mutig ist es, schon in der zweiten Generation ein so betont anderes Modell in der von konventionellen Kompaktlimousinen geprägten Golf-Klasse anzubieten. Die vor 56 6/2013 Dass wir uns mit der Zeit an die vielen Schalter, Tasten und den Umgang mit dem Astra gewöhnt haben, heißt aber nicht, dass wir sie schätzen. Solid-schwere Verarbeitung Technische Daten und Messwerte Fahrzeugtyp Motorbauart/Zyl.-Zahl Hubraum cm3 Leistung kW (PS) bei 1/min max. Drehm. Nm bei 1/min Leist./Drehmom. E-MotorkW/Nm Systemleistung kW (PS) Schadstoffeinstufung CO2-Ausstoß g/km Leergewicht/Zuladung kg Länge × Breite mm × Höhe Radstand mm Wendekreis li./re. m Gepäckraum L/VDA Anhängelast/gebremst kg Tankinhalt L Innenbreite v./h. mm Innenhöhe v./h. mm Normsitzraum mm Testwagenbereifung Kraftübertragung Beschleunigung s 0 – 40 km/h 0 – 80 km/h 0 – 100 km/h 0 – 120 km/h 0 – 130 km/h 0 – 140 km/h 0 – 400 m Elastizität1) s 60 – 100 km/h (IV./V. G.) 80 – 120 km/h (V./VI. G.) Höchstgeschw. km/h Bremsweg m aus 100 km/h kalt leer aus 100 km/h kalt bel. aus 100 km/h warm bel. aus 130 km/h kalt leer µ-split/aus 100 km/h nass Testverbrauch L/100 km min. (ams-Verbrauchsrunde) maximal Reichweite km NEFZ-Verbrauch L/100 km Stadt über Land gesamt Innengeräusch dB(A) bei 80 km/h bei 100 km/h bei 130 km/h Fahrversuche leer/bel.km/h Slalom 18 m ams-Wedelgasse ams-Ausweichgasse Ford Focus 1.6 Ecoboost Titanium Reihe/4 1596 110 (150) 5700 270 bei 1600 – – Euro 5 137 1365/535 4358 × 1823 × 1484 2648 10,8/10,9 363/1148 665/1500 55 1455/1445 1020/925 680 215/50 R 17 W Continental Sport Contact 3 Vorderradantrieb Sechsganggetriebe Honda Civic 1.8 i-VTEC Sport Kia Cee’d 1.6 GDi ISG Spirit Opel Astra 1.4 Turbo Fun Reihe/4 Reihe/4 Reihe/4 1798 1591 1364 104 (142) 99 (135) 103 (140) 6500 6300 4900 174 bei 4300 165 bei 4850 200 bei 1850 – – – – – – Euro 5 Euro 5 Euro 5 145 124 129 1301/449 1308/412 1454/491 4300 × 1770 4310 × 1780 4419 × 1814 × 1470 × 1470 × 1510 2595 2650 2685 11,4/11,6 11,0/11,2 11,8/11,8 477/1378 380/1318 370/1235 500/1400 600/1400 700/1350 50 53 56 1465/1455 1475/1455 1460/1440 995/940 990/975 1015/970 690 725 720 225/45 R 17 W 205/55 R 16 H 215/50 R 17 V Michelin Continental Bridgestone Primacy HP Premium Contact 2E Turanza ER300 Vorderradantrieb Vorderradantrieb Vorderradantrieb Sechsganggetriebe Sechsganggetriebe Sechsganggetriebe Skoda Octavia 1.4 TSI Elegance Toyota Auris 1.8 VVT-i HSD Executive VW Golf 1.4 TSI ACT Highline Reihe/4 Reihe/4 Reihe/4 1395 1798 1395 103 (140) 73 (99) 103 (140) 4500 5200 5000 250 bei 1500 142 bei 2800 250 bei 1500 – 60/207 – – 100 (136) – Euro 5 Euro 5 Euro 6 121 87 109 1293/513 1410/430 1312/468 4659 × 1814 4275 × 1760 4255 × 1790 × 1460 × 1460 × 1452 2667 2600 2637 11,1/11,2 11,5/11,1 11,1/11,0 590/1580 360/1200 380/1270 620/1500 –/– 630/1500 50 45 50 1460/1450 1470/1420 1485/1445 995/970 1010/915 1020/975 725 690 695 225/45 R 17 W 225/45 R 17 W 225/45 R 17 W Dunlop Dunlop SP Dunlop SP Sport Maxx RT Sport Fast Response SP Sport Maxx RT Vorderradantrieb Vorderradantrieb Vorderradantrieb Sechsganggetriebe stufenloses Getriebe Sechsganggetriebe 2,2 6,0 8,9 12,8 15,1 17,9 16,5 2,2 6,0 8,8 12,7 14,9 17,9 16,4 2,2 6,2 9,2 13,2 15,4 18,7 16,6 2,0 5,8 8,8 12,7 15,3 18,6 16,4 2,1 5,5 8,3 11,6 13,6 15,9 16,0 2,7 7,3 11,0 16,3 19,6 23,5 17,7 2,0 5,6 8,3 12,0 14,1 16,5 16,0 7,4/10,2 11,1/14,7 210 10,1/13,5 14,4/18,4 215 10,8/14,8 16,2/24,6 195 9,4/14,0 15,4/21,5 202 6,6/8,1 8,8/10,8 215 –/– –/– 180 7,3/8,7 9,3/11,6 212 34,9 35,8 35,2 59 –/–* 8,3 5,6 10,6 662 Superbenzin 7,6 4,9 5,9 36,0 36,2 36,4 61 –/–* 8,5 5,4 10,5 588 Superbenzin 7,6 5,2 6,1 36,2 36,3 35,5 61 –/–* 8,1 5,4 10,4 654 Superbenzin 6,8 4,5 5,4 36,1 36,5 35,5 61 –/–* 8,6 6,1 10,7 651 Superbenzin 7,1 4,6 5,5 63 65 69 63,3/62,9 128,2/126,1 62 66 69 62,9/62,8 129,8/128,2 64 66 70 60,3/60,2 124,1/121,1 61 64 68 63,1/63,1 133,3/129,8 35,3 34,4 33,7 58 –/–* 7,6 5,2 10,0 657 Superbenzin 6,5 4,6 5,3 62 64 68 62,8/62,6 123,8/123,0 36,8 37,0 35,7 60 –/–* 6,3 4,4 9,7 714 Superbenzin 3,7 3,7 3,8 63 66 69 62,6/62,5 123,0/122,6 35,4 34,1 33,9 57 –/–* 7,3 4,9 9,9 684 Superbenzin 5,8 4,2 4,7 61 64 67 63,4/62,8 130,3/129,8 70,0 70,0 68,0 69,0 70,0 70,0 71,0 Einfahrgeschwindigkeit 51,0 51,0 53,0 57,0 54,0 41,0 49,0 Ausfahrgeschwindigkeit Festkosten Euro 86,– 106,– 60,– 66,– 50,– 36,– 28,– Steuer 237,– 253,– 231,– 255,– 262,– 286,– 223,– Haftpflicht 94,– 94,– 68,– 80,– 106,– 53,– 73,– Teilkasko2) 351,– 400,– 360,– 425,– 291,– 453,– 325,– Vollkasko3) Unterhaltskst. im Monat4) 214,– 218,– 194,– 203,– 198,– 174,– 188,– bei 15 000 km/Jahr Euro 393,– 398,– 355,– 372,– 359,– 312,– 354,– bei 30 000 km/Jahr 24 470,–5) 23 150,– 21 290,– 19 045,– 24 360,–5) 25 500,– 26 615,–6) Grundpreis Euro Abstandsregeltempomat 945,– 1990,–7) – – – – 555,– 480,– • 380,– • • • Einparkhilfe hinten 450,–7) Klimaanlage/-automatik –/• –/• –/• •/350,– –/• –/• –/• 900,– 710,– 550,– 965,– Navigationssystem 670,– 990,– 1690,–7) 915,– – – 1050,– Schiebedach 785,– – 990,–7) Sitzheizung 255,– – • 330,– • • • 1450,– 965,– 850,– • Bixenon-Scheinwerfer 960,– – 1690,–7) * Test witterungsbedingt nicht möglich; 1) für die Punktwertung sind die im zweithöchsten (60 bis 100 km/h) und höchsten (80 bis 120 km/h) Gang erzielten Werte maßgebend; 2) ohne SB; 3) mit 150 Euro SB; 4) ohne Wertverlust; 5) inkl. Optionsbereifung, 6) inkl. adaptivem Fahrwerk; 7) Paketinhalt; • = Serie; – = nicht lieferbar 6/2013 57 Vergleichstest sieben Jahren noch futuristisch anmutende Form des Honda ist heute vor allem erst mal unpraktisch. Der Civic ist so unübersichtlich, dass die 690 Euro Aufpreis für die Einparkhilfe vorn und hinten zu den Pf lichtoptionen der Aufpreisliste gehören. Auf den zweiten Blick hat die ungewöhnliche Form jedoch durchaus auch praktischen Nutzen. In puncto Kofferaumgröße und maximale Staureserven liegt der Civic mit dem Octavia an der Spitze, die entsprechenden Volumina (477 und 1378 Liter) haben fast schon Kombiformat. Außerdem ist das Civic-Interieur mit den hochklappbaren Rücksitzf lächen variabel und pfiffig möbliert. An die Instrumente kann man sich gewöhnen, ebenso an die – sagen wir mal eher unjapanisch legere – Verarbeitungs- und Werkstoffqualität. Freilich täte man sich leichter damit, dem Civic solche Nachlässigkeiten nachzusehen, böte er auf anderen Gebieten Hervorragendes. Doch der 142 PS leistende 1,8-Liter-Sauger hat nur Durchschnittliches beizutragen, Verbrauch und Fahrleistungen liegen im Vergleich eher am unteren Ende der Tabelle. Etwas wenig für genau 23 000 Euro – ein Sonderangebot ist der Honda also nicht. Skoda Octavia Der Octavia golft: Die Bedienlogik und eine Vielzahl an Schaltern kommen direkt aus dem VW. Allerdings wirkt der Octavia nicht ganz so hochwertig. Schlecht ablesbarer Tacho Toyota Auris Kia: preiswert und unauffällig Schön ist es ja nicht, wenn das Allerbeste, was man über ein Auto sagen kann, dessen konkurrenzlos lange Garantiezeit ist. Mit den sieben Jahren des Kia Cee’d kann jedenfalls keiner mithalten. Punkt. Und nun müssen wir uns den weniger schönen Seiten des koreanischen Kompakten zuwenden, der hier zeigt, dass mit konventionellen Mitteln in der eng besetzten Kompaktklasse nicht mehr viel Staat zu machen ist. Antrieb und Fahrwerk des Cee’d sind bestenfalls in Ordnung, Begeisterungsstürme ernten weder der vergleichsweise zähe Motor noch das polterig-straffe Fahrwerk und schon gar nicht die indifferente, synthetische Lenkung. Dagegen zählen das gute Platzangebot und das praxisorientierte Cockpit zu den angenehmeren Seiten des Kia, ebenso wie der niedrige, jedoch nicht sensationell günstige Grundpreis. Freilich täte man sich leichter, dem Civic einige Nachlässigkeiten nachzusehen, wenn er auf anderen Gebieten Hervorragendes böte 58 6/2013 Alles funktional und solide, aber etwas nüchtern im Auris. Die Kraftflussanzeige, die einen Drehzahlmesser ersetzt, lernt man so schnell schätzen wie den Wählhebelstummel VW Golf Wir vermelden eine Schwäche im edel eingerichteten, eingängig bedienbaren VW: Die Steuerung des Bordcomputers über Lenkradtasten ist umständlich. Das war’s schon Opel: nicht neu, aber gereift Obwohl erst gut drei Jahre auf dem Markt, ist der Astra inzwischen der Alterspräsident unter den deutschen Kompakten. A3, Einser, Focus, A-Klasse, Golf – alle sind nun eine Generation weiter. Doch der Astra wurde nicht nur älter, sondern vor allem reifer. So wirkt er spätestens seit dem Facelift letzten Herbst enorm solide und hat sich wichtige Sicherheitselemente wie Spurhalte- und wechselassistent, Verkehrszeichenerkennung oder einen Kollisionswarner angeeignet, zudem überstrahlt er mit seinem hervorragenden, optionalen Adaptivlicht noch immer viele Konkurrenten. Wie beim Fahr- werk: Mit Adaptivdämpfern bietet er schunkelfreien Komfort, liegt mit Zuladung sogar an der Spitze dieses Vergleichs. Das gelingt ihm bei der Fahrdynamik wegen seiner rückmeldungsarmen Lenkung nicht. Biegungen umkurvt der Astra sicher, aber mit frühem Hang zum Untersteuern, dazu etwas träge und schwerfällig – weil er schwer ist; selbst der Auris mit seiner ganzen Hybridtechnik wiegt weniger. So muss der 1,4-Liter-Turbo nicht nur gegen die lange Übersetzung des hakeligen Sechsganggetriebes ankämpfen, sondern auch gegen die moppelige Statur des Astra. Das geht bei dem durchzugsmüden Saugrohreinspritzer Vergleichstest Ford Focus Hohe Innenkante im 363 bis 1148 Liter großen Kofferraum. Etwas knapper Knieund Kopfraum hinten Honda Civic Viele Mittelklasse-Autos schaffen nicht die 477 bis 1378 Liter des Civic. Hohe, hart gepolsterte Rückbank Kia Cee’d Auch beim 380 bis 1318 Liter großen Cee’d-Ladeabteil stört die Innenkante. Großer, bequemer Fond Opel Astra 370 bis 1235 Liter packt der Astra über die hohe Ladekante, hinten fühlt er sich beengter an, als er ist Skoda Octavia Eine Kofferhalle mit enormen 590 bis 1580 Litern, dazu die große Klappe. Und viel Knieraum hinten Toyota Auris Der variable Ladeboden ebnet den 360 bis 1200 Liter großen Kofferraum. Knappe Kopffreiheit im Fond VW Golf Eben einladen mit dem Zwischenboden: 380 bis 1270 Liter Volumen. Viel Platz und Komfort hinten 60 6/2013 nicht ohne Dröhnen und hohen Verbrauch ab. Es wird also Zeit für die neuen Turbodirekteinspritzer. Im Astra gibt es schon einen mit 170 PS. Skoda: fast eine andere Klasse Etwas übertrieben könnte man sagen, dass der VW-Konzern für das, was er an ernsthafter Konkurrenz für den Golf braucht, am liebsten selbst sorgt. Nach Audi A3 und Seat León in früheren Vergleichen reiht sich nun der Octavia ein in die Liste der Zweiten hinter dem Golf. Ja, sie wissen schon ganz genau, was sie tun im Konzern, und so kommt der Skoda eben das kleine bisschen weniger materialverliebt und detailperfektioniert daher, um einen knappen Abstand zu wahren. Er darf fast alles haben vom Golf, selbst Tasten und Infotainment, und reckt sich dazu mit einer Länge von 4,57 Metern in die Mittelklasse. Seine Abmessungen setzt er in ein üppiges Platzangebot und einen enormen Kofferraum um, der sich durch die sehr große Heckklappe leicht beladen lässt, nur an Sperrgut oberhalb von Wohnzimmermöbeln scheitert. Auf der kuscheligen Rück- Mit seinen Aktivdämpfern bietet der Opel Astra schunkelfreien Komfort, wirkt jedoch bei schneller Kurvenfahrt schwerfällig und träge bank sitzen die Passagiere gefühlt näher beisammen als beim Golf, dafür steigert der Octavia den Knieraum vom Bequemen fast ins Verschwenderische. Fahrer und Beifahrer beherbergt er ebenso ungedrängt auf gemütlichen, seitenhaltstarken Sitzen. Das Verwöhnaroma endet allerdings bei der Federung. Die auf hohe Zuladung ausgelegte Hinterachse bolzt herb über Unebenheiten, lässt sich jedoch selbst beladen nicht zu bef lissenerem Federn erweichen. Dass der Wind bei hohem Tempo etwas böiger um die Karosse brandet und der sparsame, energische und drehfreudige Motor etwas präsenter direkteinspritzt, stört dagegen selbst auf langen Autobahntouren kaum. Im Gegensatz zur nervösen Lenkung, die aus der Mittellage zappelig anspricht. Die passt nicht zum besonnenen Handling des Skoda, der sich nun in der Gutbürgerlichkeit etabliert hat – was sich auch in gar nicht mal so günstigen Preisen zeigt. ▶ Vergleichstest + Das fiel uns besonders auf Ford Focus Mehrfach belegte und daher unbeschriftete Tasten erschweren die Bedienung Opel Astra Honda Civic Kia Cee’d Wie Kinosessel lassen sich die Sitzpolster Drei abrufbare Lenkungskennlinien ändern hochklappen. Das schafft Platz für ein Rad nichts an der mangelnden Präzision Skoda Octavia Der Hybridantrieb des Auris glänzt auch in diesem Test mit hervorragenden Verbrauchswerten und feiner Lauf kultur AGR-Sitze (ab 390 Euro) mit gutem Halt, aber unpraktischer Lehnenverstellung Toyota Auris Wer das Ladepotenzial nutzen will, stört sich an der Stufe bei umgeklappter Lehne VW Golf Hightech ganz leicht zu bedienen: WählJoystick und drei Fahrmodischalter Mit Zylinderabschaltung verbraucht der VW 0,3 L/100 km weniger als der Skoda Toyota: brillante Hybridtechnik ihm gern nachgesehen. Den eher mäßigen Federungskomfort und das nicht gerade üppige Platzangebot dürften selbst sehr ökologisch orientierte Käufer als störend empfinden; hier haben andere in dieser Klasse deutlich mehr zu bieten. Eher unschön auch die gefühllose Lenkung und die wegen der Energie-Rückgewinnung (Rekuperation) schwer dosierbare Bremsanlage. Mustergültig fahrsicher ist der Auris dennoch, schon weil das sehr voreilige ESP fast jeden Hauch von Querdynamik rigoros abwürgt. Über den Toyota Prius wurde ja gern gesagt, man wünschte sich den brillanten HybridAntrieb mal in einem besseren Auto. Hier kommt der neue Auris, der alles besser können soll als sein Vorgänger. Ja, auch im Auris glänzt der Hybridantrieb mit 136 PS Systemleistung mit einfachster Handhabung, hervorragenden Verbrauchswerten und feiner Lauf kultur. Das ändert sich jedoch schlagartig, wenn es mal hurtiger vorwärtsgehen soll. Dann jubelt der Vierzylinder bei Nenndrehzahl monoton und lautstark vor sich hin, während der zwischen den Motoren und dem Planetenradgetriebe verzweigte Kraftf luss den Auris eher zögerlich beschleunigt. Dass der Toyota zudem kein Handlingwunder ist, sei 62 6/2013 VW: ein Golf für alle Fälle Ja, der Golf schon wieder auf Platz eins. Und weil es langsam etwas ermüdend wird, immer seine zahlreichen Vorzüge zu hören, suchen wir mal nach seinen Schwächen. So, da hätten wir: die umständliche Bordcomputer-Bedienung, den durchschnittlichen Federungskomfort bei Beladung, das etwas softe Schaltgefühl des gut gestuften Sechsganggetriebes, kurze Garantien und den hohen Preis. Mehr ist nicht. Wobei der Golf auch mit dem 1,4-LiterTurbobenziner beweist, dass er sein Geld wert ist. Der Direkteinspritzer schaltet bei geringer Last zur Verbrauchseinsparung zwei Zylinder ab, was kaum zu bemerken wäre, würde nicht ein kleines Symbol im Mitteldisplay darauf hinweisen. Während VW durch die 550 Euro teure Technik eine Einsparung von 0,5 L/100 km verspricht, blieb der Golf nur 0,3 Liter unter dem ähnlich schweren Skoda Octavia mit dem gleichen 1400er ohne Zylinderabschaltung. Dennoch ist der VW nach dem Auris Hybrid hier der Sparsamste. Ansonsten ist er: leicht zu bedienen, hervorragend verarbeitet, geräumig, agil bei sehr hoher Fahrsicherheit und leer oberklassig federnd. Oder kurz, es ist der Golf – ein Auto, mit dem man sich sorglos zum Nordpol aufmachte, auf den Spuren des sowjetischen Journalisten Mark Trojanowski, der ihn 1936 als Siebter erreichte. Und falls Sie noch wissen wollen, wer der vierte Mann auf dem Mond und der 14. auf dem Everest waren: Alan Bean und Avtar Singh Cheema. Text: Heinrich Lingner, Sebastian Renz Fotos: Hans-Dieter Seufert ErgEbnissE Fazit Fahrzeugtyp (Maximalpunktzahl) Karosserie Innenmaße Raumgefühl Kofferraum Zuladung Funktionalität Instrumente Rundumsicht Zusatzausstattung Qualitätsanmutung Summe Sicherheit (10) (10) (15) (10) (10) (10) (15) (5) (15) (100) PassiveSicherheitsausstattung AktiveSicherheit Licht Bedienbarkeit Bremswegkaltleer(100km/h) Bremsw.kaltbeladen(100km/h) Bremsw.warmbel.(100km/h) Verzögerungaus130km/h Pedalgefühl Summe Fahrkomfort Federungleer Federungbeladen Sitzevorn Sitzehinten Klimatisierung Innengeräusch-Messwerte* Geräuscheindruck Summe Antrieb Laufkultur Durchzugskraft Leistungsentfaltung Schaltung/Getriebeabstufung Beschl./Höchstgeschwindigkeit Elastizität Testverbrauch Reichweite Summe Fahreigenschaften Handling Lenkung Traktion/Wintertauglichkeit Geradeauslauf/Windempfindl. Wendekreis Fahrsicherheitleer Fahrsicherheitbeladen Fahrdynamik Summe Eigenschaftswertung Umwelt Minimalverbrauch Emissionsverhalten Leergewicht Stand-undFahrgeräusch Summe Kosten Grundpreis* Ausstattung* Aufpreisgestaltung Wiederverkaufschancen Festkostenfür5Jahre* Wart./Rep.100000km* Kraftstoffkosten100000km* Garantie Summe Gesamtwertung * Bester erhält volle Punktzahl (15) (15) (10) (10) (10) (5) (10) (5) (5) VW Golf 1.4 TSI ACT Skoda Octavia 1.4 TSI 9 9 11 9 9 10 12 5 13 9 10 15 10 9 9 10 5 12 Ford Opel Astra Toyota Focus 1.6 1.4 Turbo Auris 1.8 Ecoboost Ecoflex VVT-i HSD 8 8 10 10 8 8 9 5 11 8 7 10 10 7 8 8 5 11 8 8 10 8 7 8 8 2 11 Kia Cee’d 1.6 GDi Honda Civic 1.8 i-VTEC 9 9 11 7 8 9 8 3 11 8 7 15 8 9 7 7 2 10 87 89 77 74 70 75 73 9 9 9 9 7 4 9 5 5 10 6 10 10 7 4 9 5 5 9 8 8 7 8 3 7 4 5 9 6 10 7 6 3 7 4 4 10 4 8 7 6 3 7 4 2 8 5 8 9 6 3 7 4 5 8 4 7 7 6 3 6 4 5 (85) 66 66 59 56 51 55 50 (25) (15) (20) (10) (10) (10) (10) 24 11 18 9 9 10 9 20 10 18 9 9 10 8 22 12 16 8 8 9 9 20 12 17 7 8 10 7 18 8 15 7 8 9 5 16 8 12 8 8 9 7 18 9 13 6 8 9 6 (100) 90 84 84 81 70 68 69 (10) (10) (5) (10) (20) (20) (20) (5) 9 7 5 8 17 12 11 4 8 7 5 8 17 13 10 3 8 8 5 7 15 9 8 3 7 6 3 6 15 2 8 3 7 7 1 9 10 5 15 4 7 6 2 6 14 2 9 3 7 6 2 8 15 3 8 3 (100) 73 71 63 50 58 49 52 (15) (10) (10) (5) (10) (25) (15) (10) 12 9 8 5 3 24 14 8 12 7 8 4 3 24 14 6 13 9 8 5 4 23 11 7 10 7 8 5 1 23 13 8 8 5 8 4 2 23 13 5 8 5 8 5 3 23 13 5 9 6 8 4 2 22 12 7 (100) (485) (20) (15) (10) (10) 83 399 78 388 80 363 75 336 68 317 70 317 70 314 13 13 8 4 13 12 8 5 12 11 7 4 11 12 6 4 15 15 6 5 12 12 8 3 12 11 8 4 (50) 38 38 34 33 41 35 35 (25) (10) (5) (10) (10) (15) (15) (10) 10 10 4 8 10 13 12 5 16 8 4 7 9 13 11 5 14 9 4 7 9 13 9 5 25 5 3 7 9 13 8 5 12 10 3 8 9 13 15 7 21 6 3 7 9 15 9 10 17 8 3 6 8 13 8 7 (100) (635) 72 509 73 499 70 467 75 444 77 435 80 432 70 419 1 2 3 4 5 6 7 1 VW Zwei weitere Angriffe abgewehrt: Mit gutem Komfort, viel Platz und dem kultivierten, energischen Motor bleibt der solide, aber teure Golf das kompakte Allroundtalent. 2 Skoda Platz alleine reicht nicht für Platz eins, den vereiteln die herbe Federung und die nervöse Lenkung. Ansonsten: solide, bequem, aber nicht mehr sehr günstig. 3 Ford Ein Auto, das gefahren werden will, mit begeisterndem Handling und feinem Komfort zum vernünftigen Preis. Knappes Raumangebot, Bedienung? Vergeben! 4 Opel Nie war er solider als heute, federt dazu komfortabel und kostet wenig. Dass er eng, unübersichtlich und umständlich zu bedienen ist, wissen wir ja. 5 Toyota Hightech zum Hochpreis: Mäßiger Komfort und träges Fahrverhalten kosten den sehr sparsamen, gut verarbeiteten, reich ausgestatteten Auris viele Punkte. 6 Kia Bei Verarbeitungsgüte und Raumangebot ist der Cee’d vorn dabei, bei den Garantien Spitze. Schwächen beim Komfort, Antrieb und Lenkung werfen ihn zurück. 7 Honda Clevere Variabilität und großes Platzangebot zählen zu den Stärken des Civic. Mit mäßigem Komfort und dem unausgewogenen Fahrwerk bleibt nur Rang sieben. 6/2013 63