Ali, Raabia und die anderen (Ali, Raabia et les autres)
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Ali, Raabia und die anderen (Ali, Raabia et les autres)
cinema africa 16. bis 23.06.2011 Die aktuellen politischen Umwälzungen in Nordafrika nicht außer Acht lassen wollend, stammt ein Großteil der diesjährigen Filme aus dem Maghreb und diesen umgebenden Ländern. Seit einigen Jahren schon kämpft sich eine neuere Generation von Filmemachern aus dem Maghreb kontinuierlich und mit beachtlichem Erfolg in unsere Kinos und zaubert allerlei Paradoxes auf die Leinwände. Anders als die Filme der Altmeister, haben sich die Werke jüngerer Filmschaffender dem Alltagsleben im Maghreb der Gegenwart verschrieben. So sind im Maghreb Filmschwerpunkt alle Komponenten des filmischen Schaffens Nordafrikas vertreten. Abgerundet werden die Afrika Filmtage 2011 durch eine ghanaische Komödie, einem Musikfilm aus dem Kongo und Märchenhaftem aus Senegal. 17.06., 18:30 UHR: ALI, RAABIA UND DIE ANDEREN (Ali, Raabia et les autres) Marokko 2001 - 85 Min. - Buch und Regie: Ahmed Boulane - Musik: Younes Mégri Darsteller: Younes Mégri, Hiam Abbas, Samia Akkariou, Hassan El Fed Arabisch-Französische Originalfassung mit deutschen Untertiteln Marokko, Mitte der siebziger Jahre: auf einer Dachterrasse in Salé treffen sich vier Jugendfreunde, um Joints zu rauchen, zu trinken, über Politik zu diskutieren, Musik zu machen und zu träumen. Sie sind Hippies, marokkanische Hippies. Doch es ist nicht nur die Zeit der Hoffnungen und Utopien, sondern auch der "bleiernen Jahre" in Marokko. Das gemeinsame Idyll zerbricht jäh, als die Polizei gegen die Außenseiter vorgeht. Ali, der vermeintliche Anführer, versucht zu fliehen, tötet dabei aber einen seiner Verfolger. Er wird zu einer langen Haftstrafe verurteilt. Als er zwanzig Jahre später begnadigt wird, hat sich die Welt gründlich verändert. Er sucht eine Orientierung und findet sie zunächst vor allem in der Vergangenheit. Nach und nach trifft er seine alten Freunde wieder… Regisseur Ahmed Boulane, der selbst in den siebziger Jahren ein Hippie war und dessen Dachterrasse in Salé dem Film als Vorbild diente, erzählt die Geschichte in einer wirkungsvollen Montage von Flashbacks und Gegenwartsszenen, in der auch Action und Gefühl nicht zu kurz kommen. Dass der Film zunächst schon nach kurzer Zeit wieder aus den Programmen der marokkanischen Kinos genommen wurde, hat nicht verhindern können, dass Film und Regisseur heute in Marokko in aller Munde sind. Der Film ist ein Schlüsselwerk des jungen, aufstrebenden Kinos in Marokko. 18.06., 17:00 UHR: ALI ZAOUA Marokko/Frankreich/Belgien 2000 - 95 Minuten - Regie: Nabil Ayouch - Musik: Krishna Levy Darsteller: Mounïm Kbab, Mustapha Hansali, Hicham Moussoune, Abdelhak Zhayra, Saïd Taghmaoui, Amal Ayouch, Mohamed Majd deutsche Fassung Ali ist fünfzehn und lebt als Straßenkind in Casablanca, Marokko. Den Traum von einem besseren Leben aber hat er noch nicht aufgegeben - er möchte Seemann werden, weil er das Meer liebt. Im Streit mit einer rivalisierenden Straßenbande wird Ali jedoch erschlagen. Seine Freunde Kwita, Omar und Boubker sind ratlos. Sollen sie seinen Leichnam einfach liegen lassen? Oder den Vorfall der Polizei melden, die Ali dann irgendwo verscharren wird? "Er mag wie ein kleines Stück Dreck gelebt haben", sagt Kwita, "aber er wird nicht wie eines beerdigt." Alis Leichnam wird am Hafen versteckt, um die Vorbereitungen für eine würdige Bestattung zu treffen. Die Freunde brauchen Geld für einen Mann, der die heiligen Gebete spricht. Und eine Matrosenuniform, denn Ali hat immer davon geträumt, eines Tages zu den Inseln mit den zwei Sonnen davon zu segeln. Und schließlich muss ja auch jemand Alis Mutter vom Tod ihres Sohnes unterrichten. Der einfühlsame Film des Marokkaners Nabil Ayouch ist ein eindrucksvolles Werk, das trotz des schwierigen Themas eine heitere Note hat und die Wärme und Würde spüren macht, die diese Kinder entgegen ihren Lebensumständen besitzen. 17.06., 17:00 UHR: ALS DER WIND DEN SAND BERÜHRTE (Si le vent soulève le sable) Belgien/Frankreich 2006 - 96 Minuten - Buch und Regie: Marion Hänsel - Musik: René-Marc Bini Darsteller: Issaka Sawadogo, Carole Karemera, Asma Nouoman Aden, Ahmed Ibrahim Mohamed, Emile Abossolo M'Bo, Marco Prince Französische Originalfassung mit deutschen Untertiteln "Dass man anhand der Schicksale einzelner die Probleme eines Kontinents, wenn nicht die der ganzen Welt erzählen kann, schildert Marion Hänsel auf beeindruckende Weise." (Junge Welt) Die Wüste wächst, die endlose Dürre lässt die Brunnen austrocknen. Ihrem Instinkt folgend, ziehen die meisten Bewohner eines afrikanischen Dorfs nach Süden. Nur Dorflehrer Rahne hält das für falsch und geht mit seiner Familie und seinem Vieh nach Osten. Doch ihr Marsch führt sie unter brennender Sonne direkt in Feindesland. Die große europäische Filmemacherin Marion Hänsel schuf mit ALS DER WIND DEN SAND BERÜHRTE nicht nur einen Film über Auswanderung, Überleben und Hoffnung. Er ist auch eine Parabel über das Leben in Afrika und wie Menschen unter unmenschlichen Bedingungen zu ihrer Stärke finden. „Im Grunde folgt Marion Hänsels Film der Dramaturgie eines typischen Road-Movies. Nur gilt die Losung 'Der Weg ist das Ziel' für Rahne und die Seinen nicht. Ihnen geht es nicht um irgendeine Art der Selbstfindung, ihr Ziel heißt Überleben. Das Schicksal der Familie erschüttert, weil sie ihre scheinbar hoffnungslose Situation mit einer für uns kaum fassbaren Würde ertragen." (Programmkino.de) 18.06., 18:30 UHR / 21.06., 17:00: DIE ANDERE WELT (L'autre monde) Algerien 2001 – 95 Minuten . Buch und Regie: Merzak Allouache - Musik: Gnawa Diffusion Darsteller: Marie Brahimi, Karim Bouaiche, Nazim Boudjenah, Michelle Moretti Französisch-Arabische Originalfassung mit deutschen Untertiteln Ein Road-Movie durch das Algerien der Gegenwart: Yasmine ist eine junge Pariserin algerischer Herkunft. Ihr Freund Rachid hatte sich in seiner Heimat Algerien zum Wehrdienst gemeldet und gilt seit einem Scharmützel mit Terroristen als vermisst. Yasmine kauft sich ein schwarzes Kopftuch und reist nach Algerien, fest entschlossen, ihren Freund wiederzufinden. Zwei Flugstunden von Paris entfernt gerät sie in eine völlig andere Welt. Es gelingt ihr, den ArmeeOffizier ausfindig zu machen, in dessen Einheit Rachid gedient hatte. Trotz aller Warnungen lässt sie sich nicht entmutigen und dringt auf eigene Faust immer weiter in das krisengeschüttelte Land vor. Yasmine erlebt am eigenen Leib die Gewaltbereitschaft, den Zwiespalt, unter dem die Algerier leiden, und vor allem die Sinnlosigkeit des Bürgerkriegs, der das Land zerrüttet hat… Merzak Allouache ist Algerier und arbeitet als Filmemacher vorwiegend in Frankreich. In L'AUTRE MONDE führt er uns mit der Figur einer jungen Frau auf eine Reise durch das heutige Algerien, durch ein aufgewühltes Land und seine wunderbare Landschaft, durch eine Gesellschaft, in der Fundamentalismen das Leben im Alltag stark prägen. Es ist erstaunlich, dass dieser Film überhaupt vor Ort gedreht werden konnte, aber es zeichnet ihn auch aus. Denn so kann er Lebensmomente schildern, die gerade gegenwärtig in verschiedenen Ländern der Welt den Alltag belasten. 16.06., 19:30 UHR / 23.06., 17:00 UHR: KINSHASA SYMPHONY Deutschland 2010 - 95 min. - Regie: Claus Wischmann, Martin Baer Mit dem Orchestre Symphonique Kimbanguiste (Dirigent: Armand Diangienda) Originalfassung (Französisch, Lingala) mit deutschen Untertiteln Kinshasa, Hauptstadt der Demokratischen Republik Kongo, drittgrößte Stadt Afrikas. Hier wohnen fast zehn Millionen Menschen, die zu den ärmsten Bewohnern unseres Planeten zählen. Es ist die Heimat des einzigen Symphonieorchesters Zentralafrikas - L'Orchestre Symphonique Kimbanguiste. In völliger Dunkelheit spielen 200 Orchestermusiker Beethovens Neunte - "Freude schöner Götterfunken". Ein Stromausfall wenige Takte vor dem letzten Satz. Probleme wie dieses sind noch die kleinste Sorge des einzigen Symphonieorchesters in Zentralafrika. In den fünfzehn Jahren seiner Existenz haben die Musiker zwei Putsche, mehrere Krisen und einen Krieg überlebt. Doch da ist die Konzentration auf die Musik, die Hoffnung auf eine bessere Zukunft. KINSHASA SYMPHONY zeigt Menschen in einer der chaotischsten Städte der Welt, die eines der komplexesten Systeme menschlichen Zusammenlebens aufbauen: ein Symphonieorchester. Ein Film über den Kongo, über die Menschen und über die Musik. „Es spricht für den Film, dass er nicht auf die Tränendrüsen drückt, sondern Bilder aus dem Leben zeigt. Das ist in Kinshasa oft hart und himmelschreiend ungerecht, aber auch wahnsinnig bunt und intensiv. In dieser Umgebung bekommt die klassische europäische Kunstmusik ihre existenzielle Dringlichkeit zurück. "Kinshasa Symphony" ist ein Meisterwerk über die Bedeutung von Kunst und eine subtile Liebeserklärung an die bitterarmen Menschen, an ihre Würde, ihre Schönheit und ihren großen Lebensmut.“ (Hamburger Abendblatt) 22.06., 17:00 UHR: NO TIME TO DIE Ghana/Deutschland 2007 - 90 Min. - Regie: King Ampaw - Musik: Ben Michael Makhamba Darsteller: David Dontoh, Agatha Ofori, Kofi Bucknor Englische Originalfassung mit deutschen Untertiteln NO TIME TO DIE ist eine turbulente afrikanische Komödie über Liebe und Tod. Asante fährt ein glänzendes, schwarzes Auto, mit dem er berufsmäßig Leichen transportiert. Er und sein Assistent Issifu bringen die Toten von der ghanaischen Hauptstadt Accra in ihre Dörfer, wo die Beerdigungszeremonien stattfinden. Asante liebt seinen Beruf, doch er hat auch ein Problem damit: Welche Frau will schon mit einem Leichenwagenfahrer zusammen sein? Bis Esi in Asantes Leben tritt. Esi ist eine junge Tänzerin, die ihre tote Mutter in deren Heimatdorf bringen will. Für Asante ist es Liebe auf den ersten Blick. Und mit Hilfe Issifus gelingt es ihm sogar, das Herz des schönen Mädchens zu gewinnen. Doch Esis Vater will nicht von der Liaison seiner Tochter mit dem jungen Mann wissen… Mit seinem neuen Film NO TIME TO DIE gelingt es Regisseur King Ampaw, Afrika ebenso humorvoll wie hintergründig aus einem ganz neuen Blickwinkel zu zeigen. „Das europäische Bild von Afrika besteht fast nur aus Armut, Korruption, Aids und Krieg. Aber es gibt auch ein normales Leben, wir haben auch Kultur, Tradition und Unterhaltung. Afrikanische Filmemacher können auch Menschen zum Lachen bringen. Das versuche ich mit meinen Komödien zu zeigen.“ (King Ampaw) 20.06.. 17:00 UHR: LE PRIX DU PARDON (Ndeysaan) Senegal 2001 - 90 Min. - Buch und Regie: Mansour Sora Wade - Musik: Wasis Diop, Youssou Ndour Darsteller: Gora Seck, Rokhaya Niang, Hubert Kounde, James Campbell Originalfassung (Wolof) mit deutschen Untertiteln Die Lebu, ein kleines Fischervolk, leben an der südlichen Atlantikküste des Senegal. Das Meer ist alles was sie zum Leben brauchen. Doch seit langer Zeit schon liegt ein eigenartiger dichter Nebel über dem Wasser, behindert die Fischer und bedroht so die Zukunft des Dorfes. Die Gebete des Marabut, des im Sterben liegenden Wunderheilers, können das Verhängnis nicht beseitigen. Erst sein Sohn Mbanik wagt es, sich dem Fluch der Geister entgegenzustellen, und bringt die Sonne zurück ins Dorf. Mit dieser Tat erobert er zugleich die Liebe der schönsten Frau im Dorf, Maxoy, sehr zum Unwillen seines Freundes Yatma, der ebenfalls in Maxoy verliebt ist. Rasend vor Eifersucht versucht Yatma, seinen Rivalen auszustechen und geht dafür bis zum Mord. Doch dafür zahlt er einen hohen Preis... Regisseur Mansour Sora Wade und der Autor der Romanvorlage Mbissane Ngom entstammen beide selbst dem Volk der Lebu und schöpfen aus der mündlichen Tradition ihrer Kultur. Ein Griot, ein afrikanischer Geschichtenerzähler, führt in die Handlung ein, die auf einer alten Legende beruht. LE PRIX DU PARDON verbindet universelle menschliche Motive wie Neid, Stolz oder Vergebung mit einer eigenwilligen Bildersprache von grandioser Farbenpracht. Mit der Wucht einer antiken Tragödie erzählt der Film von einer Kultur, in der das Reale und das Übernatürliche zusammengehören. 21.06., 18:30 UHR: RACHIDA Algerien/Frankreich 2002 - 100 Min. - Buch, Schnitt, Regie: Yamina Bachir Chouikh - Musik: Anne-Olga de Pass Darsteller: Ibtissem Djouadi, Bahia Rachedi, Rachida Messaouden, Zahi Boudikenafed Arabische Originalfassung mit deutschen Untertiteln Der erste Spielfilm der Regisseurin Yamina Bachir Chouikh spielt während der schlimmsten Jahre des Terrors in Algier. Die junge Lehrerin Rachida lebt und arbeitet in einem der alten Stadtviertel der Hauptstadt. Eines Morgens wird sie auf dem Weg zur Arbeit von einer Gruppe junger fundamentalistischer Terroristen umringt, die ihr aufgelauert haben - darunter einer ihrer ehemaligen Schüler. Sie fordern von ihr, eine Bombe in die Schule zu transportieren. Trotz ihrer Angst weigert sich Rachida, das Attentat auszuführen. Einer der Terroristen schießt sie nieder, aber sie überlebt schwer verletzt. Nach der Genesung verläßt sie mit ihrer Mutter Algier, um der traumatischen Erinnerung zu entfliehen und in einem kleinen Dorf im Haus einer Verwandten Zuflucht zu finden… Die Regisseurin zu ihrem Film: „Ich wollte die Verwirrung der normalen Bürger festhalten, die bis dahin nur wie eine Statistik in der Bilanz des Schreckens aufgetaucht war. Und ich wollte mit dem Missverständnis aufräumen, dass die militanten Fundamentalisten alle wie Taliban-Krieger mit langen Rauschebärten auftreten. Das sind oft ganz normale Jungs - unsere Kinder.“ RACHIDA wurde für die Sektion "Un certain regard" beim Filmfestival Cannes 2002 ausgewählt. 19.06., 18:30 UHR: WARTEN AUF DAS GLÜCK (Heremakono/En attendant le bonheur) Mauretanien/Frankreich 2002 - 96 Min. - Buch und Regie: Abderrahmane Sissako Darsteller: Khatra Ould Abdel Kader, Maata Ould Mohamed Abeid, Mohamed Mahmoud Ould Mohamed, Nana Diakité Originalfassung mit deutschen Untertiteln Nouadhibou ist ein kleiner Ort an der mauretanischen Küste, umgeben vom Wüstensand der Sahara. Das Leben zieht langsam vorüber, zwischen den blendend weißen Häusern und den Liedern, die von Generation zu Generation weitergegeben werden, im Warten auf ein imaginäres Glück. Der 17jährige Abdallah besucht seine Mutter, bevor er für immer nach Europa geht. Weil er den lokalen Dialekt nicht spricht, fühlt er sich als Außenseiter. Anfangs macht er sich sogar ein wenig lustig über die Bewohner, deren Gewohnheiten und die traditionell farbenfrohe, handgewebte Kleidung. Aus Distanz betrachtet er diese für ihn fremde Gemeinschaft. Aber dann erwacht doch sein Interesse… Schwebend leicht ist Sissakos Erzählung von dem jungen Mann, der Abschied nehmen will von seiner afrikanischen Heimat, um in den Norden zu reisen. Traumhaft schön sind die Bilder aus der mauretanischen Sandwüste. Der Filmemacher betrachtet das kleine Fischerstädtchen Nouadhibou als einen Ort des Übergangs. Er schildert das Leben in dieser afrikanischen Kleinstadt, zeigt ihre Menschen mit großer Sympathie und subtilem Humor. Und er behandelt sein immer wiederkehrendes Thema vom Fortgehen oder Hierbleiben, den Konflikt zwischen Tradition und Moderne. 22.06., 18:30 UHR: WWW - WHAT A WONDERFUL WORLD Marokko 2006 - 99 Min. - Buch und Regie: Faouzi Bensaïdi - Musik: Jean-Jacques Hertz, François Roy Darsteller: Faouzi Bensaïdi, Nezha Rahil, Fatima Attif, Hajar Masdouki, El Mehdi Elaaroubi, Mohammed Bastaoui Arabische Originalfassung mit deutschen Untertiteln Casablanca - die mythenreiche Stadt in Nordafrika, die zugleich auch eine moderne, pulsierende Metropole ist. Eine Stadt voller faszinierender Kontraste. Kenza ist Verkehrspolizistin, meist steht sie in gleißender Sonne auf einer Kreuzung und dirigiert das vorbeiziehende Ballett von Motorrädern, Autos, Bussen und Lastwagen. Kenza verdient ein Zubrot, indem sie ihr Handy minutenweise an diejenigen vermietet, die sich kein eigenes Telefon leisten können. So etwa ihrer besten Freundin Souad. Souad arbeitet als Putzfrau bei reichen Leuten und gelegentlich als Prostituierte. Ihr Lieblingskunde ist der Auftragskiller Kamel. Kamel, abgebrüht und wortkarg, wohnt hoch über den Dächern Casablancas. Er erhält seine Aufträge via Internet, mordet eiskalt - und ruft nach vollbrachter Tat immer Souad an. Eines Tages aber antwortet Kenza. Der coole Killer verliebt sich augenblicklich in die unbekannte, aufregende Stimme… Wunderbar verrückt und verspielt ist „WWW - What a Wonderful World“; eine ganz und gar ungewöhnliche Liebesgeschichte voll magischer Bilder, daneben aber auch eine schräge Crime-Story mit atemberaubend-tragischem Finale. Zugleich zeigt der Film das vielschichtige Gesicht von Marokkos legendärer Metropole Casablanca: Die Moderne von Internetcafés, Szenebars und kühlem Neonlicht neben Elendsvierteln, überfüllten Bussen und unfertigen Neubauvierteln. 20.06., 18:30 UHR: ZEIT DER MÄNNER (La saison des hommes) Tunesien/Frankreich 2000 - 124 Min. - Buch und Regie: Moufida Tlatli Darsteller: Rabiaa Ben Abdallah, Sabah Bouzouita, Ghalia Ben Ali Arabische Originalfassung mit deutschen Untertiteln Aicha ist eine junge Frau von der Insel Djerba. Mit 18 Jahren heiratet sie Said, der elf Monate im Jahr in Tunis arbeitet. Wie die Frauen von Saids Brüdern lebt Aicha nun im Haus seiner Mutter unter deren strenger Aufsicht. Sie möchte mit nach Tunis gehen, doch Said verlangt, dass sie ihm zuerst einen Sohn gebiert. So bleibt Aicha in den ersten Jahren ihrer Ehe in Djerba, wo die verheirateten Frauen die alljährliche Heimkehr ihrer Männer aus Tunis wie ein Fest, wie eine zweite Hochzeitsnacht begehen. Doch nach einem Monat ist die "Zeit der Männer" wieder vorbei. Im Lauf der Jahre bringt Aicha zwei Töchter zur Welt und endlich auch Aziz, den ersehnten Sohn, der es ihr erlaubt, nach Tunis zu ziehen. Aber der Sohn ist behindert und Aichas Leben in der Hauptstadt wird zum Alptraum. Sie erkennt, dass sie selber für ein eigenbestimmtes Leben kämpfen muss. Mit ihren beiden halberwachsenen Töchtern sucht sie nach einem Weg, den starren Fesseln der Tradition zu entkommen. Nach der "Zeit der Männer" ist jetzt die Zeit der Frauen gekommen... Regisseurin Moufida Tlatli, eine der wenigen Filmemacherinnen im arabischen Raum, schildert hier einfühlsam und in visuell bezwingenden Bildern den Gegensatz zwischen Tradition und Moderne, den schwierigen Kampf der Frauen ihrer Generation um ein Stück Emanzipation und Unabhängigkeit. 23.06., 18:30 UHR: 7915 KM Österreich 2008 – 106 Minuten – Regie: Nikolaus Geyrhalter Ein Rallye-Spektakel macht sich aus dem Staub - auf den Spuren der 'Dakar' 2007 geht der Film 7915 KM auf die Suche und begegnet in Marokko, der Republik Sahara, Mauretanien, Mali und dem Senegal der vielfältigen Gegenwart Afrikas. 7915 KM macht die Distanz deutlich, die durch politische und wirtschaftliche Verhältnisse, aber auch die gegenseitigen Vorstellungen und Vorurteile zwischen Europa und Afrika geschaffen wird. Und er macht die Nähe spürbar, die sich in den Erzählungen über den Alltag, die Arbeit, Sorgen und Hoffnungen auftut. Ohne die ernüchternde Realität aus den Augen zu verlieren, entsteht so eine Hommage an Menschlichkeit und Langsamkeit, die eingefahrene Wahrnehmungen in Frage stellt und viele vermeintlich afrikanische Probleme auf uns selbst zurückwirft. "7915 KM" macht die Verknüpfungen einer globalisierten Welt spürbar und stellt die Undurchlässigkeit der Grenzen in Frage - jener Grenzen, die Afrika aufgezwungen wurden, und jener, die Europa heute immer stärker verteidigt. Vor einem Haufen angespülter Boote im Hafen von Senegals Hauptstadt Dakar fasst ein Polizist mit unbewegter Miene die Hunderten dahinter verborgenen Schicksale zusammen: "Manchmal schaffen es die Flüchtlinge nach Europa, und oft eben auch nicht.." Eine Veranstaltung von Filmzentrum im Rechbauerkino und Chiala’Afriqas Für den Inhalt verantwortlich: Filmzentrum im Rechbauerkino Rechbauerstrasse 6 8010 Graz Reservierungen unter: 0316 83 05 08 [email protected] Wir danken für die Unterstützung: