Möglicher Gewinn an Vollblutspenden im Pandemiefall

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Möglicher Gewinn an Vollblutspenden im Pandemiefall
Möglicher Gewinn an Vollblutspenden
im Pandemiefall
M. Heiden
C. Kamp
Paul-Ehrlich-Institut
63225 Langen
GERMANY
Email: [email protected]
Homepage: http://www.pei.de
Einflüsse auf Blutversorgung im Pandemiefall
1. Blutspendeeinrichtung (BE): Gesundes Personal,
Prozessoptimierung
2. Krankenhaus: Bedarf, optimale Anwendung, Verschieben
elektiver Eingriffe, Priorisierung von Transfusionen,
Logistik, gesundes Personal
3. Verfügbarkeit an gesunden Spendern
4. Lagerdauer der Blutkomponenten
Impfung als wichtigste vorbeugende Maßnahme
Stellungnahme (S9) des AK Blut vom 23.09.2009 zur
Aufrechterhaltung der Versorgung mit Blutprodukten im
Falle einer Influenza-Pandemie
Heiden, KOLT 2009
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Mangel an welchen Blutkomponenten?
6 Nicht betroffen sind TK trotz der sehr kurzen Haltbarkeit:
• Verbrauch ca. 1/10 im Vergleich zu EK
• Pool-TK und Apherese-TK zu gleichen Anteilen verfügbar
• Mehrere Spenden pro Apherese-Spender pro Pandemiewelle
• 2 TK pro Apheresespende
• Herstellung Pool-TK derzeit von 20% der Vollblut-Spenden
6 Nicht betroffen sind therapeutische Plasmen
• Lange Haltbarkeit (≥ 2 Jahre)
• Verbrauch ca. 1/4 im Vergleich zu EK
• Derzeit etwa 8faches Volumen aus Apheresespenden für
Plasma zur Fraktionierung kann u. U. als Reserve dienen.
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Mangel an welchen Blutkomponenten?
6 Verlust an Vollblutspenden beeinflusst direkt die Verfügbarkeit an
EK:
• Kurze Haltbarkeit (6 Wochen)
• Hoher Verbrauch (ca. 50 per 1000 EW)
• Eine Spende pro Spender pro Pandemiewelle
• Ein EK pro Vollblutspende
(0.4% EK aus Apheresespenden)
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Berechnungen zur Verfügbarkeit an EK im Pandemiefall
6 Datensammlung zur Versorgung im Normalbetrieb
6 Erfahrungen aus saisonaler Influenza
6 Extrapolation für die Blutversorgung im
Pandemiefall (Susceptible-Infected-Recovered
epidemic model)
6 Berechnung eines möglichen Gewinns an Spenden
bei Änderung bestimmter Spenderauswahlkriterien
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Beobachtete Verläufe saisonaler Influenza
(2007, Woche 40-51)
Kontaktverhalten bewirkt bei pandemischer Grippe noch schnellere
Ausbreitung, Kompensation durch Kooperation der BE begrenzt.
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Stand 05.11.2009 Meldungen H1N1A in der 44.KW
Gemeldete Fälle Influenza A/H1N1,
Inzidenz pro Meldewoche nach Bundesland, Deutschland
Stand 5. November 2009, N = 40.271
Inzidenz
(pro 100.000 Einwohner)
40
Baden-Württemberg
Bayern
Berlin
Brandenburg
Bremen
Hamburg
Hessen
Mecklenburg-Vorpommern
Niedersachsen
Nordrhein-Westfalen
Rheinland-Pfalz
Saarland
Sachsen
Sachsen-Anhalt
Schleswig-Holstein
Thüringen
35
30
25
20
15
10
5
0
18
19
20
21
22
23
24
25
26
27
28
29
30
31
32
Meldewoche
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7
33
34
35
36
37
38
39
40
41
42
43
44
Blutversorgung im Normalbetrieb (BRK)
6 Monatliche Fluktuation ca. ±10%
Kamp et al. Transfusion accepted for publication 2009
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Pandemiemodell
Kumulative Spendeverluste während einer Epidemie (max.12% bei R0eff=1.3)
bzw. Pandemie (max. 50% bei R0=2.0)
S
Peak 2.5% I, Cumulative 38% I
Spenderverlust
Peak 15% I, Cumulative 77% I
I ~ 3.3 Tage
infektiös
R1 5 Tage
Genesung
+ 7/14
Rückstellung
R2
Kamp et al. Transfusion accepted for publication 2009
Konsequenzen
6Trotz beträchtlicher Schwankungen im Spendenaufkommen und
trotz der kurzen Haltbarkeit der EK können BE und Krankeneinrichtungen im Normalfall, saisonale Influenza eingeschlossen, die
Versorgung mit EK garantieren.
6 Möglichkeiten, bei Pandemie den Spendenpool zu vergrößern:
Maßnahme (10 Wochen)
% zusätzliche Spenden
(100%=900.000)
zusätzliche Spenden
incl. Spender 17 Jahre
10.000
1%
incl. Spender 69 und 70 J.
20.000
2%
1 Woche Rückstellfrist
37.000
4%
Absenkung Hämoglobin
18.000
2%
Summe
85.000
9%
Positiver Effekt nimmt zu mit Dauer der Pandemie!
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Umsetzung
Maßnahmen zur Vergrößerung des Spendenpools für Erythrozytenkonzentrate
0. Votum des Arbeitskreis Blut
1. Änderung der Commission Directive 2004/33/EC
2. Vorbereitung einer Eilverordnung durch das BMG
0
1
2
Weitere Empfehlungen und Maßnahmen
6 Keine Rückstellung nach Kontakt mit erkrankten
Personen:
• bislang keine Influenza-Übertragung durch Transfusion
bekannt,
• Virämie unwahrscheinlich,
• virämische Personen zeigen Symptome,
• Risiko fast ausschließlich durch normale Kontakte
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Weitere Empfehlungen und Maßnahmen
6 Möglichst keine Entnahme von autologen Spenden:
• Geringerer Grad an Standardisierung
• Fehler anfälliger
• Zeit aufwändiger als Fremdspende
6 Statistiche Prozesskontrolle kann reduziert werden auf nicht
zerstörende Prüfungen:
• 100% Packungsvolumen,
• 100% Komponenten-spezifische visuelle Kontrolle
• (erhalten: Plättchenzählung bei Apherese-TK)
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Inkkrafttreten der Maßnahmen
6 Trigger:
• Ein wöchentlicher Praxisindex (Erfassung und
Auswertung durch das RKI) für grippeähnliche
Erkrankungen über 200 Neuerkrankungen pro 100.000
Einwohner und
• in Blutspendeeinrichtungen, die insgesamt für mehr als
10% der Versorgung in Deutschland aufkommen, liegt
der Vorrat an EK unterhalb 20% der für den Normalfall
erwartete Werte.
6 Basis: Bericht der Blutspendeeinrichtungen an
[email protected]
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