Asthma bei Kindern.
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Asthma bei Kindern.
DAK-Versicherungsexperten informieren und beraten Sie über Leistungen, Beiträge und Mitgliedschaft. DAKdirekt 01801 – 325 325 24 Stunden an 365 Tagen – zum Ortstarif aus dem deutschen Festnetz. DAK-Medizinexperten antworten auf alle Fragen zu medizinischen Themen. Mit Kinder- und Sportmedizin-Hotline. DAKGesundheitdirekt 01801 – 325 326 24 Stunden an 365 Tagen – zum Ortstarif aus dem deutschen Festnetz. DAK-Medizinexperten helfen Ihnen weltweit bei Erkrankungen im Urlaub. DAKAuslanddirekt 0049 – 621 – 549 00 22 W980-0506/07.07 24 Stunden an 365 Tagen im Jahr Deutsche Atemwegsliga e.V. Herausgeber: DAK Nagelsweg 27 – 31, 20097 Hamburg Internet: www.dak.de Satz: Dres. Schlegel + Schmidt, Göttingen Asthma bei Kindern. Patienteninformationen zum Krankheitsbild Asthma bronchiale. INHALTSVERZEICHNIS. Inhaltsverzeichnis Liebe Eltern, tobenden Kindern geht schon mal die Puste aus, wenn sie beim Spielen in das oberste Stockwerk eines Hauses sprinten. Jedem zehnten Kind kann das allerdings schon auf der ersten Treppe passieren, denn so viele asthmakranke Kinder gibt es derzeit in Deutschland. bene Hygiene im Säuglings- und Kindesalter gelten dagegen als eigentliche Ursachen. Lassen Sie Ihre Kinder ruhig mit „Matsch“ und Haustieren spielen – das kann durchaus sinnvoll sein, damit das Immunsystem schon früh lernt, „vernünftige“ Abwehrmechanismen statt überschießende allergische Reaktionen einzuleiten. Geradezu atemberaubend liest sich die Statistik: In den letzten zehn Jahren hat sich die Zahl der Asthmatiker verdoppelt. In Deutschland leiden rund 5 Millionen Menschen daran, jedes Jahr sterben etwa 6.000 von ihnen. Asthma bronchiale, so der vollständige medizinische Name, führt die Liste der chronischen Erkrankungen im Kindes- und Jugendalter an. Noch sind Allergien weiter auf dem Vormarsch und Asthma entwickelt sich zu einer Volkskrankheit, die häufig unterschätzt wird. Gesunde beurteilen sie oft als lästiges, aber letztlich harmloses Leiden. Dieser Fehleinschätzung steht nicht nur die hohe Zahl der Todesfälle durch Asthma gegenüber. Auch mildere Krankheitsverläufe beeinträchtigen das ganze Leben, wenn keine angemessene Therapie erfolgt. So können Infektionen leicht Asthma-Anfälle auslösen, die sich hartnäckig halten. Kinder mit allergischem Asthma sollten sich jedoch nicht übertrieben schonen. Gesunde Aktivitäten in Maßen gehören zur körperlichen und psychischen Entwicklung dazu. Die steigende Zahl asthmakranker Kinder ist vermutlich in erster Linie eine Folge der zunehmenden Allergien – über 50 Prozent der betroffenen Kinder sind Allergiker. Allergien zu verhindern ist hierbei der sicherste Schutz vor Asthma. Mehrere wissenschaftliche Untersuchungen lassen die Schlussfolgerung zu, dass die Schadstoffbelastung der Umwelt weniger Bedeutung für die Entstehung von Allergien hat als dies über lange Zeit vermutet wurde. Individuelle Verhaltensweisen wie übertrie2 werden. Mit einer maßgeschneiderten und konsequenten Therapie können asthmakranke Kinder ein weitgehend normales Leben führen. Dazu will die DAK in Zusammenarbeit mit der Deutschen Atemwegsliga e.V. beitragen. Ziel dieser Broschüre ist deshalb nicht nur, Asthma-Anfälle zu vermeiden, sondern auch die Lebensfreude von Asthmatikern entscheidend zu verbessern. Neben Informationen über die Krankheit, ihre Ursachen sowie die Möglichkeiten der Vorbeugung und Behandlung enthalten die folgenden Seiten wertvolle Tipps zu Themen wie Sport und Berufswahl. Adressen von medizinischen Fachgesellschaften und Selbsthilfegruppen finden Sie im Anhang. Alles Gute für Ihr Kind. Ihre Asthma bronchiale. Typische Symptome. ................................... 4 Ursachenforschung. ................................... 5 Allergisches Asthma ................................. 5 Nichtallergisches Asthma ......................... 6 Vorbeugung. Das A und O. ................................................. 7 Allergieauslösern vorbeugen .................... 7 Nichtallergischen Auslösern vorbeugen .... 8 Asthma kann wehtun. Stress durch Asthma. ............................... 10 Asthma behandeln. Aber richtig. ............................................... 11 Der erste Ansprechpartner: Ihr Arzt ..................................................... 11 Therapieziele ........................................... 11 Medikamente .......................................... 12 Entzündungshemmende Medikamente ... 13 Atemwegserweiternde Medikamente .... 13 Immer angepasst. Der Stufenplan. ......................................... 14 Stufentherapie nach Schweregraden für das unbehandelte Asthma bei Kindern und Jugendlichen ...................... 14 Asthma-Anfall. Handeln im Notfall. .................................. 15 Sofortmaßnahmen beim Asthma-Anfall 15 Notfallplan .............................................. 16 Ergänzend behandeln. Ein Überblick. ............................................ 17 Naturheilverfahren .................................. 17 Atemmuskeltraining ................................ 17 Atemtherapie .......................................... 17 Entspannungstechniken .......................... 17 Akupunktur .............................................. 18 Alternative Methoden, für die weder eine nützliche noch eine schädliche Wirkung nachgewiesen ist ..................... 18 Alternative Methoden, die gesundheitsschädlich sein können ............................. 18 Kostenübernahme ................................... 18 Experte in eigener Sache. Asthma-Schulungen. ................................ 19 Richtige Inhalationstechniken ................. 19 Peak-Flow-Messungen ............................ 20 Das Asthma-Tagebuch ............................ 20 Unsere Leistungen. Für Ihr Kind. ................................................ 21 Neue Chancen für Kinder und Jugendliche mit Asthma bronchiale: DAK-Gesundheitsprogramm ................... 21 Kindgerecht informieren: „Die DAKse“ ............................................ 21 Ständiger Begleiter: „Mein Asthma-Pass“ ............................... 21 Ausführliche Informationen: Für Sie und Ihr Kind ................................. 21 Expertentelefon ....................................... 21 Asthma und Sport. Mehr Lebensqualität. ............................... 22 Bevor es los geht: Immer zum Arzt ....................................... 22 Geeignete Sportarten .............................. 23 „Spielregeln“ für sportliche AsthmaKinder ...................................................... 23 Befreiung vom Sportunterricht ................ 23 Asthma und Beruf. Gesund entscheiden. ............................... 24 Berufsfelder und ihre „Berufsallergene“ 25 Beispiele geeigneter Berufsfelder für Allergiker und Asthmatiker ..................... 26 Wichtige Adressen. .................................. 27 Die moderne Asthma-Therapie bezieht Kinder und Eltern gleichermaßen mit ein. Auf diese Weise sollen die künftigen großen Patienten zu Experten in Sachen ihrer eigenen Puste 3 ASTHMA BRONCHIALE. TYPISCHE SYMPTOME. gesunder Bronchus entzündeter Bronchus Schleimdrüsen Vermehrung wegen Verkrampfung der Muskelzellen Schleimhautschwellung Muskulatur, glatt Bronchialschleimhaut weite Atemwegsöffnung Schleimhautablagerung Asthma bronchiale. Typische Symptome. Wer für einen Kindergeburtstag schon mal Luftballons aufgeblasen hat, weiß wie anstrengend das ist. Spätestens nach dem fünften Ballon braucht man eine Verschnaufpause. Genau solche erholsamen Atemzüge sind AsthmaKranken oft nicht möglich. Bei schwerem Asthma müssen sie immer wieder so angestrengt ausatmen als würden sie pausenlos Luftballons aufblasen. Wie sehr das vor allem Kinder körperlich erschöpft, ist für Gesunde kaum vorstellbar. Typische Asthma-Symptome: Winkel der Lunge mit den Lungenbläschen verbindet. Die Bronchien sind mit einer Schleimhaut ausgekleidet und von einer feinen Muskelschicht umgeben. Asthma ist letztlich eine chronische Entzündung der Bronchialschleimhaut. Dadurch werden die Atemwege überempfindlich (hyperreaktiv). Bei Einwirkung bestimmter Reize kommt es zu einer überschießenden Reaktion: Die Atemwege verengen sich infolge der Verkrampfung der Bronchien, der Schwellung der Schleimhaut und der gesteigerten Schleimproduktion. Atemnot, häufig anfallsartig, auch nachts und in den frühen Morgenstunden Husten, meist trocken Hörbare Geräusche (Giemen, Pfeifen, Brummen) beim Ausatmen Glasig-zäher Auswurf Asthmatische Beschwerden sind die Folge krankhafter Veränderungen der Bronchien, die ein verästeltes Röhrensystem bilden, welches die Luftröhre bis in den letzten 4 Verkleinert sich der Durchmesser der Bronchien, erhöht sich der Widerstand, den die Luft bei jedem Atemzug überwinden muss. Typisch für Asthma ist, dass besonders das Ausatmen schwer fällt. Ein großer Teil der Luft wird zwar mit einem äußerlich hörbaren Pfeifgeräusch herausgepresst. Ein Rest verbrauchter Luft bleibt aber immer in der Lunge und nimmt frischer, sauerstoffreicher Luft den Platz weg. Atemnot und eine Unterversorgung des Blutes mit Sauerstoff sind die Folge. Ursachenforschung. Kein Asthma ist wie das andere. Beginn, Schwere und Häufigkeit der Anfälle sind ebenso wie seine auslösenden Reize bei jedem Kind anders. Ob ein Kind an Asthma erkrankt, hängt oft von einer erblichen Veranlagung ab, die das Immunsystem auf verschiedene Reize überempfindlich reagieren lässt. Je nachdem, ob daran Allergien beteiligt sind, wird zwischen allergischem und nichtallergischem Asthma unterschieden. Die Übergänge sind fließend. Einerseits reagieren allergische Asthma-Kinder auch auf andere Auslöser mit Atemnot. Andererseits sind nichtallergische AsthmaKinder gefährdet, Allergien zu entwickeln. Eine Unterscheidung ist aber sowohl für vorbeugende als auch therapeutische Konsequenzen von Bedeutung. Allergisches Asthma Im Kindesalter überwiegt das allergische Asthma. In diesem Fall ist die Ursache des Asthmas eine Allergie gegen eine oder mehrere Substanzen. Manche Kinder machen eine regelrechte „Allergie-Karriere“ durch, die nicht selten mit Neurodermitis oder Nahrungsmittel-Allergien beginnt und über Heuschnupfen schließlich in einem Asthma gipfelt. Den Übergang vom Heuschnupfen zum Asthma nennen Mediziner Etagenwechsel: Die allergische Reaktion verlagert sich dabei von der Nasenschleimhaut („obere Etage“) auf die Bronchialschleimhaut („untere Etage“). Häufig können Ärzte mit verschiedenen Testverfahren die Allergieauslöser (Allergene) aufspüren. Die häufigsten sind Pollen, Haare von Haustieren, Hausstaubmilben und Schimmelpilze. 5 URSACHENFORSCHUNG. Vorbeugung. Das A und O. Nichtallergisches Asthma Unspezifische Reize wie Tabakrauch, Lösungsmitteldämpfe, Gesteins- oder Kohlenstaub, kalte oder heiße Luft, Gase wie Ammoniak oder Chlor, aber auch häufige Infekte im Atemwegsbereich können ebenfalls Asthma bronchiale auslösen. Diese Form wird als nichtallergisches Asthma bezeichnet. Beim nichtallergischen Asthma ist ebenso wie beim allergischen Asthma eine chronische Entzündung der Bronchien für die typischen Beschwerden verantwortlich. Zu den Auslösern des nichtallergischen Asthmas gehören vor allem körperliche und seelische Belastung, Infekte sowie inhalative Reize. Körperliche und seelische Belastung Anstrengung (Spiel, Sport, Arbeit) reizt bei etwa 80 Prozent der asthmatischen Kinder die Bronchialschleimhaut. Die dann tiefere und schnellere Atmung kühlt die Bronchien stark ab und trocknet die Schleimhaut aus. Wie heftig die asthmatische Reaktion dann ist, hängt von Stärke, Dauer und Art der Anstrengung ab. Starke emotionale Erregung (Freude, Trauer) und Stress (Zeitdruck, Überforderung) sowie Lachen und Weinen können ebenfalls einen AsthmaAnfall auslösen. 6 Infektionen Virusinfektionen führen bei einigen Kindern zu einer überempfindlichen Reaktion der Bronchialschleimhaut, die schließlich asthmatische Beschwerden auslöst. Besonders bei Säuglingen und Kleinkindern ist eine so genannte spastische Bronchitis (auch obstruktive oder verengende Bronchitis genannt) ein Signal, das bei wiederholtem Auftreten an Asthma denken lässt. Chemische und physikalische Umweltreize Dazu zählen Dämpfe mit reizenden Inhaltsstoffen, Staub und kalte oder sehr trockene Luft. Zigarettenrauch (auch Passivrauchen!) und Abgase sind starke Reize für die Bronchialschleimhaut. Pseudoallergische Reaktionen Einige Lebensmittel (Erdbeeren, Fisch, Käse), aber auch Schmerzmittel wie Acetylsalicylsäure (ASS), enthalten Substanzen, die bei empfindlichen Menschen zu allergieähnlichen Reaktionen der Bronchialschleimhaut führen. Da im Unterschied zu echten Allergien das Immunsystem dabei keine Rolle spielt, werden sie Pseudoallergien genannt. Am effektivsten ist eine Vorbeugung, wenn damit eine Krankheit vollständig verhindert wird. Das allergische Asthma kann vermieden werden, wenn es gelingt, der Entwicklung von Allergien vorzubeugen. Um Allergien vorzubeugen scheint Studien zufolge eine unbekümmerte Auseinandersetzung zwischen Umwelt und Immunsystem sinnvoll zu sein. Kinder, die zum Beispiel mit Hunden aufwachsen oder häufig im „Dreck“ spielen, bekommen seltener Allergien. Ein Dilemma ist, dass diese Art Vorbeugung nur Sinn macht, solange die Kinder gesund sind. Allergische und asthmatische Kinder sollten dagegen auf Haustiere verzichten. Hausstaubmilben und Schimmelpilzen entgegen. Pollenallergiker, die sich zur Blütezeit ihres „Allergens“ selten im Freien aufhalten, haben ebenfalls weniger Symptome. Tipps für zu Hause Kinder vor Zigarettenrauch schützen – auch Passivrauchen reizt die Atemwege Wenn Sie eine Reise ins Ausland planen, infor- Bei bereits asthmatischen Kindern bedeutet Vorbeugung, einen Anfall zu verhindern oder den Krankheitsverlauf günstig zu beeinflussen. Die auslösenden Faktoren zu entlarven und sie konsequent zu vermeiden, ist der Schlüssel dazu. Allergieauslösern vorbeugen Wird ein allergisches Asthma diagnostiziert, sind oft auch die Allergene bekannt. Und damit wissen Sie auch, was in Zukunft zu meiden ist. Das gilt zum Beispiel für Tierhaare, Konservierungsstoffe, Duftstoffe und ähnliches. Pollen oder Hausstaubmilben aus dem Weg zu gehen, ist dagegen schon schwieriger, da sie nahezu überall vorkommen. In diesen Fällen kann eine allergiegerechte Wohnraumgestaltung den Hausstaub und damit die Allergenbelastung deutlich vermindern. Trockene und kühle Raumluft wirkt mieren Sie sich rechtzeitig über aktuelle Pollenfluginformationen. Diese erhalten Sie zum Beispiel im Internet unter www.pollenstiftung.de. Erst spät am Abend gut lüften, da die Pollenbelastung dann meist geringer ist Regelmäßig feucht Staub wischen Staubsauger mit Feinstaubfilter ausrüsten Milbenstaubundurchlässige Überzüge für Matratzen, Kissen und Bettdecken verwenden Bettzeug wöchentlich bei mindestens 60 °C waschen Keine tierischen Bettfüllungen wie Federn oder Wolle benutzen Keine Textilvorhänge ins Kinderzimmer hängen Kuscheltiere aus dem Kinderbett verbannen Auf textile Fußbodenbeläge verzichten Feuchte Wände und Ritzen sanieren (Schimmelpilze) 7 VORBEUGUNG. DAS A UND O. Hyposensibilisierung Eine Hyposensibilisierung ist ein „Abhärtungstraining“ für das Immunsystem gegenüber bestimmten Allergieauslösern. Frühzeitig durchgeführt, kann damit ein Etagenwechsel von Heuschnupfen zu Asthma verhindert werden. Aber auch bei Kindern, die bereits ein allergisches Asthma haben, kann die Methode den Krankheitsverlauf günstig beeinflussen. Die Hyposensibilisierung sollte möglichst von Allergologen oder zumindest von allergologisch erfahrenen Ärzten durchgeführt werden. Sie beraten auch darüber, für welche Asthmatiker diese Therapie geeignet ist. Nichtallergischen Auslösern vorbeugen Sport ja, aber vernünftig Auch Asthma-Anfälle, die bei körperlicher Belastung auftreten, können verhindert werden. Das setzt jedoch voraus, dass die betroffenen Kinder schon früh ein Gespür für ihre individuelle Belastbarkeit entwickeln und lernen, sich entsprechend zu verhalten. Generell gilt: Asthmatische Kinder sollen sportlich aktiv sein. Um aber Belastungsreaktionen ihrer Atemwege vorzubeugen, ist neben der Wahl geeigneter Sportarten entscheidend, ein paar extra „Spielregeln“ zu kennen. Diese haben wir auf den Seiten 22 und 23 für Sie zusammengestellt. 8 Wenn die Psyche unter dem Asthma leidet Psychische Belastungen sind dagegen nicht so leicht zu verhindern. Dabei haben Sie als Eltern die manchmal schwierige Aufgabe, den Kindern einen hohen Zeit- und Leistungsdruck sowie extreme emotionale Belastungen zu ersparen, ohne sie übertrieben zu behüten. Nach allen Seiten abgesichert Asthmatische Kinder sollten außerdem vor staubiger Umgebung, hoher Abgasbelastung und vor Dämpfen (Kochdünste, Zigarettenrauch) geschützt werden. Generell ist ein Raumklima ohne große Temperaturschwankungen und mit mittlerer Luftfeuchtigkeit für eine überempfindliche Bronchialschleimhaut ideal. Nicht alles „schmeckt“ dem Immunsystem Nahrungsmittel und Substanzen, die pseudoallergische Reaktionen auslösen, müssen ebenso konsequent gemieden werden wie „echte“ Allergene. Wichtig: Eine Vorbeugung gegen Asthma bedeutet auch, dass sowohl die betroffenen Kinder selbst als auch ihre Umgebung auf einen Asthma-Anfall vorbereitet sind: Erzieher, Lehrer, Sporttrainer und Eltern von Tipp: „Mein Asthma-Pass“ von Ihrer DAK beinhaltet alle wichtige Informationen über die Erkrankung Ihres Kindes und stellt einen wertvollen Begleiter für Ihr Kind dar. Freunden der Kinder müssen über die Krankheit informiert sein. Kinder müssen ihr Bedarfsmedikament immer bei sich haben! Während Klassenfahrten, Übernachtungsbesuchen bei Freunden oder dergleichen sollten sie zusätzlich ihre Notfall-Medikamente bei sich führen. Wichtig ist auch „Mein Asthma-Pass“, den Ihr Kind immer bei sich tragen sollte. In diesem sind die Personalien, verordnete Notfall-Medikamente, Telefonnummer des Arztes und bestehende Allergien vermerkt. Alle Ergebnisse der Lungenfunktionsmessungen sollten in einen entsprechenden Pass oder ein Tagebuch eingetragen werden, der im Urlaub und bei Klassenfahrten mitgeführt wird. So können sich andere Ärzte im Notfall rascher ein Bild über den Krankheitsverlauf machen. 9 ASTHMA KANN WEHTUN. STRESS DURCH ASTHMA. Asthma kann wehtun. Stress durch Asthma. Kinder mit Asthma leiden nicht nur körperlich unter ihrer Erkrankung. Mit anderen nicht immer Schritt halten zu können, kann beschämen. Immer an die Medikamente denken zu müssen, ist anstrengend. Zudem macht Atemnot Angst. Diese seelischen Erlebnisse bedeuten enormen emotionalen Stress. Dieser bewirkt wiederum hormonelle Reaktionen, die sich negativ auf die Atemwege auswirken können. Auch Eltern asthmatischer Kinder sind oft psychisch durch die Erkrankung ihrer Sprösslinge belastet. Aus Sorge um ihr Kind neigen sie meist dazu, es mehr zu behüten als nötig und fühlen sich bald überfordert. Viele Eltern sind zudem unsicher, wie viel Verantwortung für die Krankheit und ihre Therapie sie wann an ihr Kind abgeben dürfen oder müssen. Derartige seelische Belastungen übertragen sich schnell auf ein Kind und beeinflussen – trotz bester Absichten – nicht selten den Krankheitsverlauf negativ. Selbst alltägliche und völlig normale Eltern-Kind-Konflikte können vom Asthma überlagert werden. Dann entsteht schnell ein Teufelskreis: Konflikte und seelische Anspannung verschlimmern die Krankheit. Je schlimmer sie aber wird, desto größer wird die seelische Belastung, was schließlich wiederum die Beschwerden verstärkt. Betroffene Eltern können sich über das richtige „Konflikt-Management“ in Familien mit chronisch kranken Kindern informieren. In Asthma-Schulungen und Selbsthilfegruppen lernen sie, den Stellenwert der Krankheit ihrer Kleinen im täglichen Miteinander realistischer einzuschätzen. Asthma behandeln. Aber richtig. Der erste Ansprechpartner: Ihr Arzt Eine Untersuchung beim Arzt ist immer dann ratsam, wenn ein Kind unter Beschwerden leidet, die auf Asthma hinweisen könnten. Dazu zählen insbesondere ein wiederkehrender trockener Reizhusten und rasche Erschöpfung bei Anstrengung. Eine fachärztliche Untersuchung mit Prüfung der Lungenfunktion kann die Diagnose stellen, noch bevor der erste Asthma-Anfall auftritt. Kinder, die zum ersten Mal einen Asthma-Anfall haben, müssen dagegen umgehend in ärztliche Behandlung. Kleine Patienten, die bereits Medikamente erhalten, sollten außerhalb der Routinetermine ihren Arzt aufsuchen, wenn sie weiterhin leichte Anfälle oder einen schweren Anfall bekommen. Ohne subjektive Atembeschwerden ist ein Arztbesuch dann erforderlich, wenn der Peak-FlowWert (Erläuterung siehe Seite 20) über längere Zeit unter dem persönlichen Durchschnittswert bleibt oder im Tagesverlauf stark schwankt. DAK-Gesundheitsprogramm Asthma bronchiale Wenn Sie am DAK-Gesundheitsprogramm teilnehmen, erhalten Sie eine intensive medizinische Betreuung nach dem aktuellen Stand der medizinischen Wissenschaft mit individuellen und praktischen Angeboten für den Alltag. Weitere Informationen lesen Sie im Kapitel „Unsere Leistungen. Für Ihr Kind.“ auf Seite 21. Therapieziele Jede Asthma-Therapie verfolgt das Ziel, den betroffenen Kindern ein beschwerdefreies und damit normales Leben zu ermöglichen. Je eher die Kinder lernen, ihre Krankheit selbstständig zu handhaben, desto weniger werden sie sich eingeengt fühlen. Damit dies gelingen kann, orientiert sich der Asthma-Therapieplan an folgenden Grundsätzen: Umfassende Information der Kinder und ihrer Eltern über die Krankheit Ausschöpfung aller vorbeugenden Maßnahmen, um den Bedarf an Medikamenten so gering wie möglich zu halten Kinder frühzeitig aktiv in die Therapie einbeziehen und sie für einen optimalen Umgang mit ihren Medikamenten und allen anderen Maßnahmen schulen Enge Zusammenarbeit zwischen den behandelnden Ärzten, den Kindern und ihren Eltern So viele Medikamente wie nötig, so wenig wie möglich! 10 11 ASTHMA BEHANDELN. ABER RICHTIG. Medikamente Die Veränderungen an den Bronchien, die letztlich die asthmatischen Beschwerden auslösen, können mit Medikamenten gezielt beeinflusst werden. Meist sind dazu sowohl entzündungshemmende als auch atemwegserweiternde Medikamente erforderlich. Fast alle Medikamente werden inhaliert. Dabei wird zwischen einer Bedarfstherapie und einer Dauertherapie unterschieden. Je nach Schwere und Häufigkeit der Symptome kann eine der Therapieformen oder eine Kombination beider erforderlich sein. Bedarfstherapie Sie wird entsprechend der ärztlichen Verordnung als bedarfsgerechte Selbstbehandlung durchgeführt. Vor körperlicher Belastung (Spielen, Sport) kann sie auch vorsorglich eingesetzt werden. Benötigt ein Kind die Bedarfstherapie immer häufiger, kann zu einer Dauertherapie übergegangen werden. Dauertherapie Bei regelmäßigen asthmatischen Beschwerden wird der Arzt eine medikamentöse Dauerbehandlung verordnen. Die Wahl der Medikamente und deren Dosierung hängt von der Häufigkeit und Stärke der Symptome ab. Die Dauertherapie stellt eine Basis dar, die durch eine zusätzliche Bedarfstherapie ergänzt werden kann. Um die Asthma-Therapie so einfach wie möglich zu gestalten, können auch verschiedene Wirkstoffe in einem Präparat kombiniert werden. 12 Entzündungshemmende Medikamente Sie wirken direkt an der Bronchialschleimhaut und verhindern dort die Schwellung und die vermehrte Schleimproduktion: Inhalative Kortisonpräparate Anti-Leukotriene Eventuell Cromoglicinsäure (DNCG) Nedocromil (spielt praktisch keine Rolle) Atemwegserweiternde Medikamente Sie wirken auf die Muskulatur der Bronchien und verhindern beziehungsweise lösen deren Verkrampfung: Kurzwirkende Beta-2-Sympathomimetika Langwirkende Beta-2-Sympathomimetika Anticholinerge Substanzen (Ipratropiumbromid) Gegebenenfalls Theophyllin Keine Angst vor Kortison Kortison gilt in der öffentlichen Meinung als „schwarzes Schaf“ unter den Arzneimitteln. Viele Patienten wenden deshalb Kortison-Präparate gar nicht oder nicht so wie verordnet an. Das kann allerdings ernste Konsequenzen haben. Wie jedes Medikament kann auch Kortison unerwünschte Nebenwirkungen haben. Sie hängen jedoch stark von der Höhe der Dosierung, der Dauer der Einnahme und der Art der Anwendung ab. Bei der Anwendung eines Kortison-Sprays sind Nebenwirkungen selten zu befürchten. Gerade bei Asthma sind die Komplikationen der Erkrankung aber deutlich größer als das Risiko von unerwünschten Kortison-Wirkungen. Anstatt die Medikamente selbst abzusetzen, sollten Bedenken gegen eine KortisonTherapie deshalb immer mit dem Arzt besprochen werden. Die medikamentöse Therapie richtet sich nach Häufigkeit und Schwere der asthmatischen Beschwerden. Sie wird in vier Stufen eingeteilt. Für Kinder und Jugendliche (bis 18 Jahre) gelten die Empfehlungen zur Stufentherapie (siehe Seite 14). Nehmen die Beschwerden über einen Zeitraum von drei bis sechs Monaten nicht weiter zu, kann versucht werden, die Medikamente schrittweise der vorherigen Stufe anzupassen. Umgekehrt muss eine Therapie zur nächst höheren Stufe hin intensiviert werden, wenn die Beschwerden unter der Behandlung gleich bleiben oder weiter zunehmen. Wichtig: Eine Änderung der Asthma-Medikation sollte niemals ohne Rücksprache mit dem behandelnden Arzt erfolgen! 13 IMMER ANGEPASST. DER STUFENPLAN. Immer angepasst. Der Stufenplan. Nach welchem Stufenplan wird Asthma bei Kindern und Jugendlichen (bis 18 Jahre) behandelt? 1. Stufe Manchmal Husten, leichte Atemnot, mehr als 2 Monate am Stück beschwerdefrei 2. Stufe Öfter als alle 2 Monate Beschwerden 3. Stufe An mehreren Tagen pro Woche und auch nachts Beschwerden 4. Stufe Anhaltende tägliche Beschwerden, häufig auch nachts 14 Bedarfsbehandlung Dauerbehandlung Keine Rasch wirksame Beta-2-Sympathomimetika (Anticholinergika) Beschwerden Kortison zum Einatmen in niedriger Dosis. Alternativ: Versuch für 4 bis 8 Wochen Montelukast oder DNCG, Nedocromil Kortison zum Einatmen in mittlerer Dosis. Wenn nicht ausreichend, plus eine der folgenden Optionen: Steigerung der Kortisondosis oder langwirksames Beta-2-Sympathomimetikum oder Montekulast oder Theophyllin mit verzögerter Wirkstofffreisetzung Kortison zum Einatmen in hoher Dosis. Wenn nicht ausreichend, plus eine oder mehrere der folgenden Optionen: langwirksames Beta-2-Sympathomimetikum und/oder Theophyllin mit verzögerter Wirkstofffreisetzung vorübergehend oder dauerhaft Kortisontabletten Montekulast (in 4. Stufe noch nicht zugelassen) Asthma-Anfall. Handeln im Notfall. Der Asthma-Anfall ist die mögliche Folge eines unerwarteten Kontaktes mit Allergenen oder nichtallergischen Auslösern beziehungsweise einer heftigen Anstrengung. Dabei ziehen sich die Bronchien sehr schnell und stark zusammen und die Bronchialschleimhaut produziert große Mengen Sekretes, sodass eine unter Umständen heftige Atemnot entstehen kann. Kennzeichnend für einen langsam oder plötzlich einsetzenden Asthma-Anfall sind Luftnot, pfeifende Atmung, festsitzender Husten, bei einem schweren Anfall blaue Lippen oder ein Abfall des Peak-Flows auf unter 80 Prozent des persönlichen Bestwertes. Sofortmaßnahmen beim Asthma-Anfall Eltern oder Betreuer sollten Ruhe bewahren und Angst und Hektik nicht auf das Kind übertragen. Die folgende Atemtechnik und Körperhaltung erleichtern das Atmen: Lippenbremse: Mit geschlossenen Lippen „lächeln“ und gegen diesen Lippenwiderstand ausatmen Kutschersitz: Auf einem Stuhl leicht nach vorn gebeugt sitzen, dabei die Unterarme auf den gespreizten Oberschenkeln abstützen, die Hände zwischen den Oberschenkeln baumeln lassen Wichtig: Bei Kindern, die zum ersten Mal einen Asthma-Anfall haben, muss sofort der Notarzt gerufen werden! 15 ERGÄNZEND BEHANDELN. EIN ÜBERBLICK. Ergänzend behandeln. Ein Überblick. Notfallplan Ist das Kind bereits in medikamentöser Behandlung, kann nach folgendem Notfallplan vorgegangen werden: 1. Stufe Kutschersitz oder Torwartstellung mit Lippenbremse 2 bis 3 Hübe Notfallspray Weiter Kutschersitz/Torwartstellung mit Lippenbremse Wenn nach 10 Minuten keine Besserung (zum Beispiel wenn Peak-Flow nicht ansteigt) 2. Stufe 2 bis 3 Hübe Notfallspray Kutschersitz/Torwartstellung mit Lippenbremse Notfalltablette (Kortison), zum Beispiel _________________________ , einnehmen Wenn nach 10 Minuten keine Besserung 3. Stufe Notarzt rufen: 112 Arzt __________________________________________ und Eltern __________________________ verständigen Weiter Kutschersitz/Torwartstellung mit Lippenbremse 16 Verschiedene weitere Behandlungsformen können eine Asthma-Therapie unterstützen. Im günstigsten Fall kann durch ergänzende Therapien der Bedarf an Medikamenten sinken. Atemmuskeltraining Ein Atemmuskeltraining kräftigt die an der Atmung beteiligten Muskeln, verbessert die Beweglichkeit von Zwerchfell und Brustkorb und erleichtert so das Atmen. Beenden Sie jedoch niemals ohne Rücksprache mit Ihrem behandelnden Arzt eine schulmedizinische Asthma-Therapie. Alternative Behandlungen können eine „klassische“ Asthma-Therapie immer nur ergänzen, aber nie ersetzen! Atemtherapie Hierbei geht es nicht um die Atemtechnik, sondern darum, die Atmung bewusst zu erleben. Die Atemtherapie soll ermöglichen, Fehlformen und Blockierungen der Atmung zu überwinden und den eigenen individuellen Atemrhythmus zu finden. Naturheilverfahren Positive Effekte bei Atemwegserkrankungen können haben: Aufenthalt in allergenarmen Regionen (Klimatherapie) Sole-Inhalationen zur Förderung des Abhustens von Schleim Phytotherapie: Die Wirksamkeit vieler Heilpflanzen ist wissenschaftlich bestätigt. Infrage kommen sie als Schleimlöser, zur Linderung des Hustenreizes oder bei Erkältungen. Eventuelle Allergien beachten Entspannungstechniken Progressive Muskelentspannung Hatha-Yoga Autogenes Training Hypnose Fantasiereise (besonders für kleine Kinder geeignet) Alle Entspannungstechniken wirken entlastend auf seelische Anspannung. Sie unterstützen deshalb die Therapie bei asthmatischen Kindern, bei denen seelische Konflikte als Auslöser der Beschwerden eine Rolle spielen. Auch die Muskulatur wird gelockert, was sich positiv auf die häufig verspannten Atemmuskeln auswirkt. Darüber hinaus arbeiten alle Techniken auch über das bewusste Erleben der Atmung. 17 EXPERTE IN EIGENER SACHE. ASTHMA-SCHULUNGEN. Experte in eigener Sache. Asthma-Schulungen. Wichtig! Einige alternative Behandlungsmethoden können in Bezug auf Ihre Asthma-Symptome eine moderne medikamentöse Therapie sehr wohl unterstützen, jedoch keinesfalls ersetzen. Wenn Sie eine alternative Behandlungsmethode nutzen möchten, behalten Sie auf jeden Fall Ihre bisherige Behandlung bei! Sprechen Sie vor Inanspruchnahme einer alternativen Behandlungsmethode mit Ihrem Arzt. Er wird Ihnen sagen können, ob die entsprechende Therapie für Sie nutzbringend sein kann. Zusätzliche alternative Behandlungen gehen über die im Rahmen des DAK-Gesundheitsprogramms angebotenen Leistungen hinaus. Sofern Sie also eine alternative Therapie nutzen möchten, kann diese in der Regel nicht von der DAK erstattet werden. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass Sie sich vor Inanspruchnahme einer alternativen Behandlungsleistung über deren Kosten informieren. Akupunktur Die Akupunktur entstammt der Traditionellen Chinesischen Medizin. Bisher konnten Studien eine geringe Sofortwirkung, aber keine Langzeitwirkung beim Asthma belegen. Bei Kindern ist zu beachten, dass diese sich möglicherweise vor den Nadeln ängstigen – was sich nachteilig auf das Asthma auswirken könnte. Alternative Methoden, für die weder eine nützliche noch eine schädliche Wirkung nachgewiesen ist Bachblüten-Therapie Homöopathie Musiktherapie Bioresonanz-Verfahren Damit eine Asthma-Therapie so erfolgreich wie möglich verläuft, sind altersgerechte Schulungen sinnvoll. Sie werden an Kinderkliniken, Reha-Einrichtungen und von niedergelassenen Ärzten angeboten. Der „Lehrplan“ hat meist folgende Inhalte: Vermittlung allgemeinen Wissens über Asthma bron Alternative Methoden, die gesundheitsschädlich sein können Ozontherapie Zelltherapie 18 chiale Größere Selbstständigkeit im Umgang mit der Erkrankung Techniken, die das Atmen erleichtern Inhalationstechniken, wie zum Beispiel der Gebrauch eines Dosier-Aerosoles mit Vorschalthilfe (Spacer) Führen eines Asthma-Tagebuchs Gebrauch des Peak-Flow-Meters Medikamente und deren Einsatz im Ampelsystem der Deutschen Atemwegsliga e.V. Erlernen von Notfall-Vermeidungsmaßnahmen sowie Notfall-Management beim Asthma-Anfall Teilnahme an sportlichen Aktivitäten Training der Wahrnehmung von Frühsymptomen, der körperlichen Selbsteinschätzung und Frühintervention Minderung krankheitsbezogener Ängste Akzeptanz des Asthmas als chronische Erkrankung und Verminderung der psychosozialen Auswirkungen Verbesserung des familiären Umgangs mit der Erkrankung Langfristige Stabilisierung des Krankheitsverlaufs und Verbesserung der Lebensqualität für Patient und Familie Die auf Seite 27 genannten Organisationen geben Auskunft darüber, wer Asthma-Schulungen für Kinder und ihre Eltern anbietet. Richtige Inhalationstechniken In der Asthma-Therapie werden die meisten Medikamente inhaliert. Das hat viele Vorteile: Die Wirkstoffe müssen nicht den Umweg über das Verdauungssystem und das Blut nehmen. Sie wirken direkt und verursachen dadurch weniger Nebenwirkungen. Außerdem lässt sich die Dosierung bedarfsgerecht steuern. Die richtige Technik ist beim Inhalieren jedoch das A und O. Es gibt verschiedene Hilfsmittel, die je nach Alter des Patienten eingesetzt werden. Manche sind besser für zu Hause geeignet, andere sind ideal für unterwegs. In der Asthma-Schulung werden die Kinder deshalb mit verschiedenen Inhalationsgeräten, Dosieraerosolen, Pulverinhalatoren und Spacern vertraut gemacht. Dabei lernen sie übrigens auch, dass sie nach einer Kortison-Inhalation die Zähne putzen sollen oder wenigstens den Mund ausspülen müssen, um so wirkungsvoll einer Pilzinfektion vorzubeugen. 19 UNSERE LEISTUNGEN. FÜR IHR KIND. Unsere Leistungen. Für Ihr Kind. Peak-Flow-Messungen Wie weit oder eng die Bronchien gerade sind, kann mit dem Peak-Flow-Meter bestimmt werden. Das handliche Gerät misst die erreichte Luftströmung beim raschen Ausatmen. Was kinderleicht scheint, muss aber erst gelernt werden: kräftig einatmen, Mundstück des Peak-Flow-Meters fest mit den Lippen umschließen, kräftig und schnell ausatmen, Wert ablesen. Der Peak-Flow sollte regelmäßig gemessen und im Asthma-Tagebuch notiert werden. In seltenen Fällen können Vorschulkinder auch schon erfolgreich ihren Peak-Flow-Wert regelmäßig pusten. Dieses sollten Sie zusammen mit Ihrem Arzt abklären bevor ein regelmäßiges Peak-Flow-Protokoll geführt wird. Der Peak-Flow gibt objektive Hinweise darauf, ob die Medikamente ausreichen. Für jedes Kind gibt es einen Soll-Wert. Weicht er vom gemessenen Ist-Wert ab, lernen die Kinder in der Schulung, welche Konsequenzen sie daraus ziehen müssen. Das Asthma-Tagebuch Der Peak-Flow sollte regelmäßig gemessen und in das Asthma-Tagebuch eingetragen werden. Selbst Vorschulkinder können schon Kreuzchen malen und deshalb mithelfen, „ihr“ Asthma-Tagebuch richtig zu führen. Auch wenn die Peak-Flow-Messung noch von Eltern oder Geschwistern eingetragen werden muss, sollten die Kleinen in das tägliche Asthma-Protokoll einbezogen werden. 20 Folgende Notizen sind dabei sinnvoll: Gemessener Peak-Flow-Wert Aktuelle Beschwerden Subjektiver Zustand der Bronchien (zum Beispiel Pfeifen) Allergenkontakt (zum Beispiel Pollenflug oder mit der Katze gespielt) Besonderheiten (Urlaub, Erkältung) Bedarfsmedikation Dauermedikation Das Asthma-Tagebuch ermöglicht den Kindern, ihre subjektive Einschätzung, wie sie gerade bei Puste sind, auch mit objektiven Werten zu vergleichen. Außerdem kann es dabei helfen, Faktoren zu entdecken, die einen Einfluss auf den Krankheitsverlauf haben. Vor allem dient ein AsthmaTagebuch aber als Erfolgskontrolle der medikamentösen Therapie. Es sollte dem Arzt deshalb bei jedem Besuch gezeigt werden. Neue Chancen für Kinder und Jugendliche mit Asthma bronchiale: DAK-Gesundheitsprogramm Es ist kein Problem, mit Asthma ein aktives Leben zu führen. Skaten, inlinern, Fußball spielen, tanzen gehen – all das soll auf jeden Fall weiterhin möglich sein für Ihr Kind. Damit Ihr Kind trotz Asthma sein Leben selbst bestimmen kann. Mit dem DAK-Gesundheitsprogramm Asthma bronchiale sind der Arzt und Sie starke Partner! Sprechen Sie den Arzt auf das DAK-Gesundheitsprogramm Asthma bronchiale an! Er wird Sie und Ihr Kind beraten und alles in die Wege leiten. Auch wir helfen Ihnen gern weiter! Experte in eigener Sache: Schulungen und Co. Um Ihr Kind dabei zu unterstützen, „Experte“ in eigener Sache zu werden, übernehmen wir die Gebühren für die Asthma-Schulung inklusive der Schulungsmaterialien sowie für die web-basierte Nachschulung für Kinder und Jugendliche unter www.my-air.tv. Denn gerade für Kinder sind Asthma-Schulungen wertvoll: Sie haben das Ziel, den kleinen Patienten den kompetenten Umgang mit ihrer Erkrankung und eine altersgemäße Selbstständigkeit zu ermöglichen. Kindgerecht informieren: „Die DAKse“ Viermal im Jahr erhält Ihr Kind „Die DAKse“, eine interessante Lektüre, in der in Comicform lehrreiches Wissen über Asthma bronchiale vermittelt wird. Ständiger Begleiter: „Mein Asthma-Pass“ Ihr Kind erhält einen speziellen Asthma-Pass, in dem die individuellen Notfall-Maßnahmen für Ihr Kind gemeinsam mit dem behandelnden Arzt eingetragen werden. Als ständiger Begleiter sorgt dieser Pass stets für den Überblick, was im Notfall zu tun ist. Ausführliche Informationen: Für Sie und Ihr Kind Sie erhalten leicht verständliche Patientenbroschüren mit ausführlichen Informationen zum Krankheitsbild und praktische Tipps für den Alltag, wie zum Beispiel „Asthma und Sport“, „Asthma und Reisen“. Expertentelefon Für Programmteilnehmer haben wir ein Team von Fachärzten und Gesundheitsberatern zusammengestellt. Diese stehen, ergänzend zu den Gesprächen mit Ihrem Arzt, für Ihre Fragen rund um die Erkrankung Ihres Kindes zur Verfügung. Sie erhalten wertvolle Tipps und Hintergrundinformationen zum Beispiel zu Medikamenten, Therapiemöglichkeiten und vielem mehr. 21 ASTHMA UND SPORT. MEHR LEBENSQUALITÄT. Asthma und Sport. Mehr Lebensqualität. Sport fördert die körperliche, seelische und soziale Entwicklung von Kindern. Bei asthmatischen Kindern scheint hier allerdings ein Dilemma zu existieren: Körperliche Anstrengung führt oft zu einer asthmatischen Reaktion. Viele Eltern und mitunter sogar Ärzte schrecken deshalb davor zurück, Kindern Sport zu erlauben oder sie gar dafür zu begeistern. Lange Zeit wurden asthmatische Kinder sogar generell vom Schulsport befreit. Zu viel Schonung bewirkt aber das Gegenteil: Körperliche Inaktivität senkt die Schwelle, ab der eine asthmatische Reaktion auftritt. Untrainierte Kinder bekommen dann bei immer geringeren Belastungen asthmatische Beschwerden. Fälschlicherweise wird darauf mit noch mehr Schonung reagiert, was die Schwelle weiter erniedrigt. Ein Teufelskreis entsteht. Dabei entwickeln die Kinder oft eine regelrechte Bewegungsangst. Dieser psychische Aspekt kann ein Belastungsasthma verstärken. Eine angemessene sportliche Aktivität stärkt dagegen das Selbstbewusstsein und baut die soziale Isolation ab, unter der asthmakranke Kinder nicht selten leiden. Langfristig können geeignete sportliche Aktivitäten zudem die Anfallshäufigkeit und den Bedarf an Dauermedikamenten senken. 22 Bevor es los geht: Immer zum Arzt Der behandelnde Arzt kann die Basis-Therapie überprüfen und so einstellen, dass eine asthmatische Belastungsreaktion verhindert wird. Kinder, die besonders empfindlich auf Belastungen reagieren, müssen vor dem Sport zusätzlich ihr Bedarfsspray inhalieren. Welches Medikament bei ihnen am besten wirkt, kann mit wiederholten Belastungstests (zum Beispiel sechs Minuten laufen) ermittelt werden. Für ängstliche oder sehr belastungssensible Kinder kann es ratsam sein, sie allmählich mit sportlichen Aktivitäten vertraut zu machen. Ärztlich betreute Lungensportgruppen während einer Reha-Maßnahme sind eine ideale Gelegenheit dafür. Sie geben den Kindern (und den Eltern) Sicherheit. In einigen Städten wird Lungensport auch in ambulanten Gruppen angeboten. Geeignete Sportarten Grundsätzlich ist jede Sportart für asthmatische Kinder geeignet. Entscheidend für die Motivation und den Trainingseffekt ist der Spaßfaktor. Wenn ein Kind nicht gerne schwimmt, ist es unerheblich, dass dies zufällig die ideale Sportart für Asthmatiker ist. Die „rote Karte“ bekommen Disziplinen, die eine gewisse Ausdauerschnelligkeit verlangen wie schnelle Laufsportarten. An Wettkämpfen teilzunehmen ist zumindest für den ungeübten Asthma-Sportler nicht ratsam. Die ideale Sportart für Asthmatiker fördert folgende Fähigkeiten: Kondition – aber mit kurzen oder mittleren Trainings- zeiten (Schwimmen, Walking, Joggen, Skilanglauf, Radfahren) Koordination von Bewegungsabläufen (Gymnastik, Tanz, Schwimmen) Aktions- und Reaktionsschnelligkeit (Tennis) Spiele „Spielregeln“ für sportliche Asthma-Kinder Keinen „Kaltstart“ machen! Vor dem Sport mit zehn Minuten Gymnastik oder Dehnübungen aufwärmen. Sportlehrer und Trainer müssen über das Asthma infor- miert sein und wissen, worauf sie zu achten haben. Nie ohne Bedarfsmedikament (Spray) zum Sport gehen Direkt vor Wettkämpfen oder bei ungünstigen Witte- rungsbedingungen zwei Hübe des Bedarfsmedikaments anwenden Regelmäßige Pausen machen, damit die Atmung nicht zu schnell wird Befreiung vom Sportunterricht Eine vorübergehende Befreiung vom Sportunterricht ist erforderlich während und kurz nach Infektionskrankheiten. bei absehbarem Allergenkontakt (zum Beispiel in der Pollenflugzeit) und nach einem Asthma-Anfall, bis wieder gewohnte Peak- Flow-Werte erreicht werden. 23 ASTHMA UND BERUF. GESUND ENTSCHEIDEN. Asthma und Beruf. Gesund entscheiden. Wer die Wahl hat, hat die Qual – diese Redensart gilt auch für die Entscheidung bei der Berufswahl. Jugendliche Asthmatiker müssen dabei ihre Entscheidung für oder gegen ein bestimmtes Berufsfeld von vornherein sorgfältig abwägen. Informationen über gesundheitliche Anforderungen und besondere Belastungen des Wunschberufes sind deshalb unerlässlich. Diese Informationen erhält man zum Beispiel bei folgenden Institutionen: Darüber hinaus sollten sich Asthmatiker besonders bei bekannter oder vermuteter Allergie auch über individuelle Risiken informieren. Diese ärztliche Beratung bieten: Hausarzt oder der betreuende Kinderarzt Arzt des Arbeitsamtes Betriebsarzt der zukünftigen Ausbildungs- oder Arbeits- stelle Allergologisch tätige Lungenärzte, HNO-Ärzte und Arbeitsamt Berufsgenossenschaften Arbeitgeberverbände Berufsverbände Handwerkskammer, Industrie- und Handelskammer, Landwirtschaftskammer, Innungen Hautärzte Berufe mit schwerer körperlicher Belastung, starken Temperaturschwankungen und sehr hoher oder extrem niedriger Luftfeuchtigkeit sind für Asthmatiker generell ungeeignet. Selbstverständlich kommen für Allergiker jene Berufe nicht infrage, die einen Kontakt mit „ihrem“ Allergen mit sich bringen. Dasselbe gilt für Auslöser pseudoallergischer Reaktionen. Darüber hinaus gibt es Berufe, die bekanntermaßen häufig Allergien auslösen, wie zum Beispiel Bäcker, Konditor, Maler, Lackierer, Friseur sowie Holzverarbeiter. Berufsfelder und ihre „Berufsallergene“ Berufsfeld „Berufsallergene“ Bäcker, Bäckereiverkäufer Mehlstaub, Backmittel mit Enzymen (α-Amylase), Hefe Bauarbeiter, Maler, Lackierer Betonhärtemittel, verschiedene Metalle, Chrom-, Kobalt- und Nickelsalze im Zement, Farben, Kleber, Lacke, Lösungsmittel, Isocyanate, Epoxidharze Druckindustrie Terpentin, Farben, Gummi, Lösungsmittel Fotoindustrie Farbstoffe, Fixiersalze, Entwickler Friseur Haarfarben, Bleich- und Blondiermittel, Festiger, Kaltwellenmittel, Duftstoffe, Gummi, Gummihilfsstoffe, Kosmetika, Nickel Metallarbeiter Öle, Ölzusätze, Schmierstoffe, Bohröle, Lötwasser, Benzinzusätze, Kühlmittel, Rostschutzmittel Pflegeberufe Latex, Reinigungs- und Desinfektionsmittel, Lokalanästhetika, Antibiotika, Gummihilfsstoffe Schreiner Holzstäube, Kleber, Lacke, Lösungsmittel, Terpene Tierpfleger, Labor, Landwirtschaft, Zoogeschäfte Tierallergene (zum Beispiel Haare), Schimmelpilze Quelle: Berufswahl bei Allergie – aus der Reihe „Liga-Information“ der Deutschen Atemwegsliga e.V. 24 25 WICHTIGE ADRESSEN. Wichtige Adressen. Beispiele geeigneter Berufsfelder für Allergiker und Asthmatiker Büroberufe: Behördendienst und Verwaltung (zum Beispiel Verwaltungsfachangestellte) Kaufmännischer Bereich (zum Beispiel Industriekaufleute) Datenverarbeitung (zum Beispiel Programmierer) Journalistische und medientechnische Berufe im Innendienst Sonstige akademische Berufe (zum Beispiel Juristen) Berufe im pädagogischen und sozialen Bereich: Lehrkräfte im Schuldienst Diplom-Sozialarbeiter Diplom-Sozialpädagogen Berufsberater Arbeitsberater Berufe im medizinischen Bereich: Logopäden Musiktherapeuten Sozialmedizinische Assistenten Handwerkliche Berufe an emissionsarmen Arbeitsplätzen: Feinmechaniker Optiker Elektromechaniker Uhrmacher Deutsche Atemwegsliga e.V. Geschäftsstelle Im Prinzenpalais Burgstraße 12 33175 Bad Lippspringe Telefon: 05252 – 933615 Fax: 05252 – 933616 Internet: www.atemwegsliga.de E-Mail: [email protected] Deutscher Allergie- und Asthmabund e.V. (DAAB) Fliethstraße 114 41061 Mönchengladbach Telefon: 02161 – 814940 Fax: 02161 – 8149430 Internet: www.daab.de E-Mail: [email protected] Patientenliga Atemwegserkrankungen e.V. Berliner Straße 84 55276 Dienheim Telefon: 06133 – 3543 Fax: 06133 – 924557 Internet: www.patientenliga-atemwegserkrankungen.de E-Mail: [email protected] 26 27