Call-Center - Vanguard Deutschland
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Call-Center B E R AT U N G S B R I E F V O N G Ü N T E R G R E F F AUSGABE 12/2013 – DEZEMBER www.Call-Center-Experts.de Sonderdruck Beratungsbrief Ausgabe Dezember 2013 Holen Sie sich Ihren Call-Center-Experten ins Haus Mit dem Beratungsbrief von Günter Greff Der innovative Fachinformationsdienst: • Beratungsbrief für neue Impulse und Tipps • Online-Wissensdatenbank für aktuelle Recherchen und Problemlösungen Testen Sie jetzt im 2-Monats-Abo www.Call-Center-Experts.de LÖSUNGEN www.Call-Center-Experts.de BERATUNGSBRIEF 12/13 – SEITE 10 Von Pontius zu Pilatus: Die Probleme mit dem Front-/Backoffice-Konzept Vergangene Woche hatte ich wieder eine interessante Erfahrung mit meinem Internetanbieter. Ich habe die Hotline angerufen und bin nach einem fünfminütigen Kampf durch den Dschungel des automatischen Sprachsystems („Bitte drücken Sie die 1, wenn...“) endlich mit einem Servicemitarbeiter verbunden worden. Mein Problem konnte er auf Anhieb nicht lösen und hat sich mit einem internen Spezialisten aus dem Backoffice beraten. Von Hendrik Ascheberg Heutzutage wird diese Trennung auch oftmals als 1st- und 2nd-Level-Support bezeichnet. Nach einiger Zeit in der Warteschleife führten wir dann gemeinsam einige Änderungen an meinen Einstellungen durch und mir wurde versichert, dass mein Problem jetzt beseitigt sei. Leider musste ich feststellen, dass das nicht der Fall war und ein neues Problem auftrat. Diesen Vorgang musste ich tatsächlich über drei Tage fünfmal wiederholen. Betrachten wir mal die Bilanz: fünf Anrufe meinerseits, der Berater musste sich mehrfach selbst schlaumachen oder ich wurde nochmals weiterverbunden. Ein teurer Service aus Sicht des Internetanbieters und aus Kundensicht auch noch sehr unbefriedigend. Die Ursache liegt aus meiner Erfahrung im Design und Management einer Organisation. In den 80er/90er Jahren entwickelte sich ein neuer Trend, der Servicebereiche in sogenannte Front- und Backoffices teilte. Die Diskussion und Ausbreitung des Backoffice auf weitere Dienstleistungsbereiche begann unter anderem 1978 durch einen Artikel von Richard Chase im Harvard Business Review. Er war der Meinung, dass Dienstleistungsorganisationen darin versagen, produktionsnahe Methoden effizient anzuwenden. Die Optimierung von Ressourcen fällt in Serviceorganisationen schwer, da der Mitarbeiter durch ständige Kundenkontakte unterbrochen wird. Die Lösung war, die Organisation zum einen in ein Frontoffice einzuteilen, das aus Mitarbeitern besteht, die Kundenaufträge entgegennehmen. Zum anderen kann das Backoffice losgelöst vom Kunden effektiver und schneller arbeiten und gemäß Produktionsprinzipien somit optimiert werden. Heutzutage ist dies beispielsweise mit der Einführung von Kundenservice oder Callcenter (als Frontoffice) eine gängige Methode. [1] Es gibt zwei Arten von Nachfrage (Demand): Value- und Failure-Demand. Value-Demand ist wertschöpfende Nachfrage, die ein Unternehmen letztlich haben möchte (z.B. neue Aufträge, Beratung). Failure-Demand hingegen ist nicht wertschöpfende Nachfrage, bei der das Unternehmen dabei versagt hat, das Richtige oder überhaupt etwas für den Kunden zu tun. Der Kunde ist also gezwungen noch einmal in Kontakt zu treten. Welche Denkweise steckt hinter diesem Design? Es gibt zwei grundlegende Annahmen aus der Produktion, die sich auf Reduzierung von Stückkosten sowie optimale Auslastung der Produktionsressourcen fokussieren: Zum einen teilt man Prozesse und Aufgaben in unterschiedliche Funktionen. Wenn also eine Person nur einen oder wenige Schritte durchführt, ist sie effizienter. Sie wird nicht von Kunden unterbrochen und kann schneller wiederkehrende Tätigkeiten durchführen. Zum anderen kann Kundennachfrage stark variieren, was somit in geringeren und hoch qualifizierten Tätigkeiten resultiert. Daher müssten ohne Front-/Backoffice-Trennung hoch qualifizierte Mitarbeiter auch Tätigkeiten für geringer qualifizierte ausüben. Durch die Trennung kann somit die Anzahl der hoch qualifizierten Mitarbeiter reduziert werden, was theoretisch zu Kostenreduzierung und Effizienz führt. Warum funktioniert es in der Praxis nicht? Das Grundproblem liegt darin, dass es sich um eine theoretische Annahme handelt, die nur in den seltensten Fällen in der Praxis zum Tragen kommt. Folgendes kann unter anderem in der Realität passieren und wurde im kalkulierten Business Case eben nicht berücksichtigt: Das Prinzip „stille Post“: Aufträge werden an das Backoffice weitergeleitet, wobei Informationen unvollständig sind oder Aufträge nicht richtig verstanden werden, was die geplante effiziente Abwicklung verhindert Durch Funktionalisierung und Spezialisierung der Tätigkeiten entstehen Auftragsbestände zwischen den einzelnen Funktionen, was in der Regel zur Verlängerung der Bearbeitungszeit führt. Kunden warten zu lange und rufen nochmals an, wodurch es zu nicht wertschöpfender neuer Nachfrage kommt („Failure-Demand“[1]) Sobald es Kundenanfragen gibt, die nicht eindeutig einer Funktion zugeordnet werden können, werden diese in der Organisation weitergegeben. Viel schlimmer noch: Eine neue Firmenkultur wurde geboren. Motto: „Das ist aber nicht mein Job!“ Ruft ein Kunde in einem Frontoffice an und wird der Auftrag an das Backoffice weitergeleitet, so verdoppeln sich bereits die Transaktionen und damit steigen die Kosten Diese Abläufe haben zur Folge, dass Kunden oder Kundenaufträge in der Organisation mehrfach herumgereicht werden und unnötige, nicht wertschöpfende Nachfrage durch die Organisation selbst generiert wird. Das hingegen treibt die Kosten der Organisation hoch, da die wahren Kosten im Prozessfluss, also von Anfang bis Ende der Kundentransaktion, liegen. Einzeln betrachtet, wurde hier vielleicht Fortsetzung auf Seite 11 LÖSUNGEN www.Call-Center-Experts.de BERATUNGSBRIEF 12/13 – SEITE 11 Fortsetzung von Seite 10 ein effizient und produktiv arbeitendes Frontoder Backoffice-System erschaffen, was aber nicht zwangsläufig heißt, dass guter Service zu geringeren Kosten angeboten wird. The way forward: Verstehen Sie Ihre Kundennachfrage? Erstellt oder verändert man eine Organisationsstruktur, so sollte dies nicht nur auf dem Papier mit einem theoretischen Business Case erfolgen. Der erste Schritt ist die Analyse der aktuellen Organisation, insbesondere welche Kundennachfrage (Demand) an die Organisation gestellt wird und wie leistungsfähig die Organisation bzgl. der „Antwort“ ist. Das Unternehmen Velux UK hat beispielsweise festgestellt, dass 45 Prozent der Kundennachfrage unnötig bzw. fehlgeschlagen waren (Failure-Demand). Das gesamte Servicesystem bestand aus 14 unterschiedlichen Funktionen. Diese konnten nach und nach zu einem „Single Point of Contact“ zusammengeführt werden, sodass damit operative Kosten von einer Million Pfund eingespart werden konnten. Versteht man die Art und Häufigkeit der wertschöpfenden Nachfrage (Value-Demand) und die Ursachen von nicht wertschöpfender, fehlgeschlagener Nachfrage (Failure-Demand), so kann das eigene Servicesystem ideal daran ausgerichtet werden. Failure-Demand sollte möglichst eliminiert werden, während schlanke Prozesse zur Bewältigung von Value-Demand kreiert werden. Somit wird die Organisation auf kontinuierliche Verbesserung ausgerichtet, die sich am Kunden orientiert. Zum Autor: Hendrik IMPRESSUM Call-Center-Experts ist ein Experten-Dienst mit einem monatlichen Beratungsbrief und einem Themenportal. Jährliche Bezugs- und Nutzungsgebühr 169 Euro zzgl. 19 Prozent MwSt. Bestellungen ausschließlich über das Internetportal. Herausgeber und Redaktion: Günter Greff Medien GmbH Vor dem Hagen 7, 27243 Dünsen E-Mail: [email protected] Tel. 01 70 / 6 29 67 04 Verlag: Schimmel Media Verlag GmbH & Co. KG, Kantstraße 38, D-97074 Würzburg, Geschäftsführer: Martina Schimmel, Gudrun Schimmel-Wanner, Ingo Schloo. Abonnenten-Service: Tel. 09 31 / 3598110, Fax 09 31 / 3598111 [email protected] Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urhebergesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages strafbar. Dies gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Verarbeitung, Mikroverfilmung und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Ascheberg leitet den deutschen Vanguard-Standort und arbeitet für Vanguard Consulting Ltd. in Beratungsprojekten in Europa. Zuvor hat er mehrere Jahre als internationaler Projekt- und Lean-Management-Berater bei der Daimler AG gearbeitet. Er ist Spezialist für die Bereiche Entwicklung, Human Resources sowie Callcenter. NEWS ASPECT : Back Office Optimisation Lösung für Deutschland Aspect Software gibt bekannt, dass ab sofort eine deutschsprachige Version der Back Office Optimizer Lösung verfügbar ist. Diese jüngste Sprachversion, die in strategischer Zusammenarbeit mit eg solutions plc (eg) entstanden ist, kann von Anwendern in mehreren Sprachen, Zeitzonen und regionalen Einstellungen in nur einer Installation eingesetzt werden. Mit dieser Version verstärkt eg sein Engagement in der Aspect-Partnerschaft und kommt der weltweiten Nachfrage des Marktes nach Softwarelösungen für Back Office Optimierung nach. Die deutsche Version ist die jüngste der Software-Lokalisierungen, nachdem vor kurzem sowohl eine spanische als auch eine mexikanische Version auf den Markt gebracht wurden. Aspect® Back Office Optimizer verbessert die Verteilung von Arbeitsaufgaben unter Echtzeit-Steuerung der Service-Level. Die Lösung bietet eigens entwickeltes Reporting und Dashboards, um die Effizienz und Effektivität von Prozessen und Ressourcen zu messen. Im Rahmen der Produktweiterentwicklung wird die eg operational intelligence® Software des Unternehmens mit den Aspect Lösungen für die Personaleinsatzplanung und Performance Management integriert und bietet so eine umfassende Lösung für Back Office Optimierung. www.eguk.co.uk