Bevölkerungsentwicklung und generatives Verhalten in Deutschland.
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Bevölkerungsentwicklung und generatives Verhalten in Deutschland.
Bevölkerungsentwicklung und generatives Verhalten in Deutschland. Trends, Ursachen und Folgen für die Politik Prof. Dr. Norbert F. Schneider Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung Bamberg 25. Juli 2013 1 Trends der Fertilitätsentwicklung Anzahl der Lebendgeborenen in Deutschland 1946 bis 2012 Lebendgeborene in 1.000 1.400 1.300 1.200 1.100 1.000 900 2012: 674.000 800 700 600 500 1946 1951 1956 1961 1966 Datenquelle: Statistisches Bundesamt 1971 1976 1981 1986 1991 1996 2001 2006 2011 TFR je 1000 Frauen nach Altersgruppen 1970 - 2011 1800 TFR 1400 Teil-TFR: 15- bis 28-Jährige 1000 Teil-TFR: 29- bis 49-Jährige 600 200 0 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010 Entwicklung der kumulierten Kohortenfertilität 1974 bis 1986 im Vergleich zum Jahrgang 1973 0 15 20 25 35 30 40 1974 1975 -20 45 Alter in Jahren 1976 1977 -40 -60 -80 1979 -100 1980 -120 -140 -160 1986 1982 1984 Geburten je 1000 Frauen, D 2011 Trends der Fertilitätsentwicklung Geburtenziffer der Geburtskohorten 1950 bis 1970 in Deutschland Trends der Fertilitätsentwicklung Kinderlosigkeit und Paritäten Elternschaft und Kinderlosigkeit in West- und Ostdeutschland bei Frauen der Geburtsjahrgänge 1964-68 im Jahr 2008 (in %) Deutschland Ost West Keine Kinder 23 * 12 24 1 Kind 25 37 23 2 Kinder 36 40 36 3 und mehr Kinder 16 11 17 100 100 100 ∑ Quelle: Mikrozensus 2008; Anteil der Einzelkinder: 16 % * Nach Befunden des GGS 2005 waren in der gleichen Kohorte 29 % der Männer kinderlos Nichteheliche Geburten in West- und Ostdeutschland 1872-2009, Anteile in Prozent 70 60 50 40 30 20 10 0 1872 1882 1892 1902 1912 1922 1932 1942 1952 1962 1972 1982 1992 2002 DE-West** DE-Ost* Datenquelle: ab 1947: Statistisches Bundesamt (2011): Bevölkerung und Erwerbstätigkeit. Natürliche Bevölkerungsbewegung. Fachserie 1, Reihe 1.1; ab 1872: Besser/Sensch (2008): Bevölkerung - Grunddaten der Bevölkerungsstatistik Deutschlands von 1871 bis 1939, GESIS Studiennummer: 8295; ab 1990 ohne Berlin; eigene Darstellung Frauen in Deutschland der Geburtsjahrgänge 1965-69 nach Kinderzahl und beruflichem Ausbildungsabschluss (in %) Kinderzahl 0 1 2 3+ Insges. Durchschn. Kinderzahl Ohne Abschluss 17 19 32 32 100 1,78 Lehre 22 26 38 14 100 1,44 Meister 23 28 36 13 100 1,40 Hochschulabschluss 30 25 33 13 100 1,28 Abschluss Datenquelle: Mikrozensus Sondererhebung 2008 Altersspezifische Geburtenziffern deutscher und ausländischer Frauen in Deutschland, 1991 und 2010 Lebendgeburten je 1.000 Frauen im jeweiligen Alter 140 BiB Deutsche Frauen 1991 Deutsche Frauen 2010 120 Ausländische Frauen 1991 Ausländische Frauen 2010 100 80 60 40 20 0 15 17 19 21 23 25 27 29 31 33 35 37 39 41 43 45 47 Altersjahr Datenquelle: Statistisches Bundesamt, Darstellung BIB 49 2 Fertilität und ihre Einflussfaktoren Das generative Verhalten einer Bevölkerung ist beeinflusst durch Infrastruktur Bevölkerungsstruktur Kultur Generatives Verhalten Ökonomie und Sozialstruktur Zufall Natur Verbreitung traditioneller Leitbilder und Geburtenrate in ausgewählten europäischen Ländern (2008) TFR 2008 2,5 r = -0,76 FR 2,0 NO DK SE UK NL 1,5 CZ DE-O ES HU IT PL DE-W PT 1,0 0 10 20 30 40 50 60 Anteil Zustimmung: Kind leidet, wenn Mutter erwerbstätig Datenquelle: Statistisches Bundesamt, Eurostat, European Values Study 2008 70 80 Erwerbsverhalten von Müttern und Geburtenrate in ausgewählten europäischen Ländern, 2010 TFR 2010 2,5 r = .63 SE 2,0 UK CZ 1,5 DE-O ES IT NO NL DE-W PT PL HU 1,0 50 55 60 65 70 75 80 85 Anteil erwerbstätiger Mütter im Alter 25-49 Jahre mit Kind im Alter von 3-5 Jahren Datenquelle: Statistisches Bundesamt, Eurostat 3 Rahmenbedingungen für politisches Handeln Grundsatzentscheidungen auf globaler Ebene 1. Die Entscheidung für Kinder obliegt allein der Verantwortung der Paare und darf nicht durch staatliche Institutionen geregelt werden 2. Ziel bevölkerungspolitischen Handelns ist die Verbesserung der Lebensqualität der Menschen durch größere Wahlfreiheit, nicht die Erreichung einer für wünschenswert erachteten Größe oder Struktur der Bevölkerung 3. Bevölkerungspolitik ist Kernaufgabe von Politik. Politik ist legitimiert generatives Verhalten, nicht aber generative Handlungen aktiv zu beeinflussen Quellen: „World Population Plan of Action“ (1974) und die Beschlüsse auf der Dritten UN-Weltbevölkerungskonferenz 1994 Vielen Dank