Die kleine Hexenjagd Korrektur oder Zensur 10 Jahre = 50
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Die kleine Hexenjagd Korrektur oder Zensur 10 Jahre = 50
ISSN 1864-1725 2/2013 1 2/2013 BiblioTheke Zeitschrift für katholische Bücherei- und Medienarbeit Die kleine Hexenjagd Korrektur oder Zensur 10 Jahre = 50 Lesungen Eine größere Aufgabe Graffiti – Bunte Bildersprache Freche Leserezepte Der Duft des Regens Literatur-Praxis 2 Inhalt 2/2013 2 /2013 4 Die kleine Hexenjagd – Kinderbücher überarbeiten Ulrich Greiner 10 Literatur im Ohr – Kostenlose Lesungen 14 Reise ins Reich der 26 Zauberzeichen 16 10 Jahre = 50 Lesungen in St. Agnes 20 Eine größere Aufgabe – Erfolg und Erfüllung 21 Freche Leserezepte für die Bibliothek 25 Online: Ausprobieren, Ausprobieren, Ausprobieren 29 Eine Herkulesaufgabe, die sich lohnt – Gecko Gunda Ostermann 31 Graffiti – Die bunte Bildersprache der Straße Doris Schrötter 36 Praxisberichte Dorothee Steuer und Helga Schwarze Kurt Koddenberg Martina Prüser KÖB Herz Jesu, Köllerbach Stadtbibliothek Greven KÖB St. Marien, Bad Breisig KÖB St. Sophia, Erbach - Flaschenpost & Co. – Lesespaß-Aktion 44 Peter Kraus vom Cleff Brigitte Wenninger - Entdeckungsreise durch das alte Ägypten - Salem Aleikum – Diwan-Dinner Literatur-Praxis: Der Duft des Regens Liebe Leserin, lieber Leser, Susanne Emschermann - Balladen-Trio begeisterte seine Zuhörer - Der JeB-Club – Ein kurzer Bericht Ed i t o r i al 2/2013 KÖB St. Johannes Baptist, Beverungen Christoph Holzapfel am Ende seines Lebens musste sich Ottfried Preußler mit einer schwierigen Frage beschäftigen. Der Thienemann Verlag bat ihn um Zustimmung, in seinem Kin der buchklassiker „Die kleine Hexe“ be stimmte Worte, die heute diskri minierend verstanden werden könnten, streichen zu dürfen. Schweren Herzens hatte der 89jährige Geschichtenerzähler kurz vor seinem Tod diesen Änderun gen zugestimmt. Welche Debatte damit ausgelöst würde, hatten we der sein Verlag noch der Kinder buchautor geahnt. Darf man Kinderbuchklassiker ver ändern und dem Zeitgeist anpas sen? Sollten diskriminierende Be griffe wie "Negerlein" aus Klassi kern der Kinderbuchliteratur wie Jim Knopf und Pippi Langstrumpf entfernt werden? Anfang des Jah res entbrannte nach der Ankündi gung des Thienemann Verlages in der Neuauflage der „Kleinen Hexe“ von Ottfried Preußler das Wort „Neger“ zu streichen eine intensi ve Diskussion. Zensur wurde dem Verlag in aufgeregten Leserbriefen und heftigen Diskussionen in On line-Foren vorgeworfen. Auch auf unserer eigenen Facebook-Seite gab es in der Frage Gesprächsbe darf. Der Thienemann Verlag erklärte daraufhin, es gehe darum, aus heutiger Perspektive diskriminie rende Begriffe zu streichen. „Nie mand hat Otfried Preußler je Ras sismus vorgeworfen. Im Kontext der Entstehungszeit waren die frag lichen Begriffe neutral, aber aus heutiger sind sie es eben nicht mehr“, betont der Verleger Klaus Willberg, in der Stellungnahme vom 18. Januar. Textstellen mit Be griffen, die Kinder in der heutigen Zeit nicht mehr verstehen, weil sie nicht mehr zum Sprachgebrauch gehören, will Thienemann auf be hutsame Weise sprachlich moder nisieren. Beispiele sind „verbläu en“, sich „dazuhalten“ (beides „Die kleine Hexe“), Wäsche „schwei fen“, „ausbrühen“ (beides „Der kleine Wassermann“). Ähnlich verfährt der Oettinger Ver lag mit Pippi Langstrumpf bereits seit Jahren. Bisher hatte davon an scheinend niemand Notiz genom men. Handelt es sich bei dem Vor gehen der Verlage um das Um schreiben von Weltliteratur und Geschichtsverfälschung oder eine notwendige, pädagogische Anpas sung von Kinderliteratur? Dieser Frage geht Ulrich Greiner in seinem durchaus kontroversen Text „Die kleine Hexenjagd“ nach. Herzliche Grüße, Gunda Ostermann Gunda Ostermann, Jahrgang 1974, lebt mit ihrem Mann und dem gemeinsamen Sohn in Venlo. 3 2/2013 © fotolia.com: triocean #39712524 4 Di e An a tom ie de s Ska nda ls 2/2013 vierziger Jahre, als der erste Band in Schweden er schien, sei der Begriff noch nicht verletzend gewesen, sagt der Verlag, heutzutage könne man ihn so nicht stehen lassen. Ein Furor politischer Korrektheit ver breitet sich im Land. Die Ministerin Kristina Schröder, im Interview mit der ZEIT gefragt, wie sie mit dem „kleinen Neger“ umgehen würde, der gleich zu Beginn in Michael Endes Roman Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer auftaucht, antwortet, sie würde daraus beim Vorlesen „ein Baby mit schwarzer Hautfarbe“ machen. Di e k l e i ne He x e nj ag d 5 Ulrich Greiner, schreibt Feuilleton/Literatur und ist Kulturkorrespondent für DIE ZEIT. Dieser Artikel entstand unter Mitarbeit von Catalina Schröder und Kilian Trotier. Urheber und Quelle: © Ulrich Greiner, DIE ZEIT Ausgabe 4 vom 21.01.2013. www.zeit.de befrachtet“ und von „Kolonialrassismus“ gezeichnet. Beweis dessen: Pippi behaupte, alle Menschen im Kon go lögen. Schauen wir uns die Szene an: Ja, sie sagt das, und es kommt so: „Die kleine Hexenjagd“ Kinderbücher sollen überarbeitet werden Ulrich Gr ein er Aus Kinderbuch-Klassikern sollen Wörter gestrichen werden, die nicht mehr politisch korrekt sind. Das ist gut gemeint, aber ein Vergehen an der Literatur. Artikel 5 des Grundgesetzes behauptet: „Eine Zensur fin det nicht statt.“ Was aber, wenn sie doch stattfindet? In der menschenfreundlichen Absicht, auf die Gefühle von Minderheiten Rücksicht zu nehmen? Bekannte deutsche Verlage haben angekündigt, ihre KinderbuchKlassiker zu überarbeiten und Formulierungen, die als verletzend empfunden werden könnten, durch neutrale zu ersetzen. Klaus Willberg vom Thienemann Verlag, der die Bücher von Michael Ende und Otfried Preußler verlegt, beabsichtigt, „veraltete und politisch nicht mehr korrekte Begrifflichkeiten“ zu entfernen: Wie an ders als Zensur oder Fälschung soll man das nennen? In Preußlers Buch Die kleine Hexe verkleiden sich Kin der als Neger, Chinesenmädchen und Türke. Diese Be griffe sollen nach Willbergs Willen verschwinden: „Die Kinder werden sich als etwas anderes verkleiden.“ Ihre Auswahl schrumpft: Als Indianer, Zigeuner oder Eskimo können sie auch nicht gehen, das wäre dis kriminierend, ein Dornröschen wäre sexistisch, ein Scheich islamfeindlich. Und Hexe geht ja schon lange nicht mehr. Auf der Insel Lummerland, die unter der Regentschaft von König Alfons dem Viertel-vor-Zwölften von Frau Waas, Herrn Ärmel und Lukas dem Lokomotivführer bewohnt wird, kommt eines Tages ein Paket an. Man öffnet es: „‚Ein Baby!‘, riefen alle überrascht, ‚ein schwarzes Baby!‘ – ‚Das dürfte vermutlich ein kleiner Neger sein‘, bemerkte Herr Ärmel und machte ein sehr gescheites Gesicht.“ Frau Schröder würde übersetzen: „‚Ein Baby!“, riefen alle überrascht, ‚ein schwarzes Baby!‘ – ‚Das dürfte vermutlich ein Baby mit schwarzer Hautfarbe sein‘, bemerkte Herr Ärmel und machte ein sehr gescheites Gesicht.“ Herr Ärmel ist ein Mann von großer Güte und kleinem Verstand, aber so blöde dann doch nicht. Und der Witz der Szene verschwindet. Denn der eigentliche Schwarze auf Lummerland ist Lukas, der täglich mit seiner Lokomotive auf der Insel herumfährt und den Ruß nie ganz von der Haut kriegt, trotz seiner „beson deren Lokomotivführerseife“. Er bleibt also schwarz, „aber wenn er lachte, sah man in seinem Mund präch tige weiße Zähne blitzen. Außerdem trug er im linken Ohrläppchen einen kleinen goldenen Ring.“ Verkleiden? Die Auswahl schrumpft Ist es Rassismus, wenn Pippi sagt: „Alle Menschen im Kongo lügen“? Vielleicht Pirat? Pippis Herzenswunsch ist, Seeräuber zu werden. Einstweilen ist die Heldin von Astrid Lind grens legendärer Trilogie Pippi Langstrumpf lediglich „Negerprinzessin“. Das heißt, sie war es. Der Oettin ger-Verlag hat schon vor Jahren alle „Neger“ entfernt. Heute ist Pippi „Südseeprinzessin“. Damals, Mitte der Man sieht: Lukas ist der Karnevalsneger, Jim Knopf ist der richtige Neger. Wer da mit Korrekturen anfängt, darf gar nicht mehr aufhören. Das gilt erst recht für Pippi Langstrumpf. Der Antisemitismus- und Rassis musforscher Wolfgang Benz hat vor einiger Zeit ent deckt, Astrid Lindgrens Buch sei „mit Ressentiments Pippi geht eines Tages auf der Straße rückwärts. Von den Nachbarskindern Thomas und Annika darauf an gesprochen, antwortet sie: „Leben wir etwa nicht in einem freien Land? Darf man nicht gehen, wie man möchte?“ In Ägypten zum Beispiel, wo sie schon ein mal gewesen sei, gingen alle Menschen so, und in Hin terindien liefen sie auf den Händen. „‚Jetzt lügst du‘, sagte Thomas. Pippi überlegte einen Augenblick. ‚Ja, du hast recht, ich lüge‘, sagte sie traurig. ‚Lügen ist hässlich‘, sagte Annika. ‚Ja, Lügen ist sehr hässlich‘, sagte Pippi noch trauriger. ‚Aber ich vergesse es hin und wieder, weißt du. Und übrigens‘, fuhr sie fort, und sie strahlte über ihr ganzes sommersprossiges Gesicht, ‚will ich euch sagen, dass es im Kongo keinen einzigen Menschen gibt, der die Wahrheit sagt. Sie lügen den ganzen Tag. Sie fangen früh um sieben an und hören nicht eher auf, als bis die Sonne untergegangen ist.‘“ Sprache ist immer kontaminiert von den Zeitumständen Selbstverständlich ist es die Aufgabe eines Rassismus forschers, Rassismus ausfindig zu machen, aber er sollte sein Augenmerk vielleicht lieber auf die Realität richten als auf die Fiktion. Pippi Langstrumpf ist näm lich nicht nur ein Kinderbuch, sondern auch ein lite rarisches Meisterwerk. Es spielt virtuos mit verschie denen Ebenen von Wahrheit und Wirklichkeit. Wenn Pippi zugibt, dass sie leider oft lüge, und zugleich be hauptet, dass alle Kongolesen lögen, erinnert sie an das von dem britischen Philosophen Bertrand Russell formulierte berühmte Paradoxon: „Epimenides, der Kreter, sagte: Alle Kreter sind Lügner.“ 6 D i e kl e i n e He x e nja gd 2/2013 2/2013 Darauf Fiesco: „Ist die Bestie stolz. Bestie, sprich, wer hat dich gedungen?“ Vielleicht ist es gut, dass das Stück heute fast nicht mehr gespielt wird. Andererseits ist der Begriff Mohr so erkennbar altmodisch, dass man ihm eine unheilvolle Wirkung kaum noch unter stellt. Und schließlich ist Schiller hohe Literatur, da ist man vorsichtiger. Bei Kinder- und Jugendbüchern jedoch herrscht nun der Alarmzustand Die zahllosen Robinson-, Moby Dick – und Gulliver -Aus gaben für Jugendliche wurden schon immer gekürzt und zensiert. Das spielte insofern keine Rolle, als sich jeder, wenn er alt genug war, die Originale leicht zu Gemüte führen konnte. Wie aber steht es jetzt im Fall von Astrid Lindgren, Otfried Preußler und Michael Ende? Und womöglich von vielen anderen, deren Texte längst stillschweigend zensiert wurden? Auch das sind Werke der Literatur, deren Entstehungszeit ih ren Sprachgebrauch und ihr gesamtes Wesen unver meidlich geprägt hat. Darf man diese Prägung wegre digieren? Und darf man Pippis lügnerisches Volk zu erst im Kongo, dann in Nicaragua und schließlich in Kenia lügen lassen, wo der Verlag es nacheinander an gesiedelt hat, während es bei Astrid Lindgren seit je im Kongo gelogen hat? © Reinhold Löffler www.Lr-cartoons.de … eine haltlos-unschuldige Spielerei Dem Wegfall der Negerprinzessin haben Lindgrens Er ben offenbar zugestimmt. Man will ja keinen Ärger. Es ist aber sonnenklar, dass Pippis „Neger“ nichts anderes sind als eine haltlos-unschuldige Spielerei mit jenem Phantasma des naiven Naturvolks, das schon Gauguin umgetrieben hat. Pippi fährt ja in die Südsee, wo es bekanntlich keine Schwarzen gibt, weshalb Kritiker bemerkt haben, man müsse „Polynesier“ sagen. Das steht aber nicht bei Lindgren. Da steht „negerprinsessa“, und an einer Stelle sagt Pippi: „Ich werde einen eigenen Neger haben, der mir jeden Morgen den ganzen Körper mit Schuhcreme putzt. Damit ich eben so schwarz werde wie die anderen Negerkinder. Ich stelle mich jeden Abend zum Putzen raus, zusammen mit den Schuhen.“ Das verstehen heute, da in den al lermeisten Hotels die Schuhe nicht mehr geputzt oder gewichst werden, selbst Erwachsene nicht mehr. Die Bedeutung von „Neger“ hat sich tatsächlich gewan delt. Heute ist es ein herabsetzender Begriff, der sich im respektvollen Umgang verbietet. In einem literarischen Text aber kann er erlaubt sein, zum Beispiel bei Rollen prosa. Aber auch die kann problematisch werden. Der Schriftsteller Uwe Timm etwa setzt sich in seinem Ro man Morenga mit dem deutschen Kolonialismus in Afri ka auseinander. Darin heißt es: „Oberveterinär Gott schalk wurde von einem Neger an Land getragen.“ Die Verlage fummeln ja nicht allein aus moralischen Gründen. Klaus Willberg, von der ZEIT dazu befragt, erklärt, in älteren Büchern gebe es zuweilen Wen dungen, die den heutigen Kindern nicht mehr ver ständlich seien. Den Ausdruck „Schuhe wichsen“ müs se man durch „Schuhe putzen“ ersetzen und das veral tete „Handy“ durch das aktuelle „Smartphone“. Es geht mit anderen Worten darum, die Akzeptanz der Kinderbuch-Klassiker auf dem gewohnten Verkaufsni veau zu halten und die jungen Kunden nicht durch ein ungewohntes Vokabular abzuschrecken. Aber die ser Versuch, eine totale Gegenwärtigkeit herzustellen, muss bei anspruchsvollen Texten scheitern. Er sei für diese Formulierung heftig kritisiert worden, sagt Timm nun gegenüber der ZEIT – übrigens nicht von Afrikanern, sondern von Deutschen. „Aber diese Passage wird aus dem Blickwinkel Gottschalks erzählt, und für den waren die Schwarzen bloß die Neger.“ Man könne den historischen Wortgebrauch nicht ein fach übergehen und quasi eine reine Sprache herstel len. Das wäre Geschichtsklitterung. In der Tat: Jeder Sprachgebrauch ist kontaminiert von den Zeitumständen. In Schillers Drama Die Verschwörung des Fiesco zu Genua tritt ein Schwarzer auf: „Muley Hassan, Mohr von Tunis. Die Physiognomie eine origi nelle Mischung von Spitzbüberei und Laune“. Er ver sucht erfolglos, Fiesco zu erdolchen. Für Geld tut er alles, und für eine höhere Prämie wechselt er auf Fies cos Seite. Davor sagt er: „Herr, einen Schurken könnt Ihr mich schimpfen, aber den Dummkopf verbitt ich.“ © fotolia.com: Nikolai Sorokin #37809885 Für Kinder ist das kein Problem, nur für Erwachsene. Und die Erwachsenen haben Pippi nie wirklich gemocht. In Frankreich war das Buch, ohne dass es jemandem auf gefallen wäre, mehr als vierzig Jahre lang nur in einer stark redigierten Fassung zu haben. Alle provozie renden Passagen, vor allem Pippis ausgesprochen rot zigen Umgang mit den Lehrern, hatte man gestrichen. Als Astrid Lindgren davon erfuhr, erschien 1995 end lich die richtige Fassung. Aber Pippi ist nicht nur rot zig, nicht nur eine Anarchistin, sie hat auch einen scharfen Kopf. Einmal wird sie von der Lehrerin für eine gute Tat gelobt: „Dazu sind wir ja da, damit wir gut und freundlich zu anderen Menschen sind.“ Pippi entgegnet: „Hehe, und wozu sind die anderen Men schen da?“ Winston Smith, der Held von George Orwells Roman 1984, ist Angestellter im sogenannten Wahrheitsmini sterium. Seine Aufgabe besteht darin, Bücher und Zei tungsberichte umzuschreiben, also rückwirkend zu verfälschen. Seine Freundin Julia ist jünger als er, sie Di e k l e i ne He x e nj ag d 7 ist unter dem Regime des Großen Bruders aufgewach sen. Eines Tages sagt er zu ihr: „Ist dir klar, dass die Vergangenheit tatsächlich ausgelöscht worden ist? Alle Dokumente sind entweder vernichtet oder ge fälscht worden, jedes Buch hat man umgeschrieben, jedes Gemälde neu gemalt, jedes Denkmal, jede Straße und jedes Gebäude umbenannt, jedes Datum geän dert. Die Historie hat aufgehört zu existieren.“ Die mörderischen Ideen rechter Schläger entstehen nicht durch fehlgeleitete Lektüre der „Kleinen Hexe“ So weit sind wir glücklicherweise nicht. Es ist nicht Orwells Großer Bruder, der interveniert, sondern der Kleine Bruder politische Korrektheit. Dessen rastlose Tätigkeit sollte man aber nicht unterschätzen. Er reali siert sich im Tun jener zahllosen, oftmals staatlich be stallten Tugendwächter, die in höherem Auftrag, sei es Feminismus, Antisemitismus oder Antirassismus, agie ren und die mit ideologisch geschärftem Nachtsicht gerät dunkle Abweichungen vom Pfad der Gerechten unverzüglich aufdecken. Wer sucht, der findet. Aber leider recht selten jene hasserfüllten Schläger, deren Untat für alle sichtbar ist. Wenn die überhaupt je gele sen haben, sind sie auf ihre mörderischen Ideen si cherlich nicht durch die fehlgeleitete Lektüre der Kleinen Hexe oder Pippi Langstrumpfs gekommen. Zweifellos gibt es Rassismus in diesem Land, und es gibt immer mehr Mitbürger nichtdeutscher Herkunft, die Wörter wie „Negerkuss“ oder „Mohrenkopf“ nicht sehr komisch finden und die in der Idee, sich als „Ne ger“ oder „Türke“ zu verkleiden, den Ausdruck jenes „weißen Dominanzdenkens“ erkennen, das Wolfgang Benz an Astrid Lindgren kritisiert. r u s Zen 8 D i e kl e i n e He x e nja gd Mekonnen Mesghena zum Beispiel sieht das so. Als Flüchtling aus Eritrea kam er im Alter von vierzehn Jah ren nach Deutschland, machte Abitur, studierte Journa listik, war beim WDR und leitet nun das Referat „Migra tion & Diversity“ der Heinrich-Böll-Stiftung. Er war es, der den Thienemann Verlag durch einen „massiven, in der Sache aber korrekten Beschwerdebrief“, so Willberg, dazu bewog, die Kleine Hexe zu überarbeiten. Im Gespräch mit der ZEIT schildert Mesghena die Hürden und Vorurteile, die er im Lauf seines Lebens zu überwinden hatte. Als er seiner Tochter aus der Kleinen Hexe vorlas, stieß er auf das Kapitel, in dem sich die Kinder verkleiden. „Ich geriet ins Stocken. Das hat sie gemerkt und gefragt: Was ist los? Ich habe gesagt: Das wimmelt nur so von rassistischen Ausdrücken. Für sie ist das kein Fremdwort. Sie weiß, dass ich mit dem Kindergarten gesprochen habe, damit das Wort Neger dort nicht mehr verwendet wird. Ich habe sofort an den Verlag geschrieben, dass ich die Ausdrücke rassistisch finde.“ © fotolia.com: lanych #48826580 Nun könnte man Mesghena entgegnen, er möge be denken, dass alles Geschriebene dem Gesetz sprachlichen Altwerdens unterliege. Und dieses Gesetz wer 2/2013 de nicht dadurch beseitigt, dass man Texte umschrei be, handele es sich um die Bibel oder um die Kleine Hexe. Und zweitens könnte man ihm sagen, dass die von ihm monierten Bücher in der Lesebiografie deut scher Kinder, die heute oftmals erwachsen seien, eine wichtige Rolle gespielt hätten und dass man ihnen nicht die Erinnerung stehlen dürfe. Damals sei es ein gewiss unschuldiges Vergnügen gewesen, sich als Tür ke oder Neger zu verkleiden. So wie ja auch unter den Heiligen Drei Königen, die als Sternsinger in die Woh nungen kommen, bis heute immer einer sei, der sich als Mohr verkleide, obwohl der Bibeltext keinen Hin weis darauf gebe. So könnte man sprechen, müsste aber zuvor auf ein höchst verbreitetes Argument eingehen, das bei Kristi na Schröder auftaucht, wenn sie sagt: „Auch ohne böse Absicht können Worte Schaden anrichten.“ Da mit ist gemeint, dass die – ob leichtfertige, ob spiele rische – Verwendung des Wortes „Neger“ den Samen des Rassismus sät, der, einmal in den Boden der kind lichen Seele gesenkt, böse Früchte trägt. Das, mit Verlaub, ist ein naiver Gedanke. Er setzt eine Art Unschuld des Kindes voraus, die sich dadurch be wahren lasse, dass man es vor schädlichen Vokabeln schütze. Er übersieht den simplen Sachverhalt, dass keine Erziehungsidee jemals direkt zum Ziel gelangt ist (zum Glück), denn der Charakter eines Menschen ent steht dialektisch, über Figuren der Spiegelung, des Wi derspruchs, der Überbietung. Sodass ein Kind, das von Beginn an gelernt hätte, wie böse es sei, „Neger“ zu sagen, vielleicht irgendwann von der Lust ergriffen würde, es endlich zu sagen – und die verächtlichen Implikationen womöglich für wahr zu halten. Glaubt im Ernst jemand, man erziehe Astrid-Lind gren-Leser zu Rassisten, wenn man den Text nicht rei nige? Sollte man die pädagogische Energie nicht besser auf das Heer jener Illiteraten richten, die von Pippi Langstrumpf noch nie etwas gehört haben und trotz dem genau wissen, wer der Neger ist? Was eigentlich sagen die jungen Leser selbst dazu? Die ZEIT hat zwei Hamburger Schulklassen das Pro blem vorgelegt. Hier einige Antworten: „Früher dachten 2/2013 viele Deutsche, sie seien klüger als Menschen aus an deren Ländern. Sie fanden es lustig, sich zum Beispiel als Türken, Chinesen und Neger zu verkleiden. Meine Eltern kommen aus Spanien und der Türkei. Deshalb kann ich über so etwas nicht lachen.“ Oder: „Wenn man jemanden Negerlein nennt, klingt das wie der Name für ein Haustier. Und das ist gemein! Wenn solche Wörter in Büchern vorkommen, muss man die Bücher ändern.“ Di e k l e i ne He x e nj ag d Deutscher Jugendliteraturpreis Staatspreis für Literatur Schließlich: „Das Wort Negerkuss darf man heute nicht mehr sagen, das ist schwarzen Menschen gegenüber gemein. Deshalb sollte das Wort Neger auf keinen Fall in einer Geschichte vorkommen.“ So oder ähnlich lau teten die allermeisten Antworten. Was folgt daraus? Wenn das Ergebnis repräsentativ ist (was wir nicht wissen), so ist es höchst ermutigend. Es bedeutet nämlich, dass Kinder, die eine gewisse Lese praxis haben, in Sachen Wortwahl sehr empfindlich sind, sodass also die Furcht, sie würden durch ehemals harmlose und heute kränkende Vokabeln auf Abwege geführt, unbegründet ist. Diese Kinder müssten dann nur noch ihre Erfahrungen mit der Geschichtlichkeit von Texten sammeln, damit sie einsähen, wie wenig rückwirkendes Umschreiben hilft. Die Annahme einer harmlosen Kinderseele, die vor schlimmen Wörtern zu bewahren sei, führt in die Irre. Vermutlich ist die gegenteilige Annahme richtig: dass die kindliche Seele keineswegs rein und unschuldig ist, sondern von früh an gesättigt mit Aggressivität – ein Wort, das man nur mit Vitalität übersetzen muss, um es weniger schrecklich zu finden. Der Aggressionstrieb findet etwa in den Märchen der Brüder Grimm das Feld, auf dem er sich unschädlich austoben darf. Die Märchen verstoßen gegen alle Regeln politischer Korrektheit. Es herrschen dort Mord und Totschlag, Mütter werden verbrannt und Söhne umgebracht. Das muss niemanden erschrecken, denn derlei ereignet sich im Kopf, passiert aber nicht wirklich. Wenn sie nicht gestorben sind, so leben sie noch heu te. Und wenn nicht, würde es nicht helfen, die Mär chen umzuschreiben. Wie überhaupt das Fälschen noch nie geholfen hat. & Der Deutsche Jugendliteraturpreis wird als einziger Staatspreis für Literatur seit 1956 vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gestiftet und jährlich verliehen. Ausgezeichnet werden herausragende Werke der Kinder- und Jugendliteratur. Eine Kritikerjury vergibt den Deutschen Jugendliteraturpreis in den Sparten Bilderbuch, Kinderbuch, Jugendbuch und Sachbuch. Parallel dazu verleiht eine unabhängige Jugendjury den Preis der Jugendjury. Sie besteht aus sechs über die Bundesrepublik verteilten Leseclubs. Die Jurys prüfen die Bücher aus der Produktion des Vorjahres und nominieren davon sechs Titel pro Sparte. Die Nominierungsliste wird am Donnerstag, dem 14. März 2013, auf der Leipziger Buchmesse verkündet. Mehr Informationen unter www.djlp.jugendliteratur.org 9 2/2013 © fotolia.com: dmitrimaruta #42181100 10 L i t e r at u r i m Ohr 2/2013 Kostenlose Lesungen entdecken Wer hört heute noch Radio? Außer vielleicht beim Frühstück oder im Auto? Wenn Sie bisher „nur“ Musik im Radio hören, können Sie nun kostenlose Lesungen entdecken und sich informieren, was es Neues auf dem Buchmarkt gibt. Haben Sie Lust auf eine kleine Deutschlandreise? Ich möchte Sie einladen, einige Hörfunksender der Republik kennenzulernen und her auszufinden, welche Sendungen sich mit Büchern be schäftigen. Sie brauchen dafür nur Ihren Lieblingsses Marek Walica Wenn Sie keinen digitalen Radioempfang haben oder kein Internetradio besitzen, können Sie alle Sen dungen online am Computer hören, sich vieles als Podcast auf Ihren PC, MP3-Player oder Smartphone herunterladen. Sie können sich den Podcast Ihrer Lieblingssendungen auch abonnieren, z. B. über iTunes. Wie das genau geht, erfahren Sie zum Beispiel auf der Homepage des NDR. Weiter geht es auf unserer Reise zum … Auf NDR 1 Niedersachsen stellt Margarete von Schwarz kopf in der „Bücherwelt“ regelmäßig neue Titel vor, je den Dienstagabend um 21.05 Uhr. In 2013 widmet sie sich zusätzlich einmal im Monat dem Spezialthema „Autoren im Exil“. Fangen wir mit unserer Reise im Norden an ... Der NDR hat eine ganz hervorragende, übersichtliche Internetseite. Wenn Sie sich über Kultur bis zu Litera tur geklickt haben, finden Sie dort u.a. „Wickerts Bü cher“. Ulrich Wickert, bekannt als Tagesthemenmode rator, stellt an jedem 1. Sonntag im Monat von 13.00 bis 14.00 Uhr auf NDR Kultur Bücher vor, spricht mit Susanne Emschermann, freie Autorin, Büchereileiterin KÖB St. Dionysius Niederkassel. © fotolia.com: contrastwerkstatt #46339442 Gehören Sie wie ich noch zur „Generation Radio“? Dann hat Ihnen Onkel Eduard wahrscheinlich auch Märchen vorgelesen oder Sie haben bei Astrid Lindgrens „Kalle Blomquist“ vor Angst auf den Nägeln gekaut. Vielleicht waren aber auch Tante Jo und Onkel Tobias regelmäßig zu Gast in Ihrem Wohnzimmer. sel und das gute alte Radio (oder Computer und MP3Player, Smartphone, etc.). © fotolia.com: Die Literatur- und Sprachwissenschaftlerin Annemarie Stoltenberg empfiehlt jeden Dienstag um 7.20 Uhr ein Buch. Die Besprechung ist auch online zu finden, wenn Sie es nicht schaffen, „Stoltenberg liest“ live zu hören. Was Sie auf gar keinen Fall verpassen dürfen, ist „Das gemischte Doppel“. Hier stellen Frau Stolten berg und Rainer Moritz, der Leiter des Literaturhauses Hamburg, viermal im Jahr Neuerscheinungen aus al len Genres vor. Geistreich und witzig spielen sich die beiden gekonnt die Bücher zu. Ich verspreche Ihnen, anschließend möchten Sie sofort in die nächste Buch handlung rennen, um sich einige Titel zu besorgen. Die geplanten Sendetermine für 2013 sind: 19.02./ 4.06./ 24.09./ 26.11. jeweils von 10.00–13.00 Uhr auf NDR Kultur. Wer in Hamburg wohnt, kann die beiden im Literaturhaus auch live erleben. Morgens um 8.30 Uhr und abends um 22.05 Uhr können Sie sich vorle sen lassen. So wird in der 3. Januarwoche z. B. mor gens aus dem Roman „Fliehkräfte“ von Stefan Thome und abends aus den Erzählungen von E.T.A. Hoffmann gelesen. Die wöchentlichen Programme bietet der Sen der im PDF-Format an. Literatur im Ohr Susann e E m sch e r m ann #49581981 Autoren, z. B. mit dem Krimiautor Petros Markaris über die Finanzkrise in Griechenland oder mit Judith Schalansky über Buchkunst. 11 WDR nach Köln. Jeden Sonntag gibt es von Christine Westermann oder Antje Deistler einen Buchtipp in der Westzeit auf WDR 2, nachzuhören und nachzulesen auf der Homepage. Die vorgeschlagenen Titel sind durchweg bibliotheksgeeignet (z. B. „Engel und Dämo nen“ von Georg Haderer oder „Das Sonnenblumen feld“ von Andrej Longo). Ebenfalls sonntags zwischen 18.05 Uhr und 19.00 Uhr gibt es auf WDR 3 einen Pflichttermin für Literaturliebhaber, „Gutenbergs Welt“. Das Literaturmagazin spricht mit Autoren, empfiehlt Romane und Sachbücher. Zum Nachhören sind die Empfehlungen nicht über die Mediathek zu finden, sonder über Podcasts. Besser, Sie laden sich den kostenlosen Radiorecorder des WDR herunter. Da mit können Sie Ihre Wunschsendungen programmie ren und aufnehmen. Das ist selbst für technisch unbe gabte Menschen möglich – ich habe es ausprobiert. Den Computer oder Laptop müssen Sie natürlich an lassen, wenn Sie nicht zu Hause sind. So verpassen Sie z. B. keine Folge des wöchentlichen Hörspiels, diens tags auf WDR 5. Der Samstagabend ist auf diesem Sender für Buchlieb haber reserviert. Um 20.00 Uhr beginnt das WDR 5 – L i ter a tu r i m O h r 2/2013 Internetadressen: www.boersenverein.de/de/portal/Buecher_im_Radio/158282 www.br.de/radio/bayern2/inhalt/feuilleton/index.html www.dradio.de/portale/literatur/sendungen/ www.dradio.de/recorder/999552/ www.hr-online.de/website/radio/hr2/index.jsp?rubrik=13038 www.mdr.de/mdr-figaro/literatur/buendelgruppe2196.html www.ndr.de/kultur/literatur/index.html www.sr-online.de/sronline/der_sr/kommunikation/aktuell/21012013_pm_buecherlese100.html www.swr.de/swr2/literatur/bestenliste/-/id=98456/1fuhjty/index.html www.swr.de/swr2/programm/sendungen/fortsetzung-folgt/-/id=658902/fys1d2/index.html www.tobit.com/radiofx/ www.wdr.de/radio/home/radiorecorder/start/index.phtml www.wdr2.de/kultur/buecher/index.html www.wdr3.de/literatur/index.html www.wdr5.de/kultur-literatur.html Literaturmagazin „Bücher“. Es folgt der „Ohrclip“ – von 21.05 Uhr bis 23.00 Uhr gibt es Literarisches, gele sen von Schauspielern oder vom Autor selber. Auf meinem Recorder befindet sich z. B. eine Lesung des Buches „Die Party bei den Jacks“ von Thomas Wolfe. Der Vorleser ist Matthias Brandt. Am letzten Samstag im Monat wechseln sich Mundart („Land und Leute“) und Krimi ab. Krimileser kommen voll auf ihre Ko sten, wenn es heißt: Legen Sie nicht auf! „Die telefonische Mord(s)beratung.“ Der Clou sind die Anrufe von Hörern, die eine ganz persönliche Empfehlung be kommen oder geben möchten. Jeder kann mitmachen unter der kostenfreien Nummer: 08005678555. Schau en Sie mal nach, was am kommenden Samstagabend im Programm ist! dio“ umfassend über neue Hörbücher: Belletristik und Sachbücher für Erwachsene, Kinder und Jugendliche. Es gibt Interviews und Hörproben! Das Magazin orien tiert sich an der hr2 – Hörbuchbestenliste. Etwas weiter südlich schauen wir beim … Wir bewegen uns ein Stück nach Osten. SWR vorbei. Bei „Fortsetzung folgt“ bekommen Sie montags bis freitags von 14.30 Uhr bis 14.55 Uhr ein ganzes Buch vorgelesen, jeden Tag ein bisschen. Im Moment wird der Roman „Sunrise – Das Buch Joseph“ von Patrick Roth gelesen. Der Titel war im Mai 2012 das Buch des Monats beim Borromäusverein. Die nächsten Bücher für das 1. Quartal 2013 sind „Das dreizehnte Kapitel“ von Martin Walser, „Wovon wir träumten“ von Julie Otsuka und „Ein Vermächtnis“ von Sibylle Bedford. Alles auf SWR 2. Beim Kulturradio MDR Figaro besuchen wir das LeseCafé. Jeden zweiten Sonntag im Monat sind dort um 16.05 Uhr Autoren zu Gast und diskutieren über ihre Bücher. Im Januar sprach der Literaturredakteur Mi chael Hametner mit Stefan Thome. Zwischen Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg lohnt sich ein Besuch beim Saarländischen Rundfunk. An jedem Samstagnachmittag um kurz nach drei ist die „Bücherlese“ eine Alternative für Men schen, die sich nicht für Fußball interessieren. Frankfurt am Main ist unser nächstes Reiseziel. Auf hr2 Kultur informiert das neue Hörbuchmagazin „Au- Schauen wir nach Süden in den bayerischen Bücher himmel. Das Büchermagazin „Diwan“ auf Bayern 2 L i t e r at u r i m Ohr 2/2013 verspricht jeden Samstag um 14.05 Uhr intelligente Unterhaltung. Hier werden Leser mit Anspruch fün dig. Die Empfehlungen sind für kleine Bibliotheken allerdings nur bedingt tauglich. Die radioTexte infor mieren und unterhalten dienstags, samstags und sonntags mit aktuellen Titeln, aber auch Klassikern. Zum 20. Todestag von Anna Wimschneider wurde aus ihrem Buch „Herbstmilch“ vorgelesen. Wenn Sie auf der Bayern 2 Homepage „Radiotexte“ eingeben, be kommen Sie unter „Podcast“ eine Liste der Lesungen, die noch zur Verfügung stehen. Zum Schluss geht es zurück nach Köln ... Kommen wir zu dem Sender, der die Kulturfahne be sonders hochhält, zum Deutschlandfunk. Täglich um 16.10 Uhr dürfen Sie über den „Büchermarkt“ flanie ren. Samstags werden Bücher für junge Leser bespro chen. Das Deutschlandradio Kultur präsentiert mehrmals täglich in „Kritik“ neue Bücher und wieder entdeckte Schätze. Die Redaktion gibt monatliche Buchempfehlungen, die sie natürlich auch nachlesen oder -hören dürfen. Das monatliche Programm des Deu tschlandradios mit vielen interessanten Zusatz informationen ist ebenso wie das Quartalsheft „Hör spielfeature“ auf der Homepage des Senders kostenfrei zu bestellen. Statt von jeder Rundfunkanstalt einen Radiorecorder he runterzuladen, können Sie auch den des Deutschland funks wählen, der Sendungen aus aller Welt aufnehmen kann. Er hat allerdings den Nachteil, dass er keine gleich zeitigen Aufnahmen schafft. Dafür bieten sich kosten lose Recorder, z. B. Radio.fx an. Eine Bewertung der Soft ware finden Sie im Netz, z. B. bei Computerbild. Der Börsenverein des deutschen Buchhandels bietet auf seiner Homepage eine Liste „Bücher im Radio“. Hier bekommen Sie eine Ahnung von der Vielzahl der Büchersendungen. Dagegen kommt das Fernsehen nicht an. Zum Schluss ein kleiner Tipp für Nostalgiker: Einige alte Märchenhörspiele sind inzwischen auf CD erhält lich; die Audio Factory hat als „Hörspielschätze“ u.a. zwölf Märchen der Gebrüder Grimm neu aufgelegt (Hörspielschätze 1: ISBN 978-3939814009). Oder ge ben Sie bei youtube mal Eduard Marks ein. Da können Sie die alten Polydor-Schallplatten Ihrer Kindheit nachhören! War Ihre Lieblingssendung nicht dabei? Die Redaktion freut sich über zusätzliche Tipps! Schreiben Sie bitte an: [email protected] & Büchereiarbeit im Krankenhaus Ein etwas anderer Büchereialltag Die Fortbildungstagung für Kran kenhausbibliotheken 2013 in Hofgeis mar beinhaltet folgendes Schwerpunktthema: Team – Kommunikation im Team, Rollen und 13 © fotolia.com: Smileus #21562176 12 Funktionen der Einzelnen, Motivation, Delegation von Aufgaben, Führen und Leiten. Weitere interessante Impulse gbt es zur Medizin ethik (Sensibilisierung, Leitlinien in Krankenhäusern und Konsequen zen für Krankenhaus bibliotheken) und zu E-Books. www.borromaeusverein.de Bildung Büchereipraxis 14 R ei s e i n s R e ic h de r 26 Z a ube rzeichen 2/2013 Reise ins Reich der 26 Zauberzeichen Fortbildungsveranstaltung der LAG Doroth e e Steue r u n d H elg a Sch w a r z e Die Landesarbeitsgemeinschaft kirchlicher Büchereiarbeit in RheinlandPfalz (LAG) bot diese, im September 2012 in Ludwigshafen, an. 40 ehrenamtliche Büchereimitarbeiter/innen aus 28 katholischen und evangelischen öffentlichen Büchereien nahmen an zahlreichen Ausflügen in die vielseitige Welt der Bilderbücher und Geschichten teil. Literacy, die Aneignung von Sprachund Lesekompetenz, verbunden mit Text- und Sinnverständnis wird be reits in der frühen Kindheit grund gelegt. Voller Neugier und Wissens durst wollen Kinder schon früh – meist lange vor Schulbeginn – sich Buchstaben erobern. Dass Kinder in ihren Familien sehr unterschied liche Erfahrungen mit der Lese-, Er zähl- und Schriftkultur machen, se hen Büchereien meist in Kooperati on mit Kindertagesstätten und Schulen. Genau da sehen Büche reien eine wichtige Aufgabe, Kin der schon sehr früh in der Aneig nung von Sprach- und Lesekompe tenz zu unterstützen. Dabei bieten sie häufig ein vielseitiges Angebot an eigenen Veranstaltungen wie Vor lesestunden, Bilderbuchkinos oder Spiel- und Bastelaktionen an. Die „Reise ins Reich der 26 Zauberzei chen“ bot dementsprechend eine bunte Palette praxiserprobter und überaus kreativer Methoden, die es zukünftig den teilnehmenden Büchereimitarbeiter/innen ermög lichen sollen, diese einfach und unkompliziert in das eigene Veran staltungsangebot zu integrieren. Dabei ging es um verblüffend ein fache Beispiele, Buchstaben mit al len Sinnen ins Spiel zu bringen, sich kreativ mit Buchstaben, Wör tern, mit Reimen und Versen oder auch mit Bilderbüchern und Ge schichten auseinanderzusetzen, um damit Kindern den Spaß am Lesen Dorothee Steuer, Fachstelle für Katholische Büchereiarbeit im Bistum Trier und Helga Schwarze, Landeskirchliche Büchereifachstelle der Evangelischen Kirche im Rheinland Kontakt und Bilder: Dorothee Steuer, zurzeit Vorsitz der LAG, Fachstelle für Katholische Büchereiarbeit im Bistum Trier, Hinter dem Dom 6, 54290 Trier; Tel.: 0651 7105-471; Fax: 0651 7105-520; Mail: [email protected] zu vermitteln, Erzähl und Lesefreu de zu entwickeln und sie mit spie lerischen Mitteln in die Welt des Alphabetes einzuführen. In Grup penarbeit und in verschiedenen Mitmachaktionen konnten die Teilnehmer/innen das Erlernte selbst erproben und umsetzen. Gudrun Rathke, freiberufliche Re ferentin für Sprachförderung und kreative Literaturvermittlung, be sonders im Bildungsbereich mit Kindern aktiv, führte souverän und äußerst kompetent als Reise leitung durch die Tagung. Im Mit telpunkt ihrer freiberuflichen Tä tigkeit steht neben verschiedenen Fortbildungsangeboten vor allem die Leidenschaft für das freie Er zählen von Geschichten und Mär chen. Folgerichtig gab es dann auch am Samstagabend einen be sonderen Höhepunkt, als sie die Schatzkiste der Geschichten öff nete und einen Einblick in ihre eindrucksvolle Erzählkunst gab. Am Ende der Reise war der Koffer der Teilnehmer/innen voll gepackt mit einer Vielzahl kleinerer und größerer Ideenbausteine, um zu künftig die Welt zwischen zwei Bil derbuchdeckeln für Kindergrup pen noch lebendiger werden zu lassen. 2/2013 Die LAG bietet ihr Seminar einmal jährlich an wechselnden Orten in Rheinland-Pfalz, jeweils zu unter schiedlichsten Büchereithemen an. In 2012 fand die Tagung bereits zum 27. Mal statt. In der LAG, sind die sieben katholischen und evange lischen Büchereifachstellen zusam mengeschlossen, die zusammenge nommen weit über 400 Büchereien in Rheinland-Pfalz betreuen. Die katholische und die evangelische Kirche stellen in Rheinland-Pfalz somit über 50 % der öffentlichen Büchereien und leisten damit ei nen erheblichen Beitrag für die Literatur- und Medienversorgung. Rund 2.900 ehrenamtlich enga gierte Männer und Frauen setzen sich für die Lese- und Literaturför derung ein und sprechen mit ih ren rund 6.000 Veranstaltungen R e i s e i ns R e i c h d e r 26 Z au b e r z e i c he n 15 Referentin Gudrun Rathke erzählte Märchen aus der „Schatzkiste der Geschichten“ pro Jahr jährlich mehr als 570.000 Be sucher an. Die LAG vertritt die Interes sen der Büchereien im Land und orga nisiert unter anderem auch dieses zen trale Fortbildungsangebot für die eh renamtlichen Büchereiteams. & 2/2013 © fotolia.com: stokkete #42320760 16 2/2013 handlungen, Lit.cologne, Bildungseinrichtungen, Me dienanstalten …) ein (kirchen-)gemeindliches Litera turprogramm entwickeln und über einen langen Zeit raum behaupten? – Die Liste der Autor/innen, die in mehr als 50 Veranstaltungen zu Gast waren, ist beein druckend: Navid Kermani, Norbert Scheuer, Katharina Hacker, Ulrike Kolb, Jo Lendle, Doris Konradi, Javier Salinas, Angelika Grunenberg – um einige weitere Na men zu nennen, 1. Liga des Literaturbetriebes, könnte man sagen. Die Gästeliste gereicht jedem Literatur haus zur Ehre, jeder Buchhandlung würde sie zu kom merziellem Erfolg verhelfen. 10 Jahre = 50 Lesungen Lesekreis in St. Agnes Kurt K o d d e n b er g Prof. Garhammer bringt es in der Predigt des (literarischen) Festgottesdienstes auf den Punkt: Die Gemeinde kann auf dieses Jubiläum sehr stolz sein, denn 10 Jahre „Literatur in St. Agnes“ bedeutet nicht nur vielfältige literarische Anregungen und bereichernde Gespräche mit Autor/ innen, sondern auch ein für Theologie, Kirche und Gemeinde herausfordernder Dialog mit der Kultur und der Welt. Der Literaturkreis von St. Agnes in der Kölner Innen stadt feiert sein Jubiläum seit Ende August 2012 mit einem umfangreichen Jubiläumsprogramm und bringt dazu ein eigenes Buch (s.u.) heraus. Das Programm bil det noch einmal das beeindruckende Spektrum ab, das sich in Inhalten und Formen in den vergangenen Jahren entwickelt hat: Radioveranstaltungen (Prof. Manemann), Großveranstaltungen in der Kirche (Ulla Hahn), literarische Führungen durch das Viertel (Hein rich Böll und Hilde Domin), Autorenlesungen (Lily Brett, Esther Kinsky), Kinder – Krimi – Führungen (Christina Bacher, Ulrich Noller) sowie einem „litera rischen“ Festgottesdienst mit anschließendem Empfang. Weit über 1.000 Buch- und Lesefreunde nehmen – bei freiem Eintritt – an den Veranstaltungen teil. Die Zei tungen und Radiostationen in der Stadt berichten mehrfach ausführlich. Und das Buch mit dem Titel „Denn alles Geschriebene ist gegen den Tod ange schrieben“(Heinrich Böll, Zitat aus dem Text Rose und Dynamit, in dem er sich mit der Anforderung nach christlicher Literatur auseinandersetzt.) ist in Köln schnell zum Bestseller geworden. Eine engagierte Initiativgruppe Wie kann sich in einer Großstadt wie Köln mit fast täglichen Literaturangeboten (Literaturhaus, Buch Was sind die Erfolgsbedingungen für dieses außerge wöhnliche gemeindliche Literaturengagement? Wel che Anregungen hält diese Erfolgsgeschichte für ande re bereit? Die Antwort fällt leicht, da es sich im we sentlichen überschaubar um vier Voraussetzungen handelt, auf die der Erfolg von „Literatur in St. Agnes“ zurückzuführen ist: die richtige Gemeinde, ein pas sendes öffentliches Umfeld, eine engagierte Initiativ gruppe und interessierte Kooperationspartner. Allein mit diesen Elementen lässt sich ein beispielhaftes Lite raturprojekt entwickeln. St. Agnes ist in Köln die Kirche, die einem Stadtviertel den Namen gibt. Die Gemeinde, finanziell eher als arm zu bezeichnen, ist reich gesegnet mit Ehrenamt lichen, die sich mit großer Motivation für das Gemein deleben einsetzen. Kulturelle Angebote, die Begeg nung mit Kulturschaffenden bilden, seit vielen Jahren ein Schwerpunkt sind. Die Literatur folgt 2002 der Mu sik und den Kunstausstellungen als dritter Teil des kul turellen Profils der Gemeinde. Auch die Hauptamt lichen fördern das Bestreben um den Dialog mit der zeitgenössischen Kultur und eröffnen dafür immer wieder neue Räume. Kunst und Kultur werden im Selbstverständnis (Leitbild) der Gemeinde als Berei cherung des Gemeindelebens, als diakonisches Han deln für die Menschen im Viertel gesehen. Erfolgreich Veranstaltungen entwickeln Den Auftakt für die Literatur bilden 2002 religiöse Themen („Das Buch der jüdischen Feste“ von Efrad Gal Ed und „Magdalena am Grab“ von Patrick Roth). Es folgen höchst unterschiedliche Lesungen, The 10 J ahr e = 50 L e s u ng e n 17 Kurt Koddenberg, Erzbistum Köln, Hauptabteilung Seelsorge, Stabsstelle Überregionale Projekte und Aufgaben. men, Autoren, Literaturformen. Eine besondere Rolle spielen Autoren, die im Viertel beheimatet sind. Wer lebt im Agnesviertel? Welche Veränderungen in der Bevölkerungsstruktur lassen sich wahrnehmen und wie kann die Gemeinde daran anknüpfen (Gentrifi zierungsprozesse, demografische Veränderungen, Performer-Milieu)? Die berühmtesten, schon verstor benen Literaten sind Hilde Domin und Heinrich Böll. An diese beiden angelehnt lassen sich erfolgreich Veranstaltungen entwickeln, z. B. anlässlich der Ein richtung eines Hilde-Domin-Parks oder der Herausga be einer neuen Böll-Biographie in einem Kölner Ver lag. Zugezogene junge Autoren nutzen gern die Gelegen heit, sich der Nachbarschaft vorzustellen, einige prä sentieren jeweils ihre neuen Werke traditionell bei „Li teratur in St. Agnes“. Es scheint, dass es leichter ist, in einem bereits „kulturell“ arrivierten Viertel Literatur veranstaltungen anzubieten – auch wenn sich das An gebot in bestimmten Zeiten der Konkurrenz aussetzt – als in Regionen, in denen bisher nur wenige kultu relle „Stützen“ gegeben sind. Das Kölner Agnesviertel ist ein pulsierender Ort für vielerlei Kulturen und Künste. Es übt eine große Anziehungskraft auf junge Leute aus, die auch für ein kirchliches Literaturangebot offen sind. Was zählt, sind die Qualität der Literatur so wie die offene, wertschätzende Atmosphäre der Veran staltungen. Den Literaturkreis St. Agnes bilden zurzeit sechs Frauen und Männer, alle literaturbegeistert, dem Vier tel und der Gemeinde verbunden, sechs sehr unter schiedliche Personen mit je eigenen Leseinteressen und unterschiedlichen persönlichen Hintergründen – und mit vielen förderlichen Kompetenzen und „Bezie hungen“. Der Kreis trifft sich regelmäßig und tauscht sich über Literaturthemen aus. Im Vordergrund stehen Leseerfahrungen, eher selten haben alle dasselbe Buch zeitgleich gelesen. Die anregenden Gespräche dienen dem Zweck, anderen im Viertel bedeutsame Autoren 18 1 0 J a h r e = 50 Le s un ge n und ihre Werke vorzustellen: Was passt? Was bewegt im Moment? Welche Autorin, welcher Autor hat im Moment etwas zu sagen? In welcher Form und an welchem Ort könnte der Autor präsentiert werden? Welche Anknüpfungspunkte bestehen im Viertel? 10 J ahr e = 50 L e s u ng e n 2/2013 2/2013 19 hinbekommen, was sonst nur kommerzielle Unter nehmen schaffen: 350 Personen zur Lesung von Lily Brett, deren englischer Text auf deutsch von der be kannten Schauspielerin Anja Leis vorgetragen wird und die Moderation dazu von einer bekannten Rund funkmoderatorin übernommen wird. Anfang, Ansehen, Routine Eine besondere Rolle spielen die Institutionen im Viertel, die sich gelegentlich auch selber mit Veran staltungsvorschlägen melden oder die bei der Wer bung helfen. Ein besonderer „Umschlagplatz“ ist der Buchladen im Viertel, dessen Eigentümer selber Mit glied im Literaturkreis ist. Über die Buchhandlung ist Literatur in St. Agnes ständig präsent und ansprech bar für Anregungen und Kritik seitens der Bevöl kerung. Ein Teil der Werbung läuft z. B. über die Schaufenster der Agnes-Buchhandlung. Ähnlich eng ist die Zusammenarbeit mit der gemeindlichen Ka tholisch Öffentlichen Bücherei. Lily Brett Gerade bei großen Veran staltungen wie z. B. jüngst der Lesung von Lily Brett („Lola Bensky“) kommt man nicht ohne Koopera tionspartner, die die orga nisatorischen und finan ziel len Risiken mittragen, aus. Doch mit entspre chender Unterstützung von vielen Seiten lässt sich mit vereinten Kräften etwas © fotolia.com: Petair #42691423 Das Zwischenresümee nach 50 Veranstaltungen zeigt, dass für viele Veranstaltungen, für viele Autor/innen, vor allem für viele Teilnehmer/innen die Kirche als zu meist ungewöhnlicher Ort der Lesung eine bewegende, herausfordernde, nicht alltägliche Bedeutung hat. Ins besondere im kirchlichen Raum stehen die Texte in einem anderen, nämlich existentiell religiösen Lebensund Erfahrungskontext. Der Raum gibt den Texten eine andere Wirkkraft, der Stimme einen anderen Klang, den Worten eine neue Bedeutung. Zahlreiche Autorenund Zuhörerberichte liegen vor, die diesen Zusammen hang eindrucksvoll bestätigen. Es ist erfreulich, dass in zwischen auch die Auseinandersetzungen der Gemein de mit dem Bistum über die Lese-Veranstaltungen in der St. Agnes Kirche überwunden sind und deshalb „die Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute“ aufgeschrieben und erzählt von Autor/in nen in der St. Agnes Gemeinde weiterhin ihren freien Resonanzraum haben können. Anregendes Buchprojekt Anlässlich des 10-jährigen Jubiläums hat der Literatur kreis ein anregendes Buchprojekt verwirklicht. Das im Sommer erschienene Buch mit dem Titel „Denn alles Geschriebene ist gegen den Tod angeschrieben“ ver eint umfangreich Texte der Autoren, die in St. Agnes gelesen haben, z. B. von Heinrich Böll und Hilde Do min, Texte die sich auf das Leben im Viertel beziehen. Einige theoretische Texte beleuchten den Zusammen hang zwischen moderner Literatur und dem christ lichen Glauben. Schließlich berichten die Mitglieder Es geht weiter Nach dem Jubiläum wird es weitergehen. Schon sind einige Veranstaltungen geplant. Autoren, die schon einmal gelesen haben, möchten ihr neues Werk wie derum in „Literatur in St. Agnes“ vorstellen. Verlage schlagen Kooperationen mit ihren neuen Autoren vor und ins Viertel ziehen neue Künstler und Lite raten, zu denen sich das Literatur-Engagement schnell rumsprechen wird. der Initiativgruppe aus den persönlichen Er fahrungen mit der Li teratur bzw. dem Lite raturkreis. Das Buch ist nur über das Büro der Pfarrgemeinde St. Agnes, Neusser Platz 18, 50670 Köln erhältlich und kostet 15 €. & Für alle literarisch Interessierte Verschiedene Schwerpunkte © Foto Lily Brett: Bettina Strauss Die Planung und Vorbereitung ist seit langem Routine: Werbung, Raumvorbereitung, Moderation, Finanzie rung, Begegnung mit der Autorin/dem Autor nach der Lesung. Ohne Kooperationspartner hätten die meisten Lesungen nicht stattfinden können. Am Anfang ist es schwer, aber wenn man sich ein Ansehen erarbeitet hat, helfen viele sehr gern: Verlage, die bei den Leserei sen ihrer Autoren gern für eine Station bei uns anfra gen, städtische Stellen mit ihren Fördergeldern, kirch liche Bildungseinrichtungen, die die gemeindliche Kulturarbeit subsidiär fördern wollen – genauso wie große Stiftungen, die sich für die Lese- und Litera turförderung einsetzen. Die finanzielle Unterstützung vieler Einrichtungen bil det die Basis für die Finanzierung. Die Teilnehmer/in nen zahlen keinen Eintritt. Sie werden am Ende der Ver anstaltungen um eine Spende zur Kostenbeteiligung gebeten. Jeder kann dann am Ende für sich bemessen, wie wichtig der Abend für ihn gewesen ist und was er wert war. Und wenn sich jemand gar nicht an den Ko sten beteiligen will oder kann, dann ist er oder sie erst recht weiterhin herzlich willkommen. Für alle literarisch Interessierte wurde proliko® im Auftrag des Borromäusvereins und der mit ihm zusammenarbeitenden Fachstellen für Büchereiarbeit entwickelt. Das Angebot besteht aus unterschiedlichen Angeboten, die verschiedene Schwerpunkte in der Arbeit über und mit Literatur setzen. Die einzelnen Veranstaltungen sind aufeinander abgestimmt, können aber vollkommen unabhängig voneinander besucht werden. www.borromaeusverein.de Bildung Literatur E i n e g r öß ere A uf ga be 2/2013 Eine größere Aufgabe © Pressefotos: Brigitte Weninger (brigitte-weninger.at) 20 21 2/2013 Vom Unterschied zwischen Erfolg und Erfüllung P eter K r a us v o m C l e f f „Für Eile fehlt mir die Zeit“, so titelte unser Erfolgsautor Horst Evers. Oft erscheint es so, als fehlte es uns allen an Zeit für alles – umso verblüffter schauen wir einen Mitmenschen an, wenn dieser mit oft leuchtenden Augen von seinen ehrenamtlichen Aktivitäten erzählt. Es gibt einen erheblichen Unter schied zwischen Erfolg und Erfül lung. Erfolg kann verstanden wer den als messbare Größe (mit Nie derschlag in Titel, Status, Gehalt, Hubraum des Dienstwagens etc.). Erfüllung hingegen ist schwerer greifbar, reflektiert – etwas über spitzt dargestellt – unseren spiritu ellen Hunger, unseren Wunsch, Teil eines größeren Ganzen zu sein. Er füllung erfahren wir also nicht etwa durch einen (über-)vollen Termin kalender, sondern in dem Maße, in dem wir glauben, uns einer größe ren Aufgabe gewidmet zu haben. Gerade in Zeiten der Krisen, Um brüche, Transformationen und schier unermesslicher Zerstreuungs angebote sehnen wir uns nach Sinn, leidenschaftlichem Miteinan der, einem Aussteigen aus dem (oft selbst geschaffenen) Hamsterrad. Was uns vom Hamster unterschei det, ist, dass wir uns selbst ein Bild von unserer eigenen Zukunft ma chen können. Mit diesem Bild im Kopf und im Herzen finden wir ne ben dem Streben nach Erfolg auch einen Weg zu unserer Erfüllung. Mit anderen Worten: Wir sollten mal den Fernseher ausschalten, das mobile Kommunikationsgerät aus der Hand legen, nicht vor der Ruhe flüchten und nicht das Alleinsein scheuen. Fragen sollten wir stattdessen: Was ist für mich Erfolg? Vor allem aber: Was erfüllt mich? Bevor Ihnen das alles zu esoterisch, zu spirituell da herkommt, mal eine rein ökono mische Frage: Wenn Zeit unser knappstes, flüchtigstes Gut ist, wie gehen wir am besten mit ihr um? Wie investieren oder verschwenden wir unsere Zeit? Hierbei kann eine Stunde des Innehaltens, des In-unsLauschens, des versunkenen Lesens, des intensiven Meinungsaustauschs mit Freunden, Gleichgesinnten oder (vermeintlichen) Gegnern eine bes sere, langfristigere Rendite bringen, als atemloses Multitasking, als gleichzeitiges Klimpern auf allen Klaviaturen. Andersherum: Erfüllte Zeit ist wertvolle Zeit, Müdigkeit nach einer erfüllenden Tätigkeit ist eine andere, schönere, tiefere Mü digkeit als von achtlosem, sinnfrem den Tun herrührende Ermattung. Das ehrenamtliche Engagement kann ein guter Baustein für Erfül lung sein, wenn man sich darauf einlässt. Es bietet eine Chance, un sere Begabungen, Energien, un seren inneren Reichtum in ein grö ßeres Ganzes einzubringen. Eine ehrenamtliche Tätigkeit schafft ne ben dem beruflichen, professio nellen Umfeld eine weitere, zusätz liche Möglichkeit, anderen wert schätzend, aufgeschlossen, fürsorg lich und liebevoll zu begegnen und somit an horizonterweiternden Er fahrungen hinzuzugewinnen. „Der eine mag gern Senf, der andere grü ne Seife“, so brachte Erich Kästner zum Ausdruck, dass wir nicht im mer nachvollziehen können, was einem anderen an einer bestimm ten Angelegenheit begeistert. Dies gilt gewiss und nicht zuletzt fürs Ehrenamt. Niemand muss sich rechtfertigen, wenn er ehrenamt lich für den Rassegeflügelverein, die Nachbarschaftshilfe, die Lese paten, das Hospiz, den KundaliniYoga-Zirkel, die St. Pauli-Fangrup pe, die Kirchengemeinde oder den Börsenverein des Deutschen Buch handels tätig ist – Hauptsache, es erfüllt ihn, hilft anderen! & Peter Kraus vom Cleff, kaufmännischer Geschäftsführer der Rowohlt Verlags GmbH in Reinbek. Sein Artikel erschien im Börsenblatt 44.2012. Freche Leserezepte für die Bibliothek Basics und Kleinkinder Brigitte Wenninger „Nochmal!“ – Dieser winzige Einwort-Satz am Ende einer Geschichte oder eines Bilderbuches ist in Wahrheit ein Riesen-Kompliment aus Kindermund. Wenn wir ihn in unserer Bibliothek zu hören bekommen, haben wir gerade etwas Großes geschafft: Wir haben ein Kind dazu gebracht, dass es sich weiter mit Büchern beschäftigen möchte. Wie immer, wenn Menschen etwas als gut und ange nehm empfinden, will es nun MEHR davon. Vom lu stigen Spiel, von der leckeren Schokolade, von der tol len Geschichte. Kein Problem, denn wir haben ja noch viele wunderbare Bücher in der Bibliothek – und dazu viele Ideen, wie wir sie Kindern schmackhaft machen können! Wir wissen alle, dass nicht jede Bibliothek ideal ausge stattet ist. Zu wenig Platz, zu wenig Budget, zu wenig Zulauf. Doch wenn als Gegengewicht genug Engage ment vorhanden ist, kann schon nicht mehr viel schiefgehen! Es ist nämlich nicht so, dass eine erfolg reiche Literacy-Förderung für Kleinkinder, Schul kinder, Jugendliche oder Erwachsene mit hohem Auf wand verbunden ist. Im Gegenteil. Sobald Sie und Ihr Team einmal angefangen und die ersten „Nochmals“ eingeheimst haben, wird das Ganze ein Eigenleben entwickeln. Sie werden für jede Ihrer Ideen den rich tigen Platz, finanzielle Unterstützung, helfende Hände und viele Zuhörer/innen jeden Alters finden. Probie ren Sie´s einfach aus. Literacy-Förderung beginnt mit jedem Buch, das Sie persönlich toll finden und begeis tert weiterempfehlen. F r ec h e L e se re ze pte f ür die Bibliothek Warum Literacy-Förderung in der Bibliothek? Fragen Sie mal im Bildungsministerium nach. Die schicken Ihnen einen Katalog mit Argumenten, Statistiken, Be schlüssen und Empfehlungen. Ich nenne Ihnen nur zwei Gründe: A) Wer heutzutage nicht gut lesen/schreiben kann, muss ein Leben lang so tun „Als-Ob“ und ist von vielen wichtigen Bereichen ausgeschlossen. B) Wir Bibliothekar/innen fördern, weil WIR lesen können und möchten, dass andere es auch lernen und nicht ausgeschlossen bleiben. Was Hänschen nicht lernt ... Allerdings werden nur Gern-Leser richtige Gut-Leser. Daher sollten wir möglichst früh damit beginnen, Le se-Spaß zu vermitteln. Natürlich können wir das nicht alleine schaffen. Wir brauchen: • die Unterstützung der Eltern, die begreifen, dass ihr Kind in seinem Leben nur dann Glück und Erfolg ha ben wird, wenn es gut lesen, schreiben und sich aus drücken kann. • die konsequente Sprach- und Literacy-Förderung in den Kinderkrippen und Kindergärten. • die Schulen, die Kindern solide Lese-Kompetenzen vermitteln. Und zusätzlich brauchen wir noch jemanden, der für Lese-Motivation und die “Nochmal“-Erfahrungen zu ständig ist. Das können Bibliotheken leisten. Aber WIE sollen die Bibliotheken das vermitteln? WER macht WO WAS? Brigitte Weninger, geboren 1960 in Kufstein; arbeitete 20 Jahre als Kleinkind-Pädagogin, bevor sie sich als Autorin und Journalistin selbstständig machte. Seither sind 60 Kinder-Bücher erschienen (in mehr als 30 Sprachen übersetzt). Als Referentin und Seminarleiterin engagiert sie sich für LiteracyFörderung, Sozialerziehung und Persönlichkeitsbildung; als Naturpädagogin und Bergwanderführerin leitet sie das Frauen.Berge.Programm „Wilde Kaiserin“ und arbeitet in der Genuss-Buchhandlung ihres Sohnes mit. www.brigitte-weninger.at 2/2013 2/2013 F re c he L e s e r e z e p t e fü r d i e B i b l i o t he k Keine Panik. Das erste und wichtigste Leserezept ken nen Sie bereits und es heißt: VORLESEN. Seit Men schen ums Feuer zusammensitzen und einander Ge schichten erzählen wurde noch nichts Besseres erfun den. Also lesen Sie bitte vor. Nicht als Event zur Buch woche. Sondern regelmäßig, kostenlos, und motivie rend. Dabei heißt „regelmäßig“ nicht „jede Woche“. Sondern einfach so oft, dass Ihre Leser damit rechnen können und Sie mit Ihrem Team nicht unter Druck geraten. Vielleicht fangen Sie mit einer fixen VorleseStunde im Monat an. Zum Beispiel an jedem ersten Mittwoch. Kein Eintritt. Geschichten als Geschenk für alle. Und dann wechseln Sie nur die Altersgruppen. Der Besuch wird unterschiedlich hoch sein. Na und? Wenn Sie keine großen Erwartungen und wenig Orga nisations-Stress haben, weil regelmäßige Veranstal tungen wesentlich leichter zu bewerben sind als High lights, müssen Sie kein Bauchgrimmen haben. Sie und das Team sind DA und leisten, und die Leute werden kommen und zuhören wollen. © fotolia.com: Dan Race #36626131 22 Wo lesen? Aber zurück zu den Kindern. Prinzipiell sollte jede Bi bliotheksveranstaltung in der Bibliothek stattfinden, damit man die Menschen an diesen wunderbaren Ort bindet und sie mit seiner Funktion vertraut macht. Das gilt besonders für Kinder. Sie befürchten einen zu hohen Andrang? Warum? Es kann Ihnen gar nichts Besseres passieren als ein rap pelvoller Raum, selbst wenn ein paar Leute wegschi cken müssen. Dann SPÜRT man endlich, dass in Ihrer Bibliothek richtig was los ist! Und kommt beim näch sten Mal früher. Nur eines ist wichtig: dass man den Vorleser gut sehen kann. Besonders bei Kinderlesungen sollte sich sein/ihr Kopf ein wenig höher befinden als jener der Kinder. Alter Trick der Evolution: Größe = Status. So schafft man schon vorab Autorität, ohne au toritär zu sein und knurren zu müssen. Wo noch? Wenn Sie doch einen anderen Lese-Ort wählen, dann sorgen Sie bitte dafür, dass jeder Anwesende mitbe kommt, wer der Veranstalter ist. Haben Sie ein richtig großes Wimpel-Banner mit dem Bibliotheks-Logo? Wenn nicht, legen Sie sich eines zu, damit künftig je der weiß: Wo das Banner steht, wird gelesen! Wer liest? Wenn Sie selbst keine begnadeten Vorleser/innen sind, kaufen Sie sich ein Lasso. Und dann fangen Sie jemanden der es kann und gelegentlich Zeit hat. Den Schuldirektor Ihres Ortes. Eine Schauspielerin der ört lichen Volksbühne. Die Kindergärtnerin. Den Feuer wehrhauptmann. Denn jeder, der selbst Freude an Sprache und am Lesen hat, kann den Lesebegeiste rungs-Funken überspringen lassen. Nicht nur auf Kin der! Das Prinzip wirkt auch bei Erwachsenen. Und möglicherweise haben Sie bei einer bunt gemischten Kurzgeschichten-Lesung durch den HeimatbühnenDirektor doppelt so viele Zuhörer/innen als letzthin beim sündhaft teuren Star-Autor. Dazu Gesprächsstoff im Ort über die Bibliothek. Und selbstverständlich be sitzt die Bibliothek auch sämtliche Bücher, aus denen der Herr Direktor so schön vorgelesen hat. 23 Wie gut das funktioniert, spüren mein Sohn und ich besonders in den Sommermonaten. Wenn niemand Lust hat, sich in eine 30 m2-Mini-Buchhandlung zu setzen, gehen wir einfach dahin, wo bereits Kinder und Eltern SIND. Dann stellen wir unser KUFSTEIN LIEST!-Banner auf, breiten eine große Decke aus und lesen im Stadtpark neben dem Spielplatz. Lesen Fuß ball-Geschichten am Trainingsplatz. Feriengeschich ten am Badesee in Stadtnähe. Und unsere Grusel-Le sungen im Geheimgang der Festung sind vor allem bei supercoolen Jungs ein Renner. Sie haben keinen Platz? Glaube ich nicht. Sie haben vielleicht zu wenig Raum für 30 Stühle, aber für 10 Ma ma-Stühle im Hintergrund und 20 Sitzkissen. Sie ha ben keine Sitzkissen und auch kein Budget dafür? Ge hen Sie in den Baumarkt, kaufen Sie ein paar Laufme ter Isoliermatte und schneiden sie in Stücke. Oder fra gen Sie dort nach Teppich-Musterbüchern und zerle gen sie das Buch in 30 Teppich-Inseln. Babys und Kleinkinder kann man wunderbar in Bananen-Kartons setzen. Das sieht niedlich aus und ist sehr praktisch, weil die Babys dort bleiben, wo sie sollen. Die kostenlosen Lesungen werden begeistert und dankbar angenommen und zeigen deutliche Wirkung: Kinder WOLLEN weiterlesen. Und manche Eltern müssen mehr vorlesen ... Was und wie lesen? Die Auswahl der richtigen Bücher und Geschichten ist für Bibliothekar/innen ja kein Problem. Wir haben sehr gute Erfahrungen mit Vorlesestunden gemacht, bei denen wir mehrere Bücher zu einem Thema anbie ten (z. B. Frühling; Bäume; Tiere; Abenteuer...). Für jüngere Kinder lesen wir die Geschichten immer in Gänze vor. Schulkinder mögen es, wenn sie nur einen 2/2013 © fotolia.com: contrastwerkstatt #42427683 F r ec h e L e se re ze pte f ür die Bibliothek © Pressefotos: Brigitte Weninger (brigitte-weninger.at) 24 Vorlesen – laut, lebendig und altersgemäß; ausrei chend Zeit zum Betrachten der Bilder geben. Wir ma chen manchmal eine Pause, in der junge Kinder mit ihren Müttern weggehen und die größeren noch eine „Belohnungsgeschichte“ hören können. Unterbre chen Sie auch kurz, wenn Kinder anhaltend quengeln oder unruhig sind, und nehmen Sie höflich, aber be stimmt die Eltern bzw. begleitende Pädagoge/in in die Pflicht. Denn Sie sind Bibliothekar/in und Vorleser/in und müssen sich auf Ihre Kernkompetenz konzentrie ren. Der Rest des Auditoriums wird Ihnen dafür dank bar sein. Ausklang – erfolgreiches Vorlesen sollte immer einen Sinn mehr als nur den Gehör- und Sehsinn anspre chen. So können Kinder z. B. bei einer HerbstlesungsEinstimmung einen Apfel und eine Birne im Stoffbeu tel versteckt ERTASTEN und nach der Lesung dann SCHMECKEN. Ausprobieren, Ausprobieren, Ausprobieren ÖB St. Martin in Rheinbach Martina Prü s er Nobody is perfect ... Wobei wir beim Stichwort „ Neugier“ wären. Die gilt es nämlich immer wach zu kitzeln. Wir schaffen das mit einem immer gleichbleibenden Lese-Ritual: Einstimmung – persönliche Begrüßung, Augen kon takt, Platzwahl, Ruhe schaffen. Zentrieren – Vorfreude und Neugier wecken. Kleine Kinder freuen sich über eine lustige Handpuppe, die ihnen ein Buch vorstellt. Oder die Bücher in ein Tuch, Tasche, Köfferchen verpacken und mit großer Geste enthüllen. Ein Mitbringsel, das zum Thema passt, z. B. Playmobil-Tiere + Bauernhof-Bücher, ankündigen oder 25 die Ausmalvorlagen des bv. einrollen und (nachher) verteilen. Zum Fixprogramm gehört auch unser traditioneller „Gießkannen-Saft“ (Sirup mit Wasser) der aus einer quietschbunten 10-Liter-Gießkanne fließt. Dazu gibt es Plätzchen, die bloß bröseln, aber nicht kleckern, und manchmal auch eine Mini-Bastelarbeit (z. B. Papier-Falt-Schiff) oder ein winziges Geschenk (z. B. Lesezeichen) als Erinnerung. spannenden Auszug hören und dann das Buch selber weiterlesen können. Dazu liegen auf einem Extra-Tisch weitere interessante Bücher bereit. x 2/2013 Ein tröstlicher Satz. Denn er betrifft alle: Sie selbst, die Kinder und die Veranstaltung. Bitte werfen Sie jeden Perfektionsanspruch in den Müll und probieren Sie Ihre Ideen einfach mal aus. Ich arbeite seit 35 Jahren mit Kindern und bin in jedes nur denkbare Fettnäpf chen getreten. Und wie kommt man wieder raus? Mit einem Lachen. Hoppla – dumm gelaufen! Also neuer Versuch. Das vermittelt nicht Inkompetenz, sondern Lebenserfahrung. Vor allem Eltern mit Kindern wis sen das zu schätzen. In Summe besehen braucht jedes gelungene Leserezept nur drei Grundzutaten: HIRN, HERZ und HUMOR. Das alles haben Sie bereits in Ih rem Vorratsschrank. Also fangen Sie schon mal an. Im nächsten Artikel verrate ich Ihnen dann ein paar er weiternde Rezepte. & Die Öffentliche Bücherei (ÖB) St. Martin hat bereits seit ungefähr zehn Jahren eine eigene Homepage, die von Anfang an von einem Team ehrenamtlicher Mitarbeiter in Zusammenarbeit mit der Bibliotheksleitung betreut wurde. Diese Homepage wurde mit dem Open-CMS-System des Erzbistums Köln erstellt und enthält neben den üb lichen Informationen über Öffnungszeiten, Geschich te der Bücherei usw. auch einen Veranstaltungskalen der und aktuelle Hinweise. Seit 2009 wurde das On line-Angebot durch „Findus Internet-OPAC“, unseren Online-Katalog, ergänzt. Beide Angebote gehören zum Web 1.0, die Bücherei liefert Output, der Nutzer liest. Im Rahmen des NRW-Projektes „Lernort Bibliothek“ erhielt ein Teil des Büchereiteams Fortbildungen zum Thema Web 2.0, also dem interaktiven Internet. Da die Träger unserer Bücherei (Stadt Rheinbach und Ka tholische Kirchengemeinde St. Martin) eine grund sätzliche Zustimmung zur Teilnahme der Bücherei am Landesprojekt erteilt hatten und die Entwicklung neu er Angebote ausdrücklich Projektinhalt war, war es nicht notwendig, sich jede einzelne Aktivität im Web 2.0 einzeln genehmigen zu lassen. Da unsere EDV in der Bücherei nicht Teil eines kommunalen IT-Netz werks ist, gab es auch keine Konflikte mit kommu nalen oder anderen IT-Abteilungen und deren Fire wall-Einstellungen und Nutzerfreischaltungen für be stimmte Internetseiten wie z. B. Facebook. Facebook-Statistik nützlich Die hauptamtlichen Mitarbeiter, die die Schulungen von Frau Bergmann und Herrn Deeg durchlaufen ha A u s p r ob i e re n, A us pro bie re n, Ausprobieren ben, einigten sich darauf, eine Facebook-Seite für die Bücherei einzurichten und ein Blog auf Wordpress zu starten. Von der Einrichtung eines Twitter-Accounts wurde abgesehen, weil Twitter nur Sinn macht, wenn man sehr zeitnah und häufig twittert, was durch das kleine Team, das bisher nicht selbstverständlich den ganzen Arbeitstag online war, nicht zu leisten war. Auch die Ausdrucksweise mit Hashtags (Twitter-Tags) erschien uns zunächst sehr gewöhnungsbedürftig. Da man ohnehin nicht alles auf einmal machen kann, be gannen unsere Web 2.0-Aktivitäten also mit dem Blog, der direkt in der Schulung gestartet wurde und einer Facebook-Seite. Für die Facebook-Seite hat sich eine Mitarbeiterin ei nen privaten Facebook-Account eingerichtet und dann eine Institutions-Seite mit der Kategorie „Lokale Unternehmen und Orte“ und „Bibliothek“ eingerich tet, deren Administrator sie ist. Weitere Administra toren können jederzeit hinzugefügt werden, müssen aber jeweils selbst bei Facebook angemeldet sein. Auf dieser Seite wurden zunächst einige Sachinformati onen auf der Info-Seite eingearbeitet und dann haben wir versucht, täglich oder zumindest mehrmals wö chentlich Beiträge zu posten. Das können Hinweise auf kommende Veranstaltungen der Bücherei oder an derer Kultur- und Bildungseinrichtungen vor Ort sein, Lese- Film- oder Musiktipps, kurze Berichte von durch geführten Veranstaltungen, gerne auch mit Bildern, Links zu interessanten Seiten im Internet, z. B. Artikel über Literatur, Kunst, Ausstellungen und anderen The men die mit Kultur und Medien zu tun haben. Insbe sondere auch Beiträge zum Thema Medienkompetenz und lebenslanges Lernen eignen sich gut zum Verlinken. 2/2013 © Foto: privat Au s p ro b i e r e n, Au s p ro b i e r e n, Au s p ro b i e r e n Auch ein gelegentlicher Gag in Form eines witzigen Bildes oder Videos wird gut angenommen. Facebook bietet für die Administratoren einer Seite umfang reiche Statistiken im Hintergrund, deren Beobachtung eine Einschätzung ermöglicht, welche Inhalte gut an kommen und welche eher langweilig für die Nutzer waren. Nach unserer Erfahrung erhält man das meiste sichtbare Feedback („Gefällt mir“) auf Beiträge, die eine persönliche Note haben, also z. B. Fotos eigener Veranstaltungen. Übungsblogs helfen Das Büchereiblog bei Wordpress wurde während einer Schulung begonnen. Wir richteten ein Nutzerkonto bei Wordpress ein, dazu wählt man einen Nutzernamen, ein Passwort und gibt eine gültige E-Mailadresse zur Ve rifizierung an. Man startet ein Blog, gibt ihm einen Na men und sucht sich eins der angebotenen Designs aus, von denen sehr viele kostenfrei zu nutzen sind. Die De sign-Layouts enthalten in der Regel verschiedene optio nale Felder, die man nach Bedarf auswählt, wie einen Kalender, einen Suchschlitz, eine Schlagwortwolke u. a. Dann folgt das erste Üben mit dem Editor zum Artikel schreiben, die Vergabe von Kategorien und Tags, um die Inhalte später auch sortieren zu können. Unsere Erfahrung mit dem Einrichten dieser und an derer Web 2.0-Angebote für die Bücherei ist vor allem: ausprobieren, ausprobieren, ausprobieren. Man kann eigentlich nicht viel falsch machen, die Seiten gehen ja nicht kaputt, nur weil man mal falsch geklickt hat. Speziell beim Blog kann man auch Übungsblogs ein richten, die nur intern zu sehen sind, bevor man zum ersten Mal publiziert. Dialog eher selten Text: Martina Prüser Kontakt: Öffentliche Bücherei St. Martin, Lindenplatz 4 in Rheinbach, Tel. 02226 3682, E-Mail: koeb_st.martin_ [email protected]. Erstveröffentlichung des Textes in Prolibris 2/2012. 2/2013 © fotolia.com: visual620 #38161250 + Grafik: mostafa fawzy #49266254 26 Das Hauptmerkmal von Web 2.0 ist die Möglichkeit der Interaktion mit den Nutzern. Die Homepage kann dies nicht leisten, das Blog ist ursprünglich als eine Art Tagebuch gedacht, enthält also auch wieder die In halte der Bücherei und nicht die der Nutzer. Im Blog haben die Leser die Möglichkeit, alle Beiträge und Kommentare zu kommentieren, was wiederum von der Bücherei beantwortet werden kann. Ein Dialog ist also möglich, kommt in der Praxis aber selten vor. Bei Facebook gibt es ebenfalls Leserkommentare, viel ein facher und deshalb auch häufiger ist aber, dass jemand den „Gefällt mir-Button“ entweder für einen Beitrag oder ein Foto oder für die ganze Seite anklickt. Die kontinuierliche Pflege der Seiten, besonders auch die umgehende Reaktion auf eventuell doch einmal eintreffende Kommentare, ist zwar auch während der Arbeitszeit möglich, je nach Anzahl der beteiligten Mitarbeiter erfolgt vieles dann aber doch auch von zu Hause aus, wenn man sowieso im Internet unterwegs ist. Zum Web 2.0 gehört es halt irgendwann auch, täg lich selbstverständlich einige Zeit online zu sein. Das spielerische Ausprobieren neuer Angebote erfordert viel Zeit und auch ein bisschen Spaß an der Sache. Mit der Zeit gewöhnt man sich an, beim Surfen immer im Hinterkopf zu haben, ob sich etwas für die Bücherei seiten eignen könnte und es gegebenenfalls schnell bei Facebook oder im Blog einzustellen. Unser Büchereiteam besteht aus drei hauptamtlichen und ca. 40 ehrenamtlichen Mitarbeitern. Die ehren amtlichen Mitarbeiter erfüllen ganz unterschiedliche Aufgaben, von der Ausleihe über das Wegsortieren der Medien bis zu Vorleseangeboten für Kinder, der Pflege der Homepage, Pressearbeit und vieles andere. Ein Teil dieser Menschen zeigte sich interessiert an den neuen Bibliotheksangeboten und hat auch einige Schulungs 27 angebote wahrgenommen oder sich intern schulen lassen. Die meisten haben aber bisher wenig Interesse daran, sich aktiv an Web 2.0 zu beteiligen. Viele sind beeindruckt, wenn man ihnen zeigt, was die Bücherei zusätzlich zu den Angeboten vor Ort inzwischen alles anbietet, sind aber nicht motiviert, diese Onlineange bote selbst zu nutzen. Manche besitzen keinen Com puter, was die Weitergabe der Informationen über die neuen Angebote an die Kunden natürlich erschwert. Lerneffekt durch „Findus“ Das zögerliche Mitmachen des Teams scheint sich in letzter Zeit langsam zu wandeln. Es kommt inzwi schen öfter vor, dass jemand aus dem Team sagt, dazu könnte ich doch einmal einen Blogbeitrag schreiben. Bis das allerdings tatsächlich geschieht, vergeht in der Regel noch einige Zeit. Wir sind zuversichtlich, dass im Lauf dieses Jahres eine ganze Reihe von Mitarbei tern sich daran gewöhnen wird, mehr oder weniger regelmäßig für die Bücherei etwas zu schreiben. Was dazu auch beiträgt, ist der neueste interaktive Ser vice der Bücherei. Im Rahmen des Lernort-Projektes ist das Katalogangebot erweitert worden. Seit dem 22. März 2012 ist es für alle Nutzer des Internetkatalogs „Findus“ möglich, Medien zu bewerten, zu kommen tieren oder zu empfehlen. Darüber hinaus werden, falls vorhanden, andere Ausgaben eines Buches ange 28 A u s p r ob i e re n, A us pro bie re n, Ausprobieren Gecko 2/2013 2/2013 29 „Eine Herkulesaufgabe, die sich lohnt“ Gu nda Os termann © fotolia.com: Ingo Bartussek #40385823 Immer das Miteinander fördern zeigt, wie z. B. der Titel als Hörbuch. Auch auf andere, thematisch verwandte Medien wird hingewiesen. Alle Bewertungen der 25 teilnehmenden Projektbibliothe ken werden in einer Datenbank gespeichert. Das be deutet eine erweiterte Angebotspalette für alle ange schlossenen Bibliotheken, denn die Rezension eines z. B. in Köln bewerteten Buches kann auch in Rhein bach gelesen werden, vorausgesetzt es ist auch im Be stand vorhanden. Mit einem gemeinsamen Startter min, welcher von der Bezirksregierung Düsseldorf or ganisiert wurde, wurden die Benutzer der Bücherei in Rheinbach auf den neuen Service aufmerksam ge macht. Neben Pressemitteilungen wurden auch Kun den einzeln angesprochen und der neue Service vorge stellt. Besonders auch junge Leser sind von dem neuen Angebot angetan und schreiben Bewertungen zu Bü chern. Nach einer Woche konnten wir 50 Bewertungen zählen. Diese Möglichkeit, sich unkompliziert und di rekt zu bestimmten Büchern oder anderen Medien äu ßern zu können, setzt auch für die Mitarbeiter die Hemmschwelle, sich online zu betätigen, herab, woraus ein positiver Effekt für die etwas aufwendigeren Beiträ ge für den Blog oder Facebook zu erwarten ist. Keine Frage des Alters Nach unserer Erfahrung hat übrigens die Motivation, sich an Web 2.0-Angeboten zu beteiligen, nichts mit dem Alter zu tun. Sowohl jugendliche Mitarbeiter als auch Senioren sind ganz nach persönlichen Vorlieben bereit mitzumachen. Die gewohnte Zusammenarbeit mit ehrenamtlichen Mitarbeitern hat bei uns dazu ge führt, dass wir vereinzelt auch Kunden, die uns moti viert erschienen, angesprochen haben, für die Büche rei Blogbeiträge zu verfassen, mit Erfolg! Für interne Zwecke wurden uns in den Schulungen verschiedene Tools vorgestellt. Da diese nur innerhalb unseres Hauptamtlichen-Teams überhaupt verpflich tend eingeführt werden könnten, haben wir sie bisher nicht genutzt. Wir denken nach über eine Nutzung eines Onlinekalenders zur Dienstplan- und Terminpla nung. Im Rahmen des Lernortprojektes wird ein Pro jektwiki benutzt. Wir werden uns in Kürze eine geeig nete Plattform zur Fotoverwaltung aussuchen und für das ganze Team nutzen, um besser von externen PCs Beiträge fertigstellen zu können. & „Bis Eins galoppiert es. Bis Zwei geht es Trab. Bis Drei rutscht es Jiiihaa! den Bogen hinab. Tic tac, tic tac, clock clack.“ In Reimform galoppiert das Uhrpferd in der Januar-Ausgabe der Kinderzeitschrift Gecko über die Ziffern. Eine typische Gecko-Geschichte, die Kindern auf poetische Art und Weise an das Lesen der Uhr heranführt. Gecko hebt sich wohltuend ab von der Merchandising-Welt einer „Prin zessin Lillifee“ und „Bob der Baumeister“, die die Masse der Kinderzeitschriften im Zeitschrif tenladen bestimmt. Ganz ohne Werbung kommen alle zwei Mo nate Geschichten aus Ziffernhau sen, Experimente aus dem Li-LaBor, oder der Wortsport nach Hau se. In jeder Ausgabe gibt es drei ei gens illustrierte Vorlesegeschichten von renommierten Kinderbuchau toren und neuen Talenten. Aus ei nigen Rubriken sind inzwischen Bücher geworden, wie z. B. aus dem „Alphabet querbeet“ von Daniela Kulot und dem „Philosofisch“ von Martin Baltscheit und Ulf K. „Gecko hat das Ziel, Leselust und Freude am Spiel mit der Sprache zu wecken“, wie die Herausgeberin und Redaktionsleiterin Muriel Rathje betont. Wichtig ist ihr die hohe Qualität von Texten und Bil dern nicht nur im Hinblick auf Le seförderung, sondern auch um Au toren und Illustratoren in der Zeit schrift ein Forum zu bieten. Kinder und Eltern sollen mit guten Geschichten und herausragenden Illustrationen zum kontinuier lichen Miteinander-Lesen, An schauen und Sprechen verführt werden. Die regelmäßige Erschei nungsweise stellt Kontinuität her, durch die Kindern gemeinsam mit ihren Eltern das Lesen zur Ge wohnheit wird. Die familiäre Er zählsituation wird ritualisiert, das Lesen gehört zum Alltag. Dazu trägt ebenfalls eine inhaltliche Ori entierung an den Jahreszeiten bei. In Gecko wird die Bandbreite zeit genössischer Kinderbuchillustrati on deutlich. Es stehen ganz unter schiedliche Zeichenstile nebenei nander, die das ästhetische Gespür der Kinder sensibilisieren sollen. Die üblichen „niedlichen“ Kinder zeichnungen sucht man vergeb lich. „Wir wollen die Sehgewohn heiten schärfen und uns vom Mainstream abheben, erklärt Muri el Rathje. Sie macht die Erfahrung, dass Kinder viel experimentierfreu diger und offener sind als Erwach sene häufig denken. Einmal hätten sie einen ganz schwierigen Text be kommen, den sie erst nicht veröf fentlichen wollten, weil der zu kaf kaesk klang. Als sie dann aber die witzigen Illustrationen dazu erhal ten haben, stand der Text in einem neuen Zusammenhang und wurde auf einmal ganz anders gelesen. „An solchen Erfahrungen merken o Team Geck Worts po rt Duc kstein bär Brillen G ec ko 2/2013 © Foto: Doris Schrötter 30 2/2013 x x 31 ck k Kla chen Zinn ober wir immer wieder, dass Bild und Text ein Gesamtkunstwerk sind“, erklärt Muriel Raethje. Neben der ästhetischen Vielfalt va riieren die Geschichten auch in haltlich: Es gibt Tier- und Alltagsge schichten genauso wie Phantasiege schichten. Einfache Erzählungen stehen neben nachdenklichen The men oder Quatschgeschichten. Die Helden sind oft skurrile Charaktere, die ihre Leser in fantastische Welten entführen. Mädchen- und Jungenfi guren treten dabei gleichermaßen auf. Wer Gecko in den Händen hält, wird auch von seiner optischen Beglückendes Zusammenschaffen „Das eigentlich Beglückende bei je der neuen Gecko-Ausgabe ist das „Zusammenschaffen“ mit lauter kreativen, eigensinnigen Men schen“, verrät Redaktionsleiterin Muriel Rathje. Die Medienwissen schaftlerin mit französischen Wur zeln ist geprägt durch die Vielfalt und Qualität des französischen Zeitschriftenmarktes. Als ihr Sohn in das Vorlesealter kam, vermisste sie auf dem deutschen Markt eine gute Vorlesezeitschrift. Nachdem sie jahrelang in der Marketingab teilung von Siemens gearbeitet hatte, hat sie das Projekt Gecko selbst in Angriff genommen. In Anke Elbel (Art-Direktion und Lay „Für mich als Quereinsteigerin war die Gründung von Gecko ein Sprung ins kalte Wasser“, so Muriel Rathje. „Und es ist nach wie vor eine Herkulesaufgabe, etwas so Hochwertiges unter die Leute zu bringen. Wir haben ein bisschen unterschätzt, dass man in Deutsch land so wenig Vertrauen in das Me dium Zeitschrift hat.“ Mittlerweile hat Gecko im letzten Sommer sei nen fünften Geburtstag gefeiert und wird in 26 Ländern der Welt gelesen. Ach, ja, und warum heißt die Zeit schrift eigentlich Gecko? Im Ren nen waren auch Namen wie Bril lenbär, Frechdachs oder Lesefant; am Ende hat der Sohn von Muriel Rathje entschieden wie „Das Baby“ heißen soll. Eine Zeitschrift, der man viele kleine und große Leser wünscht. & Graffiti-Street Art Die bunte Bildersprache der Straße Doris Schrötter Graffitis boomen. In jeder Großstadt, inzwischen auch jedem Dorf, sieht man sie, diese bunten, gesprayten Schriftzüge mit vielerlei figurativen Elementen. Meist im Schutz der Nacht illegal entstanden, prangen sie an Hausmauern, Betonzäunen oder Zügen. Gecko Kinderzeitschrift Lesespaß für Klein und Groß Gecko ist ein Geschichtenmagazin für Kinder ab vier Jahren bis ins Schulalter und erscheint 6x pro Jahr. In jeder Ausgabe werden drei eigens illustrierte Vorlesegeschichten von renommier ten Kinderbuchautoren und neu- en Talenten vorgestellt. Zu den Gecko-Rubriken gehören der Wortsport von Stefanie Duckstein, Ziffernhausen von Tom Eigenhufe und das Fremdwörterraten von Bettina Bexte. Dazu: Das Experiment im LiLabor, Lesetipps und Mitmachseiten. Als Verschenk-Abo, Jahresheft oder auch Einzelheft bestellbar. Für Kindergartengruppen und Schul klassen gibt es einen Bildungs rabatt. Mehr Infos unter www.geckokinderzeitschrift.de. hrötter Eichhörn out) fand sie eine Gleichgesinnte. Später kam als dritte Herausgeberin und kaufmännische Leiterin Petra Wiedemann hinzu. Doris Sc Qualität angetan sein: Der Einband und das Papier sind fest und somit auch für die Nutzung in einer Bü cherei geeignet. Die Bilder sind großformatig und der hochwertige Druck lädt zum Einrahmen der Lieblingszeichnungen für das Kin derzimmer ein. Vielleicht ist es einfach ein Urinstinkt, sich verewigen zu wollen, sei es mit dem Handdruck eines Steinzeit menschen in einer Höhle oder einer Kritzelei auf einer Mauer im antiken Pompeji, „ICH WAR HIER“ – Bot schaften sind so alt wie die Menschheit selbst. Der Ursprung der heutigen Graffitis liegt im New York der 60er Jahre. Wie schon immer und überall, schrieben auch hier Jugendliche ihre Namen auf Schulbänke und Wände. Doch erst der Einsatz von © Foto: Cloc Spraydosen ermöglichte die amerikanische Form: grö ßer, bunter, auffälliger – eben Graffiti. 1968 begannen junge Botenträger ihre Pseudonyme TAKI 183 oder JU LIO 204 mit Sprühdosen in allen Stadtteilen zu ver breiten. Anfang der 70er führte ein Artikel in der New York Times zu einer rasanten Entwicklung der subur Mag. Doris Schrötter aus Graz, Kunsthistorikerin, Bibliothekarin und Rezensentin der Bücherei nachrichten (bn). Der Artikel erschien erstmals in bn 4.12 des Österr. Bibliothekswerks G r a ff i ti - S t re e t A rt 2/2013 G raffi t i - St re e t Ar t 2/2013 33 © Fotos Graffiti: Doris Schrötter / © Foto: Graffiti-Skelett: Ute Lohner-Urban / © Grafik Spraydosen: beermedia #31596113 32 banen Jugendkultur. Die Sprayer nennen sich selbst „Writer“ und markieren mit ihren „tags“ (NamensEtiketten) ihr Umfeld, um so der Namenslosigkeit der Stadt zu entkommen. Anfangs wenig gestaltet, werden die Schriftzüge schon bald größer und flächiger, gerne auch in Silber, da diese Farbe günstig zu haben ist und außerdem den Vorteil hat, auch in der Dämmerung gut lesbar zu sein. Aus „writings“ werden „pieces“ ver sehen mit malerischen Elementen, den „characters“ (Charakter, aber auch Merkmal, Kennzeichen) farben frohe Figuren aus Comic, der Rap- oder Hip Hop-Szene etc. machen aus dem simplen Schriftzug ein groß an gelegtes Werk, aus dem Namen ein Bild, aus der Spra che ein Logo. „Der Buchstabe will nicht Sklave einer Botschaft sein, er ist die Botschaft“ schreibt der Street Art-Experte Bernhard van Treeck und beschreibt damit treffend das Thema der Graffitis, nämlich das eigene Ich der Sprayer, die damit einen Weg zur Selbstbestätigung finden können. Natürlich werden Graffitis nicht von allen gemocht, empörte Hausbesitzer reagieren meist mit Unverständnis, vor allem bei sehr simplen Schriftzügen oder Spruch graffitis mit eher einfallslosem Inhalt fällt oft das Wort Vandalismus. Was dazu führte, dass ein zuvor in einem „black book“ vorbereiteter groß er Entwurf nur maskiert im nächtlich Verborgenen ausge führt werden konnte. Dennoch – von New York aus gehend – traten die Graffitis in den 80er Jahren einen Siegeszug um die Welt ein. Und sie traten vielmals aus dem Weg der Illegalität heraus. Die besten Sprayer, die „kings“ wurden eingeladen an öffent lichen „Hall of Fames“ ihr Können un ter Beweis zu stellen. Manche Sprayer haben auch den Weg in den etablier ten Kunstbetrieb geschafft, wie etwa Keith Haring, Jean-Michel Basquiat oder Bansky. Von vielen Sprayern wird der Weg zu „offiziellen“ Graffitis aber eher abgelehnt, da damit der As pekt des Protest gegen das Establishment wegfallen würde. Handelt es sich hier doch um eine besondere Ausdrucksmöglichkeit, eine eigene kreative Sprache. Neben den Namensschriftzügen kam von Europa ausge hend auch eine besondere Form von Wandzeichnungen auf, die auf oft poetische Art ihre Umwelt, etwa Umspann kasten, Verkehrsschilder, Ar chitekturelemente, einbezie hen. Die Augentiere, Kopffüssler, spinnenartige Fabeltiere erinnern an die Malerei von Miró, Klee oder Picasso, und bringen eine ästhetische, oft humorvolle Note auf sonst eher trostlose Flächen. Es ist eine archaische Bildsprache, die sofort von jedem verstanden werden kann. Ursprünglich aus Frankreich kommend sieht man vie lerorts Schablonengraffitis, die „Pochoirs“, die einmal angefertigt es ermöglichen, ein Motiv schnell und wie derholt zu verbreiten. Berühmt ist Thomas Baumgärtels Banane, welche er zunächst an Kunstgalerien anbrachte, die er für gut befand. Inzwischen freuen sich Galerien und Museen gleichermaßen über diesen Qualitätssiegel. Generell kann man von einem Wandel der Street Art sprechen: Was zunächst als Ärgernis für Hausbesitzer begann, ist inzwischen fixer Bestandteil einer leben digen, ständig wechselnden Alltagskultur geworden. Street Art Plattformen auf Facebook bringen aufre gende Beispiele in die virtuelle Welt. Anonyme Künstler gestalten ihre Umwelt, machen Kreativität öffentlich. Manchmal belanglos, manchmal span nend und ungemein aufwändig, manchmal poetisch und berührend, kennt jeder die Sprache dieser ur banen Bilder. & 34 ku r z & b ü ndig Gefordert und gefördert Diese und weitere zentrale Fragen wollen wir mit Expert/innen diskutieren. Die Tagung richtet sich an ehrenamtliche Multiplikator/innen und an hauptamtlich im Bereich Ehrenamtsförderung Tätige aus Kirchengemeinden, Verbänden, Einrichtungen und Initiativen sowie weitere am Thema Interessierte. Die Veranstaltung beginnt, im Maternushaus Köln, am Freitag, den 20. September 2013 um 10.00 Uhr und endet am Samstag, den 21. September gegen 13.00 Uhr. Das Programm erscheint voraussichtlich im April. Veranstaltet wird die ökumenische Tagung von der Evangelischen Kirche in Deutschland und dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken in Abstimmung mit der Deutschen Bischofskonferenz; in Kooperation mit dem Deutschen Caritasverband e.V. und der Diakonie Deutschland – Evangelischer Bundesverband sowie der Arbeitsgemeinschaft der katholischen Organisationen Deutschlands und der Konferenz kirchlicher Werke und Verbände in der EKD. www.wir-engagieren-uns.org Machen Sie mit – es lohnt sich! © fotolia.com: alphaspirit #42101308 Das Ehrenamt ist in aller Munde. Aber manchmal lässt das auch aufhorchen. Denn ehrenamtliches Engagement ist in seiner Kreativität und Gestaltungskraft ohne Frage gerade in den gegenwärtigen Wandlungsprozessen von großer Bedeutung. Zugleich aber ist es in seiner Selbstbestimmtheit nicht funktionalisierbar, kein „Lückenbüßer“ in Sparmaßnahmen. Aber wie selbst verantwortet kann Engagement un- ter diesen Bedingungen sein? Welche Förderung und Kultur braucht Engagement, um sich heute entfalten zu können? Und welche Folgen haben die Veränderungen in Familie und Beruf, welche Konsequenzen hat der demografische Wandel? Wie müssen sich Kirchen und ihre Verbände verändern? 35 Treffpunkt Bibliothek 2013 Wie selbstbestimmt ist ehrenamtliches Engagement? Was wären unsere Kirchen, was wären Gesellschaft und Demokratie ohne ehrenamtliches Engagement? Nicht vorstellbar! Angesichts tief greifender sozialstaatlicher und kirchlicher Veränderungen wird der Ruf nach freiwilligem Einsatz immer vernehmbarer. k u rz & b ü nd i g 2/2013 2/2013 Zum sechsten Mal startet der Deutsche Bibliotheksverband eine ein wöchige bundesweite Aktionswoche unter dem Motto „Treffpunkt Bibliothek“. Der diesjährige Untertitel lautet: „Horizonte“. In der Woche vom 24.–31. Oktober 2013 präsentieren sich die Bibliotheken gemeinsam in der Öffentlichkeit als Partner für In- formationskompetenz sowie Bildung und Weiterbildung. Der dbv unterstützt die Bibliotheken wieder mit kostenlosen Werbematerialien in einheitlichem Design, mit Pressearbeit in überregionalen Medien und transportiert die Anliegen der Bibliotheken auch auf kulturpolitischer Ebene. Die Materialien kann jede Bücherei beim DBV in benötigter Menge bestellen. Auf der Kampagnenseite sind umfangreiche Informationen ebenso wie Ansprechpartner, Bestellmöglichkeit und vieles mehr eingestellt. Auch können Sie sich wieder im zentralen Veranstaltungskalender eintragen. Infos unter www. treffpunkt-bibliothek.de DBV – Leselust to go E-Books Literatur Wir für Sie – der Borro stellt sich vor © fotolia.com: Andres Rodriguez #46944606 Von solchen Zuwächsen können viele Wirtschaftsbranchen nur träumen: E-Books waren vor einigen Jahren noch fast unbekannt. Mittlerweile sind sie bei deutschen Lesern ein Verkaufsschlager. Millionenfach werden sie derzeit aus dem Internet heruntergeladen. Denn moderne Endgeräte wie E-Book-Reader, Tablet-PCs oder Smartphones bieten die technischen Voraussetzungen dafür, Literatur in elektronischer Form bei sich zu tragen. Dieser Trend zeigt sich auch in den Bibliotheken. Unabhängig von Ort und Zeit bedienen sich die Nutzer immer öfter aus deren Online-Beständen. Sie laden sich Bestseller, Wochenzeitungen oder wissenschaftliche Aufsätze herunter, mehr Infos unter www.bibliotheksverband.de Presse Themendienst Im Netzwerk Büchereiarbeit Der Borromäusverein e.V. ist eine Medieneinrichtung der Katholischen Kirche. Er arbeitet eng mit den diözesanen Büchereifachstellen der 15 Mitgliedsdiözesen zusammen. Sein Lektorat gibt einen kompetenten Überblick über die Neuerscheinungen des Marktes und spricht Medienempfehlungen insbesondere für öffentliche Büchereien aus, publiziert wird das und mehr unter www. medienprofile.de Er setzt sich für die Leseförderung ein und entwickelt entsprechende Angebote. Weitere Dienstleistungen sind die Bildungsangebote zur Förderung der bibliothekarischen, lite- rarischen und spirituellen Kompetenz. Er unterstützt die Ehrenamtlichen mit Materialien für die Arbeit in der Bücherei und informiert online und in der BiblioTheke über büchereirelevante Themen. Lesen Sie mehr in den jeweiligen Rubriken unter www.borromaeusverein.de dgsgsgsdgsdg Fachstellen Profil Praxisberichte How doimyou do? prolikoLeserunden x2/2013 Praxisberichte x faxsrxad db d fshte 36 C xPsd x rsa ch te P Pr o m ia b ise x rd xiscsx ifd ssib rchte iarcic aP ase serfd dh te Praxisberichte Das Interessanteste in vielen Zeitschriften steckt meist eher in den alltäglichen, lebens- und berufspraktischen Beiträgen als in den bedeutsamen Grundsatzartikeln. So ist es wohl auch in dieser Zeitschrift BiblioTheke. Leider mangelt es der Redaktion immer wieder an interessanten oder nachahmenswerten Berichten. Schreiben Sie uns: [email protected] Balladen-Trio Ein kurzer Bericht Ins herbstlich geschmückte Back haus Rittenhofen waren rund 50 Zu hörer gekommen. Werner Telke als Vorsitzender des Dorfvereins und Rita Barth als Leiterin der KÖB Herz Jesu Köllerbach begrüßten die Gäste. Kurt Brausch fesselte mit dramatisch bewegter und durchdringender Stim me: frei rezitierte Texte vom Königs paar, das um den toten Sohn trauert (Gorm Grymme); von zischenden Füßen im Feuer; vom Knaben im schaurigen Moor; vom Kapitän, der sterbend das brennende Schiff ans Ufer rettet (John Maynard). Dazu ein Perfektionist an der Gitarre (Arno Waschbüsch), der ein Requiem sang und eigens für diesen Abend kompo nierte Melodien spielte. Einfühlsam auch „Herr von Ribbeck auf Ribbeck“ und nachdenklich die Texte von Kästner. Vom sprachlosen Paar in „Die sachliche Romanze“ und „Der Nachahmungstrieb“, wo Kinder ein anderes zu Tode quälen, Erwachsene nachspielend. Mit religiösem Ernst beschwor Brausch im „Kartenspiel“ die Menschen, sich auf das Wesent liche zu besinnen, Gott nicht aus den Augen zu verlieren. Heike Lippert brachte Texte über die zauberhaft schöne Loreley (Brenta no, Heine) und von Erich Kästner: ein Turner übt auf dem Felsen einen Handstand – denkt an das Lied von Heine, stürzt ab und bricht sich die Gebeine. Dann blitzte ihr Schau spieltalent durch, in den Balladen von Nixen und Hexen. Höhepunkt war „Der Zauberlehrling“ von Goe the; man konnte fast den/die Besen ums Wasser rennen sehen, bis end lich der Meister die alte Ordnung wieder herstellte. Uwe Barth hatte nachdenkliche Texte ausgewählt: wo auch der kleinste Brotkrümel bewahrt wird („Jung gewohnt, alt getan“ von Gottfried Keller); ein verarmter Ad liger tritt bei einer Zecherrunde auf und rettet mit einem „Meister trunk“ sterbend seine verlorene Burg für Weib und Kind. Als Hom mage auf alle Frauen, die sich im Le ben – meist ohne technische Hilfs mittel – ihren Unterhalt verdienten und alleinstehend ihre Kinder groß ziehen mussten, verstand Barth „Die alte Waschfrau“ von Adalbert Chamisso. „Des Sängers Fluch“ be wegte die Herzen, als der alte Sän ger mit seinem vom hartherzigen König ermordeten Sohn die Stätte des Gräuels verlies, mit einem Fluch über Schloss und Bewohner. „Das Hobellied“, gesungen von Uwe Barth, erzählt aus dem Märchen „Der Verschwender“, dass Reich tum oft verschleudert wird, am Schluss aber durch Hilfe anderer die Läuterung steht. Langer Beifall belohnte die vier Ak teure. Man sah und spürte, dass die Texte oft leise mitgesprochen wur den und die Gäste saßen noch lan ge bei angeregten Gesprächen zu sammen. Kontakt, Text und Bilder: Rita und Uwe Barth, KÖB Herz Jesu, Strassersbergstr. 16, 66346 Püttlingen P r ax i s b e ri c ht e 2/2013 37 Der JeB-Club der Stadtbibliothek Greven Ein kurzer Bericht Im Herbst 2011 startete zum drit ten Mal der „Jungen empfehlen Bücher“-Club in der Stadtbiblio thek Greven. Hervorgegangen ist die Idee dazu während des Pro jekts „Jungen“ in 2007. Teilneh men konnten Jungen von 10–14 Jahren, die Spaß am Lesen und an Büchern haben und dies auch öf fentlich zeigen möchten. 2011/2012 waren es 14 Jungen, die sich einmal im Monat trafen und über Medien redeten. Beim ersten Treffen im November 2011 ging es darum, sich kennenzulernen und zu klären, was ein gutes Buch aus macht (Seitenanzahl, Inhalt, Gen re), woher sie Büchertipps bekom men und welche Bücher die Jungs gerne mögen. „Star Wars“ stand nicht nur bei den gedruckten Me dien ganz oben auf der Liste ... Im Dezember war Frank Sommer von eventilator zu Gast. Hier beka men die Jungs nicht nur Buchtipps, sondern auch ein paar Profitricks gezeigt, wie man anderen ein Buch präsentiert und z. B. eine passende Lesestelle auswählt. Einige Jungen durften das gerade Erlernte dann auch sofort ausprobieren und ein mitgebrachtes Buch den anderen Teilnehmern vorstellen. Beim dritten Treffen kürten die Jungen „Germanys next Top Book“. Jeder der Teilnehmer hatte im Vor feld ein Buch genannt, das für ihn zurzeit eins der besten ist. Bewertet wurden die Bücher nach verschie denen Kriterien: bibliographische Angaben (Seitenanzahl, Preis...), Ti tel, erster Satz und Cover. Die mei sten Punkte bekam am Ende der erste Teil von „Eragon“. „Kaufrausch“ war das Motte des vierten Treffens. Die Teilnehmer durften in einer Buchhandlung Bü cher für die Bibliothek kaufen. Die Jungen bekamen einen bestimm ten Betrag, der nicht überschritten werden durfte. 28 Jugendbücher haben die Jungs ausgesucht und beim nächsten Treffen direkt tech nisch bearbeitet. Außerdem haben sie ein Plakat zum JeB-Club erstellt. Beim sechsten und letzten Treffen im April 2012 fuhren wir mit zwölf 38 P r a x i s b e r i ch te 2/2013 Entdeckungsreise durch das alte Ägypten St. Marien in Bad Breisig Teilnehmern nach Rheine zum Lo kalradiosender RST. Hier konnten die Jungs die Redaktion besichti gen, den Nachrichtensprecher live erleben und einige Ton-Aufnah men machen. Das feedback der Jungs zum JeBClub war überwiegend positiv und einige fanden es sehr schade, dass man nur ein Jahr mitmachen kann. Bereits vor dem Start im Herbst 2011 wurde ein Weblog ein gerichtet, in dem parallel über alle Aktivitäten während der Treffen berichtet wurde. Infos zum JeB-Club unter www.greven.net/bildung_ soziales_generationen/bildung/ stadtbibliothek/jeb_club.php Der Link zum JeB-Blog www.jebclub.wordpress.com Kontakt, Text und Bild: Dipl.-Bibl. Anne Thiemann, Stellv. Leiterin, Stadtbibliothek Greven, Kirchstr. 3, Greven, E-Mail: [email protected], www.greven.net/ stadtbibliothek Unsere Bücherei hat sich in den letzten Jahren verstärkt um eine in tensive Vernetzung mit anderen Einrichtungen unserer Verbandsge meinde bemüht. Als für alle Beteili gten besonders bereichernd hat sich die Zusammenarbeit mit der Jugendpflege unseres Ortes im Rah men des örtlichen Sommerferien programms erwiesen: Die Jugend pflege übernimmt die Pressearbeit, das Anmeldeverfahren, die Versi cherung der Veranstaltung sowie deren Finanzierung. Wir als Büche rei-Team können unsere gesamte Energie in die Planung und Durch führung der jeweiligen Veranstal tung legen. In diesem Jahr luden wir zu Beginn der Sommerferien zu einer dreitä gigen Entdeckungsreise durch das alte Ägypten ein und erwarteten 22 Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren in der Grundschule mit vie len kreativen Angeboten, Spiel, Spaß und Abenteuer. Nach einer kurzen Begrüßung auf dem Schulhof stimmten sich Kin der und Betreuer zunächst mit einem Film auf das alte Ägypten ein und machten sich mit dem Thema der kommenden Tage vertraut. Die Kinder nahmen die im wahrsten Sinne des Wortes anschaulichen In formationen über das Leben der al ten Ägypter, deren Glauben und To tenkult begeistert auf und nutzen ihr Wissen für die anschließenden kreativen Angebote. Für diese teilten sich die Kinder ei genständig in zwei Gruppen ein und durchliefen im Anschluss gruppenweise einen WorkshopParcours. Dieser bestand aus fünf Stationen, an denen jedes Kind sein Wissen über das alte Ägypten vertiefen und kreativ umsetzen konnte. So hatten die Kinder die Möglichkeit, sich ihre eigene Mu mie im Sarkophag zu basteln. Hier zu wurde aus Heu und Draht eine Grundfigur gebastelt, die anschlie ßend mit Gipsbinden (eine freund liche Spende unseres Apothekers) fachgerecht als Mumie einge wickelt wurde. Der dazugehörige Sarkophag wurde aus Fotokarton gefertigt und anschließend mit Gips verstärkt. Dabei machte den Kindern besonders der Umgang mit den unterschiedlichen Materi 8042547 : ocipalla #2 © fotolia.com P r ax i s b e ri c ht e 2/2013 39 alien Spaß und jeder war konzen triert und ausdauernd bei der Sa che. Obwohl ein hohes Maß an handwerklichem Geschick erfor derlich war, konnte sich das Ergeb nis sehen lassen: Am Ende lagen 22 Mumien und 22 Sarkophage zum Trocknen in der Sonne – jedes ein Unikat! In einem zweiten Workshop wur den die Kinder in die Welt der altä gyptischen Schriftzeichen, den Hi eroglyphen, eingeführt. Mithilfe einer mitgebrachten PapyrusPflanze wurde zunächst erklärt, wie die Ägypter hieraus Papier herstell ten. Anschließend erhielt jedes Kind eine Hieroglyphen-Mappe mit Übungen zu den einzelnen Schriftzeichen. Schon nach ei nigem Üben konnten die Kinder ihren Namen auf „hieroglyphisch“ schreiben und sogar knifflige Le serätsel lösen. Wir waren erstaunt über die schnelle Auffassungsgabe der Kinder. Selbst die Jüngsten konnten sich in Windeseile die Vielzahl an Schriftzeichen merken und freihändig schreiben. Im dritten Workshop „Archäologie im Sandkasten“ wurde den Kin dern die Arbeit der Archäologen näher gebracht. Wir haben hierzu ein Ausgra bungsfeld im Schul hof nachgestellt: mit Hieroglyphen versehene Ton töpfe wurden zer schlagen und im Sand vergraben. Aufgabe der Kin der war es nun, die Einzelteile zu bergen, sie zusammenzusetzen und die darauf geschriebenen Hierogly phen zu entziffern. Dies taten sie auch voller Eifer: Mit Schaufel, Pin sel und Eimer machten sie sich ans Werk. Das Auffinden der Tonscher ben verlangte den Nachwuchsar chäologen viel Ausdauer ab und war bei wolkenfreiem Himmel an strengender und schweißtreibender als erwartet. Der vierte Workshop beinhaltete ei nen Ausflug in die Welt altägyp tischer Götter und Mythen. Die al ten Ägypter glaubten an die Macht von Glücksbringern, die sie nicht nur zu Lebzeiten trugen, sondern auch ihren Toten mit ins Grab ga Text und Bilder: Sylvia Steinbach für die KÖB St. Marien, 53498 Bad Breisig ben. Ein beliebter Glücksbringer war der Skarabäus oder Mistkäfer. Wir erzählten den Kindern, wie es hierzu kam: Die Ägypter glaubten, dass der Gott Chepren jeden Mor gen in Gestalt des Käfers am öst lichen Horizont aufstieg und die Sonne – ähnlich der Käfer seine Dungkugel – vor sich herschob. Zur Erinnerung durfte jedes Kind aus Modelliermasse Skarabäen als Schmuckanhänger formen und ver zieren und anschließend an einem Halsband befestigen. Der fünfte Workshop diente der Freiarbeit. Wir hatten hierfür eine Vielzahl an Beschäftigungsmöglich keiten vorbereitet, unter denen die Kinder wählen und die Beschäfti gungsdauer selbst bestimmen durf ten. Neben Malvorlagen gab es ver schiedene Leserätsel zum Thema Ägypten sowie die Möglichkeit, sich zusammen mit einem Partner an dem altägyptischen Brettspiel „Se net“ zu üben. Natürlich durfte auch nicht ein „ägyptischer“ Büchertisch fehlen, sodass die Kinder zwischen durch die Möglichkeit hatten, sich 40 P r a x i s b e r i ch te mit einem Buch bewaffnet zum Schmökern zurückzuziehen. Für jeden beendeten Workshop er hielten die Kinder eine Perle, die sie an einer Schnur sammeln konnten. Am Ende des Workshop-Parcours konnten die Perlen gegen kleine Preise (Süßigkeiten, Stifte, Radier gummis, kleine Deko-Artikel etc.) eingetauscht werden. Krönender Abschluss war ein Besuch des Ägyp tischen Museums in Bonn am drit ten Veranstaltungstag. Nach einer aufregenden Fahrt mit dem Zug er hielten wir eine fast einstündige Führung, bei der die Ausstellung kind gerecht erklärt wurde und es viel Neues zu erfahren gab. So viel Geduld und Ausdauer bei einem Museumsbesuch musste natürlich auch belohnt werden: Bei sonnigem Wetter verbrachten wir alle einen lustigen Rest-Nach mittag auf dem großzügigen Spielplatz im Hofgarten Bonn. Es wurde nach Herzenslust gespielt, gelacht und das Ganze mit einem leckeren Eis zum Abschluss ge krönt. Alle – Kinder und das BüchereiTeam – waren sich am Ende einig: Die Reise in die Zeit des alten Ägyptens war gelungen und wird allen Beteiligten lange in Erinne rung bleiben. Geschichte kann ja so spannend sein! Mezzo-Sachen. Seien Sie gespannt und nehmen Sie schon mal Platz! Wenn an einem Samstagabend mitten in Erbach eine Bücherei sei ne Gäste im Schein bunter Fackeln begrüßt, hat das Team von St. So phia eingeladen. Das diesjährige Motto „Diwan“ versprach nicht nur einen Gaumengenuss nach ori entalischem Geschmack, sondern auch ein entsprechendes Tanzver gnügen und gute Unterhaltung auf dem Sofa. Salem Aleikum – Diwan-Dinner © fotolia.com: Brosche: BEAUTYofLIFE #22798980 Kulinarisch-literarisches Ereignis Der Diwan ist so vielfältig wie das Wort geheimnisvoll. Mindestens zwei können darauf sitzen aber un endlich viele können darin stehen. Man konnte auf den Rat warten oder sich als solcher darauf nieder lassen. Lesen ist sowohl darin wie auch darauf möglich. Wir holen den west-östlichen Diwan hervor und umrahmen ihn mit Hafis' ori entalischem und des Sofas moder nem Flair, auf dass ein kulinarischliterarisches Ereignis der DiwanKlasse entstehe. – Diesmal gibt es dazu eingängige Speisen, sicher Mezze aber keinesfalls machen wir P rax i s b e ri c ht e 2/2013 2/2013 Um Missverständnissen vorzubeu gen: Trotz „Salem Aleikum"-Begrü ßung stellte Bibliotheksmann Willi Weiers eingangs klar, dass das Pro gramm „den Bogen vom west- zum östlichen Diwan spannen" werde – was auch die Begrüßungshäppchen und Potato-Chips erklärten. Mit et was Fantasie finde ein jeder mindes tens ein halbes Dutzend Bezeich nungen für die bequeme Sitzgele genheit, vom Kanapee über die Ot tomane bis zum Chaiselongue. Bis die Geschmacksnerven mit Ko riander, Kardamom und glatter Pe tersilie in Berührung kommen durften, übten sich die in bunten Kafkas gehüllten Büchereimitarbei terinnen der KÖB St. Sophia zu nächst als Fremdenführerinnen durch die Weihrauch-Schwaden. Im Saal angekommen, entpuppte sich dieser als ein gastlich herge richtetes Nomadenzelt, an dessen Wände der Gebetsteppich ebenso wenig fehlen durfte wie die Wasser pfeife auf den Tischen. Ob Vorspei se, Hauptgang oder Dessert: Die Gäste hatten eine reichhaltige Aus wahl von je mindestens einem hal ben Dutzend Leckereien. Die Mezze reichte vom Hummus (Kichererb sen-Püree) bis zu mit Reis gefüllten Weinblättern. Biriyani und Raita (Hähnchengericht mit Joghurt) und Fisch-Spieße mit Tarator domi nierten beim Hauptgericht, beglei tet von allerlei mit Honigdressing gesüßten Salaten. Passend zum ara bischen Mokka und vorgesüßten Teesorten fand das Schlemmen des kulinarisch-literarischen Abends mit Baklava (Gebäck) und Atayef (arabische Pfannkuchen) zu vorge rückter Stunde seinen Abschluss. Was den Gaumen erfreute, war für die Augen und Ohren ein nicht minderer Genuss. Ein Höhepunkt bildete zweifelsohne der Auftritt der beiden Tänzerinnen Gesa Hei mann und Anna Frenzel, bekannt als „Duo Mirage". Ganz wie im Türkei-Urlaub: Den Damen wollte keiner widerstehen, den sie an der Kunst des Bauchtanzes teilhaben ließen. Wer es mit den schwin genden Hüften nicht so drauf hat te, durfte sich als Gast bei Gabi Fi scher (alias Willi Weiers) auf der 41 blauen Couch versuchen. Die Ehre, auf dem einzigen Sofa im Raum Platz nehmen zu dürfen, kam au ßer dem Programmleiter sonst nur noch seiner Ehefrau Ursula zuteil. Aus dem orientalischen Diwan wurde flugs ein Sofa im deutschen Wohnzimmer. Was lag es da näher, als beliebte Sketche von Loriot nachzuspielen wie den „Fernseha bend" oder „Feierabend"? Für die literarischen Zwischeneinlagen hatte Willi Weiers dieses Mal zu Goethe und Karl May ins Bücherre gal gegriffen und Zeitungen aus dem Orient einfliegen lassen. Mit der bekannten Liebe fürs Detail, die sich von der Kochkunst über die Dekoration bis zur Programm abfolge erstreckte, hatten die Ver anstalter wieder einmal bewiesen, wie schön und abwechslungsreich ehrenamtliche Büchereiarbeit sein kann. Und sollte jemand bei dem mehrstündigen Ausflug in den öst lichen Mittelmeerraum einen Schlangenbeschwörer vermisst ha ben, wird ihn zumindest der Blick auf die Eintrittskarte dafür entschä digen. Text, Kontakt und Bilder: Willi Weiers, KÖB St. Sophia Hauptstraße 42, 64711 Erbach, E-Mail: [email protected], www.KoebErbach.de 42 P r a x i s b e r i ch te 2/2013 P r ax i s b e ri c ht e 2/2013 43 M. Clausen; K. Tebbenhoff u. M. Cordes Möwe, Strand und Flaschenpost MedienNr.: 306 927 Flaschenpost & Co. Wetten, dass es gelingen kann, mit nur drei Büchern Kinder in den Sommerferien in die Bücherei zu locken und mit ihnen ein abwechs lungsreiches, tagesfüllendes Pro gramm zu bestreiten? Kein Problem für die Mitarbeite rinnen der Katholisch(en) öffent lichen Bücherei (KÖB) St. Johannes Baptist in Beverungen. Denn sie veranstalten regelmäßig einmal im Monat sog. „Lesespaß-Aktionen“, bei denen Kinder im Kindergartenund/oder Grundschulalter nach dem gemeinsamen Betrachten eines Buches in einem zweiten Teil seinen Inhalt kreativ aufarbeiten. Der örtliche Kinderschutzbund war wieder an uns herangetreten mit der Bitte, eine Aktion im Rah men ihres Sommerferienpro gramms anzubieten. Da wir zwei Jahre zuvor schon mit einer ersten Lesenacht im Kinderferienpro gramm vertreten waren, die allen Beteiligten noch gut in Erinnerung ist, sagten wir gerne wieder zu. Auf der Suche nach einem geeigneten Thema für die Sieben- bis Zehn jährigen stießen wir auf das groß formatige Bilderbuch „Flaschen post“ (MedienNr.: 308348), dessen Mischung aus einer anrührenden Geschichte um den Verbleib einer Flaschenpost angereichert mit kurzen, gezielt platzierten Sachin formationen rund um die Seefahrt genug Stoff für eine ganztägige Lese spaß-Aktion passend zur Sommerfe rienzeit bietet. So wie die Hauptper son des Buches wollten wir mit den Kindern auch eine Flaschenpost ver senken und die kleinen Landratten in das Morsealphabet einweihen. Bei der Sichtung der Neuerschei nungen dieses Jahres fielen uns noch zwei weitere Bücher auf, die unsere ganztägige Aktion, der wir den Namen „Flaschenpost & Co.“ gegeben hatten, komplettieren soll ten. Die Vorlesegeschichten in dem Buch „Schokolade am Meer“ (Medi enNr.: 307149) eignen sich hervor ragend zum Seemannsgarnspinnen. Nikla lässt sich von ihrem Vater bei ihren sonntäglichen Treffen immer wieder von seinen neuen unglaub lichen Geschichten in den Bann zie hen. So könnte es auch gelingen, mit Hilfe einer Geschichten-Erfin der-Truhe, in der ein Sammelsurium an ausgemustertem Kinderspielzeug gesammelt war, von den Kindern ei gene Geschichten reihum entwi ckeln zu lassen. Das dritte Buch „Möwe, Strand und Flaschenpost“ (MedienNr.: 306927), das dazu bei tragen sollte, unsere Wette zu ge winnen, ist prall gefüllt mit ausführ lichem, kindgerecht verpacktem und bebildertem Wissenswerten Antonia Michaelis Schokolade am Meer MedienNr.: 307 149 rund um das Thema Meer und Kü ste. Darüber hinaus bietet das „Buch vom Meer“, wie es im Un tertitel heißt, einige vielverspre chende Ideen für Spiele und Ba stelaktionen. So planten wir – nach Anleitung des Buches – ein Strand-Mühle-Spiel, Buddelschiffe und Flatterbälle als weitere Ba stelaktionen anzubieten. Der Prototyp eines Flatterballes sollte auch bei der Kennenlern runde schon eingesetzt werden, bei der dieser zwischen den Teil nehmern hin- und hergeworfen werden sollte, bis jeder die Namen aller Beteiligten kennt. Somit hat ten wir ein Spiel-Mittel, mit dem wir – wie auch im Buch beschrie ben – einige Spiele draußen durch führen konnten. Das letzte Kapitel dieses informativen Buches, beti telt mit „Meere brauchen Schutz“ Kontakt und Text: Beate Menge, KÖB St. Johannes Baptist, An der Kirche 9, 37688 Beverungen, [email protected], www.koeb-beverungen.de brachte uns auf die Idee, nicht von jedem Kind eine Flaschenpost ins Wasser werfen zu lassen, sondern alle jeweils einen Brief schreiben zu lassen, und diese dann auf vier Flaschen zu verteilen. Natürlich durfte bei unserer ganztägigen Le sespaß-Aktion auch eine stilechte Verpflegung nicht fehlen: Zum Mit tagessen standen in der Kombüse des benachbarten Pfarrheims Fisch stäbchen, Pellkartoffeln, Zwie back und Trockenobst auf dem Speisen plan. Den Abschluss sollte eine Seemannsprüfung bilden, bei der es galt einen Morsespruch zu ent rätseln, einen Seemannsknoten fachgerecht zu binden, mit den Fü ßen zu angeln, Seemannsgarn zu spinnen und ein Schiff aus Zei tungspapier zu basteln. Gerade Letzteres sollte manche Landratte vor ungeahnte Schwierigkeiten stellen. Lore Leher u. Astrid Krömer Flaschenpost MedienNr.: 308 348 Nachlese: Allen Beteiligten, auch uns Betreuerinnen (!), hat unsere ganztägige Lesespaß-Aktion viel Spaß bereitet, und es wird bestimmt nicht die letzte sein. Die Kinder gin gen ausgestattet mit einer Urkunde, die ihre Seemannstauglichkeit tes tierte, und einem Schuhkarton, ge füllt mit einigen selbst fabrizierten Spiel-Mitteln, die vielleicht in den folgenden Ferienwochen Dienste leisten können, von Bord des Bü chereischiffes. Das Motto hat si cherlich bei den Kindern, die in den Sommerferien gar nicht wegfahren können, wenigstens via Bücher ei nen Hauch von Strand und Meer aufkommen lassen. Da wir im Vorfeld nicht ahnen konnten, dass der Stoff unserer aus gewählten Bücher wirklich tages füllend sein könnte, hatten wir noch eine ausgearbeitete Weser- Rallye in der Hinterhand. Doch unsere Sorge erwies sich als völlig unbegründet. Überhaupt war es er freulich zu sehen, dass einige zwi schendurch sich ein Buch aus dem Regal nahmen und sich in eine stil le Ecke zum Schmökern verzogen. Auch das Seemannsgarnspinnen bereitete den Kindern einen un bändigen Spaß und bewies wieder einmal, wie viel Erzählfreude doch in ihnen steckt. Das Highlight für alle überhaupt war sicherlich die Flaschenpost. Bereits beim Schrei ben der Post machten sie sich viele Gedanken, und auf dem Weg zum Versenken in der Weser wollte je der noch einmal eine Flasche tra gen. Einige hätten am liebsten so fort ihre wieder herausgefischt und hoffen jetzt, dass sie nicht wie der Erzähler in dem Bilderbuch „Fla schenpost“ elf Jahre auf Antwort warten müssen. © fotolia.com: Jeanette Dietl #42280930 Seemannsnachwuchs bei Lesespaß-Aktion 44 L i ter a tu r - P ra x is 2/2013 Der Duft des Regens Frances Greenslade Der Duft des Regens Mareverlag 2012 MedienNr.: 366 167 Christoph Holzapfel Borro-Rezension … Gemeinsam mit seiner Frau Irene und den beiden Töchtern lebt Patrick Dillon in einer … Hütte und ar beitet in einer Holzfällerkolonne. Als er tödlich verun glückt, gerät die Familie in finanzielle Schwierigkeiten. Dass sich die zwölfjährige Maggie und die ein Jahr äl tere Jenny trotz des tragischen Verlustes geborgen füh len, verdanken sie ihrer „Mom“. Doch dann geschieht das Unfassbare. Irenes Verhalten verändert sich, sie wirkt distanziert und lässt die Töchter bei Bekannten zurück. … Erst drei Jahre später werden Maggie und Jenny erfahren, dass Irene ein Doppelleben geführt hat … Mit dieser bitteren Wahrheit konfrontiert, füh len die Mädchen tiefe Enttäuschung, Verzweiflung, aber auch Wut. … Obwohl die aus der rückblickenden Sicht Maggies erzählte Geschichte Redundanzen auf weist, mitunter konstruiert wirkt und zum Sentimen talen tendiert, fasziniert der Debütroman durch sinn lich erfahrbare Naturschilderungen. Ein breites Leser publikum ist ihm trotz der Einwände zu wünschen. Rezensentin: Kirsten Sturm Baby. Mit dem Baby könnt ihr nicht per Anhalter fa hren.’“ Widerspruch lässt er keinen zu. (281) Wie wirkt Onkel Leslie auf Sie? Welche Sehnsüchte weckt er in Ihnen? Sind Sie solch einem Menschen schon einmal begegnet? Die Autorin schreibt auf ihrer Webseite, Les lie und Vern seien grob zwei Menschen nachempfun den, die sie einmal kannte. Ändert das Ihre Bewertung? Die Natur als Schutz Maggie … ist zehn Jahre alt, als ihr Vater bei einem Arbeitsunfall ums Leben kommt. Sie selbst bezeichnet sich als „Sor genmacherin“. Sie fragt sich mehrfach, ob sie mit ih ren ständigen Sorgen das Unglück nicht heraufbe schworen hat. Ihr Vater schien sie zu bevorzugen, im mer wieder zog er mit ihr alleine los und zeigte ihr, wie man einen Unterschlupf baut und lehrte sie das Überleben in der Wildnis. (30) Sie ist kein Stadtmensch wie ihre Schwester Jenny. Bei den Edwards in Williams Lake, wo ihre Mutter sie zu rückließ, nutzte sie jede Gelegenheit, um hinauszu kommen. „Morgens, wenn ich das Haus der Edwards verließ, war die frische Luft wie Balsam und das Nie mandsland zwischen Haus und Schule eine Schutzzo ne aus Erde, Gras und Wind.“ (121) Maggie wird also als ein ernsthafter, von Sorgen ge plagter Mensch gezeichnet. Können Sie diese Le benseinstellung nachvollziehen? Wie wirkt Maggie auf Sie? Leslie George, Verns Onkel Zur Arbeit mit dem Buch Sammeln Sie zu Beginn die Lektüreeindrücke der Teil nehmer/innen. Als Einstieg können Sie z. B. den vor letzten Satz aus Kirsten Sturms Rezension verwenden, sie legt die Finger auf die Schwachstellen des Romans. Spiegelt das auch Ihren Lektüreeindruck wider? Was hat Ihnen an dem Roman gefallen – und was nicht? Gibt es eine Textstelle oder eine Figur, die Sie noch be schäftigt? Mit welcher Figur aus dem Buch würden Sie gerne mal einen Kaffee (oder Tee) trinken? Warum? Nehmen wir zwei der Figuren näher in Augenschein: Maggie, die Ich-Erzählerin, und Leslie, den Onkel von Maggies Freund Vern. 2/2013 Onkel Leslie ist der Engel dieses Romans, der Retter in der Not. Er schließt Maggie schnell in sein Herz. Au ßerdem scheint er zu einer ganz entspannten Sorte Mensch zu gehören, denn auch wenn sie und Vern über die Stränge schlagen, macht er ihnen keine Vor würfe, sondern unterstützt wie, wo er nur kann (162– 170). Als Maggie sich auf den Weg macht, um ihre Mutter zu suchen, taucht er genau im richtigen Mo ment auf. Auf eine ganz selbstverständliche Weise hilft er ihr: „Ich frage mal ein bisschen herum, wenn du nichts dagegen hast“. (272) Er findet Irenes Auto und kauft es: „Ich habe ihn für dich gekauft, Maggie. Ihr werdet ein Auto brauchen, du und Jenny und das Man könnte den Roman fast als Outdoor-Roman be zeichnen, denn ein großer Teil der Handlung spielt sich draußen ab. Es steigt einem förmlich der „Duft des Regens“ in die Nase, der Geruch von frisch ge schlagenem Holz, von Tannennadeln und feuchtem Laub. Welche Gefühle verbinden Sie mit diesen Land schaftsbeschreibungen? Besser als der deutsche beschreibt der englische Origi naltitel „Shelter“ Maggies Verhältnis zur Natur, das Wort hat einen großen Bedeutungsumfang: Zufluchts ort, Unterschlupf, Schutzhütte, Bunker. Wie sehr Mag gie die Natur als Zufluchtsort betrachtet, lässt sich an verschiedenen Stellen ablesen: Eines Tages hält sie es bei den Edwards im Haus nicht mehr aus. Obwohl draußen ein Schneesturm tobt, geht sie hinaus. „Auf dem verlassenen Highway, wo der Wind mir den Atem entriss, ging ich geradewegs dem Unwetter entgegen. Ich dachte, Dad würde verstehen, dass ich nicht etwa den Schutzraum verließ, sondern einen suchte.“ (129) Ein weiteres Beispiel, ist das Weihnachtsfest, das Mag gie allein in einer selbst gebauten Schneehöhle ver bringt. (248) Welche Erfahrungen haben Sie mit der Natur ge macht? Können Sie sich die Natur als Schutzraum vor stellen? Wenn nicht, was wäre dann Ihr Schutzraum? Mutterschaft Zwei Mütter stehen im Mittelpunkt der Handlung: Irene und Jenny. Maggie beschreibt Irene als ideale Mutter. Sie war Hausfrau, kümmerte sich um den Gar ten und sorgte für die Kinder. Sie schienen ihre erste Priorität zu sein. So oft sich ihr die Gelegenheit bot, unternahm sie Ausflüge mit ihren Töchtern. „Ich schätzte mich glücklich, eine Mutter zu haben, die mit uns zelten fuhr, keine Angst vor Bären hatte ... Sie war die Konstante in unserem Leben, die Sicherheit L i t e r at u r- P r ax i s 45 und der Trost.“ (13/14) Welche Gefühle löst dieses Mutterbild in Ihnen aus? Nachdem Irenes Mann gestorben war, veränderte sie sich. Der Grund dafür war nicht nur Trauer, offen sichtlich traf Irene sich mit einem anderen Mann (z. B. 75/76). Am Ende des Romans klärt sich die Identi tät des Mannes. Wie bewerten Sie Irenes Verhalten? Welche Gründe könnte Sie für die Heimlichkeiten Ih ren Töchtern gegenüber gehabt haben? In Maggies Schilderungen schien Irene ganz in ihrer Mutterrolle aufzugehen, aber es gab noch eine andere Seite an ihr, sie beschreibt das so: „Mom erschien mir wie ein See, an dessen Oberfläche Jenny und ich he rumschwammen, ohne die geringste Ahnung, welche grünen Tiefen unter uns lagen.“ (298) Haben Sie diese Erfahrung mit Ihrer Mutter auch gemacht? Und trifft das vielleicht auch Ihr eigenes Leben, falls Sie selbst Mutter sind? Wenn Sie sich die Geschichte von Irene vor Augen führen, wie beurteilen Sie ihr Verhalten? Was spricht für sie, was gegen sie? Sie können diese Diskussion als eine Art Gerichtsverhandlung gestalten. Eine Gruppe trägt die Anklagepunkte vor und belegt sie mit den Verhaltensweisen, die gegen Irene sprechen, eine zweite Gruppe übernimmt ihre Verteidigung und eine dritte bildet die Jury. Oder entwickeln Sie eine Alter nativgeschichte: Was wäre, wenn Irene ihre Töchter zu sich geholt hätte? Und an welchem Punkt in der Geschichte hätte sie das tun können? Jenny ist die zweite Mutter, sie wird – wie ihre eigene Mutter – früh und ungewollt schwanger. Sie ent schließt sich, ihre Tochter nicht zur Adoption freizu geben. Welche Motive dürfte sie dafür gehabt haben? Was meinen Sie, hat sie die richtige Wahl getroffen? Wenn Sie sich die verschiedenen Mutterschicksale vor Augen führen – welches Bild von Mutterschaft zeich net die Autorin? Und wie passt das zu Ihrer eigenen Erfahrung – als Mutter oder als Sohn/Tochter? & Dipl. Theol. Christoph Holzapfel arbeitet im Lektorat des Borromäusverein e. V. Bonn. 46 2/2013 Der Internet-Tipp Die Seite empfiehlt Kinder- und Jugendliteratur nach Kriterien einer genrespe zifischen und leserorientierten Literaturkritik. Die Zielgruppe sind erwachsene Literaturvermittler und Leseförderer in Schulen, Bibliotheken und Medien, im Buchhandel sowie Eltern. Die Macher sind ein Team rund um die renommierte Literaturwissenschaftlerin Prof. Christine Garbe, Uni Köln. Sie forscht seit Jahrzehnten zum Thema Gender & Lesen. Sie weiß, dass Lehrer und Eltern oft nicht mit dem Geschmack der jungen Leser vertraut sind. Die Seite möchte Leseförderer deshalb mit beliebten Jungenbüchern bekannt machen. Impressum Aachen Hildesheim Osnabrück Fachstelle für Büchereiarbeit im Fachstelle für kirchliche Fachstelle für Katholische Katechetischen Institut Büchereiarbeit im Bistum Hildesheim öffentliche Büchereien Eupener Str. 132, 52066 Aachen Domhof 24, 31134 Hildesheim in der Diözese Osnabrück Tel. 0241 60004-20, -21, -24 , -25 Tel. 05121 307-880, -883 Domhof 12, 49716 Meppen [email protected] Fax 05121 307-881 Tel. 05931 912147 www.fachstelle.kibac.de buechereiarbeit@bistum-hildesheim.de Fax 05931 912146 www.bistum-hildesheim.de [email protected] Ihre Ansprechpartner und Kontaktdaten Borromäusverein e.V. : Lektorat 0228 7258-401 Leitung Fax E-Mail Internet Fachstelle für Katholische öffentliche Köln Büchereien im Erzbistum Berlin Generalvikariat Paderborn Niederwallstr. 8–9, 10117 Berlin Fachstelle Katholische öffentliche Büchereien IRUM – Institut für Religionspädagogik Tel. 030 32684540 Marzellenstraße 32, 50668 Köln und Medienarbeit im Erzbistum Paderborn Fax 030 326847540 Tel. 0221 1642-1840 – Büchereifachstelle – [email protected] Fax 0221 1642-1839 Am Stadelhof 10, 33098 Paderborn www.erzbistumberlin.de buechereifachstelle@erzbistum-koeln.de Tel. 05251 125-1916, -1917, -1918 www.erzbistum-koeln.de Fax 05251 125-1929 0228 7258-405 Redaktion 0228 7258-407 0228 7258-409 0228 7258-412 [email protected] www.borromaeusverein.de www. medienprofile.de [email protected] Essen Medienforum des Bistums Essen Limburg Zwölfling 14, 45127 Essen Fachstelle für Büchereiarbeit Tel. 0201 2204-274, -275, -285 im Bistum Limburg Rottenburg-Stuttgart Fax 0201 2204-272 Bernardusweg 6, 65589 Hadamar Fachstelle Katholische Büchereiarbeit [email protected] Tel. 06433 887-57, -59, -58, -52 in der Diözese Rottenburg-Stuttgart www.bistum-essen.de Fax 06433 887-80 Jahnstr. 32, 70597 Stuttgart [email protected] Tel. 0711 9791-2719 www.lesen.bistumlimburg.de Fax 0711 9791-2744 Freiburg www.irum.de [email protected] Bildungswerk der Erzdiözese Freiburg, BiblioTheke – Zeitschrift für katholische Bücherei- und Medienarbeit 47 www.bistum.net/koeb Berlin Bildung Das Angebot strukturiert sich in die Bereiche Aktuelles, Buchempfehlungen, Leseförderung und Forschung. Unter den letzten beiden Punkten wird verständlich in den wissenschaftlichen Hintergrund eingeführt. Interessante News aus der Lese förderung unter „Aktuelles“. Besonders wichtig – Buchempfehlungen: Hier gibt es Buchtipps für Jungen ab sechs Der Bereich ist noch ausbaufähig, jede(r) ist aufgerufen sich als Rezensent/in zu beteiligen. Bisher sind Klassiker der Jungenliteratur wie Gregs Tagebuch und Eragon besprochen worden. Die Leseempfehlungen orien tieren sich in erster Linie an noch unerfahrenen jungen Lesern. Um deren Anspruch auf ein vielfältiges Angebot einfacher Lesestoffe gerecht zu werden, gilt die spezielle Aufmerksamkeit der populären Kinder- und Jugendliteratur. www.boysandbooks.de D i ö z e s ane B ü c he r e i fac hs t e l l e n 2/2013 Fachbereich Kirchliches Büchereiwesen Mainz Landsknechtstraße 4, 79102 Freiburg Fachstelle für katholische Tel. 0761 70862-19, -20, -29, -30, -52 Büchereiarbeit im Bistum Mainz Speyer Fax 0761 70862-62 Grebenstraße 24–26, 55116 Mainz Fachstelle für Katholische öffentliche [email protected] Tel. 06131 253-292 Büchereien im Bistum Speyer www.nimm-und-lies.de Fax 06131 253-408 Große Pfaffengasse 13, 67346 Speyer www.fachstelle-medien.de Herausgeber: Borromäusverein e.V. Bonn Redaktionsbeirat: Ausgabe liegen Informationen einzelner Verlag: Borromäusverein e.V., Dr. Gabriele Dreßing (Speyer) diözesaner Büchereifachstellen bei. [email protected] Tel. 06232 102184 Wittelsbacherring 7–9, 53115 Bonn, Carolin Evers (Köln) Postanschrift der Redaktion: Fulda www.bistum-mainz.de/buechereiarbeit Fax 06232 102188 Postanschrift: Postfach 1267, 53002 Bonn Horst Patenge (Mainz) Borromäusverein e.V., BiblioTheke, Fachstelle für katholische ISSN 1864-1725; 27. Jahrgang 2013 Christine Salms (Aachen) Wittelsbacherring 7–9, 53115 Bonn, Büchereiarbeit im Bistum Fulda Münster Preise: Einzelbezugspreis 5,80 E, Gotthard Schier (Hildesheim) Telefon 0228 7258-407, Fax 0228 7258-412, Paulustor 4, 36037 Fulda Bischöfliches Generalvikariat, Jahresabo inkl. Porto/Verpackung 20,- E; Birgit Stenert (Münster) [email protected] Tel. 0661 87-564 Hauptabteilung Seelsorge, Referat Büchereien für Katholische öffentliche Büchereien Redaktion: Redaktionsschluss: Fax 0661 87-569 Rosenstr. 16, 48143 Münster Bischöfliches Generalvikariat, Strategiebereich 3: gelten besondere Bezugsbedingungen Gunda Ostermann (verantwortl.) 1. Februar, 1. Mai, 1. August, 1. November [email protected] Tel. 0251 495-6062 Kommunikation und Medien, Arbeitsbereich Layout: Bernward Medien GmbH, Ulrike Fink Erscheinungsdatum: www.bistum-fulda.de Fax 0251 495-6081 Medienkompetenz/Büchereiarbeit Hildesheim Namentlich gekennzeichnete Artikel 1. Woche im Januar, April, Juli, Oktober [email protected] Hinter dem Dom 6, 54290 Trier Druck: Bonifatius Druck GmbH, Paderborn geben nicht unbedingt die Meinung © Borromäusverein e.V. Bonn www.bistummuenster.de Tel. 0651 7105-259 Herstellung: gedruckt auf säurefreiem des Herausgebers wieder. Fax 0651 7105-520 und chlorfrei gebleichtem Papier Beilagenhinweis: Einem Teil der [email protected] [email protected] http://cms.bistum-speyer.de/buechereifachstelle Trier www.bistum-trier.de 48 2/2013 Gästebuch "Vision: Die katholische Kirche in Deutschland wird eine Kirche der Ehrenamtlichkeit sein, oder sie wird nicht mehr sein. Ich meine mit Ehrenamtlichkeit freilich nicht allein die auch bisher bekannte, ja unentbehrliche Mitarbeit Nicht-Hauptamtlicher. Ich meine Ehrenamtlichkeit in voller, eigenständiger Verantwortung, soweit das unser kirchliches Selbstverständnis zulässt. Ich meine Ehrenamtlichkeit, die sich selbst zur Seelsorge am Mitchristen berufen weiß." Bischof Dr. Joachim Wanke, aus Christ in der Gegenwart 2009 Rundlauf