Investieren in Aktien und Anleihen
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Investieren in Aktien und Anleihen
ierte & s i l a u t k a . 4 uflage A e t r e t i e er w PortfolioPraxis Investieren in Aktien und Anleihen Sonderserie (1–7) Ihr Vermögen. Unsere Verantwortung. Inhalt Investieren in Aktien und Anleihen (1): Die Mischung macht’s . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 Investieren in Aktien und Anleihen (2): Beim Sparen sparen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 Investieren in Aktien und Anleihen (3): Die Magie der Prozentpunkte – die Theorie . . . . . . . . 18 Investieren in Aktien und Anleihen (4): Die Risikoprämie – Theorien und Methoden . . . . . . . . 22 Investieren in Aktien und Anleihen (5): Die Renditeschätzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 Investieren in Aktien und Anleihen (6): Die Simulation – Ertrag und Risiko. . . . . . . . . . . . . . . . . 32 Investieren in Aktien und Anleihen (7): Akzente setzen mit Satelliten! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40 Investor´s Corner. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44 Investieren in Aktien und Anleihen Die Mischung macht´s „Aktien kaufen und dann tief und lange schlafen“ – so eines der vielen Bonmots von Börsenaltmeister Kostolany. Ein guter Rat mit gleich zwei Haken: Er hat weder die Namen der zu kaufenden Aktien verraten, noch die Marke des Schlafmittels, das mögliche zwischenzeitliche Verluste mit süßen Träumen übertüncht. Bleiben die Fragen, inwieweit eine Anlage in Aktien tatsächlich eine gute Empfehlung ist, und welche Bedeutung der Beimischung von Anleihen zur Optimierung des (erwarteten) Risiko-Ertrag-Profils zukommt. Blick zurück ohne Zorn Der Blick zurück erweitert den Anlagehorizont beträchtlich: Wer Ende 1981 100 Euro in einen Korb Aktien, wie sie der MSCI-Index für Europa abbildet, investierte, bekam Ende 2005 über 2.232 Euro zurück. Wer dagegen über den gleichen Zeitraum 100 Euro bei der Bundesschuldenverwaltung anlegte (hier durch den Rentenindex Rex P dargestellt), verhalf zwar dem Bundesfinanzminister zum guten Schlaf, bekam aber Ende 2005 nur 570 Euro zurück – ein kärgliches Frühstück. Das Sparbuch (3Monats-Geld) war mit 355 Euro noch unattraktiver (vgl. Schaubild 1). Es wurden dabei nur die jeweiligen Benchmarkindizes miteinander verglichen. Weitere Faktoren, wie zum Beispiel Steuern auf den Ertrag, wurden nicht berücksichtigt, aber die historische Betrachtung zeigt: Aktien waren – selbst ohne den Steuereffekt – deutlich rentabler. Beim Vergleich von europäischen Aktien und Staatsanleihen auf Jahresbasis wird deutlich: Die Performance von Aktien war merklich höheren Schwankungen unterworfen als jene der Renten. Mussten Anleihesparer während der vergangenen 27 Jahre bei der Jahresperformance nur in zwei Fällen einen Wertverlust hinnehmen, wiesen die Depotauszüge von Aktiensparern in sechs Fällen während des gleichen Betrachtungszeitraums rote Zahlen aus. Der maximale Verlust, den ein Anleger mit europäischen Aktien verschmerzen musste, belief sich auf ca. 31 %. Allerdings konnte aber auch ein Wertzuwachs von 47 % im besten Fall erzielt werden. Der maximale Verlust bei Renten während eines Jahres von 2,5 % nimmt sich dagegen sehr beruhigend aus; es wurden aber auch nur knapp 19 % im Optimum erzielt (vgl. Schaubild 4). Risiko und Ertrag: zwei Seiten einer Medaille. Alles hat seinen Preis Hier wird klar: Alles hat seinen Preis! Die höheren Wertzuwächse bei Aktien wurden mit einem höheren Risiko „erkauft“. Risiko verstanden als Schwankung der Kurse (Volatilität), ausgedrückt durch die Standardabweichung. Was für deutsche beziehungsweise europäische Aktien und Renten gilt, gilt auch im globalen Maßstab quer über die Kontinente. Ausnahme: Japan. Hier wiesen die Aktien im Zeitraum über 26 Jahre gegenüber Renten eine niedrigere Rendite bei höherer Volatilität aus (vgl. Schaubilder 2 und 3). Verständlich: Anleihen haben in der Regel eine feste Laufzeit, zu der sie endfällig getilgt werden und stellen Fremdkapital dar, welches – im Gegensatz zum Eigenkapital – vorrangig bedient wird. Im Falle von Staatsanleihen kommt die Bonität des jeweiligen staatlichen Emittenten hinzu, die im Falle des Eurolands auf „Investment Grade“ lautet. Anders Aktien. Sie zählen bekanntermaßen zum Eigenkapital, mit dem der Investor 3 Investieren in Aktien und Anleihen am unternehmerischen Risiko – aber auch am Erfolg – unmittelbar partizipiert. Eine feste Rückzahlungsgarantie gibt es nicht. Ein höheres Risiko einzugehen macht aber nur Sinn, wenn am Ende ein höherer Ertrag zu erwarten ist. Sonst kann das Geld ja gleich auf dem Sparbuch liegen bleiben. Kasten 1 Datengrundlage und Berechnungsmethodik Bei den Berechnungen wurden die MSCI-Benchmark für europäische Aktien und der Rex P für deutsche Staatsanleihen zugrunde gelegt. Es wurden jeweils die Gesamtertragsindizes genutzt, das heißt Dividenden- beziehungsweise Kuponausschüttungen wurden reinvestiert. Das Risiko lässt sich zwar nicht ausschalten, aber es lässt sich steuern. Währungseffekte wurden aus Sicht eines Investors im Euroland herausgerechnet. Spielen auf Zeit Ein erster Ansatz dazu ist das Spielen auf Zeit. Wer seine Ersparnisse zum Beispiel über einen Zeitraum von fünf Jahren für sich arbeiten lassen konnte, der musste über diesen Zeitraum während der letzten 27 Jahre nur in einem Fall Verluste erleiden. Eine Beispielrechnung mit einem Korb europäischer Aktien macht dies klar: Von Januar 1979 an wurde die Performance für einen rollierenden Zeitraum über fünf Jahre gemessen. Im schlechtesten Fall mussten im Durchschnitt der Jahre 2000 bis 2004 knapp 5,2 % Verlust per annum realisiert werden, im besten Fall wurden über 29,4 % erzielt (vgl. Schaubild 5). Wer in volatile Werte investiert, sollte dies nur tun, wenn er das angelegte Kapital nicht kurzfristig für andere Zwecke benötigt. Neben die Zeit, die, wenn schon nicht alle, so doch viele Wunden heilen kann, tritt die „Mischung“ als weitere Komponente der Steuerung von Risiko und (erwartetem) Die Kursschwankungen wurden mit der Volatilität gemessen. Es handelt sich um annualisierte Renditen und Volatilitäten. Das heißt zum Beispiel: Bei einem fünfjährigen Betrachtungszeitraum und einem Ertrag von annualisiert 7 % legte das Investment in jedem Jahr im geometrischen Mittel um 7 zu. Da es sich um Wachstumsraten handelt, wurde hier das geometrische Mittel genommen. Ertrag. Niemals alle Eier in einen Korb legen lautet hier Regel Nr. 1. Implizit wurde diese bei der vorliegenden Betrachtung bereits erfüllt: Anstelle einer einzelnen Aktie wurde ein ganzer Korb (Index) europäischer Aktien betrachtet. Das Verlustrisiko wird dabei durch das Setzen auf mehrere Pferde verringert. Ein Ansatz, der sich mittels Investmentfonds leicht realisieren lässt. Schaubild 1 Wertzuwächse bei Aktien, Renten und Dreimonatsgeld 2.400 2.400 2.200 2.200 2.000 2.000 1.800 1.800 1.600 1.600 1.400 1.400 1.200 1.200 1.000 1.000 800 800 600 600 400 400 200 200 0 0 Nov. 81 Nov. 83 Nov. 85 Nov. 87 Nov. 89 Nov. 91 Nov. 93 Nov. 95 Nov. 97 Nov. 99 Nov. 01 Nov. 03 Nov. 05 MSCI Europe 4 REX P 3 Mo. Geld Indexiert auf 100 in 12/1981 REX P, MSCI Europa, Deutsche Bundesbank, eigene Berechnungen Investieren in Aktien und Anleihen Schaubild 2 Renditevergleich Aktie vs. Rente Renten annualisiert 18 % Jahresdaten 15,56% 16 % 14% 11,89% 12 % Bei der Länderbetrachtung 11,41% von Risiko und Ertrag 9,57 % 10 % 01/1980–12/2005 14,16% 13,90 % 8,80 % 7,83 % 8% bereinigungen vorgenom5,90 % 5,98 % 6% wurden keine Währungsmen. 4% 2% 0% USA Aktien Deutschland Japan UK Frankreich Renten Schaubild 3 Risikovergleich Aktie vs. Rente Standardabweichung 30 % 28,37% annualisiert, Jahresdaten 25,96 % 25 % 23,47 % 01/1980–12/2005 20 % 15,74 % 14,79% 15 % 10 % 8,93 % 7,18 % 5,05 % 5% 6,33 % 4,83 % 0% USA Aktien Deutschland Japan UK Frankreich Renten Performance deutscher Renten & europäischer Aktien Schaubild 4 45% 01/1979–12/2005 35 % MSCI Europa, Rex P, eigene Berechnung 25 % 15 % Alle nachfolgenden Angaben beziehen sich auf in 5% Euro währungsbereinigte -5 % Indizes. -15% Ausschüttungen wurden -25% erfasst („Total Return“). -35% 79 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 00 01 02 03 04 05 Aktien Renten 5 Investieren in Aktien und Anleihen Performance europäischer Aktien & deutscher Renten – Fünfjahreszeitraum Schaubild 5 30 % 5 Jahre rollierend, annualisiert 25 % MSCI Europa, Rex P, eigene 20 % Berechnung 15 % 10 % 5% 0% -5 % Aktien 01-05 00-04 99-03 98-02 97-01 96-00 95-99 94-98 93-97 92-96 91-95 90-94 89-93 88-92 87-91 86-90 85-89 84-88 83-87 82-86 81-85 80-84 79-83 -10% Renten Performance europäischer Aktien & deutscher Renten – Zehnjahreszeitraum Schaubild 6 10 Jahre rollierend, 25 % annualisiert 20 % MSCI Europa, Rex P, eigene Berechnung 15 % 10 % 5% Aktien 96-05 95-04 94-03 93-02 92-01 91-00 90-99 89-98 88-97 87-96 86-95 85-94 84-93 83-92 82-91 81-90 80-89 79-88 0% Renten Jahresperformance gemischter Portfolios Schaubild 7 40% Renten Deuschland und gemischte Portfolios mit 30 % 30% deutscher Renten & 70% europäischer Aktien 20 % Rex P, MSCI Europa, 10 % eigene Berechnungen 0% -10% -20% 79 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 00 01 02 03 04 05 30 Renten, 70 Aktien 6 Renten Investieren in Aktien und Anleihen Jahresperformance gemischter Portfolios Schaubild 8 25 % Renten Deutschland und gemischte Portfolios mit 70% deutscher Renten & 20 % 30% europäischer Aktien 15 % Rex P, MSCI Europa, eigene Berechnungen 10 % 5% 0% -5 % 79 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 00 01 02 03 04 05 70 Renten, 30 Aktien Renten Performance gemischter Portfolios, 5 Jahre rollierend Schaubild 9 25 % Renten Deutschland und gemischte Portfolios mit 30% deutscher Renten & 20 % 70% europäischer Aktien 15 % Wertentwicklung, annu10 % alisiert über rollierende Fünfjahreszeiträume 5% Rex P, MSCI Europa, 0% eigene Berechnungen 30 Renten, 70 Aktien 01-05 00-04 99-03 98-02 97-01 96-00 95-99 94-98 93-97 92-96 91-95 90-94 89-93 88-92 87-91 86-90 85-89 83-87 84-88 82-86 81-85 79-83 80-84 -5 % Renten Performance gemischter Portfolios, 5 Jahre rollierend Schaubild 10 18 % Renten Deutschland und gemischte Portfolios mit 70% deutscher Renten & 15 % 30% europäischer Aktien 12 % Wertentwicklung, annua9% lisiert über rollierende Fünfjahreszeiträume 6% Rex P, MSCI Europa, 3% eigene Berechnungen 70 Renten, 30 Aktien 01-05 00-04 99-03 98-02 97-01 96-00 95-99 94-98 93-97 92-96 91-95 90-94 89-93 88-92 87-91 86-90 85-89 83-87 84-88 82-86 81-85 79-83 80-84 0% Renten 7 Investieren in Aktien und Anleihen Das Beste aus zwei Welten Wird der Anteil der Renten auf 70 % erhöht, geht das zwar zulasten der Rendite, wie die Vergangenheitsbetrachtung zeigt, aber der „Gut-Schlaf-Faktor“ stieg im Betrachtungszeitraum ebenfalls: Es kam während vier Jahreszeiträumen zu Verlusten, die jedoch nicht über 5 % hinausgingen. Dafür wurde die 20 %-Grenze bei der Rendite aber auch nur noch in zwei Fällen überschritten (vgl. Schaubild 8 für die Jahresperformance). Deshalb wird jetzt versucht, das Beste aus zwei Welten zu kombinieren: die geringere Volatilität der Renten mit den höheren Ertragsaussichten der Aktien. In einem ersten Schritt wurde den Aktien ein Anteil von 30 % an Renten beigemischt. Zwar konnten auch hier Verlustjahre nicht vermieden werden, aber wie zu erwarten war, gingen die Kursschwankungen zurück. Der maximale Verlust p.a. belief sich zwischen 1979 und 2005 auf knapp 19 % (vgl. Schaubild 7). Bezogen auf gleitende Fünfjahreszeiträume konnte das gemischte Portfolio fast durchgehend bessere Resultate erzielen als die reine Anlage in Renten (vgl. Schaubild 9). In rollierenden Fünfjahreszeiträumen kam es bei diesem Mischungsverhältnis zwischen 1979 und 2005 in keinem der Fälle zu einem negativen Ergebnis. Während der Zeitabschnitte 1998–2002, 1999–2003, 2000– 2004 und 2001-2005 lagen die Anleihen gegenüber der Mischung aus Aktien und Anleihen in der Rendite vorne (vgl. Schaubild 10). Jahresperformance, 10 Jahre rollierend Vorteile der Renten nutzen Gemischte Portfolios schlagen in der Regel reine Rentenanlagen. Schaubild 11 Renten Deutschland und 14% gemischte Portfolios mit 12% 70% deutscher Renten & 30% europäischer Aktien 10% Wertentwicklung annuali- 8% siert über rollierende Zehn- 6% jahreszeiträume 4% Rex P, MSCI Europa, eigene 2% Berechnungen 70 Renten, 30 Aktien 96-05 95-04 94-03 93-02 92-01 91-00 90-99 89-98 88-97 87-96 86-95 85-94 84-93 83-92 82-91 81-90 80-89 79-88 0% Renten Schaubild 12 Performance gemischter Portfolios, 10 Jahre rollierend Renten Deutschland und 20 % gemischte Portfolios mit 18 % 30% deutscher Renten & 16 % 70% europäischer Aktien 14% 12 % Wertentwicklung annuali- 10 % siert über rollierende Zehnjahreszeiträume 8% 6% 4% Rex P, MSCI Europa, eigene 2% Berechnungen 30 Renten, 70 Aktien 8 Renten 96-05 95-04 94-03 93-02 92-01 91-00 90-99 89-98 88-97 87-96 86-95 85-94 84-93 83-92 82-91 81-90 80-89 79-88 0% Investieren in Aktien und Anleihen Schaubild 13 Minimale Renditen verschiedener Renten-Aktien-Anteile 10% 6,51% 5,90% 6,34% 4,66% 3,51% 2,52% 5% 2,67% 0% 4,01% -0,69% -2,54% -5% 6,68% 2,70% 6,84% 1,87% 3,36% 7,01% 7,18% 7,34% 0,70% -0,47% -1,65% -3,38% über 1, 3, 5 und 10 Jahren -2,82% -3,99% -5,16% -2,20% -6,92% -9,28% -10,74% -15% für Aktienquoten von 0% bis 100% während -4,56% -6,79% -10% Minimale Renditen, die sich bei Anlagezeiträumen 0,16% -1,76% 7,85% 7,68% 7,51% 01/1979–12/2005 erga-14,00% -14,69% -20% ben. -11,64% -16,36% -18,64% -25% Rex P, MSCI Europa, eigene Berechnungen -22,60% -26,55% -30% -30,50% -35% 0 10 10 Jahre rollierend Min 20 30 40 5 Jahre rollierend Min 50 60 70 100 90 Aktienquote in % 80 1 Jahre Min 3 Jahre rollierend Min Schaubild 14 Maximale Renditen verschiedener Renten-Aktien-Anteile 50% Maximale Renditen, die 45% 42,8% 40% 46,9% über 1, 3, 5 und 10 Jahren 39,2% 35% für Aktienquoten von 35,6% 32,3% 30% 25% 20% 18,6% 13,1% 15% 10% 5% 18,9% 14,0% 11,0% 12,8% 8,5% 9,3% 20,6% 14,7% 23,5% 17,4% 26,4% 20,1% 23,9% 22,0% 20,2% 17,6% 16,2% 14,8% 13,3% 11,9% 10,5% 28,1% 25,4% 22,7% 18,4% 16,5% 15,3% 29,4% 30,7% sich bei Anlagezeiträumen 33,4% 25,7% 27,5% 19,1% 20,5% 36,0% 29,4% 0% bis 100% während 01/1979–12/2005 ergaben. 22,0% Rex P, MSCI Europa, eigene Berechnungen 0% 0 10 10 Jahre rollierend Min 20 30 5 Jahre rollierend Min 40 50 3 Jahre rollierend Min Mini-Max-Renditen Welche minimalen beziehungsweise maximalen Renditen realisierten Anleger über unterschiedliche Anlagezeiträume mit unterschiedlichen Aktienquoten in der Vergangenheit? Aufschluss geben die Schaubilder 13 und 14. Bei einem einjährigen Anlagezeitraum und einer Aktienquote von Null kam es im schlechtesten Fall zu einem Verlust in Höhe von 2,54 %. Bei einer Aktienquote von 10 % verbesserte sich das Ergebnis leicht auf 0,69 %, mit jeder weiteren Erhöhung des Aktienanteils steigen die maximalen Verluste. Bei einer Aktienquote von 100 % belief sich der größte Verlust eines Einjahreszeitraums, der zwischen 1979 und 2005 anfiel, auf 30,5 %. 60 70 1 Jahre Min 80 100 90 Aktienquote in % Je länger die (rollierenden) Anlagezeiträume, desto geringer die jeweils schlechtesten Ergebnisse. Bei einem Anlagezeitraum von fünf Jahren kam es bei fünf Mischungsverhältnissen zu negativen Ergebnissen. Bei einem Zehnjahreszeitraum wurden in den jeweils schlechtesten Fällen durchweg nur positive Renditen erzielt. Die Betrachtung der maximal erzielten Renditen wendet den Blick genau in die andere Richtung: Was wurde über welche Periode und mit welcher Aktienquote bestenfalls erzielt? Wer die Vergangenheit kennt, hat die Zukunft noch vor sich. Auch hier zeigt sich: Mit steigendem Anlagezeitraum nimmt die Volatilität ab. 9 Investieren in Aktien und Anleihen Summa Oeconomica Die Vergangenheitsbetrachtung lässt einige Überlegungen auch für die Zukunft zu: Risiko und Rendite hängen eng zusammen. Je geringer das eingegangene Risiko, desto kärglicher das Frühstück, welches nach der Tiefschlafphase erwartet werden darf, desto ruhiger vermutlich aber auch der Schlaf. Auf längere Sicht betrachtet, zahlte sich aber der Mut des Anlegers aus: Die Prämie für das übernommene Risiko konnte, so die Lehre aus der Vergangenheit, vereinnahmt werden. Entscheidend ist dabei aber auch der Zeitfaktor: Je stärker die Kursschwankungen, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass in der Zwischenphase auch Kursverluste anfallen. Solange darauf wieder Kursgewinne folgen, ist dies nur bitter, wenn die Verluste im Portfolio („Buchverluste“) zwischenzeitlich realisiert werden müssen. 10 Damit kommt die Liquiditätspräferenz des Anlegers ins Spiel. Je kürzer Gelder investiert werden können, desto eher sollten sie in Titel mit geringerer oder ganz ohne Volatilität (Kassenhaltung) investiert werden. Alles hat seinen Preis: Höhere Renditen können nur unter Inkaufnahme einer höheren Volatilität erwartet werden. Dabei gilt: Die Mischung macht’s. Ein gemischtes Portfolio aus Aktien und Anleihen hilft, das Beste aus zwei Welten zu verbinden. Den Anleihen kommt die große Bedeutung bei der Senkung (erwarteter) Kursschwankungen zu. Ganz wichtig zum Schluss: Wer die Vergangenheit kennt, hat die Zukunft noch vor sich, weiß aber nicht wie diese aussieht! Niemand kann zweimal in den gleichen Fluss steigen, lehrte schon Heraklit im alten Griechenland. Investieren in Aktien und Anleihen Beim Sparen sparen In den Neunzigerjahren schauten die Anleger ungläubig auf die stetig steigenden Indexstände. Viele sagten: So kann es doch nicht weitergehen. Doch es ging. Monat für Monat und Jahr für Jahr. Im März 2000 änderte sich jedoch die Richtung. Es ging mit den Kursen gen Süden. Gerade in turbulenten Börsenphasen rücken deshalb Anlagestrategien wieder in den Vordergrund. Allerdings sollte dies im Rahmen der strukturierten Vermögensanlage (Asset Allocation) immer der Fall sein. Um Schwächeperioden an den Aktienmärkten zu trotzen, empfiehlt sich das Fondssparen mit einem langen Fokus. Es verbindet die Vorteile des langfristigen Sparens (Zeitfaktors) auf der einen und des Cost-Average-Effect (CAE) auf der anderen Seite. „Timing“ ist alles... ...aber nicht jeder hat es. Nicht nur im tagtäglichen Börsengeschäft machen Schwankungen (Volatilität) den Investoren zu schaffen. Auch bei einer Anlage auf lange Sicht ist für die erwartete Rendite entscheidend, zu welchem Einstiegskurs der Investor die Wertpapiere ins Depot legt. Schaubild 15 zeigt den Kursverlauf des MSCI World seit 1970 auf logarithmierter Basis. Diese Darstellungsweise hat den Vorteil, Veränderungen des Indexes im Zeitverlauf unverzerrt darzustellen. Auf einer nicht logarithmierten Skala ist der Abstand zwischen einem Kursanstieg von 1.000 auf 2.000 oder von 10.000 auf 11.000 gleich groß. Die prozentuale Veränderung ist jedoch sehr unterschiedlich: Im ersten Fall beträgt sie 100 % und im zweiten lediglich 10 %. Diese Verzerrung vermeidet die logarithmierte Skala. So ist in Schaubild 15 der Skalenabstand zwischen 100 und 500 (Anstieg 400 %) genauso groß wie zwischen 500 und 2.500 (ein Plus von ebenfalls 400 %). Unverzerrtes Bild der Marktentwicklung durch logarithmierte Skalierung. Anhand von sechs ausgewählten Hausseund Baisse-Phasen zeigen sich am Beispiel des MSCI World die temporär auftretenden Schwankungen: Schaubild 15 Entwicklung des MSCI World seit 1970 Logarithmische Skala 3.500 3.000 2.500 2.000 1.1.1970 = 100 1.500 1.000 500 Quelle: Datastream 80 70 72 74 76 78 80 82 84 86 88 90 92 94 96 98 00 02 04 05 MSCI World - Total Return Ind. 11 Investieren in Aktien und Anleihen Schaubild 16 Entwicklung des REX seit 1970 1.400 1.200 1.000 Der REX (Deutscher Rentenindex) ist der bekannteste Rentenindex in 800 Deutschland. Er basiert 600 auf Staatsanleihen und Anleihen staatlicher 400 Institutionen, die eine Restlaufzeit zwischen einem und 10,5 Jahren 200 haben. Aus dem REX wird die durchschnittliche Umlaufrendite abgeleitet. Logarithmische Skala 80 70 72 74 76 78 80 82 84 86 88 90 92 94 96 98 00 02 04 05 Quelle: Datastream REX General Bond - Total Return Ind. Wertentwicklung eines Sparplans Schaubild 17 Wachsender Renditevorteil eines Sparplans (100 Euro/Monat) im Zeitablauf durch den Zinseszinseffekt Euro Laufzeit 20 Jahre 180.000 160.000 Wertentwicklung bei 140.000 verschiedenen Jahres- 120.000 renditen zwischen 0 % 100.000 und 16 %. 80.000 60.000 40.000 20.000 0 0 16 % 14% 1 12 % 2 3 4 10 % 5 6% 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 0% 20 Jahre Quelle: Eigene Erstellung Cost-Average-Effect beim Apfelkauf Schaubild 18 Periode Preis/kg Mengenmethode Preismethode Frühling 4,0 100 kg (400 Euro) 300 Euro (75 kg) Sommer 2,0 100 kg (200 Euro) 300 Euro (150 kg) Herbst 1,5 100 kg (150 Euro) 300 Euro (200 kg) Winter 4,5 100 kg (450 Euro) 300 Euro (66,7 kg) kg 400 491,7 Preis 1.200 1.200 Preis/kg 3,0 2,4 12 Quelle: Eigene Erstellung Investieren in Aktien und Anleihen · Periode 1 (Juli 1970 bis April 1973): Anstieg des Indexes um 80 %. · Periode 2 (April 1973 bis Oktober 1974): Rückgang des Indexes um 40 %. · Periode 3 (September 1987 bis Dezember 1987): Rückgang um 20 %. · Periode 4 (Januar 1990 bis Oktober 1990): Rückgang um 24 %. · Periode 5 (Oktober 1990 bis Januar 2000): Anstieg um 312 %. · Periode 6 (April 2000 bis Oktober 2002): Rückgang um 45 %. · Periode 7 (Oktober 2002 bis Ende 2005): Anstieg um 87 %. Das richtige Timing ist nicht nur auf kurze und mittlere Sicht sondern auch auf lange Sicht wichtig. Ein Investor, der Anfang 1970 in Aktien in der Zusammensetzung des MSCI World investierte, erzielte bis Ende 2005 eine Rendite von 10,5 % p.a. Wer allerdings zu Höchstständen im Frühjahr 2000 ausstieg, erhöhte seine jährliche Rendite um 1,4 Prozentpunkte auf 11,7 %. Mit einem Einstieg auf dem historischen Tiefstand im Juli 1970 konnte der jährliche Wertzuwachs bis Ende 2005 auf 11,3 % und bis April 2000 auf 12,4 % gesteigert werden. Bei einem Investment am Rentenmarkt spielt der Timingaspekt eine untergeordnete Rolle, was Schaubild 16 zeigt. Die Volatilität ist recht gering und somit ist auch das Rückschlagpotenzial begrenzt. Die stärksten Kursverluste ereigneten sich Anfang der Achtzigerjahre, als der Index um rund 7 % nachgab. Für die geringe Volatilität und das somit niedrige Risiko konnte gegenüber der Aktienanlage auch nur eine Rendite von 7,2 % p.a. zwischen 1970 und Ende 2005 kassiert werden. Langer Atem lohnt sich Nicht nur beim Marathonlauf lohnt sich ein langer Atem. Kurze Sprints verbessern zwar die Position, aber nur auf kurze Sicht. Das Endziel kann dadurch in Gefahr geraten. Denn wichtig ist allein das Erreichen der Marke von 42,195 Kilometern und das in einer möglichst guten Zeit. Auch bei einer Anlage an den Kapitalmärkten lohnt sich das langfristige Denken, losgelöst von den kurzfristigen Marktentwicklungen. Die Zauberworte lauten: Renditeunteschiede und Anlagezeitraum. Besondere Magie steckt in der Kombination beider Begriffe. Schaubild 17 zeigt die Wertentwicklung eines Sparplans von 100 Euro im Monat bei unterschiedlichen Renditen (p.a.) für einen Zeitraum von 20 Jahren. · Die insgesamt eingezahlten Beträge summieren sich innerhalb von 20 Jahren auf 24.000 Euro. Das richtige Timing ist nicht nur auf kurze und mittlere Sicht sondern auch auf lange Sicht für · Unterstellt man eine positive Verzinsung des eingesetzten Kapitals, kann dieser Betrag schnell anwachsen. Bei einer Rendite von 3 %, die in etwa der Verzinsung einer Geldmarktanlage entspricht, ergibt sich bereits ein Endbetrag von 32.244 Euro. · Bei einer Rendite von 16 % erhöht sich das eingesetzte Kapital um mehr als das Fünffache auf fast 138.456 Euro. die Rendite entscheidend Kleiner Renditeunterschied, große Wirkung · Die Grafik zeigt deutlich, dass die zu erzielenden absoluten Beträge besonders ab dem zehnten Jahr variieren. Ab diesem Zeitpunkt öffnet sich die Schere der Wertentwicklungen. Die Kombination aus den Renditeunterschieden und dem Wiederanlageeffekt macht’s möglich. Des Weiteren sinkt der Einfluss kurzfristiger Schwankungen auf das Anlageergebnis. Neben dem Timing spielt auch der Faktor Zeit eine wichtige Rolle. Welche, zeigt der folgende Abschnitt. 13 Investieren in Aktien und Anleihen Cost-Average-Effect (I): Äpfel billiger einkaufen Vor allem bei stark volatilen Märkten ist das richtige Timing bei der Aktienanlage eine Königsdisziplin, was bereits die Überlegungen zu Schaubild 15 zeigten. Daher empfiehlt sich, den Cost-Average-Effect (Durchschnittskosten-Effekt) für sich arbeiten zu lassen. Bei Sparplänen mit regelmäßigen konstanten Einzahlungen (Preismethode) erwirbt der Investor bei fallenden Kursen mehr und bei steigenden Kursen entsprechend weniger Fondsanteile. Hieraus ergibt sich gegenüber der Mengenmethode, bei der konstante Mengen (also Fondsanteile) erworben werden, ein insgesamt geringerer Durchschnittspreis. Schaubild 18 verdeutlicht dies an einem Beispiel. · Ausgangspunkt ist der Apfelmarkt, der je nach Angebots- und Nachfrageverhältnissen einem saisonalen Muster unterliegt. Die Preise schwanken also. · Es sollen Äpfel im Wert von 1.200 Euro im Lauf eines Jahres gekauft werden. Bei der Mengenmethode werden in jeder Periode 100 kg gekauft, während bei der Preismethode zu jeder Jahreszeit Äpfel im Wert von 300 Euro erworben werden. · Es zeigt sich zum einen, dass bei der Preismethode nach einem Jahr fast 100 kg Äpfel mehr im Keller lagern. · Zum anderen wirkt bei der Preismethode der CAE: Innerhalb eines Kalenderjahres wurden Äpfel für 1.200 Euro gekauft. Da man bei der Preismethode für diese Summe fast 500 kg bekommen hat, hat man 1 kg Äpfel im Durchschnitt 60 Cent billiger erworben. · Dies ist auf zwei Gründe zurückzuführen: In der Phase hoher Preise (Frühling: 4 Euro/kg) erwirbt man mit der Preismethode nur 75 kg und in Zeiten niedriger Preise (Herbst: 1,5 Euro/kg) mit 200 kg relativ viel. Man investiert somit antizyklisch und optimiert den Einstiegspreis. 14 Ob die „Gesetzmäßigkeiten“ des CAE auch außerhalb des Apfelmarktes, sprich an Finanzmärkten gelten, zeigt das folgende Kapitel. Cost-Average-Effect (II): Aktien- und Rentensparpläne Die Überlegungen aus dem vorangegangenen Kapitel werden nun auf den Aktien- und Rentenmarkt übertragen. Auch hier gibt es zwei grundsätzliche Vorgehensweisen: Zum einen wird über die Preismethode Monat für Monat eine bestimmte Summe (zum Beispiel 100 Euro) angelegt. Zum anderen kann aber auch ein feste Anzahl an Anteilen (zum Beispiel zehn) erworben werden. Entstehen hieraus unterschiedliche Ergebnisse? · Schaubild 19 zeigt die Wertentwicklung eines Anlagebetrages im MSCI World für den Zeitraum von 1970 bis Ende 2005. Zur besseren Darstellbarkeit wird angenommen, dass der MSCI World zu 1/100 des jeweiligen Indexstandes gekauft werden kann. · Bei der Preismethode werden jeden Monat 100 Euro investiert. Somit beträgt der gesamte Anlagebetrag 43.200 Euro (100 Euro multipliziert mit 432 Monaten). Möglichkeiten des Sparens: Preismethode und Mengenmethode. Wie entwickelt sich eine Anlage von · Demgegenüber werden bei der Mengenmethode unabhängig von der Höhe des Anteilspreises jeden Monat 8,5 Anteile (exakt: 8,506) erworben. Multipliziert mit dem jeweiligen Anteilspreis ergibt sich auch hier eine Anlagesumme von 43.200 Euro. · Auf den ersten Blick erkennt man sofort, dass die Wertentwicklung bei der Preismethode auf einem deutlich höheren Niveau verläuft. Sie ist zu jedem Zeitpunkt der Mengenmethode überlegen. Bis Ende 2005 erbrachten die eingesetzten Beträge mit der Preismethode 580.891 Euro. Die Rendite über den gesamten Anlagezeitraum betrug 7,5 %. · Mit der Mengenmethode wuchs das eingesetzte Kapital auf lediglich 156.093 Euro, was einer Rendite von 3,6 % p.a. entspricht. insgesamt 43.200 Euro in 35 Jahren? Investieren in Aktien und Anleihen Schaubild 19 Entwicklung einer Anlage im MSCI World 600.000 600.000 500.000 500.000 400.000 400.000 300.000 300.000 200.000 200.000 100.000 100.000 Wertentwicklung eines Aktiensparplans (MSCI World) in Höhe von 43.200 Euro nach der Preismethode (100 Euro/Monat) und der Mengenmethode (8,5 Anteile/Monat) 0 0 1970 1973 1976 1979 1982 9,1 Anteile/Monat Mengenmethode 1985 1988 1991 1994 1997 2000 2003 100 Euro/Monat (Preismethode) Quelle: Eigene Erstellung Schaubild 20 Entwicklung einer Anlage im REX 240.000 210.000 210.000 180.000 180.000 150.000 Wertentwicklung eines Rentensparplans (REX) in Höhe von 43.200 Euro nach der Preismethode (100 Euro/Monat) und 150.000 120.000 120.000 90.000 der Mengenmethode (81,65 Anteile/Monat) 90.000 60.000 60.000 30.000 30.000 0 0 1970 1973 1976 1979 1982 81,65 Anteile/Monat (Mengenmethode) 1985 1988 1991 1994 1997 2000 2003 Quelle: Eigene Erstellung 100 Euro/Monat (Preismethode) Schaubild 21 Einstiegskurse bei Sparplänen 45 40 40 35 35 30 30 25 25 20 20 15 15 10 10 Anteilspreise MSCI World und durchschnittliche Einstiegskurse nach der Mengenmethode (10,95 Euro) und der Preismethode (3,15 Euro). Die Differenz von knapp 7,8 Euro stellt den Cost-Average-Effect dar. 5 5 0 0 1970 1972 1975 1977 Durchschnittlicher Einstiegskurs Mengenmethode: 10,95 Euro 1980 1982 1985 1987 1990 1992 1995 Durchschn. Einstiegskurs Preismethode: 3,15 Euro 1997 2000 2002 2005 Anteilspreis MSCI World Quelle: Eigene Erstellung 15 Investieren in Aktien und Anleihen · Welchen Unterschied die jährliche Renditedifferenz von 3,8 Prozentpunkten ausmacht, zeigt die Divergenz der Wertentwicklung beider Methoden: Die Preismethode liefert einen um über 424.000 Euro höheren Endbetrag als die Mengenmethode. · Das gleiche Ergebnis liefert die Betrachtung der Entwicklung einer Anlage in deutschen Renten anhand des Performance-Index des REX (siehe Schaubild 20). Auch hier zeigt sich die Preis- der Mengenmethode über den gesamten Betrachtungszeitraum überlegen. Mit einem Endbetrag von 211.560 Euro liefert ein Sparplan mit fixen Beträgen ein um 89.490 Euro höheres Resultat. Die jährliche Rendite der Preismethode beträgt 4,5 % und die der Mengenmethode 2,9 %. · Gegenüber dem Aktiensparplan fällt auf, dass das Rentenpendant einen gleichmäßigeren Verlauf hat. Kein Wunder, schließlich hat der den Sparplänen zugrunde liegende Rentenindex REX eine sichtbar geringere Volatilität. Da Rendite und Risiko bekannterweise die zwei Seiten der Medaille sind, wird der Investor für die geringere Schwankungsbreite auch nur mit einer niedrigeren Rendite entlohnt. So beträgt der Renditevorsprung des Aktiensparplans nach der Preismethode 3 Prozentpunkte. Optimierung des Einstiegskurses Warum ist die Preis- der Mengenmethode überlegen? Die Antwort hierauf liefert Schaubild 21. Es zeigt die Entwicklung des Anteilspreises des MSCI World und die durchschnittlichen Anteilspreise, die sich bei den beiden Sparplänen ergeben. Wie bereits erläutert, leiten sich die jeweiligen Anteilspreise des MSCI World aus dem Kursverlauf ab. Bei der Mengenmethode wird der Weltindex unabhängig vom jeweiligen Preis jeden Monat zum jeweiligen Anteilspreis erworben. Das heißt, man erwarb 1970 die fixen Anteile für 1 Euro, Mitte 1988 für 10 Euro und Ende 2005 für 42,5 Euro. Am Ende der betrachteten Periode kaufte man einen Anteil am MSCI World für durchschnittlich 11 Euro. Bei Anwendung der Preismethode investiert man antizyklisch. Durch den monatlichen Kauf von Anteilen im Wert von 100 Euro 16 erwirbt der Investor in Zeiten niedriger Anteilspreise mehr und in Zeiten hoher Anteilspreise weniger Anteile. Im Juli 1970 wanderten zum Beispiel für 100 Euro 123 Anteile ins Depot, im Januar 1984 30, auf dem Höhepunkt des Booms nur noch knapp 3 und Ende 2005 noch 2,4. Durch dieses antizyklische Verhalten hat sich der durchschnittliche Einstiegskurs je Anteil deutlich verringert: Statt für knapp 11 Euro bei der Mengenmethode erstand man durch die Preismethode einen Anteil im Durchschnitt für 3,15 Euro. Die Ersparnis beträgt demnach knapp 8 Euro pro Anteil. Das erklärt dann auch die überlegene Rendite der Preismethode. Die Optimierung des Einstiegskurses durch die Preismethode wird als Cost-Average-Effect bezeichnet. Aufs Engste mit dieser Preisoptimierung verbunden ist die... Wer die richtige Methode wählt, hat im Alter deutlich mehr Kapital zur Verfügung. ...Entwicklung der Anteile im Depot Wie sich die Anzahl der Anteile im Depot bei den beiden Sparplänen entwickelt, zeigt Schaubild 22. Bei der Mengenmethode stellt sich der Fall recht einfach dar: Man erwirbt jeden Monat ca. 8,5 Anteile. Dies summiert sich dann auf 102 Anteile pro Jahr und Ende 2005 auf 3.679 Anteile. Aufgrund des stetig konstanten Einkaufs von Anteilen verläuft die Linie, die die erworbenen Anteile aggregiert, streng gerade. Im Gegensatz dazu ist der Verlauf der Kurve der aggregierten Anteile nach der Preismethode konkav. Bei niedrigen Anteilspreisen erwirbt man für seine 100 Euro verhältnismäßig viele Anteile, weshalb die Kurve im Zeitraum 1970 bis 1985 steil ansteigt. Bei steigenden Kursen nimmt die Anzahl der monatlich hinzukommenden Anteile ab, abzulesen an der deutlich geringeren Steigung der Kurve ab 1985. Hier wirkt zudem der Basiseffekt, da man der in der Anfangsphase aufgebauten großen Anteilsmenge relativ geringe Mengen hinzufügt. Den mengenmäßigen Erfolg kann man leicht an der Grafik ablesen: Mit einem Investment von 43.200 Euro finden sich mit der Mengenmethode nach 36 Jahren 3.679 Anteile im Depot. Die Preismethode liefert hingegen 13.692 Anteile. Dies erklärt dann auch den Mehrertrag: Die zusätzlichen Optimierung des Einstiegskurses durch den Cost-Average-Effect. Investieren in Aktien und Anleihen Anteile von 10.013 multipliziert mit dem Anteilspreis Ende 2005 von 42,42 Euro ergeben die Summe von 424.751 Euro. Ein langfristiger Sparplan vermeidet durch die Regelmäßigkeit der Anlage Timingprobleme. Hierbei werden zwei Vorgehensweisen unterschieden: Bei der Preismethode wird jeden Monat eine fixe Summe angelegt, während bei der Mengenmethode eine feste Zahl von Anteilen erworben wird. Summa Oeconomica Besonders an stark schwankenden Aktienmärkten ist das richtige Timing Geld wert. Wer zu spät kommt, den „bestraft“ die Performance: Die Rendite kann so ganz schnell um einige Prozentpunkte schmelzen. Die Preismethode liefert nicht nur günstigere Einstiegskurse, sondern auch eine größere Anzahl von Anteilen im Depot. Sowohl bei Aktien- als auch bei Renteninvestments zeigt sich die Preis- der Mengenmethode überlegen. Durch das antizyklische Handeln wird bei der Preismethode der Einstandspreis optimiert (Cost-Average-Effect), es befinden sich am Ende des Betrachtungszeitraums mehr Anteile im Depot und die Wertentwicklung ist deutlich besser. Bei einem Investment an Kapitalmärkten ist neben dem Timing der Faktor Zeit entscheidend. Der Löwenanteil der Wertentwicklung entsteht erst gegen Ende eines langen Anlagehorizonts, da dann der Wiederanlageeffekt zum Tragen kommt. Langer Atem lohnt sich also. Schaubild 22 Erworbene Anteile bei Sparplänen 16.000 45 14.000 40 35 12.000 Entwicklung der Anteilspreise des MSCI World und aggregierte Anteile nach der 30 10.000 25 Preismethode und der Mengenmethode 8.000 20 6.000 15 4.000 10 2.000 5 0 0 1970 1973 Mengenmethode 1976 1979 Preismethode 1982 1985 1988 1991 Anteilspreis MSCI World (rechte Skala) 1994 1997 2000 2003 Quelle: Eigene Erstellung 17 Investieren in Aktien und Anleihen Die Magie der Prozentpunkte – die Theorie Ein dreidimensionaler Trade-off. Selbst für begabte Zauberer wie Harry Potter stellt sich das „magische Dreieck“ der Geldanlage als schier unlösbares Trilemma dar. Rendite. Risiko (Sicherheit). Liquidität. So lauten die Bestandteile des Dreiecks. Jeder für sich von enormer Bedeutung. Alle drei zusammen sind auch von enormer Bedeutung, aber nicht gleichzeitig zu realisieren. Warum nicht? Das „ideale“ Investment soll eine hohe Rendite abwerfen, nicht zu riskant und hinreichend liquide sein, das heißt jederzeit zum fairen Preis veräußert werden können. Soweit die Traumwelt. Die Realität in Form der modernen Kapitalmarkttheorie lehrt beziehungsweise zeigt, dass hohe Renditen nur bei entsprechend hohen Risiken zu erzielen sind, während sehr liquide Anlagen mit geringeren Renditen einhergehen. Empirische Studien zeigen jedoch, dass man nicht nach Hogwarts gehen muss, um die Gesetzmäßigkeiten des „magischen Dreiecks“ auf lange Sicht zu seinen Gunsten zu beeinflussen. Dies gilt vor allem für den Rendite-Risiko-Zusammenhang. Hier stellt sich primär die Frage, welche Erträge die wichtigsten Anlageklassen – Aktien und Renten – auf lange Sicht in einer historischen Betrachtung erbrachten und welche Schlüsse daraus für die Zukunft gezogen werden können: Unterscheiden sich die Risikoprämien und Renditen (ex post) von ihren ex ante-Pendants? Zwei getrennte Teile, die doch zusammengehören Da ex post- und ex ante-Renditen zwei unterschiedliche Größen darstellen, die auf dem Zeitstrahl nicht unbedingt miteinander verbunden sind, aber dennoch etwas miteinander zu tun haben, betrachten wir die Entwicklung von Langfristrenditen an den 18 Finanzmärkten in zwei Studien. Im ersten Teil dieses Paketes steht die historische Renditeentwicklung im Mittelpunkt. Hierzu nähern wir uns dem Thema zunächst von der theoretischen Seite, bevor ein Blick in die Welt der Zahlen erfolgt. Den Blick nach vorne, das heißt die Antwort auf die Frage, mit welcher Rendite ein Investor langfristig rechnen kann, liefern dann die nächsten Kapitel. Begriff der Rendite Rendite, Ertrag, Return oder Performance. Was verbirgt sich hinter diesen Begriffen? Kann das „magische Dreieck“ gesprengt Während Rendite, Ertrag und Return ein und dasselbe bezeichnen, nämlich den Gewinn einer Anlage bezogen auf das eingesetzte Kapital, kann Performance lediglich im engeren Sinne als Rendite verstanden werden. Im Gegensatz zu obigen eindimensionalen Begriffen beinhaltet Performance im weiteren Sinne eine zweidimensionale Maßgröße zur Beurteilung des Erfolges einer Kapitalanlage. Komponenten der Performance sind auf der einen Seite die Rendite und auf der anderen Seite das Risiko. Aus diesem Grund lässt sich Performance als risiko-adjustierte Rendite charakterisieren. Mathematisch betrachtet, stellt Performance also den Überschuss der erzielten Anlagerendite über eine adäquate Vergleichsrendite (Benchmark) dar. Die sich ergebende Renditedifferenz wird dann mittels Division durch ein geeignetes Risikomaß standardisiert: werden? Investieren in Aktien und Anleihen Performance = Rendite – Benchmarkrendite Risikomaß Hinsichtlich der eindimensionalen Gewinngröße lassen sich Brutto- und Nettowerte unterscheiden. Es gibt also Brutto- und Nettorenditen. Für den Anleger ist die Nettorendite-die entscheidende Größe. Diese ist allerdings nicht allgemein quantifizierbar, da für jeden Anleger unterschiedliche individuelle Bedingungen, wie zum Beispiel Grenzsteuersatz, Abschreibungsmöglichkeiten oder Transaktionskosten gelten. Somit eignen sich Nettorenditen nicht für die grundsätzliche Renditedarstellung. Stattdessen liegt der Fokus auf der Betrachtung der Bruttorendite. Diese berechnet sich nach: Gewinn * 100 Rendite (in %) = Kapitaleinsatz Bei der Bestimmung der Rendite nach obiger Formel ergeben sich Probleme, wenn der Anlagehorizont nicht genau ein Jahr beträgt. In diesem Fall rücken sowohl das arithmetische Mittel als auch das geometrische Mittel in den Blickpunkt. Die Formeln lauten: Endvermögen –1 Anfangsvermögen * 100 Laufzeit ra = und: rg = n Endvermögen –1 * 100 Anfangsvermögen Bei der Renditeberechnung mit der arithmetischen Methode wird unterstellt, dass der Anleger am Ende einer jeden Periode die Gewinne entnimmt. Der so genannte Zinseszins- beziehungsweise Wiederanlageeffekt wird also ausgeklammert. Dagegen werden die Gewinne nach der geometrischen Methode nicht entnommen. Es wird also eine Wiederanlage der bisher erwirtschafteten Gewinne unterstellt, sodass sich beispielsweise der Gewinn der Jahre 1 bis 10 weiter bis zur Periode 11 verzinseszinst. Eine kleine Renditedifferenz hat auf lange Sicht schon sehr große Wirkung, was nicht zuletzt auf den Wiederanlageeffekt zurückzufüh- ren ist. Geometrische Renditen werden vornehmlich bei mehrperiodischen Betrachtszeiträumen herangezogen, da sie die Wertentwicklung einer Anlage im Zeitablauf besser abbilden. Sie eignen sich insbesondere zur Beantwortung der Frage, welche Rendite sich nach Jahren einstellt, wenn man in eine bestimmte Assetklasse investiert hat. Aktien- und Rentenrendite Aktien und Renten sind die wichtigsten Anlageklassen. Wie setzt sich nun die Rendite der jeweiligen Finanztitel zusammen (vgl. Schaubild 23)? Aktienrendite Aktien verkörpern einen Anteil am Grundkapital einer Aktiengesellschaft (AG). Der Aktionär ist Besitzer der Aktien und somit Anteilseigner der Aktiengesellschaft. Er hat also ein Miteigentumsrecht. Hierdurch hat der Aktionär Anspruch auf einen Anteil am Bilanzgewinn der Unternehmung. Die so genannte Dividende wird aber nur gezahlt, wenn es die Ertragslage des Unternehmens zulässt. Insgesamt steuert die Zahlung von Dividenden aber nicht den Löwenanteil zur Aktienrendite bei. Vielmehr dominiert die Absicht, Kurssteigerungen zu erzielen, das Anlagemotiv. Neben diesen beiden Ertragsbestandteilen gibt es aber noch weitere: Zum einen den Wert des mit dem Aktienerwerb verbundenen Bezugsrechts, zum anderen die mögliche Zuteilung von Gratisaktien sowie sonstige ähnliche Vermögensvorteile. Die Nettorendite ist zwar für den Anleger die entscheidende Größe, aber aufgrund individueller Faktoren kaum quantifizierbar. Vorteil der geometrisch ermittelten Rendite: Berücksichtigung des Wiederanlage- beziehungsweise Zinseszinseffektes. Im Gegensatz zu den festverzinslichen Wertpapieren existiert bei Aktien kein fester Rückzahlungskurs und auch die Dividende als einziger Cash-flow ist Schwankungen unterworfen oder kann gar gänzlich ausfallen. Rentenrendite Schuldverschreibungen (Renten oder Bonds) sind mittel- bis langfristige Kredite, die am Kapitalmarkt durch Emission von Wertpapieren von staatlichen oder privaten Emittenten aufgenommen werden. Der Inhaber einer Anleihe ist demnach Gläubiger und hat ein Forderungsrecht (Rückzahlungsanspruch). Für den Zeitraum der Kapitalanlage setzt sich der Ertrag des Rentenengagements vor allem aus zwei Komponenten zusammen: Was sagt die Kapitalmarkttheorie? 19 Investieren in Aktien und Anleihen · Die Zahlung von Zinsen (fester Ertrag) in Form eines jährlich einzulösenden Kupons, ausgedrückt in Prozent p.a. des Nominalwertes. Die Kupons müssen unabhängig von der Ertragslage des Emittenten bezahlt werden. · Endfällige Tilgung, das heißt Zahlung des Nennwertes (Nominalbetrag) am Ende der Laufzeit. · Kursveränderungen, die sich zum einen aus der zwangsläufigen Bewegung auf der Renditestrukturkurve – Verkürzung der Restlaufzeit („Riding-the-Yield-Curve-Effekt“) – und zum anderen aus einer Änderung des Niveaus der aktuellen Renditehöhe im Laufzeitbereich ergeben können. Ertragsbestandteile und Risikoprämien In den letzten 20 Jahren waren europäische Aktien ihren Pendants auf der Rentenseite überlegen. Wie setzen sich die Renditen der einzelnen Vermögensklassen zusammen? Wieso weichen die Renditen überhaupt voneinander ab? Fundamentale Ertragsbestandteile einer jeden Vermögensklasse sind die (erwartete) Preissteigerungsrate und der Realzins. Beide zusammen ergeben nach der FisherGleichung den Nominalzinssatz. Die exakte Fassung lautet: in = ir + pe (in * pe) Den Hintergrund dieser Gleichung bildet eine einfache Gläubiger-Schuldner-Beziehung. Möchte der Gläubiger einen realen Verlust seines Darlehens aufgrund einer positiven Preissteigerungsrate vermeiden, wird er die von ihm in der Zukunft erwartete Inflationsrate bei seiner Realzinsforderung gegenüber dem Schuldner berücksichtigen. Das heißt bei einem Kredit von 100 Euro mit fünfjähriger Laufzeit und einer gewünschten Verzinsung (real) von 5 % p.a. wird der Gläubiger bei einer erwarteten Preissteigerungsrate von 5 % p.a. weitere 5 % p.a., also insgesamt 10 % p.a. verlangen. Wäre die erwartete Inflationsrate dagegen 0 % p.a., entfiele die so genannte Inflationsprämie. Zur gänzlichen Absicherung gegen die Auswirkungen der Inflation müsste der Kreditgeber auch noch einen Ausgleich für den Kaufkraftverlust der nominalen Zinszahlung fordern. Da der letzte Term der Gleichung allerdings bei relativ geringen Inflationsraten und kontinuierlichen Zinszahlungen recht klein wird, wird er meistens vernachlässigt. Die Fisher-Gleichung erklärt zwar, dass aufgrund der Inflationsprämie der Real- und der Nominalzins differieren können, liefert jedoch keine Erklärung für die Höhe des Realzinses. Da der Realzins aber eine wichtige Bestimmungsgröße für das Spar- und Investitionsverhalten ist und er zentrale Informationen über die Anlagebedingungen am Kapitalmarkt enthält, ist es für den Ertragsbestandteile verschiedener Anlageklassen 20 Wer gewinnt den „Wettkampf der Renditen“? Fisher-Gleichung. Schaubild 23 Risikoprämie zu Geldmarkt Risikoprämie zu Geld- und Rentenmarkt Inflation Inflation Inflation Realer Zins Realer Zins Realer Zins Geldmarkt Festverzinsliche Wertpapiere Aktien Die Summe der Ertragsbestandteile bestimmt die Gesamtrendite einer Vermögensklasse. Investieren in Aktien und Anleihen Anleger fast unerlässlich, den Realzins in die Renditeüberlegungen miteinzubeziehen. Determinanten des Realzinses Welche Determinanten bestimmen nun den Realzins beziehungsweise dessen Niveau? Vereinfacht gesagt, müsste sich der Investor nur Gedanken um die „Inflationsrisikoprämie“ machen, das heißt Erwartungen bezüglich der zukünftigen Preissteigerungsrate bilden. Verschiedene theoretische Modelle gelangen indes zu unterschiedlichen Aussagen über die Höhe und die Eigenschaften des Realzinses. Im Mittelpunkt steht hierbei das Konzept des „neutralen“ oder „gleichgewichtigen“ Realzinses. Das ist derjenige Realzins, der mit einem potenzialgerechten Wachstum der Wirtschaft ohne Preisdruck zu vereinbaren ist. Die Wachstumstheorie hat einen mittel- bis langfristigen Ansatz und geht im Allgemeinen von einem konstanten neutralen Realzins aus. Er entspricht im Gleichgewicht den langfristigen Wachstumsmöglichkeiten einer Volkswirtschaft, die sich wiederum aus dem Bevölkerungswachstum und dem technischen Fortschritt zusammensetzen, sowie einem Zeitpräferenzfaktor, der die Bereitschaft zur Ersparnisbildung ausdrückt. Im Gegensatz dazu abstrahiert die Konjunkturtheorie von langfristigen Komponenten und konzentriert sich auf die Entwicklung des Realzinses im Konjunkturzyklus. Somit bestimmen die Konjunkturimpulse von der Angebots- und Nachfrageseite den Realzins. Verbindet man beide Theorien miteinander, so erhält man einen neutralen Realzins, der zwar auf kurze und mittlere Sicht schwankt, langfristig aber zu seinem „Normalwert“ zurückkehrt. Eine Orientierungshilfe für die Zukunft liefert ein Blick in die Historie. In den vergangenen 40 Jahren lag der Realzins in Deutschland am kurzen Marktende, also am Geldmarkt, bei 2,4 % p.a. und am Kapitalmarkt bei 4,1 % p.a. Der Abstand zu den Nominalzinsen betrug hierbei in beiden Fällen rund 3 Prozentpunkte, was der durchschnittlichen Preissteigerungsrate entspricht. Der Nominalzins einer Geldmarktanlage in Deutschland in den vergangenen 40 Jahren lag somit bei 5,6 % p.a. Das „Ertragsfundament“ von festverzinslichen Wertpapieren und Aktien betrug somit nominal jeweils 5,6 % p.a. Hierzu müssen jedoch noch die Risikoprämien von Renten gegenüber Geldmarktanlagen und Aktien gegenüber Renten addiert werden. Risikoprämie? Rein technisch betrachtet ist die Risikoprämie jener Abschlag gegenüber dem (sicheren) Erwartungswert einer Lotterie, bei welchem ein Wirtschaftssubjekt indifferent ist zwischen dem Residuum und den unsicheren Auszahlungen der Lotterie. Vereinfacht ist die Risikoprämie ein Renditezuschlag auf eine sichere Anlagemöglichkeit, mit der die Bereitschaft zur Risikoübernahme vergütet wird. „Neutraler“ beziehungsweise „gleichgewichtiger“ Realzins. Die Geldmarktanlage enthält als sicherste Anlagemöglichkeit keine Risikoprämie außer der Inflationsrisikoprämie, erzielt deswegen aber auch nur die geringste Rendite. Der Halter von festverzinslichen Wertpapieren staatlicher Emittenten wird mit einer Risikoprämie entlohnt, da mit den Bonds ein Kursrisiko verbunden ist, falls sie nicht bis zur endfälligen Tilgung gehalten werden. Diese Form der Risikoprämie wird als Laufzeitenprämie bezeichnet. Da mit Dividendentiteln im Durchschnitt ein größeres Risiko als mit Renten eingegangen wird, erhält der Aktionär eine Risikoprämie in Form eines höheren Returns. Die Risikoprämien, die in den einzelnen Ländern gezahlt wurden, variieren stark. Grund dafür könnte zum einen der unterschiedlich beurteilte Risikograd der Assets sein. Zum anderen könnte dahinter die differierende Marktauffassung bezüglich der zukünftigen Wachstumschancen des Wertpapiers gestanden haben. Die Akteure an den Börsen sind nämlich dann bereit, eine Risikoprämie zu zahlen, wenn die Gewinnaussichten in der Zukunft die hohen Kurse rechtfertigen. Ferner stehen hinter den relativ höheren Risikoprämien beispielsweise in den USA auch die hohen nominalen Aktienerträge, die auf eine größere Effizienz des Unternehmenssektors hindeuten. Im nächsten Kapitel werden die theoretischen Konzepte zur Bestimmung der Risikoprämie vorgestellt. 21 Investieren in Aktien und Anleihen Die Risikoprämie – Theorien und Methoden Je höher das Risiko, desto höher die Prämie, die ein Investor mit der jeweiligen Anlageform erhoffen darf. Kennzeichnend dafür ist die Risikoprämie. Sie beschreibt dieses „mehr“ an Rendite. In Kapitel 1 dieser Serie „Investieren in Aktien und Renten“ wurde aus der historischen Betrachtung deutlich, dass sich für Engagements in Aktien höhere Renditen ergaben als bei Staatsanleihen. Da es im Folgekapitel um die Schätzung der einzelnen Renditekomponenten gehen wird, zu der die Risikoprämie als integraler Bestandteil gehört, werden zum besseren Verständnis zunächst Theorien und Methoden zur Bestimmung dieser Prämie beschrieben, die sich zusätzlich zur Herleitung aus historischen Daten anbieten. Ein Rätsel Ausgangspunkt dieser Diskussion ist das von Mehra und Prescott (1985) als „Risikoprämien-Rätsel“ bezeichnete Phänomen. Es besagt: Gängige ökonomische Modelle sind nicht in der Lage, die hohe ex post gemessene Risikoprämie von Aktien gegenüber Staatsanleihen von fast 7 % (arithmetische Risikoprämie in den USA über das letzte Jahrhundert nach Dimson, E., Marsh, P., Staunton, M. (2002), Seite 306), zu erklären. Das Standardmodell des C-CAPM illustriert dieses Problem: 22 Das C-CAPM-Modell Das Consumption-Based-Asset-PricingModell setzt an einem einfachen Gedanken an: Der Nutzen eines Investors ist abhängig von seinem Konsum. Der Konsum heute ist wertvoller (weil sicherer) als der Konsum von morgen, sodass der Anleger den möglichen Konsum in der Zukunft diskontiert. Der Nutzen eines zukünftigen Zusatzkonsums ist darüber hinaus aber auch von dem zu erwartenden Konsumniveau abhängig. Beispiel: Wer zum Beispiel eine große Erbschaft in naher Zukunft erwartet, ist heute weniger bereit zu sparen. Folge: Der Zins für das Sparen muss höher ausfallen, als dies ohne die erwartete Erbschaft der Fall gewesen wäre. Formal lässt sich das C-CAPM (aufgelöst nach der Sharpe-Ratio) wie folgt schreiben: (E(r) – rf / s(r)) = g *s(Dc) * corr(Dc, r), mit E(r) = Erwarteter Ertrag der risikoreichen Anlage rf = Sichere Verzinsung s(r) = Risiko bzw. Volatilität der risikoreichen Anlage g = Maß für die Risikoabneigung eines Anlegers s(Dc) = Volatilität der Konsumveränderung corr(Dc, r) = Korrelation zwischen Konsumveränderung und dem Ertrag aus der risikoreichen Anlage Investieren in Aktien und Anleihen Aus dem Modell folgt somit: Die Risikoprämie: Ein Rätsel Je größer Diese massive Diskrepanz wird als Risikoprämie-Rätsel bezeichnet, für die diverse Erklärungen gesucht wurden, von denen aber keine alleine die massive Abweichung erklären kann. Eine wichtige Erklärung ist: „Selection beziehungsweise Survival Bias“: Die langfristigen Daten, anhand derer die Risikoprämie bestimmt wird, bilden den US-Markt ab. Die USA haben in dem letzten Jahrhundert eine gute wirtschaftliche Entwicklung erfahren, die nicht durch Kriege oder große finanzielle Krisen unterbrochen wurde. Das war in vielen anderen Ländern nicht der Fall. Die durchschnittliche Risikoprämie ist dementsprechend bei der Betrachtung der gleichgewichteten Risikoprämien von vielen Ländern deutlich niedriger (vgl. dazu ausführlich Goetzmann und Jorion 1997). · die Risikoaversion des Investors, · die Variabilität des Return eines Assets, · die Korrelation zusätzlicher Konsummöglichkeiten mit dem Ertrag des Assets, desto größer ist die (verlangte) Risikoprämie. Eine hohe Korrelation der Veränderung der Konsummöglichkeiten mit den Erträgen erhöht die geforderte Risikoprämie, denn sie bedeutet, dass die Erträge dann hoch sind, wenn die Konsummöglichkeiten ebenfalls hoch sind, und sie sind niedrig, wenn die Konsummöglichkeiten niedrig sind. Läuft es wirtschaftlich gut, sind die Erträge hoch, läuft es schlecht, sind auch die Erträge geringer. Umgekehrt wäre es deutlich vorteilhafter. Setzt man nun historische Größen über das letzte Jahrhundert für die USA in der linken Seite der Modell-Gleichung ein, so ergibt sich ein Wert, das heißt eine Sharpe-Ratio, von ca. 0,4. Einfacher Gedanke: Dieser Wert müsste sich auch durch Einsetzen der Werte auf der rechten Seite ergeben. Wird ein Risiko-Aversion-Parameter von g = 10, was deutlich über den gängigerweise unterstellten 2 liegt, eine Volatilität des Konsums von 2 % und eine Korrelation von Konsum und Aktienmarktrendite von 20 % angenommen (beide Werte sind ebenfalls eher als hoch anzusehen; vgl. im Detail Cochrane, J.-H. (1997), so ergibt sich 0,04 (= 10 * 0,02 * 0,2). Die aus diesem Modell resultierende Risikoprämie ist damit nur knapp ein Zehntel der historisch für die USA beobachteten. Dividend-Discount-Modell Eine weitere Alternative zur Erklärung ist das Dividend-Discount-Modell. Es basiert auf dem Grundgedanken, dass die heute gezahlten Aktienkurse den abgezinsten, zukünftigen Erträgen aus dieser Anlage entsprechen. Da die zu erwartenden Dividendenzahlungen in der Regel nur für wenige Jahre vorab geschätzt werden, wird vereinfachend eine Wachstumsrate angenommen, mit der die aktuellen Dividenden in die Zukunft fortgeschrieben werden. In einer einfachen Form lässt sich das Modell wie folgt darstellen: Aktueller Kurs bzw. Fair Value P0 = (D0 (1+g)) / (rf + Risikoprämie – g) mit D0 g rf = aktuelle Dividenden = Wachstumsrate der Dividenden = risikofreier Zins Von dem sich aus dem Zahlungsstrom ergebenden internen Zinsfuß k werden die Inflationsrate und der Realzins (jeweils die Erwartungswerte) abgezogen. Was übrig bleibt ist die Risikoprämie. Entsprechend folgt aus dem Modell für die Risikoprämie: Risikoprämie = (D0 * (1+g)) / P0 – rf + g). 23 Investieren in Aktien und Anleihen Das einfache Modell unterliegt mehreren Einschränkungen, wie zum Beispiel: Kasten 2 · Nicht alle Firmen zahlen Dividenden, auch ist das Dividendenwachstum kaum statisch fortschreibbar, da es den unterschiedlichen Lebenszyklen der Unternehmen nicht gerecht wird. Welchen „Preis“ hat das Risiko? · Die Wachstumsraten für die Dividenden werden als konstant angesehen. Cochrane, J.-H. (1997): „Where is the Market Going? Uncertain Facts and Novel Theories“, in: Economic Perspectives, Research Department of the Federal Reserve Bank of Chicago, Vol. XXI, Issue 6 · Es bleibt unklar, welcher Ausgangskurs gewählt wird, da die Momentaufnahme am Aktienmarkt starken Schwankungen unterliegt, die sich unmittelbar auf die daraus resultierende Prämie auswirken. Das vereinfachende Grundmodell kann in vielerlei Hinsicht modifiziert werden, und je nach Modellspezifikation und gewählten Annahmen variieren die erwarteten Risikoprämien. Die Größenordnungen für die Risikoprämie von Aktien-Standardwerten in entwickelten Volkswirtschaften liegt bei den aktuellen Kursniveaus je nach Annahme zwischen 0 % und 4 % Risikoprämie. Die Welch-Studie: Umfrageergebnisse Ein weiterer Ansatz ist die Befragung von Marktteilnehmern beziehungsweise Finanzexperten. Welch (2000) führte eine zweimalige Befragung einer Anzahl von Finanzexperten durch, um die zukünftige (arithmetische) Risikoprämie (vs. T-Bills) zu bestimmen. Die Ergebnisse für eine Laufzeit von 30 Jahren waren dabei 7,2 % bei der ersten Befragung und 6,8 % bei der zweiten Befragung. Ein Ergebnis, das nach den obigen Ausführungen wahrscheinlich zu optimistisch ist. Was die Fülle der unterschiedlichen Methoden jedoch zeigt, ist: Es gibt viele Theorien, aber keine letztlich überzeugende Lösung. Das muss gerade auch bei der Schätzung der langfristigen Entwicklung einzelner Renditekomponenten bedacht werden. 24 Ausgewählte Literatur Brown, S.-J., Goetzmann, W.-N., and Ross, S.-A. (1995): „Survival“, in: The Journal of Finance, July 1995, Vol. L, No. 3 Cornell, B. (1999): „The Equity Risk Premium – The Long Run Future of the Stock Market“, New York u.-a. Diamond, P.-A. (1999): What Stock Market Returns to Expect for the Future, Working Paper of the Cener for Retirement Research at Boston College, September 1999, No. 2 Dimson, E., Marsh, P., Staunton, M. (2002): „Triumph of the Optimists“, Princeton Marginalie Goetzmann, W., Jorion, P. (1997): „A Century of Global Markets“, NBER Working Paper Series, Working Paper 5901 Ibbotson Associates (1998): Stocks, Bonds, Bills and Inflation: 1997 Yearbook Mehra, R., Prescott, E.-C. (1985): „The Equity Premium – A Puzzle“, in: Journal of Monetary Economics, Band 15, März 1985: S. 145–162 Siegel, J.-J. (1992): „The Equity Premium: Stock and Bond Returns Since 1802“, in: Financial Analysts Journal, Januar/Februar 1992: S. 28–38 Siegel, J.-J. (1998): Stocks for the Long Run, New York u.-a. Siegel, J.J. (1999): „The Shrinking Equity Premium“, in: Journal of Portfolio Management, Frühjahr 1999: S. 10–16 Welch, I. (2000): „Views of Financial Economists on the Equity Premium and on Professional Controversies“, in: Journal of Business, Oktober 2000: S. 501–537 Investieren in Aktien und Anleihen Die Renditeschätzung Prognosen sind immer schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen. So – oder so ähnlich – die Erkenntinis des Schriftstellers Mark Twain. Ökonom war er nicht, aber er hätte mit dieser Einsicht einer sein können. Ökonomen prognostizieren – und in dieser Publikation ganz besonders: Es geht um die zu erwartende Rendite auf die ganz lange Sicht. Letztlich stehen alle Anleger vor der gleichen Ausgangsfrage: Welche Rendite ist auf Sicht von X Jahren zu erwarten, wenn heute ein Sparplan begonnen oder ein Einmalbetrag angelegt wird? Mit welcher Annahme füttern Sie Ihren Rechner? Ein Prozentpunkt mehr oder weniger hat eine entscheidende Auswirkung auf die Gestaltung des Lebensabends (vgl. unser Kapitel „Die Magie der Prozentpunkte“). Ohne Prognose geht es also nicht. Unsicher ist, was ein Aktienportfolio oder ein Sparplan für den Lebensabend auf Sicht von zum Beispiel 30 Jahren erwarten lässt, aber es gibt gute Wegweiser, die zu drei Streckenposten führen: den Komponenten, aus denen sich die Rendite letztlich zusammensetzt (vgl. Schaubild 24): · der realen Komponente, · der gesamtwirtschaftlichen Inflation, · der, nach Anlageklassen unterschiedlichen, Risikoprämie. Wegstrecke. Diese Streckenposten werden im Folgenden abgegangen. Hintergrund bilden die G5-Staaten (USA, Japan, Deutschland, Großbritannien und Frankreich). Sie sind die hoch industrialisierten Staaten. Ihre Aktienmärkte sind ausgereift und hoch liquide. Sie decken knapp 80 % der Kapitalisierung des MSCI-All-Countries-World-Index ab. Ihre Volkswirtschaften machen mehr als 50 % des Bruttoinlandsprodukts der Welt aus (gerechnet in Kaufkraftparitäten). Realzins und Inflation werden innerhalb der G5 als einheitlich unterstellt. Ertragsbestandteile verschiedener Anlageklassen Inflation Schaubild 24 Risikoprämie zu Geldmarkt Risikoprämie zu Geld- und Rentenmarkt Inflation Inflation Die Summe der Ertragsbestandteile bestimmt die Gesamtrendite einer Vermögensklasse. Alle Anlageformen haben eine Prämie zum Ausgleich der Inflation ge- Reale Komponente Reale Komponente Reale Komponente meinsam, welche auf den Realzins geschlagen wird. Dazu kommt eine, je nach Geldmarkt Festverzinsliche Wertpapiere Anlageform unterschiedli- Aktien che, Risikoprämie. 25 Investieren in Aktien und Anleihen Streckenposten 1: Die reale Komponente. Die reale Komponente wird in der Theorie durch zwei unterschiedliche Konzepte begründet: „monetär“ und „realwirtschaftlich“. Die monetäre Theorie entspricht der Herleitung aus dem Kapitalmarkt nach der Fisher-Gleichung (vgl. Kasten 3). Realwirtschaftlich wird die reale Komponente von den langfristigen Wachstumsmöglichkeiten einer Volkswirtschaft abgeleitet, die wiederum vom Bevölkerungswachstum, dem technischen Fortschritt und der Zeitpräferenz für „Konsum“ beziehungsweise „Sparen“ abhängt. Im Gleichgewicht führen das monetäre und das realwirtschaftliche Konzept zum gleichen Ergebnis. Langfristig sollte die reale Komponente den Wachstumsraten der Wirtschaft entsprechen. So zumindest die Theorie. Schätzung: Langfristiges Wachstum. Wie hoch aber ist das langfristige Wachstum im G5-Raum? In einer Langfriststudie hat die OECD Berechnungen für den gesamten Wirtschaftsraum bis zum Jahr 2020 vorgelegt (vgl. Kasten 4). Sie unterscheidet dabei zwei mögliche Szenarien: · Das Szenario mit „raschem Wachstum“, bei dem es zu technischen und wirtschaftspolitischen Änderungen kommt, welche den Wachstumspfad steigern. · Das Szenario mit „langsamem Wachstum“: Es ist im Wesentlichen ein Fortschreibungsszenario, ohne Anpassungsmaßnahmen. Kasten 3 Die exakte Formel der Fisher-Gleichung, welche den Zusammenhang von Realzins und Inflationsrate p zur Bestimmung der nominalen Rendite herstellt: in = ir + pe + (in x pe) 26 Das Fortschreibungsszenario geht von Zuwachsraten des Bruttoinlandsprodukts von 1,7 % im Durchschnitt der OECD-Mitgliedsländer aus, während das optimistischere Szenario ein Wachstum von durchschnittlich knapp 3 % unterstellt. Als Annäherung wählen wir die Mitte aus beiden Szenarien und unterstellen ein reales Wachstum von 2,5 %, das entsprechend mit der realen Komponente gleichgesetzt wird. Das Ergebnis bezieht sich zwar auf die Gesamt-OECD und nicht die G5, ist aber durch die Annahme liberaler Kapitalmärkte mit sich angleichenden Realzinsen zu rechtfertigen. Dieses war der erste Streich... Streckenposten 2: Die Risikoprämie. ...und der zweite folgt sogleich: Die Schätzung der Risikoprämie. Was sie ist – die Geschichte ist schnell erklärt: Sie ist der Preis für das Risiko, welches Investoren mit ihrem Engagement in Aktien gegenüber Staatsanleihen bester Bonität eingehen. „Mehr Risiko = mehr (erwarteter) Ertrag“ lautet die Formel. Konkret bedeutet dies unter anderem: · Sinkt die Risiko-Aversion der Anleger (das heißt: die Bereitschaft in risikoreichere Anlageformen zu investieren steigt), dann sinkt die geforderte Risikoprämie. · Nimmt das Risiko einer Anlageform ab, sinkt die geforderte Risikoprämie ebenfalls. Dies kann zum Beispiel der Fall sein, wenn Emerging Markets-Aktien mit weniger Risiko verbunden sind, da es in den Ländern zu strukturellen Verbesserungen kommt. · Die Risikoprämie wird auch durch strukturelle Veränderungen innerhalb der Anleger beeinf lusst. Sinkt zum Beispiel aufgrund von Veränderungen in der Bevölkerungspyramide die Risikoneigung, weitet sich die Prämie entsprechend aus, da es zu Umschichtungen in weniger 1. Komponente: Realzins optimistisch: 3,0-% defensiv/vorsichtig: 1,7-% Investieren in Aktien und Anleihen risikoreiche Wertpapiere kommt. Andererseits kann die Risiko- freude zum Beispiel mit steigendem Wohlstand zu-nehmen. Das „Grenzleid“ eines möglichen Verlusts aus der Vermögensanlage nimmt ab, da insgesamt mehr Kapital zur Verfügung steht – der „Risikopuffer“ ist größer. Unterscheide: Ex ante und ex post! Die letztlich von den Aktieninvestoren erhaltene Risikoprämie (ex post) entspricht nicht zwangsläufig jener, die sie zu Beginn eingefordert und nach der sie ihr Kapital eingesetzt haben. Die Erwartungen ändern sich über die Zeit, entsprechend auch das investive Verhalten. Verschiebt sich die Anlegerneigung zu- gunsten der Aktie, können in diesem Anlagesegment höhere Kurse und damit – ex post betrachtet – auch höhere Renditen realisiert werden. Gewinner ist, wer in diesem Fall frühzeitig auf Aktien setzte. Denn: Sinkt die Risikoprämie, dann bedeutet das zwangsläufig auch, dass die Aktienkurse steigen, da das Risiko keinen Kursmalus mehr erfordert. Anleger können also ganz gezielt darauf setzen, dass es in bestimmten Anlagesegmenten zu Kursgewinnen kommt, die daraus resultieren, dass es zu einer Änderung in der Risikoneigung/-einschätzung kommt. Die ex ante erwartete Risikoprämie weicht in diesem Fall von der sich (im Rückblick) ex post ergebenden ab. Für den Anleger bleibt die ex ante zu erwartende Prämie ausschlaggebend, das heißt auch: Die historisch gemessene Prämie kann nicht einfach in die Zukunft fortgeschrieben werden. Kasten 4 Wachstumsprognose der OECD Die in dieser Publikation genutzten Ergebnisse für die OECD-Länder ergeben Die OECD legt ihrer Langfriststudie (S.-73ff.) im Vergleich mit den anderen Regionen die insgesamt geringsten Wachstumsraunter anderem folgende zentrale Annahten. Die „Großen 5“ können zum Beispiel men zugrunde: zwischen 5 % und 7 % durchschnittliches · Die mittlere Variante der UN-Projektion von Wachstum erzielen – und damit deutlich mehr, als dies selbst für die optimistische 1996 bezüglich des BevölkerungswachsVariante der OECD-Länder unterstellt tums; wird. · die Absenkung der Zolläquivalente bis 2020 auf Null; · die Rückführung der Exportabgaben/ -subventionen bis 2020 auf Null; · die Umsetzung der OECD-Beschäftigungsstrategie; · die Erhöhung der Energieeffizienz um jährlich 1 % in den OECD-Ländern. Die Betrachtung weist differenzierte Wachstumsraten zum einen für die OECD-Mitgliedsländer und zum anderen die so genannten „Großen 5“ mit China, Indonesien, Indien, Brasilien und der Subsahara, sowie sonstige nicht OECD-Mitgliedsländer aus. OECDWachstumsausblick Nach der Formel „Realzins = Trendwachstum“ deutet dies in der Region der „Großen 5“ auf deutlich höhere Realzinsen hin. Das führt zu zwei Überlegungen: · Wer einen höheren Realzins realisieren will, wird außerhalb der OECD-Staaten investieren. · Steigt der Grad der Kapitalmarktliberalisierung, dürfte dies auch zu einer positiven Beeinflussung der Realzinsen in den OECDStaaten führen, wobei hier sicher berücksichtigt werden muss, dass deren ökonomische Bedeutung (aktuell noch) deutlich größer ist, was den Gesamteffekt dämpft. Quelle: OECD „Die Welt im Jahr 2020 – Aufbruch in ein neues, globales Zeitalter“; 1998. 27 Investieren in Aktien und Anleihen Risikoprämie: Die Schätzung. Wie aber die Risikoprämie schätzen? Theorien & Methoden dazu gibt es viele, was sich am Ende zeigt, ist, dass die Vergangenheit plausible Erklärungsansätze für die Zukunft liefert, wenn auch alleine genommen keine ausreichenden (vgl. Kapitel "Die Risikoprämie - Theorien und Methoden.). Dennoch: Was zeigt die Vergangenheit? Die historische Risikoprämie wurde für die G5-Staaten berechnet. Dabei wurden die Renditedifferenzen in der G5 zwischen Aktien- und Anleihenindizes ermittelt. Aus der Messung ergibt sich eine – mit dem Bruttoinlandsprodukt von 1990 der G5 gewichtete – durchschnittliche historische Risikoprämie von ca. 2,5 %. Der Zeitraum wurde mit Bedacht gewählt, damit er einen möglichst hohen Aussagegehalt für die Schätzung hat (vgl. Schaubild 25). Der Zeitraum sollte folgende Anforderungen erfüllen: · Länge: Der Zeitraum sollte lange genug sein, um vorübergehende Effekte herauszuwaschen. Insbesondere sollte der Zeitraum lange genug sein, damit wiederkehrende Phänomene, wie sie zum Beispiel Konjunkturzyklen, aber auch die kurzfristigen saisonalen Effekte darstellen, keine verzerrende Wirkung auf die betrachteten Risikoprämien besitzen. · Transitorische Effekte: Der Zeitraum sollte ebenfalls so gewählt werden, dass Einmaleffekte, die zum Beispiel beim Übergang eines wirtschaftspolitischen Regimes zu einem anderen auftreten können, keine verzerrende Wirkung auf die Ergebnisse ausüben. Als markantes Beispiel sei die Entwicklung der Inflation genannt. Diese stieg zwischen Ende der Sechzigerjahre bis Anfang der Achtzigerjahre aufgrund einer Keynesianischen Wirtschaftspolitik in Kombination mit Angebotsschocks (Ölpreiskrisen) deutlich an. In diesem Zeitraum stiegen damit einhergehend die Zinsen auf festverzinsliche Wertpapiere ebenfalls drastisch an (vor allem in den angelsächsischen Ländern). Dementsprechend performten Renten- wie auch Aktienmärkte in dieser Übergangszeit aufgrund der sich 28 verändernden Bewertungssituation (da der Diskontierungszins für Kupons und Dividenden anstieg) äußerst schlecht. Der umgekehrte Fall trat ab Anfang der Achtzigerjahre ein. Durch eine veränderte wirtschaftspolitische – und zwar vor allem geldpolitische – Vorgehensweise fielen die Inflation und dann auch die Zinsen über die Achtziger- und Neunzigerjahre. Dies führte wiederum zu einer einmaligen Bewertungsanpassung auf den Aktienund Rentenmärkten. Der betrachtete Zeitraum sollte dementsprechend so gewählt werden, dass solche einmaligen Bewertungsanpassungen keine dominierende Rolle spielen, da sie die Risikoprämien markant verzerren können. · Struktureffekte: Analog zu Übergangseffekten müssen auch die Wirkungen von Strukturveränderungen auf die Risikoprämie berücksichtigt werden. Um wesentliche Strukturbrüche, die vor allem in den Weltkriegen und der direkten Zeit danach auftraten (Wiederaufbau), auszuschließen, beginnt die Betrachtung erst Anfang der Sechzigerjahre. Die Prognose der Risikoprämie bleibt – zugegeben – die schwierigste und mit vielen Annahmen verbundene Prognose. Plausibel erscheint, die historisch beobachtete Prämie als Ausgangspunkt für die eigene Kalkulation zu wählen und von 2,5 % auszugehen. Streckenposten 3: Inflation – Gespenst mit Magersucht. Was jetzt noch fehlt ist die Schätzung der Inflationsrate. Was im historischen Vergleich sofort auffällt (Schaubild 26): Hier fand über die letzten Jahrzehnte hinweg ganz offensichtlich ein Paradigmenwechsel statt. Die Inflationsspitzen der Siebziger- und Achtzigerjahre, die im Rahmen der G7 Industrienationen eine Top-Inflationsrate von zwischenzeitlich knapp 15 % (Vorjahresveränderungsrate) sahen, sind vorbei. Der Periodendurchschnitt sank von 4,5 % (1960 bis heute) auf unter 2,5 % (ab 1990). Dahinter stehen hauptsächlich vier Entwicklungen, die auch in Zukunft fortwirken Investieren in Aktien und Anleihen und für niedrige Inflationsraten auf Dauer sorgen werden: · Der Paradigmenwechsel in der Geldpolitik: Inflation ist Gift, welches der Wirtschaft entzogen werden muss. Ihr konjunktureller Impuls ist – falls – nur von kurzer Dauer, aber mit langen Folgeschäden behaftet. Anfang der Achtziger hat die US-Zentralbank vorgemacht, wie konsequent sie auf die Inflationsbremse treten kann. Dazu kommt: Die Bundesbank, als Hort der Preisstabilität, findet in der EZB eine würdige Erbin. Durch weitere Beitritte wird sie ihren Einfluss, und damit die Region mit Geldwertstabilität, weiter ausweiten. Das Ziel bleibt im Blick: Eine Preisveränderungsrate von ca. 2 %. Die Bank of England hat ein ähnliches, von der Regierung vorgegebenes Ziel: 2,5 %. Eine Frage der Zeit, wann das Pfund im Euro aufgehen und damit in Großbritannien die Zielmarke der EZB gelten wird. · In der ökonomischen Theorie wie in der Praxis hat sich eine stabilitätsorientierte Geld- und Fiskalpolitik durchgesetzt, die auf ausgeglichene Haushalte setzt. Noch ein Inflationsimpuls weniger. Seit 1990 lag die Inflationsrate in den G7 durchschnittlich bei 2,5%. · Der globale Wettbewerb: Die Welt als Dorf mit nur einem Marktplatz, auf der jeder die Preise des anderen kennt und unterbieten kann. Ein Bild, das nicht allzu weit von der Realität entfernt ist. Der Wettbewerbsmechanismus sorgt für dauerhaft geringe Margenspielräume und damit stabile Preise. Die Inflation ist ein abgemagertes Gespenst, das auch in Zukunft kaum Nahrung finden wird. Schaubild 25 Risikoprämie p.a. für die G5, 10 Jahre rollierend Während der Boomjahre 8 stiegen die Kurse. 6 Die gegenüber den Anleihen deutlich höhere 4 Performance der Aktien 2 ziegt beim Blick in den Rückspiegel eine deutlich 0 gestiegene Risikoprämie. In lokaler Währung. -2 -4 79 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 00 01 02 03 Schaubild 26 Konsumentenpreise G7 seit 1960 und 3-Jahre-Gleitender-Durchschnitt 16 16 14 14 12 12 10 10 8 8 6 6 4 4 2 2 0 Vorjahresvergleich. Der Rückgang liegt in einem langfristigen Trend. 0 60 G7 62 64 66 68 70 72 74 76 78 80 82 84 86 88 90 92 94 96 98 00 02 04 05 3-Jahre-Gleitender-Durchschnitt 29 Investieren in Aktien und Anleihen Unter der Annahme, dass sich oben genannte Trends fortsetzen, kann von einer langfristigen Inflationsrate zwischen 2 % und 2,5 % ausgegangen werden. Die 2,5 % bleiben in der Gesamtsicht die Obergrenze mit Ausblick auf 2 %. Langfristige Rendite. Die langfristig zu erwartende Rendite für Aktien ergibt sich nach unseren Annahmen aus den drei Komponenten wie folgt: reale Komponente: + Inflation: + Risikoprämie: 2,5 % 2,5 % 2,5 % = 7,5 % Rendite: Dabei wurden die optimistische Wachstumsvariante der OECD und eine Ausweitung der Risikoprämie unterstellt. Vorsichtige Anleger, die am Ende der Anlage-/Ansparperiode nicht unangenehm überrascht werden wollen, werden eher eine geringere Prognose unterstellen. Wer mehr will, muss Akzente setzen. Die Renditeprognose bezieht sich auf den Gesamtmarkt der Aktien beziehungsweise Anleihen. Der Diversifikationsgrad ist hier am höchsten, die weniger risikoreichen Standardwerte dominieren. Wer höhere Renditen sucht, muss sich durch ein gezieltes Setzen von Akzenten von der Breite des Marktes wegbewegen. Das kann an mehreren Strategien ansetzen, die letztlich alle auf ein Über- oder Untergewichten einzelner Sektoren hinauslaufen und die zukünftig auf ein Abschmelzen der Risikoprämien beziehungsweise höhere Realzinsen setzen: · Strategie 1: „Höhere Risikoprämie = höheres Risiko = höherer (erwarteter) Ertrag", so die einfache Formel. Wachstumswerte, Emerging Markets, die selektive Beimischung einzelner Branchen und die Investition in Nebenwerte gehören hier dazu. Die Folgestrategien sind Unterformen davon. · Strategie 2: Kassieren der „Liquiditätsprämie“. Sie ist eine Unterform der Risikoprämie, die für die Tatsache bezahlt wird, dass bestimmte Titel eine geringere Liquidität 30 haben, was sich dann ebenfalls in Kursabschlägen ausdrückt. Sie wird bezahlt für das Risiko, dass nicht zu jeder Zeit verkauft werden kann und/oder das Risiko besteht, dass die Kurse auch bei geringen Umsätzen durch den Vorgang des An-/Verkaufs stark schwanken. Wird der Markt liquider, zum Beispiel durch das Abschaffen von Investitionshemmnissen, wie sie in Emerging Markets teilweise zu beobachten sind, sinkt die Liquiditätsprämie, die Einstandskurse steigen. · Strategie 3: Investieren in Regionen mit einem höheren Realzins. Regionen mit einer größeren Kapitalknappheit (zum Beispiel Emerging Markets) weisen eine höhere Grenzproduktivität des Kapitals aus, was einen höheren Realzins ermöglicht. Dabei wird unterstellt, dass es keinen weltweit einheitlichen Realzins gibt, da nicht alle Regionen das gleiche hohe Maß an Kapitalmarktliberalität haben (vgl. das Kapitel "Akzente setzen mit Satelliten." Wer mehr will, muss Akzente setzen. Summa Oeconomica: „Prognosen sind schwierig...“ – um an dieser Stelle noch einmal Tucholsky zu zitieren. So bleibt natürlich auch diese Prognose mit Unsicherheiten behaftet und kann nur als Orientierungshilfe dienen. Bei der Interpretation der Renditeschätzung muss betont werden, dass es sich um eine Prognose von Durchschnittswerten für einen langen Betrachtungszeitraum (20 bis 30 Jahre) handelt. Dies schließt keinesfalls aus, dass es zwischenzeitlich zu höheren beziehungsweise niedrigeren Renditen kommen kann. Die Schätzung ist für den langfristigen Anleger gedacht. (Fokus: Sparpläne und das auf längere Sicht investierte „Kernportfolio“.) Die Volatilität der Märkte legt dabei nahe, dass ein am Timing orientierter Investor sehr wohl in der Zwischenzeit Umschichtungen vornehmen wird. (Fokus: Das eher auf kürzere bis mittlere Sicht investierte „Meinungsportfolio“; jener Teil des Portfolios, in dem zwischenzeitlich Adjustierungen vorgenommen werden.) Renditeprognose: 7,5% Investieren in Aktien und Anleihen Auch bezieht sich die Prognose auf die Standardwerte der G5-Industriestaaten. Die Aussagen können deshalb für andere Marktsegmente nur eine Grundlage für weitere Überlegungen sein. Dabei wird deutlich, dass diese G5-Märkte aufgrund der Reife ihrer Industrien, des hohen Maßes an Liberalität des Kapital- und Güterverkehrs sowie der hohen Liquidität der Börsen, den unteren Rand für die Renditeprognose anderer Segmente darstellen. Bei der Einschätzung der Renditeprognose insgesamt muss auch berücksichtigt werden, dass sie von einer deutlich niedrigeren Inflationsrate ausgeht, als diese in der Vergangenheit gemessen wurde. Entscheidend bleiben die zur Risikoprämie getroffenen Annahmen, aber auch für einen von den hier dargelegten Annahmen abweichenden Investor kann diese Studie als Richtschnur dienen. Die Überlegungen zur Risikokomponente zeigen, warum bei Aktien eine deutlich höhere Rendite als bei Anleihen zu erwarten ist. Rendite vor Steuern ist nicht gleich Rendite nach Steuern. Die zu erwartenden höheren Aktienrenditen müssen auch vor dem Hintergrund gesehen werden, dass jeweils der Ertragsanteil, nicht aber der Kursgewinn besteuert wird (zumindest außerhalb der Spekulationsfrist). Das lässt die Nachsteuerrendite von Aktien gegenüber Anleihen attraktiver ausfallen. 31 Investieren in Aktien und Anleihen Die Simulation – Ertrag und Risiko Immer wieder stehen Anleger vor den gleichen schwierigen Fragen, wenn es darum geht, ihre Investments in Aktien und Anleihen zu optimieren: Welche Rendite kann ich je Assetklasse erwarten? Welches Kursrisiko gehe ich damit ein? · Welche Quote an Aktien und Anleihen ist bei welchem Risikoprofil und welchem Anlagehorizont optimal? · Zum Schluss werden die Ergebnisse als Wertentwicklung auf einen Sparplan übertragen. · Mit welcher Wahrscheinlichkeit wird meine „Schmerzgrenze“ an Kursverlusten unterschritten? · Bei allem gilt: Vorsicht! Schätzung! · Wie entwickelt sich ein Sparplan unter Berücksichtigung des Risikos? Für die beiden Anlageklassen Renten (Anleihen) und Aktien wurden zwei unterschiedliche Modelle einer so genannten MonteCarlo-Simulation verwendet. Der Name leitet sich von der Stadt Monte Carlo ab, die für ihre Spielcasinos bekannt ist. Das Zufallsverhalten von Rouletterädern, Würfelspielen und so weiter ist ähnlich der MonteCarlo-Simulationstechnik, bei der mithilfe einer für die jeweilige Anlageklasse geeigneten Funktion zufällig Performancepfade erzeugt werden. Letztlich geht es immer um eine Kombination von zu erwartendem Risiko und Ertrag. Werden die beiden Größen zusammengebracht, ist es an dem Anleger, sich entsprechend seiner individuellen Risikobereitschaft und seines Anlagehorizonts zu positionieren. Knifflig. Vorgehensweise. · Die Hilfestellungen, die hier gegeben werden, erfolgen auf der Grundlage einer Monte-Carlo-Simulation. Sie verbindet die in der vorherigen Publikation entwickelten langfristigen Renditeprognosen für Aktien und Staatsanleihen mit dem Risiko der Kursschwankungen. · Die Ergebnisse werden dann auf unterschiedliche Mischungsverhältnisse von Aktien und Anleihen übertragen und für unterschiedliche Anlagezeiträume betrachtet. · Daraus kann das „Shortfall-Risiko“ abgelesen werden, jenes Risiko also, dass die Schmerzgrenze des Anlegers unterschritten wird, zum Beispiel dass der Kapitalerhalt am Ende des Anlagezeitraums nicht gewährleistet wird. 32 Die Monte-Carlo-Simulation. Für die Aktienseite wurde als Prozess zur Generierung der Daten eine geometrische Brown’sche Bewegung, das verbreitetste Modell für das Verhalten von Aktienkursen, verwendet. Bei diesem Prozess ist die proportionale Veränderung in einem kleinen Zeitintervall normal verteilt und im Zeitablauf unabhängig voneinander. Die Driftrate für die Aktien, sie entspricht der durchschnittlich zu erwartenden Performance, wurde auf 7,5 % gesetzt. Dem Rentenmarkt wurde ein stochastisches Zinsstrukturmodell in Form eines Zweifaktor-Cox-Ingersoll-Ross-Modells zugrunde gelegt. Als Startposition für die Rentenseite wurde der Durchschnitt der Monatsendwerte der Investieren in Aktien und Anleihen Renditen von Staatsanleihen mit einjähriger und zehnjähriger Restlaufzeit über das Kalenderjahr 2005. Für „Einjährige“ ergab sich eine Rendite von 2,27 %, für „Zehnjährige“ eine von 3,37 %. Als längerfristige Gleichgewichtsrendite für die beiden Laufzeiten wurden 4 % beziehungsweise 5 % unterstellt. Für das Rentenportfolio dieser Betrachtung ergibt sich dabei eine Gleichgewichtsrendite von insgesamt 4,8 %. 10.000 unterschiedliche Performancepfade erzeugt. Für diese Performancepfade werden Wahrscheinlichkeitsschwellen berechnet. Sie zeigen an, mit welcher Wahrscheinlichkeit welches Renditeniveau vermutlich erreicht beziehungsweise übertroffen wird (vgl. Schaubilder 27–29). Bei den Renditen handelt es sich dabei um annualisierte Größen. Renditeerwartung. Im Unterschied zum Aktienmarktmodell ist die zukünftige Entwicklung in dem gewählten Zinsmodell nicht unabhängig von der Vergangenheit: Liegt das im Modell erreichte Zinsniveau unterhalb des vorgegebenen Gleichgewichtsniveaus, so ist die Wahrscheinlichkeit für eine Zinsbewegung in Richtung des Gleichgewichtsniveaus größer als 50 %. Langfristig schwanken die modellierten Zinsen somit um die vorgegebenen Gleichgewichtsniveaus. Für die Simulation wurden die (vorgegebenen) Ertragsparameter mit den aus der Historie entnommenen Risikoparametern „Volatilität“ und „Korrelation“ verbunden. Diese lassen sich im Zinsmodell über die Kalibrierung von sechs Parametern einstellen und mittels einer Cholesky-Transformation mit der Aktienmarktperformance verbinden. Dadurch lassen sich dann die Risiko-Ertragsprofile verschiedener Mischungsverhältnisse darstellen. Datengrundlage dafür waren der MSCI Europa für europäische Aktien und der REXP für deutsche/europäische Anleihen. Als Zeitraum wurde der Zeitraum 12/1969 bis 12/2005 gewählt. Aufgrund des strukturellen Bruchs an den Rentenmärkten Europas, der mit der Einführung des Euro einherging, wurde der REXP als Proxy gewählt. Da die europäischen Staatsanleihen aufgrund der Konvergenz zur Einheitswährung starke Verzerrungen aufweisen, die sich so zukünftig nicht wiederholen werden, haben deutsche Renten die deutlich größere Prognosekraft. Auch gelten sie als Benchmark innerhalb des Euro-Raums. Mittels der Simulation werden dann für unterschiedliche Aktien-/Anleihenanteile Mit den Simulationsergebnissen kann der Anleger entsprechend überprüfen, mit welchem · Risiko · seine Renditeerwartung · bei dem gewünschten Anlagezeitraum verbunden ist (vgl. Schaubilder 27–29). Entsprechend seines Risikobezugs kann er dann entscheiden, ob er seine Renditeerwartung anpassen oder gegebenenfalls ein höheres Risiko eingehen will. Beispiel: Der Anleger strebt eine Rendite von 6 % p.-a. an. Bei einem zehnjährigen Anlage- Vorsicht! Schätzung! Die richtige „Glaskugel“ mit dem perfekten Blick in die Zukunft haben auch wir nicht. Die hier getätigten Kasten 5 Die Shortfall-Wahrscheinlichkeit (SW): Die Wahrscheinlichkeit, mit der die Zielrendite (hier 0 %) über den betrachteten Zeitraum nicht erreicht wird. Überlegungen sollen Licht ins Dunkel der Zukunft bringen, aber am Ende kann alles anders kommen als man denkt. Erwarteter Shortfall beziehungsweise Mean Excess Loss (ES): Dies ist der mittlere Verlust im Verlustfall (ausgedrückt als Rendite p.a.), das heißt der durchschnittliche Verlust unter der Bedingung, dass die Zielrendite nicht erreicht wird. Rendite-Shortfall-Erwartungswert (RSE): Die erwartete Höhe der Zielrenditenverfehlung (ausgedrückt als Rendite p.a.) gewichtet mit der Shortfall-Wahrscheinlichkeit. Der RSE ergibt sich somit durch SW * ES. Interpretiert werden kann dieser Wert als „faire“ Versicherungsprämie für einen Versicherer, der bei Auftreten einer Renditezielverfehlung verpflichtet ist, den aufgetretenen Differenzbetrag zur Zielrendite auszugleichen. 33 Investieren in Aktien und Anleihen Anlagehorizont: 1 Jahr – Warscheinlichkeit mit der die jeweilige Rendite überschritten wird Schaubild 27 Rendite in % Monte-Carlo- 60.00% Simulationen für 50.00% unterschiedliche 40.00% Kombinationen euro- 30.00% päischer Aktien und inländischer Staats- 20.00% anleihen bei unter- 10.00% schiedlichen 0.00% Anlagehorizonten. -10.00% -20.00% -30.00% 0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 75 80 85 90 95 100 Aktienquote % 50 % 20 % 10 % 5% 30% 60 % 40 % 1% 70 % 80% 90% 95 % 99% Anlagehorizont: 5 Jahre – Warscheinlichkeit mit der die jeweilige Rendite überschritten wird Schaubild 28 Die Aktienquote bewegt Rendite in % sich von 0% bis 100%. 30,00% 25,00% Die Rediteschätzungen 20,00% verstehen sich als Werte 15,00% p.a. 10,00% 5,00% 0,00% -5,00% -10,00% 0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 75 80 85 90 95 100 Aktienquote % 50 % 20 % 10 % 5% 30% 40% 40% 1% 70% 80% 90 % 95% 99% Anlagehorizont: 10 Jahre – Warscheinlichkeit mit der die jeweilige Rendite überschritten wird Schaubild 29 Rendite in % Die Pfade geben die unterschiedlichen 20,00% Wahrscheinlichkeiten wieder, mit denen eine 15,00% bestimmte Jahresrendite überschritten wird. 10,00% Aber wie gesagt: 5,00% Vorsicht! Schätzung! 0,00% -5,00% 0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 75 80 85 Aktienquote % 50 % 34 20 % 10 % 5% 30 % 40% 60 % 1% 70 % 80 % 90 % 95 % 99 % 90 95 100 Investieren in Aktien und Anleihen horizont kann er dies mit einem Aktienanteil von 50 % im Durchschnitt (50 % Wahrscheinlichkeit) realisieren (vgl. Schaubild 29). Mit 90%iger Wahrscheinlichkeit wird sich dabei die annualisierte Rendite dieser Mischung zwischen 2,15 % und 10,07 % bewegen. Kürzerfristig ist das Risiko höher. So besteht für diese Mischung bei einem Anlagehorizont von fünf Jahren immerhin noch eine knapp 5%ige Wahrscheinlichkeit, dass kein Kapitalerhalt erreicht wird, das heißt die annualisierte Rendite unter Null liegt (vgl. Schaubild 28). Erscheint ihm dies zu risikoreich, kann er den Aktienteil auf zum Beispiel 25 % reduzieren. Über einen Anlagezeitraum von zehn Jahren liegt dann allerdings der Erwartungswert bei 5,01% und die ursprüngliche Zielrendite von 6 % wird nur noch mit einer Wahrscheinlichkeit von ca. 25 % erreicht beziehungsweise überschritten (vgl. Schaubilder 29 und 33). Shortfall-Risiko. Anstatt den Blick auf ein bestimmtes Renditeniveau zu richten, das im Durchschnitt erreicht werden soll, lässt sich die Frage auch anders stellen: Mit welcher Wahrscheinlichkeit wird ein bestimmtes Renditeziel unterschritten („Shortfall-Risiko“) und wie sieht der Erwartungswert für den Verlustfall aus? Darüber geben die Schaubilder 30–32 Auskunft. Das Shortfall-Risiko wurde hier als jenes Risiko definiert, das eintritt, wenn ein Zielreturn von 0 % („Kapitalerhalt“) nicht erreicht wird. Bei einem Anlagehorizont von einem Jahr und einer Rentenquote von 100 % liegt das Risiko, beim derzeitig niedrigen Zinsniveau zum Startzeitpunkt keinen Kapitalerhalt zu erzielen, bei 18,8 % (vgl. Schaubild 30). Tritt der Shortfall ein, wird das angestrebte Ziel, gemäß der Simulationsrechnung, durchschnittlich um 2,4 Prozentpunkte unterschritten. Aus der Shortfall-Wahrscheinlichkeit und dem erwarteten Shortfall-Wert ergibt sich ein Rendite-Shortfall-Erwartungswert von –0,45 %. Wird die Anlageperiode auf fünf beziehungsweise zehn Jahre ausgeweitet, sinkt das Shortfall-Risiko für den Kapitalerhalt merklich. Bei einer fünfjährigen Periode liegt die Shortfall-Wahrscheinlichkeit bei 3,2 %, bei einer zehnjährigen bei 0,2 %. Kasten 6 Vorteil der Modellierungstechnik Gerade bei einem kurzen Anlagehorizont wird der Vorteil der Modellierungstechnik für die Rentenseite deutlich. Sie berücksichtigt die Abweichung der aktuellen Renditen zum Zeitpunkt der Modellierung von der langfristig unterstellten Gleichgewichtsrendite. Würde diese Abweichung nicht berücksichtigt, läge zum Beispiel die Shortfall-Wahrscheinlichkeit statt bei ca. 23 % nur bei 10 %. Der Rendite-Shortfall-Erwartungswert läge nur bei –0,2% anstatt bei –0,9%. Interessant ist dabei, dass eine geringere Beimischung von Aktien die Ertrags-/Risikocharakteristik sogar verbessert. Ein Anteil von 20 % statt von 0 % Aktien würde zum Beispiel bei einer Anlage über fünf Jahre die Shortfall-Wahrscheinlichkeit von 3,2 % auf 1,4 % senken, bei einer zehnjährigen Anlageperiode von 0,2 % auf fast 0 %. Das Simulationsergebnis zeigt: Eine moderate Aktienbeimischung würde das Risiko senken und die Rendite erhöhen. Steigende Anlageperiode - sinkendes Shortfall-Risiko. Die Shortfall-Betrachtung zeigt auch: Je länger der Anlagehorizont, desto größer kann der Aktienanteil sein – bei gleicher Wahrscheinlichkeit, dass der Kapitalwert erhalten beziehungsweise überschritten wird (vgl. die Schaubilder 30–32). Beispiele: · Bei einem fünfjährigen Zeitraum und einem Aktienanteil von 30 % beträgt die Shortfall-Wahrscheinlichkeit 1,7 %, · bei einem zehnjährigen Zeitraum 0,1 %. Ergebnisüberblick. Schaubild 33 zeigt für einen Anlagezeitraum von zehn Jahren im Überblick die mittleren 35 Investieren in Aktien und Anleihen Schaubild 30 Shortfall-Wahrscheinlichkeit – Anlagehorizont: 1 Jahr Shortfall-Wahrscheinlichkeit Interpretationsbeispiel: 35 30,0 28,2 28,6 29,1 29,4 29,7 26,2 26,8 27,5 27,8 25,5 24,8 24,0 21,4 22,8 18,8 18,5 19,8 16,7 16,1 17,0 30 25 20 15 lichkeit keinen Kapitalder Kapitalerhalt wird bei 5 0 50 % ist die Wahrscheinerhalt zu erreichen 25,5 %, 10 0 Bei einer Aktienquote von den simulierten RenditeAktienquote % 0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 75 80 85 90 95 100 pfaden in diesen Fällen um 4,1 Prozentpunkte -2 -2,4 -2,3 -2,2 -2,1 -2,2 -2,4 -2,7 -3,0 -3,3 -3,7 -4,1 -4,5 -4,9 -5,3 -5,8 -6,2 -6,6 -7,0 -7,5 -7,9 -8,3 -4 -6 -8 -10 p.a. unterschritten. Rendite-Shortfall-Erwartungswert Erwarteter Shortfall Schaubild 31 Shortfall-Wahrscheinlichkeit – Anlagehorizont: 5 Jahre Shortfall-Wahrscheinlichkeit Der erwartete Shortfall 14 12 10 8 6 3,2 4 2 0 0 2,5 1,9 1,6 1,4 1,5 1,7 2,1 15 20 25 30 35 2,8 3,4 40 45 4,2 5,1 5,9 6,8 7,6 8,4 9,3 10,0 10,8 11,5 12,3 wird hier als annualisierte Rendite angegeben. Beispiel: Ist bei einer Aktienquote von 35 % ein Shortfall-Erwartungswert Aktienquote % 0 5 10 50 55 60 65 70 75 80 85 90 95 100 von 1 % zu erwarten, so kumuliert sich dieser -1,0 -1,0 -1,0 -1,1 -1,2 -1,4 -1,3 -1,1 -1,5 -1,4 -1,4 -1,3 -1,5 -1,7 -1,8 -2,0 -2,1 -2 innerhalb von fünf Jahren auf ca. 5,1 %. -2,3 -2,5 -2,7 -2,8 -4 Erwarteter Shortfall Rendite-Shortfall-Erwartungswert Shortfall-Wahrscheinlichkeit – Anlagehorizont: 10 Jahre Schaubild 32 Shortfall-Wahrscheinlichkeit Während die Shortfall- 6 5 4 3 2 1 0 0 0,2 0,1 0,1 0,0 0,0 0,0 0,1 0,1 0,2 0,3 Aktienquote % 0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 0,6 0,8 1,6 2,4 3,5 4,5 5,0 Wahrscheinlichkeit hier für den jeweiligen Zeitraum insgesamt dargestellt wird, geben der erwartete Shortfall und der Rendite-Shortfall- 50 55 60 65 70 75 80 85 90 95 100 Erwartungswert annualisierte Werte wieder. -0,2 -0,2 -0,3 -0,4 -0,3 -0,4 -0,5 -0,4 -0,6 -0,6 -0,7 -2 Erwarteter Shortfall 36 1,2 2,0 2,9 4,0 Rendite-Shortfall-Erwartungswert -0,8 -0,8 -1,0 -1,1 -1,2 -1,3 -1,4 -1,6 -1,7 -1,8 Investieren in Aktien und Anleihen zu erwartenden Erträge und die in den Schaubildern 30–32 dargestellten Wahrscheinlichkeiten, mit denen das Ziel eines Kapitalerhalts über die Anlageperioden ein, fünf und zehn Jahre nicht erreicht wird. Bei einem reinen Rentenportfolio beginnend steigt der mittlere Ertrag von 4,1 % auf 7,5 % p.a. für ein reines Aktienportfolio an. Bei einem reinen Aktienportfolio entspricht der mittlere zu erwartende Ertrag dabei genau der vorgegebenen Renditeannahme von 7,5 % - so wie sie unserer voran gegangenen Renditeschätzung entspricht. Die erwartete Rendite des hundertprozentigen Anleihenportfolios liegt aber nur bei 4,0 % und damit unter dem unterstellten Gleichgewichtsniveau für Anleihenrenditen. Hier macht sich der Mean Reversion-Prozess bemerkbar. Denn: Bei der Simulation wird für die Rentenseite mit einer Durchschnittsrendite unterhalb des langfristig unterstellten Zinsniveaus gestartet. Über den Zeitraum von zehn Jahren steigt der Zinssatz über alle Simulationen modellierungsbedingt entsprechend um ca. 0,8 Prozentpunkte. Bei einer Rentenportfolio-Duration von rund sechs Jahren führt dies zu einem Kursrückgang um ca. 0,5 % p.a. Hinzu kommt der Effekt, dass der Zins, und damit die laufende Verzinsung, über die zehn Jahre im Durchschnitt über alle Simulationen zwischen den Anfangswerten und den Gleichgewichtswerten liegt. Beide Effekte zusammen führen dazu, dass die erwartete Performance über die nächsten zehn Jahre um ca. 0,8 % unterhalb des Gleichgewichtsniveaus des Rentenportfolios von 4,8 % liegt. Ergebnisüberblick: Risiko-/Ertragskennzahlen Sparplan. Die Simulation, welche den zu erwartenden Ertrag mit dem Risiko verbindet, wurde in einem nächsten Schritt auf Sparpläne übertragen. Die Schaubilder 34 und 35 zeigen die Ergebnisse für Einzahlungspläne mit den Mischungsverhältnissen 30 % Aktien/70 % Renten beziehungsweise 70/30. Es wurden dabei jeweils 100 Euro pro Monat eingezahlt, was am Ende des Ansparzeitraums einem eingezahlten Betrag von 36.000 Euro entspricht. Im Vergleich der unterschiedlichen Aktienquoten wird deutlich, dass die höheren Ertragsaussichten von Aktien auch mit einer höheren Schwankungsanfälligkeit verbunden sind. Bei einer 30%igen Aktienquote werden am Ende mit einer Wahrscheinlichkeit von 95 % mindestens 71.900 Euro erreicht, mit einer Wahrscheinlichkeit von 5 % mehr als 152.500 Euro. Steigt die Aktienquote auf 70 %, kann in 95 % der Fälle am Ende mit mindestens 64.900 Euro gerechnet werden, in 5 % der Fälle mit rund 238.500 Euro oder mehr. Mit einer Wahrscheinlichkeit von 50 % werden mit einer 30 (Aktien)/70 (Renten) etwa 98.300 Euro erzielt, bei 70/30 121.500 Euro. Was die Simulation zeigt, ist, dass auch bei einem langlaufenden Sparplan an das Risiko von Kursschwankungen bei Aktien gedacht werden muss, denn in 15 % aller Fälle kann ein Sparplan über den betrachteten Zeitraum mit einer 70/30-Quote schlechter abschneiden als einer mit 30/70-Quote. Schaubild 33 Aktienquote 0 % 5 % 10 % 15 % 20 % 25 % 30 % 35 % 40 % 45 % 50 % 55 % 60 % 65 % 70 % 75 % 80 % 85 % 90 % 95 % 100% Mittlerer Ertrag für 10 Jahre“ 4,0 4,3 4,5 4,7 4,9 5,1 5,3 5,5 5,7 5,9 6,1 6,2 6,4 6,5 6,7 6,8 7,0 7,1 7,2 7,4 „Mindestreturn (0%) über 1 Jahr“ „Mindestreturn (0%) über 5 Jahre“ „Mindestreturn (0%) über 10 Jahre“ 7,5 18,8 16,7 16,1 17,0 18,5 19,8 21,4 22,8 24,0 24,8 25,5 26,2 26,8 27,5 27,8 28,2 28,6 29,1 29,4 29,7 30,0 3,2 2,5 1,9 1,6 1,4 1,5 1,7 2,1 2,8 3,4 4,2 5,1 5,9 6,8 7,6 8,4 9,3 10,0 10,8 11,5 12,3 0,2 0,1 0,1 0,0 0,0 0,0 0,1 0,1 0,2 0,3 0,6 0,8 1,2 1,6 2,0 2,4 2,9 3,5 4,0 4,5 5,0 37 Investieren in Aktien und Anleihen Fließtext Sparplan: 30-% Aktien und 70-% Renten – Wahrscheinlichkeit, mit der der jeweilige Wert überschritten wird Schaubild 34 Euro 180.000 160.000 140.000 120.000 100.000 80.000 60.000 40.000 20.000 0 1 5% 2 10 % 3 4 5 20 % 6 7 30 % 8 40% 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 Jahre 50% 60 % 70% 80 % 90 % 95% Einzahlung Schaubild 35 Sparplan: 70-% Aktien und 30-% Renten – Wahrscheinlichkeit, mit der der jeweilige Wert überschritten wird Euro 250.000 200.000 150.000 100.000 50.000 0 1 5% 2 10 % 3 4 20 % 5 6 30 % 7 8 40% 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 Jahre 50 % 60 % 70 % 80% 90% 95 % Einzahlung Schaubild 36 Sparplan: 100-% Aktien Euro 400.000 350.000 300.000 250.000 200.000 150.000 100.000 50.000 0 1 5% 38 10 % 2 3 20 % 4 5 6 30 % 7 8 40 % 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 Jahre 50 % 60% 70% 80 % 90 % 95 % Einzahlung Investieren in Aktien und Anleihen Hier drückt sich unter anderem das Risiko aus, dass es in den letzten Jahren der Ansparphase, während der das Anlagevolumen entsprechend hoch ist, noch zu Kursverlusten kommen kann. Auch liegt die „mittlere Verweildauer“ der eingezahlten Beträge bei einem gleich bleibenden Anlagebetrag bei der Hälfte der Anlagedauer, das heißt der Effekt „Zeit heilt alle Wunden“ kommt weniger stark zum Tragen als zum Beispiel bei einer Einmalanlage über 30 Jahre. Konsequenz: Je näher ein Sparplan zum Ende der Ansparphase kommt, desto stärker sollte in Renten umgeschichtet werden. Summa Oeconomica. Die Monte-Carlo-Simulation hilft, den Renditewunsch der Risikoerwartung gegenüber zu stellen. Sie zeigt: Je länger der Anlagezeitraum ist, desto höher kann die Aktienquote bei gleicher Wahrscheinlichkeit eines Kapitalerhalts sein. Die Renditeannahmen selbst bleiben an die Assets gebunden, für welche sie getroffen wurden. Wer mehr will, muss Akzente setzen, zum Beispiel indem er bei Aktien Segmente mit einer höheren Renditeerwartung (und entsprechend mehr Risiko) beimischt. 39 Investieren in Aktien und Anleihen Akzente setzen mit Satelliten! Die Zeiten für Anleger haben sich geändert. Während in den Achtziger- und Neunzigerjahren über längere Zeiträume in vielen Aktien- und Rentenmärkten zweistellige Renditen erzielt wurden, sollte man zukünftig wohl nur mit einstelligen Erträgen rechnen. Die Gründe für diese veränderte Situation sind vielfältig, einer der wichtigsten Faktoren ist jedoch der Inflationsrückgang. Dies illustriert eine einfache Überlegung zum Rentenmarkt. Zerlegt man die Rentenmarktperformance in die drei idealtypischen Komponenten reale Verzinsung, Risikoprämie gegenüber Geldmarkt sowie Inflation, so wirkt ein Rückgang der Inflation – wenn die beiden ersten Komponenten konstant gehalten werden – in zweierlei Weise auf die Rentenmarktperformance: Ein höheres durchschnittliches Inflationsniveau führt zu einer entsprechend höheren nominalen Verzinsung. Vergleichen wir hierzu die durchschnittliche Inflation der Achtziger- und Neunzigerjahre von 3,7 % mit jener von 1,3 % Anfang 2005, so ergibt sich ein Unterschied von 2,4 Prozentpunkten (vgl. Kasten 7). Hinzu kommt der „Einmaleffekt“ durch den Inflationsniveau-Rückgang von 10,5 % Anfang der Achtzigerjahre auf 1,3 % Anfang 2000: Bei einer unterstellten RentenmarktDuration von 5 Jahren resultiert eine Zusatzperformance von ca. 1,8 % p.a. bezogen auf einen Zeitraum von 20 Jahren in den entsprechenden Rentenindizes. pretiert als nach vorne gerichtete Abschätzung der Performancemöglichkeiten – sofern für die betrachteten Märkte eine faire Bewertung unterstellt werden kann – ergeben sich für die „langfristigen Ertragspotentiale“, je nach den weiteren getroffenen Annahmen beispielsweise bezüglich der realen Komponenten, Größenordnungen von ca. 4,0 % bis 5,5 % für StaatsanleihenRentenmarktindizes und ca. 6,0 % bis 8,5 % für Aktienmärkte. Muss beziehungsweise will ein Anleger einen bestimmten nominaKasten 7 Berechnungsgrundlagen Die Berechnungen beziehen sich jeweils auf die G5-Staaten (USA, Japan, Deutschland, Großbritannien und Frankreich) in lokaler Währung mit dem Bruttoinlandsprodukt von 1990 (damit der USA-Anteil nicht über 50 % ausmacht) gewichtet. Im Einzelnen betrug die Inflationsrate, gemessen am Consumer Price Index (CPI), Anfang 1980: USA: 13,3 %, Japan: 5,2 %, Deutschland: 5,4 %, Großbritannien: 17,2 % und Frankreich: 11,9 %. Diese beiden Effekte summieren sich auf 4,2 % p.a. und erklären damit einen Großteil der hohen nominalen Rentenmarktperformance von 9,6 % p.a. (gemessen an zehnjährigen Staatsanleihen) in den Achtziger- und Neunzigerjahren. Ein ähnliches Phänomen war an den Aktienmärkten zu beobachten. Die Finanzmarktdaten basieren auf den Monatsdaten von Dezember 1994 bis Dezember 2005. Auf der Aktienseite wurden MSCI-Indizes (MSCI Europe, MSCI EMF ASIA und MSCI EM EASTERN Europe) auf der Rentenseite der JP Morgan EMU sowie der EMBI Plus herangezogen. Mit einem weiteren Rückgang des Inflationsniveaus ist nicht mehr zu rechnen. Inter- Alle Berechnungen wurden selbst durchgeführt. 40 Investieren in Aktien und Anleihen len Ertrag erzielen, hat sich somit seine Situation im Vergleich zu den vergangenen zwei Dekaden deutlich verschlechtert. Es ist daher heute wichtiger denn je, die Investmentstrategie optimal auf die Anlageziele abzustimmen, um eventuell verborgene Effizienzpotenziale zu erschließen. Während in den vorherigen Studien dieser Reihe erst die langfristigen Renditeerwartungen für Aktien und Anleihen untersucht und mittels einer Monte-Carlo-Simulation deren erwarteter Ertrag mit ihren (historischen) Risikoprofilen für unterschiedliche Aktien-Anleihenquoten zusammengefügt und in die Zukunft fortgeschrieben wurden (vgl. Kasten 8), werden diese „Kerninvestments“ („Core“) jetzt um „Satelliten“ ergänzt. Motivation ist die Suche nach höheren Erträgen bei gleichem oder sogar niedrigerem Risiko für das Gesamtportfolio aus Sicht einer längerfristigen Investition. Gerade Investmentprofis bedienen sich dieser erweiteren Assetklasse und sprechen oft von einer „Core-Satellite-Strategie“: Um das Herzstück („Core“) der Anlage, zu der im klassischen Fall Blue Chips und Staatsanleihen aus den Industriestaaten gehören, kreisen zur Effizienzsteigerung die „Satelliten“ –spezielle Marktsegmente, die in der Regel durch eine höhere Volatilität und höhere Performance-Erwartungen gekennzeichnet sind. Als Ausgangspunkt dient ein Investor, der seine zukünftigen Verpflichtungen in Euro und als Ausgangsportfolio ein Kerninvestment („Core“) in Euroland-Staatsanleihen und europäischen Aktien hat. Für diesen ergeben sich bei einem angenommenen langfristigen Ertragspotential für Rentenanlagen von 5,0 % p.a. und 7,5 % für Aktien bei historischen Risikoparametern und der ver- wendeten Modellierungstechnik die in Schaubild 37 aufgeführten Investitionsmöglichkeiten für einen Zeitraum von zehn Jahren. Je nach Risikoneigung beziehungsweise -tragfähigkeit und anvisierter Zielrendite wird sich der Investor für eine der Vermögenskombinationen entscheiden (vgl. Schaubild 37). Effizienzverbesserungen... Welche Effizienzverbesserungen können sich durch die Anlage in weitere Vermögensanlagen ergeben? Als mögliche Beimischung kommt eine Vielzahl von Assetklassen in Betracht, angefangen von weltweiten Blue Chips und Staatsanleihen bis hin zu Hedge-Fonds. Wichtig für eine Verbesserung der RisikoErtrags-Charakteristik des Gesamtportfolios ist dabei vor allem eine günstige Ertragsaussicht in Kombination mit einer attraktiven Korrelations-Konstellation für die beigemischte Vermögensklasse. Die Korrelation ist dabei ein statistisches Maß für den Gleichlauf zwischen der Performance zweier Portfolios beziehungsweise Assetklassen. Je geringer dieser Gleichlauf ist, desto größer ist der Diversifikationseffekt. Die Risiko-Ertragskennzahlen für gemischte Portfolios aus europäischen Aktien und Euroland-Staatsanleihen wurden mittels einer Monte-Carlo-Simulation ...durch Satelliten. berechnet. Zur Modellierungstechnik vgl. Betrachten wir im Folgenden exemplarisch die Konsequenzen der Ergänzung des Kernportfolios durch die Assetklassen Kasten 8. · osteuropäische Aktien, · asiatische Aktien, · Anleihen aus Emerging Markets. Risiko-Ertragskennzahlen für gemischte Portfolios Schaubild 37 Aktienquote 0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% 35% 40% 45% 50% 55% 60% 65% 70% 75% 80% 85% 90% 95%100% „Mittlerer Ertrag für 10 Jahre“ 4,0 4,3 4,5 4,7 4,9 5,1 5,3 5,5 5,7 5,9 6,1 6,2 6,4 6,5 6,7 6,8 7,0 Volatilität 3,3 3,1 3,2 3,4 3,9 4,4 5,1 5,8 6,5 7,3 8,0 8,8 9,6 10,4 11,2 12,0 12,8 13,6 14,4 15,2 16,0 „Wahrscheinlichkeit für Kapitalerhalt über fünf Jahre“ 7,1 7,2 7,4 7,5 96,8 97,5 98,1 98,4 98,6 98,5 98,3 97,9 97,2 96,6 95,8 94,9 94,1 93,3 92,4 91,6 90,7 90,0 89,2 88,5 87,7 41 Investieren in Aktien und Anleihen Für die Berechnungen setzen wir einen Performance-Erwartungswert von jeweils 9 % fest. Dies ist freilich eine zu diskutierende Größe. Als Risikokenngrößen verwenden wir die in Schaubild 38 aufgeführten historischen Werte für die jeweiligen (ungehedgten) Assetklassen. betrachteten Assetklassen im Vergleich zu den Referenzportfolios eine Verbesserung der erwarteten Performance um bis zu ca. 50 Basispunkten p.a. bei gleichem Risiko erzielt werden. Ausgangspunkt der Beimischungen ist ein gemischtes Portfolio mit 70 % Aktien und 30 % Renten sowie ein gemischtes Portfolio mit 30 % Aktien und 70 % Renten. Unter der verwendeten Modellierungstechnik suchen wir eine Portfoliomischung, die das gleiche Risiko (gemessen an der Volatilität) bei verbessertem Ertrag aufweist. Aufgrund der immer verbleibenden Modellierungsrisiken wird die maximale Beimischung auf 10 % beschränkt. Die Ergebnisse finden sich in Schaubild 39. Unter Zugrundelegung der getroffen Annahmen kann durch eine Beimischung der Historische Risikokennzahlen (Korrelationsmatrix und Volatilitäten) zu den ausgewählten Märkten Renten EMU Aktien Europa Renten EMU 1,00 -0,14 Aktien Europa -0,14 Aktien Osteuropa Aktien Osteuropa Aktien Asien Renten EM -0,14 -0,13 0,06 3,3% 1,00 0,58 0,59 0,56 16,0% -0,14 0,58 1,00 0,65 0,62 35,5% Aktien Asien -0,13 0,59 0,65 1,00 0,55 28,3% Renten EM 0,06 0,56 0,62 0,55 1,00 18,6% Volatilität Erwarteter Mehrertrag durch die Beimischung ausgewählter Märkte Schaubild 39 70 Aktien Europa / 30 Renten Euroland 30 Aktien Europa / 70 Renten Euroland Aktien Osteuropa Aktien Osteuropa Aktien Asien Renten Emerging Markets Aktien Asien Renten Emerging Markets Beimischung max. 10% 10% 10% 10% 6% 7% 8% Aktien Europa 58% 61% 65% 23% 22% 23% Renten Euroland 32% 29% 25% 71% 71% 69% Volatilität 11,3 11,3 11,3 5,3 5,3 5,3 43 36 48 26 25 37 Erwarteter Zusatzertrag in Basispunkten 42 Schaubild 38 Investieren in Aktien und Anleihen Summa Oeconomica Zwar sind die in die Berechnungen einfließenden Annahmen für das konkrete Resultat von beträchtlicher Bedeutung, das Grundergebnis ist jedoch bemerkenswert robust: Die moderate Beimischung von Vermögensklassen mit geringer Korrelation und attraktivem Ertragspotential zum Kerninvestment kann die Risiko-Ertrags-Charakteristik des Gesamtportfolios verbessern. In Zeiten niedriger erwarteter nominaler Erträge kann eine entsprechende Beimischung zur besseren Anlagezielerreichung beitragen. Die Beimischung sogenannter „Satelliten“, wie sie in dieser Studie beispielhaft mit Aktien aus den Emerging Markets Osteuropas und Asiens sowie mit aus Emerging Markets-Anleihen simuliert wurde, kann im Portfolio Akzente bei Ertrags (steigerung) und Risiko (reduzierung) setzen. Bleibt natürlich zu betonen, dass es sich bei den hier getätigten Überlegungen um eine Simulation handelt. Es gilt das alte Mark-Twain-Wort: „Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen.“ Kasten 8 Modellierungstechnik: Die Ergebnisse wurden anhand einer Monte-Carlo-Simulation ermittelt (vgl. hierzu auchKapitel 6 dieser Serie). Zur Ermittlung der Performancepfade für die diversen Aktienmärkte sowie die Renten Emerging Markets wurde als Modell eine geometrische Brown’sche Bewegung verwendet. Für europäische Aktien wurde die Driftrate – sie entspricht der erwarteten durchschnittlich zu erwartenden Performance – auf 7,5 % gesetzt. Die Zinspfade (aus denen die Rentemarktperformance berechnet wird) wurden mithilfe eines Zweifaktor-Cox-Ingersoll-Ross-Modells mit dem Ein- und Zehnjahreszins als Aufhängungspunkte für die Zinsstruktur modelliert. Als Startposition wurde der Durchschnitt der Monatsendwerte des Kalenderjahrs 2005 (Einjahreszins: 2,27 %; Zehnjahreszins 3,37 %) verwendet. Als längerfristiges Gleichgewichtsniveau, um das die Zinsen schwanken, wurden für den Einjahreszins 4,0 % und für den zehnjährigen Zins 5,0 % gewählt. Über Kalibrierung von sechs Parametern wird die gewünschte Volatilität sowie Korrelation erzeugt. Im Unterschied zum Aktienmarktmodell ist die zukünftige Entwicklung in dem gewählten Zinsmodell nicht unabhängig von der Vergangenheit: Liegt das im Modell erreichte Zinsniveau unterhalb des vorgegebenen Gleichgewichtsniveaus, so ist die Wahrscheinlichkeit für eine Zinsbewegung in Richtung des Gleichgewichtsniveaus größer als 50 %. Langfristig schwanken die modellierten Zinsen somit um die vorgegebenen Gleichgewichtsniveaus. Für die Risikoparameter Volatilität und Korrelation (diese wird durch eine Cholesky-Transformation in den Simulationen generiert) der betrachteten Assetklassen wurde sich an den historischen Werten orientiert (siehe Schaubild 38). Die Bestimmung der optimalen Ergebnisse wurde mithilfe eines Grid Search-Verfahrens ermittelt. Der Autor: Marcus Stahlhacke ist Leiter Fund of Funds Management. 43 Investieren in Aktien und Anleihen Investor’s Corner Wer in seinem Portfolio die Allokation zwischen Aktien und Renten aktiv steuern möchte, für den kommen u.a. folgende Fonds in Betracht: Aktienfonds: · dit-INTERGLOBAL - A - EUR (ISIN DE0008475070, TER 1,40 %), · dit-Allianz VALUE GLOBAL (ISIN DE0008471467, TER 1,79 %), · dit-TRANSATLANTA - A- EUR (ISIN DE0008475039, TER 1,37 %), · dit-US EQUITY FUND - A- EUR (ISIN IE0031399342, TER 1,41 %), · dit-INDUSTRIA - A - EUR (ISIN DE0008475021, TER 1,42 %), · dit-TOP SELECTION EUROPA (ISIN LU0178455605, TER 1,90 %, zzgl. TER 0,03 % performanceabhängig), · dit-Euro StocksPLUS TOTAL RETURN - A - EUR (ISIN LU0213565491, TER 0,91 % Rumpfgeschäftsjahr) · dit-Allianz AKTIEN DEUTSCHLAND (ISIN DE0008471434, TER 1,30 % per 30.11.2005). Rentenfonds: · dit-EURO BOND TOTAL RETURN - A - EUR (ISIN LU0140355917, TER 1,31 %), · dit-INTERNATIONALER RENTENFONDS - A - EUR (ISIN DE0008475054, TER 0,94 %), · dit-EUROPAZINS - A - EUR (ISIN DE0008476037, TER 0,81 %), · dit-Allianz RENTENFONDS (ISIN DE0008471400, TER 0,89 %). Die Möglichkeit, in einen breit diversifizierten Korb aus Aktien und Renten zu investieren, bieten u.a. folgende gemischte Fonds & Dachfonds: · dit-Allianz FLEXI-RENTENFONDS (ISIN DE0008471921, TER 0,89 %), · dit-Allianz FLEXI EURO BALANCE - A- EUR (ISIN DE0009789867, TER 1,00 % per 30.11.2005), · dit-Allianz FLEXI EURO DYNAMIK - A - EUR (ISIN DE0009789834, TER 1,27 %). dit-FONDS PORTFOLIO ERTRAG (ISIN LU0141198258, TER 1,58 %) dit-FONDS PORTFOLIO BALANCE (ISIN LU0141198928, TER 1,87 %) dit-FONDS PORTFOLIO BALANCE PLUS (ISIN LU0142840791, TER 1,78 %) dit-FONDS PORTFOLIO WACHSTUM (ISIN LU0138424691, TER 1,94 %) Die von uns genannten Fonds verstehen sich als Basisinvestment und/oder als Portfoliobeimischung, bei deren Umsetzung die individuellen Verhältnisse inklusive des jeweiligen Risiko-/Ertragsziels des Anlegers berücksichtigt werden müssen. Auch empfiehlt sich die Beratung durch einen Anlagespezialisten. Verkaufsprospekte sowie alle weiteren Informationen zu den einzelnen Fonds erhalten Sie direkt bei Ihrem Anlageberater oder beim dit. TER (Total Expense Ratio): Gesamtkosten (ohne Transaktionskosten), die dem Fondsvermögen im letzten Geschäftsjahr belastet wurden. Von den in dieser Publikation erwähnten Fonds sind die nachfolgend aufgeführten Fonds nicht zum öffentlichen Vertrieb in Österreich zugelassen: dit-TRANSATLANTA, dit-TOP SELECTION EUROPA, dit-EURO BOND TOTAL RETURN, sowie die Dachfonds der Reihe „dit-FONDS Portfolio“. 44 Impressum Deutscher Investment Trust Gesellschaft für Wertpapieranlagen mbH Mainzer Landstraße 11–13 60329 Frankfurt am Main Kapitalmarktanalyse Hans-Jörg Naumer (hjn), Kai Stefani (ks) Unsere aktuellen Studien finden Sie direkt unter www.dit.de Rubrik: Märkte/Kapitalmarktanalyse Für unsere Vertriebspartner wurde dieser Service auf www.dit-partner.de umfassend erweitert. Schnell erreichbar per Quick-Login. Alle Publikationen sind abonnierbar unter www.dit.de/newsletter.html Soweit nicht anders vermerkt, stammen die Daten von Thomson Financial Datastream. Auf die Vergangenheit bezogene Daten erlauben keine Prognose für die Zukunft. Dieser Veröffentlichung liegen Daten bzw. Informationen zugrunde, die wir für zuverlässig halten. Die hierin enthaltenen Einschätzungen entsprechen unserer bestmöglichen Beurteilung zum jeweiligen Zeitpunkt, können sich jedoch – ohne Mitteilung hierüber – ändern. Für die Richtigkeit bzw. Genauigkeit der Daten können wir keine Gewähr übernehmen. Diese Publikation dient lediglich Ihrer Information. Für eine Anlageentscheidung, die aufgrund der zur Verfügung gestellten Informationen getroffen worden ist, übernehmen wir keine Haftung. „Kapitalmarktanalyse“ – unser besonderer Service. Die Arbeiten des Teams Kapitalmarktanalyse werden in den drei Publikationsreihen · Kapitalmarktbrief · Analysen & Trends · PortfolioPraxis zur Verfügung gestellt. Mit dem Kapitalmarktbrief verschaffen wir Ihnen jeden ersten Freitag im Monat Einblick in Aktien- und Anleihemärkte sowie Branchen- und Länderkonjunkturen. Nach Rubriken unterteilt, informieren wir Sie über aktuelle Entwicklungen, Tendenzen und Investmentideen. Die Reihe Analysen & Trends konzentriert sich jeweils auf ein Thema: Wir stellen Ihnen Branchen oder Regionen vor, erläutern die Bewertung einzelner Marktsegmente, gehen auf längerfristige Entwicklungen ein und bieten Ihnen so Hilfen bei der Anlageentscheidung. In PortfolioPraxis geht es um die Kunst des Vermögensaufbaus und der Vermögensstrukturierung: Baustein für Baustein durchleuchten wir hier Möglichkeiten & Chancen für den optimalen „Mix“ in Ihrem Portfolio, verbunden mit Tipps zur Umsetzung mit den Investmentfonds des dit. Die aktuellen Publikationen finden Sie immer direkt auf www.dit.de. TIPP: Alle Publikationen sind direkt per E-Mail abonnierbar: www.dit.de/newsletter Hans-Jörg Naumer Leiter Kapitalmarktanalyse, dit Die Kapitel 4–7 dieser Publikation wurden in Zusammenarbeit mit Marcus Stahlhacke, Leiter Fund of Funds Management des dit, erstellt. 46 Deutscher Investment Trust Gesellschaft für Wertpapieranlagen mbH Mainzer Landstraße 11-13 60329 Frankfurt am Main Tel. +49 (0) 69 - 263 14 0 Fax +49 (0) 69 - 263 14 186 E-Mail: [email protected] Stand: März 2006 www.dit.de