Ausgabe 02/2008

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Ausgabe 02/2008
Das Patientenmagazin Ihrer Radiologiepraxis | 02/2008
Radialog
kostenlos für Sie zum Mitnehmen
MRT erleichtert die
Prostatadiagnostik
Seite 05
Gepäck wird mit Röntgenstrahlen durchleuchtet
Seite 11
Kampf gegen
den blauen Tod
Christy Turlington engagiert
sich für Gesundheit Seite 09
Radiologen leisten
detektivische Feinstarbeit
Seite 12
Radialog online unter
www.radiologie.de
02Einblick
Den Patienten im Blick
Ihre Radiologiepraxis ist Teil des Radiologienetz Rhein-Neckar-Pfalz.
In ihm haben sich Radiologen aus der Region zusammengeschlossen.
Ihr Ziel: die optimale Versorgung der Patienten.
S
eit nunmehr neun Jahren arbeiten inzwischen 230
Radiologen und Nuklearmediziner aus BadenWürttemberg, Rheinland-Pfalz, Bayern und anderen Bundesländern zusammen, um ihren Patienten eine
optimale Versorgung zu ermöglichen. Unterstützt von
der Curagita AG legen die Radiologen Wert auf ständige Innovation, nachhaltige Umsetzung, messbaren Mehrwert und einen kooperativen Ansatz. Im Mittelpunkt ihrer
Bemühungen steht das Wohl der Patienten. So hat die
Gruppe, zu der auch Ihre Radiologiepraxis gehört, das
unabhängige Patientenportal www.radiologie.de gemeinsam aufgebaut. Wichtig ist den in dem Netzwerk zusammengeschlossenen Fachärzten zudem die Information
und Kooperation mit ihren Kollegen.
Die in der Curagita-Gruppe zusammengeschlossenen
Radiologen und Nuklearmediziner bieten ihren Patienten
medizinische Versorgung auf hohem Niveau. Zur Qualitätssicherung trägt die ständige Überprüfung von Indika-
Praxis für Radiologische Diagnostik an der
SHG Klinik Völklingen
Rita Waldmann
Richardstraße 5-9
66333 Völklingen
Tel. 06898-122-610
Fax 06898-122-615
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für Radiologie und Nuklearmedizin
*Dres.Institut
Bock, Thompson, Dawid
Ludwigshafen
*Dres.Röntgenpraxis
Blynow, Müller, Patzner et al.
Otto-Stabel-Straße 2-4
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für Radiologie
*undGemeinschaftspraxis
Nuklearmedizin
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Gemeinschaftspraxis
*amRadiologische
Städtischen Krankenhaus
Gemeinschaftspraxis
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Gemeinschaftspraxis
*Dres.Radiologische
Janné und Peters
Diese Netzpraxen nehmen am
*Mammographie-Screening
teil.
Stand 1. Juni 2008
Lutrinastr. 27
67655 Kaiserslautern
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Fax 0631-36091-43
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tionsstellung, Untersuchung, Befundung, Patientenservice
und der Gerätetechnik von unabhängiger Seite bei. Daneben halten sie sich in gemeinsamen Fortbildungen über
die neuesten Erkenntnisse der Wissenschaft auf dem Laufenden. Zur Aufklärung der Patienten tragen zudem verschiedene Informationsmaterialien und ein Anforderungsratgeber bei. Zum Service der Ärzte gehört es, die Meinung
eines zweiten, unabhängigen Experten aus dem Radiologienetz einholen zu können. Radiologische Bild- und Befunddaten können direkt digital an den behandelnden Arzt
oder das Krankenhaus gesendet werden, die somit zeitnahen Zugriff auf die Diagnose erhalten. Als besonderen
Service für die überweisenden Kollegen bieten die Ärzte
der Curagita-Gruppe außerdem klinisch-radiologische
Befundkonferenzen, in denen Untersuchungsergebnisse
anhand der vorliegenden radiologischen Bilder detailliert
besprochen werden können. Die Befundkonferenz ergänzt
den radiologischen Arztbrief, der weiterhin erstellt wird.
Radiologiezentrum Mannheim
Dres. Ricken, Rahmfeld, Wilhelm, Baum,
Maglakelidse, Daniel, Farries, Arndt, Arnold et al.
Standort: P7, 2-3
68161 Mannheim
Tel. 0621-12017-0
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www.radiologie-mannheim.de
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Radiologische Gemeinschaftspraxis
*Weinheim
Standort: Friedrichsring 4
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Radiologisches Zentrum Sinsheim
Prof. Dr. Görich, Dres. Sommer, PD Gückel
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*in Radiologische
der ATOS Praxisklinik
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Bismarckstraße 9-15
69115 Heidelberg
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Fax 06221-983-229
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Zentrum Wiesloch
*Dres.Radiologisches
Brandelik, Schneider, Eichhorn
Schwetzinger Straße 2a
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Diagnostische Gemeinschaftspraxis
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Radiologie Ettlingen
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Schöllbronner Str. 2
76275 Ettlingen
Tel. 07243-14240
Fax 07243-13845
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03
Prostata: Eine
sichere Diagnose
ist dank MRT
möglich
Mithilfe von
MRT lassen
sich sogar
Emotionen
darstellen.
Seite 05
Lothar Binding:
Liebe ist stärker
als Rauch
Seite 06
Zur Sicherheit
wird Gepäck mit
Röntgenstrahlen
durchleuchtet
Kernspin zeigt
Mitgefühl
Warme Gefühle und kühle Röhre passen nicht
zusammen? Irrtum – Emotionen werden im
MRT sichtbar.
Seite 10
Radiologen leisten
detektivische
Feinstarbeit
Seite 12
Keine unnötigen
Doppeluntersuchungen dank
qualitätsgesteuerter
Patientenzuweisung
W
enn ein nahestehender Mensch Schmerzen leidet, können die
Hirnzentren für den eigenen Schmerz anspringen: diesem Phänomen, genannt „Empathie“, kommt man per Kernspin auf die Spur.
In einer Studie setzten britische Forscher 16 freiwillige Proban­dinnen zunächst selbst einem elektrischen Schmerzreiz an der Hand aus und beobachteten im Magnetresonanztomographie-Verfahren (MRT) die Aktivitäten im
Gehirn. Anschließend wurden die Partner der Probandinnen dem gleichen
Schmerzreiz ausgesetzt. Die Frauen, die immer noch unter MRT-Überwachung standen, konnten dabei zwar das Setzen des Schmerzreizes beobachten, jedoch nicht die Gesichter ihrer Partner sehen.
Das Ergebnis war erstaunlich: Bei den mitleidenden Frauen traten die gleichen Hirnzentren in Aktion, die beim selbst erlebten Schmerz beobachtet
werden konnten.
Das Schmerzempfinden beim Mitleiden war unter den Frauen unterschiedlich intensiv, was nach Aussage der Forscher die Enge der Beziehung widerspiegeln könnte.
Seite 14
Gehirn-Jogging:
Trainieren Sie
mit Radialog Ihr
Denkvermögen
Seite 16
Impressum
Herausgeber: Curagita AG, Ringstraße 19 B, 69115 Heidelberg, Telefon 06221-5025-0, www.curagita.com, Redaktion: Dr. M. Kreft (verantwortlich), Dr. J. Schmidt-Tophoff,
E. Jugel, Grafik: A. Sonnberger, Verlag: Trurnit & Partner Verlag GmbH, Putzbrunner Str. 38, 85521 Ottobrunn, www.trurnit.de
04Aktuell
Ab wann zur
Mammographie?
Urteil: Überlassung
des Röntgenbilds
Kostenlose Untersuchungen zur Früherkennung
von Brustkrebs sollten bereits Frauen ab 40 Jahren
ermöglicht werden.
Ein Patient hat nicht nur einen Anspruch dar­
auf, seine Röntgenbilder in der Praxis des Arztes
ansehen zu dürfen. Er darf seine Röntgenbilder
leihweise auch aus der Praxis mitnehmen und
einem anderen Mediziner seiner Wahl vorlegen.
Dies hat jetzt das Landgericht Flensburg ent­
schieden (Aktenzeichen: 1 S 16/07). Dabei hat
es den behandelnden Arzt nicht zu interessieren,
ob und wem der Kranke seine Aufnahmen zei­
gen will. Im vorliegenden Fall hatte sich eine Pa­
tientin die Schulter röntgen lassen. Der Ortho­
päde riet ihr zu einer Operation. Die Frau woll­
te jedoch keinen chirurgischen Eingriff und sich
stattdessen lieber durch einen Chiropraktiker ku­
rieren lassen. Daraufhin verweigerte der Arzt ihr
die Herausgabe der Röntgenbilder. Da keine Eini­
gung möglich war, verklagte die Frau den Medi­
ziner. Das Landgericht verpflichtete den Arzt zur
vorübergehenden Aushändigung der Bilder. Die
Röntgenbilder bleiben Eigentum des Arztes. Zum
Wohle der Patienten müssen sie jedoch auch an­
deren zugänglich gemacht werden.
D
er Berufsverband der Frauen­
ärzte (BVF) fordert die kos­
tenlose Mammographie zur
Früherkennung von Brustkrebs für
Frauen ab 40 Jahren. „Aus medi­
zinischer Sicht gibt es keinen gu­
ten Grund, erst ab 50 Jahren mit der
Untersuchung zu beginnen“, so
BVF-Präsident Christian Albring im
Gespräch mit der „Westdeutschen
Allgemeinen Zeitung“. Er gab zu be­
denken, dass ein Drittel aller Brust­
krebserkrankungen vor dem 50. Le­
bensjahr auftritt. Brustkrebs ist im­
mer noch die häufigste Todesur­sache
bei Frauen um die 40, ein Drittel der
Patien­ten ist unter 50 Jahren. Die Tu­
more dieser Altersgruppe sind oft
besonders aggressiv. Bislang ha­
MRT – Frühwarnsystem
für Fußballer
Experten fordern
einen Anspruch
auf kostenlose
Mammographie
bereits ab
40 Lebensjahren.
Foto: H.-G. Schröder/UKJ
Fußballer sind hart zu sich selbst. Verletzungen
an Gelenken, Knochen und Gewebe beachten sie
erst, wenn sie starke Schmerzen haben. Gerade
für Profifußballer ist es aber wichtig, schnell wie­
der auf dem Platz zu stehen. Langwierige Be­
handlungen und erzwungene Spielpausen sind
nicht nur ärgerlich, sie können auch den Verlust
des Stammplatzes in der Mannschaft bedeuten
und eine mögliche Vertragsverlängerung gefähr­
den. Deshalb vertrauen immer mehr Profifußbal­
ler auf die Hilfe der Magnetresonanztomographie
(MRT). Die MRT macht es möglich, dass Radio­
logen bereits kleinste Veränderungen feststel­
len, die bei einer Belastung möglicherweise zu
Knochenbrüchen und ernsthaften Verletzungen
führen könnten. Frühzeitig behandelt, ist der
Fußballer bald wieder am Ball.
ben ausschließlich Frauen zwischen
50 und 69 Jahren Anspruch auf eine
kostenlose Röntgenuntersuchung in
spezialisierten Zentren („Mammogra­
phie-Screening“). Ab welchem Al­
ter ein Screening Sinn macht, wird
im Moment von Experten noch unter­
schiedlich beurteilt. Viele Frauen wä­
ren beruhigt, wenn sie schon ab
35 oder 40 regelmäßig zur Mammo­
graphie gehen könnten – auch ohne
konkrete Verdachtsmomente. Dafür
will sich der BVF einsetzen. Natür­lich
bekommen Frauen unabhängig vom
Alter bei Verdacht auf Brustkrebs
eine Überweisung zur Mammogra­
phie. Weiterführende Informationen
zur Qualität in der Mamma-Diagnos­
tik unter www.quamadi.de.
05
Deutlich erkennbar: die Lage
eines Prostatakarzinoms
(heller Fleck) im
fortgeschrittenen Stadium. So
kann präzise bestrahlt werden.
Prostata: Sichere
Diagnose dank MRT
Prostatakrebs ist in Deutschland die häufigste Krebserkrankung
bei Männern. Mit Hilfe der Magnetresonanztomographie werden
bereits kleinste Unregelmäßigkeiten sichtbar.
A
b einem Alter von 45 Jahren wird Männern
eine regelmäßige Vorsorgeuntersuchung an
der Prostata empfohlen. Die klassischen Un­
tersuchungen wie das Abtasten der Prostata und Bestim­
men des PSA-Spiegels liefern Hinweise, lassen aber viele
Fragen unbeantwortet. Die Magnetresonanztomogra­
phie (MRT) bildet die Prostata in hervorragender Qualität
ab und macht so Unregel­mäßigkeiten ab einer Größe von
etwa fünf Millimetern sichtbar. „Der behandelnde Arzt kann
genauer erkennen, in welchen Bereichen auffälliges Gewe­
be zu finden ist und ob sich der Tumor bereits ausgebreitet
hat“, erläutert Prof. Bernd Hamm vom Institut für Radiolo­
gie der Berliner Charité. „Damit trägt die MRT maßgeblich
zu einer schnellen und sicheren Diagnose bei.“
Ein weiteres Hilfsmittel ist die Magnetresonanz-Spektro­
graphie (MRS) – eine noch junge Schwestertechnologie
der MRT und ein Spezialverfahren der Spektroskopie. Sie
macht die chemische Zusammensetzung des Prostatage­
webes sichtbar. So kann man erkennen, ob sich der Krebs
nach einer Therapie erneut ausbreitet. Da die Prostata nach
einer Strahlentherapie stark vernarbt ist, sind Tumoren mit
konventionellen bildgebenden Verfahren kaum zu erken­
nen. Die MRS macht sich eine Besonderheit des Prosta­
tastoffwechsels zunutze: Krebszellen produzieren weniger
Citrat und mehr Cholin als gesundes Prostata­gewebe. Die
MRS erkennt diese Veränderungen und macht sie sicht­
bar. Die Chancen, Prostatakrebs frühzeitig zu behandeln,
erhöhen sich somit beträchtlich.
Kostenlose Infos
Prostatakrebs wird häufig sehr spät erkannt,
weil im Frühstadium keine Beschwerden
vorliegen. Mittels einer Kernspintomographie
mit Spektroskopie kann die Prostata schnell,
genau und patientenfreundlich untersucht
werden.
Das vierseitige Infoblatt „Krebs-Früherken­
nung für Männer“ informiert Sie über die
MR-Spektroskopie. Es kann im Internet
kostenlos unter www.radiologie.de herun­
tergeladen werden.
06Spezial
Diplom-Mathema­
tiker Lothar Binding
ist Abgeordneter im
Bundestag.
Liebe ist stärker
als Rauch
Die Kippe ist out und Nichtraucher werden nicht mehr per se als
spießig und spaßfeindlich abgestempelt. Immer mehr Raucher gehen
gegen ihre Sucht vor – wie der Bundestagsabgeordnete Lothar
Binding. Er schaffte es, von der Zigarette loszukommen.
A
ls Lothar Binding als 16-Jähriger mit dem Rauchen begann, schrieb man das Jahr 1966 und
die Kippe im Mund war gesellschaftlich toleriert. Raucher galten als lässig, tolerant, liebten die Freiheit
und waren alles andere als angepasst. Mit den gesundheitlichen Konsequenzen befasste sich kaum jemand.
Lothar Binding machte damals eine Lehre zum Starkstrom­
elektriker bei Siemens. „Die Fluppe hatte ich zwischen den
Lippen, damit ich die Hände frei hatte“, erinnert sich der
57-Jährige. „Vier Schachteln Roth-Händle am Tag kamen
zusammen. Richtig starkes Kraut. Filterlos.“
Auf dem zweiten Bildungsweg holte er nach der Lehre
das Abitur nach und finanzierte sich mit Ferienjobs sei-
nen Zigarettenkonsum. „Als ich Abitur machte, mischte
sich in die Freude, es geschafft zu haben, die Trauer
über den frühen Tod meines Vaters“, erzählt Binding.
„Noch keine 50 Jahre, Lungenkrebs. Doch nicht einmal dieser Schock gab mir den Anstoß, abzulassen vom
blauen Dunst.“ Nach dem Abitur entschied er sich für ein
Studium der Mathematik, Physik und Philosophie. An der
Universität lernte er seine spätere Frau Angelika kennen.
„Ans Aufhören dachte ich erst, als ich sie kennenlernte.
Ich war verliebt. Sie hat damals mit mir studiert. Ich wollte ihr gefallen und sie litt unter meiner Qualmerei“, erzählt
Binding. Mit einem Schlag hörte er auf. Mit der Kommilitonin von damals ist er heute verheiratet und hat zwei
07
Söhne. So leicht wie Lothar Binding kommen die meisten
Menschen aber nicht von der Nikotinsucht los.
Die Tricks der Droge
Warum tun sich viele so schwer damit, der Zigarette den
Laufpass zu geben? Manche versuchen es mit Akupunktur, andere lassen sich hypnotisieren. Wieder andere greifen zu Nikotinpflastern oder -kaugummi. Nikotin ist eine
Droge, macht also süchtig und das ist das Problem. Alle
Phasen der Abhängigkeit spielen sich primär im gleichen
kleinen Hirnareal ab: im „Belohnungssystem“. Es verbindet lebenswichtige Vorgänge wie Essen, Trinken und
Sexualität mit einem Lustgefühl. Dazu schütten die Nervenzellen Botenstoffe aus, vor allem Dopamin. Nikotin
steigert die Ausschüttung des Dopamins. Dieses Hormon
sorgt dafür, dass der Mensch das gerade Erlebte intensiv und positiv wahrnimmt. Nikotin löst eine Gefühlskaskade im Belohnungszentrum des Gehirns aus. Eine Zigarette beglückt den Raucher ähnlich wie ein Kuss oder
ein gutes Essen. Diese „Belohnung“ wird direkt mit dem
Rauchen in Verbindung gebracht. Der regelmäßige Raucher wiederholt seine „Erfahrung“, dass Rauchen glücklich macht. Dies prägt sich tief in sein Unterbewusstsein
ein, es entsteht ein „Suchtgedächtnis“. Dieses Gedächtnis wird aktiv, wenn der Spiegel an wirksamen Substanzen im Belohnungszentrum nachlässt, oder wenn der
Raucher einen anderen rauchen sieht. Dann erwacht
wieder das Verlangen nach einer neuen Dosis Nikotin.
Risikofaktor
Rauchen
Rauchen gilt als Auslöser für viele Krebserkrankungen: Lunge, Kehlkopf und Mundhöhle, Speiseröhre, Magen, Bauchspeicheldrüse und Blase reagieren auf das Gift aus dem Tabak.
Rauchen schädigt zudem das Herz-Kreislauf-System und führt zu Durchblutungsstörungen bis zum
Raucherbein, zu Herzinfarkt und Schlaganfall. Nikotingenuss löst auch Atemwegserkrankungen aus
wie chronische Bronchitis und Asthma.
> Seite 8
Von den vermeidbaren Risikofaktoren
für Krebs ist das
Rauchen von
überragender
Bedeutung.
08Spezial
Buchtipp
< Seite 7
Nichtraucher schützen
Lothar Binding war früher einmal Kettenraucher. Heute ist er engagierter Nichtraucher. Denn er hat die
Nicht­raucherinitiative in den Bundestag eingebracht, die
dazu geführt hat, dass in Bussen und Bahnen, in Schulen und Krankenhäusern, im Bundestag und sogar in
der Gastronomie nicht mehr geraucht werden darf. „Es
geht mir aber nicht darum, das Rauchen zu verbieten,
sondern die Freiheit der Nichtraucher zu schützen, nicht
den Qualm anderer einatmen zu müssen. Ein Raucher
will niemandem etwas Böses. Er will nur in Ruhe Nikotin
konsumieren“, betont er.
Für Lothar Binding persönlich hat sich der Abschied vom
Nikotin in jeder Hinsicht gelohnt. „Ich fahre viel Rad und
gehe mit meiner Frau gern zum Tanzen. Sport und Rauchen sind aber schlechte Partner. Ich bin davon überzeugt, dass ein aktives und rauchfreies Leben zu einer
frischen Ausstrahlung verhilft. Mir liegt das näher als ein
von der Zigarettenlobby beziehungsweise Tabakwerbung erzeugtes Image, das Macht oder Freiheit durch
Rauchschwaden symbolisiert, obwohl die Realität des
Rauchens leider meist ganz anders aussieht.“
In seinem bei orange-press erschienenen Buch „Kalter Rauch – Der Anfang vom Ende der Kippen­republik“
fasst Lothar Binding die ökonomischen und ökologischen Fakten zum Tabakkon­sum
zusammen. Er enthüllt, mit welchen Methoden die Tabak­industrie
manipuliert, und erzählt von seinen
Gesprächen mit Medizinern und
Wissenschaftlern, mit nichtrauchenden Tabak-Lobbyisten und
rauchenden Parteigenossen.
Verlag: orange-press,
ISBN-10: 3936086311,
ISBN-13: 978-3936086317,
Preis: 17,90 Euro.
So funktioniert unsere Lunge
Kostenlose Infos
Etwa 90 Prozent aller Lungenkrebspatienten sind Raucher. Wer raucht, sollte
somit frühzeitig an einer Lungen­krebsFrüherkennung teilnehmen. Das vierseitige Infoblatt „Lungenkrebs-Früher­
kennung“ informiert Sie darüber, wie
eine Vorsorgeuntersuchung beim Ra­dio­logen aussehen kann. Es kann unter www.radiologie.de im Internet
kostenlos heruntergeladen werden.
Die Luftröhre und das Bronchialsystem sind mit Schleimhäuten ausgekleidet. Die Oberfläche bedeckt schleimiges
Sekret, das Staubpartikel bindet, sodass sie nicht in die
Lunge eindringen können. Ein dichter Besatz von Flimmerhärchen transportiert Sekret und Staubpartikel aus den
Atemwegen, unterstützt durch Husten und Räuspern.
Foto: Grafik-Atelier Riediger
B
ei der Atmung durch Nase und Rachen strömt die Luft
in die Luftröhre, die sich im weiteren Verlauf in zwei Äste
unterteilt, die Hauptbronchien. Jeder Ast versorgt einen Lun­genflügel und teilt sich in immer weitere Verästelungen (Bronchien und Bronchiolen) auf. Das Ende bilden tief
im Gewebe die Lungenbläschen (Alveolen). In diesen etwa
300 Mil­lionen Lungenbläschen findet der Sauerstoffaustausch statt. Dabei wird Sauerstoff ins Blut aufgenommen
und Kohlendioxid aus dem Blut in die Atemluft abgegeben.
09
1997 verlor Christy
Turlington ihren
Vater. Er starb an
Lungenkrebs.
Seither engagiert
sie sich weltweit
für Gesundheit und
gegen Nikotin.
Kampf gegen den blauen Tod
Im Alter von 12 Jahren verfiel Supermodel Christy Turlington der Nikotinsucht.
Mittlerweile hat sie dem blauen Dunst den Kampf angesagt. Sie gründete eine
Nichtraucherbewegung und will Menschen vom Rauchen abhalten.
W
ann haben Sie angefangen zu rauchen?
Turlington: Ich glaube schon mit 12 oder 13
Jahren.
Wann haben Sie bemerkt, dass Sie aufhören wollten?
Turlington: Mit 19. Ich habe eine Schachtel Zigaretten
nach der anderen geraucht, so lange ich wach war. Ich
fing an, beim Treppensteigen Atemschwierigkeiten zu bekommen. Das Erste, was ich morgens nach dem Aufwachen tat, war eine zu rauchen.
Wie lange dauerte es, bis sie vom Nikotin weg waren?
Turlington: Mit 19 ließ ich mich hypnotisieren und war zwei
Jahre lang nikotinfrei. So nikotinfrei, dass ich anfing zu
denken: „Ich hab das ganz toll unter Kontrolle, ich bin mir
sicher, ich kann gut damit umgehen, nur mal eine zu rauchen“. Aber ich habe mich selbst belogen, fing wieder an.
Ich ging erneut zur Hypnose, aber es hat nichts genutzt.
Wann haben Sie endgültig aufgehört und wie?
Turlington: Ich war 25. Ich konnte meinen Körper nicht
weiterhin so zerstören. Ich hatte zu viele Vereinbarungen
mit mir selbst gebrochen und so viel Zeit und Geld mit Aufhörversuchen vertan, dass ich genug davon hatte. Ich entzog „cold turkey“, also ohne Hilfsmittel.
Welche anderen Faktoren haben Einfluss auf Sie gehabt?
Turlington: Ich habe gesehen, dass ich es war und niemand anderer, der den meisten Schaden an mir anrichtet.
Die Verantwortung für meine Gesundheit, meine Zukunft,
meine Möglichkeit, eines Tages Leben zu schenken, konnte ich nur allein tragen.
Was raten Sie Rauchern?
Turlington: Den meisten sage ich, dass sie nicht aufhören sollen aufzuhören. Ich weiß noch, dass ich mich
jedes Mal, wenn ich es wieder nicht geschafft hatte, so
entmutigt fühlte und so beschämt. Dabei ist jeder Versuch, das Rauchen sein zu lassen, ein enormer Schritt
in die richtige Richtung. Es ist viel besser, sehr oft aufzu­
hören und damit baden zu gehen, als es gar nicht erst
zu versuchen.
Ihr Vater hat auch versucht, aufzuhören...
Turlington: Mein Vater erlitt mit 50 einen Herzinfarkt, an
dem das Nikotin schuld war. Danach hatte er einige Jahre wirklich aufgehört. Als er sich besser fühlte, fing er
ganz langsam wieder damit an. 1996 hat er dann noch
einmal versucht, ganz aufzuhören. Ich glaube, damals
wollte er es auch wirklich. Einige Wochen danach bekam
er die Diag­nose – Lungenkrebs. Sechs Monate später
starb er.
Warum haben Sie sich zu der Anti-Raucher-Kampagne
entschlossen?
Turlington: Weil ich meinem Vater beim Sterben an einer
Krankheit zusehen musste, die vom Rauchen herrührt.
Und nachdem ich selbst so harte Kämpfe mit der Sucht
auszufechten hatte, wusste ich, dass ich an die Öffentlichkeit gehen und mein Bestes zur Aufklärung und Prävention
geben musste. Speziell für die jungen Leute, weil gerade in
jungen Jahren so viel Schaden durch Rauchen angerichtet
wird. Es ist so lächerlich, so viele geliebte Menschen wegen etwas zu verlieren, das so leicht zu vermeiden wäre.
Quelle: www.smokingisugly.com
10Magazin
Touristen ins
Gepäck geschaut
Wenn es in den Urlaub geht, heißt es packen wie die Weltmeister. Kleidung
und Kosmetika, aber auch die Lieblingssalami oder Omis Konfitüre müssen mit.
Schließlich soll es an nichts fehlen. Vor allem aber nicht an der Sicherheit.
Sicherheit vom Feinsten
Der Röntgenscanner durchleuchtet das Gepäck mit unter­
schiedlich starken Strahlen, die über einen Monitor in ver­
schiedenen Farben dargestellt werden. Neben der Form
kann das Gerät auch das Material eines Gegenstandes er­
kennen. Verschiedene Konsistenzen werden in verschie­
denen Farben dargestellt. Nahrungsmittel beispielsweise
zählen zu den weichen, organischen Stoffen. Sie lassen
„Röntgenscanner
sind eine spannende Sache!“,
dachte sich ein
kleiner Junge
in den USA und
testete das Gerät
persönlich.
Foto: Patnhermedia
W
er schon mal einen Blick auf die Monitore der
Sicherheitsbeamten werfen konnte, hat sicher
schon einmal verwundert das bunte Durchein­
ander auf dem Bildschirm betrachtet und gefragt, was
da eigentlich zu sehen ist. Ähnlich wie in der Medizin benö­
tigt man einen Experten, der den Farbmix analysiert. Rönt­
genstrahlen sorgen bei der Gepäckkontrolle für Durchblick
und Sicherheit.
Foto: Smith Heimanns
11
An den Flughäfen herrschen strenge Sicherheitsvorkehrungen.
Vor dem Einchecken muss alles durch eine Röntgenanlage.
alle Strahlen durch und werden in Orange angezeigt. Stahl
hingegen ist nur für kurzwellige Strahlen durchlässig und
erzeugt Blautöne.
Anhand der Farbgebung des Röntgenbildes lässt sich er­
kennen, ob es sich um gefährliche Gegenstände handeln
könnte. In solchen Fällen müssen dann die Koffer geöffnet
werden. Meist entpuppen sich selbst verdächtige Gegen­
stände als harmlos: beispielsweise als Käse, dessen Kon­
sistenz Sprengstoff ähnelt. Deshalb sollte man auch Rei­
segepäck nicht abschließen. Es gibt spezielle Schlösser,
die außer dem Reisenden nur Sicherheitspersonal öffnen
kann, ohne dass das Schloss gewaltsam aufgebrochen
werden muss. Trotzdem: Wer in seinem Urlaubsland sei­
nen Lieblingskäse entdeckt hat und einen Vorrat mit nach
Hause nehmen möchte, sollte ihn nicht im Koffer, sondern
im Handgepäck verstauen.
de dann in einem Krankenhaus auf mögliche Strahlen­
schäden untersucht. Die Ärzte erteilten grünes Licht.
Der Zweijährige hatte keinerlei Schäden davon getragen.
Die Röntgenstrahlung sei nicht stärker gewesen als die
natürliche Weltraumstrahlung, der man tagaus, tagein
ausgesetzt sei, so der Mediziner.
Mit einem Augenzwinkern fügt er hinzu: „Nachahmung
sollte dennoch vermieden werden. Zur Abklärung Ihrer
Gesundheit kommen Sie lieber gleich in die Radiologie.
Hier sind wir die Experten!“
Keine Angst vor Röntgenstrahlen
Richtig verstaut
Viele Menschen sind sich gar nicht bewusst, dass bei der
Gepäcküberprüfung Röntgenstrahlen verwendet werden.
Wenn sie es dann hören, bekommen sie Bedenken, dass
die Strahlung schädlich sein könnte. Keine Sorge. Auch
diese Röntgengeräte unterliegen selbstverständlich den
strengen Vorschriften der Röntgenverordnung und der
Kontrolle der zuständigen Landesbehörden. Wie gering­
fügig die Strahlendosis ist, testete ein kleiner Junge an
einem amerikanischen Flughafen. Seine Großmutter hat­
te ihn versehentlich in eine Plastikschale für Handgepäck
gesetzt. Seelenruhig fuhr das zweijährige Kind auf dem
Laufband durch den Scanner. Als der Sicherheitsbeam­
te den Umriss des Kindes auf dem Monitor sah, holte er
es sofort aus dem Gerät heraus. Der kleine Junge wur­
Diese Dinge gehören ins
Handgepäck:
•Reisepapiere
•Wichtige Medikamente
•Schmuck
•Essen und Trinken (max. 100 ml)
•Sprach- und Reiseführer und
Routen- und Stadtpläne
•Reiselektüre
•Sonnencreme mit hohem Licht­
schutzfaktor
•Brille/Sonnenbrille (evtl. Ersatz)
•Foto, Videokamera und Filme
•Handy (mit Ladestation)
12Magazin
Mit einer fast schon
detektivischen
Spürnase geht der
Radiologe Hinweisen
nach und versucht,
dem Geheimnis
eines menschlichen
Körpers auf die Spur
zu kommen.
Gestatten: Dr. med. Sherlock H.,
Facharzt für Radiologie
Die Arbeit eines Radiologen gleicht in vielerlei Hinsicht der Arbeit eines
Detektivs. Er ist immer auf der Suche nach kleinsten Hinweisen, die zur
Aufklärung eines schwierigen Falls dienen können.
A
Detektivarbeit
gehört zum Alltag
von Radiologen wie
Dr. Peter Nunninger,
Weinheim.
ls Fachmann für Diagnosen
wird der Radiologe immer
dann eingeschaltet, wenn
ein Blick ins Innere des Körpers Aufschluss bringen soll. Wie ein Detektiv
sichert er akribisch Spuren und trägt
die einzelnen Mosaikteilchen zusammen. Der Detektiv zeichnet sich dadurch ein Bild vom Tathergang, der
Radiologe versucht auf verschiedenste Weise einen Verdacht diagnostisch
abzusichern oder überhaupt auf irgendwelche Anzeichen einer Erkrankung zu stoßen.
Dabei wird er von einer High-TechApparatur unterstützt, die sich methodisch ergänzt, um am Ende mit ei-
ner sicheren Diagnose zu dienen. In
den letzten Jahrzehnten hat sich die
Entwicklung der bildgebenden Verfahren dramatisch beschleunigt. Inzwischen sind Begriffe wie Kernspinund Computertomographie bekannt.
Bei vielen Menschen konnten mithilfe dieser modernen Untersuchungsverfahren frühzeitig Krankheitsherde
oder krankhafte Veränderungen entdeckt werden.
Fallbeispiel: Lungenkrebs
Peter Meyer (Name von der Redak­tion
geändert) ist 74 Jahre alt und fühlte
sich immer pudelwohl. Das Päckchen
Marlboro, das er täglich rauchte, ließ
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er sich nicht nehmen. Obwohl schon
seit einem halben Jahrhundert Raucher, konnte er den warnenden Zeigefinger seiner Ehefrau immer wieder
damit abtun, dass er niemals ernsthaft erkrankte und auch keine sichtbaren Rauchersymptome wie Husten,
Heiserkeit oder Kurzatmigkeit aufwies. Vielmehr hielt er sich einigermaßen fit durch Bewegung (früher Fußball, jetzt immer noch regelmäßig Kegeln alle vierzehn Tage).
Und gerade bei dieser Bewegung fiel
es ihm dann auch auf: Er stolperte
immer mal wieder scheinbar grundlos,
wies zunehmend Gang- und Greifunsicherheiten (auch im Sitzen) auf und
klagte häufiger über Kopfschmerzen.
Der Hausarzt, den er nach einiger
Zeit aufsuchte, schickte ihn zur Abklärung in die nahe gelegene radiologische Gemeinschaftspraxis. Dort
tastete man sich dann systematisch
mit verschiedenen bildgebenden Methoden durch seinen Körper, um zum
Ursprung der Beschwerden zu gelangen (siehe Kasten rechts).
Inzwischen wurde eine Gewebeentnahme des Herdes im Hirn durchgeführt. Die histologische Aufarbeitung
war bei Redaktionsschluss noch nicht
abgeschlossen. Nach dem vorläufigen
Ergebnis handelt es sich um die Metastase eines Bronchialkarzinoms.
Detektivarbeit: Auf der Spur nach Indizien
Die kernspintomographische Erstuntersuchung
(Bild 1) des Gehirns von Herrn Meyer zeigte ei­
nen vereinzelten, zentral flüssigkeitsäquivalenten
Herd im rechten zur Schläfe gehörenden Lap­
pen und eine ausgeprägte Schwellung, verur­
sacht durch eine Ansammlung wässriger Flüs­
sigkeit (Ödem).
Auf dem konventionellen Röntgenbild des
Brustkorbs (Thorax; Bild 2) war eine deutliche
Vergrößerung der Lungenwurzeln beidseits
sichtbar. Dadurch wurde eine Computertomo­
graphie des Brustkorbs (Bild 3) notwendig. Da­
bei fand man beidseits Lymphome. Links waren
die Lungengefäße mit Tumorgewebe zersetzt.
Dieser Befund entsprach am ehesten einem
Bronchialkarzinom. Die Darstellung in der Lun­
genfenstereinstellung zeigte im unteren Lingu­
lasegment einen unregelmäßig begrenzten Lun­
genrundherd, der verdächtig auf eine zur Lunge
gehörende Fernmetastase war. Durch die Gabe
von Kontrastmitteln konnte eine dezidiertere Dar­
stellung gewonnen werden. Der Befund: Weichteil­
tumore beidseits in den Nebennieren.
In Verbindung mit den anderen Untersuchungs­
ergebnissen kam der Radiologe zu dem Schluss:
Es existieren Anzeichen für weitere Metastasen
eines Bronchialkarzinoms. Gestützt wurde der Be­
fund des Arztes durch eine kleine kugelförmige
Weichteilformation am lateralen Rand der rech­
ten Niere. Sie war gleichfalls verdächtig auf eine
Metastase.
Bronchialkarzinome: Früherkennung dank bildgebender Verfahren
Bronchialkarzinome sind die zweithäufigste Krebsart in Deutsch­
land. Seine Symptome treten meist erst spät auf, zu spät für ernst­
hafte Heilungsaussichten der erkrankten Menschen. Mittels mo­
dernster bildgebender Diagnosetechniken – wie im Beispiel von
Herrn Meyer beschrieben – kann die Krankheit in einem frühen
Stadium recht schnell und zuverlässig identifiziert werden. So kön­
nen Behandlungsverzögerungen vermieden und Patienten wie Pe­
ter Meyer schnellstmöglich weitergeholfen werden. Wichtig ist dabei
das Zusammenspiel zwischen dem Hausarzt und dem Fachmann
für bildgebende Diagnosen, dem Radiologen, der als Körperdetek­
tiv und Experte im Einsatz der jeweils geeignetsten Technik den ent­
scheidenden Beitrag zur einwandfreien Diagnose leistet.
14Aktuell
Foto: Siemens
Mit Hilfe der
Computertomo­
graphie lassen sich
rasch die Gründe
für vergrößerte
Lymphknoten
erkennen.
Doppelt ist schon
einmal zu viel
Die Ursache einer Erkrankung zu finden, ist nicht immer einfach.
Eine qualitätsgesteuerte Patientenzuweisung hilft, das richtige radiologische Verfahren zu finden und Doppeluntersuchungen zu vermeiden.
M
elanie Diekmann, 37, (Name geändert) ist
beunru­higt. Sie hat seit dem Wochenende einen Knoten im Hals. „Habe ich etwa
Mumps?“, fragt sie ihren Hausarzt. Der Internist tastet den
Knoten ab. Er lässt sich nicht verschieben, ist tennisballgroß und steinhart. „Ihr Lymphknoten ist vergrößert – haben
Sie sonst noch irgendwelche Vergrößerungen feststellen
können? Frau Diekmann schüttelt den Kopf. Sie bekommt
Angst. „Ist es etwas Schlimmes?“ Der Arzt tastet noch den
Achsel- und Lendenbereich ab. Keine Auffälligkeiten. „Be-
ruhigen Sie sich, Sie haben eine Lymphknotenschwellung
und da müssen wir schauen, was der Auslöser ist! Wie fühlen Sie sich sonst?“ „Schlecht, sonst wäre ich ja nicht hier“,
lautet die Antwort. „Waren Sie in letzter Zeit vielleicht häufig müde und antriebslos?“ Die Patientin verneint. „Aber ich
wache nachts seit Kurzem schweißgebadet auf. Was
kann das sein?“ „Ich vermute, Sie haben eine Entzündung
im Körper. Das Immunsystem kann damit nicht mehr allein fertig werden. Wir müssen jetzt schauen, woher der
Krankheitsherd kommt, dazu würde ich Sie gern zu ei-
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ner Computertomographie-Untersuchung schicken, dann
wissen wir rasch mehr.“
Doppeluntersuchungen vermeiden
Melanie Diekmann hat Bedenken. „Können Sie nicht sofort was unternehmen? Als ich das letzte Mal zum Radiologen musste, wurde erst ein Röntgenbild erstellt. Das half
aber nicht weiter und danach musste ich noch zwei weitere radiologische Termine wahrnehmen. Es war schrecklich, so lange zu warten und immer wieder andere Untersuchungen machen zu müssen! Wer sagt mir denn, dass
ein CT wirklich weiterhilft?“ „Ich kann Ihre Frustration verstehen“, entgegnet der Mediziner. „Gerade diese Stufendiagnose, die Sie mir gerade geschildert haben, möchte
ich vermeiden und bemühe mich deshalb, dem Patienten
Doppeluntersuchungen zu ersparen. Viele unnötige Untersuchungen kosten ja nicht nur Nerven und Zeit! Auch eine
unnötige Strahlenbelastung ist nicht erforderlich, wenn
man gleich das richtige Verfahren wählt. Auch wenn nach
heutigem Standard hier nur ein sehr geringes Gesund-
heitsrisiko besteht. Mein Ziel ist es, möglichst schnell und
konsequent mit der richtigen Behandlung zu beginnen. Bei
Ihnen ist deshalb eine Abklärung durch den Radiologen erforderlich.“
Richtiges Verfahren – schnelle Heilung
„Wir müssen schauen, was Ihr Lymphom (Lymphknotenvergrößerung) ausgelöst hat und was wir dagegen tun
können. Die Computertomographie hilft uns da am besten weiter. Im Internet können Sie zum Beispiel unter
www.anforderungsratgeber.de sehen, welche Auswahlkriterien es für die verschiedenen Krankheitsgruppen gibt und
welches radiologische Verfahren das empfehlenswerteste
ist. Wenn uns die korrekten Bilder dann vorliegen, können
wir schnell mit der richtigen Behandlung beginnen.“
Die Patientin hatte Glück – die radiologische Auswertung
ergab, dass keine bösartige Erkrankung vorliegt – eine
Streptokokken-Infektion war Ursache. Frau Diekmann
wurde medikamentös behandelt und war innerhalb einer
Woche beschwerdefrei.
Fotos: Siemens, AOK
Exakte Angaben
helfen dabei,
gleich die richtige
Behandlungsart
zu finden.
Anforderungsratgeber:
Der Anforderungsratgeber Radiologie richtet sich in erster Linie an Ärzte
und interessierte Laien. Er erläutert die bildgebenden Verfahren (Röntgen,
Ultraschall, CT, MRT, Nuklearmedizin und PET), die am besten für bestimmte
Erkrankungen geeignet sind. Er basiert auf den europäischen Leitlinien zur
Anforderung von bildgebenden Verfahren. Den Ratgeber gibt es in digitaler
und gedruckter Form. Mehr Infos unter www.radiologie.de
Ziel ist es:
• Patientenversorgung
zu optimieren
• die Zusammenarbeit mit den zuweisenden Ärzten zu stärken und
zu verbessern
• unnötige Kosten zu vermeiden
Der allgemeinere Teil enthält
Faustregeln für die Überwei­
sung an:
• die Radiologie allgemein
• Mammographie
• MRT
• CT
Ein weiterer Teil erklärt, welches radiologische Verfahren für bestimmte Fragestellungen ideal ist. Unterteilt wird der Fragenkatalog in die
verschiedenen Körperregionen wie Kopf, Wirbelsäule, innere Organe,
Skelett und Muskulatur. Weitere Kapitel widmen sich den Themen Trauma
und Tumore sowie spezifischen Erkrankungen bei Frauen, Männern oder
in der Kinderheilkunde.
Sie können den Anforderungsratgeber auch per E-Mail bestellen unter
[email protected]
Für Denker und Knobler
Rätseln und Kombinieren hält die grauen Zellen auf Trab. Wer die Lösung gefunden
hat, kann im Internet unter www.radiologie.de nachprüfen, ob sie richtig ist.
Die Domino-Steine klappern auf den Tisch – und ergeben ein erstaunliches Muster. Nur ein Stein fehlt unten
rechts noch, dann sind die drei Reihen komplett und ergeben einen Sinn. Doch welcher Domino-Stein ist der
richtige: A, B oder C?
B
A
C
B)
A)
C)
Das Ziel ist klar: A, B und C wollen durchs Labyrinth
zum Schatz, den das X am unteren Ausgang markiert.
Doch nur einer der drei Abenteurer hat überhaupt die
Chance, wohlbehalten durch den Irrgarten zu kommen – wer ist das?
Gehirn-Jogging für jedermann
Zwar stimulieren auch Kreuzworträtsel oder das japanische Nummernspiel Sudoku das
Gehirn. Die Forscher sind sich aber einig: Größer sind die Effekte mit gezielten GehirnjoggingÜbungen. Mehr finden Sie im Internet unter www.radiologie.de
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