Castro Interview
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Castro Interview
6. Kuba: Ein Interview mit Fidel Castro, das (noch) nicht stattgefunden hat. <img src="http://vg00.met.vgwort.de/na/c6272a19e437509d14c0" width="1" height="1" alt=""> Gaby Weber (gw): Es ist bekannt, dass es Lothar Hermann war, der das KZ Dachau überlebt hatte und nach Argentinien emigriert war, der 1957 Eichmann entdeckt hatte. Er hatte zunächst den hessischen Generalstaatsanwalt Fritz Bauer informiert, der vergeblich versucht hat, die israelische Regierung zu einem Handeln zu bewegen. Jahrelang kannten ziemlich alle westlichen Geheimdienste den Aufenthaltsort Eichmanns, auch der Bundesnachrichtendienst und die CIA, die Ex-Nazis für den Kampf im Kalten Krieg angeheuert hatten. Sogar der Mossad hatte, freigegebenen CIA-Dokumenten zur Folge, den Erfinder der fahrbaren Gaskammern, Walter Rauff, als Agenten gewonnen. Angesichts dieses Desinteresses an Eichmann hatte Hermann auch Antifaschisten in Argentinien informiert. Ist diese Information nach Kuba gelangt, wo im Januar 1959 die Revolution gesiegt hatte? Fidel Castro (fc): hmm gw: Diktaturen hinterlassen immer ein Problem: wie mit den Mördern der Diktatoren umgehen? Die demokratischen Staaten gehen diesem Problem gerne aus dem Weg und empfinden Wahrheitsfindung und Gerechtigkeit als störend. Die zivilen Gesellschaften haben in den letzten Jahren, vor allem in Südamerika, neue Antworten gefunden, „Escrache“ in Argentinien und „funa“ in Chile – das öffentliche Outen bekannter Folterer, die sich der Strafverfolgung entziehen. Nach meinen Informationen beschäftigte sich damals auch die argentinische Zivilgesellschaft mit der Frage, wie angesichts des allgemeinen staatlichen Desinteresses an Eichmann Gerechtigkeit herzustellen sei. Aber wen hätten Hermann und seine Freunde auffordern können, etwas gegen Eichmann zu unternehmen? Die argentinische Linke war, im Allgemeinen, weder in der Lage noch willens, eine „Straf-Aktion“ gegen den Kriegsverbrecher zu unternehmen. Eichmann und zahlreiche bekannte Nazis traten offen auf. Die Opposition war peronistisch, mit Sympathien für die Nazis, die Kommunisten und Sozialisten redeten zwar von „Revolution“, aber dies taten sie vor allem in den Kaffeehäusern. Aber es gab EINEN Argentinier, der gerade die Revolution gemacht hatte. Und sein Vater war einer der Gründer der “Acción Argentina”, der „Argentinischen Aktion“, in Kriegszeiten mit Unterstützung der Alliierten gegen den Einfluss der Nazis in Argentinien ins Leben gerufen worden war: Ernesto „Che“ Guevara. Sein Vater und, später auch die Söhne, nahmen aktiv am antifaschistischen Kampf der Nachkriegsjahre teil, etwa in der Zeit, als sie in Alta Gracia lebten. Fc: hmm gw: Zwischen Che und seinem Vater gab es hinsichtlich des Peronismus unterschiedliche Einschätzungen. Den Staatsstreich 1955 gegen Perón zum Beispiel sah der Vater als Befreiung vom Autoritarismus, während andere Mitglieder Familie Guevara den Peronismus als anti imperialistische Kraft mit einer festen Verankerung in der Arbeiterklasse betrachteten. Fc: hmm Gw: Bei der Überstellung Eichmanns nach Israel war vermutlich William Mosetti beteiligt, ab 1939 Manager von Standard Oil und ab 1943 US-Geheimdienstagent. Nach dem 2. Weltkrieg ging er zu Standard Oil zurück und leitete zwischen 1960 und 1975 Mercedes Benz Argentina. Stimmt es, dass Sie ihn persönlich gekannt haben? Fc: hmm Gw: Laut meinen Recherchen ist Eichmann nach Uruguay gelockt worden, bis er am 21. Mai 60 in das El-Al-Flugzeug Richtung Israel gesetzt wurde. Diese Aktion kann nicht an der CIA vorbei gegangen sein. Die CIA-Station in der US-Botschaft in Montevideo wurde 1960 von Tom Flores und danach von Ned Holman und Gerry O´Grady geleitet, schreibt der frühere CIA-Agent Philip Agee. Lebt er derzeit in Kuba? Fc: hmm Gw: 1965 wurde ein weiterer Kriegsverbrecher (aus Brasilien) in einem Linienflug nach Uruguay gelockt, um dort entführt zu werden, Herbert Cukurs (der „Schlächter von Riga”). Cukurs wurde bei dem Versuch getötet und diese Angelegenheit beherrschte monatelang die Schlagzeilen. Mysteriöserweise schreiben darüber weder Philip Agee noch Manuel Hevia Cosculluela in seinem Buch “Pasaporte 11333”. Hevia, kubanischer Staatsbürger hat, im Auftrag des kubanischen Geheimdienstes, acht Jahre lang bei der CIA in Montevideo gearbeitet und seine Berichte befinden sich in Archiven in Havanna. In seinem Buch beschreibt Hevia auf S. 64, wie er sich in die uruguayische rechte Szene und dann in die CIA eingeschleust hat und erwähnt einen „Vertreter von Mercedes Benz, der gekommen war, um die Kandidaten zu befragen, darunter auch mich (...) Er hat von mir einen positiven Eindruck gehabt“. Ich vermute, dass es sich bei diesem „Vertreter“ um Mosetti gehandelt hat, den damaligen Generaldirektor von Mercedes Benz. Hat Mosetti Hevia geholfen, sich in die CIA einzuschleusen? Fc: ¡Coño! (ohne Übersetzung) Gw: Das Mutterhaus von Mercedes Benz Argentina, DaimlerChrysler in Stuttgart, hat in den letzten Jahren einen Berliner Professor unter Vertrag genommen, um einen Bericht über die vierzehn während der Militärdiktatur bei Mercedes Benz Argentina verschwundenen Betriebsräte zu verfassen. In diesem „Tomuschat-Bericht“ heisst es, um die Firma gegen die Tatsache zu verteidigen, dass das argentinische Heer ihre beste Kundin war, dass auch exzellente Beziehungen zu Kuba bestanden hatten und dass man „Spezialfahrzeuge“ verkauft habe. Welche konkreten Geschäfte hat Mosetti, in Zeiten des Boykotts, mit Kuba abgewickelt? Fc: Hmm Gw: Wann werden in Kuba Gesetze erlassen werden, die den Zugang zur Information regeln? Zu allgemeiner Information wie etwa das Internet aber auch zu staatlichen Informationen? Oder betrachtet die kubanische Staatsführung die Information als Privateigentum, die es vor dem eigenen Volk zu schützen gilt? Fc: ¡Coño! Fortsetzung am 30. April: Das Recht auf Wahrheit, oder: wie kann man DaimlerChrysler, Exxon_Mobil, Mossad & Co. zur Wahrheit zwingen?