ELSTER-Strategiepapier
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ELSTER-Strategiepapier
Moderne, dienstleistungsorientierte Steuerverwaltung via Internet ELSTER Meilensteine eines erfolgreichen eGovernment-Projektes München, 07. Mai 2010 Herausgeber: Bayerisches Landesamt für Steuern, vertreten durch den Verfahrensmanager Roland Krebs Autoren: Roland Krebs, BayLfSt Berthold Platzer, BayLfSt Redaktion: Bayerisches Landesamt für Steuern Charlotte Weigelt Gestaltung: 2hoch11 GmbH Inhaltsverzeichnis ELSTER Meilensteine eines erfolgreichen eGovernment-Projektes 01 ELSTER – eine Erfolgsstory Management Summary 02 02 – 03 02 02 03 Die Steuerverwaltung realisiert ein umfassendes eGovernment-Projekt Mit ELSTER gewinnen alle ELSTER ist Mehr Die Zukunft: Ein Portal mit durchschlagender Wirkung 02 ELSTER – der Weg zu einer bürgerfreundlichen und dienstleistungsorientierten Steuerverwaltung 04 04 – 09 07 06 Umfassendes Leistungsangebot Sichere und flexible Infrastruktur Der Erfolg spricht für sich 03 ELSTER im Detail – Produkte und Infrastruktur 10 10 –18 14 17 ELSTER im Detail Ein Blick hinter die Kulissen – die Infrastruktur von ELSTER Anforderungen an eine effiziente und anwenderfreundliche Systementwicklung in der Zukunft 04 ELSTER – die Vision 19 19 – 23 20 21 21 22 22 05 Resümee 23 Reise in die Zukunft ElsterOnline – der Traum von einer völlig elektronischen Steuerverwaltung ElsterBelege – Aufbruch zur automatisch ausgefüllten Steuererklärung ElsterLohn II – die elektronische Lohnsteuerkarte ElsterRules – gleiche Regeln für alle VaSt – die vorausgefüllte Steuererklärung 2 So wird mit ELSTER eine direkte Kommunikation von Bürgern und Unternehmen mit dem Finanzamt über das Internet Wirklichkeit. ELSTER – eine Erfolgsstory Management Summary Die Steuerverwaltung realisiert ein umfassendes eGovernment-Projekt Am 1. Januar 1999 haben die deutschen Steuerverwaltungen einen entscheidenden Schritt in Richtung einer zukunftsgerichteten und dienstleistungsorientierten Ver waltung getan. Denn dieses Datum markiert die offizielle Einführung von ELSTER (ELektronische STeuerERklärung) als Verfahren zur elektronischen Übermittlung der Einkommensteuererklärung. Schon kurze Zeit später folgte die Möglichkeit zur elektronischen Abgabe der Lohnsteuer-Anmeldung und der UmsatzsteuerVoranmeldung, am 1. Januar 2001 dann die der Umsatzsteuerjahreserklärung sowie weiterer Steuerarten. Mit der Einführung der elektronischen Signatur entfiel im Sommer 2002 die Notwendigkeit einer eigenhändigen Unterschrift und der aus rechtlichen Gründen erforderliche Ausdruck der Steuererklärung, seit Anfang 2006 reicht nun eine einfache elektronische Authentifizierung. So wird mit ELSTER eine direkte Kommunikation von Bürgern und Unternehmen mit dem Finanzamt über das Internet Wirklichkeit. Steuerverwaltung kann mit ELSTER den Aufwand für die Datenerfassung erheblich reduzieren und damit das Personal von Routineaufgaben und Fehlerkorrekturen entlasten. Kürzere Bearbeitungszeiten und damit auch der effizientere Einsatz des Personals sind die Folge, was letztendlich wieder dem Steuerzahler zugutekommt. Dieser erhält darüber hinaus einen barrierefreien, plattform- und ortsunabhängigen Zugang zur Verwaltung, und zwar an sieben Tagen und rund um die Uhr. Für die Sicherheit aller übermittelter und abgerufener Daten sorgen ausgefeilte Verschlüsselungsalgorithmen. Kein Wunder also, dass diese Vorteile in den letzten Jahren immer mehr Steuerpflichtige überzeugt haben: Die Zahl der elektronisch eingereichten Jahressteuererklärungen verdoppelt sich jährlich, auf zuletzt über 8,3 Millionen im Jahr 2009. Insgesamt wurden mittels ELSTER bereits mehr als 310 Millionen Steueranmeldungen übermittelt, allein im Jahr 2009 waren es mehr als 60 Millionen. Spitzenreiter waren dabei die Umsatzsteuer-Voranmeldungen. Neben der Einführung des kostenfreien Programms ElsterFormular mit heute jährlich drei Millionen Anwendern können seit Anfang 2001 auch elektronische Bescheiddaten zum Abruf bereitgestellt werden. Dadurch ist es möglich, die abgegebene Steuererklärung automatisiert mit dem von der Steuerverwaltung bereitgestellten elektronischen Bescheid zu vergleichen und sofort zu erkennen, ob und wo das Finanzamt abgewichen ist. Eine neuere Errungenschaft, die Möglichkeit die Lohnsteuerbescheinigungsdaten zu übertragen, existiert seit dem 1. Januar 2004. Sie wurde von den Arbeitgebern von Anfang an sehr gut akzeptiert: Seit 2006 wurden bereits über 250 Millionen Lohnsteuerbescheinigungen elektronisch übermittelt. Mit ELSTER gewinnen alle Auch wenn der Großteil der Öffentlichkeit ELSTER ausschließlich mit der elektronischen Steuererklärung identifiziert, sind die technischen Entwicklungen des Projektes weitgehend anwendungsneutral und er- Die Vorteile der elektronischen Steuererklärung für Behörden und Steuerpflichtige liegen auf der Hand: Die ELSTER ist Mehr ELSTER – eine Erfolgsstory / Management Summary möglichen den Austausch vielfältigster Informationen. Über ElsterBasis wird eine modular ausbaubare Verfahrenslandschaft für die Kommunikation zwischen den Finanzverwaltungen der Länder sowie zwischen den Steuerverwaltungen und den Steuerpflichtigen, Steuerberatern oder Lohnbuchhaltungen der Privatwirtschaft bereitgestellt. Erste Nutzer der neuen Infrastruktur waren die Wohnsitzfinanzämter, die nun Zugriff haben auf die von den Arbeitgebern als Ersatz für die Lohnsteuerkarte übermittelten Lohnsteuerbescheinigungen. Ohne die mit dem Projekt ELSTER aufgenommene Entwicklung eines Web-Portals ist die angestrebte Modernisierung der Verwaltung im Sinne durchgehender und medienbruchfreier elektronischer Prozesse direkt mit dem Kunden und über alle Verwaltungsgrenzen hinweg nicht erreichbar. Dem Projekt ELSTER kommt daher auch im Sinne einer eGovernment-Ausrichtung der Steuerverwaltung eine strategische Bedeutung zu. Bereits heute gehört ELSTER zu den wichtigsten und erfolgreichsten eGovernment-Projekten in Deutschland. Die Zukunft: Ein Portal mit durchschlagender Wirkung ELSTER wird in Zukunft weitere für die Besteuerung relevante Daten wie Kapitalertragsteuern, vermögenswirksame Leistungen etc. sowie notwendige Anlagen zur Steuererklärung (Bilanzen, GuV-Rechnungen) in das Projekt einbeziehen. Das große Ziel von ELSTER ist aber die durchgehende Realisierung eines personalisierten Web-Portals, dem ElsterOnline-Portal, mit deren Hilfe die Kommunikation zwischen Bürger, Unternehmen und Finanzamt individuell, papierlos und sicher auf elektronischem Wege erfolgt. Der Steuerbürger kann dann beispielsweise seine elektronische Lohnsteuerkarte aufrufen und bestimmte Daten (Steuerklasse, Adresse, Bankverbindung) selbst ändern. Gleichzeitig hat der Arbeitgeber die Möglichkeit einen elektronischen Zugriff auf die elektronische Lohnsteuerkarte seiner Arbeitnehmer zu bekommen, so dass er schnell und problemlos die neuen Besteuerungsgrundlagen erhält. Auch Unternehmen profitieren von den Vorteilen einer direkten Kommunikation: Sie können dann, um nur ein Beispiel zu nennen, ihre per Mausklick erstellte Bilanz mit Hilfe des ElsterOnline-Portals an das Finanzamt weiterleiten und festlegen, ob und wie zu erwartende Erstattungsbeträge mit anderen, zu zahlenden Steuern zu verrechnen sind. Steuerberater werden sich ein Arbeiten ohne ELSTER nicht mehr vorstellen können. Sie haben in Zukunft unter anderem die Möglichkeit, sich über das ElsterOnline-Portal eine Übersicht der von den eigenen Mitarbeitern im letzten Monat erstellten Steueranmeldungen und Steuererklärungen zu beschaffen und sich automatisch anzeigen zu lassen, in welchen Fällen das Finanzamt abgewichen ist. Diese Beispiele verdeutlichen, dass mit ELSTER alle Partner, Bürger, Unternehmen und die Steuerverwaltung gleichermaßen gewinnen und damit erhebliche Effizienzvorteile und Kosteneinsparungen im Sinne eines umfassenden eGovernment-Projektes verbuchen können. Die schon erreichten Etappen bestätigen, dass das Projekt ELSTER auf dem richtigen Weg ist. 3 4 Unsere geschulte ELSTER-Hotline: Hilfe schnell und kompetent. Per Telefon, Fax oder E-Mail. Täglich bis 22 Uhr erreichbar. ELSTER – der Weg zu einer bürgerfreundlichen und dienstleistungsorientierten Steuerverwaltung Grundidee und Anspruch von ELSTER ist eine effiziente und sichere elektronische Übertragung jeglicher Steuerdaten ohne Medienbrüche zwischen Bürgern, Steuerberatern, Arbeitgebern, Kommunen, Verbänden und Finanzbeamten. Verantwortlich für die Entwicklung der entsprechenden Steuerprogramme und Onlinedienste, den Aufbau und Betrieb der erforderlichen Infrastruktur sowie für die Koordination und das Marketing zeichnet das 2006 von den obersten Finanzbehörden des Bundes und der Länder ins Leben gerufene Vorhaben KONSENS. Umfassendes Leistungsangebot Seit dem Startschuss realisierte das mittlerweile auf neun Standorte verteilte Entwicklerteam der Steuerverwaltung auf Basis moderner Kommunikationsmittel eine breite Palette an steuernahen Dienstleistungen. Im Fokus dieses Angebots stehen die bürgerfreundliche Abgabe und effiziente Bearbeitung von Steuererklärungen, -anmeldungen, -bescheinigungen sowie anderer für das Besteuerungsverfahren relevanter Daten. Jahressteuererklärungen Die 1999 eingeführte elektronische Einkommensteuererklärung ist der älteste und sicher publikumswirksamste Baustein von ELSTER. Bereits 2001 wurde das Angebot auf Umsatzsteuer- und Gewerbesteuererklärungen ausgeweitet. Mit ElsterFormular bietet die Steuerverwaltung Bürgern und Unternehmen kostenfrei ein amtliches Programm zur Erfassung und elektronischen Übermittlung ihrer Steuererklärungen. Die Software sorgt dabei automatisch für die Plausibilitätsprüfung der Daten sowie für die verschlüsselte Datenübertragung. Musste das Steuerformular bei diesem Verfahren anfangs noch ausgedruckt, unterschrieben und per Post an das zuständige Finanzamt geschickt werden, ließ sich die Steuererklärung seit 2002 rechtsgültig mit einer elektronischen Signatur versehen auch direkt über das Internet an den Sachbearbeiter im Finanzamt übermitteln. Seit 2006 reicht statt einer digitalen Unterschrift schon eine elektronische Authentifizierung. Mehr als eine Million Bürger haben seither ein digitales ELSTER-Zertifikat erhalten. Bescheiddatenbereitstellung In vollem Umfang haben die Bürger mittlerweile auch die seit 2001 verfügbare Möglichkeit des Bescheiddatenabrufs akzeptiert. Die Funktion ist inzwischen in alle gängigen Steuerprogramme integriert. Dadurch lässt sich die abgegebene Steuererklärung mit dem von der Steuerverwaltung bereitgestellten elektronischen Bescheid automatisiert vergleichen. Eventuelle Abweichungen werden sofort angezeigt. Steueranmeldungen Im Gegensatz zu den Jahressteuererklärungen müssen Steueranmeldungen in der Regel monatlich oder vierteljährlich abgegeben werden, was zu einem deutlich höheren Datenaufkommen führt. Seit Mitte 2000 bietet die Steuerverwaltung deshalb ein effizientes Verfahren, um Umsatzsteuer-Voranmeldungen und Lohnsteuer-Anmeldungen über ELSTER elektronisch an das Finanzamt zu übermitteln. Die Ergebnisse sprechen für sich: Seit Einführung des Verfahrens sind bei der Steuerverwaltung über 310 Millionen Anmeldungen auf diesem Wege eingegangen. Die elektronische Übermittlung ist für Unternehmer und Arbeitgeber seit dem 01.01.2005 gesetzlich vorgeschrieben. Derzeit nutzen ca. 95% aller Unternehmer ELSTER für die Umsatzsteuer-Voranmeldung und 96% für die LohnsteuerAnmeldung. ELSTER – der Weg zu einer bürgerfreundlichen und dienstleistungsorientierten Steuerverwaltung Steuerbescheinigungen Eine weitere Errungenschaft von ELSTER ist die elektronische Übermittlung der auf der Rückseite der Lohnsteuerkarte befindlichen Lohnsteuerbescheinigungsdaten. Seit der bundesweiten Einführung wurden bereits über 250 Millionen Lohnsteuerbescheinigungen an die Finanzbehörden übermittelt. Die elektronische Übermittlung ist für Arbeitgeber mit maschineller Lohnabrechung seit dem 01.01.2005 gesetzlich vorgeschrieben. Die elektronische Lohnsteuerbescheinigung ist ein weiterer wichtiger Schritt auf dem Weg zur papierlosen Steuererklärung. Über diesen Wegen werden zwischenzeitlich auch die Rentenbezugsmitteilungen und Krankenversicherungsbeiträge übermittelt. Langfristig soll die seit 1925 weitgehend unverändert genutzte Lohnsteuerkarte durch ein europaweit konkurrenzfähiges elektronisches System abgelöst werden. Steuerkontoabfragen Telefonische oder schriftliche Anfragen zum Steuerkonto belasteten die Finanzämter in zunehmendem Maße. Zur Entlastung von derartigen Routineanfragen bietet ELSTER seit März 2004 ein Online-Auskunftssystem, mit dem Bürger und Berater zeit- und ortsunabhängig aktuelle Informationen zum Steuerkonto einholen können. Dazu gehören Auskünfte zu offenen Forderungen, eingegangenen Zahlungen sowie zu den zum Soll gestellten Beträgen1. Hotline Steuerbürger, die Fragen zur Nutzung von ElsterFormular, dem ElsterOnline-Portal, der Steuerkontoabfrage sowie der elektronischen Authentifizierung haben, erhalten schnell und kompetent von der ELSTER-Hotline Hilfestellung. Telefonisch, per Fax oder per E-Mail ist 1) Zum Soll gestellte Beträge resultieren aus Steuerfestsetzungen, Steueranmeldungen usw. die durch das ELSTER-Entwicklungsteam geschulte Hotline täglich bis 22:00 Uhr erreichbar. Effiziente Kommunikation mit Kommunen und Verbänden Neben den genannten Diensten für Steuerbürger, Berater und Arbeitgeber bietet ELSTER ebenso zeit- und kostensparende Verfahren für die Kommunikation zwischen der Finanzverwaltung und Städten, Gemeinden, Landkreisen, Kammern und Verbänden. Web-basierte Transferkomponenten ersetzen dabei den althergebrachten Datenaustausch mittels Disketten, Magnetbandkassetten oder Papierformularen und sorgen damit für effizientere Arbeitsprozesse. Beispielsweise können die Kfz-Zulassungsstellen der Kommunen und Landkreise die Zulassungsdaten seit Anfang 2000 online an die Steuerverwaltung übermitteln – ein Angebot, das inzwischen fast alle Gemeinden nutzen. Zwar nur einmal im Monat, dafür aber mit einem hohen Datenvolumen rufen die Industrie- und Handelskammern (IHK) als auch die Handwerkskammern (HWK) die zur Beitrags- und Gebührenerhebung erforderlichen Daten mittels ELSTER bei den Finanzbehörden ab. Dem Steuersünder auf der Spur Außer der Bereitstellung von Verfahren für die Übermittlung von Steuererklärungen und sonstigen für das Besteuerungsverfahren erforderlichen Daten ist mehr denn je die Ermittlung risikorelevanter Fälle zur Eindämmung des Steuerbetrugs eine zentrale Aufgabe der Finanzverwaltung. Im Rahmen eines modularen und stufenweise einsetzbaren EDV-Risiko-Managementsystems realisierte ELSTER deshalb eine länderübergreifende Online-Datenabfrage für LUNA. Auf deren Basis können die Länder seit Anfang 2005 in einem Umfang und mit einer Geschwindigkeit, die bisher nicht denkbar 5 6 Vereinfachte Darstellung der Infrastruktur von ELSTER waren, erstmalig online bundesweite Namensabfragen durchführen und damit ihren vom Bundesrechnungshof eingeforderten Aufgaben zur Ermittlung risikobehafteter Fälle effizient und vollständig nachkommen. Sichere und flexible Infrastruktur Als produktives Verfahren in einer heterogenen und ständigen Veränderungen unterliegenden Umgebung muss ELSTER den reibungslosen Ablauf des täglichen Betriebs gewährleisten. Dabei sind nicht nur hohe Sicherheitsanforderungen, sondern auch eine ständige Verfügbarkeit der Systeme zwingend erforderlich. Um eine zuverlässige Datenübertragung zu ermöglichen und flexibel auf die diversen Anforderungen reagieren zu können, beinhaltet die Infrastruktur von ELSTER drei verschiedene Systemebenen: die Client-Software beim externen Anwender, die Umsetzungssoftware (Adapter) in den Rechenzentren der Finanzverwaltung sowie dazwischen die so genannte Clearingstelle. Als zentrale Schaltstelle der ELSTER-Infrastruktur sorgt diese für die sichere Datenübertragung und die Authentifizierungsprüfung bei einem eigenen Trustcenter und momentan sieben unabhängigen Trustcentern. Maximale Sicherheit gewährleistet ein ausgefeilter Übertragungsmechanismus. So müssen die externen Anwender die Daten stets aktiv an die dazwischen geschaltete Clearingstelle senden beziehungsweise von dort abholen, was einen unbemerkten Datentransfer zum Anwender oder ins Rechenzentrum ausschließt. Die Rechenzentren werden aus der Clearingstelle automatisch mit Daten versorgt. Aus Gründen der Lastverteilung und Backup befindet sich eine Clearingstelle in München und eine in Düsseldorf. Beide Clearingstellen sind ELSTER – der Weg zu einer bürgerfreundlichen und dienstleistungsorientierten Steuerverwaltung durch das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnologie (BSI) nach ISO 27001 zertifiziert. Für die Einführung der elektronischen Steuererklärung wurde ursprünglich eine Windows-basierte Client/ Server-Architektur geschaffen. Auf deren Grundlage können die Anwender über das Internet und die Rechenzentren der Finanzverwaltung per Intranet mit den Clearingstellen in Bayern und Nordrhein-Westfalen kommunizieren. Da diese proprietäre Architektur allerdings die Verwendung anderer Betriebssysteme für die elektronische Steuererklärung ausschließt und jährlich erheblichen Programmieraufwand bei der Aktualisierung des Programmcodes für die Steuersoftware bedeutet, implementierte die Steuerverwaltung Mitte 2002 eine plattformunabhängige Infrastruktur auf Basis moderner Java-Technologie. Ebenso wurden die Länderrechenzentren im Zuge der Modernisierung online über das verwaltungseigene DOI-Netz an die Clearingstellen angebunden. Die Java-Architektur bildet die Grundlage für neue Web-basierte Dienstleistungen wie die elektronische Authentifizierung oder die elektronische Lohnsteuerkarte und damit den Startschuss für den zukünftig vollständig elektronischen Datenaustausch sowohl innerhalb der einzelnen Steuerverwaltungen als auch zwischen den Finanzbehörden und externen Kommunikationspartnern. Der Erfolg spricht für sich Bereits heute gehört ELSTER zu den wichtigsten und erfolgreichsten eGovernment-Projekten in Deutschland. Etwa 400 Softwarehersteller, darunter alle marktrelevanten Firmen, haben ELSTER in ihre Steuerprogramme eingebunden. Seit 1999 wurden über 35 Millionen Einkommensteuererklärungen übermittelt, knapp 16 Millionen Bescheide elektronisch zur Verfügung ge- stellt, 310 Millionen Steueranmeldungen und 250 Millionen Lohnsteuerbescheinigungen übertragen, um nur einige der Erfolge zu nennen. Außerdem verfügt die Steuerverwaltung mit den Clearingstellen über die einzigen bundesweit im Betrieb stehenden Einrichtungen für übergreifende elektronische Geschäftsprozesse im Sinne eines eGovernments. Seit Beginn von ELSTER waren die Clearingstellen permanent ohne Unterbrechung verfügbar. Sowohl die bisher erreichten Zahlen als auch nationale wie internationale Auszeichnungen unterstreichen das hohe Renommee, das ELSTER in der Öffentlichkeit genießt. Bereits im Oktober 1999 erreichte das Projekt die Endausscheidung des vom European Forum for E-Business und dem TeleTrust Deutschland e.V. veranstalteten Innovationswettbewerbs „ISSE – Information Security Solutions Europe“. Im Rahmen des Wettbewerbs „Innovative Verwaltung 2000 – Bürgerorientierung im Freistaat Bayern“ gehörte ELSTER unter 108 Bewerbern zu den Preisträgern, ebenso wurde das Projekt anlässlich der ISSE Expertenkonferenz in Wien für die Integration der digitalen Signatur mit dem TeleTrust-Innovationspreis 2003 ausgezeichnet. Für die Verantwortlichen bei der Steuerverwaltung jedoch kein Grund, sich auf ihren Lorbeeren auszuruhen. So wird das Angebot stetig ausgebaut und weiterentwickelt, um das erklärte Ziel eines personalisierten Online-Steuersystems für eine individuelle, vollständig papierlose und sichere Kommunikation zwischen Bürgern, Unternehmen, Kommunen, Verbänden und Finanzbehörden Wirklichkeit werden zu lassen. Das Projekt ELSTER ist Mitglied der Forum on Tax Administration Taxpayer Services Subgroup der OECD. 7 8 Meilensteine – die Erfolgsgeschichte von ELSTER im Überblick 1996 Die Referatsleiter Automation (Steuer) der obersten Finanzbehörden des Bundes und der Länder beauftragen eine interne Arbeitsgruppe, die Voraussetzungen für eine elektronische Steuererklärung zu untersuchen. 1996 bis 1997 Unter der Leitung der Arbeitsgruppe entwickelt die Oberfinanzdirektion München auf Basis einer Windows-basierten Client/Server-Architektur ein modulares Softwarekonzept zur Datenübermittlung über eine zentrale Kommunikationsstelle. Oktober 1997 Auslieferung der ersten ELSTER-Clientsoftware an zwölf Anbieter von Steuererklärungsprogrammen, darunter die DATEV e.G., die Lohnsteuerhilfe Bayern e.V. und Steuersoft Saarlouis. Januar 1999 Offizielle Einführung von ELSTER als Verfahren zur elektronischen Übermittlung von Einkommensteuererklärungen. Januar 2000 bis Juni 2001 Kontinuierliche Erweiterung des Angebots um Lohnsteuer-Anmeldungen, Umsatzsteuer-Voranmeldungen und -erklärungen, Gewerbesteuererklärungen sowie die Erklärung zur Zerlegung des Gewerbesteuermessbetrags. seit Anfang 2000 Einführung individueller Dienste für Städte, Gemeinden, Landkreise, Kammern und Verbände zur elektronischen Übermittlung von Kfz-Zulassungsdaten, Sterbedaten, Mitteilungen nach § 45 des EStG, Haushaltskassendaten etc. an die Finanzverwaltung. Anfang 2001 Abrufmöglichkeit von elektronischen Bescheiddaten und damit erstmalig die Gelegenheit eines automatisierten Bescheiddatenabgleichs. Einführung des kostenfreien Steuerprogramms ElsterFormular entwickelt von der OFD Erfurt. Juli 2002 Pilotbeginn der neuen plattformunabhängigen Architektur auf Basis moderner Java-Technologie in ausgewählten Bundesländern sowie Einführung der elektronischen Signatur, wodurch die eigenhändige Unterschrift und damit der aus rechtlichen Gründen erforderliche Ausdruck der Steuererklärung entfällt. Mitte 2003 Planung einer standardisierten elektronischen Übermittlung aller gängigen oder aufgrund rechtlicher Vorschriften verpflichtend einzureichenden Belege. Januar 2004 Bundesweiter Pilotbeginn der vom RZF Düsseldorf realisierten elektronischen Übermittlung der Lohnsteuerbescheinigungen. Die Pilotierung erfolgt mit Partnern aus der freien Wirtschaft und der öffentlichen Verwaltung. Beginn der Planung eines integrierten, personalisierten Web-Portals, über das die Steuerbürger und -berater nach einmaliger Registrierung sämtliche Vorgänge gegenüber der Finanzverwaltung online durchführen können. März 2004 Pilotbeginn der elektronischen Steuerkontoabfrage für Steuerbürger und -berater in Hessen, realisiert von der OFD Frankfurt. Implementierung einer länderübergreifenden Online-Datenabfrage für die Ermittlung risikobehafteter Fälle zur Bekämpfung des Steuerbetrugs. September 2005 Offizielle Eröffnung des ElsterOnline-Portals. Einführung von ELSTER-Basis, ELSTER-Plus und ELSTER-Spezial zur freiwilligen Authentifizierung ELSTER – der Weg zu einer bürgerfreundlichen und dienstleistungsorientierten Steuerverwaltung Ende 2006 Das BZStOnline-Portal des Bundeszentralamtes für Steuern (BZSt), Schwesterportal des ElsterOnline-Portals, steht zur Verfügung. Damit ist es möglich Meldungen nach der EU-Zinsrichtlinie, Anträge auf Umsatzsteuervergütung, Zusammenfassende Meldungen (ZM), Sammelanträge auf Erstattung von Kapitalertragsteuer und Mitteilungen über tatsächlich freigestellte Kapitalerträge elektronisch zu übermitteln. Mitte/Ende 2008 BSI zertifiziert ELSTER. Ein ISO 27001-Zertifikat auf der Basis der IT-Grundschutz-Kataloge des Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) dokumentiert die erfolgreiche Umsetzung von Informationssicherheit nach internationalen Normen. September 2008 Das BZStOnline-Portal erreicht im BIK BITV-Test (Projekt des deutschen Bundesministeriums für Arbeit und Soziales, um Webangebote für behinderte Menschen besser zugänglich zu machen) 99 von 100 Punkte (sehr gut zugänglich) November 2008 Die ELSTER-Programmbibliothek „ERiC“ ist erstmalig auch für Linux verfügbar Anfang 2009 Erweiterung des Angebots im ElsterOnline-Portal um Kapitalertragsteuer-Anmeldung nach EStG Mitte 2009 Der Zoll nutzt ELSTER-Zertifikate für die elektronische Übermittlung der Internet-Ausfuhranmeldung-Plus (IAA) Anfang 2010 Erweiterung des Angebots im ElsterOnline-Portal um Kapitalertragsteuer-Anmeldung nach InvStG April 2010 ElsterOnline-Portal wird um Formulare für den §50a EStG (Anmeldung über den Steuerabzug bei Vergütungen an beschränkt Steuerpflichtige) ergänzt Pilotbeginn: Das ElsterOnline-Portal bietet die Möglichkeit elektronisch Einspruch gegen bestimmte Verwaltungsakte einiger Länder zu erheben. Der Zoll nutzt ELSTER-Zertifikate für die Internet-EMCS-Anwendung (IEA) Screenshot: IAA-Plus Startseite Screenshot: IEA Anmeldung 9 10 Plattformunabhängig und praktisch von jedem Ort: Meine Steuererklärung mach’ ich einfach online – Sicher und anwenderfreundlich. ELSTER im Detail – Produkte und Infrastruktur Das breite Dienstleistungsangebot von ELSTER basiert auf einer Vielzahl aufeinander abgestimmter Komponenten, die tagtäglich für eine reibungslose Kommunikation zwischen Steuerbürgern, Unternehmen, Öffentlicher Verwaltung und den Finanzbehörden sorgen. Die von der Steuerverwaltung entwickelten Technologien reichen dabei von der Steuererklärungssoftware ElsterFormular über Programmmodule zur Integration in kommerzielle oder frei verfügbare Steuerprogramme bis hin zum ElsterOnline-Portal und der von ELSTER betriebenen Infrastruktur, die als Drahtzieher im Hintergrund die gesamte Datenübertragung regelt. ElsterFormular – der Klassiker im Portfolio Über das 2001 eingeführte Steuererklärungsprogramm ElsterFormular müssen eigentlich nicht mehr viele Worte verloren werden. Kaum jemand, der die Software nicht kennt – haben seither mit deren Hilfe doch Millionen von Steuererklärungen und -anmeldungen den Weg in die Finanzämter Deutschlands gefunden. Mit ElsterFormular wird dem Wunsch vieler Bürger nach einem kostenlosen Steuererklärungsprogramm der Verwaltung Rechnung getragen. Mehr als 3 Millionen Anwender nutzen diese Software jedes Jahr. Über eine leicht zu bedienende grafische Oberfläche lassen sich Einkommen-, Umsatz- und Gewerbesteuererklärungen sowie Umsatzsteuer-Voranmeldung, Lohnsteuer-Anmeldungen und Lohnsteuerbescheinigungen erstellen und anschließend – gegebenenfalls elektronisch authentifiziert – über das Internet direkt an den zuständigen Sachbearbeiter im Finanzamt übermitteln. Die Daten werden dabei auf logische Stimmigkeit geprüft, so dass etwaige Plausibilitätsfehler bereits vor der Übertragung ausgeschlossen werden können. Integrierte Anleitungen unterstützen die Bürger und Unternehmen Oberflächen für die Benutzer von ElsterFormular beim Ausfüllen ihrer Steuererklärungen. ElsterFormular ist als Download über das Internet (www.elsterformular. de) und als CD bei den Finanzämtern erhältlich. ElsterFT – effizienter Datentransfer für eine individuelle Kommunikation Um bei der Kommunikation mit Kommunen und anderen Institutionen der Öffentlichen Verwaltung einen Datenaustausch mittels Disketten, Magnetbandkassetten oder Papierformularen zu umgehen, entwickelte die Steuerverwaltung den ElsterFileTransfer (ElsterFT). Mit der überwiegend plattformunabhängig einsetzbaren Software lassen sich beliebige Dateien zwischen externen Partnern und der Finanzverwaltung elektronisch übermitteln. Städte, Gemeinden, Universitäten, Landschaftsverbände etc. profitieren dadurch von einem zeit- und kostensparenden Transfer von Kfz-Zulassungsdaten, Gewerbe- und Grundsteuermessbeträgen, Sterbedaten oder Haushaltskassendaten. Um den Ein- ELSTER im Detail – Produkte und Infrastruktur Sicherheitsstick für ELSTER – ein Computer im Kleinformat satz von ElsterFT im Bereich der Öffentlichen Verwaltung weiter auszubauen, wird die Steuerverwaltung die Software auch unter Linux zur Verfügung stellen. ElsterLohn – der Türöffner zur papierlosen Steuerverwaltung Als zentrale Urkunde im Lohnsteuerabzugsverfahren besitzt die Lohnsteuerkarte eine besondere Bedeutung. Sie dokumentiert sowohl die für die Berechnung der Lohnsteuer notwendigen Besteuerungsmerkmale als auch den durch den Arbeitgeber ausgezahlten Lohn nebst abgeführten Steuern und Beiträgen. Ohne einen adäquaten elektronischen Ersatz der Lohnsteuerkarte ist eine papierlose Steuerverwaltung nicht realisierbar. Das momentane Verfahren der elektronischen Lohnsteuerbescheinigung (ElsterLohn I) stellt dafür die ersten Weichen. Die Software-Anbieter oder auch die Arbeitgeber können die Programmkomponente in ihre Buchhaltungssoftware integrieren oder mit ElsterFormular und dem ElsterOnline-Portal die auf der Rückseite der Lohnsteuerkarte befindlichen Lohnsteuerbescheinigungsdaten über das Internet an die Finanzbehörden senden. Das seit 2005 gesetzlich vorgeschriebene elektronische Verfahren reduziert dadurch erheblich den technischen und organisatorischen Aufwand, den die Arbeitgeber bisher für die Erstellung und Übermittlung der Informationen aufbringen mussten. Herzstück von ElsterLohn ist ein bundeseinheitlicher Datenspeicher, in dem die Lohnsteuerbescheinigungen in Form einer verteilten Datenhaltung archiviert werden. Durch die Vernetzung aller Finanzämter können die über 100.000 angeschlossenen Sachbearbeiter zum ersten Mal in der Geschichte der deutschen Finanzverwaltung auf eine gemeinsame Datenbasis zugreifen. Darüber hinaus erhalten die statistischen Ämter damit erstmals aktuelle und vollständige Lohnsteuerdaten für ihre Erhebungen. Langfristig soll die bisherige Lohnsteuerkarte komplett durch ein elektronisches Datenhaltungssystem, die so genannte elektronische Lohnsteuerkarte (ElsterLohn II), ersetzt werden. ElsterSignatur – auf die Unterschrift kommt es nicht mehr an Da insbesondere Steuererklärungen eigenhändig zu unterschreiben sind, spielte die elektronische Signatur auf dem Weg zur papierlosen Steuerverwaltung eine zentrale Rolle. Die Rahmenbedingungen ihrer Nutzung werden durch das europäische Recht sowie das deutsche Signaturgesetz definiert. Die gesetzlichen Vorgaben lassen allerdings Spielräume, die allein in Deutschland zu einer Vielzahl verschiedener und inkompatibler Signaturanwendungen geführt haben. Von der Steuerverwaltung wurde mit der StDÜV (Steuerdatenübermittlungs-Verordnung) ein eigener gesetzlicher Rahmen für die elektronische Unterschrift von Steuererklärungen geschaffen. So war es zum Beispiel auch möglich die von Banken herausgegebenen Signaturkarten zu unterstützen. Mit ElsterSignatur hat die Steuerverwaltung ein universelles Signaturmodul entwickelt, das die Verwendung aller rechtlich anerkannten elektronischen Signaturen erlaubte. Die Steuerverwaltung engagierte sich im Signaturbündnis und trug aktiv dazu bei, die Kompatibilität und Verbreitung qualifizierter elektronischer Signaturen zu erhöhen. Mit Änderung der StDÜV zum 1. Januar 2006 vollzog die Steuerverwaltung aber einen weiteren großen Schritt Richtung Bürgerfreundlichkeit. Erstmals ist es möglich auf eine Unterschrift durch den Bürger komplett zu verzichten, vorausgesetzt der Datenübermittler benutzt ein geeignetes digitales Authentifizierungszertifikat. Drei Varianten stehen dem Bürger zur Wahl. ELSTER-Basis, 11 12 ein kostenloses Softzertifikat zur Speicherung auf dem Computer, ELSTER-Spezial als USB-Sicherheitsstick und unter dem Namen ELSTER-Plus die Möglichkeit alle gängigen deutschen Signaturkarten zu nutzen. Über 1 Million Bürger haben zwischenzeitlich von ELSTER ein Zertifikat erhalten. ElsterKontoabfrage – Auskünfte rund um die Uhr Um die Finanzämter von Routineanfragen zu entlasten, bietet die Steuerverwaltung mit ElsterKontoabfrage ein Online-Auskunftssystem, mit dem Steuerbürger und -berater rund um die Uhr aktuelle Informationen zu ihrem Steuerkonto über das Internet abrufen können. Nach einer Berechtigungsprüfung lassen sich im derzeitigen Verfahren Auskünfte zu offenen Forderungen, eingegangenen Zahlungen und zu den zum Soll gestellten Beträgen einholen. In weiteren Ausbaustufen sollen dann Änderungen der Stammdaten (Name, Anschrift, Bankverbindung etc.) sowie Abfragen zu MÜSt2- und Steuerbescheiddaten möglich sein. ElsterWebserver – komfortabler Download von Informationen und Programmen Aufgrund der starken Außenwirksamkeit von ELSTER erwartet der Bürger ein hohes Maß an Informationen über das Projekt und einen komfortablen Zugriff auf die notwendigen Unterlagen und Programme. Hierfür stehen mit www.elster.de, www.elsterformular.de, www.elsterft.de, www.elsterlohn.de, www.elsteronline. de sowie einem großen Downloadserver für ElsterFormular mehrere Webserver zur Verfügung. Allein über den Downloadserver werden jedes Jahr über 100 Terabyte herunter geladen. 2) MÜSt: Maschinelle Überwachung der Steuerfälle ElsterSuch – schlechte Karten für Steuersünder Mit ElsterSuch – heute besser bekannt als LUNA – bietet die Finanzverwaltung ihren Mitarbeitern erstmals eine bundesweite Online-Recherche für die Fahndung nach Umsatzsteuerbetrug. Die umfangreichen Suchfunktionen ermöglichen auf Basis einheitlicher XML-Schnittstellen erweiterte Namensabfragen, mit denen die Länder ihren vom Bundesrechnungshof eingeforderten Aufgaben zur Ermittlung risikobehafteter Fälle nun effizient und vollständig nachkommen können. ElsterSuch ist Bestandteil eines modularen und stufenweise einsetzbaren EDV-Risiko-Managementsystems, das verschiedene Pilotprojekte der Länder Bayern, MecklenburgVorpommern und Nordrhein-Westfalen vereinigt. ElsterOnline-Portal und BZSt-Online-Portal – zwei Schwestern mit Zukunft Web 2.0 ist ein Schlagwort, das für eine Reihe neuer interaktiver Elemente des Internets, speziell des World Wide Webs, verwendet wird. Der Begriff postuliert in Anlehnung an die Versionsnummern von Softwareprodukten eine neue Generation des Webs. Ähnlich revolutionär sollte man auch die Einführung des ElsterOnline-Portals Anfang 2006 sehen, stellt es doch eine völlig neue Generation des Zugangs für den Bürger zur Steuerverwaltung dar. Das ElsterOnline-Portal, das neue Web-Portal der Steuerverwaltung, ermöglicht Steuererklärenden nahezu alle steuerrelevanten Belange komfortabel und sicher über das Web abzuwickeln. Mit dem ElsterOnline-Portal und seinem Schwesterportal dem BZStOnline-Portal erhält der Bürger erstmalig die Möglichkeit plattformunabhängig und praktisch von jedem Ort der Welt seinen steuerlichen Verpflichtungen nachzukommen. Mehr als ELSTER im Detail – Produkte und Infrastruktur 1 Millionen Anwender haben einen Account im ElsterOnline-Portal. Das ElsterOnline-Portal findet man über www.elsteronline.de Für den Zugriff auf die verschiedenen Bereiche des Portals ist eine Authentisierung notwendig, um die jeweils individuelle Berechtigung feststellen zu können. Jeder Anwender wird über elektronische Zertifikate bei Eintritt ins Portal authentisiert, sensible Daten werden damit verschlüsselt. Besitzt der Anwender eine Signaturkarte so kann auch diese verwendet werden. Das ElsterOnline-Portal und das BZStOnline-Portal funktionieren mit allen gängigen Browsern und Betriebssystemen. Über automatisierte Registrierungsprozesse können Web-Dienste einer großen Zahl von Nutzern schnell und zuverlässig zur Verfügung gestellt werden. Die Authentisierung erfolgt über Public-Key-Verfahren mit unterschiedlichen Token: Software-basierte Token, Crypto-USB-Sticks und Smartcards aller namhaften deutschen Trustcenter. ELSTER wird in Zukunft – neben den bereits bestehenden elektronischen Übermittlungsmöglichkeiten für Steuererklärungen – weitere für die Besteuerung relevante Daten wie vermögenswirksame Leistungen sowie notwendige Anlagen zur Steuererklärung (Belege, Bilanzen, GuV-Rechnungen) in das Projekt einbeziehen. Durch das Portal ist die durchgehende Realisierung einer personalisierten ELSTER-Portalseite, mit deren Hilfe die Kommunikation zwischen Bürger, Unternehmen und Finanzamt individuell, papierlos und sicher auf elektronischem Wege erfolgt. Der Steuerbürger kann zukünftig beispielsweise seine elektronische Lohnsteuerkarte aufrufen und bestimmte Daten (Steuerklasse, Adresse) selbst ändern. Steuerdaten sind persönlich und sensibel. Das ElsterOnline-Portal stellt deshalb im Rahmen der Benutzerregistrierung elektronische Zertifikate aus, die für alle ELSTER-Anwendungen genutzt werden können. Screenshot: ElsterOnline-Portal, Startseite öffentlicher Bereich Screenshot: BZSt-Online-Portal, Startseite 13 14 Dieses ELSTER-Zertifikat bietet höchste Sicherheit für Bürger und Verwaltung. Neben den 9 verschiedenen Steuerformularen (u. A. Umsatzsteuer-Voranmeldung, Lohnsteuer-Anmeldung, Steuerkontenabfrage, Einsprüche, Kapitalertragsteuer-Anmeldungen, und § 50a EStG), die das Portal derzeit einschließlich einer kontextbezogenen Hilfe anbietet, werden die Benutzer durch weitere nützliche Funktionen unterstützt. Dazu gehören beispielsweise die Profile, mit deren Hilfe das Ausfüllen von Formularen beschleunigt werden kann, da die Profildaten automatisch in die Formulare eingefüllt werden. Oder die Möglichkeit begonnene Formulare als Aufgaben zu speichern, die jederzeit wieder geöffnet und fertig gestellt werden können. Auf der Startseite des privaten Bereichs befindet sich das Herzstück: das persönliche Postfach des ElsterOnline-Portals, in dem der Benutzer die Bestätigungen über die eingereichten Steuererklärungen und die Ergebnisse zu Steuerkontoabfragen erhält. Ein Blick hinter die Kulissen – die Infrastruktur von ELSTER Wenn Bürger ihre Steuererklärungen über das Internet an die Finanzämter übermitteln oder andere OnlineDienste von ELSTER nutzen, arbeitet im Hintergrund ein ausgeklügeltes System aufeinander abgestimmter IT-Komponenten. Um eine zuverlässige und sichere Datenübertragung zu gewährleisten, umfasst die zugrunde liegende Infrastruktur von ELSTER drei verschiedene Systemebenen: die Client-Software beim externen Anwender, die Umsetzungssoftware (Adapter) in den Rechenzentren der Finanzverwaltung sowie dazwischen geschaltet die Clearingstellen in München und Düsseldorf, die beide Seiten verbinden. ELSTER Phase I – Start frei für die elektronische Steuererklärung Für die Einführung von ELSTER im Jahr 1999 wurde eine Windows-basierte Client/Server-Architektur implementiert. Auf deren Grundlage können die Anwender über das Internet und die Rechenzentren der Finanzverwaltung per Breitband mit den Clearingstellen in Bayern und Nordrhein-Westfalen kommunizieren. Da auf Anwenderseite sowohl innerhalb der Verwaltung als auch extern eine Vielzahl nicht regulierter und damit äußerst unterschiedlicher Steuersoftwareprogramme existieren, entwickelte die Steuerverwaltung mit der kostenlos verfügbaren Client-Komponente ElsterTelemodul – heute unter dem neuen Namen ERiC – eine bundesweit einheitliche Schnittstelle für die elektronische Übermittlung der Steuererklärungsdaten. Die für Windows und Linux verfügbare Software, die mittlerweile in alle gängigen Steuer-, Lohn- und Finanzbuchhaltungsprogramme inklusive ElsterFormular und ElsterFT integriert ist, übernimmt die Plausibilitätsprüfung der Daten, ermöglicht den Ausdruck der komprimierten Steuererklärung und dient zur Verschlüsselung sowie Übermittlung der Informationen über das Internet. Egal welches Steuerprogramm der Bürger für die Erstellung seiner Steuererklärung verwendet, ERiC sorgt für ein hohes Datenniveau und für den identischen Aufbau aller beim Finanzamt eingereichten Formulare. Als Alternative zum elektronischen Datentransfer ließen sich in zwei Ländern im Rahmen eines Tests ab Anfang 2004 die Steuererklärungsdaten mit dem Telemodul auch gesondert als Barcode ausdrucken. Die Akzeptanz war allerdings sehr gering. Um weitere Benutzergruppen zu erschließen, wird die Software bald auch unter MacOS zur Verfügung stehen. Darüber hinaus hat die Steuerverwaltung, den Umfang der Softwareupdates redu- ELSTER im Detail – Produkte und Infrastruktur ziert und damit die Installation vereinfacht. So muss der Bürger nur noch diejenigen Komponenten auf seinem PC installieren, die er tatsächlich benötigt. Im Zuge der Modernisierung wurden ebenso alle Datenformate auf XML sowie auf standardisierte Protokolle wie https umgestellt. Die Schaltzentrale der gesamten ELSTER-Architektur befindet sich in den beiden Clearingstellen in Bayern und Nordrhein-Westfalen. Deren zentrale Aufgabe ist die hochsichere Datenübertragung zwischen der Client-Software und den Anwendungsprogrammen der Länderrechenzentren. Herzstück ist der von der Steuerverwaltung entwickelte Internet Application Server (ERiClet), der den verschlüsselten Datentransfer über ein sicheres Kommunikationsprotokoll regelt. Um unbemerkten Datentransfer zum Anwender oder in die Rechenzentren auszuschließen, müssen diese die Daten stets aktiv an die Clearingstelle senden beziehungsweise von dort abholen. Der Empfänger wird hierbei auf Wunsch automatisch per E-Mail über die Bereitstellung der Informationen informiert. Zudem verhindern spezielle Überprüfungsmechanismen, dass unzulässige Datenlieferungen bis in die Systeme der Finanzverwaltung gelangen. Integrierte Statistikprogramme ermöglichen darüber hinaus Auswertungen aller in der Clearingstelle verarbeiteten Daten. Sämtliche Informationen, die den Anwendern zur Abholung zur Verfügung gestellt werden, sind in der so genannten Austauschdatenbank gespeichert. Neben Steuerbürgern und -beratern, die hier die Daten der Steuerbescheide via Internet abholen und anschließend ohne erneute Datenerfassung maschinell auswerten können, wird diese Funktion auch von Kommunen und Kammern genutzt, um die für sie wichtigen Steuerdaten wie Gewerbeerträge bei der Finanzverwaltung elektronisch abzufragen. Die in der Austauschdatenbank archivierten Daten sind personalisiert verschlüsselt und können nach entsprechender Authentifizierung des jeweiligen Anwenders über ERiC herunter geladen und entschlüsselt werden. Die dritte Ebene der ELSTER-Architektur umfasst die Landesrechenzentren mit ihren unterschiedlichen Legacy-Anwendungen für die Steuerberechnung sowie jeweils einem Kommunikationsserver, der die Abholung der für das Land bestimmten Daten, deren Entschlüsselung und den Weitertransport an die bestehenden Host-Systeme steuert. Eine zentrale Komponente der Rechenzentren ist das so genannte ELSTER Control Center (ECC). Hand in Hand damit arbeitet das HostProgramm UMELST. Die Umsetzungssoftware dient unter anderem zur Konvertierung der von der Clearingstelle übermittelten Daten in Formate, die von den verschiedenen Host-Anwendungen der Rechenzentren weiterverarbeitet werden können, und umgekehrt. Darüber hinaus lassen sich mit der Software bestimmte Arbeitsprozesse wie automatische Kennzahlenbildung oder die Unterstützung bei der Entscheidungsfindung bereits vor der Bearbeitung durch den Sachbearbeiter maschinell lösen. ELSTER Phase II – neue Java-basierte Architektur für eine papierlose Kommunikation Um unter anderem neue Web-basierte Dienstleistungen wie beispielsweise die elektronische Signatur oder die Steuerkontoabfrage realisieren zu können, implementierte die Steuerverwaltung Mitte 2002 eine neue dreischichtige Architektur auf Basis moderner JavaTechnologie. Im Unterschied zum Windows- bzw. Linux-basierten ERiC lässt sich die Client-Komponente COALA auf je- 15 16 dem Betriebssystem einsetzen. Die kostenlos verfügbare Software, die derzeit in die gängigen Lohnbuchhaltungsprogramme wie DATEV oder SAP integriert wird, übernimmt die Validierung, Verschlüsselung und Übermittlung der Daten über das Internet. Zusätzlich stellt das Java-basierte Modul Funktionen für die elektronische Authentifizierung zur Verfügung. Da ERiC aber deutlich mehr Funktionalität bietet wird mit Verfügbarkeit von ERiC auch für MacOS COALA mittelfristig abgelöst. Auch bei ELSTER Phase II sorgen die Clearingstellen als Schaltzentrale der Architektur mit derzeit dutzenden Java-Applikationsservern für eine sichere und effiziente Übertragung der Daten. Darüber hinaus sind sie für die Authentifizierungsprüfung bei momentan acht unabhängigen Trustcentern verantwortlich. Eigens hierfür entwickelte Enterprise JavaBeans nach dem J2EE-Standard übernehmen diese und andere Aufgaben. Dazu gehören beispielsweise die Weiterleitung der XML-Steuererklärungsdaten an das zuständige Finanzamt, die Plausibilitätsprüfung oder die Ver- und Entschlüsselung auf Basis modernster Kodierungsverfahren. Jeder Datensatz, der das System passiert, wird mit dem Eingangsdatum sowie einem eindeutigen Transferticket versehen und in der so genannten Verweisdatenbank registriert, geprüft und bereitgestellt. Auf diese Weise lässt sich der Verlauf eines Falles jederzeit durch das gesamte System lückenlos nachvollziehen. Daten können dadurch erstmals bundesweit gesucht und gegebenenfalls elektronisch weitergeleitet werden. Mit Hilfe des so genannten WIESEL-Servers, der alle erforderlichen Authentifizierungsfunktionalitäten vereint, wird anschließend in Abhängigkeit der jeweils genutzten Dienste und der daraus resultierenden Sicherheitsanforderungen entschieden, welche Art der Authentifizierungsprüfung durchzuführen ist. Während die Bürger und Unternehmen wie in ELSTER Phase I über das Internet mit den Clearingstellen kommunizieren, sind die Landesrechenzentren nun online mittels großer hochtechnisierter Kommunikationsserver über die Deutschland Online Infrastruktur DOI an die Schaltzentralen angebunden. Um beispielsweise für die Steuerkontoabfrage eine direkte Verbindung der homogenen Java-Welt mit der über Jahrzehnte hinweg gewachsenen und deshalb äußerst heterogenen System- und Anwendungslandschaft der Länder zu realisieren, musste ein einheitlicher Zugriff auf die untereinander inkompatiblen Dialoganwendungen und Transaktionsmonitore der in den Rechenzentren eingesetzten Großrechnersysteme geschaffen werden. ELSTER entwickelte hierfür die so genannten Länderadapter. Diese Komponenten sind in der Lage, mit allen Mainframe- und UNIX-Betriebssystemen und Kommunikationsprotokollen zu arbeiten und die dort vorhandenen Schnittstellen zu adaptieren. Codeänderungen an den bestehenden Host-Systemen sind hierbei nicht erforderlich. Eine weitere wichtige Komponente ist der bundeseinheitliche virtuelle Datenspeicher, der unter anderem mit Hilfe der Clearingstelle und der Verweisdatenbank die steuerrelevanten Daten entgegennimmt, speichert und verteilt. Dieser so genannte eSpeicher kann beliebige Daten verarbeiten. Beispielsweise sind heute schon die Übermittlung von Rentenbezugsmitteilungen und Krankenversicherungsbeiträgen über dieses Verfahren integriert. ElsterBasis – Datensicherheit ohne Kompromisse Um sowohl das Steuergeheimnis zu bewahren als auch die Integrität der Daten sicherzustellen, müssen die Informationen bei der Übertragung über öffentliche Netze absolut zuverlässig geschützt werden. ELSTER im Detail – Produkte und Infrastruktur ElsterBasis stellt hierfür die erforderliche Sicherheitsinfrastruktur zur Verfügung. Ausgefeilte Verschlüsselungsverfahren, die dem neuesten Stand der Technik entsprechen, verhindern Hackerangriffe beim Datentransfer über das Internet. Ein eigenes virtuelles Netzwerk schützt die ELSTER-Systeme vor unerlaubten Zugriffen anderer Behörden aus dem verwaltungsinternen Netzwerk DOI. Für die Integrität der bei ELSTER verarbeiteten und übertragenen Daten sorgen zum einen die Integritätsmechanismen der Verschlüsselungsverfahren und zum anderen eine umfassende Qualitätssicherung der eingesetzten Software. Bei ELSTER-Verfahren, die eine Identifikation des Absenders oder Antragstellers erfordern, wird die Authentizität durch eine elektronische Authentifizierung sichergestellt. Die Leistungen von ELSTER werden in einer nach ISO 27001 auf Basis der IT-Grundschutz-Kataloge des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik zertifizierten eigenen IT-Infrastruktur erbracht. Mit der Zertifizierung soll sowohl dokumentiert werden, dass für diese, vom Bayerischen Landesamt für Steuern und dem Rechenzentrum der Finanzverwaltung des Landes Nordrhein-Westfalen zur Verfügung gestellten Dienste, der IT-Grundschutz nach ISO 27001 vollständig implementiert wurde und dass die Auseinandersetzung mit IT-Sicherheitsthemen ein essentieller Bestandteil der Ziele der Finanzverwaltung ist. Außer den hohen Sicherheitsansprüchen muss ebenso eine hohe Verfügbarkeit der Daten gewährleistet sein. Aus diesem Grund sind alle von ELSTER bereitgestellten Systeme, Komponenten und Netzverbindungen hochgradig redundant ausgelegt. Der Ausfall eines einzelnen Rechnersystems, selbst einer ganzen Clearingstelle führt deshalb nicht zu einer Störung der von ELSTER angebotenen Dienste. ElsterDatenhaltung – Hochverfügbarkeit garantiert Neben der Redundanz aller Systemkomponenten sorgt eine optimierte Datenhaltung für 100-prozentige Verfügbarkeit. Dafür verantwortlich ist die ElsterDatenhaltung, die alle für ELSTER benötigten Daten speichert, archiviert, verwaltet und bei Bedarf zur Verfügung stellt. Hierzu zählen nicht nur die vielen unterschiedlichen Nutzdaten, die täglich das ELSTER-System passieren, sondern auch Millionen Workflow-Daten und andere interne Informationen. Die modulare Bauweise, das einheitliche Design, der weitgehend automatisierte Ablauf sowie die zentrale Administration aller Datenbanken gewährleisten zwar ein Höchstmaß an Sicherheit, Performance und Flexibilität, gelangen aber inzwischen an ihre Grenzen. ELSTER implementiert daher derzeit ein hochskalierbares neues Workflow-Controlling auf Basis von Hadoop. Anforderungen an eine effiziente und anwenderfreundliche Systementwicklung in der Zukunft Kontinuität ist unabdingbar: Auch wenn die Entwicklung von ELSTER in die Zukunft gerichtet ist und sich intensiv mit neuen Technologien auseinandersetzt, so ist dennoch eine gewisse Beständigkeit gegenüber den Partnern erforderlich. Die von ELSTER realisierten Softwarekomponenten wurden in alle gängigen Steueroder Finanzbuchhaltungsprogramme integriert und in der Vergangenheit für millionenfache Datenübertragungen genutzt. Der Anwender hat damit umzugehen gelernt und sie akzeptiert. Die etablierten Softwarekomponenten müssen deshalb langfristig gepflegt und weiterentwickelt oder zumindest schmerzfrei auf neue Verfahren umgestellt werden. 17 18 Kompatibilität unterstützt die Akzeptanz: Eine weitgehende Verwendung weltweit genutzter Standards wie Java, PDF (Portable Document Format) oder XML (eXtensible Markup Language) verringert den Umfang der für ELSTER zu installierenden Software, vermeidet Programmabstürze und erhöht damit die Akzeptanz beim Anwender. Darüber hinaus erleichtert der Einsatz dieser Technologien, weitere eGovernment- beziehungsweise eBusiness-Anwendungen zu integrieren. Portallösung sichert Zukunftssicherheit: In der Öffentlichen Verwaltung zeichnet sich international der Web 2.0 Trend ab, die gesamte Kommunikation über Portale zu realisieren. Diese Art der Dienstleistung scheint nicht nur die Anforderungen und Bedürfnisse der Anwender optimal zu erfüllen, sondern auch Interaktive Webanwendungen, ein Merkmal von Web 2.0: Mit dem immer freundlichen Roboter ELIAS, dem virtuellen Hilfe- und Informationsassistenten von ELSTER wird es Realität. Probleme durch inkompatible Betriebssysteme oder Schwierigkeiten der Softwareinstallation zu beseitigen. So ist es durchaus denkbar, dass der Bürger in der Zukunft an jedem Ort der Welt ohne spezielle Hard- und Software alle Vorteile von ELSTER nutzen kann. Zentraler Datenpool sorgt für umfassenden Informationsaustausch: Mehr denn je können die heutigen Finanzämter ihren Auftrag nur erfüllen, wenn ihnen ausreichend Daten über die Besteuerungsvorgänge zur Verfügung stehen. Der dazu erforderliche finanzamtübergreifende Informationsaustausch lässt sich nur durch einen zentralen Datenpool sicherstellen. Darüber hinaus können damit Dienste wie zum Beispiel die elektronische Lohnsteuerkarte oder vorausgefüllte Steuererklärungen realisiert werden. Zugriff auf den Datenpool erhalten außer der Finanzverwaltung auch der Steuerbürger und sein Berater. Für bestimmte Daten kann ebenso Dritten wie zum Beispiel dem Arbeitgeber eine Zugriffsberechtigung eingeräumt werden. Nach Auffassung des Bundesrechnungshofes sollen neben dem finanzamtübergreifenden Informationsaustausch auch verstärkt technische Möglichkeiten zur Absicherung genutzt werden. Dazu gehören beispielsweise die digitale Authentifizierung oder die Einrichtung eines automatisierten Rückkoppelungsverfahrens, durch das die veranlassende Stelle Kenntnis über den Stand der Informationsverwertung erhält. Die bis dato realisierten Projekte wie die neue Java-basierte Infrastruktur, die elektronische Authentifizierung, das ElsterOnline-Portal oder die elektronische Lohnsteuerbescheinigung zeigen, dass ELSTER hier den richtigen Weg eingeschlagen hat. Die nächsten Schritte, die diese Forderungen konsequent weiter umsetzen, sind bereits in Planung. ELSTER – die Vision Unsere ELSTER-Vision: Sichere, papierlose und individuelle Kommunikation zwischen Bürger, Unternehmen und Finanzamt. ELSTER – die Vision Das große Ziel von ELSTER ist die durchgehende Realisierung eines personalisierten Web-Portals, mit dessen Hilfe die Kommunikation zwischen Bürger, Unternehmen und Finanzamt individuell, papierlos und sicher auf elektronischem Wege erfolgt. Welche enormen Vorteile das geplante Online-Steuersystem mit sich bringt, lässt sich mit einem Blick in die Zukunft eindrucksvoll veranschaulichen. Begleiten Sie uns dazu auf eine Reise mit dem Bilanzbuchhalter eines international tätigen Unternehmens, der sich momentan geschäftlich in London befindet. Reise in die Zukunft „...Meetingpause ... zwei Stunden Zeit, um in der Hotellobby schnell meine E-Mails zu checken ... klasse, Renate hat trotz des langen Erziehungsurlaubs den Job in der Werbeagentur bekommen ... schon in zwei Wochen soll sie dort anfangen! ... zum Glück hat ihr neuer Chef ihre Lohnsteuerkarte über www.elsteronline.de mit wenigen Klicks elektronisch zur Verfügung ... dann ändere ich auch gleich noch schnell meine Lohnsteuerklasse ... erledigt ... aber wie ist das jetzt mit meinem Arbeitgeber? ... kein Problem, die Benachrichtigung über die neuen Besteuerungsgrundlagen erfolgt ja automatisch, super ... und um unsere Einkommensteuererklärung, für die nächste Woche die Frist abläuft, kümmere ich mich dann am Wochenende. Zwar kommen einige Freunde zu Besuch, aber ich brauche ja nur ein paar Minuten ... die Lohnsteuerbescheinigung und die Einkünfte aus unserer Beteiligung an der Kommanditgesellschaft der Schwiegereltern sind im ElsterOnline-Portal ja automatisch berücksichtigt. Die vorausgefüllte Steuererklärung muss ich ja nur noch ergänzen. Unsere elektronischen Spendenbescheinigungen und die Daten aus der elektronischen Kapitalaufstellung der Bank kann ich mit einem Knopfdruck übernehmen ... dann einfach bestätigen und über das Portal ans Finanzamt schicken – fertig ist unsere private Einkommensteuererklärung.“ „... jetzt nur noch die Bilanz, die der Finanzvorstand der Firma bis Ende der Woche für den Börsengang in New York benötigt ... ach ja und die Bank braucht sie ja auch noch für den Kredit ... schnell ins Unternehmensintranet einloggen und mit ein paar Mausklicks die entsprechenden Handelsbilanzen erstellen lassen ... tolle Sache, diese eXtensible Business Reporting Language (XBRL) ... fertig, auch die Steuerbilanz für das Finanzamt. Jetzt noch schnell die Mail an den Chef, dass er die Steuerbilanz nur noch über das ElsterOnline-Portal an die Finanzverwaltung schicken muss ... das schönste ist ja, dass sich gesonderte Erklärungen zur Körperschaft- beziehungsweise Gewerbesteuer erübrigen, alle für das Besteuerungsverfahren erforderlichen Angaben können ja der XBRL-Steuerbilanz entnommen werden ... am besten ich schreibe ihm auch gleich, dass er dabei darauf hinweisen soll, dass die zu erwartenden Erstattungsbeträge mit der in Kürze fälligen betrieblichen Kraftfahrzeugsteuer verrechnet werden sollen ... geschafft ... Oh, was ist das? ... die elektronische Kapitalertragsteuerbescheinigungen der Firma vom letzten Jahr! ... die schicke ich auch noch schnell per Mail an unseren Firmensteuerberater ... die müssen unbedingt noch in die Steuererklärung mit rein ... O.K. ... wie viel Uhr haben wir jetzt? ... Wunderbar, noch Zeit für einen gemütlichen Kaffee bevor das Meeting weitergeht.“ ... oh, da kommt gerade noch eine Mail rein, vom Finanzamt! Unglaublich wenige Minuten nach der Übermittlung der Daten habe ich bereits einen Steuerbescheid und das Guthaben ist auch schon angewiesen! Früher hat das ewig gedauert. Dass das so schnell ging, liegt wohl an den automatischen Risikomanagementsystemen, die von den Finanzämtern eingesetzt 19 20 werden. Da zahlt es sich aus, dass ich immer ehrlich gegenüber dem Finanzamt war“. Ortswechsel: Frankfurt, die von der Firma beauftragte Steuerkanzlei. Auf dem Bildschirm des Steuerberaters poppt die Mail des Bilanzbuchhalters auf. „ ... das erledige ich gleich ... melde mich einfach mit dem Account meiner Steuerkanzlei im ElsterOnline-Portal an ... perfekt die Steuererklärung ist ja schon von meinem Mitarbeiter vorbereitet, brauche ich nur noch aufzurufen ... die Kapitalertragsteuerbescheinigungen schnell per Knopfdruck in die Steuererklärung übernehmen ... Moment, das kann doch nicht wahr sein ... schon wieder hat mein Assistent vergessen die 20 Prozent nichtabziehbaren Bewirtungsaufwendungen einzutragen! ... kein Problem ... korrigiere ich eben ... aber morgen werde ich mal ein ernstes Wort mit ihm reden ...“ Auch wenn die beschriebenen Anwendungsszenarien noch nicht der Realität entsprechen, so handelt es sich dabei keineswegs um bloße Science Fiction. Momentan sind bereits konkrete Projekte in Planung, durch die Steuerbürger, -berater und Unternehmen bald schon in den Genuss der skizzierten Vorteile kommen können. ElsterOnline – der Traum von einer völlig elektronischen Steuerverwaltung Der Steuerbürger erwartet von einer dienstleistungsorientierten Behörde einen einfachen und plattformunabhängigen Zugang zu dem Leistungsangebot – rund um die Uhr, personalisiert und ohne aufwändige Softwareinstallation beziehungsweise Updates. Er möchte sich für die verschiedenen Dienste nur einmal registrieren und legt gesteigerten Wert auf Datenschutz. Selbstverständlich sollte das Angebot im Zeitalter der Globalisierung auch in mehreren Sprachen zur Verfügung stehen. Aus Sicht der Verwaltung müssen die IT-Systeme einen kostengünstigen Kommunikationskanal zu den Bürgern und Unternehmen eröffnen, ihre Mitarbeiter von Routineaufgaben entlasten und den Aufwand für die Datenerfassung reduzieren. Die Entwicklung der einzelnen Dienstleistungen erfolgt unabhängig voneinander, eine Personalisierung ist nicht möglich. Die Implementierung neuer Angebote erfordert viel Zeit und hohen Arbeitsaufwand. Um diese Defizite zu beseitigen und dem von Bund und Ländern verfolgten Ziel einer bürgerfreundlichen und effizienten Finanzbehörde noch einen Schritt näher zu kommen, hat die Steuerverwaltung das Projekt ElsterOnline ins Leben gerufen. Dabei sollen sämtliche Dienstleistungen in einem integrierten, plattformunabhängigen Web-Portal zusammengefasst werden. ElsterOnline ermöglicht den Steuerbürgern und -beratern einfache und kurze Prozesse gegenüber der Finanzverwaltung schnell und problemlos via Internet zu erledigen und das ohne umfangreiche Softwaredownloads und -installationen. So ist das Angebot über Browser und WebServices erreichbar. Neben den professionellen Formularen für Steuerberater bietet das Portal für Bürger mit weniger steuerlichem Hintergrundwissen interaktive Online-Formulare mit integrierten Hilfefunktionen. Darüber hinaus profitieren die Anwender von einer einmaligen Registrierung, einem persönlichen Benutzerprofil und Postfach sowie Funktionen zur Mandantenverwaltung. Das neue Steuersystem wurde modular entwickelt, lässt sich je nach Nutzerprofil personalisieren und ohne großen Arbeitsaufwand um ELSTER – die Vision neue Angebote erweitern. Darüber hinaus sollen über das Portal Bezahlfunktionen zur Verfügung stehen, die mittels Homebankingprogrammen verwaltet werden können. Ebenso kann der Bürger seine Bank anweisen, seine Kapitalertragsteuerbescheinigungen oder vermögenswirksamen Leistungen einfach elektronisch an sein zuständiges Finanzamt zu senden – selbstverständlich digital authentifiziert und so verschlüsselt, dass er sie jederzeit in seiner dann bereits vorausgefüllten Steuererklärung ändern kann. Das ElsterOnline-Portal, das seit Januar 2006 allen Bürgern zur Verfügung steht, nutzt die bereits für ELSTER Phase II implementierten Schnittstellen und Kommunikationskanäle. Das System besteht aus einem Portalserver, der die Webseiten im Rahmen eines Framework dynamisch zur Verfügung stellt, einer Benutzerverwaltung, die zusammen mit entsprechenden Autorisierungsservern die Zugriffssteuerung regelt, einem personalisierten Postfach, in dem das Profil des Benutzers und seine mit ELSTER übermittelten Dokumente verschlüsselt abgelegt sind, sowie einem Gateway zu den einzelnen ELSTER-Verfahren. ElsterBelege – Aufbruch zur automatisch ausgefüllten Steuererklärung Mit dem Projekt ElsterBelege ermöglicht die Steuerverwaltung eine standardisierte elektronische Übermittlung aller gängigen oder aufgrund rechtlicher Vorschriften verpflichtend einzureichenden Belege. Ebenso lassen sich mit dem voraussichtlich ab 2011 zur Verfügung stehenden Verfahren Steuerbescheinigungen der Banken, Spendenbescheinigungen oder Bescheinigungen des Versorgungsamtes in die am Markt verfügbaren Programme automatisch integrieren. Die für die elektronische Übermittlung notwendige Grundlagentechnik wurde bereits geschaffen. Sie lässt sich für den Transfer weiterer Belege, Bescheinigungen und Mitteilungen problemlos anpassen und erweitern. Darüber hinaus sind weitere Szenarien denkbar. Beispielsweise könnte der Bürger seine Bank oder andere Institutionen einfach anweisen, seine elektronischen Belege direkt an sein Finanzamt zu übermitteln. ElsterLohn II – die elektronische Lohnsteuerkarte Neben ElsterBelege ist die elektronische Lohnsteuerkarte ein weiterer wichtiger Schritt auf dem Weg zur vorausgefüllten Steuererklärung. ElsterLohn II, so der interne Projektname, soll die seit 1925 weitgehend unverändert genutzte Lohnsteuerkarte durch ein europaweit konkurrenzfähiges elektronisches System ersetzen. Damit wird nicht nur der Wechsel der Steuerklassen vereinfacht, sondern auch eine automatisierte Übernahme von Frei- beziehungsweise Hinzurechnungsbeträgen zum Beispiel aus der letztgültigen Veranlagung ermöglicht. Darüber hinaus sind automatische Mitteilungen an den Arbeitgeber bei Änderungen in den elektronisch bereitgestellten Besteuerungsgrundlagen vorgesehen. Herzstück der elektronischen Lohnsteuerkarte ist ein auf der steuerlichen Identifikationsnummer basierender bundeseinheitlicher Datenpool beim Bundeszentralamt für Steuern, in dem alle für das Lohnsteuerabzugsverfahren benötigten Daten vorgehalten werden. Aufgrund der hohen Anzahl der Beteiligten (Arbeitgeber, Arbeitnehmer, Kommunen, statistische Landesämter, Finanzverwaltung) müssen der Zugriff und die Zuordnung der Lohnsteuerdaten absolut fehlerfrei erfolgen. 21 22 Die im Jahr 2008 für Steuerbürger eingeführte Identifikationsnummer, mit der sich die Daten eindeutig einer Person zuweisen lassen, schafft hierfür die notwendige Grundvoraussetzung. Im Vergleich zur herkömmlichen Lohnsteuerkarte wird dadurch eine wesentlich höhere Verfahrenssicherheit gewährleistet, die auch für mehr Steuergerechtigkeit sorgen wird. ElsterRules – gleiche Regeln für Alle Aufgrund der vielen unterschiedlichen ELSTER-Produkte wie ElsterFormular, ElsterOnline-Portal, ERiC usw. wurden Plausibilitätsprüfungen vielfach in unterschiedlichen Programmiersprachen und durch verschiedene Entwicklungsstellen erstellt. Klar ist dass dies neben stark erhöhtem Auswand auch die Gefahr von unterschiedlichen Regeln birgt. Mit ElsterRules wurde eine Basiskomponente geschaffen die über eine Meta-Regelsprache und einen eigens hierfür entwickelten Regeleditor Programmcode für alle ELSTER-Produkte generieren kann. Eine enorme Erleichterung für die Programmierer und ein wichtiger Schritt zur Wiederverwendbarkeit von Modulen. VaSt – die vorausgefüllte Steuererklärung Das Bundesministerium der Finanzen und die obersten Finanzbehörden der Länder streben gemeinsam seit geraumer Zeit an, das Besteuerungsverfahren grundlegend zu modernisieren, insbesondere um die Qualität des Steuervollzugs zu verbessern und Bürokratiekosten für Bürger, Unternehmen, Beraterschaft und Steuerverwaltung abzubauen. Um dies zu erreichen, sollen papierbasierte Verfahrensabläufe schrittweise abgelöst und stattdessen möglichst für alle Phasen des Besteuerungsprozesses IT-basierte Verfahren entwickelt und angeboten werden. In diesem Zusammenhang soll auch eine elektronische vorausgefüllte Einkommensteuererklärung zum Einsatz kommen. Die technischen Grundlagen hierfür werden derzeit im Rahmen von ELSTER mit dem Projekt „Vorausgefüllte Steuererklärung“ geschaffen. Die vorausgefüllte Einkommensteuererklärung wird als Option im Rahmen des Serviceangebots der Steuerverwaltung ausgestaltet werden. Eine Verpflichtung für die Bürger, dieses Angebot tatsächlich in Anspruch zu nehmen, ist deshalb nicht vorgesehen. Im Übrigen muss der Steuerpflichtige die Eintragungen der Finanzverwaltung eigenverantwortlich prüfen und voraussichtlich in der Mehrzahl der Fälle auch ergänzen. Damit eine „Vorausgefüllte Steuererklärung“ bei den Bürgern auf breite Akzeptanz stößt und nennenswert zur Senkung der Bürokratiekosten beitragen kann, sollte sie ein Mindestmaß an Voreintragungen enthalten. Der heute verfügbare Datenumfang gewährleistet das nicht, da nur sog. Grundinformationen (Name, Anschrift, Bankverbindung) und Lohnsteuerbescheinigungsdaten zur Verfügung stehen. Bevor eine „Vorausgefüllte Steuererklärung“ angeboten wird, muss deshalb zunächst die Informationsbasis der Steuerverwaltung weiter verbreitert werden. Wichtige Schritte dazu wurden bereits unternommen. So wurden insbesondere die gesetzlichen Regelungen zur elektronischen Übermittlung der Daten der Rentenbezugsmitteilungen, der Bescheinigungsdaten über Lohn-/Entgeltersatzleistungen, über geleistete Altersvorsorgebeiträge, über Beiträge zur privaten und gesetzlichen Basiskranken- und Pflegepflichtversicherung sowie über Zuwendungsnachweise (Spendenbescheinigungen) geschaffen. Eine Verordnung zur Übermittlung von Bescheinigungsdaten über vermögenswirksame Leistungen ist in Vorbereitung. Resümee Resümee Da der Steuerverwaltung immer mehr elektronische Daten zu einem Steuerbürger vorliegen, soll diesem eine mit seinen Daten „vorausgefüllte“ Steuererklärung (VaSt) zur Verfügung gestellt werden. Die VaSt stellt ein unverbindliches Angebot der Steuerverwaltung dar, die ihr bereits vorliegenden Daten für die Erstellung der Steuererklärung bereitzustellen, um Steuerbürgern bzw. steuerlichen Vertretern die Datenerfassung zu ersparen bzw. zu erleichtern. Gleichzeitig kann die Steuerverwaltung den Steuerpflichtigen über bereits gespeicherte Daten im jeweiligen Steuerfall informieren. Die VaSt soll nur elektronisch und nicht auf Papier zur Verfügung gestellt werden. So wird ein weiterer Anreiz zur ELSTER-Nutzung geschaffen. Außerdem ist ein Versenden von vorausgefüllten Vordrucken hinsichtlich des Zeitpunkts des Versendens und der Menge der zu versendenden Vordrucke und des zu erwartenden immensen Aufwands nicht vorstellbar. In den vergangen 14 Jahren hat ELSTER wichtige Etappen auf dem Weg zu einer bürgerfreundlichen und effizienten Finanzverwaltung gemeistert. Die hohe Akzeptanz, die das Dienstleistungsangebot in der Öffentlichkeit genießt, bestätigt, dass die Steuerverwaltung mit dem eGovernment-Projekt die Bedürfnisse der Steuerbürger und Unternehmen trifft. Nicht ohne Grund nutzen mittlerweile auch andere Behörden, die innovativen Verfahren von ELSTER für Projekte wie zum Beispiel Zoll online 2005 oder das Bundeszentralamt für Steuern. Die bisher realisierten Erfolge sind Ansporn, die Entwicklung voranzutreiben und die Vision einer völlig elektronischen Steuerverwaltung Wirklichkeit werden zu lassen. 23