Papa steht seinen Mann
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Papa steht seinen Mann
Sven Broder LESEPROBEN Papa steht seinen Mann Von der Kunst, Vater zu sein und Mannsbild zu bleiben Beobachter-Buchverlag © 2011 Axel Springer Schweiz AG Alle Rechte vorbehalten www.beobachter.ch © Beobachter-Buchverlag 2011 Papa steht seinen Mann. Von der Kunst, Vater zu sein und Mannsbild zu bleiben LESEPROBE Inhalt Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 01 Der Mann an ihrer Seite . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 01.1 Ja sagen zum Kind .................................................... 14 01.2 Heimlich verhüten .................................................... 16 01.3 Die Pille für den Mann ist spitz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 01.4 Hodenbaden nach Zürcher Art . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 01.5 Beim Schwangerschaftstest positiv bleiben 01.6 In welcher Woche ist sie denn? 01.7 Die Beschwerden einer Schwangeren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 01.8 Frau verwöhnen in 42 Wochen 01.9 Die Geburt einleiten mit Sex und Rhizinusöl 01.10 Der Wehencocktail 01.11 Der Muttermund lügt nicht 01.12 Tuts fest weh? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34 01.13 Sich vor dem Kreisssaal drücken, .................. 21 .................................. 23 ................................... 25 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 .................................................. ........................................ 32 33 ohne das Gesicht zu verlieren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40 01.14 Wenn es mal wieder länger dauert 01.15 Die etwas andere Hausgeburt 01.16 Beauty-Tipp Käseschmiere 01.17 Ugly Kid 01.18 Neulich am Planschbecken 02 Der Mann im Haus 02.1 Jungfernfahrt mit Kinderwagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64 02.2 Papi, die Krankenschwester . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65 .............................. 41 .................................... 43 ........................................ 56 ................................................................ 57 ....................................... 59 ............................................ 62 © Beobachter-Buchverlag 2011 Papa steht seinen Mann. Von der Kunst, Vater zu sein und Mannsbild zu bleiben 02.3 Verstopfte Kinder 02.4 Wadenwickel und Co. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69 02.5 Schnäbelishow und Schneckenparade . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70 02.6 Begegnung mit einer Schnapsdrossel .......................... 72 02.7 Drogen nehmen mit Kindern im Haus .......................... 74 02.8 Den Kater vertreiben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 77 02.9 Ein schlechtes Vorbild sein . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80 .................................................... 66 02.10 Mein Freund, das Babyfon . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82 02.11 Organisation ist alles . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 84 02.12 Kein Neid auf Schwule . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87 02.13 Allein zu Hause: Das gönn ich mir 02.14 Frauen unter Frauen ............................... 88 ................................................ 91 02.15 Einem Nacktwanderer in die Augen sehen .................... 92 02.16 Der kleine Unterschied . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94 02.17 Zielen will gelernt sein . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94 02.18 So reden Sie sich das Kinderbassin gesund 02.19 Papi, der Superheld .................. 96 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 97 02.20 Papi, der Angsthase . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 100 03 Der Mann im Bett . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104 03.1 Ein Männerwitz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 106 03.2 Störfaktor Kind 03.3 Warum überhaupt Sex? 03.4 ...................................................... 106 ........................................... 108 Sex nach Plan ....................................................... 108 03.5 Sex und Stress ...................................................... 110 03.6 Die sanfte Penetration . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 110 03.7 Den Orgasmus hinauszögern 03.8 Der dicke Hals . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 111 03.9 So klappts garantiert – oder auch nicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 113 .................................... 03.10 Holen Sie Frau zurück ins Bett .................................. © Beobachter-Buchverlag 2011 Papa steht seinen Mann. Von der Kunst, Vater zu sein und Mannsbild zu bleiben 111 113 03.11 Ein schönes Ritual . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 114 03.12 Liebe an und für sich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 115 ....................... 116 ............................ 118 03.13 Mann. Im Dunkeln. Vor dem Computer 03.14 Lustbringer aus dem Kräutergarten 03.15 Damianalikör, das Liebesrezept . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 122 03.16 Mit fremden Frauen flirten – und den Absprung nicht verpassen ............................ 124 .............................. 127 ............................................ 129 03.17 Kaufen Sie sich neue Unterhosen 03.18 Die richtige Ablenkung 04 Der Mann im Stress . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 132 04.1 Fluchen, aber richtig 04.2 Fluchen, aber schöner . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 136 04.3 Sing mal wieder 04.4 Dein Sohn, das Mädchen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 140 04.5 Nature versus nurture 04.6 Und das sagt der schwule Psychologe 04.7 So behält der Zipfel seine Mütze . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 146 04.8 Die richtige Waffe ziehen 04.9 Ein besserer Vater werden ............................................... ..................................................... ............................................. ........................ ......................................... ....................................... 04.10 Kinder zähmen ohne Zuckerbrot – und ohne Peitsche .... 134 138 141 144 148 149 150 04.11 Erziehung von gestern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 152 04.12 Leben im Schwitzkasten Familie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 159 04.13 Von Sandkastendiktatoren und Erziehungsweicheiern .... 160 04.14 Dem Kind ein Spielzeug ausreden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 162 04.15 Ferien, die diesen Namen verdienen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 163 04.16 Einen Helm mit Fassung tragen – oder eben nicht ......... 166 .............................................. 168 ......................................................... 169 04.17 Ein Sarg voller Leben 04.18 Glück haben 04.19 Wie viel Sieg tut gut? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 170 © Beobachter-Buchverlag 2011 Papa steht seinen Mann. Von der Kunst, Vater zu sein und Mannsbild zu bleiben 04.20 Das macht Frau Eindruck . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 174 04.21 Die Timoschenko-Krone . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 175 .................................. 175 ......................................... 178 04.22 Das perfekte Geschenk für sie 04.23 Die Spielregeln der Liebe 04.24 So beeindruckt man den Schwiegervater . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 181 05 Das Kind im Mann . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 184 05.1 Einen Papierflieger falten, der auch wirklich fliegt 05.2 Eine Baumhütte bauen in einer Stunde 05.3 Eine Seifenkiste bauen, die bremsen kann . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 189 05.4 Aus einem Abfallsack einen Flugdrachen basteln 05.5 Tierstimmen imitieren 05.9 Einen Fisch fangen auf Grund .......... 186 ....................... 188 .......... 192 ............................................. 196 ................................... 05.10 Ein lustiges Comic-Tierchen zeichnen 197 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 200 05.11 Eine Gute-Nacht-Geschichte erfinden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 204 06 Väter im Test 06.1 Bin ich ein guter Vater? 06.2 Ihre Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 208 ........................................... 210 ..................................................... 214 © Beobachter-Buchverlag 2011 Papa steht seinen Mann. Von der Kunst, Vater zu sein und Mannsbild zu bleiben LESEPROBE Vorwort Weder in der Liebe noch in der Erziehung funktionieren allgemeine Rezepte. Und so geht auch kein Mann in seiner Rolle als Ehemann und Vater auf, wenn er sich nur genau an die Backanleitung hält. Und doch sollte er einige Dinge wissen über das Leben in der Familie. Denn Frau liegt das Mamisein im Blut. Mann hat vom Vatersein keinen Plan. Das ist vielleicht sein grösstes Handicap – aber zugleich auch sein grösster Trumpf. Denn das Familienleben ist kein Leben nach Plan. Zu wenig steuerbar sind die Kinder, zu unberechenbar ist der Alltag, und Beziehungen lassen sich nicht einfrieren wie ein schöner Moment auf einem Foto. Wer aber nicht immer nur das Ziel vor Augen hat, kann auch mal die Aussicht geniessen. Wer keinen Plan hat, nimmt das Leben, wie es kommt: pragmatisch, souverän, entspannt. Und notfalls mit Humor. Denn natürlich könnte man hin und wieder auch verzweifeln, ja – so viel Ehrlichkeit muss sein – den Tag verwünschen, an dem man die Frucht seines Leibes nicht wie sonst ins Taschentuch spediert hat. Erstmals vielleicht schon, wenn Ihre hochschwangere Liebste nur noch über Brustwarzenhütchen reden möchte und Sie sich fragen, ob mit Ihnen was nicht stimmt, weil das Thema Brustentzündung Sie so gar nicht interessiert. Oder später, wenn Ihr Sohn Sie erstmals «Arschloch» schimpft – und das vor den Schwiegereltern, die ohnehin an Ihren Erziehungskompetenzen zweifeln. Oder wenn Sie seit langem mal wieder Ausgang hatten und Ihre Kumpels Sie verführten mit ihrem verhängnisvollen «Komm, eines haben wir noch immer genommen!», Sie dann aber genau dieses eine zu viel dreifach büssen, wenn morgens um vier die Kleine schreit und Ihre Bettnachbarin meint: «Du bist dran!» Und Sie wissen: Sie hat recht! © Beobachter-Buchverlag 2011 Papa steht seinen Mann. Von der Kunst, Vater zu sein und Mannsbild zu bleiben Ja, in diesen Momenten könnte Papi zuweilen ins Grübeln kommen. Ein Leser meiner Vater-Kolumnen im Beobachter hat diese einmal als «Anti-Baby-Postillen» bezeichnet. Nach jedem Lesen danke er Gott, dass er kinderlos geblieben sei. Ich sehe das anders. Für dieses Buch habe ich die letzten sieben Jahre mit meiner Frau und meinen Kindern Revue passieren lassen. Niedergeschrieben, was mich bewegt und gerührt hat. Aber auch, was Männer (und ihre Frauen) ehrlicherweise wissen sollten über das Leben im Schwitzkasten Familie. Dinge, die ihnen sonst vermutlich niemand verraten wird. Und ich kann sagen: Wer das alles erlebt hat, kann überhaupt nichts verpasst haben. Vielleicht ist Heiraten und Kinderkriegen tatsächlich ein mächtiger Tritt in den Tabernakel der Männlichkeit. Entscheidend ist, dass Papi trotzdem lacht. In diesem Sinne: Viel Spass beim Lesen! Zürich, im April 2011 Sven Broder © Beobachter-Buchverlag 2011 Papa steht seinen Mann. Von der Kunst, Vater zu sein und Mannsbild zu bleiben LESEPROBE 01.11 Der Muttermund lügt nicht Im Schnitt dauert eine Geburt bei Erstgebärenden rund 13 Stunden – und alles läuft nach Plan. Aber im Schnitt heissen Sie auch Stefan Müller, lügen mindestens zweimal täglich, wohnen in der Agglomeration in einer Viereinhalbzimmerwohnung mit Frau und zwei Kindern, haben eine Wohnwand aus naturbelassenem Buchenholz und einen silberfarbenen Fernseher mit DVD-Player; davor steht ein Mikrofasersofa in heiterem Hellblau. Sie schlagen Ihre Kinder nicht, sondern erteilen in den 26 Stunden pro Woche, in denen Sie sie sehen, allenfalls Fernsehverbot. Sie waschen sich die Hände nach dem Pinkeln. Und Sie haben mit Ihrer Frau zweimal 19 Minuten Sex pro Woche, oder am Stück einen Tag und eine ganze Nacht im Jahr. Stellungen kennen Sie drei bis fünf, in denen Sie regelmässig zum Höhepunkt kommen, sie leider nicht. Soweit die einschlägigen Studien und Statistiken. Und da dauert die erste Geburt im Schnitt eben diese 13 Stunden. Wenn Herr Müller seine Frau Müller im Taxi ins Spital fährt, wird ihr Muttermund zweieinhalb Zentimeter weit geöffnet sein, die Wehen kommen in regelmässigen Abständen, zirka alle zehn Minuten. Jede Stunde weitet sich der Muttermund um einen zusätzlichen Zentimeter. Vollständig offen ist er mit zehn Zentimetern – richtig schmerzhaft sind die letzten fünf. So will es die Faustregel. Ist der Muttermund vollständig geöffnet, beginnt bei Frau Müller, die übrigens Nicole heisst und in der Küche alle Arbeitsflächen mindestens einmal täglich reinigt, wenn sie nicht gerade anderweitig beschäftigt ist, die Austreibungsphase. Bis zur eigentlichen Geburt kann es noch © Beobachter-Buchverlag 2011 Papa steht seinen Mann. Von der Kunst, Vater zu sein und Mannsbild zu bleiben 20 Minuten dauern, aber auch noch zwei Stunden. Die Wehen sind jetzt richtig fies, kommen alle zwei bis vier Minuten und dauern 60 bis 90 Sekunden an. Dann endlich: Der Kopf kommt, dann die Schultern, dann gleitet Herr und Frau Müllers Baby sanft aus dem Geburtskanal und in die Hände des behandelnden Arztes. 15 Minuten später treten die Nachwehen ein und Frau Müller «gebärt» die Nachgeburt. Das Baby von Stefan und Nicole Müller heisst Luca, weil zu Stefan und Nicoles Zeiten alle männlichen Babys Luca heissen – okay, nicht alle, aber alle ein wenig … natürlich im Schnitt! Heissen Sie nun zufälligerweise Stefan Müller und Ihre Frau Nicole, dann wissen Sie jetzt, wie die Geburt ablaufen wird. Heissen Sie nicht Stefan Müller, dann wünsche ich Ihnen viel Glück. Und: Lassen Sie sich überraschen. Denn erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt. © Beobachter-Buchverlag 2011 Papa steht seinen Mann. Von der Kunst, Vater zu sein und Mannsbild zu bleiben LESEPROBE 02.10 Mein Freund, das Babyfon Was für Hunde die 10-Meter-Auslaufleine, ist für Eltern das Babyfon: ein Stück Freiheit, das uns erlaubt, mal kurz an der nächsten Hausecke zu schnüffeln. Es gibt wenige Gadgets, deren Erwerb ich allen werdenden Eltern wärmstens ans Herz lege; das Babyfon ist eins davon. Angeboten werden heutzutage die unterschiedlichsten Modelle. Es gibt die billigen, meist analogen, die einfach Alarm schlagen, wenn das Kind weint. Und dann gibt es Luxusausführungen mit Videoüberwachung, Bewegungsmeldern und sogar solche mit unterlegbaren Matten, welche die Atmung des Kindes kontrollieren sollen. Meiner Meinung nach sind die meisten dieser Zusatzfunktionen entweder gänzlich unnütz oder völlig unpraktikabel und dienen letztlich einzig und allein der Beruhigung der von Gewissensbissen geplagten Eltern. In Sachen Übertragungsqualität – und das ist ja wohl das einzig Entscheidende – bieten heutzutage nämlich so ziemlich alle Modelle eine akzeptable Qualität. Wer Genaueres wissen will, informiert sich am besten im Fachgeschäft oder liest sich durch die unzähligen (privaten) Testberichte im Internet. Gleichwohl gilt: Erwarten Sie auch vom Babyfon nicht mehr, als es zu leisten imstande ist. Um zurückzukehren zum eingangs erwähnten Hunde-Bild: Wir hatten mal einen Dackel, Strolchi. Ein liebenswürdiger, aber einfältiger Hund, der nicht einsehen wollte, dass jede Leine, wie lang sie auch sei, ein Ende hat. Egal, was wir taten, ob wir «Stopp!» riefen, die Hände verwarfen oder Böses ahnend die Augen schlossen, Strolchi selig rannte auf uns zu, wenn er uns erblickte, närrisch vor Freude – und zurrrr! wurde er schmerzhaft an sein beschränktes Dasein erinnert. Er lernte es nie. Und so bietet denn eben auch das Babyfon nur sehr beschränkt freien Auslauf – und zurrt uns zuweilen fies zurück in die Realität. © Beobachter-Buchverlag 2011 Papa steht seinen Mann. Von der Kunst, Vater zu sein und Mannsbild zu bleiben Aber – so viel sei Ihnen versichert – wenn etwas schiefläuft bei der Kinderbetreuung, liegt das Versagen meist beim Menschen, nicht in der Technik. Meine Frau hatte mal einen geschäftlichen Pflichttermin, ich meinen obligaten Männerabend. Als die Kinder schliefen, übergaben wir den Nachbarn im zweiten Stock unser Babyfon und gingen aus. Die Freunde vom vierten Stock waren am gleichen Abend ebenfalls auswärts, ihr Babyfon stand bei den Nachbarn im ersten Stock. Für unser Haus war es also quasi die logistische Meisterprüfung in familienübergreifender Kinderbetreuung – und diese endete im Fiasko. Es könnte sein, dass sich meine Frau zuvor beim einstündigen Schönheitsprogramm das Gehirn aus den Ohren geföhnt hatte. Vielleicht hatte sie beim fünften Outfitwechsel auch schlicht den Kopf im Schrank vergessen. Jedenfalls sollte sich herausstellen, dass sie bei der Babyfon-Übergabe versehentlich Sender und Empfänger vertauscht hatte. Der Zufall wollte es, dass die Nachbarin im zweiten Stock ausgerechnet ihren Astroabend hatte, der nun per Liveschaltung ins Kinderzimmer übertragen wurde. Wenn mein Sohn nur ein bisschen was von mir geerbt hat, ist er spätestens beim Thema Aszendent schweissgebadet aus dem Schlaf hochgeschreckt. Seine Schwester habe plötzlich so komisches Zeugs geplappert, meinte er tags darauf als Erklärung für seinen nächtlichen Spaziergang. Die logistische Meisterprüfung in familienübergreifender Kinderbetreuung in unserem Haus endete im Fiasko. © Beobachter-Buchverlag 2011 Papa steht seinen Mann. Von der Kunst, Vater zu sein und Mannsbild zu bleiben Weil Mama und Papa nicht zu Hause waren, war unser Sohn nämlich – so haben wir ihm das beigebracht – in den vierten Stock gerannt, wo sein Götti zu finden ist. Gewöhnlich. Doch dort war an jenem Abend eben auch niemand ausser Klein Leo und das andere Babyfon, das nun den Hilferuf meines Sohnes in den ersten Stock übermittelte. Dort dachte die schichthabende Nachbarin, als sie über Funk «eine Frauenstimme» hörte, das Pärchen vom vierten Stock sei zurückgekehrt, und schaltete das Babyfon routinemässig ab. Sohn, unterdessen ziemlich aus der Fassung, rannte zurück ins Treppenhaus, allerdings nicht ohne zuerst noch Leo aus dem Schlaf zu reissen. Es dauerte eine ganze Weile, bis die Astro-Damen vom zweiten Stock aus ihrem Kaffeesatz lasen, dass gerade ein Kind im Flur verzweifelte – und noch etwas länger, bis auch der Hilferuf vom funktechnisch abgenabelten Leo in die niedereren Gefilde drang. © Beobachter-Buchverlag 2011 Papa steht seinen Mann. Von der Kunst, Vater zu sein und Mannsbild zu bleiben LESEPROBE 02.16 Der kleine Unterschied Frauen bringen ihren Söhnen bei, nach dem Pinkeln die Hände zu waschen. Männer bringen ihren Söhnen bei, sich beim Pinkeln nicht über die Hände zu pinkeln. Doch … 02.17 … Zielen will gelernt sein Ich stand mit offener Hose am Pissoir und wollte gerade Ziel nehmen, da entdeckte ich auf der Stirnseite des Pinkelbeckens diesen verlockenden Aufkleber eines Pharmaunternehmens; darauf eine senkrechte Skala von grün «plus» abwärts nach rot «minus». Der Sinn und Zweck des mit «Prostata-Test» überschriebenen Stickers war auf Anhieb zu verstehen: Richten Sie den Strahl auf die Skala; reicht die Manneskraft bis in den grünen Bereich, ist alles okay, wenn nicht, sind Sie ein Fall für den Urologen. Nun kann man sich darüber beklagen, dass Pharmaunternehmen ihre Marketingoffensiven mittlerweile bis auf die Männertoiletten vorantreiben. Anderseits muss man gestehen, dass diese Urinalsticker ein echter Hingucker sind – und veritable Pinkelmagneten. Ob Smiley, Fliege, Bush-Konterfei oder eben Prostata-Test, Männer betrachten diese Aufkleber als biologische Herausforderung und pinkeln dosiert und zielgerichtet. Öffentliche Toiletten bleiben dank diesen Aufklebern länger sauber, hat mir ein Barbetreiber bestätigt. Anbieter sprechen gar von bis zu 85 Prozent mehr Hygiene. Im Gegensatz dazu ist der noch heute weit verbreitete Seifenblock im Urinal ein Schuss in den Ofen beziehungsweise ans Ho- © Beobachter-Buchverlag 2011 Papa steht seinen Mann. Von der Kunst, Vater zu sein und Mannsbild zu bleiben senbein. Dieser mag zwar für einen stets frischen Duft in der Pinkelecke sorgen, weil jedoch Mann um Mann seinem natürlichen Trieb folgend stets ins gleiche Loch zielt, wird dieses alsbald zu einer ekligen Urin-Schleuder – je tiefer ausgespült, desto höher die Fontäne. Aber zurück in die heimischen Gefilde. Was für öffentliche Toiletten gut ist, kann für private nicht schlecht sein, dachte ich nach jenem Prostata-Test, den ich übrigens erfolgreich bestanden hatte. Zudem hatte mein Sohn im Winter gerade gelernt – und hier verabschiedet sich der Mann vom Affen –, seinen Namen in den Schnee zu pinkeln. Und obwohl sein Name nur drei Buchstaben hat, passt er nicht in die Schüssel. Also kaufte ich einen kleinen Fisch-Sticker und klebte diesen in die Mitte der Heimtoilette – schliesslich wollte ich meinem Sohn die Freude des Stehendpinkelns nicht a priori verbieten, sondern es als seltenes männliches Highlight positionieren. Und siehe da: Die Rechnung ging auf. Gewöhnlich sitzt mein Sohn artig ab; denn eine in den Schnee gepinkelte Liebeserklärung hat vielleicht noch vor 100 Jahren eine Frau berührt, heute bringt ein Stehpinkler sie damit nur noch auf die Palme. Aber: Wenn mein Sohn mal Lust darauf verspürt, heimlich, wenn niemand zuschaut (und das wird er, garantiert!), fokussiert er artig den gelben Fisch – und trifft ins Schwarze! Mein Sohn hatte im Winter gerade gelernt – und hier verabschiedet sich der Mann vom Affen –, seinen Namen in den Schnee zu pinkeln. © Beobachter-Buchverlag 2011 Papa steht seinen Mann. Von der Kunst, Vater zu sein und Mannsbild zu bleiben LESEPROBE 03.3 Warum überhaupt Sex? Sex ist eine Verbindungsfläche, nicht nur körperlich, sondern auch emotional. Sex ist eine wundervolle Art der Begegnung, Quell von Freude, Lust und Erfüllung. Sex ist eine Ressource, die jedes Paar nutzen sollte. Sex ist ein Feuerwerk an Glückshormonen. Entsprechend aktiv und bewusst sollte man den Sex pflegen. Sex ist wie ein Muskel: Wenn er nicht gebraucht wird, verkümmert er. Heute Sex zu haben ist der beste Weg, auch morgen, nächste Woche und im nächsten Jahr Sex zu haben. Wer immer nur auf den idealen Moment wartet, wartet oft vergebens. Oder ist er dann endlich da, der Sex, wird der Akt zum Riesenereignis, Mann und Frau sind entsprechend nervös und angespannt, und jedes Missgeschick wird zum Desaster. Soweit die Theorie … 03.4 Sex nach Plan Sehr oft haben Paare keinen Sex mehr – nicht weil sie zerstritten wären oder die Lust fehlt, sondern weil sie schlicht keine Zeit mehr dafür haben. Nach einem Tag im Büro sinken sie erschöpft ins Bett. Und wenn ausnahmsweise nicht, stören die Kinder. Doch ist das System einmal eingeschlafen, ist es nur schwer wieder in Gang zu bringen – es sei denn, man geht fremd. Und was das bedeutet, wissen Sie. Deshalb die Aufforderung von Sexualtherapeuten: Planen Sie den Sex ein. Nun klingt Sex nach Stundenplan ziemlich unromantisch. Doch erstens kommt der Appetit bekanntlich auch mal beim Essen. Und © Beobachter-Buchverlag 2011 Papa steht seinen Mann. Von der Kunst, Vater zu sein und Mannsbild zu bleiben zweitens kann man den eingeplanten Sex genauso variantenreich und spielerisch gestalten wie spontanen Sex. Meiner Meinung nach ist das Problem eher praktischer Natur. Denn wie und wann plant man den Sex ein? Schreibt man sich das verklausuliert in die Familienagenda? Und wenn ja, wie oft? Einmal wöchentlich? Zweimal wöchentlich? Täglich? Beziehungsintern liegt die Meinung, wie oft oft genug ist, ja oft genug weit auseinander. Guy Bodenmann, ein renommierter Paartherapeut und Professor für Psychologe an der Uni Zürich, meinte auf eine entsprechende Rückfrage: «Ich kenne ein Paar, das eine Kerze anzündet, wenn einer von beiden Lust hat.» Klingt süss, aber ist das wirklich der Weisheit letzter Schluss? So ein Flämmchen im Wohnzimmer, wenn sie müde von der Arbeit kommt, ist in etwa so effektvoll wie ein Warnschuss auf Hasenjagd. Zudem könnte es gerade zur Adventszeit zum einen oder anderen Missverständnis kommen. Und da so oder so ständig ich zum Feuerzeug greifen würde, schlug meine Frau stattdessen vor, über dem Bett eine Art Ampelsystem einzurichten. Rot = Hände weg. Gelb = Gib dir Mühe. Grün = Auf! Ich fand die Idee anfangs nicht so schlecht. Vielleicht hätte sie sogar funktioniert. Letztlich war ich dennoch dagegen. Denn was anderes hiesse das als: Sie in der Verkehrsleitzentrale, ich im Stau … © Beobachter-Buchverlag 2011 Papa steht seinen Mann. Von der Kunst, Vater zu sein und Mannsbild zu bleiben LESEPROBE 04.8 Die richtige Waffe ziehen Ein Glücks-Chäferli. Ein Langhals-Dinosaurier. Ein KartonkistenRoboter. Ein Seeräuber. Der möglichen Fasnachtsverkleidungen sind viele. Aber nein, mein Sohn wollte unbedingt ein Cowboy sein. Und peng! – schon war sie da, die innerfamiliäre Waffendiskussion. Als Eltern hat man ja ständig die Sorge, beim Kind würde tiefenpsychologisch irgendetwas aus den Fugen geraten, wenn es zu früh mit diesen Höllendingern herumspielt. Waffen: ein heisses Eisen. Eine «Chäpslipistole» mit Knalleffekt und Schwarzpulverdampf kam folglich nicht in Frage – noch nicht. Also einigten wir uns auf eine rote Wasserpistole. Mein Sohn war davon wenig begeistert. Wenn ich mich recht erinnere, war «babylig» das Adjektiv, das ihm dazu spontan in den Sinn kam. Zumal die Wasserpistole witterungsbedingt nur warme Luft produzierte. Kein Wasser, kein Peng, kein Garnichts; um dem Babyspielzeug trotzdem etwas Gefährliches, etwas Provozierendes zu geben, begann er, bewegte Objekte ins Visier zu nehmen. Er zielte auf vorbeifahrende Autos, Hunde – und leider auch auf Menschen. Peng! «Man zielt nicht auf Leute!», sagte ich. «Ziel doch auf Verkehrsschilder.» Er verdrehte nur die Augen. Zum Glück gabs da noch dieses «Star Wars»-Laserschwert, das er von einem Kindergarten-Gspänli ausgeliehen hatte. Das machte wenigstens «wusch-sch!», wenn man es hin- und herbewegte. Doch auch dieser Effekt hatte seinen Reiz schnell verspielt. Und so begann mein Sohn, mit dem Ding auf andere Kinder einzuprügeln. Nicht hart, aber doch so, dass das Schwert nach dem dritten «Missbrauch» in der Tasche verschwand. Seine Laune war im Keller. Im Nachhinein irgendwie verständlich. Zumal er mich am andern Morgen erwisch- © Beobachter-Buchverlag 2011 Papa steht seinen Mann. Von der Kunst, Vater zu sein und Mannsbild zu bleiben te, als ich das gleiche Schwert an Mamis Hintern ausprobierte. Nur zum Spass. Er heulte auf: «Du darfst, ich nicht!» Ich grummelte in «Darth Vader»-Manier ins Frühstücksei: «Ich – bin – dein – Vater.» 04.9 Ein besserer Vater werden Sich hochrappeln. Aufraffen. Rotznasen putzen. Schmusen. Trösten. Singen. Händchen halten. Dreckmäuler putzen. Hintern wischen. Sand aus den Sandalen klopfen. Seifenblasen blasen. Geschenke machen. Waschen. Zäpfchen geben. Den Bauch streicheln. Kuscheln. Streiten. Schimpfen. Sich versöhnen. Mal streng sein. Mal viel zu nett sein. Klettern. Herumtragen. Brote schmieren. Holzsplitter entfernen. Milchreis kochen. Den Clown machen. Antworten. Insekten studieren. Ins Tor stehen. Loben. Tadeln. Einkaufen. Angepinkelt werden. Sich angepisst fühlen. Zuhören. Streit schlichten. Klettern. Zum Arzt rennen. Ein Auge zudrücken. Frisieren. Eincremen. Basteln. Schuhe binden. Wickeln. Mut machen. Rutschen. Kochen. Antworten auf unsinnige Fragen. Sich entschuldigen. Hochwerfen. Auffangen. Verabschieden. Löcher buddeln. Vermissen. Zähne putzen. Elternabende besuchen. Kitzeln. Kritzeln. Fussel aus dem Bauchnabel popeln. Bananen stampfen. Vorbild sein. Verzeihen. Kneten. Verantwortung übernehmen. Hexensuppe kosten. Kalte Füsse rubbeln. Herzen. Sich nerven. Grenzen setzen. Stolz sein. In die Arme nehmen. Nett sein. Geduld haben. Und das alles nicht zu knapp … Wer ein guter Vater sein möchte, hat viel zu tun. Aber er kann nicht sagen, es wäre besonders schwer. Die Kinder sagen einem ja, © Beobachter-Buchverlag 2011 Papa steht seinen Mann. Von der Kunst, Vater zu sein und Mannsbild zu bleiben was sie wollen. Und das Herz, was sie brauchen. Ein schlechter Vater ist, wer sich nicht darauf einlässt, weil er ständig Besseres und Wichtigeres zu tun hat. Das ganze Buch lesen? Jetzt bestellen unter http://www.beobachter.ch/buchshop © Beobachter-Buchverlag 2011 Papa steht seinen Mann. 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