Nicht nur Fans der Death Metal-Kombo SIX FEET UNDER dürfte das

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Nicht nur Fans der Death Metal-Kombo SIX FEET UNDER dürfte das
Nicht nur Fans der Death Metal-Kombo SIX FEET UNDER dürfte das fantastische Artwork des neuen Box-Sets A DECADE IN THE GRAVE und der
letzten Scheibe 13 aufgefallen sein. Die finsteren Kunstwerke entstammen dem Geiste des in Leverkusen ansässigen Künstlers A. M. KARA
NITANT, der unter dem treffenden Namen DARKMOUTH firmiert. VIRUS traf MERAN zum Interview und befragte ihn zu seinen Werken.
Virus: Hallo Meran. Die Gestaltung von Plattencovern amerikanischer Bands
war bisher immer eine Domäne amerikanischer Künstler. Wie kamst du zu
der Ehre, für Bands wie SIX FEET UNDER, FRONTLINE ASSEMBLY oder MY
DARKEST HATE das Artwork beizusteuern?
A.M.: Mein erster Kontakt mit Bands war bei einem Label, wo ich als freier
Grafiker gearbeitet und diverse Cover gestaltet habe. Mein erstes Cover
aber, welches meine jetzige Arbeit widerspiegelt, war das Album von
FRONTLINE ASSEMBLY. Das kam sehr gut an und langsam baute sich ein
kleiner Kreis von Leuten auf, der meine Arbeit mochte. So richtig los ging es
mit den Schwergewichten aber erst, als meine eigene Homepage
www.darkmouth.com Anfang 2004 online ging. Seitdem steigen die
Anfragen und Kontakte zu Bands stetig. CHRIS BARNES von SIX FEET
UNDER, der mittlerweile auch ein guter Freund geworden ist, hat einen
Link von meinen Artworks gesehen und mich angeschrieben, ob ich nicht
Lust hätte, ein T-Shirt zu gestalten. Da ich ein langjähriger SFU Fan bin, war
der thematische Einstieg kein so großes Problem für mich und in einer sehr
kurzen Zeit hatte ich mehrere Ansätze fertig. Das muss einen guten
Eindruck gemacht haben, und er hat mir sofort das Angebot unterbreitet,
bei Interesse das neue Album „13“ zu gestalten. Direkt danach habe ich mit
der Arbeit zu der Jubiläums Box angefangen und jetzt im Moment sitze ich
gerade an der neuen Website.
Virus: Erzähl uns etwas zu deinem Werdegang als Künstler. Seit wann
beschäftigst du dich mit Design?
A.M.: Angefangen hat das Ganze im Kindesalter mit meiner Vorliebe für
Comics. Da meine Eltern Comics gegenüber sehr aufgeschlossen waren,
habe ich fast alles gelesen und durchgeblättert, was illustrierte Bilder
beinhaltet hat. Zuerst deutschsprachige Comics, dann englische und französische und im Moment eigentlich alles, für mich Interessante aus der
gesamten Welt. Ich hatte das Glück, mit diesen bunten Einflüssen aufzuwachsen. Nach und nach kristallisierte sich eine geschmackliche Richtung
heraus und die ging langsam in die härtere und anspruchsvollere Ecke der
40 VIRUS
Comics (so haben sich bei mir fast 6000 Comichefte angesammelt). Mein
Traum, mit Comics Geld in Deutschland zu verdienen, erlosch sehr schnell
und ich entschloss mich, nach dem Abitur Grafik Design zu studieren. Auch
hier wurde meine Erwartung, künstlerisch wertvolle Dinge zu gestalten,
sofort gebremst. Nach dem Grafik Diplom gab es zwei Möglichkeiten für
mich – entweder unglücklich wie ein Zombie in der Werbung zu arbeiten
oder glücklich das zu machen, worauf ich Lust habe!
Virus: Wie entstehen deine Bilder? Erläutere uns die einzelnen Schritte, vielleicht am Beispiel von einem deiner bisher eindrucksvollsten Werke, dem
Artwork zum SIX FEET UNDER-Boxset.
A.M.: Zuerst einmal versuche ich durch den Inhalt der zu gestaltenden CD
die mögliche grafische Idee zu finden. Im Falle des SFU-Boxsets war es der
Titel, der mich inspiriert hat. Wenn die Idee dann steht, geht es um die
grobe Darstellung – das passiert fast immer auf dem Papier. Das mache ich
solange, bis ich alles Relevante an der passenden Stelle habe, wie in meiner Vorstellung. Dies scanne ich ein und sende es dem Künstler zu. Nach
Absprache und Freigabe der Skizzen setze ich mich an die endgültige
Umsetzung. Alle Details, die ich für das Bild benötige, zeichne, fotografiere oder scanne ich ein. Die Umsetzung und Fertigstellung passiert am
Rechner. Das Ganze dauert zwischen einer und zwei Wochen. Die SFU-Box
hat fast vier Wochen in Anspruch genommen, weil ich bis heute nichts in
der Aufwendigkeit gemacht habe.
Virus: Lass uns über deine Cover-Artworks sprechen. In wie weit hast du freie
Hand, was die Gestaltung betrifft? Gibt es Vorgaben von den Bands bzw.
Labels und von was lässt du dich bei der Gestaltung inspirieren?
A.M.: Von der Labelseite aus gibt es fast keine Beschränkungen beim Artwork. Anders dagegen sind die Künstler, die haben ihre Visionen und wollen sie optimal umgesetzt bekommen. Es kommt aber auch oft vor, dass
man ein paar Fragmente bekommt und muss daraus dann was erschaffen.
Inspiration ist fast immer die jeweilige Musik der Band oder deren Inhalt,
sprich Texte. Ein Gespräch mit dem Künstler ergibt allerdings fast immer
eine sehr gute Idee.
Virus: Welche Künstler haben dich in deinem Schaffen inspiriert? Ich vermute, dass der SANDMAN-Illustrator DAVE McKEAN großen Einfluss auf dich
hatte, oder?
A.M.: Ja, das stimmt. Wie fast für alle Künstler in meinem Genre ist DAVE
McKEAN einer meiner Einflüsse. Ich liebe seine Arbeiten, aber im
Besonderen liebe ich seine Comics. Auch bewundere ich H.R.GIGER, BILL
SIENKIEWICZ, SIMON BISLEY, MIKE MIGNOLA, RICHARD CORBEN und
natürlich viele junge kreative Künstler, welche auch gleichzeitig mich wieder beeinflussen. Aber einen viel größeren und entscheidenderen Einfluss
auf meine jetzige Arbeit hatten zwei Dadaisten, KLAUS STAECK und KURT
SCHWITTERS – geniale Künstler zu ihrer Zeit! Die Mittel und die Art des
Vorgehens ist bei ihnen und bei meinen Bildern dieselbe, nur das Resultat
ist ein anderes.
Virus: Hast du je daran gedacht, einen Horror-Comic oder einen Bildband zu
gestalten?
A.M.: Zwei Wünsche von mir – beides wird es geben! Ich bin gerade in der
Vorbereitungsphase für beide Projekte. Das Comic wird wahrscheinlich
früher fertig und veröffentlich werden. Das kann aber noch dauern, weil ich
gerade noch mit einem Autor die Richtung kläre. Zudem habe ich zu einem
amerikanischen Zeichnerkollegen Kontakt, der vielleicht sein Talent beisteuert. Mal sehen, ob alle Hürden genommen werden können und wir mit
der Arbeit anfangen können. Ich habe noch so viele Bilder in meinem Kopf,
die ich gerne mitteilen würde. Der Bildband dagegen wird sich hauptsächlich mit meinen Bildern beschäftigen. Es werden ausgewählte und extra
für diesen Bildband angefertigte Bilder veröffentlicht. Hierzu suche ich
noch einen Verlag als Partner.
Virus: Du hast unter anderem auch unsere VIRUS-Banner designed, die beim
WEEKEND OF HORRORS ein echter Blickfang waren und viel Lob geerntet
haben. Werden deine Werke auch bald auf Postern oder T-Shirts zu haben sein?
A.M.: Die VIRUS-Banner waren ein kleines Dankeschön an euer Magazin,
welches in dieser Art in Deutschland gefehlt hat. Es war für mich kein lan-
ges Überlegen, ob ich das Heft unterstütze oder nicht! In absehbarer Zeit
wird es Merchandise von darkmouth.com geben. Da ich darkmouth.com
hauptberuflich bestreite, liegt viel Arbeit an, die langsam abgearbeitet werden muss. Man will ja auch eine bestimmte Qualität liefern und beibehalten. Aus diesem Grund entsteht im Moment alles noch sehr langsam.
Wahrscheinlich wird es zuerst ein T-Shirt-Motiv mit dem www.darkmouth.com-Opener als Startmotiv geben und dann folgen von meinen
Bildern einzelne T-Shirts. Zudem wird es auch Poster in verschiedenen
Größen geben. In Planung sind auch Postkarten und Aufkleber Sets. Lasst
euch überraschen und wer jetzt schon Interesse hat, kann sich weitere
Infos auf meiner Seite einholen.
Virus: Deine Bilder spiegeln dein Faible für düstere und unheimliche
Darstellungen wieder. Gibt es Filme, die dir aufgrund ihrer Optik und Bilder
besonders gut gefallen?
A.M.: Die gibt es auf jeden Fall und ich bin ein sehr großer Fan von japanischen Filmen. Die erste Bekanntschaft auf diesem Weg habe ich vor Jahren
mit TETSUO: THE IRON MAN gemacht. Der Film, die Umsetzung, die Bildsprache, die Thematik haben mich umgehauen. Das war ich bis dahin nicht
gewohnt. Danach folgten die ganzen TAKASHI MIIKE-Filme und diverse
andere asiatische Filme. Des Weiteren finde ich SIEBEN sehr gelungen,
wegen der nicht sichtbaren Gewaltdarstellungen. Von der Optik und den
Bildern her fällt mir sofort der französische Film VIDOQ ein.
Virus: Welche Projekte wird man in Zukunft von DARKMOUTH erwarten können? Bleibt es bei Cover-Artworks oder dürfen wir uns auch auf andere
Medien freuen?
A.M.: Ich werde weiterhin neue Artworks für meine Gallery produzieren.
Dann stehen einige neue CD Artworks an, zudem werde ich einige
Buchcover gestalten. Weiterhin plane ich eine Ausstellung auf die Beine zu
bekommen, vielleicht auch mit anderen Künstlern zusammen. Das wäre
eine Riesensache. Sonst bin ich eigentlich für alles offen …
Weitere Infos zu Merans
www.darkmouth.com.
DARKMOUTH
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VIRUS 41